November 2014
Transcription
November 2014
Erfahrungsbericht Internship Dermatologie im Dhulikhel Hospital in Nepal Kaum aus dem Flughafen raus hat mich dieses bunte Land in Beschlag genommen, Menschen wohin man schaut und ein wildes Verkehrschaos. Zum Glück wurde mir ein Wagen geschickt so dass ich nach dem anstrengenden Flug nicht gleich handeln musste um nicht von den Taxifahrern übers Ohr gehauen zu werden. Dhulikhel liegt etwa 30km östlich von und einige Höhenmeter höher. Auf dem Weg dorthin konnte ich schon die ersten Eindrücke sammeln und muss sagen es gefiel mir vom ersten Moment. Nepal ist anders, nicht nur, dass sie links fahren, die Fahne die einzige der Welt ist die aus Dreiecken besteht, die Zeitverschiebung 4:45 Stunden beträgt und die Steckdosen eine verwirrende Ansammlung von Löchern sind in die kein Stecker der Welt so richtig passt, aber doch alle irgendwie. Nepal ist anders, da wird einem im Bus kurzerhand ein Säugling in den Arm gedrückt weil die Mutter an ihr Handy gehen will oder auf die Bank, die für mitteleuropäische Körperproportionen schon für zwei recht eng ist, quetscht sich eine dritte Person ohne auch nur kurz innezuhalten. Manchmal wirken Nepali in dieser sehr freien Art unfreundlich, doch ist dies in keiner Hinsicht der Fall. Nepali tun einfach was getan werden muss, da hilft es nicht lange Rumzudruksen wenn man wo durch muss, so kommt es, dass Nepali unsere Höflichkeit zuweilen als schüchtern oder verklemmt wahrnehmen. Das Guesthouse vom Dhulikhel Hospital, in dem die ausländischen Mitarbeiter des Krankenhaus untergebracht sind liegt etwas abseits und höher, so dass man morgens meist einen schönen Blick auf das noch von Wolken verhangenen Dhulikhel hat. Die Arbeitszeiten im Krankenhaus sind von Sonntag bis Freitag, also ging es direkt am Tag nach meiner Ankunft los. In der MorningConverence treffen sich jeden Morgen alle Ärzte des Krankenhauses, so dass man einen guten Überblick über alle Abteilungen des Krankenhauses bekommt. Ich hatte mich für Dermatologie gemeldet, was sich als wirklicher Glücksfall heraus stellte. Die Dermatologie ist relativ klein. Es gibt lediglich drei Ärzte, vier Krankenschwestern und einen Intern, so dass ich schon am ersten Tag alle kennenlernen konnte und mich in den Abteilungsalltag einfinden konnte. Normalerweise startet der Arbeitstag in der Ambulanz, dort werden Patienten von den drei Ärzten im Akkord gesehen. Es ist nicht selten, dass in dem einem Raum 10 Patienten mehr oder weniger gleichzeitig untersucht werden. Die Dermatologie hatte in diesem Trubel für mich den Vorteil, dass ich sehr viele Fälle sehen konnte und meist, sogar ohne Übersetzung der Anamnese, mit diagnostizieren konnte. Während ich in der inneren Medizin meist auf die Übersetzung der Anamnese hätte warten müssen, konnte ich hier sogar eigene Patienten sehen. Desweiteren wurden an verschiedenen Tagen verschiedene Behandlungen angeboten, die aber meist von den Schwestern durchgeführt wurden. Zu den durchgeführten Behandlungen gehörten, Phototherapie, Kryotherapie, unterspritzen von verschiedensten Autoimmunerscheinungen, kleinere chirugische eingriffe und Laserbehandlungen. Gegen Mittag drehten die Ärzte dann eine Runde durch die Stationen um stationäre Patienten zu visitieren sowie Konsile abzuarbeiten. Grundsätzlich fanden die ärztlichen Besprechungen in englisch statt, da es, wie mir erklärt wurde, für die allermeisten medizinischen Begriffe einfach kein nepalesisches Wort gibt. Das führte dazu, dass am Patientenbett häufig lange Diskussionen auf englisch geführt wurden die der Patient nicht verstehen konnte. Außerdem fand auf den Stationen häufig Studentenunterricht statt, währenddessen sich die Patienten oft 20 oder 30 Studenten und Ärzten gegenüber sahen die eifrig untersuchten, diskutierten und dann weiter zogen. In aller Regel ist das Englisch der nepalesischen Ärzte sehr gut, allerdings haben die meisten einen dem indischen sehr nahen und zum teil sehr ausgeprägten Akzent der es dann doch recht schwer macht sie zu verstehen. Das nicht nur wir Ausländer da zum Teil Probleme hatten konnte ich während einer Prüfung auf der Station der Internal Medicine mitbekommen. Es standen 15 Studenten um ein Patientenbett während der Prüfling den Patienten untersuchte und Fragen und Anweisungen vom Chef des Deparments bekam. Als er im Laufe der Untersuchung nicht mehr weiter wusste bekam er die Anweisung „Check the Balls“. Man konnte deutlich erkennen wie der Prüfling fieberhaft nach dem urologischen Zusammenhang dieses eigentlich kardialen Falls suchte. Während der Prüfer, nun energischer wiederholte „Check the Balls“ wurden auch alle umstehenden Studenten nervös. Als der Prüfling drauf und dran war den Patienten zu bitten die Hose herunter zu lassen kam einem der Mitstudenten die rettende Idee und er flüsterte dem Prüfling „Check the Puls“ zu. Dieser Vorfall sorgte die nächsten Wochen für Heiterkeit unter den Studenten und Ärzten des Krankenhauses. Das Dhulikhel Hospital betreibt mehrere Outreachs (Gesundheitsstationen) in ländlichen und abgelegenen Regionen Nepals. Schon die Fahrt in den Krankenhaus eigenen Geländewagen stellt ein kleines Abenteuer da. Es geht über zum Teil während der Monsunzeit weggespülte Straßen, durch Flüsse und durch kleine Dörfer. Auffällig ist, dass die Menschen in den kleinen Dörfern noch viel freundlicher und offener sind als die „Städter“, hier wird man sofort umringt und eingeladen die Häuser und Höfe zu besuchen. Die Zeit in Nepal war für mich sehr lehrreich. Ich habe viele Krankheitsbilder gesehen die man hier nicht oder nur in viel weniger ausgeprägter Form sieht, darüber hinaus haben mich die nepalesischen Ärzte beeindruckt, die in der Regel über ein enormes Fachwissen verfügen und sehr häufig Diagnosen ohne aufwendige Diagnostik stellen können. Ich habe in der kurzen Zeit sehr viele Menschen kennengelernt und gute Freunde gefunden. Es gibt einen Spruch über Nepal der definitiv auch für mich zutrifft: Das erste mal kommt man nach Nepal wegen den Bergen (in meinem Fall das Krankenhaus), das zweite mal wegen den Menschen. Ich bin den Menschen die ich getroffen habe sehr dankbar und werde mit Sicherheit nicht das letzte mal in Nepal gewesen sein.