Einführung ins Risk- Assessment
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Einführung ins Risk- Assessment
Einführung ins RiskAssessment © www.zurichforensic.org Dr. Astrid Rossegger PD. Dr. Jérôme Endrass weiter führen de Lite ratur PDF z um Vo rtrag www.zurichforensic.org [email protected] Fragen .... Hilton, Paris, Rice, 2010 Risk-Assessment Ein zentrales Ziel des Risk-Assessments ist es, einen differenzierten Umgang mit einem Fall zu erlauben (welche Massnahmen etc). Forschung konnte zeigen, dass die Effekte von Justizvollzug und Therapie dann am besten sind, wenn sie auf das Risiko-Level der Person zugeschnitten sind. Ziel 1: Ein Risk-Assessment soll erlauben Fällen zu unterscheiden: Wahrscheinlichkeitsaussage (“probability statements”) Klinische Aussage (niedriges vs. hohes Rückfallrisiko) © www.zurichforensic.org Hilton, Paris, Rice, 2010 Risk-Assessment Ziel 2: Risk-Assessment soll auch Rückschlüsse darauf zulassen, wie das Rückfallrisiko reduziert werden kann. Häufig liegt dem Risk-Assessment die Annahme zugrunde, dass jene Merkmale, die Bestandteil des Risk-Assessments sind, verändert werden müssen um das Rückfallrisiko zu reduzieren. Allerdings enthalten viele Risk-Assessment-Instrumente überwiegend statische Merkmale, die sich nicht verändern lassen (Diagnosen, Alter bei erster Verhaftung). “Behandelbarkeit”: Veränderbarkeit des Rückfallrisikos durch Therapie „Notwendige Interventionen“: Klinik, Psychotherapie, Haft, Medikation etc. © www.zurichforensic.org Herangehensweisen für prognostische Einschätzungen Welche Herangehensweisen können unterschieden werden? Welche haben sich bewährt? © www.zurichforensic.org 2 Herangehensweisen für Entscheidungen die auf einem Risk-Assessment beruhen Diverse Outcomes: Rückfälligkeit Behandelbarkeit Diagnosen Hirnschädigungen Suizidalität Job-Performance 1. Klinisch (intuitiv): Intuitiver Beurteilungsprozess 2. Mechanisch (statistisch): Standardisierung des Beurteilungsprozesses, regelgeleitet © www.zurichforensic.org 2 Herangehensweisen für Entscheidungen die auf einem Risk-Assessment beruhen Was ist besser? 1. Klinisch (intuitiv): Intuitiver Beurteilungsprozess © www.zurichforensic.org 2. Mechanisch (statistisch): Standardisierung des Beurteilungsprozesses, regelgeleitet Paul E. Meehl 1954 • Vergleich von klinischer und statistischer (mechanischer) Methode anhand von 20 Studien. • In 19 von 20 Arbeiten war die statistische Methode der klinischen überlegen. • 1958 Replik von Holt: • Klinisches Modell zu naiv • Kliniker sind überlegen, wenn hochqualifiziert & alle Informationen verfügbar sind © www.zurichforensic.org Prinzip mechanischer Instrumente Am Beispiel des VRAG © www.zurichforensic.org VRAG - Entwicklung Entwicklungsstichprobe N=618 Tötungsdelikte Raub Angriff Vergewaltigung Sex. Handlungen an Kindern Patienten (Straftäter) einer Hochsicherheits-Klinik © www.zurichforensic.org Körperverletzung Freiheitsberaubung Sexualdelikte mit Körperkontakt “hands-on” psychisch gesunde Straftäter (nur zur Abklärung in der Klinik) Prozedere der Entwicklung ... 50 Prädiktorvariablen Rückfall mit Gewalt- / Sexualdelikt: Anklage oder Verurteilung Soziodemographische Informationen z.B. Einkommen, Alter, Zivilstand, Ausbildung “psychologische” Variablen z.B. Diagnose, IQ Probleme in der Kindheit z.B. frühe Trennung von den Eltern, aggressives Verhalten Fehlanpassung im Erwachsenenalter z.B. psychiatr. Vorgeschichte, Vorstrafen, Alkoholmissbrauch, Aggressivität Charakteristika des Anlassdelikts z.B. Täter-Opfer-Beziehung, Waffeneinsatz, Geschlecht Opfer, Tatmotiv Annahme Quinsey et al: Bei Verwendung von Anklagen ist der Messfehler kleiner als bei Verwendung von Verurteilungen. Korrelationen: Die 12 Items des VRAG r Wert auf der Psychopathy Checklist-Revised 0.34 Mangelhafte Anpassung in der Grundschule 0.31 Erfüllt die DSM-III-Kriterien für irgendeine Persönlichkeitsstörung 0.26 Alter zum Zeitpunkt des Index-Delikts -0.26 Bis zum 16. Lebensjahr mit beiden biologischen Elternteilen gelebt 0.25 Versagen bei früherer bedingter Entlassung 0.24 Wert der kriminellen Vorgeschichte nicht-gewalttätiger Delikte 0.20 Zivilstand 0.18 Erfüllt die DSM-III-Kriterien für Schizophrenie 0.17 Verletzung des Opfers Alkoholprobleme in der Vorgeschichte Irgendein weibliches Opfer © www.zurichforensic.org -0.16 0.13 -0.11 Gewichtung der Items im VRAG nach Nuffield Basisrate für Rückfälligkeit (Gewaltdelikt) innerhalb von 7 J.: 31%. Verheiratete Täter: Rückfallrate von 21% ➨ um 2 × 5% niedriger. -2 Punkte © www.zurichforensic.org Nichtverheiratete haben eine Rückfallrate von 38% ➨ um 5% höhere Rückfallrate. Also bekommt ein verheirateter Täter einen Wert von -2 und ein nichtverheirateter Täter den Wert von +1. +1 Punkt Validität Validiät mechanischer Instrumente - im Vergleich zu klinischen Herangehensweisen © www.zurichforensic.org Formen der Validität Inhaltsvalidität ➡ Werden Informationen, die zur Erfassung des Rückfallrisikos notwendig sind, vollständig erfasst? Deckt sich die Zusammenstellung der Items mit dem Urteil von Experten? Kriteriumsvalidität/Prädiktive Validität ➡ Lässt sich empirisch zeigen, dass das Instrument zwischen rückfälligen und nicht rückfälligen Tätern unterscheiden kann? Inkrementelle Validität ➡ Bringt ein neues Instrument gegenüber den “alten” etablierten Verfahren, einen Mehrwert? Konvergente und diskriminante Validität ➡ Korrelliert das Instrument mit anderen, als valide geltenden Prognoseinstrumenten? ➡ Bildet ein Risk-Assessment Instrument, das z.B. für eine spezifische Population entwickelt worden ist, tatsächlich ein spezifisches Rückfallrisiko für diese Population ab? www.zurichforensic.org Inhaltsvalidität © www.zurichforensic.org Fallbeispiele Täter Alpha & Beta © www.zurichforensic.org Gemeinsamkeiten Zum Tatzeitpunkt unter 25 Jahre alt Bis zur Volljährigkeit zusammen mit den Eltern gelebt Keine Verhaltensauffälligkeiten in der Schule bekannt Keine Hinweise auf eigenen Alkoholmissbrauch oder Alkoholmissbrauch der Eltern Ledig Bei keinem der beiden wurde eine psychiatrische Diagnose gestellt Keine früheren Delikte bekannt © www.zurichforensic.org Delikt Täter Alpha Herr Alpha hat einen schlechten Tag bei der Arbeit und entschliesst sich am Abend in eine Bar zu gehen. Dort trifft er auf einen ihm vom Sehen bekannten Mann. Sie trinken zusammen. Als der andere Mann eine abfällige Bemerkung über die Freundin von Herrn Alpha macht, kommt es zwischen den beiden alkoholisierten Männern zunächst zu einer verbalen Auseinandersetzung. Die gegenseitigen Beleidigungen münden darin, dass Herr Alpha seinem Gegenüber einen Stoss versetzt, worauf dieser das Gleichgewicht verlierend mit dem Kopf auf dem Tisch aufschlägt. Es entsteht eine Platzwunde am Kopf. Herr Alpha bringt sein Gegenüber ins Krankenhaus, zeigt sich erschrocken über das, was passiert ist. Nach der Notversorgung kann der Geschädigte das Krankenhaus unmittelbar verlassen. © www.zurichforensic.org Delikt Täter Beta Herr Beta hat seit der Pubertät deviante Fantasien: Er möchte eine Frau vergewaltigen und töten. Im Alter von 19 Jahren wurden die Fantasien so drängend, dass er während eines Zeitraums von 2 Monaten vier junge Frauen vergewaltigte. Eine der Frauen tötete er. Herr Beta ist nicht geständig und zeigt keine Anzeichen von Schuldbewusstsein. © www.zurichforensic.org Outcome Alpha Outcome Beta Outcome-Valdität © www.zurichforensic.org 09 0 2 n o ns a H : e s aly ter n ä t A f a a r t t Me uals x e S 8 45‘39 © www.zurichforensic.org Trennschärfe des Static-99 Metaanalyse berücksichtigt die Ergebnisse zahlreicher Studien zur Trennschärfe. 118 distinkte Stichproben aus den USA (41), Kanada (34), UK (15), Australien, Deutschland, Schweden, Australien, Neuseeland, Belgien, Frankreich, Niederlanden, Dänemark, Taiwan, Japan, Schweiz (1), Spanien Zusammensetzung der Stichproben: n = 45.398 ausschliesslich männlich mindestens eine Sexualstraftat mehrheitlich Erwachsene (18 Studien mit Jugendlichen) © www.zurichforensic.org Empirisch Aktuarisch explizite Regeln zur Berechnung des Gesamtscores basierend auf empirischen Ergebnissen: Static-2002, Static-99, RRASOR, MnSOST ... Angepasst Aktuarisch zuvor unspezifizierte Kombinationen empirisch aktuarischer Methoden, mechanischer Methoden und externaler Faktoren © www.zurichforensic.org HANSON AND MORTON-BOURGON Table 3 Comparison of Empirical Actuarial With Clinically Adjusted Actuarial Risk Assessments Study Measure Actuarial risk score Adjusted risk category Difference Hanson (2007) Static–99 Static–99 1.04 0.91 .95 .78 %.09 %.13 Gore (2007) Vrana et al. (2008) MnSOST–R LSI–OR 0.50 0.90 .31 .54 %.19 %.36 LSI–OR 0.98 .64 %.34 0.87 .64 %.22 Unweighted M Type of recidivism Sexual Sexual or violent Sexual Sexual or violent Any Recidivists/ total 34/507 65/507 19/381 25/198 52/198 Note. MnSOST–R ! Minnesota Sex Offender Screening Tool—Revised (Epperson et al., 1995); LSI–OR ! Level of Service Inventory—Ontario Revision (Girard & Wormith, 2004). 7%, Mdn ! 1%, range ! 0%–30%). The studies that amount of missing data (k ! 149) showed larger ! 0.60) than did the studies that did not mention the ssing data (d. ! 0.52, k ! 387, Q" ! 26.0, df ! 1, ntrary to expectation, larger amounts of missing data ed© www.zurichforensic.org with larger effect sizes (r ! .11, k ! 149, Z ! ivism were the same as those for the prediction of vio vism, with the exception that measures designed for cidivism were more accurate than the measures d sexual and violent recidivism. Table 1 Average Predictive Accuracy of Various Forms of Risk Assessment for Sexual Offenders Recidivism outcome criteria Form of risk assessment Measures designed for sexual recidivism Empirical actuarial Mechanical Structured professional judgment Measures designed for violent recidivism Empirical actuarial Mechanical Measures designed for any recidivism Empirical actuarial Unstructured professional judgment Sex d (95% CI) k Any violence d (95% CI) k Any d (95% CI) k 0.67 (.63, .72) 0.66 (.58, .74) 81 29 0.51 (.47, .56) 0.40 (.31, .49) 42 10 0.52 (.48, .56) 0.37 (.30, .43) 43 19 0.46 (.29, .62)a 6 0.31 (.13, .49) 3 0.26 (.11, .41) 4 0.39 (.31, .46) 0.33 (.07, .60) 20 4 0.78 (.70, .86) 0.31 (.07, .56) 15 3 0.74 (.66, .82) — 14 0.62 (.49, .75) 9 0.79 (.63, .95) 5 0.97 (.93,1.01) 10 0.42 (.32,0.51) 11 0.22 (.15, .29)b 7 0.11 (.06, .17) 9 Note. A dash indicates insufficient data. k is the number of studies; CI ! confidence interval. a Outlier excluded; with outlier, d ! 0.59 (.43, .74). b With outlier, d ! 0.24 (.17, .31). © www.zurichforensic.org Aktuarische Methode Aktenstudium Explora6on Sta6c Methode nach Hanson Aktenstudium Explora6on Sta6c Klinische Einordnung • Major Contribution The Meta-Analysis of Clinical Judgment Project: Fifty-Six Years of Accumulated Research on Clinical Versus Statistical Prediction Stefanía Ægisdóttir Michael J. White Paul M. Spengler Alan S. Maugherman Linda A. Anderson Robert S. Cook Cassandra N. Nichols Georgios K. Lampropoulos Blain S. Walker Genna Cohen Jeffrey D. Rush Ball State University Clinical predictions made by mental health practitioners are compared with those using statistical approaches. Sixty-seven studies were identified from a comprehensive search of 56 years of research; 92 effect sizes were derived from these studies. The overall effect of clinical versus statistical prediction showed a somewhat greater accuracy for statistical methods. The most stringent sample of studies, from which 48 effect sizes were extracted, indicated a 13% increase in accuracy using statistical versus clinical methods. Several variables influenced this overall effect. Clinical and statistical prediction accu- Ergebnisse aus Ægisdóttir et al. (2006) Überlegenheit mechanische Methode: in 52% der Studien Überlegenheit klinische Methode: in 10% der Studien Gleichstand: in 38% der Studien Wahrscheinlichkeit eines besseren Resultates der mechanischen Methode: 13% (Effekt ist relevant: Bsp. Effekt von Aspirin als Herzinfarkt-Prophylaxe nur halb so gross, dennoch musste in Studie Placebo-Gabe aus ethischen Gründen eingestellt werden). Die beste Performance gegenüber der klinischen Methode erzielte das mechanische Assessment bei der Einschätzung des Gewaltrisikos © www.zurichforensic.org Exhaustion Kliniker erzielten im fremden Setting eine weniger schlechte Performance Je mehr Informationen, desto schlechter ist die Performance der klinischen Methode Klinische Performance nicht besser, wenn Zugang zum statistischen Assessment Mechanische Modelle erzielten mit Regressionsmodellen die besten Ergebnisse © www.zurichforensic.org Psychological Bulletin 1966, Vol. 66, No. 3, 178-200 MEASUREMENT AND PREDICTION, CLINICAL AND STATISTICAL1 JACK SAWYER 2 University of Chicago Clinical vs. statistical prediction is only half the problem—and the last half at that. The prior problem, largely neglected, is clinical vs. mechanical measurement—for data can be collected, as well as combined, in either way. Such neglect promotes an incomplete and mismatched dialogue where "clinical" and "statistical" may have different meanings to different persons. Examining clinical and mechanical methods of both measurement and prediction provides a broadened framework that defines the several possible "clinical" and "statistical" methods—and their combinations. Applying this framework to 45 studies shows an apparent superiority for mechanical modes of both data collection and combination, and also suggests that the clinician is more likely to contribute through observation than integration. Grossly uncontrolled differences, however, in clinical training, subjects, criteria, etc., prevent definitive conclusions. To achieve more adequate comparison requires certain specified methodological improvements. "Clinical vs. statistical prediction," by concerning itself mainly with different methods of combining already-collected data, has largely ignored the initial part of the problem—the clinical or mechanical collection of data in the first place. Much more attention has been given, for example, to evaluating Tiedeman, 1956; Meehl, 19S4a; Sanford, McArthur, Zubin, Humphreys, & Meehl, 1956; Sarbin, Taft, & Bailey, 1960). To let this question depend mainly upon methods of combining data not only ignores differences that result from modes of collecting data, but permits such differences to obscure the com- Datenkombina/on (-‐integra/on) Datensammlung Klinisch Sta/s/sch Klinisch & sta/s/sch Klinisch Sta/s/sch Rein klinisch Eigenscha>sra6ng Profilinterpreta6on Rein Sta6s6sch Klinische Kombina6on Mechanische Kombina6on klinisches Urteil aufgrund unstandardisierter Interviews Testdaten (NEO-‐FFI, MMPI) => klinisches Urteil unstandardisiertes Interview & Testdaten => klinisches Urteil unstandardisierte Interviews => standardisierte Kombina;on Testdaten (NEO-‐FFI, MMPI) => Regression unstandardisiertes Interview &Testdaten => Regression Klinische Kombina6on Aktenstudium Explora;on Testpsychologie VRAG Freie Schlussbeurteilung Mechanische Kombina6on Aktenstudium Explora;on Testpsychologie VRAG Standardisierte Beurteilung Datenkombina/on (-‐integra/on) Datensammlung Klinisch Sta/s/sch Klinisch 20% 43% Sta/s/sch 38% 63% Klinisch & sta/s/sch 26% 75% Expertenurteile ... © www.zurichforensic.org Quinsey & Ambtman, 1979 Journal of Consulting and Clinical Psychology Qualitätskriterien nach Quinsey und Ambtman (1979) Was kennzeichnet Experten? 1. Die Übereinstimmung bezüglich des gleichen Sachverhalts sollte bei Experten eines Faches möglichst hoch sein (Interraterreliabilität). 2. Die Expertisen sollten möglichst zutreffend sein. 3. Experten sollten zu anderen Beurteilungen kommen als Laien. 4. Experten sollten spezialisierte Methoden verwenden, um zu ihrer Beurteilung zu gelangen. © www.zurichforensic.org Krake Paul, ein Experte? © www.zurichforensic.org Beurteiler Straftäter 11 Gewaltstraftäter 9 Volksschullehrer 9 Sexualstraftäter 4 spezialisierte forensische Psychiater 10 Straftäter mit Eigentumsdelikten © www.zurichforensic.org Ergebnis: Experten !?, oder ... 1. Schlechte Interraterreliabilität 2. Schlechte Trefferquote 3. Experten nicht besser als Laien 4. Keine spezialisierte Methode © www.zurichforensic.org Heilbrun, Philipson, et al. 1999 Risiko-Kommunikation: Befragung von 55 Klinikern: Nur ein Kliniker verwendete eine Wahrscheinlichkeitsaussage Die Hälfte der Kliniker gab an, das Risiko nicht in Zahlen zu kommunizieren, da sie nicht an die Validität der Zahlen (Normwerte für Rückfälligkeit) glauben. www.zurichforensic.org Heilbrun, Philipson, et al. 1999 Risiko-Kommunikation: Heilbrun et. al. baten 59 Klinikern 8 verschiedene Formen der Risikokommunikation zu vergleichen. Nur 5 der der 8 Aussagen liessen eine Schlussfolgerung über das Gewaltrisiko der Person zu. Am beliebtesten: “Describe recent and present behavior, give clinical impressions based on history, current behaviorr, mental status, and dynamics, and make a prediction.” “Am wenigsten beliebt: Express risk relative to norm or base rate for that population” Kliniker bevorzugten alle Aussagen (auch Beschreibung des Risikos als hoch/moderat/niedrig) gegenüber einem Statement mit einer Wahrscheinlichkeitsaussage. www.zurichforensic.org Risiko-Kommunikation Entscheide von Gerichten Hilton & Simmons, 2001 Ausganglsage (Kanada): Autonomes Gericht entscheidet über das Sicherheitslevel nach dem Straftäter in forensischen Kliniken untergebracht werden müssen. Gericht wird von Psychiatern beraten. VRAGs Scores liegen zu den Straftätern vor und sind für das Gericht in den meisten Fällen verfügbar. www.zurichforensic.org Risiko-Kommunikation Entscheide von Gerichten Hilton & Simmons, 2001 Resultat: Ergebnisse mechanischer Instrumente werden ignoriert Starker Zusammenhang zwischen Urteil des Gerichts und der mündlichen Beurteilung des Psychiaters. Der Zusammenhang zwischen der Entscheidung und dem Rückfallrisiko abgebildet über den VRAG war praktisch Null. ➡Gerichte lassen sich entgegen empirischer Befunde stärker durch klinische Urteile beeinflussen als durch ein akkurates mechanisches Risk-Assessment. www.zurichforensic.org Risiko-Kommunikation Entscheide von Gerichten Hilton & Simmons, 2001 Ergebnise: Rückfallraten der Straftäter korrelierten stärker mit VRAG-Ergebnis als mit der Einschätzung des Gerichts. www.zurichforensic.org Experten: Umgang mit Informationen Carter & Hilton 2007 Studiendesing (Experiment): Forensische Psychologen beurteilen einen Fall auf Grundlage von Akteninformation. Fälle mit hohem und niedrigem Risiko. Die Akten enthalten in 1/3 der Fälle ... (a) ZSFG risikorelevanter Infos + Statement zu Ergebnis mechanischer Instrumente. (b) sehr ausführliche Informationen (Material, das Grundlage für die Anwendung des aktuarischen Risk-Assessments war. (c) wie (a), aber Info eingebettet in allgemeinen psychologischen Bericht über Persönlichkeit u.a. (Befunde irrelevant für Beurteilung des Rückfallrisikos) Ergebnis: Psychologen mit Information (a) schätzen die Fälle mit niedrigem Rückfallrisiko (alle im VRAG mit 10% ausgewiesen) zu 80% korrekt ein. Psychologen mit Information (b) schätzen die Fälle mit niedrigem Rückfallrisiko (alle im VRAG mit 10% ausgewiesen) zu 30% korrekt ein. www.zurichforensic.org Experten: Umgang mit Informationen Carter & Hilton 2007 Studiendesing (Experiment): Forensische Psychologen beurteilen einen Fall auf Grundlage von Akteninformation. Fälle mit hohem und niedrigem Risiko. Die Akten enthalten in 1/3 der Fälle ... (a) ZSFG risikorelevanter Infos + Statement zu Ergebnis mechanischer Instrumente. (b) sehr ausführliche Informationen (Material, das Grundlage für die Anwendung des aktuarischen Risk-Assessments war). Ergebnis: Psychologen mit Information (a) schätzen die Fälle mit niedrigem Rückfallrisiko (alle im VRAG mit 10% ausgewiesen) zu 80% korrekt ein. Psychologen mit Information (b) schätzen die Fälle mit niedrigem Rückfallrisiko (alle im VRAG mit 10% ausgewiesen) zu 30% korrekt ein. ➡Viel Information ist nicht immer besser www.zurichforensic.org Experten: Einfluss von abgeschlossenen Fällen Hilton & Carter 2008 Forensische Kliniker erhalten eine Beschreibung von einer Gruppe von Straftätern, die alle entweder ein 10%, 48% oder 82%iges Rückfallrisiko hatten. Dann werden den Klinikern Fälle vorgelegt. Kliniker soll einschätzen, ob Risiko gering, moderat oder hoch. => Alle vorgelegten Fälle entsprechen einem 48% Risiko. Obwohl das Risiko bei den Fällen nicht variierte kamen die Kliniker zu unerschiedlichen Einschätzungen und zwar in Abhängigkeit davon, ob sie zuvor die Beschreibung von Tätern mit geringem- oder hohem Risiko gelesen hatten. Beschrieb hohes Risiko => häufiger als “geringes Risiko” eingeschätzt Beschrieb niedriges Risiko => häufiger als “hohes Risiko” eingeschätzt www.zurichforensic.org FAZIT FÜR DIE PRAXIS? Empirische forensische Studien führten zu Zweifeln an der Qualität klinischer Beurteilungen ... Die Gefährlichkeit wird systematisch überschätzt (Steadman & Cocozza, 1974). Gefährlichkeitsprognosen sind dem Untergang geweiht (Monahan, 1976). Scheinbar relevante Merkmale werden zu stark gewichtet (Carroll, 1978). Gefährlichkeitsprognosen von “Experten” sind nicht besser als Prognosen von intelligenten Laien (Quinsey & Ambtman, 1979). In zwei von drei Fällen irren sich forensische Experten (Monahan, 1981). Intuitive Gefährlichkeitsprognosen können nur Hoch-Risiko-Täter von ungefährlichen Straftätern unterscheiden (Hanson & Morton-Bourgon, in press). Schlussfolgerug Mechanische Beurteilung ist trennschärfer als klinische Beurteilung Mechanische Beurteilung kann wenig inhaltsvalide sein Klinische Informationen sind relevant Eine Korrektur einer Einschätzung darf nicht durch eine klinische Einordnung erfolgen (sondern nur regelgeleitet) Aktuarische Instrumente sind nicht per se valide © www.zurichforensic.org Anforderungen an Risk-Assessment Instrumente Wir brauchen Risk-Assessment Instrumente, die Inhaltsvalide sind Detailreich Fälle abbilden Klinische Informationen/Einschätzungen enthalten Fakten und Beurteilungen enthalten die Skalenwerte in ein statistisch generiertes Modell einfliessen lassen © www.zurichforensic.org Violence Risk Appraisal Guide (VRAG) (Harris, Rice & Quinsey, 1993) © www.zurichforensic.org VRAG Zusammenfassung 1993 in Kanada entwickelt Besteht aus 12 Fragen Weist bei Gewalt- und Sexualstraftätern das Rückfallrisiko für Gewalt- und Sexualdelikte für einen Zeitraum von 7 und 10 Jahren nach Entlassung aus. Seit 2009 in englisch und deutsch als online Computerversion verfügbar (www.zurichforensic.org) © www.zurichforensic.org Aufbau des VRAG 12 Fragen, die Fakten abfragen - kaum Spielraum für einzelfallbezogene Entscheide Je mehr Punkte jemand erreicht (je höher die Summe), desto höher ist das Rückfallrisiko Die Punkt-Summe kann in eine von 9 Risikokategorien überführt werden. Die Risikokategorien wurden so gebildet, dass von Minimal- zu Maximalwert im VRAG 9 gleichgrosse Kategorien entstehen (pro Kategorie 7 Punkte) Für die Risiko-Kategorien wurden Rückfallraten nach 7 und 10 Jahren ausgewiesen. © www.zurichforensic.org Itembeschreibung VRAG © www.zurichforensic.org © www.zurichforensic.org © www.zurichforensic.org © www.zurichforensic.org © www.zurichforensic.org © www.zurichforensic.org © www.zurichforensic.org © www.zurichforensic.org © www.zurichforensic.org © www.zurichforensic.org © www.zurichforensic.org © www.zurichforensic.org © www.zurichforensic.org Ersetzung der PCL-R mit CATS Childhood Adolescent Taxon Scale (CATS) um PCL-R Summenscore (Item 12) zu ersetzen Wurde von den Autoren des VRAG entwickelt, um die Anwendung ökonomischer zu gestalten 8 Items, alle dichotome J/N Antworten Vergleich Trennschärfe unter Verwendung von VRAG mit PCL-R oder CATS ergab ähnlich gute Resultate (Harris et al. 1994; Barthosh et al., 2003, Quinsey et al., 2004) © www.zurichforensic.org CATS Item 1-2 © www.zurichforensic.org CATS Item 3-4 © www.zurichforensic.org CATS Item 5-6 © www.zurichforensic.org CATS Item 7-8 © www.zurichforensic.org Items CATS 1. Verhaltensauffälligkeit in der Grundschule (mindestens geringfügige Probleme bezüglich Disziplin oder Absenzen) 2. Alkoholprobleme als Teenager 3. Aggressionsprobleme in der Kindheit (mindestens gelegentliche Tätlichkeiten vor dem Alter von 15 Jahren) 4. Verhaltensprobleme vor dem Alter von 15 Jahren. Erfüllen von drei oder mehr Kriterien der Liste B des DSM-III für eine Antisoziale Persönlichkeitsstörung 5. Je von der Schule verwiesen oder ausgeschlossen 6. Verhaftet vor dem Alter von 16 Jahren 7. Alkoholismus mind. eines Elternteils 8. Bis zum 16. Lebensjahr mit beiden biologischen Elternteilen gelebt (ausser bei Tod eines Elternteils) © www.zurichforensic.org „missing“ „missing“ © www.zurichforensic.org © www.zurichforensic.org © www.zurichforensic.org Konsum von illegaler Pornographie: Risikofaktor für Gewaltdelikte? Pornografie Umsatz von Firmen, die Pornographie herstellen: 56 Milliarden Dollar Internet-Pornografie Firmen sind im NASDAQ aufgeführt Pornografisches Material wird mehrheitlich von Männern konsumiert è Forschung konzentriert sich auf den Effekt von Pornografie auf Männer © www.zurichforensic.org Effekt von Pornografiekonsum? Steigert der Konsum von Pornografie bei Männern Aggressivität? Steigt bei Männern die Bereitschaft für grenzverletzendes Verhalten (Vergewaltigung, Gewalt) nach dem Konsum von Pornografie? Feministische Theorien sind davon ausgegangen, dass Pornografiekonsum negative Auswirkungen hat auf die Einstellung und das Verhalten von Männern gegenüber Frauen. © www.zurichforensic.org Pornographiekonsum bei Jugendlichen – Häufigkeit* (N=11’528) täglich Jungen Mädchen 7% 0% 57% regelmässig 8% 30% sehr selten 64% 7% nie 28% 0% © www.zurichforensic.org 18% 35% 53% 70% Auswirkungen von täglichem Pornographiekonsum bei jungen ist abstossend 10% ich habe es ausprobiert 52% ist erregend 67% möchte das Gesehene ausprobieren 70% 0% © www.zurichforensic.org 18% 35% 53% 70% Pornographisches Material bei Hochkonsumenten* 17% x zwischen Kind und Erwachsenem Sex mit Gewalt 30% 30% Sex mit Tieren 0% © www.zurichforensic.org 8% 15% 23% 30% COPINE-Skala Indicative Non-erotic and non-sexualised pictures showing children in their underwear, swimming costumes from either commercial sources or family albums. Pictures of children playing in normal settings, in which the context or organisation of pictures by the collector indicates inappropriateness. Nudist Pictures of naked or semi-naked children in appropriate nudist settings, and from legitimate sources. Erotica Surreptitiously taken photographs of children in play areas or other safe environments showing either underwear or varying degrees of nakedness. 4 Posing Deliberately posed pictures of children fully clothed, partially clothed or naked (where the amount,context and organisation suggests sexual interest). 5 Deliberately posed pictures of fully, partially clothed or naked children Erotic Posing in sexualised or provocative poses. 1 2 3 © www.zurichforensic.org COPINE-Skala 6 Explicit Erotic Pictures emphasising genital areas, where the child is either naked, Posing partially clothed or fully clothed. 7 Explicit Sexual Activity Pictures that depict touching, mutual and self-masturbation, oral sex and intercourse by a child, not involving an adult. 8 Assault Pictures of children being subject to a sexual assault, involving digital touching, involving an adult. 9 Gross Assault Grossly obscene pictures of sexual assault, involving penetrative sex, masturbation or oral sex, involving an adult. Sadistic/ Bestiality a. Pictures showing a child being tied, bound, beaten, whipped or otherwise subject to something that implies pain. b. Pictures where an animal is involved in some form of sexual behaviour with a child. 10 © www.zurichforensic.org Straftäter ... Aus dem COPINE-Project ist bekannt, dass viele Straftäter verschiedene Arten von Pornografie konsumierten, wobei die Art der Pornografie bei jedem Zugriff extremer wurde (z.B. immer jüngere Kinder oder mehr Gewalt). Hat der Konsum von Kinderpornografie negative Auswirkungen auf die Konsumenten? © www.zurichforensic.org „High-Risk Offender“Studie © www.zurichforensic.org © www.zurichforensic.org Hoch-Risiko-Täter Alle Straftäter mit endlichen Strafen, bei denen eine Gefährlichkeitsbeurteilung ein sehr hohes Rückfallrisiko ergab. Zwischen 1997- 2005 durch Justizbehörden des Kantons Zürich schriftlich dokumentiert. Die ungünstige Gefährlichkeitsbeurteilung hatte keine juristischen Konsequenzen: Alle Täter wurden entlassen. © www.zurichforensic.org Jahr Anlassdelikte Vorstrafen 1997 5 Vergewaltigungen, 1 Sexualmord - 1997 1 Tötung, mehrfacher Raub Raub, Eigentumsdelikte etc. 1998 1 Mord Sex. Handlungen an Kindern etc. 1999 1 Vergewaltigung, andere Sexualdelikte Mord, Vergewaltigung etc. 2000 Mehrfache sexuelle Handlungen an Kindern Körperverletzung, sexuelle Handlungen an Kindern u.a. Eigentumsd. 2000 Vergewaltigung 4 Vergewaltigungen etc. 2001 2 Mordversuche, 2 Lebensgefährdung, Raub etc. Eigentumsdelikte, Waffentragen etc. 2002 Raub, schwere Körperverletzung, sex. Nötigung etc. - © www.zurichforensic.org Psychiatrische Störungsbilder Zu den 8 Straftätern lagen 22 psychiatrische Gutachten vor Alle Straftäter wurden mind. einmal mit einer Persönlichkeitsstörung diagnostiziert (primär dissoziale Persönlichkeitsstörung) Andere Diagnosen waren: Schizophrenie Pädosexualität Sadismus 6 Straftäter wurden zudem mit Drogenmissbrauch (meist Alkohol) diagnostiziert. © www.zurichforensic.org FOTRES-Profil “High-Risk Offender” Rückfallrisiko hoch 4.0 Therapie-Erfolg hoch 4.0 Behandelbarkeit hoch 4.0 3.5 3.5 3.5 3.0 3.0 3.0 2.5 2.5 2.5 2.0 2.0 2.0 1.0 1.0 1.0 0.5 0.5 0.5 niedrig 0.0 niedrig 0.0 niedrig 0.0 Geringe Veränderung des Rückfallrisikos aufgrund stabiler Persönlichkeitsmerkmale und stabiler Diagnosen Bilanz der “High-Risk Offender”-Studie? Wie viele der als rückfallgefährdet eingestuften Täter wurden tatsächlich rückfällig? © www.zurichforensic.org Bilanz der Zürcher Studie 8 entlassene Täter © www.zurichforensic.org und t l a w e rG e r e w h c s J. 1 b l a h r 24 Opfer e inn e t k i l e d l Sexua Rückfälle der “High-Risk Offender” innerhalb eines Jahres Jahr Rückfall Status heute 1997 4 Vergewaltigungen Verwahrung 1997 Mord und versuchter Mord etc. Verwahrung 1998 Sexuelle Handlungen (>10) Suizid 1999 Vergewaltigung, Erpressung etc. Verwahrung 2000 Mehrfache sexuelle Handlungen an Kindern Verwahrung 2000 Vergewaltigung Verwahrung 2001 Mehrfache sex. Handlungen mit Kindern, mehrfache Vergewaltigung etc. Verwahrung 2002 Körperverletzung, Erpressung © www.zurichforensic.org Verwahrung „Rückfalltäter, eine leicht zu identifizierende Gruppe?“ Nein, nicht leicht, aber möglich! © www.zurichforensic.org Facts Sexualstraftäter Ein sehr hoher Anteil pädophiler Sexualstraftäter konsumiert(e) Kinderpornografie Kinderpornografiekonsumenten (ohne hands-on): Kaum jemand wegen hands-on Straftaten vorbestraft. © www.zurichforensic.org Bisher unbeantwortet ... § Wie hoch ist der Anteil von Kinderpornografiekonsumenten, der nach dem Konsum von Kinderpornografie „hands-on“ Delikte begeht? 1. Nur 1 Studie mit einem prospektiven Design: Rückfallrate:1.3% für „hands-on“ Delikte und 5.3% für „hands-off“ Delikte (Seto & Eke) 2. 1 Anonyme Befragung im Internet: 85% gaben an selten oder nie Gedanken an die Begehung einer Sexualstraftat gehabt zu haben. © www.zurichforensic.org Landslide Productions ¨ Landslide Productions bot legale und illegale Pornografie an. 1999 kam der Grossteil der Einnahmen aus dem Verkauf von Kinderpornografie. ¨ 1999 1.4 Millionen Dollar Umsatz / Monat ¨ Die Konsumenten mussten sich mit einer Kreditkarte registrieren. © www.zurichforensic.org Operation Genesis 1999 wurde „Landslide Productions“ durch das FBI geschlossen Das FBI ermittelte direkt gegen die betroffenen US-Bürger und übergab die Daten der übrigen Kunden weltweit an die zuständigen Justiiz-Behörden. 2002: „Operation Genesis“ (nachdem Art. 197 in Kraft getreten): International koordinierte Polizei-Operation. Mehr als 400 Personen aus dem Kanton Zürich wurden überprüft. Gegen 231 Männer wurde wegen des Konsums von Kinderpornografie ermittelt (=Stichprobe). Imense Berichterstattung der Medien. © www.zurichforensic.org Fragestellung Charakteristika von Personen, die Kinderpornografie konsumieren? Ist der Konsum von Kinderpornografie ein Prädiktor für “hands-on” Sexualdelikte? Ist der Konsum von Kinderpornografie eine Vorstufe von sexuellen Übergriffen an Kindern? © www.zurichforensic.org Soziodemographie Ausländer 6% Verheiratet 33% Schweiz 94% © www.zurichforensic.org Keine Ausbildung 5% Geschieden/Verwitwet 9% Ledig 58% Lehre 50% Hochschulabschluss 45% Art des Materials Sammlung (mind. 5000 Bilder) Ausschliesslich KiPo Mind. 3 Arten illegaler Pornografie 40% 40% 33% 30% 20% 10% 0% © www.zurichforensic.org 19% Kriminelle Vorgeschichte 5% 4.8% Jeder 100. Konsument ist wegen handson Sexualdelikten vorbestraft 4% Gewalt-/Sexualdelikt "Hands-on" Sexualdelikt "Hands-off" Sexualdelikt Gewaltdelikt 3.5% 3% 1% 1.0% 0.3% 0% © www.zurichforensic.org Rückfälligkeit (erneute Verurteilung) 3% 3.0% Keiner der Konsumenten beging während der 6-jährigen Follow-Up Zeit ein hands-on Sexualdelikt 2.6% 2% 2% Gewalt-/Sexualdelikt "Hands-on" Sexualdelikt "Hands-off" Sexualdelikt Gewaltdelikt 1% 0.4% 0% © www.zurichforensic.org 0% Generalisierbarkeit der Ergebnisse? © www.zurichforensic.org Rückfallraten (N=4658) Illegale Pornografie Illegale Pornografie und SMK 15% 11.4% 11% 8% 6.0% 4.6% 4% 2.9% 1.1% 0.3% 0% © www.zurichforensic.org Gewaltdelikt Sexueller Missbrauch Kind Illegale Pornografie Psychopathie Das Konstrukt Psychopathie Bedeutung des Konstruktes „Psychopathy was the first personality disorder to be recognized in psychiatry. The concept has a long historical and clinical tradition, and in the last decade a growing body of research has supported its validity.“ Robert Hare, 1998 „the most important and useful psychological construct yet discovered for criminal justice policies“ Harris et al., 2001 „what may be the most important forensic concept of the early 21st century“ Monahan, 2006 Bestandteil von mehreren Prognoseinstrumenten www.zurichforensic.org Psychopathen unter uns Psychopathie kommt etwa so häufig wie Schizophrenie in der Gesellschaft vor (ca. 1%). Repräsentative Stichprobe (N = 620, 16-74 J.) aus England, Wales und Schottland PCL:SV, Cut-Off=13 Punkte: (“probable psychopathy“ ♂: 1.3% (0.3-3.4); ♀: 0% So ist es durchaus wahrscheinlich, dass wir einem Menschen mit psychopathischen Eigenschaften schon mal begegnet sind oder noch begegnen werden. www.zurichforensic.org Diagnose der Psychopathie Psychopathie ist im Bereich der Persönlichkeitsstörung anzusiedeln Synonym mit antisozialer/ dissozialer PS bzw. Untergruppe davon ca. 90% aller Psychopathen haben ebenfalls antisoziale/ dissoziale PS Psychopathie ist häufig bei Delinquenten anzutreffen. ABER: Nicht alle Psychopathen sind kriminell www.zurichforensic.org Zusammenhang zwischen Psychopathie und Persönlichkeitsstörung Paranoid 0.36 Schizoid -0.08 Schizotyp 0.09 Antisozial 0.58 Borderline 0.33 Histrionisch 0.25 Narzisstisch 0.34 Vermeidend -0.06 Dependent -0.16 Zwanghaft -0.6 www.zurichforensic.org -0.07 -0.5 -0.4 -0.3 -0.2 -0.1 0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 Zusammenhang zwischen Psychopathie und „normaler“ Persönlichkeit Neurotizismus 0.16 Extraversion -0.05 Offenheit für Erfahrungen Verträglichkeit Gewissenhaftigkeit -0.1 -0.52 -0.38 -0.6 -0.5 -0.4 -0.3 -0.2 -0.1 www.zurichforensic.org 0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 Gesamtbevölkderung: Psychopathie und Antisoziale PS (APS) Gesamtbevölkerung PCL-R Psychopathen (1%) APS (3-5%) Allgemeinbevölkerung (100%) www.zurichforensic.org Straftäter: Psychopathie und Antisoziale PS (APS) „Weisse Kragen“ APS (50%+) Prinzipielle Behandelbarkeit Psychopathen (10-20%) Fragliche Behandelbarkeit Alle Straftäter (100%) www.zurichforensic.org Was genau kennzeichnet Psychopathen? Symptomatik Bewerten Sie sich auf einer 10-Punkte Skala: „..an around 10. I would have said 12, but that would be bragging. If I had a better education I`d be brilliant.“ Haben Sie Schuldgefühlte gegenüber dem Opfer? (aufgrund von Einstichwunden 3 Monate im Krankenhaus) „Get real! He spends a few months in a hospital and I rot here. I cut him up a bit, but if I wanted to kill him I would have slit his throat. That`s the kind of guy I am; I gave him a break.“ www.zurichforensic.org Symptomatik Das Opfer Ihrer Tat ist an den Folgeschäden der Verletzung verstorben: „Oh, terrible, very unfortunate. Don`t try to soften me up with this crap. The little punk got what he deserved and I can`t worry about it. As you can see, I`ve got my own problems here.“ „Da sind Emotionen, eine ganzes Spektrum von Emotionen, die ich nur aus Beschreibungen kenne; durch Lesen und meine kindischen Vorstellungen. Ich kann mir vorstellen, diese Emotionen zu fühlen, aber ich fühle sie nicht. Mit 37 Jahren bin ich gerade mal ein frühreifes Kind.“ www.zurichforensic.org Symptomatik Deliktablauf: Auf dem Weg zu einer Party fällt ein Psychopath die Entscheidung, sich ein Bier zu kaufen. Als er bemerkte, dass er seinen Geldbeutel daheim vergessen hatte, nahm er ein grossen Ast und raubte die nächstgelegene Tankstelle aus. Dabei verletzte er den Angestellten dort schwer. Klient berichtet davon, 10-jährig Hund getötet zu haben: „I shot him in the ass and he cried and crawled around awhile and died.“ Klient berichtet Welpen getötet zu haben: „I`d tie them to a rail and use their heads for baseball pratice.“ www.zurichforensic.org Symptomatik Aussageverhalten: Ein Mann der wegen bewaffnetem Raubüberfall vor Gericht stand, antwortete auf die Ausführungen eines Augenzeugens: „He‘s lying. I wasn‘t there. I should have blown his fucking head off.“ www.zurichforensic.org aus: DER SPIEGEL 16/2010, S. 136/137 “Ich trage am Tod der Mädchen nicht mehr Verantwortung als an einem Verkehrsunfall.” (Marc DUTROUX) “Ich bin zu weit gegangen, so viel steht mal fest.” (Jeffrey DAHMER) “Wie erkläre ich das meiner Frau?” (Josef FRITZL) www.zurichforensic.org Christophe Rocancourt Skizze eines Psychopathen Kindheit 1967 in der Normandie geboren 1969 Trennung der Eltern, drei Jahre später kommt C.R. in ein Waisenhaus 1976 erste psychologische Begutachtung: C.R. wolle um jeden Preis zum Vater zurück 1979 Aufnahme in einer Pflegefamilie Regelmässige Entweichungen 1985 verlässt er die Pflegefamilie: „Mon oncle, je vais devenir quelqu‘un d‘important.“ www.zurichforensic.org Betrügereien in Frankreich Betrug zunächst in seinem sozialen Umfeld Check-Betrug, Falschgeld Leiht sich eine Million Francs - Als „Sicherheit“ gibt er den Besitz eines Mehrfamilienhauses an Aufgrund mehrerer Delikte in Frankreich und der Schweiz verbüsst er eine kurze Gefängnisstrafe und verlässt anschliessend Frankreich in Richtung LA www.zurichforensic.org Betrügereien in den USA Gibt sich abwechselnd als Ex-Box-Champ, Filmproduzent und Sohn von Sophia Loren aus „Leiht“ sich unter dem Vorwand die Immobilie zu kaufen eine luxeriöse Villa und feiert Parties Lernt Mickey Rourke kennen, lebt eine Weile bei ihm und verspricht Jean-Claude Van Damme, dass er dessen nächsten Film produzieren werde Lebt während dieser Zeit mit zwei verschiedenen Playmates zusammen Verspricht einem Schauspieler 20‘000$ von dessen Kapital zu investieren zahlt das Geld nicht zurück Rocancourt 2010: Der Schauspieler habe sich geweigert das Geld zurückgezahlt zu bekommen Er geht an die Ostküste und gibt sich dort als Teil der Rockefeller Familie aus - trotz französischem Akzent und wird verhaftet www.zurichforensic.org Christophe Rocancourt www.zurichforensic.org Zurück in Frankreich Aufgrund der Betrugsdelikte in den USA und Kanada verbüsst R.C. eine mehrjährige Gefängnisstrafe Zurück in Frankreich veröffentlicht er seine Autobiographie verkauft die Filmrechte für 1 Million Euro lebt für eine kurze Zeit mit der Ex Miss-France zusammen Tritt in verschiedenen Video Clips auf 2010 wird aufgelöst, dass weder sein Vater Alkoholiker war noch seine Mutter eine Prostituierte www.zurichforensic.org Diagnose der Psychopahtie PCL-R Wichtigstes Instrument zur Erfassung der Psychopathie Wird auch als Risk-Assessment Instrument eingesetzt Besteht aus 20 Merkmalen (3-stufige Skala) 0 = Merkmal nicht vorhanden 1 = Merkmal ist teilweise erfüllt 2 = Merkmal ist vorhanden x= fehlende Information (max. 5 „x“ erlaubt) Besteht aus zwei relativ unabhängigen Subskalen (Faktoren) www.zurichforensic.org Interpersonell Ps y c Ver s ant lo wor s n tun o i t gslo o s Ke em in S ch uld be t wu n a sst m r ein a g h r and c iose s Se lbst en g Lü v i t a ul m Emp athie mang ip an La ng ew r ä t i s a ar P © www.zurichforensic.org ss iv g früh Ju lli ä f f au re ali Zie stis le che Antisozial nd ran de lin qu en tw z t r e i t ek fl e r n u ve ge un gre eile at h e Viele e h p r heähnlich o m y e l t Po inalitä Beziehun gen m i r K Promiskuität el Ag h op Be tun gs los en g a rs e v gs n ru h ä w or Struktur der PCL-R: 2 Faktoren, 4 Facetten PCL-R Faktor 1 Interpersonell www.zurichforensic.org Affektiv Faktor 2 Verhalten Antisozial Interpretation der PCL-R Taxon oder Dimension? Aktueller wissenschaftlicher Diskurs Taxon PCL-R unter der Annahme eines Taxons entwickelt: Cut-Off ≥ 30 Punkte Später wurden andere Cut-Offs vorgeschlagen: • • • • ≥ 28 für Europa (Cooke, Michie, Hart & Clark, 2005) ≥ 25 für Schottland (Cooke & Michie, 1999) ≥ 30 für Nordamerika und Grossbritanien (Bolt, 2007; Bolt, Hare & Neumann, 2007) CAVE: Hat sich nicht durchgesetzt Psychopath 0 P. www.zurichforensic.org 30 P. 40 P. Dimensional Aktuelle Arbeiten weisen eher auf eine Dimensionalität des Konstruktes hin. Psychopathische Eigenschaften sind deutlich oder weniger deutlich ausgeprägt. Durchschnittlicher Wert: 12-14 Punkte bei Gefängnispopulationen wenig psychopathisch 0 P. www.zurichforensic.org ausgeprägt psychopathisch 40 P. Risk-Assessment mit der PCL-R Originalarbeit Die prädiktive Qualität der Psychopathy Checklist−Revised (PCL−R) bei Gewalt− und Sexualstraftätern in der Schweiz Eine Validierungsstudie The Predictive Quality of the Psychopathy Checklist−Revised (PCL−R) for Violent and Sex Offenders in Switzerland A Validation Study Autoren F. Urbaniok, T. Noll, A. Rossegger, J. Endrass Institut Psychiatrisch−Psychologischer Dienst Justizvollzug Kanton Zürich © www.zurichforensic.org 155 Originalarbeit Tab. 1 Bivariate logistische Regression und ROC−Analyse PCL Rückfälligkeit OR SE z p 95 % CI Summe Allgemein 1,077 0,032 2,500 0,012 1,016 1,141 0,663 Sexualdelikt 1,079 0,044 1,880 0,060 0,997 1,168 0,687 Gewaltdelikt 1,052 0,032 1,660 0,097 0,991 1,117 0,611 Allgemein 2,000 0,944 1,470 0,142 0,793 5,044 0,571 Sexualdelikt 2,143 1,366 1,200 0,232 0,614 7,475 0,583 Gewaltdelikt 1,500 0,767 0,790 0,428 0,550 4,087 0,542 Allgemein 2,634 1,867 1,370 0,172 0,656 10,571 0,544 Sexualdelikt 2,200 1,913 0,910 0,364 0,400 12,091 0,542 Gewaltdelikt 2,680 1,923 1,370 0,170 0,657 10,938 0,549 � 25 � 30 den), konnten dennoch im kantonalen Strafregister gefunden werden. Waren die betreffenden Personen aber auch im kanto− nalen Register nicht aufgeführt, wurden sie vom Studienkollek− tiv ausgeschlossen. Aus oben genannten Gründen bestand das studienrelevante Kol− lektiv schließlich noch aus 96 Gewaltstraftätern. Zum Zeitpunkt der Gutachtenserstellung war das Durchschnittsalter der Teil− nehmer 29,7 Jahre (sd = 9,3 Jahre, range = 18 � 77 Jahre). 57 % (n = 55) des definitiven Kollektivs haben in ihrer Kindheit und Adoleszenz mindestens ein Vergehen oder Verbrechen began− gen. Persönlichkeitsstörungen konnten in 71 % (n = 68) der Fälle diagnostiziert werden. 29 % (n = 28) waren mindestens einmal verheiratet. Keines der Subjekte wurde vor unserer Studie jemals mit einem Prognoseinstrument evaluiert. Eine Mehrheit von 82 % (n = 79) des kompletten Samples (n = 96) wies als Anlassdelikt eine Gewaltstraftat im engeren Sinn auf. In © www.zurichforensic.org 14 % (n = 13) aller Fälle handelte es sich beim Anlassdelikt um ROC zur Rückfälligkeit wurden den Strafregistern entnommen. Die abhängige Variable (gewalttätiger Rückfall) wurde definiert als jede Verurteilung durch ein Strafgericht für ein Gewalt− oder Se− xualdelikt wie oben beschrieben (z. B. vorsätzliche Tötung, ver− suchte Tötung, Entführung, Vergewaltigung), welches nach dem Anlassdelikt stattgefunden hat. Die Hauptquelle der unabhängig kodierten Daten war das Zentrale Strafregister, worin Verurtei− lungen � aber keine Anklagen � erscheinen. Aus dem Strafregis− ter wurden Zeitpunkt der Verurteilung, Art des Delikts, Dauer der Strafe, Strafaufschub, Landesverweisung, Zeitpunkt der be− dingten Entlassung und Dauer der Bewährungsfrist ersichtlich. Nicht aufgeführt waren der genaue Zeitpunkt der Inhaftierung, das Datum der Entlassung bei Endstrafe und der Name des Zuchthauses. Da das Schweizer Zentralstrafregister keine Daten enthält zur genauen Dauer der Inhaftierung oder zur spezifi− schen Art des Austritts aus dem Zuchthaus (z. B. Übertritt in die Halbgefangenschaft, direkte Rückkehr in die Gesellschaft oder 15 BMC Psychiatry BioMed Central Open Access Research article Predicting violent infractions in a Swiss state penitentiary: A replication study of the PCL-R in a population of sex and violent offenders Jérôme Endrass1, Astrid Rossegger*1, Frank Urbaniok1, Arja Laubacher1 and Stefan Vetter2 Address: 1Psychiatric/Psychological Service, Criminal Justice System, Canton of Zurich, Zurich, Switzerland and 2Centre for Disaster and Military Psychiatry, University of Zurich, Zurich, Switzerland Email: Jérôme Endrass - [email protected]; Astrid Rossegger* - [email protected]; Frank Urbaniok - [email protected]; Arja Laubacher - [email protected]; Stefan Vetter - [email protected] * Corresponding author Published: 8 September 2008 BMC Psychiatry 2008, 8:74 doi:10.1186/1471-244X-8-74 Received: 26 May 2008 Accepted: 8 September 2008 This article is available from: http://www.biomedcentral.com/1471-244X/8/74 © 2008 Endrass et al; licensee BioMed Central Ltd. This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution License (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0), which permits unrestricted use, distribution, and reproduction in any medium, provided the original work is properly cited. Abstract © www.zurichforensic.org severe violence can develop. Future investigations in the Table 1: Predictive validity of the PCL-R – Bivariate logistic regression analyses controlled for time of imprisonment PCL-R PA VA PA VA PA VA Sum Score Factor 1 Factor 2 OR 95% CI AUC 1.026 *1.083 1.040 *1.158 1.032 1.075 0.963–1.094 1.011–1.160 0.911–1.188 1.007–1.331 0.920–1.158 0.955–1.210 0.613 0.704 0.610 0.686 0.614 0.672 Note: PA = physical aggression VA = verbal aggression, threats AUC = Area under the curve. SE = Standard error. CI = Confidence interval. OR = Odds Ratio *p < .05. © www.zurichforensic.org inmates (of the mental health p considered high reducing in-pris receive offenseimprisonment, w cies and trains e help lower preva Since most of th classified as reac cially when usi questionable – tings such as the study from Swi Appraisal Guide infractions [39] problematic wh trickreich / gewandt Mangel an Schuldbew. übersteigerter Selbstwert flacher Affekt pathologisches Lügen Inter-‐ personell Affek:v rücksichtslos/ wenig Empathie betrügerisch / manipula6v keine Verantw. für eigenes Tun gest. S6mula-‐ 6onsbedürfnis geringe Ver-‐ haltenskontrolle parasitär frühe Ver-‐ haltensauff. verant-‐ wortungslos Jugend-‐ delinquenz Lebenss:l An:sozial Impulsivität Widerruf einer bed. Entlassung Mangel an realist. Zielen polytrope Kriminalität trickreich / gewandt Mangel an Schuldbew. übersteigerter Selbstwert flacher Affekt pathologisches Lügen betrügerisch / manipula6v gest. S6mula-‐ 6onsbedürfnis parasitär verant-‐ wortungslos Inter-‐ personell Affek:v d n i s s ? m v e i t t I k i e d h ä c l r e p s W r e d n o s e b Lebenss:l An:sozial rücksichtslos/ wenig Empathie keine Verantw. für eigenes Tun geringe Ver-‐ haltenskontrolle frühe Ver-‐ haltensauff. Jugend-‐ delinquenz Impulsivität Widerruf einer bed. Entlassung Mangel an realist. Zielen polytrope Kriminalität trickreich / gewandt Mangel an Schuldbew. übersteigerter Selbstwert flacher Affekt pathologisches Lügen Inter-‐ personell Affek:v rücksichtslos/ wenig Empathie betrügerisch / manipula6v keine Verantw. für eigenes Tun gest. S6mula-‐ 6onsbedürfnis geringe Ver-‐ haltenskontrolle parasitär frühe Ver-‐ haltensauff. verant-‐ wortungslos Jugend-‐ delinquenz Lebenss:l An:sozial Impulsivität Widerruf einer bed. Entlassung Mangel an realist. Zielen polytrope Kriminalität Zusammenfassung PCL-R Die PCL-R ist trotz der geringen Itemanzahl ein komplexes klinisches Beurteilungsinstrument. (Scoring inkl. Interview + Aktenstudium: 1-2 Tage). Es wurde ursprünglich zur Diagnose des Konstrukts der Psychopathie entwickelt; die PCL-R gilt heute als eines der wichtigsten und am besten untersuchten PrognoseInstrumente. Die Verwendung der PCL-R ist kostenpflichtig. Die Bögen können bestellt werden unter: www.hare.org Es kann davon ausgegangen werden, dass die PCL-R auch in der Schweiz valide ist. Von der Verwendung eines Cut-Offs muss abgeraten werden. Der Summenwert kann nur dahingehend interpretiert werden, dass das Rückfallrisiko umso höher ist, je höher der Summenwert ist. © www.zurichforensic.org Zusammenfassung Psychopathen Psychopathen sind geschickte Blender, die andere gut manipulieren können. Aufgrund ihrer egozentrischen Haltung spielen die Belange anderer für sie keine oder nur eine untergeordnete Rolle. Sie haben ein besondere Neigung, sich über geltende Normen und Regeln hinwegzusetzen. Deshalb besteht ein deutlich höheres Risiko für die Begehung von (Gewalt-) Delikten. Auch in nicht-inhaftierten Personengruppen kommen Psychopathen vor. Die Störung ist zu einem wesentlichen Teil genetisch bedingt und schwierig zu behandeln. © www.zurichforensic.org PCL-R Itembeschreibung Interpersonell-Affektiv © www.zurichforensic.org Faktor 1 Item 1: Oberflächlicher Charme Jemand ... ... ist amüsant, wortgewandt und wirkt kompetent in Konversationen ... stellt sich in einem guten Licht dar ... wirkt häufig zu glatt und nicht immer glaubwürdig Cave: W enn jem and ex nicht “c trem ob harman er t” wirkt , dann w flächlich aber überhau ird eine pt 1 gewe rtet © www.zurichforensic.org Item 2: Übersteigertes (grandioses) Selbstwertgefühl Jemand ... ... ist sehr überzeugt von den eigenen Fähigkeiten und dem Wert der eigenen Person, zeigt sich in angeberischer Selbstdarstellung ... erlebt sich sehr häufig als Opfer (einer korrupten Justiz, undankbarer Freunde, Schicksal / Pech). Das aufgeblasen und angeberisch wirkende Verhalten steht in Diskrepanz zu erbrachten Leistungen und realen Lebensumständen die n o ti ra lo p x E r e d d n re h ä w t n Frage: Versucht der Klie n? e m h e rn e b ü zu h c rä p s e G s a Kontrolle über d © www.zurichforensic.org Item 4: Pathologisches Lügen Lügen und Täuschen sind anhaltende Merkmale des Interaktionsverhaltens Elaborierte Lügen über Vergangenheit, selbst dann, wenn die Aussagen leicht überprüfbar sind Nach Konfrontation mit der Wahrheit wird die Aussage nachträglich angepasst Nur selten reagiert Person perplex oder verunsichert auf den Nachweis des Lügens, für alle Verhaltensweisen wird eine Erklärung angeboten. ichte, h c s e g fs ru e B , d n ta ils iv Z m Frage: Sind Informationen zu ? h lic h c rü p rs e id w . tc e te lik e Ausbildung, D © www.zurichforensic.org Item 5: Betrügerisch manipulatives Verhalten Das Verhalten ist grösstenteils manipulativ mit dem Ziel, eigene Vorteile (Geld, Sexualität, Sex, Status) zu erreichen, ohne Rücksicht auf die Konsequenzen für andere kann kriminelle und nicht-kriminelle Verhaltensweisen beinhalten systematisches finanzielles Ausnutzen von Familienmitgliedern Parallel-Partnerschaften Frage: Versuch t der Klient wä hrend des Voll (z.B. Therapie, zugs Program Lernprogramm me e) für seine Zw ecke zu nutzen ? © www.zurichforensic.org Item 6: Fehlendes Schuldbewusstsein Konsequenzen der eigenen Handlungen für andere Personen werden nicht reflektiert Fehlende Scham oder Reue für die Folgen eigener Handlungen Entschuldigt sich Person, steht dies im Widerspruch zu weiteren Handlungen Bei Straftaten Verantwortung für das Delikt wird oft dem Opfer übertragen oder Schwere der Tat heruntergespielt Cave: Rationa l vorgetragene s Schuldbewu nachexploriert sstein muss werden. © www.zurichforensic.org Item 7: Oberflächliche Gefühle Keine normale Bandbreite und Tiefe an Gefühlen, flacher Affekt Person wirkt kühl und emotionslos Werden Emotionen gezeigt, wirken diese dramatisch, oberflächlich, aufgesetzt und kurzlebig Manchmal starke emotionale Regungen, Bezeichnung der Emotion jedoch fehlerhaft Sexuelle Erregung = Liebe Frust = Traurigkeit Wut = Irritation i e b . B . z ( en n o i t a m r fo n I n e v i t k bje o ) t i ? t m g e h fl c i p e l e g bg v i A t : k g a i t g h n c hu Wi e i z e B e i d d r i w ” e b “Lie © www.zurichforensic.org Item 8: Fehlen von Empathie Geringe Fähigkeit zur Empathie Missachtung der Gefühle, Rechte und des Wohlergehens anderer Personen Andere Menschen werden als manipulierbare Objekte angesehen Person ist zynisch und selbstsüchtig, sieht sich als Nummer 1 Sieht Emotionalität als Schwäche, bezeichnet sich selbst als bewusster „Einzelgänger“ Beispiel für ein e “2”: Diebsta hl im Bekannte Familienkreis. n- und © www.zurichforensic.org Item 16: Mangelnde Verantwortungsübernahme für eigene Handlungen Es wird keine Verantwortung für eigene Handlungen übernommen Verantwortung wird anderen Personen oder widrigen Umständen zugeschrieben Im Extremfall: Trotz erdrückender Beweislast werden absurde Erklärungen angeboten (z.B. Verschwörung gegen die Person, Erinnerungslücken) Folgen der Tat werden heruntergespielt (z.B. Opfer selbst schuld) und rationalisiert (z.B. bei Eigentumsdelikt: Opfer war sowieso versichert) t i e k g i h ä f d de Schul eln g n a m r e od n e k c ü l s . ung r m e e n t I n i r s e E s : die r ü f Wichtig e l a m rk e M e h c s i sind typ © www.zurichforensic.org Verhalten-Antisozial © www.zurichforensic.org Faktor 2 Item 3: Stimulationsbedürfnis Chronisches und exzessives Bedürfnis nach Stimulation und fehlender Routine Ungewöhnlich starkes Gefühl der Langeweile Längere Beziehungen werden als langweilig erlebt Person fühlt sich rastlos, bricht Arbeiten schnell ab (oder versucht dies) wenn sie zur Routine werden oder monotonen Charakter haben Präferenz für aufregende, gefährliche und herausfordernde Verhaltensweisen Häufig: Experimentieren mit Drogen, Fernbleiben von Schule, Arbeit Frage: Werden immer wiede r neue Aktivitäten (z.B. Schule, Beruf, Beziehungen) begonnen? © www.zurichforensic.org Item 9: Parasitäter Lebensstil Finanzielle Ausbeutung anderer Menschen ist Teil des Lebensstils Konstante Arbeitsverhältnisse werden vermieden Geld wird durch Darstellung der eigenen Person als Opfer, durch Drohverhalten, Nötigung oder Ausnutzen der Gutgläubigkeit beschafft Cave: Wenn a usserhalb eine r Institution un Lebensunterha klar ist, wie de lt verdient wird r , dann wird ein e “1” gewertet . © www.zurichforensic.org Item 10: Unzureichende Verhaltenskontrolle Sehr geringe Frustrationstoleranz Auf Kritik, Misserfolg und Frustration wird tendenziell mit Gewalt oder Drohungen reagiert Aggressives Verhalten wird - auch im Deliktablauf - durch kleine Störeinflüsse ausgelöst Mangelnde Verhaltenskontrolle von kurzer Dauer, danach nahtloser Übergang zu „normalem“ Verhalten Verhaltensweisen zeigen sich stärker unter Alkoholeinfluss f au e is e w in H te h ic h c s e n Vorg e ll e in m ri k r e d in s e t Frage: Gib alt? w e G e rt ie z o v ro p th ic spontane, n © www.zurichforensic.org Item 12: Frühe Verhaltensauffälligkeiten Frühe Verhaltensauffälligkeiten Häufiges Lügen, Schummeln bei Prüfungen, Schuleschwänzen, störendes Verhalten im Unterricht, Schikanieren anderer Diebstahl, Raub, Brandstiftung, Vandalismus, Gewalt Von zu Hause weglaufen Frühe sexuelle Beziehungen Substanzmissbrauch Verhaltensweisen sind häufiger als bei anderen Jugendlichen und führen oft zu Schulverweisen bzw. Kontakt mit der Polizei er d s u a n e n o i t ma r o f n I : e l l e u q ons ige Informati Wicht Schulzeit. © www.zurichforensic.org Item 13: Fehlen von langfristigen realistischen Zielen Unfähigkeit oder Unwille, langfristige Ziele zu formulieren bzw. zu realisieren Leben von Tag zu Tag Keine Sorgen um die Zukunft Geringes Interesse an fester Anstellung, Lebensstil erinnert an Lebenskünstler Oft unrealistische Lebensziele, z.B. Berufswünsche (z.B. Arzt, Pilot), für die die Person keine Qualifikation hat Zukunftspers pektive: Was will er nach de Was will er in 1 r Entlassung tu 0 Jahren tun? n? © www.zurichforensic.org Item 14: Impulsivität Verhalten ist impulsiv, wenig reflektiert und überlegt Handlungen erfolgen aus dem Moment heraus, kein Abwiegen von Pro und Contra Konsequenzen der Handlungen werden nicht bedacht Wichtige Entscheidungen (Umzug, Trennung, Kündigung) werden spontan getroffen und nicht durchdacht ” e l l o r t n o k s n e halt r e V e d n l e g n “ma m e t I t i m t h c Cave: Ni verwechseln. © www.zurichforensic.org Item 15: Verantwortungslosigkeit Es wird keine Verantwortung für andere Menschen übernommen Kein Sinn für Loyalität und Verpflichtung gegenüber Familie, Freunde, Arbeitgeber, Gesellschaft Probleme in verschiedenen Bereichen: Finanzen: Schulden nicht begleichen Risikoreiches Verhalten, z.B. betrunken Auto fahren Beruf: Häufiges Fehlen am Arbeitsplatz Familie/ Freunde, z.B. keine Unterhaltszahlungen leisten etc. für n e d a h c S n e in e k ie d , igkeit s lo s g n u rt o tw n ra e V : g Wichti et. rt e w e g ” 1 “ it m d ir w t, andere zur Folge ha © www.zurichforensic.org Item 18: Jugendliche Delinquenz Antisoziales Verhalten in der Jugend (vor 17. LJ.) mit Anklagen und Verurteilungen 2 Punkte werden vergeben bei schweren Delikten wie Gewalt- und Sexualdelikte, 1 Punkt wird bei leichteren Delikten vergeben (z.B. Drogenbesitz, kleinere Diebstähle, Besitz gestohlener Gegenstände, einfache Körperverletzung, geringfügige Verkehrsdelikte (z.B. Fahren ohne Führerschein) Wichtig: Dunk elfeld wird gew © www.zurichforensic.org ertet. Item 19: Widerruf bei bedingter Entlassung Nach dem 18. LJ wurde gegen Auflagen einer bedingten Entlassung verstossen oder es gab Flucht aus einer Institution 2 Punkte wird bei schwerem Verstoss gegen Auflagen vergeben, z.B. Widerruf bei bedingter Entlassung, Flucht 1 Punkt wird bei leichtem Verstoss gegen Auflagen vergeben, z.B. Nichteinhalten von Terminen bei Gericht, BVD Cave: Bei Per sonen, die mit dem Justizsys Kontakt gekom tem nicht in men sind, ist e ine X zu werte n. © www.zurichforensic.org Item 20: Polymorphe Kriminalität Es sind Anklagen und Verurteilungen in verschiedenen Deliktebereichen vorhanden (Bezugspunkt: Strafregisterauszüge) Fällt ein Delikt in verschiedene Kategorien, werden alle Kategorien gewertet (z.B. Vergewaltigung mit anschliessendem Raub zählt als Vergewaltigung und als Raub) 2 Punkte: Delikte aus 6 oder mehr Kategorien 1 Punkt: Delikte aus 4 oder 5 Kategorien © www.zurichforensic.org PCL-R: Restkategorie © www.zurichforensic.org Item 11: Promiskes Sexualverhalten Unverbindliche sexuelle Beziehungen z.B. häufige Kontakte Beliebigkeit in der Auswahl der Sexualpartner Mehrere gleichzeitige Partnerschaften Häufig Untreue, Prostitution Bereitschaft zu einer grossen Spannbreite sexueller Praktiken Häufig: Nötigung zu sexuellen Handlungen und Anklagen, Verurteilung wegen Sexdelikt rK s m e t I s e s e i odierung d e d i e b n e f a r alst u x e S : g i t h c Wi en. g i t h c i s k c ü r be © www.zurichforensic.org Item 17: Viele kurzzeitige eheähnliche Beziehungen 2 Punkte werden vergeben, wenn: Bis zum 30 LJ mit mehr als 2 Partnern (= mind. 3), bzw. Bis zum 40 LJ mit mehr als 3 Partnern (mind. 4) in einer eheähnlichen Beziehung zusammen gelebt 1 Punkt wird vergeben, wenn: Bis zum 30 LJ mind. 2 eheähnliche Partnerschaften Bis zum 40 LJ mind. 3 eheähnliche Partnerschaften n e d ie d , rn te ä T i e b r rn ode te ä T n e g n ju r h e s i e B Cave: is n g n fä e G im s n e b le n e chsen a rw E s e d il e T n te s s rö g n. e rt e w u z X e in e t is , n verbracht habe © www.zurichforensic.org Item 20: Kategorien Polymorphe Kriminalität Mord, Versuchter Mord, Fahrlässige Tötung bstahl, ie d h c u r b in E Diebstahl, den, n ä t s n e g e g h bruc Besitz von Ein esgut b ie D n o v z it Bes Körper verletz ung, Drohun gen Delikte mit Verletzung der Sorgfaltspflicht (z.B. alkoholisiert Auto fahren) ng, u h c s l Fä , ng, g u u r g t i d l Be chu s n A e falsch tität n e d I falsche Waffenbesitz, Besitz von explosivem Material © www.zurichforensic.org Sc ge hmug g Ste en d gel, La uerh en S Verb nd r es inter taat, eche ve zie te n k i l e r d h r n e a t, S ung Drog /Handel) pio , z t i s e (B na ge Gewalt gegen Beamte Raub, Versuchter Raub, Erpressung Sexualdelikte Kleine re De li Sach besch kte: Vanda lismu ädigu Verke s, n hrsde g, kle likte inere g, n u b u a r itsbe e h i e r F e, en m m h h a a n n l t e s s Fe Gei n e g e g and Widerst Brandstiftung ht c i N t, , t h rich c Flu i Ge , h be c u r b en s n i u A che ng Ers ähru w Be Unter Mitwirkung von ... PD Dr. Jérôme Endrass Dr. Andreas Mokros Prof. Dr. Bri`a Renner Dr. Astrid Rossegger Prof. Dr. Harald Schupp Prof. Dr. Frank Urbaniok