Kein Folientitel - Lehrstuhl Metallische Werkstoffe
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Kein Folientitel - Lehrstuhl Metallische Werkstoffe
Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe WS 2014 Dr. Dieter Müller Wir nehmen Perfektion persönlich. Folie 1 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Inhalt Block 3 2.7.1 Spannungsarmglühen 2.7.2 Rekristallisationsglühen 2.7.3 Weichglühen 2.7.4 Normalglühen 2.7.5 Grobkornglühen 2.7.6 Diffusionsglühen 2.8 Martensitisches Härten 2.8.1 Einfluss der Prozessparameter 2.8.2 Härtbarkeit der Stähle 2.8.3 Anlassen 2.9 Bainitisches Härten / Zwischenstufenvergüten Folie 2 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Übersicht Wärmebehandlungsverfahren Folie 3 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Temperaturbereiche verschiedener Wärmebehandlungsverfahren Folie 4 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Temperaturbereiche der Wärmebehandlung von Stahl Temperatur °C 6 1100 1000 1: Spannungsarmglühen 2: Rekristallisationsglühen 3: Weichglühen 4: Normalglühen 5: Grobkornglühen 6: Diffusionsglühen 5 900 4 800 3 700 2 600 1 500 400 300 0 0,5 1 1,5 2 Kohlenstoffgehalt Gew.% Folie 5 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 2,5 Inhalt Block 3 2.7.2 Rekristallisationsglühen 2.7.3 Weichglühen 2.7.4 Normalglühen 2.7.5 Grobkornglühen 2.7.6 Diffusionsglühen 2.8 Martensitisches Härten 2.8.1 Einfluss der Prozessparameter 2.8.2 Härtbarkeit der Stähle 2.8.3 Anlassen 2.9 Bainitisches Härten / Zwischenstufenvergüten Folie 6 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Eigenspannungen Definition Eigenspannungen sind mechanische Spannungen, die in einem Körper herrschen, an dem keine äußeren Kräfte und Momente angreifen und der sich im thermischen Gleichgewicht befindet. Eigenspannungen I. Art sind über größere Werkstoffbereich (mehrere Körner) nahezu homogen und über ein komplettes Bauteil im Gleichgewicht. Bei Eingriffen in das System treten Maßänderungen auf. Eigenspannungen II. Art sind über kleine Werkstoffbereiche (ein bis mehrere Körner) homogen. Bei Eingriffen in das System können Maßänderungen auftreten. Eigenspannungen III. Art sind über kleinste Werkstoffbereiche inhomogen. Bei Eingriffen in das System treten keine Maßänderungen auf. nach Macherauch Streckgrenze (MPa) Werden unter Eigenspannung stehende Teile erwärmt, und ist die Höhe der Eigenspannungen höher als die temperaturabhängige Streckgrenze, dann kommt es beim Erreichen der entsprechenden Temperatur zu einem Spannungsabbau durch plastisches Fließen, was eine Verformung zur Folge hat. 500 100Cr6 (GKZ) 400 300 200 100 Quelle: IWT, Bremen 0 0 200 400 600 Temperatur (°C) Folie 7 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 800 1000 Spannungsarmglühen Ursachen von Eigenspannungen Thermische Eigenspannungen aufgrund Ausdehnungskoeffizient und unterschiedlicher Abkühlung Rand-Kern (z.B. Abkühlung nach Warmumformung, lokale Erwärmung, Schweißen) Thermischer Zustand Metallurgische Eigenspannungen aufgrund Phasenumwandlung (z.B. Martensitbildung) c a f e Mechanische Eigenspannung aufgrund Kaltumformung, Zerspanung Mechanischer Zustand b d Metallurgischer Zustand a: temperaturabhängige Phasenumwandlung b: Längenänderung infolge Phasenumwandlung c: Wärmedehnung d: spannungsinduzierte Phasenumwandlung e: Wärmetönung infolge Phasenumwandlung f: Umwandlung vom Verformungsenergie in Wärme Quelle: G. Spur, Th Stöfele: Handbuch der Fertigungstechnik, Band 4/2, Wärmebehandeln, Folie 8 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Spannungsarmglühen Spannungsarmglühen (DIN EN 17022:2000) - Bei vorhandenen Eigenspannungen, z.B. aus Zerstanung, Kaltumformung - Mit ausreichend Aufmaß, damit Verformungen ausgeglichen werden können - Bei vergüteten Stählen unter Anlasstemperatur Ziel: Reduzierung von Eigenspannungen Verbesserung der Maßhaltigkeit während der weiteren Verarbeitung / Wärmebehandlung Ablauf − Erwärmen auf eine entsprechende Temperatur unter Ac1 unlegierte Stähle: 550 - 650°C hochlegierte Stähle: ca. 850°C − vergütete Stähle: unter Anlasstemperatur − Längeres Halten auf Temperatur nicht erforderlich − Abkühlung entsprechend Querschnitt Anlagen: Luftumwälzofen (Oxidation!), Schutzgasöfen Fehlermöglichkeiten: Temperatur zu niedrig (unzureichender Spannungsabbau) Haltezeit zu lang (starke Oxidation) Abkühlung zu schnell (Bildung thermischer Eigenspannungen) Folie 9 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Spannungsarmglühen °C 1200 1000 800 600 400 200 0 Spannungsarmglühen Austenitisieren Abschrecken Abkühlen Anlassen Grobzerspanung Feinzerspanung bis Schleifaufmaß Folie 10 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Zeit Spannungsarmglühen Tangentiale Resteigenspannungen (MPa) 120 100 80 60 40 20 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Mittlere Abkühlgeschwindigkeit bis 400°C (°C/h) Tangentiale Resteigenspannungen in Abhängigkeit von Durchmesser und Abkühlungsgeschwindigkeit (CrMoNiV-Stähle) Quelle: G. Spur, Th Stöfele: Handbuch der Fertigungstechnik, Band 4/2, Wärmebehandeln, Folie 11 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Inhalt Block 3 2.7.1 Spannungsarmglühen 2.7.3 Weichglühen 2.7.4 Normalglühen 2.7.5 Grobkornglühen 2.7.6 Diffusionsglühen 2.8 Martensitisches Härten 2.8.1 Einfluss der Prozessparameter 2.8.2 Härtbarkeit der Stähle 2.8.3 Anlassen 2.9 Bainitisches Härten / Zwischenstufenvergüten Folie 12 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Rekristallisationsglühen Rekristallisationsglühen (DIN EN 10052:1993) Wärmebehandlung mit dem Ziel, durch Keimbildung und Wachstum ohne Phasenänderung eine Kornneubildung in einem kaltumgeformten Werkstück zu erreichen. Ziel: Gefügeneubildung zur Verbesserung der Umformbarkeit Ablauf: - Erwärmen auf Rekristallisationstemperatur (ca. 0,4 TS) Halten auf Temperatur Abkühlung Anlagen: Fehlermöglichkeiten: Schutzgasöfen, Vakuumöfen Temperatur zu niedrig (unzureichender Gefügeneubildung) Haltezeit zu kurz (dto.) Umwandlungstemperatur überschritten Folie 13 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Rekristallisationsglühen Verringerung der Eigenspannungen bzw. Verfestigung Geringerer Verzug bei folgender Wärmebehandlung Einplanen als Zwischenschritt während der Bearbeitung Kaltverformung Zugfestigkeit Zugfestigkeit Zähigkeit • • • Rekristallisation Zugfestigkeit Zähigkeit Verformbarkeit Verformungsgrad Folie 14 Zähigkeit Verformbarkeit Glühtemperatur Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Rekristallisationsglühen Rekristallisation durch Keimbildung und Keimwachstum Folie 15 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Rekristallisationstemperatur Folie 16 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Rekristallisationsdiagramm Zusammenhang Verformungsgrad Korngröße Folie 17 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Inhalt Block 3 2.7.1 Spannungsarmglühen 2.7.2 Rekristallisationsglühen 2.7.4 Normalglühen 2.7.5 Grobkornglühen 2.7.6 Diffusionsglühen 2.8 Martensitisches Härten 2.8.1 Einfluss der Prozessparameter 2.8.2 Härtbarkeit der Stähle 2.8.3 Anlassen 2.9 Bainitisches Härten / Zwischenstufenvergüten Folie 18 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Weichglühen Weichglühen (DIN EN 10052:1993) Wärmebehandlung zum Vermindern der Härte eines Werkstoffes auf einen vorgegebenen Wert. Glühen auf kugelige Carbide (Zementit) / GKZ-Glühen (DIN EN 10052:1993) Glühen mit dem Ziel einer Einformung der Carbide. Es umfaßt im allgemeinen ein längeres Halten auf einer Temperatur bei Ac1, ggf. ein Pendeln um diese Temperatur. Ziel: Karbideinformung zur Verbesserung der Zerspanbarkeit bzw. Kaltumformbarkeit Ablauf: Erwärmen unter Ac1 längeres Halten auf Temperatur bzw. Pendeln um Ac1 Abkühlung Anlagen: Schutzgasöfen, Vakuumöfen Fehlermöglichkeiten: Temperatur zu niedrig (unzureichende Carbideinformung) Haltezeit zu kurz (dto.) Umwandlungstemperatur überschritten und Abkühlung zu schnell - Perlitbildung Folie 19 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Weichglühen Zementit Fe3C Ferrit • Verringerung der Härte durch Einformung von Zementitlamellen • Verbesserte Zerspanbarkeit • Triebkraft: kleinere Oberfläche der Zementitkugeln (Grenzflächenenergie) Folie 20 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Weichglühen C10 C45 C100 Gefügezustand N GKZ-N GKZ-H Folie 21 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Weichglühen Richtreihe 1 (0%) Richtreihe 2 (8%) Richtreihe 3 (20%) Richtreihe 4 (35%) Richtreihe 5 (60%) Richtreihe 6 (80%) Werksinterne (Buderus Edelstahl) Richtreihe für das GKZ-Glühen von 100Cr6; Prozentangaben für Anteil an lamellaren Perlit Folie 22 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Weichglühen - Carbideinformung Folie 23 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Temperaturzyklus GKZ-Glühen Folie 24 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Inhalt Block 3 2.7.1 Spannungsarmglühen 2.7.2 Rekristallisationsglühen 2.7.3 Weichglühen 2.7.5 Grobkornglühen 2.7.6 Diffusionsglühen 2.8 Martensitisches Härten 2.8.1 Einfluss der Prozessparameter 2.8.2 Härtbarkeit der Stähle 2.8.3 Anlassen 2.9 Bainitisches Härten / Zwischenstufenvergüten Folie 25 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Normalglühen Normalglühen (DIN EN 10052:1993) Wärmebehandlung, bestehend aus Austenitisieren und anschließendem Abkühlen an ruhender Luft Ziel: Verbesserung der mechanischen Eigenschaften durch Gefügeneubildung und Kornfeinung Ablauf: Erwärmen über Umwandlungstemperatur (über Ac3 für untereutektoide, über Ac1 für übereutektoide Stähle) Halten auf Temperatur Abkühlung Anlagen: Schutzgasöfen, Vakuumöfen Fehlermöglichkeiten: Temperatur zu niedrig (unzureichender Gefügeneubildung) Haltezeit zu kurz (dto.) Abkühlung zu schroff (Zwischenstufengefüge) Folie 26 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Normalglühen Folie 27 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Normalglühen Gefüge eines Baustahls vor und nach dem Normalglühen Folie 28 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Normalglühen - Kornfeinung Gefüge eines Vergütungsstahls – Normalgeglüht nach DB-Vorschrift Folie 29 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Glühen - Sonderverfahren - BG-Glühen (Besonderes Gefüge): auch FP-Glühen (Ferrit-Perlit) Normalglühen bei 900-1000°C mit anschließender geregelter Abkühlung du isothermer Umwandlung; Wärmebehandlung nach Warmumformung - BF-Glühen (Besondere Festigkeit): Wärmebehandlung bei 850-950°C mit anschließendem Abkühlen aus der Schmiedehitze und folgendem Anlassen bei 500-550°C (Vergüten) - BY-Glühen: Kontrolliertes Abkühlen aus der Schmiedehitze Folie 30 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Normalglühen - Sonderverfahren Sonderverfahren: magnetisches Schlussglühen - Kaltumformung führt zu Erhöhung der Koerzitivfeldstärke - Gefügeneubildung führt zu „definierter“ Koerzitivfeldstärke - Elektronische Bauteile/Gehäuse Hysteresekurven: kaltumgeformt geglüht Folie 31 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Inhalt Block 3 2.7.1 2.7.2 2.7.3 2.7.4 2.7.5 Spannungsarmglühen Rekristallisationsglühen Weichglühen Normalglühen Grobkornglühen 2.8 Martensitisches Härten 2.8.1 Einfluss der Prozessparameter 2.8.2 Härtbarkeit der Stähle 2.8.3 Anlassen 2.9 Bainitisches Härten / Zwischenstufenvergüten Folie 33 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Diffusionsglühen Folie 34 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Diffusionsglühen Folie 35 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Inhalt Block 3 2.7 Glühverfahren 2.7.1 Spannungsarmglühen 2.7.2 Rekristallisationsglühen 2.7.3 Weichglühen 2.7.4 Normalglühen 2.7.5 Grobkornglühen 2.7.6 Diffusionsglühen 2.8.1 Einfluss der Prozessparameter 2.8.2 Härtbarkeit der Stähle 2.8.3 Anlassen 2.9 Bainitisches Härten / Zwischenstufenvergüten Folie 36 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Historische Härteanweisung n.n., 1532 bei Peter Jordan in Mainz gedruckt: Von Stahel und Eysen Erstlich wie man Eysen härten und wieder weich machen soll. Nimm Eisenkraut, sowohl die Stengel als auch die Blätter Zerstampfe es und presse den Saft durch ein Tuch, tue den Saft in ein Glas und hebe es auf Wenn Du dann Härten willst, so tue auch soviel Harn eines Mannes dazu als Saft vorhanden ist Tue ferner Saft von den Würmern dazu, die man Egerlinge nennt Lass dann das Eisen nicht gar zu heiß werden Sondern nur bis es eine ausreichende Hitze hat … Die Härte des Eisens zu beseitigen Lasse Menschenblut abstehen, bis Wasser darauf steht Dieses Wasser wird abgesiebt und aufbewahrt Danach halte die gehärteten Waffen ins Feuer Bis dass sie heiß werde Dann streiche das Blutwasser mit einer Feder auf Wenn das Wasser verdampft ist, so werden sie weich… Folie 37 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Begriffe der Wärmebehandlung (EN 10052) Härten Härten Austenitisieren Abschrecken Abkühlungsgeschwindigkeit kritischer Abkühlverlauf Wärmebehandlung bestehend aus Austenitisieren und Abkühlen unter solchen Bedingungen, dass eine Härtezunahme durch mehr oder weniger vollständige Umwandlung des Austenits in Martensit und ggf. Bainit erfolgt. Wärmebehandlungsschritt, in dessen Verlauf das Werkstück auf eine Temperatur gebracht wird, bei der die Matrix austenitisch wird. Wärmebehandlungsschritt, bei dem Werkstück mit größerer Geschwindigkeit als an ruhender Luft abgekühlt wird. Sie gibt die Temperatur in Abhängigkeit von der Zeit während des Abkühlens an. Man unterscheidet: die momentane Abkühlgeschwindigkeit bei einer bestimmten Temperatur die mittlere Abkühlungsgeschwindigkeit in einem bestimmten Temperaturintervall Abkühlverlauf, bei dem eine vollständige Umwandlung (bei Vermeidung ungewünschten Gefüges) unter den vergleichsweise mildesten Abkühlbedingungen erreicht werden. Folie 38 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Begriffe der Wärmebehandlung (EN 10052) Härten Bainitisieren; isothermes Umwandeln in der Bainitstufe; Zwischenstufenvergüten Wärmebehandlung, bestehend aus Austenitisieren und anschließendem gestuften Abschrecken auf eine Temperatur oberhalb MS mit solcher Geschwindigkeit, dass jegliche Bildung von Ferrit oder Perlit vermieden wird, und Halten auf dieser Temperatur, um den Austenit teilweise oder vollständig in Bainit umzuwandeln. Anlassen Wärmebehandlung, die im allgemeinen nach einem Härten oder einer anderen Wärmebehandlung durchgeführt wird, um gewünschte Werte für bestimmte Eigenschaften zu erreichen. Sie besteht aus ein- oder mehrmaligem Erwärmen auf eine vorgegebene Temperatur (<Ac1), Halten auf dieser Temperatur und anschließendem zweckentsprechenden Abkühlen. Vergüten Warmbadhärten Härten und Anlassen bei höherer Temperatur, um die gewünschte Kombination der mechanischen Eigenschaften, insbesondere Zähigkeit und Duktilität, zu erreichen. Wärmebehandlung, bestehend aus Austenitisieren, anschließendem gestuften Abschrecken auf eine Temperatur dicht oberhalb MS, mit solcher Geschwindigkeit, dass die Bildung von Ferrit, Perlit oder Bainit vermieden wird, und einem ausreichend langen Halten bei jener Temperatur, um einen Temperaturausgleich über den Querschnitt zu erzielen, jedoch nicht zu lange, um Bainitbildung zu vermeiden. Folie 39 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Inhalt Block 3 2.7 Glühverfahren 2.7.1 Spannungsarmglühen 2.7.2 Rekristallisationsglühen 2.7.3 Weichglühen 2.7.4 Normalglühen 2.7.5 Grobkornglühen 2.7.6 Diffusionsglühen 2.8.2 Härtbarkeit der Stähle 2.8.3 Anlassen 2.9 Bainitisches Härten / Zwischenstufenvergüten Folie 40 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Härte von Martensit 30 25 Härte HV10 800 20 600 15 Härte HV10 10 mit Resaustenit 400 Bruchdehnung A5 5 200 Bruchdehnung A5 (%) 1000 0 0,0 Folie 41 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 Massengehalt C (%) 1,2 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 1,4 17./24.11.2014 Bedingungen für die Martensitbildung Abkühlgeschwindigkeit schneller als kritischer Abkühlverlauf (vkrit.) Temperatur kleiner als Martensitstarttemperatur (MS). 500 1400 Ms / Mf Temperatur Kritische Abkühlgeschwindigkeit 1200 400 300 Ms 800 200 (°C) (K/s) 1000 600 ≈ 100 400 Mf ≈ 0 0 200 0,4 0,8 -100 0 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1 1,2 C- Gehalt (Gew. %) 1,4 1,6 1,8 -200 C- Gehalt (Gew. %) Empirische Formel zur Abschätzung der Martensitstarttemperatur: MS (1%) = 561 - 474 (%C) - 33 (%Mn) - 17 (%Cr) - 17 (%Ni) - 21 (%Mo) [°C] Mf (50%) = MS - 63°C Mf (95%) = MS - 272°C Mf (99%) = MS - 424°C Folie 42 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 1,2 Temperaturzyklus beim Härten 1. Erwärmen (gestuft) 2. Austenitisieren (spez. Härtetemperatur) 3. Abschrecken so mild wie möglich, so schroff wie nötig 4. Anlassen Quelle: Stahl-Informationszentrum Folie 43 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Das Austenitisieren Parameter Austenitisierungstemperatur: Ist werkstoffabhängig und kann entsprechenden Datenblättern entnommen werden. Prinzipiell steigt die Austenitisierungstemperatur mit zunehmenden Gehalt an Sonderkarbidbildnern, da die Karbide im Gefüge in Lösung gebracht werden müssen. Darf nicht zu hoch sein, da es sonst zu unerwünschter Kornvergröberung kommt (Überhitzung) Austenitisierungszeit: Muss lang genug sein, um homogenen Austenit zu bilden Darf insbesondere bei hohen Härtetemperaturen nicht zu lang sein, da es sonst zu einer unerwünschten Kornvergröberung kommt (Überzeitung) Folie 44 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Austenitisierungstemperaturen 1600 1: Unlegierte Stähle C45, C60, C100 Temperatur in C 1400 2: Niedrig legierte Vergütungsstähle 42CrMo4, 50 CrV4, 30MnB4 1200 3: Niedriglegierte Wälzlagerstähle 100Cr6, 100CrMo6-7 7 6 4,5 1000 4: Hochlegierte Warmarbeitsstähle X38CrMoV5-1, X32CrMoV3-3 5: Härtbare korrosionsbeständige Stähle X40Cr13, X39CrMo17-1, X105CrMo17 2 800 3 1 6: Ledeburitische Kaltarbeitsstähle X210Cr12, X155CrVMo12-1 7: Schnellarbeitsstähle, PM-Stähle HS6-5-2, HS6-5-2-5 600 0 1 2 3 Gew.% C Folie 45 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Abschrecken - Abschreckmedien Abschreckmittel Gasförmige (bis 20 bar) • Luft • N2 • He • H2 Folie 46 Flüssige Bei RT feste • Härteöle (Mineralöle, synthetische Öle) • Wässerige Lösungen (Polymerbäder) • Metallschmelzen (Blei, Zinn) • Salzschmelzen (Nitritbasis) Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Abschrecken - Dampfhautbildung Folie 47 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Abschrecken - Abschreckmedien 3000 Abschreckgeschwindigkeit (K/s) 2500 10%ige Cyanidsalzlösung Leitungswasser 2000 legiertes Öl 1500 unlegiertes Öl 1000 Salzschmelze (Warmbad 210°C) 500 0 0 200 400 600 800 Temperatur (°C) Folie 48 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Restaustenit Liegt die Martensitfinishtemperatur unterhalb Raumtemperatur, so bleibt im Gefüge nicht umgewandelter Austenit erhalten, welcher als Restaustenit bezeichnet wird. Dieser ist jedoch nicht stabil und kann im Laufe der Zeit in Martensit umwandeln, weswegen er in der Regel unerwünscht ist. Abhilfemaßnahmen: - Anlassen - Tiefkühlen unter Mf Folie 49 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Morphologie des Martensits gemischt Ck45 Temperatur in °C Ck15 Restaustenit (RA) Plattenmartensit (PM) (Nadel-Martensit) Habitusebene C70 Ms Mf Kohlenstoffgehalt in Ma.-% Folie 50 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe C160 Volumenanteil in % Lanzettenmartensit (LM) (Massiv-Martensit) REM LM RA PM Kohlenstoffgehalt in Ma.-% STH/03- 17./24.11.2014 Gefügeausbildung von Martensit Nach dem Umklappen ins Martensitgitter hat der Kohlenstoff eine wesentlich höhere Diffusionsgeschwindigkeit als im Austenit. Aus diesem Grund scheiden sich noch während der Abkühlung bei den zuerst (bei hohen Temperaturen) gebildeten Martensitplatten feinste Karbidausscheidungen aus. Dadurch ätzen sie sich im Schliff dunkel an. Folie 51 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Inhalt Block 3 2.7 Glühverfahren 2.7.1 Spannungsarmglühen 2.7.2 Rekristallisationsglühen 2.7.3 Weichglühen 2.7.4 Normalglühen 2.7.5 Grobkornglühen 2.7.6 Diffusionsglühen 2.8.1 Einfluss der Prozessparameter 2.8.3 Anlassen 2.9 Bainitisches Härten / Zwischenstufenvergüten Folie 52 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Stirnabschreckversuch nach Jominy Folie 53 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Härteverlauf Jominy-Probe AC3 800 AC1 Temperatur (°C) A F 600 P B MS 400 M 200 0 2 Härte HV10 800 10 20 30 50 Stirnabstand (mm) 600 400 200 0 0,1 Folie 54 1 10 102 Abkühldauer t8/5 (s) Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 103 104 17./24.11.2014 105 Stirnabschreckkurven 70 70 C45E+H C45R+H 60 Härte (HRC) Härte (HRC) 60 42CrMo4+H 42CrMo4+HH 42CrMo4+HL 42CrMoS4+H 42CrMoS4+HH 42CrMoS4+HL 50 40 50 HH 40 H 30 HL 30 H 20 20 0 10 20 30 Abstand von der Stirnfläche (mm) 0 40 50 10 20 30 Abstand von der Stirnfläche (mm) DIN 10083 - Vergütungsstähle Folie 55 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Härtbarkeit Folie 56 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Härtbarkeit 70 70 60 60 50 50 40 40 30 30 20 20 Durchmesser 10 40 mm 0 100 200 mm Werkstoff 10 1000 mm 50 CrMo 4 41 Cr 4 Ck 45 0 10 0 75 50 Folie 57 25 0 25 50 75 100 20 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 15 10 5 17./24.11.2014 5 15 20 Härtbarkeitsdiagramm 0 20 64 HRC 62 HRC 60 HRC 40 Salzbadabschreckung 60 80 54 HRC Werkstückdurchmesser (mm) 100 120 140 160 180 200 1.2842 90MnCrV8 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Einhärtungstiefe (mm) Folie 58 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Härtbarkeitsdiagramm 0 20 40 0 20 64 HRC 62 HRC 60 HRC Salzbadabschreckung 40 Salzbadabschreckung 60 60 80 80 54 HRC Werkstückdurchmesser (mm) Werkstückdurchmesser (mm) 100 120 140 160 1.2842 90MnCrV8 180 200 0 10 20 30 40 Einhärtungstiefe (mm) Folie 59 50 60 70 80 90 100 100 62 HRC 120 140 160 1.2436 X210C12 180 200 60 HRC 0 10 20 30 40 Einhärtungstiefe (mm) Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 50 60 70 80 90 100 Inhalt Block 3 2.7 Glühverfahren 2.7.1 Spannungsarmglühen 2.7.2 Rekristallisationsglühen 2.7.3 Weichglühen 2.7.4 Normalglühen 2.7.5 Grobkornglühen 2.7.6 Diffusionsglühen 2.8.1 Einfluss der Prozessparameter 2.8.2 Härtbarkeit der Stähle 2.9 Bainitisches Härten / Zwischenstufenvergüten Folie 60 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Anlassen C45 Anlassen: • Mit steigender Temperatur sinkt Härte und Festigkeit • Bruchdehnung und Zähigkeit steigen • Die einzustellenden Werte richten sich nach den konstruktiven Anforderungen Folie 61 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 0,2%-Dehngrenze Rp0,2 und Zugfestigkeit Rm (MPa) 1600 Rp0,2 1400 1200 1000 800 100 Folie 62 200 Rm Bereich der Anlassversprödung erhöhter Gehalt an z.B. P, Sn,, As Bereich der 300°C-Versprödung „Blauversprödung“ / Fe3C-Bildung 70 40NiCrMo6 1800 Z 300 400 500 Anlasstemperatur (°C) Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe K 600 600 60 50 40 30 20 A 10 0 700 17./24.11.2014 60 50 40 30 20 10 0 Kerbschlagarbeit K / DVM-Probe (J) 2000 Bruchdehnung A und Brucheinschnürung Z (%) Anlassversprödung 70 Anlassstufen gehärteten Stahls 4 3 2 1 0 100 200 300 400 500 600 Anlaßstufen: 1. tetragonaler Martensit è kubischer Martensit 3. Ausscheidung von ε-Karbiden (Fe2C) > 2. Volumenverringerung kubischer Martensit è Ferrit + Fe3C > 4. Volumenverringerung Vergröberung der Karbide Ausscheidung von ε-Karbiden Restaustenit è kubischer Martensit ε-Karbide è Fe3C > Volumenverringerung Folie 64 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Anlassdiagramme 1.1730 1.2311 1.2343 1.3343 – C45 – 40CrMnMo7 – X38CrMoV5-1 – HS-6-5-2 Folie 65 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Sekundärhärtemaximum Auswirkung der Austenitumwandlung Karbidausscheidungen Auswirkung von Karbidausscheidungen M3 C ↓ Härte Beobachtete Anlasskurve M7C3 ↓ M23C6 Auswirkung des Martensitzerfalls Anlasstemperatur Folie 66 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Sekundärhärtemaximum 60 60 MoGehalt Cr-Gehalt 30 20 10 12% 4% 40 30 20 2% 0,5% 10 0% 0 100 Sekundärhärtemaximum 40 Härte(HRC) 50 Sekundärhärtemaximum Härte(HRC) 50 5% 2% 0,5% 0% 0 200 300 400 500 600 Anlasstemperatur (°C) Folie 67 700 800 100 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 200 300 400 500 600 Anlasstemperatur (°C) 17./24.11.2014 700 800 Ausscheidungen in Stählen Ausscheidung Struktur krz Matrix kfz Ausscheidung Eisenverbindung mit interstitiellen Begleitern Fe-X >150°C Fe2C hex ε-Karbid + Fe3C orh Zementit + Fe16N2 trz α‘‘-Nitrid ++ Fe4N kfz γ'-Nitrid + >250°C ++ >450°C >600°C - MC kfz V, Nb, Ti + M 2C hex Mo, V + M7C3 hex Cr - - M23C6 kfz Cr - + M 6C kfz Mo, W - - MN kfz Cr + MN hex Al - M 2N hex Cr - Folie 68 krz Matrix kfz Intermetallische Verbindungen Metallverbindung mit interstitiellen Begleitern M-X Struktur M-M >450°C >700°C NiAl krz B2-Phase Ni3Al kfz γ‘-Phase Ni3Ti hex η-Phase - Fe7(Mo,W)6 rh µ-Phase - Fe2(Mo,W) hex Laves-Phase - + FeCr tetr σ-Phase - - Fe36Cr12Mo10 kKrz χ-Phase - - (Fe,Ni)16Ti6Si7 kfz G-Phase + + ++ inkohärent teilkohärent kohärent - Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 ++ ++ - Inhalt Block 3 2.7 Glühverfahren 2.7.1 Spannungsarmglühen 2.7.2 Rekristallisationsglühen 2.7.3 Weichglühen 2.7.4 Normalglühen 2.7.5 Grobkornglühen 2.7.6 Diffusionsglühen 2.8 Martensitisches Härten 2.8.1 Einfluss der Prozessparameter 2.8.2 Härtbarkeit der Stähle 2.8.3 Anlassen Folie 69 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Isothermes ZTU-Diagramm von 100Cr6 Temperatur Martensitisches Härten Zeit Bainitisches Härten Unterer Bainit Temperatur Oberer Bainit Zeit • • Als Warmbäder finden überwiegend Salzschmelzen mit einer Schmelztemperatur von 140 bis 200°C Verwendung (Reinigung!) In Entwicklung befindet sich Bainitisieren mit vorgewärmten Gasen (z.B. Stickstoff) im Hochdruck Folie 70 Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 Mechanische Eigenschaften Bainit bainitische Proben 2500 Spannung [N/mm²] martensitische Proben Kerbschlagzähigkeit (J) 250 C67 200 2000 1500 1000 500 150 0 0 1 2 100 3 4 5 6 7 8 Dehnung L Zugversuch 100Cr6 50 0 48 50 52 54 Härte (HRC) Ölgehärtet Bainitisch gehärtet Folie 71 56 58 • • • • • Geringere Maß- und Formänderung Keine Zugeigenspannungen in der Oberfläche Bessere dynamische Eigenschaften Höhere Zähigkeit bei gleicher Festigkeit Geringere Rissempfindlichkeit Die Wärmebehandlung metallischer Werkstoffe 17./24.11.2014 9 10