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E A S Y C R U I S E I K R E U Z FA H R T
Easy
Floating
Wäre die MA 48 ab morgen auch fürs
Mittelmeer zuständig, müsste dringend
ein Schiff her. Die „easyCruiseOne“
käme aufgrund der etwas eigenwilligen
Farbgestaltung schon mal infrage.
T E X T M A RT I N S W O B O D A ( H O M O L K A )
N
EASYCRUISE.COM
Die Billigkreuzfahrten von easyCruise sind
vor allem für ein jüngeres, unkompliziertes
(und sparsames) Publikum attraktiv.
Man kann nach Belieben zusteigen bzw.
unterbrechen – eine Art Interrail per
Schiff, sehr praktisch.
atürlich habe ich all meinen Freunden großspurig erzählt, dass ich an
die Côte d’Azur jette, um dann mit dem Kreuzfahrtschiff die schicksten
Orte der Küste abzuklappern. Da materialisiert sich in der Phantasie der
Zuhörer sogleich ein feines Luxuslotterleben, Bondgirls und Champagner inklusive. In meiner übrigens auch. Ein Blick auf meine Mitreisenden im Flieger sorgt
für eine gewisse Ernüchterung. Der einstige Börsenguru passt ja noch halbwegs
ins Bild, auch wenn er nach Crash und Kuraufenthalt nicht mehr ganz als Bulle
durchgeht. Dem Ex-Minister würde man eventuell sogar ein Doppelleben zutrauen, wär er nur ein bisserl besser angezogen und vor allem nicht in Begleitung
der werten Gattin. Nur mein Sitznachbar entspricht tatsächlich ein wenig dem
Klischee vom wohlhabenden Industriellen, der seinen Wohnsitz ans Mittelmeer
verlegt hat. Das geschah aber nicht erst kürzlich der milden Winter wegen, wie
er mich bald aufklärt, sondern ergab sich anno 1938 im Zuge der Flucht seiner
Eltern vor dem rauen Klima hierzulande. Später wurde das Exil zum Zweitwohnsitz. Jetzt fliegt er alle paar Monate zum Check-up nach Wien ins AKH.
Warum eigentlich hatte ich mir das Publikum auf dem Flug ins Jetset-Paradies
glamouröser vorgestellt? Gunther Sachs und Claudia Schiffer in der SkyEurope?
Merke: Man fliegt nicht „öffentlich“ an die Côte. Das sieht man auch gleich am
Flughafen von Nizza – während in anderen Stranddestinationen bunte Charterbomber am Airport parken, schimmern hier coole Privatflieger und Firmenjets im
Corporate Design matt im Sonnenlicht. Täglich landet eine Linienmaschine REISEMAGAZIN I 77
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Im Hafen von Cannes vor
Anker zu gehen ist
immer noch eine ziemlich
coole Angelegenheit.
HOMOLKA (2); EASYCRUISE.COM (3)
aus den Emiraten, Boeing 777, 280 Plätze, mit der gesamten Entourage eines Scheichs, der dann am Freitag in seiner Dreistrahligen nachkommt. (Nur die ganz Armen müssen mit zwei Triebwerken das Auslangen finden, und Propeller sind überhaupt so
was von out!) Weiter geht’s dann für gewöhnlich mit dem Hubschrauber, eh klar. Ich nehme heute ausnahmsweise den Bus.
Dieses Understatement ist quasi Teil des Auftrags. Ich muss ja
bloß zum Hafen und den Quai de deux Emmanuel finden –
denn dort wartet mein Schiff auf mich.
Im Reich der Multimillionäre
Da liegt sie, meine Riesenyacht! Also als Yacht wär sie tatsächlich
riesig, nur ein Spürchen kleiner als die des russischen Millionärs
Roman Abramowitsch, die gleich daneben liegt. Nur: Keiner
außer dem schillernden zypriotischen Selfmademillionär Stelios,
der mit seiner Billigairline easyJet reich geworden ist (und im Zuge dessen auch seinen Familiennamen eingespart hat, irgendein
Spleen muss schließlich sein), wäre auf die Idee gekommen, seine Yacht so anstreichen zu lassen: knallorange.
Also gut, so ist das Schinakel wenigstens nicht zu übersehen.
Und ich darf jetzt auf diesem undezenten Kahn einchecken, merci
beaucoup. Das kann ja heiter werden … abends schlendere ich
cool an der Croisette entlang, flöte einem hübschen Persönchen
im Pradafähnchen ins Ohr, dass ich am Schiff nächtige – und
dann will’s natürlich gleich wissen, welches da draußen meins ist.
Was sag ich dann, das dort, das aussieht wie von der Straßenreinigung? Aber so lautete nun einmal der Reisemagazin-Auftrag:
„Fahr an die Côte d’Azur, wo sich Schön & Reich tummeln –
und schlag dich low-budget durch. Dann berichte.“
Sehr witzig. Also, wo spart man als Erstes? Beim Quartier,
richtig. Ein Bett mitten im Zentrum von Cannes oder Saint-Tropez findet man zu dem Preis, den die „easyCruiseOne“ bietet,
an Land nicht. Gratis dazu gibt’s einen Ortswechsel am nächsten
Tag. Klingt doch nach einer super Idee.
Okay, wie komm ich an Bord? Erstens: Sicherheitscheck im
Hafen. Zweitens: Befragung durch lokale Autoritäten. Drittens:
Sicherheitsschleuse und Gepäckskontrolle am Schiff. Viertens:
endlich einchecken. Der Pass bleibt an der Rezeption, dafür krieg
ich eine Keycard, die für alle Transaktionen an Bord gültig ist.
Das Foto darauf wird mit der Webcam vom Computerterminal
angefertigt, dafür muss ich praktisch das Kinn auf die Budel legen
(Kabel zu kurz, Gesichtsausdruck dementsprechend).
Das Fräulein an der Rezeption heißt Helga-Maria, wie ich
ihrem leuchtend orangefarbenen Namensschild entnehmen kann,
ihr Akzent verrät Tiroler Wurzeln. „Welcome on board, enjoy
your journey, your room will be the 408!“ Toll, eine Außenkabine! Allerdings ohne Fenster. Also eigentlich hat sie schon ein
Fenster, wenn ich außen an meiner Kabine vorbeigehe, kann ich
es sogar sehen. Aber Stelios scheint irgendeinen Gleichheitsfimmel zu haben, angeblich ist das Schiff so leichter zu vermarkten,
jedenfalls sind alle Kabinen Innenkabinen, auch die äußeren.
Alle Kammerln schauen gleich aus: pflegeleichtes Resopal, in
edlem Grau gehalten, zwei Matratzen auf einem orangefarbenen
Plastiksockel, je nach Geschmack als Doppel angerichtet oder
auseinander geschoben (in diesem Fall mit 30 cm Abstand), ergibt
eine lichte Weite von zwei Metern; bei einer Kabinenlänge von
vier Metern geht sich sogar noch eine großzügige Sanitärzelle aus,
Wände aus Glas und, erraten, orangefarbenem Plastik. Das alles
erinnert mich irgendwie an das Badezimmer meiner Kindheit, als
Muttern in den Siebzigerjahren plötzlich hip war.
Bier in ungewohnter Konsistenz
Ich sag’s ganz ehrlich: Ich war geschockt. Die Farbe ist schwer
gewöhnungsbedürftig. Und sich stattdessen an der Aussicht zu
weiden geht auch nicht. Sie müssen wissen, ich kann nicht mal
schlafen, wenn die Vorhänge zu sind, weil ich immer sicher sein
muss, dass draußen noch alles da ist. Also schnell wieder raus aus
der Orangewelt und schauen, wo ich gelandet bin.
Die Cocktailbar auf Deck 5
der „easyCruiseOne“
Sicherheitstraining zu Beginn.
Auch wenn die Gefahr abzusaufen
eher im übertragenen Sinn
zu sehen ist.
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Der Treppenaufgang zu Deck 5,
wo sich die „Sports Bar“ befindet
Portofino wird von easyCruise
auch angelaufen.
Nizza erfüllt so eine Art Hausmeisterfunktion an der Côte
d’Azur: ein bisserl schäbig und für alles zuständig. Vielleicht liegt
„Nissa“, wie man das hier ausspricht, auch nur unabsichtlich in
Frankreich. Warum sonst sollte der große Garibaldi hier nicht nur
geboren, sondern auch begraben sein? Man kann sein Ehrengrab
besuchen, auf den meisten Grabsteinen des Friedhofs sind italienische Namen zu lesen, nur in der jüdischen Abteilung heißen sie
Gordon oder sonstwie englisch.
Allen Gräbern gemeinsam ist eine wahrlich phantastische Aussicht. Einst befand sich hier die Akropolis von Nikaea, das haben,
no na, die Griechen gegründet, dann gab’s mal eine befestigte
Zitadelle, die haben die Spanier auf dem Gewissen. Mittlerweile
belagert nur noch die Graue Armee Fraktion der hier urlaubenden Senioren aus ganz Europa den Bergfried – so bleibt der Mix
der Sprachen und Kulturen erhalten.
Durch einen Pinienhain steigt man hinunter in die Villa Vieja,
die Altstadt, und landet auf der Place Rossetti, wo ich dringend
zur Rast bei Fenocchio rate. Hier habe ich zum ersten Mal in meinem Leben Oliveneis probiert und war angenehm überrascht.
Mutig geworden musste ich unbedingt noch Veilchen und Lavendel kosten, weiters Honig-Pignoli sowie Vanille mit rotem Pfeffer.
Und für den Heimweg dann noch ein Biersorbet.
Wo gehobelt wird, fliegen Trüffelspäne
Unten am Meer zeigt sich die Stadt von ihrer mondänen Seite,
insbesondere an der Promenade des Anglais. Die heißt übrigens
nicht aus purer Freundlichkeit so – die wohlhabende englische
Community zu Zeiten der vorletzten Jahrhundertwende hat ihre
Errichtung schlicht und einfach bezahlt. Hier liegen die berühmten Hotels und gleich in der zweiten Reihe das Männerhospiz der
Caritas sowie die Gassen mit den Discos und Bars. Einige feine
Restaurants findet man hier natürlich auch, vor allem hinter der
Oper und den Luxushotels. Klar passen sich da die Preise der
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Kundschaft an – aber natürlich auch das Angebot. Im Terres de
Truffes lässt sich zum Beispiel umstandslos ein Hunderter in ein
paar Gramm Gehobeltes umtauschen.
Wer kann, der Cannes
Am nächsten Morgen weckt mich sanftes Vibrieren. Ist es tatsächlich schon Morgen? Das lässt sich nur mit einem Blick auf die
Uhr feststellen (Fenster Fehlanzeige, Sie erinnern sich). Wirklich,
es ist schon neun, sieh an. Es war nicht der erste Kontrollblick dieser Nacht. Eines sollte man von dieser Kreuzfahrt nicht erwarten:
Ruhe und Beschaulichkeit. Da die „easyCruiseOne“ nicht wie
andere Kreuzfahrtschiffe in den Städten nur kurze Stopps einlegt,
sondern die ganze Nacht im Hafen vor Anker liegt, können die
Passagiere das lokale Nachtleben in vollen Zügen genießen. Back
on board, wo’s nicht weiter auffällt, wenn man schwankt, bietet
die Cocktailbar am Oberdeck willkommene Gelegenheit, seine
Mitreisenden näher kennen zu lernen. Mitunter sehr viel näher,
wie die Geräusche aus den Kabinen später vermuten lassen.
Als wir aus dem Hafen von Nizza auslaufen, hol ich mir im
Ritazza-Café meinen morgendlichen Cappuccino. Gar nicht übel,
Agnieszka ist dafür zuständig, am Nachmittag erledigt sie die
Zimmerreinigung, aber nur auf ausdrücklichen Wunsch und gegen Extrabezahlung. Hier an Bord übernimmt jeder mehrere
Aufgaben, sogar der Kapitän. Der ist auch noch Radioofficer,
Cruise-Manager und im Notfall sogar Schiffsarzt, Spezialgebiet
Alkoholmissbrauch und Abschürfungen. Fabien Roché heißt der
Mann, einst stand er auf der Brücke der „Christina O.“, die mal
Herrn Onassis gehörte. Er sagt, ihm sei das lustige Kommando
hier lieber als der Dienst bei überkandidelten Millionären, denen
man es sowieso nie recht machen könne.
Ein paar Exponenten besagter Gattung kann man in Cannes
schon sichten, vor allem, wenn gerade eine der traditionellen Regatten ansteht. Dann dümpeln etliche Kähne von der Größe HOMOLKA (3); EASYCRUISE.COM (2)
Essen gehen an der Côte d’Azur
ist meist nicht ganz billig.
Im alten Hafen von Cannes liegen Fischerboote
neben Luxusyachten vor Anker. Hier beginnt
auch die zwei Kilometer lange Uferpromenade,
die von Sandstränden gesäumt ist.
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Feuchtfröhliche Damenrunde
Dort beginnt gerade der informelle Teil des Abends. Captain Fabien lässt sich von jungen, blendend gelaunten Damen zu einem
Drink einladen, es ist sein erster, wohingegen die Ladys aus Birmingham bereits einiges intus haben und so manches Gläschen
auch aufs Blüschen kippt. DJ Dave stammt aus Newcastle-upon-
Entlang der Croisette liegen die feinen
Restaurants und Luxushotels.
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something, sein Slang ist spektakulär, und er steht auf ABBA. Die
Damen sind Teil einer Gruppe aus England, die ihren besten
Freund nach der Kreuzfahrt in die Ehe entlässt. Schade nur, dass
er sich nicht an diese Reise erinnern wird können.
Ein Schotte zeigt Flagge
Saint-Tropez hat nur einen Haken: Hier fühlt man sich endgültig
bettelarm. Die Cafetiers lösen das Problem auf ihre Art: Égalité
statt Fraternité, sie bedienen alle gleich schlecht. Und der Ferrari
vor der Maison Blanche macht seinen Besitzer gleich dem gemeinen Volk zu einem Kandidaten für den Pannendienst – zur
Genugtuung der Schaulustigen springt er nicht an. Drüben an der
Plage de Pamplonne, im Club 55, liebäugle ich mit einer GucciBadehose, allein schon deswegen, um auf die Frage der Verkäuferin nach der Wohnadresse zwecks Lieferung den Arm lässig über
die Bucht schwenken zu können und nonchalant zu nuscheln:
„Da draußen, am Schiff.“ Jedoch – lieber nicht.
Als ich nach Mitternacht auf den Tender warte, der mich zu
meiner farbenfrohen Yacht bringen soll, komme ich endlich mit
dem etwas beleibten Herrn ins Gespräch, der mir schon an Bord
ob seiner kleidsamen Union-Jack-Shorts ins Auge gestochen ist.
Graham steht, eine Dose Bier in der Hand, lässig am Pier, entspannt blickt er aufs nächtliche Treiben. Investmentbanker war
er, immer bestrebt, das beste Ergebnis der Abteilung zu erzielen.
Und jetzt? Hat er ein schönes Haus und ausreichend Geld am
Konto. Nicht genug für große Sprünge, aber er ist zufrieden.
Sein Bier trinkt er lieber in St-Tropez als in Edinburgh, vor vier
Tagen hat er gebucht, last-minute, 1 Pfund fürs Bett, macht 14
in der Woche für die Kabine, der Flug mit Ryanair hat 19 Pfund
gekostet, 10 Pfund rechnet er pro Tag für Bier, in Summe kommt
er auf rund 100 Pfund (145 Euro) für die ganze Reise.
Ich muss neidlos anerkennen: Der Typ, Schotte von echtem
Schrot und Korn, hat das mit dem low-budget echt raus.
a
Auf den Trödelmärkten von Cannes
finden sich sehr edle Stücke.
HOMOLKA (2)
der „easyCruiseOne“ vor dem Palais de Festival im Meer – nur ist
auf denen das Verhältnis Crew zu Gästen genau umgekehrt.
Cannes ist ähnlich angelegt wie Nizza. Wahrscheinlich hat der
griechische Stadtplaner den Entwurf noch einmal veräußert und
nur den Maßstab verkleinert. Daher ist der Burgfelsen mit dem
entzückenden Kircherl darauf deutlich niedriger und schnell erklommen. Hier wird besonders gern geheiratet. Kleiner Tipp zur
Reisekostenminimierung: Kontrollieren Sie die Nummerntaferln
an den Wagen der Hochzeitsgäste – oft werden Sie an Orten wie
diesem eine erstaunliche Vielfalt von Herkunftsländern feststellen,
mit etwas Chuzpe lässt sich schnell ein fernes Verwandtschaftsverhältnis konstruieren, und zumindest gratis Champagner und
Canapés beim Stehempfang sind dann schon drin.
Umsonst ist auch das Windowshopping bei den Realitätenbüros vorne an der Promenade, wohingegen einem am Flohmarkt
so manches Belle-Époque-Stückerl ein gewaltiges Loch ins Portemonnaie reißen könnte. Die Boutiquen in der Rue d’Antibes sind
auch nicht gefährlicher als die Boutiquen andernorts, aber in der
Librairie Rossignol an der Ecke zur Rue Dumas findet man schon
mal eine Erstausgabe von Bruder Alexandre’s Dictionaire der
Kochkunst, und das hat seinen Preis. Noch zwei Gassen weiter,
am Boulevard de la Republique, stärke ich mich nach diesem langen Marsch im Comptoir des Vins. Die Dame des Hauses kocht
phantastisch, Tochter Liv serviert und sieht aus wie ein skandinavischer Filmstar. Nur eine Bitte hätt ich: Verraten Sie das Lokal
nicht Ihren Mitreisenden auf dem Schiff.
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INFO MIT EASYCRUISE AN DIE CÔTE D’AZUR
Eine Billigkreuzfahrt zu den Refugien des Reichtums
der heurigen Saison kann man aber auch im Reisebüro
buchen. Wenn Sie also dem Web abhold sind, ersuchen
Sie das Reisebüro Ihrer Wahl, sich für Sie unter obiger
Webadresse einzulinken – die Agentur erhält dann ihre
verdiente Provision.
PREISE UND KABINEN
Die Mädels haben etwas übrig
für, ähm, frische Farben!
Neu: Seit heuer gibt’s auch 2-Bett-Kabinen mit Fenster,
Standard sind allerdings jene ohne Tageslicht, das gilt
auch für die 4-Bett-Version, die für unternehmungslustige Gruppen prädestiniert scheint. Aber auch für
etwas Anspruchsvollere ist gesorgt: Am obersten Deck
befinden sich vier Suiten für jeweils zwei Personen, die
sogar über einen eigenen Balkon verfügen. Abgesehen
von Sonderangeboten, über die man laufend informiert
wird, sofern man den Newsletter bestellt, kommt die
günstigste Möglichkeit, mit easyCruise in See zu stechen,
auf € 30,– p. P. in der 2-Bett-Version, mit Fenster auf
ca. € 50,–. In der Suite muss man mit ca. € 90,–
rechnen, wobei nur ganze Kabinen gebucht werden
können – das heißt, Singles zahlen hier drauf.
Seekrankheit ins Gewicht. In jedem Hafen hat man die
Möglichkeit, Exkursionen zu buchen, vom Shuttleservice
zum berühmten Strand von Pamplonne um 9,90 Pfund
(ca. € 14,–) bis zum Helikopterflug über Monaco um
über 70 Pfund (ca. € 100,–). Tipp: Die Stadtrundfahrten,
die in Monaco und Genua angeboten werden, führen
auch an Bahnhof oder Flughafen vorbei, was für eine
budgetschonende Abreise praktisch ist.
TELEFONIEREN
Vorwahl von Frankreich: 0033
Irgendwer ist immer oben ohne
am Strand von Cannes.
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ALLGEMEINE INFORMATIONEN
Maison de la France
Lugeck 1–2, 1010 Wien, 쏼 0900/25 00 15 (kostenpflichtig, € 0,68/Min.), http://at.franceguide.com
Kostenloses Prospektmaterial und Auskünfte zu allen
Regionen Frankreichs
Museé Archéologique de Nice-Cimiez
Avenue des Arénes de Cimiez 160
Funde aus der römischen Stadt Cemenelum vor Ort.
Es gibt natürlich ein Amphitheater, und an den öffentlichen Bädern lässt sich erkennen, dass die Gegend
schon vor 2000 Jahren ein beliebter Kurort war.
WOHNEN
Wer an einer der Anlaufstellen der „easyCruiseOne“
länger verweilen möchte (oder zum Beispiel eine Nacht
auf seinen Rückflug warten muss), findet reichlich Herbergen – vor allem, wenn Geld eher keine Rolle spielt.
An der Côte d’Azur ist man auf eine betuchte Klientel
eingestellt. Wir haben aber auch in jedem Nobelort ein
leistbares Hotel mit Charme gefunden:
Musée National Message Biblique Marc Chagall
Ave. Docteur Ménard 4
Monumentale Illustrationen des Alten Testaments
Chez René Socca
Die easyCruise-Route
Genua
3
1
2
3
4
2
14
Nizza
Cannes
St-Tropez
Monaco
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Portofino
San Remo
Rom
ANREISE: In Nizza liegen zwischen dem Flughafen
und dem Pier nur der Strand und die Promenade.
Der Bus Nr. 98 fährt in weniger als einer halben
Stunde direkt vom Terminal zum Busbahnhof, wo man
auf die Linie 1 oder 2 umsteigt und nach wenigen Minuten bei der Eglise Notre Dame aussteigt. Das leuchtend orangefarbene easyCruise-Schiff ist dann nicht
mehr zu übersehen. Das Busticket kostet € 5,50.
Mit dem Taxi braucht man zwar nur halb so lang,
zahlt dafür aber etwa das Vierfache – wer jedoch in
Gesellschaft reist, kann sich die Kosten ja teilen.
ABREISE: In Monaco gibt es keinen Flughafen, am
besten fahren Sie nach Nizza zurück:
Von Monaco zum Flughafen von Nizza verkehrt jede
halbe Stunde ein Bus, Haltestellen befinden sich bei
der Kirche von Saint-Devote und in der Rue Charles 3
beim Bahnhof, Tickets gibt’s im Bus um € 12,–.
Und dann wär da noch der Helishuttle. Für läppische
€ 73,– kann man sich einmal wie ein Promi fühlen und
schwebt mit dem Hubschrauber in Nizza ein. Zahlt sich
aus, wo wir an Bord doch eh so sparsam waren …
Tagsüber jede Stunde vom Heliport de Monaco in Fontvieille, Infos: www.helicopter-saint-tropez.com
BUCHUNG
An sich ist die Buchung im Internet unter www.easycruise.com vorgesehen (funktioniert problemlos), mit
Vor der „Sports Bar“
auf Deck 5
SERVICE AN BORD
Im Ritazza-Café gibt’s ab 7 Uhr Frühstück, geöffnet ist
bis 21 Uhr, die Sports Bar serviert ab 11 Uhr Snacks
und durchaus ansprechende Speisen. Beides sind spanische Franchise-Lokale, dementsprechend gestaltet
sich das Angebot. Ein kleines Bier kostet 1,45, eine
Flasche Wein 9,90 und ein New York Steak 9,20 – und
zwar jeweils englische Pfund (umgerechnet ca. € 1,80,
€ 14,– und € 11,–). Englisch ist übrigens auch die
Stromversorgung, das heißt Adapter mitnehmen (oder
im Bordshop erstehen)! Die Bordspannung beträgt nur
110 Volt, die meisten modernen Ladegeräte haben damit kein Problem, aber ein Bügeleisen wird nicht funktionieren. Muss es auch nicht, es gibt eine Laundry,
wie die Wäscherei auf Schiffen genannt wird: Jeans
waschen lassen kostet 4 Pfund (ca. € 6,–), fürs Bügeln
eines Anzugs oder Kostüms werden 7 Pfund (rund
€ 10,–) fällig. Auch die Kabinenreinigung ist gesondert
zu löhnen, das fällt aber eher nur bei einem Hang zur
CANNES: Hôtel le Florian
Rue du Commandant Andé 8, 쏼 04/93 39 24 82;
DZ mit Aircondition € 50,– bis 75,–
Dieses Haus befindet sich hinter dem berühmten Hotel Carlton, wo während des Filmfestivals die meisten
Stars absteigen. Hier logiert man zwar schlicht, dafür
aber auch sehr günstig für hiesige Verhältnisse. Sowohl
das Meer als auch der Bahnhof sind keine fünf Minuten
entfernt, und Bars und Restaurants gibt’s im Umkreis
auch zur Genüge.
SAINT-TROPEZ: Baron Lodge
St-Tropez, Rue de l’Aïoli 23, 쏼 04/94 97 06 57;
DZ ab € 70,–
Reizendes Hotel direkt an der Zitadelle. Die 10 Zimmer blicken entweder aufs Meer oder die Burgruine,
und wenn durchs Fenster verlockende Düfte dringen,
wird es höchste Zeit, das hauseigene provenzalische
Restaurant zu besuchen.
MONACO: Hôtel Helvetia
Rue Grimaldi 1bis, 쏼 00377/93 30 21 71;
DZ € 95,– (mit Aircondition € 20,– extra)
Allein die Adresse des Hotels gegenüber der Rue
Princesse Caroline kann einen schon zum Bleiben verführen. Auch hier gilt: nahe dem Hafen und der Bahnund Bushaltestelle. Und am Abend paradieren die
Ferraris, immer wieder nett anzusehen.
SHOPPING
Antiquites Art du XXe
Rue Martin Seytour 10
Dieser Laden lässt die Herzen von Sammlern und
Stöberern höher schlagen. In einem Parkhaus aus den
1930er-Jahren finden sich edle Staubfänger – von
Emailleschildern, die für längst vergessene Automarken
werben, über Art-déco-Lampen bis zu Nippes aus der
Mitte des vorigen Jahrhunderts. Und bis zum Schiff
trägt man seine Beute praktisch nur über den Kai.
CANNES
PREISWERTE VERGNÜGUNGEN
Palais des Festivals
Vor dem hässlichsten Gebäude der Côte d’Azur kann
man sich Hand in Hand mit seinem liebsten Filmstar
fotografieren lassen – zumindest beinahe: wenn man
sich hinkniet und seine eigenen Pfoten in die Abdrücke
im Betontrottoir legt. Man bietet nicht unbedingt den
intelligentesten Anblick, aber es ist irgendwie lustig.
Jon Taylor & Son
Blvd. de la Croisette 55
Gleich gegenüber dem Palais des Festivals hat man
Gelegenheit, im Schaufenster von Jon Taylor & Son zu
überprüfen, ob dieses 140 Jahre alte Immobilienbüro
eventuell etwas im Angebot hat, was man sich leisten
kann. Hat es natürlich nicht, aber träumen wird man
ja noch dürfen.
Square Lord Brougham
suche geht für gewöhnlich der Versuch vonstatten,
hier bei einer Partie Petanque einzusteigen. Einfach
geduldig zuschauen und freundlich warten, bis einer
der Spieler eine Einladung ausspricht! Es ist dies
meist nur eine Frage der Zeit.
NIZZA: Hôtel Villa de la Tour
Rue de la Tour 4, 쏼 04/93 80 08 15;
DZ € 48,– bis 135,–, EZ € 45,– bis 127,–
Dieses entzückende Hotel liegt mitten in der Altstadt
von Nizza. In einem Turm aus dem 17. Jahrhundert
sind 16 Zimmer untergebracht, manche mit Balkon,
einige mit einem bezaubernden Blick über die Dächer.
Nizza, und zwar mit Intersky (쏼 05574/488 00-46,
www.intersky.biz), jeweils Mo, Mi und Fr nachmittags,
sodass man rechtzeitig zum Einchecken dort ist. Am
Sonntag fliegt Intersky am Abend – ideal für eine stressfreie Heimreise; Tickets inkl. Taxen ab ca. € 170,–.
berühmt für seine exquisiten Pilzgerichte. Klar, so ein
gehobenes Bistro ist nicht gerade das Billigste – aber
für 30 Euro geht sich schon ein nettes Dinner aus,
ein schönes Glas Wein inklusive.
Erheblich erfolgversprechender als die Immobilien-
Hotel Carlton
Blvd. de la Croisette 58
Als wohlgeformt dürfen die Kuppeln dieses Hotels
gelten – dem Vernehmen nach dienten dem Architekten
die Brüste der Kurtisane La Belle Otéro als Vorbild.
FLUGHAFEN–SCHIFF
ANREISE
Wir haben die Route Nizza–Monaco gewählt: Sie lässt
sich an einem verlängerten Wochenende genießen,
man erspart sich lange Transferzeiten, und Nizza ist
von Österreich mit dem Flugzeug bedeutend einfacher
zu erreichen als die anderen Stationen der Reise.
Ab Wien gelangt man mit Austrian (쏼 05/17 89,
ww.aua.com) täglich nach Nizza (man hat auch noch
die Wahl zwischen einem Morgen- und einem Abendflug, was eine entspannte Weiterreise zu allen anderen
Hafenorten an der französischen Mittelmeerküste
erlaubt). Inklusive aller Taxen ab € 332,– (bzw. ab
€ 402,– aus den Bundesländern).
SkyEurope (쏼 0900/16 06 96, www.skyeurope.com)
fliegt von Bratislava Mo, Mi, Fr und So zu Zeiten, die
es einem ermöglichen, ohne Stress das Schiff zu erreichen, Ticketpreise ab ca € 60,– (inkl. Taxen).
Barcelona
Von Friedrichshafen gelangt man auch direkt nach
PREISWERTE VERGNÜGUNGEN
An Bord der „easyCruiseOne“ kann man einen Besuch
der Villa Rothschild in Eze buchen oder, wenn man’s
lieber sportlich mag, eine Raftingtour in den Schluchten von Verdon. Für unsere Low-Budget-Tour bieten
sich drei Museen an, mit deren Eintrittsticket man
kostenlos den Bus der Linie 15 benutzen kann:
Musée Matisse
Avenue des Arénes de Cimiez 164
Das Museum ist in einer genuesischen Villa aus dem
17. Jahrhundert untergebracht. Das aus buntem Papier
geschnittene Fries in der Halle hat Matisse zwar für eine Villa in Kalifornien geschnipselt, es passt aber mit
seinen fast 30 m2 ausgezeichnet hierher. Neben der
permanenten Sammlung präsentiert das Museum im
futuristischen Untergeschoß regelmäßig Ausstellungen
von Künstlern, die an der Côte d’Azur arbeiten.
DIE ROUTE
Die „easyCruiseOne“ läuft im Wochenrhythmus täglich
einen Hafen an. Beginnend am Freitag in Nizza (was
sich wegen seines von Österreich aus täglich angeflogenen Airports anbietet) führt die Reise nach Cannes,
St-Tropez und Monaco, von wo man am Montag rechtzeitig wieder den Flieger in Nizza erreichen kann. Weiter geht’s dann in Italien: Dort sind Genua, Portofino
und San Remo die Ziele. Man kann täglich an Bord
gehen, ganz nach Lust und Laune (Mindestaufenthalt
2 Nächte), die Einschiffung ist den ganzen Nachmittag
über möglich; bei der Abreise sollte man bis 11 Uhr
seine Kabine räumen und bis 14 Uhr von Bord gehen.
Bei der Buchung erhält man detaillierte Infos über
Liegeplätze und Erreichbarkeit des Schiffes.
NIZZA
ESSEN
Glacier Fenocchio
Place Rossetti 2
Süße Reminiszenzen an die italienische Geschichte
Nizzas in Form von köstlichen Eissorten: Außer den
klassischen Sorten, die hier auch in Perfektion erzeugt
werden, sollte man keinesfalls versäumen, das Thymiansorbet zu probieren, aber auch zu Olive, Lavendel und
Vanille mit rotem Pfeffer würden wir dringend raten!
Chez René Socca
Rue Mirhaletti
Hier speist man ganz à la niçoise: Man sucht sich
ein Platzerl draußen an einem der langen Tische, bestellt ein Bier und sucht sich an der Theke am Fenster
eine Pissaladière aus (die lokale Form der Pizza mit
Anchovis, Oliven und Zwiebeln) oder wählt eine Socca,
eine Art Omelett aus Kichererbsenmehl und Olivenöl.
Um wenig Geld genießt man hier herzhafte provenzalische Spezialitäten in authentischem Ambiente.
Île Sainte-Marguerite
Auf dieser Insel kann man mit leisem Gruseln den
letzten „Wohnsitz“ des bedauernswerten Mannes mit
der Maske besichtigen, der hier von Ludwig XIV. eingekerkert wurde. Fähren verkehren zumindest stündlich
vom Quai Max Laubeuf, gleich neben dem Steg, an
dem der Tender von easyCruise anlegt.
Das Restaurant
Aux Bons Enfants
in Cannes
Terres de Truffes
Rue Saint-François de Paule 11
Hinter der Oper serviert Chef Bruno nicht nur alle
möglichen Köstlichkeiten mit Trüffeln – er ist auch
REISEMAGAZIN I 85
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Spazieren gehen am alten Hafen
Kostenlos Millionären beim Reichsein zusehen kann
man aber auch, indem man einfach am alten Hafen
entlangschlendert. Beobachten Sie, wie ein stolzer
Eigner seine Megayacht im engen Hafenbecken gerade
noch in einen der begehrten Liegeplätze manövriert,
und Sie erkennen, welche Herausforderungen Wohlstand mit sich bringt.
Sightseeing mit dem Motorroller
z. B. bei Holiday Bikes (Avenue Général Leclerc 12,
direkt im neuen Hafen), ab € 24,– pro Tag
Der Ort, wo Gott, jedenfalls laut Roger Vadim, die Frau
erschaffen hat, lässt sich von St-Tropez aus leicht mit
einem Motorroller erreichen: Dafür düst man an die
Plage de Pampelonne.
Im Club La Voile Rouge (Route des Tamaris) hat
Roger die blutjunge Bardot spärlich bekleidet gefilmt
und damit hier oben ohne und den String salonoder zumindest strandfähig gemacht.
Außer dem Club 55 (Blvd. Patch 43) gilt heuer auch
Das „Up Side Down Café“ scheint im
Moment nicht sehr in zu sein.
ESSEN
Aux Bons Enfants
Rue Meynadier 80
Das Angebot ist hier riesig – die Preise sind es aber
leider auch. Jedoch, gut zu wissen: Es gibt ein gepflegtes französisches Mittagsmenü um unter 30 Euro.
Fragen Sie die Chefin nach einem Platz im Lokal,
der Chef wird kurz aus der Küche lugen und, falls er
Sie für würdig hält, inmitten der älteren soignierten
Herrschaften aus der Nachbarschaft platzieren.
Le Comptoir des Vins
Blvd. de la Republique 13
Hier verkehrt junges intellektuelles Publikum, das
auch das Sortiment von 350 verschiedenen Weinen zu
schätzen weiß. Dazu genießt man Delikatessen wie
z. B. Baigne Marie mit Perigord-Trüffeln und St-Marcellin-Käse aus dem Rohr mit Birne und Jambon Crudo.
SHOPPING
Nikki Beach (Route de Epi) als extrem angesagt, was
man so hört (wenn man Fürst Albert, Bono und George
Michael als Maßstab akzeptiert).
Octopussy
Parking du Port, Port de St-Tropez
Einen Auftritt à la Bond, James Bond, sichert man
sich am einfachsten, indem man an einem Tauchgang
teilnimmt. Ab € 30,– reitet man in schwarzem Neopren
an den Beautys auf den Superyachten vorbei über die
Wellen und lernt die Küste auch unter dem Wasserspiegel kennen. Der eine oder andere Glückspilz soll auch
schon mal eine abgestürzte Rolex gefunden haben.
ESSEN
Joseph
Hôtel de Ville (direkt am alten Hafen)
Mit Sicherheit noch etwas schmerzhafter fällt die
Kreditkartenabrechnung aus, sollte man sich zu den
Schönen und Reichen in diesem altehrwürdigen Restaurant hingezogen fühlen. Edle weiße Polstermöbel
warten auf täglich zweimal frisch gerechtem weißem
Kies auf Gäste, die, sofern alt und berühmt genug,
auch von den Schwarzweißfotos aus den 1960er-Jahren von der Wand blicken. Den noch lebenden Gästen
tun € 135,– für einen Meeresfrüchteteller nicht weh.
Immerhin reicht die Portion für zwei.
Chez Fuchs
Rue des Commerçants 7
Kleines Restaurant im Familienbesitz, abseits des
Trubels unten am Hafen. Im Erdgeschoß lungern Handwerker an der Bar und diskutieren bei einem Bier das
Ergebnis von Toulon gegen Hyères. Oben serviert der
Maître lila Artischocken mit Grana, Calamar provençal
und danach verführerische Desserts, alles zubereitet
vom Sohn des Hauses in der Küche, aus der ab und an
die Flammen lodern. Satt und zufrieden steigt man
nach dem Essen wieder ins Parterre hinab und wählt
nach Gusto aus dem umfangreichen Zigarrenangebot –
was die Rechnung allerdings über € 50,– steigen lässt.
Tarte Tropézienne
Rue Georges Clémenceau 36
TV-Dinner gefällig? Das geht so: Holen Sie sich eine
Tarte Tropézienne, die 1955 vom Bäcker Micka erfundene lokale Spielart eines gefüllten Sandwichs, aus der
Boulangerie (Bäckerei) gleichen Namens, spazieren Sie
damit in den Hafen, und suchen Sie sich eine schöne
Yacht aus – den mit Sicherheit riesigen Flachbildschirm haben Sie auch dann gut im Blick, wenn Sie
bloß auf einem der Poller sitzend Ihr Mahl genießen.
SHOPPING
Le Depot
Rue Quaranta 5
Manchen Damen ist ja nichts peinlicher, als in Haute
Couture vom letzten Jahr gesehen zu werden. Im Le
Depot findet man die abgelegten Stücke dieser Luxusgeschöpfe zu halbwegs erträglichen Preisen.
Atelier Rondini
Rue Georges Clémenceau 16
Seit Colette von einer Griechenlandreise mit den dort
alltäglichen „Jesus-Schlapfen“ heimkam, wollten auch
hier alle den Trend mitmachen. Das alteingesessene
Atelier Rondini füllt die Marktlücke seit 1927 – und
verkauft das Paar ungeniert um € 80,–.
Le Caveau de Porcelaine Blanche
Rue des Commerçants 35
Geschirr und Souvenirs in jeder Farbe, vorausgesetzt,
sie ist Weiß. „Less is more“ at it’s best!
Die Künstler am Quai Bouchard
Wer sich lieber etwas Buntes an die Wand hängt,
ist hier an der richtigen Adresse. Ein bisserl Matisse,
ein wenig van Gogh – alles ist möglich.
Flohmarkt am Square Lord Brougham
Sind Sie auch immer versucht, das Silberbesteck in
Luxushotels versehentlich einzustecken? Dieser Flohmarkt bietet Ihnen die legalere Möglichkeit, gleich einen kompletten Satz zu ergattern. Auch sonst hat sich
etlicher interessanter Hausrat hierher verirrt, geziert
von den Wappen der ersten Häuser Europas.
Librairie Rossignol
Rue Jean Dumas 1
Erstausgaben, bibliophile Schmankerln, Stiche
Eine beliebte Bäckerei und
Konditorei in St-Tropez
Joaillerie Siegel
Rue d’Antibes
Hier liegen unter dem Porträt des Großvaters die Geschmeide der Damen der Belle Époque in der Vitrine.
ST-TROPEZ
86 I REISEMAGAZIN
HOMOLKA (2)
PREISWERTE VERGNÜGUNGEN
Bootsrundfahrt
Ablegestelle am Quai de Sufren im alten Hafen
Auch wenn Brigitte Bardot ihre Villa zugunsten von
obdachlosen Viecherln und nationalistischen Politikern
versilbert hat, residieren an der Baie des Cannebiers
immer noch ausreichend Stars und Celebrities, um eine Rundfahrt zu rechtfertigen. Der Kapitän des Bootes
weiß zu jedem Haus eine amüsante Geschichte zu erzählen, immer und immer wieder.