Während des 2. Weltkrieges Gefangenenlager in den USA

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Während des 2. Weltkrieges Gefangenenlager in den USA
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Deutsche Zivilisten in Lagern der Alliierten
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Während des Zweiten Weltkrieges und danach waren deutsche Zivilisten
in Lagern der Alliierten gefangen.
Inhaltsverzeichnis
1 Während des Krieges
1.1 VSA
1.1.1 Arnold Krammer: Die internierten
Deutschen
1.1.2 Max Paul Friedmann: Nazis & Good
Neighbors
1.2 Sowjetunion
1.3 Australien
2 Nach dem Krieg
3 Siehe auch
4 Literatur
5 Verweise
6 Fußnoten
Während des Krieges
VSA
Während des Krieges wurden Deutsche und Deutschstämmige, Italiener
und Japaner als feindliche Ausländer (enemy alien) in den VSA
interniert.
Daß die deutschen Nationalsozialisten Menschen zu Tausenden in
Konzentrationslager sperrten, ist allgemein bekannt. Daß die
Konzentrationslager bereits von den Briten im Burenkrieg zur Brechung
des Widerstandes der Buren eingesetzt wurden, sieht so mancher als
Indiz, daß die Briten die „KZs“ erfunden haben. Tatsächlich jedoch sind
es wahrscheinlich die Nordstaaten der VSA, die diese historischen
Erfinder-„Lorbeeren“ ernten dürfen, schufen sie doch während des
US-Bürgerkrieges bereits KZs für Südstaatler und deren
Sympathisanten.
Leider wurde diese traurige Tradition während des Zweiten Weltkrieges
wieder aufgegriffen, und zwar nicht nur zur Internierung vieler
japanisch-stämmiger US-Bürger, sondern, und das ist heute allgemein
vergessen, hauptsächlich zur Internierung ungezählter Tausender von
US-Bürgern deutscher Abstammung. Dies ist ein düsteres Kapitel aus
der Vergangenheit der Vereinigten Staaten, das aus dem Buch der
Geschichte getilgt worden und in einem Orwellschen „Gedächtnis-Loch“
verschwunden ist – bis heute.
Karte mit bekannten Internierungslagern
Der oft zitierte Mann auf der Straße hat viel über in den VSA ansässige japanische Staatsbürger und amerikanische Bürger japanischer Herkunft gehört, die
während des Zweiten Weltkriegs in Internierungslager gesperrt worden sind. Doch dank Arnold Krammers Buch Undue Process. The Untold Story of America's
German Alien Internees kennen wir nun auch den zweiten Teil der Geschichte. Es ist nämlich weithin unbekannt, daß die Mehrheit der im Zweiten Weltkrieg in
Amerika internierten Europäer und Amerikaner europäischer Abstammung waren. Unter ihnen befanden sich auch Matrosen fremder Schiffe, die in
amerikanischen Häfen vor Anker lagen.
Die US-amerikanische Internierung von japanischen Zivilisten im Zweiten Weltkrieg ist noch relativ bekannt. Diese haben bereits in den 80er Jahren vom
damaligen Präsidenten Ronald Reagan eine offizielle Entschuldigung und Entschädigungszahlungen für erlittenes Unrecht erhalten. Auch die internierten Italiener
haben eine offizielle Entschuldigung erhalten. Die Deutschen als zweitgrößte Gruppe der Internierten warten jedoch noch heute auf eine Erklärung, die das
Unrecht als Unrecht anerkennt. Während des Zweiten Weltkrieges wurden knapp 400.000 Deutsche in VS-amerikanischen Lagern interniert.[1] Neben den
Kriegsgefangenen und deutschen Zivilisten aus den USA zählten hierzu auch über 4.000 Deutsche und Deutschstämmige aus Lateinamerika, die während des
Krieges und zum Teil sogar noch nach Kriegsende auf Druck der VS-Regierung aus den Staaten südlich des Rio Grande deportiert und in die VSA gebracht
wurden. Fälschlicherweise werden die internierten Deutschen immer wieder als Kriegsgefangene oder Nazi-Schergen dargestellt. Kriegsgefangene wären jedoch
in offizielle „Prisoner of War Camps“ gekommen und Nazi-Spione oder Saboteure bis zu ihrer Hinrichtung in Gefängnisse. Jene Deutsche, die in den Camps, wie
„Crystal City“ (Texas) oder „Fort Lincoln“ (North Dakota), endeten waren Auswanderer, die zum Teil schon lange Jahre in den VSA lebten oder sogar vor Hitler
flüchteten. Nachgewiesenermassen internierten die Amerikaner sogar deutsche Juden, die in den späten 30er Jahren noch Deutschland verlassen konnten.
Familien, Geschäfte, ganze Lebensläufe wurden zerstört. Deutschstämmige Amerikaner wurden zur Rückkehr nach Deutschland genötigt, wer dies nicht wollte,
saß noch Jahre nach Kriegsende in Gefangenschaft.[2] Während sämtliche japanisch-stämmigen US-Bürger bis zum Juni 1946 auf freien Fuß gesetzt wurden,
mussten sich etliche Europäer sowie europäisch-stämmige US-Bürger bis Juli 1948 ausharren, ehe man sie freiließ.
Als die Japaner am 7. Dezember 1941 willkommenerweise Pearl Harbor angriffen war das Verfahren zur Internierung „feindlicher Ausländer“ schon lange
ausgearbeitet. Präsident Roosevelt erließ sofort mehrere Presiential Proclamations, die den Verhaltenskodex festlegten, der für alle Enemy Aliens gelten sollte.
Seit 1939 rühmte sich das FBI damit, alle verdächtigen Ausländer zu überwachen. Es reichte schon eine Anschuldigung einer Person, um diese Person zu
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überwachen, was durch übereifrige Mitbürger oftmals vorkam. Schon nach der Kriegserklärung der VSA an Japan, und nicht erst nach der vier Tage später
erfolgten Kriegserklärung an Deutschland wurden die ersten Deutschen vernommen. Bei den ersten Internierungslagern handelte es sich noch um gewöhnliche
Gefängnisse oder andere abgeschirmte Stellen, wie z.B. Armeekasernen oder Wanderarbeiterlager. Zu Anfang gab es noch eine Anhörungskammer, die über den
einzelnen Fall entschied, führte ab Mitte 1943 eine Verhaftung gleichsam automatisch zur Internierung. Aufgrund der Fülle von verhafteten Personen ging man
nun daran, eigene Lager für die Zivilinternierten zu errichten. Die Regierung ließ über 46 dieser Lager im ganzen Land errichten, wovon Crystal City das größte
war. Die Ausstattung und Versorgungslage der Lager in den VSA war naturgemäß wesentlich besser, da der Krieg nicht in den VSA selbst, sondern in Europa
herrschte. Die VSA internierten allerdings nicht nur in Amerika ansässige Deutsche, sondern auch Deutschsprachige aus südamerikanischen Ländern, um, wie sie
meinten, die Gefahr von außen für die VSA zu reduzieren.
Arnold Krammer: Die internierten Deutschen
Autor Krammer hält fest, daß seitens der Verantwortlichen offensichtliche
Vertuschungsversuche unternommen wurden. Offiziell wird nämlich behauptet, in den
ehemaligen Lagern, die dank dem Public Law 102-48 historische Bekanntheit erworben
haben, hätten sich ausschließlich Japaner befunden, und ein amtlicher Bericht über die
Internierungen der Kriegszeit, der den Titel Justice Denied (Verweigerte Gerechtigkeit) trägt,
ist irreführend, denn er enthält keine Zeugenaussagen europäischer und europäisch-stämmiger
Ex-Insassen dieser Lager; desgleichen fehlen Aussagen hochrangiger Beamter, die für ihre
Internierung verantwortlich waren.
Man will uns weismachen, die Japaner seien Opfer von „Rassenhaß“ gewesen; man habe sie
nur zusammengetrieben und in Lager gesperrt, weil sie eine unter Weißen und Schwarzen
lebende, leicht identifizierbare Minderheit gebildet hätten. Wie Krammer in seinem
aufrüttelnden Buch nachweist, begannen jedoch die Verhaftungen legal in den VSA lebender
Deutscher, sowie amerikanischer Bürger deutschen Ursprungs bereits am 7. Dezember 1941,
also vier Tage vor der Kriegserklärung Berlins an Washington. Die durch den
Präsidenten-Erlaß 9066 ausgelöste Massenverhaftung von Japanern setzte hingegen erst im
Februar 1942 ein. Vor jenem Zeitpunkt waren einige hundert Japaner individuell vom FBI
festgenommen worden.
Durch den Civil Liberties Act (Erlaß über zivile Freiheiten) von 1988 wurde allen Japanern –
einschließlich der vor dem Februar 1942 verhafteten - eine Entschädigung zugestanden.
Fairerweise müssten die Vereinigten Staaten dann auch eigentlich die Deutschen
entschädigen, denen dasselbe widerfuhr, argumentiert Krammer.
Der Verfasser berichtet, daß Generalstaatsanwalt Francis Biddle gerade in Detroit eine Rede hielt, als die Japaner am 7. Dezember 1941 in Pearl Harbor
zuschlugen. Aufgewühlt und tiefbesorgt kehrte er in sein Büro nach Washington zurück und entdeckte dort, daß seine Assistenten bereits die erforderlichen
Befehle zur Internierung feindlicher Ausländer vorbereitet hatten. Wie Krammer darlegt, war wundersamerweise eine ganz erhebliche Anzahl solcher Ausländer
unmittelbar vor dem japanischen Angriff verhaftet worden.
Das Internierungsprogramm und die Massenverhaftungen stellen einen bedrohlichen Präzedenzfall für die Zukunft Amerikas dar. Wenn eine US-Regierung
geheime Listen mit den Namen Tausender von amerikanischen Bürgern sowie legal in den VSA ansässigen Ausländern anlegt, die auf bloßen Verdacht in
Internierungslagern zusammengepfercht werden, so steht dies in krassem Widerspruch zur US-Verfassung.
Den Opfern dieser Willkür-Politik blieb die Ironie der Situation keineswegs verborgen. Amerika zog angeblich für die Demokratie und die berühmten "vier
Freiheiten" zu Felde: Die "Freiheit von Furcht", die "Freiheit von Not", die "Freiheit des Glaubens" und die "Freiheit der Rede und Meinungsäußerung".
Gleichzeitig bemühten sich Zeitschriften und Zeitungen fieberhaft, die Kriegsziele der Nation zu definieren, während Hollywoods Propagandisten alle Register
zogen, um die öffentliche Meinung mittels Dutzenden martialischer Filme auf den Krieg einzustimmen.
Jedes einzelne Medien-Organ rühmte sich, für die Freiheit sowie für das Recht unterdrückter Völker auf Widerstand gegen die Tyrannei einzutreten. Fernen
Verbündeten zuliebe schickten die VSA ihre Söhne in den Krieg und opferte immense Reichtümer, immer mit der Begründung, es gelte die Sache der Freiheit
und der Demokratie zu verteidigen. Kritisch denkenden Menschen muß der flagrante Widerspruch zwischen dem angeblichen Kreuzzug für die Freiheit im
Ausland und der Unterdrückung individueller Freiheiten im eigenen Lande schmerzlich bewusst gewesen sein.
Krammers Berechnungen zufolge wurden während des Krieges 31.275 Angehörige feindlicher Staaten interniert, nämlich 18.849 Japaner, 10.905 Deutsche,
3.278 Italiener, 52 Ungarn, 25 Rumänen, fünf Bulgaren und 161 Bürgern anderer europäischer Länder.
Diese Zahlen schließen freilich amerikanische Ehefrauen und andere Familienangehörige nicht mit ein, die den Internierten in die Lager folgten.
Man brauchte noch nicht einmal amerikanischen Boden betreten zu haben, um Handschellen angelegt zu bekommen und in ein US-Lager abtransportiert zu
werden: Viele Deutsche und Japaner wurden in verschiedenen lateinamerikanischen Ländern verhaftet und in die VSA verschleppt, um der Washingtoner
Regierung als Geiseln zu dienen.
In einem unweit des texanischen Crystal City gelegenen Konzentrationslager waren die meisten Insassen Japaner, die von der Westküste der VSA oder aus
Südamerika stammten. Es gab dort auch 800 Deutsche aus allen möglichen Staaten Lateinamerikas: Bolivien, Peru, Costa Rica, Nicaragua, Guatemala und der
Dominikanischen Republik. Unerklärlicherweise saßen in jenem Lager auch 300 indonesische Seeleute ein, die man von einem in New York eingelaufenen
holländischen Schiff hierher verschleppt hatte.
Erwähnenswert ist, daß deutsche Juden und nationalsozialistischer Sympathien Verdächtigte zusammen mit unpolitischen Deutschen kunterbunt
durcheinandergemischt in denselben Lagern landeten.
Unter den aus Lateinamerika her-geschafften Deutschen befanden sich 81 Juden. (Die meisten lateinamerikanischen Länder waren nicht eigens darauf bedacht,
Juden festzunehmen, doch laut Krammer sorgten in Panama und Britisch-Honduras – heute Belize – antijudaistische Beamte dafür, daß sich unter den Uncle
Sam zuliebe Verhafteten möglichst viele Juden befanden.) Offenbar ging man von der Annahme aus, deutsche Juden könnten möglicherweise Spione oder
Agenten der NS-Regierung sein.
Aus Deutschland emigrierte oder sonstwie verdächtige Juden wurden in das Balboa Center (Panamakanalzone) geschickt, wo sie von Angehörigen der US-Armee
verhört wurden.
Anschließend kamen sie zu den anderen Juden und deren Familien, die über eine große Anzahl von Lagern verstreut waren: Seagoville, Stringtown, Camp
Blanding/Florida sowie Fort Oglethorp/Georgia. Die beiden letztgenannten Lager dienten der Aufnahme von Kriegsgefangenen sowie nationalsozialistischen
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Sympathisanten und wurden von der Armee geleitet.
Nach Kriegsende wusste man in Washington nicht so recht, was man mit den aus Lateinamerika in die VSA Entführten tun sollte. Im Gegensatz zu in den
Vereinigten Staaten selbst festgenommenen feindlichen Ausländern wurden erstere detainees - „Festgehaltene“ - und nicht internees - „Internierte“ - genannt.
Dadurch sollte wohl der Eindruck erweckt werden, sie seien irgendwohin unterwegs gewesen und von den amerikanischen Behörden am Weiterreisen gehindert
worden, während man sie doch recht eigentlich gekidnappt hatte, meint Krammer.
In einem am 6. Januar 1946 erschienenen Artikel befand die New York Times, es sei völlig legal gewesen, Ausländer aus fremden Staaten kidnappen und in die
VSA verschleppen zu lassen:
„Die Tatsache, daß möglicherweise Gewalt angewendet wurde, um vermutliche Nazi-Sympathisanten zum Zwecke ihrer Internierung während des Krieges in die
VSA zu bringen, ist kein Grund für ihre Freilassung.“
Wie Krammer aufzeigt, wird in der 1990 erschienenen offiziellen Publikation 50th Anniversary History of the Seagoville Federal Correctional Institution die
lachhafte Behauptung aufgestellt, diese Familien hätten »ihre Heimatländer verlassen, um die Freiheit Amerikas zu genießen.«
Die überwältigende Mehrheit der Internierten stellten keinerlei Bedrohung für die Sicherheit der Vereinigten Staaten von Amerika dar. Sie waren ganz
offensichtlich bloße Bauern in einem Schachspiel und dienten als Geiseln, die man gegen in deutscher Kriegsgefangenschaft befindliche US-Soldaten austauschen
konnte. Nach den Japanern stellten die Deutschen die größte Anzahl von Internierten.
Ein Augenzeuge:
An einem Apriltage des Jahres 1942 schwänzte der damals vierzehnjährige Claude Turner aus Gloucester, New Jersey, die Schule, um an der South King Street
die Ankunft einer neuen Gruppe von "Deutschen" zu beobachten. Die Ankömmlinge waren allerdings keine Kriegsgefangenen, die in ein nahegelegenes Lager
geschafft werden sollten; sie waren US-Zivilisten, die als »feindliche Ausländer« etikettiert worden waren und vor dem Abtransport in ein Internierungszentrum
des "Immigration and Naturalization Service" (Einwanderungs- und Einbürgerungsbehörde) standen.
Claude Turner, der für die Armee noch viel zu jung war, wollte sich diese "Feinde", wie seine Familie sie zu nennen pflegte, persönlich ansehen. Das Schauspiel,
dem er beiwohnte, verwirrte ihn. Ein Dutzend Männer und Frauen, die nach mehreren auf Polizeiposten oder Ämtern der Einwanderungsbehörde verbrachten
Nächten ermattet und ungepflegt aussahen, schleppten unter dem wachsamen Auge örtlicher Polizeibeamter Koffer und sonstige Gepäckstücke. Die meisten
waren elegant gekleidet: die Frauen trugen Katun-Kleider, die Männer Krawatten und Hüte. Einige lächelten tapfer, andere machten finstere und trotzige
Gesichter, doch die meisten wandten ihre Augen gedemütigt ab.
Der junge Claude war enttäuscht. Er hatte gehofft, wilde, brandgefährliche Nazis zu sehen, die Parteiparolen brüllten oder deutsche Märsche grölten, nicht
verlegene, ganz normal aussehende Leute, die ihre Siebensachen in ein Konzentrationslager schleppten. Als er sich nach der Schule zu seinen Kameraden gesellte
und diese wissen wollten, was er von den Internierten dachte, erwiderte er:
„Sie waren ganz gewöhnliche Leute wie ihr und ich. Irgendwie scheint es einfach nicht gerecht.“
Max Paul Friedmann: Nazis & Good Neighbors
Ebenso hat Max Paul Friedmann diesem düsteren Kapitel der US-Geschichte gewidmet. Friedman gliedert sein
Buch in acht Hauptkapitel, die vorwiegend einer chronologischen Ordnung wie auch dem "Reiseweg" der
Betroffenen folgen. Das erste Kapitel ("Contamination") schildert die Situation der in Lateinamerika ansässigen
Deutschen und deren Reaktion auf den Aufstieg des Nationalsozialismus, der auch vor der westlichen Hemisphäre
nicht Halt machte. Die Akzeptanz der NS-Ideologie in den deutschen Bevölkerungskreisen Lateinamerikas war
nach Friedman "broad, but not deep." (S. 42) Aus US-amerikanischer Perspektive aber bildete die deutsche
Bevölkerung in Mittel- und Südamerika einen fruchtbaren Boden für Mobilisierungs- und
Gleichschaltungsversuche der Nationalsozialisten und erschien vielen Beobachtern als willfähriges Instrument der
deutschen Außenpolitik.
Das mit "Assessment" betitelte zweite Kapitel befaßt sich mit den US-amerikanischen Bemühungen, ein Bild von
der Situation vor Ort zu gewinnen und die vermeintlichen subversiven Tätigkeiten der Deutschen zu untersuchen.
Einer nüchternen Analyse stand allerdings die lange Tradition der paternalistischen US-Politik entgegen, die in
Lateinamerika nur schwache und schutzbedürftige Staaten entdecken konnte - eine Tradition, die durch
Roosevelts Politik des Guten Nachbarn eher kaschiert als beseitigt wurde. Amateurhafte Geheimdienstarbeit und
Schreckensberichte der Sensationspresse schienen die schlimmsten Erwartungen zu bestätigen. Hinter jedem
lokalen Aufruhr wurde, wie Friedman schreibt, die planende Hand der Nationalsozialisten gesehen (S. 49f).
Friedman weist zu Recht darauf hin, daß aus Sicht der VSA ökonomische und nicht-ökonomische Aspekte der
Bedrohung durch den Nationalsozialismus kaum voneinander zu trennen waren (S. 85f.). Beide wurden als
Bestandteil eines Programms zur Welteroberung angesehen. Besonders in Bezug auf Lateinamerika, wo die
nationalsozialistische Strategie nach dem Besuch einer deutschen Handelsdelegation 1934 große Erfolge feiern
konnte, entwickelten sich schon frühzeitig gravierende Differenzen. Die Bilateralisierung des Außenhandels durch
Kompensationsgeschäfte und Verrechnungsabkommen unterminierte das Washingtoner Konzept der unbedingten
Meistbegünstigung.
"Blacklisting", Friedmans drittes Kapitel, schildert ebenso wie Kapitel sieben ("Expropriation") die ersten Gegenmaßnahmen der VSA auf diese Herausforderung,
insbesondere die "Proclaimed List of Certain Blocked Nationals", die im Juli 1941 vom State Department herausgegeben wurde. Auf dieser "Schwarzen Liste"
konnte sich jedes Unternehmen und jede Person wieder finden, die in irgendeiner Weise mit dem Deutschen Reich in Kontakt zu stehen schien. Betroffen von
den Sanktionen (wie der Aufkündigung von Verträgen oder einem Handelsboykott) waren auch deutsche Einwanderer mit lateinamerikanischer
Staatsbürgerschaft. Zielte das Deportationsprogramm zunächst auf Prävention subversiver Maßnahmen, so entwickelte es sich während des Krieges in ein
Projekt zur dauerhaften Ausschaltung deutscher ökonomischer Konkurrenz in Lateinamerika (168).
Die "Proclaimed List" war zudem der organisatorische Auftakt der Ausweisungen und Internierungen, weil sie die Identifizierung von Firmen und Individuen
erforderte.
Wie Friedman deutlich zeigt, hatten jedoch die Rücksichtnahme auf die Interessen lokaler Machthaber, die Inkompetenz der ausführenden Organe sowie der
Wille zur prophylaktischen Ausschaltung wirtschaftlicher Nachkriegs-Konkurrenz zur Folge, daß die Umsetzung des Programms mit dem ursprünglichen Ziel,
dem Kampf gegen die nationalsozialistische Unterminierung Lateinamerikas, kaum noch etwas zu tun hatte (Kapitel "Deportation").
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Besonders frappierend ist der Umstand, daß mehr als 80 jüdische Flüchtlinge, die zum Teil bereits in Deutschland inhaftiert gewesen waren, unter dem Verdacht,
Nationalsozialisten zu sein, ebenfalls in die VSA deportiert wurden. Die Klagen der Inhaftierten stießen lediglich beim amerikanischen Justizministerium und
einigen Lager-Kommandierenden auf Gehör. An der Situation der jüdischen Häftlinge änderte sich aber lange Zeit nichts (Kapitel "Justice").
Die Ausstattung und geografischen Besonderheiten der einzelnen Camps waren zwar sehr unterschiedlich – die Spannbreite reichte vom ehemaligen
Staatsgefängnis Stringtown in einem Sumpfgebiet Oklahomas bis hin zum „familienfreundlichen“ Crystal City in Texas –, generell war der Alltag der Internierten
aber, von einigen Auseinandersetzungen zwischen Nationalsozialisten und anderen Gefangenen abgesehen, „peaceful, comfortable, and dull“ (141, Kapitel
„Internment“).
Skandalös ist dagegen der Umstand, daß die US-Regierung auf einen Austausch Rückkehr-williger deutscher Internierter gegen KZ-Häftlinge verzichtete, der
etlichen Juden in Europa das Leben hätte retten können. Den US-Behörden erschien es zu riskant, die "gefährlichen" Deutschen freizugeben, während
gleichzeitig befürchtet wurde, daß man im Gegenzug nicht vom Tod bedrohte Häftlinge, sondern Spione ins eigene Land holen würde (Kapitel "Repatriation").
Sowjetunion
In der Sowjetunion wurden die Wolgadeutschen in Lager gebracht.
Australien
In Australien gab es während dem 1. Weltkrieg als gesetzliche Grundlage den War Precautions Act 1914, der auf die Kriegsgegnerschaft mit England und die
mögliche Gefährdung australischer Interessen abhob. 7.000 Personen wurden danach innterniert, von denen 4.500 als Enemy aliens oder Briten mit deutscher
Herkunft galten. [3] Viele zunächst eröffnete kleinere Lager wurden 1915 zugunsten einer Unterbringung in größeren geschlossen. Das größte war in Holsworthy
in New South Wales. [4] Ähnlich galt im 2. Weltkrieg der National Security Act of 1939. Etwa 7.000 Einwohner wurden zwischen 1939 und 1946 interniert.[5] [6]
Außerdem wurden in Australien ca. 8.000 weitere internierte Personen aus den Niederlanden und England und dessen Kolonialgebieten im pazifischen Raum
gefangen gehalten (vgl. z. B. die Geschichte des Truppentransporters SS Dunera).
Nach dem Krieg
Im Zuge der Entnazifizierung und der Umerziehung wurden nach dem Zweiten Weltkrieg viele Angehörige nationalsozialistischer Organisationen und
mutmaßliche Kriegsverbrecher in Internierungslagern unter Arrest gestellt, darunter aber auch sehr viele Unschuldige [7]. Die Alliierten beabsichtigten, führende
Nationalsozialisten und Angehörige von SS, Waffen-SS, Gestapo und SD mit dieser Internierung zu neutralisieren und ihre eigenen Truppen vor einem
vermeintlichen Guerillakrieg zu bewahren. Im Vordergrund stand die politische Säuberung; die nationalsozialistische Elite wurde vor dem Nürnberger
Militärgericht zur Verantwortung gezogen, die mittlere Ebene der NS-Funktionäre in anderen Verfahren. Bis zum Beginn dieser Verfahren wurden sie
interniert. [8]
Es gab sowjetische Lager, US-amerikanische, französische und britische Lager. Die Amerikaner unterhielten z.B. das Internierungslager Dachau. Im
Internierungslager Bad Nenndorf saßen vor allem Personen ein, die von den Briten als höchste Sicherheitsgefahr angesehen wurden, Offiziere der deutschen
Abwehr, höchste Wehrmachtsfunktionäre und Diplomaten. Bis Internierte vor die Spruchgerichte gestellt wurden, vergingen viele Monate, teilweise sogar bis zu
drei Jahre. Mit Lagerhaft von dieser Dauer wurde die Strafe teilweise schon vorweggenommen.
Die Sowjets deportierten zudem deutsche Zivilisten willkürlich zur Zwangsarbeit (siehe: Deutsche Zivilisten in sowjetischen Lagern).
Siehe auch
Polnische Konzentrationslager
Tschechische Konzentrationslager
Rheinwiesenlager
US-amerikanische Internierung von japanischen Zivilisten im Zweiten Weltkrieg
Literatur
Arnold Krammer: Feinde ohne Uniform. Deutsche Zivilinternierte während des Zweiten Weltkrieges, in Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte (1996)
S.581-605
Arnold Krammer: Die internierten Deutschen. 'Feindliche Ausländer' in den USA 1941 - 1947, Universitas Verlag Tübingen 1998
Nazis & Good Neighbors. The United States Campaign against the Germans of Latin America in World War II, Cambridge: Cambridge University Press
2003, XII + 359 S., ISBN 0-521-82246-7
Verweise
Deutsche Zivilisten als Internierte in den USA (http://web.archive.org/web/20071108031644/http://www.nexusboard.net/showthread.php?siteid=6365&
threadid=297166)
Koalition der Deutsch-Amerikanischen Internierten (http://www.gaic.info)
World War II - The internment of German American civilians (http://www.foitimes.com/) (englisch)
Historische Tatsachen - Nr. 41 - Udo Walendy - US-amerikanische Konzentrationslager (PDF-Datei, 65MB) (http://nsl-archiv.com/Buecher/Nach1945/Historische%20Tatsachen%20-%20Nr.%2041%20-%20Udo%20Walendy%20-%20USamerikanische%20Konzentrationslager%20(1990,%2040%20S.,%20Scan).pdf)
Fußnoten
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Deutsche Zivilisten in Lagern der Alliierten – Metapedia
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Ĺ Max Paul Friedman: Nazis & Good Neighbors, Rezension (http://www.sehepunkte.de/2005/02/5233.html)
Ĺ Arte: „Zum Nazi verdammt“, Mittwoch, 16. Juli 2008, 21.50 Uhr
Ĺ Wolf Klaphake: Uncommon Lives (http://uncommonlives.naa.gov.au/contents.asp?sID=3)
Ĺ Germans interned in Australia (http://www.teachers.ash.org.au/dnuttIng/GermanAustralia/e/internment.htm)
Ĺ ENEMY ALIENS: The Internment of Italian Migrants in Australia (http://www.connorcourt.com.au/catalog/product_info.php/cPath
/40/products_id/39)
6. Ĺ Eine von POW-Camps in Australien während WKII (http://en.wikipedia.org/wiki/List_of_POW_camps_in_Australia|Liste)
*Tatura WK2 Camps & Irrigation Museum (http://users.mcmedia.com.au/~kneefam/)
7. Ĺ Peter Reif-Spirek/Bodo Ritscher (Hg.): Speziallager in der SBZ, Berlin, Ch. Links Verlag 1999, ISBN 3-86153-193-3
8. Ĺ Heiner Wember: Umerziehung im Lager. Internierung und Bestrafung von Nationalsozialisten in der britischen Besatzungszone Deutschlands, Essen
1991, ISBN 3-88474-152-7 (Düsseldorfer Schriften zur Neueren Landesgeschichte Nordrhein-Westfalens; Bd.30), S.7f.
1.
2.
3.
4.
5.
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Kategorien: Konzentrationslager | Zweiter Weltkrieg | Geschichte | Verbrechen der Alliierten
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