Kasperl und sein Freund Jockel oder Teufel

Transcription

Kasperl und sein Freund Jockel oder Teufel
Kasperl und sein Freund Jockel oder Teufel Fixbeiderhand
von Alexandra von Bosse
Alexandra von Bosse: Kasperl und sein Freund Jockel oder Teufel Fixbeiderhand
http://lithes.uni-graz.at/texte.html
[U1 = 1]
KASPERL UND SEIN FREUND JOCKEL ODER
TEUFEL FIXBEIDERHAND
Eine schnurrig schauerliche Komödie mit vergnüglichem Ende
von
Alexandra von Bosse
[U2 = 2]
[3]
PERSONEN.
Kasperle.
Jockel.
Schutzmann.
Teufel.
Einzelne Figuren hierzu liefert die Firma. Preis: klein je 50 Pfennig; größer je 1 Mark.
Das Ausschreiben der Rollen für öffentliche Aufführungen ist gesetzlich verboten.
Deshalb wird der vollständige Text dieses Stückes als Rollenbücher für die Hälfte
des Preises geliefert, jedoch nur, wenn ein Hauptbuch zum vollständigen Preis und
für alle darin vorkommenden Rollen gleichzeitig je ein Exemplar bezogen wird. Die
Einübung eines Theaterstückes wird auch bedeutend erleichtert, wenn jeder
Mitwirkende ein vollständiges Exemplar des Stückes in Händen hat.
1 Hauptbuch und 4 Rollenbücher zusammen 1,70 Mark.
[4]
Alexandra von Bosse: Kasperl und sein Freund Jockel oder Teufel Fixbeiderhand
http://lithes.uni-graz.at/texte.html
[5]
ERSTER AKT.
1. Auftritt.
ROTER TEUFEL.
TEUFEL springt herum und spricht mit heiserer Stimme.
Teufel Fixbeiderhand
Hat mich mein Herr genannt,
Und in der Menschen Land
Bin ich gar wohlbekannt.
Von allen Teufeln bin der jüngste ich,
Der fixte aber auch – man hüte sich!
Hat einer was gestohl’n,
Soll ihn der Teufel hol’n,
Und wär’ er gar in Pol’n,
Recht ordentlich versohl’n,
Fixbeiderhand! ruft Satan gleich,
Geh’ hol den Spitzbub mir ins Höllenreich!
Ich fang’ es richtig an,
Ich nehme, was ich kann,
Ist’s nicht der rechte, dann
Ist’s halt ein andrer Mann.
So’n fetter Schutzmann gibt – wenn wohlgeraten –
’nen delikaten, saft’gen Teufelsbraten.
[6]
2. Auftritt.
TEUFEL. KASPERLE.
KASPERLE kommt weinend dazu, er spricht mit sehr hoher Stimme. Huuuu – hu – hu, ich armes
Kasperle! Alles ist weg, weg, weg, alles ist weg!
TEUFEL. He, mein gutes Kasperle, mein lust’ges Kasperle, was heulst du so?
KASPERLE. Ach, ich armes Kasperle, alles ist weg, alles ist weg, weg, weg, alles ist weg!
TEUFEL. Na, dummes Kasperle, was ist denn weg?
KASPERLE. Uje, uje, weg ist mein Portemonnaie, mein liebes, mein schönes, meine großes
Portemonnaie!
TEUFEL. Uje, uje, dein großes Portemonnaie? Ja, wo ist es denn hin?
KASPERLE. Das weiß der Teufel!
TEUFEL. Nein, ich weiß es nicht.
KASPERLE. Was? Bist du denn der Teufel?
TEUFEL. Jawohl! Und was für einer!
KASPERLE. Teufelsmäßig siehst du schon aus, aber was für einer bist du denn?
TEUFEL.
Alexandra von Bosse: Kasperl und sein Freund Jockel oder Teufel Fixbeiderhand
http://lithes.uni-graz.at/texte.html
Teufel Fixbeiderhand
Hat mich mein Herr genannt
[7]
Und in der Menschen Land
Bin ich gar wohlbekannt.
Von allen Teufeln bin der jüngste ich,
Der fixte aber auch – man hüte sich!
KASPERLE. Du scheinst mir ein netter Teufel zu sein, lieber Fixbeiderhand, aber wenn du so
fix bist, kannst du mir wohl helfen, mein Portemonnaie wieder zu kriegen. Ich muß es
wieder haben! Mein ganzes Vermögen war darin!
TEUFEL. Was, dein ganzes Vermögen?
KASPERLE. Hu – hu – huuu – ja! Und alles ist weg, weg, weg, alles ist weg!
TEUFEL. Ist es gestohlen?
KASPERLE. Halt den Dieb – ja!
TEUFEL. Na, da weine nur nicht, Kasperle, Fixbeiderhand wird den Dieb schon erwischen,
und dann kriegst du dein Portemonnaie wieder. Für die Mühe mußt du mir aber die Hälfte
deines Vermögens versprechen und es zum Teufel gehen lassen, nämlich mir geben. Ich
bin ein armer Teufel, der’s brauchen kann.
KASPERLE. Gern, lieber Fixbeiderhand, aufs Versprechen kommt mir’s nicht an. In meinem
ganzen Leben habe ich noch nie so viel beisammen gehabt, und nun ist alles weg, weg,
weg, alles ist weg!
TEUFEL. War es denn so viel, Kasperle?
[8]
KASPERLE. Ach, ganz furchtbar viel! Zwölf Pfennige!
TEUFEL. Zwölf Pfennige – zwww–ölf Pfe–ni–ge?
KASPERLE. Zwölf Pfennige! Und alles ist nun weg, weg, weg, alles ist weg!
TEUFEL.
Zwölf Pfennige – hähähähä!
Die soll der Teufel holen?
Hähähähä! Zwölf Pfennige,
Das lohnt ja nicht die Sohlen!
KASPERLE. Was, du lachst mich aus, du dummer Teufel?
TEUFEL. Hähähähä, zwölf Pfennige, hähähähä!
KASPERLE. Lach nicht, dummer Teufel!
TEUFEL. Hihihihi, zwölf Pfennige, hihihihi!
KASPERLE. Lachst du noch einmal, bin ich auch fix bei der Hand, und du kriegst eine
fürchterliche Maulschelle!
TEUFEL. Hohohoho! Zwölf Pfennigego, hohohoho!
KASPERLE gibt ihm eine Maulschelle.
TEUFEL purzelt um, springt aber gleich wieder auf und gibt KASPERLE eine.
Alexandra von Bosse: Kasperl und sein Freund Jockel oder Teufel Fixbeiderhand
http://lithes.uni-graz.at/texte.html
KASPERLE fällt um.
TEUFEL. Hähähähä – hihihihi – hahahaha – hohohoho!
[9]
KASPERLE springt auf, packt den Teufel am Genick und schüttelt ihn. Dummer Teufel, dummer
Teufel, dummer Teufel!
TEUFEL. Au, au! Lass’ los! Liebes Kasperle, gutes Kasperle, süßes Kasperle, laß los!
KASPERLE. Erst her mit dem Geld!
TEUFEL. Lass’ nur los, dann kriegst du’s schon!
KASPERLE läßt los. Na, her damit!
TEUFEL gibt ihm eine Maulschelle. Da haste die Anzahlung!
KASPERLE. Au, au, ich will doch mein Geld, meine zwölf …
TEUFEL gibt ihm noch mehr Maulschellen. Frisch geprägt zähle ich sie dir auf: Eins, zwei, drei,
vier –
KASPERLE. Au, au! Halt ein!
TEUFEL. Fünf, sechs, sieben, acht –
KASPERLE. Genug, genug! Die Hälfte ist ja dein!
TEUFEL. Neun, zehn, elf, zwölf und da noch einen extra drauf, klacks, das hat geknallt!
KASPERLE fällt hinten über und verschwindet.
TEUFEL. Hähähähä, zwölf Pfennige, hähähähä!
Wer mit ’nem Teufel Streit beginnt,
Der kann sich gratulieren;
[10]
Und wer es mal mit mir getan,
Wird’s nicht noch mal probieren!
Ich hau ihm rechts, ich hau ihm links
’ne kräftige Maulschelle;
Ich bin der Teufel Fixbeiderhand,
Der Schlauste in der Hölle!
Vorhang.
Ende des ersten Aktes.
Alexandra von Bosse: Kasperl und sein Freund Jockel oder Teufel Fixbeiderhand
http://lithes.uni-graz.at/texte.html
[11]
ZWEITER AKT.
Erster Auftritt.
TEUFEL. JOCKEL.
TEUFEL. Wüßte doch gern, wer Kasperles Portemonnaie gefunden hat. Fand es ein ehrlicher
Mann, wird er es Kasperle wiedergeben, fand es ein Spitzbub, behält er die zwölf Pfennige,
und dann wird ihn der Teufel holen. Ich bin der Teufel, also werde ich ihn holen und ihn
am Höllenfeuer fein knusprig braten. Aber wer kommt denn da? Jockel ist es, der Schelm!
Und was sehe ich – er hat Kasperles Portemonnaie, grade steckt er’s in die Tasche. Na
warte!
JOCKEL tanzt und springt herum.
Heut bin i gar lustig
Und tanz wie ’ne Mück,
Was ein Dummkopp verloren,
Geb i nimmer zurück!
Zwölf Pfennge ist wenig,
Zwölf Taler ist mehr;
I geb auch zwölf Pfennge
[12]
Nicht gern wieder her!
Was i find’, g’hört mir,
Und was mir g’hört, ist mein;
I kauf mir zwei Knackwürscht;
’ne Knackwurscht schmeckt fein!
TEUFEL. Die eine krieg ich!
JOCKEL. Jessas! Hab’ i mich erschrocken! Verbeugt sich. Was bemerkten Sie eben so ganz
richtig?
TEUFEL. Die eine Knackwurscht krieg ich, auch ein Teufel ißt Knackwürschte gern.
JOCKEL. Freilich, glaub’ ich! Wenn er sie nämlich kriegt. Aber mit wem habe ich denn die
Ehre?
TEUFEL. Ich bin – zittere und bebe! – Der Teufel Fixbeiderhand!
JOCKEL. Ach nee – was Sie sagen! Also ein großer Herr! Verbeugt sich tief.
TEUFEL. Ein Prinz der Hölle!
JOCKEL. Alle Achtung! Aber hören Sie, Herr Prinz Fixbeiderhand von der Hölle, man sagt:
Mit großen Herren soll keiner Kirschen essen, die spucken einem die Kerne ins Gesicht.
TEUFEL. Will auch keine Kirschen mit dir essen, sondern Knackwürschte.
JOCKEL. Bei Knackwürschten sind die großen Herrn noch schlimmer, sie fressen alles alleine
und lassen uns nur die Haut übrig. Ich danke!
[13]
TEUFEL. Spitzbub, dich fresse ich überhaupt mit Haut und Haaren, samt deiner
Knackwürschte.
Alexandra von Bosse: Kasperl und sein Freund Jockel oder Teufel Fixbeiderhand
http://lithes.uni-graz.at/texte.html
JOCKEL. Komischer Kauz, hä–hä–hä! Mich fressen! Na, da könnten Sie sich Ihre werten
Zähne ausbeißen, lieber Herr Prinzteufel Fixbeiderhand.
TEUFEL. Gestohlen hast du zwölf ganze Pfennige, du Gauner, du Spitzbub, darum hole ich
dich, du Teufelsbraten! Packt Jockel am Genick.
JOCKEL. Ne–ne–ne! Reißt sich los. Ne, da spiele ich nicht mit! Läuft dem Teufel davon.
TEUFEL ihm nach, packt und schleppt ihn zurück.
JOCKEL. Au, au, au! Zu Hilfe, zu Hilfe! Kämpft mit dem Teufel.
TEUFEL haut ihn, duckt ihn und verschwindet mit ihm nach unten.
2. Auftritt.
SCHUTZMANN und TEUFEL.
SCHUTZMANN kommt gelaufen. Da rief einer um Hilfe! Das Auge des Gesetzes hat es gehört.
Der Arm der Gerechtigkeit lief so schnell er konnte, aber er war doch nicht lang genug,
wie es scheint.
[14]
TEUFEL springt auf. Er war zu dick und läuft zu langsam, kommt darum immer grade früh
genug zu spät.
SCHUTZMANN streng. Wer sind Sie? Wie heißen Sie? Woher kommen Sie?
TEUFEL. Bin nur ein armer Teufel.
SCHUTZMANN. Was, ein armer Teufel? Dann hast du, Lump, gewiß gestohlen, geraubt,
gemordet. Marsch, ins Loch mit dir!
TEUFEL. Potzblitzmitzekitzewitz! Ich bin unschuldig, ich habe nicht gestohlen, nicht
geraubt, nicht gemordet.
SCHUTZMANN. Jedenfalls hast du Frau Justizia beleidigt!
TEUFEL. Aber ich diene ja dieser kurzsichtigen Dame Tag und Nacht mit allen Vieren!
Grade habe ich in ihrem Dienst einen gewissen Jockel samt seinen gemausten zwölf
Pfennigen in die Hölle befördert. Dort bratet und schmort er jetzt im neuen
Patentdauerbrandhöllenofen. Ich sage Ihnen, Herr Schutzmann, eine großartige Erfindung!
Zehntausend Gauner jeden Standes können darin gleichzeitig zu schönsten Höllenbraten
geschmort werden. Haben Sie Lust das Ding einmal zu probieren?
SCHUTZMANN. Halten Sie das Maul, wenn Sie mit mir sprechen!
[15]
TEUFEL. Das bringt selbst ein Teufel nicht fertig.
SCHUTZMANN. Rrrrruig!! Genug geschwatzt nun, vorwärts!
TEUFEL. Hände weg! Ich bin der Teufel Fixbeiderhand! Fürchterlich. Hüte dich, Schutzmann!
Fürchte meine Krallen!
SCHUTZMANN. Dummheiten! Was ein ordentlicher Schutzmann ist, der fürchtet auch den
Teufel nicht. Zeige mal deine Krallen!
Alexandra von Bosse: Kasperl und sein Freund Jockel oder Teufel Fixbeiderhand
http://lithes.uni-graz.at/texte.html
TEUFEL. Da–ha–ha!!
SCHUTZMANN packt schnell seine Hände bindet sie, hält sie daran fest.
TEUFEL. Au, au, au! Was fällt dir ein, Verwegener! Ich bin doch der Teufel Fixbeiderhand!
SCHUTZMANN. Das kann jeder Seehund sagen! Uebrigens war jetzt ich fix bei der Hand,
darum, vorwärts marsch mit dir, auf die Polizeiwache, wo man dir deine Teufelskrallen
schon stutzen wird. Marsch! Er stößt den Teufel vor sich her, der sträubt sich schreiend.
TEUFEL. Laß mich gehen, laß mich los! Ich will nicht – will nicht – will nicht!
SCHUTZMANN haut auf ihn ein. Marsch! Marsch! Marsch!
BEIDE ab.
Vorhang.
Ende des zweiten Aktes.
[16]
DRITTER AKT.
1. Auftritt.
Erst KASPERL, dann JOCKEL.
KASPERLE springt herein. Na, was ich gesehen hab! Da hat ein Schutzmann den dummen
Teufel geholt, der mich wegen meiner zwölf Pfennige auslachte. Ha – ha, das geschieht
ihm recht.
Die Schadenfreud’ ist reinste Freud’;
Der Teufel ist gefangen!
Ihn nahm der dicke Schutzmann fest,
Nun wird er aufgehangen!
Dem Teufel, dem geschah ganz recht;
Wie ’ne neugier’ge Base
Steckt er in jeden fremden Quark
Seine lange Teufelsnase!
Dem Teufel ja, dem Teufel ja,
Dem Teufel gehts nun schlecht;
Doch zum Teufel, ja zum Teufel,
Dem Teufel geschieht ganz recht!
Juchhee! juchhee! juchheißahopsahee!
Juchheißa – heißa – hopsassa!
Juchheißa – hopsassa!
[17]
Alexandra von Bosse: Kasperl und sein Freund Jockel oder Teufel Fixbeiderhand
http://lithes.uni-graz.at/texte.html
JOCKEL kommt. Ei je, ei je, ei je, war das heiß! War das aber mal heiß!
KASPERLE. Ja, Jockel, wie siehst denn du aus? Wie ein gerupptes Huhn!
JOCKEL. Na ja, geruppt haben sie mich ordentlich, aber mit der Braterei haperte es.
KASPERLE. Wo warst du denn? Wohl gar in der Sommerfrische?
JOCKEL. Da verstehen sie’s rupfen freilich auch, aber für ’ne Sommerfrische ist das
Höllenklima doch zu heiß. Mindestens hundertfünfundfünfzig Grad in der kühlsten Ecke.
KASPERLE. Ja, wie kamst du denn in die Gegend?
JOCKEL. Per Auto! Mich holte nämlich der Teufel.
KASPERLE. Woas? Woas? Woas?
JOCKEL. Jawoll!
KASPERLE. Aber wie kommst denn du denn da denn wieder ungeschmort in dieses
Jammertal herauf?
JOCKEL. Das wüßtest du wohl gern. Hä–hä! Weil dich ja doch bald der Teufel holen wird,
hähä! Na, bei mir war’s so: Die Heizer haben gestreikt, der Höllenofen brannte mal wieder
nicht, die Hölle schon mit ungebratenen Schelmen überfüllt …
KASPERLE. Tout comme chez nous!
[18]
JOCKEL. Na, da ich von den Schelmen noch der Geringste war, ließen sie mich laufen.
KASPERLE. Die kleinen Diebe hängt man, die g ro ß en läßt man laufen.
JOCKEL. Das trifft nicht auf mich zu. Der oberste Höllenkoch meinte, aus mir würde doch
nie ein rechter Höllenbraten werden.
KASPERLE. Nicht einmal das! Aber weshalb hatte dich denn der Teufel geholt?
JOCKEL. Wegen ’ner Kleinigkeit. Ich fand ein Portemonnaie …
KASPERLE. Woas! Woas! Woas!
JOCKEL. Mit zwölf Pfennigen …
KASPERLE. Woas! Woas! Woas!
JOCKEL. Und einem halben!
KASPERLE. Juchhee!
JOCKEL. Was ich find’, gehört doch mir, und was mir gehört, ist doch mein, nicht? Also
wollte ich mir für das Geld zwei Knackwürschte kaufen, darauf hatte der Teufel auch
grade Appetit und da – hol mich der Teufel – holte mich der Teufel!
KASPERLE. Mein Portemonnaie!
JOCKEL. Woas? Woas?
KASPERLE. Jockel, du hast mein Portemonnaie gefunden!
JOCKEL. Dein Portemonnaie?
KASPERLE. Gleich gibst du es her, es ist meins!
[19]
JOCKEL. I was, das könnte jeder Kranich behaupten!
KASPERLE. Gib gleich mein Geld – gleich gibst du’s her!
JOCKEL.
Alexandra von Bosse: Kasperl und sein Freund Jockel oder Teufel Fixbeiderhand
http://lithes.uni-graz.at/texte.html
All das Geld geben dir,
Nee, das fällt mir nicht ein!
Was ich fand, g’hört mir
Und was mir g’hört, ist mein!
KASPERL packt JOCKEL, Jockel packt Kasperl, sie prügeln aufeinander los.
KASPERLE. ’s ist mein!
JOCKEL. Nein, mein!
KASPERLE. Nein, mein!
JOCKEL. Nein, mein!
KASPERLE. Mein! Mein! Mein! Mein!
JOCKEL. Nein, nein, nein, nein!
KASPERL kriegt JOCKEL unter und haut auf ihn los.
KASPERLE. Warte, du Dieb, du Spitzbub, du ungebratener Höllenbraten, her mit dem
Portemonnaie, oder der Teufel soll dich holen!
JOCKEL. Au, au! Höre auf, sei gut Kasperle, laß uns teilen! Dir gehörts, aber ich fand es; höre
was ich vorschlage: Steht auf und sagt.
Wir kaufen zwei Knackwürscht’
Und jeder kriegt eine;
[20]
Ich esse die Meine,
Und du ißt die Deine!
KASPERLE. Das ist gescheit, gib mir ’nen Kuß und laß uns Frieden schließen. Vereint macht
stark!
BEIDE sprechen abwechselnd je eine Strophe.
So teil mit dem Freunde
Dein Freud’ und dein Leid;
Das Leid wird dann halb,
Aber doppelt die Freud’!
Wir teilen zwölf Pfenn’ge,
Kaufen Knackwürscht’ dafür;
Die eine gehört dir,
Und die andre gehört mir!
Was mir schmeckt, eß ich,
Und was dir schmeckt, ißt du;
Ja, wir essen gern Knackwürscht’
Und die Haut mit dazu!
Geben sich einen Kuß und gehen ab.
Alexandra von Bosse: Kasperl und sein Freund Jockel oder Teufel Fixbeiderhand
http://lithes.uni-graz.at/texte.html
2. Auftritt.
TEUFEL. SCHUTZMANN.
TEUFEL kommt gelaufen. Ah, endlich gelang es mir, den Krallen der Justiz zu entwischen! Aber
was sehe ich? Kasperle
[21]
und Jockel Arm in Arm! Da muß ich dazwischenfahren, denn: Freundschaft ist dem Teufel
Feindschaft, da kommt für mich nichts dabei heraus. Will den beiden nach, doch der Schutzmann
kommt gelaufen und packt ihn.
SCHUTZMANN. Halt den Dieb! Halt den Dieb! Ah – habe ich dich erwischt, du
Erzspitzbube!
TEUFEL. Au weh! Au weh! Lieber Schutzmann, laß mich los, ich werde dir dienen und dir
die schönsten Spitzbuben abliefern, statt sie in die Hölle zu holen. Bei dir ist’s schlimmer
als da unten!
SCHUTZMANN läßt ihn los. Abgemacht! Aber Fixbeiderhand mußt du sein!
TEUFEL packt den Schutzmann am Genick und zieht ihn fort. Fixbeiderhand, das bin ich! Dir drehe
ich jetzt den Kragen um, du gibst einen prächtigen, fetten Sonntagshöllenbraten!
SCHUTZMANN. Zu Hilfe! Hilfe! Hilfe! Der Arm der Gerechtigkeit wird ermordet, das Auge
des Gesetzes umgebracht! Hi–hi–hilfe!
TEUFEL duckt ihn und verschwindet mit ihm nach rechts.
[22]
3. Auftritt.
KASPERLE und JOCKEL.
KASPERLE. Hast es gesehen? Nun hat der Teufel den Schutzmann geholt!
JOCKEL. Freilich! Wenn nur der Höllenoffen wieder brennt!
BEIDE springen vergnügt und sprechen.
KASPERLE.
Erst hat der Schutzmann den Teufel
Beim Wickel gekriegt
JOCKEL.
Dann der Teufel den Schutzmann
Doch endlich besiegt.
KASPERLE.
Holt der Schutzmann den Teufel,
Ist’s keinem drum leid,
JOCKEL.
Alexandra von Bosse: Kasperl und sein Freund Jockel oder Teufel Fixbeiderhand
http://lithes.uni-graz.at/texte.html
Holt der Teufel den Schutzmann –
Ist’s ’ne doppelte Freud’!
Umarmen sich.
Vorhang und Schluß.
[U4]
Kasperl und sein Freund Jockel
oder
Teufel Fixbeiderhand.
Kasperl hat seinen Geldbeutel verloren, der Teufel lacht ihn aus. Prügelei. Jockel hat
den Geldbeutel gefunden, will ihn dem Teufel nicht ausliefern, dafür befördert ihn
der Teufel in die Hölle, dort wird gestreikt, und er kommt heil wieder heraus. Ein
Schutzmann fesselt den Teufel und bringt ihn zur Wache, bis nachher der Teufel den
Schutzmann holt. Kasperl und Jockel versöhnen sich und essen für das gefundene
Geld Knackwürste.