Neuer “Breed Record“ für Ch. Rosslyn Carric
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Neuer “Breed Record“ für Ch. Rosslyn Carric
Neuer “Breed Record“ für Ch. Rosslyn Carric Verfasser: Renée E. Devaux (1995) Inhalt: Ueber das Leben einer aussergewöhnlich erfolgreichen Deerhound-Hündin Erschienen Der Deerhound 3/4/95 (Deerhound-Club der Schweiz) Neuer "Breed Record“ für Ch. Rosslyn Carric von Renée E. Devaux Mit zwei Jahren erhielt sie unter Richterin Eve Hamilton ihr erstes, vier Jahre später (Juli 95) das 34. CC, Richterin war diesmal Sheena Reynolds. Dies bedeutete neuen Rasserekord für Ch. Rosslyn Carric! 33 mal gewann sie dabei auch das BOB. Best of Breed an den Crufts' 1992 und 1993, Best in Show an der Breed Show 1992 und 1995, Top Scottish Show Dog 1992, 5 Gruppensiege, 1 Res. Best in Show waren weitere Höhepunkte einer aussergewöhnlichen Karriere. In der Zwischenzeit sind 5 weitere CCs und 4 BOBs dazugekommen, und der Traum vom 40. CC hat sich in verschiedenen Köpfen festgesetzt. Eine selbsbewusste Persönlichkeit ohne Starallüren Wer sich einen Ausstellungsrekordhalter als bedauernswerten Hund vorstellt, der von Ausstellung zu Ausstellung geschleppt wird und daneben quasi in Watte verpackt lebt, damit ihm ja nichts passieren kann, liegt völlig falsch. Diese Vorstellung trifft auf Carric ebensowenig zu wie auf die andern Deerhounds aus Schottland, die vor und nach ihr Champion geworden sind. Sieht man Carric im Showring, fallen nicht zuerst ihre hervorragende Anatomie und ihr raumgreifendes, schwungvolles Gangwerk auf, sondern ihre Ausstrahlung, die die meisten Betrachter zu packen vermag. Es ist eine Mischung aus Stolz, Zufriedenheit, Bewusstheit der eigenen Schönheit und damit verbunden die Aufforderung, sie doch anzusehen und zu bewundern. Keine Spur von Hochmut oder Arroganz, das wäre für einen Deerhound auch gänzlich unpassend. Diese Ausstrahlung hebt sie von den übrigen Hunden ab und macht aus ihr etwas besonderes. (Die meisten von uns kennen schliesslich den Deerhound, der dem Ausstellungsring nun wirklich nichts abgewinnen kann und die Pflichtübung möglichst schnell hinter sich bringen möchte.) Ebenso strahlend schön zeigt sich Carric zuhause. Sie ist zwar unbestrittener Star der KilloeterZuchtstätte und vor allem der Liebling von Besitzer Dr. Seumas Caine. Wie die andern Hunde lebt sie aber in einem der geräumigen Hundehäuser in einem Graszwinger. Kleinere Spaziergänge führen über das eingezäunte Grundstück mit leichter Hanglage, längere Spaziergänge führen weiter über den mit Heather bedeckten Hang aufwärts, bis man plötzlich Loch Lomond vor sich sieht, hinter sich die breite Mündung des River Clyde. Für die Hunde ist aber viel wichtiger als der schöne Ausblick, dass sich in der Heide immer Hasen und Kaninchen versteckt halten, die es aufzustöbern gilt. Dies ist Carrics grosses Hobby, dem sie voller Eifer fröhnt. Wenn ihr Besitzer allerdings einmal ohne sie zu einer Ausstellung fährt, zeigt sie sich den ganzen Tag beleidigt, trottet auf dem Spaziergang mürrisch hinterher und würdigt Hasen keines Blickes. Sie zeigt damit ganz deutlich, dass ihr Ausstellungen über alles gehen und es sie als Ausstellungsqueen zutiefst kränkt, wenn sie zuhause bleiben muss. Ch Rosslyn Carric mit Besitzer Dr Seumas Caine Der Weg zum Erfolg Als Nell Caine ihre auch für den Showring vielversprechende Ardkinglas Aurelia sehr früh verlor, wollte sie unbedingt aus deren Schwester Azalia einen Welpen haben. Gern hätte sie nicht nur Ardkinglas Nina, sondern auch die Wurfschwester gekauft, um zwei Welpen zusammen aufwachsen zu lassen, Miss Noble wollte jedoch Norma für sich selber behalten. (Sie verkaufte sie später gedeckt nach Deutschland, siehe dazu Ausgabe 2/95). Der in Nordirland lebende Bryan Doak hatte zur selben Zeit einen Wurf nach demselben Rüden (Ch.Kilbourne Shamus, übrigens nach Seumas Caine benannt). Aus diesem Wurf mit zwei Rüden und vier Hündinnen suchte sich Seumas Carric aus, eigentlich rein als Spielgefährtin für Nina, aber doch auch in der Hoffnung, aus ihr einen guten Coursinghund zu machen. Nina und Carric wurden natürlich auch ausgestellt und Nina entpuppte sich als vielversprechend, während Carric als Welpe nicht besonders attraktiv und für viele zu maskulin war. An Ausstellungen zeigte sie sich nicht von Anfang an von der besten Seite. Via Buschtelefon erfuhren die Caines allerdings, dass Miss Noble absolut begeistert von Carric war, ohne dass sie gegenüber den Besitzern ein Wort über diese Begeisterung verloren hätte. Seumas übte zuhause sehr fleissig für den Ring und als erste Belohnung wurde Carric Best Puppy unter Eve Hamilton in Blackpool 1990. Ihre Sicherheit im Ring nahm an vielen lokalen Ausstellungen zu. 1991 wurde sie an der East of England in Peterborough nochmals unter Eve Hamilton ausgestellt. Carric brachte CC und BOB nach Hause. Das zweite CC erhielt sie von Miss Noble und das dritte, welches sie zum Champion machte, von Mrs Wilton-Clark an der Crufts 1992. Es darf keinesfalls unterschlagen werden, dass auch Nell Caines Ardkinglas Nina im selben Jahr Champion wurde. Kopfstudie von Ch Rosslyn Carric Seit über 20 Jahren hielten Nell und Dr. Seumas Caine bereits Deerhounds, als sie plötzlich zwei Champions besassen. Vorher im Ausstellungsring von den Richtern kaum beachtet, wurde die beiden beinahe über Nacht zu “known faces“ (bekannten Gesichtern). Seumas gibt unumwunden zu, dass dies ein grosser Vorteil ist. Einer der wichtigsten Siege Carrics in seinen Augen ist deshalb CC und BOB in Birmingham 1995, als Nell und Seumas gerade an der amerikanischen Specialty weilten und ein in Deerhound- und Ausstellungskreisen noch unbekannter und unerfahrener Freund Carric vorführte. Uebrigens “erbt“ in Grossbritannien der Res.CC-Hund nicht das CC eines Champions wie bei uns in den FCI-Ländern: Wer Champion werden will, muss auch Champions schlagen können. Grossbritannien weist daneben eine weitere, sehr wichtige Besonderheit auf: Pro Rasse und Jahr werden nicht beliebig viele CCs vergeben, vielmehr wird die Anzahl CCs aufgrund der beim Kennel Club eingetragenen Rassevertreter festgelegt. Seit dem zweiten Weltkrieg wurde die Anzahl der zu vergebenen CCs bei den Deerhounds ständig erhöht, weil sich die Rasse steigender Beliebtheit erfreut. Der Vorstand des Deerhound-Club befand nun, dass dies eher zum Schaden als zum Nutzen der Rasse sei, und beantragte beim Kennel Club eine Reduktion der Anzahl CCs pro Jahr. Diese Beschränkung tritt 1996 in Kraft. In Bezug auf Carric bedeutet dies einerseits, dass die Anzahl ihrer gewonnenen CCs nicht einfach so mit den CCs früherer Champions verglichen werden können, und andererseits, dass es in nächster Zeit nicht gerade einfach sein wird, ihren Rasserekord zu schlagen. Nicht nur Schönheit, auch Leistung zählt! In ihrer ersten Coursing-Saison nahm Carric an allen sechs Veranstaltungen teil und wurde einmal zweite des First Round Loosers Stake. Ueberhaupt scheint sie immer erst im zweiten Laufen auf Touren gekommen zu sein: 1992 gewann sie in Crowland und 1993 in Dava die “Purse“ (First Round Loosers). Obschon nahmhafte Journalisten aus der Fachpresse und auch Ausstellungsrichter ihr Missfallen darüber zum Ausdruck brachten, dass ein solcher Topausstellungshund dem Risiko des Coursings ausgesetzt wurde, messen Nell und Seumas der Arbeit auf dem Coursingfeld für die Zucht solche Bedeutung zu, dass sie nicht mit einem Hund züchten würden, der sich nicht an Coursings bewährt hat. Dass Carric später nicht mehr so häufig an Coursings anzutreffen war, dürfte weniger der Schonung, als der Tatsache zuzuschreiben sein, dass die Anzahl der Hunde, die an einem Meeting teilnehmen dürfen, beschränkt ist. Da deshalb in der Regel pro Besitzer nur ein Hund zum Einsatz kommen kann, hat Seumas es wohl vorgezogen, seinen jüngeren Hunden die Möglichkeit zu geben, sich im Feld zu bewähren. Carrics Verwandtschaft, ein erfolgreicher Clan Wer wie Bryan Doak in Nordirland lebt, hat es als als britischer Hundezüchter vergleichsweise schwer: wegen den unumgänglichen Fahrten auf den Fähren wird jeder Besuch einer Ausstellung oder eines andern Züchters extrem teuer und muss deshalb gut geplant werden. Trotzdem hat Mr. Doak es in kurzer Zeit geschafft, Top Breeder zu werden. Nicht ohne eine Spur Ehrfurcht wird einem zugeflüstert, er züchte nicht nach Gefühl, sondern mit dem Verstand und brüte tagelang über den Ahnentafeln fiktiver Würfe. Bereits in seinem A-Wurf fiel ein Champion: Rosslyn Antic, Mutter seines sehr erfolgreichen D-Wurfs. Ihre Schwester Azotic ist die Mutter des nach Ch. Kilbourne Shamus gezogenen C-Wurfes. Als Vater von 7 britischen und zahlreichen nicht-britischen Champions beeinflusst Shamus die Deerhound-Zucht zur Zeit sehr stark. Wem dies ein Dorn im Auge ist, dem kann zur Beruhigung gesagt werden, dass es auch britische Züchter gibt, die eine "Shamus-freie" Linie ziehen. Carrics Schwester Chant, die Bryan Doak ursprünglich für sich behielt, dann aber an Moira und Charlie Spence verkaufte, damit sie genügend oft ausgestellt werden konnte, schaffte es ebenfalls - trotz der harten Konkurrenz von Carric - , Champion zu werden. Rosslyn Chisum at Kilbourne wurde als Junghund nach Deutschland verkauft, neben dem internationalen Championat erhielt er auch diverse europäische Titel zugesprochen. Diese drei Hunde wurden aber auch bereits sehr erfolgreich in der Zucht eingesetzt: Carric ist Mutter des Killoeter O-Wurfs (5/3, geworfen am 23.4.93) nach dem von Caines selbstgezüchteten Coursingrüden Killoeter Lachie. Dieser Wurf zeichnet sich im Ausstellungs- ring ebenso aus wie an den Coursings: Odin erhielt bisher zwei Res.CCs. Onich (im Besitz der Züchter) ist mit gut zwei Jahren bereits Champion, daneben wurde er in seiner ersten CoursingSaison (94/95) auf Anhieb Top Coursing Deerhound. Seine Brüder Odin, Orsino, Osric und Othello sowie Schwester Oona zeigten ebenfalls bereits auf eindrückliche Art ihre Stärke im Gelände. Somit vermögen Carrics Kinder die Hoffnungen, die sich Seumas eigentlich bezüglich Carrics Coursingkarriere gemacht hatte, voll zu erfüllen, wenn nicht gar zu übertreffen. Ch Killoeter Onich, Res Best Dog an der Breed Show 1995 Chant hat am 22.5.94 den Brylach G-Wurf zur Welt gebracht. Ihre Tochter Gazania schaffte es, drei Mal “Best Puppy in Show“ zu werden und wurde mit 16 Monaten bereits Champion, beides für einen Deerhound sehr aussergewöhnlich. Die Nachkommen von Chisum zeigen sich auf dem Kontinent ebenfalls sehr erfolgreich. Mrs Glenis Peach (Kilbourne) konnte mit ihrer Hündin Rosslyn Classic to Kilbourne ebenfalls Ausstellungs- und Zuchterfolge verbuchen. Killoeter, von einer belächelten zu einer vielbeachteten Zuchtstätte Untrennbar mit Carric verbunden ist natürlich Dr. Seumas Caine, gleichzeitig Besitzer, Trainer und Handler. Zeitweise sind die beiden Wochenende für Wochenende miteinander unterwegs von einer Ausstellung zur nächsten, dazu kommen noch Shows unter der Woche. Dies kann ohne weiteres bedeuten, mehrere hundert Meilen in kürzester Zeit zurückzulegen. Seumas meint dazu, es mache ihm einfach Spass, einen so guten Hund vorzuführen. Er ist aber froh darüber, unterdessen viel Ringerfahrung gesammelt zu haben, denn Carric fällt das Präsentieren nicht mehr so leicht wie früher, sie braucht nun die Unterstützung ihres Handlers, um sich von ihrer besten Seite zu zeigen. Selbstverständlich wurde Carrics Rekord von den Caines mit vielen Freunden gebührend gefeiert. Besonders stolz ist Seumas aber auf den Erfolg in Richmond unter Sue Finnett (Hyndsight): Carric und Onich erhielten beide das CC (das “double“ ist sehr begehrt), Onich schlug darauf seine Mutter und wurde BOB. Wie bereits erwähnt, wandten sich Nell und Seumas Caine nicht von Anfang an den Ausstellungen zu. Als sie 1970 bei Miss Noble Claymore of Ardkinglas erwarben, wussten beide kaum etwas über die Rasse. Nell fand einfach Gefallen am Aussehen der Deerhounds, daneben spielte die Tatsache, dass es sich um eine schottische Rasse handelt, keine unbedeutende Rolle. Claymore war schon über ein Jahr alt - und Seumas hatte bereits alle Hoffnungen begraben - , als er Hasen und Kaninchen zu jagen begann. Damit erhielt Seumas seine erste Lektion: Deerhounds brauchen oft viel Geduld und können richtige Spätzünder sein. In September 1971 nahmen die Caines erstmal an einem Coursing teil, anfangs mit gemischten Gefühlen, aber dann packte es sie. Seither waren sie bei fast allen Coursings dabei und die Erfolge ihrer Hunde können kaum alle aufgezählt werden. Ardkinglas Quickstep, der zweite Deerhound, war wohl der grösste und begeistertste Jäger, gleichzeitig auch der erfolgreichste Coursinghund, den Nell und Seumas bisher besassen. Mit über sieben Jahren gewann er immer noch. Alle Rüden, welche die Caines seither besassen, Killoeter Ichor, Killoeter Lachie und Killoeter Onich gehen auf ihn zurück. Er war auch der Vater ihrer Ardkinglas Bruaich sowie ihres ersten selbstgezüchteten Wurfes, der allerdings unter dem Zwingernamen Sorisdale eingetragen werden musste, weil die Hündin, Coronach Cleopatra sich im Besitz von Mr K. Cassels befand. Seumas befasste sich intensiv mit Coursings und richtete auch an einigen Meetings. Obwohl daneben stets auch Ausstellungen besucht wurden, hatten Nell und Seumas zu Unrecht über Jahre den Ruf, sich nur der Coursings wegen für die Deerhounds zu interessieren. Erst durch die grossen Ausstellungserfolge von Carric erlangten sie auch den Respekt der mehr Showorientierten Züchter, bei welchen der Status von verantwortungsbewussten DeerhoundBesitzern eng mit dem Showring gekoppelt zu sein scheint. Nur wer mitverfolgt hat, wie sich Nell und Seumas über viele Jahre sehr intensiv mit der Rasse, ihrer Herkunft und vor allem ihrem Einsatz als Hetzhund auseinandergesetzt haben, und wer weiss, dass sie in zahlreichen Gesprächen mit Miss Noble ihr Zuchtziel entwickelt haben, und ihre Würfe konsequent danach planen, kann auch abschätzen, dass hinter den Erfolgen nicht allein das Quentchen Glück steht, ohne das bekanntlich nichts geht, sondern jahrelange harte Aufbauarbeit, Ausdauer und eine grosse Begeisterung für diese Rasse.