Molekulare Magnete - VDI Technologiezentrum GmbH
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Molekulare Magnete - VDI Technologiezentrum GmbH
VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien Technologieanalyse Magnetismus Band 1 Molekulare Magnete Technologiefrüherkennung Stefan Mengel Herausgeber VDI-Technologiezentrum Abteilung Zukünftige Technologien Im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien Diese Technologieanalyse wurde im Rahmen des Vorhabens „Identifikation und Bewertung von Ansätzen zukünftiger Technologien“ (Förderkennzeichen NT 2051 C) im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, Referat 511, erstellt. Durchführung: VDI-Technologiezentrum Physikalische Technologien Abteilung Zukünftige Technologien Dr. Stefan Mengel Graf-Recke-Str. 84 40239 Düsseldorf eMail: [email protected] Mit einer Kurzstudie bzw. beratend haben beigetragen: Prof. Dr. Michael Steiner und Dr. Ralf Feyerherm, Hahn-Meitner-Institut Berlin Dank für die kritische Lektüre des Manuskripts an Prof. Dr. Wilfried Andrä, IPHT Jena und Dr. Bernd R. Müller, FSU Jena Zukünftige Technologien Nr. 19 ISSN 1436-5928 Düsseldorf, im August 1999 Für den Inhalt zeichnen die Autoren verantwortlich. Die geäußerten Auffassungen stimmen nicht unbedingt mit der Meinung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung überein. Außerhalb der mit dem Auftraggeber vertraglich vereinbarten Nutzungsrechte sind alle Rechte vorbehalten, auch die des auszugsweisen Nachdruckes, der auszugsweisen oder vollständigen fotomechanischen Wiedergabe (Fotokopie, Mikroskopie) und das der Übersetzung. VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien VDI-Technologiezentrum Abteilung ‘Zukünftige Technologien’ Graf-Recke-Str. 84 40239 Düsseldorf Das VDI-Technologiezentrum ist als Einrichtung des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI) im Auftrag und mit Unterstützung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) tätig. VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien Vorwort Im Rahmen des Integrierten Technologiemanagements durch die Abteilung ‘Zukünftige Technologien' des VDI-Technologiezentrums liegt ein Schwerpunkt auf der Technologiefrüherkennung. Ziel dieser Tätigkeit ist es, aussichtsreiche Technologieansätze zu ermitteln und durch geeignete Maßnahmen voranzutreiben. Diese Analysetätigkeit gliedert sich in drei Teilziele, die allerdings in der Praxis nicht immer strickt voneinander abgrenzbar sind. Erstes Teilziel ist das Suchen und Identifizieren relevanter technischer Innovationen. Dem möglichst frühzeitigen Identifizieren eines neuen Themengebietes folgt eine Bewertung im Kontext der technisch-wirtschaftlichen Gesamtentwicklung. Bei diesem Teilziel geht es vor allem um die Analyse potentieller Anwendungsfelder und deren zeitlicher Realisierungsperspektiven, des Aufwandes zur Realisierung dieser Anwendungen, der Auswirkungen auf andere Technologien sowie auf Mensch und Umwelt. Auf Basis der Ergebnisse dieser Bewertung werden Technologieanalysen erstellt, die neben Workshops und Veranstaltungen einen wichtigen Bestandteil des ‘Informationstransfers’, dem dritten Teilziel unserer Technologiefrüherkennung-Tätigkeit darstellen. Mit der vorliegenden Technologieanalyse legt das VDI-Technologiezentrum seine dritte Dokumentation zum Themenbereich Magnetismus vor. Die erste im August 1997 befaßt sich mit den sogenannten XMR-Technologien, d.h. mit den Anwendungen und Möglichkeiten der Magnetowiderstandseffekte in der Magnetosensorik und der Magnetoelektronik. Eine zweite Dokumentation in gemeinsamer Herausgeberschaft mit der deutschen Physikalischen Gesellschaft folgte im September 1998. Ihr Gegenstand ist u.a. die Darstellung BMBFgeförderter Projekte. Ursprünglich sollte die nun vorliegende Technologieanalyse als erste erscheinen und in das Gebiet künftig relevanter Anwendungen des Magnetismus einführen. Aus Aktualitätsgründen wurden aber die erstgenannten Studien vorgezogen fertiggestellt und publiziert. Die Folge dieser Publikationen zeigt - wie im übrigen auch zahlreiche inzwischen erfolgreich laufende Projekte im Bereich Magnetismus - daß gestaltende und planerische Ineinandergreifen von Maßnahmen der Technologiefrüherkennung und Projektförderung. Dr. Dr. Axel Zweck 5 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien Vorwort.................................................................................................................5 1 Kurzdarstellung................................................................................................8 2 Molekulare Magnete ........................................................................................9 3 Was sind „molekulare“ im Vergleich zu „atomaren“ Magneten? ..............9 4 Wo können Anwendungen entstehen ? ........................................................12 4.1 Neue weichmagnetische Werkstoffe.............................................................16 4.2 Neue Werkstoffe für Permanentmagnete ......................................................16 4.3 Neuartige Funktionswerkstoffe .....................................................................18 5 Stand der Forschung und bisherige Entwicklung.......................................18 5.1 Rein organische magnetische Substanzen ....................................................20 5.2 Metall-organische Substanzen ......................................................................21 5.3 Molekulare magnetische Cluster, Nanomagnete und Biomagnete ...............25 5.4 Spin-Crossover-Substanzen ..........................................................................27 6 Aktuelle Forschungsthemen ..........................................................................28 7 Zukünftige Technologieoptionen ..................................................................30 7.1 Elektrotechnik ...............................................................................................31 7.2 Mikrowellenbauelemente ..............................................................................32 7.3 Informationstechnik ......................................................................................32 7.4 Medizintechnik ..............................................................................................35 7.5 Sensorik und Kontrastmittel..........................................................................36 8 Ergebnisse der Patentrecherche und Bibliometrie .....................................36 9 Expertenumfrage und Gesamtbewertung....................................................39 10 F&E-Aktivitäten in In- und Ausland .........................................................42 11 Übersicht zur Bewertung (Problemlösungsbeiträge, Technikfolgen).....45 12 Patente ...........................................................................................................49 13 Literatur ........................................................................................................64 7 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien 1 Kurzdarstellung Thema Molekulare Magnete sind neue Werkstoffe aus dem Grenzbereich von Festkörperphysik und supramolekularer Chemie. Sie sind im Gegensatz zu den herkömmlichen Magneten nicht durch Metalle, sondern durch Kunststoffeigenschaften geprägt. Insgesamt ist das Gebiet noch sehr neu. Es besteht prinzipielle Anwendungsrelevanz, doch ist noch keine verlässliche Abschätzung über das tatsächliche, konkurrierenden Technologien eventuell überlegene Anwendungspotential möglich. Neuheit Heutige Magnetwerkstoffe sind von anorganischem bzw. metallischem Charakter. Seit erstmals 1990 Ferromagnetismus in einer rein organischen Substanz gefunden wurde, stellt sich grundsätzlich die Frage, ob derartige kunststoffartige Magnete als neuartige Funktionswerkstoffe Anwendungsp otential haben. Die Wissenschaftliche Entwicklung bis heute stellt sich wie folgt dar: • 1987 erstmals Ferromagnetismus in einer metall-organischen Substanz (bei TC < 4,8 K) • 1989 Entdeckung des LIESST (Light-Induced Excited Spin State Trapping)Effekts bei Spin-crossover-Substanzen. Dabei wird thermisch oder lichtinduziert vom diamagnetischen in den paramagnetischen Zustand geschaltet, wobei eine Hysterese durchlaufen wird und die Substanz die Farbe wechselt • 1990 erstmalig Ferromagnetismus in rein organischer Substanz bei TC < 1 K entdeckt, heute maximales TC bei 35,5K • 1991 Ferromagnetismus in einer metall-organischen Substanz (einzelne metallische Atome in organischer Matrix) bei Raumtemperatur, T C > 350 K • 1996 Entdeckung des makroskopischen Tunnels der Magnetisierung an einem Einkristall gebildet aus metall-organischen Nanomagneten (molekulare magnetische Cluster) Industrieinteresse Erstes Industrieinteresse ist vorhanden, jedoch noch verhalten und abwartend. Indiz ist die Beteiligung an F&E-Projekten und die Patentaktivität. 8 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien Verflechtung mit anderen Bereichen Das Thema molekulare Magnete hat Bezüge zu Themen, welche nicht im engeren Sinne zum Magnetismus zählen. Dazu gehören die Koordinationsverbindungschemie, die Ferrofluide, die molekulare Elektronik, die Bioelektronik und das Quantencomputing.. 2 Molekulare Magnete Traditionellerweise sind Magnete Metalle oder metallische Oxide bzw. Legierungen. Die nichtleitenden Ferrite sind z.B. keine Metalle, doch beruht ihr Magnetismus auf den darin enthaltenen Eisenatomen. Hier geht es um neuartige Stoffe, die Magnete sind, ohne Metalle oder metallisch geprägt zu sein. Es handelt sich dabei um weitgehend organische Verbindungen. Dabei gibt es verschiedene Stoffklassen, die man abhängig von ihrer Zusammensetzung als organische, metall-organische oder zusammenfassend molekulare Magnete bezeichnet. Sind molekulare Magnete für Anwendungen geeignet? Wenn ja, wie wahrscheinlich ist es, daß sie metallische Magnete ersetzen? Eröffnen sich mit ihnen neuartige Anwendungsfelder? Nach einer kurzen Einführung wird der Stand der Forschung (weitere Stichworte: molekulare magnetische Cluster, Ferritin, Spin-crossover-Substanzen) dargestellt und auf mögliche Anwendungsfelder eingegangen. 3 Was sind „molekulare“ im Vergleich zu „atomaren“ Magneten? Um eine Vorstellung von zunächst einem metall-organischen Magneten zu gewinnen, betrachte man die sogenannten kunststoffgebundenen Magnete („bonded“ magnets), welche heute vielfach in Anwendungen eingestzt werden. Diese spielen innerhalb der Gruppe der „Metallmagnete“ eine Sonderrolle. Bei „kunststoffgebundenen“ Magneten ist das magnetische Material als metallisches Pulver in einen Kunststoff mechanisch eingebettet. Die Bezeichnung „kunststoffgebunden“ soll dabei nicht auf eine chemische Bindung hinweisen. Eine Verfeinerung des Pulvers ließe sich idealerweise bis hinab zur atomaren Ebene fortsetzen. Denkt man sich einzelne Metallatome - Übergangsmetallatome oder Selten-Erd-Atome – in einer molekularen Struktur eines organischen Stoffes chemisch eingebunden, so könnte man von einem idealen metall-organischen Magneten sprechen. Je nach Typ der organischen Matrix kann es ein Kunststoff sein. In diesem Fall ergäbe sich ein idealer kunststoffgebundener Magnet. 9 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien Diese Vorstellung ist jedoch zu einfach: Um einen Magneten zu erhalten, bedarf es nicht nur einiger Atome mit (großem) magnetischen Moment. Diese müssen auch so angeordnet sein, daß sie miteinander in Wechselwirkung treten. Erst dann kann sich eine spontane Ordnung ausbilden, welche zu einer Remanenz ungleich Null führt und damit zu dem, was einen (Permanent-) Magneten zum Magneten macht, nämlich einer makroskopischen Magnetisierung. Sind die metallischen Atome jedoch in einen organischen Molekülverband eingebunden, so sind sie eigentlich zu weit voneinander entfernt, daß sie sich direkt gegenseitig beeinflussen könnten. Dieser Fall entspricht den magnetischen Eigenschaften von chemischen Komplexen mit nur einem magnetischen Zentrum, die keine magnetischen Wechselwirkungen untereinander aufweisen (curiesches Verhalten). Dennoch gibt es in der Chemie magnetisch koppelnde Stoffe. Zum Beispiel in Mehrkernkomplexen, in denen die spintragenden Metallzentren durch diamagnetische Brückenliganden verknüpft sind, wechselwirken die magnetischen Zentren in der Regel miteinander. D.h. bestimmte Konstellationen chemischer Bindungen leiten die magnetischen Wechselwirkungen weiter. Es muß also einen Mechanismus geben, der die Wechselwirkung von auf atomarer Skala weit entfernten magnetischen Momenten bewirkt. Das qualitative Verständnis dieses Effektes ist durchaus bereits weit vorangeschritten, wenn auch viele Punkte offen sind [5]. Es ist geklärt, daß bestimmte Konstellationen chemischer Bindungen die magnetische Wechselwirkung weiterleiten. Molekulare Einheiten spielen demnach in zweierlei Hinsicht eine entscheidene Rolle für die Eigenschaften des Materials: Sie sind entweder Träger der Elementarmagnete oder sie sind Vermittler der magnetischen Wechselwirkung. Im allgemeinen werden die magnetischen Wechselwirkungen in Mehrkernkomplexen über einen sogenannten „Superaustausch“-Mechanismus vermittelt. Dieser ist über relativ weite Entfernungen – bis zu einem Nanometer – wirksam. Zum Vergleich: In einem metallischen Ferromagneten liegt die Wechselwirkungslänge im Bereich 0,3 bis 0,5 Nanometer. Da die in metallischen Magneten dominierende magnetische Austauschwechselwirkung mit dem Abstand d zwischen zwei magnetischen Momenten genähert wie 1/d³ abfällt, ist das ein bedeutsamer Unterschied. In molekularen Materialien werden molekulare Bausteine (z.B. magnetische Komplexverbindungen) in bestimmter Weise zu größeren Gebilden (angeordnet. In dieser Anordnung liegen dann einzelne Metallionen „verdünnt“, aber chemisch eingebettet in organische Liganden vor. Die Verdünnung liegt bei etwa 1/10. Im Falle von molekularen Magneten können sich je nach den magnetischen Wechselwirkungen Ferri oder Ferromagneten ausbilden. Neben den metall-organischen gibt es auch reine organische Verbindungen, welche ferromagnetische Kopplung zeigen. Dies ist möglich, wenn ein Stoff aus 10 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien organischen Hochspinmolekülen (z. B. freien Radikalen) zusammengesetzt ist. Da der Spin eines Moleküls proportional zu seinem magnetischen Moment ist, sind solche Hochspinmoleküle starke Elementarmagnete, welche zusammengesetzt einen makroskopischen Magneten ergeben können. atomare, „konventionelle“ molekulare, (metall-)organische Magnete Magnete Elementarmagnete Atome Moleküle Herstellung metallurgisch, Schichtverfahren etc. chemisch „physical engineering“ „chemical engineering“ Wechselwirkung direkter und RKKY-Austausch Superaustausch über Liganden Magnetische Cha- große Breite von Eigenschaften ein- weichmagnetisch, vielleicht halbhart, rakteristik stellbar von weich-, halbhart (für Spei- schwache bis vielleicht mittlere Ma- cher) bis hartmagnetisch gnetisierung Variabilität nur innerhalb vorwiegend- große Breite von Eigenschaften ein- sche Charakteristik metallischer Eigenschaften (Korrosion, stellbar (optisch, elektrisch, mecha- elektrischer Widerstand, Temperatur- nisch, bioverträglich, kunststoffartig, stabilität) etc.), mögliche Synergie zwischen Weitere physikali- diesen Eigenschaften Tabelle 1: Molekulare versus atomare Magnete. Der Vergleich deutet schon an: Molekulare Magnete sind aus heutiger Sicht nicht deshalb interessant, weil sie generell mit den atomaren Magneten konkurrieren können. Neuartigkeit und technisches Interesse gründet sich auf die mögliche Synergie einer breiten Palette von Eigenschaften. In Frage kommen daher auch Einsatzfelder, in welchen bisher magnetische Materialien nicht eingesetzt wurden bzw. wo die Magnetwirkung gar nicht primär gefragt ist. Damit erklärt sich der Begriff „Molekularer Magnet“. In metallischen Magneten sind es die Atome, welche ein magnetisches Moment durch umkreisende ungepaarte Elektronen aufweisen. In diesem Sinne stellen sie die Elementarmagnete in metallischen Magnetwerkstoffen dar. Hier treten an die Stelle der Atome die Moleküle, denen die entsprechenden Elektronen als Ganzes zugeordnet sind. So betrachtet sind metallische Magnete „atomare“ Magnete, während die (metall-)organischen Magnete „molekulare“ Magnete sind (Tabelle 1). 11 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien 4 Wo können Anwendungen entstehen ? Es gibt heute noch keine Anwendungen molekularer Magnete. Warum ist das so und wo können Anwendungen entstehen? Für technische Anwendungen haben heute auschließlich atomare Magnete Bedeutung. Die Gründe dafür sind bekannt: Mit den „konventionellen Metallmagneten“ lassen sich hohe Übergangstemperaturen TC, wegen der hohen Dichte der magnetischen Momente hohe Remanenzen BR und falls erforderlich hohe Koerzitivfeldstärken HC erzeugen. Die Grenzen dieser atomaren Magnete bestehen darin, daß die Auswahl magnetischer Metalle physikalisch auf einige Sorten beschränkt ist. Unter Anwendungsgesichtspunkten sind auch Rohstoff- und Prozeßierungskosten ein wichtiges Auswahlkriterium. Eisen hat deshalb einen nach wie vor hohen Volumenanteil bei Magnetwerkstoffen. Für technische Anforderungen sind auch Metallatome in magnetischen Verbindungen – also keine reinen Metalle – interessant. Zu dieser Gruppe zählen die Ferrite, welche als nichtleitende Keramiken von großer technischer Bedeutung sind. Auch die derzeit leistungsstärksten Permanentmagnete, die intermetallischen Verbindungen SmCo 5 und Nd2Fe14B, gehören dazu. Auch können metallische Atome in Verbindungen zu Magneten führen, wenn sie als reine Metalle keine Magnete ergeben (nämlich diamagnetisch sind). Dies ist der Fall in magnetischen Cu-, Ti-, aber auch Mn- und Cr-Verbindungen. Wegen der größeren Auswahl an Elementen kennt man eine große Zahl magnetischer Verbindungen. Diese kommen wie das seit der Antike bekannte Fe3O4 teilweise natürlich vor. Weitere Beispiele sind der transparente Ferromagnet EuO und der Antiferromagnet MnO. Nur wenige haben neben den Ferriten bisher technische Bedeutung. Sie haben aber einige besondere Eigenschaften, wie z. B. optische Transparenz bei EuO, die solche magnetischen Verbindungen für zukünftige Anwendungen interessant erscheinen lassen. Die bis heute hauptsächlich untersuchten Systeme kommen aus dem Bereich der anorganischen Festkörperchemie und sind in der Regel einfache Verbindungen wie EuO, RbMnF3 oder K2NiF4. Diese Systeme haben den Vorteil, daß sie theoretischen Modellen sehr nahe kommen und daher als Modellsysteme für die Untersuchung grundlegender Phänomene des Magnetismus generell, der kollektiven Eigenschaften und der Phasenübergänge von Festkörpern be ispielhaft dienen. Betrachtet man die Entwicklungsmöglichkeiten der magnetischen Volumenmaterialien („bulk“), die auf „atomarem“ Magnetismus beruhen, so fällt auf, daß sie im wesentlichen auf einer Steigerung der magnetischen Leistungsfähigkeit – unter Einhaltung werkstofftechnischer Randbedingungen – beruhen. Die werkstoffliche Forschung im Bereich der atomaren Magnete zielt auf Verbesserungsinnovationen: Magnete sollen durch bessere Magnete ersetzt werden 12 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien können. Die Materialstrukturen sind dabei nicht sehr variabel, sondern dominiert durch die Eigenschaften der magnetischen Atome (d. i. die atomare Elementarkonfiguration). Deshalb lassen sich die Eigenschaften dieser magnetischen Verbindungen kaum durch chemische Prozesse, welche ja nicht die atomare Struktur verändern, sondern nur durch physikalische, vorwiegend metallurgische, Prozesse modifizieren. Davon ausgenommen ist natürlich die chemische Synthese ganz neuer Materialklassen (wie es z. B. 1983 mit der Entdekkung von Nd2Fe14B gelungen ist). Magnetismusexperten zufolge bestehen gegenwärtig nur wenig Chancen, im Bereich der atomaren Volumenmagnete auf eine ganz neue überlegene Stoffklasse zu stoßen. Anders ist die Situation im Dünnschichtmagnetismus. Dort wurden im Rahmen der atomaren Magnete eine Reihe neuer Effekte entdeckt (z.B. der GMR-Effekt an Co/Cu/Co-Sandwich-Systemen und der CMR in Perowskiten), siehe Band 2 der Technologieanalyse Magnetismus. Diese neuen und meist erst nanotechnisch zu erschließenden Effekte haben eine hohes Potential für Basisinnovationen [67]. Die Chance für Basisinnovationen kann sich auch für molekulare Magnete eröffnen, wenn ganz neue Freiheitsgrade für die Eigenschaftskomposition von Magneten erschlossen werden können. Kann nun die in der Chemie gegebene, im Vergleich zu physikalischen Methoden deutliche größere Variabilität der Stoff- und damit der Eigenschaftskomposition für magnetische Werkstoffe genutzt werden? Ja, prinzipiell dann, wenn es gelingt, magnetische Moleküle zu einem magnetischen Festkörper aufzubauen. Dann kann durch den Übergang in die organische - genauer die supramolekulare - Chemie die für eine Kontrolle der magnetischen Eigenschaften nötige Variabilität der Strukturen erreicht werden. Durch den Aufbau von Materialien aus Molekülen (anstatt Atomen) lassen sich strukturelle Veränderungen erzeugen, ohne die Elementarmagnete, welche jetzt magnetische Moleküle bzw. in Moleküle eingebundene Metallatome sind, zu modifizieren. Daß die Synthese molekularer Magnete möglich ist und welche Substanzen bisher gefunden wurden, ist detailliert in Kapitel 5 dargestellt. Generell kann jedoch über die Leistungsfähigkeit molekularer Magnete ausgesagt werden, daß sie wegen der strukturbedingt großen Abstände zwischen den molekularen Elementarmagneten nicht vorwiegend geeignet sind, atomare Magnete zu ersetzen. Atomare Magnete werden aus diesem Grund vermutlich immer eine deutlich größere Magnetisierungsdichte (magnetisches Moment pro Volumen, vergleiche Tabelle 2) erzielen. Molekulare Magnete können aber für Anwendungen in Frage kommen, wo entweder eine hohe Magnetisierungsdichte nicht relevant ist oder die Tatsache ein Rolle spielt, daß sie besondere zusätzliche Eigenschaften haben (vgl. Tabelle 1). Zu diesen zählen besondere optische 13 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien Eigenschaften wie Transparenz, optische Nichtlinearität oder magnetooptische Eigenschaften. Manche Systeme besitzen eine hohe Kompressibilität, womit eine Änderung der magnetischen Kopplung verbunden ist. Weitere Anwendungen könnten aus den bei molekularen Magneten häufig eng gekoppelten magnetischen und elektronischen Eigenschaften (z. B. elektrische Leitfähigkeit) erwachsen. Es sind sogar Substanzen von Interesse, bei welchen gar nicht Ferro- oder Ferrimagnetismus auftritt, sondern die durch einen Übergang vom Para- zum Diamagnetismus besondere Eigenschaften aufweisen. Zur Herstellung molekularer magnetischer Materialien kann ein breites Spektrum chemischer Syntheseverfahren eingesetzt werden (Löslichkeit in Lösemitteln, Herstellung dünner Filme mit chemischen Mitteln, etc.). Übersichten liefern [9,24,25,51]. Genau wie die magnetischen kann man dann auch die elektronischen Eigenschaften durch Manipulation der chemischen Struktur variieren. Dies ist bereits der Fall bei schon seit längerer Zeit bekannten organischen Leitern und organischen Supraleitern. Es gibt bereits Untersuchungen zu Materialien, bei denen Leitfähigkeit oder Supraleitung an magnetische Eigenschaften gekoppelt sind [26]. Nicht ausgeschlossen ist auch, in den Stoffklassen der molekularen Magnete Systeme mit hohem Magnetowiderstand zu finden, wenn auch über diesbezügliche Aktivitäten gegenwärtig nichts bekannt ist. Metall-organische Stoffe haben gewisse Ähnlichkeit zu granularen metallischen Medien, in welchen spinabhängige Streuung der Ladungsträger gefunden wurde (siehe Band 2 der Technologieanalyse Magnetismus). Unter technischem Gesichtspunkt sind molekulare Magnete auch deshalb interessant, weil sie die vorteilhaften Stoffeigenschaften der Kunststoffe (kostengünstigere Rohstoffe, einfach und kostengünstig herstellbar, flexibel, große Gestaltungsmöglichkeiten zur Herstellung maßgeschneiderter Formen und Materialien) mit Magneteigenschaften verbinden. Dies ist in gewissem Sinne auch mit den „kunststoffgebundenen“ Magneten möglich, jedoch könnten molekulare Magnete viel weitergehendere Gestaltungsmöglichkeiten eröffnen. Es besteht die Aussicht, magnetische, optische, elektrische, photophysikalische und photochemische Eigenschaften einzeln oder gemeinsam in einem Stoff zu kombinieren. Was die magnetischen Eigenschaften selbst betrifft, so werden aufgrund der im Vergleich zu Metallen geringen Dichte der molekularen Elementarmagnete vorwiegend weichmagnetische Eigenschaften charakteristisch sein. Dies gilt insbesondere für die rein organischen Magnete. In diesen Substanzen ist die sonst für eine hohe Koerzitivkraft (d. h. das hartmagnetische Verhalten) mitverantwortliche Spin-Bahn-Kopplung sehr gering. Die SpinBahn-Kopplung bewirkt eine hohe Koerzitivkraft, weil sie zu einer starken EinIonen-Anisotropie führt. Eine gegenüber den rein organischen Verbindungen größere Ein-Ionen-Anisotropie kann wahrscheinlich bei metall-organischen 14 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien Substanzen erreicht werden. Damit kämen diese für einen Einsatz im Bereich halbharter Magnetwerkstoffe in Frage. Diese werden insbesondere in der Datenspeicherung eingesetzt. Wenn auch noch eher visionär, aber doch von sowohl hohem wissenschaftlichen und potentiell hohem technischen Interesse sind Nanomagnete, also mesoskopische Cluster von magnetischen Metallionen [19,20,21]. Diese Cluster, auf halbem Wege vom Atom zum Festkörper, bestehen typischerweise aus einigen Tausend Teilchen. Sie sind zunächst Modellsysteme, welche den wissenschaftlichen Zugang zu mesoskopischen magnetischen Systemen eröffnen. Der Bereich zwischen der Quantenmechanik des einzelnen Atoms und dem makroskopischen Verhalten des Festkörpers gilt als Quelle neuer Phänome (z. B. makroskopisches Quantentunneln) und ist noch recht wenig erforscht, auch weil es schwierig ist, mesoskopische Systeme wohldefiniert zu präparieren. Diese Fragestellungen, welche mit mesoskopischen Systemen verbunden werden, werden in absehbarer Zeit auch technologische Relevanz erlangen: Die Nanotechnik dringt sowohl beim chemischen Aufbau komplexer supramolekularer Systeme als auch bei der physikalischen Verkleinerung funktionaler Bauelemente in den mesoskopischen Bereich vor. Für den Bereich der molekularen Magnete ergeben sich daher zwei technisch relevante Aspekte: 1. Zunächst können mit Hilfe des für die molekularen Magnete typischen „chemical engineering“ solche mesoskopischen Magnete wohldefiniert hergestellt werden. Damit können Modellsysteme für Nanomagnete schlechthin bereitgestellt werden. Diese neuartigen Nanomagnete sind Metallatome, welche in einem Makromolekül mit einem Mantel aus organischen Bausteinen umgeben sind [15]. An solchen Modellsystemen können z.B. theoretische Vorhersagen überprüft werden. Dies betrifft auch Nanomagnete, welche außerhalb der molekularen Magnete – z. B. im Bereich der magnetischen Speichermedien und der Magnetoelektronik – von Interesse sein werden [63]. Dabei geht es neben den für die Speichermedien wichtigen Untersuchungen zum superparamagnetischen Limit auch zunehmend um generelle Fragen nach Art und Geschwindigkeit der Ummagnetisierung, welche durch die Magnetoelektronik aufgebracht werden. Die Vermutung makroskopischen Quantentunnelns der Magnetisierung an einem System molekularer Magnete mag eine, wenn auch noch nicht klar faßbare, technologische Bedeutung haben [16]. 2. Dann können solche Cluster aus molekularen Magneten selbst für technische Nutzung in Frage kommen. Ahnlich dem Konzept der HalbleiterQuantendots kann man sich den strukturierten Einbau von identischen, von einander isolierten magnetischen Clustern in eine diamagnetische Matrix auf 15 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien chemischem Wege denken. Es lassen sich damit molekulare Arrays identischer Nanomagnete herstellen, die eine Hysterese zeigen, also ein bistabiles Element darstellen [15]. Bisher sind dafür aber meist Temperaturen unter 300 K erforderlich. Ein solches Element kann als Schalter oder Bitspeicher aufgefaßt werden – oder visionär sogar als Prozessorbaustein eines Quantencomputers [16]. Solche Möglichkeiten wurden immerhin prinzipiell schon erwiesen, jedoch unter Bedingungen, welche eine technische Nutzung noch fern erscheinen lassen (siehe Kapitel 4.2). Zusammengefaßt ergeben sich aus dem Gebiet der molekularen Magnete folgende Aussichten auf neue Funktionswerkstoffe: 4.1 Neue weichmagnetische Werkstoffe Molekulare Magnete mit weichmagnetischen Eigenschaften zielen zunächst auf die Bereiche, in denen heute Weichmagnete eingesetzt werden (Mikrowellenbauelemente, Elektromotoren, Abschirmungen etc.). Es ist jedoch nicht wahrscheinlich, daß damit atomare Magnetwerkstoffe dieser Art generell ersetzt werden, eher wird das Anwendungsspektrum solcher Magnete ergänzt bzw. erweitert. Das Beispiel der Ferrite zeigt, daß magnetische Leistungsfähigkeit allein nicht ausschlaggebend für hohe technische Einsatzbreite und Wirtschaftlichkeit ist. Ferrite sind, grob gesprochen, deshalb wirtschaftlich erfolgreich, weil sie mittlere magnetische Leistung zu sehr günstigen Kosten verbunden mit geringer elektrischer Leitfähigkeit bieten. Molekulare Weichmagnete könnten Eigenschaften ähnlich den Ferriten erreichen oder vergleichbar zu bestimmten Typen „kunststoffgebundener“ Magnete werden. 4.2 Neue Werkstoffe für Permanentmagnete Permanentmagnete können grob in der Stärke der Koerzitivkraft HC in halbharte und harte Magnete unterteilt werden. Halbharte Magnete finden vor allem in der Datenspeicherung z. B. auf Computerfestplatten, Magnetbändern oder auf Magnetstreifen Verwendung, wo HC nur so hoch sein soll, daß keine Ummagnetisierung der Bits durch Umgebungsfelder erfolgt. Magnetspeichermedien haben eine Koerzitivkraft HC im Bereich bis 3000 Oe (240 kA/m). Harte Magnete finden dagegen z. B. bei Elektromotoren, Lautsprechern und als Gebermagnete in der Sensorik Anwendung. Dabei liegt H C – sehr verschieden nach Anwendung – meist im Bereich 2,5 kOe bis 10 kOe (200 bis 800 kA/m). Falls man eine ausreichende magnetische Härte mit molekularen Magneten erreichen kann, so können sie für magnetische Datenspeicherung als homogene Medien in Frage kommen. Eine Überlegenheit zu atomaren Werkstoffen ergibt 16 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien sich möglicherweise aus der schnelleren Schaltbarkeit der Magnetisierung sowie durch neuartige Funktionalität wie z. B. die optische Anzeige des Speicherzustandes oder thermisches statt magnetisches Adressieren der Bits [28]. Ob mit homogenen Materialien aus molekularen Magneten hochdichte Magnetspeicher erzielt werden können, ist angesichts ihres verdünnten Magnetismus fraglich. Es wird jedoch im Zuge des Leistungssteigerung bei den konventionellen metallischen Magnetspeichermedien ein Übergang hin zu heterogenen Medien erwartet. Dabei handelt es sich z. B. um künstlich nanostrukturierte Medien, welche eindomänige Nanomagnete in einer nichtmagnetischen Matrix tragen, z. B. [35]. Ein möglicherweise interessanter Ansatz in diesem Zusammenhang sind große Moleküle, die mehrere Metallatome, meist Mangan, als Cluster in einer organischen Hülle enthalten. Diese Cluster stellen selbst Nanomagnete dar, welche wichtige Eigenschaften des Volumenmaterials, wie Koerzitivkraft und remanente Magnetisierung, haben – zumindest bei tiefen Temperaturen [17,18]. Durch die organische Hülle sind die Nanomagnete separiert. Daher stellen diese magnetischen Cluster ein Array bistabiler Nanomagnete dar, welche einen Bitspeicher darstellen können. Im Gegensatz zu heutigen magnetischen Speicherschichten wird die Bistabilität nicht durch das Beharrungsvermögen der Domänenwände erreicht (die Cluster sind Monodomänen), sondern dadurch, daß ein Magnetfeld – bisher sind hohe Felder erforderlich – die Relaxationsbarriere senkt. So ließe sich theoretisch ein Speichermedium extremer Dichte erzeugen, mit Bitgrößen um 10 nm Länge, mindestens 100mal kleiner als gegenwärtig verfügbar. Im diesem Sinne stellen Arrays magnetischer Cluster ein ideales heterogenes Speichermedium dar. Dabei sind Fragen der Adressierung und wie man zu geeigneten Schaltfeldern und Raumtemperatur kommt, noch nicht betrachtet worden. Denkbar sind auch magnetooptische Speichermedien auf Basis molekularer Magnete. Bei diesen wird auch als homogenes Medium eine Höchstdichte für möglich gehalten [28]. Höchstdichte ist jedoch nicht zwingend, wenn man nach dem Anwendungspotential fragt. Viele Speicher (Scheckkarten, Wertkarten, Warenkodierungen etc.) erfordern nicht unbedingt diese Eigenschaft. Wenn sich mit molekularen Magneten zusätzlich zu einer mittleren Speicherdichte andere technisch interessante Eigenschaften verbinden lassen, welche sich mit heutigen Magnetspeichern nicht erreichen lassen, so ergeben sich Umsetzungschancen in Produktvorteile. Ob harte Magnete auf Basis molekularer Herangehensweisen realisierbar sind, erscheint wegen der typischerweise niedrigen Volumenmagnetisierung unwahrscheinlich. Dennoch wird versucht, Koerzitivfeldstärken von HC > 10-4 Oe zu realisieren [48]. 17 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien 4.3 Neuartige Funktionswerkstoffe Molekulare Magnete können als neue Klasse von organischen Werkstoffen, z. B. Kunststoffen, verstanden werden. Man hätte beispielsweise Kunststoffe, welche zu den bisher bekannten und genutzten vorteilhaften Eigenschaften – zu denen optische, nicht-linear optische, chemische, mechanische und elektrische zählen – zusätzlich magnetisch wären. Eine solche Kombination physikalischer Wirkprinzipien deutet auf die Möglichkeit der Nutzung in Sensorik und Elektronik. Untersuchungen zeigen, daß bei bestimmten Stoffen die Spinkonfiguation thermisch, durch Licht oder durch Druck geschaltet werden kann [29]. Generell scheint in diesem Bereich das derzeit größte Potential zu liegen: Funktionswerkstoffe, bei denen erstmals der Magnetismus als weitere Eigenschaft hinzukommt oder wo die Veränderung der Spinkonfiguration das Mittel zum effizienten Schalten anderer physikalischer Eigenschaften ist [28,54]. Neu sind auch Magnete, bei denen die chemische Zusammensetzung so manipuliert werden kann, daß ein ungewöhnliches Verhalten der Magnetisierung in Abhängigkeirt der Temperatur erreicht werden kann: In einem metallorganischen Magneten kann die Magnetisierung bei Erhöhung der Temperatur erst zu Null reduziert werden und bei weiterer Erhöhung in der Richtung umgekehrt werden [60,61]. Elementare Voraussetzung für eine molekulare Elektronik ist die Möglichkeit, einzelne Moleküle oder Molekülgruppen adressieren zu können. Die kontrollierte Herstellung makroskopischer Arrays identischer und voneinander isolierter magnetischer Cluster ist ein Schritt in Richtung Adressierbarkeit. Molekulare Magnete können physiologisch unschädlich sein. Damit ergäben sich neue Anwendungen in der Medizin, zum Beispiel für magnetische Kontrastmittel, welche zur Verbesserung der MRI-Analyse in Körperteile injiziert werden. Ob molekulare Magnetsubstanzen als ferromagnetische Fluide („Ferrofluiden“) einsetzbar sind, ist bisher nicht untersucht. 5 Stand der Forschung und bisherige Entwicklung Das Feld des molekularen Magnetismus ist – anders als der Bereich der atomaren Magnete – ein sehr junges Forschungsgebiet. Bis Anfang der 90er Jahre war das Gebiet der molekularen Magnete ein Thema der supramolekularen Chemie und eng verknüpft mit der Entwicklung von organischen Leitern, wie z. B. leitfähigen Polymeren. Wie stark das Gebiet zur Chemie gerechnet wurde, zeigt sich an dem Titel Magneto-Chemie [1]. In der Magnetochemie ging es zunächst um den Magnetismus von (einzelnen) Molekülen (z. B. Hochspinmoleküle). Das Gebiet der molekulare Magnete stellt insofern eine andere Qualität 18 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien dar, als es zusätzlich um die magnetische Wechselwirkung zwischen den Molekülen und den Aufbau von Festkörpern geht. In diesem Sinne sind molekulare Magnete heute auch zunehmend ein Thema der Physik. Technisch steht es auch im Umfeld der molekularen Elektronik. Dieser Begriff steht für eine zukünftige Entwicklungslinie elektronischer Systeme, bei der es gelingen soll, Moleküle als nanometergroße Schalteinheiten elementarer elektronischer Operationen zu nutzen und so eine höchste Integrationsdichte elektronischer Systeme zu erreichen. Molekulare Elektronik ist ein multidisziplinäres Feld von Physik, Chemie, Elektronik, Biologie und Informatik. Eine Übersicht liefert [2]. Im weiteren Sinne gehören zur molekularen Elektronik auch Displays, Sensoren und Datenspeicher. In den 70er Jahren wurden in der Magnetochemie Moleküle mit einem besonders hohen Spin entdeckt. Ein einfaches Beispiel ist Methylen CH 2 mit dem Spin 1. Erheblich kompliziertere Moleküle wie [Mn(hfac)2NITPh]6 mit einem Spin von S = 12 im Grundzustand wurden synthetisiert (hfac = hexafluoroacetylacetonate) [55]. Ein bisher maximaler Spin von 33/2 wurde in einem Arrangement aus Fe17- und Fe19-Clustern, welche in Sauerstoff, Stickstoff und Kohlenstoff eingebettet sind, gefunden [15]. Es ergibt sich somit ein magnetisches Moment µS = 2µB [S(S+1)]0,5 von 34 µB für das einzelne Molekül. Zum Vergleich: Atome haben nach den fundamentalen Hundschen Regeln einen maximalen Spin mit dem Wert 7/2 (Gd mit sieben 4f-Elektronen), also ein magnetisches Moment von 7,94 µB. Dreiwertiges Eisen Fe3+ hat als einzelnes Atom im high-spin Zustand S = 5/2, somit gilt µS = 5,92 µB. Wegen der Wechselwirkung der Atome im Festkörper ist dort das mittlere magnetische Moment teilweise erheblich niedriger, bei reinem Eisen z. B. 2,2 µB pro Atom. Da das magnetische Moment proportional zum Spin ist, entsprechen die Hochspinmoleküle starken Elementarmagneten. Daher ergab sich bald die Hoffnung, solche Hochspinmoleküle könnten in einem Festkörper parallel wie die Atome eines Ferromagneten koppeln und wie diese einen starken Permanentmagneten bilden. Als einer der ersten hat O. Kahn aus dem Laboratoire des Sciences, Bordeaux (siehe auch Kapitel 10) den Magnetismus in organischen und metallorganischen Systemen untersucht. Dabei wurde gefunden, daß ein „Superaustausch“ – ähnlich dem Austausch über Sauerstoffatome in Substanzen wie Fe2O3 – auch über komplizierte Brückenatomanordnungen funktioniert [5]. Jedoch wurde die Hoffnung auf ferromagnetische Ordnung zunächst enttäuscht: Die molekularen Elementarmagnete koppeln zwar, jedoch meist antiferroma19 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien gnetisch, so daß kein makroskopischer Permanentmagnet entsteht. Dies ist nicht so unerwartet, denn Ferromagnetismus ist in der Natur die Ausnahme. Kann jedoch in geeigneten chemischen Konstellationen erreicht werden, daß die Ordnung nicht antiferromagnetisch, sondern ferri- oder sogar ferromagnetisch ist, so ist gezeigt, daß es im Prinzip molekulare, nichtatomare Permanentmagnete geben kann. Dies wurde zuerst 1987 mit einem metall-organischen System auf Tetracyanoethylenbasis Fe[(Me5C5)2][TCNE] erreicht [3,4]. Me steht für Methyl, TCNE für Tetracyanoethylen. Dieser Stoff zeigt alle Eigenschaften eines Permanentmagneten (Hysterese, HC bei 0,3 kA/m), jedoch liegt die CurieTemperatur mit TC = 4,8 K weit außerhalb eines technisch interessanten Bereiches. Dieses Ergebnis reflektiert die starken Aktivitäten seit Mitte der 80er Jahre im Bereich molekularer Magnete vor allem in den USA, Frankreich, Italien und Japan. In Deutschland waren die Aktivitäten vergleichsweise gering. Der wissenschaftliche Stand der Forschung bis 1991 ist in einem ersten Lehrbuch auf diesem Gebiet dokumentiert [5]. 5.1 Rein organische magnetische Substanzen 1991 wurde dann der erste rein organische Ferromagnet (nur die Elemente C, H, N und O) gefunden: p-Nitrophenyl-nitronyl-nitroxid-Radikale mit T C = 0,6 K [6]. Auch wurde schon kurz nach der Entdeckung der Fullerene (C60-Moleküle in einer fußballartigen Anordnung) in einem organisch dotierten Fullerensystem (TDAE-C60) ferromagnetische Ordnung bei TC = 16,1 K [7] gefunden. Es gibt Versuche, diese bisher rein organischen Fullerenmagnete mit metallischen Seltenerdionen zu kombinieren, um einen neuen metallorganischen molekularen Magneten zu kreieren. Die Machbarkeit der im Patent [P.19] zu diesem Thema beanspruchten Lösung wird von Expertenseite aber in Zweifel gezogen. Neuere Messungen von TDAE-C60 finden sich in [8]. Es ist klar, daß eine technische Nutzung dieser Materialien erst in Frage kommt, wenn eine deutlich höhere Sprungtemperatur (TC > 300 K) erreicht werden kann. Bei rein organischen Substanzen werden die Aussichten für ein TC > 300 K gegenwärtig eher pessimistisch beurteilt. Die Suche nach rein organischen Ferromagneten mit höherem TC erwies sich insofern als schwierig, weil bislang vielfach metallische Kontaminationen den Magnetismus in zunächst für rein organisch gehaltene Stoffe hervorgerufen haben. Derartige „Dreckeffekte“ hat man sich bemüht, bei der jüngsten Entdeckung des organischen Ferromagneten (β-Phase des Dithiadiazolyl Radikals p-NC.C6F4.CNSSN*) mit TC = 35,5 K, was den bisherigen Maximalwert bezüglich TC darstellt, auszuschließen [40]. Es sei hier angemerkt, daß die ferromagnetische Kopplung von organischen Verbindungen nur zusammen mit der dreidimensionalen Anordnung der Ele20 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien mentarmagnete zu einem Ferromagneten führen. Dies ist der Grund dafür, daß z. B. nur die β-Phase des erwähnten Dithiadiazolyl Radikals ferromagnetisch ist, andere Packungsarten nicht. Hier bildet sich oft ein sogenannter verkanteter Magnet. Die spontane Magnetisierung M(H = 0) ist bei organischen Magneten meist sehr klein: M(H = 0) = O(10-2). 5.2 Metall-organische Substanzen Anders ist es bei den metall-organischen Stoffen: Mitte der 90er Jahre wurden die ersten metall-organischen Stoffe gefunden, welche ein TC im Raumtemperaturbereich haben. Eine erste Übersicht bis 1994 in [9]. Eine solche Stoffgruppe ist das auf Vanadium und Tetracyanomethylen basierende V(TCNE)2*0.5CH2Cl2 [10]. Dieser Stoff hat zwar mit TC > 350 K (bei 350 K zersetzt sich der Stoff) eine hohe Sprungtemperatur, jedoch andere meist unerwünschte Eigenschaften (instabil, brüchig, extreme Luftempfindlichkeit) und lieferte auch bisher keinen Beitrag, das theoretische Verständnis zu verbessern. Diese Stoffgruppe hat sich bisher nicht in dem Sinne bewährt als man damit einen generellen Weg zum systhetisieren molekularer Magnete gewonnen hätte. Erfolgversprechender ist eine andere Stoffklasse, die Metallcyanide. Ein Metallcyanid, nämlich Eisenhexacyanoferrat, ist der bekannte Farbstoff PreussischBlau, weshalb diese Stoffgruppe Preussisch-Blau-Derivate genannt wird. Verschiedene Verbindungen vom Typ A[B(CN)6], wobei A und B Übergangsmetallionen sind, wurden synthetisiert, Abbildung 1. Dabei konnte man in kontrollierter Weise mit Wahl der Übergangsmetalle die magnetischen Eigenschaften einstellen und das theoretische Verständnis von den Bedingungen, unter denen eine ferromagnetische Ordnung in diesen metallorganischen Substanzen auftritt, verbessern [11]. Somit scheint sich ein Weg zum gezielten Konstruieren von molekularen Hoch-TC-Ferromagneten aufzutun. Insbesondere mit der Verbindung V[(Cr(CN)6]0,86*2,8 H2O konnte ein TC = 315 K erreicht werden [12]. Diese Ergebnisse führten international zu einer erneuten Verstärkung der Forschungsaktivitäten in diesem Bereich. Weitere verwandte Systeme wurden untersucht. Noch nicht gesichert bzw. reproduzierbar sind Werte für TC bis 450 K, vgl. auch [P.14]. Typische Koerzitivfeldstärken HC liegen bei 1000 Oe oder 80 kA/m. Es gibt erste Hinweise auf einen metall-organischen Magneten mit HC in der Größenordnung von SmCo: Die Verbindung Fe(II){N(CN)2}2 zeigt ein HC von 17800 Oe [48]. 21 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien Die Preussisch-BlauVerbindung zeigt in einem weiteren Zusammenhang ihre Bedeutung als Prototypsystem zur gezielten chemischen Design magnetischer Eigenschaften. In der Verbindung (NiaMnbFec)3[(Cr(CN)6] mit a+b+c=1 kann erstmals ein gemischer Ferroferrimagnet hergestellt werden. Dieser zeigt eine außergewöhnliche Temperaturabhängigkeit: Die GesamtmaAbbildung 1: Kubisch flächenzentrierte gnetisierung, welche sich Struktur einer Preussisch-Blau-Phase aus den Anteilen der ferroA[B(CN)6], wobei A und B Übergangsmetalmagnetischen (Ni, Fe, Cr) lionen darstellen. Quelle [15]. und ferrimagnetischen (Mn) Untergitter derart zusammensetzt, wechselt als Funktion der Temperatur ihre Richtung. Dieser Wechsel geschieht hier bei T = 33K und T = 55 K [60,61], Abbildung 2. Kritisch wird von einigen Experten über die metall-organischen Hoch-TCFerromagneten angemerkt, daß es noch nicht erwiesen sei, ob es sich dabei wirklich um ein genuines molekulares Phänomen oder einfach um einen verdünnten atomaren Magneten handelt [33]. Unter diesem Gesichtspunkt sind auch die Patente (Kapitel 12) kritisch zu betrachten. Es sei jedoch angemerkt, daß aus Sicht der Erschließung neuer Materialien für Anwendungen eine pragmatische Sicht gewählt werden kann. 22 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien In bestimmten Typen molekularer Magnete können – anders als bei atomaren Magneten – die magnetischen Eigenschaften elektrochemisch geschaltet werden [13]. Dabei wird durch gezieltes chemisches Reduzieren und Oxidieren zwischen dem para- und ferrimagnetischen Zustand hin- und hergeschaltet. Dabei verändert die Substanz zusätzlich ihre Farbe. Das kann dazu genutzt werden kann, den magnetischen Zustand optisch zu detektieren, also magneto-chrome Elemente herzustellen. Außerdem scheinen so auch optisch schaltbare Magnetzustände möglich. Noch ein weiteres Beispiel ist ein optisch schaltbares System: Ein Kobalt-Eisen-Polycyanid, das von einem diamagnetischen Zustand nach Bestrahlung mit Licht in einen ferrimagnetischen Zustand übergeht (stabil unterhalb ca. 120 K) [30]. Ein anderes Beispiel für das Schalten der Magnetisierung ist die auch als molekularer magnetischer Schwamm bezeichnete Verbindung [CoCu(obbz)(H2O)4]*H2O(obbz-N,N’-bis(carboxymethyl)oxamid). Dort kann reversibel durch Dehydratation vom antiferromagnetischen in den ferrimagnetischen Zustand überführt werden, wobei T C bei 25 K liegt [59]. Im Rahmen der metall-organischen-Sysnthesemöglichkeiten werden auch Flüssigkristalle untersucht, welche die bekannten elektrischen und optischen Eigenschaften erstmals mit magnetischen Eigenschaften verbinden [69] Abbildung 2: Magnetisierung gegen Temperatur bei (Ni0,22Mn0,6Fe0,18)1,5[(Cr(CN)6]* 7,6H2O. Volle Kreise: ansteigende Temperatur, leere Kreise abfallende Temperatur. Aus [60]. 23 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien Material Typ p-nitrophenyl nitronyl nitroxid-Radikal rein organisch, ferromagnetisch Fulleren-Derivate TDAE-C60 Preussisch-Blau-Derivat V[(Cr(CN)6]0,86*2,8 H2O V(TCNE)2*0.5CH2Cl2 rein-organisch, ferromagnetisch metall-organisch ferrimagnetisch metall-organisch, ferrimagnetisch metall-organisch gekanteter Antiferromagnet metall-organisch hartmagnetischer Ferromagnet halbhartes Metalloxid, ferromagnetisch weichmagnetisches Metall, ferromagnetisch Mn-Phtalocyanin Fe[(Me5C5)2][TCNE] Nd2Fe14B CrO2 Fe Sättigungsmagnetisierun g pro Mol [emuG/mol]1 Sättigungsmagnetisierung pro Volumen [emuG/cm3 ]2 2800 14.2 5585 Koerzitivkraft HC [Oe] CurieTemp. TC [°K] 3 1 (bei 0.44K) 200 0,6 16,1 9420 ? 20 315 6000 ? 60 >350 12000 34.4 ? 8,6 16300 181100 47 1273 1000 25000 4,8 585 8800 512 650 387 12195 1713 1 1043 Tabelle 2: Stoffklassen molekularer Magnete im Vergleich mit weichmagnetischem Eisen und dem auf Magnetbändern eingesetzten halbharten Chromdioxid sowie dem Hochleistungshartmagneten NdFeB. Für mögliche Anwendungen sind jedoch die magnetischen Eigenschaften der molekularen Magnete nicht isoliert zu betrachten. Die geringe Sättigungsmagnetisierung pro Volumen bei den molekularen Magneten trotz hoher Werte für die gleiche Größe pro Mol resultiert aus der geringen Dichte der (metall-)organischen Verbindungen. (Nicht alle Daten konnten ermittelt werden). Viele Angaben aus [9]. Tabelle 2 zeigt einen Überblick über einige bis heute entdeckte ferro- und ferrimagnetische Stoffe auch im Vergleich zu den metallischen geprägten Werkstoffen Fe und CrO2. Dabei wird nur ein Vergleich hinsichtlich der magnetischen Eigenschaften vorgenommen, ohne auf weitere technisch wichtige Eigenschaften einzugehen. Eine generelle Schwierigkeit beim Auswerten von relevanten Publikationen ist, daß die „magnetischen“ Parameter (wie z. B. MS und HC in Tabelle 2) meist nur bei sehr tiefen Temperaturen die angegebenen Werte erreichen. Gerade bei den bisherigen Hoch-TC-Substanzen verschlechtert sich das magnetische Verhalten drastisch in der Nähe des technisch interessanten Bereichs. In Tabelle 2 wird deutlich, daß die molekularen Magnete zwar beim 1 2 5585 emuG/mol = 1 µB /Atom oder Molekül 4π*10-4 emu/cm3 = 1 Tesla 24 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien magnetischen Moment pro Mol durchaus mit den atomaren Magneten konkurrieren können. Da jedoch ihre Dichte deutlich geringer ist, ist das magnetische Moment pro Volumen erheblich kleiner. Um die technische Bedeutung molekularer Magnete zu bestimmen, sind offensichtlich nicht die makroskopischen magnetischen Eigenschaften isoliert zu sehen. Kommt es allein darauf an, so besteht nur in Nischen Aussicht, die etablierten atomaren Magnetwerkstoffe zu übertreffen. Entscheidend ist vielmehr die neue Funktionalität hinsichtlich anderer physikalischer Grundfunktionen (optisch, elektrisch, thermisch etc.), die mit magnetischen Eigenschaften kombiniert werden kann. 5.3 Molekulare magnetische Cluster, Nanomagnete und Biomagnete Wie bereits in Kapitel 4 erwähnt, ist die Untersuchung von Nanomagneten im Rahmen der Nanotechnik allgemein ein wichtiges Thema hinsichtlich Datenspeicherung und Magnetoelektronik. Einen Zugang dazu (neben anderen) bieten molekulare magnetische Materialien [19,20]. Cluster aus molekularen Magneten haben die Besonderheit, daß sie sowohl chemisch als auch magnetisch wohldefinierte Eigenschaften haben, z. B. [34]. Darüber hinaus können sie als Einkristalle hergestellt werden, in denen eine makroskopische Anzahl identischer Nanomagnete enthalten sind. Diese Magnete sind derart aufgebaut, daß sie superparamagnetische metallische Cluster in einer organischen Hülle enthalten. Bisher wurden vor allem die Systeme Mn12-ac bzw. [Mn12(CH3COO)16(H2O)4O12]*2CH3COOH*4H2O [17,18], Abbildung 3, und Fe8 bzw. [Fe8O2(OH)12(tacn)6]8+ [64] untersucht. Durch diesen Aufbau sind die Cluster im Verband gegenseitig weitgehend isoliert. Die erstmalige Beobachtung (1996) von Stufen in der Hysterese-Kurve eines makroskopischen Einkristalls von Mn12-ac – interpretiert als makroskopisches Tunneln der Magnetisierung – ist für noch (relativ weit) in der Zukunft liegende Datenspeicher und Elektronik ein wahrscheinlich wichtiges Ergebnis: Ein derartiges makroskopisches Quantentunneln limitiert einerseits die weitere Miniaturisierung, z.B. bei Datenspeichern, andererseits erfüllen gerade derartige Quantenphänomeme eine Grundbedingungen für die Nutzung in einem Quantencomputer, siehe auch [31]. Molekulare Cluster des Typs Mn12-ac wurden bereits in Langmuir-BlodgettFilmen zu makroskopischen magnetischen Materialien zusammengefügt, welche (bei tiefen Temperaturen) ein hartmagnetisches Verhalten mit HC bis 800 Oe zeigen [53]. Diese Technik eröffnet einen molekularen Weg zur Herstellung wohldefinierter magnetischer Multischichten. 25 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien In das Umfeld der molekularen Cluster fällt auch das Thema Biomagnete. Insbesondere Ferritin, bei Säugetieren als Eisenspeicher genutzt, ist ein Biomagnet vergleichbar den in mesoskopischen Clustern (vgl. auch Abbildung 3). Der Eisen-Protein-Komplex Ferritin enthält einen zentralen Kern aus Fe(III)-Oxid, welcher in einer Proteinhülle eingebunden ist. Im Durchmesser liegt Ferritin bei 5 bis 6 nm. Natürliches Ferritin zeigt eine Hysterese beim Durchfahren eines äußeren Feldes und verhält sich wie ein Ferrimagnet. Anfang der 90er Jahre ist es gelungen, Ferritin künstlich herzustellen und dabei den Eisengehalt in der Proteinhülle von 10 Abbildung 3: Stuktur des bis 4000 Fe-Atome einzustellen. Mn12(CH3COO)16(H2O)4O12 Moleküls Dabei ist die magnetische Ordnung als Bestandteil von Mn12-ac. Gestri- entweder antiferromagnetisch oder chelt ist Mn(III) mit Spin S=1,5, dunkel ferrimagnetisch [41]. Aus Sicht der schattiert Mn(IV) mit Spin=2. Mn(III) Physik ist Ferritin als Nanomagnet zeigen alle in die entgegengesetzte interessant, dessen mesoskopische Richtung wie Mn(IV), was zu einem Eigenschaften kontrolliert präpariert totalen Molekül-Spin von S=16-6=10 werden können. Aus Sicht der führt. Quelle [25]. An einem makro- Chemie ist Ferritin ein Beispiel, wie skopischen Einkristall aus diesen Clu- anorganische Atome mit Proteinhülstern wurden stufenförmige Hysterese- len „eingepackt“ werden und so kurven gemessen, welche als Indiz für funktionale Nanostrukturen syntheein makroskopisches Quantentunneln tisiert werden können. Ferritin ist auch von hohem Interesse in der interpretiert werden [18]. biologischen Forschung. Im Rahmen der Untersuchung der Orientierung von Zugvögeln am Erdmagnetfeld stellt sich die Frage nach dem Mechanismus der biologischen Magnetoperzeption. Mittlerweile ist auch gezeigt, daß einige Säugetiere einen biologischen Magnetkompaß besitzen. Damit ein biologischer Organismus Magnetfelder messen und verarbeitet kann, muß es Sensorzellen geben, welche die magnetische Information in einen elektrischen Impuls umwandeln [44,68]. Aus Sicht der Informationstechnik ergibt sich ein generelles Interesse an magnetischen Clustern. Spezielles Anwendungspotential solcher biologisch eingehüllter Magnete ergibt sich in Biologie und Medizin (Kapitel 7.4) sowie in der Sensorik (Kapitel 7.5). 26 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien 5.4 Spin-Crossover-Substanzen Im Rahmen der molekularen Magnete werden auch Verbindungen untersucht, bei welchen der makroskopische Magnetismus gar keine Rolle spielt. Vielmehr geht es dort um die Steuerung physikalischer Eigenschaften mittels des mikroskopischen Magnetismus: Verschiedene Spinanordnungen gehen z. B. einher mit einer Farbveränderung des Materials. Dabei kann der Spinübergang thermisch, optisch oder durch eine Druckänderung ausgelöst werden. Derartige Substanzen werden Spin-crossover-Verbindungen genannt. Solche Substanzen sind erstmals in der 30er Jahren untersucht worden. Von möglicher technischer Relevanz kann jedoch erst seit 1989 mit der Entdeckung der bistabilen Fe(II)-Komplexe als Spin-crossover-Substanz gesprochen werden. Ein Beispiel ist [Fe(Rtrz)3]A2*nH2O, welches z. B. eine thermische Hysterese beim Übergang von einem diamagnetischen Low-Spin zu einem paramagnetischen HighSpin-Zustand zeigt und dabei seine Farbe zwischen Violett und Weiß ändert. Dieses Phänomen wird als LIESST-Effekt3 bezeichnet [29, P.13]. Diese Substanzen zeigen ein Hystereseverhalten, wobei die Hysterese nicht in Abhängigkeit von einem äußeren Magnetfeld, sondern in Abhängigkeit der Temperatur durchlaufen wird. Dabei ändern sich die magnetischen und optischen Eigenschaften. Auch nahe Raumtemperatur werden Schaltzeiten auf einer Nanosekundenskala beobachtet. Gerade diese Schalteigenschaften sind technisch interessant [28] (vgl. Kapitel 10). Der LIESST-Effekt gilt als wissenschaftlich weitgehend verstanden [29]. Aktuelle Forschungsarbeiten zielen darauf, Substanzen zu finden, welche bei Raumtemperatur schalten und weitere z.B. für die Sensorik maßgeschneiderten Eigenschaften wie Hysteresearnut o.ä. aufweisen [64]. Zwar ist der Low-Spin-High-Spin-Übergang wesentlich ein auf das Molekül bezogenes Phänomen, jedoch sind dessen Eigenschaften erheblich durch das kooperative Verhalten im Festkörper modifizierbar. Man kann mittlerweile chemisch die Hystereseschleife so maßschneidern, daß lange oder kurze Schaltzeiten, unterschiedliche Hysteresebreiten und Raumtemperaturschaltverhalten bei 360 K erreicht werden können (vgl. Abbildung 5, Seite 33). Beim Design dieser Materialien wird z. B. das Ziel verfolgt, die relativ isoliert im Kristallgitter plazierten Moleküle in stärker vernetzte Polymerstrukturen einzubinden. So erhofft man, einen Hebel für die Beeinflussung des kooperativen Verhaltens zu bekommen. Ein weiterer Weg zum Maßschneidern ist die „Legierung“ (im Sinne einer Solid Solution) verschiedener Substanzen (vgl. Abbildung 6, Seite 35). 3 LIESST für Light-Induced Excited Spin State Trapping 27 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien 6 Aktuelle Forschungsthemen Die Forschungsthemen lassen sich in zwei Gruppen gliedern: Grundlagenuntersuchungen zur Klärung der Mechanismen, welche zur Ausbildung der magnetischen Kopplung in molekularen Systemen führen, und die Suche nach neuen molekularen Substanzen, welche ihre Funktionalität unter Raumtemperaturbedingungen zeigen, bzw. deren gezieltes Design [51]. Dazu zählt insbesondere die Suche nach neuen Hoch-TC-Ferro- und Ferrimagneten und Hoch-Tkrit-SpinCrossover-Verbindungen. Während die Grundlagenuntersuchungen meist bei niedrigen Temperaturen (einige Grad Kelvin) und zum Teil hohen Magnetfeldern durchgeführt werden, ist die Suche nach molekularen Hoch-TCVerbindungen durch die Hoffnung auf technische Anwendungen gespeist. Dabei geht es vor allem darum, zu verstehen, wie man die molekularen Bauprinzipien gezielt beeinflussen kann, z.B. [62]. Dies jedenfalls ist der Schlüssel, um eine ferro- anstatt antiferromagnetische Ordnung der Moleküle bzw. eine gezielte Spinumordnung der Substanz zu erreichen. Um die magnetischen Eigenschaften zu verbessern geht es u.a. darum, die Abstände zwischen den spintragenden Einheiten durch Manipulation der kettenförmigen Verknüpfungen zu variieren. Es gibt erste Forschungsarbeiten, die auf Anwendungen in konkreten technischen Systemen zielen (vgl. Kapitel 10). Auch ist erstes Industrieinteresse vorhanden und einige Substanzen sind bereits patentiert (Kapitel 12). Folgende Materialklassen werden untersucht: (1) rein organische Systeme (bestehend nur aus den Elementen C, H, N und O). Dabei ergeben sich die magnetischen Momente durch ungepaarte Elektronen an organischen Baueinheiten (Radikalen). (2) gemischte Systeme: Die magnetische Momente sind an organischen Baueinheiten (Radikalen) und an Metallionen in Molekülen (Metallkomplexen). (3) Systeme ohne organische magnetische Momente: Dort sind die magnetischen Momente nur an Metallkomplexen. Bei den rein organischen Sytemen (1) sind die magnetischen Eigenschaften am schwächsten, und die Übergangstemperaturen TC liegen bislang sehr tief bei wenigen Kelvin. In den beiden anderen Klassen (2) und (3) werden stärkere Magneteigenschaften bis in den Bereich der Raumtemperatur erzielt. Die Typen (1) und (2) haben die größte chemische Variabilität und bieten daher – zumindest prinzipiell – die größten Aussichten, maßgeschneiderte Ergebnisse zu erzielen. Neben der Variabilität ist auch die Stabilität der synthetisierten Strukturen ein wichtiges Kriterium. Unter diesen Gesichtspunkten schneidet die gegenwärtig stark diskutierte V-Variante der Preussisch-Blau-Klasse mit TC = 315 K nicht besonders gut ab. Andererseits gibt es für diese strukturell wohldefinierten Preussisch-Blau-Verbindungen wegen ihrer Einfachheit ab-initio28 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien Rechnungen, die mit den Experimenten gut übereinstimmen. Dies kann einerseits zur Erweiterung des Gundlagenverständnisses und andererseits zum Maßschneidern der Eigenschaften genutzt werden. Alle drei Typen (1) bis (3) werden sowohl in kristallinen als auch in polymeren Varianten untersucht. Dabei ist bei den Polymeren bis jetzt der geringste Fortschritt zu beobachten. Auch die Untersuchung der magnetischen Eigenschaften der Fulleren-Sorten molekularer Magnete sind noch in den Anfängen. Ein weiterer Ansatz sind Hybrid-Materialien für „multiproperty molecular materials“. Dabei wird versucht, chemisch unterschiedliche Layer zu einem Hybridsystem aufzubauen, welches zum Beispiel magnetische und nicht-linearoptische Eigenschaften hat [47]. Die Aktivitäten sind überwiegend von Chemikern bestimmt, da eine Herstellung geeigneter Proben schwierig und komplex ist. Wie schon erwähnt, ist der Mechanismus der magnetischen „Superaustausch“-Kopplung bisher nicht vollständig aufgeklärt. Es wurden mehrere Erklärungsmodelle vorgeschlagen und verschiedene Wechselwirkungsmechanismen diskutiert [5]. Bisher hat sich jedoch noch kein Modell durchgesetzt – entweder wegen ungenügender Vorhersagekraft oder wegen noch unüberprüfter Vorhersagekraft. Generell gilt, daß marginale strukturelle Änderungen in der Anordnung der Moleküle zu drastischen Effekten bei den physikalischen Eigenschaften führen. Zu Fortschritten bei molekularen Magneten kann auch die Quantenchemie durch bessere Beschreibung der kollektiven Phänomene der molekularen Spins und durch daraus abgeleitete Designvorschläge für verbesserte Molekülarchitektur beitragen. Da nanoskalige Systeme auch in den Magnettechnologien Relevanz haben oder zunehmend bekommen werden, ist es wichtig, den Magnetismus in solchen Dimensionen zu verstehen. Ab wann und in welcher Weise ändern sich die physikalischen Eigenschaften größenabhängig? Wann wird im Zuge der fortschreitenden Miniaturisierung das superparamagnetische Limit erreicht (also der Punkt, ab dem die Ummagnetisierung einer magnetischen Speichereinheit allein durch thermische Energien ausgelöst wird) und wie kann dieses Limit hinausgeschoben werden? Diese Fragen können zunächst an monodispersen Clustern molekularer Magnete variabler Größe studiert werden, bevor die Kenntnisse auf die technisch relevanten polydispersen Systeme übertragen werden können. Hier bieten sich die molekularen Magnete an, bei denen solche mesoskopischen Clusterssysteme eine mögliche vorteilhafte Entwicklungsrichtung darstellen. Generell kann man sagen, daß Magnete, hergestellt nicht nach metallurgischen Verfahren, sondern nach Konzepten der supramolekularen Chemie im Ansatz 29 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien die Vermutung stützen, daß maßgeschneiderte magnetische Systeme mit bestimmten variierbaren elektrischen, optischen, thermischen und mechanischen Eigenschaften hergestellt werden können, welche technisch interessant sind. Das in den molekularen Systemen steckende Potential ist bisher unter technischen Zielrichtungen kaum ausgelotet. Eine gleichzeitige Optimierung der verschiedenen Eigenschaften ist nur in Ansätzen angegangen worden. Das hinter den molekularen Magneten stehende Konzept ist nicht auf magnetische Materialien beschränkt. Es ist eingebettet in die Entwicklung von intelligenten Materialien mit ungewöhnlichen Kombinationen von Eigenschaften. Das im Bereich der molekularen Magnete erarbeitete Verständnis der Wechselwirkung zwischen magnetischen Molekülen könnte auch auf einem anderen Gebiet wichtige Fortschritte bringen: Das Gebiet der molekularen Magnete steht in direktem Kontakt zu dem der Metalloenzyme, welche teils auch magnetische Kopplung zeigen. Es gibt Beispiele für gleichartige chemische Strukturen in beiden Bereichen. In Zytochrom c-Oxidase gibt es eine Fe(III)-Cu(II)Wechselwirkung, die exakt analog zu einer Wechselwirkung zwischen Mn(II) und Cu(II) in einem ferrimagnetischen molekularen Magneten ist. Insgesamt ist das Thema molekulare Magnete im Grenzbereich zwischen supramolekularer Chemie und Festkörperphysik angesiedelt. Aus dem Zusammenwachsen dieser beiden Gebiete wird in der Nanotechnologie allgemein eine Chance für innovative Technologien gesehen. 7 Zukünftige Technologieoptionen Die in Kapitel 4 vorgestellte Eigenschaftspalette molekularer Magnete zeigt auf, was im Rahmen bekannter physikalischer Gesetze möglich ist und was durch erste Ansätze gestützt physikalisch realisierbar erscheint. Das Feld der molekularen Magnete ist noch zu jung, um eine Aussage zu treffen, ob überhaupt gegenüber bereits etablierten Technologien überlegene technische Anwendungen bzw. ganz neue Anwendungen erwachsen können. Immerhin handelt es sich bei den folgenden Punkten um Technologieoptionen, welche prinzipiell aus diesem Feld erwachsen könnten. Es ist kaum versucht worden, die technischen Möglichkeiten auf diesem Gebiet systematisch auszuloten. Vermutlich werden die technisch relevanten Eigenschaften am ehesten mit metallorganischen und Spin-Crossover-Verbindungen erreicht. Immerhin ist aufgrund der genannten Anwendungsoptionen das potentielle technische Interesse an molekularen Magneten hoch. In diesem Kapitel folgt eine teils spekulative Betrachtung, welche neuartigen technischen Chancen sich ergeben könnten. Ob solche Konzepte, wenn sie sich überhaupt physikalisch-technisch realisieren lassen, auch wirtschaftlich konkur30 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien renzfähig sind, muß vorerst offen bleiben. Eine Zusammenfassung enthält Abbildung 4. Generell scheint sich abzuzeichnen, daß aussichtsreiche Anwendungen weniger im Bereich der in großen Tonnagen von der chemischen Industrie zu produzie- Physikalische Wechselwirkung Molekularer Magnetismus Technologien Werkstoffe neue Weichmagnete organische Magnete Elektrotechnik (insbesondere Leichtbau) (Abschirmungen, Elektromotoren, Transformatoren) Mikowellentechnik (Überträger, Drosseln) Informationstechnik (Displays, Molekularelektronik, Quantencomputing) neue Permanentmagnete metallorganische Magnete Medizintechnik (Biokompatible Magnete, Magnetic Drug Delivery, Magnetorelaxometrie) Sensorik (Detektion von Licht, Wärme, Druck, Magnetfeldern) Spin-crossover Substanzen Molekulare magnetische Cluster Anwendungsbereiche Technik weitere neue Funktionswerkstoffe Datenspeicher (Magnetstreifen, Bänder, Festplatten) andere Bereiche VDI-Technologiezentrum Abbildung 4: Molekulare Magnete können zu neuartigen Werkstoffen führen, welche im Prinzip auf wichtige Anwendungsfelder zielen. Die gestrichelten Pfeile sollen andeuten, das ein bloß hypothetisches Innovationspotential besteht. Die durchgezogenen Pfeile sollen andeuten, daß aus heutiger Sicht ein Innovationspotential erkennbar ist. renden Werkstoffen liegen werden. Eher wird es zu neuen Komponenten funktionaler Systeme in der physikalischen Technik kommen. 7.1 Elektrotechnik Mit molekularen Weichmagneten könnten Abschirmungen elektromagnetischer Felder, die leicht, wirbelstromfrei, kunststoffartig (korrosionslos, flexibel, leicht 31 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien zu verarbeiten, als Folie herzustellen) und möglicherweise frequenzselektiv hergestellt werden, vgl. [P.15, P.18]. Kann man in molekularen Weichmagneten bei geringer Masse hohe Permeabilität erreichen, so ergeben sich LeichtbauAnwendungen für die Elektrotechnik (Transformatoren, Elektromotoren, Generatoren), welche z. B. für portable Geräte interessant sein können [36]. 7.2 Mikrowellenbauelemente Mikrowellenbauelemente wie Frequenz-, Signal- bzw. Leistungsüberträger und Drosseln in der Nachrichtentechnik (z. B. ISDN) oder Stromversorgung sind klassische Einsatzfelder für Weichmagnete. Der magnetooptische FaradayEffekt wird ebenfalls in der Mikrowellentechnik in Isolatoren und Zirkulatoren genutzt (typisch Drei-Tor-Bauelemente oder Einwegleitungen). Hier kommen gegenwärtig Ferritmagnete zum Einsatz. Es ist daher zu prüfen, ob sich molekulare Magnete mit ihren kunststoffartigen Eigenschaften als Mikrowellenbauelemente eignen. 7.3 Informationstechnik Für die Informationstechnik kommen molekulare Magnete als mögliche Materialien oder funktionale Komponenten für die Anwendungen als Massenspeichermedien (magnetische und magnetooptische), aktive elektronische Komponenten (Molekularelektronik) und Displays in Frage [P.5, P.6, P.10, P.13, P.16, P.22]. Als Fernvision kommen molekulare Magnete (neben anderen Ansätzen) als Grundbausteine eines Quantencomputers in Frage. Falls halbharte magnetische Eigenschaften erzielt werden können, so ist der Einsatz als homogenes Speichermedium analog zu heutigen Magnetbändern oder Festplatten denkbar. Da aber konventienelle magnetische Schichten hier eine sehr starke Position haben und deren Potential hinsichtlich Steigerung der Informationsdichte als vorerst nicht ausgeschöpft gilt, ist ein Einsatz molekularer Magnete in diesem Bereich in naher Zukunft unwahrscheinlich. Wenn man jedoch die irgendwann erreichten Grenzen der heutigen magnetischen Massenspeicher überwinden will, so können molekulare Magnete einen Ansatz bieten. Dabei kann die organische Matrix sozusagen als selbst- oder chemisch organisierte Matrix von Nanomagneten (molekulare magnetische Cluster) oder sogar einzelner Spins verstanden werden, welche Bits speichern können. Neben dem Erzielen geeigneter Materialeigenschaften ist dabei insbesondere die Adressierung dieser informationstechnischen Elementareinheiten das entscheidende Problem (welches aber mehr oder weniger alle Ansätze für Ultra-high density recording haben). Ob für eine solche Adressierung selbst die organische Einbindung, etwa der Informationstransfer über Liganden genutzt werden kann – 32 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien etwa, indem man nichtlineare E igenschaften beim Ladungstransport von Molekülen einstellt –, ist gegenwärtig Spekulation. Wie bereits erwähnt, ist es bisher nicht gelungen, Hochspinmoleküle zu einem makroskopischen ferromagnetischen Festkörperverband zusammenzufügen, jedoch zeigen mesosokopische Molekülverbände bis zu ca. 20 Molekülen ferromagnetische Kopplung. Nicht ausgeschlossen ist daher, daß solche Wenig-MolekülVerbände („Dots“) von organischen Hochspinmolekülen (mesoskopische Abbildung 5: Thermochromes VerMagnete) eingebettet in eine nichtmahalten einer polymerischen Spingnetische Matrix als künstlich nanocrossover-Substanz strukturiertes Magnetspeichermedium [Fe(NH2trz)3](NO3)1.7(BF4)0.3 : Die eingesetzt werden können (Kapitel Hysterese kann in vielen Zyklen re4.2). Dieses würde Speicherdichten produzierbar durchlaufen werden. erlauben, welche mit magnetischen Mögliche Anwendungen sind optiDots aus atomaren Magneten kaum sche Datenspeicher oder Displays. erreicht werden können. Dort nämlich Quelle [28]. wird das Überschreiten des superparamagnetischen Limits (ab dem die Atomverbände ihre Koerzitivkraft und damit ihre Memory-Eigenschaft verlieren) vermutlich bei deutlich größeren Clustern (einigen 100 Atomen) erreicht. Man schätzt, daß bis etwa 20 Hochspinmoleküle ein ferromagnetisch koppelnder Verband entsteht. Dabei kann die Bistabilität evtl. auch bei Unterschreiten des superparamagnetischen Limits durch die Steuerung der thermischen Relaxationsbarriere ein bistabiles Verhalten erzielt werden (bisher erfordert das aber tiefe Temperaturen). Ein Verband von Hochspinmolekülen hätte einen Durchmesser von ca. 10 nm oder geringer, was bei einem Matrixabstand ebenfalls in dieser Größenordnung theoretisch einer Speicherdichte von bis zu 10.000 Gbit/in² = 10 Tbit/in² ergibt. Heute werden mit homogenen konventionellen Speichermagneten 20 GBit/in² erreicht, kommerziell erhältlich sind heute 1 Gbit/in². IBM glaubt, 100 Gbit/in² erreichen zu können, ohne das superparamagnetische Limit zu überschreiten. Für eine optische Datenspeicherung kommen die Spin-crossover-Verbindungen in Frage. Die Spinumordnung von Low-Spin zu High-Spin kann z. B. thermisch ausgelöst (Schreiben) und optisch angezeigt werden (Lesen), was eine Analogie 33 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien zur magnetooptischen Datenspeicherung heutiger Art darstellt, vgl. [P.10, P.22]. Die technischen Mindesterfordernisse wie Schalten bei Raumtemperatur, Bistabilität (Hysterese), kurze Schaltzeiten sowie chemische Stabilität und Reproduzierbarkeit des thermochromen Verhaltens über viele Schaltzyklen sind schon an einigen Substanzen demonstriert worden. Es wird geschätzt, daß auch hier eine Elementarzelle zur Speicherung eines Bits eine Länge von unter 10 nm aufweist, was theoretisch ebenfalls zu Tbit/in²-Datenspeicherung führen kann [28]. Manche Substanzen zeigen auch ein irreversibles Verhalten: Wird dort der High-Spin-Zustand erreicht, so sind zusätzlich Oxidationsprozesse beteiligt. Dieses Verhalten kann zur fälschungssicheren optischen Anzeige eines Speicherzustandes genutzt werden, z. B. auf Telefonkarten (Abbildung 6), vgl. [P.4, P.10]. Ist das Verhalten reversibel, so sind nicht nur optische Datenspeicher, sondern auch Displays eine mögliche Anwendung (Abbildung 5). Da metallorganische Verbindungen auch in flüssigkristallinen Phasen realisiert werden können, sind analog zu elektrochromen magnetochrome Displays vorstellbar [58]. Weitere Aspekte in [29, 32, 37]. Generell wird dem Thema Molekularelektronik eine hohe Zukunftsrelevanz zugemessen [38]. Molekulare Magnete sind als Datenspeicher oder thermobzw. photochrome Elemente Bausteine einer molekularen Elektronik z. B. als magnetische Langmuir-Blodgett Filme vorstellbar. Ob jedoch aktive Bauelemente etwa durch molekulare Spinschalter denkbar sind, kann nicht gesagt werden. Es wird erwartet, daß die molekulare Elektronik zunehmend Bezüge zur Bioelektronik entwickelt [38], also z. B. biotechnisch hergestellt Makromoleküle als funktionale Einheiten nutzt. Es wurde bereits in Kapitel 5 darauf hingewiesen, daß auch die molekularen Magnete Bezüge zu biomagnetischen Phänomenen haben. Ferritin kann mit Hilfe der Biomineralisation manipuliert werden, um Nanomagnete kontrollierter Größe herzustellen [41]. Ob in Ferritin auch makroskopisches Quantentunneln beobachtet wird, ist in der Diskussion [42]. Die technische Bedeutung für die Informationstechnik ist in etwa so zu bewerten, wie die der bereits beschriebenen molekularen magnetischen Cluster: 34 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien Abbildung 6: Thermochromes Verhalten einer Spin-crossover L „ egierung“ [Fe(hyettrz)3]A2*3H2O-[Fe(hyettrz)3]A2 . Es kann thermisch irreversibel vom LowSpin-Zustand (rechts) zum High-SpinZustand geschaltet und die Veränderung optisch detektiert werden. MöglicheAnwendungen bei fälschungssicheren Speicherstandsanzeigen. Quelle [28]. Es steht vorerst das w issenschaftliche Interesse im Vordergrund. Allerdings wird die Palette möglicher Adressierungsmechanismen durch die vermuteten (aber noch nicht aufgeklärten) biosensorischen Mittel potentiell erweitert. Ob Ferritin oder molekulare magnetische Cluster als „Hardware“ eines Quantencomputers vorstellbar sind, ist eine weitgehende Spekulation. Ohnehin wäre die Realisierung einer konventionellen Logik (als Molekular- oder Bioelektronik) ohne quantenmechanisch verschränkte Zustände der erste Schritt, um dann eventuell – falls Quantenkohärenz tatsächlich bestätigt wird – über eine Quantenlogik nachzudenken. 7.4 Medizintechnik Molekulare Magnete haben Eigenschaften (z. B. kunststoffartig), welche den Einsatz als medizinische Transporter in Lebewesen möglich erscheinen lassen (Magnetic Drug Delivery, Überträger für Implantate), vgl. [P.18]. Deshalb ist auch denkbar, sie als Kontrastmittel für magnetische Bildgebung bei NMRAnalyse einzusetzen. In der Krebstumortherapie werden verschiedene Verfahren zur lokalen Überwärmung der Tumorregion diskutiert. Eines dieser Verfahren stützt sich auf magnetische Nanopartikel [43], welche als präzise Energieabsorber eingestrahlter Wechselfelder eingesetzt werden („Magnetic Fluid Hyperthermia“). Die Absorption bzw. Wärmeerzeugung geschieht durch drei Mechanismen: Ummagnetisierung, Wirbelströme und mechanische Bewegung der Magnetpartikel. Molekulare magnetísche Materialien kommen möglicherweise auch für diesen Bereich in Frage – als Absorber oder als Temperatursensor (Spin-crossover-Substanzen). 35 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien Da die organische Hülle bei molekularen magnetischen Clustern bzw. Ferritin auch so gestaltet werden kann, daß bestimmte chemische Reaktivität entsteht, sind molekulare magnetische Cluster für die Magnetorelaxometrie interessant. Dabei geht es darum, Nanomagnete mit einer Hülle aus Antikörpern, an welche sich zum Beispiel bei einer Blutuntersuchung Substanzen binden, zu überziehen. Je nach Menge der Substanzen wird eine Immobilisierung der Magnete erzielt, welche in einer veränderten Relaxationszeit meßbar ist [46]. Die Relaxationsmessungen werden mit SQUIDs durchgeführt. Die Analysegenauigkeit hängt sehr stark davon ab, wie gleichartig die Nanomagnete sind. Bisher werden Magnetrelaxometrieverfahren mit polydispersen Fe3O4 erprobt, welche erst als Kerne hergestellt und dann in einem zweiten Schritt mit einem Coating überzogen werden. 7.5 Sensorik und Kontrastmittel In molekularen Magneten können verschiedene physikalische Grundfunktionen wechelseitig Signale auslösen. Diese Eigenschaft kann für neue Sensoren bzw. Schalter genutzt werden: Molekulare Magnetstoffe könnten in Abhängigkeit von Temperatur, elektrischem Feld, Druck, Lichteinwirkung, mechanischer Einwirkung oder chemischer Veränderung vom ferromagnetischen in den antiferromagnetischen oder vom ferrimagnetischen in den paramagnetischen Zustand übergehen. Mit diesen Eigenschaften lassen sich photomagnetische, mechanomagnetische und chemomagnetische Schalter bzw. Sensoren realisieren, vgl. [P.3]. Da die Spin-crossover-Substanzen thermisch, lichtinduziert oder durch Druck vom diamagnetischen in den paramagnetischen Zustand schalten, sind z. B. thermochrome oder photochrome Sensoren vorstellbar. Als visionär sind heute noch biomagnetische Sensoren einzuschätzen. Dabei handelt es sich um einzelne Zellen, welche z. B. Richtung und Stärke von Magnetfeldern detektieren können und diese Information in ein elektrisches Potential umwandeln [44]. Molekulare magnetische Cluster können als „verpackte“ Nanomagnete auch als Kontrast- oder Detektionsmittel bei der Zerstörungsfreien Werkstoffprüfung in Frage kommen [45]. Kunststoffartige Substanzen mit magnetischen Eigenschaften sind auch für magnetische Toner und Tinten von Interesse, vgl. [P.7, P.9]. 8 Ergebnisse der Patentrecherche und Bibliometrie Patente sind wichtige Indikatoren für den Reifegrad von Forschung und Entwicklung in einem bestimmten Technikfeld. Vielfach wird technikrelevantes wissenschaftliches Know-how zuerst und deutlich früher in Patenten veröffentlicht als in der sonstigen Literatur. Im Feld der molekularen magnetischen Ma36 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien terialien (organische, metall-organische, Spin-crossover-Substanzen sowie molekulare magnetische Cluster) wurden 28 Patente gefunden, deren zeitliche Entwicklung zusammen mit der der Publikationen in Abbildung 7 und deren Länder-, Herkunfts- und Themenverteilung in Abbildung 8 wiedergegeben ist. Diese Patente lassen nicht immer eindeutig erkennen, ob es sich dort um genuin Patente und Publikationen - zeitliche Entwicklung Molekulare magnetische Materialien Anzahl Patente Anzahl Publikationen 10 70 Organische und metall-organische Substanzen 9 60 8 50 7 6 40 5 30 4 Spin-crossover Substanzen 3 20 2 10 1 0 0 1997 1996 1995 1994 1993 1992 1991 1990 1989 1988 1987 1986 1985 1984 1983 1982 1981 1980 1997 1996 1995 1994 1993 1992 1991 1990 1989 1988 1987 1986 1985 1984 1983 1982 1981 1980 Jahr Quelle: INSPEC Januar 1999 Jahr Quellen: WPINDEX, CAPlus, IBM Patent Server Januar 1999 Abbildung 7: Die zeitliche Entwicklung der Publikations- und Patentaktivitäten zeigen ein deutliches Anwachsen des wissenschaftlichen Interesses Ende der 80er Jahre und eine mit nur geringer Zeitverzögerung einsetzende Patentaktivität, welche aber noch sehr verhalten ist. Das deutet darauf hin, daß das prinzipielle technische Potential der molekularen magnetischen Materialien derzeit noch nicht ausreichend gut abgeschätzt werden kann. molekulare Magnete oder um verdünnte atomare Magnete handelt, obwohl versucht wurde, letzteres auszuschließen. Der zeitliche Verlauf der Publikationsintensität zeigt, daß der Bereich der molekularen Magnete seit Ende der 80er Jahre deutlich anwächst (Abbildung 7). Typischerweise wird bei einer aus neuentdeckten Grundlagen aufkommenden Technologie ein relativ zur Zunahme der Publikationsaktivitäten zeitverzögerter Anstieg der Patentanmeldungen erwartet [52]. Diese Zeitverzögerung ist auch für die molekularen Magnete zu beobachten. Das Anwachsen der Publikations37 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien und Patentaktivitäten markiert den Zeitpunkt der Entdeckung der ersten ferromagnetischen organischen Substanz 1990 bzw. des ersten metallorganischen Systems (1987 bei tiefen Temperaturen und 1991 bei Raumtemperatur) sowie des LIESST-Effektes 1989. Das doch relativ zeitnahe Aufkommen von Patentaktivitäten zeigt an, daß mit den ersten noch spekulativen Aussichten auf technische Verwertbarkeit Überlegungen zur technischen Nutzung einsetzten, welche sehr bald in erfolgreiche Patentanmeldungen mündeten. Das belegt, daß die Aktivitäten bei molekularen magnetische Materialien neben wissenschaftliPatente Länderverteilung und Herkunft 17 Japan metall-organisch Frankreich 15 3 Niederlande 5 5 6 Spin-crossover organisch 1 4 USA Industrie Rußland 20 Hochschulen 8 Quellen: WPINDEX, CAPlus, IBM Patent Server Januar 1999 Abbildung 8: Die Patente im Bereich der molekularen magnetischen Materialien werden vorwiegend in Japan gehalten und beziehen sich auf metallorganische Substanzen. Die Firma Philips hält die 5 niederländischen Patente, welche alle auf Erfindungen der Gruppe um O. Kahn aus Bordeaux für Spincrossover-Substanzen zurückgehen. chem auch von technischem Interesse getrieben werden . Den thematischen Schwerpunkt bei der Patentierung (Abbildung 8) bilden die metall-organischen Verbindungen, welche im Gegensatz zu den organischen Verbindungen ferromagnetisch bei Raumtemperatur ordnen und daher näher an technischer Anwendung sind. Die Spin-crossover-Substanzen sind neuheitsbedingt noch wenig im Patentaufkommen vertreten. Obwohl dazu wesentliche Entdeckungen mit technischer Relevanz aus Deutschland stammen (LIESSTEffekt, [29]), sind nahezu alle Patente in diesem Bereich von der Gruppe O. 38 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien Kahn aus Bordeaux an die Firma Philips vergeben [P.4, P.5, P.6, P.10, P.16]. Japanische Firmen sind stark unter den Patenthaltern vertreten: Ricoh [P.7, P.9], Matsushita [P.18], Sony [P.19], Nippon Oil [P.8, P.20] und Osaka Gas [P.21, P.22]. Unter den amerikanischen Firmen ist Northrop Patenthalter [P.12, P.17] und in Frankreich Alcatel und Gemplus [P.1, P.2]. Insgesamt ist Europa, was von Experten als wissenschaftlich führend angesehen wird, bei den Patentaktivitäten in etwa gleichauf mit den USA, jedoch hinter Japan. Dort überrascht insbesondere die Vielzahl der Firmen, die sich für diese Thematik interessieren. Die Verteilung der Patente überwiegend auf Industrie und weniger auf staatliche Forschungseinrichtungen ist normal und im Wettbewerbsdruck der Unternehmen begründet. Im hier betrachteten Fall der neuen molekularen magnetischen Materialien zeigt die Patentaktivität immerhin ein beachtliches Industrieinteresse bei einem noch sehr neuen Thema, bei dem das Anwendungspotential vielfach noch nicht belastbar abgeschätzt werden kann. 9 Expertenumfrage und Gesamtbewertung Die Ergebnisse einer Umfrage unter 12 Experten, vorwiegend aus Hochschulen, zeigt, daß alle Teilthemen relativ hohes wissenschaftliches Interesse auf sich ziehen (Abbildung 9). Dabei sind die rein organischen molekularen Magnete wohl noch weit von einer Anwendung entfernt und vorerst ein Thema der Grundlagenforschung. Anders stellt es sich bei den metallorganischen Substanzen dar, welchen vor allem aufgrund ihrer Raumtemperatureigenschaften mittelfristig Anwendungs- und Marktpotential zugetraut wird. Ähnliches gilt von den Spin-crossover-Substanzen, welche schon besser verstanden und daher etwas näher an Anwendungen bewertet werden. Besonders die magnetischen Cluster ziehen sowohl wissenschaftliches als auch technisches Interesse auf sich. Den Clustern werden im Vergleich zu den anderen Substanzen frühzeitige Marktchancen zugeschrieben. Hintergrund dieser Einschätzung ist aber nicht nur die direkte Anwendung von z. B. Mn12-ac, sondern der wissenschaftliche Erkennntnisgewinn, welcher zunächst für den Fortschritt bei den heutigen metallischen Magnetspeichern von Wichtigkeit ist. Das Feld der molekularen Magnete befindet sich insgesamt in einem sehr frühen Stadium. Abbildung 10 soll grob andeuten, wie weit die verschiedenen Themen von der Schwelle zur Beurteilung auf Anwendungsreife entfernt sind. Es gibt bisher keine technische Nutzung molekularer Magnete und wenig auf konkrete Anwendungen zielende Forschung in diesem Bereich. Das Gebiet steht in Deutschland nur wenig in Verbindung zur Forschung bei atomaren magnetischen Materialien und es besteht kaum personelle Einheit von anwen39 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien Marktpotential (langfristig, d.h. >10 Jahre) Molekulare magnetische Cluster* 2 4 4 4 Marktpotential (mittelfristig, d.h. in ca. 5 Jahren) Spin-crossover Substanzen 5 4 4 5 FuE-Entwicklungsstand Metall-organische Stoffe Marktpotential (derzeit) rein organische Stoffe wissenschaftliches Interesse Molekulare magnetische Materialien technisches Interesse / Innovationspotential dungsorientierten Forschern im Bereich der molekularen Magnete und den heu- 1 2 3 1 0 1 1 0 1 2 3 3 2 5 4 5 VDI TECHNOLOGIEZENTRUM Zukünftige Technologien 0: nicht vorhanden, 1: niedrig,..., 6: hoch, x = derzeit keine Bewertung möglich Bemerkungen * z.B. Mn12-ac Warnung: Tabelle kann nur in Kombination mit den Erläuterungen im Text sinnvoll verwendet werden! Abbildung 9: Expertenbewertung der verschiedener Teilgebiete Im Bereich molekulare Magnete. Die Expertenantworten sind von der Tendenz einheitlich, so daß relativ zueinander eine belastbare Einschätzung erwartet werden kann. Bei den molekularen magnetischen Clustern sind relativ hohe Werte mit Hinblick auf deren prinzipielle Bedeutung auf die Datenspeichertechnik von heute veranschlagt. tigen Magnettechnologien. Bis zur Entdeckung von molekularen Hoch-TC-Ferromagneten war das Gebiet überwiegend chemische Grundlagenforschung. Seit der Entdeckung molekularer Magnete bei Raumtemperatur ist die Frage ihrer prinzipiellen technischen Nutzung wichtig geworden und wird von einem Teil der weltweiten Forschungsaktivitäten auf diesem Gebiet verfolgt. Deshalb und aus folgenden weiteren Gründen beginnen zunehmend Physiker, sich mit diesem Gebiet zu beschäftigen: Molekulare Magnete können zur Klärung der magnetischen Wechselwirkungen nanoskaliger Systeme beitragen. Solche nanoskaligen Systeme finden sich sowohl bei den atomaren Magneten (nanostrukturierte Hart- und Weichmagnete, künstlich nanostrukturierte Speichermagnete, Ferrofluide) als auch im Bereich der Datenspeicher und bei magnetoelektronischen Systemen (Band 2 der Technologieanalyse Magnetismus). Damit bekommt dem Gebiet der molekularen Magnete zweierlei Bedeutung zu: Erstens als Erweiterung der Grundlagenforschung im Bereich Magnetismus und zweitens als Basistechnologie für technische Innovationen. 40 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien Anders als im Bereich der atomaren Magneten besteht bei den molekularen Magneten ein sehr sensibler Zusammenhang zwischen chemischer Zusammensetzung und Struktur einerseits und den physikalischen Eigenschaften des Stoffes (Magnetismus, Leitfähigkeit usw.) andererseits. Daher erfordert die Erforschung des molekularen Magnetismus eine enge Zusammenarbeit von Chemikern und Physikern. Dabei kommt es insbesondere auf die Probenqualität bzw. deren Reproduzierbarkeit an sowie auf die Verständigung auf gemeinsame Standards bei der Charakterisierung neuer Substanzen. Diese Zusammenarbeit ist in Deutschland bisher kaum vorhanden und nicht systematisch etwa in gemeinsamen Forschungsprojekten etabliert. Eine Ausnahme in diesem Zusammenhang war ein interdisziplinäres Symposium der U-Gh Essen „Metallcluster, Synthesen, Reaktionen und physikalische Eigenschaften“ [65]. Da das theoretische Verständnis noch unzureichend ist, wird die Suche nach molekularen Hoch-TC-Magneten durch (möglichst systematisches) Durchprobieren einer Supramolekulare Chemie Festkörperphysik Grundlagen Supramolekulare Chemie Festkörperphysik angewandt Rein organische Stoffe 5 bis 10 Jahre Spincrossover Substanzen Entdeckung Aufklärung . Ingenieurwissenschaft visionär Metallorganische Stoffe Molekulare Magnetische Cluster Werkstoffwissenschaft > 5 Jahre ca. 10 Jahre Technische Realisierung Prototypen Entwicklungsstufen des technisch-wissenschaftlichen Reifegrades Anwendung Innovation Verbreitung Diffusion Abbildung 10: Die verschiedenen Themen im Rahmen der molekularen Magnete sind noch sehr grundlagennah. Aus heutiger Sicht kann das Anwendungspotential nicht fundiert beurteilt werden. Da aber doch eine prinzipielle Aussicht auf Anwendungen besteht, erscheint eine Beobachtung sinnvoll. Erstes Industrieinteresse ist bei den Bereichen metallorganische Stoffe und Spincrossover-Substanzen zu verzeichnen (vgl. Kapitel 8). großen Anzahl von Substanzen vorangetrieben. Eine effiziente Forschung in 41 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien diesem Bereich bedarf ausreichender Kapazitäten bei chemischer Systhese und physikalischer Charakterisierung. Erstes Ziel solcher Forschung muß sein, zu klären, ob man molekulare magnetische Substanzen mit technisch geforderten Eigenschaften finden/herstellen kann. Das betrifft besonders die Sprungtemperatur und die chemische Stabilität der Substanzen. Auf Basis solcher Arbeiten kann beurteilt werden, ob man die oben genannten vorteilhaften kunststoffartigen Eigenschaften gezielt mit den gewünschten physikalischen Eigenschaften kombinieren kann. Das Gebiet hat viele Beziehungen zum Bereich der molekularen Elektronik und sollte daher in diesbezügliche Aktivitäten eing ebettet werden. Unter dem Aspekt zukünftiger technologischer Nutzung geht es in erster Linie um eine Klärung folgender Frage: Wie können die Kenntnisse im Bereich der molekuleren Magnete so verbessert werden, daß die Aussichten auf technische Nutzung besser und konkreter beurteilt werden können als es gegenwärtig der Fall ist ? 10 F&E-Aktivitäten in In- und Ausland In Deutschland gab es explorative Aktivitäten von seiten der chemischen Industrie im Hinblick auf magnetische Speichermedien (BMBF-Projekt 03M4067 „Polymere mit außergewöhnlichen Eigenschaften im Hinblick auf Ferromagnetismus“), welche zwar wissenschaftlich erfolgreich waren, technisch jedoch noch keine Umsetzung nach sich zogen [50]. Im Bereich Elektronische Korrelation und Magnetismus (BMBF-Projekt 13N6615 „Phthalocyanine“) wurden Phthalocyanine auch auf ihre magnetischen Eigenschaften untersucht. Jedoch beschäftigte sich das Projekt mit elementaren chemischen Vorlaufuntersuchungen. Im gerade abgeschlossenen Projekt der FSU Jena [56] zusammen mit dem Thüringischen Institut für Textil- und Kunststoff-Forschung Rudolstadt (Land Thüringen TMWFK B403-95048 „Magnetmaterialien für Kommunikationstechnik und Sensorik auf Basis molekularer Koordinationsverbindungen“) wurde in einem ersten Ansatz das Design von Verbindungen angegangen, welche auf Anwendungserfordernisse zielen. Insgesamt gibt es in Deutschland wenig gezielte Aktivitäten auf diesem Feld, und die erforderliche enge Zusammenarbeit zwischen Chemikern und Physikern ist in diesem Bereich ist nur in Ansätzen vorhanden. Verschiedene Forschergruppen aus Deutschland sind oder waren in europäische Netzwerke eingebunden: Im Rahmen der EU wurde ein HCM-Netzwerk „Molecular Magnetic Materials“ gefördert [25]. In der aktuellen Förderung ist das TMR-Netzwerk „Thermal and Optical Switching of Molecular Spin States“[32], welches im Informationsaustausch mit den Firmen BASF, France Te42 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien lekom, Bruker, Schott Glaswerke, Philips und Andor Technology auch Fragestellungen verfolgt, welche das Anwendungspotential ausloten. Im Rahmen der ESF wird ein Programm „Molecular Magnets“ gefördert [39]. Im Sonderforschungsbereich 329 der DFG „Physikalische und chemische Grundlagen der Molekularelektronik (Universität Stuttgart)“ von 1986 bis 1996 sind molekulare Magnete nicht vertreten. In Japan wurde gerade ein fünfjähriges spezielles Programm „Molecular Magnets“ als „Priority Area“ des Wissenschaftsministeriums Monbushu abgeschlossen. Der Abschlußbericht liegt vor, leider nur in Japanisch. Über weitere Projekte in diesem Feld wird gerade nachgedacht. Außerdem werden molekulare Magnete im laufenden Programm „Intelligent Materials“ untersucht. Es wird berichtet, daß ein neues Programm zum Studium von magnetischen, elektronischen und optischen Eigenschaften vom molekularen Materialien, insbesondere auch deren Kombination aufgelegt werden. In den USA werden einzelne Projekte von der National Science Foundation sowie dem Department of Energy gefördert, vgl. [P.15]. Über einen Förderschwerpunkt ist nichts bekannt. Die Entdeckung des makroskopischen Tunnelns der Magnetisierung ist immerhin insofern für die Firma Xerox von Interesse, als einer der Autoren von [18] am firmeneigenen Wilson Center for Research and Technology arbeitet. Die befragten Experten bewerten die Stellung Europas im Vergleich zu Japan und USA als gleichauf bis führend, wobei insbesondere die Gruppen um Kahn und Gatteschi genannt werden (siehe unten Tabelle). Es folgt eine Liste von Forschern, welche sich mit dem Thema molekulare Magnete befassen. Diese Aufstellung stellt weder eine Auswahl nach Qualität dar, noch erhebt sie Anspruch auf Vollständigkeit. 43 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien Deutschland Prof. Dr. M. Steiner, Dr. R. Feyerherm HMI Berlin (Physik) Prof. Dr. P. Gütlich Universität Mainz (Chemie) Dr. K.-H. Müller IFW Dresden (Physik, Fullerene) Prof. Dr. A. Müller, Dr. W. Plass Universität Bielefeld (Chemie) Prof. Dr. E. Dormann, Dr. B. Pila- Universität Karlsruhe (Physik) wa Prof. Dr. F. Köhler TU München (Chemie) Prof. Dr. K. Müllen, Prof. Dr. G. Wegner MPI für Polymerforschung Mainz (Chemie) Prof. Dr. E.-G. Jäger, Dr. B. R. Müller FSU Jena (Chemie) Prof. Dr. H.-K. Roth Thüringisches Institut für Textil- und Kunststoff-Forschung (Physik) Prof. Dr. W. Haase TH Darmstadt (Chemie) Prof. Dr. R. Saalfrank Universität Erlangen (Chemie) Europa außerhalb Deutschlands Prof. Dr. O. Kahn Bordeaux/F Prof. Dr. P. Day UCL London / UK Prof. Dr. M. Verdaguer Universität Paris VI/F Prof. Dr. S. Decurtins Zürich/CH Dr. J. Tejada Universität Barcelona/ES Prof. Dr. F. Palacio Universität Zaragoza/ES Dr. B. Barbara CNRS Grenoble/F Prof. Dr. D. Gatteschi Universität Florenz/I USA Prof. Dr. A. J. Epstein, Ohio State University Prof. Dr. J. S. Miller University of Utah Dr. J. R. Friedman University of New York 44 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien Prof. Dr. G. Girolami University of Illinois Japan Prof. Dr. K. Hashimoto Universität Tokio Prof. Dr. T. Takui City University Osaka Prof. Dr. M. Kinoshita Tokio Prof. Dr. H. Iwamura Kyush University, Fukuoka 11 Übersicht zur Bewertung (Problemlösungsbeiträge, Technikfolgen) Eine generelle Einschätzung des gesamten Gebietes enthält Abbildung 10. Das Wirkungspotential neuer technischer Lösungen auf Basis molekularer magnetischer Materialien wird mit nichttechnischen, d. h. ökonomischen, gesellschaftlichen und ordnungspolitischen Aspekten in Bezug gesetzt. Die Bewertungsperspektive umfaßt auch eine erste Einschätzung von Technikfolgen. Bei allen systematischen Schwierigkeiten und der daraus folgenden Vorsicht gegenüber derartigen Bewertungen ist es dennoch möglich, gewisse Entwicklungstendenzen auf Basis des gegenwärtig verfügbaren Kenntnisstandes gegenüber anderen als wahrscheinlich auszuzeichnen. Die Bewertungen sind auf Basis der Expertenbefragung und der Literaturauswertung vorg enommen worden. Die Problemlösungsbeiträge aus dem Bereich der molekularen magnetischen Materialien können im Bereich Kommunikation durch neue Materialien für Datenspeicherung, Elektronik und Sensorik erwartet werden. Da molekulare magnetische Materialien auch zu leichteren und bioverträglichen Funktionswerkstoffen führen können, liegen potentielle Beiträge auch in den Bereichen Verkehr, Umwelt und Gesundheit. Der Verflechtungsgrad einer möglichen physikalischen Magnettechnologie auf Basis molekularer Magnete ist zu den Bereichen Chemie und Materialforschung natürlich hoch. Wegen der Verknüpfung magnetischer auch mit optischer Funktionalität ergeben sich Verbindungen zur Optik, wegen den Anwendungsoptionen in der Datenspeicherung und Elektronik eine Verflechtung mit der Informationstechnik. Die Entwicklungshemmnisse liegen außer im Bereich der technischen Entwicklung teilweise im Bereich Patente, weil durchaus wichtige Grundpatente nach Japan, den Niederlanden und die USA vergeben sind und daher die Patentlage beachtet werden muß (vgl. Kapitel 8 und 12). Im Bereich Aus- und Weiterbildung bestehen deshalb Hemmnisse, weil dieses Thema zwischen Chemie und Physik angesiedelt ist. Im Rahmen der Universitätsausbildung in Chemie 45 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien wird meist wenig auf mögliche Anwendungen in den physikalischen Technologien hingewiesen, während die Physik fast ausschließlich auf die atomaren Magnete konzentriert ist. Im internationalen Vergleich des F&E-Standes fällt Deutschland meist zurück, wobei das bei diesem neuen und hinsichtlich Anwendungen nur vage zu bewertendem Gebiet kein wesentlicher Nachteil sein muß. Im Feld Technikfolgen werden zukünftig mögliche Folgen betrachtet. Das gegenwärtige Frühstadium, in dem sich der F&E-Stand bei molekularen Magneten befindet, erlaubt weder eine Aussage über sich tatsächlich abzeichnende Folgen, noch darüber, ob diese Folgen erwünscht sind oder nicht. Es wird lediglich auf mögliche Einflüsse in bestimmten Bereichen hingewiesen. Dabei werden die technischen Auswirkungen als mittel bewertet, weil neue Funktionswerkstoffe zu neuen technischen Basislösungen führen können, welche sukzessive neue Anwendungen erschließen können. Da vorerst die atomaren Magnete in wichtigen und ökonomisch bedeutsamen Anwendungsbereichen nicht übertroffen werden und daher nicht ersetzt werden, sind auch die ökonomischen Folgen als mittel bewertet. Die wissenschaftlichen Folgen werden deshalb als relativ hoch eingeschätzt, weil ein prosperierendes Wissenschafts- und Technikfeld molekulare Magnete zur Ausbildung neuer Allianzen zwischen der F&E in Physik und Chemie führen kann und neue Grundlagenerkenntnisse für die Komplexchemie sowie für die Festkörperphysik erbringen kann. Soziale, politische und rechtliche Technikfolgen, welche in direktem Zusammenhang mit einer Entwicklung der XMR-Technologien stehen, sind gegenwärtig nicht erkennbar. Da die technische Relevanz der molekularen Magnete auf erst kürzlich entdeckten neuen Substanzen aufbauen, ist das Informationsdefizit außer im Bereich der Wissenschaft überall recht hoch. Selbst in der Wissenschaft bestehen Informationsdefizite hinsichtlich den Aktivitäten in der jeweiligen Nachbardisziplin Physik bzw. Chemie. Im Feld Marktrelevanz ist im wesentlichen das in Kapitel 9 Gesagte zusammengefaßt. Die Akzeptanz der molekularen Magnete wird als hoch bewertet, weil deren erfolgreiche technische Nutzung keine Mißbrauchsmöglichkeiten erwarten läßt. 46 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien Molekulare magnetische Materialien VDI TECHNOLOGIEZENTRUM Zukünftige Technologien 6 2 3 1 3 5 4 1 1 1 1 2 3 1 2 4 2 l v l m l l m l 6 2 3 1 5 5 3 1 1 1 1 3 3 1 2 6 4 v v l v v v m l 6 5 6 1 2 5 4 1 1 1 1 1 2 1 2 2 1 2 3 2 2 1 1 1 1 1 1 ÒÒÒÐ Return of Invest (Zeit) l 4 Marktpotential > 5 Jahre l 3 Marktpotential (derzeit) m m 3 FuE-Entwicklungsstand l 4 Technikakzeptanz Infrastruktur l 2 Bevölkerung Int. Arbeitsteilung v 1 Gesetzgeber Aus- u. Weiterbildung 3 m 3 ÒÒÒÐ ÒÒÒÐ ÐÐÒÑ KMU Patent-/Lizenzrechtliche 2 Management (GU) Gesundheitliche 1 Politikern Finanzielle 3 Wissenschaftlern Politische 2 Rechtliche Ethische 1 Politische Technologische 1 Soziale Materialforschung 1 Ökologische Optik 1 Ökonomische Maschinenbau 5 Wissenschaftliche Informationstechnik 5 SOA Biologie 2 1 Einschätzung Marktrelevanz Info-Defizite bei Technische Chemie 1 2 D Arbeit und Soziales 3 2 Europa Kommunikation 2 2 USA Umwelt 6 2 D Energie v 1 Japan Verkehr l 1 D Wohnen l 2 Erwartete Technikfolgen D Ernährung l Arbeit und Soziales l Kommunikation l Umwelt molekulare magnetische Cluster D im int. Vergleich Entwicklungshemmnisse v Energie Spin-crossover Verflechtungsgrad l Verkehr rein organisch metallorganisch Wohnen Ñ Ð Ò Ernährung Int. Stellung: führend gleich aufholbar abgeschlagen Gesundheit Zeitperspektive: k: kurzfristig m: mittelfristig l: langfristig v: visionär Problemlösungsbeitrag (Zeitperspektive) Gesundheit Problemlösungsbeitrag (Bedeutung) Bedeutung 1: niedrig 6: hoch 2 5 1 1 1 1 1 3 6 5 6 6 6 5 1 1 1 v 4 4 2 3 1 1 1 3 6 4 6 6 6 5 2 1 2 l 3 4 2 2 1 1 1 3 6 5 6 6 6 5 3 1 3 m 5 5 3 1 1 1 1 2 6 4 6 6 6 5 1 1 3 Warnung: Tabelle kann nur in Kombination mit Erläuterungen im Text sinnvoll verwendet werden! © VDI-Technologiezentrum Abbildung 11: Übersicht zur Bewertung der molekularen magnetischen Materialien. 47 l VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien 12 Patente [P.1] [P.2] [P.3] Patent Title US5847171 Molecular organic compound with ferromagnetic properties and a method of producing it Inventors Galaj; Stanislas , Arcueil, France Le Mehaute; Alain , Gif Sur Yvette, France Assignee Alcatel Alsthom Compagnie Generale D’Electricite, Paris Cedex, France IPC C07C 050/06; C07C 050/08 Applica- 16.10.1997 tion Abstract The invention is drawn to organic compounds of the general formulae L-A--Z or L--A’--L’ as defined in the specification. The compounds are readily crystallizable and can be used for their ferromagnetic properties. Patent WO9804519A1 Title Materials with ferromagnetic properties comprising organic molecules with magnetic properties, and their preparation Inventors Leriche, Christian; Trets, France Le Mehaute, Alain; Gif-sur-Yvette, France Assignee Gemplus S.C.A., Gémenos, France IPC C07C251-22 Applica- 23.07.1997 tion Abstract Materials with ferromagnetic properties comprising organic molecules with magnetic properties, and methods for making same, are disclosed. The molecules have the following general formula: A=N-B, wherein A=Nis an .agr.-substituted conjugated-structure cyclicamine, with N being the nitrogen atom; and B- is an .agr.-substituted cyclic radical. Said materials with ferromagnetic properties may be used in a variety of fields and particularly in any electro-magneto-optical and electro-magneto-resistive system. Patent JP 10208924 Title Magnetic molecule with giant magnetic coercive force Inventors Nagai, Keiji; Yada, Tomokazu; Hashimoto, Kazuhito; Fujishima, Akira Assignee Kanagawa Kagaku Gijutsu Academy, Japan IPC H01F001-34 Applica- 27.1.1997 tion Abstract The mol. has a linear spin orientation (A) and a cryst. magnetic anisotropy 49 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien [P.4] [P.5] 50 with a crossing axis to A and having opposite spin-spin interaction to that of A. The mol., wherein the spin orientation forms a chain including a charge-transfer interaction, may show a spin reorientation at a photoinduced excited state. The mol. is useful for memory device and photomagnetic material. Patent EP 842988 Title Chemical spin transition compounds comprising metal-ligand molecules associated with anion - useful as indicators of temperature increase above a threshold and incorporated as anti-falsifiable markers. Inventors CODJOVI, E; GARCIA, Y; JAY-MARTINEZ, C; KAHN, O; JAY, C Assignee DE LA RUE CARTES & SYSTEMES; (PHIG) PHILIPS ELECTRONICS NV IPC C09B057-10 Applica- 14.11.1996 tion Abstract A chemical spin transition compound comprises a matrix consisting of molecules each forming a metal-ligand complex and at least one anion, also at least one molecule of water linked to the ligand by hydrogen bonding. The metal comprises a metallic ion with an electronic configuration d4, d5, d6 or d7 : the ligand is a substituted 1,2,4-triazole, the substituting radical comprising an OH- group and the anion is an organic derivative combining a tosylate and nitrate. Also claimed is the method of preparation and use. USE - The sub-family of compounds possess spin transition properties exclusively thermally induced for the low spin (LS) and high spin (HS) states. The compounds are used as indicators in anti-falsifying detection systems, for the detection of first use or for detecting a temperature rise higher than the range 233 - 323 K (-50 to +50 deg. C). They have a lowhigh spin transition in the region of the temperature of water evaporation and a high-low spin transition in the region of 103 K (-170 deg. C). Patent FR 2755696 Title Spin-transition compounds and display devices comprising a screen with an active medium including at least one of these compounds Inventors Kahn, Olivier; Jay, Charlotte; Codjovi, Epiphane; Sommier, Line Assignee Philips Electronics N. V., Neth. IPC C09B057-10 Applica- 14.11.1996 tion Abstract A lattice of mols. is described where each mol. is a metal ligand and anion complex. The metal is selected from the group contg. the electronic configuration of 4d, 5d, 6d, or 7d, the ligand is selected from substituted or un- VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien [P.6] substituted aminotriazoles and the anion is formed with .gtoreq.2 anions including a NO3- group. The compd. can be formed in the hydrated or anhydride form. The compd. has a large region of bistability in both forms where the high spin states and low spin states coexist at room temp. or a slightly higher temp., are induced thermally, and are detected optically. A display device may contain one such compd. and a thermal address system for visible display of information. Patent EP 745986 Title Powder compsns. capable of spin transition, useful in thermally addressed display devices - including a lattice with molecules consisting of a metal ion associated with an amino-triazole ligand, an anion contg. a sulphite radical, and water. Inventors CODJOVI, E; JAY, C; KAHN, O Assignee LAB ELECTRONIQUE PHILIPS SAS; (PHIG) PHILIPS ELECTRONICS NV; (PHIG) LAB ELECTRONIQUE PHILIPS; (PHIG) PHILIPS GLOEILAMPENFAB NV; (PHIG) US PHILIPS CORP IPC B32B003-00; C07D249-08; C07F015-02; G11B007 Applica- 31.5.96 tion Abstract Chemical compsn. in powder form capable of undergoing spin transition, including a lattice with molecules consisting of a complex in which a metallic ion in an electronic configuration of d5, d6 or d7 is associated with at least one aminotriazole ligand of formula (I) in which L = alkyl radical CnH2n+1 where n is a whole number at least0, each molecule also including a sulpho-organic anion (A) comprising a sulphite radical (SO3-) and the lattice also including at least one molecule of water per molecule of the complex of the metal M, the molecule(s) of water in the lattice being bound solely by hydrogen bonds to the aminotriazole ligand. Also claimed are a process for prepn. of the compsn.; a device such as a screen with an active medium contg. the compsn. which can be written, erased and rewritten with data to be stored and/or displayed; and a means for thermally addressing the active medium. USE - In the fabrication of information handling devices having an active medium contg. the powdered compsn., which can be written, erased and rewritten with data to be stored and/or displayed; esp. where the compsn. or mixt. of compsns. forms a screen on which data can be displayed under the direction of a thermal address system, such as a memory card, a multi-media type device, a ’’magic drawing pad’’ type device or an interface device between a user and a machine. ADVANTAGE - The compsns. exhibit a large hysteresis amplitude centred around normal ambient temps., so that the region of bistability is 51 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien [P.7] Patent Title Inventors Assignee IPC Application Abstract [P.8] Patent Title Inventors Assignee IPC Application Abstract 52 ideally suited to the applications envisaged. The spin transitions are thermally induced, thus allowing thermal writing and erasure. The spin states are stable and optically readable. JP 09180918 Organic magnetic material used in electric photography, electrostatic recording, etc. - comprises pyridine carboxy aldehyde and pyrrole, providing ferromagnetic property at room temperature, etc.. RICOH KK H01F001-00 22.12.1995 A new organic magnetic material has formula (I) or formula (III), where Mt = transition metal; R = a heterocyclic group of formula (II); X = N, S, or O; H atoms bonded to the molecular frame can be replaced by substituted groups; and two hydrogen atoms bonded to adjacent carbon atoms can be replaced by condensed rings. Also claimed are magnetic toner and magnetic ink containing the new magnetic material. USE - Used for acoustic, electric, electronics, motorcar, medical, communications, or magnetic recording application. The toner or ink is used for electric photography or electrostatic recording or printing. ADVANTAGE - The new material provides ferromagnetic property at room temperature. The colour of the new material is changed. Magnetic performance is changed by controlling the kinds or combinations of Mt and alkali metal. The toner is uniform in composition and has a lower density. The ink can be coloured, has good affinity to resin and provides clear images free of cracks. JP 09171912 Organic ferromagnetic material made of radial salt crystals - has application in acoustics, electronic, motor cars, medicine and communications NIPPON OILS & FATS CO LTD H01F001-00 20.12.1995 A new ferromagnetic material is made of radical salt crystals of formula (I). The crystals consist of the anions of tetrafluoro- tetracyanoquinodimethane (TCNQF4) and tetramethylammonium iodide (TMAI) radicals. They are produced by heating and refluxing a mixt. of 1 mol of TCNQF4 and 1-10 mols. of TMAI in acetonitrile; recrystallising the resul- VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien tant salts in a mixed solvent of acetonitrile and diethyl ether; and further recrystallising the resultant crystals in the presence of 1/2 eq. amt. of TCNQF4. USE - Used in acoustic, electronics, motor car, medical, or communication fields. ADVANTAGE - The new ferromagnetic material is stable in air, indicating magnetic properties at room temperature. [P.9] Patent US5506079 Title Magnetic composition, magnetic toner and ink containing the magnetic composition Inventors Grigoryan; Leonid S. , Higashi, Tsukuba-shi, Ibaraki-ken, Japan Yakushi; Kyuya , Okazaki-shi, Aichi-Ken, Japan Assignee Ricoh Company, Ltd., Tokyo, Japan Grigoryan; Leonid S., Tsukuba, Japan Yakushi; Kyuya, Okazaki, Japan IPC H01F001-00 Applica- 28.2.1995 tion Abstract A magnetic composition contains an alkali-metal-doped tetraazaporphyrin derivative which is prepared by doping a tetraazaporphyrin derivative of formula (I) with an alkali metal, or an alkali-metal-doped porphyrin derivative which is prepared by doping porphyrin derivative of formula (II) with an alkali metal: [Figure] wherein M represents at least one metal or a plurality of metals; and A represents two individual hydrogen atoms, or a condensation substituent. A magnetic toner and a magnetic ink contain the above magnetic composition as the magnetic component thereof. [P.10] Patent EP 666561 Title Spin-transition chemical compounds, and devices comprising read-, memory-, and erase-units, and active medium which contains at least one of those compounds Inventors Kahn, Olivier; Jay, Charlotte; Krober, Jonas; Claude, Renee; Groliere, Francoise Assignee Laboratoires d’electronique Philips, Fr.; Philips Electronics N.V. IPC G11B007-00 Applica- 27.1.1995 tion Abstract The spin-transition chem. compds., in powd. form, include a network with a mol. forming a complex where iron [Fe(II)] is assocd. to a ligand 1,2,4triazole (H-Trz) and to an anion (A)2 chosen from BF4-, ClO4-, Br-, CO32-, and this mol. has the formula: (a) FeII(H-TRz)3(BF4-)2, (b) FeII(H-TRz)3(ClO4-)2, (c) FeII(H-TRz)3(Br-)2, (d) FeII(H-TRz)3(Cl-)2, and (e) FeII(H-TRz)3(CO32-). This compd. presents 2 cryst. phases each 53 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien having spin transitions assocd. with changes between 2 colors, white and purple, when these crit. temps. are less than and the other greater than the ambient temp. Devices comprising an active medium including 1 or several of these compds. are readable, eraseable and can present a thermally induced memory effect. Application to storage or display devices is indicated. [P.11] Patent US5461132 Title Organic magnetic member, organic ferromagnetic member, and process for producing the same, and time-responsible organic ferromagnetic member and process for controlling development of ferromagnetism Inventors Tabata; Masayoshi , Sapporo, Japan Yokota; Kazuaki , Sapporo, Japan Yoshinaga; Yoko , Machida, Japan Kishi; Fumio , Atsugi, Japan Kaneko; Norio , Atsugi, Japan Kushibiki; Nobuo , Yamato, Japan Assignee Canon Kabushiki Kaisha, Tokyo, Japan IPC C08F 038/00 Applica- 3.3.1994 tion Abstract An organic magnetic member comprises repetition units represented by the following general formula [I]: [Figure] having at least one of R1 and R2 which is a substituted or unsubstituted aromatic ring, or a substituted or unsubstituted heterocyclic ring, and being spontaneously magnetized. [P.12] Patent US5352764 Title Stepwise linear magnetic polymers and methods for preparation thereof Inventors Mackey; Jack D. , Hawthorne, CA Assignee Northrop Corporation, Los Angeles, CA IPC C08G 073/00; C08G 063/44 Applica- 26.10.1993 tion Abstract A stepwise linear polymer composition having intense magnetic properties and a method for preparation of same. A phthalimide compound and an aromatic dialiphatic acid are reacted in the presence of an acetate of monovalent metal at elevated temperatures to form a phenylenebis diphthalimidine compound. The phenylenebis diphthalimidine compound is then reacted with 3-benzylidin phthalimidine and a metal salt of an aliphatic acid at elevated temperatures under an inert gas to form the intensely magnetic polymer. The reactions may be carried out in the presence of a solvent. 54 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien [P.13] Patent Title EP 570292 New transition metal-ligand complex - used for optical information , switching or Inventors BOILLOT, M; ROUX, C; ZAREMBOWITCH, J Assignee (CNRS) CENT NAT RECH SCI IPC C07F015-02 Applica- 14.5.1993 tion Abstract In a novel transition metal-ligand complex, in which the metal exhibits a thermally induced spin transition, the novelty is that (i) one or more ligands (L) include one or more alpha-unsatd. photo-isomerisable (esp. cistrans isomerisable) chains, the cis-trans isomiersable double bond being joined to the coordinating atom by a pi electron system; (ii) opt. one or more anionic gps. (X) are bonded or not bonded to the metal ion; and (ii) the spin state of the metal can be transformed into a high spin (HS) or low spin (BS) state by the effect of ligand field modification indiced by isomerisation of the isomerisable ligands by means of external electromagnetic energy supply, esp. light irradiation. Also claimed are (a) use of the above complex as an optical switch or for optical information storage or display; and (b) a solid support for optical information storage, switching or displaying, the support comprising a matrix associated w.r.t. the above complex. ADVANTAGE - Spin transition can be induced by light irradiation at higher temp. than that required to observe the light-induced excited spin state trapping effect, the spin transition being obtained by photochemically induced ligand field modification rather than by direct light irradiation action on the electrons of the metal. [P.14] Patent US5367070 Title Method for making ferromagnetic porphin compounds Inventors Nath; Amar , Bala Cynwyd, PA Kopeley; Nikolai , Philadelphia, PA Tyagi; Som D. , Wilmington, DE Assignee Drexel University, Philadelphia, PA IPC C07D 487/22 Applica- 5.2.1993 tion Abstract Ferromagnetic porphin compounds may be produced by heating a nonferromagnetic porphin compound having a central transition metal atom in the non-ferromagnetic porphin molecule and at least some of the pyrrole rings of the non-ferromagnetic porphin molecule having benzene or phenyl groups substituted on or integral with said rings. The non-ferromagnetic porphin compound is heated in the substantial absence of oxygen to a tem55 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien perature sufficient to pyrolyze at least a portion of the benzene or phenyl groups of the non-ferromagnetic porphin compound. A ferromagnetic porphin compound is formed, which is inherently magnetic and is capable of retaining magnetism when exposed to a magnetic field. The resulting ferromagnetic porphin compounds retain their ferromagnetic properties even up to about 473° K. in air and to much higher temperatures in vacuum or an inert atmosphere. [P.15] Patent US5821453 Title Molecular based magnets comprising vanadium tetracyanoethylene complexes for shielding electromagnetic fields Inventors Epstein; Arthur J. , Columbus, OH Morin; Brian G. , Columbus, OH Assignee The Ohio State University Research Foundation, Columbus, OH IPC H05K 009/00 Applica- 12.1.1993 tion Abstract The invention presents a vanadium tetracyanoethylene solvent complex for electromagnetic field shielding, and a method for blocking low frequency and magnetic fields using these vanadium tetracyanoethylene compositions. The compositions of the invention can be produced at ambient temperature and are light weight, low density and flexible. The materials of the present invention are useful as magnetic shields to block low frequency fields and static fields, and for use in cores in transformers and motors. Government Info: This invention was made with government support under Department of Energy Division of Material Sciences Grant Number DE-FG-02-86BR456271. The government has certain rights in the invention [P.16] Patent EP 543465 Title Chemical compounds with spin transition and use of these for information storing, processing and/or data display Inventors Kahn, Olivier; Jay, Charlotte; Krober, Jonas Assignee Laboratoires d'Electronique Philips, Fr.; N. V. Philips' Gloeilampenfabrieken IPC G11B007-00 Applica- 19.11.1992 tion Abstract A method of information storage comprises use of compds. which show exclusively thermally induced spin transition between 2 states which are stable at room temp. The transitions are assocd. with a hysteresis phenomenon and results in an abrupt change of color. The compds. used in the process are Fe(II), Fe(III), or Co(II) assocd. with .gtoreq.1 ligands from 56 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien triazoles I [R = alkyl, amine NL2 (L = H, alkyl)] and the mol. contains .gtoreq.1 anion selected from BF4-, ClO4-, CO32-, Br-, Cl- and water of crystn. The material can be used in image display devices. [P.17] Patent US5252730 Title Polymer composition having intense magnetic properties and method for preparation thereof Inventors Mackey; Jack D. , Hawthorne, CA Assignee Northrop Corporation, Hawthorne, CA IPC G07D 487/22; C08F 012/100; G03G 019/00 Applica- 10.4.1992 tion Abstract A polymer composition having intense magnetic properties and a method for preparation of same. A phthalimide compound and an aromatic dialiphatic acid are reacted in the presence of a metal catalyst at elevated temperatures to form a phenylenebis diphthalimidine compound. The phenylenebis diphthalimidine compound is then reacted with 3-benzylidine phthalimidine and a metal salt of an aliphatic acid at elevated temperatures under an inert gas to form the intensely magnetic polymer. The reactions may be carried out in the presence of a solvent. [P.18] Patent US5552236 Title Organic magnetic film and method of manufacturing the same Inventors Ohtake; Tadashi , Neyagawa, Japan Mino; Norihisa , Setsu, Japan Ogawa; Kazufumi , Hirakata, Japan Assignee Matsushita Electric Industrial Co., Ltd., Japan IPC G11B 005/66; C09J 005/02; B05D 005/12 Applica- 16.3.1992 tion Abstract According to the invention, the surface of a substrate possessing an active hydrogen group is contacted with a chemical adsorbent containing a radical generation precursor group or metal ion capturing group within a molecule--also possessing a reactive functional group such as halosilyl or alkoxy silyl at its end--to form a chemical adsorption film by removing the unreacted chemical adsorbent, radicals are then generated and magnetism is expressed on the chemical adsorption film. Pref. the chemical adsorption film is a monomolecular film. Pref. the magnetism is ferromagnetism, ferrimagnetism, paramagnetism or antiferromagnetism. The metal contains an organic metal or an organometallic. The organic metal comprises a typical metal of Si, Ge, Sn, Zn and As, and the organometallic complex comprises a transition metal of Cr, Mn, Fe, Co, Zn, Y, Hg, Cd, Ru. The radical is at 57 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien least one carbene and functional groups formulas (A). - (E). Mfr. of an organic magnetic film is by contacting and reacting chemical adsorption molecules possessing a radical generation precursor gp. or metal ion capturing gp. in a molecule and possessing at least one functional gp. selected from the gp. AXn (F) and A’ (OR)n, (G) halogenated sulphonyl gps. SO2X (H), halogenated sulphinyl gps. -SOX (I), or HC(=O)A" (J), and a cyano gp. with a substrate possessing an active hydrogen and/or alkaline metal, thereby forming a chemical adsorption film, and generating radicals in the chemicals adsorption film or capturing metal ions. In the formula, A = Si, Ge, Sn, Ti or Zr, X = halogen and n =1-4, A’ Si, Ge, Sn, Ti or Zr, X = halogen R = an alkyl gp. A" = O or N. USE/ADVANTAGE - Organic magnetic film with improved orientation performance film may be used as a microwave absorbes for superheating cances treatment agent and a magnetic pulse medium, such as embedding type muscle strength-accumulating element or a blood circulating accelerating element. Film may also be used as an improved mass-storage magnetic recording medium and photomagnetic recording medium. [P.19] Patent JP 05159915 Title Magnetic substance Inventors Yanada, Tetsunosuke; Ata, Masafumi; Machida, Horyu; Watanabe, Haruo Assignee Sony Corp, Japan IPC H01F001-10 Applica- 05.12.1991 tion Abstract The substance is made of a dispersion of anisotropic aggregates contg. a paramagnetic material from fullerenes(Cn, n = 60, 70, 76, 84) in an org. polymer or a non-elec. conductive liq. or solid. The substance indicates ferromagnetism at the room temp. [P.20] Patent US5272238 Title Preparation process of polymer, and organo-ferromagnetic materials Inventors Garnier; Francis , Thiais, France Yassar; Abderrahim , Thiais, France Assignee Nippon Oil Co., Ltd., Tokyo, Japan IPC C08F134-04 Applica- 15.10.1991 tion Abstract The present invention provides a preparation process of a polymer which is characterized by reacting a specified metallocene which metal is a transition element of the group IV to group VIII in the periodic table, with an organic alkali metal compound and successively reacting with the compound represented by the formula Y--(R11)m --X wherein R11 is a vinylene, 58 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien [P.21] Patent Title Inventors Assignee IPC Application Abstract [P.22] Patent Title phenylene, thienylene, and the like, X and Y are a hydrogen atom or halogen atom, and m is an integer of one or more, to obtain the polymer represented by the following formula: [Figure] wherein n is an integer of 2 or more; further provides an organo-ferromagnetic material obtained by oxidizing said polymer, and a novel conjugated polymer containing ferrocene units. JP 05059142 Prepn. of organic ferromagnetic body - by reacting polymer with triaryl methane gp. and methine carbon(s) bonded to alkali metals with halo silane cpd.. OSAKA GAS CO LTD C08G010-04 28.8.1991 Prepn. comprises reacting (1) a polymer having both triarylmethane structure and methine carbons bonded directly with alkali metals and (2) silane cpd. contg. halogen. Pref. the polymer having the formula (I) and the cpd. of the formula (II) are reacted at -45 to 50 deg.C in an organic solvent. In the formulae, Ar1 = divalent aromatic gps. opt. substd.; Ar2 = monovalent aromatic gps. opt. substd.; M = alkali metal; n = an integer; R = H, alkyl, alkenyl, aryl, cycloalkyl; X = halogen. USE/ADVANTAGE Higher radical concentraction and good ferromagnetic properties. Moulded articles, films or thin membranes are obtd. In an example, 1 mol. of mdimethoxybenzene and 1.25 mol of benzaldehyde were mixed. 5 Wt.% (based on the mixt.) of p-toluenesulphonic acid was added under N2 gas atmos. and agitated at 120 deg.C for 1 hr. to produce condensed. materials. The reaction product was dissolved in dichloromethane. After insol. cpds. were removed, the purified soln. was poured into excess methanol to ppte. polymer. The polymer was dissolved in benzene and supported with silica gel. The silica gel was washed with methanol at first and eluted with benzene and a polymer (polymerisation degree about 50) was obtd. 22.6 g of the polymer was dissolved in 1 L of THF. 0.2 mol. of n-lithium was added and agitated at -20 deg.C for 1 hr. The soln. was elevated to room temp. 0.02 mol. of chlorotriphenylsilane was added and agitated at -10 deg.C. The mixt. was poured into diethyl ether to ppte. the polymers. The polymer (radical concn. = 1.65 x 10 power 20 spins/g) having ferromagnetic properties was obtd. US5274070 Iron-Schiff base magnetic polymers and process thereof 59 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien Inventors Cotts; David B. , Osaka, Japan Brodrecht; Louisa M. , Menlo Park, CA Bening, Jr.; Robert C. , Sunderland, MA Assignee Osaka Gas Company, Ltd., Osaka, Japan IPC C08G 012/00; C08G 012/04; C08G 014/00; C08F 283/00 Applica- 10.5.1991 tion Abstract The present invention relates to a magnetically active organometallic Schiff base polymer having a molecular weight of between about 4,000 and 50,000 daltons. In an additional aspect, the present invention relates to a process for the preparation of magnetically active organometallic polymer having a molecular weight of between about 4,000 and 50,000 daltons, wherein the polymer comprises a multiplicity of Schiff base tridentate chelating groups having the capacity to combine with the iron (II) or iron (III) ion of an organic salt, which process comprises: (a) combining at least one organic diamine including hydrazine with at least one organic diketone or dialdehyde in an anhydrous dipolar aprotic solvent for a time sufficient to produce to polymer at a temperature of between about 50° C. and 200° C.; (b)´optionally recovering the polymer produced in step (a); (c) combining the polymer of step (b) with a solution of an iron ion for a time sufficient to produce the organometallic polymer; (d) recovering the organometallic polymer of step (c); (e) heating the organic polymer up to about 200° C. for a time sufficient to observe at least a five-times increase in magnetic susceptibility which is retained when the organometallic polymer is cooled to ambient temperature or below; and (f) recovering the magnetically enhanced organometallic polymer of step (e). These polymers are useful as optical magnetic information storage devices. [P.23] Patent US5135673 Title Organic ferromagnetic substance Inventors Murata; Kazuhisa , Tsukuba, Japan; Matsuda; Akio , Kashiwa, Japan; Masuda; Takashi , Abiko, Japan Assignee Director General of Agency of Industrial Science and Technology, Japan IPC C08F 008/50; Applica- 23.9.1990 tion Abstract An organic ferromagnetic substance and a process for producing same are disclosed, which substance is a product of the carbonization of at least one polymer in mid course of graphitization selected from (a) an aromatic polymer having a structure such that the aromatic compounds are connected via alkylene chains which may be substituted by an alkyl or aryl group, (b) a polymer of a triarymethane, (c) a polymer of an acetylene compound and 60 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien (d) a polymer of an .alpha., .beta.-unsaturated compound, characterized in that the ferromagnetic substance contains 1-10 hydrogen atoms per 100 carbon atoms. This organic ferromagnetic substance can be produced in a high yield from commercially available polymers in a simple manner and possesses excellent stability to heat, chemicals and weathering action. Accordingly, this substance can be used in various industrial fields. [P.24] Patent JP 04008731 Title Preparation of organic polymer ferromagnet with indigo unit Inventors Tanaka, Hitoshi; Sato, Tsuneyuki; Ota, Chusuke, - alle Tokushinma, Japan Assignee Otsuka Chemical Co., Ltd., Japan IPC C08G073-06 Applica- 26.4.1990 tion Abstract The title polymers having mol. wt. 500-500,000 are prepd. by reacting I (R1 = H, lower alkyl, Ph; R2-4 = H, lower alkyl, OH, halo, NH2, lower alkoxy, lower alkylthio, lower alkylamino, COR5, COOR5, CHO, NO2, CN, Ph; R5 = lower alkyl; X = CH2, CHR5, CR25, NR5, S, O) with carboxylic anhydrides in the presence of lower carboxylic acid alkali metal salts. Thus, refluxing I (R1-4 = H; X = CH2) 0.1, Ac2O 2.7, and NaOAc 0.8 mol for 3 h gave a blue polymeric ferromagnet. [P.25] Patent US4954607 Title Ferromagnetic organic substance having triaryl methane structure and process for manufacturing the same Inventors Otani; Sugio , Kiryu, Japan ; Kojima; Akira , Kiryu, Japan; Ota; Michiya , Maebashi, Japan Assignee Gunma University, Maebashi, Japan IPC C08G 004/00 Applica- 15.8.1989 tion Abstract A ferromagnetic organic substance having a triaryl methane structure and a free radical concentration of methine carbon positions of at least 1017 radicals/g, preferably at least 1018 radials/g, is provided by polycondensing a condensed polynuclear aromatic compound or an electron donating group substituted monocyclic aromatic compound with an aromatic aldehyde in the presence of an acid catalyst, to produce a precondensate having a softening point between 30° C. and 120° C. and being soluble in various organic solvents, and subjecting the resulting precondensate to a dehydrogenation treatment and a purification treatment, followed by molding. Alternatively, a preferable ferromagnetic organic substance having a triaryl methane structure is also manufactured by self-polycondensing an aromatic 61 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien derivative having at least one electron donating group and at least one aldehyde group in the presence of an acid catalyst and then dehydrogenating the resulting polymer by light-irradiation and/or treatment with an oxidizing agent. [P.26] Patent SU 1741182 Title Prepn. of organic ferromagnetic material - involves pyrolysis of polyacrylonitrile in magnetic field with stepwise increase in temp.. Inventors ISRAILOV, I K; KATULEVSKII, YU A; MAGRUPOV, M A Assignee University TASHK, SU IPC H01F001-10 Applica- 9.3.1989 tion Abstract Pyrolysis of an organic compound is carried out in vacuum over a temp. range of 900-1000 deg.C. Polyacrylonitrile is used as the organic cpd. Pyrolysis is carried out in a magnetic field at an intensity of 15-100 kOersted during stepped increase of temp. from 200 deg.C in 50-100 deg. steps with a delay of 1-3 hrs. for each step. Polyacrylonitrile for pyrolysis is obtd. by drying a conc. soln. of polyacrylonitrile. At temps. above 200 deg.C, intense evapn. of polymer molecules occurs, causing a sharp reduction in product yield. At temps. below 200 deg.C the energy costs and the time of synthesis are increased, leaving the yield of the target product and its magnetic properties virtually unchanged. USE/ADVANTAGE - Prepn. of organic ferromagnetics for prodn. of radio-absorbing materials, magnetic data recording materials, etc. Better magnetic properties and yield of target product are obtd. [P.27] Patent US4803006 Title Strongly magnetic organic solid state composition of matter Inventors Chiang; Long Y. , Somerset, NJ Bloch; Aaron N. , Bridgewater, NJ Assignee Exxon Research and Engineering Company, Florham Park, NJ IPC H01F001-00 Applica- 26.06.1987 (Expired) tion Abstract The present invention is an organic composition of matter having paramagnetic or ferromagnetic properties, wherein the composition includes a donor molecule and an acceptor molecule in a mix-stacked form and a dopant with an electron affinity so as to generate a ground state molecule with an appreciable triplet character. The acceptor mol. is tetrafluorotetracyanoquinodimethane. The donor mol. is selected from 2,3,6,7,10,11hexaalkoxytriphenylene; 2,3,6,7,10,11-hexaaryloxytriphenylene; 2,3,6,7,10,11-hexa-p-alkylaryloxytriphenylene; 2,3,6,7,10,11-triphenylene 62 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien hexaalkanoate; 2,3,6,7,10,11-tris(N,N’-alkylenediamino)triphenylene; and hexaazaoctadecahydrocoronene, where the alkyl, alkoxy and alkanoate groups have 1-13 C atoms. More specifically, the donor mol. is 2,3,6,7,10,11-hexamethoxytriphenylene. The dopant is selected from halogen, AsF5, SbF5 or NO+X- where X- is a univalent anion. [P.28] Patent JP 62192383 Title Poly(tetraazaporphine-iron complex) as organic magnetic materials Inventors Nishide, Hiroyuki; Yoshioka, Naoki; Tsuchida, Hidetoshi Assignee Japan IPC C07D487-22 Applica- 20.02.1986 tion Abstract The ferromagnetic title compds. I (X = .beta.-diketonate; n > 2) are prepd. for use as magnetic materials. Refluxing tetracyanoethylene 3, ferric acetylacetonate 2, and urea 0.1 g in cyclohexanone 24 h gave 1.6 g I (X = acetylacetonate, n .apprxeq. 6) showing satn. magnetization 3100 emu/mol, residual magnetization 2400 emu/mol, and coercive force 250 Oe. 63 VDI-Technologiezentrum Zukünftige Technologien 13 Literatur [1] R. L. Carlin, Magneto-Chemistry, Heidelberg, Berlin, New York 1986 [2] M. C. Petty, M. R. Bryce, D. Bloor, Introduction to Molecular Electronics, London 1995 [3] J. S. Miller, A. J. Epstein, Prescription for stabilization of ferromagnetic exchange in molecular solids via admixing of the ground state with virtual charge-transfer exited state, J. Am. Chem. Soc. 109 (1987), 6214 [4] J. S. Miller, A. J. Epstein, Molecular/organic ferromagnets, Science 240, 40 (1988) [5] O. Kahn, Molecular Magnetism, New York, Weinheim, Cambridge 1993 [6] P.Turek, M. Kinoshita et al., Ferromagnetic coupling in a new phase of pnitrophenyl nitronyl nitroxide radical , Chem. Phys. 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