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Bulletin Nr. 33 06/2016 Editorial: Das Glas ist halb voll Die Finanzkrise ist von der Frankenkrise abgelöst wor- nügend Unternehmen das Problem erkannt. Und bei den, die Vergütungsexzesse an der Spitze von grossen den wenigen, die es erkannt haben, greifen die Vor- Unternehmen sind kein heisses Thema mehr. Der Ver- sätze zu kurz – das internationale Ziel, den Tempera- antwortung der Wirtschaft, das wichtigste Anliegen turanstieg bis 2100 auf zwei Grad zu begrenzen, lässt von Actares, bekommt allmählich gebührenden Raum. sich so nicht erreichen. Actares hat dieses Thema an Beweis dafür ist der Erfolg der Konzernverantwor- den Generalversammlungen direkt angesprochen und tungsinitiative (S. 4). sich durch die Mitarbeit an einer Studie des WWF zur Nach- Wachsendes Verantwortungs- haltigkeit von Investitionen der bewusstsein Schweizer Diesen Frühling durfte Actares auch indirekt damit auseinan- einigen Unternehmen öffentlich dergesetzt (S. 5). Pensionskassen gratulieren. UBS hat vorbildliche Standards zur Wahrneh- Neuerungen beim Bulletin mung der Unternehmensver- Wir haben die Informationen für antwortung eingeführt, Nestlé die Actares-Mitglieder mit Au- (S. 3) meint es ernst mit dem genmerk auf Transparenz, Ef- Kampf gegen die Kinderarbeit, fizienz und Schnelligkeit über- und LafargeHolcim hat einen dacht. Neu sind die Voten von Schritt getan, um den Arbeits- Actares an Generalversamm- konflikt mit Leiharbeiterinnen lungen von Unternehmen auf und Leiharbeitern in Indien zu beenden. Natürlich dür- unserer Website in der Rubrik «Aktuell» verfügbar. Auf fen wir uns nicht von schönen Worten einlullen lassen. Twitter und Facebook werden Kurzinformationen in Doch das wachsende Verantwortungsbewusstsein, das Echtzeit publiziert. Mit Ausnahme der Abstimmungs- hier zu erkennen ist, verdient Anerkennung: Das Glas statistik (S. 2) wird der Saisonrückblick im Dezember- ist halb voll. Bulletin erscheinen, der so gleichzeitig als Jahresbericht fungieren wird. So finden sich in dieser Ausgabe Klimaschutz ungenügend in erster Linie thematische Beiträge und Überlegun- Die Klimaerwärmung bleibt das Stiefkind unter den gen. aktuellen Herausforderungen. Noch haben nicht ge- Wir wünschen Ihnen eine angenehme Lektüre. Inhaltsverzeichnis Editorial: Das Glas ist halb voll 1 Netzwerk: Die EvB schaut hin - nun als Public Eye 6 Noch ein weiter Weg 2 Buchtipp: «Schwarzbuch Syngenta» 7 Positive Signale prägen das Nestlé-Jubiläum 3 Neues aus der Geschäftsstelle 7 Berichte der Credit Suisse werfen Fragen auf 3 Seitenblicke: Falsche Freunde bei Roche? 7 Kampf um Prinzipien bei Sika 4 Mitgliederversammlung von Actares 8 Spezialtarif für nachhaltige Unternehmen 4 Erneuerung des Vorstands und der Arbeitsgruppen 8 Interview: Amandine Favier 5 Impressum: Actares Bulletin Nr. 33 Konzernverantwortungsinitiative steht 6 8 Noch ein weiter Weg Die Generalversammlungs-Saison 2016 ging ohne grosse Schlagzeilen über die Bühne. Das Fazit ist zwiespältig. Die Vergütungen für Geschäftsleitung und Verwaltungsrat sind nach wie vor zu hoch. Zudem unterliessen zu viele Unternehmen eine transparente und verständliche Berichterstattung. Das erschwert das Abstimmen unnötig. Actares hat für die zwanzig Gesellschaften des Swiss von Credit Suisse (CS). CS schaffte es aber im Vor- Market Index (SMI) Abstimmungsempfehlungen gege- feld, Grossaktionärinnen und -aktionäre zu überzeu- ben (siehe Tabelle unten). Bei acht Unternehmen hat gen. Auch die einflussreiche Aktionärsvertreterin ISS Actares an den Generalversammlungen (GV) für das konnte sich im Gegensatz zum Konkurrenten Glass Le- vergangene Geschäftsjahr das Wort ergriffen. Intern wis nicht zu einer Ablehnung durchringen. wird Actares zunehmend angehört und es wurden Versprechen auf Verbesserungen gemacht. Die Fortschrit- CS ist auch darüber hinaus – neben Syngenta – das te sind aber bescheiden. Sorgenkind dieser Saison. Keiner der Verantwortlichen für die risikoreichen Spekulationen, die hohe Verlus- Zu spendabel te verursachten, wird zur Rechenschaft gezogen. Er- Unter dem Strich sind die SMI-Unternehmen zu gross- schreckend ist ferner das umfangreiche CS-Engage- zügig mit dem Management. Auch erhalten zu vie- ment in der traditionellen Energiewirtschaft – obwohl le Mitglieder des Verwaltungsrates (VR) immer noch in hehren Worten ständig der Kampf gegen den Klima- Boni. So ist es kein Wunder, dass Actares die Vergü- wandel beschworen wird. tungen für Geschäftsleitungen und VR mehrheitlich zur Ablehnung empfahl. Sie wurden indessen unisono an- Nestlé handelt verantwortungsbewusster genommen. All zu sicher sollten sich die Manager der Das zeigt exemplarisch, dass der Weg zu einer nachhal- Schweizer Gesellschaften jedoch nicht wähnen, der tigeren Wirtschaft noch weit ist. Steter Tropfen weicht Wind kann jederzeit drehen. Das zeigten die Aktionä- den Widerstand aber auf. Ein Beispiel dafür ist Nestlé. rinnen und Aktionäre britischer Grosskonzerne wie BP, Actares attestiert dem Unternehmen nach jahrelanger Royal Dutch Shell, the Royal Bank of Scotland (RBS), Kritik Fortschritte bezüglich Arbeitskonflikten, Trans- Smith & Nephew und WPP, welche die Vergütungsbe- parenz und Frauenanteil im Verwaltungsrat. Gleichzei- richte überraschend abgelehnt haben. tig fordert Actares aber noch grössere Anstrengungen zum weltweiten Schutz des Wassers und in der Beach- Sorgenkind Credit Suisse tung der Menschenrechte in der Lieferkette. Äusserst umstritten war angesichts der katastrophalen Geschäftsergebnisse die Entschädigungspraxis Rückblick auf die Generalversammlungen Zusammenfassung 1. Juni 2014 bis 31. Mai 2015 Ja Nein Enth. Jahresberichte und/oder Jahresrechnungen, Revisionsberichte 7 13 - Vergütungsberichte (Konsultativabstimmungen) 3 15 - 11 43 - 9 11 - Vergütungen (bindende Abstimmungen) Entlastungen der Organe Gewinnverwendungen / Auschüttungen aus Reserven 24 4 - 180 43 - 63 13 - Kapitalherabsetzungen / Aktienrückkaufprogramme 3 3 - Kapitalerhöhungen 3 3 - Wahlen in den Verwaltungsrat / Wahlen des Präsidiums Wahlen in den Vergütungsausschuss Statutenänderungen / Statutenanpassungen Wahlen der Revisionsstelle / der unabh. Stimmrechtsvertretung Total 2 8 4 1 41 1 - 352 153 1 Bulletin Positive Signale prägen das Nestlé-Jubiläum Nr. 33 06/2016 Actares hat seit der Gründung die Tätigkeiten von Nestlé eng verfolgt. Das 150-jährige Bestehen des Nahrungsmittelkonzerns aus Vevey ist daher ein passender Anlass, Bilanz zu ziehen. Nestlé ist eines der Unternehmen, die Actares von Anfang an besonders beschäftigt haben. Ein Blick zurück kann aufschlussreich sein. Schwierige Anfänge Die Jahrtausendwende ist stark von einer Abschottungsmentalität geprägt. Aktionärinnen und Aktionäre, die Fragen stellen, sehen sich mit dem Vorwurf konfrontiert, sie mischten sich in fremde Angelegenheiten ein. Die Antworten sind unzureichend, einschüchternd und voller Misstrauen. Zugegeben: Es ist die grosse Zeit der Spekulanten, die feindliche Übernahmen planen, um die Unternehmen dann zu zerschlagen, was Actares natürlich verurteilt. Schlüsseljahre Antworten zu reagieren. Es ist inzwischen so etwas wie 2005 stellt die Nominierung von CEO Peter Brabeck ein Dialog entstanden. Gleichzeitig stellt Actares fest, als Verwaltungsratspräsident eine Zäsur dar. An der dass Nestlé allmählich ernsthaftere Anstrengungen Generalversammlung wird das Doppelmandat mit nur unternimmt, der unternehmerischen Verantwortung 51 % der Aktionärsstimmen genehmigt, was einer Re- gerecht zu werden, und dass das Unternehmen immer volution gleichkommt. Obschon Nestlé sich zunächst ausführlichere Berichte verfasst. Ein vielversprechen- damit schwertut, Kritik zuzulassen, veröffentlicht das der Weg, den es zu unterstützen, aber auch weiterhin Unternehmen quasi als Vorboten des «Konzepts der aufmerksam zu beobachten gilt. Gemeinsamen Wertschöpfung» einen Bericht zur sozialen Verantwortung. Die Vorschläge sind verbesse- Aktuelle Situation rungsfähig, aber immerhin ein erster Schritt. Diese Im Zusammenhang mit der kommerziellen Verwertung Jahre werden auch von Affären überschattet – etwa von Trinkwasser bleiben weiterhin offene Fragen. In der Bespitzelung der Organisation Attac – und von Kalifornien, das immer wieder unter Dürren leidet, rei- gewaltsamen sozialen Konflikten, den schlechten Ar- ssen die Kontroversen nicht ab: Die Konkurrenz zwi- beitsbedingungen in der Kakaoproduktion oder den schen privater und öffentlicher Nutzung des «blauen Bestrebungen von Nestlé, traditionelle Heilpflanzen Goldes» ruft Unmut hervor. Noch immer ist es Nestlé unter Patentschutz zu stellen. nicht gelungen, seine wirtschaftlichen Ambitionen mit den Interessen und Rechten der lokalen Bevölkerung in Vorsichtiger Optimismus Einklang zu bringen. Dass ein Wandel stattfindet, zeigt eine öffentlichen Die Zwangsarbeit in der Lieferkette – in manchen Fäl- Konferenz, die Actares 2010 an der Universität Lau- len muss gar von Sklaverei gesprochen werden – ist sanne veranstaltet. Peter Brabeck gibt dort zu, dass ein weiterer Stachel im Fleisch des Nahrungsmittel- die Massnahmen von Nestlé gegen die Zwangsarbeit konzerns. Problembereiche gibt es einige: Kakao, Kaf- von Kindern in den Kakaoplantagen nicht zum Erfolg fee, Haselnüsse, Crevetten, um nur die bekanntesten geführt haben. Derart offene Worte sind neu. zu nennen. Nestlé ist sich der Probleme bewusst und Die Kommunikation wird transparenter und entspann- kämpft seit Langem dagegen. Der Erfolg lässt jedoch ter. Die Aktionärinnen und Aktionäre, die im vergange- auf sich warten. Müsste man vielleicht doch drasti- nen Frühling an der Generalversammlung das Wort er- schere Massnahmen wie den Verzicht auf die proble- griffen, erhielten sogar Gelegenheit, auf die erhaltenen matischen Zutaten in Erwägung ziehen? 3 Kampf um Prinzipien bei Sika Der aktuelle Konflikt unter den Aktionären von Sika hat Gründe, die über einfache Einzelinteressen hinausreichen. Auf dem Spiel stehen Grundsatzfragen. Actares unterstützt in dieser Auseinandersetzung die Stiftung Ethos. Das Seilziehen um den Machtwechsel bei Sika, das Rettungsboote für alle seit Ende 2014 andauert, ist im explosiven Zusam- Dank Stimmrechtsaktien bekommt bei Sika eine Grup- mentreffen von Stimmrechtsaktien und einer Opting- pe, die nur 16 Prozent des Kapitals besitzt, die Macht, out-Klausel begründet. das Schiff mit dem gesamten Aktionariat an Bord zu steuern. Das Opting-out bietet dieser privilegierten Stimmrecht und «Opting-out» Gruppe auch ein Rettungsboot, mit dem sie das Schiff Rund ein Drittel der börsenkotierten Schweizer Un- in unsicheren Gewässern verlassen kann. Eine Meute- ternehmen sind Familienunternehmen. Viele geben rei wäre nie eingetreten, wenn alle Aktionärinnen und Stimmrechtsaktien aus, die von der Gründergrup- Aktionäre einen Platz im Rettungsboot erhalten hät- pe gehalten werden. Diese gewähren ihren Inhabern ten – im Klartext: wenn sie ihre Aktien zu denselben mehr Stimmen an der Generalversammlung als norma- Bedingungen wie die Gründerfamilie hätten verkaufen le Aktien bei gleichem Aktienkapital. Bei einer Kont- können. Bei Sika stehen aber nicht grosse Geldsum- rollübernahme sollten alle Aktionärinnen und Aktionä- men, sondern Prinzipien auf dem Spiel: die Gerechtig- re gemäss dem Grundsatz der Gleichbehandlung vom keit unter den Aktionären. Die Stiftung Ethos hat sich gleichen Angebot profitieren können. Diese Verpflich- in den Kampf eingeschaltet, Actares eilt ihr nun zu Hil- tung kann jedoch durch eine sogenannte Opting-out- fe. Klausel in den Statuten umgangen werden. Bei Sika profitiert die Gründerfamilie von beiden Mechanismen. BBwww.ethosfund.ch/de (->Spezialdossier zu Sika) Spezialtarif für nachhaltige Unternehmen Für Mitglieder von gleichgesinnten Unternehmensverbänden führt Actares einen neuen Tarif ein. Der erste Partner ist Après-VD. Es gibt in der Schweiz eine Reihe von Unternehmens- verträglichen Wirtschaft bekennen. Die Mitglieder- verbänden, die sich zu einer sozial und ökologisch versammlung von Actares hat im letzten Herbst beschlossen, Mitgliedern solcher Verbände die Actares- Sozial- und Solidarwirtschaft Mitgliedschaft zu einem reduzierten Tarif von CHF APRÈS-VD ist der Name der Waadtländer Kammer für eine soziale und so- 150.– (statt CHF 500.–) anzubieten. Voraussetzung ist lidarische Wirtschaft (SSW). Sie setzt sich im Kanton, in der Öffentlichkeit eine Vereinbarung mit dem jeweiligen Verband und eine und bei der öffentlichen Hand für Förderung, Entwicklung und Anerkennung Einladung durch Actares. Den Anfang macht Actares einer Wirtschaft ein, die sich an ethischen, sozialen und ökologischen Wer- mit der Chambre de l’économie sociale et solidaire ten orientiert. Die 2009 gegründete Vereinigung zählt rund 80 Mitglieder vaudoise, kurz Après-VD (siehe Porträt im Kästchen). (Vereine, Genossenschaften, Stiftungen, AGs, GmbHs, Einzelunternehmen, Mit dem Spezialtarif will Actares Unternehmen, die Privatpersonen). Sie alle haben sich der SSW-Charta angeschlossen und bereits verantwortungsvoll wirtschaften, besser in den sich verpflichtet, sie schrittweise umzusetzen. Mit der Charta anerkennen Dialog mit grossen, börsenkotierten Firmen einbinden. sie Werte, die ihr Handeln bestimmen. Die Vereinigung vernetzt die Akteure Das stärkt einerseits die Position von Actares gegen- der Sozial- und Solidarwirtschaft, um Synergien zu fördern. Sie bietet ihren über diesen Firmen und ist andererseits auch im Inter- Mitgliedern verschiedene Dienstleistungen an. In der Westschweiz gibt es esse der kleinen, nachhaltig denkenden Unternehmen: bereits einige Kammern für eine soziale und solidarische Wirtschaft. Weitere Um ihre Vision einer verantwortungsvollen Wirtschaft werden demnächst gegründet. zu verwirklichen, müssen sie auch die grossen Firmen BBwww.apres-vd.ch mit ins Boot holen. 4 Bulletin Nr. 33 06/2016 Interview: Amandine Favier Amandine Favier ist Senior Advisor in der Abteilung Sustainable Finance beim WWF Schweiz in Zürich. Sie verfügt über umfassende Berufserfahrung in der Bankbranche und im Bereich der nachhaltigen Entwicklung. Amandine Favier leitete die im Frühling erschienene Studie zur Nachhaltigkeit der Investitionen der Schweizer Pensionskassen. Wie hat der WWF die Pensionskassen ausgewählt, die 20 Prozent, in die Kategorie der sogenannten «Vorrei- im Rahmen der Studie zur Nachhaltigkeit ihrer Inves- ter». titionen befragt wurden? Und warum wurde die Studie gerade jetzt durchgeführt? Was soll die Studie bewirken? Und wird es eine Fort- Ausgewählt wurden die 20 Schweizer Pensionskassen setzung geben? mit den grössten verwalteten Vermögen. Auf diese 20 Wir hoffen, dass die Studie zwi- Kassen entfallen über 268 Milliarden Franken, das sind schen den verschiedenen Sta- rund 33 Prozent des gesamten Vorsorgekapitals in der keholdern und den Pensions- Schweiz. Die Pensionskassen gehören zu den grössten kassen und einflussreichsten Investorengruppen. Als langfris- Dialog rund um die Themen ver- tige Aktionärinnen sind sie in der Lage, die Unterneh- antwortungsvolle men, in die sie investieren, zu beeinflussen und deren und Transparenz auslösen wird. Verhalten zu bestimmen. Ihr Einfluss auf die Wirtschaft Ziel ist es, einen positiven Wett- ist daher erheblich. Es gab bisher noch keine verglei- streit zwischen den Pensions- chende Studie, die ihre Leistungen im Hinblick auf ver- kassen in Gang zu setzen, indem antwortungsvolle Investitionen untersuchte. die Best Practices der Branche einen herausgeschält konstruktiven Investitionen und aktuelle Wie haben die Pensionskassen auf die Fragen des Mängel aufgezeigt werden. Der WWF reagiert? Haben sie sie möglicherweise als Ein- Bericht gibt auch einige allge- mischung empfunden? meine Empfehlungen, wie die Ziel der Studie war es, zu untersuchen, wie es aktuell Schweizer Pensionskassen ihre um das verantwortungsvolle Investieren in der Schweiz Leistungen weiter verbessern können. Es ist deshalb steht, Best Practices zu ermitteln und einen Dialog mit geplant, die Übung in den nächsten zwei Jahren zu den grössten Pensionskassen zu diesem Thema einzu- wiederholen. leiten. Dass 16 der 20 Pensionskassen bereit waren, aktiv an der Studie mitzuwirken und den Fragebogen BBwww.wwf.ch zu beantworten, ist ein Zeichen, dass das Interesse für BBStudie die Problematik des verantwortungsvollen Investierens Schweizer Pensionskassen und verantwortungsvol- les Investieren: http://tinyurl.com/hjbaoms zunimmt. Vorreiter Was sind die wichtigsten Erkenntnisse der Studie? Sie zeigt, dass alle Pensionskassen, die daran teilgenommen haben, sich in irgendeiner Weise mit dem verantwortungsvollen Investieren auseinandersetzen und dass die Umwelt-, Sozial- und GovernanceFaktoren (ESG) im Anlageprozess immer stärker berücksichtigt werden. Keine der untersuchten Pensionskassen wurde in die unterste Kategorie der «Nachzüg- Verfolger Bernische Pensionskasse BVK Kanton Zürich CPEG – Etat de Genève Pensionskasse Post Pensionskasse Stadt Zürich (PKZH) Oberes Mittelfeld Aargauische Pensionskasse comPlan (Swisscom AG) CPEV – Etat de Vaud Migros-Pensionskasse (MPK) Pensionskasse Basel-Stadt Pensionskasse Hoffmann-La-Roche AG Pensionskasse SBB PUBLICA Unteres Mittelfeld ASGA Pensionskasse Pensionskasse Novartis Stiftung Auffangeinrichtung VITA Joint Foundation ler» eingestuft. Allerdings zeigen die Ergebnisse auch, dass die Schweizer Pensionskassen in Sachen verantwortungsvolle Investitionen noch ein gutes Stück Weg vor sich haben. So schaffte es keine unter die obersten Nachzügler Keine Bewertung möglich aufgrund mangelnder Informationen Pensionskasse der Credit Suisse Pensionskasse Energie (PKE) Pensionskasse der UBS 5 Konzernverantwortungsinitiative steht Die notwendigen Unterschriften für die Konzernverantwortungsinitiative sind beisammen. Die Überzeugungsarbeit beginnt aber erst. Gut ein Jahr nach dem Start der Unterschriftensamm- Breit abgestützt lung erreichte die Konzernverantwortungsinitiative be- Die Konzernverantwortungsinitiative ist parteiunab- reits den ersten wichtigen Meilenstein. Am 17. April hängig und wird von knapp 80 Organisationen – da- hat das Initiativkomitee bekannt gegeben, dass runter Actares – unterstützt. Für die Kommunikation 140’000 Unterschriften gesammelt sind. Damit ist mit der breiten Bevölkerung ist der Verein Konzernver- die Initiative weit vor Ablauf der gesetzlichen Frist antwortungsinitiative gut aufgestellt: Die unterstüt- zustande gekommen. Trotzdem soll noch bis Okto- zenden Organisationen erreichen nach eigenen Anga- ber weitergesammelt werden, damit die Initiative mit ben zusammen über eine Million Menschen. einem möglichst guten Ergebnis eingereicht werden Der Abstimmungskampf beginnt jetzt kann. Die Initiative wird zwar frühestens Ende 2018 zur AbDie Initiative will Schweizer Unternehmen auch im stimmung kommen, aber das Lobbying bei Meinungs- Ausland verpflichten, auf den Schutz von Menschen- machern und Entscheidungsträgerinnen ist bereits im rechten und Umwelt zu achten. Kommt ein Unterneh- Gang. Viel Gewicht legt der Verein auf den Aufbau ei- men seiner Sorgfaltspflicht nicht nach, soll es für ent- nes Netzwerks von Verbündeten im Parlament und un- standene Schäden haften. ter Vertreterinnen und Vertretern von kleineren und mittleren Unternehmen. Netzwerk: Die EvB schaut hin – nun als Public Eye Wenn zweifelhafte oder illegale Praktiken von Konzernen mit Sitz in der Schweiz ans Licht kommen, steckt oft die Erklärung von Bern dahinter. Im Herbst präsentiert der Verein unter neuem Namen die Resultate einer Rohstoffrecherche. Was haben der Neffe eines südafrikanischen Präsi- zerne, Schokolade- oder Kleiderfirmen geht: Die EvB denten und ein georgischer Ex-Verteidigungsminister deckt auf, informiert und mobilisiert, wenn internatio- gemeinsam? Sie hantierten mit Millionen aus zweifel- nale Konzerne ihre Gewinne maximieren, während Nä- haften Ölgeschäften. Sie versuchten, die- herinnen in der Türkei zu Hungerlöhnen schuften, Kin- se mithilfe von Offshore-Firmen zu verste- der ungesichert in afrikanische Goldminen steigen oder cken. Und sie nahmen dafür die Hilfe von die Bauern in Indien mit Pestiziden «made in Switzer- Schweizer Anwälten in Anspruch. Die bei- land» ihre Gesundheit ruinieren. Dieses Jahr legt die den durch die «Panama Papers» bekannt Organisation ihr Hauptaugenmerk auf die problemati- gewordenen Fälle zeigen, welch zentrale Rolle die schen Bedingungen in den Schuhfabriken Osteuropas. Schweiz bei dubiosen Rohstoff- und Finanzgeschäften Ausserdem wird sie mit einer umfassenden Recherche spielt. Sie machen zugleich deutlich, warum es Organi- zu einem kaum bekannten, globalen Rohstoffgeschäft sationen wie die Erklärung von Bern (EvB) braucht. an die Öffentlichkeit treten. Allerdings nicht mehr als EvB. Im Mai hat die Generalversammlung beschlossen, Unter neuem Namen die Organisation in «Public Eye» umzubenennen. Der Vor 48 Jahren wurde die EvB von einer Gruppe enga- Name bringt auf den Punkt, was der Verein als seine gierter Menschen gegründet. Heute wird der Verein Kernaufgabe sieht: Politik und Wirtschaft auf die Fin- von über 25’000 Mitgliedern getragen und beschäf- ger schauen und Missstände öffentlich machen. tigt in seinen Büros in Lausanne und Zürich dreissig Mitarbeitende. Ob es um Rohstofffirmen, Saatgutkon- 6 BBWeitere Informationen unter www.evb.ch Bulletin Seitenblicke: Falsche Freunde bei Roche? von Roby Tschopp Seit mehreren Jahren befragt Actares die Unterneh- Mitte April erläuterte der Verwaltungsratspräsident men regelmässig dazu, wie sie die Politik unterstützen. von Roche, Christoph Franz, in der Zeitschrift «Spie- Roche hat sich noch nie von der SVP distanziert, ganz gel» seine Entwicklungsperspektiven. Wegen zuneh- im Gegenteil! Als der Pharmariese mit einer Analyse mend isolationistischer Tendenzen in der Schweiz will des Magazins «Bilanz» konfrontiert wurde, die Blo- der Pharmakonzern künftig hauptsächlich im Ausland chers Partei im August 2015 als die wirtschaftsfeind- expandieren, vor allem um den Einschränkungen bei lichste Partei einstufte, stellte der Konzern das Ran- der Personalrekrutierung auszuweichen, die sich aus king pauschal infrage. der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative der Es scheint ganz, als hätte Roche auf die falschen SVP ergeben. Freunde gesetzt und als wolle man sich das noch im- Die Kritik ist zwar verständlich. Man sollte aber den mer nicht eingestehen. Nr. 33 06/2016 Fokus erweitern und sich fragen, ob Roche und Herr Franz alles in ihrer Macht Stehende getan haben, um BBPolitstudie die knappe Annahme dieser Initiative zu verhindern. BBArtikel Actares: http://tinyurl.com/jmjdgzo Bilanz: http://tinyurl.com/o95k34g Neues aus der Geschäftsstelle Seit Januar 2016 ist Matthias Dellsperger mit einem gen erworben. Zuletzt war er Sachbearbeiter Rech- 40-Prozent-Pensum in der Geschäftsstelle von Actares nungskontrolle bei der Gesundheits- und Fürsorgedi- tätig. Er ist zuständig für das Rechnungswesen und die rektion des Kantons Bern und Sekretariatsleiter bei der Administration sowie für die Verwaltung der an Actares Pädagogischen Hochschule Bern. Nebenberuflich en- delegierten AG-Stimmrechte. Matthias Dellsperger ist gagiert er sich als ehrenamtlicher Beistand im Auftrag gelernter Kaufmann und absolviert zurzeit eine Wei- des Amtes für Erwachsenen- und Kindesschutz der terbildung zum Sachbearbeiter Rechnungswesen. Sei- Stadt Bern und als Musiker und Musiklehrer im Fach ne breite Erfahrung und Expertise hat er in kantonalen Gitarre. Institutionen und privatwirtschaftlichen Unternehmun- Buchtipp: «Schwarzbuch Syngenta» Der Basler Agrokonzern Syngenta ist der grösste Pes- robusiness an der Tagesordnung. Die Branche ist ext- tizidhersteller weltweit und drittgrösster Saatgutpro- rem oligopolistisch. Der Zentralisationsprozess scheint duzent. Was bedeutet die Übernahme von Syngenta ungehindert weiterzugehen. Zudem betreibt durch den chinesischen Staatskonzern ChemChina Syngenta viel Lobbying. Das «Schwarz- für die Landwirtschaft? Das «Schwarzbuch» zeigt, buch» zeigt, wie solche Einflussnahme vor wie Syngenta das Menschenrecht auf Gesundheit und sich geht, und kommt zum Schluss, dass es Nahrung beeinträchtigt. Im zweiten Teil zeigt Multi- in einer ökologischen und sozialen Landwirt- Watch, dass einige wenige internationale Anleger- schaft keinen Platz für Syngenta gäbe. gruppen das Unternehmen kontrollieren und die vie- BBMultiWatch len kleinen Schweizer Privatanlegerinnen und -anleger kaum Einfluss auf das Management haben. Fusionen und Übernahmen wie die durch ChemChina sind im Ag- (Hrsg.), Schwarzbuch Syngenta: Dem Basler Agromulti auf der Spur. Edition 8, Zürich. 340 Seiten, broschiert, Fr. 29.–. ISBN 978-3-85990-283-1 7 Mitgliederversammlung und Tagung Actares Mittwoch, 5. Oktober 2016, 16.30 Uhr, Lausanne. matik einzusteigen. Amandine Favier präsentiert die Nach dem statuarischen Teil begrüssen wir Amandine Ergebnisse der Studie, an der auch Actares beteiligt Favier, Senior Advisor in der Abteilung Sustainable Fi- war, und diskutiert Chancen und Herausforderungen. nance beim WWF. Sie hat zum Thema verantwortungs- Auch dieses Jahr ist dieser Teil der Mitgliederversamm- volles Anlegen bei Schweizer Pensionskassen eine lung öffentlich. Sie können also gerne interessierte Studie geleitet, die dieses Frühjahr erschienen ist (Sei- Bekannte einladen! Der Vorstand freut sich auf inte- te 4). Dabei ging es nicht nur um die Frage, wie nach- ressante Diskussionen bei einem gemeinsamen Apéro haltig Schweizer Pensionskassen investieren, sondern zum Abschluss der Veranstaltung. Mitglieder erhalten auch darum, Best Practice zu ermitteln und mit den die detaillierte Einladung Ende August. grössten Pensionskassen in den Dialog über die The- Bitte halten Sie sich den Termin frei! AktionärInnen für nachhaltiges Die Evang.-ref. Landeskirche des Kantons Zürich Arbeitswelt steht vor vielfältigen Herausforderungen. Wirtschaften und Actares organisieren am Donnerstag, 6. Okto- Wie können diese zwischen Arbeitgeber und Arbeit- ber 2016, eine Tagung zum Thema «Fairness in der nehmerin fair bewältigt werden? Zeit: 9.30–17.00 Uhr, Bern: Arbeitswelt». Gesellschaftliche Entwicklungen, wirt- Ort: Hirschengraben 50, Zürich. Actares, Postfach schaftliche Globalisierung, oder Digitalisierung – die BBMehr Infos: http://tinyurl.com/z5jjdts CH-3000 Bern 23 T 031 371 92 14 Erneuerung des Vorstands und der Arbeitsgruppen Genève: Actares, CP 161 CH-1211 Genève 8 Im Vorstand von Actares ist ein Generationenwechsel schaftsjournalist, ist schon seit Januar 2016 ein neues T 022 733 35 60 im Gang. Mehrere langjährige Mitglieder, die zum Teil Mitglied dabei. Drei weitere Personen sind sehr inter- schon seit der Gründung dabei sind, möchten den Stab essiert. www.actares.ch an neue Personen übergeben. In der Westschweiz sind Für den Ausbau der Arbeitsgruppen zu den Unterneh- [email protected] letztes Jahr Edouard Dommen und Daniela Grünenfel- men hat Actares diesmal auf Inserate gesetzt. «Lust der zurückgetreten. Mit Tineke Ritzema, Ökonomin und auf eine spannende Aufgabe?», hiess der Titel, und Er- IBAN: Fachfrau für nachhaltiges Banking, und Edouard De- fahrungen aus der Wirtschaft waren im Inserat aus- CH30 0900 0000 guemp, Ingenieur mit einem executive MBA, konnten drücklich erwünscht. Die Reaktionen waren zahlreich. 1744 3480 3 schon 2014 zwei neue Mitglieder gewonnen werden. Bei spannenden Gesprächen konnte eine ganze Rei- PC / CCP: Unterdessen engagieren sich beide im Ausschuss des he von kompetenten Leuten gefunden werden. Die Ar- 17-443480-3 Vorstandes, und Tineke Ritzema löste Caroline Piren- beitsgruppen werden sich in der zweiten Jahreshälfte ne als Vizepräsidentin ab. Auch in der Deutschschweiz formieren und den Dialog mit den Unternehmen wei- sind Rücktritte angekündigt. Mit Beat Honegger, Wirt- terführen. Impressum: Actares Bulletin Nr. 33 Auflage deutsch 1200 Exemplare / französisch 900 Exemplare Redaktion / Übersetzung: Irene Aeberli, Raphaël de Riedmatten (DB), Sophie de Rivaz, Matthias Dellsperger, Amandine Favier (WWF), Christoph Gassmann, Antoinette Hauri, Beat Honegger, Yvan Maillard Ardenti (PPP), Rudolf Meyer, Jean-François Rochat, Dominique Roten (Après VD), Roger SaId, Annemieke Stössel, Roby Tschopp, Nicole Weydknecht Bilder: Creativemarc, Roby Tschopp, WWF Layout und Druck: Gegendruck GmbH, Neustadtstrasse 26, 6004 Luzern Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier, Rebello Actares wird unterstützt durch die Stadt Genf 8