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Bulletin
Nr. 33 06/2016
Editorial: Das Glas ist halb voll
Die Finanzkrise ist von der Frankenkrise abgelöst wor-
nügend Unternehmen das Problem erkannt. Und bei
den, die Vergütungsexzesse an der Spitze von grossen
den wenigen, die es erkannt haben, greifen die Vor-
Unternehmen sind kein heisses Thema mehr. Der Ver-
sätze zu kurz – das internationale Ziel, den Tempera-
antwortung der Wirtschaft, das wichtigste Anliegen
turanstieg bis 2100 auf zwei Grad zu begrenzen, lässt
von Actares, bekommt allmählich gebührenden Raum.
sich so nicht erreichen. Actares hat dieses Thema an
Beweis dafür ist der Erfolg der Konzernverantwor-
den Generalversammlungen direkt angesprochen und
tungsinitiative (S. 4).
sich durch die Mitarbeit an einer Studie des WWF zur Nach-
Wachsendes Verantwortungs-
haltigkeit von Investitionen der
bewusstsein
Schweizer
Diesen Frühling durfte Actares
auch indirekt damit auseinan-
einigen Unternehmen öffentlich
dergesetzt (S. 5).
Pensionskassen
gratulieren. UBS hat vorbildliche Standards zur Wahrneh-
Neuerungen beim Bulletin
mung der Unternehmensver-
Wir haben die Informationen für
antwortung eingeführt, Nestlé
die Actares-Mitglieder mit Au-
(S. 3) meint es ernst mit dem
genmerk auf Transparenz, Ef-
Kampf gegen die Kinderarbeit,
fizienz und Schnelligkeit über-
und LafargeHolcim hat einen
dacht. Neu sind die Voten von
Schritt getan, um den Arbeits-
Actares an Generalversamm-
konflikt mit Leiharbeiterinnen
lungen von Unternehmen auf
und Leiharbeitern in Indien zu beenden. Natürlich dür-
unserer Website in der Rubrik «Aktuell» verfügbar. Auf
fen wir uns nicht von schönen Worten einlullen lassen.
Twitter und Facebook werden Kurzinformationen in
Doch das wachsende Verantwortungsbewusstsein, das
Echtzeit publiziert. Mit Ausnahme der Abstimmungs-
hier zu erkennen ist, verdient Anerkennung: Das Glas
statistik (S. 2) wird der Saisonrückblick im Dezember-
ist halb voll.
Bulletin erscheinen, der so gleichzeitig als Jahresbericht fungieren wird. So finden sich in dieser Ausgabe
Klimaschutz ungenügend
in erster Linie thematische Beiträge und Überlegun-
Die Klimaerwärmung bleibt das Stiefkind unter den
gen.
aktuellen Herausforderungen. Noch haben nicht ge-
Wir wünschen Ihnen eine angenehme Lektüre.
Inhaltsverzeichnis
Editorial: Das Glas ist halb voll
1
Netzwerk: Die EvB schaut hin - nun als Public Eye 6
Noch ein weiter Weg
2
Buchtipp: «Schwarzbuch Syngenta»
7
Positive Signale prägen das Nestlé-Jubiläum
3
Neues aus der Geschäftsstelle
7
Berichte der Credit Suisse werfen Fragen auf
3
Seitenblicke: Falsche Freunde bei Roche?
7
Kampf um Prinzipien bei Sika
4
Mitgliederversammlung von Actares
8
Spezialtarif für nachhaltige Unternehmen
4
Erneuerung des Vorstands und der Arbeitsgruppen 8
Interview: Amandine Favier
5
Impressum: Actares Bulletin Nr. 33
Konzernverantwortungsinitiative steht
6
8
Noch ein weiter Weg
Die Generalversammlungs-Saison 2016 ging ohne grosse Schlagzeilen über die Bühne. Das Fazit ist zwiespältig.
Die Vergütungen für Geschäftsleitung und Verwaltungsrat sind nach wie vor zu hoch. Zudem unterliessen zu viele
Unternehmen eine transparente und verständliche Berichterstattung. Das erschwert das Abstimmen unnötig.
Actares hat für die zwanzig Gesellschaften des Swiss
von Credit Suisse (CS). CS schaffte es aber im Vor-
Market Index (SMI) Abstimmungsempfehlungen gege-
feld, Grossaktionärinnen und -aktionäre zu überzeu-
ben (siehe Tabelle unten). Bei acht Unternehmen hat
gen. Auch die einflussreiche Aktionärsvertreterin ISS
Actares an den Generalversammlungen (GV) für das
konnte sich im Gegensatz zum Konkurrenten Glass Le-
vergangene Geschäftsjahr das Wort ergriffen. Intern
wis nicht zu einer Ablehnung durchringen.
wird Actares zunehmend angehört und es wurden Versprechen auf Verbesserungen gemacht. Die Fortschrit-
CS ist auch darüber hinaus – neben Syngenta – das
te sind aber bescheiden.
Sorgenkind dieser Saison. Keiner der Verantwortlichen
für die risikoreichen Spekulationen, die hohe Verlus-
Zu spendabel
te verursachten, wird zur Rechenschaft gezogen. Er-
Unter dem Strich sind die SMI-Unternehmen zu gross-
schreckend ist ferner das umfangreiche CS-Engage-
zügig mit dem Management. Auch erhalten zu vie-
ment in der traditionellen Energiewirtschaft – obwohl
le Mitglieder des Verwaltungsrates (VR) immer noch
in hehren Worten ständig der Kampf gegen den Klima-
Boni. So ist es kein Wunder, dass Actares die Vergü-
wandel beschworen wird.
tungen für Geschäftsleitungen und VR mehrheitlich zur
Ablehnung empfahl. Sie wurden indessen unisono an-
Nestlé handelt verantwortungsbewusster
genommen. All zu sicher sollten sich die Manager der
Das zeigt exemplarisch, dass der Weg zu einer nachhal-
Schweizer Gesellschaften jedoch nicht wähnen, der
tigeren Wirtschaft noch weit ist. Steter Tropfen weicht
Wind kann jederzeit drehen. Das zeigten die Aktionä-
den Widerstand aber auf. Ein Beispiel dafür ist Nestlé.
rinnen und Aktionäre britischer Grosskonzerne wie BP,
Actares attestiert dem Unternehmen nach jahrelanger
Royal Dutch Shell, the Royal Bank of Scotland (RBS),
Kritik Fortschritte bezüglich Arbeitskonflikten, Trans-
Smith & Nephew und WPP, welche die Vergütungsbe-
parenz und Frauenanteil im Verwaltungsrat. Gleichzei-
richte überraschend abgelehnt haben.
tig fordert Actares aber noch grössere Anstrengungen
zum weltweiten Schutz des Wassers und in der Beach-
Sorgenkind Credit Suisse
tung der Menschenrechte in der Lieferkette.
Äusserst umstritten war angesichts der katastrophalen Geschäftsergebnisse die Entschädigungspraxis
Rückblick auf die Generalversammlungen
Zusammenfassung 1. Juni 2014 bis 31. Mai 2015
Ja
Nein
Enth.
Jahresberichte und/oder Jahresrechnungen, Revisionsberichte
7
13
-
Vergütungsberichte (Konsultativabstimmungen)
3
15
-
11
43
-
9
11
-
Vergütungen (bindende Abstimmungen)
Entlastungen der Organe
Gewinnverwendungen / Auschüttungen aus Reserven
24
4
-
180
43
-
63
13
-
Kapitalherabsetzungen / Aktienrückkaufprogramme
3
3
-
Kapitalerhöhungen
3
3
-
Wahlen in den Verwaltungsrat / Wahlen des Präsidiums
Wahlen in den Vergütungsausschuss
Statutenänderungen / Statutenanpassungen
Wahlen der Revisionsstelle / der unabh. Stimmrechtsvertretung
Total
2
8
4
1
41
1
-
352
153
1
Bulletin
Positive Signale prägen das Nestlé-Jubiläum
Nr. 33 06/2016
Actares hat seit der Gründung die Tätigkeiten von Nestlé eng verfolgt. Das 150-jährige Bestehen des Nahrungsmittelkonzerns aus Vevey ist daher ein passender Anlass, Bilanz zu ziehen.
Nestlé ist eines der Unternehmen, die Actares von Anfang an besonders beschäftigt haben. Ein Blick zurück
kann aufschlussreich sein.
Schwierige Anfänge
Die Jahrtausendwende ist stark von einer Abschottungsmentalität geprägt. Aktionärinnen und Aktionäre,
die Fragen stellen, sehen sich mit dem Vorwurf konfrontiert, sie mischten sich in fremde Angelegenheiten
ein. Die Antworten sind unzureichend, einschüchternd
und voller Misstrauen. Zugegeben: Es ist die grosse
Zeit der Spekulanten, die feindliche Übernahmen planen, um die Unternehmen dann zu zerschlagen, was
Actares natürlich verurteilt.
Schlüsseljahre
Antworten zu reagieren. Es ist inzwischen so etwas wie
2005 stellt die Nominierung von CEO Peter Brabeck
ein Dialog entstanden. Gleichzeitig stellt Actares fest,
als Verwaltungsratspräsident eine Zäsur dar. An der
dass Nestlé allmählich ernsthaftere Anstrengungen
Generalversammlung wird das Doppelmandat mit nur
unternimmt, der unternehmerischen Verantwortung
51 % der Aktionärsstimmen genehmigt, was einer Re-
gerecht zu werden, und dass das Unternehmen immer
volution gleichkommt. Obschon Nestlé sich zunächst
ausführlichere Berichte verfasst. Ein vielversprechen-
damit schwertut, Kritik zuzulassen, veröffentlicht das
der Weg, den es zu unterstützen, aber auch weiterhin
Unternehmen quasi als Vorboten des «Konzepts der
aufmerksam zu beobachten gilt.
Gemeinsamen Wertschöpfung» einen Bericht zur sozialen Verantwortung. Die Vorschläge sind verbesse-
Aktuelle Situation
rungsfähig, aber immerhin ein erster Schritt. Diese
Im Zusammenhang mit der kommerziellen Verwertung
Jahre werden auch von Affären überschattet – etwa
von Trinkwasser bleiben weiterhin offene Fragen. In
der Bespitzelung der Organisation Attac – und von
Kalifornien, das immer wieder unter Dürren leidet, rei-
gewaltsamen sozialen Konflikten, den schlechten Ar-
ssen die Kontroversen nicht ab: Die Konkurrenz zwi-
beitsbedingungen in der Kakaoproduktion oder den
schen privater und öffentlicher Nutzung des «blauen
Bestrebungen von Nestlé, traditionelle Heilpflanzen
Goldes» ruft Unmut hervor. Noch immer ist es Nestlé
unter Patentschutz zu stellen.
nicht gelungen, seine wirtschaftlichen Ambitionen mit
den Interessen und Rechten der lokalen Bevölkerung in
Vorsichtiger Optimismus
Einklang zu bringen.
Dass ein Wandel stattfindet, zeigt eine öffentlichen
Die Zwangsarbeit in der Lieferkette – in manchen Fäl-
Konferenz, die Actares 2010 an der Universität Lau-
len muss gar von Sklaverei gesprochen werden – ist
sanne veranstaltet. Peter Brabeck gibt dort zu, dass
ein weiterer Stachel im Fleisch des Nahrungsmittel-
die Massnahmen von Nestlé gegen die Zwangsarbeit
konzerns. Problembereiche gibt es einige: Kakao, Kaf-
von Kindern in den Kakaoplantagen nicht zum Erfolg
fee, Haselnüsse, Crevetten, um nur die bekanntesten
geführt haben. Derart offene Worte sind neu.
zu nennen. Nestlé ist sich der Probleme bewusst und
Die Kommunikation wird transparenter und entspann-
kämpft seit Langem dagegen. Der Erfolg lässt jedoch
ter. Die Aktionärinnen und Aktionäre, die im vergange-
auf sich warten. Müsste man vielleicht doch drasti-
nen Frühling an der Generalversammlung das Wort er-
schere Massnahmen wie den Verzicht auf die proble-
griffen, erhielten sogar Gelegenheit, auf die erhaltenen
matischen Zutaten in Erwägung ziehen?
3
Kampf um Prinzipien bei Sika
Der aktuelle Konflikt unter den Aktionären von Sika hat Gründe, die über einfache Einzelinteressen hinausreichen.
Auf dem Spiel stehen Grundsatzfragen. Actares unterstützt in dieser Auseinandersetzung die Stiftung Ethos.
Das Seilziehen um den Machtwechsel bei Sika, das
Rettungsboote für alle
seit Ende 2014 andauert, ist im explosiven Zusam-
Dank Stimmrechtsaktien bekommt bei Sika eine Grup-
mentreffen von Stimmrechtsaktien und einer Opting-
pe, die nur 16 Prozent des Kapitals besitzt, die Macht,
out-Klausel begründet.
das Schiff mit dem gesamten Aktionariat an Bord zu
steuern. Das Opting-out bietet dieser privilegierten
Stimmrecht und «Opting-out»
Gruppe auch ein Rettungsboot, mit dem sie das Schiff
Rund ein Drittel der börsenkotierten Schweizer Un-
in unsicheren Gewässern verlassen kann. Eine Meute-
ternehmen sind Familienunternehmen. Viele geben
rei wäre nie eingetreten, wenn alle Aktionärinnen und
Stimmrechtsaktien aus, die von der Gründergrup-
Aktionäre einen Platz im Rettungsboot erhalten hät-
pe gehalten werden. Diese gewähren ihren Inhabern
ten – im Klartext: wenn sie ihre Aktien zu denselben
mehr Stimmen an der Generalversammlung als norma-
Bedingungen wie die Gründerfamilie hätten verkaufen
le Aktien bei gleichem Aktienkapital. Bei einer Kont-
können. Bei Sika stehen aber nicht grosse Geldsum-
rollübernahme sollten alle Aktionärinnen und Aktionä-
men, sondern Prinzipien auf dem Spiel: die Gerechtig-
re gemäss dem Grundsatz der Gleichbehandlung vom
keit unter den Aktionären. Die Stiftung Ethos hat sich
gleichen Angebot profitieren können. Diese Verpflich-
in den Kampf eingeschaltet, Actares eilt ihr nun zu Hil-
tung kann jedoch durch eine sogenannte Opting-out-
fe.
Klausel in den Statuten umgangen werden. Bei Sika
profitiert die Gründerfamilie von beiden Mechanismen.
BBwww.ethosfund.ch/de
(->Spezialdossier zu Sika)
Spezialtarif für nachhaltige Unternehmen
Für Mitglieder von gleichgesinnten Unternehmensverbänden führt Actares einen neuen Tarif ein. Der erste Partner ist Après-VD.
Es gibt in der Schweiz eine Reihe von Unternehmens-
verträglichen Wirtschaft bekennen. Die Mitglieder-
verbänden, die sich zu einer sozial und ökologisch
versammlung von Actares hat im letzten Herbst beschlossen, Mitgliedern solcher Verbände die Actares-
Sozial- und Solidarwirtschaft
Mitgliedschaft zu einem reduzierten Tarif von CHF
APRÈS-VD ist der Name der Waadtländer Kammer für eine soziale und so-
150.– (statt CHF 500.–) anzubieten. Voraussetzung ist
lidarische Wirtschaft (SSW). Sie setzt sich im Kanton, in der Öffentlichkeit
eine Vereinbarung mit dem jeweiligen Verband und eine
und bei der öffentlichen Hand für Förderung, Entwicklung und Anerkennung
Einladung durch Actares. Den Anfang macht Actares
einer Wirtschaft ein, die sich an ethischen, sozialen und ökologischen Wer-
mit der Chambre de l’économie sociale et solidaire
ten orientiert. Die 2009 gegründete Vereinigung zählt rund 80 Mitglieder
vaudoise, kurz Après-VD (siehe Porträt im Kästchen).
(Vereine, Genossenschaften, Stiftungen, AGs, GmbHs, Einzelunternehmen,
Mit dem Spezialtarif will Actares Unternehmen, die
Privatpersonen). Sie alle haben sich der SSW-Charta angeschlossen und
bereits verantwortungsvoll wirtschaften, besser in den
sich verpflichtet, sie schrittweise umzusetzen. Mit der Charta anerkennen
Dialog mit grossen, börsenkotierten Firmen einbinden.
sie Werte, die ihr Handeln bestimmen. Die Vereinigung vernetzt die Akteure
Das stärkt einerseits die Position von Actares gegen-
der Sozial- und Solidarwirtschaft, um Synergien zu fördern. Sie bietet ihren
über diesen Firmen und ist andererseits auch im Inter-
Mitgliedern verschiedene Dienstleistungen an. In der Westschweiz gibt es
esse der kleinen, nachhaltig denkenden Unternehmen:
bereits einige Kammern für eine soziale und solidarische Wirtschaft. Weitere
Um ihre Vision einer verantwortungsvollen Wirtschaft
werden demnächst gegründet.
zu verwirklichen, müssen sie auch die grossen Firmen
BBwww.apres-vd.ch
mit ins Boot holen.
4
Bulletin
Nr. 33 06/2016
Interview: Amandine Favier
Amandine Favier ist Senior Advisor in der Abteilung Sustainable Finance beim WWF Schweiz in Zürich. Sie verfügt
über umfassende Berufserfahrung in der Bankbranche und im Bereich der nachhaltigen Entwicklung. Amandine
Favier leitete die im Frühling erschienene Studie zur Nachhaltigkeit der Investitionen der Schweizer Pensionskassen.
Wie hat der WWF die Pensionskassen ausgewählt, die
20 Prozent, in die Kategorie der sogenannten «Vorrei-
im Rahmen der Studie zur Nachhaltigkeit ihrer Inves-
ter».
titionen befragt wurden? Und warum wurde die Studie
gerade jetzt durchgeführt?
Was soll die Studie bewirken? Und wird es eine Fort-
Ausgewählt wurden die 20 Schweizer Pensionskassen
setzung geben?
mit den grössten verwalteten Vermögen. Auf diese 20
Wir hoffen, dass die Studie zwi-
Kassen entfallen über 268 Milliarden Franken, das sind
schen den verschiedenen Sta-
rund 33 Prozent des gesamten Vorsorgekapitals in der
keholdern und den Pensions-
Schweiz. Die Pensionskassen gehören zu den grössten
kassen
und einflussreichsten Investorengruppen. Als langfris-
Dialog rund um die Themen ver-
tige Aktionärinnen sind sie in der Lage, die Unterneh-
antwortungsvolle
men, in die sie investieren, zu beeinflussen und deren
und Transparenz auslösen wird.
Verhalten zu bestimmen. Ihr Einfluss auf die Wirtschaft
Ziel ist es, einen positiven Wett-
ist daher erheblich. Es gab bisher noch keine verglei-
streit zwischen den Pensions-
chende Studie, die ihre Leistungen im Hinblick auf ver-
kassen in Gang zu setzen, indem
antwortungsvolle Investitionen untersuchte.
die Best Practices der Branche
einen
herausgeschält
konstruktiven
Investitionen
und
aktuelle
Wie haben die Pensionskassen auf die Fragen des
Mängel aufgezeigt werden. Der
WWF reagiert? Haben sie sie möglicherweise als Ein-
Bericht gibt auch einige allge-
mischung empfunden?
meine Empfehlungen, wie die
Ziel der Studie war es, zu untersuchen, wie es aktuell
Schweizer Pensionskassen ihre
um das verantwortungsvolle Investieren in der Schweiz
Leistungen weiter verbessern können. Es ist deshalb
steht, Best Practices zu ermitteln und einen Dialog mit
geplant, die Übung in den nächsten zwei Jahren zu
den grössten Pensionskassen zu diesem Thema einzu-
wiederholen.
leiten. Dass 16 der 20 Pensionskassen bereit waren,
aktiv an der Studie mitzuwirken und den Fragebogen
BBwww.wwf.ch
zu beantworten, ist ein Zeichen, dass das Interesse für
BBStudie
die Problematik des verantwortungsvollen Investierens
Schweizer Pensionskassen und verantwortungsvol-
les Investieren: http://tinyurl.com/hjbaoms
zunimmt.
Vorreiter
Was sind die wichtigsten Erkenntnisse der Studie?
Sie zeigt, dass alle Pensionskassen, die daran teilgenommen haben, sich in irgendeiner Weise mit
dem verantwortungsvollen Investieren auseinandersetzen und dass die Umwelt-, Sozial- und GovernanceFaktoren (ESG) im Anlageprozess immer stärker berücksichtigt werden. Keine der untersuchten Pensionskassen wurde in die unterste Kategorie der «Nachzüg-
Verfolger
Bernische Pensionskasse
BVK Kanton Zürich
CPEG – Etat de Genève
Pensionskasse Post
Pensionskasse Stadt Zürich (PKZH)
Oberes Mittelfeld
Aargauische Pensionskasse
comPlan (Swisscom AG)
CPEV – Etat de Vaud
Migros-Pensionskasse (MPK)
Pensionskasse Basel-Stadt
Pensionskasse Hoffmann-La-Roche AG
Pensionskasse SBB
PUBLICA
Unteres Mittelfeld
ASGA Pensionskasse
Pensionskasse Novartis
Stiftung Auffangeinrichtung
VITA Joint Foundation
ler» eingestuft. Allerdings zeigen die Ergebnisse auch,
dass die Schweizer Pensionskassen in Sachen verantwortungsvolle Investitionen noch ein gutes Stück Weg
vor sich haben. So schaffte es keine unter die obersten
Nachzügler
Keine Bewertung möglich aufgrund
mangelnder Informationen
Pensionskasse der Credit Suisse
Pensionskasse Energie (PKE)
Pensionskasse der UBS
5
Konzernverantwortungsinitiative steht
Die notwendigen Unterschriften für die Konzernverantwortungsinitiative sind beisammen. Die Überzeugungsarbeit beginnt aber erst.
Gut ein Jahr nach dem Start der Unterschriftensamm-
Breit abgestützt
lung erreichte die Konzernverantwortungsinitiative be-
Die Konzernverantwortungsinitiative ist parteiunab-
reits den ersten wichtigen Meilenstein. Am 17. April
hängig und wird von knapp 80 Organisationen – da-
hat das Initiativkomitee bekannt gegeben, dass
runter Actares – unterstützt. Für die Kommunikation
140’000 Unterschriften gesammelt sind. Damit ist
mit der breiten Bevölkerung ist der Verein Konzernver-
die Initiative weit vor Ablauf der gesetzlichen Frist
antwortungsinitiative gut aufgestellt: Die unterstüt-
zustande gekommen. Trotzdem soll noch bis Okto-
zenden Organisationen erreichen nach eigenen Anga-
ber weitergesammelt werden, damit die Initiative mit
ben zusammen über eine Million Menschen.
einem möglichst guten Ergebnis eingereicht werden
Der Abstimmungskampf beginnt jetzt
kann.
Die Initiative wird zwar frühestens Ende 2018 zur AbDie Initiative will Schweizer Unternehmen auch im
stimmung kommen, aber das Lobbying bei Meinungs-
Ausland verpflichten, auf den Schutz von Menschen-
machern und Entscheidungsträgerinnen ist bereits im
rechten und Umwelt zu achten. Kommt ein Unterneh-
Gang. Viel Gewicht legt der Verein auf den Aufbau ei-
men seiner Sorgfaltspflicht nicht nach, soll es für ent-
nes Netzwerks von Verbündeten im Parlament und un-
standene Schäden haften.
ter Vertreterinnen und Vertretern von kleineren und
mittleren Unternehmen.
Netzwerk: Die EvB schaut hin – nun als Public Eye
Wenn zweifelhafte oder illegale Praktiken von Konzernen mit Sitz in der Schweiz ans Licht kommen, steckt oft
die Erklärung von Bern dahinter. Im Herbst präsentiert der Verein unter neuem Namen die Resultate einer Rohstoffrecherche.
Was haben der Neffe eines südafrikanischen Präsi-
zerne, Schokolade- oder Kleiderfirmen geht: Die EvB
denten und ein georgischer Ex-Verteidigungsminister
deckt auf, informiert und mobilisiert, wenn internatio-
gemeinsam? Sie hantierten mit Millionen aus zweifel-
nale Konzerne ihre Gewinne maximieren, während Nä-
haften Ölgeschäften. Sie versuchten, die-
herinnen in der Türkei zu Hungerlöhnen schuften, Kin-
se mithilfe von Offshore-Firmen zu verste-
der ungesichert in afrikanische Goldminen steigen oder
cken. Und sie nahmen dafür die Hilfe von
die Bauern in Indien mit Pestiziden «made in Switzer-
Schweizer Anwälten in Anspruch. Die bei-
land» ihre Gesundheit ruinieren. Dieses Jahr legt die
den durch die «Panama Papers» bekannt
Organisation ihr Hauptaugenmerk auf die problemati-
gewordenen Fälle zeigen, welch zentrale Rolle die
schen Bedingungen in den Schuhfabriken Osteuropas.
Schweiz bei dubiosen Rohstoff- und Finanzgeschäften
Ausserdem wird sie mit einer umfassenden Recherche
spielt. Sie machen zugleich deutlich, warum es Organi-
zu einem kaum bekannten, globalen Rohstoffgeschäft
sationen wie die Erklärung von Bern (EvB) braucht.
an die Öffentlichkeit treten. Allerdings nicht mehr als
EvB. Im Mai hat die Generalversammlung beschlossen,
Unter neuem Namen
die Organisation in «Public Eye» umzubenennen. Der
Vor 48 Jahren wurde die EvB von einer Gruppe enga-
Name bringt auf den Punkt, was der Verein als seine
gierter Menschen gegründet. Heute wird der Verein
Kernaufgabe sieht: Politik und Wirtschaft auf die Fin-
von über 25’000 Mitgliedern getragen und beschäf-
ger schauen und Missstände öffentlich machen.
tigt in seinen Büros in Lausanne und Zürich dreissig
Mitarbeitende. Ob es um Rohstofffirmen, Saatgutkon-
6
BBWeitere
Informationen unter www.evb.ch
Bulletin
Seitenblicke: Falsche Freunde bei Roche?
von Roby Tschopp
Seit mehreren Jahren befragt Actares die Unterneh-
Mitte April erläuterte der Verwaltungsratspräsident
men regelmässig dazu, wie sie die Politik unterstützen.
von Roche, Christoph Franz, in der Zeitschrift «Spie-
Roche hat sich noch nie von der SVP distanziert, ganz
gel» seine Entwicklungsperspektiven. Wegen zuneh-
im Gegenteil! Als der Pharmariese mit einer Analyse
mend isolationistischer Tendenzen in der Schweiz will
des Magazins «Bilanz» konfrontiert wurde, die Blo-
der Pharmakonzern künftig hauptsächlich im Ausland
chers Partei im August 2015 als die wirtschaftsfeind-
expandieren, vor allem um den Einschränkungen bei
lichste Partei einstufte, stellte der Konzern das Ran-
der Personalrekrutierung auszuweichen, die sich aus
king pauschal infrage.
der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative der
Es scheint ganz, als hätte Roche auf die falschen
SVP ergeben.
Freunde gesetzt und als wolle man sich das noch im-
Die Kritik ist zwar verständlich. Man sollte aber den
mer nicht eingestehen.
Nr. 33 06/2016
Fokus erweitern und sich fragen, ob Roche und Herr
Franz alles in ihrer Macht Stehende getan haben, um
BBPolitstudie
die knappe Annahme dieser Initiative zu verhindern.
BBArtikel
Actares: http://tinyurl.com/jmjdgzo
Bilanz: http://tinyurl.com/o95k34g
Neues aus der Geschäftsstelle
Seit Januar 2016 ist Matthias Dellsperger mit einem
gen erworben. Zuletzt war er Sachbearbeiter Rech-
40-Prozent-Pensum in der Geschäftsstelle von Actares
nungskontrolle bei der Gesundheits- und Fürsorgedi-
tätig. Er ist zuständig für das Rechnungswesen und die
rektion des Kantons Bern und Sekretariatsleiter bei der
Administration sowie für die Verwaltung der an Actares
Pädagogischen Hochschule Bern. Nebenberuflich en-
delegierten AG-Stimmrechte. Matthias Dellsperger ist
gagiert er sich als ehrenamtlicher Beistand im Auftrag
gelernter Kaufmann und absolviert zurzeit eine Wei-
des Amtes für Erwachsenen- und Kindesschutz der
terbildung zum Sachbearbeiter Rechnungswesen. Sei-
Stadt Bern und als Musiker und Musiklehrer im Fach
ne breite Erfahrung und Expertise hat er in kantonalen
Gitarre.
Institutionen und privatwirtschaftlichen Unternehmun-
Buchtipp: «Schwarzbuch Syngenta»
Der Basler Agrokonzern Syngenta ist der grösste Pes-
robusiness an der Tagesordnung. Die Branche ist ext-
tizidhersteller weltweit und drittgrösster Saatgutpro-
rem oligopolistisch. Der Zentralisationsprozess scheint
duzent. Was bedeutet die Übernahme von Syngenta
ungehindert weiterzugehen. Zudem betreibt
durch den chinesischen Staatskonzern ChemChina
Syngenta viel Lobbying. Das «Schwarz-
für die Landwirtschaft? Das «Schwarzbuch» zeigt,
buch» zeigt, wie solche Einflussnahme vor
wie Syngenta das Menschenrecht auf Gesundheit und
sich geht, und kommt zum Schluss, dass es
Nahrung beeinträchtigt. Im zweiten Teil zeigt Multi-
in einer ökologischen und sozialen Landwirt-
Watch, dass einige wenige internationale Anleger-
schaft keinen Platz für Syngenta gäbe.
gruppen das Unternehmen kontrollieren und die vie-
BBMultiWatch
len kleinen Schweizer Privatanlegerinnen und -anleger
kaum Einfluss auf das Management haben. Fusionen
und Übernahmen wie die durch ChemChina sind im Ag-
(Hrsg.), Schwarzbuch Syngenta:
Dem Basler Agromulti auf der Spur.
Edition 8, Zürich. 340 Seiten, broschiert, Fr. 29.–.
ISBN 978-3-85990-283-1
7
Mitgliederversammlung und Tagung
Actares
Mittwoch, 5. Oktober 2016, 16.30 Uhr, Lausanne.
matik einzusteigen. Amandine Favier präsentiert die
Nach dem statuarischen Teil begrüssen wir Amandine
Ergebnisse der Studie, an der auch Actares beteiligt
Favier, Senior Advisor in der Abteilung Sustainable Fi-
war, und diskutiert Chancen und Herausforderungen.
nance beim WWF. Sie hat zum Thema verantwortungs-
Auch dieses Jahr ist dieser Teil der Mitgliederversamm-
volles Anlegen bei Schweizer Pensionskassen eine
lung öffentlich. Sie können also gerne interessierte
Studie geleitet, die dieses Frühjahr erschienen ist (Sei-
Bekannte einladen! Der Vorstand freut sich auf inte-
te 4). Dabei ging es nicht nur um die Frage, wie nach-
ressante Diskussionen bei einem gemeinsamen Apéro
haltig Schweizer Pensionskassen investieren, sondern
zum Abschluss der Veranstaltung. Mitglieder erhalten
auch darum, Best Practice zu ermitteln und mit den
die detaillierte Einladung Ende August.
grössten Pensionskassen in den Dialog über die The-
Bitte halten Sie sich den Termin frei!
AktionärInnen
für nachhaltiges
Die Evang.-ref. Landeskirche des Kantons Zürich
Arbeitswelt steht vor vielfältigen Herausforderungen.
Wirtschaften
und Actares organisieren am Donnerstag, 6. Okto-
Wie können diese zwischen Arbeitgeber und Arbeit-
ber 2016, eine Tagung zum Thema «Fairness in der
nehmerin fair bewältigt werden? Zeit: 9.30–17.00 Uhr,
Bern:
Arbeitswelt». Gesellschaftliche Entwicklungen, wirt-
Ort: Hirschengraben 50, Zürich.
Actares, Postfach
schaftliche Globalisierung, oder Digitalisierung – die
BBMehr
Infos: http://tinyurl.com/z5jjdts
CH-3000 Bern 23
T 031 371 92 14
Erneuerung des Vorstands und der Arbeitsgruppen
Genève:
Actares, CP 161
CH-1211 Genève 8
Im Vorstand von Actares ist ein Generationenwechsel
schaftsjournalist, ist schon seit Januar 2016 ein neues
T 022 733 35 60
im Gang. Mehrere langjährige Mitglieder, die zum Teil
Mitglied dabei. Drei weitere Personen sind sehr inter-
schon seit der Gründung dabei sind, möchten den Stab
essiert.
www.actares.ch
an neue Personen übergeben. In der Westschweiz sind
Für den Ausbau der Arbeitsgruppen zu den Unterneh-
[email protected]
letztes Jahr Edouard Dommen und Daniela Grünenfel-
men hat Actares diesmal auf Inserate gesetzt. «Lust
der zurückgetreten. Mit Tineke Ritzema, Ökonomin und
auf eine spannende Aufgabe?», hiess der Titel, und Er-
IBAN:
Fachfrau für nachhaltiges Banking, und Edouard De-
fahrungen aus der Wirtschaft waren im Inserat aus-
CH30 0900 0000
guemp, Ingenieur mit einem executive MBA, konnten
drücklich erwünscht. Die Reaktionen waren zahlreich.
1744 3480 3
schon 2014 zwei neue Mitglieder gewonnen werden.
Bei spannenden Gesprächen konnte eine ganze Rei-
PC / CCP:
Unterdessen engagieren sich beide im Ausschuss des
he von kompetenten Leuten gefunden werden. Die Ar-
17-443480-3
Vorstandes, und Tineke Ritzema löste Caroline Piren-
beitsgruppen werden sich in der zweiten Jahreshälfte
ne als Vizepräsidentin ab. Auch in der Deutschschweiz
formieren und den Dialog mit den Unternehmen wei-
sind Rücktritte angekündigt. Mit Beat Honegger, Wirt-
terführen.
Impressum: Actares Bulletin Nr. 33
Auflage deutsch 1200 Exemplare / französisch 900 Exemplare
Redaktion / Übersetzung: Irene Aeberli, Raphaël de Riedmatten (DB), Sophie de Rivaz, Matthias Dellsperger, Amandine Favier
(WWF), Christoph Gassmann, Antoinette Hauri, Beat Honegger, Yvan Maillard Ardenti (PPP), Rudolf Meyer, Jean-François Rochat,
Dominique Roten (Après VD), Roger SaId, Annemieke Stössel, Roby Tschopp, Nicole Weydknecht
Bilder: Creativemarc, Roby Tschopp, WWF
Layout und Druck: Gegendruck GmbH, Neustadtstrasse 26, 6004 Luzern
Gedruckt auf 100 % Recyclingpapier, Rebello
Actares wird unterstützt durch die Stadt Genf
8