Auslandssemester am Dublin Institute of Technology
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Auslandssemester am Dublin Institute of Technology
SS 2014 Auslandssemester am Dublin Institute of Technology Andreas Linkenbach Hochschule Ludwigshafen am Rhein SS 2014 Vorbereitungen vor dem Flug Im Rahmen meines Studienganges CMI (Controlling, Management und Information) verbrachte ich das 5 Semester in Irland, um dort am Dublin Institute of Technology (DIT) ein Auslandssemester zu absolvieren. Da unsere Hochschule nur einen Studienplatz am DIT vergibt, ist man gut beraten sich auch an anderen ausländischen Hochschulen zu bewerben. Das Bewerbungsverfahren selbst ist relativ unbürokratisch. Nach einer Online-Bewerbung setzt man ein Motivationsschreiben in Englisch auf und kümmert sich um eine Vorabgenehmigung der Module welche man am DIT belegen möchte. Den Modulkatalog für die belegbaren Kurse findet man als Excel Datei auf der Webseite des DIT. Wichtig ist, bei der Modulwahl darauf zu achten, dass der entsprechende Kurs im gewünschten Semester überhaupt stattfindet, denn nicht alle Kurse werden ganzjährig angeboten. Um hier auf Nummer sicher zu gehen ließt man am besten, den Merkzettel „Incoming Exchange Students“ auf der DIT Webseite (Pfad: www.dit.ie – Colleges & Schools – College of Business – Marketing – International Study Opportunities – Incoming Exchange Students). Hier finden sich alle relevanten Informationen kurz und prägnant. Besser ist es sich im Vorfeld mehr Kurse genehmigen zu lassen, als für die Kredits benötigt. Man kann sich dann in der ersten Vorlesungswoche alle Vorlesungen in Ruhe anhören und die favorisierten Kurse endgültig belegen. Als Fluggesellschaft kann ich Aer Lingus empfehlen, da Frankfurt International als Flughafen angeflogen wird und die Flüge vergleichsweise günstig sind. Wohnungssuche Als Erstes ist zu sagen, dass sich die Wohnungssuche zum Teil etwas kompliziert gestalten kann. Die Mieten sind extrem hoch, vor allem im Stadtzentrum. Für ein Einzelzimmer mit 8 m² in einer WG kann man schon mal 500 – 600 Euro im Monat zahlen. Ganz allgemein muss man sich auch von deutschen Maßstäben verabschieden, die Wohnungen sind oft recht einfach gehalten. Das DIT selbst besitzt keine Studentenwohnheime, bietet Erasmusstudenten aber die Möglichkeit, in den Wohnheimen anderer Colleges (z. B. Griffith College) unterzukommen. Ebenfalls hat das DIT Kontakt zu einigen Privatanbietern studentischer Apartments. Gegen diese Unterkünfte ist nichts einzuwenden, allerdings wird die Ausstattung den Mietpreisen in vielen Fällen nicht gerecht, wie ich es doch bei einigen Kommilitonen mitbekommen habe. Die bessere Alternative ist meiner Meinung nach eine WG. Um einer bösen Überraschung vorzubeugen empfehle ich, die Wohnung nicht vorab von zu Hause aus zu mieten, sondern ein bis zwei Wochen vor Studienbeginn anzureisen, in einem Hostel zu wohnen und vor Ort auf Wohnungssuche zu gehen. Dies hat den Vorteil, dass man sich ein eigenes Bild von dem Ort machen kann, der immerhin für etwa 5 Monate das neue Zuhause sein wird. Auch lernt man in den Hostels andere Studenten kennen, die häufig in der gleichen Situation sind wie man selbst und man kann sich austauschen oder ggf. sogar gemeinsam auf Wohnungssuche gehen. Ich bin damit sehr gut gefahren und hatte schon nach drei Tagen eine Wohnung gefunden, also nur Mut! Empfehlenswerte YouthHostels sind das Isaacs und das Globetrotters. Um eine Wohnung zu finden ist die erste Anlaufstelle das Online-Portal www.daft.ie. Hier kann man anhand von Suchkriterien festlegen, wo und wie man leben möchte und in welchem preislichen Rahmen sich das Ganze bewegen soll. Dabei ist zu beachten, dass Dublin in sogenannte Districts unterteilt ist. Die ungeraden Zahlen stehen hierbei für Stadtteile nördlich des Flusses Liffey, die Geraden für den südlichen Teil der Stadt. Es wird immer wieder gesagt der südliche Teil wäre sicherer, was meiner Meinung nach vollkommener Quatsch ist. Ich habe im nördlichen Dublin 1 gelebt und hatte nie irgendwelche Probleme, auch weiß ich nichts von negativen Erfahrungen anderer Studierenden. Desweiteren kann man zwischen single und double-bed room wählen, bei Letzterem shared bzw. not shared. Ein double-bed room ist etwas geräumiger, allerdings auch teurer. Shared bedeutet immer, dass mindestens eine andere Person mit euch das Zimmer teilt. Schade ist, dass viele Apartments entweder eine zu kurze Laufzeit haben (1 Monat) oder eine zu lange (1 Jahr). Dies erschwert die Suche. Eine gute Alternative zu daft.ie ist gumtree.ie. Wer nahe dem Hochschulstandort wohnen möchte, bezieht eine Wohnung in D2 oder D8. Andere Stadtteile sind zwar etwas weiter entfernt, es gibt aber genügend Busverbindungen. Wer auf der Suche nach einem ruhigeren Viertel mit Vorstadt-Feeling ist, dem sei Drumcondra empfohlen. Studium am Dublin Institute of Technology Das DIT ist eine relativ große Hochschule mit vielen Fakultäten, die über die gesamte Stadt verteilt sind. Das „College of Business“ befindet sich in der Aungier Street, wo auch die meisten der Kurse stattfinden. Lediglich für einen Kurs musste ich zum Bau in der Kevin Street wechseln, der keine 200 m entfernt liegt. In der Einführungswoche, die eigentlich nur aus zwei Tagen bestand, bekommt man seinen Studierendenausweis nebst Begrüßung und ein paar Informationsveranstaltungen. Eine gemeinsame Busrundfahrt gibt Gelegenheit für erste Bekanntschaften. Die Vorlesungen sind vom Aufbau her mit jenen der HS Ludwigshafen vergleichbar, wie auch die Größe der Räumlichkeiten und die Teilnehmerzahl. Die Art der Leistungserbringung weicht allerdings stark ab. Durch das sogenannte „continuous assessment“ setzt sich die Endnote zu mindestens 40% aus Leistungen zusammen, die während des Semesters zu erbringen sind. Gefordert werden dabei Hausarbeiten wie Essays und Reports, Gruppenarbeiten, Präsentationen (mit Powerpoint), Fallstudien etc., die alle nach den Richtlinien wissenschaftlicher Arbeiten anzufertigen sind. Diese haben es teilweise ziemlich in sich. Da der Schwerpunkt an der HS Ludwigshafen auf den Klausuren liegt, ist das wissenschaftliche Arbeiten recht ungewohnt. Auch das Arbeiten mit neuen Datenbanken und englischsprachiger Literatur erfordert anfänglich etwas Einarbeitung. Bei einer Hausarbeit werden gerne einmal 2500-3000 Wörter verlangt, inklusive 10-20 Quellenangaben. Bei Gruppenarbeiten ist die Zahl höher. Häufig werden dabei Gruppen nach dem Zufallsprinzip durch den Professor gebildet. Insgesamt habe ich 12 dieser assesments erbringen müssen, es wird also schon etwas verlangt. In Hinblick auf die Klausurvorbereitung war diese Arbeitsweise jedoch förderlich, da der Lernstoff durch ständige Anwendung gut verinnerlicht wurde. Bei entsprechendem Arbeitseinsatz lassen sich gute bis sehr gute Leistungen erzielen. Dies liegt zum Teil auch daran, dass man ab 70% „first class honors“ erreicht, was der Note 1 entspricht. Bestanden hat man den Kurs schon mit 40%. Die Lehrkräfte waren alle sehr kompetent und stehen bei Fragen hilfsbereit zur Seite. Sie verzichten auf Standesdünkel und begegnen den Studierenden auf Augenhöhe. Manche von Ihnen haben sogar das Zeug zum Entertainer wie sich im Kurs „Irish Cultural Studies“ erfahren lässt. Das DIT hat eine sehr gut sortierte Bibliothek, PC-Pools stehen in großer Zahl zur Verfügung. Im Erdgeschoss gibt es eine Cafeteria und zahlreiche Billardtische im Untergeschoss laden zu Matches mit Kommilitonen ein. Im ersten Obergeschoss befindet sich die Mensa. Das Essen dort habe ich in weniger guter Erinnerung. Der betonharte Kartoffelbrei (Mash) liegt schwer im Magen und die Instantbratensoße, genannt „Gravy“, die die Iren überall drüber schütten ist nicht wirklich bekömmlich. Es gibt aber im Umfeld der Hochschule gute Ausweichmöglichkeiten. Für diejenigen die Asiatisch mögen kann ich das nahe gelegene „Neon“ empfehlen! Der Bau in der Kevin Street hat zudem ein Fitnessstudio. Eine 3 monatige Mitgliedschaft kostet z. B. um die 70 Euro, pay as you go ist ebenfalls möglich. Besonders interessant sind die vielen Societies, die das DIT anbietet. Außerhalb der Vorlesungszeiten hat man hier die Möglichkeit an Pokerturnieren teilzunehmen, Fußball zu spielen, Gitarre zu lernen, zu reiten und vieles mehr. Das Angebot ist so umfassend, dass für jeden Geschmack etwas dabei sein sollte. Es gibt sogar eine Science Fiction sowie eine Disney Society. Ich trat Archery bei und lernte so das Bogenschießen. Die Societies stellen sich in den ersten Vorlesungswochen vor und man zahlt lediglich einen einmaligen Beitrag von 2-5 Euro um Mitglied einer Society zu werden. Die ESN (Erasmus Student Network) Society ist auch ein absolutes Muss. Sie organisiert jeden Monat einen großen, mehrtägigen Ausflug zu verschiedenen irischen Städten und Regionen und bietet viele Parties und Pubbesuche (sog. Pub-Crawls) an. Alltag und Freizeit Dublin hat einiges zu bieten, langweilig wird es nie. Vor allem Musikbegeisterte kommen dabei auf Ihre Kosten. Die zahlreichen Pubs bieten mehrmals die Woche Livemusik, der Stil erstreckt sich von modernen Cover-Songs über Evergreens bis hin zu traditioneller irischer Musik. Für Letzteres kann ich vor allem das Cobblestone empfehlen. Die Pubs füllen sich schon am frühen Abend, wenn man in der Gruppe unterwegs ist, wird es ab 19 Uhr schwierig genügend Plätze zu finden. Ein Pint Guinness kostet zwischen 4 und 6 Euro. Temple Bar ist die Amüsiermeile Dublins mit vielen Clubs und Bars, allerdings ist es dort sehr touristisch und dementsprechend teuer. Einen legendären Ruf unter den Studenten genießt das Dicey’s, eine Mischung aus Bar und Night-Club. Sportfans können im Woolshead Bundesliga und Champions League bei riesigen Fastfood-Platten verfolgen. Dublin bietet auch sehr gutes Theater, als mein Favorit sei hier das Abbey Theatre zu nennen. Aber auch tagsüber gibt es in Dublin einiges zu sehen. Im Sommer laden zahlreiche Parks und Squares in der Stadt zum verweilen ein, Museen wie das IMMA (Irish Museum of Modern Art) sind sehenswert. In der Guinness Brewery lernt man das perfekte Pint zu zapfen. Populäre Sportarten in Irland sind Gaelic Football, das Elemente von Fußball und Rugby aufweist sowie Hurling und Rugby. Letzteres lässt sich im Aviva Stadium bestaunen, während Gaelic Football und Hurling Matches im Croke Park ausgetragen werden. Der öffentliche Nahverkehr besteht aus den gelbblauen Doppeldeckerbussen, der Luas (Straßenbahn) sowie der Dart, die die Vororte mit Dublin verbindet. Leider sind die Busse nicht sehr zuverlässig und auch nicht gerade günstig. Eine Monatskarte für Studenten kostet 100 Euro. Die Luas besteht aus der Red und der Green Line, die aber kein wirkliches Straßenbahnnetz bilden, sondern nur die äußeren Stadtviertel mit dem Zentrum verbinden. Wer die Stadtgrenzen hinter sich lassen will fährt mit der Dart ins nahe gelegene malerische Küstenstädtchen Howth oder mietet sich ein Auto und erkundet auf eigene Faust die grüne Insel. Ich bereiste das County Galway mit seiner beeindruckenden Landschaft und die nicht minder beeindruckende nordirische Küste. Auch Belfast war eine bereichernde Erfahrung. Lebensmittel kauft man am besten in Lidl oder Aldi, da diese etwas günstiger sind. Tesco oder Dunnes Stores bieten dafür ein größeres Sortiment. Zum Shoppen geht man in die Grafton Street oder Henry Street. Fazit Sowohl fachlich als auch für meine persönliche Reifung hat mir das Auslandssemester sehr viel gebracht. Das eigene Englisch verbessert sich innerhalb kürzester Zeit und das Studieren in einer völlig ungewohnten Umgebung, sowie die Zusammenarbeit mit Studenten unterschiedlichster Kulturen trainiert die Anpassungsfähigkeit und Flexibilität. In einem fremden Land zurechtzukommen bedeutet einen Gewinn an Selbstsicherheit und man lernt viel über sich selbst. Die Iren sind ein sehr freundliches und hilfsbereites Volk und aufgeschlossen gegenüber Fremden. Einziger Nachteil sind die hohen Lebenshaltungskosten. Ich kann also jedem ein Auslandssemester in Irland empfehlen und ermutigen dieses Abenteuer wahrzunehmen, denn, um es in den Worten von Hermann Hesse’s Stufen zu sagen: "Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen, nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise, mag lähmender Gewöhnung sich entraffen."