907328 German for Web
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HMU 907328 The Toledo Summit (1502) Das Gipfeltreffen von Toledo – Spanische und franko-flämische Lieder und Motetten des frühen 16.Jahrhunderts 1 ■ Mondéjar Ave rex noster 3 ■ (Tutti) Sei gegrüßt, unser König, der Du allein Dich unserer Verirrungen erbarmtest, gehorsamer Sohn des Vaters. Der Sanftmütige wurde zum Kreuz geführt wie das Lamm zur Schlachtbank. Dir sei der Triumph und der Sieg, Dir sei höchstes Lob, Ehre und Preis und die Krone. Mein Herr und mein Gott, in deine Hände, o Herr, befehle ich meinen Geist. 2 ■ Erster Teil: Freue dich, Jungfrau, Mutter Christi, die du allein würdig bist, o liebste Jungfrau, darum daß dein Verdienst so groß ist, daß du der Heiligen Dreifaltigkeit zur Seite sitzest. Freue dich, Mutter der Elenden, denn der Vater des Zeitlichen wird denen, die zu dir beten, gerechten Lohn auf Erden zuteil werden lassen und einen bevorzugten Platz im Himmelreich droben. Rette mich, Herr, vor dem ewigen Tod an jenem Tag des Schreckens: wo Himmel und Erde wanken: da Du kommst, die Welt durch Feuer zu richten. Ich habe keinen Kummer, als den, der von Euch kommt, aber wie groß auch das Ungemach sei, das ich erleide, lieber will ich in tiefer Traurigkeit leben, als daß ich es meinem armen Herzen gestatte, sich einer anderen zu verbinden als Euch. Denn Gott gefiel es, Euch so vollkommen zu machen, daß es ein Ding der Unmöglichkeit ist, Eure Vorzüge zu überschwenglich zu preisen. Er hatte Gefallen daran, Euch so hold und liebenswürdig zu machen, daß ein jeder nicht anders kann, als Euch zu lieben. Und darum, komme, was mag, bitte ich Euch flehentlich, gedenket mein, Eures ergebenen Knechtes, denn kann ich nur Eure Süßigkeit lieben, kümmert mich nicht, was mir auch immer geschieht. Rette mich, Herr… Herr, erbarme Dich unser. Christe, erbarme Dich unser. Herr, erbarme Dich unser. 4 ■ Ich habe keinen Kummer… 7 ■ (Robert Harre-Jones, Charles Daniels, Donald Greig) Nicht will ich Schlaf den Augen gönnen noch Schlummer den Lidern [Ps. 131, 4] (Tutti) Zur Trauer wurde mein Harfenspiel, mein Orgelspiel zum Klagelied. [Hi 30, 31] Verschone mich, Herr, denn meine Tage sind nichts. 8 ■ (Tutti) Herr, erbarme Dich unser. Christe, erbarme Dich unser. Herr, erbarme Dich unser. 9 ■ La Torre La Rue Missa Nunca fué pena mayor: Kyrie Die Haut an mir ist schwarz, von Fiebrigkeit brennen meine Knochen. [Hi 30, 30] Würden doch meine Sünden, für die ich Zorn verdiene, gewogen, legte man auf die Waage auch das Unglück, das ich erleide! [Hi 6, 2] 5 ■ Agricola Si dedero Peñalosa Versa est in luctum Freue dich des Bandes der Gunst und der liebenden Umarmung, durch die du dem Höchsten verbunden bist; auf daß dir nach deinem Begehren gewährt wird, worum auch immer du den Geliebten bittest. Zweiter Teil: Freue dich, geliebte Braut Gottes, denn wie der Tag das helle Licht vom Schein der Sonne empfängt, so läßt du wahrlich den Erdkreis in der Fülle des Lichts deines Friedens erstrahlen. (Tutti) Herr, gib ihnen die ewige Ruhe: und das ewige Licht leuchte ihnen. (Tutti) Freue dich, strahlendes Gefäß der Tugenden, darum daß deinem Wink der ganze Himmelssaal folgt und dir, der gütigen und gesegneten, der würdigen Mutter Jesu, in Herrlichkeit huldigt. Je n’ay dueil (Tutti) Zittern befällt mich und Angst, denn die Rechenschaft naht und der drohende Zorn. Da Du kommst, die Welt durch Feuer zu richten. Gaude virgo Agricola Libera me, Domine O jener Tag! Tag des Zornes, des Unheils, des Elends, o Tag, so groß und bitter! Wo Himmel und Erde wanken. La Rue Freue dich, jungfräuliche Blume, wird dir doch die besondere Ehre zuteil, daß du an strahlender Hoheit selbst die Engel übertriffst und die Heiligen, wiewohl sie die Würde ihrer Obliegenheiten ziert. 6 ■ Anchieta Anonym Adorámoste, Señor Ora baila tú (Tutti) (Robert Harre-Jones, Charles Daniels, Donald Greig) Laß uns Dich anbeten, Herr, Jesus Christus, Gott und Mensch, der offenbar gewordene Heilige, Erlöser der Welt. Jetzt bist du an der Reihe zu tanzen. Tanze nur, tanze, jetzt bist du an der Reihe zu tanzen. Du immerzu, immerzu. Laß uns Dich anbeten, Sieg des wahren heiligen Kreuzes, und Leib, voll des Lichts, daß wir Deiner gedenken. Der Bienenzüchter wollte Hochzeit halten. Die Hochzeit seiner Tochter wollte er halten. Geschöpf und Schöpfer zugleich, Jesus Christus, Gott und Mensch, der offenbar gewordene Heilige, laß uns Dich anbeten, Herr. Tanze nur, tanze, du immerzu, immerzu, tanze nur, tanze. Jetzt bist du an der Reihe zu tanzen. Freue dich, unbefleckte Jungfrau und Mutter, die du geborgen bist und in Sicherheit, denn diese deine Freuden werden nicht enden, sie werden nicht abnehmen, sondern Bestand haben und gedeihen in alle Ewigkeit. Amen. ORLANDO CONSORT 1 THE TOLEDO SUMMIT HMU 907328 The Toledo Summit (1502) Das Gipfeltreffen von Toledo – Spanische und franko-flämische Lieder und Motetten des frühen 16.Jahrhunderts 10 ■ La Rue 13 ■ Autant en emporte le vent 15 Mondéjar ■ Divitis O desolatorum consolator Oyan todos mi tormento (Tutti) (Tutti) O Tröster der Hoffnungslosen, Befreier der Gefangenen, Auferstehung der Toten, Augenlicht der Blinden, Gehör der Tauben, Beredsamkeit der Stummen, Beschützer der Schiffbrüchigen, der Schwachen und Entkräfteten Heiler, Hort der Arznei, Weg der Irrenden, Heil all derer, die auf Dich hoffen. Vernehmt, ihr alle, meine Qual, und wer frei von der Liebe ist, der werde klug durch mein Leiden. Seliger Claudius, gütiger Bekenner Gottes: bete für uns bei Gott, der dich in Licht gekleidet hat mit so vielen Zeichen der Huld. Dies zum Lohn für dein gottgefälliges Leben, das du fromm und selbstlos führtest in diesem Jammertal, die eitlen Dinge des diesseitigen Lebens verachtend und die des himmlischen suchend – Für deine Verdienste hat er dich in eigener Person zu den erhabenen himmlischen Freuden berufen und durch zahllose Wunder erhöht. Seliger Claudius, glorwürdiger Bekenner Gottes: bitte Gott für uns um seinen Beistand. Kommt, ihr Liebenden, kommt näher, betrachtet meinen furchtbaren Schmerz und beweint, ihr alle, meinen Tod. Denn ich sterbe um der Liebe willen. Und laßt die Sänger davon singen, auf daß mein Kummer kundgetan werde, das “Ne recorderis”* der Liebe. (Tutti) Alles nur leere Gebärde: ein Kuß ist nichts als ein Kuß, gleichviel, ob der Mund ihn gibt, wenn nicht das Herz dabei ist und ihn mit seiner Berührung besiegelt. 11 ■ La Torre Justa fué mi perdiçión (Tutti) Mein Verderben ist nur gerecht, ich schicke mich gern in mein Leiden. Ich erhoffe mir nun keinen weiteren Lohn, denn Eure Huld hat mein Verlangen gestillt. Der Sieg ist dem gewiß, der sich von Euch besiegen läßt, denn indem er sein Leben an Euch verliert, ist der siegreich, der verloren ist. Da die Vernunft daran keinen Anstoß nimmt, willige ich ein in meinen Untergang und erwarte keinen weiteren Lohn, denn Eure Huld hat mein Verlangen gestillt. 12 ■ Lagarto Andad, pasiones, andad (Robert Harre-Jones, Charles Daniels, Donald Greig) Bleibe, Leidenschaft, bleibe, laß den, der begann, auch vollenden, denn ich werde nie nein zu dir sagen. Welches Leid kann mir von dir schon geschehen, außer daß ich mein Leben verliere? Es ist schon so sehr verloren, daß ich es nicht noch mehr verlieren kann. Komme zu mir, wie es dir beliebt, nimm dir, was immer du magst, denn ich werde nie nein zu dir sagen. Setze meinem Leben ein Ende, auf welche Weise auch immer, so daß ich den Schmerz nicht länger fühle, den ich ertragen muß, das Schicksal will es so, denn ich werde nie nein zu dir sagen. 14 ■ Brumel Wisset, ihr alle, daß ich rettungslos verliebt bin in eine Dame und daß sie jetzt meinen Tod will, wiewohl ich ihn nicht verdiene. Darum, daß ich ihr diente, bringt mir die Liebe so schrecklichen Tod, werdet klug durch mein Leiden. * “Rechne nicht an”, cf. Ps. 79, 8, “Ne recorderis iuxta Hebraeos” (Rechne uns die Schuld der Väter nicht an) 16 ■ La Rue Secretz regretz (Tutti) Heimliche Reue, ihrer Natur nach ein Ärgernis, hat durch quälende Pein mein Denken aller Lust beraubt und in Trauer und Verdruß verwandelt, dergestalt daß fürs erste auch die Ermunterung meiner getreuen Freunde mich nicht froh stimmen kann. Mater patris (Charles Daniels, Angus Smith, Donald Greig) Mutter und Tochter des Vaters, der Frauen Freude, Meerstern ohnegleichen, vernimm unser Seufzen. Königin des Himmelssaals, Mutter der Barmherzigkeit in diesem Jammertal. Maria, um deines Sohnes willen, schaffe uns Hilfe: liebster Jesus, Sohn des Vaters, erhöre unser Gebet. Und steh uns bei nach unseren Bitten. Amen. Du wirst mein Herz unbewacht und unverschlossen finden, in Erwartung der Nachricht, daß der Tod der sichere Lohn ist. Es hat diesen Vorsatz gefaßt und es ist sich darin ganz sicher, denn ich werde nie nein zu dir sagen. ORLANDO CONSORT 2 THE TOLEDO SUMMIT HMU 907328 The Toledo Summit (1502) Das Gipfeltreffen von Toledo – Spanische und franko-flämische Lieder und Motetten des frühen 16.Jahrhunderts 17 ■ Luchas 19 ■ Díaz A la caça, sus, a caça Ave sanctissimum (Tutti) (Tutti) Auf, auf zur Jagd! Auf, ihr Jungverliebten, kommt alle mit auf die Jagd nach der Liebe! Sei gegrüßt, allerheiligster und glorreicher Leib Christi, geopfert auf dem Altar des Kreuzes zur Erlösung der Welt, der Du nach unserem Glauben das heilige Opferlamm bist, das lebendige Opferlamm, das unbefleckte Opferlamm, das heilige Brot, das wahre Brot des ewigen Lebens. Erfüllt von so süßem Schwunge, werdet ihr wie Falken fliegen und der Liebe nachjagen mit Traurigkeit und mit Freude. Auf, geht mit Eifer ans Werk, mit Falken, mit Beizvögeln, kommt mit auf die Jagd nach der Liebe! Kommt alle mit auf diese Jagd, jagen und sich jagen lassen, denn alles, was menschlich ist, findet an der Liebe Gefallen. Alldieweil in allen Ständen die Liebe ihre Jäger hat, kommt mit auf die Jagd nach der Liebe! Armbrüste, die heftig feuern, sind Erscheinungen dieser Jagd und schwirrende Pfeile, verschossen mit großer Beharrlichkeit. Die Jagdhörner und Rufe, der Treiber Geschrei, sie alle meinen: “Liebe, findet die Liebe!” 20 ■ Josquin Desprez zugeschrieben Ave festiva ferculis (Tutti) Gegrüßet seist du, Märtyrer, der du, das Lamm und die Gnade der Seligpreisung durch deinen blutigen Tod zu gewinnen, dich erhebst über König Salomons Gelage mit dem festlichen Prunk ihrer Speisen und über die goldenen Speisesofas, die ruhen auf silbernen Säulen. Jungfrau, die du noch schneeweißer bist als der Libanon, oh, wie entsetzlich bist du! Im Zug der reinen Liebe schreitest du inmitten der Töchter Jerusalems. Ehre sei dem Vater, dem Herrscher aller Dinge, und seinem eingeborenen Sohn aus Maria, Jesus Christus, und dem Heiligen Geist von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. Die hochfliegenden Falken sind die Sehnsüchte, die brennen, die Beizvögel die Eifersucht, die alles Glück zerstört. Tag und Nacht werdet ihr jagen, ihr werdet Höhen und Tiefen erleben, bis ihr die Liebe aufspürt in ihrem Versteck. 18 ■ Josquin Desprez In te, Domine, speravi (Tutti) Auf Dich, Herr, hoffte ich, Gnade zu finden auf ewig. Doch in einer grausamen, finsteren Hölle mußte ich ausharren und vergebens mich plagen. Auf Dich, Herr, hoffte ich. 21 ■ Peñalosa Missa L’homme armé: Credo (Tutti) Ich glaube an den einen Gott, den allmächtigen Vater, Schöpfer des Himmels und der Erde, aller sichtbaren und unsichtbaren Dinge. Und an einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn. Er ist aus dem Vater geboren vor aller Zeit. Gott von Gott, Licht vom Lichte, wahrer Gott vom wahren Gott; gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater, durch ihn ist alles geschaffen. Für uns Menschen und um unseres Heiles willen ist er vom Himmel herabgestiegen. Er hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist aus Maria, der Jungfrau, und ist Mensch geworden. Gekreuzigt wurde er sogar für uns; unter Pontius Pilatus hat er den Tod erlitten und ist begraben worden. Er ist auferstanden am dritten Tage, gemäß der Schrift. Er ist aufgefahren in den Himmel und sitzet zur Rechten des Vaters. Er wird wiederkommen in Herrlichkeit, Gericht zu halten über Lebende und Tote, und seines Reiches wird kein Ende sein. Ich glaube an den Heiligen Geist, den Herrn und Lebensspender, der vom Vater und vom Sohne ausgeht. Er wird mit dem Vater und dem Sohne zugleich angebetet und verherrlicht. Er hat gesprochen durch die Propheten. Ich glaube an die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche. Ich bekenne die eine Taufe zur Vergebung der Sünden. Ich erwarte die Auferstehung der Toten. Und das Leben der zukünftigen Welt. Amen. Übersetzung: Heidi Fritz Verzweifelt, aller Hoffnung beraubt, sehe ich, wie der Himmel sich mir in Weinen verwandelt. Mir bleiben nur Seufzer und Tränen von meiner unerfüllten großen Hoffnung. Man hat mich verwundet, und doch rief ich in meiner Drangsal zu Dir: auf Dich, Herr, hoffte ich. ORLANDO CONSORT 3 THE TOLEDO SUMMIT