Warwick 2014/15 (Anglistik)

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Warwick 2014/15 (Anglistik)
University of Warwick 14/15
Mit dem Erasmus Programm der Anglistik Würzburg habe ich zwei Auslandssemester
an der University of Warwick in Coventry verbracht. Die Universität hat eine ähnliche
Studentenzahl wie die Würzburger Uni und hat einen großen, relativ modernen Campus.
Die University of Warwick ist in England sehr renommiert. Coventry ist eine
Industriestadt mit ca. 300000 Einwohnern und liegt zwischen London und Birmingham.
Nachdem ich meine Zusage für die University of Warwick erhalten habe, kam zuerst
einmal einiges an Formularen und Papieren auf mich zu. Kümmern musste man sich zu
allererst um einen weiteren formellen Bewerbungstext für Warwick und eine
gesonderte Bewerbung für das Department of English Literature. Danach wurde mir die
Student ID, die Matrikelnummer, zugesendet und man konnte sich bei Warwick
Accommodation um ein Zimmer bewerben. Alle Informationen zu den Abgabeterminen
und den Inhalten der Texte wurden per Email zugeschickt und waren weniger
kompliziert als sie zuerst schienen. Im September kurz vor der Ausreise wurde mir
schließlich
der
Erasmus
Förderbeitrag
überwiesen,
der
sich
an
den
Lebenshaltungskosten des jeweiligen Landes orientiert. Der Betrag war vor allem am
Anfang des Erasmusaufenthaltes nützlich, da gerade da viele Extrakosten anfallen. Man
sollte sich zum Beispiel sofort eine Buskarte zulegen, ich habe den ‚buspass’ von
National Express gewählt. Außerdem fehlen in den Studentenunterkünften Bettzeug
und Küchengegenstände, wie Töpfe, Wasserkocher, Wäscheständer und ähnliches, was
zu Beginn angeschafft werden muss.
Danach musste man sich entscheiden, ob man an der ‚Orientation Week’ teilnimmt, eine
Einführungswoche, bei der alle ausländischen Studenten auf dem Campus leben und den
Alltag dort kennenlernen können. Ich habe mich schließlich nach dem Lesen von älteren
Erfahrungsberichten dagegen entschieden, da viele der Meinung waren, dass die
‚Orientation Week’ überteuert und wenig sinnvoll war. Viele Bekannte von mir, die sie
besucht haben, fanden sie zwar auch gut, aber ich war mit meiner Entscheidung im
Endeffekt sehr zufrieden. Ich bin ebenfalls einige Tage vor der ersten offiziellen
Veranstaltung angereist und hatte so Zeit mich in meinem Zimmer einzurichten und mir
ein Bild von Coventry und dem Campus zu machen. Es ist außerdem auch ohne die
‚Orientation Week’ sehr einfach gewesen schnell einen großen Bekanntenkreis dort
aufzubauen, da fast alle Erasmus Studenten im gleichen Stadtteil leben und auch in der
Uni immer wieder aufeinandertreffen.
Gewohnt habe ich in einem Haus in Chapelfields, Coventry, das ich über Warwick
Accommodation gefunden habe. Dort werden ähnlich wie in einem Studenten-
wohnheim Zimmer auf dem Campus oder in den Städten Coventry und dem
nahegelegenen Leamington vermittelt. Da Coventry vom Bus her besser angebunden ist
als Leamington und die Zimmer dort auch erheblich günstiger sind, leben die meisten
Erasmus Studenten wie schon erwähnt in benachbarten Straßen in Coventry, was sehr
schön ist, da man sich schnell vernetzen kann. Bei der Bewerbung sollte man beachten
Informationen über sich so genau wie möglich anzugeben, da das Zusammenwürfeln der
Mitbewohner dann etwas passender ausfällt. Ich habe letztendlich mit drei Full-time
Studenten in Warwick zusammengewohnt, einem britischen Studenten aus London,
einer Studentin aus Paris und einem Student aus Neu Delhi. In vielen Häusern wohnten
aber auch mehrere Erasmus Studenten zusammen. Mein Haus war an sich sehr schön,
bei den Mitbewohnern merkte man leider, dass es sich eher um eine Zweck WG
handelte. Allerdings muss gesagt werden, dass einige der Häuser von Warwick
Accomodation nicht in sehr gutem Zustand waren und viele meiner Freunde dort und
auch ich Probleme mit Schimmel im Haus oder kaputten Heizungen im Winter hatten.
Bei solchen Problemen waren aber sowohl die Vermieter als auch die Organisatoren der
Uni schnell vor Ort und waren sehr hilfsbereit. Da die Preise in England generell etwas
höher sind als in Deutschland, waren die Mietpreise auch im Schnitt höher, was man bei
der Auswahl der Zimmer auch beachten sollte. Alternativ kann man sich auch privat ein
Zimmer suchen, was allerdings im Voraus mit mehr Aufwand verbunden ist. Die
Mehrheit der Erasmus Studenten haben Warwick Accommodation gewählt und waren
damit auch zufrieden.
Neben dem Zimmer, der ‚Orientation Week’ und der Buskarte sollte man sich zu Beginn
darum kümmern, ob man sich ein englisches Bankkonto anlegt. Ich hatte mich
schließlich dagegen entschieden, da ich relativ wenig Gebühren zahlen musste und die
meisten Zahlungen über Kreditkarte liefen. Im Nachhinein würde ich dies anders
machen und mir definitiv gleich zu Beginn am Campus ein Bankkonto anlegen. Dies
garantiert, dass die Bankkarte auch wirklich überall akzeptiert wird. Weiterhin sollte
man sich unbedingt eine Kreditkarte anschaffen, da die meisten Online Buchungen
damit bezahlt werden müssen, etwa für Megabus (Flixbus) oder andere Tickets.
Nachdem man sich etwas eingelebt hat, beginnt auch schon der normale Unibetrieb.
Anders als bei uns ist das akademische Jahr in drei Terms aufgeteilt, nicht zwei
Semester. Zu Beginn des Aufenthalts musste ich also Kurse auswählen, die ich im
kommenden Jahr belegen wollte. Leider hatte das vorherige Aussuchen von Kursen für
das Learning Agreement überhaupt keinen Einfluss, da man letztlich die Kurse nehmen
musste, in denen überhaupt noch ein Platz frei war um auf die erforderliche CATS
(ECTS) Zahl zu kommen. Leider waren keine Plätze mehr in Germanistik frei, sodass ich
schließlich zwei Geschichtsmodule und zwei Anglistikmodule belegt habe. Das Belegen
der Kurse war für die meisten Erasmus Studenten relativ stressig, da einfach nicht
genug Plätze für uns freigehalten wurden. Man sollte sich also darauf einstellen, dass
man in seinen Fachrichtungen ausweichen muss, oder zum Beispiel Sprachkurse
belegen muss um seine Punktzahl (mind. 90CATS, etwa 3-4 Kurse) zu erreichen.
Nichtsdestotrotz waren meine Module fast alle sehr interessant und gerade die
Geschichtsmodule sehr umfassend. Vor allem das Literaturpensum ist extrem
umfangreich und übersteigt das in deutschen Universitäten um einiges. Worauf man sich
einstellen sollte ist, dass gerade in Fächern wie Geschichte, English Literature und
dergleichen, sehr viele Hausarbeiten auch unter dem Jahr anfallen, was für deutsche
Studenten eher nur in den Prüfungsphasen anfällt. Klausuren hatte ich nur eine
insgesamt, dafür etwa zehn Hausarbeiten. Dafür ist aber eine normale Uni Woche bei
mir sehr entspannt gewesen, da ich pro Tag nur etwa zwei Stunden hatte und das nicht
mal an allen Tagen der Woche, also hatte ich viel Freizeit.
Die kann man an der Uni zum Beispiel nutzen um eine der vielen Societies beizutreten.
Von Sport zu Harry Potter oder Whiskey sind alle Interessen vertreten und es ist eine
tolle Möglichkeit um gerade auch britische Studenten kennenzulernen und sich ab und
zu oder wöchentlich zu treffen. Ich war bei der Literature Society, der German Society
und am Schluss der Photography Society dabei, die ich alle sehr empfehlen kann. Gerade
die Photography Society fand ich ausgesprochen gut, da sie auch sehr gutes Equipment
hatte und das Programm immer zwischen Theorie- und Praxisstunden und einfach
‚Socials’, also zum Beispiel Besuche im Pub, abgewechselt hat. Die Societies bieten auch
oft Pub Crawls im benachbarten Leamington an oder in Birmingham, die ich sehr
empfehlen kann, da immer sehr viele Studenten mitfahren und immer Stimmung
aufkommt.
Davon abgesehen bietet der Campus selber viele Möglichkeiten dort Zeit zu verbringen,
anders als bei uns findet man dort viele schöne Cafés, Restaurants, ein Kino und einen
Pub. Aber auch in Coventry gibt es einige Möglichkeiten abends etwas zu unternehmen.
Gerade in der Innenstadt gibt es einige Pubs, in denen auch immer viele Studenten der
Coventry University sind, der zweiten Uni der Stadt, die eine schöne Abwechslung zum
Campus bieten.
Anfang November und Anfang Februar haben die geisteswissenschaftlichen Fächer auch
alle eine ‚Reading Week’, also eine Woche Ferien zusätzlich zu einem Monat Ferien
über Weihnachten und einem Monat Ferien im Frühjahr. Man hat also sehr viel Zeit um
zu verreisen und Ausflüge in andere britische Städte zu machen, was mir definitiv zu
Hause fehlen wird. Das International Office und die Society World@Warwick
organisieren viele Tagesausflüge in britische Städte, ich habe damit zum Beispiel
Cambridge, Blackpool, York, Cardiff und Llandudno in Wales besucht und kann diese nur
absolut empfehlen. Mit Megabus oder dem Zug findet man aber auch so immer wieder
sehr günstige Tickets, sodass es sich auch lohnt alleine loszuziehen. Oxford ist zum
Beispiel sehr einfach und schnell von Coventry zu erreichen, oder auch Stratford-upon-
Avon. Außerdem ist man mit dem Zug in etwa eineinhalb Stunden in London. Es ist also
nur empfehlen dies so oft wie möglich auszunutzen und die Haupstadt nach und nach zu
entdecken. Der Flughafen zwischen Birmingham und Coventry (der auch sehr praktisch
als Anreiseflughafen ist) bietet außerdem sehr günstige Flüge nach Dublin an, daher
habe ich eine meiner Reading Weeks in Irland verbracht.
Shoreditch, London
Saxon Mill, nahe Leamington
Cliffs of Moher, Irland
In Term 3 finden dann schließlich die letzten Prüfungen und Essays statt und der
Aufenthalt neigt sich dem Ende zu. Man kann damit rechnen ab Mitte Ende Mai bereits
mit allen Prüfungsleistungen fertig zu sein, sodass man am Schluss noch einmal fast
einen ganzen Monat Freizeit hat und die letzten Wochen genießen kann.
Ich war mit meinem Erasmus Aufenthalt sehr zufrieden und kann die University of
Warwick nur empfehlen. Obwohl Coventry immer als sehr unschöne Stadt bezeichnet
wird, da es architektonisch mit anderen typisch britischen Städten nicht mithalten kann
aufgrund der Zerstörung im zweiten Weltkrieg, fand ich es doch sehr angenehm dort zu
wohnen. Nach einer Weile lernt man britische Eigenarten kennen und es ist interessant
die kleinen Kulturunterschiede kennenzulernen und im Alltag zu erleben. Letztendlich
kann ich jedem einen Erasmus Aufenthalt nur ans Herz legen und würde mich sofort
wieder dafür entscheiden.