Luigi Zingales - The University of Chicago Booth School of Business
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Luigi Zingales - The University of Chicago Booth School of Business
BILD : ASH LEY GILBERTSON/VII Text DANIEL BINSWANGER «Ich liebe die amerikanischen Grundwerte: die Freiheit und die Chance, sein eigenes Glück zu machen», meint Luigi Zingales bei unserem Treffen in einem Mailänder Luxushotel. Der gut aussehende Endvierziger wirkt selber wie die perfekte Verkörperung des amerikanischen Traums. Selbstbewusst, elegant, voller Energie. Kein Zweifel: Der italienische Professor für Betriebswirtschaft hat in den USA sein Glück gemacht. Als Student ist Zingales in die USA gegangen. Heute lehrt er an der Booth School of Business in Chicago, einer der besten Business-Schulen der Welt. Seine Auswanderung aus Italien beschreibt der Ökonom als eigentliche Flucht. In Italien würden Talent und Fleiss nicht belohnt. Nur wer Beziehungen habe, Protektion geniesse und sich den Mächtigen andiene, dürfe in Italien hoffen, Karriere zu machen. In Amerika, sagt Zingales, habe er eine faire Chance be kommen und sich mit seinen Leistungen einen Platz erobern können. An der Booth School of Business weht der Geist von Milton Friedman, dem wichtigsten Theoretiker des Neoliberalismus. Auch Zingales glaubt felsen fest an die Tugenden der Marktwirtschaft. Aber, so ist er überzeugt, die USA entfernen sich heute von ihrem eigenen Ideal der freien Konkurrenz. Protektion in Washington wird immer wichtiger. Unter George W. Bush hat sich der «Crony-Kapitalismus», die US-Version von Filz, immer weiter ausgebreitet. Die reichsten Wohngemeinden Amerikas liegen seit der Jahrtausendwende nicht mehr im Silicon Valley, wo Computer erfunden werden, sondern in den Vororten von Washington, wo die Lobbyisten residieren. Mächtige Konzerne können sich immer einfacher politische Protektion erkaufen und den Wettbewerb behindern. In der Finanzkrise wurden die Verantwortlichen nicht zur Verantwortung gezogen, sondern von ihren Freunden in der Regierung vor Verlusten bewahrt. In einem Buch mit dem Titel «A Capitalism for the People» beschreibt Zingales, worin das ursprüngliche Genie der Marktwirtschaft besteht. Und warum es heute bedroht ist. DIE LETZTE HOFFNUNG: KAPITALISMUS Luigi Zingales glaubt an die Marktwirtschaft und den American Dream. Aber heute, sagt der Ökonomieprofessor, sind beide in Gefahr. 18 Occupy-Wall-Street-Protest gegen Banken und Grossunternehmen Das Magazin: Sie sind ein marktliberaler Ökonom. Nun kritisieren Sie die Macht von Grossunternehmen. Das ist doch ein Wider spruch. Luigi Zingales: Nein, nicht unbedingt. Es gibt einen natürlichen Gegensatz zwischen der Marktordnung und den unmittelbaren Interessen der Unternehmer. Ein Unternehmer ist für offene Märkte, wenn er sein Geschäft lanciert und Zugang sucht zu einem Markt. Sobald er sich aber etabliert hat, ist es für ihn von Vorteil, wenn der Marktzutritt der Konkurrenz behindert wird. Ein Unternehmer kann sein «Monopol» verteidigen, indem er innovativ bleibt und so die Konkurrenz auf Distanz hält. Wenn ein Unternehmen seine Konkurrenten vom Markt fernhält, indem es seinen Technologievorsprung verteidigt, ist das legitim und gesamtwirtschaftlich sehr nützlich. Es gibt aber auch andere Optionen: Wenn ein Unternehmen seine Position verteidigt, indem es die Regierung dazu bringt, durch Regulierungen den Marktzugang der anderen zu behindern, ist das schädlich und gegen das Prinzip der freien Konkurrenz. Oftmals sind Ge setze, die Regierungen «im Interesse der Wirtschaft» erlassen haben, in Tat und Wahrheit marktfeindlich. Sie dienen lediglich dazu, bestimmten Firmen auf Kosten der Konkurrenz einen Vorteil zu verschaffen. Unternehmen sind also immer der Versuchung ausgesetzt, sich eine künstliche Monopol stellung zu verschaffen und die Konkurrenz zu behindern? Unbestreitbar. In der Chicago-Schule, der ich an gehöre, war man lange der Ansicht, es sei zwecklos, mit Anti-Kartellgesetzen gegen die Monopolbildung vorzugehen. Man fürchtete, dass Anti-Kartellgesetze politisch missbraucht werden können, was sicher nicht falsch ist. Jedes Gesetz kann politisch missbraucht werden. Heute sehen wir jedoch, dass wir einen zu hohen Preis bezahlen, wenn wir gegen Kartelle nicht gesetzlich vorgehen. Marktwirtschaft funktioniert genau dann, wenn sie Konkurrenz erzeugt. Märkte ohne Konkurrenz dagegen nützen nur denjenigen, die sie kontrollieren — und richten ansonsten immensen Schaden an. In den USA gibt es seit 1890 den sogenannten Sherman Antitrust Act, also ein Anti-Kartell gesetz gegen Monopole und Trusts. Noch wichtiger als der Sherman Act war Präsident Roosevelt, der 1906 den politischen Mut aufbrachte, gegen Rockefeller vorzugehen und dessen Ölmonopol zu zerschlagen. Das war ein Gründungsakt des modernen amerikanischen Kapitalismus. Roosevelt war Republikaner und gewiss kein Feind der Wirtschaft. Das Genie des amerikanischen Kapitalismus besteht darin, dass in der amerikanischen Bevölkerung zwei Überzeugungen tief verwurzelt sind: Einerseits glaubt man an Gewerbefreiheit und den freien Markt. Andererseits misstraut man dem 19 Warnt vor Wirtschaftsmonopolen: Luigi Zingales, Professor an der Chicago Booth School of Business, einem der wichtigsten Zentren neoliberaler Wirt schaftswissenschaft. 20 BILD : DAN DRY Big Business. Die allgemeine Marktfreundlichkeit und die Antitrust-Gesetze erzeugten ein gutes Gleichgewicht. Heute ist dieses Gleichgewicht allerdings bedroht. Woran denken Sie? Zunächst natürlich an die viel zu grosse Konzentration von Macht in der Finanzwirtschaft. Ich denke dabei nicht nur an Marktmacht, sondern auch an politische Macht. In der Regel ist die Kartelldiskussion zu sehr auf den rein ökonomischen Aspekt konzentriert. Es wird analysiert, ob eine Fusion Effizienzgewinne bringt, ob auf Konsumenten- und Produzentenseite ein Mehrwert entsteht. Die Frage, ob Megabanken auch deshalb problematisch sind, weil sie die Möglichkeit erlangen, selber die Banken regulierung zu diktieren, wird zu wenig diskutiert. Dabei gründete auch historisch die Antitrust-Gesetzgebung weniger auf ökonomischen als auf politischen Argumenten. Man hatte Angst, dass das Big Business zu viel Einfluss im Staat erringt und un kontrollierbar wird. Wenn das Problem darin liegt, dass die Grossbanken zu viel politischen Einfluss haben und zu viel Protektion geniessen — worauf soll dann die Gegenmacht gegen diese Entwicklung gründen? Die amerikanische Geschichte ist diesbezüglich aufschlussreich. Die Antitrust-Politik wurde zwar von Roosevelt durchgesetzt, aber er wäre kaum dazu imstande gewesen, wenn es im späten neunzehnten Jahrhundert nicht die sehr verbreitete Bewegung der sogenannten amerikanischen «Volkspartei» ge geben hätte. Die Volkspartei war eine populistische Bewegung. Es ist ihr nie gelungen, eine Präsidentschaftswahl zu gewinnen, aber sie hatte grossen Ein fluss auf die Agenda Roosevelts. Deshalb glaube ich, dass wir auch heute wieder einen «guten Populismus» brauchen, um die überproportionale Macht der Wirtschaftseliten auszugleichen. Glauben Sie im Ernst, dass die Tradition eines marktliberalen Populismus in den USA reaktiviert werden kann? Wenn man sich die Tea Party anschaut — sie brilliert ja nicht durch wirtschaftspolitische Vernunft. Da mögen Sie recht haben, aber ich bin trotzdem optimistisch. Auch was die Bewegung Occupy Wall Street betrifft, die viel gemeinsam hat mit der Tea Party. Beide Bewegungen treten an gegen einen übermächtigen Leviathan. Die Tea Party glaubt, dieser Leviathan sei die übermächtige Regierung mit ihrem stets wachsenden Budget. Occupy Wall Street glaubt, die Gefahr seien die übermächtigen Konzerne. Im Grunde sind das aber zwei Seiten derselben Medaille, denn das eigentliche Problem liegt darin, dass die mächtige Regierung zu den mächtigen Konzernen eine inzestuöse Beziehung unterhält. Grosse Konzerne sind nicht per se ein Übel, solange sie nicht ihre politische Macht ausnutzen, um den Markt zu beherrschen. Und grosse Regierungen sind auch nicht notwendigerweise schädlich, solange sie nicht die Wirtschaftsfreiheit beschneiden. Sie reden, als wären die rechte und die linke Systemkritik fast austauschbar. Doch die politische Landschaft in den USA war noch nie so polarisiert wie heute. Das behaupten alle Kommentatoren, und auf den ersten Blick stimmt es auch. Es wird heute so heftig gestritten in Washington wie kaum je — um das Budget, die Steuern, die Krankenversicherung. Im Grunde aber sind das beinahe Nebenschauplätze, auf denen nur deshalb so blutig gekämpft wird, weil Demokraten und Republikaner beweisen wollen, dass sie sich noch voneinander unterscheiden. Beide Parteien betreiben aber weitgehend dieselbe Wirtschaftspolitik. Sowohl die Demokraten als auch die Republikaner sind dermassen abhängig vom Sponsoring durch das Wirtschaftsestablishment, dass sie wenig Manövrierraum haben, um eine unterschiedliche Politik zu betreiben. Das beste Beispiel ist der Bailout der Banken in der Finanzkrise. Er wurde in die Wege geleitet von der Bush-Administration und ohne den geringsten Strategiewechsel weitergeführt von Barack Obama und dessen Finanzminister Timothy Geithner. Natürlich hat Obama mehr Sympathien für die Gewerkschaften als Bush, und dieser hatte dafür mehr Freunde in der Ölindustrie. Ein grundsätzlicher Wandel in der Haltung gegenüber dem Big Business hat jedoch sicher nicht stattgefunden. Und deshalb erleben jetzt populistische Protestbewegungen eine Renaissance? Die Tea Party ist eine Revolte gegen das Establishment, und die republikanische Parteielite hat panische Angst vor ihr. Natürlich sind die Tea-PartyLeader, die sich bisher profilieren konnten, ein seltsames Sammelsurium von Freaks und Borderline-Typen. Aber exzentrisches Personal gehört zu allen populistischen Bewegungen. Sie klingen, als ob das ein Naturgesetz wäre. Bis zu einem gewissen Grad ist es das. Populistische Bewegungen werden dann dynamisch und mächtig, wenn sie eine richtige Idee aufgreifen, welche die Geschäftsgrundlage des Establishments infrage stellt und die deshalb von den etablierten Parteien niemand aufgreifen will. Erfolgreiche populistische Politiker müssen dieselben Talente besitzen wie normale Politiker. Zusätzlich müssen sie aber auch noch den Willen mitbringen, sich mit der gesellschaftlichen Elite anzulegen, obwohl sie sicherlich komfortable Karrieren machen könnten, wenn sie sich einreihen würden. Auf so etwas lassen sich in der Regel nur Leute mit einer angeknacksten Persönlichkeit ein. Es gibt eine Art von natürlicher Selektion, die dazu führt, dass populistische Bewegungen in der Regel von Borderline-Charakteren angeführt werden. Sie glauben aber, dass die Tea Party im Kern ein richtiges Anliegen vertritt. Das ist einer der Gründe, weshalb ich mein Buch geschrieben habe. Die Tea-Party-Bewegung gründet, wenigstens teilweise, auf einer legitimen Wut der Bürger. Nun kommt es darauf an, diese Wut in die richtige Richtung zu kanalisieren. Das könnte auch schiefgehen. Sicher. Ein gutes Beispiel für eine populistische Be wegung, die ursprünglich vernünftige Anliegen hatte, aber entgleist ist, bildet die italienische Lega. Als sie 1992 gegründet wurde, richtete sie sich gegen die Transferunion mit Süditalien und die Bürokratie des römischen Zentralstaates, zwei völlig legitime Anliegen, wie man auch schon vor der italienischen Schuldenkrise wissen musste. Die Lega hätte die Partei der marktliberalen Reformen werden können. Stattdessen bestimmen heute Rassismus, Protektionismus und regionalistische Folklore ihr Programm. Was steht denn im Zentrum Ihrer Vision eines fairen Kapitalismus? Die heutige Vertrauenskrise wurde ausgelöst vom Finanzsektor, und natürlich ist eine neue Regulierung des Finanzsektors am dringendsten. Die Art und Weise, wie der Banken-Bailout in den USA und auch in anderen Ländern vollzogen wurde, war un gerecht und schädlich. Die Steuerzahler mussten geradestehen für Aktionäre und Kreditgeber der Grossbanken. Natürlich hatte man keine andere Alternative, als die Banken zu retten. Man hätte den Bailout jedoch so gestalten sollen, dass nicht nur die Aktionäre ihr Kapital verlieren, sondern dass auch die Gläubiger der Banken bestraft werden. Die Regierung hat solche Massnahmen allerdings tunlichst vermieden, weil die Wall Street ihre Interessen durchzusetzen wusste. Sie haben 2008 ein eigenes Modell der Bankenrettung vorgeschlagen. Am wichtigsten ist für Sie, dass die Kredit geber einer Bank bei einer Pleite nicht un geschoren davonkommen. D A S M A G A Z I N 2 9/2 0 1 2 21 22 23 Das ist zentral. Systemrelevante Banken geniessen eine staatliche Bailout-Garantie und kommen deshalb viel zu billig an Geld. Diese Kreditverbilligung ist wirtschaftlich schädlich. Erstens stellt sie eine Subvention des Bankensektors dar, aus der sich mindestens teilweise die überhöhten Löhne in der Finanzbranche erklären. Wie alle Subventionen führt sie zu Marktverzerrungen und Ineffizienz. Zweitens macht die Bailout-Garantie die Kreditanalyse überflüssig. Wer die staatliche Garantie hat, dass er sein Darlehen zurückbekommt, muss sich nicht mehr darum kümmern, wo er sein Geld investiert. Die Kreditgeber müssen zur Kasse gebeten werden, wenn eine Bank insolvent wird. Seit der Finanzkrise hat es doch Verbesse rungen gegeben. In der neuen Schweizer Grossbankenregulierung etwa müssen Kre ditgeber jetzt verstärkt haften. «Häufig sind Gesetze ‹im Interesse der Wirtschaft› in Wahrheit marktfeindlich.» Das ist erfreulich. Als ich im Herbst 2008 den Vorschlag machte, dass die Gläubiger an der Bankenrettung beteiligt werden müssen, löste das einen Aufschrei aus. Die Leute hielten mich für verrückt. Jetzt werden solche Schuldtitel von einer Bank wie der Credit Suisse am Markt platziert. In gewissen Bereichen haben wir Fortschritte gemacht. Sie sprechen sich auch für eine Trennung von Investmentbanking und Geschäftsbanken aus, das heisst, Sie plädieren für eine Wieder einführung des Glass-Steagall-Gesetzes. Ich glaube, dies ist die einzig praktikable Lösung — auch wenn mein Instinkt vor einem so starken Markteingriff eigentlich zurückschreckt und auch wenn es rein theoretisch nicht die optimale Lösung ist. Aber Regulierungen müssen durchsetzbar sein. Das funktioniert nur, wenn sie klar und einfach ausgestaltet sind. Das wäre der Vorteil, wenn man die Investmentbanken abspalten würde: Es wäre einfach und sehr wirkungsvoll. Sie betonen die demokratischen Tugenden der Marktwirtschaft. Was sagen Sie zur Aktionärsdemokratie? Das ist eine grosse Baustelle. Es sind prinzipielle Reformen des Aktienrechtes nötig. Heutige Verwaltungsratswahlen sehen meist aus wie Parlamentswahlen in der alten Sowjetunion: Pro Sitz gibts genau einen Kandidaten. Verwaltungsräte sind de facto weniger den Interessen der Aktionäre verpflichtet als den Interessen der CEOs, die sie theoretisch beaufsichtigen sollten. Es hat sich ein wucherndes Ökosystem hochbezahlter Mandatsträger gebildet, deren reale Nützlichkeit gegen null tendiert. Ich bin für die Einführung einer Quote von Verwaltungsräten, für die nur Aktionäre vorschlagsberechtigt sind. So könnte ein Markt wirklich unabhängiger Verwaltungsräte entstehen, die effektiv die Aktionäre vertreten und der Geschäftsleitung gegenüber ihre Aufsichtsfunktion tatsächlich kritisch ausüben. In Ihrem Buch analysieren Sie eine funda mentale Fehlentwicklung des amerika nischen Kapitalismus: die immer grösseren Einkommensunterschiede. Das ist ein grosses Problem. Zwischen 1945 und 1973 entwickelten sich die Arbeiterlöhne in den USA etwa im Gleichschritt mit der Arbeitsproduktivität. Dann fangen die beiden Kurven an auseinanderzulaufen. Die Produktivität steigt weiter an, aber die Reallöhne stagnieren praktisch. Das stellt eine ernsthafte politische Herausforderung dar für eine Demokratie. Bisher war die Kritik an den Einkommens unterschieden vor allem von linken Ökono men wie Joseph Stiglitz zu hören. Es geht zunächst darum, die Tatsache festzustellen, dass die Unterschiede stark zugenommen haben. Wer die Daten seriös anschaut, kann das nicht bestreiten. Es hat auch keinen Zweck, so zu tun, als schaffe die wachsende Ungleichheit keine Probleme. Allerdings bin ich mit Stiglitz nur in der Diagnose einig, nicht in der Methode der Therapie. Aus meiner Sicht ist Hauptgrund für die zunehmende Ungleichheit die Globalisierung. Die können und dürfen wir nicht rückgängig machen. Ein Land, das in den Protektionismus flüchtet, würde dafür einen zu hohen Preis bezahlen. Und wie soll der bedrängten Mittelschicht geholfen werden? Wir können nicht mit einem Zaubertrick in die Sechzigerjahre zurückkehren. Damals herrschten die westlichen Wohlfahrtsstaaten konkurrenzfrei über die Weltwirtschaft. Das ist vorbei. Wir können aber Massnahmen ergreifen, um das Los der Mittel- und Unterschicht zu verbessern. Was liesse sich tun? Ein weiteres zentrales Feld sind die Gesundheitskosten in den USA und vielen anderen westlichen Ländern. Sie müssen unbedingt unter Kontrolle ge en Die besten Seit rs des Somme bracht werden, da sie extrem hoch sind, schneller wachsen als die Wirtschaftsleistung und einen immer grösseren Teil der Einkommen der Mittelschicht aufzehren. Der Kampf für die Kaufkraft der mittleren und unteren Einkommen muss auch ein Kampf gegen die Gesundheitskosten sein. Diese Vorschläge klingen vernünftig. Aber werden sie ausreichen, um die Einkommensentwicklung wieder ins Gleich gewicht zu bringen? Wahrscheinlich nicht. Aber was wir tun können, das sollten wir auch tun. Es ist nun einmal so, dass die westlichen Demokratien nicht mehr die globale De finitionsmacht darüber haben, wie die Einkommensverteilung auszusehen hat. Das macht es schwieriger, unser Gesellschaftsmodell zu erhalten. Müssten in den USA die Steuern für Reiche erhöht werden? Diese Frage wird heute sehr heftig diskutiert, aber ich glaube, sie ist nicht entscheidend. Was wir vor allem bräuchten, ist ein viel einfacheres Steuersystem mit einer viel breiteren Steuerbasis, ohne Schlupflöcher und mit generell tieferen Steuersätzen. Ob dann insgesamt die Steuereinnahmen steigen sollen und wo die Spitzensteuersätze liegen sollen, darüber kann man diskutieren, aber viel wichtiger ist es, das System transparent, fair und einfach zu gestalten. Ich bin jedoch überzeugt, dass wir auf alle Fälle eine progressive Besteuerung aufrecht erhalten sollten. Ich bin ein Gegner der Flat Tax. Schon Adam Smith war für progressive Steuern. Die Republikaner wehren sich mit Händen und Füssen gegen Steuererhöhungen zur Sanierung des US-Haushaltes. Ist das vernünftig? Ich glaube, dass der rechte Flügel der Republikaner heute zu obsessiv auf Steuersenkungen fixiert ist. Natürlich ist das Anliegen richtig, mit Staatsmitteln möglichst haushälterisch umzugehen und Leah Fleming Schiff der tausend Träume ISBN 978-3-596-19475-9 Fischer Taschenbuch Verlag ADAC Reiseführer Dubai ISBN 978-3-89905-944-1 Purer Luxus und endlose Strände – die Emirate am Persischen Golf haben viel zu bieten. Inklusive TopTipps, detailliertem City-Plan und Maxi-Klappkarten. Zwei ungewöhnliche Frauen, ein ganzes Leben voller Geheimnisse und eine schicksalhafte Nacht an Bord eines legendären Schiffes: der RMS Titanic. Carly Phillips Ich will doch nur küssen ISBN 978-3-453-40939-2 ADAC Reiseführer London 978-3-89905-970-0 Das Leben sollte wieder einfacher werden. Die Bürokratie kann einem wirklich manchmal über den Kopf wachsen. Aber nicht bei Sympany: Profitieren Sie von flexiblen Lösungen und persönlichem Service für Private und Unternehmen – erfrischend anders. 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Das italienische Steuersystem war gar nie darauf ausgelegt, tatsächlich umgesetzt zu werden. «Ich plädiere für die Einführung einer Quote von Verwaltungsräten, für die nur Aktionäre vorschlagsberechtigt sind.» 2 1 Steht zu fürchten, dass Berlusconi mit einer Kampagne gegen den Euro zurück an die Macht will? Sicherlich, das ist voraussehbar. Die italienischen Wirtschaftseliten haben ein grosses Interesse daran, sich vor der Konkurrenz im EU-Raum zu schützen. Berlusconi ist nur das extremste Beispiel. Er hat Italien über Jahrzehnte ausschliesslich in seinem Eigeninteresse regiert und den Niedergang der heimischen Wirtschaft achselzuckend hingenommen. Wenn der Heimmarkt wieder von der Regierung in Rom kontrolliert würde, hätten die lokalen Eliten wieder alles unter Kontrolle — auch wenn ein Euro-Ausstieg für die Entwicklung Italiens insgesamt sehr schädlich wäre. Ich glaube an die europäische Idee, aber die gemeinsame Währung kam zu früh. Deshalb provoziert sie jetzt eine politische Gegenreaktion, die gefährlich ist. Der Euro wird auseinanderbrechen? Damit muss man rechnen. Italien versucht jetzt zwar den Haushalt zu sanieren und Reformen durchzuführen, aber die Reformen kommen wahrscheinlich zu spät, als dass sie die Glaubwürdigkeit wieder herstellen könnten. Ich hoffe allerdings, dass Deutschland und die übrigen Nordländer den Euro verlassen werden und dass die Südländer gemeinsam den Euro fortführen. Dann würde wenigstens ein gewisses Mass an wirtschaftlicher Offenheit im Süden erhalten bleiben. 1.– CHF In Ihrem Buch geben Sie viele Beispiele dafür, wie mächtige Firmen die Regierung mani pulieren, um sich Vorteile zu verschaffen. Am weitaus aktivsten sind demnach in diesem Geschäftsfeld die Finanz- und die Pharma industrie. Für einen Schweizer ist das depri mierend. Wieso? Die Schweizer sind doch ein sehr marktwirtschaftlich orientiertes Volk. Wir haben aber eine sehr grosse Banken- und eine sehr grosse Pharmaindustrie, die über entsprechend grosse politische Macht verfügen. Ein Beispiel: Die Pharma hat verhindert, dass patentgeschützte Medikamente aus dem Ausland in die Schweiz eingeführt werden dürfen. Obwohl es eine protektionistische Massnahme ist, haben die «wirtschafts freundlichen» Parteien das Verbot der Paral lelimporte durchgesetzt. Aber der Schweizer Markt ist doch so klein, dass er praktisch irrelevant sein muss für die Schweizer Pharmafirmen. Das ergibt keinen Sinn. Ich versichere Ihnen: Parallelimporte sind in der Schweiz verboten. Dann ist dies ein perfektes Beispiel für die Fehlentwicklungen, welche die freie Marktwirtschaft be drohen. Ungerechtfertigte Privilegien für Grossfirmen, die faire Konkurrenz verhindern, sind eine Steilvorlage für alle politischen Kräfte, die die Marktwirtschaft als solche bekämpfen. Der Kapitalismus insgesamt wird dadurch in seiner Glaubwürdigkeit beschädigt. Solches Verhalten erzeugt genau den Backlash, den wir heute überall beobachten. • «A Capitalism for the People. Recapturing the Lost Genius of American Prosperity», Basic Books, 2012, 304 Seiten DA N I E L BI N SWA NG E R ist Redaktor des «Magazins». [email protected] Bereit zum Geniessen: Ihr altbewährtes Original Ittinger Klosterbräu im frischen Kleid. Gratis Erhältlich bei Coop, Manor, Globus, Spar, Volg sowie in ausgewählten Bars und Restaurants. für für kurze Zeit Hol dir jetzt das neue HTC Ones mit dem Sunrise flex Inklusivpaket, bei dem neu auch SMS schon mit drin sind. Und du bekommst ein zweites Smartphone gratis dazu. HTC One S z.B. 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