Grundlagen der Stirlingmotoren Technik - vom
Transcription
Grundlagen der Stirlingmotoren Technik - vom
Grundlagen der Stirlingmotoren Technik vom Prototyp bis zur Serienreife Edgar Schmieder SOLOStirling GmbH Stuttgarter Straße 41 D- 71069 Sindelfingen [email protected] www.stirling-engine.de Seit 1990 beschäftigte sich die Solo Kleinmotoren GmbH in Sindelfingen, Hersteller von Motoren und Geräten, mit der Technik von Stirlingmaschinen. Auf Basis einer schwedischen Entwicklung entstand 1994 ein neuer Motor mit einer Wellenleistung von 10 kW/ 1500 min-1, der für Anwendungen in der Kraft-Wärme-Kopplung, der Solarstrom- Erzeugung und als Kältemaschine geeignet ist. Solo Stirling GmbH ist im Rahmen eines MBO 2004 als eigenständige Firma entstanden. Forschung und Entwicklung sowie die Produktion von Stirlingmotoren zur Kraft-Wärme-Kopplung gehören zum Kerngeschäft. Erste Patentanmeldung 1816 Funktionsweise des STIRLINGMOTORS Das Konzept der Stirlingmaschine ist seit Anfang des 19. Jahrhunderts bekannt und war damals auch weit verbreitet. Heute wird sie mit neuen technischen Möglichkeiten wieder aufgegriffen und weiterentwickelt. Stirlingmaschinen haben zwei geschlossene Arbeitsräume, zum Beispiel in zwei Zylindern mit zwei Kolben und führen die Wärme zu Ihrem Antrieb über Wärmetauscher zu und ab. Daher können sie beliebige Wärme-Quellen nutzen und weisen geringe Schadstoffemissionen auf. Bild: Prinzip des Stirlingmotors, Vergleich mit Ottomotor In der Kraft-Wärme-Kopplung kommen spezielle Gasbrenner zum Einsatz, damit wird der Erhitzer und damit das Arbeitsgas auf etwa 650 °C erwärmt, das führt zur Ausdehnung und Bewegung der Kolben in der Expansionsphase. In einem Gaskühler wird die Wärme während der Kompressionsphase auf niedrigem Niveau aus dem Kreisprozess entnommen, diese Wärme steht zur Nutzung für Heizzwecke zur Verfügung. Ein Regenerator zwischen Erhitzer und Gaskühler ermöglicht dem Stirling- Prozess den höchstmöglichen Carnot- Wirkungsgrad. Das Arbeitsgas bleibt immer in der Maschine, dadurch können keine Verbrennungsrückstände in den Motor gelangen der somit sehr wartungsarm und leise läuft. Der Druck des Arbeitsgases kann zur Leistungsanpassung variiert werden, damit ist die Maschine modulierbar. Es können Gase mit besonders guten thermodynamischen Eigenschaften verwendet werden, hier kommt Helium oder Wasserstoff zum Einsatz. Bei Otto- oder Dieselmotoren wird dagegen immer Luft als Arbeitsgas verwendet, die Verbrennung findet immer innerhalb des Zylinders statt. Die Vorteile von Stirlingmaschinen bei stationärem, dezentralem Einsatz sind daher: • • • • • Lange, wartungsfreie Laufzeiten Geringe Schadstoffemissionen. Problematische Brennstoffe können genutzt werden Feste Brennstoffe sind grundsätzlich verwendbar Stufenlose Leistungsmodulation Mit dieser Technik steht speziell der Kraft-Wärme-Kopplung bei kleinen Leistungen unter 10 kW el eine überlegene Antriebsquelle zur Verfügung. Regenerator Erhitzer Gaskühler Kolben Expansion Kolben Kompression Kurbeltrieb Bild: Aufbau des Solo Stirling 161 .A RT OF Problem: Wie kann man die Luft schnell erhitzen und abkühlen? Lösung: Mit einem Verdränger oder Regenerator! Heißes Ende Kaltes Ende Man braucht nur ein Wärmegefälle η = (Th-Tk)/Th Verdrängerkolben (nicht dichtend) Abwärme Wärmezufuhr Wärmeabfuhr Bild: Vereinfachte Darstellung des Stirlingprinzips TECHNOLOGY Nach dem Stirlingmotor wurde bei Solo ein spezieller Brenner entwickelt, der mit Luftvorwärmung und flammloser Oxidation arbeitet (FLOX), WS Wärmeprozesstechnik). So konnte ein sehr guter feuerungstechnischer Wirkungsgrad mit sehr geringen Schadstoffemissionen kombiniert werden. Weiter ist ein Abgaswärmetauscher zur Brennwertnutzung nachgeschaltet. Seitenansicht mit Brenner .ART OF TECHNOLOGY Erhitzer Brenner Puffer Brennkammer Kurbelgehäuse Generator Bild: Motor Stirling 161 mit FLOXbrenner und Generator Gefördert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) wurde ein 3-jähriger Feldtest von 1997 – 2000 mit 16 Stirlingmotoren durchgeführt. Etwa 120.000 Betriebsstunden wurden akkumuliert, auf einzelnen Motoren über 24.000 Stunden. Nach der TÜV und DVGW-Zertifizierung, wurde 2004 mit der Serienproduktion begonnen. Derzeit sind europaweit 63 Module im Einsatz. Micro KWK mit Stirlingmotoren Es wurde demonstriert, dass lange wartungsfreie Laufzeiten und sehr geringe Wartungskosten erreicht werden können, damit eröffnen sich interessante Möglichkeiten für die Kraft- Wärme- Kopplung mit Stirlingmotoren. Mit Stirlingmotoren sind Wartungsintervalle von 5.000 Bh bis 8.000 Bh zu erreichen. Die Schadstoffemissionen mit dem Floxbrenner sind vergleichbar niedrig, auch ohne Katalysator und Lamdasonde, wie in der modernen Gasbrennwerttechnik. Der Stirlingmotor ist in der Leistung modulierbar, wobei der Wirkungsgradverlust in der Teillast maximal 1,5% beträgt. Der Gesamtwirkungsgrad liegt mit, je nach Rücklauftemperatur, 90 - 98% besonders hoch. Ein Energiemanager mit Datenübertragung per Modem ist vorgesehen, Fernsteuerung und Ferndiagnose mit der Option zum virtuellen Kraftwerk sind möglich. Die Maschinen sind nach DVGW zertifiziert und mit „CE“ ausgezeichnet. 2003 erhielt die Firma SOLOStirling den Bundesinnovationspreis, den Friedrich Eberle Preis, sowie 2005 vom Bundesumweltamt den „Blauen Engel“. 2004 wurde mit der Serienproduktion begonnen. Zielkunden sind Energieversorger (Contracting), Stadtwerke und Kommunen, Industrie und Gewerbe und Wohnbaugesellschaften. Nur mit dem verstärkten Ausbau von microKWK sind die gesteckten KlimaschutzZiele und geringerer Verbrauch an fossilen Brennstoffen und die Reduzierung von CO2 Emissionen erreichbar. Bild: Solo Stirling microKWK- Modul Technische Daten Solo Stirling 161 im Micro- KWK- Modul: Elektrische Leistung: Thermische Leistung: Elektrischer Wirkungsgrad: Gesamtwirkungsgrad, ca.: Arbeitsgas: Wartungsintervall, ca.: Wartungskosten: Emissionen CO, max. NOx, max. HC, max. Ölverbrauch: Abmessungen: Gewicht: 2 – 9.0kW 8 – 26 kW 24 % 95% Helium 5.000 – 8.000 h 0,012 €/kWhel 50 mg/m3 80 mg/m 2 mg/m3 keiner 1280 x 700 x 980 mm 460 kg 700 mg/m3 650 Schadstoffemissionen verschiedenener Erdgas- Motoren in Micro- KWK- Modulen 600 500 500 400 CO NOx 300 150 200 HC 80 50 100 2 15 5 0 0 Ottomotor mit Katalysator Ottomotor + Katalysator + Lambda Stirling + Floxbrenner erreicht Stirling + Floxbrenner erwartet TA Luft Bild: Schadstoffemissionen Stirling im Vergleich zu konventionellen- Motoren und TA Luft Der „Blaue Engel“ .ART OF TECHNOLOGY Messergebnisse – Solo, Herstellerangaben, Blauer Engel Angaben Solo Messdaten 2-9,5 kW 1,2-9,2 kW & 8-26 kW Q BHKW ηel Pel „Blauer Engel“ Messdaten ηel 26,05 % 26,8 % 6,0-24,8 kW ηges 89 % 98,5 % 22-24 % 24,8-26,8 % CO 300 mg/Nm³ 191 mg/Nm³ 92-96 % 95,1-98,5 % NOx 53-60 dB(A) < 65 dB(A) 250 mg/Nm³ 105 mg/Nm³ (50-100% Last) ηges Schall (1m Abstand) Bild: Solo Stirling microKWK- erfüllt „Baue Engel“ erfüllt ! Verschiedene Brennstoffe in Stirlingmotoren Erdgas ist relativ einfach zu verbrennen. In Vorversuchen zeigte der SOLOStirling Brenner auch keine grundsätzlichen Probleme bei Bio-, Klär- oder Deponiegas, auch bei Werten von etwa 40 % Methangehalt. Die Vorteile liegen dann in den geringen Wartungsanforderungen und den günstigen Schadstoffemissionen. Ein Eindringen von Brennstoffresten in das Schmieröl ist nicht möglich, Ölwechsel daher nicht nötig. Mit Deponiegas laufen nach Anpassungen an Brenner und Gaszufuhr Dauerversuche. Grundsätzlich können in Stirlingmotoren feste Brennstoffe auch direkt verfeuert werden, bei festen Brennstoffen ist jedoch die technische Umsetzung schwieriger. Die Koppelung einer konventionellen Festbrennstoff- Feuerung an den Stirlingmotor ist daher keine befriedigende Lösung, Versuche haben dies bestätigt. Die Entwicklung einer speziellen Feuerung mit Luftvorwärmung und Maßnahmen zur Ascheminderung sind notwendig. Die Arbeiten an einer entsprechenden Feuerung laufen. Das Ergebnis soll ein automatisch und kontinuierlich arbeitendes Blockheizkraftwerk mit 4 – 9 kW el für den Betrieb mit Holzpellets sein. Damit steht erstmalig eine Technologie zur Verfügung, die dezentrale Kraft- WärmeKopplung aus biogenen Brennstoffen möglich macht. Verwertung schwachkalorischer biogener Gase wie z.B. Biogas, Klärgas, Deponiegas Dieses Pilotprojekt, gefördert vom Land Baden-Württemberg, besteht inhaltlich im wesentlichen darin, bei der praktischen Umsetzung, mit einem an die jeweils unterschiedlichen Anforderungen, entsprechende Modifikationen des Brennersystems auf die Verschiedenheit der Gasqualitäten für einen Dauerbetrieb mit dem Stirlingmotor anzupassen. Das Projekt, mit einer Laufzeit von zwei Jahren, wird von einem technisch-wissenschaftlichen Monitoring durch die Fachhochschule Reutlingen begleitet. Erste Maschinen sind bereits mit guten Betriebsergebnissen im Einsatz. Kläranlage Rosenfeld - Optimierung der Faulgasverwertung Faulgasverwertung nur mit Heizung (Ist-Zustand) 4.800 l/a Heizöl Energieinhalt: 48.000 kWh 20 % 85 % 30.000 m³ /a Faulgas Energieinhalt: 17 % Heizöl 68 % Faulgas Wärme 204.000 kWh Heizung 80 % 192.000 kWh 15 % Gesamtwirkungsgrad 85 % 12000 m³/ a abgefackelt Verluste :76 800 kWh Verluste : 36.000 kWh Faulgasverwertung mit Blockheizkraftwerk Stirling-Motor ( Solo ) 15 % 1.840 l/a Heizöl Energieinhalt: 18.400 KWh 7% Heizung Verluste Wärme ( ca 8 % ) 16.000 kWh 85 % Wärme gesamt 204.000 kWh 42 000 m³ /a Faulgas Energieinhalt: 268.800 kWh Wärme : 92 % 188.000 kWh Gesamtwirkungsgrad 70 % 93 % BHKW 94 % Strom 24 % 64.000 kWh 6% Wärme und Stromgewinn aus Gasnutzung Verluste : Gemeinsames Entwicklungsprojekt SOLO/HOVAL gefördert von der Deutschen Umweltstiftung DBU zur Produktion von Holzgas aus Holzpellets sowie Anpassung des Brennersystems Stirlingmotors V161 Bild: Versuchsaufbau zur Holzpellet-Vergasung mit externem Holzvergaser In einem vom BMBF geförderten Forschungsprojekt wurde an der Hochschule Reutlingen auch die Zertifizierungsmessung „Der Blaue Engel“ durchgeführt. SOLOStirling erhält als erstes miniBHKW überhaupt das Umweltzeichen. Stirlingmotoren werden insgesamt spannende Entwicklungs- und Marktpotentiale vorausgesagt. Dies gilt insbesondere für biogene Brennstoffe, ob fest, flüssig oder gasförmig. Für diese so genannten Nischenanwendungen stehen Stirlingmotoren gegenüber konventionellen Motorentechnologien außer Konkurrenz. Als einen ersten Schritt zur Umsetzung ist ein Entwicklungsprojekt gemeinsam mit der Hoval –Vaduz zur Vergasung von Holzpellets. Dieses von der DBU geförderte Projekt sieht vor, in einer extern angeordneten Vergasereinheit, ein qualitatives hochwertiges Holzgas bereitzustellen und anschließend mit einem modifizierten Brennersystem mit dem Stirlingprozess in Wärme und Strom umzuwandeln. Die ersten Feldtestanlagen werden zur Jahresmitte 2006 ihren Betrieb aufnehmen. Das Ziel für eine Serienproduktion ist für das Jahresende 2007 in der Planung. Der Charme, einer CO2 neutralen Bereitstellung von Wärme und Strom dezentral in dieser Leistungsklasse, wäre nicht mehr zu übertreffen. Als eine ebenfalls Stirling-spezifische Anwendung zählt die Verwertung von hochtemperaturigen Abgasvolumenströmen, im Bereich der gewerblichen und industrieellen Prozesswärme, als auch von Biomassefeuerungen. Ein Projekt der Fachhochschule Bingen hatte die Zielsetzung, u.a. eine geeignete Modifizierung des Erhitzerkopfes im Hinblick der Geometrie als auch der Metallorgie zu entwickeln. Bild: Versuchsaufbau der Fachhochschule Bingen, Abgasvolumenstrom einer Biomassefeuerung Projekt Stukitzbad Graz, Österreich Ein Projekt im Anlagencontracting: als Contractinggeber tritt das E-Werk Gösting auf, als Contractingnehmer die Grazer Freizeitbetriebe. Gemeinsam mit der Grazer Energieagentur GEA wurde erstmalig in Österreich ein Contractingmodell KraftWärme-Kopplung mit Stirling-Motoren realisiert. Das Anlagenkonzept stellt sich wie folgt dar: Zweierkaskade Stirlingmotoren, Heizwasserspeicher 1.500l, Spitzenlastwärmequelle Gasbrennwerttechnik. Nach einer zweijährigen Betriebszeit mit je ca. 16.000 Stunden wurde rechnerisch ein elektrischer Wirkungsgrad von 23% und thermischer Wirkungsgrad von 70% (Gesamtwirkungsgrad 93%) ermittelt, wobei jährlich 70.000 kWh Strom und 250.000 kWh Wärme dem Freizeitbad zur Verfügung gestellt werden konnte. Die jährliche CO2 Einsparung beträgt ca. 32 t. Auch bei diesem Projekt waren die entscheidenden Kriterien der hohe Gesamtwirkungsgrad und die sehr niedrigen Emissionen. Bild: Zweier-Kaskade Stirlingmotoren Stukitzbad A-Graz Projekt: Hotel Erika, Bad Kissingen Die Anwendung der Kraft-Wärme-Kopplung ist in Hotels besonders attraktiv. Die Installation der Anlage erfolgte 2004. Nach dem ersten Betriebsjahr wurden 6.800 Bh (Vollast) und 924 Bh (Teillast) gefahren. Der Deckungsbeitrag an der gesamten Wärmelast betrug somit 29.8%. Die Anlage ist als Komplettsystem installiert und besteht aus Heizwasserspeicher 2x1.000l und Frischwassermodul zur Bereitstellung von Brauchwasser. Aus hygienischen Gründen wurde auf die Verwendung von herkömmlichem Brauchwasserboiler verzichtet. Die Betriebszeiten des BHKW-Moduls wurden in die täglichen Strombedarfsspitzen verlegt, die damit erzielte Einsparung durch das Kappen des Spitzenbedarfs an Strom, liegt bei ca. 4.500 €/a. Die Möglichkeit einer stufenlosen Leistungsmodulation war mitentscheidend für die bisherigen positiven Erfahrungen.