Straßburg – Studieren in einer europäische Metropole Institut d`Etudes

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Straßburg – Studieren in einer europäische Metropole Institut d`Etudes
Straßburg – Studieren in einer europäische Metropole
Institut d’Etudes Politiques de Strasbourg, 2004-2005
Die wechselvolle Geschichte des Elsass, verbunden mit den beiden großen europäischen
Nationen Deutschland und Frankreich, scheint in Straßburg (rund 260.000 Einwohner,
Großraum 450.000) zusammenzufließen. Die multikulturelle und weltoffene Stadt im Herzen
des europäischen Kontinents („Capitale de l’Europe“) ist administratives und wirtschaftliches
Zentrum, geprägt vom Zusammentreffen deutscher und französischer Einflüsse, sie ist alt und
jugendlich zugleich. Straßburg verfügt über ein bemerkenswertes kulturelles Angebot
(„Carrefour des Cultures“), über Hochschulen und Museen von überregionalem Rang.
Natürlich bietet die Stadt auch die Konsum- und Freizeitmöglichkeiten (Parks, Gärten, La
Petite France) moderner Großstädte. Die Hauptstadt des Département Bas-Rhin erfreut sich
einer reizvollen, für den Tourismus attraktiven Umgebung (Vogesen, Weinstraße,
Rheinebene, Schwarzwald), und ihre Stadtsilhouette wird dominiert vom gewaltigen Münster
„Notre-Dame“. Straßburg ist Sitz zahlreicher internationaler Organisationen, darunter das
Europäische Parlament, der Europarat oder der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte
und ist neben Paris zur begehrtesten Konferenzstadt Frankreichs avanciert. Auch der deutschfranzösische Sender „ARTE“ hat in der „Ville du Rhin“ seinen Sitz.
Mehr als 45.000 Studenten, darunter 7.000 internationale Studenten aus etwa 100 Ländern,
sind an den drei Universitäten Straßburgs (Universität Louis Pasteur, Universität Marc Bloch,
Universität Robert Schuman) eingeschrieben. Straßburg ist somit nach Paris die am stärksten
international ausgerichtete Universitätsstadt Frankreichs. Mit den Städten Karlsruhe, Freiburg
im Breisgau, Basel und Mulhouse haben die drei Universitäten Straßburgs die „Confédération
Européenne des Universités du Rhin Supérieur“ abgeschlossen, sodass Studenten egal
welcher dieser sieben Universitäten die Kurse der jeweils sechs anderen Universitäten nutzen
können.
Das Institut d’Etudes Politiques de Strasbourg (IEP), das 2005 seinen 60. Geburtstag feiert, ist
eines von neun Instituten in Frankreich (neben den Instituten in Aix-en-Provence, Bordeaux,
Grenoble, Lille, Lyon, Paris, Rennes und Toulouse). Das Institut zählt über 50 Lehrende, es
ist eine unabhängige Einrichtung, die der Université Robert Schuman angegliedert ist. Das
IEP unterhält Partnerschaften mit 84 Universitäten in 25 Ländern, der Großteil davon in
Großbritannien und in Deutschland.
Die Informationen, die vor dem Studienbeginn vom Institut zugeschickt wurden, haben es
ermöglicht, einen ersten Einblick in das Abenteuer zu gewinnen, auf das man sich eingelassen
hatte. Außerdem war es möglich, sich über das IEP einen Wohnheimplatz zu reservieren.
Zwar musste ich die ersten beiden Wochen in einem weiter außerhalb gelegenen Wohnheim
leben (Robertsau), danach konnte ich endlich in mein Zimmer im Wohnheim Paul Appell
(„studette“, d.h. mit eigenem Bad) umziehen.
Das IEP liegt zentral, unweit der Innenstadt und verfügt über ein eigenes Gebäude, wo sich
die Hörsäle, Seminarräume und die Büros der Dozenten und Mitarbeiter befinden. Eine
Cafétéria ist dort ebenfalls zu finden.
Das Angebot an Vorlesungen und Seminaren ist sehr breit gefächert. In den Veranstaltungen
des vierten Studienjahres kann man z.B. zwischen drei verschiedenen Themenbereichen
(filière „Administration Publique“, filière „Etudes Européennes“, filière „Economie et
Entreprises“) und ganz vielen weiteren Optionen wählen. Wer für das „Certificat d’Etudes
Politiques Européennes“ (CEPE) eingeschrieben ist (für das man 60 Credits und am Ende
einen Durchschnitt aller Kurse von mindestens 10/20 erreichen muss), nimmt automatisch an
einem Kurs teil, in dem man das Schreiben französischer Dissertationen lernt. Außerdem ist
für die CEPE-Studenten die Teilnahme an der „Semaine européenne“ Pflicht. Während dieser
Woche im Februar/März 2005 haben wir uns im Europäischen Parlament Vorträge zum
Erweiterungsprozess der Europäischen Union angehört und an einer Parlamentssimulation mit
abschließender Annahme einer Resolution zur Ukraine teilgenommen und mussten darüber
einen „rapport“ schreiben.
Während eines Studiums am IEP in Straßburg muss auf keinen Fall Langeweile aufkommen.
Zum einen gibt es für das Studium ausreichend zu tun, andererseits bietet das Institut mit dem
„Bureau des Sports“, dem „Bureau des Arts“, den „Jeunes Européens“, „Oenopo“ (für an der
Weinkunde Interessierte), „PROPOS“ (Journalismus), „SPOT“ (Sciences-PO Télévision),
„Univ’est“ (Völkerverständigung zwischen Frankreich, Weißrussland und Litauen), der
„English Debating Society“ oder dem „Café Babel“ jede Menge Möglichkeiten, seine Freizeit
sinnvoll zu investieren.
Das „Bureau des élèves“ (BDS) ist hilfreich, wenn man sich im Dschungel des Instituts nicht
zurecht finden sollte.
Außerdem stehen im „Bureau Erasmus“ zwei Studenten aus dem vierten Jahr bereit, um
einem den Aufenthalt am Institut und in Straßburg so angenehm wie möglich zu gestalten und
bei der Suche nach Informationen zu helfen. Vor dem eigentlichen Beginn des Studiums
konnte man an einem zweiwöchigen Sprachkurs im Institut teilnehmen, der vielleicht nicht
zum Höhepunkt der Monate in Straßburg gezählt werden kann, es einem aber erlaubt, seine
ausländischen Mitstudenten und die neue Umgebung kennen zu lernen und erste
bürokratische Hürden zu nehmen. Um die Integration der ausländischen Studenten zu
erleichtern, hat das „Bureau Erasmus“ in diesen zwei ersten Wochen zahlreiche Aktivitäten
angeboten. Auch innerhalb der folgenden Monate war es immer wieder möglich, an
organisierten Ausflügen, Kneipen- oder Kinoabenden, Museumsbesuchen, Bootsfahrten ...
teilzunehmen.
Natürlich sieht man sich in Frankreich einem anderen Hochschulsystem gegenüber. Zum
einen fühlt man sich zurück versetzt auf die Schulbank, zum anderen heißt es durchhalten,
denn die Kurse gehen jeweils 120 Minuten, mit einer Pause von zehn Minuten. Es mag am
Anfang schwierig sein, den Vorlesungen zu folgen, zumal man die französischen
Studentinnen und Studenten durchgehend mitschreiben sieht, aber nach einer Weile wird es
immer besser möglich, den Kursen zu folgen. Diskussionen in den Vorlesungen stellen
allerdings eine Ausnahme dar. Dafür sind die Seminare und Vorlesungen nicht überfüllt, und
man kann bei zahlreichen Konferenzen und Kolloquien Vertretern aus Politik und Wirtschaft
lauschen.
Obgleich das IEP ein recht familiäres Institut ist, haben die Professoren keine festen
Sprechzeiten, zum Teil teilen sich mehrere Professoren ein Büro. Der Kontakt klappt am
besten über Emails.
Insgesamt sind die beiden Semester in Straßburg in Windeseile verflogen. Ich habe das
französische Universitätssystem kennen gelernt, mein Französisch verbessert und neue
Freunde gefunden.
Si t’as envie d’aller en France, tu peux me contacter et je vais être heureuse t’aider !
[email protected]
IEP Strasbourg
Von Eva Riefer
Vier Gründe, um nach Strasbourg ins Auslandssemester zu gehen:
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Der herrliche Mischmasch aus Französisch und Elsässisch
Die wunderbare Stadt, die vom mittelalterlichen Petite-France über wilhelminische
Prachtbauten bis zum futuristischen Europäischen Gerichtshof schön anzuschauen
ist
Europa live zu erleben in EU-Parlament, Europarat und EuGH. Ein Tipp an alle, die
ein Jahr bleiben: Viele Erasmus-Studenten am IEP arbeiten nebenbei als Assistenten
bei Abgeordneten im EU-Parlament. Während der Sitzungswochen kann man so in
die Parlamentsarbeit reinschnuppern. Vorher informieren und bewerben!
Das IEP, das relativ wenig Studenten hat. Außerdem kann man dort durch den
Fächerkanon Politik, Geschichte, Recht, Soziologie, Sprachen, "Sonstiges" Fächer
belegen, die es in Leipzig nicht gibt. Es gibt viele Kurse zur EU, die Inhalte
wiederholen sich aber zum Teil. Empfehlenswert: Droit Communautaire, für alle, die
immer mal wissen wollten, wie die EU-Gesetzgebung eigentlich funktioniert.
Was Probleme bereiten könnte:
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das andere Hochschulsystem: Vorlesung heißt Vorlesung (Professor sitzt und liest
aus seinem Manuskript vor), gerade am Anfang ist es schwierig, zu folgen. Außerdem
ist der Stil wirklich einschläfernd. Feste Sprechzeiten der Professoren gibt es nicht.
Kontakt ist schwierig aufzunehmen. Im Zweifelsfall stehen Ansprechpartner im
Bureau des Relations International zur Verfügung
Die Wohnungspreise: Nicht von den Mieten abschrecken lassen. Fast jeder bekommt
Wohngeld, das macht etwa 30 bis 50 Prozent der Miete aus. Tipp für die
Wohnungssuche: Die Internetseite der Zeitung DNA (Dernieres Nouvel ...)
Erfahrungsbericht:
Erasmus in Strasbourg 2006 / 2007
Ich war von September 206 bis Juni 2007 am Strasbourger IEP (Institut d’Etudes
Politiques). Wie auch an den anderen IEPs in Frankreich, wird hier nicht alleine
Politikwissenschaft gelehrt. Besser gesagt: PoWi nimmt hier nur einen Teil der Lehre ein.
Allgemeinbildung soll vermittelt werden und so findet man im Vorlesungsverzeichnis viele
Rechts- und Wirtschaftsvorlesungen. Auf diese beiden Bereiche hat sich das Strasbourger IEP
auch spezialisiert.
Im Bereich PoWi kann man „Europa“ als kleinen Schwerpunkt der Lehre ausmachen.
Ansonsten ist die Themenpalette bunt gemischt. Einige meiner Seminare hießen wie folgt:
China im 20. Jahrhundert, Brasilien im 20. Jhd., NGOs, Die vergangenen 20 Jahre der
europäischen Konstruktion, Geschlecht und Politik etc.
Das IEP bietet an, während des Erasmusjahres das CEPE zu erreichen, ein institutsinternes
„Diplom“, für das man 60 Credit Points schaffen muss. Die besten Absolventen können sich
danach für ein weiteres Jahr in Strasbourg bewerben, um das vierte Jahr mit einem offiziellen
Abschluss zu absolvieren. Das klingt verlockend, allerdings muss man sich im Klaren sein,
dass dieses CEPE viel Arbeit mit sich bringt. Denn so großzügig wie andere IEPs ist das
Strasbourger nicht. Für einen 2h/Semester-Kurs gibt es 2,5 Punkte, für Tutorien („Conférence
de méthode“) zwar ca. 6, aber mehr als eine Conférence ist nicht zu empfehlen.
Doch ich will nicht allzu sehr abschrecken: Die Betreuung am IEP klappt gut (so gibt es eine
feste Ansprechpartnerin, Madame Benoit und zwei Studentinnen als „Betreuerinnen“, die
viele Erasmus-Feiern und Ausflüge organisieren. Im Februar oder März findet für die IEPler
eine „Sémaine européenne“ im Europaparlament statt, bei der sie sich mit europäischen
Fragen befassen.
Überhaupt ist Strasbourg neben Brüssel DIE Stadt, um europäisches Feeling zu erleben.
Wer sich also für die EU ( auch als späteren Arbeitgeber etc.) interessiert, der kann zB im EP
ein Praktikum machen (bei einem Abgeordneten, manchmal auch über das ganze Jahr) oder in
einem der vielen Konsulate und Botschaften oder oder oder...
Und die Stadt an sich ist einfach klasse. Nahe an Deutschland gelegen (das kann man als
Nachteil oder Vorteil oder beides empfinden), vermischen sich hier beide Kulturen zu einer
netten, eben „elsässischen“ Atmosphäre. Die Gassen in der Innenstadt sind eng und die
Häuser mittelalterlich-schön. Die Stadt ist groß, aber überschaubar und fast jeder Student
besitzt ein (unbedingt) altes Fahrrad.
Um ein Zimmer sollte man sich sehr früh kümmern und auch ein paar Wochen eher mal
hinfahren, was ich damals leider verpasst habe... das kostengünstigste ist ein Zimmer in einem
Wohnheim (am besten: „studette“ in Paul Appell – klein, aber eigenes Bad und noch nicht
alt). Wem das nicht passt und wer eine WG bevorzugt (Achtung: WGs nach „deutschem“
Schema gibt es nicht allzu viele) schaut entweder an die Anschläge in den Unis oder bei
CROUS, dem örtlichen Studentenwerk.
Da der Platz gar nicht ausreicht, um alles Wissenswerte aufzuschreiben, könnt ihr mich gerne
kontaktieren: brandt_u (at) web.de. Bis dahin.
Ulrike Brandt
Erasmusbericht Christian Grimm, IEP Strasbourg (année 2006/07)
Strasbourg ist keine Metropole. Selbst wenn Stadtoffizielle, Tourismusverbände und die
Universitätsverwaltung nicht müde werden, den metropolitanen Charakter ihrer Stadt
herauszumeißeln, stimmt dies schlicht und einfach nicht. Strasbourg ist eine mittelgroße Stadt
im Osten Frankreichs, ehemalige deutsche Reichsstadt mit stolzer Geschichte und
dementprechend ein wenig bieder. Das ganze Jahr über bringen zahllose Reisebusse
unablässig grauhaarige Bundesbürger über den Rheinstrom und würde es in der Geschichte
der französischen Malerei eine der deutschen Romantik vergleichbare Epoche geben, wäre sie
in den sich hinter Strasbourg aufwerfenden Vogesen entstanden.
Wenn Sie über diese
Tatsachen hinwegsehen können, Sie gerne ein frisches Oberhemd tragen und beim Anblick
einer historischen Altstadt Schönheit empfinden, dann müssen Sie einfach für ein Jahr nach
Strasbourg gehen. Denn auf eine angenehme Weise ist nichts in irgendeinem Sinne hip oder
cool in dieser Stadt, was den Anpassungsdruck auf den ankommenden Studenten aus der
Möchtegernmetropole Leipzig spürbar sinken lässt. Das Stadtbild ist geprägt von solider
deutscher Fachwerkkunst und neo-klassizistischer Kaiser-Wilhelm-Architektur. Über den
bulligen Gebäuden aus der letzten Phase deutscher Domination über das Elsass rund um den
place de la république weht heute die Tricolore und nachts betrinken sich dort gerne
Studenten und andere Halbstarke im kleinen Park, welcher in der Mitte des Platzes angelegt
ist. Früher nannte sich dieser Ort Kaiserplatz und war sauber gepflastert. Überhaupt ist diese
Stadt viel teutonischer als es Elsässern und Zugezogenen lieb ist. Das einzige, was Strasbourg
von Städten auf der anderen Seite des Rheins unterscheidet, ist die Sprache und einige andere
Gesetzesvorschriften. Doch keine Sorge, nahezu jeder spricht wesentlich besser Deutsch als
die Vielzahl der ankommenden Erasmusstudenten aus Deutschland Französisch. Sie müssen
also nicht zwingend Französisch lernen, um den Alltag zu meistern.
Sind Sie dennoch daran interessiert, macht es einem das Studium am Institut für
Politikwissenschaft recht einfach. In einem separaten Gebäude untergebracht, lernen dort
etwa 600 Studenten einen Mix aus Jura, Wirtschaftswissenschaft, Politikwissenschaft,
Soziologie und Geschichte, der sich in Frankreich Science Po nennt. Dieser Begriff hat bei
unseren Nachbarn einen derartigen Klang, dass französische Studenten anderer Disziplinen
selbst dem Gastimmatrikulierten ehrfürchtig zunicken, gibt er seine Studienrichtung bei
irgendeiner Feier preis. Kosten Sie das Gefühl, einmal zur Elite zu gehören in vollen Zügen
aus. In Frankreich gehören Sie damit einmal nicht zur Klientel der überflüssigen, von
Praktikum zu Praktikum hechelnden Geisteswissenschaftler, für die der Markt keine
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Verwendung hat. Wer dort Science Po studiert, sattelt später einen Master oben drauf und ist
auf dem Markt gefragt. Elite bedeutet im gleichem Atemzug eine kleine Zahl an
Studierenden, welche dem rigiden Auswahlverfahren geschuldet ist, es Ihnen aber sehr leicht
macht, Kontakt zu den französischen Kommilitonen aufzubauen und während Ihres
Aufenthaltes nicht nur gestellte „Danke-Europa-Photos“ mit grinsenden Erasmusstudenten zu
schießen. Treten Sie einer der Sportmannschaften bei oder engagieren Sie sich im „bureau
des arts“. Falls Sie männlicher Austauschstudent sind, gehen Sie einfach mit den Jungs einen
trinken. Auch wenn die meisten einen sehr bürgerlichen Familien stammen, habe ich niemals
Arroganz oder Herablassendes erlebt, denn auch Bürgersöhnchen sind letztlich nur am
Hedonismus interessiert. Bars und Kneipen zum Kennenlernen sind in der Innenstadt auf alle
Fälle zur Genüge vorhanden. Das „Tanzen-Gehen“ gestaltet sich jedoch schwierig, ob der
Tatsachen, dass Rock n`Roll in Frankreich immer Proletenmusik geblieben ist. Dennoch
werden Sie oft genügend in einer dieser kleinen „boite“ hängen bleiben, weil einfach alle
hingehen. Deshalb suchen Sie sich am besten auch ein Zimmer in relativer Nähe zum
Zentrum, denn angetrunken ist jeder gesparte Meter Gold wert.
Zwei Ringkanäle trennen in Strasbourg die Spreu vom Weizen. Der erstere umspült die
historische Altstadt, während der zweite zentrumsnahe Viertel einschließt. Spätestens im
letzteren sollten Sie eine Wohnung finden, alles andere kostet nur Nerven, da der öffentliche
Nahverkehr gelinde gesagt ausbaufähig ist. Der Mietspiegel übersteigt selbstredend deutlich
die Preise in Leipzig, aber mit der Wohngeldunterstützung des französischen Staates (CAF)
kommt unter dem Strich fast wieder ostdeutsches Mietniveau heraus. Verweigern Sie bitte
den Einzug in eines der universitären Wohnheime. Neun Quadratmeter treiben einen auf
Dauer in die sichere Depression. Das Studentenwerk Strasbourg (CROUS) unterhält zum
Beispiel auf seiner Homepage einen Katalog, in welchem zahlreiche Vermieter ihre Angebote
inserieren. Oder fahren Sie doch einfach Mitte August für drei bis vier Tage an den Rhein und
suchen vor Ort. Sie wissen dann nebenher auch, ob Sie eine gute Wahl getroffen oder Ihnen
ein furchtbares Jahr bevorsteht.
Entgegen dem Umstand einmal zur Elite der Studierenden zu gehören, wird die große Zahl
der Erasmusstudenten im Anschluss in die Heimat zurückkehren. Deshalb kümmern Sie sich
bereits jetzt, um den Lebenslauf eines Mittelstandskindes aufzuwerten. Im Europäischen
Parlament besteht der Vorteil lediglich vier Tage im Monat im Einsatz zu sein, was sich prima
mit dem Studium in Einklang bringen lässt. Sie sind zudem Ende Mai mit den Prüfungen
fertig, so dass sie einen strategischen Vorteil vor deutschen Studenten haben. Arte oder die
dt.-frz. Handelskammer suchen immer Praktikanten. Falls Sie einfach nur ein anders Umfeld
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kennenlernen wollen, hat dies natürlich seine völlige Berechtigung. Mit der Historie einer der
schönsten Kathedralen der Christenheit können Sie sich wahrlich ewig befassen. Außerdem
ist Racing Strasbourg in der letzten Saison wieder in die erste Liga aufgestiegen. Alles in
allem gar nicht übel. Manchmal skandieren die Fans auch: „Jetzt geht´s los“.
Kontakt: [email protected]
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Erfahrungsbericht
Erasmus-Jahr am IEP Strasbourg 2011-2012
B.A. Politikwissenschaft 3. und 4. Semester
Von Karl Braun !
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Leipzig, den 14. Juli 2012
Erasmus-Jahr am IEP Strasbourg 2011-2012
Lehrinhalte, Kursauswahl und Prüfungsbedingungen
Das Studium am IEP Strasbourg ist eine sinnvolle Ergänzung zu den Lehrinhalten in Leipzig. So setzt sich die französische Politikwissenschaft aus den Teilbereichen Geschichte, Soziologie, Wirtschaft und Jura zusammen – philosophische Fragestellungen sind dabei äußerst selten. Zudem ist die Lehre weniger
theoriezentriert, wobei angesichts des großen Angebots von Veranstaltungen
jeder etwas passendes für seinen Studienplan finden kann. Besonders interessant ist die Vielzahl von Kursen zur europäischen Integration und zu internationalen Beziehungen. Darunter befinden sich Vorlesungen zum EU-Recht und zu
den Umständen der europäischen Integration sowie zur Soziologie und Geschichte der internationalen Beziehungen. Die Anrechnung auf vorgeschriebene
Leipziger Module sollte in jedem Fall vorher geklärt werden.
Ein besonderes Angebot an die internationalen Studenten ist das sogenannte
„window-shopping“. Damit kann jeder alle Kurse besuchen und muss sich erst
zwei Wochen nach Semesterbeginn festlegen. Der Code auf der Liste der Veranstaltungen setzt sich dabei aus der Abkürzung des Fachgebiets und des vorgesehenen Semesters zusammen. Eine Vorlesung mit dem Code „HI206“ ist
somit aus dem Fach Geschichte für das zweite Studienjahr (drittes oder viertes
Semester). Eine weitere Abkürzung ist DR für Jura: Ein Kurs mit der Nummer
DR441 ist demnach eine Jura-Vorlesung für Masterstudenten (viertes Studienjahr). In der Regel werden dort profunde Vorkenntnisse erwartet, sodass vom
Besuch im Regelfall abzusehen ist. Bei der Einführungsveranstaltung wird für internationale Studenten auf Veranstaltungen wie „administration publique“ hingewiesen, die von wenig Nutzen und Interesse für Nicht-Franzosen sind. Eine
Besonderheit ist die „semaine européenne“, in der man eine Woche lang Vorträgen von Experten im Europäischen Parlament beiwohnt und über durch
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Erasmus-Jahr am IEP Strasbourg 2011-2012
Gruppenarbeit entstandene Referate zu europäischen Fragestellungen in Sitzungsräumen des Parlaments debattiert. Für die aktive Teilnahme und einen detaillierten Aufsatz zum Abschluss der Woche werden 5 Leistungspunkte vergeben. Da für das Ablegen sowohl von mündlichen als auch von schriftlichen Prüfungen die Methodik der französischen Dissertation beherrscht werden muss,
ist das Belegen des gleichnamigen Kurses sinnvoll.
Schwierigkeiten verursacht die Wahl der Seminare: Diese beginnen allesamt einige Wochen nach den Vorlesungen, wobei die genauen Termine zum Zeitpunkt
der Anmeldung noch nicht feststehen. Somit sollten einige terminliche Kollisionen und der damit verbundene Verlust von Leistungspunkten eingeplant werden. Zudem sind Seminare immer an eine Vorlesung gebunden und können ohne diese nicht besucht werden. Andersherum ist dies allerdings problemlos
möglich. Wer auf der sicheren Seite sein will, wählt der geforderten ECTS-Anzahl nach entsprechende Vorlesungen und versucht im Nachhinein, sich für
Seminare anzumelden und von Vorlesungen abzumelden. Die für internationale
Studenten zuständige Michelle Benoît hat immer ein offenes Ohr.
Einige Vorlesungen und Seminare erstrecken sich über ein gesamtes Studienjahr und nehmen somit die doppelte Präsenzzeit einer Leipziger Veranstaltung in
Anspruch. Hier sollte bereits im Voraus geklärt werden, ob eine einzelne Veranstaltung als Modul anerkannt wird. Darüber hinaus schreibt das Akademische
Auslandsamt für die Erasmus-Förderung 30 Leistungspunkte pro Semester vor.
Allerdings beträgt die Arbeitszeit am IEP pro Leistungspunkt das Doppelte, wobei die französischen Studenten auch nur die Hälfte der Punkte benötigen. Wer
der Diskussion über dieses einfache Währungsproblem aus dem Weg gehen
möchte, muss mit ungefähr sieben bis neun Prüfungsleistungen innerhalb von
zwei Wochen pro Semester rechnen. Hierin liegt auch die Chance für eine Verkürzung der Studienzeit, wobei der Arbeitsaufwand selbst gegenüber den französischen Studenten beachtlich ist.
Die angebotenen kostenfreien Sprachkurse zu Beginn des Semesters sind lohnenswert, da drei Gruppen entsprechend des Sprachniveaus gebildet werden
und somit jeder seine Sprachkenntnisse auffrischen kann. Darüber hinaus kann
man sich so bereits in die Erasmus-Gruppe integrieren und an einigen Ausflügen teilnehmen. Generell ist die Atmosphäre an dem Institut angenehm familiär,
was wahrscheinlich mit der Größe zu tun hat. Das Institut befindet sich am
Rand der Innenstadt und ist im sehr fahrradfreundlichen Strasbourg auch gut
mit der Straßenbahn zu erreichen.
Ein großer Vorteil ist die Nähe der Universität zu den europäischen Institutionen.
So wird eine Vielzahl von Ausflügen z.B. zur Europäischen Zentralbank oder
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Erasmus-Jahr am IEP Strasbourg 2011-2012
zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte angeboten. Die geografische Nähe führt auch dazu, dass oft interessante Persönlichkeiten aus der Europapolitik Vorträge an der Uni halten. Wer sein Studium lieber am IEP als an
der Universität Leipzig fortführen möchte, kann sich über das DIEE-Programm
des Instituts informieren. Dort hat man die Möglichkeit, den Bachelor in Frankreich abzulegen und den Zugang zum Masterprogramm zu erhalten.
Praktische Tipps und Hinweise zur Stadt
Die französischen Wohnheime befinden sich meist unterhalb des deutschen
Standards, sodass sich die eigenständige Suche nach einer WG lohnt. Zudem
gibt es meist das französische Wohngeld CAF, was zirka 80 bis 100 Euro pauschal pro Monat beträgt. Damit kann man durchaus auf den Wohnheim-Preis
kommen. Allerdings sollte geklärt werden, ob die französische Wohnsteuer in
Höhe von ein bis zwei Monatsmieten pro Jahr zu entrichten ist. Mit Wohnsteuer
und Wohngeld habe ich schließlich für mein WG-Zimmer 250 Euro monatlich
mit allen Nebenkosten und Telefon sowie Internet gezahlt. Alle anderen Lebenskosten hängen mit den persönlichen Bedürfnissen zusammen, wobei das Leben in Frankreich teurer als in Deutschland ist. Die Erasmus-Förderung sollte
dies allerdings ausgleichen. Wer sich einen französischen Mitbewohner sucht,
hat zugleich einen Sprachvorteil sowie Hilfe beim Korrekturlesen von Aufsätzen
und den direkten Zugang zur französischen Kultur. Zur Suche einer WG habe
ich mich der Seite www.appartager.fr bedient. Um alle Kontaktdaten sehen zu
können und um die Inserenten uneingeschränkt anschreiben zu können, wird
eine Gebühr verlangt. Einige Angebote erhalten daher verschlüsselt im Text eine
Telefonnummer. (Beispiel: „Mein Goldfisch trinkt gern Cola zero, mag sechsstöckige Wohnhäuser und hat drei Steine im Glas. [...]“)
Für fast alle Dienstleistungen (Miete, Telefonie, Krankenversicherung) werden in
Frankreich sogenannte RIB benötigt, auf denen die französische Bank die Exis4
Erasmus-Jahr am IEP Strasbourg 2011-2012
tenz des Kontos und die Richtigkeit der Adresse bestätigt. Daher lohnt es sich
bei Ankunft sofort ein Bankkonto zu eröffnen, da die Bearbeitungszeit zwei Wochen betragen kann. Interessant ist dabei das Angebot der BNP-Filiale am Boulevard d’Anvers, die allen internationalen Studenten am IEP ein kostenfreies
Bankkonto nebst Visa-Karte für zwei Jahre und ein kostenloses Versicherungspaket anbietet („BNP Sécurité plus“). Zur Eröffnung des Kontos benötigt man
neben allen üblichen Dokumenten ein kleines Schriftstück des Mitbewohners
oder Vermieters, indem bestätigt wird, dass man von nun an dort wohnt. Kunden der Deutschen Bank haben zudem den Vorteil, dass sie an Geldautomaten
der BNP kostenlos Bargeld abheben können und Überweisungen zwischen
beiden Banken normalerweise nicht länger als zwei Tage dauern.
Die Mobilfunkpreise sind in Frankreich deutlich höher als in Deutschland. Dabei
lohnt sich die Anschaffung einer französischen SIM-Karte aufgrund der hohen
Roaming-Gebühren. Als Mobilfunkdienstleister empfiehlt sich der Online-Anbieter www.simplus.fr. Damit ist man im hochqualitativen SFR-Netz unterwegs und
hat sogar günstigere Minuten- und SMS-Preise als bei den meisten Verträgen.
Der Vorteil bei diesem Anbieter ist, dass am Ende des Monats nur die tatsächlich genutzten Leistungen gezahlt werden müssen oder auch bestimmte Pauschaltarife gebucht werden können. Bei allen anderen französischen (Prepaid-)
Anbietern verfällt das Guthaben häufig nach einem Monat, sodass man quasi
eine Grundgebühr entrichtet. Für die Bestellung bei Sim+ benötigt man einen
RIB, ein günstiges und SIM-lock-freies Handy kann gleich dazu bestellt werden.
Der Abschluss einer Krankenversicherung ist nicht unbedingt nötig, da etwaige
Behandlungen zu 70 % übernommen werden. Vorher sollte man allerdings bei
der CPAM in Strasbourg vorstellig werden und sich als deutscher Student anmelden. Die vom Arzt und den Apotheken ausgestellte „Feuille de soins“ muss
dort abgegeben werden, woraufhin die verauslagten Kosten teilweise erstattet
werden. Um alle Kosten erstattet zu bekommen, muss man zu Semesterbeginn
bei der MGEL oder LMDE eine Zusatzversicherung abschließen. Ich hatte die
„Soins courants“ der LMDE, die mich ungefähr 90 Euro gekostet hat und die die
restlichen 30% (außer Zahnarzt) übernahm. Allerdings kann dort eine Erstattung
mehrere Monate in Anspruch nehmen und die Beratung außerhalb des Eröffnungsgesprächs ist miserabel. So habe ich bislang auf keine E-Mail eine Antwort erhalten, die Telefonnummer war immer besetzt. Aus persönlichen Gesprächen habe ich erfahren, dass die MGEL zuverlässig ist. Möglich ist auch,
sich nach einem Arzt in der ungefähr vier Kilometer entfernten deutschen Nachbarstadt Kehl umzuschauen. Wer allerdings z.B. eine starke Grippe im Winter
bekommt, bevorzugt sicher das tagsüber durchweg besetzte MGEN-ÄrzteHaus in Strasbourg.
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Erasmus-Jahr am IEP Strasbourg 2011-2012
Strasbourg feiert sich gern als europäische Hauptstadt und hat tatsächlich eine
Menge zu bieten. Um die wunderschöne Altstadt gibt es ein paar kleine Parks,
allerdings kann man auch auf den Bänken am Flussufer den einen oder anderen
schönen Abend mit Freunden verbringen. Ins Umland lohnen sich Radtouren,
aber auch die Besichtigung von Weinbergen. Eine solche Tour wird auch am
IEP angeboten. Ansonsten ist es gerade für die reiselustige Erasmus-Gruppe
interessant, Ausflüge in umliegende europäische Städte zu unternehmen. Innerhalb Strasbourgs kann man sich problemlos mit dem Fahrrad fortbewegen, ein
gutes Leihfahrrad bekommt man als Student beim städtischen Anbieter Vélhop
für 40 Euro von Oktober bis Juni. Allerdings ist das Rad aufgrund seines Gewichts und der Dreigangschaltung nicht für größere Ausflüge und Ansprüche
geeignet.
Wer sich rechtzeitig darum kümmert, kann für einen Abgeordneten des Europäischen Parlaments innerhalb der einen Sitzungswoche im Monat arbeiten. Entsprechende Informationen finden sich auf den Internetseiten der deutschen Abgeordneten, um eine klein angelegte Telefonaktion kommt wohl niemand herum.
Die Büros u.a. von Elmar Brok und Jo Leinen suchen jedenfalls regelmäßig studentische Assistenten während der Sitzungswochen in Strasbourg. In der Regel
gibt es eine Vergütung. Auch wenn es ein wenig mehr Arbeit ist, sich nach den
Tagen im Parlament wieder alle Mitschriften aus den Vorlesungen und Seminaren zu besorgen, lohnt es sich bereits wegen der gesammelten Erfahrungen und
Eindrücke. Viele Französinnen schreiben die Vorlesungen wortwörtlich mit, sodass eventuell fehlende Mitschriften oder Probleme mit dem Hörverständnis
durch eine freundliche Nachfrage und einen USB-Stick leicht zu lösen sind.
Strasbourg ist aufgrund seiner Nähe zu Deutschland interessant, da man mit
dem Fahrrad oder dem Bus (ab 2015 sogar mit der Tram ohne umzusteigen)
auf die andere Seite des Rheins fahren kann. So können eilige Postsendungen
aufgegeben oder günstige Einkäufe problemlos erledigt werden. Ein Brief zwischen Frankreich und Deutschland braucht in der Regel vier Tage. Wer sich um
die Erweiterung seiner Fremdsprachenkenntnisse Gedanken machen sollte, sei
unbesorgt: Trotz der Nähe zu Deutschland und dem unter der älteren Generation verbreiteten Elsässisch kommt man gerade in der Universität nicht mit
Deutsch weiter.
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Erasmus-Jahr am IEP Strasbourg 2011-2012
Kontaktmöglichkeit
Für Tipps zu Kursen, Dozenten oder der Wohnungssuche und bei anderen Fragen stehe ich gern per E-Mail zur Verfügung.
Bildnachweis
Seite 2: Foto von Rama (Wiki Commons unter CeCILL)
Seite 4: Foto von Karl Braun
Hinweis
Mit dem einfachen Plural ohne dem Zusatz von „-innen“ oder mit dem Pronomen „jeder“ sind den allgemein gültigen Rechtschreibregeln entsprechend Menschen jeglichen Geschlechts gemeint. Das gesparte Papier kann somit für Projekte mit dem Ziel einer echten Gleichstellung verwendet werden.
Karl Braun
[email protected]
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Erfahrungsbericht von Norman Heenemann
Studienort: I.E.P. Strasbourg Sept. 2003 bis Juni 2004
Mein Erasmusaufenthalt liegt jetzt zwar schon wieder einige Monate zurück und der Unialltag
in Leipzig hat einen auch längst wieder im Griff, doch möchte ich hier nochmals kurz die
Möglichkeit
nutzen,
einige
persönliche
und
nützliche
Erfahrungen
an
meinen
Auslandsaufenthalt wach zu rufen, die vielleicht auch künftigen Strasbourgois bzw. IEPiens
hilfreich sein können.
Als Jurastudent und Nichtpolitikwissenschaftler war ich gewissermaßen Exot am hiesigen
Powi-Institut und sorgte damit vielleicht bei einigen Verantwortlichen für Unverständnis bzw.
Unsicherheit, ob ich denn für eine hinreichende Repräsentation in Strasbourg geeignet wäre.
Im Nachhinein glaube ich, mir keinen Vorwurf machen zu müssen.
Das I.E.P. de Strasbourg war (oder ist) bei den meisten Studenten, die vor der Qual der Wahl
stehen, wenig beliebt und steht damit meistens nur als vierter oder fünfter Ersatzwunsch auf
dem Bewerbungsbogen. Doch kann ich diese Entscheidung nur sehr schwer nachvollziehen.
Sicherlich zieht es viele nach Paris, wo man angeblich „das Französisch“ spricht oder nach
Aix en Provence, wo aber vielmehr die Nähe zum Meer ausschlaggebend sein dürfte.
Dennoch ist Strasbourg im Sommer, vertraut man statistischen Angaben, einer der wärmsten
Orte ganz Frankreichs, was ich persönlich sehr gut nachvollziehen kann.
Meine Motivation lag aber mehr an der Bedeutung Strasbourgs hinsichtlich europäischer
Institutionen. Und Französisch sprechen die Leute dort allemal. Manchmal kommt man auch
noch in den Genuss, das herzliche Elsässisch zu hören, was ja auch in gewissem Maße
verbindet. Gut, zurück zu nützlichen Informationen. Nach erhaltener Zusage konnte ich mich
dann auch an die Planung und Umsetzung meines Auslandsjahres machen.
Wohnen in Strasbourg
Die Wohnungssuche hat oberste Priorität. Im Vergleich zu Leipzig gibt es eigentlich keine
Unterschiede. Entweder man entscheidet sich für’s Wohnheim oder man sucht auf dem
herkömmlichen Wohnungsmarkt. Beide Wohnheime (Paul Appell oder Robertsau) kann ich
mit ruhigem Gewissen empfehlen. Ersteres liegt in der Nähe des I.E.P.s, Robertsau ist weiter
entfernt und liegt unmittelbar (idyllisch am Fluss) hinter den europäischen Institutionen. Wer
gern Fahrrad fährt, dem sei eher Robertsau zu empfehlen. Im Winter kann es aber auch ganz
schön kalt werden und bis zum Münster (eigentlich der beste Platz um sich zu verabreden,
außer wenn Weihnachtsmarkt ist) sind’s dann auch noch einige Minuten. Nachteilig an
Robertsau war eigentlich nur, dass der letzte Bus noch vor Mitternacht fuhr. Viele haben dann
aber auch den Fußweg auf sich genommen (der Wille sich jeden Abend zu verabreden, um
abends ja nicht allein zu sein, war besonders in der Anfangszeit sehr groß), was auch machbar
ist. Ich begab mich schließlich auf den privaten Wohnungsmarkt, da ich WG-Leben aus
Leipzig gewohnt war. Die Tageszeitung DNA (www.dna.fr) oder auch die Crous
(Studentenwerk) kann einem die Suche erheblich erleichtern. Wenn man Zeit hat, kann man
auch mal eben nach Strasbourg fahren und vor Ort suchen. WG-Leben hat man zwar auch im
Wohnheim, so dass jedem die Entscheidung selbst überlassen sein muss. Wer eher weniger
Ansprüche hat und sein gutes Geld lieber für etwas anderes ausgeben möchte, der sollte ruhig
ins Wohnheim gehen. Wichtig
aber: private Zimmer sind um einiges teurer. Den
Wohnheimtarif kann man daher nicht schlagen. Unterstützung kommt aber vom „Vater
Staat“. Man kann eine Art Wohnungsbeihilfe (CAF) beantragen, unabhängig vom
Einkommen der Eltern oder sonst einer dieser unsinnigen Voraussetzungen, die man von
unserer Verwaltung kennt. Da wird der Durchschnittspreis von 280 € pro Zimmer nicht so
hoch. Auch die „Wohnheimler“ können dies beantragen.
Telefon ist eigentlich kein Problem und die France Telecom ist auch sehr unproblematisch
(auch wenn man schon längst nicht mehr in Frankreich wohnt). Die Wohnheime haben
Telefon jedoch nur auf den Gängen, von denen man nur angerufen werden kann. Eine
Prepaid-Card für’s Portable legt sich sowieso jeder nach spätestens 4 Wochen zu.
Besonders für die CAF und natürlich auch für alle anderen Sachen ist ein Bankkonto
unerlässlich. Der Markt ist riesengroß. Einfach was aussuchen und sich aufklären lassen (die
wollen allerdings alle einen Mietvertrag sehen). Societé Générale hatte ich und die haben mir
auch noch 40 € Eröffnungsgeld geschenkt. Hinsichtlich Wohnungssuche fällt mir eigentlich
nichts mehr ein. Aber Achtung: der 1. und 2. Monat wird ganz schön hart. Kaution muss auch
immer noch dazu gerechnet werden, die in der Regel 2 Monate beträgt + Miete etc. und CAF
wird auch erst ab dem 2. Mietmonat rückwirkend gezahlt. Addiert man seine sonstigen
Ausgaben, fragt man sich manchmal, was man eigentlich mit dem ganzen Geld macht. Aber
Frankreich ist auch nicht das billigste Land. Wenn man sich aber zusammenreißt, sagt man
doch immer wieder „Vive la France“.
Studieren in Strasbourg
Hat man dann endlich eine Bleibe gefunden, kann man sich getrost dem Gestalten des
Studienablaufs widmen. Übrigens: wenn man noch keine Bleibe gefunden hat, sollte dies
auch nicht beunruhigen! Viele Erasmusstudenten hatten auch zu Beginn noch nichts, doch das
klärt sich schnell.
Dieses learning agreement, was man vor der Abreise abgeben muss, hilft nur bedingt, da sich
vor Ort sowieso noch mal vieles ändert. Stundenpläne, die im Internet stehen, sind meistens
die vom letzten Jahr, so dass oft auch Aktualisierungen vorkommen. Also einfach etwas
wählen, was interessant klingt. Den eigentlichen Stundenplan muss man dann im I.E.P. vor
Ort abgeben. Die französischen Studenten sind bei der Wahl der Kurse sehr hilfreich. Fragt
einfach, wie der Prof. der jeweiligen Veranstaltung ist oder wie die Prüfungen sind. Dem
Tatendrang sind keine Grenzen gesetzt.
Ich persönlich habe mich für das Certificat des études politiques européennes (CEPE)
entschieden, was ich auch sehr empfehlen kann. Man hat zwar einiges zu tun, doch am Ende
lohnt es sich allemal. 20 der 60 credits bekommt man einerseits durch die Teilnahme an der
Semaine européenne (Pflicht), andererseits durch den Kurs Dissertation française (Pflicht).
Letztere ist besonders wichtig, da man dort die Technik für’s Klausurenschreiben lernt. Ohne
die besteht man keine Klausur. Erasmusstudenten haben zwar einen Bonus, doch muss man
auch für die Mindestpunktzahl 10/20 etwas tun. Geschenkt wird nichts. Um auf die 60 credits
dann zu kommen, muss man noch ca. 8 Kurse wählen. Prüfungen sind schriftlich und
mündlich. Für das Certificat muss man mind. diese 60 credits und nach allen Prüfungen einen
Durchschnitt von mind. 10/20 haben.
Der Sprachkurs zu Beginn ist mehr oder weniger ein Geschichtsunterricht, doch Mr Meyer
entschädigt dafür. Kurse kann man sich aus den Bereichen histoire, droit, économie, sciences
politiques aussuchen. Zusätzlich gibt es dann noch die conférence de méthode, eine Art
Arbeitsgemeinschaft, worin man in einer kleineren Gruppe diskutiert (für diese gibt es auch
die meisten Punkte). Ansonsten beschränkt sich die Vorlesung auf zuhören und ALLES
mitschreiben.
Die crème de la crème: das I.E.P. bietet jedes Jahr den besten Austauschstudenten die
Möglichkeit an, in einem weiteren Jahr das Diplom abzulegen (wofür die Franzosen in der
Regel 4 Jahre brauchen). Von meinem Jahrgang haben sich 5 dafür entschieden. Wer also
noch nicht unbedingt nach Leipzig zurück muss, dem würde ich das dringend empfehlen. So
schnell bekommt man nirgends einen ausländischen Abschluss.
Die Semaine européenne (organisiert vom I.E.P. und dem Parlement européen) findet eine
Woche lang im Parlement européen statt und ist Diskussion und Konferenz zugleich. Man
kann quasi Europäische Union hautnah erleben und ist sehr zu empfehlen. Übrigens merkt
man dem I.E.P. de Strasbourg seine enge Zusammenarbeit mit europäischen Institutionen an,
was kein anderes I.E.P. en France in diesem Umfang macht und somit echter Vorteil ist. Viele
Studenten haben nebenbei auch noch bei Abgeordneten gearbeitet wenn Sitzungswoche war.
Will man das, sollte man sich möglichst früh um eine Stelle kümmern. Das I.E.P. überzeugt
eigentlich durch seine Größe und Kompaktheit. Administrativ zwar an die Université Robert
Schuman gekoppelt, hat es sein kleines idyllisches übersichtliches Areal. Ansprüche
hinsichtlich Ausstattung (Bibliothek oder Internet) sollte man lieber etwas zurückschrauben,
doch darauf kommt es ja auch nicht an. Ich empfand es immer als ausreichend. Beeindruckt
war ich vor allem vom umfassenden Austauschprogramm, was sich natürlich auch auf die
Vielfalt an Erasmusstudenten auswirkt. Von Rio de Janeiro bis Tokio findet man fast alles.
Das macht es meiner Meinung nach sehr attraktiv.
Unter uns Studenten entwickelte sich eine enge Gemeinschaft, wodurch die wöchentlichen
Erasmus-Café oder auch die organisierten Ausflüge auch ihren Beitrag leisteten. Man hat das
ganze Jahr jede Menge zu tun. Von Sport, über Theater oder Musik wird alles geboten. Zwei
Highlights des Jahres: der Ball und das Krit. Unbedingt mitnehmen. Das ist wirklich
lohnenswert. Nur kurz zum Krit: dies ist ein alljährliches Treffen, an dem alle 9 I.E.P.s
Frankreichs teilnehmen, um 4 Tage lang sich gegenseitig in sportlichen Aktivitäten zu
messen. Der Spass und die Tradition steht aber viel mehr im Vordergrund, was sich dann
abends bei den Partys zeigt (wir waren 4 Tage in Bordeaux, traumhaft!). Wird übrigens alles
nur von den Studenten organisiert.
Ansonsten gibt es in Strasbourg allerhand zu tun. Von Kultur, Theater oder Oper bis hin zu
Kunst und Natur (Wanderung und Ski fahren in den Vogesen) bietet die Stadt und ihr Umland
viel für die Freizeitgestaltung.
Ich hab mich sehr schnell eingelebt, zumal die Zeit sowieso wie im Fluge vergeht. Das I.E.P.
wird so wie ein 2. Heim, weil ja auch alle anderen ständig dort sind. Abends trifft man sich
dann meistens in den Kneipen, bei Erasmusleuten oder französischen Studenten. Diese sind
zwar eher zurückhaltend, aber das gibt sich auch irgendwann.
Heute kann ich nur sagen, dass so ein Auslandsaufenthalt extrem prägt. Das schönste ist, dass
viele von uns auch jetzt noch regelmäßig voneinander hören.
Das sind nur ein paar Hinweise und Anregungen. Jegliche persönliche Erfahrungen sind
sowieso unerlässlich.
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