Das OpenStreetMap
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Das OpenStreetMap
Das OpenStreetMap-Projekt Melanie Dirksen Betreuer: Prof. Dr. Bernhard Möller, Dipl-Inf. Florian Wenzel Geo-Informations-Daten können vielseitig verwendet werden. Im Folgenden wird das Projekt OpenStreetMaps vorgestellt, welches seit 2004 kostenfrei Kartenmaterial und Geo-Informations-Daten zur Verfügung stellt, die von den Mitgliedern der Community in das System eingetragen werden können. Nach einer kurzen Erläuterung der Hintergründe zu dem Projekt werden einige Daten und Fakten zu dem Projekt präsentiert, wie die Entwicklung der Nutzerzahlen. Die vielfältigen Formen, die Karten annehmen können, deren Basis die OpenStreetMapDaten sind, wird dann anhand von einigen Beispielen gezeigt. Im Anschluss an diese Karten folgt ein Abschnitt zur Datenerhebung, die bei OpenStreetMap vorwiegend durch die Benutzer erfolgt, jedoch auch die Nutzung anderer Quellen einschlieÿt. Besonders eingegangen wird hierbei auf die Idee der Mapping Parties. Zum Ende werden noch einige aktuelle Entwicklungen vorgestellt, die belegen, dass OpenStreetMap ein zeitgemäÿes Projekt ist. Zusammenfassung 1 Hintergrund OpenStreetMap ist ein vielschichtiges Projekt, dessen Datenerhebung, Lizenz und Kartenarten auf grundlegende Projektentscheidungen zurückgehen. Welche Motivation dieser Idee zugrunde liegt und wie das Projekt sich heute in Daten und Zahlen präsentiert, wird nun beschrieben. 1.1 Motivation Jahrelang galten die Erhebung von Geodaten und die Erstellung von Kartenmaterial als Wissenschaft, welche nur von Gelehrten wie Geographen, Kartographen, Wissenschaftler nach Expeditionen oder später von national eingerichteten Agenturen durchgeführt wurde. Noch vor knapp zehn Jahren war es üblich, dass nur Akademiker in der Lage waren, mit Hilfe von teurem Equipment und Wissen diese Arbeiten durchzuführen. Die erstellten Karten überstiegen oft das Budget von Organisationen, die darauf zugreifen wollten[3][1] und wurde zumeist dafür verwendet, Besitzansprüche zu kennzeichnen oder militärische Operationen zu planen - für die breite Bevölkerung war primär keine Nutzung vorgesehen. So wurden vom US Census Bureau's TIGER (Tiger = Topologically Integrated Geographic Encoding and Referring) zwar detaillierte Informationen über Straÿennamen etc. frei zur Verfügung gestellt, jedoch keine Informationen über Grünanlagen etc.[1] 2 Datenbankunterstützung für mobile Geoinformationssysteme Der Wunsch nach freiem und umfangreichem Kartenmaterial war groÿ und so startete Steve Coats 2004 das OpenStreetMap-Projekt.[1] Schnell mag die Frage aufkommen, warum nicht Google-Maps als Basis-Quelle für den Geo-Datenbestand von verwendet wird. Aber die Verwendung der Daten wäre kostenpichtig. Deswegen sammeln die Mitglieder der OpenStreetMapCommunity selber die Daten und somit stehen die erfassten Informationen unter der Lizenz, die OpenStreetMaps zugrunde liegt und eine kostenfreie Nutzung gewährleistet.[12] 1.2 Daten und Fakten OpenStreetMaps startete zunächst als Projekt am University College London. Später gründete Steve Coats eine eigene Firma, OpenStreetMaps wird jedoch weiterhin vom University College London unterstützt.[1] Architektur[19] Bevor im Verlauf dieser Arbeit auf die Verwendung der Geo-Daten eingegangen wird, ist ein Blick auf die Architektur, in der die Daten verwaltet werden, sicher angebracht. In Abbildung 1 kann man in einer übersichtlichen Darstellung erkennen, in welcher Form die einzelnen Komponenten zusammenhängen, von denen hier ein Teil vorgestellt wird. Abbildung 1. OpenStreetMaps Architektur [19] In der Datenbank werden alle Geo-Daten gespeichert. Das können Nodes, Ways oder Relations sein (näheres dazu in Kapitel 3.1). Über eine API kann man extern auf diese Daten zugreifen, z.B. wenn man eigene Anwendungen schreiben und die Daten von OpenStreetMaps einbeziehen will. Im Frontend werden dem Benutzer zwei Darstellungsvarianten angeboten, je nachdem, ob er angemeldet ist oder nicht. Als angemeldeter Benutzer kann man im Portlatch-Editor die Geo-Daten editieren (weitere Informationen zu vorhandenen Nodes, Ways oder Relations hinterlegen), als nicht angemeldeter Benutzer bekommt man lediglich in einer so genannten Slippy Map eine Karte angezeigt. In der Slippy Map werden die Daten als Rasterkraken (Kartenkacheln, engl.: tiles) empfangen und mit dem Rendering-System Mapnik auf dem Server gerendered und dann dargestellt. Das OpenStreetMap-Projekt 3 Datenbank-Schema[20] In diesem Abschnitt wird nur auf die Speicherung der Geo-Daten selber eingegangen, die Tabellen zur User-Verwaltung usw. werden nicht näher beschrieben, sind aber zur Vollständigkeit in Abbildung 2 dargestellt. Abbildung 2. OpenStreetMaps Datenbank-Schema [20] 4 Datenbankunterstützung für mobile Geoinformationssysteme Im Datenbank-Schema scheint es zunächst, als würde bei der Speicherung der Nodes, Ways und Relations eine Redundanz vorhanden sein. Der Schein trügt, denn die Tabellen mit Präx current enthalten die aktuellen Daten, die Tabellen ohne diesen Präx dienen der Historie. Für das Tagging der Nodes, Ways und Relations exitieren eigene Tabellen, die die zugehörigen Daten zu key und value eines Datensatzes enthalten. Da Nodes die Basis aller weiteren Daten sind, werden hier die Längen- und Breitengrade als Koordinaten gespeichert. Ways bestehen aus einer Liste von Nodes, Relations verbinden Datensätze, um sie später besser verbinden/ltern zu können - (nähere Erläuterungen später). Community Bereits vier Jahre nach seiner Gründung waren 33.000 Benutzer registriert, wobei ca. 3.500 aktiv Daten erhoben haben. Neben vielen Freiwilligen, welche die technische Infrastruktur und Funktionen wie den kartographischen Output verbessern, ist das Wiki eine wichtige Basis für das Projekt. Eintragungen in das Wiki sind allerdings lediglich registrierten Nutzern vorbehalten. Dadurch wollen die Projektverantwortlichen eventuelle Urheberrechts-Probleme vermeiden.[1] Abbildung 3. OpenStreetMaps Statistik Februar 2008 [3] Abbildung 4. OpenStreetMaps Statistik Juni 2009 [2] Wenn man die Jahre 2008 und 2009 miteinander vergleicht, erkennt man einen erheblichen Wachstum an Nutzern. Innerhalb von 14 Monaten hat sich die Anzahl der Nutzer um 100.000 erhöht, die hochgeladenen GSP-Punkte haben sich verfünacht und entsprechend stark sind dann auch die Zahlen der Daten gestiegen, die die Karten letzten Endes beschreiben (Nodes, Ways, Relations - mehr dazu später). Das OpenStreetMap-Projekt 5 Da diese beiden Graken zwar auf einen Trend hindeuten, jedoch auch etwas älter sind, ist ein Blick auf Abbildung 5 interessant. Hier zeigt sich schnell, dass der erkennbare Trend bis heute anhält und die Nutzerzahlen weiterhin steigen. Abbildung 5. OpenStreetMaps Statistik Übersicht [21] Insgesamt stellte man fest, dass sich die Anzahl der registrierten Nutzer alle fünf Monate verdoppelt.[3] Die Abhängigkeit von der Datenpege durch der Nutzer hat allerdings auch Nachteile. Gegenden, die stärker bewohnt und mehr von Nutzer genutzt sind, haben eine bessere Abdeckung als Gegenden, die seltener aufgesucht werden. Auch wenn die Nutzerzahlen und der Abdeckungsgrad wie in Abbildung 5 dargestellt steigen, so kann leidet manchmal der Detailgrad der Karteninformationen an zu wenig Nutzern, die Informationen für eine bestimmte Stadt oder einen Bezirk liefern.[2] Lizenz Dem OpenStreetMap-Projekt bzw. den hinterlegten Daten und deren Verwendung liegt eine Lizenz zugrunde, welche regelt, dass die erhobenen Daten frei für jeden verfüg- und änderbar sind. Derzeit steht das Projekt noch unter der Creative Commons Attribution Share-Alike 2.0 (CC-BY-SA 2.0) Lizenz.[13] Diese besagt, dass die Daten unabhängig von ihrem Verwendungszweck (privat, ge- 6 Datenbankunterstützung für mobile Geoinformationssysteme meinschaftlich, Lehre, kommerziell, staatlich etc.) ohne Beachtung von Copyrights oder Zahlungsverpichtungen verwendet werden dürfen, sofern folgende zwei Bedingungen eingehalten werden:[14] Die User sollen dokumentieren, woher sie die Daten haben bzw. wo sie erstellt wurden. Dadurch soll das Projekt transparenter werden und zeigen, dass es ein weltweites Projekt ist und kann so vielleicht auch mehr Menschen zum Mitmachen animieren. Alles, was aus den frei verfügbaren Daten von OpenStreetMap erzeugt und vom Benutzer veröentlicht bzw. verbreitet wird, soll ebenfalls frei und ohne jegliche Einschränkungen verfügbar sein. Dies gilt nicht für Inhalte, die nicht publiziert werden. Derzeit wird ein Lizenzwechsel auf die Open Database License (ODbL 1.0) von OpenDataCommons durchgeführt. Sobald diese neue Lizenz von der Community akzeptiert wurde, werden die vorhandenen Daten unter die ODbL gestellt. Beide Lizenzen haben gemein, dass die Daten unentgeldlich nutzbar sind unter den beiden oben genannten Bedingungen (Dokumentation der Datenherkunft und Veröentlichung von Inhalten unter gleicher Lizenz wie OpenStreetMaps). Der Unterschied ist, dass ODbL speziell für Datenbanken entwickelt wurden wohingegen die Ersteller der CC-BY-SA vom Einsatz der Lizenz für Infodatenbanken abraten.[4] Die Beweggründe für einen Lizenzwechsel sind wie u.a. folgt: Die Grundlage von CC-BY-SA ist das Urheberrecht. Der Schutz von Daten ist dort nicht eindeutig dokumentiert im Vergleich zu anderen kreativen Werken wie niedergeschriebene Dokumente und Bildern. Vor allem in den Vereinigten Staaten fehlt diesbezüglich der explizite Datenschutz. Wenn eine Karte erstellt wird, deren Grundlage OpenStreetMaps ist und diese nun in einem Buch veröentlich wird, ist nicht klar, wie weit die CCBY-SA greift. Fällt nur die Karte darunter oder sogar das ganze Buch? Es ist nicht einfach (manchmal sogar unmöglich), Daten unter der derzeitigen Lizenz mit Daten anderer Lizenzen zu mischen. Die neue Lizenz basiert auf Urheberrecht, Vertragsrecht und Datenbankenrecht. Dadurch ist eine bessere Abdeckung über die Ländergrenzen hinweg erreichbar. 2 Karten Im Zentrum vom OpenStreetMap-Projekt steht das Kartenmaterial. Aus den hochgeladenen GSP-Daten und editierten Karten-Daten werden unterschiedliche Karten erstellt. Die Karten dierieren dabei je nach gewähltem Renderer und weiteren Einschränkungen, z.B. Karten mit hervorgehobenen Rad-Touren für Fahrradfahrer. Folgend werden ein paar dieser Kartenarten vorgestellt, um das weite Spektrum von OpenStreetMap darzulegen. Einige der Karten sind nicht von OpenStreetMaps entwickelt, basieren jedoch auf den gleichen Datenbestand.[8] Das OpenStreetMap-Projekt 2.1 7 ÖPNV-Karte [7] Besonders in Groÿstädten sind öentliche Verkehrsmittel nicht mehr wegzudenken. Mit der ÖPNV-Karte kann der Benutzer sehen, welche Fortbewegungsmöglichkeiten im Rahmen des öentlichen Personen-Nah-Verkehrs sich anbieten. Für die Stadt Augsburg sieht die Karte wie in Abbildung 6 aus. Bei genauerer Betrachtung erkennt man, dass Zugverbindungen orange, Straÿenbahnen blau und Busse rot markiert sind. Auch die Linienbezeichnungen sind zu sehen. Abbildung 6. 2.2 ÖPNV-Karte von Augsburg (Stand 09.04.2010) [7] Open Cycle Map [9] Wie bereits erwähnt existieren auch Karten speziell für Fahrrad-Touren. Die Augsburger Radfahrer werden beim Aufruf ihrer Stadt in der Open Cycle Map ein Bild wie in Abbildung 7 sehen. Neben den Fahrradwegen werden auch Unterstellplätze angezeigt. 8 Datenbankunterstützung für mobile Geoinformationssysteme Abbildung 7. 2.3 Fahrrad-Karte von Augsburg (Stand 09.04.2010) [9] OpenPisteMap [10] Auch Skifahrer kommen dank der OpenStreetMap-Daten auf ihre Kosten. Skigebiete, Abfahrten und Loipen kann man sich in der OpenPisteMap ansehen. Berge werden mit ihrem Namen und Höhen angegeben, wie man in Abbildung 8 erkennen kann. Abbildung 8. Skigebiet Garmisch-Partenkirchen (Stand 09.04.2010) [10] Das OpenStreetMap-Projekt 2.4 9 Open Sea Map [11] Es gibt jedoch nicht nur Karten, die Land zeigen. Auch die Meere wurden erfasst und Segler, Seefahrer sowie jeder andere Interessent können nähere Informationen über Ozeane etc. über die nautische Karte von Open Sea Map einholen. In Abbildung 9 kann man am Beispiel des Hamburger Hafens erkennen, wie genau das Areal erfasst wurde. Abbildung 9. 3 Hamburger Hafen (Stand 09.04.2010) [11] Datenerhebung Die nutzerxierte Datenerhebung wurde durch die Entwicklung des Internets und der Geburt des Web 2.0 unterstützt. Seit dem Einzug des Web 2.0 teilen Nutzer Inhalte aktiv mit anderen und fühlen sich als Teil einer neuen Gesellschaftsform, wenn sie zu mehr Inhalten und Daten beitragen können. Diese Entwicklung kann man für den Bereich der Kartograen als 'Neography' bezeichnen: Personen erstellen aus eigenem Antrieb ihre eigenen Karten im Internet.[3] 3.1 In fünf Schritten zur neuen Karte [15] Zum Ändern von Geo-Daten bzw. weiteren Karteninformationen sind fünf Schritte erforderlich. Das Besondere an den OpenStreetMaps-Daten sind dabei die Attribute, die man Punkten hinzufügen kann. Die Attribute und deren Werte sind nicht an Vorgaben gekoppelt. Der Nutzer kann selbst entscheiden, welche Informationen er hinzufügen möchte und kann dies mit einem simplen key=value hinzufügen (Bsp: type=pub, name=unicum).[1] Um in OpenStreetMaps eine Karte mit Daten zu erweitern, sind fünf Schritte notwendig: 10 Datenbankunterstützung für mobile Geoinformationssysteme Erster Schritt - Daten sammeln: Die meisten und auch wichtigsten Daten, die gesammelt werden, sind die GPSInformationen, ohne die keine Straÿen etc. dargestellt werden können. Weitergehende Informationen wie Straÿennamen, Namen von Geschäften oder Gebäuden, Verkehrsregeln und -einschränkungen oder andere derartige Daten werden meist von Menschen eingegeben, denen die Umgebung vertraut ist. Auch Fotos sind eine interessante Daten-Ergänzung. Zweiter Schritt - Daten hochladen: Um Daten direkt über den OpenStreetMaps-Editor hochladen zu können, sind drei Schritte notwendig: Daten in GPX-Format (= GPS Exchange Format) umwandeln, diese als GPX-Datei hochladen, ggf. aktualisierten Datenbestand herunterladen, um ihn in einem Editor weiter zu editieren. Dritter Schritt - Karte editieren: Um Karten editieren zu können, müssen einige Begrie bekannt sein, mit welchen die Daten in OpenStreetMaps beschrieben werden. Mit Nodes werden Punkte in der Karte bezeichnet, mit denen Markierungen gesetzt werden oder Areale beschrieben werden. Jede Karteninformation basiert auf einem Node. Ways sind eine geordnete Liste von Nodes, welche zusammenhängend in der Karte dargestellt werden, z.B. als Pfade oder Straÿen. Ways, die sich wieder schlieÿen, Kreise etwa, werden Closed Ways genannt. Dahinter verbergen sich Parkanlagen, Inseln, Seen oder auch Gebäude. Mit Relations werden Beziehungen näher beschrieben. Somit ist es dann möglich, Beziehungen zwischen Straÿen und Wegen, welche sich für Fahrrad-Ausüge eignen, herzustellen und diese am Ende als Fahrrad-Karte zu veröentlichen. Abbildung 10. Nodes, Ways und Cycled Ways - grasche Illustration [16] Um Karten zu editieren, sind Editoren notwendig. Neben dem OpenStreetMapsEditor JOSM gibt es noch weitere Möglichkeiten und Editoren (z.B. Potlatch - eignet sich vor allem für Anfänger, Merkaator, iLOE = iPhone Little OpenStreetMap Editor). Vierter Schritt - Daten editieren/Tagging: Wenn die notwendigen Karteninformationen hinterlegt sind, können diese mit Das OpenStreetMap-Projekt 11 den bereits beschriebenen Tags weiter mit Informationen gefüllt werden. Diese werden als Key-Value-Paare hinterlegt. Allerdings sollte man nicht wahlfrei irgendwelche Tags verwenden, denn es existiert eine ausführliche Beschreibung gängiger Tags, welche von der OpenStreetMaps-Community verwendet werden. Auÿerdem gibt es Guidelines, welche landesspezische Informationen zum Tagging für Straÿen etc. enthalten. Nodes können beispielsweise mit Tags als Stadt (place = town) oder Theater (amenity = theatre) gekennzeichnet werden, Ways können Autobahnen (highway-= mmotorway) und Flüsse (waterway = river) beschreiben und Closed Ways werden für Seen (natural = water) oder ebenfalls für Städte (place = town) verwendet. In Abbildung 11 kann man sehen, welche Informationen erfasst werden können. Es wird am Beispiel einer Hafenlandschaft dargestellt, welche Informationen Straÿen (z.B. Steigung), natürlichen Arealen (z.B. Wäldern), Gebäuden (z.B. Pub oder Museum) und weiteren Kartenelementen hinterlegt werden können. Abbildung 11. Tagging am Beispiel einer Hafenlandschaft [18] Bevor Daten hochgeladen werden, ist es wichtig, die gespeicherten Daten noch einmal herunterzuladen. So ist erhöht man die Sicherheit, dass in der Zwischenzeit kein anderer User die Geo-Daten aktualisiert hat und man so den neuen Datenbestand durch den älteren überschreiben würde. 12 Datenbankunterstützung für mobile Geoinformationssysteme Fünfter Schritt - Karte generieren: Um die Änderungen sehen zu können, müssen die Karten neu generiert werden. OpenStreetMaps stellt drei Rendering-Tools zur Verfügung: Kosmos (wird auf dem PC des Benutzers ausgeführt), Osmarender/tiles@home (kann Vektorgraken und Bitmaps erzeugen, generiert meist direkt nach Upload) und Mapnik (sehr schnelles Tool, ebenfalls für Vektorgraken und Bitmaps, aktualisiert im Stunden-Rhythmus). Neben diesen Programmen existieren noch weitere anderer Anbieter, beispielsweise als Apps für iPhones. 3.2 Datenimport Neben der manuellen Eingabe können Daten auch direkt in die OpenStreetMapsDatenbank importiert werden. Die Daten müssen als GPX-Datei vorliegen.[3] 3.3 Externe Quellen Neben den Daten, die von Nutzern in das System eingepegt werden, tragen auch andere Quellen zu dem Datenbestand von OpenStreetMaps bei. Zum einen werden verfügbare Daten aus dem bereits erwähnten US System TIGER importiert. Aber auch kommerzielle Anbieter von Kartenmaterial 'spenden' einige ihrer Daten. Das erste Land, dessen Straÿen komplett erfasst werden konnten, sind die Niederlande. Möglich wurde dies durch den kommerziellen Daten-Lieferanten AND (Automotive Navigation Data), welcher das Datenmaterial für die Straÿen der Niederlande spendete. Auch auf die Nutzung von Gebiets-Aufnahmen Yahoo, Bing, NearMap und Landsat (liefert Bilder der NASA) darf OpenStreetMaps zurückgreifen und sich ebenfalls an der Unterstützung durch lokale und nationale Behörden erfreuen, welche ebenfalls Datenmaterial zur Verfügung stellen.[1][17] 3.4 Mapping Parties Essentieller Bestandteil von OpenStreetMaps ist die Community. Um an möglichst viele Daten zu kommen, wird auf 'Crowdsourcing' (Crowd, outsourcing) zurückgegrien. Wie bei Wikipedia entsteht das Datenvolumen durch Eingaben und Datenpege von vielen Nutzern. Die so erhobenen Daten sind frei zugänglich und werden unter einer anderen Lizenz veröentlicht (siehe Kapitel 1.2).[1] Wie bereits erwähnt ist die Datenvielfalt für Karten abhängig von der Nutzervielfalt. Je mehr Nutzer Daten für die Karten liefern können, umso besser können Städte, Dörfer oder ländliche Gegenden dargestellt werden. Um die Datenerhebung von Nutzern zu fördern, gibt es so genannte Mapping Parties. Als Beispiel wird folgend wird die Mapping Party 'Mapchester' beschrieben, während der im Mai 2006 Daten für die Stadt Manchester gesammelt wurden.[3] Mapchester hatte drei Ziele: Das OpenStreetMap-Projekt 13 möglichst viele Daten sammeln, um die Überdeckung von Manchester als dritte erfasste Stadt von Groÿ-Britannien zu verbessern die Durchführbarkeit freiwilliger Datensammlungen und die Überdeckungsqualität unter Zeitdruck feststellen eine Mapping-Community in Manchester aufzubauen Die Teilnehmer-Aquise erfolgte über verschiedene Kanäle: Nutzung der OpenStreetMap MailingList und des Forums, Aufruf über BBC Manchester (Titel 'Mapchester needs you') und ein Artikel über das Vorhaben in der Zeitung 'The Guardian'. Man wollte so möglichst viele unterschiedliche Menschen erreichen, um mit deren Hilfe per Fahrrad/Auto/Bus/Zug/Skates Daten zu sammeln. Insgesamt konnte man mehr als 40 Teilnehmer mobilisieren, die zum Groÿteil noch keine Erfahrung mit GPS-Daten gemacht haben bzw. die mit GPS etwas verbinden konnten, aber weder über die Technologie Bescheid wussten, noch jemals damit gearbeitet haben. Bei allen Mapping Parties wird eine zentrale Station als gemeinsamer Anlaufbzw. Stützpunkt gesucht, um die Teilnehmer einzuweisen, das Equipment zu lagern, die gesammelten Daten zu verwalten und die Gemeinschaft mit gemütlichen Zusammenkünften zu fördern. Für Mapchester nahm man die 'Manchester Digital Development Agency' in der Portland Street, bei der man mangels GPSSignal vor Ort die Einweisung der Teilnehmer nicht vollziehen konnte. Für die Datenerfassung standen 15 GPS-Geräte zur Verfügung, welche Universitäten gestiftet hatten. Dies hatte einerseits den Nachteil, dass die Teilnehmer oft in Gruppen die Daten sammeln mussten und die Abdeckung daher nicht so groÿ war als hätte jeder ein Gerät gehabt und wäre alleine unterwegs gewesen. Andererseits wurde so die soziale Gemeinschaft unterstützt und ein Wissensund Meinungsaustausch über das Projekt angeregt. Wichtig für die Planung ist die Aufteilung der Karte in verschiedene Teilabschnitte, damit man systematisch die Daten erfassen kann und möglichst wenig Redundanz hat. Abbildung 12. Aufteilung der Karte für Mapchester [3] 14 Datenbankunterstützung für mobile Geoinformationssysteme Die Dauer der Erfassung einzelner Teilabschnitte war natürlich auch davon abhängig, in welcher Form der Teilnehmer unterwegs war. Wurden die Daten zu Fuÿ gesammelt, dauerte die Erfassung deutlich länger als mit dem Auto - wobei nicht in jedem Teilabschnitt auch Straÿen vorhanden sind und man auf Fuÿgänger bzw. Radfahrer zurückgreifen muss. Diese Kriterien wurden bei den Einteilungen alle berücksichtigt und das Ergebnis bzw. die Gesamtheit aller aufgezeichneten GPS-Tracks kann man in der Karte in Abbildung 14 erkennen. Abbildung 13. Aufgezeichnete GPS-Tracks während Mapchester [3] Leider konnte man nicht in der gesamten Stadt GPS empfangen, was einige Freiwillige, die ihre GPS-Geräte in einer Tasche aufbewahrt hatten erst nach ihrer Rückkehr zum Stützpunkt bemerkten. Trotz dieses ungewollten Datenausfalls konnten wichtige Informationen gesammelt werden, welche nicht übliche Kartographie-Informationen sind: Neben der Notiz von Straÿenart wurden auch Fotos gemacht und weitere interessante Merkmale auf Papier festgehalten, welche später wie bereits beschrieben als Attribute erfasst werden konnten. Das Ergebnis dieser Mapping Party war eine deutlich verbesserte Daten-Überdeckung von Manchester. Das Kartenmaterial wurde kurze Zeit später auch produktiv als Festival-Guide für das 'Futuresonic International Festival' verwendet. 4 Aktuelle Entwicklungen OpenStreetMap ist ein Projekt, dass sehr aktuell ist und nie ruht. Wenn man einen Blick auf die Meldungen der letzten Zeit wirft, sieht man unter anderem folgende Entwicklungen [22]: 23.05.2011: Das Projekt hat nun 400.000 User. 30.03.2011: Die Schäden und Verwüstungen aufgrund des verheerenden Erdbebens in Japan und dem dadurch entstandenen Tsunami sollen dokumentiert werden. Das Kartenmaterial, welches OpenStreetMaps in seiner Datenbank hat, bietet eine sehr gute Abdeckung. Es wurde eine Webseite eingerichtet (sinsai.info), in der Berichte etc. gesammelt werden. Das OpenStreetMap-Projekt 15 24.01.2011: Das Projekt hat nun 350.000 User. Abbildung 14. [6] Karte mit Meldungsübersichten und Kategorien (Stand 08.04.2010) Auch in Augsburg ist die OpenStreetMap Community sehr aktiv. Es gibt einen Stammtisch, der sich einmal im Monat im Cafe Henry's am Rathausplatz trit, Neueinsteiger sind dort jederzeit willkommen. Die Augsburger Gruppe hat eine eigene Mailingliste, über die sie kommuniziert.[4] Ende 2010 wurde verkündet, dass das Augsburger OpenStreetMap-Team vom Vermessungsamt unterstützt wird, dadurch dass das Amt amtliche Adressen aus Augsburg sowie städtische Gebäude (jedoch nur jene mit Publikumsverkehr) zur Verfügung gestellt werden. Dafür unterstützten die Augsburger Mapper das Amt bei der Fortführung und Ergänzung von amtlichen Daten.[5] 5 Zusammenfassung OpenStreetMap hat sich als groÿes und beachtliches Projekt gezeigt. Es besteht eine wachsende Community, die den Datenbestand aktuell hält und auch vergröÿert. Mit Mapping Parties wird versucht, möglichst systematisch viele Daten zu erfassen. Mapchester hat die Möglichkeiten dieser Mapping Parties gezeigt, aber auch die Hindernisse, die zum Beispiel auftreten können, wenn keine vollständige 16 Datenbankunterstützung für mobile Geoinformationssysteme GPS-Überdeckung gewährleistet ist. Besonders imposant ist die Vielfalt des Kartenmaterials. Die Karten reichen von simplen Straÿenkarten, welche die meisten Menschen eher unter dem Begri 'Karte' verstehen bis hin zu speziellen nautischen Karten oder auch FahrradTouren. Wie man am Beispiel von sinsai.info sehen kann, können Geo-Informations-Daten auch dazu verwendet werden, mit Karten eine Dokumentation zu erstellen. Die Mächtigkeit von OpenStreetMap erschlieÿt sich erst auf dem zweiten Blick. Allerdings muss man immer im Hinterkopf behalten, dass die Daten zum Groÿteil von Benutzern erfasst werden. Dadurch können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Insbesondere kann so aber auch keine vollständige Abdeckung von Arealen gewährleistet werden. Besonders Gegenden, die nicht stark frequentiert werden (Einwohnerstärke, Tourismus) ist sie Erfassung der Daten recht schlecht und zeigt damit auf, dass das Projekt OpenStreetMap qualitativ von den Benutzern abhängig ist. Insgesamt ist der Umfang von OpenStreetMaps sehr beeindruckend und zeigt aufgrund der aktuellen Neuigkeiten und Fortschritte auch ein Wachstum und ständige Ausweitung des Projekts. Literatur [1] [2] [3] [4] [5] [6] M. Haklay und P. Weber. OpenStreetMap: User-Generated Street Maps, pp. 12 - 18, IEEE CS, 2008 S. Auer, J. Lehmann, S. Hellmann. LinkedGeoData - Adding a Spatial Dimension to the Web of Data, 2009 C. Perkins und M. Dodge. The potential of user-generated cartography: a case study of the OpenStreetMap project and Mapchester mapping party, North West Geography Volume 8 Number 1, 2008 Science Commons Databases and Creative Commons http://sciencecommons.org/old/databases/, Besuchsdatum: 05.06.2011 10 08 03 Open Street Map.pdf http://www.augsburg.de/fileadmin/www/dat/ 02ra/verwaltungswegweiser/ 620/pdf/2010/Pressespiegel/Pressemeldungen/ 10 08 03 Open Street Map.pdf, Besuchsdatum: 05.06.2011 sinsai.info http://www.sinsai.info/ushahidi/?l=en US, Besuchsdatum: 08.04.2011 [7] ÖPNV-Karte http://www.öpnvkarte.de/ besucht am 09.04.2011 [8] OpenStreetMap Schaufenster http://www.openstreetmap.de/schaufenster/ index.html, Besuchsdatum: 08.04.2011 [9] OpenCycleMap.org http://www.opencyclemap.org/, Besuchsdatum: 09.04.2011 [10] OpenPisteMap http://openpistemap.org, Besuchsdatum: 09.04.2011 [11] OpenSeaMap: Start neu http://www.openseamap.org/, Besuchsdatum: 09.04.2011 [12] FAQ - OpenStreetMap Wiki http://wiki.openstreetmap.org/wiki/ Why Make OpenStreetMapWhy are you making OpenStreetMap.3F, Besuchsdatum: 05.06.2011 Das OpenStreetMap-Projekt [13] OpenStreetMap License - OpenStreetMap http://wiki.openstreetmap.org/wiki/OpenStreetMap License, 17 Wiki Besuchs- datum: 05.06.2011 [14] Creative Commons - Attribution-ShareAlike 2.0 Generic - CC BY-SA 2.0 http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0/, Besuchsdatum: 05.06.2011 [15] Beginners' Guide - OpenStreetMap Wiki http://wiki.openstreetmap.org/wiki/ Beginners' guide, Besuchsdatum: 05.06.2011 [16] Beginners Guide 1.3 OpenStreetMap Wiki http://wiki.openstreetmap.org/wiki/Beginners Guide 1.3, Besuchsdatum: 05.06.2011 [17] Beginners Guide 1.1.2 OpenStreetMap Wiki http://wiki.openstreetmap.org/wiki/Beginners Guide 1.1.2, Besuchsdatum: 05.06.2011 [18] Tagging - OpenStreetMap Wiki http://wiki.openstreetmap.org/wiki/Tagging, Besuchsdatum: 05.06.2011 [19] DE:Component overview OpenStreetMap Wiki http://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Component overview, Besuchsdatum: 29.05.2011 [20] Database - OpenStreetMap Wiki http://wiki.openstreetmap.org/wiki/ Database, Besuchsdatum: 29.05.2011 [21] Stats - OpenStreetMap Wiki http://wiki.openstreetmap.org/wiki/Stats, Besuchsdatum: 08.04.2011 [22] Main Page - OpenStreetMap Wiki http://wiki.openstreetmap.org/wiki/ Main Page, Besuchsdatum: 05.06.2011 6 Erklärung Hiermit erkläre ich, Melanie Dirksen, dass ich die vorliegende Arbeit selbständig verfasst und keine anderen Hilfsmittel als die angegebenen verwendet habe. Die Stellen der Arbeit, die anderen Werken dem Wortlaut oder dem Sinn nach entnommen sind, wurden in jedem Fall unter Angabe der Quelle kenntlich gemacht.