16.-27.01.2015: „CLOCKWORK KUBRICK“
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16.-27.01.2015: „CLOCKWORK KUBRICK“
16.-27.01.2015: „CLOCKWORK KUBRICK“ – RETROSPEKTIVE IM BABYLON Sex, Gewalt und Krieg, menschliche Eitelkeit und Dummheit waren die zentralen Themen eines der größten Regisseure des 20. Jahrhunderts, dem US-Amerikaner Stanley Kubrick (1928-1999). Seine Filme sah er als Kunstwerke, frei von gesellschaftlichen Konventionen. Diese kompromisslose Unabhängigkeit fand eine große Fangemeinde, aber auch extrem ablehnende Reaktionen. Vom 16. bis zum 27. Januar 2015 würdigt das Babylon in Berlin die Regielegende mit der umfassenden Retrospektive „Clockwork Kubrick“ und 12 Spielfilmen, viele davon in 4K neu digitalisiert und restauriert, seinem Debüt-Kurzfilm „Day of the Fight“ sowie der Dokumentation „Stanley Kubrick - A life in picture“ von Jan Harlan. Eine große Aktualität mit Themen wie Kriegshysterie und jugendliche Gewalttäter beweisen der Eröffnungsfilm „Dr. Strangelove“ oder „A Clockwork Orange“, als Real-Satire bzw. als Pop Art Science Fiction gedreht. TIMOTHY GROSSMAN, Babylon Geschäftsführer: „Stanley Kubrick gehört zum Film, wie die Beatles zum Pop. In ‚Dr. Strangelove‘ kreuzt er ein Horrorgemälde vom Ende der Welt mit einer Komödie, wobei dem Zuschauer beim Lachen das Blut in den Adern gefriert. Chaplin meets Hieronymus Bosch – absolut aktuell.“ Um aus erster Hand mehr von dem gefeierten wie umstrittenen Regisseur Kubrick zu erfahren, ist JAN HARLAN, Kubricks Schwager und Executive Producer, Ehrengast des Babylons. Harlan arbeitete seit Kubricks nie realisiertem Napoleon-Projekt eng mit ihm zusammen. Kurator FRIEDEMANN BEYER führt mit Harlan am 16. Januar vor dem Eröffnungsfilm „Dr. Strangelove“ ein Gespräch mit Filmausschnitten. Nur mit der Unterstützung von Jan Harlan und Christiane Kubrick konnte die Retrospektive im Babylon entstehen. Stanley Kubrick drehte 1951 seinen Debütfilm über einen Boxer und ließ knapp fünf Jahrzehnte später, 1999, Nicole Kidman in „Eyes Wide Shut“ sein letztes Filmwort („Fuck“) sprechen. Mit großer Risikofreude widmete sich Kubrick unterschiedlichster Genres und Epochen – von „Barry Lyndon“ bis „2001“. Steven Spielberg nannte ihn deshalb anerkennend ein „Chamäleon“. Kubrick forderte sein Team wie das Publikum heraus, seine Produktionen waren zeit- und kostenintensiv. Allein für „Shining“ drehte Kubrick 400 km Film. Bei „Barry Lyndon“ war das komplette Budget nach zehn Wochen verbraucht und erst ein Zehntel des Films gedreht. JACK NICHOLSON („Shining“): „Viele Schauspieler geben von sich aus, was er verlangt. Wer dazu nicht bereit ist, aus dem holt er es mit Gewalt heraus, wenn auch immer mit Samthandschuhen.“ Und Set Designer KEN ADAM („Dr. Strangelove“, „Barry Lyndon“): „Stanley ist ein überaus schwieriger und talentierter Mensch. Unsere Beziehungen sind jetzt denkbar eng, mit dem Ergebnis, dass ich praktisch ständig unter Beruhigungsmitteln stehe“. Mit seiner akribischen Arbeitshaltung erreichte Kubrick Unglaubliches und eine ganz eigene Filmästhetik, die Bild und Musik in den Vordergrund rückte. Filmgeschichte schrieb er mit dem vielleicht berühmtesten Match Cut in „2001“, einem extrem verknappten Zeitsprung von Millionen an Jahren, ebenso wie mit seinen Kerzenlicht-Aufnahmen in „Barry Lyndon“, ermöglicht durch eines von damals nur 10 existierenden ZeissObjektiven für NASA-Satellitenaufnahmen. Insgesamt erhielten seine Filme neun Oscars („Spartacus“, „2001: A Space Odyssey“, „Barry Lyndon“) und 17 Oscar-Nominierungen (u.a. „Lolita“, „Dr. Strangelove“, „A Clockwork Orange“). Kubrick selbst bekam erstaunlicherweise nie den Oscar für die beste Regie, dafür jedoch 1969 den Oscar für Spezialeffekte („2001: A Space Odyssey“). Für „The Shining“, der heute zurecht als Meilenstein des Horrorfilms gilt, wurde er zusammen mit seiner Hauptdarstellerin Shelley Duval sogar für die Goldene Himbeere (Schlechteste Regie, schlechteste Darstellerin) nominiert. Kubricks Filme sind bis heute ein Erlebnis. Neben der Aktualität seiner Themen und seiner Bedeutung für den Film wirkt sein Werk weiter, z.B. als Zitate oder Parodien in der beliebten Zeichentrickserie „Die Simpsons“ oder beispielgebend für ein Genre, wie zuletzt bei Christopher Nolans „Interstellar“. ------ Als Interviewpartner steht Ihnen vom 14. Januar bis 18. Januar 2015 Jan Harlan in Berlin zur Verfügung. Bitte melden Sie frühzeitig Ihren Interviewwunsch per Email an. ------- Gern mailen wir Ihnen digitale Fotos, das Festivalplakat und das Presseheft auf Anfrage. STANLEY KUBRICK: “Being governed by emotions is a great asset of mankind, however, our downfall will be caused by the illusion and the belief that we are governed by rational thinking.“ („Von Gefühlen bestimmt zu sein, ist von großem Wert für die Menschheit, unser Untergang aber ist die Illusion, zu glauben, wir seien durch rationales Denken gelenkt.“) JAN HARLAN über Kubrick: „No artist, no art. No love no quality.“ Kurator FRIEDEMANN BEYER: „Kubrick ist einer der bedeutendsten Regisseure des Weltkinos. Die umfassende Retrospektive im Babylon wird Kubricks Werk erstmals digital auf 4 K projizieren und damit nicht zuletzt auch die visuelle Faszination seiner Filme optimal zur Geltung bringen. Besonderen Reiz gewinnt die Retrospektive durch die Anwesenheit des Kubrick-Produzenten Jan Harlan.“ ZEIT: 16.-27.01.2015 TICKETS: 8 Euro (Kino 1), 7 Euro (Kino 2); ab 130 min. plus 50 Cent; ab 150 min. plus 1 Euro KUBRICK-PASS (13 Filme): 40 Euro ALLE FILME werden in der OmU-Fassung gezeigt. ALLE INFOS: http://www.babylonberlin.de/stanleykubrickclockworkkubrick.htm Pressekontakt: Barbara Löblein, Assistenz des Geschäftsführers Timothy Grossman, Presse Babylon - Neue Babylon Berlin GmbH Rosa-Luxemburg-Str. 30 10178 Berlin Tel. 030/278 919 19 [email protected] www.babylonberlin.de www.facebook.com/babylonberlin Killer’s Kiss (Der Tiger von New York) USA 1955. Regie: Stanley Kubrick. Drehbuch: Stanley Kubrick, Howard Sackler. Mit Jamie Smith, Irene Kane, Frank Silvera, Jerry Jarrett, Mike Dana, Felice Orlandi. s/w 67 Min. OmU Nur wenige Tage Verliebtheit haben den erfolglosen Boxer Davey Gordon in große Bedrängnis gebracht. Denn er ist dem abgehalfterten Gangster Vincent Rapallo in die Quere gekommen. Beide Männer sind verliebt in Gloria Price, die als Tanzbegleitung für Männer in einer New Yorker Dancehall arbeitet. Rapallo schickt einen Killer und lässt schließlich Gloria entführen. Realismus und Stilisierung dominieren diese frühe Regiearbeit Kubricks, eine Mischung aus Film Noir und Melodram. Ungewöhnliche, mit der Handkamera gedrehte Bilder vom nächtlichen Times Square oder von den düsteren Hinterhöfen der Lower East Side, eine virtuos geschnittene Boxkampf-Sequenz und der Show-Down in einem Lager für Schaufensterpuppen dokumentieren die visuelle und inszenatorische Gestaltungskraft des Regisseurs. Eine „vehemente Talentprobe“ (filmkritik). + Vorfilm Day of the Fight USA 1951. Regie: Stanley Kubrick. Mit Walter Cartier, Vincent Cartier. s/w, 16 Min. Ein Tag im Leben des irischen Mittelgewichtsboxer Walter Cartier, der abends gegen Bobby James antreten wird. Nach Frühstück, Kirchenbesuch und Mittagessen beginnen nachmittags die Vorbereitungen für den großen Kampf. Sie sind vor allem mentaler Natur: Um zu siegen, muss sich der Sportler in eine Kampfmaschine verwandeln. In harten Schwarzweißbildern und lakonisch kommentiert, verfilmt Kubrick hier in seinem Debüt eine seiner Fotoreportagen, erschienen in der amerikanischen Illustrierten ‘Look‘, zu deren Redaktion Kubrick seit 1946 gehörte. - SO 18.01. 21 Uhr, MO 19.01. 18 Uhr, MI 21.01. 18.30 Uhr, DO 22.01. 21.45 Uhr The Killing (Die Rechnung ging nicht auf) USA 1956. Regie: Stanley Kubrick. Drehbuch: Stanley Kubrick, Jim Thompson. Mit Sterling Hayden, Coleen Gray, Vince Edwards, Jay C. Flippen, Elisha Cook, Jr. Marie Windsor u.a. 83 Min. OmU Johnny Clay, ein smarter, gerade aus der Haft entlassener Ganove, will noch einen Coup landen und dann mit seiner Freundin ein unbesorgtes Leben führen. Sein Ziel ist die Wettkasse einer Pferderennbahn. Minutiös plant er alles und gewinnt sowohl Angestellte der Pferderennbahn als auch einen abgehalfterten Polizisten. Doch eine untreue Ehefrau und ein Pudel bringen Sand ins Getriebe. Entstanden nach dem Roman „Clean Break“ des Krimiautors Lionel White zeigt dieser Film Noir bereits Kubricks virtuose Beherrschung von Spannungsaufbau, Bildgestaltung und Musik. Im Stil einer Minutenchronik begleitet eine Off-Stimme das Geschehen des Films, dessen Höhepunkt aus unterschiedlicher Perspektive erzählt wird und in einem absurden Spektakel endet. Das erste in jeder Hinsicht ausgereifte Werk des 28-jährigen Regisseurs. Mit seinem Hauptdarsteller Sterling Hayden arbeitet Kubrick wieder in „Dr. Strangelove“ zusammen, Hayden in der Rolle des irren Generals Jack D. Ripper. Ab „The Killing“ arbeitet Kubrick nur noch mit literarischen Vorlagen, dies jedoch mit großem Veränderungswillen am ursprünglichen Werk. Kubrick: „What I like about not writing original material ... You have a reaction to it: it’s a kind of falling-in-love reaction. Then it becomes almost a matter of code breaking, of breaking the work down into a structure that is truthful, that doesn’t lose the ideas or the content or the feeling of the book. And fitting it all into the much more limited time frame of a movie. And as long as you possibly can, you retain your emotional attitude, whatever it was that made you fall in love in the first place.” (Interview mit Tim Cahill, 1987) - SA 17.01. 23.45 Uhr, DI 20.01. 20 Uhr, FR 23.01. 22.45 Uhr, MO 26.01. 17.45 Uhr Paths of Glory (Wege zum Ruhm) USA 1957 Regie: Stanley Kubrick. Drehbuch: Stanley Kubrick, Calder Willingham, Jim Thompson. Mit Kirk Douglas, Ralph Meeker, Adolphe Menjou, George Macready, Susanne Christian. 88 Min. OmU 1916. Der Erste Weltkrieg ist zum Stellungskrieg geworden. Der französische General Paul Mireau will mit einem Überraschungsangriff eine befestigte Anhöhe der Deutschen erobern und damit seine Chancen auf Beförderung verbessern. Die Attacke scheitert unter blutigen Verlusten. Der General tobt und befiehlt seiner Artillerie, das Feuer auf die eigenen Stellungen zu eröffnen. Doch der Befehl wird verweigert. Jetzt löst Mireau das Regiment ab und stellt - stellvertretend für alle anderen - drei Soldaten wegen „Feigheit vor dem Feind“ vor ein Kriegsgericht. Regimentsführer Colonel Dax (Kirk Douglas) übernimmt die Verteidigung seiner Männer. In Frankreich bis Mitte der 1970er Jahre verboten - Nach einer wahren Begebenheit und dem Roman von Humphrey Cobb entfaltet Kubrick ein Drama um die Machenschaften zynischer Militärs, denen Krieg nur Vorwand für ihr eigenes Karrierestreben ist, dem sie bedenkenlos Tausende von Menschenleben opfern. Berühmt sind Kubricks Kamerafahrten durch den Schützengraben, die den schmutzigen Krieg der gefahrlosen Kriegsplanung im fernen Schloss gegenüberstellen. Eine bitterböse Parabel auf Machtstrukturen jeglicher Art. Musikalisch deutet dies sich gleich zu Beginn an mit der leicht verstimmt gespielten Marseillaise, die dem Vorspann unterlegt ist. „Paths of Glory“ entstand in München in den Geiselgasteig Studios und im Schloss Schleißheim. Kubrick lernte bei den Dreharbeiten seine spätere Frau Christiane kennen, die mit ihrem kurzen Auftritt dem Film ein bewegendes Ende verleiht. Mit seinem Hauptdarsteller Kirk Douglas arbeitet Kubrick in seinem folgenden Film „Spartacus“ ein zweites Mal zusammen. - DI 20.01. 21.45 Uhr, MI 21.01. 17.45 Uhr, DO 22.01. 20 Uhr, SO 25.01. 18 Uhr Spartacus USA 1959. Regie: Stanley Kubrick. Drehbuch: Dalton Trumbo. Mit Kirk Douglas, Laurence Olivier, Jean Simmons, Charles Laughton, Peter Ustinov, John Gavin, Tony Curtis. 198 Min. OmU Der junge, thrakische Sklave Spartacus durchläuft Drill und Erniedrigung einer Gladiatorenschule in Capua, sammelt erste Kampferfahrungen in der Arena und entfesselt 73 v. Chr. einen Sklavenaufstand gegen Rom. Nach anfänglichen Erfolgen gegen römische Truppen schließen sich dem Rebellenführer immer mehr befreite Sklaven an. Sie alle sollen vom Süden der italienischen Halbinsel aus mit Schiffen zurück in ihre Heimatländer gebracht werden. Als der Plan vereitelt wird, zieht Spartakus mit seinen Männern Richtung Rom. Es kommt zur Entscheidungsschlacht. Kubricks erster Film in Farbe, eine Auftragsarbeit und ein Plädoyer für die Freiheit. Kubrick war kurzfristig eingesprungen, nachdem Produzent und Hauptdarsteller Kirk Douglas den zunächst verpflichteten Regisseur Anthony Mann kurz nach Drehbeginn gefeuert hatte. Dass Kubrick kaum kreativen Einfluss auf das Projekt hatte, ist besonders dem Drehbuch anzumerken, das vertrauten Genre-Mustern Hollywoods (samt tragischer Liebesgeschichte) folgt. Kubrick nahm es pragmatisch und sah das Historienspektakel in Technicolor mit seinem 100 Mio. Dollar-Budget und mehr als 10.000 Darstellern als Herausforderung und Chance für sein berufliches Fortkommen. Eine Rechnung die aufging: Grandios die schauspielerischen Leistungen u.a. Charles Laughtons, Peter Ustinovs und Laurence Oliviers. Sehenswert auch die monumentalen Landschaftsaufnahmen und Massenszenen mit Tausenden von Statisten. Das handwerkliche Meisterstück Kubricks, der danach beschloss, nur noch Filme zu drehen, bei denen er die absolute kreative Kontrolle innehatte. Peter Ustinov: „Ich wäre der Erste, der Kirk für seinen Mut auszeichnen würde: Ein Film wie dieser, ohne Jesus, aber mit Kubrick, das ist eine enorme Leistung.“ 4 Oscars (Bester männlicher Nebendarsteller (Peter Ustinov), Bestes Szenenbild, Beste Kamera, Bestes Kostümdesign); außerdem zwei Oscar-Nominierungen (Bester Schnitt, Beste Filmmusik) - SA 17.01. 20.15 Uhr, DI 20.01. 19.30 Uhr, MI 21.01. 20 Uhr Lolita UK/USA 1962. Regie: Stanley Kubrick. Drehbuch: Vladimir Nabokov. Mit James Mason, Shelley Winters, Sue Lyon, Peter Sellers. 147 Min. OmU Eigentlich will der britische Literaturprofessor Humbert gar kein Zimmer mieten bei Charlotte Haze, sie ist ihm zu aufdringlich. Bis er in ihrem Garten deren hübsche und selbstbewusste 14-jährige Tochter Lolita entdeckt. Um dem Mädchen nahe zu sein, geht er ein Verhältnis mit deren Mutter ein und heiratet sie schließlich. Doch Charlotte entdeckt eines Tages Humberts wahres Interesse, läuft unter Schock weg und stirbt bei einem Unfall. Humbert bleibt bei Lolita, eine fatale Beziehung beginnt… Verfilmung des skandalträchtigen, gleichnamigen Bestsellers von Vladimir Nabokov. „How did they ever make a movie of Lolita?“ – das war der werbewirksame Slogan auf Plakaten und des Kinotrailers. Aus Furcht vor Hollywoods strengen Zensurbestimmungen hatte Kubrick die Produktion nach Großbritannien verlegt, war sogar selbst mit seiner Familie 1961 nach Großbritannien gezogen und hatte dort eine eigene Produktionsfirma gegründet. Während der Vorproduktion arbeiteten Kubrick und sein Produzent Harris eng mit den Zensurbehörden zusammen. Deshalb ist der Film keineswegs expliziter: Dass Lolita und ihr Stiefvater ein sexuelles Verhältnis haben, lässt sich nur erahnen. Gegenüber der Vorlage ist die Protagonistin auch zwei Jahre älter und wurde mit der 14-jährigen Nachwuchsdarstellerin Sue Lyon besetzt. James Mason, der den Humbert spielt, war während der Dreharbeiten bereits über fünfzig. Zum ersten Mal arbeitete Kubrick auch mit Peter Sellers zusammen, der mit dem für sich sprechendem Rollennamen „Clare Quilty“ in verschiedenen Rollen auftritt – wie später auch in „Dr. Strangelove“. Auch wenn die Zensurbestimmungen der 1960er heute nicht mehr in dieser Form existieren: Vor dem Hintergrund der aktuellen Pädophilie-Debatte wäre die Verfilmung dieses Themas ein ähnlicher Tabubruch wie damals - als die deutsche Ausgabe des Romans immerhin beim renommierten Rowohlt-Verlag erschien. 1 Oscar-Nominierung (Bestes Drehbuch nach Vorlage für Vladimir Nabokov) - SA 17.01. 17.30 Uhr, MO 19.01. 19.45 Uhr, DO 22.01. 17.15 Uhr, SO 25.01. 20 Uhr Dr. Strangelove or: How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb (Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben) GB/USA 1964. Regie: Stanley Kubrick. Drehbuch: Stanley Kubrick, Terry Southern, Peter Bryant. Mit Peter Sellers, George C. Scott, Sterling Hayden, Keenan Wynn, Slim Pickens. 94 Min. OmU Weil er die Fluoridierung des Trinkwassers für eine kommunistische Verschwörung hält, befielt der paranoide US-Air-Force-General Jack D. Ripper eigenmächtig einen Atomschlag gegen die Sowjetunion. Die ihm unterstellten B 52 Bomber fliegen los. Auf einer Krisensitzung im „War Room“ des Pentagon informiert General „Buck“ Turgidson den Präsidenten über die Lage. Aus Angst vor einem Gegenschlag rät er, alle Atomwaffen der USA auf die Sowjetunion abzufeuern, um die „Roten“ endgültig zu besiegen. Der amerikanische Präsident ist entsetzt, bestellt den sowjetischen Botschafter in die Kommandozentrale und nimmt telefonisch Kontakt zu seinem russischen Amtskollegen auf. Was er von ihm erfährt, schockt die Anwesenden: Sollte die Sowjetunion getroffen werden, würde dies mit dem Abschuss der „Weltvernichtungsmaschine“ beantwortet werden, die jegliches Leben auf der Erde zerstört. Kubrick: „The only way to tell the story was a black comedy” Ken Adam: „Stanley wollte Realismus bis ins Letzte; er war fasziniert von der Idee, die Kampfszenen aus der Hand zu fotografieren, wie eine Wochenschausequenz. … Das Büro Sterling Haydens war realistisch, ebenso wie das Innere der Bomber, ausgenommen die beiden Atombomben, da wir damals die Kubakrise hatten und die amerikanischen Militärbehörden uns bei diesem Film nicht unterstützten! Wir wussten also nicht, wie die Bomben wirklich aussahen. Ich habe daher auf Übersteigerung gesetzt; Stanley hatte dann noch die brillante Idee, Slim Pickens darauf reiten zu lassen.“ Ein hilfloser US-Präsident, dem die Kontrolle über die eigenen staatlichen Organe entglitten ist, Militärflugzeuge, die als Machtdemonstration in fremdes Territorium eindringen: Kubricks Satire, auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges entstanden, ist heute wieder so aktuell wie vor 50 Jahren. Es war Kubricks erste Zusammenarbeit mit Set Designer Ken Adam, dessen fiktiver „War Room“ so echt wirkte, dass Ronald Reagan an seine Existenz glaubte und ihn nach seiner Wahl zum US-Präsidenten besichtigen wollte. Legendär sind Dialoge wie „Gentlemen, you can’t fight in here – this is the War Room!“ oder „Mein Führer, I can walk!”. Grandios Peter Sellers in gleich drei Rollen: als britischer Offizier, US-amerikanischer Präsident und als dessen wissenschaftlicher Berater „Dr. Seltsam“, zuvor in Diensten NaziDeutschlands, der immer wieder die Kontrolle über seinen rechten Arm verliert… Auf Wunsch des US-Außenministerium gab es zu Filmbeginn die Information, dass dieses Szenario in Wirklichkeit ausgeschlossen ist. „Dr. Strangelove“ erhielt vier Oscar-Nominierungen (Hauptdarsteller (Peter Sellers), Regie, Bester Film, Bestes adaptiertes Drehbuch)und drei British Film Awards. Der Film markiert Kubricks endgültigen Durchbruch in die Liga der Top-Regisseure und zählt heute zu den 100 besten amerikanischen Filmen (American Film Institute, 2007). - Eröffnungsfilm FR 16.01. 20 Uhr, FR 23.01. 17.30 Uhr, SA 24.01. 19.30 Uhr, DI 27.01. 19.30 Uhr 2001: A Space Odyssey (2001: Odyssee im Weltraum) GB/USA 1968. Regie: Stanley Kubrick. Drehbuch: Stanley Kubrick, Arthur C. Clarke. Mit Keir Dullea, Gary Lockwood, William Sylvester, Douglas Rain. 148 Min. OmU Die Begegnung mit einem schwarzen Monolithen bringt große Aufregung in eine Horde von Menschenaffen und ändert ihr Leben. Millionen Jahre später entdeckt eine Raumschiffmannschaft auf der Mondoberfläche einen schwarzen Monolithen. Monate später brechen die Astronauten David Bowmann und Frank Poole mit der „Discovery One“ zu einer Jupitermission auf. Mit an Bord: Der sprechende Computer HAL 9000, der die Befehle der Astronauten zunächst perfekt ausführt. Martin Scorsese: „We expect a lot of him, quite honestly, and in 2001 we got it.“ (aus Jan Harlans Dokumentation “Stanley Kubrick: A Life in Pictures”) Kubrick: „It’s not a message that I ever intend to convey in words. 2001 is a nonverbal experience (…) a visual experience, one that (...) directly penetrates the subconscious with an emotional and philosophical content.“ Vier Jahre dauerte die Arbeit an dem Film, mit dem Kubrick nicht nur das Science-FictionGenre revolutionierte, sondern auch die Grenzen des bisher im Kino gezeigten sprengte. Sein ursprünglich auf sechs Millionen Dollar angesetztes Budget überzieht er um viereinhalb Millionen Dollar. Ein halbes Jahrhundert nach seiner Entstehung besticht „2001 – Odyssee im Weltraum“ auch heute noch durch seine technisch-wissenschaftliche Genauigkeit, seine überwältigenden Bilder und seine radikale Erzählform – so den völligen Verzicht auf Sprache in den ersten und letzten 20 Minuten des Films. Dort, wo Menschen miteinander sprechen, geht es meist um Belangloses. Dafür stammen die denkwürdigsten und emotionalsten Sätze des Films von HAL – dem eigentlichen Protagonisten des Films: Im Gegensatz zu den Astronauten äußert der Computer Gefühle wie Angst, Begeisterung, Strenge oder Staunen. Abgesehen davon galt das eigentliche Interesse des ehemaligen Fotografen Kubrick an dem Stoff dessen visuellen Möglichkeiten. Kubrick entfesselt mit seinem überwiegend in Bildern, Geräuschen und Musik erzählten Film einen suggestiven Sog, der auf die eigentliche Natur und Stärke des Mediums Kinos verweist. Kurioserweise wurde „2001“ nach seinem Start von der Kritik kontrovers aufgenommen und erhielt 1969, trotz vier Nominierungen (+Ausstattung, Original-Drehbuch, Regie), lediglich einen Oscar für Stanley Kubrick - für seine Special-Effekte. Heute gilt Kubricks Meisterwerk als eines der bedeutendsten und einflussreichsten der Filmgeschichte – beispielgebend für das Genre, zuletzt Christopher Nolans „Interstellar“. Unter den 100 besten amerikanischen Filmen (American Film Institute, 2007). - SA 17.01. 19 Uhr, DI 20.01. 17.15 Uhr, FR 23.01. 19.30 Uhr, SA 24.01. 19.45 Uhr A Clockwork Orange (Uhrwerk Orange) GB/USA 1971. Buch und Regie: Stanley Kubrick. Mit Malcolm McDowell, Patrick Magee, Adrienne Corri, Miriam Karlin. 137 Min. OmU Alex hängt mit seinen Freunden in einer futuristischen Milchbar ab. Unter seiner Führung schlägt die Gang Obdachlose zusammen, überfällt arglose Bürger in deren Häusern und vergewaltigt Frauen. Doch Alex‘ brutale Machtspiele um die Vorherrschaft in seiner Gang bringt deren Mitglieder gegen ihn auf. Sie liefern ihn der Polizei aus. Um seine drohende Strafe zu mildern, lässt sich Alex auf einen medizinischen Versuch ein, der seinen Gewalttrieb auslöschen soll. Kubrick: „I don’t think that any work of art has a responsibility to be anything but a work of art.” (1972, im Interview mit Philip Strick und Penelope Houston) Luis Buñuel in der New York Times: „Mein derzeitiger Lieblingsfilm ist Uhrwerk Orange. Ich war diesem Film gegenüber sehr negativ eingestellt. Nachdem ich ihn allerdings gesehen hatte, musste ich erkennen, dass dies der einzige Film über den wirklichen Sinn der modernen Welt ist.“ Kubrick: „Wenn wir Alex zunächst nicht als einen brutalen, gnadenlosen Ganoven sehen, wäre es allzu einfach, dem Staat dafür, dass er Alex die Freiheit der Wahl zwischen Gut und Böse nimmt, eigentlich ein größeres Verbrechen begeht. Es muss klar werden, dass es unvertretbar ist, sogar Verbrecher von unverzeihlicher Bösartigkeit zu einem vor sich hinvegetierenden Wesen umzufunktionieren“ (Interview mit Michel Ciment, 1972) Eine tiefschwarze Zukunftsvision über die Randzonen einer in Auflösung begriffenen, modernen Industriegesellschaft, die sich gesellschaftlichen Konventionen verweigert. Entstanden nach dem gleichnamigen Roman von Anthony Burgess entfaltet Kubricks Film die Bedrohlichkeit eines Alptraums: Phallus-Skulpturen als Totschlaginstrument, Beethoven-Sinfonien zu Gewaltexzessen. Kubrick verstörte das Publikum mit Bildern sadistischer Brutalität, bislang ungesehenen Ausmaßes. Doch ist ein Film über das Böse ein böser Film? Als Kubrick von der britischen Presse wegen jugendlicher Gewaltverbrechen attackiert wurde, die angeblich durch „A Clockwork Orange“ angeregt worden waren, stoppte der Regisseur die Verbreitung des Films in Großbritannien. „A Clockwork Orange“ kam erst nach Kubricks Tod 1999 wieder in die britischen Kinos. Mehr als 40 Jahre nach seiner Entstehung hat der Film nichts von seiner Brisanz eingebüßt. - 4 Oscar-Nominierungen 1972 (für Stanley Kubrick/Regie, Bester Film, Bestes adaptiertes Drehbuch; Schnitt) - FR 16.01. 22 Uhr, DI 20.01. 17 Uhr, SA 24.01. 21.30 Uhr, DI 27.01. 21.30 Uhr Barry Lyndon UK/USA 1975. Buch und Regie: Stanley Kubrick. Mit Ryan O’Neil, Marisa Berenson, Patrick Magee, Hardy Krüger, Diana Koerner, Gay Hamilton, Godfrey Quigley, Steven Berkoff. 184 Min. OmU Nach einem Duell will der junge Ire Redmond Barry sein Leben in die eigene Hand nehmen und gesellschaftlich aufsteigen. Dies bedeutet im Europa des 18. Jahrhunderts: Mitglied des Adels werden. Barry zieht als Freiwilliger für die britische Armee in den Siebenjährigen Krieg, desertiert und landet zwangsverpflichtet im Preußischen Heer. Zum Spion befördert, landet er in der Obhut eines schillernden Chevaliers und Hochstaplers, den er eigentlich bespitzeln sollte. Als dessen gelehriger Schüler lügt, betrügt, duelliert und schläft sich Barry auf der sozialen Stufenleiter nach oben. Er lernt die vermögende Lady Lyndon kennen und heiratet sie. Damit scheint sich sein Traum von Reichtum und Macht zu erfüllen. Ken Adam: „Stanley wollte sich unmittelbar auf die zeitgenössische Malerei stützen. Ich persönlich hätte es vorgezogen, nach der Lektüre Thackerays meine Konzeption des 18. Jahrhunderts auszuarbeiten … Stanley war mit dieser Haltung nicht einverstanden. Für ihn führte der sicherste Weg … über Maler wie Gainsborough, Hogarth, Reynolds, Chardin, Watteau, Zoffany, Stubbs (für die Jagdkleidung) und insbesondere Chodowiecki, einen Künstler, der uns beiden gut gefiel, ein Pole, der auf dem Kontinent gearbeitet hat und ein Meister der Zeichnung und des Aquarells war, mit einem sehr schlichten Stil und einem bemerkenswerten Sinn für Komposition.“ (im Interview mit Michel Ciment) Kubrick: „Barry gegenüber sind die Gefühle zwar zwiespältig, aber er hat Charme und Mut; es ist unmöglich, ihn trotz seiner Eitelkeit, seiner Gefühllosigkeit und seiner Schwächen nicht zu schätzen. Er ist eine sehr wirklichkeitsgetreue Figur, die weder ein traditioneller Held noch ein traditioneller Bösewicht ist.“ (1976, Interview mit Michel Ciment) Nach zwei Zukunftsfilmen ein Blick zurück: Mit atemberaubender Detailversessenheit inszeniert Kubrick dieses schön-schreckliche Drama um Aufstieg und Fall eines opportunistischen Helden – basierend auf dem Roman von William Thackeray. Ob Landschaften, Kostüme, geschminkte Adelsgesichter oder die legendären, nur bei Kerzenlicht gedrehten Nachtszenen, für die Kubrick eine in der Weltraumforschung genutzte Spezialoptik verwendete: Einmal mehr sprengte Kubrick alles bisher im Kino Gezeigte und setzte mit seinen an Rokoko-Gemälde erinnernde Bilder neue Maßstäbe. Vier Oscars 1976 (Beste Ausstattung, Beste Kamera, Bestes Kostümdesign, Beste Musikadaption) + 3 weitere Oscar-Nominierungen (für Stanley Kubrick/ Bester Film, Beste Regie, Bestes adaptiertes Drehbuch) - SO 18.01. 17.30 Uhr, MO 19.01. 21.45 Uhr, SA 24.01. 22.30 Uhr, SO 25.01. 18.30 Uhr The Shining (Shining) GB/USA 1980. Regie: Stanley Kubrick. Drehbuch: Stanley Kubrick, Diane Johnson. Mit Jack Nicholson, Shelley Duvall, Danny Lloyd, Scatman Crothers. 119 Min. OmU Der Schriftsteller Jack Torrance bewirbt sich erfolgreich um den Hausmeisterposten eines abgelegenen Berghotels während dessen Winterschließzeit. Dabei erfährt Torrance, dass der frühere Wächter des Hotels seine gesamte Familie umgebracht und sich dann erschossen hat; offenbar durch eine psychische Erkrankung infolge sozialer Isolation. Torrance schenkt der Geschichte weiter keine Beachtung und bezieht mit Frau und Sohn Danny den verlassenen Gebäudekomplex, um dort ungestört an einem neuen Buch arbeiten zu können. Dort widerfährt Danny seltsames: Er wird hellsichtig, kann Vergangenes und Zukünftiges erblicken. Urheber dieser Visionen ist ein kleiner Junge, dessen verstellte Stimme aus Dannys Mund spricht. Der Hotelkoch, dem Danny auf seinen Streifzügen durch das Haus begegnet, erkennt seine besonderen Fähigkeiten und warnt den Jungen davor, das Zimmer mit der Nr. 237 zu betreten. Entstanden nach Stephen Kings gleichnamigem Roman, verzichtet Kubricks Adaption auf dessen konventionelle Horror-Effekte und fokussiert das Geschehen auf die Wahnvorstellungen, die von Danny und seinem Vater Besitz ergreifen. Die Realität des verlassenen Hotels erscheint visionär, die Visionen der beiden männlichen Protagonisten real. Um dieses Vexierspiel wirksam zu inszenieren, setzte Kubrick revolutionäre Kameratechnik ein: Wichtige Teile des Films wurden mit der damals neu erfundenen Steadicam gedreht, die völlig ungewohnte Perspektiven ermöglichte: So die Szenen, in denen Danny mit seinem Kettcar-Car durch die Hotelflure fährt oder die der Verfolgungsjagd im Heckenlabyrinth. Bei der Entstehung des Films zeigte sich einmal mehr Kubricks unbedingter Perfektionswille: Allein die Aufnahmen dauerten ein Jahr und trieben wegen häufiger Drehbuchänderungen und endloser Wiederholungswünsche des Regisseurs die Beteiligten zur Verzweiflung. Die Showdown-Szene wurde 127 Mal gedreht. Hauptdarstellerin Shelley Duvall fielen aufgrund der Nervenbelastung die Haare aus und musste wochenlang pausieren. „The Shining“ ist ein Meilenstein des Horrorfilms, das American Film Institute sieht ihn als einen der 100 besten amerikanischen Thriller. Trotzdem: Zum Kinostart Nominierung für die Goldene Himbeere (Schlechtes Regie/ Stanley Kubrick; Schlechteste Schauspielerin/ Shelley Duvall). Kubricks schärfster Kritiker ist Stephen King: „Jack Nicholson, though a fine actor, was all wrong for the part.“ - SA 1701. 21.45 Uhr, MI 21.01. 22.30 Uhr, FR 23.01. 22.15 Uhr, SA 24.01. 17.30 Uhr Full Metal Jacket USA/ GB 1987. Regie: Stanley Kubrick. Drehbuch: Stanley Kubrick, Michael Herr, Gustav Hasford. Mit Matthew Modine, Adam Baldwin, Vincent D‘Onofrio, Lee Eremy, Dorian Harewood, Kevyn Major Howard, Ed O’Ross. 116 Min. OmU 1967. In einem Ausbildungslager der US-Marine Corps wird eine Gruppe von Rekruten auf ihren Einsatz im Vietnamkrieg vorbereitet. Trainiert werden die jungen Männer von Sergeant Hartmann, der die künftigen Soldaten durch ein Programm aus körperlichen wie seelischen Zumutungen jagt, um sie auf den Ernstfall einzustimmen. Kleinste Abweichungen werden drakonisch bestraft. Wer nicht mithalten kann, wird gedemütigt ausgegrenzt. So der schwerfällige Lawrence. Dessen Kameraden Joker und Pyle erleben, wie sich unter dem Druck ihres Schleifers und der Gruppe sein Verhalten schleichend verändert. 1968. Nach seiner Ausbildung wird Joker als Kriegsberichterstatter in Vietnam eingesetzt. Seine Einheit kämpft während der Tet-Offensive in der Nähe von Hue. Schnell zeigt sich, dass der Frontalltag eigene Herausforderungen stellt, auf die die Männer schlecht vorbereitet sind: feindliche Angriffe aus dem Hinterhalt, Minen, Heckenschützen. Kubricks dritter Antikriegsfilm zeigt die Abrichtung moderner Menschen zu Kampfmaschinen, die sich dann in der Hölle eines schmutzigen Krieges ohne klaren Frontverlauf, ohne Regeln und sichtbaren Feind bewähren müssen. Ein Kampf mit ungleichen Mitteln. Der Guerilla-Taktik des Vietcong sind die hochtechnisierten USTruppen nicht gewachsen. Ihre Ausbildung hilft hier nicht weiter. Auch der High-TechKriegs reduziert sich auf die simple Frage: Töten oder getötet werden. Nicht den einzelnen Soldaten, der über diese Frage in Sekundenbruchteilen zu entscheiden hat, prangert Kubrick an, sondern die Absurdität des Krieges und seiner Resistenz – allen zivilisatorischen Anstrengungen zum Trotz. Für die Dreharbeiten von August 1985 bis September 1986 ließ Kubrick auf dem Fabrikgelände von British Gas in Beckton (London) die vietnamesische Stadt Hue inszenieren – u.a. mit Sprengungen, Abrissbirne, 100.000 falschen Tropenpflanzen aus Hongkong und 60 echten Palmen aus Spanien. Sergeant Hartmann: „Tonight, you pukes will sleep with your rifles! You will give your rifle a girl’s name! Because this is the only pussy you people are going to get! … You’re married to this piece, this weapon of iron and wood! And you will be faithful!” - MO 19.01. 19.30 Uhr, FR 23.01. 17.30 Uhr, SA 24.01. 17.15 Uhr Eyes Wide Shut UK 1999. Regie: Stanley Kubrick. Drehbuch: Stanley Kubrick, Frederic Raphael. Mit Tom Cruise, Nicole Kidman, Sydney Pollack, Marie Richardson, Sky du Mont. 159 Min. OmU. Auf einer Weihnachtsparty bei Freunden geraten das junge Arztehepaar Bill und Alice Harford in Versuchung: Einer der attraktiven Gäste flirtet mit Alice, ihr Mann wird von zwei lasziven Frauen angemacht. Am nächsten Tag gerät das Paar über die Ereignisse des Vorabends in einen Streit um Eifersucht und Treue. Alice beichtet Bill ihre sexuellen Phantasien mit einem flüchtig bekannten Marineoffizier. Überraschend wird Bill ins Haus eines seiner Patienten gerufen, der eben verstorben ist. Dessen Tochter gesteht ihm ihre Liebe. Später irrt Bill durch das nächtliche New York, begegnet einer jungen Prostituierten und erfährt von einem Studienfreund die Adresse eines erotischen Zirkels, der sich auf einem Schloss zu einem venezianischen Maskenball trifft. Ohne geladen zu sein, mischt sich Bill, verkleidet und maskiert, unter die Gesellschaft und beobachtet aus sicherem Abstand das anonyme Treiben. Doch dann wird er als ungebetener Gast enttarnt. Kubricks letzter Film kreist noch mal um das zentrale Thema seines Schaffens: Die Fragwürdigkeit unserer Zivilisation, hinter deren Fassade sich menschliche Abgründe auftun. Die Seele als unergründliches Terrain zu erforschen, faszinierte Arthur Schnitzler, Autor der Vorlage, ebenso wie 100 Jahre später den Filmemacher Kubrick. Auch wenn er dem Publikum seiner Filme keine Antworten serviert, sondern es mit Fragen behelligt wie: Was hat die Menschheit seit der Steinzeit gelernt? - MO 19.01. 22.30 Uhr, MI 21.01. 19.30 Uhr, FR 23.01. 19.45 Uhr, MO 26.01. 19.30 Uhr Stanley Kubrick – A Life in Pictures USA 2001, R: Jan Harlan, 142 Min. Martin Scorsese, Steven Spielberg, Woody Allen, Peter Ustinov und Nicole Kidman sind einige der berühmten Filmschaffenden, die in dieser Dokumentation Persönliches über das Phänomen Kubrick erzählen. Mit seltenem Ausschnittmaterial, auch mit Privataufnahmen, zeigt Jan Harlan, Kubricks Schwager und Executive Producer, wie dessen Leben in und mit Bildern war. - FR 16.01. 17 Uhr – im Anschluss 19.30 Uhr Q&A mit Jan Harlan; SO 18.01. 19 Uhr