hören, was dahinter steckt!
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hören, was dahinter steckt! Willy, dringend gesucht Ein Feature über deutsche Bauern und das FBI Von Rainer Kahrs Besetzung Erzähler: Peter Kaempfe Ton und Technik: Klaus Schumann Regieassistenz: Eva Garthe, Ilka Bartels Regie: Christiane Ohaus Redaktion: Michael Augustin Die Sendetermine im Überblick: SWR SR BR RB NDR WDR HR 25.11. I 28.11. I 28.11. I 29.11. I 29.11. I 29.11. I 29.11. I 22.03 Uhr I 17.04 Uhr I 13.05 Uhr I 16.05 Uhr I 11.05 Uhr I 11.05 Uhr I 18.05 Uhr I SWR 2 SR 2, Antenne SaarI BR2, Bayern 2 Plus I Nordwestradio I NDR Info I WDR 5 I HR 2-Kultur 30.11.I 29.11.I 03.12.I 29.11.I 30.11.I 19.00 Uhr I 21.05 Uhr I 21.05 Uhr I 11.05 Uhr I 20.05 Uhr I Antenne Saar BR2, Bayern 2 Plus Nordwestradio NDR Info spezial WDR 5 Seite 1 © Radio Bremen 2015// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung von RB unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z. B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Willy, dringend gesucht Kennung ARD-Radiofeature Erzähler Ich bin nach Amerika gefahren, weil ich Willy suche. Wilhelmus Hendricus Maria van Bakel, genannt Willy der Holländer. Der Schönredner, der Vielversprecher. Der denBauern-das-Geld-aus-der-Tasche-Zieher. Willy, 53 Jahre alt, auf der Flucht. Gesucht vom holländischen Insolvenzverwalter, vom amerikanischen FBI und vom deutschen Bauern Karsten Stöver auch. Wenn er Willy finden würde, sagt Stöver, dann würde er Klartext reden mit ihm. O-Ton 01 (0:12) Karsten Stöver Ich würde ihn fragen, wann er denn mal meint, wann wir unser Geld wiederkriegen. Also wir haben gut ne Million in Dollar hier rübergeschoben, das würde ich gerne wiederhaben. Ansage Willy, dringend gesucht Ein Feature über deutsche Bauern und das FBI Von Rainer Kahrs Atmo Regen Erzähler Es regnet stark in Hartford City. Der Scheibenwischer schafft es nicht. Von der Strasse ist nichts mehr zu sehen. Bärbel ist sicherheitshalber rechts herangefahren. Bärbel. Sie wurde von Willy reingelegt, nun hilft sie mir, andere betrogene Bauern zu finden. Zuerst suchen wir Karsten Stöver. Das GPS zeigt die Strasse, in der er wohnt. Ruf ihn mal an, ob er überhaupt da ist, sagt Bärbel. Ich habe Stöver gleich in der Leitung. Seite 2 © Radio Bremen 2015// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung von RB unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z. B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Willy, dringend gesucht O-Ton 02 (0:28) (Atmo Stöver 2, drunterlegen) Atmo: Regen prasselt Reporter: Ja, ist da Herr Stöver? Ja, ist dort Herr Stöver? No, no, no, I am here. What’s the name of this here? Bärbel: Hartford City. Reporter: I am in Hartford City. In Indiana. Hartford City, in Indiana. Erzähler Stöver hatte einen gut gehenden Hof in Schleswig Holstein, erzählt Bärbel. 200 Kühe, kleines deutsches Bauernleben, Milch für den regionalen Markt und so. Dann habe er von Willys Amerika-Idee gehört. O-Ton 03 (0:14) Atmo Bärbel/ Stöver Er hat alles verloren. Er hatte nämlich in Deutschland alles verkauft, deswegen wäre es nicht möglich zurückzukommen, oder er müsste ne Wohnung mieten oder was. Also es ist nichts mehr da, wo er eigentlich hin zurückkommen könnte. Erzähler Willy hatte Karsten Stöver eine schlüsselfertige Milchviehanlage in Amerika versprochen. Weites Land, großes Geld, der Bauer frei und keine nervige Bürokratie, wie zu Hause in der EU. Stöver biß an und machte alles nach Willys Plan: Zunächst Haus und Hof verkaufen, dann Willy das Geld geben. Der besorgt damit amerikanische Mega-Kredite, baut einen Megastall und stellt da Kühe rein. 2000, ach Quatsch, 3000 Kühe. Und das große Melken beginnt. Stöver musste nur noch nach Amerika auswandern. Was er tat. Leider war nichts fertig, als er mit seiner Familie ankam. Er schüttelt immer wieder ungläubig den Kopf, als er das erzählt. O-Ton 04 (0:34) Karsten Stöver Seite 3 © Radio Bremen 2015// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung von RB unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z. B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Willy, dringend gesucht Reporter: Sie haben ihm das Geld einfach gegeben? Stöver: Ja. Im Nachhinein haben wir alles verloren. Ist kein gutes Gefühl. Denn der Betrieb in Deutschland war vier Generationen im Familienbesitz, ja, und ich bin jetzt derjenige, der das alles über den Berg gebracht hat. Reporter: Scham? Stöver: Ja, ein bisschen. Ja. Ja. Reporter: Wem gegenüber? Stöver: Meinen Eltern gegenüber. Erzähler Das FBI ist nicht so auskunftsfreudig wie Stöver. Es ermittelt gegen Willy wegen des Verdachtes krimineller Handlungen gegen Staatsgesetze, es geht um schweren Betrug. Das steht in einem Papier des FBI, die Ermittler wollen aber mit uns offenbar nicht darüber sprechen. Immer beim Anrufbeantworter von special agent Devon Pearson ist Schluss. Atmo FBI Telefongeräusche, Wählen, Stimme: FBI Reporter: Yes, Kahrs is calling again, I want to leave a message for special agent Devon Pearson. Hello, hello? Stimme AB: I am unable to take your call right now, leave a message, thank you. Hörer wird aufgelegt. Erzähler Dabei sucht das FBI nach Willy, und es befragt Leute. Zum Beispiel Todd Janzen, Anwalt eines holländischen Bauern, der von Willy vier Millionen US-Dollar zurück haben will. Die riefen mich an, erinnert er sich. Seite 4 © Radio Bremen 2015// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung von RB unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z. B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Willy, dringend gesucht O-Ton 05.1 (0:07) Atmo FBI Todd Janzen The FBI called me at least once and asked me questions, I thought they will arrest him. (reisst ab!) Erzähler Ich dachte, sie werden Willy verhaften. Sie ermittelten, ob er Straftaten begangen hat. Sie fragten nach Detail-Informationen. Wie weit sie sind, weiß ich nicht, bei denen ist immer alles geheim. O-Ton 05.2 (0:19) FBI Todd Janzen Janzen: At one point the FBI was investigating Willy van Bakel to see if there were criminal crimes committed. Reporter: What they wanted from you? Janzen: Just information. Specific financial information. I have no idea what they are doing, they are very secretive about how they investigate. Erzähler Die Polizeizentrale in Toledo, Ohio, downtown. Ein großer Betonklotz, ein Dutzend schwarze Sheriffautos vor der Tür, Typen mit Sonnenbrille. FBI haben wir hier nicht, sagt ein Beamter am Empfang. Aber genau in dem Klotz haben sie mich doch zu Willy van Bakel befragt, erzählt Gijs van Sommeren, ein holländischer Bauer. Früher gehörte ihm mal ein großer Hof, er hatte eine Aufenthaltsgenehmigung und Geld. Dann traf er Willy. Heute ist er Melker auf einer Farm in Florida, ohne gültiges Arbeitsvisum, ein Illegaler. Er ging zum FBI, mit einer Kollegin, ... Seite 5 © Radio Bremen 2015// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung von RB unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z. B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Willy, dringend gesucht O-Ton 06 (0:35) Gijs van Sommeren We went there and we have explained my situation, what was going on, and I told also there are quite a few dairy farmers who have the same problem, we where there for two and a half or three hours . Then they sent me a letter that FBI agent Devon Pearson was going in the case. But, you know up to now, August 2015, it looks like that we are at a dead end with the FBI. Erzähler weiter: ... zweieinhalb, drei Stunden waren sie da und erzählten was alles schief lief und dass es so einigen anderen Milchbauern genau so geht. Das FBI wollte sich darum kümmern, aber es ist wohl keine Hilfe zu erwarten vom FBI. Erzähler Gijs van Sommeren zeigt ein Dokument. Auf dem Briefkopf steht: Federal Bureau of Investigation, daneben das Siegel des FBI, mit grünem Lorbeerkranz auf blauem Grund. Drei „special agents“ sind auf Willy angesetzt. Aber offenbar kommt nicht viel dabei heraus. Atmo Fahrt/Mit GPS/1/1046/ Erzähler Ich bin nach Wauseon, Ohio gefahren, weil hier Willys Zentrale war. Bärbel ist mit. Die Sonne brennt, es ist gleißend hell, wir drücken unsere Nasen an die staub-blinden Fensterscheiben von Willys altem Büro, es steht vollkommen leer. 70 Milchfarmen wollte Willy bauen, Projektpreis ab 10Millionen Euro aufwärts, hier im Büro liefen die Fäden zusammen. O-Ton 07 (0:19) Bärbel Seite 6 © Radio Bremen 2015// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung von RB unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z. B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Willy, dringend gesucht Da war eine Landkarte von Amerika und da waren die ganzen Betriebe mit so kleinen roten Stickern eingezeichnet, wo die Betriebe waren, Indiana, Ohio, Michigaan, überall wo er was hatte. Die war hier als erstes wenn man reinkam, eine schöne große Karte von Nordamerika, dann konnte man das sehen. Seine Visionen und sein Imperium. Erzähler Bärbel, Anfang 50, meine Schwester. Eher kantig als weich. Wacher Blick, vorwärtstreibender Gang. Ein bisschen so, als müsse sie immer schnell irgendwohin. Im Gespräch: Charmant, strahlende Augen, sofort im Kontakt, besonders wenn es um Kühe geht. Wir fahren quer durch Wauseon, Bärbel erzählt von großen Kuhställen. Atmo Bärbel (Atmo-O-Ton bei Autofahrt) Bärbel: Das ist riesig. 5000 Kühe. Hast Du so was schon mal gesehen? Reporter: Muss ich hier schon? Einen weiter? (Autofahrt weiter) Erzähler Willys Privathaus in Wauseon ist eine Villa im Landhausstil, viele Erker, Bruchsteinfassade. Hier endete immer die organisierte Werbetour für Bauern aus Europa, sagt Bärbel. Einmal war sie auch dabei. Tagsüber fuhren sie mit einem Bus zu Willys Musterfarm, 3000 Kühe, super Melkanlagen, alles pico bello. Am Abend dann schmiss Willy eine Runde für alle Bauern, ein Fröhlichspaß in seinem Partykeller. O-Ton 08 (0:24) Country Bärbel: Der war eben so groß, dass auch ein kompletter Bus da rein passte. Unten in der Ecke waren dann diese Country-Sänger, seine Leute, drei Mann auf der Gitarre - und Seite 7 © Radio Bremen 2015// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung von RB unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z. B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Willy, dringend gesucht denn gab‘s ordentlich zu trinken. Und dann fuhr der Bus irgendwann wieder weg,` holte hier alle wieder ab. Reporter: Betrunken? Bärbel: Na ja, jeder, wie er wollte und alle sagten, jo, geiler Abend. Erzähler Bärbel, bäuerlicher Familienhintergrund, studierte Agraringenieurin, sie wollte immer schon Landwirtschaft machen, und zwar groß. Nicht so romantisch zehn Kühe, jede hat eine Glocke um den Hals und morgens wird gemolken bei warmen Heugeruch. Das kannst Du vergessen, hatte sie mir mal gesagt. Natürlich sprang sie sofort auf Willys tolle Musterfarm in Ohio an. O-Ton 09 (0:32) Bärbel Bärbel: Du bist Kuhbauer. Und du willst das machen und Du hast Kinder die das weitermachen wollen, dann ist das einfach toll. Reporter: Was ist toll? Bärbel: Die Technik, die vielen Kühe, jemand der mit Kühen arbeitet will natürlich viele schöne Kühe haben. Das war der neueste Standard, mit den Sandboxen, was es in Deutschland wenig gibt, die Kühe lagen perfekt in den Boxen. Die Sprinkleranlagen liefen im Sommer, es lag gutes Futter davor, die Kühe sahen fit aus. Die Melkstände waren ordentlich, die waren groß, das wirkte so, dass man sagt: Boa, das hast Du auch Lust zu. Dann macht die Arbeit Spaß. Erzähler Bärbel will genau so eine Farm in Amerika. Ihr Mann, ein Agraringenieur, will das auch. Sie gehen zu Willy, per Handschlag besiegeln die drei einen Arbeitsvertrag: Willy stellt beide als gutdotierte Manager ein für eine neue Farm mit 2000 Kühen. Aber als die Familie dann mit ihren zwei Kindern ankommt, hat Willy gar keine Arbeit für sie. Bärbel verlässt sich auf einen Handschlag mit Willy, und andere Bauern verkaufen Haus und Hof und geben ihm das Geld. Das soll Jos Op Heij mir mal erklären, Willys Steuerberater und langjähriger Wegbegleiter. 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Und in der eigenen Umgebung waren die Leute ja auch abhängig von das Vertrauen das man genießt, denn einer der sich nicht richtig verhielt der war das Vertrauen los und konnte auch bei anderen nicht mehr auf den Hof kommen. Erzähler Jos Op Heij , ein Mann Ende 50, lebt im Bauernhof seiner Eltern in der Nähe von Limburg in Südostholland. Er sitzt mir gegenüber, die Hände zusammengefaltet auf dem leeren riesigen Konferenztisch aus Holz. Seine Frau sitzt neben ihm und macht sich Notizen. Willy hatte ein bezirzendes Charisma, wenn er den Bauern die Investition in große Milchviehfarmen, Op Heij nennt sie „dairies“, schmackhaft machen wollte. O-Ton 11 (0:40) Jos Op Heij Op Heij: Dann kommt so ein erfolgreicher Mann zu Dir am Tisch sitzen, und wenn das Vertrauen richtig betreut wird ist das kein Problem aber wenn der falsche Mann kommt, dann hast Du Pech. Reporter: Er war der falsche Mann? Op Heij: Er war letztendlich für viele Leute in die letzten Jahren der falsche Mann. Reporter: Weil? Op Heij: Weil er auch Familien noch dairies verkauft hatte obwohl er wusste in dem Moment dass seine amerikanische Firma das nie mehr bauen konnte. Und weil er wusste, dass er das Geld, das er da noch bekam, nicht für die neuer dairy noch benutzen würde sondern für Löcher in seine Liquidität. Reporter: Das wäre Betrug? Op Heij: Das wäre nicht Betrug, das war Betrug. Seite 9 © Radio Bremen 2015// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung von RB unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z. B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Willy, dringend gesucht Erzähler Besonders schlimm erwischte es Christiane und Theo Hügemann, Milchbauern aus Nordrhein Westfalen. Für 2,1 Millionen Dollar verkauften sie Haus, Hof und ihre Milchquoten. Willy bekam 1,5 Millionen davon, das Startkapital für den 12-MillionenDollar-Stall in Ohio. Aber als die Hügemanns dann später eintrafen und loslegen wollten, war da nichts. Nicht einmal ein Rohbau. Willy hatte ihnen eine Farm angedreht, die nur auf dem Papier existierte. Atmo Rauschender Mais Erzähler Mount Sterling, Ohio. Auf den Feldern nur Mais und Soja, da drüber knallblauer Himmel, und wie hingetupft ein paar Schäfchenwolken. Irgendwo hier leben die Hügemanns. In Amerika sei alles besser, hatten sie beide in einem Zeitungsinterview der Ruhrnachrichten gesagt, damals, als sie noch zu Hause waren. Und sie erzählten dem Reporter, wie frustrierend es ist, in Deutschland Bauer zu sein. Ein holpriger Weg führt zu einem Kuhstall, die Hügemanns haben sich trotz Willy noch etwas aufbauen können. Zum Glück hatten sie ihm nicht ihr ganzes Geld gegeben, sondern sich 500.000 Dollar auf die Kante gelegt. Das steht in Gerichtsakten. Die Hügemanns verklagen Willy nämlich in den USA. Aber warum? Amerikanische Anwälte sind teuer, Willy ist längst weg und ihr Geld auch. In einer e-mail hatte ich die Hügemanns das gefragt und meine Reise angekündigt, nun bin ich da. O- Ton 12/ Atmo Frau Hügemann Schritte, Tür auf Seite 10 © Radio Bremen 2015// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung von RB unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z. B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Willy, dringend gesucht Erzähler Hinter der Eingangstür gleich rechts hinter großen Glasscheiben ein Büro. Bevor ich auch nur einen Schritt hineinsetzen kann kommt eine Frau heraus und stellt sich mir in den Weg. Ich möchte Theo Hügemann sprechen, sage ich. O-Ton 12 weiter Reporter: Hello I am looking for Theo Hügemann. Frau: I don´t know. One moment. Reporter: Yes I´ll wait here. Frau: Sorry not available right now. Reporter: Can you tell me where he is living? Frau: Oh, I have no clue. Reporter: When is he available, what do you think? Frau: I don´t know. Sorry. Erzähler Die Frau gibt sich als Sekretärin aus, die nicht weiß, ob ihr Chef Theo Hügemann da ist oder nicht. Ob er vielleicht später kommt, oder erst morgen und wo er wohnt. Ein Kasperletheater, denn die Frau mir gegenüber ist gar keine Angestellte sondern Christiane Hügemann, die Chefin. O-Ton 12 weiter Reporter: You don´t know that although he is working here? Sind Sie Frau Hügemann? Frau: Yes. Erzähler Ein mexikanischer Arbeiter kommt und zupft Christine Hügemann leicht am Kittel. Sie winkt ihn weg, sie redet über Willy und darüber wie sie betrogen wurden und dass ihr Mann keine Interviews mehr geben will, sie hätten so viel durchgemacht. Seite 11 © Radio Bremen 2015// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung von RB unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z. B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Willy, dringend gesucht Zum laufenden Gerichtsverfahren vor dem Supreme Court Ohio will sie nichts sagen. Aber einen Tipp hat sie am Schluss noch: O-Ton 13 (0:14) Christiane Hügemann Frau: Da fragen Sie mal besser bei Frank Achelpöhler nach. Der hat die Kunden aquiriert. Wir haben auf Frank vertraut, weil der einen guten Ruf hatte als Berater, der war so was von blind. Erzähler Frank Achelpöhler. Bärbels Mann. Willy versprach, ihn nicht nur als Manager in einer Farm einzustellen, er könnte darüber hinaus sogar Anteile an ihr erwerben, wenn, ja, wenn er deutsche Bauern zum Auswandern bringt. Frank warb also Milchbauern wie die Hügemanns an und begleitete sie, wenn sie auf Bustour zu Willys Musterfarm in Ohio waren. Viele waren dann immer völlig aus dem Häuschen, erzählt Frank. O-Ton 14 (0:27) Frank Reporter: Manche würden dann sagen, Du bis ein headhunter ist das der richtige Begriff? Frank: Nun, ein headhunter ist ja jemand der ungefragt in eine Firma geht und jemanden aus einer Position rausholt, aus der er gar nicht raus will, also Kopfgeldjäger. Ich habe mit Leuten gesprochen die sich dafür interessiert haben und dann sind wir meistens zusammen hingefahren und haben uns die Betriebe angeguckt. Erzähler Frank glaubte daran, mit etwas Eigenkapital, ein paar Anwerbetouren und einem Job als Farm-Manager nach und nach ein großer Milchviehbauer von Willys Gnaden mit Grundbesitz in Amerika werden zu können – na ja, vielleicht etwas naiv, sagt er heute. Es geht ihm nicht so gut, wenn er an die von ihm angeworbenen Bauern denkt. O-Ton 15 (0:21) Frank Seite 12 © Radio Bremen 2015// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung von RB unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z. B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Willy, dringend gesucht Frank: Ohne mich wären die da nicht hingegangen. Das ist ja auch ein Stück weit Verantwortung was ich für die Leute hatte und der bin ich nicht so gerecht geworden. Ich hätte mehr denen auch sagen müssen, wir müssen ... schon das eine oder andere mal bedenken. Reporter: Versagensgefühl? Frank: Ne, ne Versagen, das wäre anders, Ne. Das passt hier nicht. (zerknirscht) Schon ein bisschen Schuld. Erzähler Er selbst habe auch mit leeren Händen dagestanden, fügt er hinzu, keine Farm, keine Arbeit, er hing rum. Bärbel arbeitete ohne Lohn gegen Essen auf einer anderen WillyFarm und die Familie lebte von der eisernen Reserve. O-Ton 16 (0:15) Frank Frank: Bis wir zu Willy gesagt haben, wir kommen so nicht weiter. Was sollen wir jetzt machen. Wir sitzen hier ohne alles. Und da gab es eben dieses Angebot dahin zu gehen wo sonst keiner hingehen will, nach Oklahoma, da hatte es mehrere Versuche gegeben da jemanden für zu gewinnen, die haben dankend abgelehnt. Erzähler So wurde Frank Willys Mann in Oklahoma. Auf Pump hatte Willy dort weite Landflächen gekauft, es in sogenannte slots aufgeteilt und alles umzäunen lassen. Dann kaufte er, auch auf Pump, 25.000 Färsen, also junge Kühe - fertig war die größte Aufzuchtstation der USA. Nun sollten die Tiere für seine Farmen in Ohio, Michigan und Indiana hier groß gemacht werden und später dort kalben und gute Milch geben - soweit der Plan. Guymon in Oklahoma. Luftfeuchtigkeit hoch, bullig heiß, so um die 40Grad, überall Klapperschlangen im Gras, erzählt Frank. „No man‘s land“ heißt dieser Teil von Oklahoma, ganz offiziell. O-Ton 17 (0:17) Frank Seite 13 © Radio Bremen 2015// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung von RB unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z. B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Willy, dringend gesucht Frank: No man‘s land heißt das nicht umsonst, das Gebiet sollte früher den Indianern als Reservat zugewiesen werden und die haben sich geweigert da hinzugehen. Die haben gesagt, lieber tot als dahin. So sind wir da hin, meine Familie und ich und haben da diese Färsenaufzuchtfarm geleitet. Erzähler Willy persönlich fährt Frank von Wauseon, Ohio, nach Guymon, Oklahoma. In einer Geländelimousine sitzt Frank hinter getönten Scheiben, es geht 1700 Kilometer meistens geradeaus. Als er nach zehn Stunden nicht mehr sitzen konnte, hatten sie die Hälfte geschafft, aber Willy wollte durchfahren, erzählt Frank. Während der Autofahrt dämmerte es ihm allmählich, dass die große Willy-Chose mit seinen vielen Kühen bald abstürzen werde. Willy hatte den Tempomat eingelegt, sich am Steuer eingerichtet und telefonierte herum. Er suchte dringend Geld. Er hatte indische Investoren und Börsianer am Apparat und trug dick auf. O-Ton 18 (0:24) Frank Frank: Ich hab ja selber mitgehört, wie wem er telefoniert hat, auf der Fahrt. Er sagte, Wallstreet, wenn man da ein paar Millionen Dollar haben will, dann hört einem keiner zu. Man braucht ne Milliarde. Er hat gesagt wenn man da ganz bieder ehrlich kommt, dann hören die gar nicht zu. Erst wenn man da so ein Wort sagt „Billion“, dann gehen da die Lampen an. Erzähler Er hätte spätestens zu diesem Zeitpunkt lieber eine geordnete Insolvenz hinlegen sollen, sagt Willys Steuerberater Jos Op Heij. Chapter eleven heißt das in den USA, einfach Insolvenz anmelden und fertig. Dann sanieren und den Banken was geben, und vielleicht ist für die Bauern auch noch ein bisschen was übrig. Aber Willy hörte nicht auf ihn. O-Ton 19 (0:11) Op Heij Seite 14 © Radio Bremen 2015// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung von RB unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z. B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Willy, dringend gesucht Op Heij: Er war nur noch auf dem Weg in Indien, und in Amerika auf die Börse, Geld von Anleger zu bekommen, um damit die Liquidität zu korrigieren. Erzähler Angekommen in Gymon, Oklahoma, war Frank endlich bezahlter Farmmanager in Amerika. Nur leider lief es gerade nicht so gut, erinnert er sich. Von den ursprünglich 25.000 Jungtieren waren nur noch 12.000 übrig. Und täglich wurden es weniger, Ausverkauf um die Bankraten abzuzahlen, den hungrigen Tieren Futter zu kaufen und Löcher in Willys Imperium zu stopfen. Die Banken in Oklahoma waren hypernervös, die Tiere waren ja die Sicherheit für die Kredite. Sie heuerten Männer an, die unangemeldet bei Sonnenaufgang bei Frank vor der Tür standen und Tiere zählen wollten. O-Ton 20 (0:34) Frank Frank: Das läuft dann so ab, dass die morgens mit drei Mannschaften kamen, mit pickups, die haben sich meistens zu zweit auf die Ladefläche gestellt hinten, der Fahrer ist langsam weitergefahren, das war ja ein riesiges Gelände, und dann haben die gezählt. Die Banken hatten natürlich Angst dass wir denen die Tiere quasi unter dem Hintern wegverkaufen, und das Geld fließt in Willys Firma oder sonst wohin, und die Tiere sind einfach weg.. Erzähler Zum Beispiel auf dem Weg nach Russland. Russische Händler kauften 2000 Tiere, sie zahlten weit über Preis, erzählt Frank. Sie suchten sich die besten Tiere aus, nur wenige Tage war das bevor er kam. Die Russen verluden ihre Fracht auf LKW, eine gigantische Aktion. Dann ging die Tour los, zuerst 1100 Kilometer Richtung Südosten durch die sengende Hitze. O-Ton 21 (0:23) Frank Frank: Nachdem die den russischen Anforderungen entsprechenden Teil der Quarantäne auf der Farm absolviert hatten wurden die per LKW nach Houston gefahren, wurden zum Hafen gefahren und sollten dort aufs Schiff und konnten aber nicht sofort aufs Schiff , Seite 15 © Radio Bremen 2015// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung von RB unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z. B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Willy, dringend gesucht mir wurde erzählt, dass die da in der glühenden Hitze gestanden haben, und das ist für Kühe gar nicht gut, da sind sicherlich auch ne ganze Menge Tiere dann eingegangen. Erzähler 45 Grad Mittagstemperatur im Hafen und dann zwei Wochen Seefahrt bis nach Sewastopol auf der Krim und dann Weiterfahrt im LKW, wenn Willy dringend Geld brauchte, mussten seine Tiere schon mal weit reisen. Ich rufe Jos Op Heij noch einmal in Holland an, ob das das Konzept war. Nein, sagt der. Aber es ging nicht mehr anders. O-Ton 22 (0:25) Op Heij Op Heij: Da sind damals mehrere Schiffsladungen 3000, 5000 Kühe, ich meine drei Schiffsladungen gewesen von tragende Färsen die verkauft worden sind um da die Liquidität zu schaffen, die man nötig hatte in dem Moment, um da die Probleme zu lösen. Reporter: Als Notlösung? Op Heij: Als Notlösung für die Not, die man in dem Moment hatte. Erzähler Nach drei Monaten auf der Farm hatte Frank weitere 4000 Tiere verkaufen müssen, um die Banken ruhigzustellen und die verbleibenden Tiere zu versorgen. Die Farm lief leer, Bärbel, die von Indiana nachgekommen war mit den Kindern, bekam von Willy entgegen der Absprache für ihre Arbeit kein Geld. Da packte die Familie ihre Sachen und ging desillusioniert nach Deutschland zurück. Atmo Stift Kremsmünster Erzähler Neunzehn Mönche kommen in eine kleine Kapelle und setzen sich vorne auf die Holzbänke. Gleich werden sie singen und beten, wie jeden Abend hier im österreichischen Kloster Kremsmünster. Auf einer hinteren Bank sitzt schon Martin Mayr. Er ist auf Besuch bei seinen Brüdern. Mayr wurde vor vielen Jahren vom Kloster nach Brasilien entsandt, nach West Bahia, etwas südlich vom Äquator, dort, wo das Agrobusiness tobt, wie er sagt. Seite 16 © Radio Bremen 2015// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung von RB unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z. 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Er sucht Land für ein Großprojekt, gleich neben der Fazenda Estrondo und der Fazenda Caracol im Verwaltungsbereich Cotegipe, Santa Rita de Cássia und Mansidao, auf denen Agrarkonzerne auf riesigen Flächen wirtschaften. Bevor diese Konzerne dort Soja, Baumwolle und Eukalyptus anbauten, wurden die Landrechte neu vergeben, und plötzlich waren die Kleinbauern im Weg, erzählt Mayr. O-Ton 23 (0:38) Mayr Meistens beginnt es so, dass man ihren Lebensrahmen einschränkt. Dass dort wo sie ihr Vieh in freiem Auslauf eben züchten, dass diese Gebiete abgezäunt werden, das sie dort nicht mehr hindürfen. Dann geht s an die Behausungen, und dann im schlimmsten Fall geht’s dann zur physischen Gewalt bis zum Morde. Das sind die sogenannten Pistoleros, das sind eigentlich Privatmilizen., Seite 17 © Radio Bremen 2015// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung von RB unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z. B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Willy, dringend gesucht Was ich selbst erlebt habe sind die zerstörten Behausungen und dann leider aber auch drei Kleinbauern, die das mit ihrem Leben bezahlen mussten. Erzähler Und hier nun will Willy für seine neue Firma 32.000 Hektar für Kuhställe und den Anbau von Futtermitteln kaufen - eine Fläche so groß wie München. O-Ton 24 (0:34) Mayr Der Verdacht, dass auch die Fläche die für dieses Großprojekt nötig ist, nicht auf sauberen Weg erstanden ist, ist sehr naheliegend. ... Weil es in der Region de facto usus ist. Weil die Gerichtsbarkeit korrupt ist. Ich möchte mich kundig machen wie weit vor Ort sich eingesessene Kleinbauern bereits in Gefahr wähnen. Erzähler Willy schreibt auf seiner Seite in einem sozialen Netzwerk, 4 Millionen Liter Milch werde täglich produziert, das sei aber erst der Anfang. Er will Brasiliens Milchwirtschaft vom Importeur zum Exporteur machen. Auf meinen Interviewwunsch reagiert er nicht. Sein Bruder René van Bakel und zwei seiner brasilianischen Mitarbeiter recherchieren aber meine Daten im Internet. Als ich auch ihnen meine Fragen schicke, bekomme ich ebenfalls keine Antwort. Atmo Vreedepeel (Fahrt, 0:18 GPS-Stimme) Erzähler Ich bin nach Vredepeel gefahren, weil ich hier vielleicht mehr erfahre über das Brasilien- Projekt. Seite 18 © Radio Bremen 2015// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung von RB unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z. B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Willy, dringend gesucht Vreedepeel in Holland. Ein dutzend Häuser, ein kleines Gemeindehaus, eine Tankstelle. Hier war der Hauptsitz von Willys Firmenimperium. Wo das Haus ist, frage ich den Tankwart, einen jungen Mann. . Atmo Tankwart Tanken, ab 0:42 reingehen. Reporter: Hello, I am looking fort he Vreedeweg. Family van Bakel? Tankwart: Das ist ganz einfach, das ist die Ampel da rechts dann vielleicht eineinhalb Kilometer geradeaus. .... van Bakel ist an die linke Seite. Kassengeräusch Erzähler Also Vreedeweg rechts rein, eine Bauernlandschaft wie aus dem Bilderbuch. Herbstsattes Licht, frisch umgepflügte schwarzdunkle Erde, saubere Höfe, eine Eichenallee. Dann die Hausnummer 6: Ein Backsteingebäude, das ist er, der frühere Geschäftssitz. Van Bakel Maklerfirma, van Bakel Auswandererbüro, van Bakel Tierbesamung und Maschinenhandel und Milchviehanlagen. Alles unter einem Dach. Im Organigramm steht Willy gleich neben seinem mittlerweile verstorbenen Vater, Willy ist schließlich der älteste Sohn. Rechts daneben stehen seine beiden jüngeren Brüder, alles genau der Reihe nach. Darunter das Firmengeflecht. Die Firmen heißen van Bakel Exploitatiemij oder van Bakel Onroerend Goed, die wieder Unterfirmen haben, ein verschachtelter Konzern. Beraten von Jos Op Heij. Jetzt aber nicht mehr, sagt der, ihm wurde alles zu undurchsichtig. O-Ton 25 (0:14) Jos Op Heij Op Heij: Ich bin ausgestiegen Juli 2010. Wieso? Das kann ich einfach beantworten. Weil ich schon länger das Gefühl hatte dass ich durch die van Bakel Gruppe nicht mehr alle Informationen bekommen würde. Seite 19 © Radio Bremen 2015// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung von RB unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z. B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Willy, dringend gesucht Erzähler Über 100 Millionen Euro Umsatz machte der Konzern schon damals, als Willy noch ohne Probleme nach Holland einreisen konnte, um jungen Bauern die Vorzüge von Mega-Farmen anzupreisen. In einem youtube - Ausschnitt aus der Zeit steht Willy mit Schnurrbart und Blaumann im Kuhstall und hält große Reden. Er erläutert das Stallkonzept im Großbetrieb seiner Familie. O-Ton 26 (fängt mit Atmo an, unterlegen/ keine Übersetzung) Willy you tube Willy van Bakel Erzähler Heute reist Willy offenbar incognito, wenn er mal nach Holland muss. Dem Vernehmen nach meidet er Flughäfen der EU und fliegt lieber über die Schweiz. Dort wird er abgeholt, zum runden Geburtstag seines Bruders René zum Beispiel. Laut Organigramm haben die beiden kleinen Brüder von Willy neuerdings den gesunden Teil des Konzerns unter sich gruppiert. Alle Verluste und Forderungen aus den USA-Aktivitäten dagegen übernimmt der große Bruder Willy mit seiner Firma „Onroerend Goed“. Das ist die bad bank, sagt Jos OpHeij, so könne man Forderungen an den Familienbetrieb abwehren. O-Ton 27 (0:22) Op Heij Man möchte auch nicht zurückzahlen, man versucht alles auf die Firma Van Bakel Onroed zu schieben, man kreiert da eine Entität innerhalb der Gruppe, eine Art bad bank und die hat alle Schuld auf sich genommen und die anderen Firmen hatten keine Schuld, obwohl die das genommen haben, was die Bauern bezahlt haben. Erzähler Wenn das stimmt, könnte die Unstrukturierung dazu dienen, sich die betrogenen Bauern aus Amerika vom Hals zu halten. Aber stimmt das? Willy van Bakels Anwälte in den USA und in Holland haben auf unsere Anfragen nicht geantwortet. Und Willy? Der schweigt. Seite 20 © Radio Bremen 2015// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung von RB unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z. B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Willy, dringend gesucht Das kenne ich, sagt der holländische Konkursverwalter Wim Eikendal, er prüft Ansprüche gegenüber Willys bankrotter bad bank-Firma. Willys Aufenthalt ist unbekannt, über dessen Anwalt werde er noch ein letztes Mal versuchen mit ihm zu telefonieren, dann gebe er auf. Willy habe ja nicht einmal seine Jahresabschlüsse abgeliefert, eine strafbare Verletzung von Buchhaltungspflichten. Eigentlich ist Willy ein Fall für den Staatsanwalt, findet Jos Op Heij. O-Ton 28 (0:13) Op Heij Op Heij: Die Staatsanwaltschaft ist bei mir im Büro gewesen, die haben sich das alles angehört, die sind auch kopfschüttelnd weggegangen, ich würde noch etwas hören. Habe aber nichts gehört. Erzähler Auch das FBI schickte Ermittler nach Holland. Ein Rechtsanwalt habe ihn angesprochen, sagt Jos Op Heij, er wollte aber nicht direkt mit dem FBI zusammensitzen und schlug was anderes vor. O-Ton 29 (0:18) Op Heij Op Heij: Über die holländische Staatsanwaltschaft bin ich bereit auch mit den FBI zu reden. Aber um selber mit die FBI zu reden ja, das ist ein anderes Bier, denn die Rechtssprechung in Amerika da hab ich doch ein anderes Gefühl als in Holland oder in Deutschland. Erzähler Daran aber hatte das FBI offenbar kein Interesse, es hat sich nicht wieder über eine Mittelsperson gemeldet und Jos Op Hei auch nicht direkt kontaktiert. Seite 21 © Radio Bremen 2015// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. 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O-Ton 30 (0:16) Judge Barber Barber: He appeared of doing real operations, so many people thought very well of him. And the chamber of commerce even had a big party welcoming him and his business into town. He was a very big hope for a lot of farmers. Erzähler/ Übersetzung weiter: Die Handelskammer machte eine Willkommensparty, viele unserer Bauern versprachen sich eine Menge von ihm. Atmo Tackern Erzähler Judge Barber lässt Bärbel und mir Gerichtsakten aufstapeln und Kopien zusammenheften. Atmo/ O-Ton 30a Reporter Was findest Du? Seite 22 © Radio Bremen 2015// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung von RB unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z. B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Willy, dringend gesucht Wir finden unter dem Stichwort „Gerichtsverhandlungen“ 14 Einträge unter dem Namen van Bakel. In einem Dokument wird William Fricke erwähnt. James Barber hatte uns erzählt, er habe Fricke zu einer Gefängnisstrafe verurteilen müssen, obwohl er eigentlich ein Opfer von Willy war. Er ist gerade wieder in Freiheit, gehen Sie ruhig mal hin, hatte der Richter empfohlen. Atmo Fricke im Garten Erzähler William Fricke und sein Hund sind im Garten. Der betagte pit bull ist freundlich, Fricke ist irritiert. Als er hört, dass der Richter uns schickt, taut er auf. Er habe Willy Maschinen und Getreide geliefert. Willy zahlte nicht, wollte stattdessen nun aber die ganz großen Geschäfte machen: Alle 70 Farmen könne Fricke beliefern, er müsse nur 51% seiner Firma an ihn überschreiben - was Fricke tat. Für fünf Millionen Dollar, die er nie bekam. Fricke schüttelt ungläubig den Kopf, als er das erzählt. O-Ton 31 (0:31) Fricke Fricke: Willy is a good salesman. He is a likeable guy. He wins you over quickly and I think he sold me an idea. He makes me smile, he is a likeable guy. And I can`t believe that he stuck me. ... Man, he is good. And I am pretty savvy business person and I don’t let things like that happen - and it happened to me. Somehow he managed to lower my risk management skills. He allowed me to lower my guard. Erzähler Willy verkauft sich gut, ein echt sympathischer Typ, Mann, er gab mir eine Idee, sagt Fricke. Er könne gar nicht glauben, dass er ihn wirklich reingelegt hat, ihn, den ausgefuchsten Geschäftsmann. Willy wickelte ihn regelrecht ein. Seite 23 © Radio Bremen 2015// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung von RB unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z. B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Willy, dringend gesucht Fricke geht pleite, verschleppt seine Insolvenz, wird geschnappt und muss 34 Monate ins Gefängnis. Kurz bevor er inhaftiert wird, trifft er Willy, am Tag vor Thanksgiving war das, erinnert sich Fricke. Willy redete Luftblasen, „alles kein Problem“, habe er gesagt. Kurz danach verschwindet Willy von der Bildfläche. William Fricke geht ins Gefängnis und kommt nach 18 Monaten auf Bewährung frei, wegen guter Führung. Sein Resumee: O-Ton 32 (0:12) Fricke Fricke: In the end he took five million from me. So he took five million. I`ve got zero. I got prison. I got, what I really got, he took five million and I got 18month in prison. Erzähler Willy habe ihm 5 Millionen Dollar genommen, er bekam nichts, null, zero, außer 18 Monate Gefängnis. Weiter mit O-Ton Fricke Fricke: I would enjoy to sit down with Willy and try to figure out how, how, I´d like to figure out what he is doing currently and I would like to know what his plan is to pay me back somehow. I would love to hear that. He will tell me, oh, no problem, we can do that No problem, we can do that, yes we can do that, I can hear him say that. Erzähler Fricke würde gerne wissen was Willy heute so macht, ihn mal treffen, und mal hören, wie Willy sich das vorstellt mit dem Geld, wie er es zurückzahlt. Er wird sofort sagen, kein Problem, wir machen das, da ist sich Fricke sicher. Seite 24 © Radio Bremen 2015// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung von RB unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z. B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Willy, dringend gesucht Atmo Fahrt de Groot Erzähler Fahrt zu Johann de Groot. Früher besaß er einen Schlachthof in Holland, jetzt betreibt er eine Milchviehanlage made by Willy in Indiana. De Groot fordert über seinen Anwalt vier Millionen Dollar von Willy, der habe ihm sein Vieh weggenommen und seine Maschinen auch. Atmo Ankunft de Groot (Aussteigen aus Auto bei 0:30, dann reingehen, Hello (1:08) Melkanlage Dialog 1:25 Aussengeräusche, im Stall 2:10 Johann de Groot kommt im Auto 2:26 Erzähler Wir suchen Johann de Groot in der Melkanlage, einer der mexikanischen Arbeiter spricht ein paar Brocken Englisch. De Groot komme gleich, sagt er. Atmo Stall Erzähler Dann kommt de Groot, der riesige rote Pickup bremst direkt vor dem Melkstand mit den Mexikanern. Atmo Welcome de Groot Reporter: You are Johann de Groot? Groot: Yes, come in Reporter: Rainer, Bärbel. Nice to meet you. Seite 25 © Radio Bremen 2015// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung von RB unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z. B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Willy, dringend gesucht Erzähler Das Büro von Johann de Groot ist übersät mit Papieren, Plastikordnern, Kaffeebechern. An der Wand eine Amerikaflagge, vielleicht ein Meter hoch und einsfünfzig breit. Auf einer Fensterbank eine Stoffkuh mit Sonnenbrille, und ein paar Auszeichnungen der Berufsverbände. De Groot sieht müde aus, das Gesicht fahl, er ist bitter. Eines Tages kamen Willys Leute im Morgengrauen, erzählt er. O-Ton 33 (0:29) De Groot Groot: They sent trucks to load my cows. And if a cow was limpy, they took a gun and killed them. If we have a cow be limpy we sell to a shellbar and they pay and they 1000 Dollar each. But he kill them. Take a gun and kill them. Reporter: They came with big trucks? Groot: Yes. And you never know where the cows go. A lot of cows in Ohio go to his own farms in Michigan, and he brought cows to a lot of farmers to whom he built the facilities and promised the cows and then he bring my cows to there. Erzähler … die luden seine Kühe auf LKW, wenn eine humpelte, wurde sie sofort erschossen. Eigentlich könne man für eine humpelnde Kuh noch 1000Dollar bekommen, aber die nahmen das Gewehr und töteten sie. Große trucks?, frage ich. Ja, mit großen trucks kamen sie, man weiß nie, wohin die Kühe dann kommen, antwortet de Groot. Von Ohio aus wurden schon welche zu Willys eigenen Farmen in Michigan gefahren, andere landeten bei Bauern, denen Willy Kühe versprochen hatte, vielleicht seine Kühe auch. Erzähler Willy hatte für Johann de Groot die Farm gebaut, de Groot zahlte und betrieb die Farm, Willy aber behielt Anteile an ihr. Eines Tages dann fuhren plötzlich Willys Leute mit Viehtransportern vor und luden die Kühe aus dem Stall ein. Damit entzog Willy de Groot die Existenzgrundlage , sagt sein Anwalt Todd Janzen. Seite 26 © Radio Bremen 2015// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung von RB unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z. B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Willy, dringend gesucht O-Ton 34.1 (0:32) Todd Janzen Janzen: Our suspicion was always that his cows went to other farms or they were sold for slaughter but it`s virtually impossible to track down cows once they leave a farm and there is no record of where they went. .... Erzähler Er hätte immer den Verdacht gehabt, dass de Groots Kühe zu anderen Farmen gebracht wurden, vielleicht seien manche auch verkauft und geschlachtet, worden, man weiß es nicht. Janzen: They usually have ear tags but one can easily change an ear tag and write a number down in a book and then, eh, it becomes a accounting nightmare to try and figure out where cows are moving from farm to farm. .... Erzähler Ohrmarken austauschen und ihre Nummern in Büchern ändern ist leicht, sagt Janzen. Und alle verlieren den Überblick. O-Ton Janzen: It becomes an accounting nightmare to try and figure out where cows are moving from farm to farm. Erzähler Über Kühe mit fremden Ohrmarken wunderte sich niemand auf der Farm, auf der sie am Anfang umsonst arbeitete, sagt Bärbel. Und auch auf anderen Farmen wussten alle Bescheid: Es hatte immer einen triftigen Grund, wenn plötzlich auf irgendeiner WillyFarm hunderte fremde Kühe auftauchten und später genauso plötzlich wieder verschwanden. O-Ton 35 (0:26) Bärbel Wenn zum Beispiel die Bank kam und eine bestimmte Stückzahl da stehen musste, dann haben die Tiere hin und hergefahren, um für diesen Tag diese Tierzahl dort zeigen zu Seite 27 © Radio Bremen 2015// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung von RB unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z. B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Willy, dringend gesucht können. Und Willy hatte eben auch Betriebe, die anfangen wollten oder denen er zugesagt hatte, dass sie mehr Tiere bekommen, und dann haben sie eben von so nen Farmen, wo man die Tiere wegholen konnte, die woanders hingestellt, damit er seine Versprechen wenigstens teilweise einhalten konnte. Weil ja alle ihn unter Druck gesetzt hatten, hey wir brauchen Tiere, wir wollen melken, es muss weitergehen. Die Tiere sind öfter verschoben worden. Atmo Gülle-Lagune Erzähler Eine verlassene Willy-Farm in Michigan. In einem Güllesammelbecken, groß wie ein Schwimmbad, steht schwarzes Wasser. Im Beton an der Seite ist ein Schacht, ein Tier verbirgt sich darin, und gibt warnende Laute von sich. Im Stall lose von den Ventilatoren herunterhängende Stromkabel, leere Kuh-Boxen. Atmo Lynn Autofahrt, Gespräche Erzähler Lynn und zwei ihrer Mitstreiter, Umwelt-Aktivisten so um die 60 herum, fahren uns im Van durch das untergegangene Reich von Willy van Bakel. Hier im Dreiländereck Michigan, Ohio und Indiana gab es 36 Willy-Farmen. Lynn fände es gut, wenn möglichst viele von denen leerstehen würden. Dann hätten sie weniger Gülleprobleme und das Grundwasser wäre besser. Aber nach Willys Abgang kauften amerikanische Großbauern den notleidenden Banken zu Schnäppchenpreisen viele von Willys Milchviehbetrieben ab, um sie weiter zu führen. Lynn kann in ihrer direkten Nachbarschaft die ihr so verhaßten Massentieranlagen: Concentrated Animal Feeding Operations, sie nennt sie CAFOs, nicht übersehen. O-Ton 36 (0.30) Lynn Henning Seite 28 © Radio Bremen 2015// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung von RB unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z. B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Willy, dringend gesucht Within a ten miles radius here we here over 12 CAFOS or concentrated animal feeding operations for approximately 35000 animals. And in that we have approximately 57 lagoons. There are cesspools where animals waste is stored. Vrebahoff was the biggest CAFO in Michigan when they were here and they were the worst poluter also. Erzähler Im Umkreis von zehn Meilen stehen hier 12 Milchviehbetriebe mit 35.000 Kühen. Deren Ausscheidungen in 57 Güllebecken schwimmen, sagt Lynn. Willy van Bakels Firma Vrebahoff als großer Milchviehbetreiber sei dabei der größte Umweltverschmutzer gewesen. Für die Dokumentation der Umweltschäden durch Massentierhaltung bekamen Lynn und ihre Leute 2010 den renommierten Goldman-Preis, auf einem Foto steht Lynn, Barack Obama gratuliert ihr dazu. Ein erhebendes Gefühl, sagt sie, aber wenn man zurück ist aus der Glitzerwelt gibt es anonyme Einschüchterungsversuche, und zwar bis heute, erzählt Lynn, sie hatte ... O-Ton 37 (0:14) Lynn Henning I`ve had dead animals put on my porch, in my car, in my mail box, I had my mailbox have been blown up. We have been chased on the way to the sheriff department by CAFO-Operators. Erzähler weiter: ... tote Tiere vor der Tür, im Auto und im Briefkasten auch. Der flog einmal sogar in die Luft, und sie wurde verfolgt auf dem Weg zum Sheriff. Von Leuten der Betreiber dieser Massentieranlagen. Atmo Lynn SOS Seite 29 © Radio Bremen 2015// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. 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Anders als zu Willy Zeiten, als viele noch hofften, sie könnten die Massentieranlagen stoppen. Es sieht fast so aus, als wären die Aktivisten extra noch mal für uns aktiv geworden, dabei ist die Schlacht geschlagen. Neue Kuhfarmer schütten neue Gülle auf das Land, und Willy ist Geschichte. Falsch, sagt der Bauer Gijs van Sommeren, Willy ist da. Jeden Tag. Du wachst auf mit ihm und Du gehst mit ihm zu Bett. O-Ton 39 (0:31) Gijs van Sommeren Sommeren: You go to bed with this and you wake up, my wife she is thinking less about it, I more, because I have bills left from my laywer. You are confrontated with that for a long time. And I think you first have a farm and now you have nothing, you have zero, I tell you that that a big difference is. How that feels. Erzähler weiter Meine Frau denkt nicht mehr so oft daran aber ich, und dann die ganzen Rechnungen der Anwälte, bis heute. Und wie sich das anfühlt, zuerst hast Du eine Farm und dann nichts mehr. Seite 30 © Radio Bremen 2015// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung von RB unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z. B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Willy, dringend gesucht Atmo Gijs Houston Rezeption Erzähler Wir treffen Gijs van Sommeren an der Rezeption einer düsteren Hotelanlage gleich neben dem Flughafen von Houston, Texas. Gijs, der Melker, er kam extra hochgeflogen von Florida, um mit uns über Willy zu reden. Es ist Nacht, es ist heiß, im Pool stehen Leute, die sich einfach nur abkühlen wollen, sie trinken dabei billige Cocktails. Wir sitzen auf Klappstühlen am Rand und haben uns holländisches Bier von der Tanke geholt. Willy hat mir alles versaut, sagt Gijs. Er habe eine Million Dollar verloren und seine Selbstachtung. O-Ton 41 (0:19) Gijs van Sommeren Sommeren: I think as a farmer who lost the farm you are ashamed and that is a for a lot of people a big problem, because they don’t like to go out any more and they don’t like to speak about it what happened, they think I am stupid. Erzähler Wenn Bauern ihre Farm verlieren, erklärt er, glauben sie schnell, sie seien zu dumm für den Job. Dann kommt die Scham und man wird stumm so wie er und geht nicht mehr raus. Gijs hatte gar nicht gemerkt, wie Willy ihn austrickste. Ein schneller Vertrag, ein Handschlag. Willy entwickelt für Gijs einen Milchbetrieb mit 3000 Kühen. Gijs überweist ihm schon mal 398.750 Dollar. Willy vermittelt ihm später eine Stallanlage mit Sanierungsstau, die Gijs kauft. Willy steigt ja laut Vertrag auch bald ein und besorgt Geld. Macht Willy auch, die Bank gibt zwölf Millionen, alles unterschriftsreif, aber Willy kommt nicht zum Termin. Auch nicht zum nächsten. Der Kredit platzt und Gijs bleibt auf allem sitzen. Seitdem ist er pleite, prozessiert gegen Willy und denkt an seinen Vater. Seite 31 © Radio Bremen 2015// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung von RB unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z. B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Willy, dringend gesucht O-Ton 40 (0:42) Gijs van Sommeren Sommeren: I feel responsible for t hat. I Feel really bad it is painful if you took dads farm over. And then you go to loose it. If van Sommeren was a poor manager, it is possible than you say okay I am not qualified fort this but if I see here in the US so many dairy farms and families are broke, and they all have dealed with our friend Willy van Bakel it is still always painful and I think it will never disappear. Erzähler Ich bin ja verantwortlich, von meinem Vater bekam ich die Farm und brachte sie hindurch, klagt er. Dabei habe er nicht schlecht gewirtschaftet, so viele Milchviehfarmen sind kaputt und immer war Willy van Bakel im Spiel. Wilhelmus Hendricus Maria van Bakel, genannt Willy der Holländer. Der Schönredner, der Vielversprecher. Der den-Bauern-das-Geld-aus-der-Tasche-Zieher. Geboren am 14.Januar 1962 in Venray in Holland. Abgetaucht 2012 aus den USA, Ziel: Unbekannt. Verwickelt in 21 Gerichtsverfahren allein beim Amtsgericht Fulton County, Ohio. Dazu weitere Gerichtsverfahren in Indiana und Michigan. Wilhelmus Hendricus Maria van Bakel, der Verbitterer, der Verwüster, der kein –Steinmehr-auf-dem-anderen-Hinterlasser. 2500 Meilen folgten wir mit dem Auto seiner Spur, kreuz und quer durch Amerika. Kaputte Bauernträume, zerrüttete Biografien und hier und da wütender Rechtsstreit gegen ein Phantom: Willy ist ja weg. Anruf aus Brasilien. Die Leitung ist schlecht, aber die Informationen sind interessant. Willy ist am Ziel. Die brasilianische Umwelt-Behörde hat sein neues Projekt genehmigt. Martin Mayr vom Kloster Kremsmünster hat die Papiere. O-Ton 42 Direktor neu Reporter: Welche Rolle hat Willy van Bakel? Willy van Bakel ist der technische Leiter dieses Projekts, der eben dafür verantwortlich ist, dass die Milchproduktion dann tatsächlich auch zustande kommt. Seite 32 © Radio Bremen 2015// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung von RB unzulässig. 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O-Ton 43 (0:28) Mayr Mayr: Ich weiß dass in der Gemeinde Jaborandi das Projekt mit großer Euphorie erwartet wird, man spricht davon, daß sehr viele Arbeitsplätze geschaffen werden, dass das ein hohes Einkommen der Gemeinde hinsichtlich der Steuern bedeuten wird, und eine große Dynamisierung. Erzähler Vier Millionen Liter Milch werden am Tag produziert, schreibt Willy mit leichter Hand seinen Freunden im Netz. Vier Millionen Liter? Ja, vier. Der Bau? Kein Problem. Schon 2016 fließt Milch. Jetzt schnell im Winter das Land dort, wo es nötig ist, umzäunen. Dann 120.000 Jungtiere kaufen, vielleicht in Texas. Mit Schiffen rüberholen, und die Tiere bei glühender Hitze 1000 Kilometer weit fahren bis zur Fazenda Jatobi, so heißt Willys Land. Brasilianische Entwicklungsfonds haben schon angebissen und geben Geld. Wilhelmus Hendricus Maria van Bakel, genannt Willy der Holländer. Aber wo steckt Willy, der Vielversprecher, gesucht vom FBI, von den Bauern und vom holländischen Konkursverwalter auch. Er ist sich noch nicht sicher, sagt Mayr, aber er hat eine Spur: Seite 33 © Radio Bremen 2015// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung von RB unzulässig. Insbesondere darf das Manuskript weder vervielfältigt, verbreitet oder öffentlich wiedergegeben (z. B. gesendet oder öffentlich zugänglich gemacht) werden. hören, was dahinter steckt! das ARD radiofeature Willy, dringend gesucht O-Ton 44 (0:28) Martin Mayr Mayr: Ich glaube dass er in Brasilia ist. Der Sitz der Betreiberfirma, die das Nassau Bahia Projekt umsetzen will, ist in Brasilia, und vermutlich ist das auch das praktischste für ihn, einerseits ist er nahe an den Institutionen die für Bewilligungen zuständig sind andererseits an der Fazenda Jatobar, von Brasilia bis dorthin sind es circa 450 Kilometer. Erzähler Völliger Quatsch, sagt ein Insider, er ist in Curacao, der holländischen Karibikinsel, da wurde er gesichtet. Nein, behauptet ein anderer, er ist in Peru. Der holländische Konkursverwalter Wim Eikendal sagt: Ich kriege Willy jetzt auf Skype, vermittelt über seinen Anwalt. Nur der weiß, wo Willy wohnt. Willy sei bereit, etwas zu reden, aber über seinen Aufenthaltsort sagt er nichts. Seite 34 © Radio Bremen 2015// Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung von RB unzulässig. 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