Müttergenesungswerk – Elly Heuss-Knapp-Stiftung
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Müttergenesungswerk – Elly Heuss-Knapp-Stiftung
15. Müttergenesungswerk – Elly Heuss-Knapp-Stiftung 1443 Elly Heuss-Knapp-Stiftung, Deutsches Müttergenesungswerk Ziel der Elly Heuss-Knapp-Stiftung, Deutsches Müttergenesungswerk ist es, Mütter in ihrer Gesundheit zu stärken. Unter dem Dach der Stiftung werden frauenspezifische und ganzheitliche Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen für Mütter und Mütter mit Kindern angeboten, die medizinische und psychosoziale Therapien sowie Gesundheitsförderung umfassen. Im Müttergenesungswerk haben sich fünf Trägergruppen zusammengeschlossen, um gemeinsam die Gesundheit von Müttern zu fördern: Q Q Q Q Q Arbeiterwohlfahrt Der PARITÄTISCHE Gesamtverband Deutsches Rotes Kreuz Evangelischer Fachverband für Frauengesundheit e.V. Katholische Arbeitsgemeinschaft für Müttergenesung e.V. Sie sind Träger der vom Müttergenesungswerk anerkannten 5 Mütter- und 73 Mutter-Kind-Einrichtungen sowie von mehr als 1.300 Beratungs- und Vermittlungsstellen. Im Jahr 2012 konnten ca. 44.000 Frauen mit 64.000 Kindern an einer Maßnahme des Müttergenesungswerkes teilnehmen. Indikationen für eine Vorsorge- oder Rehabilitationsmaßnahme des MGW Innerhalb der Familie sehen sich Frauen ständigen Anforderungen ausgesetzt, die nicht selten zu Überforderungen führen. Oft reagieren Frauen auf diese permanente Überforderung mit gesundheitsschädigenden Bewältigungsstrategien und der Entwicklung körperlicher, psychischer und psychosomatischer Symptome – vor allem, wenn in Überforderungssituationen noch weitere Belastungen (Kontextfaktoren) auftreten. Umwelt und personenbezogene Kontextfaktoren sind z. B.: Q Q Q Q Q Q Q Q Q Partner/-Eheprobleme/Trennung vom Partner Tod des Partners bzw. naher angehöriger chronische Krankheiten/Suchtproblematik von Angehörigen Schwierigkeiten bei der Problembewältigung, insbesondere von Alltagsproblemen ständiger Zeitdruck finanzielle Sorgen Arbeitslosigkeit/berufliches Anforderungsprofil (Überforderung) soziale Isolation beengte Wohnverhältnisse Auf Grund des Familienkontextes können diese negativ wirkenden Kontextfaktoren eine gesundheitliche Belastung für die Frau entfalten und damit in eine mütterspezifische Problemkonstellation münden. Daneben können auch die negativ wirkenden mütterspezifischen Kontextfaktoren relevant, wie z. B.: Q Q Q Q Q Q 1444 Mehrfachbelastungen durch Beruf, Familie oder Pflege von Angehörigen im Kontext von Erziehungsverantwortung bei mangelnden Fähigkeiten/Möglichkeiten der Kompensation alleinerziehend, weil nicht in Lebensgemeinschaft lebend Erziehungsschwierigkeiten, mangelnde Erziehungskompetenz mangelnde Grundkompetenz /Sozial,- Selbst – und Handlungskompetenzen) im Zusammenhang mit den Aufgaben einer Mutter erhöhte Belastung, bzw. durch häufige, über das alterstypische Maß hinausgehende, Infekte der Kinder oder chronisch erkrankte, verhaltensauffällige oder behinderte Kinder, frühgeborene Kinder, Mehrlingsgeburten Teenagerschwangerschaft Q Q Q Q beeinträchtigte Mutter-Kind Beziehung mangelnde Unterstützung bei der Kindererziehung fehlende Anerkennung der Mutter-Rolle nicht gleichberechtigte Stellung der Frau in der Familie Jeder einzelne dieser Kontextfaktoren kann mitverantwortlich für das Auftreten bzw. die Verschlimmerung der Gesundheitsstörung oder der Erkrankung sein. Diese Erschöpfungszustände gehen oft einher mit einer Vielzahl psychosomatischer Störungen, somatoformer Beschwerden und funktioneller Erkrankungen sowie mit Beeinträchtigungen und Einschränkungen des sozialen Lebens und der familiären Rolle. Die Symptome reichen von physischen Beschwerden wie Kopfschmerzen, Schlafstörungen oder Schweißausbrüchen bis hin zu diffusen Beeinträchtigungen wie ständige Müdigkeit oder Niedergeschlagenheit, Lustlosigkeit, Stimmungsschwankungen oder Angstgefühlen. Oft kommen dazu funktionelle Erkrankungen wie Wirbelsäulen- oder Bandscheibenprobleme oder Herz-/Kreislaufbeschwerden. Indikationen für Mütter die an einer Vorsorge- oder Rehabilitationsmaßnahme in Einrichtungen des Deutschen Müttergenesungswerkes teilnehmen umfassen u. a.: Q Q Q Q Q Q Q Q Q Q Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten Psychische und Verhaltensstörungen Krankheiten des Nervensystems Krankheiten des Kreislaufsystems Krankheiten des Atmungssystems Krankheiten des Verdauungssystems Krankheiten der Haut und der Unterhaut Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes Krankheiten des Urogenitalsystems Angeborene Fehlbildungen, Deformitäten und Chromosomenanomalien Eine stationäre Vorsorge- oder Rehabilitationsmaßnahme ist angezeigt, weil Gesundheitsstörungen oder Erkrankungen vorliegen, die auch im Zusammenhang mit den familiären Belastungen sowie weiteren negativen Kontextfaktoren stehen und für deren erfolgreiche Behandlung die Entlastung von Alltagsaufgaben durch einen Milieuwechsel erforderlich ist. Indikationen für Kinder zur Vorsorge oder Rehabilitation in der Mutter-Kind-Maßnahme sind u. a.: Q Q Q Q Q Krankheiten des Atmungssystems Krankheiten der Haut und der Unterhaut Psychische und Verhaltensstörungen Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten Angeborene Fehlbildungen, Deformitäten und Chromosomenanomalien Außerdem gibt es in mehreren Einrichtungen Angebote, die besondere Lebenssituationen von Frauen berücksichtigen zum Beispiel Angebote für Mütter mit behinderten Kindern, für Mütter mit pflegebedürftigen Angehörigen, für Mütter mit suchtkranken Familienangehörigen, für allein erziehende Mütter oder zur Trauerverarbeitung. Das Behandlungskonzept Die Maßnahmen des Müttergenesungswerkes basieren auf einem ganzheitlichen und frauenspezifischen Ansatz. Dabei liegt der Fokus weniger auf einzelnen Symptomen und Leiden als vielmehr auf den Symptomkonstellationen und deren vielschichtigen Ursachen. Körperliche, psychische und soziale Aspekte von Krankheiten und Beschwerden werden integriert behandelt, die gesamte Lebenssituation der Frau ist Ausgangspunkt aller medizinischen und therapeutischen Maßnahmen. Die Frauen sollen durch die Thera- 1445 pien in die Lage versetzt werden, Zusammenhänge zwischen ihren belastenden Lebensumständen und ihren Erkrankungen zu erkennen. Ziel ist es, sie bei der Entwicklung eines positiven Gesundheitsbewusstseins und adäquater Bewältigungsmechanismen zu unterstützen. Um dieses Ziel zu erreichen, arbeiten in den Einrichtungen des Müttergenesungswerkes interdisziplinäre Teams eng zusammen: ÄrztInnen, PsychologInnen, PhysiotherapeutInnen, SozialpädagogInnen und DiätassistentInnen unterstützen die Frauen bei der Bewältigung ihrer Krankheiten und Lebenssituationen. Die medizinische Vorsorge und Rehabilitation richtet sich sowohl an Mütter alleine als auch an Mütter gemeinsam mit ihren Kindern. In Müttermaßnahmen haben Frauen die Chance, sich fernab vom „Arbeitsplatz Familie“ einmal nur auf sich und ihre Bedürfnisse zu konzentrieren, nur für sich alleine verantwortlich zu sein. In Mutter-Kind-Maßnahmen werden zusätzlich die Erkrankungen der Kinder vorbeugend oder rehabilitativ behandelt, was angesichts zunehmender Erkrankungen von Kindern immer wichtiger wird. Gründe für Mutter-Kind-Maßnahmen liegen aber auch dann vor, wenn eine Trennung von Mutter und Kind nicht zumutbar ist oder es keine andere Unterbringungsmöglichkeit für das Kind gibt. Die Kinder werden bedarfsgerecht medizinisch versorgt und pädagogisch betreut. Auch während der Schulzeit können Mütter zusammen mit ihren schulpflichtigen Kindern eine Maßnahme wahrnehmen: Schulausgleichsangebote und Hausaufgabenbetreuung sind die Regel in Mutter-Kind-Einrichtungen. Die zusätzlichen MutterKind-Interaktionsangebote haben einen hohen Stellenwert für die gesunde Entwicklung des Kindes und das Wohlbefinden der Mutter. Gleichzeitig eröffnen sie die Möglichkeit die Mutter-Kind-Beziehung neu zu erleben. Therapieeffekte Der gesundheitliche Erfolg der Maßnahmen des Müttergenesungswerkes ist wissenschaftlich erwiesen. Der Forschungsverbund Familiengesundheit der Medizinischen Hochschule Hannover hat dazu Untersuchungen durchgeführt und Veröffentlichungen vorgelegt. Die Ergebnisse zeigen, dass sich die ausgeprägten Eingangsbelastungen deutlich reduzieren und eine Übertragung in den Alltag gelungen ist, z. B. Verminderung von Erschöpfung, Stärkung der Erziehungskompetenz, insgesamt eine signifikante Verbesserung des Gesundheitszustandes. Darüber hinaus werden nach Ende der Maßnahme weniger Medikamente genommen, es fallen weniger Krankheitstage und Arztbesuche an und es werden weniger ambulante Maßnahmen in Anspruch genommen. Auch der allgemeine Gesundheitszustand der Kinder hat sich am Ende der Maßnahmen signifikant verbessert. Untersuchungen ein halbes bzw. ein Jahr nach der Maßnahme belegen, dass diese Ergebnisse bei Müttern und Kindern auch noch mittel- und langfristig nachweisbar sind. Das Konzept zur Qualitätssicherung und Qualitätsentwicklung Mit einem eigenen Konzept zur internen Qualitätsentwicklung und Qualitätssicherung haben sich die Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen innerhalb des Müttergenesungswerkes seit Jahren zu einem umfassenden Qualitätsmanagement verpflichtet. Mit den Gesundheitsreformen 2002 und 2007 sind alle Einrichtungen, die Leistungen nach §§ 24 und 41 SGB V anbieten, gesetzlich verpflichtet, Qualitätssicherungsmaßnahmen durchzuführen.Anfang 2009 hat das MGW seine Qualitätskriterien weiterentwickelt. Sie sind zusätzlich zu den gesetzlichen Bestimmungen gültig und unterstreichen so das spezifische Profil der Maßnahmen im Müttergenesungswerk. Die wichtigsten sind: Ganzheitlichkeit, Mütterspezifik, die feste Kurgruppe als therapeutisches Mittel, in Mutter-Kind-Kliniken geführte Mutter-Kind-Interaktionen und qualifizierte Kinderbetreuung. 1446 Die Beratungsstellen Bundesweit stehen rund 1300 Beratungsstellen als Anlaufpunkte zu Fragen rund um eine Mütter- oder Mutter-Kind-Maßnahme zur Verfügung. Die Beratung reicht von praktischen Fragen (Versorgung der Kinder, Beantragung, Finanzierung) bis hin zur Abklärung von Erwartungen und Zielen. Nach der Maßnahme unterstützen die BeraterInnen die Frauen dabei, neue Erkenntnisse und Verhaltensmuster in den Alltag zu integrieren und somit langfristig anwendbar zu machen. Eine der wesentlichen Grundlagen für einen nachhaltigen Erfolg ist eine gute Vorbereitung auf die Maßnahme und die begleitende Nacharbeit am Wohnort. Diese Therapeutische Kette ist einmalig und kennzeichnend für das Müttergenesungswerk. Rechtliche Grundlagen/Anspruchsvoraussetzungen Seit dem 1. April 2007 sind Mütter-/Mutter-Kind-Maßnahmen als stationäre Leistungen der medizinischen Vorsorge und Rehabilitation Pflichtleistung der GKV. Grundsätzlich haben alle Frauen in Familienverantwortung Anspruch auf eine Vorsorge- oder Rehabilitationsmaßnahme nach §§ 24 und 41 SGB V, wenn diese medizinisch indiziert ist und die Ärztin oder der Arzt die Notwendigkeit dieser Maßnahme attestiert hat. Eine stationäre Vorsorge- oder Rehabilitationsmaßnahme ist angezeigt, weil Gesundheitsstörungen oder Erkrankungen vorliegen, die auch im Zusammenhang mit den familiären Belastungen sowie weiteren negativen Kontextfaktoren stehen und für deren erfolgreiche Behandlung die Entlastung von Alltagsaufgaben durch einen Milieuwechsel erforderlich ist. Die Besonderheit der Mütter- und Mutter-Kind-Kurmaßnahmen besteht in der Berücksichtigung der Lebensumfeldfaktoren und deren Einbeziehung in die therapeutischen Maßnahmen. Erfahrungen haben gezeigt, dass eine ausführliche Schilderung dieser Kontextfaktoren die medizinische Erfordernis der Maßnahme unterstreichen. Dies wurde jetzt auch bei der Aktualisierung der Begutachtungs-Richtlinie „Vorsorge und Rehabilitation“ (Februar 2012) berücksichtigt und ausführlich dargestellt. Ambulante Maßnahmen haben keinen Vorrang vor stationären Mütter- bzw. Mutter-Kind-Maßnahmen, d. h. Krankenkassen müssen medizinisch notwendige Kurmaßnahmen bewilligen. Die Aufenthaltsdauer beträgt in der Regel drei Wochen, in medizinisch notwendigen Fällen kann sie auch verlängert werden. Der Wiederholungszeitraum zwischen zwei Maßnahmen umfasst vier Jahre. Auch hier sind medizinisch begründete Ausnahmen möglich. Wunsch und Wahlrecht Versicherte haben ein Wunsch- und Wahlrecht. Die Krankenkassen müssen bei der Wahl der Einrichtung die berechtigten Wünsche der Versicherten in angemessenem Umfang berücksichtigen (SGB I § 33, SGB V § 2 Abs. 3, SGB IX § 9 Abs. 1). Die Auswahl der Klinik ist eine wichtige Voraussetzung für den gesundheitlichen und nachhaltigen Erfolg der Kurmaßnahme. Neben den Indikationen gibt es wichtige Kriterien für die Klinikauswahl wie bestimmte Therapieformen, ein seelsorgerisches Angebot, Bedingungen der Kinderbetreuung oder schulbegleitender Unterricht, bestimmte Schwerpunktmaßnahmen aus dem psychosozialen Bereich oder auch die Größe oder die Entfernung der Einrichtung vom Wohnort. Die anerkannten Kliniken des Müttergenesungswerkes folgen einem besonderen Qualitätskonzept, das sich u. a. durch Frauenspezifik und Ganzheitlichkeit auszeichnet. Bei Mutter-Kind-Maßnahmen wird besonderen Wert auf eine qualifizierte Kinderbetreuung – auch für Schulkinder – gelegt. Die Maßnahmen gliedern sich in die zwei Bereiche Vorsorge und Rehabilitation. Für die beiden Bereiche müssen folgende medizinische Voraussetzungen erfüllt sein: 1447 Vorsorge und Rehabilitation Leistungen zur medizinischen Vorsorge sind indiziert, Q wenn beeinflussbare Risikofaktoren oder Gesundheitsstörungen vorliegen, die voraussichtlich in absehbarer Zeit zu einer Krankheit führen werden und/oder Q die gesundheitliche Entwicklung eines Kindes gefährdet ist. Eine Vorsorgebedürftigkeit besteht ebenfalls, wenn bei manifester (chronischer) Krankheit Q drohende Beeinträchtigungen verhindert werden sollen oder Q das Auftreten von Rezidivien beziehungsweise Exazerbationen (d. h. Rückfällen und Verschlimmerungen) vermieden beziehungsweise deren Schweregrad oder dem Fortschreiten der Krankheit entgegengewirkt werden soll und Q ein komplexer mehrdimensionaler und interdisziplinärer Behandlungsansatz erforderlich ist. Leistungen zur medizinischen Rehabilitation sind indiziert, wenn aufgrund einer körperlichen, geistigen oder seelischen Schädigung Q voraussichtlich nicht nur vorübergehende alltagsrelevante Beeinträchtigungen der Aktivitäten vorliegen, durch die in absehbarer Zeit Beeinträchtigungen der Teilhabe drohen oder diese bereits bestehen und Q zudem ein komplexer mehrdimensionaler und interdisziplinärer Behandlungsansatz erforderlich ist. Bei der Beurteilung sind die mütterspezifischen sowie umwelt- und personenbezogenen Kontextfaktoren zu berücksichtigen. Weitere Informationen Ärzte finden unter www.muettergenesungswerk.de die Übersicht aller vom MGW anerkannten Mütteroder Mutter-Kind-Einrichtungen mit ihrem gesamten Leistungsspektrum, die Adressen aller Beratungsund Vermittlungsstellen des MGW sowie Hintergrundinformationen über die Indikationsstellung bei Vorsorge- und Rehabilitationsmaßnahmen für Mütter und Mütter mit Kindern und deren Beantragung, über die wichtigsten gesetzlichen Grundlagen und über das Qualitätskonzept des Müttergenesungswerkes. Alle erforderlichen ärztlichen Atteste stehen als Download zur Verfügung. Informationsmaterial kann bei der Geschäftsstelle des Müttergenesungswerkes bestellt werden. Elly-Heuss-Knapp-Stiftung Deutsches Müttergenesungswerk Bergstr. 63 10115 Berlin Kurtelefon: 0 30/33 00 29-29 Tel. 0 30/33 00 29-0 Fax 0 30/33 00 29 20 [email protected] www.muettergenesungswerk.de 1448