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Presse- und Informationsdienst Service de presse et d’information Press and Information Service Fax +41 (0)31 308 22 65 E-Mail: [email protected] Bern, 2. Juli 2002 Pressemitteilung zur Sommerserie „50 Jahre Schweizerischer Nationalfonds“ Als das Mittelmeer zur Wüste wurde Vor fünfeinhalb Millionen Jahren schloss sich wegen Kontinentalverschiebungen die Meerenge von Gibraltar. Mit dramatischen Folgen: Das vom Atlantik abgeschnittene Mittelmeer verdunstete und wurde zur Wüste. Mit dieser auch für die menschliche Entwicklung interessanten Beobachtung sorgten Ozeanforscher 1970 für Schlagzeilen. Ihre damals angezweifelte Theorie ist heute Schulbuchwissen. Die Zeiten ändern sich. Vor fünfeinhalb Millionen Jahren erstreckte sich zwischen Europa und Afrika kein Meer, sondern eine riesige Wüste. Das rund 2000 Meter tiefe Becken des Mittelmeers lag auf dem Trockenen. An dessen Rändern bildeten die einstigen Küstengebiete steil abfallende Hochplateaus, in welche Flüsse gewaltig tiefe Schluchten frassen. Aus solchen Cãnons entstanden später, als im Mittelmeer wieder Wasser war und Sedimente sich in den Cãnons ablagerten, unter anderem die Seen des Tessins. Ein urzeitlicher Staudamm Nach heutigem Wissensstand gab es zwischen fünfeinhalb und fünf Millionen Jahren mindestens zwei solche Trockenperioden im Mittelmeerbecken. Ausgelöst wurden sie durch kontinentale Verschiebungen; Afrika rückte näher zu Europa, was dazu führte, dass die Meerenge von Gibraltar sich schloss. Abgeschnitten vom Atlantik verdunstete das Mittelmeer innerhalb von 2000 bis 3000 Jahren vollständig. Die maritimen Trockenzeiten dauerten jeweils 100'000 bis 200'000 Jahre, solange, bis der „Staudamm“ bei Gibraltar sich wieder öffnete und die Fluten des Atlantik sich erneut ins Mittelmeerbecken ergossen. Es scheint, dass diese einschneidende Landschaftsveränderung auch die Entwicklung des Menschen beeinflusste. Vor 5.5 Millionen Jahren trennte sich seine Entwicklungslinie von jener des Affen. Laut dem Geologen Kenneth Hsü führte das wüstenhafte Klima im Mittelmeerraum dazu, dass die Urwälder Nord- und Ostafrikas zur Savanne wurden. Nicht kletternde Vierbeiner, sondern Zweibeiner, die ihre Intelligenz und ihre Hände bzw. Werkzeuge und Waffen benutzten, hatten in der Savanne die besten Überlebenschancen. Der gebürtige Chinese Kenneth Hsü war 1967 bis zu seiner Emeritierung 1994 Professor der ETH Zürich und gilt als der führende Kopf einer auch vom SNF unterstützten internationalen Ozeanforschergruppe, welche die Theorie vom ausgetrockneten Mittelmeer 1970 an vielbeachteten Medienkonferenzen in New York und Paris erstmals veröffentlichte. Zu ihren Ergebnissen hatten Tiefseebohrungen der 13. Expedition des Forschungsschiffs „Glomar Challenger“ geführt. Bei Bohrungen bis 6000 Meter unter dem Meeresspiegel und bis 750 Meter unter dem Meeresboden war die Gruppe auf riesige Salzablagerungen gestossen, die nur durch vollständige Verdunstung entstanden sein konnten. Nebst der Menge der Salzablagerungen sprach unter anderem die Verteilung der verschiedenen Salztypen für die Verdunstungsthese: Salze, die sich beim Verdunstungsprozess jeweils zuerst ablagern, fanden sich in den seichteren Teilen des Mittelmeers, jene mit der grössten Löslichkeit an den tiefsten Stellen im Ionischen Meer. Die „These“ wird zum Massstab In den 70er-Jahren muteten die Forschungsresultate der 13. „Glomar Challenger“-Crew so exotisch an, dass sie zunächst als „These“ galten. Später wurden sie in weiteren Expeditionen überprüft – und bestätigt. „Man kann mit dieser Theorie alles über die Geologie im Mittelmeer erklären, sie geht auf“, stellt Hsü im Jahr 2002 fest. Die Geschichte vom ausgetrockneten Mittelmeer ist mittlerweile in Schulbüchern nachzulesen, sie wurde verfilmt und auch durch Hsüs vielzitierte Publikation „The Mediterranean was a Desert“ international bekannt. Heute gehören die Untersuchungen zur abenteuerlichen Vergangenheit des Mittelmeers zu jenen Projekten, denen „Glomar Challenger“ den Ruf verdankt, die Erdwissenschaften insgesamt revolutioniert zu haben. 2 Weitere Auskünfte: Kenneth Hsü Froburgstrasse 96 CH-8006 Zürich Tel. +41 (01) 362 14 62 Der Text dieser Medieninformation kann auf der Nationalfonds-Homepage in Deutsch und Französisch abgerufen werden: http://www.snf.ch/de/com/fai/fai.asp#4 3