Filmmuseum München - Münchner Stadtmuseum
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Filmmuseum München - Münchner Stadtmuseum
2016 | Heft 30 münchen Bücherschau junior Deutsche Filme 2015 Ozu Yasujirō Jim Jarmusch Film und Psychoanalyse Münchner Hörfilmtage Zarah Leander Les Misérables Slawische Metropolen Architekturfilmtage Andres Veiel Bele Bachem Parviz Kimiavi Zuschauerkino Reisen im Film Eintrittspreise 4 € (3 € für MFZ-Mitglieder). Ab 120 Minuten Filmlänge oder mit Gästen: 1 € Aufschlag. Ab 180 Minuten, mit Live-Musik oder bei 3D: 2 € Aufschlag. Die Kasse öffnet jeweils 60 Minuten vor und schließt 30 Minuten nach Beginn der Vorstellung. Bei allen öffentlichen Veranstaltungen verbleibt ein Kartenkontingent für den freien Verkauf an der Abendkasse. Kartenreservierung Kartenreservierungen sind bis zu vier Wochen im voraus möglich und können unter der Telefonnummer 089 / 233 96450 auf Band gesprochen werden. Vorbestellte Karten müssen bis 20 Minuten vor Vorstellungsbeginn an der Kasse abgeholt worden sein, ansonsten verfällt die Reservierung. Kartenvorverkauf Karten können bis zu vier Wochen im voraus gekauft werden. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass unmittelbar vor Vorstellungsbeginn bei starkem Besucherandrang kein Kartenvorverkauf erfolgt. Karten behalten ihre Gültigkeit nur bis Vorstellungsbeginn. An der Abendkasse können vorverkaufte Karten bis 20 Minuten vor Vorstellungsbeginn gegen Kostenerstattung wieder zurückgegeben werden. Programmabonnement Das Kinoprogrammheft und unseren Newsletter können Sie unter www.muenchner-stadtmuseum.de/film kostenlos abonnieren. Das Programmheft wird an Mitglieder des MFZ auf Wunsch kostenlos versandt. Ansonsten bitten wir um die Zusendung eines adres- sierten und mit 1,45 € frankierten DIN A5-Briefumschlages an die Adresse des Filmmuseums. Den täglich aktualisierten Spielplan finden Sie auch auf Twitter: @filmmuseummuc. Mitgliedschaft Wer sich für die Arbeit des Filmmuseums interessiert, kann Mitglied im Verein der Freunde des Filmmuseums München, dem Münchner Filmzentrum e.V. (MFZ) werden. Mitgliedsanträge sind an der Kinokasse erhältlich. Der Jahresbeitrag beträgt 20 € und berechtigt zum ermäßigten Eintritt ins Filmmuseum sowie zur Teilnahme an den Mitgliederversammlungen des MFZ, in denen die Programmplanungen des Filmmuseums diskutiert und Projekte entwickelt werden. Weitere Informationen erhalten Sie unter Tel. 089 / 271 33 54 und www.muenchner-filmzentrum.de. Rollstuhlfahrer / Hörgeschädigte Der Kinosaal im Untergeschoss ist über einen Aufzug für Rollstuhlfahrer zugänglich. Die Behindertentoilette befindet sich im Untergeschoss neben dem Kinoeingang. Das Kino ist mit einer Induktionsschleife für Hörgerätebesitzer ausgestattet. Saalmikrofon Das Kino verfügt über ein Saalmikrofon zur Kontrolle des Kinotons durch die Filmvorführer. Verkehrsverbindung Sie erreichen das Filmmuseum in 5 Gehminuten vom U/S-Bahnhof Marienplatz oder in 7 Gehminuten vom U-Bahnhof und der Trambahnhaltestelle Sendlinger Tor. MitgliederversammlungendesMünchnerFilmzentrumse.V.(MFZ) Die für alle Interessierten öffentlichen Mitgliederversammlungen des Fördervereins des Filmmuseums finden einmal im Monat montags um 19 Uhr im Gotischen Zimmer des Ignaz-Günther-Hauses (St.-Jakobs-Platz 20, 80331 München, 1. Stock) statt. Termine: 21. März 2016, 18. April 2016, 9. Mai 2016, 13. Juni 2016 und 11. Juli 2016. Informationen: [email protected]. »OpenScene«amDonnerstag Die Termine am Donnerstag sind teilweise für aktuelle Sonderveranstaltungen reserviert. Das Programm wird etwa acht Tage vorher festgelegt und in den Schaukästen an der Kinokasse, im E-Mail-Newsletter, unter www.muenchner-stadtmuseum.de/film/open-scene.html, auf Facebook, auf Twitter und durch Ankündigungen in der Tagespresse bekannt gegeben. Impressum Landeshauptstadt München. Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum, St.-Jakobs-Platz 1, 80331 München, 089/233 20538, E-Mail: [email protected] · Redaktion: Stefan Drößler, Claudia Engelhardt, Christoph Michel, Klaus Volkmer · Gestaltung: Heiner Gassen, München · Druck: BluePrint AG, München Kinopreis, MoMA, Benshi, Filmerzähler, Hörfilmtage Zum wiederholten Male ist das Filmmuseum für sein Jahresprogramm mit dem Kinopreis des Deutschen Kinematheksverbundes ausgezeichnet worden, für die Vermittlung von Filmgeschichte. Dabei wurde in der Begründung der Jury explizit die »qualitätsvolle Präsentation der Kinoarbeit im Programmheft« erwähnt. Das freut uns natürlich, da wir immer sehr viel Mühe und Sorgfalt auf die Erstellung unserer Programmhefte verwenden und allen AutorInnen, die uns dabei helfen, an dieser Stelle ausdrücklich danken. Besondere Erwähnung fand aber auch die Tatsache, dass sich die Programme im Filmmuseum »sehr guter Besucherzahlen« erfreuen, ein Kompliment, das wir gerne an unser Publikum weiterreichen. Im November 2015 war das Filmmuseum München mit fünf Beiträgen beim Film Preservation Festival des Museum of Modern Art in New York vertreten. Alle Vorstellungen waren ausverkauft, die Rekonstruktion des Stummfilms HOMUNCULUS wurde sogar auf der Titelseite des Kulturteils der New York Times rezensiert. David Bordwell schrieb in seinem Blog ebenfalls seitenlang über den Film und stellte die jahrelange Arbeit an dem Film in eine Reihe mit Stummfilmlegenden wie NAPOLEON und METROPOLIS. Die Rekonstruktion von Orson Welles’ THE MERCHANT OF VENICE, die bereits das Filmfestival in Venedig eröffnet hatte, fand auch in New York ein sehr positives Echo und wurde nach Tokyo, Amsterdam und Hongkong eingeladen. Im Mittelpunkt des neuen Programms steht eine Retrospektive mit allen Filmen des japanischen Meisterregisseurs Ozu Yasujirō. Sie umfasst auch einige in den letzten Jahren wieder aufgefundene Stummfilme, die in deutscher Erstaufführung laufen, und neue digitale Restaurierungen. Zum ersten Mal im Filmmuseum können wir einen Benshi erleben, einen »Filmerzähler«, der auf ganz eigene Weise im Zusammenspiel mit dem Begleitmusiker Stummfilme »vertont«. Diese Form der Filmbegleitung war in Japan so populär, dass diese Tradition von Generation zu Generation weiter gepflegt wurde. Mit Kataoka Ichirō wird einer der profiliertesten Benshi zusammen mit Günter Buchwald am Flügel auftreten. Ebenfalls direkt aus Japan kommt eine der besten Filmpianistinnen, Yanashita Mie, die im Filmmuseum eine Woche lang zu Gast sein wird. Auch in Deutschland gab es Filmerzähler, und zwar Anfang der 1910er Jahre, als die Filme noch wenige Zwischentitel besaßen. Im Rahmen der 2. Münchner Hörfilmtage wird der vom Filmmuseum restaurierte Klassiker DER STUDENT VON PRAG mit einer Audiodeskription vorgeführt, die Elemente der Filmerzähler-Tradition aufgreift und somit für Sehende und Sehbehinderte gleichermaßen interessant ist. Auch die anderen ausgewählten Beispiele, die während der Hörfilmtage präsentiert werden, zeigen die künstlerische Dimension einer neuen Vermittlungsform. An dieser Stelle sei noch einmal darauf hingewiesen, dass das Filmmuseum für Rollstuhlfahrer zugänglich ist, über eine Behindertentoilette verfügt und mit einer Induktionsschleife für Hörgerätebesitzer ausgestattet ist. Ansonsten bietet das Programm des Filmmuseums die gewohnte Mischung aus Altem und Neuem, Bekanntem und Unbekanntem, Populärem und Experimentellem. Wir wünschen Ihnen anregende und spannende Kinoabende. Ihr Filmmuseum 2 Rückblick . . . 3 Bücherschau junior . . . 4 Deutsche Filme 2015 . . . 9 Ozu Yasujirō . . . 19 Jim Jarmusch . . . 25 Film und Psychoanalyse . . 27 Münchner Hörfilmtage . . . 30 Zarah Leander . . . 37 Les Misérables . . . 39 Slawische Metropolen . . . 45 Architekturfilmtage . . . 49 Andres Veiel . . . 50 Bele Bachem . . . 52 Parviz Kimiavi . . . 56 Zuschauerkino . . . 57 Reisen im Film . . . 70 Edition Filmmuseum . . . 76 Kalenderübersicht . . . R = Regie · B = Drehbuch · K = Kamera · M = Musik · S = Schnitt · T = Ton · D = Darsteller · P = Produktion · OF = Originalfassung · OmU = Originalfassung mit deutschen Untertiteln · OmeU = Originalfassung mit englischen Untertiteln · OmfU = Originalfassung mit französischen Untertiteln · OmÜ = Originalfassung mit deutscher Übersetzung · dtF = deutsche Synchronfassung · \ = Live-Musikbegleitung · 2 = Einführung · / = Zu Gast Rückblick 15. September 2015: Jean-Paul Gaultier und Stefan Drößler sprechen über Gaultiers Erfahrungen mit Jacques Beckers Film FALBALAS (1945) und sein Verhältnis zum Kino. 13. November 2015: Wolf-Eckart Bühler diskutiert im Rahmen seiner Werkschau mit dem Publikum seine Dokumentarfilme über Leo T. Hurwitz, Abraham Polonsky und Vietnam. 26. November 2015: Dr. Heiner Köster, Werner Herzog, Simon Herzog, Dr. Rainer Rother, Rudolph Herzog und Stefan Drößler bei der Gründung der Werner Herzog Stiftung mit Sitz im Filmmuseum. 28. November 2015: Der Regisseur Nae Caranfil erhält aus den Händen von Brigitte Drodtloff beim 10. Rumänischen Filmfestival den Preis für sein Lebenswerk. 1. Dezember 2015: Andrea Kirchhartz dolmetscht für den senegalesischen Autor Abasse N’dione beim Gespräch über den Film LA PIROGUE (2012), der nach seinem Roman entstand. 21. Januar 2016: Claudia Engelhardt, Bundesministerin Andrea Nahles, Bayerns Staatsministerin Emilia Müller und Kulturreferent Dr. Hans-Georg Küppers beim Festival FilmWeltWirtschaft. Münchner Bücherschau junior Bücherschau junior Im Rahmen der 10. Münchner Bücherschau junior stellen die Autorin Annette Mierswa und der Autor Andreas Steinhöfel im Filmmuseum zwei Filme vor, die nach ihren Kinderbüchern entstanden sind. Lola auf der Erbse | Deutschland 2014 | R+B: Thomas Heinemann, nach dem Roman von Annette Mierswa | K: Tobias Jall | M: Frankie Chinasky | D: Tabea Hanstein, Christiane Paul, Tobias Oertel, Antoine Monot Jr., Arturo Perea Bigwood, Olaf Krätke | 90 min | Lola wohnt mit ihrer Mutter auf einem Hausboot, der »Erbse«. Ihr Vater hat sich vor drei Jahren in Luft aufgelöst und seitdem tut sie alles, um ihm trotzdem weiter nah sein zu können. Da kann der neue Freund ihrer Mutter noch so nett sein – in ihrer Welt hat er keinen Platz. Zum Glück gibt es noch den alten Fischer Solmsen und den geheimnisvollen Rêbin. Annette Mierswa, die Autorin des erfolgreichen Buches, nach dem der Film entstanden ist, stellt sich den Fragen der Kinder. Sie erzählt, wie ihr Roman entstanden ist, was den Film vom Buch unterscheidet und wie sie selbst das Filmprojekt erlebt hat. Anton Petzold, Andreas Steinhöfel, Juri Winkler ▶ Freitag, 4. März 2016, 10.00 Uhr (nur für Schulklassen nach Voranmeldung unter www.muenchnerbuecherschau-junior.de) | Zu Gast: Annette Mierswa 3 Rico, Oskar und die Tieferschatten | Deutschland 2014 | R: Neele Leana Vollmar | B: Christian Lerch, Andreas Bradler, Klaus Döring, nach dem Roman von Andreas Steinhöfel | K: Torsten Breuer | M: Oliver Thiede | D: Anton Petzold, Juri Winkler, Karoline Herfurth, Axel Prahl, Ronald Zehrfeld, Ursela Monn, Anke Engelke, Katharina Thalbach | 96 min | »Wortwitz und Skurril-Charme von Andreas Steinhöfels preisgekröntem Kinderbuch kann Neele Leana Vollmar kongenial auf die Leinwand übersetzen. Rico: der ›tiefbegabte‹ Zehnjährige, der etwas langsam denkt, aber die Welt ungemein intensiv wahrnimmt. Oskar mit Helm: der hochbegabte und überängstliche Achtjährige, der nicht nur die ersten 110 Primzahlen auswendig aufsagen kann, sondern auch sämtliche Unfallstatistiken parat hat. Die beiden Außenseiter-Jungs entdecken, dass Freundschaft eine prima Sache ist, und dass sie gemeinsam auch den mysteriösen ›Mister 2000‹, dessen Kindesentführungen Berlin in Atem halten, zur Strecke bringen können. Krimi, philosophischer Diskurs, Milieustudie Berlin-Kreuzberg, grandioser Abenteuerfilm. Auch für Erwachsene äußerst empfehlenswert.« (Rainer Gansera) ▶ Sonntag, 6. März 2016, 11.00 Uhr | Zu Gast: Andreas Steinhöfel Deutsche Filme 2015 Deutsche Filme 2015 VICTORIA 4 Schaut man auf die Besucherstatistik, dann waren die acht erfolgreichsten deutschen Filme 2015, die über eine Million Besucher erreichten, FACK JU GÖHTE 2, HONIG IM KOPF, ER IST WIEDER DA, DER NANNY, TRAUMFRAUEN, OSTWIND 2, FRAU MÜLLER MUSS WEG und FÜNF FREUNDE 4. Allesamt Komödien, einige davon Fortsetzungen von Erfolgsfilmen oder Verfilmungen von erfolgreichen (Jugend-)Büchern. Doch sind diese Filme repräsentativ für das deutsche Kino, prägen sie den Diskurs in der deutschen Filmkritik, reflektieren sie die Wahrnehmung des deutschen Films im Ausland? Keiner der Filme lief auf einem relevanten internationalen Filmfestival oder hat gar einen Preis gewonnen, der von einer unabhängigen Jury vergeben wurde. Wir haben deshalb wieder drei FilmkritikerInnen – Margret Köhler aus München sowie Christiane Peitz und Ralf Schenk aus Berlin – gebeten, ihre persönlichen Bestenlisten der deutschen Filme des Jahres 2015 zu erstellen. Drei Filme wurden von allen dreien genannt: DER STAAT GEGEN FRITZ BAUER, DIE LÜGEN DER SIEGER und VICTORIA. Margret Köhler Der Staat gegen Fritz Bauer Freistatt Victoria Das Zimmermädchen Lynn 4 Könige Die Lügen der Sieger Familienfest Coconut Hero Ich und Kaminski Every Thing Will Be Fine Christiane Peitz Striche ziehen Als wir träumten Härte Victoria Die Lügen der Sieger Der Staat gegen Fritz Bauer Staatsdiener She’s Lost Control Wir sind jung, wir sind stark Ralf Schenk Die Lügen der Sieger Der Staat gegen Fritz Bauer Alles andere zeigt die Zeit Als wir träumten Overgames Hedi Schneider steckt fest Heil Härte Victoria Wir sind jung, wir sind stark Freistatt | Deutschland 2015 | R: Marc Brummund | B: Nicole Armbruster, Marc Brummund | K: Judith Kaufmann | M: Anne Nikitin | D: Louis Hofmann, Alexander Held, Stephan Grossmann, Katharina Lorenz, Max Riemelt, Uwe Bohm | 104 min | OmeU | 1968 landet ein Vierzehnjähriger als schwer erziehbar in einer der berüchtigtsten »Fürsorgeanstalten« der Diakonie und erlebt bei härtester Arbeit und Drill die Hölle auf Erden. Gewalt beherrscht den Alltag, nicht nur zwischen den Jungs, sondern auch durch die Verantwortlichen, die ▶ Freitag, 4. März 2016, 18.30 Uhr Die Lügen der Sieger | Deutschland 2014 | R: Christoph Hochhäusler | B: Ulrich Peltzer, Christoph Hochhäusler | K: Reinhold Vorschneider | M: Benedikt Schiefer | D: Florian David Fitz, Lilith Stangenberger, Horst Kotterba, Ursina Lardi, Arved Birnbaum | 112 min | Ein Politthriller, spannend, klug, atmosphärisch. Hauptfigur: ein renommierter, aber auch eitler und moralisch labiler Journalist, der in der Hauptstadtredaktion eines Nachrichtenmagazins arbeitet und über zweifelhafte Praktiken der Bundeswehr recherchiert. Dabei taucht er in eine Welt gelenkter Informationen ab, die er auf ihren Realitätsgehalt prüfen muss, und tappt in gefährliche Fallen. Tatsächlich geht es bald um Leib und Leben – für ihn und seine junge Praktikantin, in die er sich natürlich verliebt. Hochhäusler inszenierte einen Genrefilm über die Verflechtungen von Politik, Bundeswehr, Industrie und Medien, über existentielle Verunsicherung, Manipulation und permanente Überwachung. Deutsches Kino, das mit seinen mysteriösen, dunklen Stadtlandschaften endlich einmal über den Tellerrand familiärer Kleinverstrickungen hinaus reicht. (Ralf Schenk) ▶ Samstag, 5. März 2016, 18.30 Uhr 8. März 2016, 21.00 Uhr ▶▶ Dienstag, Härte | Deutschland 2015 | R: Rosa von Praunheim | B: Nico Woche, Rosa von Praunheim, Jürgen Lemke, Andreas Marquardt, nach dem Buch von Andreas Marquardt und Jürgen Lemke | K: Nicolai Zörn, Elfi Mikesch | M: Andreas Wolter | D: Hanno Koffler, Andreas Marquardt, Marion Erdmann, Luise Heyer, Katy Karrenbauer | 89 min | OmeU | Wie Eltern ihrem Kind die Hölle bereiten, wie das Opfer wieder zum Täter wird, diesen Teufelskreis der Gewalt zeichnet Rosa von Praunheims Dokufiction HÄRTE. Der Ex-Karatechampion und ExZuhälter Andreas Marquardt erzählt sein Leben, die Rückblenden sind nachinszeniert, in Schwarzweiß, das ermöglicht Distanz. Vom Vater misshandelt, von der Mutter missbraucht, wird Marquardt zum Schläger und Gangster, der im Gefängnis den Ausstieg schafft und sich heute um benachteiligte Kinder kümmert. Praunheims Film charakterisiert Marquardt als einen, der die Gewalt überwindet, ohne seine Traumata und seine Taten zu leugnen. (Christiane Peitz) ▶ Sonntag, 6. März 2016, 18.30 Uhr Striche ziehen | Deutschland 2014 | R+B: Gerd Kroske | K: Anne Misselwitz | Mit: Grit Angermann, Frank Willmann, Anne Hahn, Jürgen Onißeit, Thomas Onißeit, Frank Schuster | 96 min | OmeU | Eine nur vermeintlich alte Geschichte über die Berliner Mauer, Schuld und Scham, Freundes- und Bruderverrat. Eine in den Westen abgeschobene Gruppe von Weimarer Punks zieht 1986 in Berlin-Kreuzberg eine weiße Linie über den antifaschistischen Schutzwall, um die Wessis daran zu erinnern, dass sie nicht bloß Bildfläche für Graffitis ist, sondern eine Grenze, an der Menschen erschossen werden. Einer der Strichkünstler wird in die DDR zurückverschleppt, landet erneut im Gefängnis. Jahre später stellt sich heraus: Der Initiator der Aktion Deutsche Filme 2015 ihre Anvertrauten quälen, physisch und psychisch demütigen und brechen wollen. Das schonungslose Drama über Verrohung und Grausamkeit in »Freistatt« bis in die 1970er Jahre hinein bezieht sich auf das Schicksal des ehemaligen »Heimkindes« Wolfgang Rosenkötter und trifft vor allem durch Louis Hofmanns subtile Darstellung mitten ins Herz. Trotz allem bleibt ein bisschen Hoffnung, wenn unter den Opfern so etwas wie Solidarität keimt, der Wunsch nach Freiheit und Selbstbestimmung triumphiert. (Margret Köhler) 5 Deutsche Filme 2015 6 hatte zuvor in Weimar die Freunde an die Stasi verraten, auch der eigene Bruder kam hinter Gitter. Der Dokumentarfilm STRICHE ZIEHEN lässt alle Beteiligten zu Wort kommen, auch den Verräter. Noch eine TäterOpfer-Tragödie: Die Wiederbegegnung der Brüder endet unversöhnlich. (Christiane Peitz) ▶ Freitag, 11. März 2016, 18.30 Uhr Der Staat gegen Fritz Bauer | Deutschland 2015 | R: Lars Kraume | B: Lars Kraume, Olivier Guez | K: Jens Harant | M: Julian Maas, Christoph M. Kaiser | D: Burghart Klaußner, Ronald Zehrfeld, Lilith Stangenberg, Jörg Schüttauf, Sebastian Blomberg, Michael Schenk | 105 min | OmeU | Die junge Bundesrepublik hat keine Lust auf Vergangenheitsbewältigung, will Konsum und Neuanfang. Der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer will dagegen die Täter der NS-Zeit vor Gericht stellen und als er den Hinweis auf SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann in Argentinien erhält, setzt er sich auf dessen Spur. Gegen den Widerstand der eigenen Behörde, gegen Sabotage durch Ministerien und Justiz bringt er die ersten Auschwitzprozesse ins Rollen. Kein Rachegott, sondern ein Humanist, eine gebrochene Figur und ein einsamer Held, der nicht aufgibt und den Finger in die Wunde legt. Im Kampf um Wahrheit und gegen das Vergessen brillieren Burghart Klaußner und Ronald Zehrfeld in einem emotional packenden Zeitporträt. (Margret Köhler) ▶ Samstag, 12. März 2016, 18.30 Uhr ▶▶ Dienstag, 15. März 2016, 21.00 Uhr 4 Könige | Deutschland 2015 | R: Theresa von Eltz | B: Esther Bernstorff | K: Kristian Leschner | M: André Feldhaus | D: Paula Beer, Jella Haase, Jannis Niewöhner, Moritz Leu, Clemens Schick | 99 min | OmeU | Vier junge Leute verbringen die Weihnachtstage in der Jugendpsychiatrie. Sie müssen mit ihren Aggressionen und seelischen Verletzungen umgehen, sind mit ihren Sehnsüchten und Enttäuschungen konfrontiert. In der auf Freiwilligkeit beruhenden Zwangsgemeinschaft brechen Konflikte auf, nur langsam beginnt das Quartett aus zwei Jungen und zwei Mädchen unter der Aufsicht eines unorthodoxen und idealistischen Arztes eine Gemeinschaft zu bilden und versucht, die unterschiedlichen Traumata zu überwinden. Der die dramatischen Ereignisse der etwas anderen Coming-of-Age-Geschichte immer wieder durchbrechende Humor lässt Zeit, vor der nächsten Katastrophe durchzuatmen. Ein Trumpf sind die Darsteller Jella Haase, Jannis Niewöhner, Paula Beer und Moritz Leu. (Margret Köhler) ▶ Dienstag, 22. März 2016, 21.00 Uhr ▶▶ Freitag, 25. März 2016, 18.30 Uhr Victoria | Deutschland 2015 | R: Sebastian Schipper | B: Sebastian Schipper, Olivia Neergaardt-Holm, Eike Frederik Schultz | K: Sturla Brandth Grøvlen | M: Nils Frahm | D: Laia Costa, Frederick Lau, Franz Rogowski, Burak Yigit, Max Mauff, André M. Hennicke | 138 min | OmeU | Berlin bei Nacht in einer einzigen Einstellung. Schippers Echtzeitthriller mit Laia Costa und Frederick Lau in den Hauptrollen hat im Sommer gleich sechs Lolas abgeräumt, darunter die Gold-Lola für den besten Film. Vier Berliner Jungs tanzen und trinken in einer Kellerdisco, mit einer jungen Spanierin ziehen sie durch die Straßen, einer verliebt sich – bis sie sich in einem mörderischen Krimi wiederfinden, mit Geldraub und Waffengewalt. Alles oder nichts, das raue, zarte, schlingernde Leben, dazu die Feier des Augenblicks – im Morgengrauen ist nichts mehr, wie es war. Auch wenn das One-Take-Experiment etwas zu sehr wegen seines ▶ Samstag, 26. März 2016, 18.30 Uhr ▶▶ Dienstag, 29. März 2016, 21.00 Uhr Hedi Schneider steckt fest | Deutschland 2015 | R: Sonja Heiß | K: Nikolai von Graevenitz | M: Lambert | D: Laura Tonke, Hans Löw, Leander Nitsche, Melanie Straub, Simon Schwarz, Margarita Broich | 92 min | Eine friedliche, fröhliche Kleinfamilie: Hedi, Uli und ihr Sohn Finn. Doch dann wird Hedi aus der Bahn geworfen – oder besser: Sie steckt im Fahrstuhl fest. Und in ihrem Leben. Eine Reise nach Norwegen soll helfen, um die plötzlichen Panikattacken zu überwinden und einen Weg zurück zum Glück zu finden. Nach ihrem ersten, international erfolgreichen Spielfilm HOTEL VERY WELCOME wagt sich Sonia Heiß an eine Komödie über Depressionen und andere Untiefen der Seele. Kein schwermütiges Drama und erst recht keine bleierne Krankheitsstudie, sondern ein leiser, behutsamer, trauriger und doch auch lebensfroher, ebenso schräger wie dezenter Liebes- und Familienfilm. Eine Kostbarkeit im deutschen Kino, mit Laura Tonke in einer Charakterstudie, die jeden Darstellerpreis der Welt verdient hätte. (Ralf Schenk) ▶ Sonntag, 27. März 2016, 18.30 Uhr Als wir träumten | Deutschland 2015 | R: Andreas Dresen | B: Wolfgang Kohlhaase, nach dem Roman von Clemens Meyer | K: Michael Hammon | D: Merlin Rose, Julius Nitschkoff, Joel Basman, Marcel Heuperman, Frederic Haselon, Ruby O. Fee, Ronald Kukulies | 117 min | OmeU | Die Anarchie der Wende-Jugend: Dresen hat Clemens Meyers Leipzig-Roman verfilmt (Drehbuch: Wolfgang Kohlhaase), die DDR ist weg, die Bundesrepublik noch nicht da. Alles scheint möglich, der Traum vom Technoclub, vom Profiboxen, von Drogen und Bier bis zum Abwinken – und nachts mit einem geklauten Auto durch die Stadt zu rasen. Dresen versammelt Fragmente einer Zwischenzeit und bringt einem das Lebensgefühl einer verlorenen Generation nahe, die in der plötzlich gewonnenen Freiheit sich selbst überlassen bleibt. Man prügelt sich mit den Neonazis, der Sex ist etwas Befremdliches, dem Punk folgt der Blues. Mit Haut und Haar: Dresen ist immer dann am besten, wenn er nah dran ist an den Körpern, der Physis seiner Helden. (Christiane Peitz) ▶ Montag, 28. März 2016, 18.30 Uhr Alles andere zeigt die Zeit | Deutschland 2015 | R+B: Andreas Voigt | K: Sebastian Richter | 94 min | OmeU | Seit 1986 begleitet Regisseur Andreas Voigt Leipziger Bürger durch Zeiten des politischen Umbruchs und der persönlichen Neuorientierung. Nach international preisgekrönten Filmen wie LEIPZIG IM HERBST (1989), LETZTES JAHR TITANIC (1990) und GLAUBE LIEBE HOFFNUNG (1993) kehrt er wieder zu einigen seiner Hauptfiguren zurück und skizziert deren Biografien zwischen Absturz, Ankunft und neuem Aufbruch. Der ehemalige Skinhead Sven, der noch immer seinen Platz im Leben sucht. Die Ex-Punkerin Isabel, die eine bürgerliche Existenz in Stuttgart aufgebaut hat und jetzt als taffe Anwältin Westfirmen abwickelt. Oder die Leipziger Journalistin Renate, die sich umbrachte, weil sie nicht mehr mit ihrer Vergangenheit als Informantin der Staatssicherheit leben konnte. Ein differenziertes, sensibles Zeitgemälde, Dokumentarfilmkunst mit langem Atem, in bester Defa-Tradition. (Ralf Schenk) ▶ Freitag, 1. April 2016, 18.30 Uhr Deutsche Filme 2015 technischen Wagemuts gefeiert wurde: Der deutsche Film braucht mehr solcher Verwegenheiten. (Christiane Peitz) 7 Deutsche Filme 2015 8 Das Zimmermädchen Lynn | Deutschland 2014 | R+B: Ingo Haeb, nach dem Roman »Das Zimmermädchen« von Markus Orths | K: Sophie Maintigneux | M: Jakob Ilja | D: Vicky Krieps, Lena Lauzemis, Steffen Münster, Christian Aumer, Christine Schorn | 90 min | OmeU | Die von Neurosen geplagte Lynn betrachtet gerne von »unten« das Leben der Hotelgäste, putzt zwanghaft, schlüpft in fremde Kleider oder wühlt in privaten Notizen. Als die einsame junge Frau unter dem Bett versteckt den SM-Sex einer Prostituierten und eines Familienvaters verfolgt, knüpft sie sehnsuchtsvoll Kontakt zur Domina, lässt sich die Beziehung, die keine ist, etwas kosten. Ein intimes und minimalistisches Kammerspiel im Wechsel von Distanz und Nähe, in dem die schüchterne Hauptfigur wieder ins Leben findet, auch wenn sie dafür einen emotionalen Preis zahlt. Obgleich wenig geschieht, herrscht keine Langeweile, Vicky Krieps glaubt man jegliche Gefühls-Volten. Sie zeigt ihr Gesicht wie eine offene Wunde und lässt selbst unspektakuläres Nichtstun noch spannend scheinen. (Margret Köhler) ▶ Samstag, 2. April 2016, 18.30 Uhr ▶▶ Dienstag, 5. April 2016, 21.00 Uhr Heil | Deutschland 2015 | R+B: Dietrich Brüggemann | K: Alexander Sass | D: Benno Fürmann, Liv Lisa Fries, Jerry Hoffmann, Jacob Matschenz, Daniel Zillmann, Oliver Bröcker | 104 min | Wer glaubt, Regisseur Dietrich Brüggemann hätte mit KREUZWEG (2014) und dessen langen, teils kontemplativen Einstellungen seinen filmischen Stil gefunden, wird von HEIL mehr als nur überrascht sein: Denn zu sehen ist eine flotte, freche, nach allen Richtungen um sich schlagende, partiell hysterische, auf jeden Fall politisch hochgradig unkorrekte Posse über Neonazis und wie deutsche Politiker, Me- dien, gehobene Bürger und niedere Kleinbürger darauf reagieren. Ein Film zwischen versuchter Subversion und schrillem Klamauk, der sich gar nicht erst anstrengt, geschmackssicher zu sein. Hauptfigur ist ein afrodeutscher Schriftsteller, der von durchgeknallten Nazis in einem ostdeutschen Provinznest einen Schlag auf den Kopf bekommt und fortan nachplappert, was diese ihm eintrichtern: zur Verwirrung seines staunenden Publikums. (Ralf Schenk) ▶ Sonntag, 3. April 2016, 18.30 Uhr Overgames | Deutschland 2015 | R+B: Lutz Dammbeck | K: Eberhard Geick, Volker Tittel, Börres Weiffenbach, Istvan Imreh | M: J. U. Lensing | 163 min | Eine assoziative Filmcollage über die Verbindung von Gameshows und Psychiatrie, über Spielanordnungen im Fernsehen, deren Lehrcharakter und was das alles mit großer Politik und Medizin zu tun hat. Lutz Dammbeck wagt eine Gedanken- und Zeitreise in gesamtgesellschaftliche Paranoia und Re-Education-Programme, denkt über die Korrespondenz zwischen psychologischer Kriegsführung und Medien nach, mäandert mit viel Lust am überraschenden Detail durch Geschichten und Geschichte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ein spielerischer Film, der Psychiater, Anthropologen, Soziologen, aber auch eingefleischte Paranoiker selbst zu Wort kommen lässt – und dabei zugleich das Woher und Wohin psychisch schwer gestörter Nationen hinterfragt: Was ist Vernunft, was Normalität? Was hat es wirklich mit dem weltumspannenden Glücksversprechen und Sendungsbewusstsein US-amerikanischer Provenienz auf sich? (Ralf Schenk) ▶ Donnerstag, 28. April 2016, 19.00 Uhr | Zu Gast: Lutz Dammbeck | Einführung: Georg Seeßlen Ozu Yasujirō Retrospektive Ozu Yasujirō 9 Ein kleiner Vorspann zu Ozu, den Ozu-Filmen, der OzuRetrospektive, von Frieda Grafe, der auch nach mehr als vierzig Jahren nichts verloren hat von seinem Drive. Ozu auf den Punkt gebracht, Ozu in nuce. Ozus Realismus liegt nicht nur in präzisen Detailbeschreibungen kleinbürgerlichen, japanischen Lebens. Er nimmt ihn so ernst, dass er sich und seinem Medium nicht erlaubt, Illusionen von bewegtem Leben zu erschaffen. Kino bleibt bei ihm, was es ist, eine Abfolge diskontinuierlicher Aufnahmen. Man spürt, wie das Individuelle wimmelt unter der Neutralität und Allgemeinheit seiner emblemhaften Bilder, aber direkter Ausdruck wird ihm nicht gestattet. Ozus Filme sind erbarmungslos. Die Wiederholungen auf allen Ebenen in allen seinen Filmen sind fast unerträglich. Sie beschreiben die Hoffnungslosigkeit einer Klasse, die nie etwas anderes geschafft hat, als das Bürgerliche eine Etage tiefer nachzumachen. Man fragt sich, was die Poesie mancher der Titel mit der Kargheit der Filme zu tun hat. WEIzENHERBST, EINE GEScHIcHTE vON ScHWANKENDEN GRäSERN, EIN GEScHMAcK vON MAKRELEN- HEcHT. Das ist die poetische Aura der Banalität. Ozus Filme sind faszinierend. Aus einem von Frieda Grafes »Filmtips« in der Süddeutschen zeitung, Juni 1973, ein Teaser, würde man heute sagen, für die erste Ozu-Reihe im Filmmuseum. Viele der gezeigten Filme waren damals ohne Untertitel, Ozu war, bis auf wenige Filme, unbekannt im Westen, man schrieb über Kurosawa – in den britischen Magazinen – und Mizoguchi – in den cahiers du cinéma. Ozu war, damals wie heute, ein Filmemacher der Filmemacher, verehrt von Paul Schrader oder Wim Wenders, Hou Hsiao-hsien, Chantal Akerman, Pedro Costa. Die alten Geschichten Seit diesem Sommer ’73 ist Ozu präsent in München, regelmäßig hat es Retros gegeben, komplett oder in Auswahl, man konnte immer wieder zurückkehren zu ihm, seine Vorstellungen vom Kino in diesen Filmen herausbilden, heimisch werden in diesem so stoisch unnahbaren Werk. Der japanischste aller Filmregisseure wurde er immer wieder genannt, inzwischen hat Wie Dysfunktion funktioniert Wim Wenders über Ozus Zeit: »Man hat sich inzwischen so sehr daran gewöhnt und hält es für selbstverständlich, dass das Kino und das Leben so weit auseinanderklaffen, dass einem der Atem stockt und man zusammenzuckt, wenn man auf einer Leinwand plötzlich etwas Wahres oder Wirkliches entdeckt. Das war das Ungeheuerliche an den Filmen von Ozu, und vor allem seinen späten: sie waren solche Augenblicke der Wahrheit, nein nicht nur Augenblicke, sie waren langgezogene Wahrheit, die vom ersten bis zum letzten Bild andauerte. So eine Darstellung von Wirklichkeit, so eine Kunst gibt es im Kino nicht mehr.« Ozu erzählt immer wieder die gleichen Geschichten von – so heißt es heute – dysfunktionalen Familien, Väter, die das nicht zusammenbringen, die Arbeit und die Familie, und Kinder, die nicht die Karriere machen, die erwartet wird, Frauen, die sich sperren, wenn man ihnen, traditionsgemäß, einen Mann aussucht, und alte Eltern, die abgeschoben wirken oder sich selbst abzuschieben bereit sind. Liebe ist wenig dabei, Sex ein bisschen. Ozu zeigt immer wieder die gleichen Szenen. Männer im reifen oder überreifen Alter, die sich in Bars treffen und trinken und altklug und anzüglich daherreden. Männer im Büro, mit abgezirkelten Bewegungen, sie machen sich Notizen oder geben der Sekretärin Bescheid, nur arbeiten sieht man sie nicht. Frauen, die Gatten oder Väter zu Hause empfangen und ihnen beim Sich-Akkomodieren helfen, die Hosen und Hemden hin- Hara Setsuko, Ozu Yasujirō, Higashiyama Chieko Ozu Yasujirō 10 er Kurosawa und Mizoguchi hinter sich gelassen und sein Werk ist beispielhaft geworden fürs Kino, seine Möglichkeiten und seine Modernität. Ein Glücksfall. Ozu Yasujirō wurde am 12. Dezember 1903 geboren, gestorben ist er am 12. Dezember 1963. Er kam in den Zwanzigern zum Kino, hat sich in diversen Genres versucht, viele Studentenklamotten und Gesellschaftskomödien gedreht, coming of age, dem Slapstick nicht abgeneigt und in Verehrung für Lubitsch und Harold Lloyd. Dann, in den Dreißigern, hat er sich aufs shomingeki spezialisiert, jene japanische Variante des melodramatischen Kammerspiels, die er, in westlicher Wahrnehmung zumindest, so perfekt verkörpert mit seinen Filmen und der er systematisch alle melodramatischen Effekte ausgetrieben hat. Sein treuer Drehbuchmitschreiber Noda Kōgo hat ihm dabei geholfen, von vielen Flaschen Sake unterstützt. Melodramatisch sind diese Filme nur noch durch ihren Willen zum Innehalten, zum Verstummen, zur Retardation. Zu Trinksprüchen. Das Werk läuft aus, in aller Ruhe und Gelassenheit. ter ihnen vom Boden klaubend, wenn sie ins Bad eilen. Frauen, die zusammen in Bars oder Cafés sitzen und von anderen Frauen reden oder für andere Männer Frauen aussuchen. Und, immer wieder, Kinder, die furzen oder anzügliche Gesten machen, den Aufstand proben. Das Ganze ist sehr komisch. Manchmal, in den Filmen ab 1940, geht es auch um den Krieg. Alles ist aufs Natürlichste verbunden durch ein ruckelndes Netz von Trams und Vorstadtzügen. Im Lauf der Zeit Im Film TOKYO-GA, in dem Wim Wenders auf den Spuren von Ozu nach Japan reiste, hat Atsuta Yūharu, der Jahrzehnte für Ozu die Kamera machte, von der Arbeit erzählt: »Ein Erinnerungsstück, das ich von Ozu habe, ist seine Stoppuhr, die möchte ich Ihnen gleich zeigen. Es ist das einzige Erinnerungsstück, das ich an ihn habe. Zu Beginn jeder Einstellung startete Ozu seine Uhr und das Scriptgirl startete die ihre gleich. Das möglichst exakte Zeitmessen war Ozu wichtig, und jeder Take wurde gestoppt, und wenn wir die Muster ansahen, wurden noch einmal die Zeiten genommen. Die rote Linie gibt die Meterzahl für das Standard-35mmFormat an, die mittlere Linie zeigt die Sekunden an, und die dritte hier gibt die Filmlänge für das 16mmFormat an. Diese Stoppuhr war wichtig für Ozu, um die Zeit exakt messen zu können, in Sekunden und in einzelnen Bildern.« Ozu, der Mann mit der Stoppuhr, von dem wir alle lernten, dass Emotionen Präzisionsarbeit sind. In den Dreißigern begann Ozu seine Filme ganz von unten zu drehen, aus einer Perspektive, für die die Kamera knapp über dem Erdboden platziert wurde. Die cadrage bestimmte er metikulös selber, keiner durfte danach einen Millimeter ändern. Den Schauspielern gab er exakte Angaben zu Haltung und Bewegung, und seine bevorzugten, von Film zu Film mitgenommenen Akteure Ryū Chishū und Hara Setsuko haben fröhlich Beispiele Springtime »Er macht alles falsch«, hat mit bewundernder Ironie der Filmemacher Thom Andersen von Ozu gesagt. Ozu filmt fast immer frontal, selbst die Schuss-Gegenschuss-Dialoge, gern ignoriert er dabei die unsichtbare Achse, die im klassischen Kino die Blicke der Sprechenden regelt. Die Architektur dieser Filme ist rechtwinklig, der des japanischen Hauses folgend und den abgezirkelten Ritualen des japanischen Lebens. Leere Straßen, leere Korridore, leere Einstellungen. »Es ist eine Art Zeit, die mehr besteht als sie vergeht«, schreibt Helmut Färber. »In Ozus Weise zu erzählen ist etwas mitenthalten und sie ist mitbestimmt von einer Zeitform, einer Art von Sein in der Zeit, wie sie dem Ornament eigen ist, und so entsteht das Gleichmaß, der Gleichmut dieser Erzählungen, und sie entstehen, indem die Zeitform des Ornaments sich verwirklicht aus dem Funken des kinematographischen Augenblicks.« Der japanischste Regisseur … Aber keiner hat so wie Ozu die Sprünge, die Verwerfungen in der japanischen Gesellschaft aufgezeichnet. WO SIND DIE TRÄUME DER JUGEND GEBLIEBEN? heißt einer seiner frühen Filme. Widerstand der Poetik Sein Werk ist seismografisch, japanische Wirklichkeit, ins Bild gesetzt durch den typischen Ozu-Suspense. Er zeichnet die Depression der Dreißiger auf und die Tristesse der Fünfziger, und wie beide miteinander zusammenhängen. Er reagiert auf die merkwürdige Chemie zwischen dem Alten – die Häuser, die Kimonos, der Sake – und dem Neuen, viel amerikanische Technik und Neonfarben. Der Auflösungsprozess der Gesellschaft war radikaler in Japan als in Europa und im Nachkriegsdeutschland. »Ozus filmische Logik des Zerfalls«, schreibt Peter Buchka, »die Adornos Philosophie und Becketts Dichtung ebenbürtig ist, reagiert darauf mit formaler Strenge und Rigorosität. Das ist nicht eine Methode der Transzendierung, der stilistischen Überhöhung des Alltags, sondern vielmehr ein Akt von Widerstand. Je dramatischer die Zeitläufte, desto undramatischer Ozu.« »The Poetics of Resistance« hat Richard Combs seinen Text über Ozu im Film comment genannt, und der Widerstand hat in diesen Filmen etwas Spielerisches, Nai- ves, Infantiles. Er ist nie hoffnungslos. Wie schön, in meines toten Sohnes Bett zu liegen, murmelt die Mutter in TŌKYŌ MONOGATARI, dem berühmtesten Ozufilm. Erbarmungslos. Faszinierend. Wie aus der Genauigkeit und der Liebe beim Filmemachen, der Hingabe an Figuren und Orte eine Genauigkeit und Liebe beim Zuschauer entsteht, das ist das Geheimnis dieser Filme. Fritz Göttler Ein Programm in zusammenarbeit mit der Japan Foundation Tokyo, dem Japanischen Kulturinstitut Köln und dem National Film center / Museum of Modern Art Tokyo. Wakaki hi (Tage der Jugend) | Japan 1929 | R: Ozu Yasujirō | B: Fushimi Akira, Ozu Yasujirō | K: Mohara Hideo | D: Yuki Ichirō, Saitō Tatsuo, Matsui Junko, Iida Chōko, Sakamoto Takeshi | 103 min | OmeU | Studenten im Wettstreit um die Liebe eines Mädchens. Harold Lloyd stand Pate. »Fushimi und ich haben viele Geschichten dieser Art geschrieben«, erinnert sich Ozu an die Arbeit mit seinem Autor. »Abends gingen wir nach Ginza, aßen, tranken und unterhielten uns. Bei mir zuhause unterhielten wir uns, hörten Schallplatten und tranken Tee bis Mitternacht. Und am Morgen hatten wir immer unsere Geschichte. Ich frage mich immer noch, wie wir das eigentlich machten.« ▶ Freitag, 4. März 2016, 21.00 Uhr | Live-Musik: Günter A. Buchwald Daigaku wa deta keredo … (Ich habe promoviert, aber …) | Japan 1929 | R: Ozu Yasujirō | B: Shimizu Hiroshi, Aramaki Yoshio | K: Mohara Hideo | D: Takada Minoru, Tanaka Kinuyo, Oyama Kenji, Sakamoto Takeshi | 12 min (Fragment) | OmeU – Rakudai wa shita keredo … (Ich bin durchgefallen, aber …) | Japan 1930 | R: Ozu Yasujirō | B: Fushimi Akira, Ozu Yasujirō | K: Mohara Hideo | D: Saitō Tatsuo, Futaba Kaoru, Aoki Tomio, Tanaka Kinuyo, Ryū Chishū | 64 min | OmeU – Revisionsfilme, Revision der fröhlichen Studentenzeit, wenn nach dem Examen kaum einer der Jungen eine Stelle findet, die ihn befriedigt. Immer noch die Tradition der dynamischen Harold-Lloyd-Filme, ihre Alltagsdesaster. Einer der Studenten hat fürs Examen seine Manschetten in Spickzettel umfunktioniert, aber die übereifrige Tochter seiner Zimmerwirtin wäscht ihm das Hemd. ▶ Samstag, 5. März 2016, 21.00 Uhr | Live-Musik: Gün- ter A. Buchwald Hogaraka ni ayume (Schreite heiter) | Japan 1930 | R: Ozu Yasujirō | B: Ikeda Tadao, Shimizu Hiroshi | K: Mohara Hideo | D: Takada Minoru, Kawasaki Hiroko, Ozu Yasujirō dafür erzählt. »Ich war wohl ein ziemlich mittelmäßiger Schauspieler«, grinst Ryū, wenn er die endlosen Wiederholungen beschwört, zu denen Ozu ihn nötigte. Hara erinnert an Ozu beim Film BANSHUN: »Nein, zwei weitere Zentimeter nach links. Nein, bisschen mehr. Nein, nein. Links, hab ich gesagt.« 11 Ozu Yasujirō Matsuzono Nobuko, Suzuki Utako, Sakamoto Takeshi | 96 min | OmeU | Ein junger Dieb, Ken, »das Messer« genannt, wird geläutert durch die Liebe einer jungen Frau. Sternbergs UNDERWORLD ist ein großes Vorbild, der auch mehr Melodrama ist als reiner Krimi. »Walk cheerfully«, sagt die Frau, als der Junge geschnappt wird und ins Gefängnis muss. »Schreite heiter, ich werde auf dich warten.« um sein krankes Kind zu retten, aber der Inspektor ist ihm auf den Fersen, taucht in der Wohnung auf, sieht die Misere. Ozu kann auch film noir, als Kammerund Schattenspiel. ▶ Sonntag, 6. März 2016, 21.00 Uhr | Live-Musik: Gün- Wasei kenka tomodachi (Streitende Freunde – Japanischer Stil) | Japan 1929 | R: Ozu Yasujirō | B: Noda Kōgo | K: Mohara Hideo | D: Watanabe Atsushi, Yoshitani Hisao, Takamatsu Eiko | 14 min (Fragment) | OmeU – Shukujo to hige (Die Dame und der Bart) | Japan 1931 | R: Ozu Yasujirō | B: Kitamura Komatsu, Ozu Yasujirō | K: Mohara Hideo | D: Okada Tokihiko, Kawasaki Hiroko, Iida Chōko, Date Satoko, Sakamoto Takeshi | 74 min | OmeU – Zwei Lastwagenfahrer, Rivalen um ein Mädchen, aber ein Dritter erobert sie für sich – ein kleines buddy movie von Ozu. Dazu eine Traditionsbruch-Geschichte: Ein konservativer Junge hat Probleme mit Frauen und bei der Suche nach einem Job, also rasiert er sich seinen edlen Bart ab. ter A. Buchwald Tokkan Kozō (Ein aufrichtiger Junge) | Japan 1929 | R: Ozu Yasujirō | B: Ikeda Tadao, Okubo Tadamoto, Noda Kōgo, Ozu Yasujirō | K: Nomura Ko | D: Saitō Tatsuo, Aoki Tomio, Sakamoto Takeshi | 18 min (Fragment) | OmeU – Sono yo no tsuma (Die Frau jener Nacht) | Japan 1930 | R: Ozu Yasujirō | B: Noda Kōgo | K: Mohara Hideo | D: Okada Tokihiko, Yagumo Emiko, Ichimura Mitsuko, Yamamoto Tōgō, Saitō Tatsuo | 65 min | OmeU – Ein Kidnapper-Divertimento: Der entführte Junge stellt souverän die Situation auf den Kopf, wie in der berühmten Geschichte »The Ransom of Red Chief« von O. Henry. Der Kinderdarsteller Aoki Tomio nannte sich fortan Tokkan Kozō. Als Spiegelgeschichte dazu der zweite Film: Ein Mann begeht einen Einbruch, UMARETE WA MITA KEREDO …– ICH WURDE GEBOREN, ABER …: Tokkan Kozō (rechts) 12 ▶ Dienstag, 8. März 2016, 18.30 Uhr ▶▶ Freitag, 11. März 2016, 21.00 Uhr | Live-Musik: Günter A. Buchwald ▶ Mittwoch, 9. März 2016, 18.30 Uhr ▶▶ Samstag, 12. März 2016, 21.00 Uhr | Live-Musik: Günter A. Buchwald, Kataoka Ichirō (Benshi) ▶ Sonntag, 13. März 2016, 21.00 Uhr | Live-Musik: Günter A. Buchwald, Kataoka Ichirō (Benshi) ▶▶ Dienstag, 15. März 2016, 18.30 Uhr Umarete wa mita keredo … (Ich wurde geboren, aber …) | Japan 1932 | R: Ozu Yasujirō | B: Fushimi Akira, Ibushiya Geibei | K: Mohara Hideo | D: Saitō Tatsuo, Yoshikawa Mitsuko, Sugawara Hideo, Tokkan Kozō, Sakamoto Takeshi | 90 min | OmU | »Ich wollte einen Film über Kinder drehen, entstanden ist ein Film über Erwachsene.« Einer der favorites der Ozu-Gemeinde, über die Macht der Kinder. Sie halten die Mitschüler unter Kontrolle durch ihren magischen Bann und setzen dem Vater heftig zu, weil der sich zum Affen machen lässt von seinem Chef. Den Film sollte man mit seinen Kindern sehen, hat Frieda Grafe empfohlen. ▶ Mittwoch, 16. März 2016, 18.30 Uhr ▶▶ Freitag, 25. März 2016, 21.00 Uhr | Live-Musik: Richard Siedhoff Seishun no yume ima izuko (Wo sind die Träume der Jugend geblieben?) | Japan 1932 | R: Ozu Yasujirō | B: Noda Kōgo | K: Mohara Hideo | D: Egawa Ureo, Tanaka Kinuyo, Saitō Tatsuo, Sakamoto Takeshi, Ryū Chishū | 86 min | OmeU | Eine Dreiecksgeschichte, die ihre Dynamik durch soziale Ungleichheit erhält. Ein Junge will auf die geliebte Frau verzichten, weil auch sein Chef, ein einstiger Studienfreund, sie liebt. Der reagiert traurig empört, auf diese Feigheit vor dem Chef. »Es gibt Pathos, aber auch Schmerz«, schreibt David Bordwell. »Mit diesem Film findet eine Form der Gewalt Eingang in Ozus Welt, die weit über die Schläge von TŌKYŌ NO GASSHO und UMARETE WA MITA KEREDO hinausgeht.« ▶ Dienstag, 22. März 2016, 18.30 Uhr ▶▶ Samstag, spielt vielfach in die kriminellen Aktivitäten hinein. Sehr weit geht eine Frau, um den geliebten Mann endlich dazu zu bewegen, sich der Polizei zu stellen. Sehr groß ist der Einfluss von Sternbergs Filmen, in den geschminkten Lippen der Frauen, den exakt angepassten Fedoras der Männer. ▶ Mittwoch, 23. März 2016, 18.30 Uhr ▶▶ Sonntag, 27. März 2016, 21.00 Uhr | Live-Musik: Yanashita Mie Tōkyō no onna (Eine Frau aus Tokyo) | Japan 1933 | R: Ozu Yasujirō | B: Noda Kōgo, Ikeda Tadao | K: Mohara Hideo | D: Okada Yoshiko, Egawa Ureo, Tanaka Kinuyo, Nara Shin’yō, Ryū Chishū | 47 min | OmeU – Haha o kowazuya (Die Mutter muss man lieben) | Japan 1934 | R: Ozu Yasujirō | B: Noda Kōgo, Ikeda Tadao, nach einer Erzählung von Komiya Shūtaro | K: Aoki Isamu | D: Yūkichi Iwata, Yoshikawa Mitsuko, Katō Seiichi, Mitsui Hideo, Ryū Chishū | 72 min | OmeU – Zwei komplizierte Familien-Dilemmata. Ein Bruder kommt nicht klar damit, dass seine Schwester nachts in einer Bar arbeitet. »Wir fabrizierten die Geschichte, während wir den Barmädchen beim Tanzen zuschauten«, erzählt Ozu. »Der Film war schließlich sehr präzise und dicht. Die Komposition der Szenen begann mein Markenzeichen zu tragen.« Danach der Niedergang eines geordneten Hauses, der Vater stirbt und einer der Söhne erfährt, dass die Mutter seine Mutter gar nicht ist. ▶ Montag, 28. März 2016, 21.00 Uhr | Live-Musik: Yanashita Mie ▶▶ Dienstag, 29. März 2016, 18.30 Uhr Dekigokoro (Eine Laune) | Japan 1933 | R: Ozu Yasujirō | B: Ikeda Tadao | K: Sugimoto Shōjirō | D: Sakamoto Takeshi, Tokkan Kozō, Ohinata Den, Fushimi Nobuko, Iida Chōko | 102 min | OmeU | Eine klassische Geschichte: Ein Tagelöhner, der unverwüstliche Sakamoto Takeshi, zieht seinen Sohn, den robusten Tokkan Kozō, allein auf. Eine japanische Version der Geschichte von THE KID. Es geht ruppig zu, ein Schlagabtausch zwischen Vater und Sohn. Der Sohn überisst sich an Süßigkeiten und wird elend krank. Eine Frau zeigt sich bereit, um die Arztkosten zu tilgen, sich zu verkaufen. Der erste von Ozus Filmen mit dem einsamen Kihachi, damals der prototypische Proll. 26. März 2016, 21.00 Uhr | Live-Musik: Yanashita Mie ▶ Mittwoch, 30. März 2016, 18.30 Uhr ▶▶ Freitag, 1. April 2016, 21.00 Uhr | Live-Musik: Yanashita Mie Hijōsen no onna (Eine Frau in der Gefahrenzone) | Japan 1933 | R: Ozu Yasujirō | B: Ikeda Tadao | K: Mohara Hideo | D: Tanaka Kinuyo, Oka Jōji, Mizukubo Sumiko, Mitsui Hideo, Ryū Chishū | 100 min | OmeU | Ein kleiner Gangsterfilm aus Yokohama, und Liebe Ukigusa monogatari (Eine Geschichte von schwankenden Gräsern) | Japan 1934 | R: Ozu Yasujirō | B: Ikeda Tadao | K: Mohara Hideo | D: Sakamoto Takeshi, Iida Chōko, Mitsui Hideo, Yagumo Rieko, Tokkan Kozō | 86 min | OmeU | Sakamoto wieder als Kihachi, diesmal Ozu Yasujirō Tōkyō no gassho (Der Chor von Tokyo) | Japan 1931 | R: Ozu Yasujirō | B: Noda Kōgo | K: Mohara Hideo | D: Okada Tokihiko, Yagumo Emiko, Sugawara Hideo, Takamine Hideko, Sakamoto Takeshi | 90 min | OmeU | Ein erster Angestelltenfilm, aus Japans Depressionszeit. Ein Familienvater wird entlassen, weil er sich für einen Kollegen eingesetzt hat. Unsicherheit und Misstrauen regieren das Betriebsleben, damit die anderen nicht sehen, wie hoch der Bonus ausgefallen ist, guckt jeder am verborgenen Ort in seinen Umschlag – auf dem Klo. 13 Ozu Yasujirō 14 ist er Chef einer Wanderschauspielertruppe. In einer kleinen Stadt hat er eine Frau, die er liebt und die einen Sohn von ihm hat. Ozus schönste Parallelaktion, die er mehrmals durchspielte: Vater und Sohn stehen zusammen im Fluss und werfen taktgleich die Leinen ihrer Angeln aus. »Es ist das erste Universum auf acht Filmrollen«, schrieb Donald Richie, »in dem alles eine Konsistenz annimmt, die größer ist als das Leben: kurz ein Kunstwerk.« Ozu hat selbst ein Remake gemacht, 1959. ▶ Samstag, 2. April 2016, 21.00 Uhr | Live-Musik: Yanashita Mie ▶▶ Dienstag, 5. April 2016, 18.30 Uhr Tōkyō no yado (Eine Herberge in Tokyo) | Japan 1935 | R: Ozu Yasujirō | B: Ikeda Tadao, Arata Masao | K: Mohara Hideo | M: Horiuchi Keizō | D: Sakamoto Takeshi, Tokkan Kozō, Suematsu Takayuki, Okada Yoshiko, Ryū Chishū | 80 min | OmeU | Kihachi zum dritten. Mit seinen zwei Söhnen zieht er durch die Randgebiete von Tokyo. Nirgends Arbeit. Eine Frau, die er von früher kennt, hilft ihm, und als sie dann selber Hilfe braucht, hilft er ihr mit einem Einbruch. Der letzte erhaltene Stummfilm Ozus, mit Originalmusik und Toneffekten; von den Filmhistorikern in Zusammenhang mit dem italienischen Neorealismus gebracht. ▶ Sonntag, 3. April 2016, 21.00 Uhr ▶▶ Mittwoch, 6. April 2016, 18.30 Uhr Hitori musuko (Der einzige Sohn) | Japan 1936 | R: Ozu Yasujirō | B: Ikeda Tadao, Arata Masao | K: Sugimoto Shōjirō | M: Itō Senji | D: Iida Chōko, Himori Shin’ichi, Hayama Masao, Tsubouchi Yoshiko, Ryū Chishū | 83 min | OmeU | Ozus erster Tonfilm, lange hat er sich gesträubt. Ein Film zwischen den Zeiten, den Zwanzigern und den Dreißigern, und zwischen Land und Stadt. Eine Mutter schuftet sich ab, um dem Sohn eine gute Ausbildung zu verschaffen. Als sie ihn dann nach langen Jahren in Tokyo besucht, sieht sie, dass er es nur zum Abendschullehrer gebracht hat. Und auch das Kino ist so toll nicht, in das er sie führt, sie schläft ein bei Willi Forsts LEISE FLEHEN MEINE LIEDER. ▶ Freitag, 8. April 2016, 21.00 Uhr ▶▶ Mittwoch, 13. April 2016, 18.30 Uhr Kagami jishi (Der Löwentanz) | Japan 1936 | R+B: Ozu Yasujirō | K: Mohara Hideo | 25 min | OmeU | Ozus einziger Dokumentarfilm, über den Kabuki-Star Kikugoro VI. und seine Löwentanz-Performance. – Shukujo wa nani o wasureta ka (Was hat die Dame vergessen?) | Japan 1937 | R: Ozu Yasujirō | B: Fushimi Akira, Ozu Yasujirō | K: Mohara Hideo, Atsuta Yūharu | M: Itō Senji | D: Saitō Tatsuo, Kurishima Sumiko, Kuwano Kayoko, Sakamoto Takeshi, Uehara Ken | 71 min | OmeU | Ozu goes Lubitsch. Mit dieser eleganten comedy erweist er dem Meister in Hollywood seine Reverenz. Ein Spießbürger schiebt für seine amourösen Ginza-Abenteuer die Teilnahme am wöchentlichen Golfspiel vor, und das will seine Frau dann doch einmal genauer wissen. Die Jugend muss es wieder richten. ▶ Freitag, 15. April 2016, 21.00 Uhr ▶▶ Dienstag, 19. April 2016, 18.30 Uhr Toda-ke no kyōdai (Die Geschwister Toda) | Japan 1941 | R: Ozu Yasujirō | B: Ozu Yasujirō, Ikeda Tadao | K: Atsuta Yūharu | M: Itō Senji | D: Fujino Hideo, Katsuragi Ayako, Yoshikawa Mitsuko, Saitō Tatsuo, Saburi Shin | 105 min | OmeU | Der Tod des Vaters wirbelt eine Familie durcheinander, die Mutter und die jüngste Tochter werden zu eher lästigen Mitbewohnern, das Mädchen ist störrisch, lehnt eine vorgeschlagene Heirat ab. Der erste Film Ozus nach seiner Rückkehr aus dem Kriegsdienst, aus dem besetzten China. Dort arbeitet auch der junge Held des Films, der jüngste Bruder. Er nimmt schließlich Mutter und Schwester bei sich auf und kriegt prompt von der Schwester eine ihrer Freundinnen zur Heirat vorgeschlagen. ▶ Samstag, 16. April 2016, 21.00 Uhr ▶▶ Mittwoch, 20. April 2016, 18.30 Uhr Chichi ariki (Es war einmal ein Vater) | Japan 1942 | R: Ozu Yasujirō | B: Ozu Yasujirō, Ikeda Tadao, Yanai Takao | K: Atsuta Yūharu | M: Saiki Kyōichi | D: Ryū Chishū, Sano Shūji, Tsuda Haruhiko, Saburi Shin, Sakamoto Takeshi | 88 min | OmeU | Eine kleine intime Vater-Sohn-Geschichte, aber vom Krieg durch und durch geprägt, seinen hohlen Idealen, seiner Zerrissenheit. Ein erstes Skript wurde 1937 geschrieben, dann wurde Ozu eingezogen, nach seiner Rückkehr wurde die Story neu geschrieben. Ein Über-Vater – er ist auch noch Lehrer –, der gezwungen ist, seinen Sohn getrennt aufwachsen zu lassen. Ryū Chishū ist unglaublich, streng, traurig, aber im Innern mit jener Lässigkeit, die Ozu bei ihm entdeckte, als er ihn für seinen allerersten Film bereits zu sich holte. Einmal macht der Vater mit seinem Kumpel Sakamoto richtig einen drauf, einmal geht er, wie viele Ozu-Väter, mit dem Sohn angeln. ▶ Sonntag, 17. April 2016, 21.00 Uhr ▶▶ Dienstag, 26. April 2016, 18.30 Uhr Nagaya shinshi-roku (Erzählungen eines Nachbarn) | Japan 1947 | R: Ozu Yasujirō | B: Ozu Yasujirō, Ikeda Tadao | K: Atsuta Yūharu | M: Saitō Ichirō | D: Iida Ozu Yasujirō BANSHUN – SPäTER FRüHLING 15 Chōko, Aoki Hōhi, Ozawa Eitarō, Sakamoto Takeshi, Ryū Chishū | 72 min | OmeU | Verlierer-Einsamkeit: »Die wahren Dokumentationen von Japans Nachkriegsleben«, sagt der Filmemacher Pedro Costa, »sind Ozus Filme.« Ein Junge, den keiner will, eine Frau, die sich eher unwillig um ihn zu kümmern beginnt. Dann nimmt sein Vater ihn zurück und es bleibt eine Leerstelle bei der Frau. Nach dem Krieg werden die Überlebensstrategien bei Ozu radikaler. Um die größten Themen werden coole Deals ausgehandelt – in diesem Film um das Bettnässen. ▶ Mittwoch, 27. April 2016, 18.30 Uhr ▶▶ Freitag, 29. April 2016, 21.00 Uhr Kaze no naka no mendori (Ein Huhn im Wind) | Japan 1948 | R: Ozu Yasujirō | B: Ozu Yasujirō, Saitō Ryōsuke | K: Atsuta Yūharu | M: Itō Senji | D: Sano Shūji, Tanaka Kinuyo, Ryū Chishū, Sakamoto Takeshi | 84 min | OmeU | Häusliche Gewalt, ganz offen. Der Film wurde berühmt durch den Treppensturz, den Tanaka Kinuyo erleiden muss. Sie hat sich prostituiert, um das kranke Kind zu retten, als der Mann weg war. »Der Film orientiert sich am amerikanischen Melodram, aber er behandelt eine sehr japanische Frage«, sagt der Filmhistori- ker Sato Tadao: »Wie Japan damit fertig wird, dass es Würde und Selbstwert verloren hat im Krieg.« ▶ Samstag, 30. April 2016, 21.00 Uhr ▶▶ Dienstag, 3. Mai 2016, 18.30 Uhr Banshun (Später Frühling) | Japan 1949 | R: Ozu Yasujirō | B: Noda Kōgo, Ozu Yasujirō, nach einem Roman von Hirotsu Kazuo | K: Atsuta Yūharu | M: Itō Senji | D: Hara Setsuko, Ryū Chishū, Tsukioka Yumeji, Sugimura Haruko, Aoki Hōhi | 108 min | OmeU | Ozu par excellence. Noriko Nr. 1, verkörpert von Hara Setsuko. Sie lebt allein mit ihrem Vater, Ryū Chishū als Professor. Sie demonstriert Unabhängigkeit, sammelt Katharine-Hepburn-Bilder. Alles strahlt. Aber dann will Ryū die Tochter unbedingt verheiraten. Gibt dafür sogar vor, auch sich wieder verheiraten zu wollen. »Das ist nicht sauber«, sagt die Tochter von solchem Verhalten, »das ist ungehörig.« Das ist die Produktivkraft der modernen Gesellschaft – dass die Mädchen sich vom Vater lösen und in ein eigenes Leben hinaus müssen, zu einem anderen Mann. ▶ Sonntag, 1. Mai 2016, 21.00 Uhr ▶▶ Mittwoch, 4. Mai 2016, 18.30 Uhr (Vorfilm: Drei Minuten in einem Film von Ozu | BRD 1988 | R+B: Helmut Färber | 15 min) Ozu Yasujirō TōKYō MONOGATARI – DIE REISE NACH TOKYO 16 Munekata shimai (Die Schwestern Munekata) | Japan 1950 | R: Ozu Yasujirō | B: Noda Kōgo, Ozu Yasujirō, nach einem Roman von Osaragi Jirō | K: Ohara Jōji | M: Saitō Ichirō | D: Tanaka Kinuyo, Takamine Hideko, Uehara Ken, Takasugi Sanae, Ryū Chishū | 112 min | OmeU | Generationenkonflikt diesmal nicht zwischen Eltern und Kindern, sondern zwischen zwei Schwestern, verschieden alt, und die jüngere arbeitet in einer Bar. Sie kommen, was Männer angeht, über Kreuz, und es scheppert gewaltig: Die junge haut, blasphemisch, auf die verehrte Rüstung der Vorfahren in der Eingangshalle des Familienhauses. ▶ Dienstag, 17. Mai 2016, 18.30 Uhr 20. Mai 2016, 21.00 Uhr ▶▶ Freitag, Bakushū (Weizenherbst) | Japan 1951 | R: Ozu Yasujirō | B: Noda Kōgo, Ozu Yasujirō | K: Atsuta Yūharu | M: Itō Senji | D: Hara Setsuko, Ryū Chishū, Awashima Chikage, Miyake Kuniko, Sugai Ichirō | 124 min | OmeU | Ein hübsches Gegenstück zu BANSHUN, wie vertrackt und komisch es sein kann, eine Frau aus einem Familienheim hinaus zu verheiraten. Hara Setsuko als Noriko Nr. 2. Die Ozu-Wundertüte ist diesmal gespickt mit kleinen Besonderheiten, verblüffend und frech. Der Song »Home, Sweet Home« klingt kurz an, die aufsässigen Jungs kicken das Brot herum, das der Vater bringt, und es gibt, am Strand, tatsächlich eine Kranfahrt in einem Ozu-Film. ▶ Mittwoch, 18. Mai 2016, 18.30 Uhr ▶▶ Samstag, 21. Mai 2016, 21.00 Uhr Ochazuke no aji (Der Geschmack von grünem Tee über Reis) | Japan 1952 | R: Ozu Yasujirō | B: Noda Kōgo, Ozu Yasujirō | K: Atsuta Yūharu | M: Saitō Ichirō | D: Saburi Shin, Kogure Michiyo, Tsuruta Kōji, Ryū Chishū, Awashima Chikage | 116 min | OmeU | Rückkehr zu den einfachen Dingen, nach einem Skript, dessen erste Fassung von 1939 stammt und von der Zensur nicht genehmigt worden war. Eine überheblich gutbürgerliche Frau verachtet ihren Mann. Kogure Michiyo spielt sie, die leidenschaftliche Heldin in drei der schönsten Mizoguchi-Filme. Am Ende setzt sie dem Mann eine seiner Lieblingsspeisen vor, ganz einfach, Reis mit grünem Tee. Ryū Chishū als Spielautomatenbesitzer, der an seinem erfolgreichen Business verzweifelt: Es bringt unseren nationalen Geist runter! ▶ Sonntag, 22. Mai 2016, 21.00 Uhr ▶▶ Dienstag, 24. Mai 2016, 18.30 Uhr ▶ Freitag, 27. Mai 2016, 21.00 Uhr Tōkyō monogatari (Die Reise nach Tokyo) | Japan 1953 | R: Ozu Yasujirō | B: Noda Kōgo, Ozu Yasujirō | K: Atsuta Yūharu | M: Saitō Kōjun | D: Ryū Chishū, Higashiyama Chieko, Hara Setsuko, Sugimura Haruko, Nakamura Nobuo | 135 min | OmU | Noch einmal Ozu par excellence. »Sein wildester Film«, schreibt Thom Andersen, »und sein elegantester.« Die Reise nach Tokyo führt die Eltern noch einmal aus der Provinz zu den Kindern, ihren Hoffnungen und Träumen, der Stagnation, zu denen die Nachkriegstristesse sie verdammt. Nur Noriko strahlt, die Frau des gefallenen Sohnes, Noriko Nr. 3, wieder verkörpert von Hara Setsuko. ▶ Mittwoch, 25. Mai 2016, 18.30 Uhr ▶▶ Samstag, 28. Mai 2016, 21.00 Uhr Tōkyō kazoku (Eine Familie in Tokyo) | Japan 2013 | R: Yamada Yōji | B: Yamada Yōji, Hiramatsu Emiko | K: Chikamori Masashi | M: Joe Hisaishi | D: Hashizume Isao, Yoshiyuki Kazuko, Nishimura Masahiko, Natsukawa Yui | 146 min | OmU | Zum 60. Jahrestag von TŌKYŌ MONOGATARI drehte Yamada Yōji, in den Sechzigern Ozus Assistent und später bekannt hauptsächlich für die 48 Filme der TORA-SAN-Serie, dieses Remake. Tatsächlich ist es eher eine Huldigung. Yamada hat die Geschichte ins Tokyo der heutigen Zeit versetzt, der Tsunami und die Fukushima-Katastrophe 2011 bilden den Hintergrund. Vieles hat sich geändert, aber alles bleibt gleich – die Familie, das Eltern- und das Kindsein, das Kommen und Gehen im Fließen der Zeit. ▶ Sonntag, 29. Mai 2016, 21.00 Uhr Sōshun (Früher Frühling) | Japan 1956 | R: Ozu Yasujirō | B: Noda Kōgo, Ozu Yasujirō | K: Atsuta Yūharu | M: Saitō Kōjun | D: Awashima Chikage, Ikebe Ryō, Kishi Keiko, Takahashi Teiji, Ryū Chishū | 144 min | OmeU | Aus dem Leben der Pendler, der mittleren Angestellten, die Tag für Tag mit dem Zug von ihren Vororten in die Stadt zur Arbeit fahren und mit den verschiedenen Rhythmen des Lebens nicht mehr zurechtkommen. Parallel-Leben, Untreue, Verdrängen und Vergessen. »Ich versuchte allem aus dem Weg zu gehen, was dramatisch sein könnte«, sagte Ozu, und »man sieht«, schreibt Helmut Färber, »wie insgesamt in diesen Filmen, in dieser Erzählung von Ozu das Tragende, das Konstante nicht die Personen und Geschehnisse, sondern die Formen sind.« ▶ Mittwoch, 1. Juni 2016, 19.00 Uhr ▶▶ Freitag, 3. Juni 2016, 21.00 Uhr Tōkyō boshoku (Tokyo in der Dämmerung) | Japan 1957 | R: Ozu Yasujirō | B: Noda Kōgo, Ozu Yasujirō | K: Atsuta Yūharu | M: Saitō Kōjun | D: Ryū Chishū, Arima Ineko, Kinzō Shin, Hara Setsuko, Yamada Isuzu | 140 min | OmeU | Ein »East of Eden« in Tokyo. Zwei Schwestern erfahren erst zufällig, dass ihre Mutter eine Bar führt, die ältere reagiert mit strengem Hass. Ungewöhnlich für Ozu, wie die Menschen sich weigern, miteinander zu sprechen. Die Momente des Schweigens sind wie psychische Sackgassen. »Bei Ozu«, schreibt Serge Daney, »sind die Individuen nicht immer auf der Höhe dessen, was sie sich aufrecht halten lässt.« ▶ Dienstag, 31. Mai 2016, 18.30 Uhr ▶▶ Samstag, 4. Juni 2016, 21.00 Uhr Ikite wa mita keredo – Ozu Yasujirō den (Ich habe gelebt, aber …) | Japan 1983 | R: Inoue Kazuo | B: Inoue Kazuo, Takaoka Kōki | K: Atsuta Yūharu | M: Saitō Kōjun | Mit Ryū Chishū, Okada Mariko, Tsukasa Yōko, Imamura Shōhei, Donald Richie, Sato Tadao | 124 min | OmeU | Eine Huldigung der Produktionsfirma Shōchiku zum 20. Todestag Ozus. Inoue Kazuo, Ozus Assistent in den Sechzigern, webt einen Gedächtnisteppich mit Filmausschnitten und Gesprächen mit Schauspielern und Mitarbeitern. ▶ Sonntag, 5. Juni 2016, 21.00 Uhr Higanbana (Sommerblüten) | Japan 1958 | R: Ozu Yasujirō | B: Noda Kōgo, Ozu Yasujirō, nach einer Erzählung von Satomi Ton | K: Atsuta Yūharu | M: Saitō Kōjun | D: Saburi Shin, Tanaka Kinuyo, Arima Ineko, Yamamoto Fujiko, Ryū Chishū | 118 min | OmeU | Der erste Farbfilm Ozus. Ein Familienvater, der wie ein Chamäleon reagiert, wenn es um das Beste für seine Familie geht und um seine Prinzipien. Liebesheirat ist ihm suspekt. Saburi Shin spielt ihn, der junge Sohn aus der Toda-Familie. Ozu hat mächtig Spaß mit einem roten Teekessel, der durch die Einstellungen im Familienhaus Ozu Yasujirō Tokyo-Ga | BRD 1985 | R+B: Wim Wenders | K: Ed Lachman | M: Dick Tracy | Mit Ryū Chishū, Atsuta Yūharu, Werner Herzog | 92 min | »Wenn es in unserem Jahrhundert noch Heiligtümer gäbe, wenn es so etwas gäbe wie das Heiligtum des Kinos, müsste das für mich das Werk des japanischen Regisseurs Yasujiro Ozu sein. So japanisch diese Filme auch sind, so allgemeingültig sind sie zur gleichen Zeit. Für mich war das Kino nie vorher und nie mehr seitdem so nahe an seiner Bestimmung: Ein Bild des Menschen des 20. Jahrhunderts zu geben, ein wahres und gültiges Bild, in dem er sich nicht nur wiedererkennen, sondern von dem er vor allem über sich selbst lernen könnte.« (Wim Wenders) 17 mäandert. »Farbe nimmt Ozu nie als dramaturgisches Mittel, und selten hat sie symbolische Bedeutung. Sie ist ein Element zur Definition von Raum, von dem aus er japanisches Leben begreift. Durch Farbe beurteilt er den Raum.« (Frieda Grafe) Ozu Yasujirō ▶ Dienstag, 7. Juni 2016, 18.30 Uhr 18 ▶▶ Freitag, 10. Juni 2016, 21.00 Uhr Ohayō (Guten Morgen!) | Japan 1959 | R: Ozu Yasujirō | B: Noda Kōgo, Ozu Yasujirō | K: Atsuta Yūharu | M: Mayuzumi Toshirō | D: Sada Keiji, Kuga Yoshiko, Ryū Chishū, Miyake Kuniko, Sugimura Haruko | 94 min | OmeU | »›Das Leben ist ein leerer Traum‹, heißt es in diesem Film. Eine Ozu-Maxime«, schreibt Richard Combs. »Hier begegnen wir ihr in einem grausam monotonen Vorort Tokyos, wo das Leben gestanzt ist wie in einem Film von Tati.« Der Stubenterror der Kids erreicht die Intensität aus UMARETE WA MITA KEREDO, die Jungs regen sich über die Gute-Morgen-Floskelei auf und wollen unbedingt einen Fernseher. Ein Redestreik! Nochmal Combs: »Die Erwachsenen merken, dass man über wirklich wichtige Themen nur schwer reden kann und halten sich dann an das wichtigste aller unwichtigen Ozu-Themen, das Wetter.« ▶ Mittwoch, 8. Juni 2016, 18.30 Uhr ▶▶ Samstag, 11. Juni 2016, 21.00 Uhr Ukigusa (Abschied in der Dämmerung) | Japan 1959 | R: Ozu Yasujirō | B: Noda Kōgo, Ozu Yasujirō | K: Miyagawa Kazuo | M: Saitō Kōjun | D: Nakamura Ganjirō, Kyō Machiko, Sugimura Haruko, Kawaguchi Hiroshi, Ryū Chishū | 119 min | OmeU | Der Film mit dem Leuchtturm und der Flasche im Sand, eins der magischen Ozu-Eröffnungsbilder. Die Geschichte von UKIGUSA MONOGATARI über den Wanderschauspieler und die Frau, die er in einem Dorf hat, und ihren Sohn, noch einmal erzählt, in heiteren Farben. Miterzählt: die Differenz, die Zeit, die vergangen ist, seit der ersten Version 1934, ein Vierteljahrhundert früher. Ozus visuell schönster Film. Die Kamera macht Miyagawa Kazuo, der oft für Kurosawa und Mizoguchi arbeitete. ▶ Sonntag, 12. Juni 2016, 21.00 Uhr ▶▶ Dienstag, 14. Juni 2016, 18.30 Uhr Akibiyori (Spätherbst) | Japan 1960 | R: Ozu Yasujirō | B: Noda Kōgo, Ozu Yasujirō, nach einer Erzählung von Satomi Ton | K: Atsuta Yūharu | M: Saitō Kōjun | D: Hara Setsuko, Tsukasa Yōko, Ryū Chishū, Okada Mariko, Saburi Shin | 128 min | OmU | »Schöne junge Frauen schöne Sachen machen lassen«, das Motto der Nouvelle vague, die sich in Europa gerade auf den Weg macht. Ozu geht weiter, bei ihm machen auch ältere Frauen schöne Sachen. Eine Mutter will ihre Tochter verheiraten, aber die will erst gehen, als sie denkt, auch die Mutter will eine neue Ehe. Eine späte Variation von BANSHUN, mit Rollenwechsel: Hara Setsuko, damals die Tochter, spielt hier die Mutter. »Das sind Leute, beschreibt Ozu die Personen seines Films, die das Leben unnötig kompliziert machen, indem sie sich in andere hineinzudenken versuchen.« (Frieda Grafe) ▶ Mittwoch, 15. Juni 2016, 18.30 Uhr ▶▶ Freitag, 17. Juni 2016, 21.00 Uhr Kohayagawa-ke no aki (Der Herbst der Familie Kohayagawa) | Japan 1961 | R: Ozu Yasujirō | B: Noda Kōgo, Ozu Yasujirō | K: Nakai Asakazu | M: Mayuzumi Toshirō | D: Nakamura Ganjirō, Hara Setsuko, Aratama Michiyo, Tsukasa Yōko, Ryū Chishū | 103 min | OmeU | Ein unwürdiger Greis, Familienvater und Patriarch einer Sake-Fabrik, es zieht ihn zu einer Geliebten und bei der stirbt er. Die Familie ist indigniert. »Das Fehlen jeglicher Abschiedsstimmung zeigt an, wie wenig wir noch spüren von dem, was wir nicht mehr sind«, schrieb Botho Strauß 2000 und führte zum Beleg Szenen aus diesem Film an. Die Qualität seiner Drehbucharbeit mit Noda Kōgo hat Ozu immer nach der Reihe der leeren SakeFlaschen bemessen, die danach übrigblieben. Selbst die Krähen ums Krematorium scheinen vom Meister persönlich platziert, effizienter als die bei Hitchcock, der gerade an seinem Film THE BIRDS bastelte. ▶ Samstag, 18. Juni 2016, 21.00 Uhr ▶▶ Dienstag, 21. Juni 2016, 18.30 Uhr Samma no aji (Ein Herbstnachmittag) | Japan 1962 | R: Ozu Yasujirō | B: Noda Kōgo, Ozu Yasujirō | K: Atsuta Yūharu | M: Saitō Kōjun | D: Ryū Chishū, Iwashita Shima, Sada Keiji, Okada Mariko, Mikami Shin’ichirō | 112 min | OmeU | Botho Strauß: »Man wird sich nicht mehr auf die Suche nach der verlorenen Zeit begeben, sondern auf die Suche nach dem verlorenen Sinn für die verlorene Zeit.« Ein Abschiedsfilm, phantomhafter als alle anderen von Ozu. Ein Vater, Ryū Chishū, muss die Tochter aus dem Haus geben. Der Krieg spielt noch einmal herein, bei einem Umtrunk mit alten Kameraden. Die Wirtin einer Bar hat eine magische Ähnlichkeit mit seiner toten Frau. Die Nacht strahlt, »so dass dies für leer erkannte Leben weiterbesteht und fortbesteht als das zu lebende Leben.« (Helmut Färber) ▶ Sonntag, 19. Juni 2016, 21.00 Uhr ▶▶ Mittwoch, 22. Juni 2016, 18.30 Uhr Jim Jarmusch Jim Jarmusch: Filmische Resonanzkörper Jim Jarmusch, Neil Young 19 Jack White setzt eine Schutzbrille auf, zieht dicke Arbeitshandschuhe an und betätigt einen Schalter – Funken sprühen, das Lachen eines verrückten Professors zuckt über sein Gesicht. Er führt seiner Bandkollegin Meg bei einer Tasse Kaffee eine selbst gebaute Tesla-Spule vor. Im Gespräch preist er den Erfinder und Physiker Nikola Tesla als Pionier der Elektrotechnik, aber auch als popkulturelle Ikone: »Nikola Tesla perceived the earth as a conductor of acoustical resonance.« Im Hintergrund läuft »Down on the Street« von Iggy Pops Band The Stooges, über dem Kaffeehaustisch hängt ein großes Porträt von Lee Marvin. Jim Jarmusch benennt in dieser Episode aus COFFEE AND CIGARETTES ein Thema, das sich durch sein gesamtes Werk zieht: die Resonanz. Nicht nur legt er der Band The White Stripes dieses Statement in den Mund, die gesamte Episode löst popkulturelle Schwingungen in alle Richtungen aus. Denn jedes noch so kleine Detail verweist über die Grenzen des Films hinaus auf eine Vielzahl von kulturellen Phänomenen: sowohl die musikalischen Referenzen an die White Stripes, an Iggy Pop, der selbst gemeinsam mit Tom Waits in einer der Episoden des Films auftritt, als auch die Hommage an Lee Marvin, dessen Rolle in John Boormans POINT BLANK Jarmusch später mit THE LIMITS OF CONTROL aufgreifen wird. Jim Jarmuschs Filme sind dichte popkulturelle Resonanzkörper, groß angelegte eklektizistische Remix- und Sampling-Projekte. Nicht nur schöpft Jarmusch aus einem nahezu unbegrenzten Vorrat an Zitaten und Referenzen, er ist auch ein feinfühliger Filmemacher, der mit viel Gespür aus vermeintlich alltäglichen und oft gesehenen Situationen poetische und visuell überwältigende Filme zaubert. Verwunderlich ist dies nicht, denn Jarmusch, 1953 in Akron, Ohio geboren, wuchs in und mit Popkultur auf: Die Mutter, eine Filmkritikerin, steckte ihn als Kind regelmäßig ins Kino, um ein wenig Zeit für sich zu haben. Jarmusch spielt seit jeher als Keyboarder in Bands – seine erste Band The Del-Byzanteens steuerte zwei Songs zu Wim Wenders’ DER STAND DER DINGE bei; mit der Band SQÜRL spielte er den Soundtrack zu ONLY LOVERS LEFT ALIVE ein – der Bandname stammt von der fiktiven Combo aus COFFEE AND CIGARETTES. Vor seiner Filmkarriere studierte er Jim Jarmusch Literatur an der NYU. Nach einem Auslandsjahr in Paris, wo er die meiste Zeit statt im Vorlesungssaal in der cinémathèque Française verbrachte, bewarb er sich an der Tisch School of the Arts in New York. Er hatte zu jenem Zeitpunkt noch keinen Film gedreht, reichte daher kurzerhand einige seiner Texte ein – und wurde prompt angenommen. Als Assistent des großen Nicholas Ray, der an der Filmhochschule lehrte, half er 1980 auch bei Wim Wenders’ Film über Ray mit, LIGHTNING OVER WATER. Als Wenders 1981 DER STAND DER DINGE abgedreht hatte, überließ er das übrige unbelichtete Filmmaterial dem jungen Jarmusch, der aus etwa 60 Minuten Film einen Kurzfilm von 30 Minuten machte: STRANGER THAN PARADISE verwendet aufgrund des Materialmangels extrem wenige, dafür sehr lange Einstellungen; diese verleihen dem fertigen Film aber erst den lakonischen Erzählstil und die morbide Film-Noir-Attitüde, die seitdem allen Filmen von Jarmusch zu eigen sind und ihren Charme ausmachen. Die Langversion des Filmes gewann 1984 die caméra d’Or in Cannes. Dabei passiert nie besonders viel in Jarmuschs Filmen – »You come to someplace new and everything looks just the same« stellt Eddie in STRANGER THAN PARADISE fest. Denn Jarmusch zeigt lieber die Momente zwischen der Handlung, die banalen Momente: Übergangsorte und Übergangsmomente, Warten, Langeweile. In INT. TRAILER. NIGHT, seinem Beitrag zur Kurzfilmsammlung TEN MINUTES OLDER: THE TRUMPET, zeigt er eine Schauspielerin, die in einer kurzen Drehpause auf ihren nächsten Einsatz wartet. Jarmusch STRANGER THAN PARADISE 20 selbst wird Teil dieser Wiederholungsschleifen, wenn er in Wayne Wangs BLUE IN THE FACE mit Harvey Keitel seine letzte Zigarette raucht und über die Großartigkeit von Kaffee und Zigaretten sinniert. So sitzen dann eben die Damen und Herren bei Jarmusch im Café, im Taxi wie in NIGHT ON EARTH oder im Hotelzimmer wie in MYSTERY TRAIN und sprechen über Sinn und Unsinn des Lebens, tauchen für einen kurzen Moment aus der Realität ab, um zu sich selbst zu finden. Allie stromert in PERMANENT VACATION als Prototyp der Slacker durch New York. Auch ihn treibt die innere Unruhe weiter, vorbei an Straßenmusikern und Kinos, auf den Spuren von Nicholas Ray und Charlie Parker. Er schlendert am Jazzmusiker John Lurie vorbei, der in einem Echo an den Zauberer von Oz »Somewhere over the Rainbow« auf dem Saxophon spielt und scheinbar direkt aus STRANGER THAN PARADISE und seiner Rolle als Willie herübergestiegen ist. Luries dritte Zusammenarbeit mit Jarmusch soll seine berühmteste werden: Als Jack in DOWN BY LAW – an der Seite von Tom Waits als Zack, seinem Quasi-Doppelgänger. Das Komikerduo wird von Roberto Benigni verstärkt, die improvisierte »I scream for ice cream«Szene ist wohl eine der berühmtesten des Independentkinos. Die drei treten ein Road Movie der anderen Art an, kämpfen sich durch die Sümpfe im MississippiDelta wie durch einen Märchenwald. Währenddessen kommentiert Roberto die eigene Situation immer wieder in Zitaten von Walt Whitman, stellt aber auch nach der Flucht aus dem Gefängnis freudestrahlend fest: »We escaped like in American movies.« einen nach Nikola Tesla umgerüsteten Jaguar XJ-S fährt – an der Verrohung der Menschen verzweifelt. Ihr Lebenselixir: eine popkulturelle Parallelwelt, ein aus Referenzen und Hommagen gesponnenes Sicherheitsnetz. Und wen wunderts? Die Ahnengalerie in der heruntergekommenen Vampirvilla ist beinahe deckungsgleich mit Jarmuschs Filmfamilie, seinen Idolen, seinen Hausheiligen. Sofia Glasl Permanent Vacation (Dauernd Ferien) | USA 1980 | R+B: Jim Jarmusch | K: Tom DiCillo, Jim Jarmusch | M: Jim Jarmusch, John Lurie | D: Chris Parker, Leila Gastil, John Lurie, Richard Boes, Sara Driver, Eric Mitchell | 75 min | OmU | »Allie ist ungefähr 16, streift durch die verfallenen Straßen der Lower East Side Ende der 70er Jahre, sprüht in gelber Farbe auf eine Hauswand ›Allie, total blam blam‹ und wohnt bei einer schönen jungen Frau, die das Alleinsein satt hat: Leila. Leila sitzt am Fenster einer dieser seit langem unrenovierten Wohnungen, die Beine auf der Fensterbank, den Blick hinaus zum Fenster und wartet. Allie tanzt zu Parkers Musik. Die Beziehung zwischen beiden ist eine vorübergehende – wie alles im Leben Allies vorübergehend ist. Schon in PERMANENT VACATION präsentiert Jarmusch eine dieser Figuren, die ständig auf Reisen sind, ständig neue Wege beschreiten und nie irgendwo ankommen.« (Ulrich Behrens) ▶ Mittwoch, 9. März 2016, 21.00 Uhr Stranger Than Paradise | USA 1984 | R+B: Jim Jarmusch | K: Tom DiCillo | M: John Lurie | D: John Lurie, Eszter Balint, Richard Edson, Cecilia Stark, Danny Rosen, Tom DiCillo | 89 min | OmU | »Ein Road-Movie, eine Komödie, ein schwarz-weißes, wunderschönes Gedicht über Amerika, das ist STRANGER THAN PARADISE. Oder auch: JULES ET JIM in Amerika der 80er, oder aber auch PARIS, TEXAS aus amerikanischer Sicht – also: TEXAS, PARIS. Eine Liebeserklärung an das Leben, das Herumhängen und eine ganz individuelle Art von Genießen, an den ganz normalen Alltag, der so viel Spaß bereiten kann. Ein Film mit drei hervorragenden Schauspielern und Bildern, die in ihrer Kargheit und Schlichtheit mehr Gefühl rüberbringen, als ein Bunt-Stoff je auszudrücken vermag. STRANGER THAN PARADISE ist für mich der beste Film des Jahres 1984.« (Hans-Ulrich Pönack) ▶ Mittwoch, 16. März 2016, 21.00 Uhr Down by Law (Alles im Griff) | USA 1986 | R+B: Jim Jarmusch | K: Robby Müller | M: John Lurie | D: Tom Waits, John Lurie, Roberto Benigni, Nicoletta Braschi, Jim Jarmusch Jarmuschs Figuren reflektieren also die eigene Rolle in und als popkulturelle Phänomene immer wieder mit, lassen sich auf das Spiel mit mehreren Bedeutungsschichten ein. Ähnlich ergeht es auch Bill Murray in BROKEN FLOWERS. Als abgehalfterter Don Juan scheint er seine Rolle aus Sofia Coppolas LOST IN TRANSLATION einfach in einem neuen Film weiterzuleben und bekommt es mit einer Reihe von literarischen Frauenfiguren zu tun: Laura, Lolita, Carmen und Dora, die ihre berühmten Rollen an Don abarbeiten. Doch sind es gerade die Frauen mit Namen aus der Musik, die ihm letztendlich die Augen öffnen: Penny (Lane?) und die Floristin Sun Green – in Anlehnung an Neil Youngs gleichnamigen Song. Bereits einige Jahre zuvor hatte Jarmusch seinem Idol Young die Dokumentation YEAR OF THE HORSE gewidmet. Youngs eindringlicher Soundtrack zu DEAD MAN hatte einen bedeutenden Anteil an der mythisch-morbiden Stimmung des aus Western, Road Movie und indigenem Ritus zusammengesetzten Films. Dass gerade die westerntypischste aller Szenen, der Showdown, hier geradezu en passant abgehandelt wird, ist bezeichnend, denn Jarmusch fokussiert die mythologische Sinnsuche seines Antihelden Bill Blake, der seine berühmte Doppelidentität als Poet William Blake erst anerkennen lernen muss. Den nachgereichten Shootout liefern sich in GHOST DOG der titelgebende Samurai-Auftragskiller und sein Mafiakontakt, wieder selbstreflexiv kommentierend, wenn Ghost Dog fragt: »What’s this, Louie? High Noon?« Hier treffen asiatische Kriegskunst auf Mafiastrukturen, Frankenstein auf Comic und Western auf Gangsta-Rap. Kurz vor seinem Duell übergibt Ghost Dog seinen Anzug an Raymond, gespielt von Isaach de Bankolé, der ebendiesen Anzug in THE LIMITS OF CONTROL trägt und Ghost Dogs Mission als Auftragskiller fortführt. Hier verdichtet Jarmusch seinen cineastischen Minimalismus nochmals auf das Wesentliche, reduziert die Handlung bis fast zum Stillstand, um jedoch Metaebene um Metaebene aufeinanderzutürmen und in den an COFFEE AND CIGARETTES erinnernden Episoden sowohl Film- und Musik- als auch Kunstgeschichte noch enger miteinander zu verweben. Hier wird Nicholas Rays Film IN A LONELY PLACE zu einem fiktiven Werk mit dem spanischen Titel UN LUGAR SOLITARIO, Tilda Swinton tritt als archetypische HitchcockBlondine auf, um diese stilisierte Rolle gleich im nächsten Film wieder zu brechen. Denn in ONLY LOVERS LEFT ALIVE ist Swinton als zottelige Vampir-Blondine zu sehen, die mit ihrem misanthropischen Lebensgefährten – selbstredend ein Musiker, der Jack White zum Verwechseln ähnlich sieht und 21 Jim Jarmusch DOWN BY LAW 22 Ellen Barkin | 106 min | OmU | »John Lurie ist als Filmkomponist und Darsteller seit Jarmuschs erstem Film dabei; jetzt stößt Tom Waits mit seinen Songs hinzu und spielt einen arbeitslosen Radio-Diskjockey. Zwei Multitalente, wie Jarmusch selbst. Die Obsessionen dieser drei Musketiere des hip feeling, bereichert um den singulären Witz eines entgleisten italienischen Touristen (Roberto Benigni), das Ganze verrührt zu einer Häftlingsgeschichte, die aus einer Gefängniszelle in New Orleans in die schwülen Sümpfe des Mississippi-Deltas und von dort direkt ins Märchen führt: Das ist DOWN BY LAW, ein filmisches Amalgam, das als Kultobjekt für Exzentriker, aber genialerweise auch als pures Kino funktioniert.« (Klaus Kreimeier) ▶ Mittwoch, 23. März 2016, 21.00 Uhr Mystery Train | USA 1989 | R+B: Jim Jarmusch | K: Robby Müller | M: John Lurie | D: Masatoshi Nagase, Yūki Kudō, Screamin’ Jay Hawkins, Nicoletta Braschi, Joe Strummer, Steve Buscemi | 110 min | OmU | »Die kargen Erlebnisse eines matten japanischen TeeniePärchens an den Überresten der Kultstätten des Rock ’n’Roll in Memphis, Tennessee. Zwei fremde Frauen teilen sich in demselben Hotel für eine Nacht ein Zimmer. Einige arbeitslose Kumpels besaufen sich, schießen sich in einem Laden neuen Whisky frei und landen schließlich auch in dem Hotel, wo alles zusammenläuft. Die Uhrzeit 2.17 Uhr spielt ebenso eine Rolle wie der Geist von Elvis Presley und eine unerwünschte Pistole. MYSTERY TRAIN von Jim Jarmusch, das sind Gesten, kleine, eckige Bewegungen, stumme Blicke, die vielen Anspielungen über die Musik von John Lurie und Elvis, die heruntergekommenen Gebäude, die schmutzigen Straßen, die lädierte Sprache.« (Hans-Ulrich Pönack) ▶ Mittwoch, 30. März 2016, 21.00 Uhr Night on Earth | USA 1991 | R+B: Jim Jarmusch | K: Frederick Elmes | M: Tom Waits | D: Gena Rowlands, Winona Ryder, Armin Mueller-Stahl, Giancarlo Esposito, Béatrice Dalle, Roberto Benigni, Matti Pellonpää | 129 min | OmU | »Jeder der von Jim Jarmusch aufgesuchten Orte bietet uns eine spezifische, wie man so schön sagt: landesübliche Atmosphäre. Heimat zentriert sich in den fünf Episoden dieses Nachtfilms in fünf Taxen, aber nur flüchtig. Sie sind kurzzeitiger Treffpunkt ganz verschiedener Menschen – vor dem Steuer und auf dem Rücksitz. Und doch verbindet alle eine Tragikomik des Geschehens auf engstem Raum. Das Taxi wird zum Brennpunkt unausgesprochener, wenn auch angesprochener menschlicher Konflikte. Fremde treffen aufeinander, mehr oder weniger zufällig. Es bleibt der Phantasie des Betrachters überlassen, die Geschichten weiter zu erzählen.« (Ulrich Behrens) ▶ Mittwoch, 6. April 2016, 21.00 Uhr Blue in the Face (Alles blauer Dunst) | USA 1995 | R+B: Wayne Wang, Paul Auster | K: Adam Holender | D: Lou Reed, Michael J. Fox, Roseanne Barr, Jim Jarmusch, Lily Tomlin, Madonna, Harvey Keitel | 83 min | OmU | In einem kleinen Tabakladen »treffen sich die Bewohner Brooklyns, um über Alltägliches zu reden, um zu streiten und zu philosophieren. Viele sind zornig und unzu- ▶ Mittwoch, 13. April 2016, 21.00 Uhr Dead Man | USA 1995 | R+B: Jim Jarmusch | K: Robby Müller | M: Neil Young | D: Johnny Depp, Gary Farmer, Crispin Glover, John Hurt, Robert Mitchum, Iggy Pop, Gabriel Byrne | 121 min | OmU | »Die Geschichte des ›toten Mannes‹ beginnt mit William Blakes Zugfahrt in den Ort Machine, wo er die Stelle eines Buchhalters antreten will. In dem Abteil, das er mit wilden Gesellen des Weste(r)ns teilt, wirkt der junge, feminine Mann im großkarierten Anzug genauso verloren wie die Landschaften, die man am Fenster vorüberziehen sieht. Mit dem Zug verlassen wir die klassischen Wirkungsstätten von John Ford und John Wayne und begeben uns auf ein neues Terrain: Jim Jarmuschs Western. Jarmusch bleibt trotz des ungewohnten Genres seinem wunderbar lakonischem Stil und der Idee der interkulturellen Konfrontation treu.« (Max Herrmann) ▶ Mittwoch, 20. April 2016, 21.00 Uhr Year of the Horse | USA 1997 | R+B: Jim Jarmusch | K: Jim Jarmusch, L.A. Johnson, Steve Onuska, Arthur Rosato | M: Neil Young | Mit: Neil Young, Ralph Molina, Frank Sampedro, Billy Talbot, Larry Cragg, Jim Jarmusch | 106 min | OmU | »Ein Rock’n’Roll Movie über die Menschen und die Musik der Band Neil Young and crazy Horse. Die Live-Auftritte wurden in Europa und den USA während der Tournee 1996 aufgenommen. Interviews und das Footage-Material stammen auch aus dieser Zeit, mit Ausnahme einiger Szenen, die aus dem Jahre 1976 bzw. 1986 kommen. Neil Young and crazy Horse war schon immer meine absolute Lieblingsband. Im Grunde ist es genauso, wie Scott Young (Neils Vater) im Film sagt: Ihre Musik scheint immer besser, besser und besser zu werden.« (Jim Jarmusch) ▶ Mittwoch, 27. April 2016, 21.00 Uhr Ghost Dog (Der Weg des Samurai) | USA 1999 | R+B: Jim Jarmusch | K: Robby Müller | M: The RZA | D: Forest Whitaker, John Tormey, Cliff Gorman, Frank Minucci, Richard Portnow | 116 min | OmU | »GHOST DOG ist ein höchst gelungener Film und er ergänzt Jarmuschs bisheriges Œuvre hervorragend: geht es doch vor allem um die Gegenüberstellung zweier Ehrenkodexe, also hochaufgeladener kultureller Muster. Da ist zum einen der adaptierte Kodex des schwarzen Samurai, den dieser bis zum Ende konsequent durchhält, und zum anderen der von vielen amerikanischen Filmen stilisierte Ehrenkodex der Mafia, über den sich Jarmusch lustig macht, ja nur noch lustig machen kann, nachdem ein Scorsese ihn bereits in GOODFELLAS und CASINO dekonstruiert hat. Bei den Mafiosi handelt es sich tatsächlich um Comicfiguren!« (Max Herrmann) ▶ Mittwoch, 4. Mai 2016, 21.00 Uhr Ten Minutes Older: The Trumpet | USA 2002 | R+B: Aki Kaurismäki, Victor Erice, Werner Herzog, Jim Jarmusch, Wim Wenders, Spike Lee, Chen Kaige | K: Timo Salminen, Olli Varja, Ángel Luis Fernández, Vincente Ríos, Frederick Elmes, Phedon Papamichael, Chris Norr, Shu Yang | 92 min | OmU | »Sich mit dem Thema Zeit auseinander zu setzen, war die einzige Vorgabe, die den Regisseuren gemacht wurde. THE TRUMPET versammelt einige bemerkenswerte Beiträge, die in ihrem Stilbewusstsein meist wie Visitenkarten des jeweiligen Regisseurs wirken. Jim Jarmusch erzählt einfühlsam von den zehn Minuten Drehpause einer Schauspielerin in ihrem Wohnwagen, von dem zum Scheitern verurteilten Versuch, sich auch nur ein wenig Privatsphäre zu schaffen. Zehn Minuten, die willkürlich aus dem Leben einer Person gegriffen wirken und dennoch einen Einblick zulassen in das Leben, den Charakter der dargestellten Schauspielerin.« (Benjamin Happel) ▶ Mittwoch, 18. Mai 2016, 21.00 Uhr Coffee and Cigarettes | USA 2003 | R+B: Jim Jarmusch | K: Tom DiCillo, Frederick Elmes, Ellen Kuras, Robby Müller | D: Roberto Benigni, Steve Buscemi, Iggy Pop, Tom Waits, Alex Descas, Cate Blanchett, Bill Murray | 95 min | OmU | Elf Kurzfilme, die jeweils Gespräche bei Kaffee und Zigaretten dokumentieren. »Ein 96 Minuten langer Kinoblues: Jim Jarmuschs coolster, zartester, melancholischster Film. Skurrile Begebenheiten, verpasste Gelegenheiten: COFFEE AND CIGARETTES ist auch ein Film über die schier unmögliche Kunst, sich zu verstehen. Einer wartet, einer kommt zu spät, man ist ungeduldig, verlegen, höflich, streckt die Fühler aus, streitet sich über Elvis oder den Schlagzeuger, Kummer, Krankheiten und den Erfolg. Jeder Schluck eine Kontaktanzeige, jeder Zug eine Annäherung. Es ist die Geste, die zählt. Wenn zwei zusammen sitzen bei Kaf- Jim Jarmusch frieden, werfen sich gegenseitig Beleidigungen an den Kopf und schreien sich an, sie sind gereizt und kampfbereit. Trotzdem sind sie Freunde, sie mögen und brauchen einander. Ein Beispiel ist der Stammkunde Bob (Jim Jarmusch), er möchte mit dem Rauchen aufhören und zelebriert seine letzte Zigarette in der Brooklyn cigar company mit Auggie (Harvey Keitel), dem Boss des Ladens. Aber auch andere Leute kommen und mit ihnen andere Geschichten. So entsteht peu à peu ein Stimmungs- und Charakterbild von Brooklyn selber, gezeichnet durch den Alltag seiner Bewohner.« (Björn May) 23 fee und Zigaretten, bilden sie eine verschworene Gemeinschaft. Wenigstens für Minuten.« (Christiane Peitz) ▶ Mittwoch, 25. Mai 2016, 21.00 Uhr Jim Jarmusch Broken Flowers (Blumen für die Ex) | USA 2005 | R+B: Jim Jarmusch | K: Frederick Elmes | M: Mulatu Astatke | D: Bill Murray, Julie Delpy, Jeffrey Wright, Sharon Stone, Jessica Lange, Tilda Swinton | 106 min | OmU | »In BROKEN FLOWERS erzählt Jim Jarmusch von einem amerikanischen Don Juan namens Don Johnston, der im Begriff ist, vom Blaubart zum Graubart zu werden. Einsam sitzt er stundenlang auf dem Sofa und starrt in die Ferne. Da bekommt er eines Tages einen rosafarbenen Brief ohne Absender zugeschickt: Eine angebliche frühere Geliebte behauptet, einen Sohn von ihm zu haben. Um herauszufinden, ob an der Geschichte etwas Wahres dran ist, klappert Don seine früheren Flammen ab. Auf die seltsamen Veränderungen seiner früheren Freundinnen, ihre zum Teil grotesken Lebensverhältnisse, gibt es wohl keine angemessenere Reaktion als den Blick eines Mannes, der kaum fassen kann, was er sieht.« (Lars-Olav Beier) 24 ▶ Mittwoch, 8. Juni 2016, 21.00 Uhr ONLY LOVERS LEFT ALIVE The Limits of Control (Der geheimnisvolle Killer) | USA 2009 | R+B: Jim Jarmusch | K: Christopher Doyle | D: Isaach De Bankolé, Alex Descas, Jean-François Stévenin, Tilda Swinton, John Hurt, Bill Murray | 116 min | OmU | »Es beginnt in der Toilette eines europäischen Flughafens, wo sich Isaach de Bankolé als Mann ohne Namen elegant einkleidet und dann in der Warte- halle von zwei Männern auf eine Reise schicken lässt. Man kann diesen Film als Thriller im Gewand eines Roadmovies begreifen, als Stilübung über das Genre des Thrillers, ja das Kino an sich. Jarmusch bedient sich traditioneller Erzählweisen, aber sein Anliegen ist es nicht, eine Geschichte mit psychologisch motiviertem Handlungsverlauf zu erzählen. THE LIMITS OF CONTROL folgt den irrationalen Strukturen eines Traums, der an immer neuen Stationen immer gleiche Rituale zelebriert.« (Uwe Mies) ▶ Mittwoch, 15. Juni 2016, 21.00 Uhr Only Lovers Left Alive | USA 2013 | R+B: Jim Jarmusch | K: Yorick Le Saux | M: Jozef van Wissem | D: Tilda Swinton, Tom Hiddleston, Mia Wasikowska, Anton Yelchin, John Hurt, Jeffrey Wright | 123 min | OmU | »Lässigere Vampire hat dieses in jüngster Zeit überstrapazierte Genre noch nicht gesehen, Adam ist die Inkarnation des Slacker-Rock’n’Rollers, der einst schon mit Byron herumhing, Swinton gibt die belesene Muse mit strähnig-struppiger Blondmähne. Kunst- und Kultfiguren aller Epochen werden in den beiden ewig jungen, aber allmählich lebensmüden Vampiren subsumiert. Das Blut wird aus Angst vor Infektion ausschließlich im Krankenhaus besorgt, Bisse auf offener Straße gelten als verpönt (›Wir sind doch nicht mehr im 17. Jahrhundert!‹). Und in Adams eigenhändig aufgemotztem Jaguar XJ-S cruisen die beiden Untoten aristokratisch, aber einsam durch verlassene, heruntergekommene Straßen und Fabrikgelände.« (Andreas Borcholte) ▶ Mittwoch, 22. Juni 2016, 21.00 Uhr YIN SHí NáN Nü – EAT DRINK MAN WOMAN Film und Psychoanalyse Film und Psychoanalyse: FReMDe essen 25 Essen – etwas Fremdes in den eigenen Körper aufnehmen. Hunger, orale Lust, Gier, Appetit, Kauen, Schlucken, Verdauen – der Akt des Essens wird zur zentralen Seinsgegebenheit in unserem alltäglichen Dasein. Was und wie wir essen ist geprägt von Kultur, von technischen Fortschritten, von religiösen Ritualen, vom Kontext der lokalen, regionalen und globalen Lebenswelt. Fremdes und Vertrautes vermischen sich. Es ist allemal auch ein kommunikatives Geschehen mit der Speise, ob wir alleine, mit bekannten oder fremden Personen, zuhause oder an öffentlichen Orten, mit Stäbchen, Besteck oder den Händen essen. Die Vielfalt durchdringt uns – im Einverleiben machen wir uns das Fremde sinnlich vertraut. Der Mensch braucht bestimmte Nahrungsmittel, um zu überleben. Dies erfahren alle und jeder schmerzhaft, wenn Hunger herrscht, wenn Marktökonomie, Klima und politische Macht über Leben und Tod entscheiden. Wie viel Macht im Essen steckt und wie Eros und Thanatos auch im Essen zur Darstellung kommen, zeigt der Kontrast von haute cuisine und vergiftetem Essen. Ängste, Falsches oder Gesundheitsschädliches zu essen, begegnen uns in all den Debatten über das »perfekte Essen«. Unbewusste Phantasien prägen unser Geschmackserleben sowie unsere Essens-Lust oder -Unlust. FREMDE ESSEN – ein vielfältiges sprachliches, filmisches und sinnliches Menü, das wir gemeinsam verkosten wollen. Heidi Spanl Yin Shí Nán Nü (Eat Drink Man Woman) | Taiwan 1994 | R: Ang Lee | B: Wang Hui-Ling, Ang Lee, James Schamus | K: Jong Lin | M: Mader | D: Sihung Lung, Kuei-Mei Yang, Chien-Lien Wu, Yu-Wen Wang, Winston Chao | 124 min | OmU | Der taiwanesische Witwer und Meisterkoch Chu ist der »Matriarch« in seiner Familie, versorgend und dominant. Am Anfang des Films wohnen seine drei erwachsenen Töchter Jia-Jen, Jia-Chen und Jia-Ning alle noch zuhause, in einem kleinen Haus mitten in Taipeh, wo Chu für ein riesiges Hotel arbeitet. Jeden Sonntag bekocht der Vater die Töchter mit einem opulenten Festessen. Die dampfende Sinnlichkeit des geteilten »Eat Drink« ist faszinierend fotografiert. Allerdings ist die perfekte Kochkunst gefährdet, denn Chu verliert allmählich seinen Geschmackssinn. Eher im Verborgenen wird der Bereich »Man Woman« abgehandelt. Alle Protagonisten suchen irgendwie nach der richtigen Partnerschaft – ohne dass sie selbst recht verstehen, was genau abläuft. In Bildsprache und Handlungsabläufen thematisiert der Film damit das Schwanken zwischen traditionellen und modernen, westlichen und östlichen Kulturanteilen und Lebensentwürfen. ▶ Sonntag, 13. März 2016, 17.30 Uhr | Einführung: Mat- thias Baumgart, Katharina Leube-Sonnleitner Politiki kouzina (Zimt und Koriander) | Griechenland 2003 | R+B: Tassos Boulmetis | K: Takis Zervoulakos | M: Evanthia Reboutsika | D: Georges Corraface, Ieroklis Michaelidis, Renia Louizidou, Kamer Karadagli, Basak Film und Psychoanalyse men norwegischen Dorfpastors, Martine und Philippa, kommt Babette, die nach der Niederschlagung der Commune aus Paris fliehen musste. Sie verdingt sich als Magd und Köchin. Das Dorf ist geprägt vom puritanischen, genuss- und körperfeindlichen Geist des Gemeindegründers. So sind auch dessen Töchter zu alten Jungfern geworden. Als Babette eine beachtliche Summe im Lotto gewinnt, will sie zum 100. Geburtstag des verstorbenen Pastors ein Gastmahl im französischen Stil ausrichten. Die Dorfbewohner, von den festlichen Vorbereitungen beunruhigt, beschließen kein Zeichen des Genusses zu zeigen. Wird ihnen das gelingen? Der Film nach der unter dem Pseudonym Isak Dinesen erschienenen gleichnamigen Novelle von Karen Blixen behandelt die Dialektik von Verzicht und Verführung in einer kulinarischen Metapher; unterschwellig inszeniert er das Wiederaufleben einer unterdrückten Weiblichkeit. ▶ Sonntag, 29. Mai 2016, 17.30 Uhr | Einführung: Vivian Pramataroff-Hamburger, Andreas Hamburger 26 Köklükaya | 108 min | OmU | In allen Esskulturen spiegelt sich eine kulinarische Leidenschaft wider. In ZIMT UND KORIANDER finden wir sie in Form der Gewürzkunst, die das alltägliche aber auch politische und Liebes-Leben wesentlich beeinflusst. Türkische und griechische Kochgerichte existierten im ehemaligen Konstantinopel (später Istanbul) friedlich nebeneinander, ebenso wie die islamische und die griechisch-orthodoxe Religion. 1964 fand dies ein Ende, und sehr viele Griechen mussten die Stadt verlassen. Die eigene Identität in der Fremde sowie ein Heimatgefühl zu wahren, gelang vor allem durch das Beibehalten von traditionellen Gerichten und Zubereitungsmethoden. Mit Fanis, einem Jungen, der von seinem Großvater die Gewürzkunst lernte, können wir miterleben, wie sich seine Kochleidenschaft in der Fremde auswirkt und die Gastronomie mit der Astronomie verknüpft wird. ▶ Sonntag, 17. April 2016, 17.30 Uhr | Einführung: Eva Friedrich, Heidi Spanl Babettes Gæstebud (Babettes Fest) | Dänemark 1987 | R+B: Gabriel Axel, nach dem Roman von Isak Dinesen | K: Henning Kristiansen | M: Per Nørgård | D: Stéphane Audran, Birgitte Federspiel, Bodil Kjer, Jarl Kulle, Bibi Andersson | 102 min | OmU | Zu den beiden einst schönen und umworbenen Töchtern eines from- Vatel (Ein Festmahl für den König) | Frankreich 2000 | R: Roland Joffé | B: Jeanne Labrune, Tom Stoppard | K: Robert Fraisse | M: Ennio Morricone | D: Gérard Depardieu, Uma Thurman, Tim Roth, Timothy Spall, Julian Sands | 103 min | engl. OmU | François Vatel, eine historische Figur, war der berühmteste Koch und Zeremonienmeister in der Zeit Ludwigs des XIV. Der Film zeigt die überwältigende Choreographie der Vorbereitungen zu einem luxuriösen dreitägigen Fest, mit dem der Prinz von Condé seinen Monarchen »gnädig« stimmen will. Während des Festes selbst kulminieren intrigante Verwicklungen, Liebeshändel und höfische Machtspiele, die schließlich zum Eklat der Selbsttötung Vatels führen. Und in dieser Welt des alles entscheidenden, überbordenden Banketts, des drohenden Bankrotts und der ungehemmten Vergnügungssucht spielen die Speisen und ihre aufwändige Beschaffung und Zubereitung als Metapher der politischen Spannungen und Klassengegensätze eine bildmächtige Rolle. ▶ Sonntag, 19. Juni 2016, 17.30 Uhr | Einführung: Mathias Lohmer, Corinna Wernz TATORT: FÜNF MINUTEN HIMMEL Münchner Hörfilmtage 2. Münchner Hörfilmtage 27 Auch wenn 1989, vor 27 Jahren, im Filmmuseum München zum ersten Mal in Deutschland eine Hörfilmfassung eines abendfüllenden Spielfilms (SEE NO EVIL, HEAR NO EVIL – DIE GLÜCKSJÄGER, 1989) präsentiert wurde, ist die Audiodeskription von Filmen außer bei Blinden und Sehbehinderten immer noch wenig bekannt, geschweige denn als eigenständige Kunstform etabliert. Dabei entstehen für Sendungen im öffentlichrechtlichen Fernsehen und für geförderten Kinofilme immer mehr Audiodeskriptionen, die als zusätzliche Tonspuren über neue technische Lösungen wie Smartphone-Apps zugeschaltet werden können. Es gilt, dieses junge Medium wahrzunehmen, zu erleben und sich mit ihm auseinanderzusetzen. Ein gut gemachter Hörfilm bietet auch für Sehende künstlerisch, rhythmisch und ästhetisch besondere Reize, wenn sich die Beschreibung elegant in die Tonspur ›einfädelt‹. Zugleich erschließt er als weiterer Schritt zu barrierefreiem Kulturgenuss Blinden und Sehbehinderten die Möglichkeit, sich den Film in der eigenen Vorstellungswelt neu zu erschaffen. Nach dem kleinen Programm mit Audiodeskriptionen im April 2015, das das Filmmuseum zusammen mit der Deutschen Hörfilm organisiert hat, wird nun das Angebot erweitert. Die 2. Münchner Hörfilmtage bieten ein breites Spektrum beispielhafter Hörfilme, die die vielfältigen Möglichkeiten des Mediums aufzeigen. Die Auswahl, die nach qualitativen Gesichtspunkten und spezifischen Lösungsansätzen vorgenommen wurde, umfasst zwei neue deutsche Kinofilme von Doris Dörrie (GRÜSSE AUS FUKUSHIMA) und Isabella Gresser (MÜDIGKEITSGESELLSCHAFT – BYUNG-CHUL HAN IN SEOUL/BERLIN), zwei ungewöhnliche Fernsehproduktionen von BR und ORF (LUIS TRENKER – DER SCHMALE GRAT DER WAHRHEIT) sowie von MDR, NDR und ARTE (NIGHT WILL FALL), die im letzten Jahr für Diskussionen sorgten, die Vorpremiere des ersten ökologisch produzierten TATORTS vom SWR (FÜNF MINUTEN HIMMEL) und einen vom Filmmuseum München rekonstruierten Klassiker aus der frühen Stummfilmzeit (DER STUDENT VON PRAG), als noch »Filmerzähler« die Filmhandlung kommentierten. Münchner Hörfilmtage Alle diese Filme werden von den Regisseuren bzw. Redakteuren der Hörfilm-Fassungen präsentiert. Zusätzlich bietet eine Podiumsdiskussion nach der Vorführung von GRÜSSE AUS FUKUSHIMA Gelegenheit, mit den erfahrenen Hörfilm-Machern Dr. Bernd Benecke und Elmar Dosch (Bayerisches Fernsehen), Georg Schmolz (Mitteldeutscher Rundfunk), Martina Wiemers (Deutsche Hörfilm) und weiteren Gästen die Chancen, Problematiken und Perspektiven des Mediums Hörfilm zu erörtern. Alexander Schwarz 28 Die Filmreihe ist eine zusammenarbeit des Filmmuseums München mit der Tolle Idee! Projektagentur und der Deutschen Hörfilm gGmbH im Rahmen der Initiative »Projekt Inklusion im Kulturreferat«. Müdigkeitsgesellschaft – Byung-Chul Han in Seoul/Berlin | Deutschland 2015 | R+B+K+S: Isabella Gresser | Mit: Byung-Chul Han | 61 min | Audiodeskription: Evelyn Sallam, Holger Stiesy, Martina Wiemers | Wie kaum ein anderer mischt sich der in Deutschland lebende, kaum in der Öffentlichkeit auftretende koreanische Philosoph Byung-Chul Han in die gesellschaftliche Debatte ein. Seine gesellschaftskritischen Thesen zur »Müdigkeitsgesellschaft« und »Transparenzgesellschaft« tragen heute ganz wesentlich zum Verständnis unserer Gesellschaft im Zeitalter von Selbstausbeutung, Neoliberalismus und Überwachung bei. Als 2011 sein Buch »Müdigkeitsgesellschaft« erschien, traf es den Nerv der Zeit, und noch vor Edward Snowdens Enthüllungen und dem NSA-Skandal verwies Han auf das »digitale Panoptikum«, die digitale Kontroll- und Transparenzgesellschaft, in der wir leben. Die Künstlerin Isabella Gresser begleitete Byung-Chul Han in seine Heimatstadt Seoul und an persönliche Orte in Berlin. Das Motiv des Wanderers durchzieht ihre essayistische visuelle Collage aus filmischen, fotografischen und gezeichneten Beobachtungen. ▶ Freitag, 18. März 2016, 18.30 Uhr | Zu Gast: Isabella Gresser Tatort: Fünf Minuten Himmel | Deutschland 2016 | R: Katrin Gebbe | B: Thomas Wendrich | K: Matthias Bolliger | D: Heike Makatsch, Angela Winkler, Max Thommes, Christian Kuchenbuch, Holger Kunkel, Julika Jenkins | 89 min | Audiodeskription: Philip Klenk | Der Beitrag des SWR zur Reihe TATORT, in dem erstmals Heike Makatsch als Kommissarin auftritt, ist auch die erste Fernseharbeit von Regie-Newcomerin Katrin Gebbe nach ihrem 2013 nach Cannes eingeladenen Debütfilm TORE TANZT. Hauptkommissarin Ellen Berlinger kehrt nach 14 Jahren Abwesenheit in ihre Heimatstadt Frei- burg zurück. Dort trifft sie auf ihre Mutter, die den Beruf der Tochter seit jeher verachtet. Ellen begegnet auch erstmals der fünfzehnjährigen Nina, ihrer eigenen Tochter, die sie nach der Geburt in die Obhut der Großmutter gegeben hatte. Als ein Mitarbeiter des Jobcenters tot an seinem Schreibtisch aufgefunden wird, erdrosselt mit einem Kabelbinder, hat Ellen ihren ersten Fall im Freiburger Morddezernat. »Ein mystisches Drama mit Thriller-Sequenzen«, nennt Katrin Gebbe das »Special«, das die ARD an Ostern ausstrahlen wird. ▶ Freitag, 18. März 2016, 21.00 Uhr | Einführung: Philip Klenk Night Will Fall (Hitchcocks Lehrfilm für die Deutschen) | GB 2014 | R: André Singer | B: Lynette Singer | K: Richard Blanshard | M: Nicholas Singer | 73 min | Audiodeskription: Detlef Tomschke, Alexander Fichert, Anke Nikolai | Bei der Befreiung der ersten Konzentrationslager 1945 sind Kameramänner der Alliierten angehalten, die Vorgänge systematisch zu dokumentieren – das Unfassbare festzuhalten. Dabei entstehen bestürzende Bilder, die alles in den Schatten stellen, was man bisher gesehen hat. Namhafte Filmemacher wie Sidney Bernstein, Alfred Hitchcock, Billy Wilder und Stewart McAllister versuchen, die Bilder in einem Film zu verarbeiten. Doch politische Bestrebungen zum Wiederaufbau Deutschlands verhindern die Fertigstellung und die Veröffentlichung der Aufnahmen. »Ein beeindruckender, bewegender, schmerzlicher und oft erschütternder Dokumentarfilm, der originales Archivmaterial mit Statements von Zeitzeugen elegant zusammenfügt. Manchmal hält man es kaum aus, doch der Film ist immer fesselnd und kraftvoll.« (Mark Adams) Die Audiodeskription des MDR stand vor der schwierigen Aufgabe, Bilder von unbeschreiblichem Grauen in Worte zu fassen. ▶ Samstag, 19. März 2016, 18.30 Uhr | Einführung: Georg Schmolz Weekend | Deutschland 1930 | R+B: Walther Ruttmann | 12 min | Der erste »Tonfilm ohne Bild« war ein einzigartiges Medienexperiment: Töne eines Tagesablaufs, aufgenommen und geschnitten auf der Tonspur eines 35mm-Films ohne Bild, rekonstruiert vom Filmmuseum München. – Der Student von Prag | Deutschland 1913 | R+B: Hanns Heinz Ewers | K: Guido Seeber | M: Josef Weiss | D: Paul Wegener, Grete Berger, Lyda Salmonova, John Gottowt, Lothar Körner, Fritz Weidemann | 75 min | viragiert | Audiodeskription: Uta Borchert, Silja Korn, Evelyn Sallam | Im Prag von 1820 verkauft der Student Balduin sein Spiegelbild an einen geheimnisvollen Wucherer, der ihn dafür in die Grüße aus Fukushima | Deutschland 2016 | R+B: Doris Dörrie | K: Hanno Lentz | M: Ulrike Haage | D: Rosalie Thomass, Kaori Momoi, Moshe Cohen, Nami Kamata, Aya Irizuki, Honsho Hayasaka | 102 min | Audiodeskription: Marion Hollerung, Sabine Ziehm, Aribert Mog | Marie, die von Albträumen über ihre gescheiterte Hochzeit geplagt wird, reist für die Organisation clowns4Help nach Japan zu den Überlebenden der Katastrophe von Fukushima. Bei einem Auftritt in den Temporary Housing communities trifft sie auf die störrische Satomi, die auf eigene Faust in ihr zerstörtes Haus in der Sperrzone zurückziehen will. »Die junge Frau lernt von dieser alten Frau etwas sehr Japanisches, und das ist Haltung, Haltung seinem eigenen Schmerz gegenüber. Und zugleich dreht sich die Geschichte darum, dass diese alte Frau, die durchaus auch sehr hart ist, auch etwas von der jungen Deutschen bekommt, und das ist so etwas wie eine Auffor- ▶ Sonntag, 20. März 2016, 17.30 Uhr | Anschließend Podiumsdiskussion über das Medium Hörfilm mit Hörfilmredakteuren und Filmemachern Luis Trenker – Der schmale Grat der Wahrheit | Deutschland 2015 | R: Wolfgang Murnberger | B: Peter Probst | K: Peter von Haller | M: Levan Basharuli, Gerd Baumann | D: Tobias Moretti, Brigitte Hobmeier, André Jung, Anatole Taubman, Arndt Schwering-Sohnrey | 89 min | Audiodeskription: Elisabeth Regenhard, Helmut Schmid, Sascha Schulze | »Tatsächlich gelingt dem österreichischen Regisseur Wolfgang Murnberger in der dramatischen Wechselwirkung von Voyeurismus und individuellem Geltungsdrang, im Spiel von Wahrheit und Lüge nicht nur eine filmische Hommage, sondern auch ein aufschlussreiches Sittenbild menschlicher Verstrickung auf allen möglichen Ebenen. Trenkers kurze und heftige Affäre mit Leni Riefenstahl Mitte der 1920er Jahre bildet den Ausgangspunkt der Erzählung. Gleich bei den Dreharbeiten zu Arnold Fancks DER HEILIGE BERG schlägt der Liebesfunke zwischen den beiden um in einen Flächenbrand von vernichtender Konkurrenz. Dass sie sich fortan beruflich mit allen Mitteln zu übertrumpfen suchen in ihrer Geltungssucht, so macht dieser Film plausibel, hat ihren jeweiligen politischen Opportunismus unter Hitler zumindest nicht gebremst.« (Claudia Schwartz) Münchner Hörfilmtage ▶ Samstag, 19. März 2016, 21.00 Uhr | Einführung: Stefan Drößler, Martina Wiemers derung zur Regelverletzung, ein bisschen ein Aufweichen sich selbst gegenüber.« (Doris Dörrie) 29 ▶ Sonntag, 20. März 2016, 21.00 Uhr | Einführung: Bernd Benecke GRüSSE AUS FUKUSHIMA feine Gesellschaft einführt. Der Schriftsteller Hanns Heinz Ewers inszenierte in Zusammenarbeit mit seinem Assistenten Stellan Rye und Hauptdarsteller Paul Wegener den ersten deutschen »Kunstfilm«, der in die Filmgeschichte eingegangen ist. Liszt-Schüler Joseph Weiss komponierte die erste originale Filmmusik zu einem deutschen Stummfilm, die von Mark Pogolski am Flügel eingespielt wurde. Die Audiodeskription greift die Tradition des »Filmerzählers« auf, der damals im Kino den Film kommentierte. Zarah Leander Retrospektive Zarah Leander PREMIERE 30 Die 1930er Jahre waren geprägt von der Weltwirtschaftskrise, von Arbeitslosigkeit und großen Einschränkungen. In der Traumwelt des Kinos konnten die Menschen einige Stunden ihrem Alltag entfliehen. Die Frauen bestaunten die unerreichbar glamourösen Kostüme der Leinwandstars und träumten sich in ein sorgenfreies Leben. Die Mode der Zeit wurde maßgeblich von der amerikanischen Filmindustrie geprägt, die Unsummen für die Garderobe ihrer Stars wie Greta Garbo, Mae West, Joan Crawford und Marlene Dietrich ausgab. Mit dem Siegeszug des Tonfilms entstand das Genre Musikfilm, mit aufwändiger Ausstattung, einem Heer von Tänzerinnen und Tänzern in fantasievollen Kostümen und einem elegant gekleideten weiblichen Star. Die deutsche Filmindustrie setzte auf Schauspielerinnen wie Lilian Harvey, Marika Rökk oder Ilse Werner, die singen und tanzen konnten. Doch erst mit Zarah Leander fand sich die Diva, die es mit den amerikanischen Filmgrößen aufnehmen konnte. Zarah Leander, eine hoch gewachsene Frau mit leuchtend roten Haaren und glamouröser Ausstrahlung, ausgestattet mit einer ungewöhnlichen Kontraalt-Stimme, großer Musikalität und Bühnenpräsenz, war wie geschaffen dafür, das Filmidol und eine Mode-Ikone der 1930er Jahre zu werden. Ihre dunkle Stimme, mit leichtem schwedischen Akzent, das stark gerollte »R« und ihr geheimnisvoll schräg nach oben gerichteter Blick aus schönen ausdrucksvollen Augen waren ihre Markenzeichen. Als Ersatz für Marlene Dietrich, die 1930 nach Amerika gegangen war, wurde Zarah Leander von der Ufa als Kinostar aufgebaut. Sehr geschickt wollte sich die Filmindustrie diese »Fremde« aus dem hohen Norden mit ihrem mondänen Auftritt und ihrer sinnlichen Ausstrahlung zunutze machen. Sie verkörperte die moderne, selbstbewusste Frau, sehr elegant und auch sportlich. Durch ihre schwedische Herkunft (sie wurde 1907 in Karlstad geboren) stand Zarah Leander für Internationalität und Weltoffenheit – etwas, das es im vom NS-Regime geprägten Deutschland nicht mehr gab. Das deutsche Publikum sah in ihr eine Mischung aus Greta Garbo und Marlene Dietrich. Mit einem groß angelegten Werbefeldzug wurde Zarah Leander zur Kunstfigur gestylt. Ein perfektes Make-up unterstrich ihre ausdrucksstarken Augen, dazu kamen Zarah Leander bezeichnete sich stets als »unpolitische Künstlerin«. Sie lehnte es ab, zur »deutschen Staatsschauspielerin« ernannt zu werden und blieb schwedische Staatsbürgerin. Im November 1942 verließ sie Deutschland und kehrte zurück nach Schweden. Doch dort war sie wegen ihrer guten Beziehungen zum NaziRegime lange geächtet. Erst in den 1950er Jahren gelang ihr ein Comeback als Sängerin und Schauspielerin. Mit den Filmen GABRIELA (1950), CUBA CABANA (1952) und AVE MARIA (1953) versuchte sie, an ihre Ufa-Erfolge anzuknüpfen. Doch die Filme reproduzierten nur dieselben Geschichten im alten Stil, ohne die neue Zeit aufzugreifen. In Deutschland hatte sie auch nach dem Zweiten Weltkrieg noch viele Verehrer, so dass sie bis ins hohe Alter als Sängerin in Musicals, Bühnenshows und gelegentlich im Fernsehen auftreten konnte. Sie starb am 23. Juni 1981 in Stockholm. Eine Stil-Ikone war sie wohl nicht mehr. Margot Staffa Die Ausstellung »Gretchen mag’s mondän – Damenmode der 1930er Jahre« ist noch bis zum 29. Mai 2016 im Münchner Stadtmuseum zu sehen. Dante’s mysterier (Dantes Zauberei) | Schweden 1931 | R+B: Paul Merzbach | K: Åke Dahlqvist | M: Jules Sylvain | D: Harry Jansen, Zarah Leander | 3 min (Ausschnitt) | OF | Zarah Leanders erster Filmauftritt: Als Hexe schwebt sie auf einem Besen reitend ins Bild und singt »Jag vet vad ingen annan kvinna vet (Ich weiß was keine andere Frau weiß)«. | Falska millionären (Der falsche Millionär) | Schweden 1931 | R: Paul Merzbach | B: Oscar Rydqvist, Paul Merzbach, nach Zarah Leander haben waren, konnte man in den Filmen mit Zarah Leander wenigstens davon träumen oder sich mit dem entsprechenden Geschick selbst etwas nachschneidern. Detlef Sierck und Zarah Leander dramatisch geschminkte Lippen, kunstvolle Frisuren und grandiose Roben. Man schrieb ihr vor, welche Kleider und Schuhe, welche Hüte und Frisuren, sogar welchen Schmuck sie bei öffentlichen Auftritten zu tragen hatte, um dem gewünschten Bild einer Leinwandgöttin zu entsprechen. Ihre Größe von 1,72 Metern, Schuhgröße 41 und ihre üppige Figur entsprachen nicht unbedingt dem Schönheitsideal der 1930er Jahre, doch in gut geschnittenen Kostümen sah sie tatsächlich hinreißend aus. Der kongeniale Kameramann Franz Weihmayer, mit dem sie alle ihre zehn Ufa-Filme drehte, verstand es hervorragend, ihr flächiges Gesicht zum Leuchten zu bringen und ihre weniger vorteilhaften Seiten optisch zu kaschieren. Ufa-Werbechef Carl Opitz kontrollierte sorgfältig jedes Foto und jedes Plakat. In ihren Filmen spielte Zarah Leander fast immer einen großen Revuestar, eine Opernsängerin, eine Schauspielerin oder eine verruchte Chansonsängerin, was ihr die Möglichkeit gab, das zu tun, was sie am besten konnte: singend ihr Talent als Musikerin und Entertainerin unter Beweis zu stellen. Sie selbst fand die meisten ihrer Filme schwach und hielt sich nie für eine große Schauspielerin: »Ich sehe meine Filme vor allem als einen Vorwand für meine Lieder, ich hoffe, dass es die Musik und die Lieder waren, die das Publikum in meine Filme lockten.« Anfangs wurde »die Schwedin« von Propagandaminister Joseph Goebbels abgelehnt, doch auch er änderte angesichts ihres großen Erfolges seine Meinung. Die Filmindustrie war für die Nationalsozialisten ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und brachte Devisen. Außerdem war man bemüht, eine »deutsche« Filmdiva aufzubauen – die modischen Vorbilder der Hollywoodstars sollten für die deutschen Frauen keine Bedeutung mehr haben. So war sie nicht nur die verführerische, glamouröse Geliebte, deren Filme oft an exotischen Schauplätzen spielten, sondern verkörperte auch die sich aufopfernde Frau und entsprach somit dem weiblichen Klischee, das die Nationalsozialisten propagierten. Wie kein anderer deutscher Filmstar der 1930er und 1940er Jahre wirkte Zarah Leander als eine Stil-Ikone, an der man sich sehnsuchtsvoll orientieren konnte. Die besten Kostümbildner der Ufa wie Annemarie Heise, Manon Hahn und Herbert Ploberger schufen für sie Kleider mit tiefem Dekolleté und enger Taille, aus schimmerndem Satin und Lamé. Zarah Leander wurde oft nachgesagt, dass sie in ihren Filmen eigentlich nie verschiedene Rollen gespielt, sondern verschiedene Garderoben getragen habe. Da schon ab Mitte der 1930er Jahre kostbare Stoffe und elegante Garderobe nur noch für Damen der »besseren Gesellschaft« zu 31 Zarah Leander 32 dem Stück »Le jeu de l’humour et du hasard« von Henri Verdun | K: Heinrich Balasch, Martin Bodin | M: Jules Sylvain | D: Fridolf Rhudin, Zarah Leander, Ingert Bjuggren, Håkan Westergren, Erik Berglund | 90 min | OmU | Verwechslungskomödie, in der Zarah Leander in der weiblichen Hauptrolle neben dem Komiker und Sänger Fridolf Rhudin auftritt. Die Filmkritik lobte ihre Darstellung und Leinwandpräsenz und spekulierte, dass sie fähig sei, in einer bedeutenderen Rolle nachhaltigeren Eindruck zu hinterlassen. Zarah Leander singt »Ögon som ljuga och le (Augen, die lügen und lächeln)«. Scholle« modelliert und für diese Arbeit diverse männliche Modelle Akt stehen lässt. Das Stück, auf dem der Film basiert, wurde von Karl-Gerhard geschrieben, der im Film auch Toras Scheidungsanwalt spielt. Entstanden ist dabei eine elegante Komödie mit spritzigen Dialogen, exquisiter Ausstattung und großzügigen Kostümen. Zarah Leander singt »Verklighet och drömmer (Liebe ist ein Glück, das darf man nicht versäumen)« und »Henne du älskar (Sag’ kein Wort mir mehr von der Liebe).« ▶ Freitag, 8. April 2016, 18.30 Uhr Premiere | Österreich 1937 | R: Géza von Bolvary | B: Max Wallner, F. D. Andam | K: Franz Planer | M: Dénes Buday, Szabolcs Fényes | D: Zarah Leander, Karl Martell, Attila Hörbiger, Johanna Terwin, Theo Lingen | 77 min | »Da ist sie nun, die Landsmännin der Garbo, von der man schon so viel gehört hat: Zarah Leander, die Schwedin mit ihrem von Tizian-rotem Haar umrahmten Gesicht. Geschmeidig sind ihre Bewegungen, und sie versteht gut zu schreiten. Deshalb muss sie sehr viel und sehr nachhaltig wandeln über Treppen, durch Gänge und auf spiegelglatten Parketten. Mit der Haltung der Dame, gemessen, fast kühl, zuweilen den Äktenskapsleken (Skandal) | Schweden 1935 | R+B: Ragnar Hyltén-Cavallius, nach dem Stück von Karl-Gerhard | K: Åke Dahlqvist | M: Jules Sylvain | D: Zarah Leander, Gösta Cederlund, Harry Roeck Hansen, Ragnar Widestedt, Einar Axelsson, Karl-Gerhard | 83 min | OmeU | Tora Didikeen (Zarah Leander), eine berühmte Bildhauerin, ist mit Gunnar Grahn verheiratet. Er ist ebenfalls Bildhauer und eifersüchtig auf den Erfolg seiner Frau. Die Lage spitzt sich zu, als sie für einen Wettbewerb eine Skulptur mit dem Titel »Genius der ▶ Freitag, 15. April 2016, 18.30 Uhr ▶ Samstag, 16. April 2016, 18.30 Uhr Zu neuen Ufern | Deutschland 1937 | R: Detlef Sierck | B: Detlef Sierck, Kurt Heuser, nach dem Roman von Lovis Hans Lorenz | K: Franz Weihmayr | M: Ralph Benatzky | D: Zarah Leander, Willy Birgel, Viktor Staal, Erich Ziegel, Carola Höhn | 102 min | »In ZU NEUEN UFERN geht es um die Selbstbefreiung einer Sängerin, die einem Karriereoffizier (Willy Birgel, noch kein deutscher Herrenreiter, sondern in abgründiger Rolle schmachtend und feige) verfällt. Aus der Strafkolonie in Australien befreit sie ein deutscher Siedler (Viktor Staal). Sierck lässt keinen Zweifel, dass die emotionale Energie in dem unerfüllten Sehnen liegt. Mit dem Song ›Ich steh’ im Regen und warte auf Dich‹ ist nicht der deutsche Anwärter gemeint, sondern der unglückliche Offizier, der sich erschießen wird. Für die Abschiedsszene teilt Sierck das Bild. Links ist Leander hinter einem Ga- tell, Julia Serda, Paul Bildt | 98 min | »Schweden, der Norden, die Wissenschaft, die Mutterliebe, der blonde Knabe in den Fängen des düsteren Vaters …. andererseits imponiert die List, mit der Sierck diese Geschichte gegen den Strich bürstet und einem die ganze Heimatsehnsucht doch wieder vermiest, wie vorher schon das Eheglück, das hier die Freuden eines Schraubstocks hat. Aber auch aus der Story zwischen Marian und Leander macht er etwas sehr Ambivalentes, so dass man zwischendurch immer wieder die Wut auf diese singende Spinatwachtel kriegt, die dauernd nach dem Schnee jammert, der in den Tropen nicht zu haben ist. Und wie Sierck auch das Spinatwachtelige an Zarah – ja, und verdammt, das hat sie! – wieder gegen den Strich bürstet, so dass aus ihr etwas wird, das auf ganz ähnliche Weise rührt wie Garbo.« (Helma SandersBrahms) ▶ Samstag, 30. April 2016, 18.30 Uhr Heimat | Deutschland 1938 | R: Carl Froelich | B: Harald Braun, nach dem Stück von Hermann Sudermann | K: Franz Weihmayr | M: Theo Mackeben | D: Zarah Leander, Heinrich George, Ruth Hellberg, Lina Carstens, Paul Hörbiger, Georg Alexander | 99 min | »Tatsächlich hält sich HEIMAT auf Abstand zur Heimat-Sentimentalität, zum Folkloristischen und Vaterländisch-Nostalgischen. Heimat ist hier negativ besetzt: Sie wird mit den Sozialbeziehungen in einem Provinznest gleichgesetzt. Die hier geltenden Spielregeln sind patriarchalische Unterdrückungsmechanismen. Alles andere als selbstverständlich ist die Tatsache, dass Froelichs Film Ambivalenzen aufweist, die als Projektionsfläche für verborgene Sehnsüchte in einer sich zum Krieg rüstenden Diktatur interpretiert werden können.« (Christoph Henzel) »Mit einer Fußnote in der Geschichte des Films wäre ich mehr als zufrieden, sofern diese Fußnote HEIMAT betrifft. Nie zuvor war ich der Schauspielkunst so nahe gekommen wie in einigen dichten Szenen mit Heinrich George.« (Zarah Leander) ▶ Sonntag, 1. Mai 2016, 18.30 Uhr zeschleier zu sehen, rechts steht Birgel. Das Requisit ist sprechender als jeder Dialogsatz. Sierck nutzt alle Möglichkeiten, die konventionelle Verteilung von Hell und Dunkel in die Zwischenräume zu verweisen.« (Karsten Witte) ▶ Freitag, 29. April 2016, 18.30 Uhr La Habanera | Deutschland 1937 | R: Detlef Sierck | B: Gerhard Menzel | K: Franz Weihmayr | M: Lothar Brühne | D: Zarah Leander, Ferdinand Marian, Karl Mar- Der Blaufuchs | Deutschland 1938 | R: Viktor Tourjansky | B: Karl Georg Külb, nach dem Bühnenstück von Ferenc Herczeg | K: Franz Weihmayr | M: Lothar Brühne | D: Zarah Leander, Willy Birgel, Paul Hörbiger, Jane Tilden, Karl Schönböck, Rudolf Platte | 100 min | »Eine schöne Frau quittiert eine Ehe (die keine ist) mit einem Ehebruch (der deshalb auch keiner sein soll) aus Kummer über die Passivität ihres Hausfreundes (der sich nicht traut, einer zu sein). An diesem Film wird einem erst besonders klar, was für ein bedeutendes Funda- Zarah Leander Fluss der Melodie mit langen Schritten begleitend, trägt sie ihre Lieder vor. ›Merci, mon ami, es war wunderschön‹ hat Hanns Schachner gedichtet; ihre dunkle Stimme mit dem weichen schwedischen Akzent lässt die Worte weniger belanglos erscheinen. KriminalRevue-Film nennt sich das Ganze. Natürlich wird der harte Gegensatz zwischen der flimmernden Scheinwelt der Revue und einer dunklen Mordhandlung gehörig ausgenutzt.« (Werner Fiedler) 33 ment für eine große schauspielerische Leistung die Sudermann-Gestalt in HEIMAT gewesen ist gegen diese psychologisch flüchtige, unscharf gezeichnete Figur. Kein Wunder, dass selbst eine so erfahrene Darstellerin wie Frau Leander in ihren schauspielerischen Mitteln auch etwas unsicher wirkt. Doch wird sie sogar mit einem Chanson wie ›Liebe kann nicht Sünde sein / doch wenn sie es wär’ / dann wär’s mir egal / lieber will ich sündigen mal / als ohne Liebe sein!‹ mit einer gewissen Überlegenheit fertig.« (Werner Fiedler) Zarah Leander ▶ Freitag, 20. Mai 2016, 18.30 Uhr 34 Es war eine rauschende Ballnacht | Deutschland 1939 | R: Carl Froelich | B: Géza von Cziffra, nach seinem Roman | K: Franz Weihmayr | M: Theo Mackeben | D: Zarah Leander, Hans Stüwe, Aribert Wäscher, Marika Rökk, Fritz Rasp, Paul Dahlke | 93 min | »ES WAR EINE RAUSCHENDE BALLNACHT, ein Film, in dem unter anderem Tschaikowskij eine frei erfundene Liebesgeschichte angedichtet wird, ist einer jener leichten, mehr oder minder überzuckerten, Frou-Frou-durchraschelten den sorgen für die Emotionalität der Geschichte, und ihre Rivalität sorgt für die unvergessliche Spannung.« (Marcin Kukuczka) ▶ Samstag, 21. Mai 2016, 18.30 Uhr Das Lied der Wüste | Deutschland 1939 | R: Paul Martin | B: Walther von Hollander, Paul Martin, nach dem Roman von Hans Testrup | K: Franz Weihmayr | M: Nico Dostal | D: Zarah Leander, Friedrich Domin, Herbert Wilk, Gustav Knuth, Ernst Karchow | 82 min | »Der Film führt vor, wie eine britische Finanzgruppe (die entsprechenden deutschen Gruppen nannten sie die ›Plutokraten‹) ein Kupfervorkommen in Nordafrika um des eigenen schnöden Gewinns willen ausbeuten will. Der Konflikt entsteht dadurch, dass ein edler Ingenieur aus Schweden (!) die einheimische Bevölkerung, die Beduinen, in den Genuss dieses in der Erde der Vorväter ruhenden Bodenschatzes zu bringen versucht. Mit Sand zwischen den Zähnen tauche ich völlig unmotiviert als ›die gefeierte Sängerin Grace Collins‹ in der Handlung auf. DAS LIED DER WÜSTE wurde ein vollständiger Reinfall. Die Kritiker konnten nicht begreifen, was ich in der Wüste und der Film in den Kinos zu suchen hatte.« (Zarah Leander) ▶ Sonntag, 22. Mai 2016, 18.30 Uhr Tanz- und Musikfilme, in denen Abendkleider und Uniformen dominieren, Herzen gebrochen, verschenkt und gestohlen werden – und die Geigen schluchzen dazu.« (Francis Courtade / Pierre Cadars) »Marika Rökk als Natassja Petrowna und Zarah Leander als Katharina verkörpern die Frauen in Tschaikowskijs Leben – und niemanden interessiert es, ob dies nun erfunden oder wahr ist und auf authentischen Fakten beruht. Die bei- Das Herz der Königin | Deutschland 1940 | R: Carl Froelich | B: Harald Braun, Jacob Geis | K: Franz Weihmayr | M: Theo Mackeben | D: Zarah Leander, Willy Birgel, Maria Koppenhöfer, Lotte Koch, Axel von Ambesser, Will Quadflieg | 109 min | »Nach dem Misserfolg des Filmes DAS LIED DER WÜSTE gaben sich die Ufa-Dramaturgen besondere Mühe, einen schwergewichtigen, dramatischen, durchschlagenden Stoff für mich zu finden. Es handelte sich um Maria Stuart und ihr tragisches Schicksal. Um eine singende Maria Stuart, ganz im Gegensatz zu Schiller. Auch sonst hatte man verschiedene historische Tatsachen etwas anders aufgefasst als Schiller, und vielleicht lag es daran, dass das Publikum später mit dem HERZ DER KÖNIGIN nicht viel anfangen konnte.« (Zarah Leander) »Wie alle Nazifilme über historische Themen, profitierte auch dieser von einem großzügigen Budget und einer sorgfätigen Regie. Aber hinter einer harmlosen Fassade verbergen sich antibritische Absichten, ganz im Sinne der Nazi-Ideologie und tagespolitischen Erfordernisse.« (Francis Courtade / Pierre Cadars) ▶ Freitag, 27. Mai 2016, 18.30 Uhr Der Weg ins Freie | Deutschland 1941 | R: Rolf Hansen | B: Rolf Hansen, Jacob Geis, nach dem Roman von ▶ Samstag, 28. Mai 2016, 18.30 Uhr ▶ Freitag, 3. Juni 2016, 18.30 Uhr Die große Liebe | Deutschland 1942 | R: Rolf Hansen | B: Peter Groll, Rolf Hansen, nach dem Roman von Hans Flemming | K: Franz Weihmayr | M: Michael Jary | D: Damals | Deutschland 1943 | R: Rolf Hansen | B: Peter Groll, Rolf Hansen | K: Franz Weihmayr | M: Lothar Brühne, Ralph Benatzky | D: Zarah Leander, Hans Zarah Leander Zarah Leander, Viktor Staal, Paul Hörbiger, Grethe Weiser, Wolfgang Preiss | 98 min | »Dieser ist der meistgesehene deutsche Film, den bis 1943 rund 27 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer besucht hatten. Der Publikumserfolg ist auch dem Star Zarah Leander zuzuschreiben. Hier ist sie strahlend, passioniert und sphinxhaft, zur Ersatz-Marlene-Dietrich hergerichtet. Sie opfert sich aus Leidenschaft. Im dunklen Tremolo bietet sie Hingabe und Ergebenheit. DIE GROSSE LIEBE folgt dem Revueprinzip des Krieges, der außerhalb des Kinos geführt wird: die permanente Unterbrechung, der ständige Aufschub, Bombenalarm, Entwarnung, Aufatmen, Warten auf die nächste Angriffswelle. Der Mann steht im Krieg. Jede Minute kann die Pflicht ihn abberufen. Da muss die Liebe groß, da darf sie nicht kleinmütig sein. Die Sängerin versteht und fügt sich. Vor verwundeten Soldaten singt sie in einem geplünderten Schloss: ›Davon geht die Welt nicht unter, sie wird ja noch gebraucht!‹« (Karsten Witte) 35 DIE GROSSE LIEBE Harald Braun | K: Franz Weihmayr | M: Theo Mackeben | D: Zarah Leander, Hans Stüwe, Siegfried Breuer, Eva Immermann, Agnes Windeck | 110 min | »Neben der Verherrlichung des gesunden Landlebens, das allen eine vorbildliche Eheführung nach nationalsozialistischen Vorstellungen ermöglicht, dämonisiert der Film das Großstadttreiben. Wien symbolisiert das Sündenbabel einer Epoche, in der Juden die Börsen beherrschen und mit Polen Geschäfte machen. Dass die schöne, erfolgshungrige Sängerin in diesem Milieu ohne den Schutz ihres redlichen, einfach denkenden Mannes zugrunde gehen muss, deutet der Film schon in den ersten Szenen an. Wie es scheint, ging diese Tendenz des Films allerdings in der dramatischen Ausgestaltung privater Schicksale, im Prunk der Kostüme und im Bilderbogen der ständig wechselnden Schauplätze unter. Das Publikum kam gewiss hauptsächlich aus dem einen Grund ins Kino, seinen Liebling Zarah Leander zu sehen.« (Dorothea Hollstein) Zarah Leander 36 Stüwe, Rossano Brazzi, Jutta von Alpen, Hilde Körber, Hans Brausewetter | 98 min | »Sie ist Ärztin und bleibt es auch nach unverdientem Berufsverbot. Sie ist Gattin und Mutter und bleibt es durch alle Schicksalsschläge. Sie singt im zweifelhaften Tingeltangel und bleibt unantastbar und stolz. Diese faszinierende Frau, an der sich das Schicksal so schwer vergriff, ist Zarah Leander. Und vielleicht ist das von allen ihren großen Rollen die menschlichste. Sie erfüllt in stolzer Haltung, mit starker Erlebnis- und Wandlungsfähigkeit die ergreifenden Momente ihres ständigen Verfolgtseins. Filmisch bemerkenswert ist der fieberhafte Rhythmus, der die Ereignisse von einem Schauplatz zum anderen trägt, ohne den Faden der Folgerichtigkeit zu verlieren. Und nicht minder das sinnvolle Verweilen bei flüchtigen Einzelheiten, denen sinnbildhafte Kraft innewohnt.« (Rainer Prevot) gen Reporter (O.W. Fischer), dem sie Schutz vor der Polizei gewährt. Was die Filmbilder hierüber verschweigen, wird wiederum – als wenn wir es so genau wissen wollten! – im Chanson ausgesagt: ›Und wenn’s auch ▶ Samstag, 4. Juni 2016, 18.30 Uhr Gabriela | BRD 1950 | R: Géza von Cziffra | B: Géza von Cziffra, Kurt Schwabach | K: Willy Winterstein | M: Michael Jary | D: Zarah Leander, Carl Raddatz, Vera Molnar, Grethe Weiser, Gunnar Möller, Siegfried Breuer | 95 min | »Am Schluss sitzt der engste Kreis im Hinterraum der Bar und feiert Weihnachten. Zarah Leander singt: ›Wenn der Herrgott will, leuchten alle Sterne / Leuchten durch die Nacht aus weiter Ferne / Wie ein Diadem am Himmelszelt / Und schaun auf unsere kleine Welt!‹ In der ›kleinen Welt‹ da draußen war es nicht möglich, Gabrielas Familienverhältnisse zu regeln. Die Ehe blieb zerrüttet. Die Tochter wird nicht bei der Mutter bleiben. So bleiben nur die Kollegen aus dem Show-Geschäft, das unstete Leben auf den Brettern. Zarah Leander drehte noch CUBA CUBANA und AVE MARIA, aber die kontinuierliche Filmkarriere der Schauspielerin war 1953 beendet. Zarah Leander hat in fast allen ihren Filmen berufstätige Frauen, meist Sängerinnen, gespielt. Ungebundene ältere Entertainerinnen waren in einer Zeit, in der das Wort ›Leitbild‹ aufkam, nicht mehr gefragt.« (Ulrich Kurowski) ▶ Sonntag, 5. Juni 2016, 18.30 Uhr Cuba Cabana | BRD 1952 | R+B: Fritz Peter Buch, nach dem Roman von Tibor Yost | K: Richard Angst | M: Franz Grothe | D: Zarah Leander, O. W. Fischer, Paul Hartmann, Hans Richter, Eduard Linkers, Karl Meixner, Nikolaj Kolin, Werner Lieven | 94 min | »Da ist also die Leander wieder. In ihrem neuen Film tritt sie als Besitzerin eines Nachtlokals auf. Stark verblüht, aber wie sie singend behauptet, in der Liebe sehr erfahren. Trotzdem oder eben deshalb überlässt sie sich einem jun- Sünde war, heut’ nacht war’s wunderbar; ich hab’ mich nicht gewehrt, ich hab’ dir nichts verwehrt, und hab’ dir ganz gehört – heut’ nacht …‹ Originalaufnahmen aus Spanien, ein konturloser Ölkonflikt, Kriminaleinlagen, das Happyend unklar motivierter Selbstlosigkeit auf seiten der verzichtenden Frau – das ist sorgfältig auf eine Handlung verteilt, deren Unterhaltungswert in umgekehrtem Verhältnis zur Qualität der Kameraarbeit steht.« (Klaus Brüne) ▶ Freitag, 17. Juni 2016, 18.30 Uhr Ave Maria | BRD 1953 | R: Alfred Braun | B: Wolf Neumeister, Hans Wendel, Harald Braun | K: Werner Krien | M: Franz Grothe | D: Zarah Leander, Hans Stüwe, Marianne Hold, Hilde Körber, Carl Wery, Ingrid Pan | 92 min | »Brünstig verklärt bringt die Leander als liebende Mutter das Klosterkirchen-Ave-Maria kontra-alt dar und mit neckisch aufhellenden Stimmnuancen und vieldeutig ausholenden Gesten ihre Nachtklubsongs. Ihr Spiel als gestürzte Größe, zielbewusste Animierdame und goldenes Mutterherz ist von tränenerstickter, zuweilen wütender Dramatik.« (Filmblätter) »Dieser Film bringt in einigen Szenen die dramatische Intensität der Leander voll zur Geltung, zum Beispiel, wenn sie vor einem Gesangsauftritt mit der Zigarettenverkäuferin in einen Disput gerät. Einem Regisseur von Welt wäre es sicher gelungen, hier anzusetzen und den Vulkan Leander, die mich in dieser Szene an die wunderbare italienische Schauspielerin Anna Magnani erinnert (auch die Leander bewunderte sie sehr), zu neuen Ufern zu führen.« (Paul Seiler) ▶ Samstag, 18. Juni 2016, 18.30 Uhr von der Filmlänge und vom Aufwand her ohne zweifel die spektakulärste Restaurierung des Jahres 2015, beeindruckend durch die Perfektion des Resultats und die Schönheit der in ihrer ursprünglichen Farbigkeit wiedererstandenen Bilder. Eine breite Farbpalette mit »tinting« und »toning« verstärkte den epischen Rahmen dieser äusserst packenden version von victor Hugos Roman mit der herausragenden schauspielerischen Leistung von Gabriel Gabrio als valjean. Brian Robinson, Sight & Sound 12/2015 Fünf Bände mit 48 Büchern, 365 Kapitel auf rund 2000 Seiten, immer wieder unerbittlich in historische, philosophische, selbst architekturkritische Exkurse abschweifend – Victor Hugos 1862 veröffentlichtes Meisterwerk ist der wohl weitläufigste Roman der Weltliteratur. Paradoxerweise ist er auch der am häufigsten adaptierte mit über 50 Verfilmungen seit 1909, zahllosen Bühnenbearbeitungen, Animationsfilmen, Videospielen, Hörfunkfassungen (darunter Orson Welles' siebenteilige Version von 1937, in der der 22-Jährige selber den Jean Valjean gab). Henri Fescourts ciné-roman von 1925/26 kann man auf allen Ebenen als die werkgetreueste unter all diesen Adaptionen bezeichnen: hinsichtlich des Handlungsgefüges, der Weltanschauung, der Menschlichkeit und der moralischen Haltung. Das ist Victor Hugo. Fescourt (1880–1956) zählt zu den am meisten unterschätzten Regisseuren Frankreichs, nicht zuletzt deshalb, weil sein Name vor allem mit dem seriellen cinéroman verbunden ist, einem populären Genre, das seine intellektuellen Zeitgenossen wie beispielsweise sein Freund Louis Delluc zutiefst verachteten. Trotzdem war Fescourt einer der wenigen Regisseure alter Schule, die von der nouvelle vague geschätzt wurden. François Truffaut schrieb an Fescourt kurz vor dessen Tod: »Ich hoffe, dass ich mir so wie Sie den Glauben bewahren kann und diese immense Neugier behalte auf alles, was geschrieben, gefilmt, gespielt wird«. Bestenfalls kennt man ihn noch als den Verfasser einer persönlich gehaltenen Geschichte des französischen Kinos in der Stumm- und der frühen Tonfilmzeit: »La Foi et les montagnes« (1959). Fescourt brachte dem Kino eine reiche und vielfältige Kultur. Er unterteilte Hugos fünf Romane in vier Episoden, eine Struktur, die fast alle späteren Bearbeitungen übernahmen: Jean valjean, Fantine, Marius, L’Épopée de la rue Saint-Denis. Nur eine bedeutsame Episode lässt er aus – Valjeans Wiederverhaftung, seine Einkerkerung in Toulon und seine Flucht zu Beginn von Hugos zweitem Band, cosette. Ja, Fescourt leistet sich Auslassungen, bei denen er auf die Vertrautheit seines Publikums mit dem Stück Nationalliteratur zählt: Man- Les Misérables Wiederentdeckt: Les Misérables 37 Les Misérables 38 che Beziehungen werden nicht erklärt – so dürften weniger geschulte heutige Leser Gavroche und seine Geschwister nicht automatisch als die Nachkommen der üblen Thénardiers identifizieren. Das steht der Erzählung aber nicht im Weg. Wie Hugo gelingt es auch Fescourt, die detailversessene dokumentarische Schilderung mit der epischen Struktur, mit aufgesetzten Schicksalsfügungen und Beziehungen ex machina (wie der mystischen Allgegenwart Javerts) unter einen Hut zu bringen. Fescourt drehte einen Großteil vor Ort in Südfrankreich und in Montreuil-sur-Mer, der mittelalterlichen ummauerten Stadt am Ärmelkanal, die sich nicht verändert hatte, seit Hugo 1837 auf Schauplatzsuche für den Roman erstmals vorbeigekommen war. Atelieraufnahmen erfolgten in Paris, bei Cinéromans-Joinville-lePont und Pathé-Vincennes, wo der dortige Filmausstatter Georges Quénu trotz einiger befremdlicher gemalter Hintergründe eine Reihe schauriger nächtlicher Stadtansichten und Sackgassen gestaltete. Die aufwändige Nachschöpfung der Welt Hugos folgte den 200 Illustrationen Gustave Brions für die Erstausgabe von »Les Misérables« und den darauf folgenden Werken Émile Bayards, dessen Portrait der Cosette spätestens seit 1985 als Plakatmotiv und Logo des endlos laufenden Bühnenmusicals weltberühmt ist. Für Fescourt stand die Erzählung stets im Mittelpunkt, doch die Geschichte teilt sich über die Bilder und die Darsteller mit, und sein LES MISÉRABLES verfügt hier über eine unvergleichliche Galerie. Jean Valjeans spirituelle Odyssee bildet stets das Zentrum des gewaltigen Panoramas. Lenny Borger & David Robinson, Le Giornate del cinema Muto Er mag das Kino nicht neu erfinden, doch in einem Qualitätsfilm wie diesem liegt letztlich die Definition des Kinos: Jede Einzelheit der Charakterzeichnung wird sorgfältig beachtet, ebenso wie jeder Zentimeter der mise en scène aufs genaueste vorbereitet ist. Die kurze Szene nach der Schlacht von Waterloo beispielsweise ist so kunstvoll komponiert, beleuchtet, getont und gefärbt wie ein Ölgemälde, das man stundenlang betrachten könnte, doch zugleich trifft uns das Blutvergießen und das abstoßende Grauen der Szene in der Magengrube. Was den Film davor bewahrt, zum bloßen Großfilm und Historienschinken zu verkommen, ist sein Thema: Die explosive Romanvorlage handelt von den grausamen Ungleichheiten, auf denen unsere Gesellschaft (heute wie damals) aufbaut, und vom labilen Gleichgewicht der Seele. Daher ist LES MISÉRABLES malerisch anzuschauen, aber nicht gänzlich geschönt, zum Glück. Der Anblick der niedlichen kleinen Cosette in Lumpen ist unmittelbar anrührend, nicht herzig-süß; die Kanalisation ist finster und verkotet; Valjeans Brandwunden nässen. In dieser Restaurierung, die die Begriffe sorgfältig und mühselig neu definiert, wirkt LES MISÉRABLES wie neugeboren und sollte so oft wie nur möglich gezeigt werden. Neil Brand übernahm die herkulische Aufgabe, den gesamten Film zu begleiten. Er spielte und spielte und spielte derart empfindsam und opulent – ich glaubte kaum, dass das alles nur ein Musiker an nur einem einzigen Klavier war. Brands Musik, die die Gewaltigkeit und die Eigenheiten dieses Films Note für Note trafen, war ein triumphales Ereignis, wie es diesem Film zusteht. Pamela Hutchinson, www.silentlondon.co.uk Les Misérables (Mensch unter Menschen) | Frankreich 1925 | R+B: Henri Fescourt | K: Georges Lafont, Karénine Mérobian, Raoul Aubourdier, Léon Donot | D: Gabriel Gabrio, Sandra Milowanoff, Jean Toulot, George Saillard, Renée Carl, Paul Jorge, François Rozet, Andrée Rolane, Henri Maillard | Teil 1: 118 min, Teil 2: 97 min, Teil 3: 97 min, Teil 4: 85 min | OmeU | ▶ Samstag, 9. April 2016, 18.30 Uhr (Teil 1 & 2) | LiveMusik: Neil Brand ▶▶ Sonntag, 10. April 2016, 18.30 Uhr (Teil 3 & 4) | Live-Musik: Neil Brand NOVAJA MOSKVA – DAS NEUE MOSKAU Slawische Metropolen slawische Metropolen 39 Vernetzte Räume – Verletzte Träume. Eine imaginäre Geschichte osteuropäischer Metropolen Es ist mehr als Architektur, was das urbane Leben prägt – und das gilt auch für sozialistische und erst recht für postsozialistische Städte. Dennoch ist es zunächst die in den späten 1920er Jahren forcierte Leitidee des Aufbaus, die sich als wohl prägnanteste Verschränkung von Arbeitsethos und neuer Lebensführung vom ideologischen Zentrum Moskau über die sowjetische Kernzone bis weit hinein in noch die westlichsten Ballungsräume des so genannten Ostblocks zog und dem Kommunismus, wenn man so will, ein Gesicht gab. Das Funktionieren, Nicht-Funktionieren und der Zusammenbruch des Systems schlägt sich nirgends so deutlich nieder wie in den kulturellen und sozialen Landschaften der osteuropäischen Städte. Aus ikonischen Monumenten wird brüchiger Beton, aus vernetzten Räumen werden verletzte Träume. Auch sie verbinden. Elf Hauptstädten Mittel-, Süd- und Osteuropas widmet sich dieses Programm. Der Fokus liegt dabei auf Ländern, in denen slawische Sprachen gesprochen wer- den, weshalb zwei wesentliche »Ost-Filmstädte«, nämlich Budapest und Bukarest, nicht berücksichtigt wurden. Die Programme ziehen dabei gleich zwei Linien: Über den geografischen Streifzug vom Westen bzw. Süden in den Osten der Region legen sich die spezifischen historischen Schichtungen Europas nach dem Zweiten Weltkrieg. Entstehen soll dabei die imaginäre Geschichte osteuropäischer Hauptstädte, für die die Spuren der urbanen Moderne ebenso konstitutiv sind wie die Zerstörungsorgien des Nationalsozialismus, die Texturen der vom Sozialismus geprägten Architektur oder die Topographien jener Lebensräume und Landschaften, die mittlerweile zwischen spätsozialistischer Nostalgie und postsozialistischem Neokapitalismus entstanden sind. Am Anfang dieser Geschichte stehen Aufbau und Umbau. Konstruktion und Destruktion gehen stets Hand in Hand: Das Alte muss dem Neuen weichen. Vielleicht hat – mit Blick auf die (neue Haupt-)Stadt – kein anderer Film diese conditio sovietica so parodistisch und doch voll Aufbruchs-Enthusiasmus ausbuchstabiert wie Aleksandr Medvedkins NOVAJA MOSKVA Slawische Metropolen (DAS NEUE MOSKAU, 1938), der (auszugsweise) diese Reihe anführt, genauer: den Ausklang des langen Eröffnungsabends bildet. Denn den eigentlichen Auftakt macht eine der poetischsten Studien aus der Leningrader DokumentarfilmSchule der 1960er und 1970er Jahre, TRAMVAJ IDËT PO GORODU (DIE STRASSENBAHN FÄHRT DURCH DIE STADT, 1973) von Ljudmila Stanukinas. Behutsam beobachtend tastet sich die Kamera gemeinsam mit der Straßenbahn melancholisch durch die Straßen und Orte jener Stadt, die die wichtigsten Sowjet-Mythologien mitgeprägt hat: vom Untergang des zaristischen Sankt Petersburg über die Revolutionsstadt Petrograd bis hin zur ersten offiziellen (der faschistischen Blockade »standhaltenden«) »Heldenstadt« (Gorod-Geroj) Leningrad. Aber Stanukinas lässt diese Etappen der Stadtgeschichte links liegen und schlüpft in den Wahrnehmungshorizont ihrer Protagonistin, einer einfachen Straßenbahnfahrerin. Alltagslyrik vom Feinsten ist das Ergebnis, mit Spiegelungen in der Neva, Parks, Brücken, aus der Metro stürmenden Menschenmengen und Fragmenten aus der Autobiographie einer werktätigen Frau. Die subjektive Perspektive auf das urbane Leben ist auch das herausragende Stilmerkmal der zu Unrecht in den tiefen Schichten der Filmgeschichte versunkenen Regiearbeit von Lev Kulešovs Lebens- und Arbeits-Partnerin Aleksandra Chochlova, SAšA (SASCHA, 1930), von der wir ebenfalls einen Ausschnitt präsentieren. Wie Alice im Wunderland bewegt sich dieses naive Bauernmädchen durch die riesige, neue Hauptstadt, VALTER BRANI SARAJEVO – WALTER VERTEIDIGT SARAJEVO 40 die bereits durchzogen ist von den leuchtenden Innovationen eines industrialisierten und urbanisierten Daseins. Nichts als Staunen suggeriert Saschas Blick; sie kann sich (noch) keinen Reim machen auf das, was wenig später (wie bei Medvedkin) als große Errungenschaft der stalinistischen Kultur nicht nur gefeiert, sondern kanonisiert wird: Das »Neue Moskau« als Ikone und Symbol, als Ursprungstopos der neuen Lebensform, als Vorbild des sozialistischen Städtebaus – und damit auch als Kulisse für die wohl organisierten, glücklichen Massen. Wie es um die »Hauptstadt des Vaterlandes der Werktätigen« bestellt war, zeigt Peter Schamonis Kurzfilm MOSKAU RUFT! (1959), der anlässlich der vI. Weltjugendfestspiele 1957 entstand. Bescheiden würde der Mensch im Schatten der Giganten wirken, so der OffKommentar, der an der Oberfläche die Demonstrationen von »Wehrhaftigkeit und Friedensliebe« ebenso mitfeiert wie die »Pracht der Kolossalbauten«, die »Gewalt dieser steinernen Wunder«. Doch dringt die Kamera auch hinter die Fassaden und Kulissen, erspäht Zäune, errichtet mitten in der Stadt, und lenkt so die Blicke auf Zonen der Gleichgültigkeit, »Ghettos der Armut« und Menschen, deren Gefühle von den alles beherrschenden Lautsprecheranlagen ungewollt in offizielle Bahnen gelenkt werden. Überhaupt erweist sich die dokumentarische Perspektive als scharfe Waffe der Kritik, auch der systeminternen, die jedoch (wenig überraschend) da am stärksten und explizitesten war, wo der Abstand zum ideologischen Zentrum Moskau am größten war. Im Zuge des nerationen und Geschlechter gleichermaßen von jenen Sandbergen verschlungen werden, die vor den neugebauten (aber leider ewig unfertigen) Plattensiedlungen liegen. Die nächsten drei Programme stehen ganz im Zeichen von (Ex-)Jugoslawien. Hajrudin Krvavacs Kultfilm VALTER BRANI SARAJEVO (WALTER VERTEIDIGT SARAJEVO, 1972) gehört dem Genre des für die jugoslawische Kinematografie zentralen Partisanenfilms an. Neben internationalen Großproduktionen wie etwa BITVA NA NERETVI (DIE SCHLACHT AN DER NERETVA, 1968) ist er darin einer der populärsten Filme überhaupt: Den berühmten Decknamen der widerständigen Stadt (»Valter«) trägt beispielsweise heute noch eine chinesische Biermarke, verziert mit dem Gesicht von Hauptdarsteller Bata Živojinović. Sarajevo im Zweiten Weltkrieg wird mit Goran Rebićs THE PUNISHMENT (2000) Belgrad im Krieg mit der NATO gegenübergestellt. Die Bombardierungen zerstörten nicht nur die Infrastruktur und die Ökologie einer Stadt, sondern damit auch sämtliche psychischen, sozialen und kulturellen Sicherheiten. Vom schon während des Sozialismus bestehenden sozialen Gefälle erzählt Petar Kreljas Zagreb-Kurzfilm SPLENDID ISOLATION (1973), während in Igor šterks atmosphärisch großartigem LJUBLJANA (2002) die post-jugoslawische Generation im Nirvana der kapitalistischen »Errungenschaften« zu versinken droht. Die Ostmetropolen Minsk – Kiev – Moskau schließen das Programm ab. Von den Nazis nahezu vollständig ausradiert, bedurfte es – im sozrealistischen Kurzdokumentarfilm NOVYJ MINSK (DAS NEUE MINSK, 1954) wird das überdeutlich – sozialistischer Aufbaukraft, um eine städtebauliche Idylle im stalinistischen Stil entstehen zu lassen. Diesem ideologischen »Pro« hält Sjaroža Labans No-Budget-Experiment SLUčAJ S PACANOM (DIE SACHE MIT DEM JUNGEN, 2001) ein »Contra« entgegen: ein Jungverliebter kommt hier im System Lukašenka unter die Räder. Cliquen verziehen sich in Parks, Politaktivisten in geheime Wohnungen – in diesem Minsk ist für Öffentlichkeit, geschweige denn Gegenöffentlichkeit, kein Platz. Was passiert, wenn die oppositionellen Kräfte aufbegehren und das Zentrum der Hauptstadt erobern, zeigt sich in den Tableaus von MAIDAN (2014), Sergej Loznicas bildgewaltiger Reflexion über jenen veritablen Volksaufstand in Kiev, der die aktuelle »Osteuropapolitik« immer noch bestimmt. Den Abschluss der Reihe bildet MOSKVA (MOSKAU, 2000), ein postmodernes Juwel, mit dem Aleksandr Zel’dovič zu Beginn des neuen Jahrtausends nicht nur alteingesessene Mos- Slawische Metropolen jugoslawischen Novi film – der Neuen Film-Welle – entstanden etwa bei der Sutjeska Film zahlreiche Kurzfilme der Sarajevoer Dokumentarfilmschule, die nicht nur minutiöse soziologische Studien des städtischen Lebens, sondern auch wirkmächtige Instrumente der Hinterfragung vorgeblicher sozialer Gerechtigkeit waren. Auch hier rücken Menschen in den Vordergrund, die üblicherweise aus dem Rahmen der entsprechenden filmischen Arrangements fallen, Straßenkinder in Vefik Hadžismajlovićs SANJARI (TRÄUMER, 1971), das Subproletariat in Suad Mrkonjićs FASADE (FASSADEN, 1972) oder der Schießmeister eines Salzbergwerks in Petar Ljubojevs Wohnzuteilungsgroteske STANARSKO PRAVO LAGUMAšA SAFERA (DAS WOHNRECHT DES GRUBENARBEITERS SAFER, 1974). Die Wohn- bzw. Wohnungsfrage berühren schließlich auch die drei ersten Langfilm-Programme, zwei davon lose (Warschau, Sofia), eines explizit (Prag). Mit Andrzej Wajda weist das international stark rezipierte polnische Spielfilmkino einen Chronisten seiner im Krieg zerstörten Hauptstadt auf. Während POKOLENIE (EINE GENERATION, 1954) das Warschauer Ghetto und KANAŁ (KANAL, 1956) den Warschauer Aufstand festhalten, schließt der hier ausgewählte NIEWINNI CZARODZIEJE (UNSCHULDIGE ZAUBERER, 1960) an Aleksander Fords ÓSMY DZIEŃ TYGODNIA (DER ACHTE WOCHENTAG, 1958) an: Die Nachkriegs-Topographie Warschaus prägt die Figuren, sie bewohnen Bruchbuden, hängen in Bars ab, durchstreifen abgelegene Winkel der Stadt und philosophieren im Existenzialisten-Modus übers Leben. Die Fenster sind geöffnet, es weht jener Frühlingswind, den der politische Umschwung (Entstalinisierung, gesellschaftliche Öffnung) entfacht hatte. Auch in BJALATA STAJA (DAS WEISSE ZIMMER, 1968), dem Kleinod des bulgarischen Stilisten Metodi Andonov, lenkt der Held, ein Wissenschaftler (mit von der Bürokratie vereitelter Karriere), seinen skeptischen Blick immer wieder in die Vergangenheit. Nachdenklich schaut auch er aus dem Fenster seines Krankenzimmers, hinaus auf jene Stadt, die gleich nach Kriegsende einem radikalen sozialistischen Aufbau-Programm unterzogen wurde, wie der ebenfalls schwarzweiße Kurzdokumentarfilm EDIN DEN V SOFIJA (EIN TAG IN SOFIA, 1946) zeigt. Die goldene Stadt Prag hingegen ist in Věra Chytilovás jahrelang verbotener Satire PANELSTORY ANEB JAK SE RODí SíDLIšTě (GESCHICHTE DER WÄNDE, 1980) kaum wiederzuerkennen. Das mittelalterliche und mitteleuropäische Stadtzentrum scheint unendlich weit entfernt, wir befinden uns an der Peripherie, wo Matsch und weitläufige Lehmwüsten vorherrschen, und alle Ge- 41 NIEWINNI CZARODZEJE – DIE UNSCHULDIGEN ZAUBERER Slawische Metropolen 42 kauer und Moskauerinnen schockierte. Von Aushöhlung, Entleerung, Entmenschlichung und Verrohung handelt die an Anton čechovs »Drei Schwestern« angelehnte Mär, ein Untergangs-Szenario, in dem der einstige Mittelpunkt des Sechstels der Erde nur noch blasse, grausame Kulisse ist. Barbara Wurm In Kooperation mit dem Institut für Slavische Philologie der LMU München, zur vorlesungsreihe »vernetzte Räume – zum verhältnis von Literatur und Architektur«. zusammenstellung: Barbara Wurm, Anja Burghardt Vernetzte Räume – Verletzte Träume. 10 Städte und mehr | Vortrag mit Filmbeispielen von Barbara Wurm | ca. 150 min | Der Vortrag eröffnet mit einem poetischen Leningrad-Porträt aus der Sicht einer Straßenbahnfahrerin, um sich dann – über den Umweg ins parodistische Kiev der 1950er, das sozialkritische Sarajevo der 1960er und 1970er, das ruhelose Herz Prags der 1980er, das politisierte Belgrad der 1990er und das zur Performance-Bühne umfunktionierte Zentrum Zagrebs der 2000er Jahre – den imaginären Ursprüngen der »osteuropäischen Hauptstadt« zu widmen: Moskau, in drei Fassungen – stumm aber leuchtkräftig bei Chochlova, in Feierlaune aber hintergründig bei Schamoni, bombastisch aber surreal bei Medvedkin. – Tramvaj idët po gorodu (Die Straßenbahn fährt durch die Stadt) | SU 1973 | R: Ljudmila Stanukinas | B: Maja Merkel’ | K: Jurij Zanin | 23 min | OmU – Saša (Sascha) | SU 1930 | R: Aleksandra Chochlova | B: Aleksandra Chochlova, Lev Kulešov, Oleg Leonidov | K: Naum Naumov-Straž | 10 min (Ausschnitt) | OmU – Moskau ruft! | BRD 1959 | R+B: Peter Schamoni | K: Jost Vacano | 11 min – Novaja Moskva (Das neue Moskau) | SU 1938 | R+B: Aleksandr Medvedkin | K: Igor Gelein | 7 min (Ausschnitt) | OmU ▶ Dienstag, 12. April 2016, 19.00 Uhr Niewinni czarodzieje (Die unschuldigen Zauberer) | Polen 1960 | R: Andrzej Wajda | B: Jerzy Andrzejewski, Jerzy Skolimowski | K: Krzysztof Winiewicz | M: Krzysztof Komeda | D: Tadeusz Łomnicki, Krystyna Stypułkowska, Wanda Koczeska, Zbigniew Cybulski, Roman Polański | 83 min | OmeU | Warschau 1960: Bazyl, selbstbewusst-gelangweilter Jungarzt, Jazzmusiker und Junggeselle, handelt spontan und so bleibt jene junge Frau, die er eigentlich seinem schüchternen Freund Edmund zuführen soll, eine Nacht in seiner Bude. Die Nacht wird zum Tag, ein vorsichtiger Schlagabtausch zwischen den Geschlechtern setzt ein, Verliebtheitsanzeichen dazu, und doch wird vor allem: sinniert (über den freiheitsverheißenden Zustand zwischen »Gestern und Morgen«) und flaniert. Denn die Straßen der Stadt liegen der Jugend zu Füßen. – Dworzec (Bahnhof) | Polen 1980 | R+B: Krzysztof Kieślowski | K: Witold Stok, Jacek Latałło | M: Michał Żarnecki | 14 min | OmeU ▶ Dienstag, 19. April 2016, 21.00 Uhr | Einführung: Małgorzata Zemła ▶ Dienstag, 26. April 2016, 21.00 Uhr | Einführung: Henrike Schmidt Panelstory aneb Jak se rodí sídliště (Geschichte der Wände) | čSSR 1980 | R: Věra Chytilová | B: Věra Chytilová, Eva Kacírková | K: Jaromír šofr | M: Jirí Sust | D: Lukás Bech, Antonín Vanha, Eva Kacírková, Oldrich Navrátil, Jirí Kodet | 96 min | OmU | Chytilovás Werk ist durchzogen von der Spannung zwischen Utopie und Destruktion. Ob schrille Töne oder schräge Bilder, frag- mödie mit Gender-Trouble und Slapstick-Elementen wird die Geschichte von den Paneelen, die die Welt bedeuten, zum Nightmare des gemeinsamen Wohnens. ▶ Dienstag, 3. Mai 2016, 21.00 Uhr | Einführung: Jeanette Fabian Valter brani Sarajevo (Walter verteidigt Sarajevo) | Jugoslawien 1972 | R: Hajrudin Krvavac | B: Đorđe Lebović | K: Miroljub Dikosavljević | M: Bojan Adamič | D: Velimir Bata Živojinović, Rade Marković, Ljubiša Samardžić, Neda Spasojević, Dragomir Gidra Bojanić | 128 min | OmeU | Dass Städte zu Allegorien werden, kam schon öfter vor. In Hajrudin Krvavacs PartisanenKultfilm jedoch, der 1972 ein Sarajevo im brüderlicheinheitlichen Widerstand gegen Hitler Ende 1944 zeigt, passiert noch mehr. Die gesamte Stadt wird zum Synonym des vorbildlichsten (aber auch mysteriösesten) aller Partisanen – Walter. Denn als Standartenführer von Dietrich seine Nemesis endlich aufgespürt hat, macht er gleich noch eine Erkenntnis, die in der sozialistischen Welt zum geflügelten Wort wurde: »Sehen Sie diese Stadt? Das ist Walter!« ▶ Dienstag, 17. Mai 2016, 21.00 Uhr | Einführung: Riccardo Nicolosi The Punishment – Kazna | Österreich 2000 | R+B: Goran Rebić | K: Jerzy Palacz | 91 min | OmU | Über die politisch zerklüftete Landschaft, die zwischen der Hauptstadt Jugoslawiens und jener Serbiens liegt, ist kaum Gras gewachsen. Dennoch spricht man in Belgrad nur noch selten von den Jahren des Zerfalls. Als Goran Rebić im Jahr 2000, direkt nach der NATO-Bombardierung der Stadt, mit den Menschen sprach – unter anderem mit der Star-Autorin Biljana Srbljanović und der Star-Schauspielerin Sonja Savić – war das anders. Der Film dokumentiert ihren impulsiven wie rationalen, aufgebrachten wie entmutigten, intellektuellen Umgang mit dem Verlust von Heimat, mit erniedrigenden Schnellverurteilungen und zerstörten Lebensräumen. ▶ Dienstag, 24. Mai 2016, 21.00 Uhr | Einführung: Nora Scholz mentierte Plots oder unheilstiftende Figuren – Störungen jedweder Façon sind überall zu finden. Nirgends aber sind sie vielleicht so deutlich auf die realen Lebensverhältnisse des urbanen Sozialismus bezogen wie in diesem Film: Die Plattenbausiedlung ist noch im Entstehen, während die darin Platz findende Gesellschaft bereits erodiert. Getarnt als Verwechslungsko- Splendid Isolation | Jugoslawien 1973 | R+B: Petar Krelja | K: Ivica Rajković | 10 min | OmU – Ljubljana | Slowenien 2002 | R+B: Igor šterk | K: Ven Jemeršić | M: Iztork Turk, Damjan Bizilj | D: Gregor Zorc, Tjaša Železnik, Manca Dorrer, Primož Pirnat, Jaka Ivanc | 71 min | OmeU – Ein einziger Kameraschwenk trennt die Mode- und Schmaus-Orgien der Reichen von den Schicksalen der Anwärter auf einen Platz im Obdach- Slawische Metropolen Edin den v Sofija (Ein Tag in Sofia) | Bulgarien 1946 | R+B: Zachari Žandov | K: Venec Dimitrov | 23 min | OmU – Bjalata staja (Das weiße Zimmer) | Bulgarien 1968 | R: Metodi Andonov | B: Bogomil Rajnov, nach seinem Roman »Pătišta za nikăde« (Wege ins Nichts) | K: Dimo Kolarov | M: Dimit’r Văčev l D: Apostol Karamitev, Elena Rajnova, Doroteja Tončeva, Konstantin Kocev, Stojanka Mutafova | 85 min | OmeU – Andonov kam vom Theater, als er 1968 seinen ersten Spielfilm realisierte (drei weitere Meisterwerke sollten folgen, bevor er 1974 mit 42 Jahren starb). Besonders Hauptdarsteller Apostol Karamitev verleiht der antidogmatischen Auseinandersetzung mit dem bleiernen Sofia der 1950er Jahre ein Gesicht. So wird das philosophisch wie psychologisch überzeugende Scheitern des ausgebremsten Wissenschaftlers Aleksandrov zur schonungslosen Abrechnung mit jenem Stalinismus, der im stilistisch auf seine Weise herausragenden Vorfilm EIN TAG IN SOFIA die bulgarische Hauptstadt noch form(ier)te. 43 losenheim. SPLENDID ISOLATION, das ist Zagreb in den 1970ern, selten real. Danach LJUBLJANA in den 2000ern, junge Menschen, am Wegdriften meist. šterk fängt die Epoche dieser Generation präzise ein und kreiert eine unheimlich dichte Atmosphäre – zwischen Rave und Techno, Altstadt und Bahngleisen, naher Adria und fernem Berlin-Tiergarten. Schließlich auch: zwischen Lebenswillen und Todessehnsucht. ▶ Dienstag, 31. Mai 2016, 21.00 Uhr | Einführung: Anja Slawische Metropolen Burghardt MAIDAN 44 Maidan | Ukraine 2014 | R+B: Sergej Loznica | K: Sergej Loznica, Sergej Stefan Stecenko, Michail El’čev | 134 min | OmU | Der Film entstand gleich nach den entscheidenden und bis heute unübersichtlichen Ereignissen im Zentrum Kievs. Ein veritabler Volksaufstand – mitsamt Gewalt und Gegengewalt. Und doch überliefern die drei Kameraleute kontemplative Bildtableaus, erzeugen Abstand zum Geschehen, halten es fest und geben ihm seine angemessene Größe. Eine Pathosformel der Revolution ist dieser Film, ein Jonglieren mit über hundert Stunden Tonaufnahmen: die ukrainische Nationalhymne und das »Vitja, ciao ciao ciao!«, gemünzt auf den ungeliebten Präsidenten, bleiben im Ohr. Novyj Minsk (Das neue Minsk) | UdSSR 1954 | R: Iosif šul’man | B: Mikola Sadkovič | K: V. Okulič, V. Citron | M: D. Lukas | 29 min | OmU – Slučaj s pacanom (Die Sache mit dem Jungen) | Belarus 2001 | R: Sjaroža Laban | B: Lecha Kascukoŭ, Lelik Uškin, Mikola Miljuk | K: Dzimon Modul’ | D: Jura Kanaval’čyk, Anja Laguc’ka, Mikola Miljuk, Nascja Nekazakava, Pauljuk Kanaval’čyk | 50 min | OmeU – Auf den Balkonen des »Neuen Minsk«, wie es die kolorierte Filmskizze von 1954 zeichnet, blühen Blumen in sozrealem Rot, und alle Verkehrswege dieser Welt führen direkt hierher. Minsk, ein vermeintliches Werktätigen-Paradies, dank Sowjet-Aufbaukraft »wiederauferstanden« von den Toten. Ein halbes Jahrhundert später schlägt die filmische Subkultur zurück. Labans Held entkommt dem Teletubbies-TV-Horror seiner Bude und zieht los in die Stadt. Nur, dass hier der Horror-Trip erst so richtig beginnt: Er gerät zwischen Lukašenkas Schlägertrupps und orange Jung-Oppositionelle. Moskva (Moskau) | Russland 2000 | R: Aleksandr Zel’dovič | B: Vladimir Sorokin, Aleksandr Zel’dovič | K: Aleksandr Il’chovskij | M: Leonid Desjatnikov | D: Ingeborga Dapkunaite, Tat’jana Drubič, Natal’ja Koljakanova, Aleksandr Baluev | 137 min | OmeU | Wer wissen will, wie man eine Filmstadt dekonstruiert, sollte diesen Ausnahme-Kunstfilm aus der Feder des PostmoderneDuos Zel’dovič / Sorokin sehen. Drei Männer und drei Frauen performieren einen Reigen zwischen Eros und Thanatos. Jene unfassbare Gewalt, an der das postsowjetische Imperium krankt, kommt mehrmals zum Ausbruch. »Moskau selbst« tritt nur noch als reiner, leerer Signifikant in Erscheinung – mal auf einer penetrierten Landkarte, mal in Form von Ortstafel-Buchstaben. ▶ Dienstag, 7. Juni 2016, 21.00 Uhr | Einführung: Nina Weller ▶ Dienstag, 21. Juni 2016, 21.00 Uhr | Einführung: Raoul Eshelman ▶ Dienstag, 14. Juni 2016, 21.00 Uhr | Einführung: Ilja Kukuj Kein Architekt kann sich noch anmaßen, das Glück vorschreiben zu können. Allerdings komme ich natürlich auch nicht ohne Ideale und einen gewissen Optimismus aus. Gut, vielleicht kann die Architektur unseres Büros manche Menschen tatsächlich glücklich machen. Nicht indem sie Glück verordnet, sondern indem sie zwänge überwindet. Sie zwingt einen nicht, zeit und Kraft zu verschwenden, sie setzt etwas frei, sie öffnet Räume. Rem Koolhaas Heimsuchungen Wie lassen sich Erinnerungen in Filmen darstellen? Wie schreiben sich Erinnerungen in die Häuser ein, in denen wir wohnen und gewohnt haben? VISITA, OU MEMÓRIAS E CONFISSÕES von Manoel de Oliveira und LA SOMBRA von Javier Olivera stellen diese Fragen in zwei sehr unterschiedlichen Filmen, die sich beide in diesem Verhältnis von Räumen und Erinnerungen treffen und so ein spannendes Double Feature ergeben. Beide Filme machen sich auf die Suche nach der Relation von Kamera und Architektur, die von der Kamera ausgehend immerzu einem Besuch gleicht und von der Architektur kommend ein Geständnis abverlangt. Die Räume und das, was von ihnen übrig ist, tragen die Spuren eines Lebens in ihrer Bauweise, den Möbeln oder dem Fundament und sind sowohl ein inneres Bild für diejenigen, die darin gelebt haben, als auch ein äußeres Bild, das uns erlaubt, aus Fragmenten einer architektonischen Annäherung diese Leben nachzuvoll- ziehen. In LA SOMBRA als ein therapeutisch angehauchtes Bedauern, in dem aus der Zerstörung eines Hauses, das zugleich eine Erinnerung an den großkapitalistischen Vater in sich trägt, eine Befreiung entsteht, und in VISITA als Selbstreflektion, in dem zwei »Geister« in ein leeres Haus gehen, aus dem das Echo des Filmemachers hallt, bis wir ihn selbst darin finden. In beiden Filmen bekommen die Häuser eine eigenständige Rolle, die von einer unbekannten Kraft eingenommen werden und so zeitliche und räumliche Kategorien verschmelzen lassen. Beide Filme sind Geistergeschichten, weil sie in ihrer Arbeit mit den Räumen des Wohnens und den Zeiten der Erinnerung eine Vergegenwärtigung von verdrängten Narben, schönen Augenblicken und Erlebnissen in den jeweiligen Häusern schaffen, die eine tatsächliche Heim-Suchung bedeutet. Dabei geht Manoel de Oliveira noch einen Schritt weiter, weil das heimgesuchte, vom portugiesischen Architekten José Porto entworfene Haus mit seiner eigenen Person in Verbindung steht, während sein argentinischer Kollege Olivera das Haus als etwas versteht, was er loslassen will, nämlich das Erbe des Vaters. Bei de Oliveira geht es darum, das Haus und das Kino im gleichen Atemzug in ein Museum des eigenen Lebens zu verwandeln, während Olivera nicht versucht, etwas zu erhalten, sondern lediglich das Verschwinden des Hauses beobachtet. Vereinfacht könnte man sagen, dass das Haus bei de Oliveira eine sinnliche Präsenz Architekturfilmtage THE ∞ HAPPINESS – DAS UNENDLICHE GLüCK 16. Architekturfilmtage – Offener Raum 45 Architekturfilmtage hat, die mit Leben gefüllt wurde und gefüllt wird, während es bei Olivera um eine repräsentative Funktion geht, die nie frei von Sinnlichkeit existiert, die aber auch aufzeigt, für was ein Haus stehen kann. Hintereinander ergibt sich so eine Doppelrolle für Häuser von Filmschaffenden als Präsenz und Repräsentation. Zudem forcierte de Oliveira den zeitlichen Aspekt seines Films, weil er eine Veröffentlichung erst nach seinem Tod erlaubte (er starb 2015, im 106. Lebensjahr), sodass hier tatsächlich ein Mann in einem Raum und ein Raum in einem Mann vor uns wiedererwacht. Nur, dass er nicht mehr an sein Haus gebunden ist, sondern an die Bilder und Töne, die von ihm bleiben. In diesem Sinn legt VISITA einen ganz neuen Aspekt in die Bedeutungsgleichheit von »Kamera« und »Zimmer«, denn beide werden hier zu einem Ort der Begegnung mit Menschen, in denen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ineinander fließen und aus denen diese Menschen nicht entkommen können. Beide Filme machen uns bewusst, dass wir in Räumen leben und dass wir diese Räume genauso formen wie sie uns formen. In der speziellen Architektur der beiden Häuser ergeben sich so erstaunliche Spannungen zwischen Konzept und Leben. Es sind Häuser, die von sich aus eine Geschichte erzählen, die unter den Blicken der Kamera zu Erinnerungen werden. In diesem Sinn drehen sich beide Filme auch um die Unmöglichkeit, die Geschichten eines Hauses in Gänze greifbar zu machen. Es bleiben Spuren, aus denen neue Geschichten entstehen können und Spuren, die nach und nach verschwinden bis nichts mehr von ihnen bleibt. ANTWERP CENTRAL 46 Ins Offene Diese Spuren ermöglichen eine offenere Herangehensweise an Architektur im Film, eine, in der die Gebäude von sich aus mit dem Zuschauer sprechen. Es sind Geschichten, die sich in die Architektur eingeschrieben haben. Dadurch entstehen subjektive und intime Auseinandersetzungen mit Architektur wie sie auch Ila Bêka und Louise Lemoine in ihrem »Living Architectures« Projekt vorschlagen. Statt der repräsentativen Funktion ihrer Perfektion geht es um das Leben und die Offenheit von Architektur. Dabei vermag die Kamera überraschende, unbeabsichtigte oder sich im Lauf der Zeit verändernde Funktionen architektonischer Bauweisen zu dokumentieren. Das Spektrum ist groß und reicht von der unerwarteten Schönheit eigentlich funktionaler Gebäude bis zum Zerfall von Bauwerken, die Macht symbolisierten. Die Bruchstellen hinterfragen dann gleichermaßen kritisch die Funktion von Bauwerken und öffnen ganz neue Räume. In diese offenen Räume der Architektur kann auch das Kino gleich den Geistern bei de Oliveira eindringen. Es sind filmische Entdeckungsreisen, die uns die Zeitlichkeit von Räumen bewusst machen samt der damit einhergehenden Transformationen von Bauwerken. Ein perfektes und abgeschlossenes Modell kann dabei für das Kino nie von gleichem Interesse sein wie jenes Bauwerk mit Rissen, Fehlern und sichtbaren Veränderungen in Form oder Funktion. Die Architektur öffnet den Raum für öffentliche Schauspiele, in ihr verbinden sich Ereignisse und Räume im Stil filmischer Narrative. Nie ist die Architektur dabei bloßer Hintergrund, immer Ein Programm der Bayerischen Architektenkammer in zusammenarbeit mit dem Filmmuseum München. Visita, ou Memórias e Confissões (Besuch, oder Erinnerungen und Geständnisse) | Portugal 1982 | R: Manoel de Oliveira | B: Manoel de Oliveira, Agustina Bessa-Luís | K: Elso Roque | 68 min | OmeU | Manoel de Oliveira drehte diesen Film, als er das Haus in Porto, in dem er mit seiner Familie über vierzig Jahre gelebt hatte, verkaufen musste. Erinnerungen an die Zeit der Militärdiktatur unter Salazar, an die Arbeit als Filmregisseur, an alles, was in dem Haus geschehen ist. – La Sombra (Der Schatten) | Argentinien 2015 | R+B+K: Javier Olivera | 72 min | OmeU | Javier Olivera nimmt den Abriss der Familienvilla »San Isidro« zum Anlass für eine Expedition in die Vergangenheit. Ihr Ziel ist weni- VISITA, OU MEMóRIAS E CONFISSõES ger die Abrechnung mit Javiers Vater Héctor Olivera, dem berühmten Tycoon des argentinischen Kinos, als vielmehr die Erkundung einer aus Super-8-HomeMovies gebildeten Kindheitsblase, die inmitten der Militärdiktatur wie schwebend aufgehängt war. Ein Film über die Beziehung zwischen Erinnerung und Raum. ▶ Donnerstag, 21. April 2016, 19.00 Uhr | Einführung: Patrick Holzapfel Antwerp Central | Belgien 2012 | R+B: Peter Krüger, nach dem Roman »Austerlitz« von W.G. Sebald | K: Rimvydas Leipus | M: Walter Hus | Mit Johan Leysen | 92 min | OmeU | Eine Reise durch den materiellen und geistigen Raum von Antwerpens Eisenbahn-Kathedrale, von der Eröffnung 1905 bis zur Gegenwart. Der Film zeigt nicht nur die majestätische Architektur und den historischen Kontext des Bauwerks, sondern berührt auch versteckte und mysteriöse Aspekte. Realität wird zum Traum, und umgekehrt. »Der Bahnhof als magischrealer Ort, wo entgegengesetzte Elemente sich treffen und vermischen. Eine Welt, in der Geister aus der Vergangenheit erscheinen, in der ein Löwe des Nachts herumwandelt, und wo die visuelle und auditive Wahrnehmung der Gegenwart historische, humoristische und poetische Kontemplationen auslöst: eine kinematographische Beschwörung der Erfahrung der Zeit und der Transformation des Raums.« (Peter Krüger) ▶ Freitag, 22. April 2016, 18.30 Uhr Barbicania | Frankreich 2014 | R+B: Ila Bêka & Louise Lemoine | K: Ila Bêka | T: Louise Lemoine | 90 min | engl. OF | »Das Londoner ›Barbican Centre‹ (1982 eröffnet) ist das größte Kultur- und Konferenzzentrum Europas. Das Areal, auf dem es sich befindet, wurde im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört. Ab den 1960er Jahren entstanden hier Wohnblöcke, denen lange Zeit das Negativ-Image des ›Brutalismus‹› anhing, die aber inzwischen höchst begehrte Immobilien Architekturfilmtage prägt sie das Leben und die Zeit derer, die sie betreten und derer, die sie nur betrachten. Das Kino ermöglicht es uns, Architektur im Wandel der Zeit zu sehen und unsere Wahrnehmung für die Öffnungen und Potenziale eines Gebäudes oder Ortes zu schärfen. Unter den Blicken der Kamera vermag sich jedes Bauwerk zu öffnen. Aber im Kino wird auch jeder noch so intime Raum der Öffentlichkeit preisgegeben. Man kann dann fast vom Innenleben der Bauten sprechen. Kino und Architektur treffen sich auch hier in der Gleichzeitigkeit der Massenwirksamkeit ihres »Gesehen-Werdens« und der Subjektivität und Intimität ihres »Zurück-Blickens«. Film und Architektur sind Künste der Öffentlichkeit, aber beide können auch zu und von ganz privaten Personen sprechen. In diesem Sinn hat eine Öffnung von Bauten immer zwei Seiten. Zum einen das Erschließen und Nutzen einer Öffentlichkeit oder eines offenen Raumes und zum anderen die Idee einer architektonischen Erinnerung und Heimsuchung. Erstere erzählt vom praktischen und kulturellen Wert der Architektur, letztere von der Geschichte dieser Kunst und allen, die mit ihr in Berührung kommen. Denn wie die Gebäude von ihren Bewohnern und Ereignissen erzählen, so sprechen sie auch immer von sich selbst. Es ist ein Wechselspiel, das man sich nur schwer getrennt vorstellen kann. An den Schnittstellen von architektonischer Planung, öffentlicher und kultureller Nutzung und den Spuren der Zeit können schließlich aus den Heimsuchungen Heimfindungen entstehen. Diese sind in der Architektur ganz wie beim Film eine Frage des räumlichen und des zeitlichen Rahmens. In beiden Künsten sind es dabei die offenen Stellen in den Rahmungen, die das Leben, die Lebendigkeit und die Emotion ermöglichen. Patrick Holzapfel 47 sind. In einem 30-tägigen Projekt spüren Bêka & Lemoine der Seele dieses Quartiers nach, porträtieren Bewohner und Besucher, entdecken wilde Pflanzen und Tiere und halten in beeindruckenden Architekturaufnahmen seine Formensprache, Sichtachsen und Details fest. Sie erspüren die Seele hinter dem Beton und geben der Architektur eine Grazie und eine Aura.« (Doku.Arts 2015) Architekturfilmtage ▶ Freitag, 22. April 2016, 21.00 Uhr 48 Mission Statements – The Architecture of Dutch Diplomacy | Niederlande 2011 | R+B: Jord den Hollander | K: Thomas Kist, Jord den Hollander | 60 min | OmeU | Zu Beginn der 1990er Jahre wurden von namhaften niederländischen Architekten neue Botschaftsgebäude entworfen, die die moderne Ausrichtung der niederländischen Diplomatie repräsentieren sollten: Zweck-Architektur. Der Film erzählt die Geschichten der Botschaften in Paramaribo, Maputo, Addis Abeba und (von Rem Koolhaas erbaut) in Berlin. Er fragt, ob und wie Architektur etwas Neues zur Vermittlung der Diplomatie hinzufügen kann und enthüllt einen unterschätzten kulturellen Aspekt der internationalen Beziehungen und die Missverständnisse, die sich dabei ergeben können. – Diller Scofidio + Renfro – Reimagining Lincoln Center and the High Line | USA 2013 | R+B: Muffie Dunn & Tom Piper | K: David Leitner, Tom Piper | 54 min | OF | »Diller Scofidio + Renfro geht es bei Architektur nicht um spektakuläre Einzelgebäude, sondern um die Wahrnehmung und Gestaltung von Juli 2009 der G8-Gipfel stattfinden, doch im April verlegte Premierminister Berlusconi ihn nach Aquila, das gerade von einem Erdbeben zerstört worden war. Der auf La Maddalena für den Gipfel erbaute, riesige Konferenz- und Hotel-Komplex wurde nie genutzt, verlassen und zerfiel zu einer Ruine – für den Architekten Stefano Boeri ein schmerzliches persönliches und berufliches Disaster. – Modern Ruin – A World’s Fair Pavilion | USA 2014 | R+B+K: Matthew Silva | 78 min | OF | Ein Film über den »New York State Pavilion« von Philip Johnson, der 1964 zur Weltausstellung in New York erbaut wurde, und die Versuche von privaten und kulturellen Initiativen, die gegenwärtige Ruine zu retten, zu restaurieren und wieder mit Leben zu erfüllen. ▶ Samstag, 23. April 2016, 21.00 Uhr 24 Heures sur place (24 Stunden vor Ort) | Frankreich 2014 | R+B: Ila Bêka & Louise Lemoine | K: Ila Bêka | T: Louise Lemoine | 90 min | OmeU | Paris, Place de la République, ein Jahr nach der großen Umstrukturierung, die den Platz von einer riesigen, unwirtlichen Kreuzung in eine neue urbane Oase für den Pariser Flaneur verwandelte. Momentaufnahmen während des Verlaufs eines einzigen Tages im Juni 2014. Politik, Liebesaffären, Arbeitsprobleme, Befürchtungen, Hoffnungen: ein wirbelndes Kaleidoskop von Porträts. Ein Performance-Film. Bêka & Lemoine standen am Fuß des Mariannen-Monuments und sammelten alles, was überhaupt passieren kann im Raum eines öffentlichen Platzes. Flux und Reflux, Fülle und Leere, Lichter, Dunkelheit, Atmosphäre. ▶ Sonntag, 24. April 2016, 18.30 Uhr Raum. In ihren Projekten verschwimmen die Grenzen zwischen Architektur, bildender und darstellender Kunst. Sie schaffen Installationen oder Inszenierungen, die den öffentlichen Raum zurückerobern und ihn als Stadtraum wiederbeleben.« (Doku.Arts 2015) ▶ Samstag, 23. April 2016, 18.30 Uhr La Maddalena | Frankreich 2014 | R+B: Ila Bêka & Louise Lemoine | K: Ila Bêka | T: Louise Lemoine | 12 min | OmeU | Auf der Insel La Maddalena sollte im The ∞ Happiness (Das unendliche Glück) | Frankreich 2015 | R+B: Ila Bêka & Louise Lemoine | K: Ila Bêka | T: Louise Lemoine | 85 min | engl.OF | Der Film führt uns ins Herz des »8 House« von Bjarke Ingels in Ørestad bei Kopenhagen, das größte Wohngebäude Dänemarks. Bêka & Lemoine erzählen von ihren subjektiven Erfahrungen innerhalb dieses Experiments einer »vertikalen Stadt«, die 2011 beim World Architecture Festival als »world best residential building« ausgezeichnet wurde. Der Film versammelt Lebensgeschichten, die alle von einem persönlichen Verhältnis zu dem Gebäude geprägt sind. Er zeichnet die Linien einer imaginären menschlichen Karte, die dem Zuschauer erlaubt, das Gebäude als neues soziales Modell des 21. Jahrhunderts zu erkunden, und hinterfragt – mit überraschenden Ergebnissen – die Fähigkeit von Architektur, ein kollektives »Glück« zu erschaffen. ▶ Sonntag, 24. April 2016, 21.00 Uhr Im Angesicht der Menschen Das Private ist politisch und auch umgekehrt gilt: Die politische Entwicklung wird immer durch Individuen und ihre persönlichen Schicksale geprägt. Mit dieser Erkenntnis lässt sich das Werk Andres Veiels ziemlich präzise auf den Punkt bringen. Kein anderer deutscher Filmemacher stellt die Biografien einzelner Menschen so unmittelbar in einen Zusammenhang mit der Gesellschaft, aus der sie kommen. Der Film BLACK BOX BRD aus dem Jahr 2001 ist dafür sicherlich das beste Beispiel. Die Lebenslinien des von der RAF ermordeten Chefs der Deutschen Bank Alfred Herrhausen und des bei der Festnahme erschossenen RAF-Mitglieds Wolfgang Grams in einem Film gegenüber zu stellen und zu kreuzen, ist eine mutige Interpretation der jüngeren deutschen Geschichte. Noch vor seinem Studium der Dramaturgie am Künstlerhaus Bethanien studierte Andres Veiel von 1982 bis 1988 Psychologie in West-Berlin. Die Beschäftigung mit den Zuständen des menschlichen Geistes und seine ersten Projekte als Dramaturg und Regisseur an verschiedenen Bühnen – unter anderem auch in einem Berliner Gefängnis – befähigen ihn wie keinen anderen Filmregisseur dazu, die Seelenlandschaften der Menschen zu lesen und zu interpretieren. DIE ÜBERLEBENDEN von 1996, das Drama dreier ehemaliger Schulkameraden von Andres Veiel, die sich das Leben nahmen, ist allerdings viel mehr als ein Psychogramm. Der Film skizziert sehr präzise den Generationenkonflikt, den junge Menschen in den 1980er Jahren in der schwäbischen Provinz trotz der durch die Achtundsechziger aufgebrochenen Strukturen mit ihren Eltern austrugen. Andres Veiel sind dabei keine menschlichen Abgründe fremd. Der Umgang mit seinen Protagonisten und vor allem die Qualität seiner Interviews beruhen gleichermaßen auf seiner psychologischen Kompetenz und der Empathie für seine »Helden«. In BALAGAN von 1993 begibt sich Veiel in das Spannungsfeld der Aufarbeitung der Shoa durch eine israelische Theatergruppe. Das Ensemble nimmt seine Zuschauer mit auf eine exzessive Reise und schaut dabei dem Radikal Bösen, wie Hannah Arendt es verstand, ins Antlitz. Der erste und bislang einzige Spielfilm von Andres Veiel WER WENN NICHT WIR aus dem Jahr 2011 fügt sich hier nahtlos ein und pointiert alle bisherigen Aspekte seines Werkes. Nie zuvor wurden die Biografien von Gudrun Ensslin, Bernward Vesper und Andreas Baader auf so private Motive komprimiert. Auch der politische Mensch ist eben nur ein Mensch mit konkreten und banalen Bedürfnissen. Andres Veiel wird seine Filme im Rahmen der Retrospektive in München persönlich vorstellen. Das gesamte Festivalprogramm finden Sie unter www.dokfestmuenchen.de. Daniel Sponsel und Anne Thomé ▶ Freitag, 6. Mai bis Sonntag 15. Mai 2016 Andres Veiel © Sabine Sauer DOK.fest: Retrospektive Andres Veiel 49 50 Als Schwabing in der Nachkriegszeit noch einmal zu einer zaghaften Blüte ansetzte, gehörte die am 17.Mai 1916 in Düsseldorf geborene Illustratorin und Malerin Bele Bachem zu den auffälligsten Gewächsen. Durch erste Veröffentlichungen in Edelblättern wie Die Dame und Elegante Welt und eine Ansichtskartenserie wurde Otto Falckenberg auf ihr Talent aufmerksam und verpflichtete sie 1943 als Bühnenbildnerin an die Münchner Kammerspiele. Zusammen mit ihrem Mann, dem Kunsthistoriker Günther Böhmer, landete sie bei Kriegsende in Feldafing, um 1947 endgültig nach München umzuziehen. Hier fand sie wieder Anschluss ans Theater und arbeitete erfolgreich für Verlage. Ihre Spezialität wurden galant-erotische Illustrationen, federleicht, witzig und ein wenig surreal. Bele Bachem produzierte höchst amüsante Vor- und Abspänne für Spielfilme, etwa für DAS WIRTSHAUS IM SPESSART (1958). Als der Regisseur Rolf Thiele, der eben mit DAS MÄDCHEN ROSEMARIE einen riesigen Erfolg hatte, im Jahr 1959 seinen ersten »wirklichen Farbfilm« drehen wollte, suchte er für die Farbentwürfe für DIE HALBZARTE eine Künstlerin, die »Dekorationen, Kostüme, Einrichtungen und die Stimmungen der Akteure miteinander in Verbindung zu bringen vermochte.« Für den naiv-lasziven Grundton des Drehbuchs von Hans Jacoby, das wie eine Parodie auf den 1957 verfilmten Roman »Bonjour tristesse« von Françoise Sagan angelegt ist, erschien Bele Bachem überaus geeignet. Der Regisseur gab die Farbdramatik vor, etwa wenn die »Halbzarte« (gespielt von Romy Schneider, die am Wendepunkt ihrer Karriere steht, mit 500.000 DM Gage Deutschlands Top-Star ist, und die Rolle der »Sissi« mit Hilfe von Alain Delon hinter sich lassen will) in einer Szene »Nilgrün auf Orange sitzen, aufstehen, an Rosé vorbei zu Kobaltblau gehen wird, während die Wände kräftiges Zinnoberrot und Zitronengelb dazumischen.« Bei den Dreharbeiten in Wien kam es zwischen Bachem und dem mit der Umsetzung ihrer Entwürfe beauftragen Architektenpaar zu massiven Unstimmigkeiten, was zu starken Einbußen an ihrem Konzept führte. Trotz dieser Eingriffe fanden die Dekorationen Zustimmung bei der Kritik: »Es gibt eine schöne Menge opti- © SZ Photo / Kurt Schraudenbach Bele Bachem Bele Bachem zum 100. Geburtstag scher und farblicher Finessen und nachgerade etwas wie ein kleines Festival skurriler Dekorationskünste, die Bele Bachems graziöse Handschrift zeigen.« (SZ) Weniger günstig allerdings fiel das Urteil über Drehbuch und Dialoge aus. Trotz des Aufgebots bester Wiener Theaterkräfte wird der Film als eher »halbdürftig« bewertet. Auch beim Publikum fällt er durch, trotz Werbung, die »eine Romy verspricht, wie man sie nicht kennt«, und obwohl der Film als österreichischer Beitrag in Cannes gezeigt wird. Allerdings erlebt das Prädikat »halbzart« als Gegenwort zu »halbstark« ein begrenztes Nachleben im allgemeinen Sprachgebrauch. Bele Bachem wird nie mehr für Filme arbeiten. Sie zieht nach Mallorca und stirbt 2005 in München. Wolfgang Till Bele Bachem, die bis dahin der Filmindustrie lediglich mit Werbeplakaten und Vorspannzeichnungen (DAS WIRTSHAUS IM SPESSART) gedient hatte, wurde engagiert, »die Dekorationsskizzen, die (Skizzen) der Darsteller im Kostüm und Backgrounds, soweit sie prominent photographiert werden«, anzufertigen: vierzehn Innen- den besonderen Reiz verlieh, indem er den Fußteppich ebenso wie den antiken Spiegel wegließ und eine modern geformte Badewanne sowie ein StromlinienWaschbecken verwendete. Meinte Regisseur Thiele: »Unser Architekt hatte weder mich noch die Bachem begriffen. Er entdeckte plötzlich urschöpferische Instinkte, wo er eigentlich nur Nachschöpfer sein sollte.« Und der Wiener Kulissen-Baumeister konterte: »Ich glaube, die Bachem hatte das Drehbuch nicht richtig gelesen, sie wollte mit Gewalt einen Bachem-Film machen.« Die Auseinandersetzungen erreichten den ersten Höhepunkt, als Bele Bachem verärgert an Thiele schrieb, sie wolle aus dem Projekt DIE HALBZARTE aussteigen. Thiele lehnte ab und holte die Malerin noch einmal in die Ateliers nach Wien. Dort konnte sie nur noch feststellen, dass die Architekten auch den 14 Meter hohen Turm der Traumvilla einfach weggelassen hatten, angeblich, weil der Bau sonst zu teuer geworden wäre. Der Spiegel 9/1959 Bele Bachem Die Halbzarte | Österreich 1959 | R: Rolf Thiele | B: Hans Jacoby | K: Klaus von Rautenfeld | M: Hans-Martin Majewski | D: Romy Schneider, Carlos Thompson, Magda Schneider, Josef Meinrad, Gertraud Jesserer, Alfred Costas | 90 min | Die 20-jährige Tocher einer Wiener Familie verfasst unter Pseudonym ein höchst unmoralisches Theaterstück, das für Aufsehen sorgt. »Bele Bachem sei gedankt, dass sie mit Phantasie und Koketterie, vor allem im Vorspann, aber auch in Kostümen und Szenenbildern, einiges getan hat, um die schwüle Erotik mit Raffinement zu verfremden und den Ausstattungsstil der deutschen Nachkriegsfilme künstlerisch um Grade zu verbessern.« (Die Zeit, 20.2.1959) 51 ▶ Montag, 16. Mai 2016, 19.00 Uhr | Einführung: Renée Rauchalles Filmplakate von Bele Bachem ansichten, drei Außenansichten, elf Wandbilder, ein Glasbild und das Bild eines Traumautos. Sie entwarf insbesondere die verspielt kitschige Ausstattung der beiden Räumlichkeiten, in denen die Filmstory hauptsächlich abläuft: die spießbürgerlich eingerichtete Wohnung der Eltern des Hauptrollen-Teenagers und die abstruse Traumvilla, die sich die Familie bauen lässt, nachdem die siebzehnjährige Tochter durch ein »unanständiges Theaterstück« (so die Süddeutsche zeitung) plötzlich zu Ruhm und Geld kommt. Die Entwürfe zeichneten sich, wie zwischen Regisseur und Ausstatterin abgesprochen, durch besondere Farbfreudigkeit aus, denn gemäß der Thieleschen Absicht, dramatische Effekte mit Farben zu erzielen, sollte auf diese Weise die Vielfalt der Talente innerhalb der Drehbuchfamilie ausgedrückt werden: Im Film schreibt die Heldin vor dem Sensationserfolg ihres Erotikdramas lyrische Gedichte, ihr Vater versucht sich an Kriminalromanen, der Bruder jongliert, die vierzehnjährige Schwester malt. Als jedoch die Stukkateure und Bühnenbildner in Wien beginnen wollten, Gips, Holz und Leim getreu den Bachemschen Zeichnungen zu Kulissen zu formen, entbrannten die Zwistigkeiten, die das farbdramatische Konzept Thieles aushöhlten und obendrein die Herstellungskosten des Films erhöhten. Nach den Ideen der Bachem sollte in dem TraumvillenBadezimmer ein antik gerahmter Spiegel über der Badewanne mit einer Neonröhre über dem eisernen Waschbecken aus wilhelminischer Zeit kontrastieren. Der Original-Entwurf enthielt unter anderem auch den handschriftlichen Vermerk: »Vor der Wanne ChenilleHandtuch als Fußteppich.« Der Filmarchitekt versachlichte jedoch den Stilmischmasch aus Biedermeierund Gründerzeit-Elementen, der dem Bachem-Entwurf 52 Dreharbeiten zu P MESLE PELICAN – P WIE PELIKAN Parviz Kimiavi Zu Gast: Parviz Kimiavi Das neue iranische Kino mit seiner Vorliebe für Alltagsgeschichten und Laiendarsteller, seiner reflexiven Auseinandersetzung mit dem Kinoapparat und der Vermischung von Realität und Fiktion, von Dokumentar- und Spielfilm, verdankt sehr viel einer zu wenig bekannten Bewegung der späten 1960er und frühen 1970er Jahre: Als cinémagarané Pichro (Avantgardekino) oder cinéma Motofavèt (Das andere Kino) wird die eher heterogene Gruppe von Cineasten bezeichnet, die unabhängige Autorenfilme in Opposition zum Mainstream produzierte und mit aufsehenerregenden Filmen in Erscheinung trat: Dariush Mehrjui (GAV – DIE KUH, 1969), Bahram Beyzai (RAGBAR – DER PLATZREGEN, 1971), Arby Ovanessian (TCHECHMÈH – DIE QUELLE, 1971), Sohrab Shahid Saless (YEK ETEFAGH SADÈH – EIN EINFACHES EREIGNIS, 1973) und Abbas Kiarostami: (TAJROBÉH – DIE ERFAHRUNG, 1973). Parviz Kimiavi gilt als einer der wichtigsten Vertreter dieser Bewegung und als einer der ersten, dessen Werk an der Grenze zwischen Dokumentar- und Spielfilm angesiedelt ist. Kimiavi wurde in Teheran geboren, lernte das Kinohandwerk an der ENPC (Ecole Nationale de Photo et de Cinéma) und am IDHEC (Institut des Hautes Études Cinématographiques) in Paris. 1967 schloss er das Studium ab und arbeitete in Frankreich als Cutter und Regieassistent für das Fernsehen. Nach seiner Rückkehr in den Iran begann er dort, für das staatliche Fernsehen zu arbeiten. In dieser Zeit entstanden in kurzer Folge TAPPEHAYE QUETARIYE (DIE HÜGEL VON QUETARIYE, 1969) YA ZAMENE AHU (OH BESCHÜTZER DER GAZELLEN, 1971) und der halbdokumentarische Film P MESLE PELIKAN (P WIE PELIKAN, 1972), der mehrmals ausgestrahlt wurde und den jungen Filmemacher einem breiten Publikum bekannt machte. Mit seinem ersten langen Spielfilm MOGHOLHA (DIE MONGOLEN, 1973), in dem er auch vor der Kamera mitwirkte, festigte Kimiavi seinen Ruf. 1976 drehte er den Film BAGHE SANGUI (GARTEN DER STEINE), für den er bei den Internationalen Filmfestspielen in Berlin den Silbernen Bären erhielt. Sein zweiter Spielfilm OK MISTER, entstanden im Jahr 1978, sah die politischen Ereignisse im Iran voraus. Er entstand in Koproduktion mit INA (Institut national de l’audiovisuel), Parviz Kimiavi dashi, den verrückten der Stadt zu treffen, eine ganz untypische Persönlichkeit, die uns amüsierte, uns zum Lachen brachte. Er hielt seinen alten, zerrissenen Schuh an sein Ohr, als würde er den Telefonhörer abnehmen: »Hallo …? Kindheit an Jugend, ich höre …« Er wartete darauf, dass wir das Klingeln des Telefons nachmachten: »Drring … drringg …« Er: »Hallo …? Jugend an Alter, ich höre …« Außerdem war da in der Stadt ein außergewöhnlicher Mensch wie der shahre farangui, der »Bildervorführer«. Auf seinem Rücken trug er einen reich verzierten Metallapparat in Gestalt einer Moschee mit Kuppel und Minaretten. Er durchquerte die Straßen, und mit seinen Rufen versuchte er die zuschauer anzulocken: »Shahre farangui … shahre farangui … Die Stadt des Abendlandes …« Er stellte seinen Kasten auf den Boden. Drei Kinder konnten sich davor hinknien und, jedes für sich, durch einen Metallzylinder gucken, der mit einer großen Lupe ausgestattet war. Der vorführer ließ die Postkartenbilder vorbei defilieren, und gleichzeitig kommentierte er das, was zu sehen war. zauberhafte, märchenhafte Bilder waren das! Unter ihnen jene aus dem Jahr 1900, die er handkoloriert hatte. Da gab es zum Beispiel eine Europäerin, die hielt einen Sonnenschirm in 53 MOGHOLHA – DIE MONGOLEN wurde aber bisher weder in Frankreich, noch im Iran öffentlich aufgeführt. In der Folgezeit drehte Kimiavi Dokumentarfilme für das französische Fernsehen, bevor er 2000 im Iran HAMÈH JAYÉ IRAN SARAYÉ MAN AST (IRAN IST MEIN HEIMATLAND) fertigstellen konnte, der beim Filmfest in Teheran mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet wurde, aber im Iran bis heute nicht gezeigt wird. 2004 kehrte er an den Ort seines Films BAGHE SANGUI (1976) zurück und drehte PIRÉ MARD VA BAGHÉ SANGUI ASH (DER ALTE MANN UND SEIN STEINGARTEN). Parviz Kimiavi verbrachte seine Kindheit und Jugend in Nishabur, der Stadt im Nordosten des Iran, in der die beiden großen persischen Dichter des 12. und 13. Jahrhunderts Persiens begraben sind: Omar Khayyām, Autor der »Vierzeiler«, und Fariduddin Attar, Autor der »Vogelgespräche«. Parviz Kimiavi: Nishabur, diese Stadt mit damals 15 000 Einwohnern, hatte ihren besonderen charme. Die meist schneebedeckte Gebirgskette des Binālūd im Osten der Stadt überragte das Farahbakhch, eine Ebene, in der damals Baumwolle und Mohn angebaut wurden. Dort hindurch ging man auf kleinen, gewundenen Wegen zur Schule. Noch bevor man die Schule betrat, hatte man das vergnügen, Da- Parviz Kimiavi auf die Leute zuging und mit ihnen sprach. Später, dank des Marshall-Plans (der amerikanischen Politik, angeführt von Präsident Truman) hatten wir in der Schule Filmvorführungen. Das war etwas ganz Neues. Man zeigte uns bewegte Klangbilder, übrigens im 16mm-Format. Das waren Filme über Gesundheitserziehung und Hygiene. Man sah z. B. ein kleines blondes Mädchen, das uns zeigte, wie man am besten die zähne putzt. Ich war tief eingebunden in die Atmosphäre und Stimmung dieser Stadt, Nishabur, mit ihren atypischen charakteren, mit ihren verrückten und Dichtern. Das hat mich später zu der Liebe und dem Wunsch geführt, auf besondere Menschen zuzugehen, sie zu entdecken und vor allem, zu erfahren, wovon sie träumen. Kurz gesagt, dank ihnen bin ich Filmemacher geworden. 54 der Hand und eine Katze mit Schleife auf dem Arm. »Schaut euch diese schöne Dame mit den blauen Augen an, und das Kätzchen, das so glücklich aussieht, gestreichelt und verwöhnt von seinem Frauchen…« zu jener zeit gab es in der Stadt kein Kino, und das Fernsehen existierte nicht. Aber in den ghahveh khaneh, den Kaffeehäusern fürs volk traf man einen Geschichtenerzähler, der mit lauter Stimme die Legenden des »chah nameh« (Buch der Könige) des Dichters Ferdowsi darbrachte. Das waren die Legenden von Helden und Heldinnen, über die Schlachten und Kriege der Perser. Man trank Tee, rauchte die narguile (Wasserpfeife) und hörte dem naghal (Geschichtenerzähler) zu. Der Erzähler nahm seine zuhörer mal in die vergangenheit, mal in die Gegenwart mit. Er unterbrach plötzlich seine Erzählung, verließ seine Hauptfiguren, kam in die Gegenwart zurück, verlangte, dass man ihm einen Tee brächte und erkundigte sich bei den versammelten nach deren täglichem Leben und dessen Hindernissen. Dann nahm er den Faden wieder auf und tauchte die zuhörer in die vergangenheit. In der Schule hatte der Lehrer im Fach Schreiben eine geniale Idee. Anstatt Aufsätze schreiben zu lassen über Themen wie »Was bedeutet vaterland?« oder »Bildung ist besser als Reichtum«, schickte er uns in die verschiedenen Stadtteile und hieß uns unsere Eindrücke niederschreiben über die Menschen und ihr Leben. Das war das erste Mal, dass ich wie ein Dokumentarfilmer Deux ou trois choses que je sais d’Iran (Zwei oder drei Dinge, die ich vom Iran weiß) | Frankreich 2014 | R+B: Parviz Kimiavi | 12 min | OF | Collage für fünf Monitore, unter Verwendung von Szenen aus den Filmen von Parviz Kimiavi. – Mogholha (Die Mongolen) | Iran 1973 | R+B: Parviz Kimiavi | K: Michel Thiriet | D: Fahimed Rastgar, Agha Mirza, Parviz Kimiavi, Jantoureh Janghai, Idris Tchamani | 85 min | OmU | Ein Fernsehregisseur bereitet eine Sendung zur Geschichte des Kinos vor. Seine Frau tippt eine Doktorarbeit in die Schreibmaschine über den Einfall der Mongolen in Persien. Gerade in dem Moment hat der Fernsehsender entschieden, ihn für ein Jahr nach Zahedan, eine Stadt im Südosten des Iran, zu schicken. Im Traum verschwimmen sein Auftrag, sein Film, die Mongolen und wirbeln in einem Sandsturm durcheinander. »ACHTEINHALB in der iranischen Wüste, aber viel lustiger. Der Humor und die Virtuosität dieses Films sind intellektuell höchst anregend. Ein fantasievoller und witziger Film. Und für die Augen eine Pracht.« (Michel Grisolia) »Der Film ist eine Hommage an die Erfinder des Filmemachens und an die nouvelle vague, im Film vertreten durch Jean-Luc Godard.« (Kimiavi) ▶ Donnerstag, 9. Juni 2016, 19.00 Uhr | Zu Gast: Parviz Kimiavi OK Mister | Iran 1979 | R+B: Parviz Kimiavi | K: Michel Thiriet | D: Farokh Ghafari, Erika Maaz, Terry Graham, Charlie Penton, Asgar Saida | 85 min | engl. OF | In einem persischen Dorf landet ein Fesselballon mit einem Archäologen, einem Journalisten und einer Frau voller Anmut und Liebreiz, die den Bauern mit der größten Geduld Englisch beibringt. »Nach dem Öl-Schock von 1975 wird der Iran reich und importiert die meisten der westlichen Produkte: Filme und TV-Serien aus Amerika, Jeans, T-Shirts, Kaugummi etc. Autos werden in den Fabriken hergestellt, ebenso Motorräder. Man zerstört alte Häuser, um sie durch Hochhäuser zu ersetzen, baghe sangui ash (Der alte Mann und sein Steingarten) | Iran 2004 | R+B+K: Parviz Kimiavi | M: Peyman Yazdanian | Mit: Darvish Khan Esfandiarpoor | 52 min | OmeU | Im Südosten des Iran, in der Provinz Kerman, befindet sich mitten in der Wüste ein großer Garten mit Hunderten von trockenen, blattlosen Bäumen. Tausende von kleinen und großen Steinen sind daran festgemacht oder hängen an den Ästen. Dieser Garten ist das Werk von Darvish Khan, eines Hirten, der seit seiner Geburt taubstumm ist. in einer Wahnsinnsgeschwindigkeit. Die Folge ist eine massive Landflucht der Dorfbewohner, die in den Großstädten Arbeit als Angestellte oder Maurer im Baugewerbe finden. So sind die Dörfer verlassen. Die schönen Gebrauchsgegenstände unserer Eltern landen jetzt hinten im Schrank und werden durch billige Plastikware ersetzt. Adieu Farrahbakch, ehemals schöne weite Ebene am Fuße des Binaloud-Gebirges von Nishabur. Vorbei die Erinnerung für die kommende Generation.« (Kimiavi) »OK MISTER ist die Geschichte eines legalen Verbrechens: des Kolonialismus. Eine farbenprächtige Geschichte, die die Realität nicht denunziert, sondern sie beschreibt, indem sie ihre Konturen überzeichnet und sie in aller gebotenen Schärfe darstellt.« (Le Temps) Hamèh jayé Iran saraye man ast (Iran ist mein Land) | Iran 1999 | R+B: Parviz Kimiavi | K: Mohammad Alapoush | M: Hossein Alizadeh | D: Behzad Khodaveisi, Saeed Poursamimi, Parviz Shahinkhou, Mehdi Faghih, Hooshang Jafari | 86 min | OmeU | Sohrab ist ein junger Schriftsteller, der im Osten des Iran in Kerman lebt. Er hat gerade eine Anthologie über die alten persischen Dichter fertiggestellt, über das Thema »die Frau« und »der Wein«. Er hat große Schwierigkeiten, vom Kultusministerium und von der islamischen Führung die Genehmigung zu bekommen, sein Buch zu veröffentlichen. Auf dem langen Weg, der ihn nach Teheran führt, erscheinen ihm die Dichter. Jeder von ihnen versucht, 55 ▶ Freitag, 10. Juni 2016, 18.30 Uhr | Zu Gast: Parviz Kimiavi Ya zamene ahu (Oh Beschützer der Gazellen) | Iran 1971 | R+B: Parviz Kimiavi | K: Ismail Emanmi | 26 min | ohne Dialog | Zum ersten Mal gelang es, mit der Kamera im Mausoleum von Maschad zu filmen, der Grabstätte des 8. Imams, den die Schiiten verehren. Jeden Tag kommen Tausende von Pilgern, um dem Imam ihre Sorgen und Nöte anzuvertrauen, ihm ihr Herz auszuschütten, wie einem hohen Beschützer, wie einem Freund. – P mesle pelican (P wie Pelikan) | Iran 1972 | R+B: Parviz Kimiavi | K: Mohammad Zarfam | 25 min | OmU | »Während der Erkundungen und Vorbereitung meines ersten Spielfilms MOGHOLHA hatte ich die Ruinen von Tabas entdeckt, und Agha Mirza, der dort seit 40 Jahren hauste. Er erzählte mir wunderbare Geschichten.« (Kimiavi) – Piremard va Parviz Kimiavi ▶ Samstag, 11. Juni 2016, 18.30 Uhr | Zu Gast: Parviz Kimiavi ihn auf seinen Weg zu lenken. »Die Idee zum Film ist mir gekommen, als ich eines Tages in Teheran ein Sammeltaxi nahm. So ein Taxi nimmt alle die Fahrgäste auf, die in die gleiche Richtung fahren wollen. Die Leute stehen am Straßenrand, sehen ein Taxi kommen und rufen zum Beispiel: Avenue Ferdowsi, Avenue Kayyam, Avenue Hafez. Wenn die Richtung übereinstimmt, bittet sie der Chauffeur zuzusteigen. Wenn nicht, dann ist seine Antwort: ›Das ist nicht meine Richtung!‹« (Kimiavi) ▶ Sonntag, 12. Juni 2016, 18.30 Uhr | Zu Gast: Parviz Kimiavi Zuschauerkino – Kurzfilmabend des MFZ 56 Beim Kurzfilmabend des Münchner Filmzentrums e.V. (MFZ) können Amateure, Enthusiasten und Profis zweimal im Jahr ihre Filme auf der Leinwand des Filmmuseums einem interessierten Publikum präsentieren und sich mit anderen Filmemachern vernetzen. Vor jedem Film erzählen Beteiligte von Hintergründen, Entstehungsgeschichte oder Besonderheiten ihres Werks. Im Anschluss an die Vorführung bietet das MFZ eine Begegnungsmöglichkeit, damit alle Anwesenden miteinander ins Gespräch kommen und sich austauschen können (für Erfrischungen ist gesorgt). Filme einreichen können alle, die einen Kurzfilm gedreht haben, unabhängig von Inhalt oder Format des Films, ob Spielfilm oder Dokumentation, Real-, Kunstoder Animationsfilm. Das MFZ wählt unter den eingereichten Filmen aus und stellt ein etwa anderthalbstündiges Programm zusammen. Die Filme müssen bis zum Donnerstag, den 9. Juni 2016 im Filmmuseum eingereicht werden. Möglich sind die Formate 35mm, 16mm, DigiBeta, BetaSP, DVD-Video, Blu-ray und DCP. Dateien wie mov, mp4 etc. müssen auf USB-Stick oder Festplatte vorliegen (keine Speicherkarten oder Downloadlinks). Zugelassen werden nur Filme bis zu 12 Minuten Länge. Alle Einreichenden, deren Filme im Programm gezeigt werden, können an der Kasse bis zu fünf Freikarten für den Zuschauerkino-Filmabend erhalten. Darüber hinaus bestehen keine weiteren Verpflichtungen des Filmmuseums. Es wird vorausgesetzt, dass die Einreichenden über die Rechte an ihren Filmen verfügen und diese am Abend vor der Projektion kurz vorstellen. INDO EU POR I ABAIxO © Marie Zrenner Zuschauerkino ? Kontakt: Filmmuseum München, St.-Jakobs-Platz 1, 80331 München, [email protected], Telefon: 089-233 27718. ▶ Donnerstag, 23. Juni 2016, 19.00 Uhr | Die Filme- macher und Filmemacherinnen sind anwesend Homers Odyssee beginnt mit den Zeilen: »Sage mir, Muse, die Taten des vielgewanderten Mannes, welcher so weit geirrt …«. Der erzählerische Gestus, mit dem das Epos eröffnet wird, verweist darauf, dass die Reise immer schon im Mittelpunkt des Erzählens stand, in den großen Epen, in Märchen, Sagen, Legenden und Romanen – und auch in Filmen. Die Homer’sche Odyssee ist dabei so etwas wie das das erzählerische UrModell der Reise, mit dem Aufbruch des Helden, mit den Abenteuern und Gefahren, denen er ausgesetzt ist, mit der Heimkehr am Ziel der Reise. Nicht von ungefähr liegt dem ersten STAR WARS-Film das von dem amerikanischen Mythenforscher Joseph Campbell entwickelte Konzept der Heldenreise als einer kulturübergreifenden »großen Erzählung« zugrunde. Seitdem ist die Heldenreise als erzählerische Grundstruktur vor allem im Hollywood-Blockbuster als Erfolgsformel fest etabliert, von STAR WARS über HARRY POTTER bis zum LORD OF THE RINGS. Doch auch jenseits der großen Spektakelfilme ist das Konzept der Heldenreise ein guter Leitfaden angesichts einer fast unüberschaubaren Zahl filmischer Reisen. Eine der originellsten Verfilmungen der Odyssee lässt ihren Helden durch die amerikanischen Südstaaten der 1930er Jahre reisen: O BROTHER, WHERE ART THOU? von Joel und Ethan Coen beginnt mit den oben zitierten ersten Zeilen der Odyssee und ist »based upon ›The Odyssey‹ by Homer«. Dieses »based upon« ist dabei einerseits ein dicht an der Homer’schen Vorlage bleibender Film, was Figuren und Struktur der Reise betrifft, anderseits aber auch ein ironisch gezeichneter Kosmos des amerikanischen Südens mit den zentralen Ingredienzien Musik und Rassismus. Die Verschmelzung eines weltliterarischen Epos mit musikalischer und politischer Folklore macht den Reiz dieses Reisefilms aus, der auch dessen zentrale Charakteristika in sich vereint: Eine Flucht- und eine Suchbewegung. Sei es die Suche nach dem sagenhaften Goldland El Dorado in Werner Herzogs AGUIRRE, DER ZORN GOTTES, nach dem »Herz der Finsternis« in Francis Ford Coppolas APOCALYPSE NOW, nach den Angehörigen eines elternlosen kleinen Mädchens in ALICE IN DEN STÄDTEN von Wim Wenders oder nach dem unbekannten Vater irgendwo zwischen Patagonien und Mexiko in Reisen im Film THE GRAPES OF WRATH Unterwegs: Reisen im Film 57 Reisen im Film EL VIAJE (DIE REISE) von Fernando E. Solanas – immer ist die jeweilige Reise eine durchgehende Suchbewegung. John Fords THE SEARCHERS kündigt sie schon im Titel an. Man ist auf der Suche nach Schätzen wie dem Goldenen Vlies in JASON AND THE ARGONAUTS, noch unerforschten Territorien wie dem Süden Sibiriens in Akira Kurosawas DERSU UZALA oder fernen Welten wie in Christopher Nolans Zeitreise-Abenteuer INTERSTELLAR – im Grunde die Blockbuster-Version von Andrej Tarkovskijs SOLARIS. Es ist auch Tarkovskij gewesen, der mit STALKER wohl eine der faszinierendsten filmischen Suchbewegungen als Reise in die Innenwelt einer verbotenen Zone inszeniert hat. Tarkovskij ließ neben sich nur wenige andere gelten, wie Robert Bresson, Akira Kurosawa und Ingmar Bergman, der in SMULTRONSTÄLLET (WILDE ERDBEEREN) die Reise eines alten Medizin-Professors zur Bilanz eines Lebens verdichtet. Er ist eine ebenso eindrucksvolle Bergman-Figur wie der von Max von Sydow gespielte Kreuzritter, der in der Mittelalter-Parabel DET SJUNDE INSEGLET (DAS SIEBENTE SIEGEL) durch ein von der Pest verwüstetes Schweden zieht. Fantastische Reisen sind im Kino seit jeher ein beliebtes Sujet, weil sie sich gleichermaßen für buntes Fabulieren und das Abtauchen in ferne und fremde Welten oder Erfahrungsräume eignen wie auch für einen ethnographischen oder gesellschaftskritischen Zugang. Gerade die Mischung solcher Zutaten macht den Reiz von Filmen wie SILENT RUNNING von Douglas Trumbull, LIFE OF PI von Ang Lee oder JOHANNA D’ARC OF MONGOLIA von Ulrike Ottinger aus, so sehr sie sich EASY RIDER 58 auch thematisch und stilistisch unterscheiden mögen. Deshalb lässt sich das Kino der fantastischen Reisen auch inhaltlich und stilistisch keinem Genre zuordnen. Seit im MGM-Klassiker THE WIZARD OF OZ von Victor Fleming Judy Garland von einem Sturm aus der schwarzweißen Alltagswelt ins technicolorbunte Land jenseits des Regenbogens gewirbelt wurde, ist die Magie des Abtauchens in eine fremde, fantastische Welt selten so suggestiv inszeniert worden wie in der Eröffnungssequenz von Lars von Triers EUROPA, wenn die sonore Stimme eines echten Hypnotiseurs die Wahrnehmung des Zuschauers auf das dann folgende expressionistische Panoptikum einstimmt – ein Effekt, der in der deutschen Synchronisation des Films im übrigen völlig verloren geht. Das Genre par excellence der filmischen Reise ist der Western: Die typische Suchbewegung ist ihm quasi als Genre-DNA eingeschrieben. Die Expansion der USA vom Mississippi bis zum Pazifik wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts zum Mythos der frontier, der offenen Grenze zwischen Zivilisation und Wildnis, verklärt und im Western zur großen historischen Erzählung ausgebaut. Dieser ideologische Transfer von Geschichte in Mythos ist oft beschrieben worden. Der Western hat dafür ikonische Bilder geschaffen wie den Planwagentreck oder den Bau der transkontinentalen Eisenbahn. Es sind Bilder, die weltweit Teil des kulturellen Gedächtnisses sind und, mit jeweils zeittypischen Varianten, immer wieder neu abgerufen werden können. »Dedicated to the men and women who planted civilization in the wilderness and courage in the blood of their eher ziel- und orientierunglos verhalten, und auch die Suchbewgungen sich eher im Kreise drehen oder im Nichts oder im Tod enden. Es sind Filme, die sich keinem Genre zuordnen lassen und stark von Atmosphären und Stimmungen leben. Sei das eine mit Genrezitaten und popkulturellen Verweisen ausgeschmückte Reise zum Mittelmeer in Jean-Luc Godards ironischem Anarcho-Märchen PIERROT LE FOU (ELF UHR NACHTS), eine ziellos durch ein winterliches Südfrankreich vagabundierende junge Frau in Agnès Vardas SANS TOIT NI LOI (VOGELFREI) oder ein orientierungslos durch eine grau verhangene Po-Ebene Getriebener wie in Michelangelo Antonionis frühem Meisterwerk IL GRIDO (DER SCHREI): Immer verlieren sich die Figuren in Seiten- und Kreisbewegungen, steht das Episodi- sche, das eher beiläufig Inszenierte im Vordergrund, ohne sich zu einem erzählerischen Gesamtzusammenhang fügen zu wollen. Fluchtbewegungen sind immer schon ein großes Thema des Kinos gewesen, wenn es um Vertreibung, um Flucht vor Krieg und vor Armut, um beschwerliche und gefährliche Reisewege geht. Private Schicksale sollen dabei anschaulich machen, was ganzen gesellschaftlichen Gruppen widerfährt. Das reicht von John Fords John Steinbeck-Verfilmung THE GRAPES OF WRATH über die in den 1930er Jahren aus der dust bowl des mittleren Westens fliehenden Farmerfamilien bis zu einem aktuellen Film wie LA PIROGUE (DIE PIROGE) des senegalesischen Regisseurs Moussa Touré, der zeigt, was es heißt, sich als Flüchtling von Afrika aus in einem überfüllten, oft seeuntüchtigen Boot aufs offene Meer Richtung Europa zu wagen. Natürlich kommt man beim Thema Reisefilme an Jules Verne nicht vorbei. Sein Erfolgsrezept waren Abenteuerund Entdeckungsreisen, angereichert mit viel Fortschrittsoptimismus und Technikbegeisterung. Darin war er ein typisches Kind des 19. Jahrhunderts. Schon Reisen im Film IL GRIDO – DER SCHREI children«. Diese Widmung steht am Anfang von THE BIG TRAIL von Raoul Walsh, einem Film, der 1930 schon viele zentrale Westernmotive in sich vereinigte: Der große Siedlertreck über fast 3000 km nach Westen, als Reise voller Strapazen und Gefahren wie extremer Hitze, Schneestürme, Gebirgsbarrieren und Indianerangriffen. Gedreht wurde das erstaunlicherweise schon im panoramatischen 70mm-Breitwandverfahren, das damals allerdings kaum ein Kino zeigen konnte. Erst heute, nach einer aufwändigen Restaurierung, verleihen die majestätischen Landschaftspanoramen dem Film die epische Aura einer filmischen Odyssee und machen ihn zu einer eindrucksvollen Wiederentdeckung. Neben den Suchbewegungen sind es die Fluchtbewegungen, die jemanden zu einer nicht geplanten, unfreiwilligen Reise zwingen. In Hitchcocks definitivem Fluchtfilm NORTH BY NORTHWEST, der in Deutschland den Titel DER UNSICHTBARE DRITTE erhielt, gibt Cary Grant einen der elegantesten Flüchtenden in der Geschichte des Kinos ab, selbst noch in der berühmten Szene des Flugzeugangriffs im Maisfeld. Weniger elegant, dafür mit größerem körperlichen Einsatz geht es in THE FUGITIVE zu, wenn der flüchtige Harrison Ford durch die USA hetzt, um seine Unschuld zu beweisen. Der Film basiert auf der Fernsehserie AUF DER FLUCHT aus den 1960er Jahren, die für ein weltweites Publikum zum Inbegriff des Unschuldig-auf-der-FluchtSeins wurde, verfolgt von der Polizei, der Mafia oder obskuren Geheimdiensten – eine Konstellation, von der zahlreiche Genrefilme zehren. Eines der bekanntesten und populärsten Beispiele für einen solchen Fluchtfilm dürfte Ridley Scotts THELMA & LOUISE sein – sozusagen die feministische Variante des durch EASY RIDER geprägten Roadmovie-Genres, in dem weibliche Protagonisten eher die Ausnahme sind. Eine der genremäßig reinsten Ausprägungen des Fluchtmotivs findet sich in Joseph Loseys hierzulande so gut wie unbekanntem Meisterwerk mit dem lakonischen Titel FIGURES IN A LANDSCAPE: Zwei Männer auf der Flucht durch wechselnde Landschaften, verfolgt von einem Hubschrauber, aus dessen Perspektive die beiden immer wieder ins Visier genommen werden. Deshalb auch der deutsche Verleihtitel IM VISIER DES FALKEN. Der Film schafft ein ähnliches Klima latenter Bedrohung wie Steven Spielbergs Kinodebüt mit dem lakonischen Titel DUEL, der ebenfalls eine Genre-Konstellation ohne Nebenhandlungen und Abwege auf ihren dramaturgischen Kern reduziert. Ganz anders gehen die Filme vor, in denen sich die jeweiligen Protagonisten in ihren Fluchtbewegungen 59 gegen die anderen Gentlemen im Londoner Reform club gewettet, dass er mit den neuesten Fortbewegungsmitteln in nur 80 Tagen die Welt umrunden könne. Eines der Hindernisse in diesem Rennen gegen die Zeit ist Inspector Fix von Scotland Yard, der Fogg des Einbruchs in die Bank of England verdächtigt. Mit dieser Großproduktion, die bis in die kleinsten Rollen mit internationalen Stars besetzt wurde, versuchte Produzent Michael Todd, der schon mit Orson Welles 1943 an einer Bühnenversion des Jules-Verne-Romans gearbeitet hatte, sein neuartiges Breitwandverfahren durchzusetzen: Todd-AO. Vorgeführt wird eine ungekürzte 35mm-Kopie mit Ouvertüre und Pausenmusik. ▶ Sonntag, 3. Juli 2016, 18.30 Uhr Reisen im Film Unterwegs 60 Georges Méliès griff 1902 bei seiner VOYAGE DANS LA LUNE (DIE REISE ZUM MOND) auf eine Vorlage von Verne zurück; fast jedes seiner Bücher ist seitdem mehrfach verfilmt worden. Aus einem seiner bekanntesten Romane ist auch die bis heute populärste Verfilmung entstanden: AROUND THE WORLD IN 80 DAYS im spektakulären Breitwandverfahren Todd-AO gedreht. Ein Film wie ein bunt bebilderter Reisekatalog des 19. Jahrhunderts, als das British Empire noch den Ton angab und man den Globus schon zu Lande per Eisenbahn, zu Wasser per Dampfschiff und in der Luft per Ballon umrunden konnte. Ein Film, den die meisten nur aus dem Fernsehen kennen dürften, der aber nur auf der Kinoleinwand seinen ganzen Charme entfaltet. Ernst Schreckenberg Around the World in 80 Days (In 80 Tagen um die Welt) | USA 1956 | R: Michael Anderson | B: James Poe, John Farrow, S.J. Perelman, nach dem Roman von Jules Verne | K: Lionel Lindon | M: Victor Young | D: David Niven, Cantinflas, Shirley MacLaine, Robert Newton, Marlene Dietrich, Peter Lorre, Buster Keaton, Noel Coward, Fernandel, Frank Sinatra, John Gielgud, Martine Carol | 182 min | OF | 1872. Phileas Fogg hat The Big Trail (Die große Fahrt) | USA 1930 | R: Raoul Walsh | B: Hal G. Evarts | K: Arthur Edeson | D: John Wayne, Marguerite Churchill, El Brendel, Tully Marshall, Tyrone Power | 122 min | OmU | Mit Hunderten von Planwagen, Pferden und Rindern zog Regisseur Raoul Walsh vier Monate lang durch den Westen auf dem legendären Oregon-Trail: Der Produktionsstab belief sich ohne die Schauspieler auf 200 Personen, darunter 22 Kamera- und Regieassistenten, 4300 Meilen wurden zurückgelegt. Es wurde sogar eine Breitwandversion in 70mm hergestellt. »Raoul Walsh setzt dem pompösen Wesen des Subgenre des Planwagen- oder Treckfilms einen poetisch-lässigen Stil entgegen, der so schön und locker wirkt wie der unnachahmliche Gang von John Wayne. THE BIG TRAIL ist so weniger ein heroischer Pionierwestern als vielmehr ein Trip in ein amerikanisches terrain vague, ein Roadmovie durch innere und äußere amerikanische Welten, durch unschuldige Landschaften der Sehnsucht und der Unwägbarkeit.« (Hans Schifferle) ▶ Dienstag, 5. Juli 2016, 20.00 Uhr Il Grido (Der Schrei) | Italien 1957 | R: Michelangelo Antonioni | B: Michelangelo Antonioni, Elio Bartolini, Ennio De Concini | K: Gianni Di Venanzo | M: Giovanni Fusco | D: Steve Cochran, Alida Valli, Betsy Blair, Gabriella Pallotta, Dorian Gray | 116 min | OmeU | »Eine Odyssee durchs Unglück. Ihr Antiheld: ein Fabrikarbeiter, der von der Frau, die er liebt, zurückgewiesen wird, die kleine Tochter nimmt und sich mit ihr auf eine Wanderung durch desolate Landschaften begibt. Dieser Gang ist so vergeblich wie notwendig: Erst durch ihn realisiert der Unglückliche, dass ihm kein anderer Aus- ▶ Mittwoch, 6. Juli 2016, 20.00 Uhr The Grapes of Wrath (Früchte des Zorns) | USA 1940 | R: John Ford | B: Nunnally Johnson, nach dem Roman von John Steinbeck | K: Gregg Toland | M: Alfred Newman | D: Henry Fonda, Jane Darwell, John Carradine, Charley Grapewin, Dorris Bowdon, John Qualen | 129 min | OF | »Die Geschichte der Joads, die von den Banken um ihre Farm gebracht werden, mit vielen Leidensgenossen verlockenden Angeboten folgen und durch das riesige Land nach Kalifornien ziehen, wo sie als Erntearbeiter ausgebeutet und unterdrückt werden. Wie damals die Planwagen, so ziehen jetzt die Autos in langen Kolonnen westwärts. in ihnen sitzen abermals Menschen voller Hoffnung auf ein neues Land, ein neues Leben. Wieder werden sie bekämpft und vertrieben – aber diesmal nicht von Indianern, sondern von den eigenen Landsleuten, von der Polizei. Aus dem glorreichen Kampf der Vergangenheit ist eine Art Bürgerkrieg geworden, aus dem Kampf der Rassen ein Kampf der Klassen.« (Dieter Krusche) ▶ Donnerstag, 7. Juli 2016, 20.00 Uhr Alice in den Städten | BRD 1974 | R+B: Wim Wenders | K: Robby Müller | M: The Can | D: Rüdiger Vogler, Yella Rottländer, Lisa Kreuzer, Edda Köchl, Hans Hirschmüller | 112 min | »ALICE IN DEN STÄDTEN ist, wie der Titel schon sagt, an seiner Oberfläche ein Reisefilm, eine Dokumentation von Schauplätzen und einer Bewegung mit allen möglichen Fortbewegungsmitteln (Auto, UBahn, Flugzeug, Bus, Schwebebahn, Eisenbahn). In dieser Hinsicht nimmt Wenders den amerikanischen Ausdruck für den Film – Movie = Moving Pictures – beim Wort: Seine Bildästhetik ist von ausgiebigen Fahrtaufnahmen – travelling shots – geprägt. Der Zuschauer begleitet den Protagonisten, und zu den schönsten Augenblicken des Films gehört der Schwenk, der als ›Fernrohrblick‹ den Flug einer Möwe durch New Yorks Hochhausschluchten verfolgt, oder die Kamerafahrt neben einem Jungen auf dem Fahrrad. Denn unterschwellig ist die Reise durch den Raum zugleich eine durch die Zeit zurück zur Kindheit.« (Andreas Rost) ▶ Freitag, 8. Juli 2016, 18.30 Uhr Middle of the Moment | Deutschland 1995 | R+B: Nicolas Humbert & Werner Penzel | K: Chilinski | M: Fred Frith, Michaela Dietl | 78 min | »Unsere Reisen waren nicht nur Annäherungen an alte und neue Lebensformen des Nomadisierens, sondern sicher ebenso sehr die Suche nach dem poetischen Vokabular des Films mit all seinen Möglichkeiten des freien Spiels. Wir haben ihn MIDDLE OF THE MOMENT genannt. Vielleicht weil es das ist, was uns so hinzieht zum Leben im Unterwegs: Die Empfindung für die Mitte des Moments, mit jedem Lidschlag anderswo, zwischen Ankunft und Abschied, immer weiter ins Offene hinaus. Auf dem Friedhof Père Lachaise in Paris fanden wir ein Grab ohne Namen, das nur einen Satz trägt, der für uns zu einer Songline wurde, die den Film durchzieht und von der großen Passage erzählt, auf der wir uns alle befinden: ›Sie waren verwundert über die Schönheit der Reise, die sie bis ans Ende des Lebens führte.‹« (Nicolas Humbert & Werner Penzel) ▶ Freitag, 8. Juli 2016, 21.00 Uhr Unter den Brücken | Deutschland 1945 | R: Helmut Käutner | B: Walter Ulbrich, Helmut Käutner | K: Igor Oberberg | M: Bernhard Eichhorn | D: Carl Raddatz, Gustav Knuth, Hannelore Schroth, Ursula Grabley, Hildegard Knef | 99 min | Zwei Binnenschiffer fahren auf ihrem Schleppkahn auf der Havel. Ihr ruhiges Leben ändert sich, als sie die hilflos wirkende Anna mitnehmen. »Es gibt einen Film von mir, den ich sehr liebe und von dem ich beinah glaube, dass es mein bester ist, das ist UNTER DEN BRÜCKEN. Dieser Film war eine friedliche Dokumentation unserer eigenen Wünsche: Wir lebten Reisen im Film weg bleibt, als heimzukehren, weil er nicht fähig ist, sich (und seine Vision des Glücks) zu ändern. Das Finale weist die vorherige Bewegung als verzweifelten, horizontalen Aufschub eines unaufhaltsamen Sturzes aus. Steve Cochran gibt den Prototyp des existentiellen drifters, während Antonioni unbeeindruckt sein Treiben als virtuoses Zusammenfallen von äußerer Leere und innerer Entfremdung inszeniert.« (Christoph Huber) 61 verträumt neben der Zeit und lenkten uns durch die Arbeit von dem Schrecklichen ab. Wer ihn heute sieht, wird überhaupt nicht begreifen können, dass damals, als es eigentlich keine Zukunft mehr gab und der völlige Zusammenbruch Deutschlands nur noch eine Frage von Tagen war, Menschen in der Lage waren, eine so stille, einfache, fast idyllische Geschichte zu verfilmen.« (Helmut Käutner) ▶ Samstag, 9. Juli 2016, 18.30 Uhr Easy Rider | USA 1969 | R: Dennis Hopper | B: Peter Fonda, Dennis Hopper, Terry Southern | K: Lászlo Kovács | D: Peter Fonda, Dennis Hopper, Jack Nicholson, Phil Spector, Karen Black | 95 min | OmU | »Der Film handelt von zwei Hasch rauchenden Motorradfahrern, die als eine Art verspäteter ›Pioniere‹ in verkehrter Richtung durch die Vereinigten Staaten fahren, von Westen nach Osten, auf der Suche nach einem geistigen El Dorado. Nicht zum ersten Mal bediente sich der Film der Hippies und des Drogenkults, aber trotz einiger schmerzlicher Entgleisungen ist EASY RIDER der erste glaubwürdige Film über dieses Thema. Hopper schrieb mit Fonda und Terry Southern das Drehbuch; und, was am wichtigsten ist, Hopper führte auch Regie.« (Stanley Kauffmann) »Die Geschichte dieses Films ist auch die der Musik, die ihn begleitet: zehn vertraute Folk- und Rockstücke, alle schon vor dem Film auf Schallplatte erschienen. Sie illustrieren nicht einfach die Bilder des Films, die Bilder handeln vielmehr von ihnen.« (Wim Wenders) Balchère, Jean-Louis Perletti, Macha Méril, Yolande Moreau | 105 min | OmeU | »Die ersten Bilder zeigen die Leiche einer mageren, verdreckten jungen Streunerin, die in einem Ackergraben liegt. Agnès Varda zeichnet ihre letzten Wochen nach: ihre Bewegung auf dieses Ende hin, ihre trotzige, zunehmend auch verzweifelte Einsamkeit, die sie als ›Freiheit‹ versteht, ihr Sichtreiben-Lassen, rastlos, ziellos. Mona, von der Hand in den Mund lebend, ist ganz Verweigerung. Was diese Reisen im Film ▶ Samstag, 9. Juli 2016, 21.00 Uhr 62 Der Geschmack der Fremde – Inszenierungen des Reisens im Kino | Vortrag mit Filmbeispielen von Ernst Schreckenberg | 90 min | Die Attraktion einer Reise besteht in der sich ständig verändernden Wahrnehmung neuer Landschaften und Szenerien, anderer Sprachen und Umgangsformen, anderer Düfte, Farben und Geräusche. Filme können ein Sensorium für die sinnlichen Momente einer Reise entwickeln, mit Vorliebe für die Momente des Aufbrechens und des Ankommens. Wenn sich in Josef von Sternbergs SHANGHAI EXPRESS ein dampfumhüllter Zug im Hauptbahnhof von Beijing langsam in Bewegung setzt, inmitten eines chaotischen Gewimmels von Menschen, dann ist man als Zuschauer eingehüllt in die Atmosphäre des exotischen Ortes. Und die ganze morbide Atmosphäre, die Todesahnung, in Luchino Viscontis MORTE A VENEZIA (TOD IN VENEDIG) ist schon in der Anfangssequenz ungeheuer präsent, wenn sich der Dampfer im Morgengrauen aus dem milchigen Grau über der Lagune schält. ▶ Sonntag, 10. Juli 2016, 18.30 Uhr Sans toit ni loi (Vogelfrei) | Frankreich 1985 | R+B: Agnès Varda | K: Patrick Blossier | M: Joanna Bruzdowicz | D: Sandrine Bonnaire, Setti Ramdane, Francis simple Geschichte so anrührend macht, verstörend und schutzlos, ist Agnès Vardas weit offener Blick, ihre Behutsamkeit, ihr Umgang mit scheinbar einfachsten Mitteln. Gleichförmige Kamerafahrten, immer von rechts nach links (also ›gegen den Strich‹), begleiten die junge Aussteigerin/Tramperin/Landstreicherin auf ihrem Zickzack-Kurs ohne Ziel.« (Urs Jenny) ▶ Sonntag, 10. Juli 2016, 21.00 Uhr Fantastische Reisen Jason and the Argonauts (Jason und die Argonauten) | GB 1963 | R: Don Chaffey | B: Jan Read, Beverley Cross | K: Wilkie Cooper | M: Bernard Herrmann | D: Todd Armstrong, Nancy Kovack, Gary Raymond, Laurence Naismith, Michael Gwynn | 104 min | OF | Klassische Verfilmung der griechischen Sage mit legendären JASON AND THE ARGONAUTS ▶ Dienstag, 12. Juli 2016, 20.00 Uhr Life of Pi (Schiffbruch mit Tiger) | USA 2012 | R: Ang Lee | B: David Magee, nach dem Roman von Yann Martel | K: Claudio Miranda | M: Mychael Danna | D: Suraj Sharma, Irrfan Khan, Adil Hussain, Tabu, Gérard Depardieu | 127 min | OmU | 3D | Ein Schiffbrüchiger und ein Tiger müssen sich auf einer langen Irrfahrt auf dem Meer ein Rettungsboot teilen. »Während seine Kollegen die moderne 3D-Technik vor allem für fantastische und animierte Abenteuer und Fantasien einsetzen, benutzt Ang Lee sie, um eine nie gekannte Nähe zur Wirklichkeit herzustellen, um die Distanz zwischen seinem gebeutelten Helden und den Zuschauern nahezu aufzuheben. Statt die Bilder eines Tigers zu sehen, macht man die Erfahrung, in der Nähe des Tigers zu sein. Statt schöne Prospekte zu betrachten, erlebt man atemberaubende Naturschauspiele, im prasselnden Regen eines Unwetters, inmitten einer spiegelglatten goldfarbenen Wasserfläche, unter bizarren Wolkenformationen, Lichtspielen oder nachtschwarzem Sternenhimmel.« (Anke Sterneborg) ▶ Mittwoch, 13. Juli 2016, 20.00 Uhr Snowpiercer | Korea 2013 | R: Bong Joon-Ho | B: Bong Joon-Ho, Kelly Masterson | K: Hong Kyung-Pyo | M: Marco Beltrami | D: Chris Evans, Song Kang-Ho, Ed Harris, John Hurt, Tilda Swinton | 126 min | engl. OmU | »Im Jahr 2031 ist der finale Albtraum der Menschheit eine ewige Zugfahrt: Beim ehrenwerten Versuch, die Erderwärmung zu stoppen, ist man Jahre zuvor etwas über das Ziel hinausgeschossen – und hat eine neue Eiszeit ausgelöst. Die wenigen Überlebenden haben im ›Snowpiercer‹ Zuflucht gefunden, einem Zug, der als eine Art Arche Noah im Perpetuum Mobile-Betrieb ununterbrochen durch schneeweiße Landschaften rast, in denen kein Leben mehr möglich ist. In Vorderteil residieren luxuriös die oberen Schichten zwischen Champagner- und Sushi-Waggon, während der Großteil der Restmenschheit in die Gefängniswagen am Ende gepfercht wurde. Ein ziemlich irres Jump’n’Run-Spektakel, als wäre man in einem manisch-depressiven Arcade-Spiel gelandet.« (David Steinitz) ▶ Donnerstag, 14. Juli 2016, 20.00 Uhr Fantastic Voyage (Die phantastische Reise) | USA 1966 | R: Richard Fleischer | B: Harry Kleiner | K: Ernest Laszlo | M: Leonard Rosenman | D: Stephen Boyd, Raquel Welch, Edmond O’Brien, Donald Pleasence, Arthur Reisen im Film Spezialeffekten von Ray Harryhausen. »Jasons Suche nach dem mythischen Vlies findet in der Suche nach den ultimativen visuellen Effekten eine durchaus passende Entsprechung. Der Kampf mit den Skeletten ist nur der Höhepunkt einer Serie von special visual effects, die mit der Überblendung von göttlicher und menschlicher Sphäre beginnt und sich nach dem Prinzip von Variation und Steigerung mit dem Kampf gegen den Koloss Talos, auf der Insel der Titanen, dem Sieg über die Harpyien, der Fahrt durch die schlagenden Felsen und der Tötung der neunköpfigen Hydra fortsetzt, um dann im Endkampf gegen die aus dem Boden wachsenden Skelette zu kulminieren.« (Inge Stephan) 63 Kennedy | 100 min | OF | Weil ein Wissenschaftler bei einem Attentat ein lebensgefährliches Blutgerinnsel im Gehirn erhalten hat, wird ein Team von Wissenschaftlern mitsamt einem U-Boot auf Minigröße geschrumpft und in die Blutbahn des bewusstlosen Professors injiziert. »Das Vergnügen, das Fleischers Film verbreitet, ist ein rein filmisches: Es ergibt sich daraus, dass auf der Leinwand die Männer im Boot und die im Hauptquartier gleich groß erscheinen (was sie ›in Wirklichkeit‹ ja auch sind), die Fiktion der Geschichte aber gänzlich darauf beruht, dass die einen normal, die anderen aber unendlich klein sein sollen. Die Erinnerung daran überrascht den Zuschauer stets aufs Neue, und das Ergebnis ist ein Gefühl wie das, das Edmond O’Brien beschleicht, als er eine Ameise umbringen will und es plötzlich nicht mehr kann.« (Enno Patalas) Reisen im Film ▶ Freitag, 15. Juli 2016, 18.30 Uhr 64 Silent Running (Lautlos im Weltall) | USA 1972 | R: Douglas Trumbull | B: Deric Washburn, Michael Cimino, Steven Bochco | K: Charles F. Wheeler | M: Peter Schickele | D: Bruce Dern, Cliff Potts, Ron Rifkin, Jesse Vint | 89 min | OmU | »Was für ein merkwürdiger Film. Ein Raumschiff, irgendwann in der Zukunft, von der wir soviel wissen, dass auf Erden der Frieden nach Art einer schönen neuen Welt herrscht, dafür die Natur hinüber ist: Kein Baum mehr, nirgends. Nur auf dem Raumschiff, drei große Biosphären-Kuppeln, Natur pur, deren Heger und Pfleger ist der in seiner Gärtner-Kutte vorgestellte Freeman Lowell. Auf irdisches Kommando sollen, aufgrund von Budgetkürzungen, die Kuppeln gesprengt werden, die Astronauten auf die Erde zurückkehren. Lowell, bisher nichts als ein sanfter Öko-Hippie, erweist sich als beinharter Verteidiger des von ihm bestellten Paradieses: Er macht sich davon in die Tiefen des Weltalls und freundet sich an mit drei reizenden kleinen Robotern, die für Hilfsdienste auf dem Schiff zuständig sind.« (Ekkehard Knörer) ▶ Freitag, 15. Juli 2016, 21.00 Uhr The Wizard of Oz (Das zauberhafte Land) | USA 1939 | R: Victor Fleming | B: Noel Langley, Florence Ryerson, Edgar Allan Woolf, nach dem Buch von L. Frank Baum | K: Harold Rosson | M: Harold Arlen | D: Judy Garland, Frank Morgan, Ray Bolger, Bert Lahr, Jack Haley, Margaret Hamilton | 102 min | OF | Berühmtes Hollywood-Musical um Dorothy, die von einem Sturm mitsamt ihrem Haus in den düsteren Himmel des grauen Kansas gewirbelt wird und sich in einem bunten Technicolor-Zauberland wiederfindet. »In seinen kraftvollsten emotionalen Augenblicken ist dies ganz unbe- streitbar ein Film über die Freuden darüber, fortzugehen, das Grau zurückzulassen, die Farbe zu betreten, darüber, ein neues Leben an einem ›Ort ganz ohne Aufregung‹ anzufangen. ›Over the Rainbow‹ ist die Hymne aller Migranten der Welt – oder sollte es sein –, all jener, die sich auf die Suche nach einem Ort machen, wo ›die Träume, die man zu träumen wagt, tatsächlich wahr werden‹. Es ist ein Lobgesang auf das entwurzelte Ich, eine Hymne – die Hymne – an das Anderswo.« (Salman Rushdie) ▶ Samstag, 16. Juli 2016, 18.30 Uhr Europa | Dänemark 1991 | R: Lars von Trier | B: Lars von Trier, Niels Vørsel | K: Henning Bendtsen, Edward Klosinsky, Jean-Paul Meurisse | M: Joakim Holbek | D: Jean-Marc Barr, Barbara Sukowa, Udo Kier, Ernst-Hugo Järegård, Eddie Constantine, Max von Sydow, Dietrich Kuhlbrodt | 112 min | engl. OmU | 1945 im vom Weltkrieg zerstörten Deutschland: »Der junge DeutschAmerikaner, der von seinem servil-peniblen deutschen Onkel die Stelle eines Schlafwagenschaffners vermittelt bekommt, geht durch die Begegnungen in Zugabteilen, auf apokalyptischen Bahnhöfen und in der makaber symbolgeladenen ›Zentropa‹-Feudalvilla wie durch eine bizarre Kafka-Szenerie von Panoptikumsfiguren. Dass Lars von Trier dabei kunstvolle Tricks der Bildmontage in einem Bravourakt bündelt und immer wieder verblüfft mit suggestiven Horror-Perspektiven der Angst und des Psycho-Schocks, macht den Film zuweilen zu einem optischen Selbstzweck-Kunststück der virtuosen Kino-Technik, voll grimmig dunkler Lust am Spiel mit dem Absurden.« (Ponkie) ▶ Samstag, 16. Juli 2016, 21.00 Uhr Johanna d’Arc of Mongolia | BRD 1989 | R+B+K: Ulrike Ottinger | M: Wilhelm Dieter Siebert | D: Delphine Seyrig, Irm Hermann, Gillian Scalici, Inès Sastre, Re Huar Xu, Peter Kern, Nougzar Sharia, Christoph Eichhorn | 165 min | OmU | In der Transsibirischen Eisenbahn treffen sich vier völlig verschiedene Frauen, die diese Reise mit großen Erwartungen angetreten haben. Sie begegnen drei exzentrischen Herren und lassen sich von einer georgischen Damencombo unterhalten. Die Damen steigen um auf die Transmongolische, die von einer geheimnisvollen Prinzessin und ihren Reiterinnen überfallen wird. Sie werden entführt, ziehen mit einer Nomadenkarawane über die endlosen Steppen, während sie mit archaischen Ritualen und jahrhundertealten Geheimnissen vertraut gemacht werden. »Komische Aspekte inszeniert Ulrike Ottinger ganz als Situationskomik im Aufprall der beiden Kulturen. Jeder Gejagt und verfolgt Thelma & Louise | USA 1991 | R: Ridley Scott | B: Callie Khouri | K: Adrian Biddle | M: Hans Zimmer | D: Susan Sarandon, Geena Davis, Harvey Keitel, Michael Madsen, Christopher McDonald, Stephen Tobolowsky, Brad Pitt | 130 min | OmU | »Eine amerikanische Hausfrau und eine Fast-food-Serviererin. Keine Schönheiten, keine Vamps, keine Mütter, keine Engel. Frauen wie diese kommen im Kino nicht vor: In der Welt der Mythen haben sie keinen Platz. Ridley Scott hat sie zu Heldinnen gemacht. Sein Film erzählt die Geschichte zweier Frauen, an denen nichts Besonderes ist, und er erzählt nur von ihnen. Es ist der Realitätssinn der Frauen, ihr Wissen um den Sexismus und um ihre Ohnmacht dagegen, der sie den Männern überlegen sein lässt. Ihre Figuren sprengen die Klischees, indem sie deren Herrschaft anerkennen. Susan Sarandon als tatkräftige Louise und Geena Davis als naiv-komische Thelma sind gleichsam über die Filmbilder selbst erhaben, ihrer Rolle, dem Plot und der Kinokonvention um dieselbe Spur voraus wie Harvey Keitel und seinen Polizisten.« (Christiane Peitz) ▶ Dienstag, 19. Juli 2016, 20.00 Uhr ▶ Mittwoch, 20. Juli 2016, 20.00 Uhr North by Northwest (Der unsichtbare Dritte) | USA 1959 | R: Alfred Hitchcock | B: Ernest Lehman | K: Robert Burks | M: Bernard Herrmann | D: Cary Grant, Eva Marie Saint, James Mason, Jessie Royce Landis, Leo G. Carroll, Martin Landau | 136 min | OF | »NORTH BY NORTHWEST ist wieder ein Action-Thriller als ThrillerKomödie, mit einem verfolgten Verfolger, unterwegs diesmal per Automobil, Bahn, Flugzeug durch den amerikanischen Nordosten, die Initiationsreise eines Paares Reisen im Film ▶ Sonntag, 17. Juli 2016, 18.30 Uhr Wú Rén Qū (Niemandsland) | China 2013 | R: Ning Hao | B: Ning Hao, Shu Ping, Xing Aina | K: Du Jie | M: Nathan Wong | D: Xu Zheng, Yu Nan, Huang Bo, Duo Bujie, Tao Hong | 117 min | OmU | Es beginnt mit einem Kampf von zwei Wilderern um einen seltenen Falken, in den die Polizei und ein windiger Rechtsanwalt aus der Stadt einbezogen wird. Jeder versucht jeden übers Ohr zu hauen, und die Geschichte mündet in eine Flucht und Verfolgungsjagd mit immer wieder überraschenden absurden Wendungen durch eine Wüstenlandschaft im Nordwesten Chinas, die an den Südwesten der USA erinnert. Der von der chinesischen Zensur lange zurückgehaltene »neo-western thriller« (Elizabeth Kerr) ist eine Parabel auf eine aus den Fugen geratene Gesellschaft, in der keine moralischen Skrupel mehr gelten. Der außerhalb Chinas nur auf Filmfestivals gezeigte Publikumshit knüpft in seinen CinemaScopeBildern an die großen Werke von Sergio Leone an und ist durchtränkt vom absurden Aberwitz der Filme der Coen-Brüder. 65 NORTH BY NORTHWEST Anflug von Exotismus wird gebrochen im einerseits dokumentarischen Gestus und andererseits durch die Herausarbeitung der ästhetisch-autonomen Aspekte des Fremden.« (Gertrud Koch) und insofern ein zweites amerikanisches Remake von THE 39 STEPS. Statt, wie in SABOTEUR, Roosevelts Amerika nach Pearl Harbour, nun dasjenige Eisenhowers im Kalten Krieg. Jede Episode verbindet sich mit einem anderen geographisch-historisch-architektonisch überdeterminierten Schauplatz, vom Plaza-Hotel, dem UNO-Hauptquartier und New Yorks Grand central Station über Indiana, die crossroads of America, nach Rapid City, South Dakota, zu den Präsidentenportraits am Mount Rushmore.« (Enno Patalas) ▶ Donnerstag, 21. Juli 2016, 20.00 Uhr Reisen im Film Pierrot le fou (Elf Uhr nachts) | Frankreich 1965 | R+B: Jean Luc Godard | K: Raoul Coutard | D: JeanPaul Belmondo, Anna Karina, Graziella Galvani, László Szabó, Samuel Fuller | 110 min | OmU | »PIERROT LE FOU, Film großer Gegensätze: Zwischen Moderne und Klassik, Kunst und Realität, Lethargie und Ungestüm, Poesie und Lärm, Leere und Vollkommenheit, Rot und Blau, Komödie und Tragödie, Frau und Mann, Mann und Frau, wie sie zu Lebzeiten niemals vereint, nur koexistent sein können. Jean-Luc Godards Aussagen über die Konflikte im menschlichen Naturell werden dabei von einer eindrucksvollen Grammatik der Filmsprache derart ungebändigt, kraftvoll und unvorhersehbar vorgetragen, dass sie stets eine Sogwirkung entfalten. Godard zeichnet das Bild eines zum Scheitern verurteilten Paares, welches mit stets wechselnden Fortbewegungsmitteln direkt dem Abgrund entgegensteuert, immer geradeaus, niemals zurückblickend.« (Dominik Zurowski) ▶ Freitag, 22. Juli 2016, 18.30 Uhr O Brother, Where Art Thou? (Eine MississippiOdysee) | USA 2000 | R: Joel Coen | B: Ethan & Joel Coen | K: Roger Deakins | M: T. Bone Burnett | D: BABAI – VATER 66 George Clooney, John Turturro, Tim Blake Nelson, John Goodman, Holly Hunter | 107 min | OmU | »Es gibt einen Ulysses Everett McGill, der sich in die Heimat aufmacht zu seiner Frau Penny und den Kindern, dabei auch einen ›Freier‹ zu verjagen hat; es gibt ein paar unwiderstehliche Sängerinnen, die zu Recht Sirenen genannt werden, die aber zugleich Wäsche waschen wie Nausikaa, und die scheinbar einen von Ulysses’ Gefährten in ein Tier verwandeln können wie Kirke. Es gibt einen gefährlichen Zyklopen (einen Einäugigen) und einen blinden Seher und manches Homerische mehr, aber dazwischen tauchen auch Legenden des Südens auf wie der Bluesmusiker, der an der Kreuzung dem Teufel seine Seele verkauft, oder Babyface Nelson, das Schweinchen Dick unter den Bankräubern, born to raise hell. In mancher Hinsicht scheint O BROTHER, WHERE ART THOU? tatsächlich die Comicversion eines Südstaatendramas aus der Depressionszeit zu sein, jede Gestalt ihre eigene Karikatur, jede Episode ein Kabinettstück mit Extremperspektiven.« (Merten Worthmann) ▶ Freitag, 22. Juli 2016, 21.00 Uhr Babai (Vater) | Kosovo 2015 | R+B: Visar Morina | K: Matteo Cocco | M: Benedikt Schaefer | D: Val Maloku, Astrit Kabashi, Adriana Matoshi, Enver Petrovci, Xhevdet Jashari | 104 min | OmU | »Um diese beiden geht es, um die merkwürdige Beziehung zwischen Vater und Sohn: Ein Vater, der aus dem Kosovo fliehen möchte, ohne Rücksicht auf sein Kind, und zwar, um diesem Kind zu helfen; ein Sohn, der seinen Vater eben dafür verachtet, und der ihn doch nicht verlieren will. Flüchtlinge, Familie, coming of age – gehoben in eine andere Sphäre, angesiedelt in einem abstrakten Realismus, in der Schwebe gehalten durch Andeutungen, durch Nicht-Auserzähltes. Und genau deshalb so span- ▶ Samstag, 23. Juli 2016, 18.30 Uhr Figures in a Landscape (Im Visier des Falken) | GB 1970 | R: Joseph Losey | B: Robert Shaw, nach dem Roman von Barry England | K: Henri Alekan | M: Richard Rodney Bennett | D: Robert Shaw, Malcolm McDowell, Henry Woolf, Christopher Malcolm, Pamela Brown | 118 min | OF | Zwei Männer auf der Flucht. »Politische, soziale, historische und psychologische Hintergründe haben Losey und Shaw in ihrem Film ganz ausgespart: Nowheremen in nowhereland. Der Stoff ist nämlich nicht eine Geschichte, sondern eine dramaturgische Struktur: das Modell aller Verfolgten-Verfolger-Romane, -Erzählungen und -Filme. Dieser Rekurs auf das Grundmuster, das vielen Western-, Gangster-, Polizei-, Abenteuer- und Science-Fiction-Filmen eigen ist, war nur zu gewinnen durch eine rigorose Verengung aller beiläufigen, ausmalend-beschreibenden Momente epischen Verweilens und Erzählens. Wo er nichts ist als er selbst, seine Bilder, Farben und Bewegungen – ›Figuren in einer Landschaft‹ – da ist er groß, sprachlos und schön: Film.« (Wolfram Schütte) ▶ Samstag, 23. Juli 2016, 21.00 Uhr Fluchtweg nach Marseille | BRD 1977 | R+B: Ingemo Engström & Gerhard Theuring, frei nach dem Roman »Transit« von Anna Seghers | K: Axel Block | M: Pablo Casals | D: Rüdiger Vogler, Katharina Thalbach, Ruth Fabian, Alfred Kantorowicz, Ernst Erich Noth | 210 min | »Es geht zunächst einmal um eine heute vorgenommene Rekonstruktion des Weges, den deutsche Emigranten, vor allem Schriftsteller, Intellektuelle, nach Süden nahmen, als die Armeen Hitlers Paris besetzten. Zeitzeugen treten auf. Ansichtspostkarten, auf das aufgeschlagene Titelblatt des Romans ›Transit‹ gelegt und poetisierte Kommentare aus dem Off stellen die Verbindung her zur anderen Eben des Films: Die Schauspieler Rüdiger Vogler als Erzähler des Romans und Katharina Thalbach als die weibliche Hauptgestalt sprechen meist vor der Kulisse von Marseille oder des Hafens Textstellen des Buches, aber auch über ihre Pläne und Erfahrungen bei der Lektüre. Hinzu kommen filmische Dokumente, Wochenschau-Aufnahmen von 1940. Aus alle dem ergibt sich ein sensibel montierter Filmessay.« (Peter W. Jansen) ▶ Sonntag, 24. Juli 2016, 18.30 Uhr Metaphysische Reisen Stalker | Sowjetunion 1979 | R: Andrej Tarkovskij | B: Arkadij und Boris Strugackij, nach ihrem Roman »Picknick am Wegesrand« | K: Aleksandr Knjažinskij | M: Eduard Artemëv | D: Aleksandr Kajdanovskij, Nikolaj Grinko, Anatolij Solonicyn, Alissa Frejndlich, Natal’ja Abramova | 163 min | OmU | STALKER beschwört in Bildern von großer visueller Kraft die illegale Wanderung zweier anonymer Intellektueller und ihres gleichfalls namenlosen Führers durch eine verwunschene Zone zu einem verfallenen Haus; darin befindet sich ein Zimmer, welches angeblich die geheimsten Wünsche derer erfüllt, die es betreten. »Die Science Fiction bildete im STALKER sozusagen nur eine taktische Ausgangssituation, die den für uns zentralen moralischen Konflikt plastischer herauszubringen half. Der Film wurde so gemacht, dass der Zuschauer das Gefühl haben konnte, alles würde sich heute abspielen und die ›Zone‹ wäre gleich nebenan. Die ›Zone‹ ist das Leben, durch das der Mensch hindurch muss, wobei er entweder zugrunde geht oder durchhält.« (Andrej Tarkovskij) ▶ Dienstag, 26. Juli 2016, 20.00 Uhr El viaje (Die Reise) | Argentinien 1992 | R+B: Fernando E. Solanas | K: Félix Monti | M: Egberto Gismonti, Astor Piazzolla, Fernando E. Solanas | D: Walter Quiroz, Soledad Alfaro, Ricardo Bartis, Christina Becerra, Dominique Sanda | 140 min | OmU | »Fernando Solanas schickt den 17-jährigen Martin Nunca, der mit seiner Mutter und dem Stiefvater in Ushuaia, dem südlichsten Zipfel Argentiniens lebt, auf eine lange Reise der Entdeckungen durch den lateinamerikanischen Kontinent. Eine Entdeckungsreise auch für uns, eingebettet in die traumhaften Bandoneonklänge von Astor Piazzolla. Wie in den Romanen von Gabriel García Márquez sind in den Filmen von Fernando Solanas die Grenzen zwischen dem, was ist und dem, was man sich vorstellen, erinnern, erträumen mag, fließend. Da tauchen gedachte Figuren in der Wirklichkeit auf, um wirkliche Menschen in die Welt der Imagination zu entführen. Da werden Figuren aus der Realität zu Karikaturen ihrer selbst. Da findet sich Lebensfreude neben Trauer und Enttäuschung.« (Walter Ruggle) ▶ Mittwoch, 27. Juli 2016, 20.00 Uhr Uccellacci e uccellini (Große Vögel, kleine Vögel) | Italien 1966 | R+B: Pier Paolo Pasolini | K: Mario Bernardo, Tonino Delli Colli | M: Ennio Morricone | D: Totò, Ninetto Davoli, Ferni Benussi, Umberto Bevilacqua, Renato Capogna | 89 min | OmU | »Wohin die Menschheit Reisen im Film nend, so intensiv. Denn durch die Strategie des Auslassens entkommt Morina jeder Betroffenheitssentimentalität, jedem Anflug von Migrationspornographie. Wenig wird erklärt, viel wird gezeigt – und der Zuschauer wird dadurch gefangengenommen.« (Harald Mühlbeyer) 67 RHEINGOLD Reisen im Film 68 geht? Wer weiß das!« Nach diesem Mao-Zitat sehen wir sie unterwegs: Einen Mann und seinen Sohn, die auf der Wanderschaft durch die italienische Provinz einem sprechenden Raben begegnen, der sie in politisch-philosophische Debatten über Gott und die Welt, Marx und Christus, Geschichte und Revolution verwickelt. »Italienisches Straßenkino, Agitprop von vor 68. Mit einem klugscheißerischen Raben und mit der Einsicht eines linken, schreibenden Intellektuellen, dass Bilder komplettere Beziehungen zum Körper haben und dass dem Volk der Sinn für notwendige Veränderungen nicht eingetrichtert werden kann, weil der Weg zu weit ist vom Kopf zum Bauch und gar erst zu den Füßen, die die Richtung bestimmen.« (Frieda Grafe) ▶ Donnerstag, 28. Juli 2016, 20.00 Uhr Yeelen (Das Licht) | Mali 1987 | R+B: Souleymane Cissé | K: Jean-Noël Ferragut, Jean-Michel Humeau | M: Salif Keita, Michel Portal | D: Issiaka Kane, Aoua Sangare, Niamanto Sanogo, Balla Moussa Keita, Soumba Traore | 105 min | OmU | »Berufung, Rebellion, Identität und Initiation sind die großen Themen, die diesen Film über das Erwachsenwerden als Reise durch unbekannte, riskante Regionen leiten. Die Bilder der unbarmherzig und doch erhaben erscheinenden Natur, die großartig mit den inneren Befindlichkeiten der Protagonisten korrespondieren, machen YEELEN – DAS LICHT zu einem außergewöhnlichen visuellen Erlebnis.« (Marie Anderson) »Die Drehortsuche war von entschei- dender Bedeutung, denn dieser Film konnte nicht ohne seine Schauplätze zustande kommen. Die ganze mystische Dimension entsteht aus der präzisen und gleichzeitig ständig wechselnden Lokalisierung. Dieser Ortswechsel des Blicks gibt dem Film seine ›Farbe‹, seine magische Bedeutung. Jeder Ort hat seine eigene Magie.« (Souleymane Cissé) ▶ Freitag, 29. Juli 2016, 18.30 Uhr Rheingold | BRD 1978 | R+B: Niklaus Schilling | K: Ernst Wild | M: Eberhard Schoener | D: Elke Haltaufderheide, Rüdiger Kirschstein, Gunther Malzacher, Alice Treff, Reinfried Keilich | 91 min | »Der Film, der mit einem sehr langen, von unheilschwanger anschwellender Musik begleiteten Schwenk über den Hafen von Hoek van Holland beginnt, entwickelt sich von einem konventionell angelegten Dreiecks-Drama zu einer mythischen Reise in den Tod. Den physischen Bewegungen (der des Zuges und der eines Autos, das ihn durch halb Deutschland verfolgt) werden seelische Bewegungen zugeordnet: der Erinnerung, der Halluzination und des Märchens. Der Sog der Erzählung findet seine Entsprechung in den sich suggestiv steigernden ParallelMontagen zwischen Zug und Auto, Fluss, Schienenstrang und Straße, bis sich schließlich alle noch vorhandene Bedeutung der Erzählung auflöst in eine einzige rauschhafte Bewegung, in eine abstrakte, von Raum und Zeit gelöste Kino-Erfahrung.« (Hans C. Blumenberg) ▶ Freitag, 29. Juli 2016, 21.00 Uhr The Brown Bunny | USA 2003 | R+B: Vincent Gallo | K: Vincent Gallo, Toshiaki Ozawa, John Clemens | D: Vincent Gallo, Chloë Sevigny, Cheryl Tiegs, Elizabeth Blake, Anna Vareschi | 93 min | OmU | »THE BROWN BUNNY ist zwar ein Roadmovie, hat mit dem so typischen Freiheitsdrang dieser Filme jedoch gar nichts zu tun. Clays Van entpuppt sich als selbst gewähltes Gefängnis und führt die Weite der USA und die stete Fortbewegung ad absurdum. Clay selbst vermittelt überhaupt nicht die Sehnsucht oder gar Romantik, die all die anderen Loner, Driver oder Cowboys begleitete, die wie Clay zuvor durch die Filmgeschichte reisten. Die ideale Strecke findet Clay auf der Rennbahn, die ihn fortwährend im Kreis herumschickt, sodass er nie Ge- ▶ Samstag, 30. Juli 2016, 21.00 Uhr Apocalypse Now Redux | USA 2001 | R: Francis Ford Coppola | B: John Milius, Francis Ford Coppola, nach dem Roman »Heart of Darkness« von Joseph Conrad | K: Vittorio Storaro | M: Carmine Coppola | D: Martin Sheen, Marlon Brando, Robert Duvall, Frederic Forrest, Harrison Ford, Dennis Hopper, Aurore Clément | 202 min | OmU | »APOCALYPSE NOW füllt ganze Bücher mit seiner vielschichtigen Signifikanz: Zum einen Höhepunkt der wohl besten Epoche amerikanischer Kinokunst, zum anderen ihr Untergang; einerseits hochgelobtes Antikriegskino, andererseits wirrer Psychedelik-Trip eines größenwahnsinnig gewordenen Filmgenies. In der nun 50 Minuten längeren Fassung erleben wir noch einmal die odysseeartige Flussfahrt Captain Willards, der von der US-Regierung beauftragt wird, einen außer Kontrolle geratenen Colonel namens Kurtz zu liquidieren. Wir befinden uns in Vietnam, kurz vor Ende des Krieges oder mittendrin. Was Willard erlebt, ist nichts anderes als die grausame Demontage jeglicher Argumente, mit denen jemals versucht wurde, einen Krieg plausibel oder gerechtfertigt erscheinen zu lassen.« (Andreas Borcholte) Reisen im Film ▶ Samstag, 30. Juli 2016, 18.30 Uhr fahr läuft, das Ende seiner Strecke finden zu müssen. Im Finale deutet sich zunächst das Ende dieser Reise an. Clay befindet sich in einem Hotelzimmer, seine große Liebe besucht ihn. Die folgenden zehn Minuten gehören zu den intimsten Szenen der Filmgeschichte und offenbaren eine selten gesehene Mischung aus Selbsthass, Wut, Verletzlichkeit, Sehnsucht, Hoffnungslosigkeit und erklären rückwirkend die unerbittlichschicksalhaften Gründe für das Tun dieses Bud Clay.« (Tom Schünemann) ▶ Sonntag, 31. Juli 2016, 18.30 Uhr 69 APOCALYPSE NOW REDUx Det sjunde inseglet (Das siebente Siegel) | Schweden 1957 | R+B: Ingmar Bergman, nach seinem Bühnenstück »Trämalning« | K: Gunnar Fischer | M: Erik Nordgren | D: Max von Sydow, Gunnar Björnstrand, Bengt Ekerot, Nils Poppe, Bibi Andersson, Gunnel Lindblom | 96 min | OmU | »DAS SIEBENTE SIEGEL ist ein Drama über Glaube und Zweifel in mittelalterlichem Kostüm, das erste von Bergmans großen Legendenund Mysterienspielen aus den 1950er und 1960er Jahren. Der Ritter Antonius Block, der seine besten Jahre in Kreuzfahrerlanden sinnlos verrinnen sah, spielt mit dem Tod Schach, und erst als er sein Geschick akzeptiert, kann er mit seinem Opfertod die wenigen wirklich Lebenstüchtigen retten: die naive Gauklerfamilie Jof, Mia und Kleinkind auf dem Wege in ein anderes Land, eine neue Heilige Familie auf der Flucht. Bergman selbst hat das Werk ein Oratorium genannt, in dem viele Stimmen die gleiche Frage stellen: Was ist der Sinn des Lebens?« (Gösta Werner) Edition Filmmuseum Das preisgekrönte DVD-Label »Edition Filmmuseum« widmet sich ungewöhnlichen Filmen und Archivschätzen. Es wird herausgegeben von Filmarchiven, Filmmuseen und Kulturinstitutionen aus dem deutschsprachigen Raum: Bonner Kinemathek, Cinémathèque de la Ville de Luxembourg, Cinémathèque Suisse, Deutsches Filminstitut, Filmmuseum Düsseldorf, Filmmuseum München, Filmmuseum Potsdam, Goethe-Institut München und Österreichisches Filmmuseum. Alle DVDs sind zweisprachig (deutsch und englisch), manche haben zudem noch Untertitel in weiteren Sprachen. Jede DVD ist mit umfangreichem Zusatzmaterial sorgfältig ediert. Die DVDs sind im Museumsladen »servus.heimat« und an der Abendkasse des Filmmuseums erhältlich. Oder über den Internet-Shop www.editionfilmmuseum.com, in dem Sie auch ausführliche Informationen zu jeder DVD finden. Frank Vogel / Gerhard Klein Edition Filmmuseum 70 Manfred Noa Helena. Der Untergang Trojas € 29,95 Doppel-DVD € 29,95 Doppel-DVD € 29,95 Friedliche Tage & Prinzenbad € 29,95 Oktoberfest München 1910–1980 Doppel-DVD € 29,95 Sergej Eisenstein / Edmund Meisel Michail Kalatozov Richard Blank Doppel-DVD Die Widerständigen. Zeugen der Weißen Rose & Nein! Zeugen des Widerstandes in München Valentin, Khittl, Adlon, Achternbusch u. a. … und deine Liebe auch & Sonntagsfahrer Doppel-DVD Katrin Seybold Džim Švante· (Sol’ Svanetii) & Gvozd’ v sapoge € 19,95 Panzerkreuzer Potemkin & Oktjabr’ Doppel-DVD € 29,95 Vlado Kristl Vlado Kristl Werner Schroeter Der Brief & Obrigkeitsfilm Der Damm & Film oder Macht Willow Springs & Tag der Idioten Doppel-DVD € 29,95 Doppel-DVD € 29,95 Doppel-DVD € 29,95 Werner Schroeter Der Bomberpilot & Nel Regno di Napoli Die ›Oberhausener‹ Doppel-DVD € 29,95 Doppel-DVD Peter Fleischmann Mein Freund der Mörder € 29,95 Doppel-DVD Leo McCarey Hal Roach Thomas Heise Max Davidson Comedies Female Comedy Teams Material Doppel-DVD € 29,95 Doppel-DVD € 29,95 Doppel-DVD € 29,95 Edition Filmmuseum Provokation der Wirklichkeit 71 € 29,95 Werner Schroeter Karlheinz Martin Wilhelm + Birgit Hein Von morgens bis mitternachts Materialfilme Edition Filmmuseum € 19,95 72 Eika Katappa & Der Tod der Maria Malibran € 19,95 Doppel-DVD € 29,95 Thomas Harlan Georg Wilhelm Pabst Wundkanal Ferdinand Khittl Die freudlose Gasse Die Parallelstraße / La route parallèle Doppel-DVD € 29,95 Doppel-DVD € 19,95 € 29,95 Willi Cronauer / Harald Braun Wilhelm Dieterle / Rolf Raffé / Christian Rischert Ludwig II, König von Bayern Doppel-DVD € 29,95 München 1945 & Zwischen gestern und morgen Doppel-DVD € 29,95 Hanns Walter Kornblum Wunder der Schöpfung € 19,95 Walther Ruttmann Robert Reinert Journey to Justice Nerven € 19,95 Berlin, die Sinfonie der Großstadt & Melodie der Welt € 19,95 Christoph Hübner Filme und Mediencollagen 1975-1986 Thomas Harlan – Wandersplitter € 29,95 Doppel-DVD € 29,95 Alexander Kluge Lutz Dammbeck Doppel-DVD Doppel-DVD € 29,95 Das Kraftwerk der Gefühle & Finsterlinge singen Bass Doppel-DVD € 21,95 Alexander Kluge Alexander Kluge Alexander Kluge Freiheit für die Konsonanten! & Grenzfälle der Schadensregulierung Der Eiffelturm, King Kong und die weiße Frau & Mann ohne Kopf Der Angriff der Gegenwart auf die übrige Zeit & Vermischte Nachrichten Doppel-DVD € 21,95 Doppel-DVD € 21,95 Doppel-DVD € 21,95 Edition Filmmuseum Steve Palackdharry 73 Alexander Kluge Die Macht der Gefühle & Serpentine Gallery Program Edition Filmmuseum Doppel-DVD 74 € 21,95 Alexander Kluge u. a. Alexander Kluge Krieg und Frieden & Der Kandidat Deutschland im Herbst & Die Patriotin Doppel-DVD € 21,95 Doppel-DVD € 21,95 Alexander Kluge Alexander Kluge Alexander Kluge In Gefahr und größter Not bringt der Mittelweg den Tod & Der starke Ferdinand Der große Verhau & Willi Tobler und der Untergang der 6. Flotte Die Artisten in der Zirkuskoppel: ratlos & Die unbezähmbare Leni Peickert Doppel-DVD € 21,95 Alexander Kluge Abschied von gestern & Gelegenheitsarbeit einer Sklavin Doppel-DVD € 21,95 Doppel-DVD € 21,95 Doppel-DVD Kurt Hoffmann Curt Goetz / Valerie von Martens Hokuspokus Das Haus in Montevideo € 19,95 € 21,95 € 19,95 Curt Goetz / Karl Peter Gillmann Curt Goetz Gabriele Voss Frauenarzt Dr. Prätorius Napoleon ist an allem schuld Schnitte in Raum und Zeit € 19,95 € 19,95 Doppel-DVD € 29,95 Nicolas Humbert / Werner Penzel Zoltan Korda / Fritz Freisler Nathan der Weise Die elf Teufel & König der Mittelstürmer € 19,95 Markus Mischkowski / Kai Maria Steinkühler Westend € 19,95 Doppel-DVD Why should I buy a bed when all that I want is sleep? – A chamber film with Robert Lax € 19,95 € 29,95 Veit Harlan Richard Oswald Anders als du und ich Anders als die Andern € 19,95 Edition Filmmuseum Manfred Noa 75 € 19,95 f münchen Freitag, 4. März 2016 18.30 Deutsche Filme 2015 Freistatt D 2015 | Marc Brummund | 104 min | OmeU 21.00 Ozu Yasujirō Wakaki hi (Tage der Jugend) JP 1929 | Ozu Yasujirō | 103 min | OmeU | \ Günter A. Buchwald Seite 4 Seite 11 Samstag, 5. März 2016 18.30 Deutsche Filme 2015 Die Lügen der Sieger D 2014 | Christoph Hochhäusler | 112 min 21.00 Ozu Yasujirō Daigaku wa deta keredo… (Ich habe promoviert, aber …) JP 1929 | Ozu Yasujirō | 12 min | OmeU Rakudai wa shita keredo … (Ich bin durchgefallen, aber …) JP 1930 | Ozu Yasujirō | 64 min | OmeU | \ Günter A. Buchwald Seite 5 Seite 11 Sonntag, 6. März 2016 11.00 Bücherschau Rico, Oskar und die Tieferschatten D 2013 | Neele Leana Vollmar | 95 min | / Andreas Steinhöfel 18.30 Deutsche Filme 2015 Härte D 2015 | Rosa von Praunheim | 89 min | OmeU 21.00 Ozu Yasujirō Seite 3 Seite 5 Hogaraka ni ayume (Schreite heiter) JP 1930 | Ozu Yasujirō | 96 min | OmeU | \ Günter A. Buchwald Seite 12 Tokkan kozō (Ein aufrichtiger Junge) JP 1929 | Ozu Yasujirō | 18 min | OmeU Sono yo no tsuma (Die Frau jener Nacht) JP 1930 | Ozu Yasujirō | 65 min | OmeU Seite 12 Dienstag, 8. März 2016 18.30 Ozu Yasujirō Kalenderübersicht 21.00 Deutsche Filme 2015 Die Lügen der Sieger D 2014 | Christoph Hochhäusler | 112 min 76 Seite 5 Mittwoch, 9. März 2016 18.30 Ozu Yasujirō Wasei kenka tomodachi (Streitende Freunde – Japanischer Stil) JP 1929 | Ozu Yasujirō | 14 min | OmeU Shukujo to hige (Die Dame und der Bart) JP 1931 | Ozu Yasujirō | 74 min | OmeU Seite 12 21.00 Jim Jarmusch Permanent Vacation (Dauernd Ferien) USA 1980 | Jim Jarmusch | 75 min | OmU Seite 21 Donnerstag, 10. März 2016 19.00 Open Scene Freitag, 11. März 2016 18.30 Deutsche Filme 2015 Striche ziehen D 2014 | Gerd Kroske | 96 min | OmeU 21.00 Ozu Yasujirō Tokkan kozō (Ein aufrichtiger Junge) JP 1929 | Ozu Yasujirō | 18 min | OmeU Sono yo no tsuma (Die Frau jener Nacht) JP 1930 | Ozu Yasujirō | 65 min | OmeU | \ Günter A. Buchwald Seite 5 Seite 12 Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel. 089/233 96450 f münchen Samstag, 12. März 2016 18.30 Deutsche Filme 2015 Der Staat gegen Fritz Bauer D 2015 | Lars Kraume | 105 min | OmeU 21.00 Ozu Yasujirō Seite 6 Wasei kenka tomodachi (Streitende Freunde – Japanischer Stil) Seite 12 JP 1929 | Ozu Yasujirō | 14 min | OmeU Shukujo to hige (Die Dame und der Bart) JP 1931 | Ozu Yasujirō | 74 min | OmeU | \ Günter A. Buchwald + Kataoka Ichirō (Benshi) Sonntag, 13. März 2016 17.30 Film und Psychoanalyse Yin Shí Nán Nü (Eat Drink Man Woman) Seite 25 Taiwan 1994 | Ang Lee | 124 min | OmU | 2 Matthias Baumgart, Katharina Leube 21.00 Ozu Yasujirō Tōkyō no gassho (Der Chor von Tokyo) Seite 13 JP 1931 | Ozu Yasujirō | 90 min | OmeU | \ Günter A. Buchwald + Kataoka Ichirō (Benshi) Dienstag, 15. März 2016 18.30 Ozu Yasujirō Tōkyō no gassho (Der Chor von Tokyo) JP 1931 | Ozu Yasujirō | 90 min | OmeU 21.00 Deutsche Filme 2015 Der Staat gegen Fritz Bauer D 2015 | Lars Kraume | 105 min | OmeU Seite 13 Seite 6 Mittwoch, 16. März 2016 18.30 Ozu Yasujirō Umarete wa mita keredo … (Ich wurde geboren, aber …) JP 1932 | Ozu Yasujirō | 90 min | OmU Seite 13 21.00 Jim Jarmusch Stranger Than Paradise USA 1984 | Jim Jarmusch | 89 min | OmU Seite 21 18.30 Hörfilmtage Müdigkeitsgesellschaft – Byung-Chul Han in Seoul / Berlin D 2015 | Isabella Gresser | 61 min | mit Audiodeskription | / Isabella Gresser Seite 28 21.00 Hörfilmtage Tatort: Fünf Minuten Himmel D 2016 | Katrin Gebbe | 89 min | mit Audiodeskription | 2 Philip Klenk Seite 28 18.30 Hörfilmtage Night Will Fall (Hitchcocks Lehrfilm für die Deutschen) GB 2014 | André Singer | 73 min | mit Audiodeskription | 2 Georg Schmolz Seite 28 21.00 Hörfilmtage Weekend D 1930 | Walther Ruttmann | 12 min | 2 Stefan Drößler, Martina Wiemers Der Student von Prag D 1913 | Hanns Heinz Ewers | 75 min | mit Audiodeskription Seite 28 Donnerstag, 17. März 2016 19.00 Open Scene Samstag, 19. März 2016 Sonntag, 20. März 2016 17.30 Hörfilmtage Grüße aus Fukushima Seite 29 D 2016 | Doris Dörrie | 102 min | mit Audiodeskription | Anschließend Podiumsdiskussion über das Medium Hörfilm mit Hörfilmredakteuren und Filmemachern 21.00 Hörfilmtage Luis Trenker – Der schmale Grat der Wahrheit Seite 29 D 2015 | Wolfgang Murnberger | 89 min | mit Audiodeskription | 2 Bernd Benecke Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel. 089/233 96450 Kalenderübersicht Freitag, 18. März 2016 77 f münchen Dienstag, 22. März 2016 18.30 Ozu Yasujirō Seishun no yume ima izuko (Wo sind die Träume der Jugend geblieben?) JP 1932 | Ozu Yasujirō | 86 min | OmeU 21.00 Deutsche Filme 2015 4 Könige D 2015 | Theresa von Eltz | 99 min | OmeU Seite 13 Seite 6 Mittwoch, 23. März 2016 18.30 Ozu Yasujirō Hijōsen no onna (Eine Frau in der Gefahrenzone) JP 1933 | Ozu Yasujirō | 100 min | OmeU Seite 13 21.00 Jim Jarmusch Down by Law (Alles im Griff) USA 1986 | Jim Jarmusch | 106 min | OmU Seite 21 18.30 Deutsche Filme 2015 4 Könige D 2015 | Theresa von Eltz | 99 min | OmeU Seite 6 Donnerstag, 24. März 2016 19.00 Open Scene Freitag, 25. März 2016 21.00 Ozu Yasujirō Umarete wa mita keredo … (Ich wurde geboren, aber …) JP 1932 | Ozu Yasujirō | 90 min | OmU | \ Richard Siedhoff Seite 13 Samstag, 26. März 2016 18.30 Deutsche Filme 2015 Victoria D 2015 | Sebastian Schipper | 138 min | OmeU 21.00 Ozu Yasujirō Seishun no yume ima izuko (Wo sind die Träume der Jugend geblieben?) JP 1932 | Ozu Yasujirō | 86 min | OmeU | \ Yanashita Mie Seite 6 Seite 13 Kalenderübersicht Sonntag, 27. März 2016 78 18.30 Deutsche Filme 2015 Hedi Schneider steckt fest D 2015 | Sonja Heiß | 92 min 21.00 Ozu Yasujirō Hijōsen no onna (Eine Frau in der Gefahrenzone) JP 1933 | Ozu Yasujirō | 100 min | OmeU | \ Yanashita Mie Seite 7 Seite 13 Montag, 28. März 2016 18.30 Deutsche Filme 2015 Als wir träumten D 2015 | Andreas Dresen | 117 min | OmeU 21.00 Ozu Yasujirō Seite 7 Tōkyō no onna (Eine Frau aus Tokyo) JP 1933 | Ozu Yasujirō | 47 min | OmeU Haha o kowazuya (Die Mutter muss man lieben) JP 1934 | Ozu Yasujirō | 72 min | OmeU | \ Yanashita Mie Seite 13 Tōkyō no onna (Eine Frau aus Tokyo) JP 1933 | Ozu Yasujirō | 47 min | OmeU Haha o kowazuya (Die Mutter muss man lieben) JP 1934 | Ozu Yasujirō | 72 min | OmeU Seite 13 Dienstag, 29. März 2016 18.30 Ozu Yasujirō 21.00 Deutsche Filme 2015 Victoria D 2015 | Sebastian Schipper | 138 min | OmeU Seite 6 Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel. 089/233 96450 f münchen Mittwoch, 30. März 2016 18.30 Ozu Yasujirō Dekigokoro (Eine Laune) JP 1933 | Ozu Yasujirō | 102 min | OmeU Seite 13 21.00 Jim Jarmush Mystery Train USA 1989 | Jim Jarmusch | 110 min | OmU Seite 22 Donnerstag, 31. März 2016 19.00 Open Scene Freitag, 1. April 2016 18.30 Deutsche Filme 2015 Alles andere zeigt die Zeit D 2015 | Andreas Voigt | 94 min | OmeU 21.00 Ozu Yasujirō Dekigokoro (Eine Laune) JP 1933 | Ozu Yasujirō | 102 min | OmeU | \ Yanashita Mie Seite 7 Seite 13 Samstag, 2. April 2016 18.30 Deutsche Filme 2015 Das Zimmermädchen Lynn D 2014 | Ingo Haeb | 90 min | OmeU 21.00 Ozu Yasujirō Ukigusa monogatari (Eine Geschichte von schwankenden Gräsern) JP 1934 | Ozu Yasujirō | 86 min | OmeU | \ Yanashita Mie Seite 8 Seite 13 Sonntag, 3. April 2016 18.30 Deutsche Filme 2015 Heil D 2015 | Dietrich Brüggemann | 104 min 21.00 Ozu Yasujirō Seite 8 Tōkyō no yado (Eine Herberge in Tokyo) JP 1935 | Ozu Yasujirō | 80 min | OmeU Seite 14 Ukigusa monogatari (Eine Geschichte von schwankenden Gräsern) JP 1934 | Ozu Yasujirō | 86 min | OmeU Seite 13 18.30 Ozu Yasujirō 21.00 Deutsche Filme 2015 Das Zimmermädchen Lynn D 2014 | Ingo Haeb | 90 min | OmeU Seite 8 Mittwoch, 6. April 2016 18.30 Ozu Yasujirō Tōkyō no yado (Eine Herberge in Tokyo) JP 1935 | Ozu Yasujirō | 80 min | OmeU Seite 14 21.00 Jim Jarmusch Night on Earth USA 1991 | Jim Jarmusch | 129 min | OmU Seite 22 79 Donnerstag, 7. April 19.00 Open Scene Freitag, 8. April 2016 18.30 Zarah Leander Dante’s mysterier (Dantes Zauberei) | Falska millionären (Der falsche Millionär) S 1931–1933 | Paul Merzbach | 3 min (Ausschnitt) + 90 min | OmU Seite 31 21.00 Ozu Yasujirō Hitori musuko (Der einzige Sohn) JP 1936 | Ozu Yasujirō | 83 min | OmeU Seite 14 Les Misérables (Mensch unter Menschen) Teil 1 & 2 F 1925 | Henri Fescourt | 118 min + 97 min | OmeU | \ Neil Brand Seite 37 Samstag, 9. April 2016 18.30 Wiederentdeckt Kalenderübersicht Dienstag, 5. April 2016 Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel. 089/233 96450 f münchen Les Misérables (Mensch unter Menschen) Teil 3 & 4 F 1926 | Henri Fescourt | 97 min + 85 min | OmeU | \ Neil Brand Seite 37 Vernetzte Räume – Verletzte Träume. 10 Städte und mehr Vortrag mit Filmbeispielen von Barbara Wurm | ca. 150 min Seite 39 18.30 Ozu Yasujirō Hitori musuko (Der einzige Sohn) JP 1936 | Ozu Yasujirō | 83 min | OmeU Seite 14 21.00 Jim Jarmusch Blue in the Face (Alles blauer Dunst) USA 1995 | Wayne Wang | 83 min | OmU Seite 22 18.30 Zarah Leander Äktenskapsleken (Skandal) S 1935 | Ragnar Hylltén-Cavallius | 83 min | OmeU Seite 32 21.00 Ozu Yasujirō Kagami jishi (Der Löwentanz) JP 1936 | Ozu Yasujirō | 25 min | OmeU Shukujo wa nani o wasureta ka (Was hat die Dame vergessen?) JP 1937 | Ozu Yasujirō | 71 min | OmeU Seite 14 18.30 Zarah Leander Premiere A 1937 | Géza von Bolváry | 77 min Seite 32 21.00 Ozu Yasujirō Toda-ke no kyōdai (Die Geschwister Toda) JP 1941 | Ozu Yasujirō | 105 min | OmeU Seite 14 Kalenderübersicht Sonntag, 10. April 2016 Sonntag, 17. April 2016 17.30 Film und Psychoanalyse Politiki kouzina (Zimt und Koriander) GR 2003 | Tassos Boulmetis | 108 min | OmU | 2 Eva Friedrich, Heidi Spanl Seite 25 21.00 Ozu Yasujirō Chichi ariki (Es war einmal ein Vater) JP 1942 | Ozu Yasujirō | 88 min | OmeU Seite 14 80 18.30 Ozu Yasujirō Kagami jishi (Der Löwentanz) JP 1936 | Ozu Yasujirō | 25 min | OmeU Shukujo wa nani o wasureta ka (Was hat die Dame vergessen?) JP 1937 | Ozu Yasujirō | 71 min | OmeU Seite 14 21.00 Slawische Metropolen Niewinni czarodzieje (Die unschuldigen Zauberer) PL 1960 | Andrzej Wajda | 87 min | OmeU Dworzec (Bahnhof) PL 1980 | Krzysztof Kieślowski | 14 min | OmeU | 2 Małgorzata Zemła Seite 42 Toda-ke no kyōdai (Die Geschwister Toda) JP 1941 | Ozu Yasujirō | 105 min | OmeU Seite 14 18.30 Wiederentdeckt Dienstag, 12. April 2016 19.00 Slawische Metropolen Mittwoch, 13. April 2016 Donnerstag, 14. April 2016 19.00 Open Scene Freitag, 15. April 2016 Samstag, 16. April 2016 Dienstag, 19. April 2016 Mittwoch, 20. April 2016 18.30 Ozu Yasujirō Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel. 089/233 96450 f münchen Mittwoch, 20. April 2016 Dead Man USA 1995 | Jim Jarmusch | 121 min | OmU Seite 23 Visita, ou Memórias e Confissões (Besuch, oder Erinnerungen und Geständnisse) P 2015 | Manoel de Oliveira | 68 min | OmeU La sombra (Der Schatten) AR 2015 | Javier Olivera | 72 min | OmeU | 2 Patrick Holzapfel Seite 47 18.30 Architekturfilmtage Antwerp Central B 2012 | Peter Krüger | 92 min | OmeU Seite 47 21.00 Architekturfilmtage Barbicania F 2014 | Ila Bêka & Louise Lemoine | 90 min | engl. OF Seite 47 21.00 Jim Jarmusch Donnerstag, 21. April 2016 19.00 Architekturfilmtage Freitag, 22. April 2016 Samstag, 23. April 2016 18.30 Architekturfilmtage Mission Statements – The Architecture of Dutch Diplomacy Seite 48 NL 2011 | Jord den Hollander | 60 min | OmeU Diller Scofidio + Renfro – Reimagining Lincoln Center and the High Line USA 2013 | Muffie Dunn & Tom Piper | 54 min | OF 21.00 Architekturfilmtage La Maddalena F 2014 | Ila Bêka & Louise Lemoine | 12 min | OF Modern Ruin – A World’s Fair Pavilion USA 2014 | Matthew Silva | 78 min | OF Seite 48 18.30 Architekturfilmtage 24 Heures sur place (24 Stunden vor Ort) F 2014 | Ila Bêka & Louise Lemoine | 90 min | OmeU Seite 48 21.00 Architekturfilmtage The ∞ Happiness (Das unendliche Glück) F 2014 | Ila Bêka & Louise Lemoine | 85 min | engl. OF Seite 48 18.30 Ozu Yasujirō Chichi ariki (Es war einmal ein Vater) JP 1942 | Ozu Yasujirō | 88 min | OmeU Seite 14 21.00 Slawische Metropolen Edin den v Sofija (Ein Tag in Sofia) BG 1946 | Zachari Žandov | 23 min | OmU Bjalata staja (Das weiße Zimmer) BG 1968 | Metodi Andonov | 85 min | OmeU | 2 Henrike Schmidt Seite 42 18.30 Ozu Yasujirō Nagaya shinshi-roku (Erzählungen eines Nachbarn) JP 1947 | Ozu Yasujirō | 72 min | OmeU Seite 14 21.00 Jim Jarmusch Year of the Horse USA 1997 | Jim Jarmusch | 106 min | OmU Seite 23 19.00 Deutsche Filme 2015 Overgames D 2015 | Lutz Dammbeck | 163 min | / Lutz Dammbeck | 2 Georg Seeßlen Seite 8 Dienstag, 26. April 2016 Kalenderübersicht Sonntag, 24. April 2016 81 Mittwoch, 27. April 2016 Donnerstag, 28. April 2016 Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel. 089/233 96450 f münchen Freitag, 29. April 2016 18.30 Zarah Leander Zu neuen Ufern D 1937 | Detlef Sierck | 102 min Seite 33 21.00 Ozu Yasujirō Nagaya shinshi-roku (Erzählungen eines Nachbarn) JP 1947 | Ozu Yasujirō | 72 min | OmeU Seite 14 18.30 Zarah Leander La Habanera D 1937 | Detlef Sierck | 98 min Seite 33 21.00 Ozu Yasujirō Kaze no naka no mendori (Ein Huhn im Wind) JP 1948 | Ozu Yasujirō | 84 min | OmeU Seite 15 18.30 Zarah Leander Heimat D 1938 | Carl Froelich | 99 min Seite 33 21.00 Ozu Yasujirō Banshun (Später Frühling) JP 1949 | Ozu Yasujirō | 108 min | OmeU Seite 15 18.30 Ozu Yasujirō Kaze no naka no mendori (Ein Huhn im Wind) JP 1948 | Ozu Yasujirō | 84 min | OmeU Seite 15 21.00 Slawische Metropolen Panelstory aneb Jak se rodí sídliště (Geschichte der Wände) ČSSR 1980 | Věra Chytilová | 96 min | OmU | 2 Jeanette Fabian Seite 43 18.30 Ozu Yasujirō Drei Minuten in einem Film von Ozu BRD 1988 | Helmut Färber | 15 min Banshun (Später Frühling) JP 1949 | Ozu Yasujirō | 108 min | OmeU Seite 15 21.00 Jim Jarmusch Ghost Dog (Der Weg des Samurai) USA 1999 | Jim Jarmusch | 116 min | OmU Seite 23 Samstag, 30. April 2016 Sonntag, 1. Mai 2016 Dienstag, 3. Mai 2016 Kalenderübersicht Mittwoch, 4. Mai 2016 82 Donnerstag, 5. Mai 2016 19.00 Open Scene Freitag, 6. Mai bis Sonntag, 15. Mai 2016 DOK.fest – Retrospektive Andres Veiel Seite 49 Die Halbzarte A 1959 | Rolf Thiele | 90 min | 2 Renée Rauchalles Seite 50 18.30 Ozu Yasujirō Munekata shimai (Die Schwestern Munekata) JP 1950 | Ozu Yasujirō | 112 min | OmeU Seite 16 21.00 Slawische Metropolen Valter brani Sarajevo (Walter verteidigt Sarajevo) YU 1972 | Hajrudin Krvavac | 128 min | OmeU | 2 Riccardo Nicolosi Seite 43 Bakushū (Weizenherbst) JP 1951 | Ozu Yasujirō | 124 min | OmeU Seite 16 Andres Veiel Montag, 16. Mai 2016 19.00 Bele Bachem Dienstag, 17. Mai 2016 Mittwoch, 18. Mai 2016 18.30 Ozu Yasujirō Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel. 089/233 96450 f münchen Mittwoch, 18. Mai 2016 21.00 Jim Jarmusch Ten Minutes Older: The Trumpet Seite 23 USA 2002 | Kaurismäki, Erice, Herzog, Jarmusch, Wenders, Lee, Kaige | 92 min | OmU Donnerstag, 19. Mai 2016 19.00 Open Scene Freitag, 20. Mai 2016 18.30 Zarah Leander Der Blaufuchs D 1938 | Viktor Tourjansky | 100 min Seite 33 21.00 Ozu Yasujirō Munekata shimai (Die Schwestern Munekata) JP 1950 | Ozu Yasujirō | 112 min | OmeU Seite 16 18.30 Zarah Leander Es war eine rauschende Ballnacht D 1939 | Carl Froelich | 93 min Seite 34 21.00 Ozu Yasujirō Bakushū (Weizenherbst) JP 1951 | Ozu Yasujirō | 124 min | OmeU Seite 16 18.30 Zarah Leander Das Lied der Wüste D 1939 | Paul Martin | 82 min Seite 34 21.00 Ozu Yasujirō Ochazuke no aji (Der Geschmack von grünem Tee über Reis) JP 1952 | Ozu Yasujirō | 116 min | OmeU Seite 16 18.30 Ozu Yasujirō Ochazuke no aji (Der Geschmack von grünem Tee über Reis) JP 1952 | Ozu Yasujirō | 116 min | OmeU Seite 16 21.00 Slawische Metropolen The Punishment – Kazna A 2000 | Goran Rebić | 100 min | OmU | 2 Nora Scholz Seite 43 18.30 Ozu Yasujirō Tōkyō monogatari (Die Reise nach Tokyo) JP 1953 | Ozu Yasujirō | 135 min | OmU Seite 17 21.00 Jim Jarmusch Coffee and Cigarettes USA 2003 | Jim Jarmusch | 95 min | OmU Seite 23 Samstag, 21. Mai 2016 Sonntag, 22. Mai 2016 Mittwoch, 25. Mai 2016 Donnerstag, 26. Mai 2016 19.00 Open Scene Kalenderübersicht Dienstag, 24. Mai 2016 83 Freitag, 27. Mai 2016 18.30 Zarah Leander Das Herz der Königin D 1940 | Carl Froelich | 109 min Seite 34 21.00 Ozu Yasujirō Tokyo-Ga BRD 1985 | Wim Wenders | 92 min Seite 17 18.30 Zarah Leander Der Weg ins Freie D 1941 | Rolf Hansen | 110 min Seite 34 21.00 Ozu Yasujirō Tōkyō monogatari (Die Reise nach Tokyo) JP 1953 | Ozu Yasujirō | 135 min | OmU Seite 17 Samstag, 28. Mai 2016 Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel. 089/233 96450 f münchen Sonntag, 29. Mai 2016 17.30 Film und Psychoanalyse Babettes Gæstebud (Babettes Fest) DK 1987 | Gabriel Axel | 102 min | OmU 2 Andreas Hamburger, Vivian Pramataroff-Hamburger Seite 26 21.00 Ozu Yasujirō Tōkyō kazoku (Eine Familie in Tokyo) JP 2013 | Yamada Yōji | 146 min | OmU Seite 17 18.30 Ozu Yasujirō Tōkyō boshoku (Tokyo in der Dämmerung) JP 1957 | Ozu Yasujirō | 140 min | OmeU Seite 17 21.00 Slawische Metropolen Splendid Isolation YU 1973 | Petar Krelja | 10 min | OmeU Ljubljana SLO 2002 | Igor Šterk | 71 min | OmeU | 2 Anja Burghardt Seite 43 Sōshun (Früher Frühling) JP 1956 | 144 min | OmeU Seite 17 18.30 Zarah Leander Die große Liebe D 1942 | Rolf Hansen | 98 min Seite 35 21.00 Ozu Yasujirō Sōshun (Früher Frühling) JP 1956 | Ozu Yasujirō | 144 min | OmeU Seite 17 18.30 Zarah Leander Damals D 1943 | Rolf Hansen | 98 min Seite 35 21.00 Ozu Yasujirō Tōkyō boshoku (Tokyo in der Dämmerung) JP 1957 | Ozu Yasujirō | 140 min | OmeU Seite 17 18.30 Zarah Leander Gabriela BRD 1950 | Géza von Cziffra | 95 min Seite 36 21.00 Ozu Yasujirō Ikite wa mita keredo – Ozu Yasujirō den (Ich habe gelebt, aber …) JP 1983 | Inoue Kazuo | 124 min | OmeU Seite 17 18.30 Ozu Yasujirō Higanbana (Sommerblüten) JP 1958 | Ozu Yasujirō | 118 min | OmeU Seite 17 21.00 Slawische Metropolen Novyj Minsk (Das neue Minsk) SU 1954 | Iosif Šul’man | 29 min | OmU Slučaj z pacanom (Die Sache mit dem Jungen) BY 2001 | Sjaroža Laban | 50 min | OmeU | 2 Nina Weller Seite 44 Ohayō (Guten Morgen!) JP 1959 | Ozu Yasujirō | 94 min | OmeU Seite 18 Dienstag, 31. Mai 2016 Mittwoch, 1. Juni 2016 19.00 Ozu Yasujirō Donnerstag, 2. Juni 2016 19.00 Open Scene Freitag, 3. Juni 2016 Kalenderübersicht Samstag, 4. Juni 2016 84 Sonntag, 5. Juni 2016 Dienstag, 7. Juni 2016 Mittwoch, 8. Juni 2016 18.30 Ozu Yasujirō Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel. 089/233 96450 f münchen Mittwoch, 8. Juni 2016 Broken Flowers (Blumen für die Ex) USA 2005 | Jim Jarmusch | 106 min | OmU Seite 24 Deux ou trois choses que je sais d’Iran (Zwei oder drei Dinge, die ich vom Iran weiß) F 2014 | Parviz Kimiavi | 12 min | OF Mogholha (Die Mongolen) Iran 1973 | Parviz Kimiavi | 85 min | OmU | / Parviz Kimiavi Seite 54 18.30 Parviz Kimiavi OK Mister Iran 1979 | Parviz Kimiavi | 85 min | engl. OF | / Parviz Kimiavi Seite 54 21.00 Ozu Yasujirō Higanbana (Sommerblüten) JP 1958 | Ozu Yasujirō | 118 min | OmeU Seite 17 18.30 Parviz Kimiavi Ya zamene ahu (Oh Beschützer der Gazellen) Iran 1971 | Parviz Kimiavi | 26 min | ohne Dialog P mesle pelican (P wie Pelikan) Iran 1972 | Parviz Kimiavi | 25 min | OmU Piremard va baghe sangui ash (Der alte Mann und sein Steingarten) Iran 2004 | Parviz Kimiavi | 52 min | OmeU | / Parviz Kimiavi Seite 54 21.00 Ozu Yasujirō Ohayō (Guten Morgen!) JP 1959 | Ozu Yasujirō | 94 min | OmeU Seite 18 18.30 Parviz Kimiavi Hamèh jayé Iran saraye man ast (Iran ist mein Land) Iran 1999 | Parviz Kimiavi | 86 min | OmeU | / Parviz Kimiavi Seite 55 21.00 Ozu Yasujirō Ukigusa (Abschied in der Dämmerung) JP 1959 | Ozu Yasujirō | 119 min | OmeU Seite 18 18.30 Ozu Yasujirō Ukigusa (Abschied in der Dämmerung) JP 1959 | Ozu Yasujirō | 119 min | OmeU Seite 18 21.00 Slawische Metropolen Maidan UKR 2014 | Sergej Loznica | 134 min | OmU | 2 Ilja Kukuj Seite 44 18.30 Ozu Yasujirō Akibiyori (Spätherbst) JP 1960 | Ozu Yasujirō | 128 min | OmU Seite 18 21.00 Jim Jarmusch The Limits of Control (Der geheimnisvolle Killer) USA 2009 | Jim Jarmusch | 116 min | OmU Seite 24 Cuba Cabana BRD 1952 | Fritz Peter Buch | 94 min Seite 36 21.00 Jim Jarmusch Donnerstag, 9. Juni 2016 19.00 Parviz Kimiavi Freitag, 10. Juni 2016 Samstag, 11. Juni 2016 Dienstag, 14. Juni 2016 Mittwoch, 15. Juni 2016 Donnerstag, 16. Juni 2016 19.00 Open Scene Freitag, 17. Juni 2016 18.30 Zarah Leander Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel. 089/233 96450 Kalenderübersicht Sonntag, 12. Juni 2016 85 f münchen Freitag, 17. Juni 2016 Akibiyori (Spätherbst) JP 1960 | Ozu Yasujirō | 128 min | OmU Seite 18 18.30 Zarah Leander Ave Maria BRD 1953 | Alfred Braun | 92 min Seite 36 21.00 Ozu Yasujirō Kohayagawa-ke no aki (Der Herbst der Familie Kohayagawa) JP 1961 | Ozu Yasujirō | 103 min | OmeU Seite 18 21.00 Ozu Yasujirō Samstag, 18. Juni 2016 Sonntag, 19. Juni 2016 17.30 Film und Psychoanalyse Vatel (Ein Festmahl für den König) Seite 26 F 2000 | Roland Joffé | 103 min | engl. OmU | 2 Mathias Lohmer, Corinna Wernz 21.00 Ozu Yasujirō Samma no aji (Ein Herbstnachmittag) JP 1962 | Ozu Yasujirō | 112 min | OmeU Seite 18 18.30 Ozu Yasujirō Kohayagawa-ke no aki (Der Herbst der Familie Kohayagawa) JP 1961 | Ozu Yasujirō | 103 min | OmeU Seite 18 21.00 Slawische Metropolen Moskva (Moskau) RUS 2000 | Aleksandr Zel’dovič | 137 min | OmeU | 2 Raoul Eshelman Seite 44 18.30 Ozu Yasujirō Samma no aji (Ein Herbstnachmittag) JP 1962 | Ozu Yasujirō | 112 min | OmeU Seite 18 21.00 Jim Jarmusch Only Lovers Left Alive USA 2013 | Jim Jarmusch | 123 min | OmU Seite 24 Zuschauerkino – Kurzfilmabend des Münchner Filmzentrums Seite 56 Dienstag, 21. Juni 2016 Mittwoch, 22. Juni 2016 Donnerstag, 23. Juni 2016 Kalenderübersicht 19.00 Open Scene 86 Freitag, 24. Juni bis Samstag, 2. Juli 2016 Filmfest München Sonntag, 3. Juli 2016 18.30 Reisen im Film Around the World in 80 Days (In 80 Tagen um die Welt) USA 1956 | Michael Anderson | 182 min | OF Seite 60 The Big Trail (Die große Fahrt) USA 1930 | Raoul Walsh | 125 min | OmU Seite 60 Il Grido (Der Schrei) IT 1957 | Michelangelo Antonioni | 116 min | OmeU Seite 60 The Grapes of Wrath (Früchte des Zorns) USA 1940 | John Ford | 129 min | OF Seite 61 Dienstag, 5. Juli 2016 20.00 Reisen im Film Mittwoch, 6. Juli 2016 20.00 Reisen im Film Donnerstag, 7. Juli 2016 20.00 Reisen im Film Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel. 089/233 96450 f münchen Freitag, 8. Juli 2016 18.30 Reisen im Film Alice in den Städten BRD 1974 | Wim Wenders | 112 min Seite 61 21.00 Reisen im Film Middle of the Moment D 1995 | Nicolas Humbert & Werner Penzel | 78 min Seite 61 18.30 Reisen im Film Unter den Brücken D 1945 | Helmut Käutner | 99 min Seite 61 21.00 Reisen im Film Easy Rider USA 1969 | Dennis Hopper | 95 min | OmU Seite 62 Samstag, 9. Juli 2016 18.30 Reisen im Film Der Geschmack der Fremde – Inszenierungen des Reisens im Kino Vortrag mit Filmbeispielen von Ernst Schreckenberg 21.00 Reisen im Film Sans toit ni loi (Vogelfrei) F 1985 | Agnès Varda | 105 min | OmeU Seite 62 Jason and the Argonauts (Jason und die Argonauten) USA 1963 | Don Chaffey | 104 min | OF Seite 62 Life of Pi (Schiffbruch mit Tiger) USA 2012 | Ang Lee | 127 min | OmU | 3D Seite 63 Snowpiercer KR 2013 | Bong Joon-Ho | 126 min | engl. OmU Seite 63 18.30 Reisen im Film Fantastic Voyage (Die phantastische Reise) USA 1966 | Richard Fleischer | 100 min | OF Seite 63 21.00 Reisen im Film Silent Running (Lautlos im Weltall) USA 1972 | Douglas Trumbull | 89 min | OmU Seite 64 18.30 Reisen im Film The Wizard of Oz (Das zauberhafte Land) USA 1939 | Victor Fleming | 102 min | OF Seite 64 Kalenderübersicht Sonntag, 10. Juli 2016 21.00 Reisen im Film Europa DK 1991 | Lars von Trier | 112 min | engl. OmU Seite 64 87 Johanna d’Arc of Mongolia BRD 1989 | Ulrike Ottinger | 165 min Seite 64 Thelma & Louise USA 1991 | Ridley Scott | 130 min | OmU Seite 65 Seite 62 Dienstag, 12. Juli 2016 20.00 Reisen im Film Mittwoch, 13. Juli 2016 20.00 Reisen im Film Donnerstag, 14. Juli 2016 20.00 Reisen im Film Freitag, 15. Juli 2016 Samstag, 16. Juli 2016 Sonntag, 17. Juli 2016 18.30 Reisen im Film Dienstag, 19. Juli 2016 20.00 Reisen im Film Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München · Tel. 089/233 96450 f münchen Mittwoch, 20. Juli 2016 Wú Rén Qū (Niemandsland) CN 2013 | Ning Hao | 117 min | OmU Seite 65 North by Northwest (Der unsichtbare Dritte) USA 1959 | Alfred Hitchcock | 136 min | OF Seite 65 18.30 Reisen im Film Pierrot le fou (Elf Uhr nachts) F 1965 | Jean-Luc Godard | 110 min | OmU Seite 66 21.00 Reisen im Film O Brother, Where Art Thou? (Eine Mississippi-Odyssee) USA 2000 | Joel Coen | 106 min | OmU Seite 66 18.30 Reisen im Film Babai (Vater) KO 2015 | Visar Morina | 104 min | OmU Seite 66 21.00 Reisen im Film Figures in a Landscape (Im Visier des Falken) GB 1970 | Joseph Losey | 118 min | OF Seite 67 Fluchtweg nach Marseille BRD 1977 | Ingemo Engström & Gerhard Theuring | 215 min Seite 67 Stalker SU 1979 | Andrej Tarkovskij | 163 min | OmU Seite 67 El viaje (Die Reise) AR 1992 | Fernando E. Solanas | 140 min | OmU Seite 67 Uccellacci e uccellini (Große Vögel, kleine Vögel) IT 1966 | Pier Paolo Pasolini | 89 min | OmU Seite 67 18.30 Reisen im Film Yeelen (Das Licht) ML 1987 | Souleymane Cissé | 105 min | OmU Seite 68 21.00 Reisen im Film Rheingold BRD 1978 | Niklaus Schilling | 91 min Seite 68 18.30 Reisen im Film Det sjunde inseglet (Das siebente Siegel) S 1957 | Ingmar Bergman | 96 min | OmU Seite 69 21.00 Reisen im Film The Brown Bunny USA 2003 | Vincent Gallo | 93 min | OmU Seite 69 Apocalypse Now Redux USA 1979 | Francis Ford Coppola | 202 min | OmU Seite 69 20.00 Reisen im Film Donnerstag, 21. Juli 2016 20.00 Reisen im Film Freitag, 22. Juli 2016 Samstag, 23. Juli 2016 Sonntag, 24. Juli 2016 18.30 Reisen im Film Dienstag, 26. Juli 2016 20.00 Reisen im Film Mittwoch, 27. Juli 2016 Kalenderübersicht 20.00 Reisen im Film 88 Donnerstag, 28. Juli 2016 20.00 Reisen im Film Freitag, 29. Juli 2016 Samstag, 30. Juli 2016 Sonntag, 31. Juli 2016 18.30 Reisen im Film Sommerpause: Das Filmmuseum ist vom 1. bis zum 31. August 2016 geschlossen. FürUnterstützungundKooperationbeiderRealisierungunseresProgrammsdankenwir: OzuYasujirō· Japan Foundation, Tokyo (Yuri Kubota) · Japanisches Kulturinstitut, Köln (Miwa Kaneko, Angela Ziegenbein) · National Film Center / Museum of Modern Art, Tokyo (Akira Tochigi) · Helmut Färber, München · Fritz Göttler, München Film und Psychoanalyse · Akademie für Psychoanalyse und Psychotherapie, München (Matthias Baumgart, Eva Friedrich, Andreas Hamburger, Vivian Pramataroff-Hamburger, Salek Kutschinski, Mathias Lohmer, Katharina LeubeSonnleitner, Corinna Wernz) · Cinémathèque Suisse, Lausanne (André Schäublin) 2. Münchner Hörfilmtage · Bayerischer Rundfunk (Bernd Benecke, Elmar Dosch) · Deutsche Hörfilm gGmbH (Martina Wiemers) · Südwestrundfunk Fernsehen (Philip Klenk) · Mitteldeutscher Rundfunk (Georg Schmolz) ZarahLeander· Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden (Gudrun Weiß) · Münchner Stadtmuseum (Margot Staffa, Isabella Belting) · Svenska Filminstitutet, Stockholm (Jon Wengström) LesMisérables· Le Giornate del Cinema Muto (Livio Jacob, Elena Beltrami) Slawische Metropolen · Institut für Slavische Philologie der LMU München (Prof. Dr. Riccardo Nicolosi, Dr. Anja Burghardt) · Bulgarska Nacionalna Filmoteka, Sofia (Antonija Kovačeva, Simona Petrova) · Filmoteka Narodowa, Warschau (Kamila Bilman) · Kinoteka Bosne i Hercegovine, Sarajevo (Devleta Filipo- vić) · Nacionalen Filmov Centr, Sofia (Bosila Dončeva) · Národní Filmový Archiv, Prag (Tomáš Žůrek) · Slovenski Filmski Center, Ljubljana (Nerina Kocjančič) · Viktar Asljuk & Vladimir Kučinskij, Minsk · Gaby Babić, Frankfurt · Sergej Gel’ver, Sankt Petersburg · Nikica Gilić, Zagreb · Ivan Kozlenko & Stas Menzelevskyi, Kiev · Sergej Loban, Moskau · Vedrana Madžar, Berlin · Jurij Meden, Rochester · Igor’ Sukmanov, Minsk · Alik Špiljuk, Odessa · Barbara Wurm, Berlin · Aleksandr Zel'dovič, Moskau Architekturfilmtage · Bayerische Architektenkammer, München (Präsident Lutz Heese, Sabine Picklapp) · Cinemateca Portuguesa, Lissabon (Sara Moreira, Teresa Borges) · Doku.Arts Festival, Berlin (Andreas Lewin) · Österreichisches Filmmuseum, Wien (Regina Schlagnitweit) · Ila Bêka & Louise Lemoine, Paris · Pedro Costa, Lissabon · Steffi Hausmann, München · Patrick Holzapfel, Wien · Roger Koza, Córdoba · Javier Olivera, Montevideo · Matthieu Wellner, München Bele Bachem · Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden (Gudrun Weiß) · Wolfgang Till, München ParvizKimiavi· Barbara Gsaenger, Georgensgmünd · Parviz Kimiavi, Georgensgmünd Reisen im Film · Cinémathèque Suisse, Lausanne (André Schäublin) · Cinecittà Luce, Rom (Rosaria Folcarelli) · Museum of Modern Art, New York (Josh Siegel, Dave Kehr) · Warner Bros., Hamburg (JannahMarie Elfert) · Ernst Schreckenberg, Paderborn Fotonachweis Cinémathèque Suisse, Lausanne (Carina Carballo) · Deutsches Filminstitut, Wiesbaden (André Mieles) · Filmmuseum München (Gerhard Ullmann) · Süddeutsche Zeitung Photo, München · Parviz Kimiavi, Georgensgmünd Das Kino ist mit einer Induktionsschleife für Hörgerätebesitzer ausgestattet. Das Kino der Stadt Filmmuseum im Münchner Stadtmuseum · St.-Jakobs-Platz 1 · 80331 München Tel 089/233 96450 · Fax 089/233 23931 · www.muenchner-stadtmuseum.de/film