testete 20 große Krankenkassen: Nasenspray ist Quatsch
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testete 20 große Krankenkassen: Nasenspray ist Quatsch
22 Verschiedenes KV-Blatt 07.2014 „Finanztest“ testete 20 große Krankenkassen Nasenspray ist Quatsch – wie gut die Beratungen der Kassen sind Ärzte werden meist von Krankenkassen dafür angezählt, ihre Patienten schlecht oder falsch zu beraten. Doch jetzt geraten Krankenkassen selbst ins Visier von Kritikern. Die Zeitschrift „Finanztest“ der Stiftung Warentest wirft einigen von ihnen Mängel bei der Beratung ihrer Versicherten, etwa über den Sinn medizinischer Leistungen oder über eigene Kassenleistungen, vor. Antworten auf medizinische Fragen „fielen (…) oft laienhaft aus, wie etwa auf unsere Fragen zur Grippeimpfung“, schreibt „Finanztest“. So soll einer der Tester von „Finanz test“ bei seiner Krankenkasse nachgefragt haben, für wen Grippe impfungen sinnvoll seien. Die Mitarbei terin einer großen regio nalen AOK in der Osthälfte Deutsch lands habe ihm daraufhin zwar gesagt, dass sie sich selbst habe impfen las sen, blieb dem Tester aber die Ant wort nach dem Warum schuldig. „Hilf reicher“, so „Finanztest“, „wäre ein Hinweis auf die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission gewesen, die zum Beispiel Älteren und Menschen mit geschwächtem Immunsystem zur Impfung rät“. Die Mitarbeiterin einer anderen AOK soll zum Thema Impfen behauptet haben: „Nasenspray ist Quatsch, wie soll denn damit der ganze Körper immunisiert werden?“ Tatsäch lich aber könnten, so die Zeitschrift, „Kinder und Jugendliche auf diesem Weg mit einem abgeschwächten Impfstoff immunisiert werden“. Bemängelt wurde, dass viele Kassen offenbar nur unzureichend über eigene Kassenleistungen informierten und selbst Mitarbeiter darüber nicht oder nicht ausreichend Bescheid wüssten: „Ob Geschäftsstelle oder Telefon – schüchtern dürfen Kunden nicht sein. Sie müssen schon nachfragen, um von zahlreichen Leistungen und Extras der Kassen zu erfahren.“ Sogar Einsicht in fremde Patientendaten war möglich In jeder fünften Kassengeschäfts stelle, in der Tester vorsprachen, fehlte es nach Angaben von „Finanztest“ an der notwendigen Diskretion: „Testge spräche konnten von anderen Kunden mitgehört werden oder unsere Tester hatten sogar Einsicht in andere Patien tendaten. Das“, so die Redakteure, „darf nicht sein“. Testsieger von 20 in „Finanztest“ vorge stellten Krankenkassen war die Techni ker Kasse (TK), gefolgt von Mobil Oil. Der ganze Test ist nachzulesen in „Finanztest“, Ausgabe 6/2014, Seiten 79 bis 84. „Finanztest“, die „Schwester“ von „test“ der Stiftung Warentest, ist am Kiosk für 4,90 Euro erhältlich oder zu bestellen unter: www.test.de -litt/red Das neue Wohnraumzweckentfremdungsverbot oder: Es lebe der Zentralfriedhof Geht die Welt unter, dann geh’ nach Wien. Hier dauert alles zwanzig Jahre länger. Wien-Liebhaber kennen diesen und ähnliche Sprüche über die liebenswerte Behäbigkeit der österreichischen Hauptstadt. Aber manchmal sind die Wiener schneller als der Rest der Welt. Vor einigen Wochen beispielsweise berichtete das Deutsche Ärzteblatt darüber, dass ein Arzt seine Praxis in einer Tankstelle in Wien eröffnet hat. Volltanken bitte und zwischendurch mal eben zum Doktor reinspringen und ein Rezept abholen? Der Herr Stellvertretender Kurienobmann von der Wiener Ärztekammer hat das sogleich als Marketing-Gag eingestuft, aber das lassen wir mal so stehen, denn: Mit diesem Beispiel lässt sich gedanklich eine schöne Brücke zu einer „Tagesspiegel“Meldung schlagen. Das Hauptstadt-Leitmedium (nennt sich selbst so) hatte kürzlich über das Inkrafttreten eines Landesgesetzes zum Wohnraum-Zweckentfremdungsverbot berichtet und darauf verwiesen, dass das auch Arztpraxen beträfe. Blöd. In einer Zeit, in der sich alle Welt um die Niederlassung weiterer Ärzte bemüht, kommt ein solches Gesetz gar nicht gut an. Doch gemach, denn es gibt ja Alternativen zur Wohnung, wie das Tankstellenbeispiel aus Wien zeigt. Bekanntlich hat auch Berlin die eine oder andere moderne Tankstellenlandschaft zu bieten, in die sich auch eine Arztpraxis integrieren ließe. Und wenn der Arzt dann mit dem Tankstellenpächter gut kann, eröffnen sich ihm bestimmt auch Kooperationsmöglichkeiten, etwa über den Tankstellenshop. Die Zapfsäule bleibt aber bitte außen vor, denn Kraftstoffrabatte würden aus Sicht der Krankenkassen den Tatbestand der Bestechung erfüllen. Also – nur Mut! Schließlich haben schon ganz andere Ideen für Furore gesorgt. Man denke nur an das Fachperiodikum „arznei-telegramm“, dessen Redaktion auf einem Friedhof residiert. Nein, nicht auf dem Wiener Zentralfriedhof, sondern in Berlin, in einem stillgelegten Wasserturm auf dem Friedhof Bergstraße in Steglitz. Wie inspirierend die Friedhofsruhe für die Kollegen der arznei-telegramm-Redaktion ist, wissen wir freilich nicht. Wir ahnen nur, dass der Wiener Liedermacher Wolfgang Ambros („Es lebe der Zentral friedhof – und alle seine Toten“) seine helle Freude an dieser lebensbejahenden Lokalität hätte. Reinhold Schlitt