Wie im Film
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Seite 32 Christophorus 351 Christophorus 351 Seite 33 Kontinuität, bestes Fachwissen und Freundlichkeit sind ohnehin Selbstverständlichkeiten. „Wir stehen vor allem für Diskretion“, sagt Geoffrey Emery. Die Stars wollen eine gute Atmosphäre, weiß Charlie Folkes – aber sie wollen immer auch wissen, was es kostet. STARS UND CARS Wie im Film Mit dieser Starbesetzung kann kein Blockbuster aufwarten: Im Service-Center von Beverly Hills Porsche gehen die Hollywood-Größen ein und aus. Sie schätzen die familiäre Atmosphäre des Hauses. Denn wer hier Hand an Fahrzeuge anlegt, muss auch viel vom Seelenleben der Prominenten verstehen. Text Reiner Schloz Fotografie Michael Grecco Der informierte Fan weiß längst, wo er seinen PromiAlarm auslösen kann. Als Courteney Cox, einst Busenfreundin von Jennifer Aniston in „Friends“, ihren Porsche in die Werkstatt brachte, wurde sie von einem Autogrammjäger abgepasst – bis Jack Murphy dazwischen ging. „Ach, Sie sind berühmt?“, feixte der Werkstattmeister. Er darf solche Scherze machen. Jack ist hoch dekoriert als Gold Meister Technician und zudem daran gewöhnt, dass nicht jedes Gespräch mit einem Kunden unter vier Augen bleibt. So wie damals bei Keanu Reeves. Als der HollywoodStar seinen Wagen abholte, erörterte er am Werkstattausgang mit Kundenbetreuer Erik Patino ein paar Fachfragen. Noch bevor Reeves’ Motor richtig warm gelaufen war, fanden sich bereits Fotos der Fahrzeugübergabe im Internet. Es glitzert und glamourt hier auf dem Santa Monica Boulevard Nummer 10959, Los Angeles. Das Service-Center samt Annahmestelle des größten Porsche-Hauses in den USA wird durch den Verkaufsraum auf dem Wilshire Boulevard komplettiert und trägt deshalb auch den Ortsnamen, aus dem die Träume sind: Beverly Hills Porsche. Charlie Folkes Werkstattleiter Seit 1991 leitet Geoffrey Emery das Haus. Zuvor arbeitete der Anwalt in San Francisco, in New York und für David Bowie. Schon diese Vita zeigt, dass die Anforderungen an ein Autohaus ziemlich speziell sind in einer Stadt, in der die Promi-Dichte noch höher ist als die Porsche-Dichte. Und so sagt Emery in aller Bescheidenheit: „Wir stehen für Kontinuität, bestes Fachwissen, Freundlichkeit und vor allem für Diskretion.“ Kein Wunder bei der Kundenliste: Christian Bale, David Beckham, Pierce Brosnan, Cher, Drew Barrymore, Steven Spielberg, Sean Penn, Renée Zellweger, Jason Statham, Sylvester Stallone, Tom Cruise, Seite 34 Christophorus 351 Erik Patino wundert sich manchmal, was über die Stars geschrieben wird. Bei Porsche lernt er sie ganz anders kennen. Samuel L. Jackson, Dustin Hoffman, Sandra Bullock, Jon Bon Jovi, die Van-Halen-Rockbrüder Eddie und Alex und so weiter und so weiter. Ja, der Job auf dem Santa Monica Boulevard ist etwas Besonderes, aber auch die Anforderungen sind außergewöhnlich hoch. „Wir sind umgeben von tollen Autos und schönen Menschen. Aber trotzdem ist es in erster Linie eine Arbeit, die besser als gut gemacht werden muss“, sagt Murphy. Charlie Folkes, seit 1986 dabei und inzwischen Werkstattleiter, spricht vom „sehr engen Verhältnis“ zu den Stars: „Sie wollen private Atmosphäre, aber sie wollen auch wissen, was die Reparatur kostet. Deshalb behandeln wir ihre Autos, als wären es unsere eigenen, und wir gehen mit ihrem Geld um, als wäre es unser eigenes.“ Dabei sind die Mitarbeiter von Beverly Hills Porsche längst auf die individuelle Ansprache geeicht. Schließlich gibt es Erik Patino Kundenbetreuer auch unter den Porsche-Fahrern in L.A. unterschiedliche Gefühlslagen. Vom Genießer über den ernsthaft Interessierten bis zum Technikfreak ist alles dabei. Jay Leno zählt zu ihnen. Die Late-Night-Show-Legende von NBC ist Porsche- und Motorradfan. Auf seiner Website fi ndet sich unter anderem ein Video, das ihn mit einem seiner Porsche zeigt. Und mit Jack Murphy. Craig T. Nelson darf man ebenfalls nicht mit technischen Halbwahrheiten kommen. Der große Mann, der auf dem Bildschirm den Polizeichef in „The District – Einsatz in Washington“ spielt, besitzt ein privates Rennteam. Im Ausstellungsraum auf dem Santa Monica Boulevard deutet Geoffrey Emery stolz auf ein Riesenfoto an der Wand. Es zeigt einen der ersten Porsche 356 im Renneinsatz. Es muss wohl Ende der 40er, Anfang der Seite 36 Christophorus 351 „Ach, Sie sind berühmt?“ Jack Murphy versteht nicht nur sein Handwerk, er weiß auch die Nöte der HollywoodStars zu lindern. 50er Jahre entstanden sein. „Genau dieses Auto steht heute in der Sammlung von Jerry Seinfeld“, sagt Emery. Denn natürlich ist auch der Comedian-Superstar und berühmte Porsche-Sammler Seinfeld Kunde auf dem Santa Monica Boulevard. „Ich habe 15 Jahre lang seine Sammlung wachsen sehen“, sagt Jack Murphy, „Seinfeld will jemand, dem er vertrauen kann. Er empfiehlt uns auch weiter. Er ist ein ganz wichtiger Kontakt.“ Das kann Erik Patino nur bestätigen. Der Kundenbetreuer, seit 1988 dabei, kennt seine Klientel so gut wie kein anderer. Er bringt die Fahrzeuge manchmal persönlich zurück und hat damit Zugang zu Grundstücken und Häusern, die sonst niemand sieht. Ein gewaltiger Vertrauensbeweis, dem Patino stets gerecht wird. Denn fragt man ihn, wie die Hollywood-Prominenz privat denn so sei und wohnt, erntet man nur ein freundliches Lächeln, gefolgt von konsequentem Schweigen. Nur eines sagt Patino: „Ich wun- dere mich manchmal, was über diese Leute geschrieben wird. Ich kenne sie anders.“ Jack Murphy Werkstattmeister So pflegen die Mitarbeiter von Beverly Hills ihren illustren Kundenkreis mit der nötigen Diskretion. Und wenn Denzel Washington seinen 993 Biturbo vorbeibringt oder Johnny Depp vorfährt, gilt der erste Blick des Personals nicht gleich dem Motor. „Wir schauen erst, ob sie von Paparazzi verfolgt werden“, sagt Charlie Folkes, „wir sehen das sofort.“ Weil so etwas ja lästig sein kann, gilt auch in der Werkstatt eine eiserne Regel: Man bittet niemanden um ein gemeinsames Foto oder ein Autogramm, das ist Ehrensache und gilt immer. Fast immer. Jack Murphy gesteht seinen schwachen Moment. Eines Tages kam Pete Rose, die Baseball-Legende, in die Werkstatt. „Er war der Held meiner Jugend“, sagt Murphy, „er war der einzige, den ich je um ein Autogramm gebeten habe.“