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VSt
Südwestmetall: Tarifpolitische Korrektur statt
„Fantasieforderung“ ohne sachliche Begründung nötig
Dr. Wolf: „Wir müssen das Ruder herumreißen, um den Trend
der Produktionsverlagerung zu stoppen“
DIN EN ISO 9001:2008 zertifiziert
16.03.2016
BÖBLINGEN – Die Metallarbeitgeber in Baden-Württemberg haben die IG Metall zu einer deutlichen
Korrektur der Tarifpolitik der letzten Jahre aufgefordert. „Die völlig überzogene Fantasieforderung
nach fünf Prozent mehr Entgelt ist dafür komplett ungeeignet“, kritisierte Dr. Stefan Wolf,
Vorsitzender des Arbeitgeberverbands Südwestmetall, am Mittwoch nach der ersten
Verhandlungsrunde in Böblingen: „Dieser Forderung fehlt es nicht nur an einer sachlichen
Begründung. Sie ignoriert auch die aktuellen Rahmenbedingungen – und noch mehr die
Fehlentwicklungen der letzten Jahre.“
Die fünf Prozent, die gefordert werden, seien ein aus der Luft gegriffener Wert, der hinterher mit
fragwürdigen Argumenten begründet werde, sagte Wolf. Weil die aktuelle Inflation nahe Null
herumdümple, greife die IG Metall seit geraumer Zeit auf die deutlich höhere Zielinflation der EZB
von zwei Prozent zurück: „Die hat aber für unsere Betriebe in der Metall- und Elektroindustrie (M+E)
keinerlei Relevanz. Diese müssen sich mit der realen Preissteigerung auseinandersetzen, und die ist
in unserer Industrie oftmals noch niedriger als die allgemeine Inflation.“ Bei der Produktivität treibe
die IG Metall mittlerweile dasselbe Spiel. Diente noch in der letzten Tarifrunde der erwartete
gesamtwirtschaftliche Produktivitätszuwachs als Begründung, müsse nun eine angebliche
„Trendproduktivität“ herhalten. „Dass aber die aktuellen Zuwächse deutlich geringer ausfallen, lässt
die IG Metall einfach unter den Tisch fallen“, sagte Wolf.
Lege man für dieses Jahr tatsächliche Inflation und erwartete gesamtwirtschaftliche Produktivität
zugrunde, komme man auf einen Wert von weniger als ein Prozent, so Wolf: „Das heißt, mehr als
80 Prozent der IG-Metall-Forderung sind Umverteilung oder schlicht heiße Luft. Das ist
rekordverdächtig.“ Schon in den vergangenen Tarifrunden habe die Gewerkschaft viel zu hohe
Werte angesetzt, die dann so nicht eingetreten sein. Allein seit 2008 seien die Tarifentgelte
um mehr als 20 Prozent angehoben worden, die Durchschnittsverdienste lägen in der
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baden-württembergischen M+E-Industrie mittlerweile bei 61.000 Euro: „Letztlich wurde mehr
verteilt, als es eigentlich zu verteilen gab. Die IG Metall hat sich damit von einer
beschäftigungsneutralen Entgeltpolitik verabschiedet.“
Die Folgen seien bereits deutlich spürbar, so der Südwestmetall-Vorsitzende. Immer häufiger
würden die Unternehmen aus Kostengründen in Produktion im Ausland investieren. In der
Produktion in Baden-Württemberg seien in den vergangenen Jahren Zehntausende Jobs verloren
gegangen, betroffen waren vor allem einfachere Tätigkeiten. Selbst seit 2011, also in einer Phase
stabiler Entwicklung, lägen Südwestmetall knapp 90 dokumentierte Fälle vor, in denen rund
10.000 Arbeitsplätze verlagert oder abgebaut wurden. „Wir müssen das Ruder herumreißen, um
diesen Trend zu stoppen. Wir kämpfen um jeden Arbeitsplatz im Land und würden uns dabei
Unterstützung von der IG Metall wünschen“, sagte Wolf.
Auch angesichts der aktuellen Rahmenbedingungen sei die Forderung völlig realitätsfern.
Trotz mehrerer positiver Einflussfaktoren wie niedrige Ölpreise, Null-Zinsen und günstigem
Euro-Wechselkurs seien die Wachstumsprognosen für die M+E-Industrie bescheiden. Hinzu kämen
globale Konjunkturrisiken in einer noch nie dagewesenen Vielzahl. Selbst das gewerkschaftsnahe
IMK spreche von einer stark gestiegenen Rezessionswahrscheinlichkeit, so Wolf: „Und da fordert
die IG Metall eine Lohnerhöhung, die für unsere Beschäftigten 3.000 Euro mehr im Jahr bedeuten
würde. Das dürften viele Beschäftigte anderer Branchen wohl nur noch als Traumtänzerei
empfinden. Und viele unserer Mitgliedsfirmen übrigens auch: Bereits neun haben in den letzten
Wochen ihre Mitgliedschaft gekündigt – ein einmaliger Vorgang.“
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