Miami Beach - The Betsy Hotel
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Miami Beach - The Betsy Hotel
22 | WELTWEIT | 23 o t o g s ’ Le t Miamis Charme liegt in der Miami Beach Es ist mehr als die Inszenierung, die in Krimis, TV-Serien und Hip-Hop-Videos weltweit gerne verbreitet wird: Das Feeling und die Farben von Miami Beach kreieren auch in der Realität ein wunderbares, fast künstlich schönes Wohlgefühl, bei dem man schnell Teil wird von Art déco und Art of Life VON STEFAN ENDRÖS bunten Mischung aus amerikanischem Lifestyle, seinen lebensfrohen Menschen und der kontrastreichen Architektur – links die Skyline des Miami Business Districts, unten das The Betsy Hotel direkt am Ocean Drive 24 | WELTWEIT Stylish-cool oder plüschig, Fifties oder State of the Art: Miami hat alles zu bieten – D ie Tür zum Betsy schwingt auf. Nicht automatisch, nicht durch irgendeinen elektrischen Lichtimpuls. Die beiden präch tigen Holz-Seitenflügel des Hotels öffnen sich durch einen freundlich grüßenden Pagen, der immer wieder mit der gleichen lächelnden Offenheit die Schwingtür per Hand aufzieht, um Gast für Gast zu begrüßen: „Welcome to The Betsy – welcome to Miami Beach!“ The Betsy direkt am Ocean Drive ist ein kleines, luxuriöses Bei spiel für diese moderne Nonchalance, die in Miami Beach jeden Be sucher schnell mit genau dieser offenen Selbstverständlichkeit emp fängt. Ein bisschen Südstaaten-Flair prägt im Inneren die Lobby mit ihren Launch-Möbeln, dem Piano in der Mitte, der hölzernen Bar am Ende des Raums. Elegant und persönlich. Ed Ponder, der Concierge-Manager, der noch wirklich wie ein persönlicher Berater den Gästen die Highlights der Stadt schmackhaft macht, ausgewähl te Tische und Tickets reserviert und seine persönlichen Empfehlun gen mit Nachdruck vermittelt, steht exemplarisch für diese zuvor kommende Betsy-Art: Florida-Feeling. Und wer draußen auf der Säulen-Veranda beim Dinner des hoteleigenen BLT-Restaurants die wirklich gute Küche genießt, der nimmt schnell – neben den gastronomischen Highlights – auch ein Stückchen Lebensgefühl mit auf, das vom Meer über die Palmen hin zu den Lichtern und Umrissen der Stadt streift. Die Farben des Himmels, des Atlantiks, dazu der weiße Strand und die modern wirkenden, bunten Art-déco-Häuser schaffen eine zum Beispiel das Restaurant A Fish called Avalon (o.l.), das Victor- (o.r.) und das W-Hotel South Beach (u.l.) und das legendäre Lincoln Theatre (u.r.) Atmosphäre, die innerhalb nur eines Tages bewirkt, dass man loslässt, sich auf das Gefühl einlässt und schnell ein Teil dieser scheinbar selbstverliebten Inszenierung einer pulsierenden Stadt wird, die vor mehr als 150 Jahren noch nicht einmal existierte. Anfang des Jahr hunderts hatte sie weniger als 2.000 Einwohner, 1920 gerade mal 30.000. Heute erfreut sich Miami mit seinem Strandableger Miami Beach einer weltweiten Anziehung, gilt seit Jahren als Hotspot und lockt Millionen Touristen in den Sunshine State mit dem stets an genehmen, warmen Klima. Tropical Art déco EIN FRÖHLICHES LEBENSGEFÜHL Natürlich: Florida, The Keys und Miami selbst sind nichts für einge fleischte Sightseeing-Freaks. Es gibt keine alten Kirchen, keine Schlösser, keine kulturellen Historien-Events. Auf der „BigBusTour“Route liegen als absolute „Highlights“ Gebäude, die höchstens mal 100 Jahre alt sind – wie im Stadtteil Coral Gables. Und dann gibt es moderne Einkaufsstraßen, Yachtclubs und den Miami Business District mit seiner Skyline direkt am Meer. Und hätte sich nicht ir gendwo am Strand von Miami South Beach in den 1930er- und -40erJahren ein Baustil durchgesetzt und seine ganz besondere Blüte getrieben, dann würde heute noch ein weiteres wichtiges Element der Verlockung fehlen: Art déco hatte sich von Paris aus als neue 26 | WELTWEIT RUBRIK | 27 Flanieren, shoppen und das Leben genießen – in den American Way of Life EINFACH GLÜCKLICH, IN MIAMI ZU SEIN Miami South Beach lebt und genießt sich selbst. Natürlich sind es nicht nur Models, die den Ocean Drive entlangschlendern, sondern hauptsächlich Touristen aus aller Welt, die in den Open-Air-Cafés komische bunte Drinks aus viel zu großen Gläsern trinken – und keinen Model-Contest gewinnen würden. Trotzdem findet man auch schnell wieder die inszenierte Show aus Flanieren und Shoppen, Stylen und Genießen. Wer über die Lincoln Road bummelt, von Shop zu Shop, Café zu Café, spürt diese spannende Mischung aus American Way und Hispanic-inspirierter Offenheit. Ein Blick in den Sport-Fashion-Shop, ein Cappuccino beim Italiener, dann vielleicht Sushi bei Sushi Samba oder feine kubanische Küche im Yuca. Unser erstes Mal, der erste Besuch in Miami Beach, war ein kurzer Trip durch die Spotlights der Stadt, eine kurze, schnelle An einanderreihung von Lichtpunkten, die in sich nicht besonders eindrucksvoll sind für einen klassischen europäischen Erlebnis- Tourer. Doch schon beim nächsten Mal ließen wir uns mehr Zeit – und es hat sich gelohnt. Es sind die Menschen, die die Stadt zu ih rer Selbstinszenierung machen, wenn die Show-Kulisse zum Leben erwacht und ihre wahre Identität offenbart. Wir trafen auf die Werbe-PR-Frau Patricia Caldero, die sich seit zehn Jahren mit viel Ehrgeiz im Marketing bei einem großen Getränkeunternehmen durchsetzen will, abends in einer stylischen Bar arbeitet und am Wo chenende außerhalb der Stadt in einem Tierheim hilft, das Wildtiere aus den Everglades schützt und betreut. „I love Miami“, erklärt die hübsche Blonde, die dann abends schon mal die Strandpromenade entlangjoggt, als sei sie ein kleiner Star. Sie schickte uns vor zum South Point, der parkähnlichen Spitze von Miami Beach, an der vorbei die großen Kreuzfahrtschiffe in den Hafen einlaufen. Der Blick reicht hinüber zu Key Biscayne und den schicken Motoryachten, die sich hinaus aufs offene Meer aufmachen. Hier, sagt Patricia, könne man ein bisschen dieses „Offene Welt“-Flair schnuppern, das in ihren Augen die Region ausmacht. Es sind diese Momente, die den verlängerten Aufenthalt in der Stadt so reizvoll machen. Und vor allem die Stadt „fühlbar“ werden lassen. Egal, mit wem man spricht. Zum Beispiel mit dem Barmixer im Clevelander. George heißt er. Er ist Entertainer, Trendsetter und Manager zugleich. Natürlich ist er heißer Fan der Miami Heats, der supererfolgreichen Basketball-Mannschaft, die überall mit ihren Farben, Logo und Tri kots präsent ist. „You have to go there – than you feel, what we feel.“ Oder der haitianische Taxifahrer, der uns vom Marine-Park Bayside Marketplace zurück zur Collins Road brachte, ständig während der Fahrt gleichzeitig am Handy mit Immobilien dealte, Versicherungen verkaufte und die langsamen Stau-Fahrer auf der MacArthur Cause way und Bridge anhupte. Er sei hier eingewandert, habe es geschafft. Seine Kinder, erzählt er uns, haben alle studiert, sind Anwälte und Ingenieure. Und er sei einfach glücklich, in Miami zu leben. Und dann gab es unser Erlebnis mit dem Kellner im fast schon kultischen Jerry’s Famous Deli 24h Dining. Beim Frühstück bestell ten wir das klassische American Breakfast, mit Eiern und Toast, Pancakes, Sirup und Speck – und wir hatten das Gefühl, nach der Hälfte aufgeben zu müssen. Aber unser etwas rotgesichtiger, mäch tiger Ober schaute so extrem kritisch, dass wir als Europäer nicht Shopping-Malls und Straßencafés der Lincoln Road (o.l.) und dem luxuriösen Setai Hotel direkt am Strand von Miami Beach (o.r.) DCM Tipps und Adressen HOTELS AM OCEAN DRIVE • B etsy Hotel, klassisches Hotel mit Südstaaten-Flair, in der Lage seien, die Platte restlos aufzuessen, dass wir doch noch ein paar Bissen irgendwie in uns hineinzwängten. „You will never be a real American!“, merkte er an – und es klang durch aus ein bisschen typisch chauvinistisch. Silvester in Miami PART Y UNTER PALMEN BEI 20 GRAD F otos: Mauritius- Images (4), L aif (3), Imago (architektonische) Stilrichtung auf den Weg um die Welt gemacht – und vor allem in den USA als Reaktion auf Wirtschaftskrise und Depression einen neuen Zukunftsglauben und eine große Technik faszination ausgestrahlt. Und in der Sonne Floridas kamen weitere verspielte Elemente hinzu, florale Gebilde, kleine farbige Deko-Ele mente – und der „Tropical Deko“ war geboren. Das Schöne daran: Dieser fröhliche, bunte Baustil ist keine his torische Überlieferung, sondern ein reales, aktuelles „tropical feeling“ am Südende von Miami Beach. Viele der Gebäude sind Hotels, alle werden aktiv gepflegt, erhalten und genutzt. Und sie sind dabei nicht in der Vergangenheit stehen geblieben, sondern strahlen ein heutiges Lebensgefühl aus, eine Mischung aus Eleganz und Moderne, aus Design und Style, aus Entspanntheit und Funktionalität. Blickt man in die Lobby des Victor Hotels, stößt man auf modern design te Möbel, außergewöhnliche Lampen, ungewöhnliche Formen. Im Tides King & Grove setzt man mehr auf ein modernes, fast schon barockes Lounge-Gefühl, gekoppelt mit dezenter Fröhlichkeit. Und im The Betsy auf klassisches Südstaaten-Ambiente. Wir hatten das Glück, Silvester und den Jahresanfang in South Beach zu verbringen – genau den Höhepunkt des Jahres, quasi den Klimax der Strand-City, um das Lebensgefühl der Stadt zu erleben. Da wird einmalig der Ocean Drive gesperrt, sodass dort nicht einmal mehr das Show-Fahren der dicken Limousinen möglich ist und die coolen Besitzer nicht im Schritttempo und mit lauten Bässen durch die schmale Beachfront-Street gleiten können. Die Lokale stellen zusätz liche Stühle und Tische bis auf die Straße, Bands spielen live auf. Ein lebensfroher, beschwingter Rhythmus liegt in der Luft. Und später, gegen 23 Uhr, strömen Tausende vor zur Promena de, alle aufgestylt, chic, sexy, Hispanics, Schwarze, Touristen. Viele Promis, das weiß man, sind auch darunter, Florida-Songwriter Jason Derulo spielt vorne am Beach Concert: Wer etwas auf sich hält, ist in dieser Zeit in South Beach dabei. Und dann, Punkt Mit ternacht, steigt ein riesiges, prächtiges, gänzlich unbescheidenes, buntes Feuerwerk in den Nachthimmel von Miami, Gläser und Flaschen klirren, die Musik nimmt an Lautstärke zu – und das ent spannte, aber showlustige, feierwillige Publikum stellt sich auf ein neues Jahr ein: bei 20 Grad, unter den Palmen, angestrahlt von dieser einmaligen Art-déco-Neon-Kulisse, die die Stadt für Besu cher wie Bewohner zu bieten hat. Die perfekte Bühne für ein ech tes Stück Art of Life auf Amerikanisch. persönlicher und guter Service, 1440 Ocean Drive, www.thebetsyhotel.com • V ictor Hotel, stylisch, schöne Lage, Art-déco-Feeling, 1144 Ocean Drive, www.thompsonhotels.com „IN“-HOTELS IN SOUTH BEACH • W South Beach, volle Ladung Design, Highlight der Starwood-Gruppe, 2201 Collins Avenue, www.starwoodhotels.com/whotels •S etai Hotel, der coole Experience-Design-Klassiker am Strand, 2001 Collins Avenue, www.setai.com •D elano Hotel, hip, laut und angesagt, 1685 Collins Avenue, www.delano-hotel.com SHOPPING Promenieren entlang der Lokale am Ocean Drive, Shopping in den Läden dahinter in der Collins Ave. Die Fußgängerzone an der Lincoln Road bietet Shopping mit allem, was das Herz begehrt RESTAURANTS • S ushiSamba, modern-stylisches Sushi-Lokal, 600 Lincoln Road, www.sushisamba.com •G rillfish, wunderbare gegrillte Meeresfrüchte und Fische, ein bisschen „Italian flair“, 1444 Collins Avenue, www.grillfish.com •A Fish called Avalon, der Klassiker am Beach, 700 Ocean Drive, www.afishcalledavalon.com •B LT Steak, Restaurant im Betsy Hotel (s.o.), gutes Essen auf der schönen Veranda – allein schon wegen des luftigen, warmen „Popover“-Eiergebäcks als Entrée den Besuch wert. ANREISE Anreise nach Miami mit Air Berlin mehrmals die Woche direkt von Düsseldorf und Berlin, mit Lufthansa direkt von Frankfurt und Düsseldorf