S. 089-093 Lesepult 69 C
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Seite 1 • Schaubar • Wie im aktuellen Heft angekündigt, gibt es zum Lesepult in unserer Printausabe auch bei Karfunkel 118 wieder ein online-RezensionsSpecial, diesmal mit dem Schwerpunkt DVDs und Romane. Die Seelen im Feuer Bamberg um 1630. Cornelius eilt von seinen medizinischen Forschungen im fortschrittlichen Wien nach Bamberg zu seinem sterbenden Vater. Dort trifft er auf seine Jugendliebe Johanna. Er ist fasziniert von der klugen Frau, die die Apotheke ihres Vaters führt – für eine Frau kein ungefährliches Unterfangen. Cornelius ist das rückständige Bamberg zuwider. Er will die Stadt verlassen. Da verpflichtet Fürstbischof von Dornheim den fähigen Arzt in seine Dienste. Er und Johanna geraten in einen Bannkreis aus Denunziation, Verhaftung und Hinrichtung … „Die Seelen im Feuer“ ist ein sehr eindrucksvoller Film mit hervorragenden Schauspielern, und auch die Ausstattung kann sich sehen lassen. Eines der dunkelsten Kapitel der Stadt Bamberg, das durch historische Prozessakten belegt ist, wurde seriös umgesetzt: Im Fokus stehen die sogenannten „Bamberger Hexenprozesse“, die zwischen 1612 und 1632 stattfanden und für mehrere hundert Menschen den Tod auf dem Scheiterhaufen bedeuteten. Der Film ist sehenswert, wenn er auch sehr betroffen macht. Besonders hervorzuheben ist, dass die Authentizität bei der Verfilmung noch deutlicher beachtet wurde als in der zugrunde liegenden Romanvorlage. Wie bei fast allen Romanverfilmungen sollte man allerdings das gleichnamige Buch von Sabine Weigand erst nach dem Film lesen, dann kann man objektiver schauen. Die FSK-Freigabe erschließt sich mir jedoch nicht, denn die Thematik an sich und hier im speziellen ihre Umsetzung ist für 12Jährige nicht zu empfehlen. KSM GmbH, Wiesbaden 2015, Laufzeit 110 Min., FSK ab 12, R.: Urs Egger, D.: Mark Waschke, Silke Bodenbender, Rainer Bock, Richy Müller, Maximilian von Pufendorf u. a., S.: D, ca. 13,00 €. gd Die Briten. Geschichte einer Kolonialmacht Über einen Zeitraum von 2000 Jahren vereinen sie sich zu einer Nation. Sie steigen zur Weltmacht auf und begründen das Zeitalter der Industrialisierung. Dies ist die Geschichte einer kleinen Inselgruppe, die zur Großmacht wird. Es ist eine lange und bewegende Geschichte – es ist die Geschichte der Briten. Die siebenteilige Serie nimmt den Zuschauer mit auf eine erstaunliche Reise durch die britische Geschichte. Von der römischen Besetzung bis zur Krönung von Elisabeth II. im Jahr 1953, von Stonehenge bis zum Zweiten Weltkrieg, von der Industrialisierung bis zur Entdeckung von Penicillin. Erstaunliche Fakten paaren sich mit neuen Ansätzen und Ideen. Viele prominente und einflussreiche Persönlichkeiten (u. a. Helen Mirren, Ben Kingsley, Russell Brand und Ken Follett) kommen zu Wort und geben ihre Einschätzungen ab, was es bedeutet, Brite zu sein. Computeranimationen verbunden mit historisch nachgestellten Szenen erwecken die britische Geschichte zu neuem Leben. Um es vorweg zu nehmen: Cover und Klappentext halten nicht, was sie versprechen. Das Konzept der Serie ist reißerisch, ja beinahe propagandistisch. Die Briten sind die Gewinner schlechthin – die negativen Kapitel der Geschichte, wie die Kolonialzeit, werden bestenfalls gestreift, meist aber verklärt und mit zu viel Patriotismus angegangen. Auch die „wissenschaftlichen“ Kommentare lassen zum Teil zu wünschen übrig: Man fragt sich, welche Kompetenz beispielsweise ein Profi-Fußballer (Frank Lampard) für eine historische Dokumentation vorweisen kann. In Teilen ist die BBC-Produktion jedoch durchaus sehenswert. Die für die historischen Szenen verpflichteten Reenacter sind erstklassig, die Ausstattung weitgehend historisch korrekt, und der Unterhaltungsfaktor der einzelnen Folgen ist sehr hoch. Insgesamt würde ich der Dokumentation drei von fünf Sternen geben. Polyband Medien GmbH, München 2013, FSK ab 12, 2 DVDs, 7x45 Min. Laufzeit, S.: Dt., Engl.; Untertitel Engl. Niederl.; ab 22,00 €. bedo Karfunkel 118 online Die Festung Die sechsteilige BBC-Dokumentationsreihe präsentiert bedeutende mittelalterliche Festungen, die Hintergründe ihrer Entstehung und ihre wechselvolle Geschichte. Wie waren sie aufgebaut? Welche Waffen wurden damals benutzt, um sie zu verteidigen? Welche Schlachten wurden dort geschlagen, die mitunter die Geschichte Europas verändern sollten? Die faszinierende Reise in die Vergangenheit führt von den Küsten Großbritanniens über Frankreich, Polen und Südspanien bis zu den fernen Bergen Syriens: Der Crac des Chevaliers, Chateau Gaillard, Dover Castle, Conwy Castle, die Marienburg und Fortaleza Malaga stehen im Mittelpunkt der Dokumentationen. Mit dieser Reihe ist der BBC wieder ein ganz großer Wurf gelungen! Die Darstellung ist ansprechend und unterhaltsam, aber seriös. Der Moderator ist stets vor Ort, um die jeweilige Burg intensiv vorzustellen. Er spricht dabei auch mit Reenactern, die Bliden und anderes Belagerungsgerät nachgebaut haben, die als Krieger kämpfen oder sich dem Handwerk verschrieben haben. Anschauliche Computeranimationen geben ein lebendiges Bild, wie die Burg in komplettem Zustand ausgesehen hat. Natürlich wird auch zu jedem Kapitel eine Menge an historischen Hintergrundinformationen geliefert, außerdem wann welche Schlacht hier stattfand, mit welchen anderen wich- Karfunkel 118 online tigen Ereignissen die Burg verbunden ist etc. Ein Blick auf die Burgenarchitektur und das Bauhandwerk runden die Kapitel ab. Da die Doppel-DVD als Info-Programm eingestuft wurde, hat sie keine FSKAngabe bekommen. Unter 12 Jahren ist sie jedoch dank zahlreicher, unverhältnismäßig und für dieses Format unnötig brutaler Kampfszenen keinesfalls empfehlenswert! Polyband Medien GmbH, München 2013, 6x50 Min. Laufzeit, Sprachen.: Dt., E., ab 20,00 €. sf Drachenkrieger – Das Geheimnis der Wikinger Der Archäologe Sigurd Svendsen ist fasziniert von der Kultur der Wikinger und wird von seinen Kollegen aufgrund seiner gewagten Theorien gerne als Spinner abgetan. Um dem Ragnarok-Mythos auf den Grund zu gehen, folgt er den uralten Runen auf einem geheimnisvollen Stein und begibt sich mit seinen Kindern auf eine abenteuerliche Expedition in die Finnmark. Mitten im Niemandsland zwischen Norwegen und der Sowjetunion machen sie eine spektakuläre Entdeckung. Uralte Legenden in Gestalt eines sagenhaften Drachen warten darauf, geweckt zu werden, und ein atemberaubendes und gefährliches Abenteuer beginnt … Mit Wikingern hat dieser Film nur ganz am Rande etwas zu tun, ebenso mit Archäologie oder auch nur entfernt mit historischen Gegebenheiten. Beworben wird er als „Familien-Abenteuer voller Spaß, wie es selbst Indiana Jones an seinem Höhepunkt nicht erreicht hat“ – doch davon kann man allenfalls das „Familien-Abenteuer“ gelten lassen. Es ist das Abenteuer einer Familie, das dargestellt wird, aber Unterhaltsamkeit und Spannung wollen nicht aufkommen. Vergleichen mit Indiana Jones oder Vermächtnis der Tempelritter hält der Film nicht stand, ein ansprechender Jugendfilm ist es auch nicht. Mehrere Logik-Fehler innerhalb der Handlung tun ein Übriges. Zu allem Überfluss wurden auch noch ausgerechnet diejenigen Szenen am Ende herausgeschnitten, die halbwegs zur Logik des Endes beigetragen hätten, aber zumindest kann man sie unter den Extras nachträglich anschauen. Warum man nun diese sechs Minuten wegschneiden musste bei einem Film, der ohnehin „nur“ 93 Min. lang ist, bleibt wohl ein Rätsel. Insgesamt ist „Drachenkrieger“ dennoch nette Unterhaltung, die man durchaus anschauen kann (was vor allem an den wirklich guten Schauspielern liegt) – nur historische Genauigkeiten, einen ausgefeilten Plot oder tiefgehendere Dialoge darf man nicht erwarten. Koch Media GmbH, München 2013, FSK ab 12, 93 Min. Laufzeit + Extras, R.: Mikkel B. Sandemose, D.: Pal Sverre Valheim Hagen, Björn Sundquist u. a., ab 7,00 €. sf Ripper Street – Staffel 1&2 Das Londoner East End im April 1889, kurz nach den bestialischen Morden des Serienkillers Jack the Ripper, der nie gefasst wurde: Die berüchtigte „H Division“ der Polizei steht massiv unter Druck, denn die Stadt – und die ganze Welt – verlangt nach Antworten. Dabei warten in den dunklen Ecken im Londoner East End jede Menge weitere Verbrecher. Inspector Edmund Reid (BAFTA-Preisträger Matthew Macfadyen, „Säulen der Erde“) leitet die „H Division“, die im East End für Ordnung sorgen soll. Unterstützt wird er vom ruppigen Sergeant Drake (Jerome Flynn, „Game Of Thrones“), der geradezu besessen von dem Gedanken ist, die Straßen Londons von kriminellem Abschaum jeglicher Art zu säubern. Das Team vervollständigt der amerikanische Forensiker Homer Jackson (Adam Rothenberg), der aufgrund seiner Fertigkeiten in vielen Fällen eine Art Geheimwaffe für Reid ist. Doch Jackson trägt ein ebenso belastendes wie gut gehütetes Geheimnis mit sich herum. Ist er wirklich der Mann, dem Reid trauen kann, wenn die Angelegenheiten kompliziert werden? Und dann gibt es immer noch die ständige Bedrohung, dass der berüchtigte Schlitzer zurückkehrt … Großartig besetzt, hoch spannend und detailreich ausgestattet: Die hochkarätige Serie, die das vom Serienkiller Jack The Ripper in Schrecken gehaltene London atmosphärisch dicht in Szene setzt, wurde Seite 2 gemeinsam von BBC und BBC America produziert. Die Story konzentriert sich dabei ganz auf die Perspektive jenes Teams von Ermittlern, die versuchen, dem kaltblütigen Mörder auf die Spur zu kommen. Schon die erste Staffel hat auf ganzer Linie überzeugt. Die Ausstattung ist grandios, man atmet förmlich den Gestank der Unterschichten in Whitechapel. Bis ins kleinste Detail stimmen Kostüme und Szenarios, und auch die Mentalität ist wunderbar eingefangen. Die Besetzung ist hochkarätig, die einzelnen Folgen aufeinander abgestimmt, aber dennoch auch unabhängig voneinander schaubar. Die jeweiligen Fälle sind zum Teil richtig verzwickt und selten vorhersehbar. Dank der zum Thema gehörigen Brutalität ist die FSK-Angabe ab 16 vollauf gerechtfertigt. In der zweiten Staffel bekommen die Polizisten einen neuen Mitstreiter an die Seite gestellt: Daniel Judge. Diese Unterstützung hat Inspector Reid auch bitter nötig, denn ein weiterer neuer Kollege ist nur auf sein eigenes Wohl aus und gefährdet mit seiner Korruptheit so manche Ermittlung … Die dritte Staffel der Serie lief im Herbst/Winter 2014 im britischen TV und ist als DVD (UK-Import) bereits erhältlich; wann sie bei uns veröffentlicht wird, steht noch nicht fest. Polyband Medien GmbH, München 2014/2015, FSK ab 16, je Staffel 8x50 Min. Laufzeit, S.: Dt, E., R.: Tom Shankland, D.: Matthew Macfadyen, Jerome Flynn, Adam Rothenberg u. a., ab 15,00/17,50 €. bedo Seite 3 Peaky Blinders – Gangs of Birmingham, Staffel 1&2 In der mittelenglischen Industriemetropole Birmingham um 1918 gärt es: Politische Aktivisten, radikale Gangster und ganz normale Kleinkriminelle treffen sich im Schatten von Hochöfen und Fabriken. Mittendrin erschafft Tommy Shelby (Cillian Murphy) für seine Familie ein Imperium, das mit legalen und illegalen Geschäften von Wetten bis Waffenhandel die Geschicke der Stadt über Jahrzehnte hinweg bestimmen wird. Doch je weiter der Shelby-Clan die Expansion auch außerhalb Birminghams vorantreibt, umso zahlreicher werden die Feinde: Kriminelle Gegenspieler wollen die Shelbys auslöschen, alte Freunde werden zu Gegnern und selbst der eigens auf die „Peaky Blinders“, wie sich Shelbys Bande nennt, angesetzte Sonderermittler Campbell (Sam Neill) schreckt vor gesetzeswidrigen Maßnahmen nicht zurück … Wer „Broadway Empire“ mag, wird „Peaky Blinders“ lieben! Die Athmosphäre ist perfekt, man fühlt sich tatsächlich in den Dreck der Industriestadt Birmingham kurz nach dem ersten Weltkrieg zurückversetzt. Die Ausstattung der Serie ist großartig, ebenso die Besetzung. Der Stil ist gewöhnungsbedürftig, aber schon nach wenigen Folgen hat man ihn verinnerlicht. Und dann wird aus der Serie ein Gesamtkunstwerk: bildgewaltig, musikalisch wun- derbar in Szene gesetzt, geschickt eingestreute SlowMotions an passender Stelle, tiefgehende Dialoge, oft nur mit der Mimik ausgedrückte Gedanken und Gefühle, und das alles vor historisch sehr authentischer Kulisse. Dank einem gehörigen, aber passenden Schuss an Brutalität ist die FSK-Einstufung zu Recht auf 16 gesetzt worden. Die Story ist verwickelt und kaum vorhersehbar, die Charaktere wandeln sich und sind dennoch tief ausgearbeitet. Mit Gefühlen wird gespielt, gewonnen und verloren. Und auch wenn die Peaky Blinders um Tommy Shelby zu den Bösen gehören, so sind sie doch die großen Helden und man bangt und fürchtet, liebt und hasst mit ihnen. Ganz großes Kino! Nur der Cliffhanger am Ende der zweiten Staffel ist zermürbend … Wann und wie geht es endlich weiter!? Koch Media GmbH, München 2015, FSK ab 16, 698 Min. Gesamtlaufzeit, S.: Dt., E., D.: Cillian Murphy, Sam Neill, Tom Hardy u. a., ab ca. 39,00 €. bedo Die Musketiere – Die komplette erste Staffel Frankreich im 17. Jh.: Als der ungestüme D’Artagnan nach Paris reist, ist er fest entschlossen, den Tod seines Vaters zu rächen. Schnell kreuzt er den Weg der legendären drei Musketiere Athos, Portos und Aramis. Mit seiner Leidenschaft, seinem Mut und Geschick gelingt es D’Artagnan die Musketiere zu überzeugen, ihn als einen der ihren zu akzeptieren. Doch schon bald wird den vier Edelmännern klar, dass finstere Kräfte am Werk sind, um sie zu diskreditieren und die Krone zu stürzen. Ihr Erzfeind Kardinal Richelieu spinnt ein Netz düsterer Machenschaften und ist bereit, alles zu tun und jeden zu verraten, um seine Vision eines modernen Frankreichs zu erreichen. Dabei nutzt er auch die Dienste einer geheimnisvollen Attentäterin: der schönen Milady de Winter. Bei der Verteidigung der Krone stehen den vier Helden, die mit einer Bande aus Leidenschaft, Treue und Brüderlichkeit miteinander verbunden sind, spektakuläre Abenteuer bevor. Und dabei kämpfen sie nicht nur für die Ehre, Tapferkeit und Liebe – sondern auch für den reinen Nervenkitzel! In diesen zehn Episoden der ersten Staffel geht es gleich von Anfang an hoch her. Und dieses Tempo wird beibehalten, gut gewürzt mit Action und ansprechenden Kampfszenen. Vorweg sollte man jedoch festhalten: Wer die alten Mantel- und DegenVarianten der Musketierverfilmungen mit D’ArtagnanDarstellern wie Gene Kelly und Michael York oder die neueren mit Chris O’Donnell oder Logan Lerman in der Rolle des jungen Gascogners liebt, der sollte sich hier auf etwas völlig Neues einstellen. Die Romanvorlage von Alexandre Dumas wird nur noch am Rande herangezogen, die Story geht weitgehend neue Wege. Die Musketiere sind keine schnieken Burschen in sauberem Outfit, sondern schmuddelige Raufbolde. Zogen die alten Musketiere Karfunkel 118 online noch stets bei strahlendem Sonnenschein durch die Lande, beherrscht nun Regen das Set, und innerhalb von Gebäuden gefilmte Szenen sind düster und von rauher, unfreundlicher Athmosphäre geprägt. Wenn man aber seine Klischees abgelegt hat und sich dieser BBC-Verfilmung offen zuwendet, wird man in mehrfacher Hinsicht belohnt: Die Charaktere sind passend besetzt, allen voran Newcomer Luke Pasqualino als D’Artagnan. Ausstattung und Kostüme können sich sehen lassen, denn sie sind fernab jeglichen Kitsches und zumindest um historische Genauigkeit bemüht. Die Plots der einzelnen Episoden sind gut durchdacht und mit schönen Spannungsbögen inszeniert. Bleibt zu hoffen, dass die zweite Staffel, die im Frühjahr im britischen TV ausgestrahlt wurde, auch bald bei uns zu sehen sein wird. Leider sind die Folgen auf den vier DVDs in der deutschen Version jeweils rund 5 Min. kürzer als im englischen Original, was aber vermutlich die FSKEinstufung mit sich gebracht hat. Polyband Medien GmbH, München 2015, FSK ab 12, 10x52 Min. Laufzeit, R.: Toby Haynes, Farren Blackburn, D.: Luke Pasqualino, Tom Burke, Santiago Cabrera, Howard Charles u. a., ab 22,00 €. sf Atlantis – Die komplette erste Staffel Der junge Jason erwacht auf einer mysteriösen Insel – und weiß zuerst Karfunkel 118 online nicht, wie ihm geschieht: Er findet sich in einer fantastischen Umgebung wieder, in der es von Halbgöttern, Fabelwesen und Monstern nur so wimmelt. Aber bald erkennt Jason die Wahrheit – er ist im sagenumwobenen Atlantis gestrandet! Mit zwei ungleichen Gefährten – dem starken Herkules und dem schlauen Pythagoras – besteht er fortan viele Abenteuer. Dabei trifft er auf unzählige mythologische Wesen, wie die Medusa, Circe oder die schrecklichen Furien. Viele von ihnen führen nichts Gutes im Schilde, versuchen zu manipulieren und mit Magie Macht über Jason und seine Freunde zu erhalten. Wird Jason seine Abenteuer bestehen und den Weg aus Atlantis zurück in seine Heimat finden? Wer sich ein wenig in der griechischen Mythologie auskennt, wird hier schnell bekannte Geschichten wiederfinden. Größtenteils sind sie auch inhaltlich einigermaßen gut wiedergegeben, allerdings eingebettet in einen historisch völlig falschen Rahmen. Insofern handelt es sich hier nicht um eine historische Serie, sondern um reine Fantasy, und als solche ist die Produktion ja auch auf dem Cover gekennzeichnet. Wenn man sich dessen bewusst ist und mit nicht gar so hohem Anspruch an den Start geht, dann erwartet den Zuschauer eine abwechslungsreiche, teils spannende Aneinanderreihung von Abenteuern, die ein Mix aus durchweg guten Schauspielern überzeugend durchsteht. Kenntnis der Mythologie sind für das Verständnis nicht vonnöten, und die einzelnen Episoden müssen nicht un- bedingt in der richtigen Reihenfolge geschaut werden. Nette, leichte Kost also, ansprechend ausgestattet und zum Teil temporeich inszeniert, dazu rund eine halbe Stunde interessantes Bonusmaterial. Fans von „Xena“ und „Hercules“ dürften bei dieser BBCSerie voll auf ihre Kosten kommen. Polyband Medien GmbH, München 2015, FSK ab 12, 12x45 Min. plus 30 Min. Extras, S.: Dt., E, D.: Jack Donnelly, Mark Addy, Robert Emms, Alexander Siddig u. a., ab 23,50 €. sf Der junge Hercules – Die komplette Serie Der Klappentext verspricht Großes: Jung, stark, erfolgreich und schön: Attribute, die nicht nur auf Ryan Gosling zutreffen, sondern auch auf den von ihm verkörperten jungen Hercules, der in der aufwendig in Szene gesetzten Fantasy-Serie zwischen antiker Schulbank und mythischen Monstern allerhand Abenteuer zu bestehen hat. Noch vor Harry Potter hat er so das Segment der Young Adult Fantasy besetzen und Helden wie „Percy Jackson“ den Weg bereiten dürfen. Ursprünglich als Spin-Off zur erfolgreichen „Hercules“-Serie mit Kevin Sorbo entwickelt, genießt der von „Spider-Man“-Regisseur Sam Raimi produzierte „junge Hercules“ heute längst Kultstatus. Schon 1998/99 produziert, hat es der junge Held aus der griechischen Mythologie mit etlichen Fantasygestalten aufnehmen müssen – und sie alle besiegt. Aber da auch Helden einmal klein anfangen müssen, besucht Hercules, Sohn des Göttervaters Zeus, die Schule des Zentauren Cheiron, um optimal auf sein Heldenleben vorbereitet zu sein. Auf der Akademie freundet er sich mit dem zukünftigen König Jason und dem stets gut gelaunten Iolaus an. Gemeinsam bestehen die jungen Helden und Halbgötter einige Abenteuer und meistern den anstrengenden Schulalltag zwischen Prüfungsstress und erster Liebe. Man mag diese Art Fantasy-Serien, oder man mag sie nicht. Etwas dazwischen ist wohl nicht möglich. Und so gibt es auf der einen Seite unzählige Fans, die die Charaktere mittlerweile in einem wahren Fandom verehren, und auf der anderen Seite Kritiker, die alles als Kitsch und Klamauk abtun. Zugegeben: Historisch ist nichts, die Mythologie wird querbeet durchpflügt, gewisse Klischees werden gnadenlos bedient. Und trotzdem sind die einzelnen Episoden durchaus unterhaltsam und die Überzeugungskraft des Hauptdarstellers solide. Gewiss keine schwere Kost, aber bei näherem Hinsehen kurzweiliges Entertainment. Und wer genau hinschaut, erkennt das eine oder andere aus jüngeren Produktionen bekannte Gesicht wie Dean O’Gorman („Fili“ in „Der Hobbit“) oder Nathaniel Lees („Matrix“-Filme). Leider enthält dieses umfangreiche Box-Set keine Extras oder irgendwelches Bonusmaterial. Koch Media GmbH, München 2015, FSK ab 12, 1365 Min. Laufzeit (50 Episoden + Film auf 11 DVDs), S.: Dt., E., D.: Ry- Seite 4 an Gosling, Dean O’Gorman, ab 25,00 €. sf Der Pakt der Bestien 2 Im Jahr 1678 kämpfen Dänen gegen Schweden. Nils Geting (André Sjöberg) lebt dennoch mit seiner Familie bislang eher friedlich auf einem kleinen Gehöft und strebt eine geistliche Laufbahn an – bis zwei Diebe das Silber der Kirche des Dorfes stehlen. Durch die Jagd auf die Diebe kommt Nils mit den „Snapphanar“ in Kontakt, die als kleine Rebellentruppe gegen die Schweden zu Felde ziehen. Nils’ Vater Olof nimmt die Diebe gefangen, doch Nils setzt sich für sie ein und bringt damit großes Unheil über seine Familie. Als auch noch sein Vater von seinem dunklen Geheimnis und dem Schwur, dass kein Geting Blut vergießen dürfe, berichtet, wird Nils endgültig und unfreiwillig in den Krieg hineingezogen. Bei einem Überfall, den er verschuldet, stirbt seine ganze Familie. Nils trifft nicht nur auf die Snapphanar „Schwarze Stina“ und ihre Männer, sondern auch auf Gabriel Lejonhufvud (Anders Ekborg), die rechte Hand des schwedischen Königs. Der düstere Lejonhufvud zieht mordend und brandschatzend durch die Lande, verlangt grausam mit Blut besiegelte Treueeide von den Dänen, an seiner Seite immer die strahlend schöne Unschuld Hedvig Sparre (Tuva Novotny). Nils wird nicht zuletzt durch diese beiden in ein Geflecht aus Seite 5 Wagemut, Gewalt, Intrigen, Politik und Krieg hineingezogen, aus dem er sich kaum mehr befreien kann. Und dann taucht auch noch das Phantom „Der einsame Reiter“ wie ein unheimlicher „Ringgeist“ auf, der Jagd auf die Snapphanar macht. Unter dem Originaltitel „Snapphanar“ ist „Der Pakt der Bestien 2“ als schwedische Produktion 2006 erschienen. Der Film hat kaum etwas mit dem angedeuteten „Pakt der Wölfe“ gemein, auch wenn der Dreispitz und eine nebeliggraue Stimmung die bestimmenden optischen Elemente sind. Auch wenn der „Horror“ also eher nicht im Zentrum steht, ist „Der Pakt der Bestien 2“ ein gelungener Historienfilm, wenn auch mit kleinen historischen Ungenauigkeiten und Längen. Manchmal etwas konfus in der Handlungsführung, bietet der Streifen dennoch knapp zweieinhalb Stunden gute Unterhaltung und eine schöne Ausstattung. Die Schauspieler beeindrucken durch ihre Präsenz und erwecken Schurken und Helden mit ausdrucksstarken Charaktergesichtern zum Leben. Durchaus ein Film, der einen verregneten Sonntag etwas verkürzen kann. MIG Filmgroup 2012, 160 Min., S.: dt. und schwedisch, FSK ab 16, ab 14,00 €. agre Dracula – Die komplette Serie Dracula kommt Ende des 19. Jahrhunderts, als charmanter amerikanischer Unternehmer Alexander Grayson getarnt, ins viktorianische London. In der Öffentlichkeit behauptet er, die moderne Wissenschaft in die viktorianische Gesellschaft einführen zu wollen. Doch sein wirklicher Plan ist Rache – an all denen, die ihn vor Jahrhunderten verraten und sein Leben ruiniert haben – allen voran, die Mitglieder des Geheimbunds Der Orden des Drachen. Seit jener Zeit ist er dazu verflucht, als Vampir sein Dasein zu fristen. Bei diesem perfiden Vorhaben steht ihm kein geringerer als sein alter Verbündeter Professor Abraham Van Helsing (Thomas Kretschmann) – der ebenfalls noch eine Rechnung mit den Ordensmitgliedern offen hat – zur Seite. Doch gerade als Dracula seine Pläne in die Tat umsetzen will, begegnet er der schönen wie auch klugen Medizinstudentin Mina Murray, die eine Reinkarnation seiner verstorbenen Frau sein könnte, und verliebt sich hoffnungslos in sie. Wird diese Liebe das blutrünstige Vorhaben zum Scheitern bringen? Die erste Folge dieser Neuverfilmung des Literatur-Klassikers von Bram Stoker muss man zuerst einmal gemeistert haben, um in die Inszenierung eintauchen zu können. Denn diese ist fremdartig – bildgewaltig zwar, aber irgendwie auch verwirrend. Steam Punk meets Viktorianisches England. Musikalisch glänzend untermalt, besticht die gesamte Verfilmung als eine Art Kunstwerk. Die Schauspieler liefern erstklassige Arbeit, allen voran Jonathan Rhys-Meyers als durch und durch böser, aber unglaublich anziehender Blutsauger. Von Anfang an steht man auf seiner Seite, hofft und bangt mit ihm, dass er seine – verderbten, finsteren – Ziele erreichen möge. Und erst ganz zum Schluss in der finalen Folge vereinigen sich die bis dato fein gesponnenen Handlungsstränge zu einem fulminanten Ende. Es scheint, als hätten die Produzenten mit mindestens einer zweiten Staffel gerechnet, denn zum Schluss wird das Tempo so sehr angezogen, dass man meint, einem Zeitraffer zuzuschauen. Fazit: Faszinierende Neuverfilmung einer bekannten Story, grandios besetzt, wunderbar ausgestattet und viel zu schnell zuende – alle Daumen hoch! Einen kleinen Punktabzug gibt es allerdings für die deutsche Synchronisation. Wer auch nur halbwegs des Englischen mächtig ist, sollte sich die Serie im Original antun – die Athmosphäre wird allein schon durch die verschiedenen Akzente (Grayson mit amerikanischem, Mina mit britischem, Van Helsing mit deutschem Akzent) intensiviert, außerdem hapert es stellenweise schlicht an der Übersetzung kompletter Passagen. Universal Pictures Germany GmbH, Hamburg 2015, FSK ab 16, 428 Min. Laufzeit auf 3 DVDs (10x43 Min.), D.: Jonathan RhysMeyers, Jessica de Gouw, Thomas Kretschmann u. a., ab 20,00 €. bedo Götz von Berlichingen Deutschland im 16. Jahrhundert: Als der berüchtigte Raubritter und notorische Frauenheld Karfunkel 118 online Götz von Berlichingen Gold des französischen Königs erbeutet, gerät er ins Visier der skrupellosen Fürstin Adelheid, die mit dem Gold eine schmutzige Intrige gegen den beliebten Kaiser Karl plant. Götz findet sich zwischen den Fronten eines erbitterten Machtkampfes wieder und verliert durch den Verrat eines alten Freundes seine rechte Hand. Nur dank der geheimnisvollen Heilerin Saleema überlebt er die Verletzung. Nunmehr mit einem eisernen Handersatz ausgestattet, setzt er sich an die Spitze eines Bauernaufstandes, um gegen Adelheid und ihre Schergen in eine schicksalhafte Schlacht zu ziehen … Ohje, was hat RTL da aus der in Wirklichkeit so faszinierenden Geschichte der schillernden Persönlichkeit Götz von Berlichingens gemacht? Historisch passt kaum etwas bei dieser Verfilmung, ja nicht einmal die Hauptfigur wurde auch nur annähernd ihrem Vorbild angepasst. Götz war knapp 1,60 m groß, eher unscheinbar, aber giftig. Henning Baum ist das genaue Gegenteil: ein raufboldiger Hühne, der zwar durchaus ein überzeugender Schauspieler ist, aber eine Fehlbesetzung für diese Rolle. Schade, denn aus dem Stoff, den die Geschichte als Vorlage liefert, hätte man einen richtig guten Film machen können. Unterhaltsam ist er insofern, als dass er sich in die Reihe „Eventkino“ des Senders nahtlos einreiht. Fans der „Wanderhure“ werden also voll auf ihre Kosten kommen. Die Story ist flott, die Kampf- und Nacktszenen kitschlos und die Landschaftsaufnahmen heimat- Karfunkel 118 online verbunden. Für Geschichtsfans mit einem Mindestmaß an historischem Anspruch ist „Götz von Berlichingen“ leider nicht zu empfehlen. Als Bonusmaterial beinhaltet die DVD das Making Of sowie Set-Tagebücher der Stars. Universum Film, München 2014, 109 Min. Laufzeit, S.: Dt., D.: Henning Baum, Dennenesch Zoudé, Andreas Guenther, Natalia Wörner, Johann Bülow, ab ca. 6,00 €. gd • Lesepult • Marcello Simoni: Die verschwundene Bibliothek des Alchimisten Jede Menge Gold im Keller – wer wünscht das nicht? Jahrhundertelang haben Wissenschaftler mit Hilfe der Alchemie erforscht, ob und wie man das Edelmetall selbst herstellen kann. Genau das ist auch das Hauptthema des mittelalterlichen Thrillers „Die verschwundene Bibliothek des Alchimisten“. Wie immer, wenn es um Geld und Macht geht, tun sich auch hier grausame Abgründe der menschlichen Seele auf, wie man sie sich selbst gar nicht vorzustellen vermag. Der Autor Marcello Simoni hat indessen seine Phantasie spielen lassen und diese gemeinsam mit vielen wahren Begebenheiten in seinen Roman mit eingearbeitet. Das vorliegende Buch gehört zu einer MittelalterTrilogie, in der sich der Leser gemeinsam mit dem sympathischen Protagonis- ten Ignazio da Toledo auf Abenteuerreise in die Welt der anerkannten wie auch der verbotenen Wissenschaften begibt. Der erste Band mit dem Titel „Der Händler der verlorenen Bücher“ ist bereits in einer früheren Ausgabe von Karfunkel rezensiert worden. Der dritte Band der Trilogie ist noch nicht erschienen. Frühjahr 1227. Reliquienhändler Ignazio da Toledo wird ins spanische Córdoba gerufen: Blanca, die Königin von Frankreich, ist verschleppt worden, und Ignazio soll sie suchen. Eine heikle Mission, denn er und seine Gefährten bekommen es mit einem unberechenbaren Gegner zu tun: Graf Nigredo, der mit düsteren Mächten im Bunde stehen soll, hält Blanca in seiner Burg gefangen. Und das ist nicht die einzige Bedrohung, die von ihm ausgeht … „Rasant, fesselnd, glänzend recherchiert“ ist auf dem Buchrücken zu lesen. Dem ist tatsächlich nicht allzu viel hinzuzufügen. Vielleicht ist der Ausgang der Handlung schon von Beginn an etwas zu leicht zu durchschauen. Trotzdem ist der Spannungsbogen sehr gut aufgebaut, und besonders die sprachlichen Qualitäten des Autors überzeugen bis zuletzt. Ebenfalls erwähnenswert ist ein Glossar, in welchem die im Roman kursiv aufgeführten Begriffe übersetzt und sehr ausführlich erläutert werden. Fazit: Neben spannender Unterhaltung erfährt man einiges über die Zusammenhänge der Alchemie! Emons Verlag, Köln 2014, 359 S., ISBN 978-3-95451387-1, 14,95 €. cbt Astrid Fritz: Hostienfrevel Der Roman ist nach „Aschenkreuz“ der zweite der Krini-Reihe um die mittelalterliche Begine Serafina – und soll sicher nicht die letzte Fortsetzung der Serie bleiben. Hauptdarstellerin ist die Begine Serafina, die genauso geheimnisvoll zu sein scheint wie ihr Name klingt. Ihre interessante Vergangenheit kommt im Laufe der gut zu lesenden Seiten langsam ans Tageslicht. In dem Roman „Hostienfrevel“ ermittelt Serafina in einem Mordfall, der ziemlich spektakulär und schwierig zu sein scheint. Ein jüdischer Schuster wird schnell zum Sündenbock des Geschehens und gesteht unter der Folter alles, was man von ihm hören will. Die Begine hingegen ist von seiner Unschuld überzeugt und findet schließlich mit viel Scharfsinn und Klugheit den wahren Schuldigen. Die Autorin Astrid Fritz benutzt einen einfachen und flüssigen Schreibstil. Dadurch findet sich der Leser schnell in das Geschehen des 15. Jahrhunderts hinein und kann sich leicht auf die Handlung einlassen. Das Buch wird so zu einer sehr lebendigen Lektüre. Die einzelnen Personen sind charakterlich gut dargestellt. Man erwischt sich schnell dabei, wie man sich in Position zu den Darstellern begibt und sich in sie hineinversetzt. Auch wenn der Roman recht oberflächlich geschrieben ist, so bleibt er Seite 6 doch kurzweilig und bietet eine Menge Unterhaltungspotenzial. Schon deshalb, um zu erfahren, wie es mit der Begine Serafina weitergeht, ist die Erwartung auf eine Fortsetzung gegeben. Dass diese Reihe sehr gut recherchiert ist und auf welche Quellen sich die Autorin bezieht, erfahren interessierte Leser auf ihrer Homepage unter www.astrid-fritz.de. Rowohlt Taschenbuchverlag, Reinbek 2014, 303 S., ISBN 978-3-499-26796-3, 9,99 €. cbt Robyn Young: Krieger des Friedens Die Schotten feierten im vergangenen Jahr das siebenhundertste Jubiläum ihres Befreiungsschlages gegen die Besatzungsmacht England. Held nicht nur der legendären Schlacht von Bannockburn ist Robert the Bruce, der als König mit einer unterlegenen Armee dennoch einen großen Sieg für sein Land erringen konnte. So entschlossen und so weit in seinem Streben ist dieser Mann im zweiten Roman der Bruce-Trilogie von Robyn Young aber noch lange nicht. Der Weg des jungen Schotten ist zwar schon auf eine Krönung ausgerichtet, nur der Weg dorthin, vorbei an König Edward von England und Gegnern im eigenen Land, liegt noch nicht vor dem jungen Mann ausgebreitet. Vielmehr hadert er mit seiner Loyalität, bewundert Rebellenführer William Wallace („Brave- Seite 7 heart“) und muss sich auf die Ratschläge seiner Wegbereiter verlassen. Von diesen fühlt er sich verlassen, muss am englischen Hof buckeln, um die verlorene Gunst Edwards wiederzuerlangen, und liefert diesem sogar eine weitere der Brutus-Reliquien aus, die nach einer Prophezeiung Merlins im Besitz König Edwards Britannien unter einem König vereinen sollen. Nach dem „Stein der Vorsehung“, dem Krönungsstein der schottischen Könige, den Bruce aus dem schottischen Scone entwendet hat, gerät jetzt der irische „Stab des Malachias“ durch Bruces Zutun in die Westminster Abbey. Vereint mit dem Schwert „Curtana“ und der walisischen „Artuskrone“ versprechen diese Gegenstände Edward das Erreichen seines Strebens: ein unter seiner Hand vereintes Königreich. Doch in Bruce brodelt es, vor allem nach der demütigenden und blutrünstigen Hinrichtung, die Edward an Rebellenführer William Wallace vollziehen lässt, und auch die arrangierte Ehe mit Elizabeth de Burgh und seine Freundschaft zum Engländer Humphrey de Bohun können seine Gier nach dem schottischen Thron nicht im Zaum halten. Bruce muss sich entscheiden, welchen Weg er zur Königswürde einschlagen und welche Opfer er dafür bringen will. „Krieger des Friedens“ zeigt ein zerrissenes Königreich, ohne König und verstrickt in Loyalitätsgerangel, einen Rebellenführer auf dem absteigenden Ast und einen unsicheren jungen Mann, der erst noch zum Helden wachsen muss. Die Befreiung durch Bannockburn liegt am Ende des Buches noch scheinbar in weiter Ferne, und auch die Handlung, die sehr ausführlich das Leben Bruces nacherzählt, windet sich manchmal etwas ermüdend hin und her, ist aber sehr detailverliebt – wenn sich auch ein paar sachliche Fehler, wie ein Drache auf der schottischen Königsfahne, eingeschlichen haben. Insgesamt aber ein interessanter Mittelteil einer Trilogie und der Geschichte eines Mannes, der König werden wollte und schließlich alles dafür riskierte. Für Schottland-Fans beinahe ein Muss! Blanvalet Verlag, München 2013, 640 S., ISBN 978-3442-37247-8, 13,00 €. agre Sabine Ebert: 1815. Blutfrieden Nach der Leipziger Völkerschlacht haben alle nur eines im Sinn: Frieden. Doch der scheint brüchiger, als vielen lieb sein kann. Zwar bemühen sich die herrschenden Mächte auf dem Wiener Kongress nach Kräften um einen Ausgleich, doch sie haben die Rechnung ohne Napoleon gemacht. Der kleine große General will es noch einmal wissen, und deshalb werden im Jahr 1815 erneut die Heere in Marsch gesetzt. Sabine Ebert erzählt in ihrem einem Histo- riengemälde gleichenden Roman genau die Geschichte, die in den Geschichtsbüchern oder im Geschichtsunterricht für gewöhnlich besonders kurz ausfällt, jene ereignisreichen und wichtigen Jahre zwischen 1813 und 1815. Obwohl ein Roman über eine kriegerische, von extremen Grausamkeiten geprägte Zeit, ist Eberts Buch ein flammendes Plädoyer für den Frieden. Denn die Autorin beleuchtet unbarmherzig, wie der Krieg menschliche Gemeinschaft zerstört, wie sinnlos er ist und was er kostet. Ein Muss für alle, die mehr über die Auseinandersetzungen zu Beginn des 19. Jahrhunderts wissen möchten. Knaur Verlag, München 2015, 1051 S., ISBN 9783-4266-5272-5, 24,99 €. bast Cecilia Ekbäck: Schwarzer Winter Maja, eine finnische Heilerin, zieht mit ihrem Mann Paavo und ihren Töchtern Frederika und Dorothea nach Schweden. In der Nähe des Berges Blackkasen wohnen sie allein auf ihrem Hof, die anderen Siedler leben rund um den Berg verstreut. Bevor die kleine Familie die Chance hat sich einzuleben, finden Frederika und Dorothea eine Leiche. Erikson, einer der Siedler, ist offensichtlich ermordet worden, doch außer Maja scheint sich niemand dafür zu interessieren, den Fall aufzuklären. Auch der Karfunkel 118 online Pfarrer spricht zunächst von einem Unglück. Doch dann beginnen er und Maja, den Spuren des Geheimnisses nachzugehen, das die Siedler rund um den Berg so sehr verängstigt. Cecila Ekbäcks Roman entführt die Leser ins 18. Jahrhundert. Die letzten Feuer der Hexenverbrennungen in Schweden sind noch nicht erkaltet, und deshalb müssen Maja und ihre hellsichtige Tochter Frederika besonders vorsichtig sein. Die Sprache Ekbäcks ist bezaubernd schön. Poetisch, tiefgründig, die Motive der handelnden Personen wie durch einen hauchzarten Schleier andeutend. Hier vereint sich beste schwedische Krimiliteratur mit dem Genre des Mittelalterromans. Fantastisch! Droemer Knaur Verlag, München 2014, 464 S., ISBN 978-3-42630400-6, 14,95 €. bast Heidi Rehn: Der Sommer der Freiheit Historische Romane rund um die Zeit des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges sind zur Zeit en vogue, und Heidi Rehns „Sommer der Freiheit“ ist zweifellos ein Highlight in diesem Segment. Schriftstellerisch hat die Autorin mit ihrer Geschichte rund um die Bonner Verlegertochter Selma eine neue Ebene erreicht. Ihre Figuren sind sehr differenziert, die Handlungsstränge intelligent miteinander verwoben, und manch überraschende Wendung macht diese lebendige Zeitge- Karfunkel 118 online schichte zu einem echten Lesevergnügen. Selma verbringt den Sommer 1913 gemeinsam mit ihrer Familie wie immer in Baden Baden. Ihr Verlobter Gero, der später zu ihnen stoßen wollte, schickt, durch dringende berufliche Aufgaben verhindert, stattdessen seinen brandneuen roten Audi. Seine Verlobte ist begeistert. Zum Entsetzen ihrer betulichen Mutter Hedda und zum Vergnügen ihrer Großmutter Meta unternimmt Selma, die gerade ihren Führerschein gemacht hat, weite Erkundungstouren in die Umgebung und lernt dabei die angehende Metzer Ingenieurin Constanze und Robert, einen französischen Fotografen kennen, mit dem sie bald schon mehr als nur Freundschaft verbindet. Rehns Roman zeichnet nach, wie das Alltagsleben vor, während und nach dem Krieg aussah, wie die Soldaten und ihre Familien mit den Kriegstrauamata fertig wurden und wie wenig in manchen Gegenden Deutschlands die Schrecken des Krieges überhaupt wahrgenommen wurden. Sehr lesenswert! Knaur Verlag, München 2014, 672 S., ISBN 978-334265-1216-6, 9,99 €. bast Alfredo Colitto: Die Bruderschaft des Feuers Der Medicus und Anatom Mondino de’ Liuzzi wird mit einem ziemlich mysteriösen Todesfall konfrontiert: Der gefundene Tote ist offensichtlich von innen heraus verbrannt, ohne dass in der räumlichen Umgebung Brandspuren zu entdecken sind. War es Mord oder gar ein Werk des Satans? Alfredo Colitto entführt den Leser in die Stadt Bologna des Jahres 1311. Dieser kann sich sehr gut in das bunte Treiben der damaligen Zeit hineinversetzen und wird durch den gekonnten Schreibstil des Autors zeitweise lebensnah in die mittelalterliche Stimmung eingetaucht. Trotzdem will es Colitto nicht so richtig gelingen, einen spannenden und fesselnden Kriminalroman zu entwickeln. Die Handlung ist langatmig und verliert sich häufig in Nebensträngen. Vielleicht sind es auch die vielen mitspielenden Personen, die vom Hauptthema ablenken, weil ihnen zu viel Aufmerksamkeit gewidmet wird. Interessant hingegen sind der im Roman beschriebene Mithras-Kult und die Darstellung der Machtstrukturen in Sekten und kirchlichen Orden. Letztendlich löst der etwas verschroben wirkende Hauptdarsteller Mondino das Rätsel um „Die Bruderschaft des Feuers“ – und der Leser hatte alles in allem ein paar unterhaltsame Lesestunden. Page & Turner Verlag, München 2012, 477 S., ISBN 978-3-442-20368-0, 12,99 €. cbt Oliver Pötzsch: Die Henkerstochter und der Teufel von Bamberg Da der vorliegende historische Roman bereits die 5. Folge in der „Henkerstochter“-Serie ist, kann man davon ausgehen, dass der Autor Oliver Pötzsch einen Schreibstil hat, der vom Publikum sehr gut angenommen wird. Verständlich, denn die über 700 Seiten lassen sich leicht und flüssig lesen, ohne dass dabei Langeweile und Spannungslosigkeit aufkommt. Wer sich für Werwölfe, Scharfrichter und Hexenprozesse des mittleren 17. Jahrhunderts interessiert, wird dieses Buch neugierig verschlingen. Zum Inhalt: Gemeinsam mit seiner Tochter Magdalena und ihrem Mann Simon reist der Henker Jakob Kuisl im Jahre 1668 nach Bamberg. Was als Familienbesuch geplant war, wird jedoch bald zum Alptraum: In Bamberg geht ein Mörder um. Die abgetrennten Gliedmaßen der Opfer werden im Unrat vor den Toren der Stadt gefunden. Schnell verbreitet sich das Gerücht, die Morde seien das Werk eines Werwolfs. Jakob Kuisl mag sich diesem Aberglauben nicht anschließen und macht sich auf die Suche nach dem „Teufel von Bamberg“. Der Autor hat sein Buch sehr gut konzipiert. Im vorderen Bereich stellt er einen Familienstammbaum der Hauptfiguren auf und lässt diesem ein Personenregister folgen. Im Nachwort erfährt der Leser dann, was Oliver Pötzsch dazu inspiriert hat, ausgerechnet diese Handlung zu wählen. Außerdem kann man hier nachlesen, wie detailliert er recherchiert hat und dass viele der ver- Seite 8 meintlich phantastischen Handlungsinhalte tatsächlich auf wahren Begebenheiten basieren. Lehrreich ist ein kleiner Reiseführer auf den letzten Seiten. Er führt den Leser auf den Spuren des Romans durch die Stadt Bamberg. Das vorliegende Buch ist perfekt für lange Abende am Kamin. Sicherlich kann man sich auf eine weitere Folge der „Henkerstochter“-Serie freuen. Ullstein Buchverlage, Berlin 2014, 716 S., ISBN 978-3-548-28448-4, 9,99 €. cbt Rainer M. Schröder: Die Blutmesse von Florenz Mit seinem dritten Fall taucht Pater Angelicos tief in die Geschichte der Stadt Florenz ein. Die Verschwörung, die unter höchster Geheimhaltung geplant wird – während Angelicos damit beschäftigt ist, seine Verwirrung über Lucrezias Liebe zu ihm, ihre von ihm selbst vereitelte Flucht aus der Stadt und die Tatsache, dass sie nun gegen ihren Willen hinter Klostermauern abgeschoben wurde, zu verarbeiten –, hat ihre Wurzeln in der legendären Blutmesse und dem Anschlag gegen die Medici. In deren Folge kam es bekanntlich zu Verfolgungen, deren Opfer nicht nur die Gegner der Medici und ihre Angehörigen, sondern auch solche Bürger der Stadt waren, die man dafür hielt. Einer von ihnen, der bei diesen bür- Seite 9 gerkriegsähnlichen Unruhen seine Frau und seinen kleinen Sohn verlor, plant nun eine furchtbare Rache. Auch der neue Fall um Pater Angelico ist reinstes Lesevergnügen. Neben dem intelligenten Plot, dessen historischer Detailreichtum mit der emotionalen Dichte des „privaten Erzählstrangs“ um die Liebe zwischen Angelico und Lucrezia verwoben ist, freut man sich wie immer über den Austausch von Zitaten aus antiken Klassikern, aus Dante oder den Kirchenvätern. Knaur Verlag, München 2014, 399 S., ISBN 978-3426-50992-0, 9,99 €. bast Elizabeth Fremantle: Das Spiel der Königin Mit ihrem Roman „Das Spiel der Königin“ schildert die Autorin Elizabeth Fremantle auf spannende und lebensnahe Weise das Leben am königlichen englischen Hofe Mitte des 16. Jahrhunderts. Sie erzählt ebenfalls, wie schnell man die Gunst des Königs verlieren und so sein Leben verwirken konnte. Die Frau, die das am eigenen Leibe deutlich zu spüren bekam, ist die Hauptdarstellerin der Handlung: Katherine Parr. Sie war die sechste und letzte Ehefrau König Heinrichs VIII. von England. Von ihr weiß man nicht so viel wie von den anderen Frauen des Tudor-Königs. Mit diesem Roman ändert sich das allerdings schlagartig. Hier wird uns eine kluge, moderne Frau vorgestellt, die genau abwägt und berechnet, wie sie ihre schwierige Situation als Königin am besten bewältigen, aber auch positiv nutzen kann. Fremantle muss sehr gut recherchiert haben. Das, was sie ihrer Protagonistin an Emotionen und Empfindungen eingibt, verursacht teilweise Gänsehaut, so sehr kann man sich in die Person hineinversetzen. Mit viel Fingerspitzengefühl hat die Autorin ihrer Phantasie freien Lauf gelassen und die Gesamtsituation brillant erfasst. Sehr lebendig sind auch die Darstellungen der anderen Personen dieser Zeit. Die Charaktere sind treffend zugeordnet und einfühlsam in Szene gesetzt. Gut beschrieben sind die Unterschiede zwischen Adel und Dienerschaft. Der Roman macht Lust darauf, mehr über das Haus Tudor zu erfahren und sich intensiver mit König Heinrich VIII., seinen Frauen und Kindern auseinanderzusetzen. Kompliment an die Autorin, durch die Katherine Parr eine Sympathieträgerin wird, die es schafft, aus dem Schatten ihrer Vorgängerinnen herauszutreten. Vielleicht ist es Elizabeth Fremantle tatsächlich gelungen, der Königin mit ihrem Werk ein bleibendes Denkmal zu setzen. Bertelsmann Verlag, München 2014, 448 S., ISBN 978-3-570-10177-3, 19,99 €. cbt Philippa Gregory: Das Erbe der weißen Rose Wer die Tudorzeit liebt, wird auch diesen Roman von Philippa Gregory lieben. Die großartige Erzählerin und Expertin für das 15. Jahrhundert in England erzählt diesmal von jenem fragilen Frieden, den es nach der Schlacht von Bosworth im Jahr 1485 und der Krönung von Henry Tudor zum König von England zu bewahren gilt. In einen sie bis in die Tiefe ihrer Seele zerreißenden Konflikt gerät diesmal die Ich-Erzählerin Elisabeth von York, die als Frau Henrys gewissermaßen zum Unterpfand des Friedens wird und in ihrer eigenen Person die Spannungen austragen muss, denn sie muss, als ein Mann in das Leben der Königsfamilie tritt, der behauptet, ihr Bruder zu sein, darum ringen, wem ihre wahre Loyalität gilt. Differenziert charakterisiert wird auch Henry selbst, dessen offenkundige Härte und Grausamkeit die äußere Seite seiner inneren Unsicherheit, seiner Ängste und seines Getriebenseins ist. Rororo Verlag, Reinbek 2014, 613 S., ISBN 978-3499-267-13-0, 9,99 €. bast Daniel Wolf: Das Salz der Erde Ähnlich wie das legendäre Kingsbridge eines Ken Follett ist Daniel Wolfs Stadt VarennesSaint-Jacques frei erfunden – genau wie das Schicksal seiner Einwohner. Dennoch entwirft Wolf nach seinem großen Vorbild gekonnt das Leben in den mittelalterlichen Mauern des späten 12. Karfunkel 118 online Jahrhunderts, die in diesem Roman nicht nur sprichwörtlich bröckeln. „Die Säulen der Erde“ sind mittlerweile so etwas wie der Heilige Gral der Historienromanschmöker, und gerne wird auf ihr Vorbild verwiesen, so wie es auch Wolfs Verlag für „Das Salz der Erde“ tut. Ähnlichkeiten sind in der Tat vorhanden – ein großes Bauvorhaben, ein korruptbrutales Rittergeschlecht, ein machtbesessener Bischof – dennoch entwickelt Wolfs Geschichte trotz aller Spannung und ausgefeilter Charaktere nicht die Dynamik der Akteure der großen Vorlage. Vielleicht sind die Charaktere eine Spur zu glatt und gradlinig, vielleicht die Hindernisse im Weg der Handlung nicht groß genug – woran es genau liegt, ist kaum zu sagen. Dennoch spannt sich vor den Augen des Lesers eine gute Geschichte um das Leben des jungen und ehrgeizigen Kaufmannes Michel de Fleury, eingebettet in eine wunderbar wirklich wirkende mittelalterliche Welt – betrachtet man „Das Salz der Erde“ eigenständig. Michels Familie ist im Jahr 1187 noch nicht lange in der blühenden Handelsstadt an der Mosel. Sein Vater war bis 1173 ein armer Höriger, der nach zahlreichen Gräueltaten seines Lehnsherrn aus dem Dörfchen Fleury hinter die Stadtmauern geflohen ist. Mit der Hilfe der Kaufmannsfamilie Caron entkommt die kleine Familie tatsächlich den Häschern der Ritter und kann sich eine Existenz als kleines Handelsunternehmen für Karfunkel 118 online das weiße Gold der Region, dem Salz, aufbauen. Der älteste Sohn Michel wird sogar nach Mailand geschickt, um dort die Feinheiten des Fernhandels kennenzulernen. Als der Vater stirbt, muss Michel die Leitung des Familienunternehmens übernehmen und stößt schnell auf erste Grenzen und Widrigkeiten, die ihm das Leben schwer machen, denn in Varennes-Saint-Jacques hat Bischof Ulmann das Sagen, der über das Münzregal gebietet und ständig den Silberanteil der Münzen zu seinen Gunsten verringern lässt. Auch das Rittergeschlecht, dem Michels Familie entflohen ist, erhebt auf das Passieren der einzigen Brücke über die Mosel horrende Zölle. Zudem ist die Gilde der Kaufleute verknöchert und wenig handlungsfähig. Alles Dinge, die Michels rebellisches Wesen herausfordern und ihn sogar vor den Kaiser rufen. Hinzu kommen noch eine wendungsreiche Liebesgeschichte und eine Freundschaft, die beide durch die Wirren der Politik auf dem Spiel stehen. „Das Salz der Erde“, ein Wälzer von über 1000 Seiten, bietet spannende Leseunterhaltung für Fans des Genres. Goldmann Verlag, München 2013, 1147 S., ISBN 978-3442-47947-4, 12,99 €. agre Wolf Serno: Das Lied der Klagefrau Der Puppenspieler Julius Klingenthal ist zwar bereits grauhaarig und auf den Straßen zuhause, dennoch treibt ihn immer noch ein großer Traum um: Er hat es sich in den Kopf gesetzt, sein unterbrochenes Medizinstudium in Göttingen noch einmal aufzunehmen und zum Doktor der Medizin aufzusteigen. Kein ganz einfaches Unterfangen, denn Klingenthal ist Jude und ein Skandal hat seiner damaligen Karriere ein Ende gesetzt und ihn vom Landarbeiter auf die Planken eines Schiffes und zum Söldnerdienst geführt. Von jeder Epoche dieses bewegten Lebens erzählt eine seiner Bauchrednerpuppen, die Klingenthal meisterlich beherrscht und die oftmals auch für ihn zu sprechen scheinen. Hinzu kommen noch ein krakeelnder Friedrich der Große, ein pikiertes Burgfräulein, ein Schultheiß und eine Magd, die je einen weiteren Aspekt des Charakters des resoluten Julius widerspiegeln. Mit kleinen Tricks und mit seiner großen Liebe, der Klagefrau Alena, im Schlepptau schafft es Julius tatsächlich an die Göttinger Universität und macht sich bald einen Namen als Mediziner. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse. Julius lernt den geheimnisvollen Heinrich kennen, der sich als ganz andere Person entpuppt, bekommt drei wie tot daliegende Bergleute ins Hospital überstellt, die bei einem Grubenunglück verschüttet wurden, und muss sich mit einem tolldreisten Pommeraner auseinandersetzen, der Julius verachtet und ihm die Kar- riere zerstören will – zusätzlich zur Arbeit an seiner Dissertation und der anstrengenden Suche nach dem nächsten Geld, um das Studium zum Ende zu führen. Alena droht mehr und mehr auf der Strecke zu bleiben und muss ihre eigenen Wege gehen. Es tut sich einiges im Jahr 1789, das nicht nur für Julius zum Schicksalsjahr werden soll. Detailverliebt und mit einem Gespür fürs „Plaisir“ des Lesers entführt Wolf Serno in das 18. Jahrhundert und mit sehr viel Fachkenntnis an die medizinische Fakultät der Göttinger Universität. Die manchmal gestelzte Sprache wirkt nicht aufgesetzt, sondern versprüht den wunderbaren Charme vergangener Zeiten – verpackt in einer schönen Geschichte, gespickt mit Geheimnissen und sogar mit etwas Mord und Totschlag. Knaur Verlag, München 2013, 496 S., ISBN 978-34265-0023-1, 9,99 €. agre Dorothea Keuler: Aus der Reihe getanzt Leidenschaftliche Liebesgeschichten sind keine Erfindung unserer Zeit. Es gab auch früher schon Paare, die sich gegen alle Konventionen und für einen besonderen Menschen entschieden haben. Nicht immer ging das gut aus und Scherben im Umfeld waren eher die Regel als die Ausnahme. Auf jeden Fall aber ergeben diese verhängnisvollen Affären spannende Geschichten, Seite 10 die wir gern lesen. Die Autorin hat in diesem Buch elf skandalöse Paare aus Baden und Württemberg zusammengestellt, die aus der Reihe tanzten. Da gab es zum Beispiel Regina Burckhardt, eine Professorentochter, die ein uneheliches Kind bekam. Doch damit nicht genug, sie ließ sich wieder unverheiratet auf einen Mann ein und wurde erneut schwanger. Dieser Mann, Karl Bardili, heiratete sie nun aber, heimlich und gegen den Widerstand der Stadtoberen, die dem jungen Paar lauter Steine in den Weg legten. Ironie des Schicksals: Gerade diese unkonventionelle Frau war die Vorfahrin vieler „Vorzeigeschwaben“, wie Hölderlin, Schelling, Uhland, Hauff und Wildermuth. So kam sie schließlich noch zum Ehrentitel „schwäbische Geistesmutter“. Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz war seiner schwierigen Frau Elisabeth überdrüssig und verliebte sich in das deutlich sanftmütigere Hoffräulein Luise von Degenfeld, die aber darauf bestand, von ihm geheiratet zu werden, ehe sie ihn erhörte. Mysteriös bis heute sind Dunkelgraf und Dunkelgräfin, über deren Herkunft wir nach wie vor nichts Sicheres wissen. Und sogar den Versuch einer Ehe zu viert und eine Art Harem hat Dorothea Keuler ausfindig gemacht. Die Geschichten sind spannend und anschaulich erzähl. Viele Illustrationen bereichern das Buch. Silberburg-Verlag, Tübingen 2013, 226 S., ISBN 978-38425-1255-9, 19,90 €. aque