Lohnt sich der Einkauf in Tschechien wieder?

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Lohnt sich der Einkauf in Tschechien wieder?
Lohnt sich der Einkauf in Tschechien wieder?
Samstag, 01.03.2014
Sächsische Zeitung
Es sind weniger geworden, aber kühle Rechner kaufen immer noch gezielt im Nachbarland ein.
Wir machen den Test.
Von Steffen Neumann
Wird der Wochenendeinkauf in
Tschechien billiger als in Sachsen? Die sinkende Zahl der Einkaufstouristen lässt vermuten: nein. Doch es
kann sich lohnen, das beweist ein SZ-Testkauf. Foto: Egbert Kamprath
©- keine angabe im hugo-archivsys
Zum Einkaufen nach Tschechien? Da war doch mal was. Noch vor zehn Jahren war die Einkaufstour ins
Nachbarland für viele Sachsen völlig normal. Bei einer Fahrt in die Supermärkte im Grenzgebiet ließ sich
viel Geld sparen. Und heute?
Das Lebensniveau in Tschechien ist gestiegen, die Preise und der Wert der Krone ebenso. Auch die
Mehrwertsteuer gibt es längst nicht mehr zurück. Während Tschechen die Märkte in Sachsen bevölkern,
sind umgekehrt nur noch wenige Einkaufspendler anzutreffen. Am Freitag vergangener Woche waren es
innerhalb von zwei Stunden vor dem Albert-Supermarkt bei Teplice (Teplitz) keine zehn Autos aus
Sachsen. Außerdem scheinen die wenigen, die noch da waren, das Gefühl zu haben, etwas Verbotenes zu
tun. Keine Namen, keine Fotos. Aber einen Einblick in ihre Einkaufsliste gaben sie doch. Und die zeigte:
Die Fahrt lohnt sich durchaus, man muss nur genau wissen, was in Tschechien günstiger ist.
„Wir kommen regelmäßig her, etwa alle zwei Monate“, sagt ein älteres Paar aus Radebeul. Der lange Weg
lohne sich schon deshalb, weil sie gern in Tschechien essen gehen. Aus dem Supermarkt bringen sie
immer Brot und Brötchen mit. Backwaren sind bis heute klar billiger als in Sachsen. Aber auch
alkoholfreies Bier – bei deutlich größerer Auswahl. Auch beim normalen Bier kann man Schnäppchen
machen. „Sie dürfen nur nicht Urquell oder Budweiser kaufen, das kriegen sie günstiger bei uns“, warnt
der Mann. Nicht unwichtig bei der Fahrt nach Teplice: Der Parkplatz vor dem Einkaufszentrum Olympia, in
dem sich der Supermarkt befindet, ist gut bewacht.
Alles Tschechische ist billiger
„Alles, was in Tschechien hergestellt wird, ist billiger“, haben zwei Rentner aus Holzhau eine klare
Einkaufsrichtschnur. Ihr Wagen ist diesmal nicht so voll, aber der Kochschinken von der Theke muss
immer mit. Dazu Hörnchen, Zöpfe, Kekse, aber auch Käse, Joghurt und Wasser sind dabei. Außerdem
gab es die Flasche halbtrockenen Bohemia-Sekt im Angebot für umgerechnet 3,28 Euro, die musste
natürlich mit. Für das Paar lohnt sich die Fahrt so oder so. „Für uns ist das im Prinzip der nächste große
Supermarkt. Außerdem lieben wir die Natur hier“, so der Mann. Und wenn sie schon einmal hier sind,
wird das Auto auch gleich gewaschen und vollgetankt. Liegt der Einkauf beim Albert über 500 Kronen (ca.
18 Euro), gibt es das Benzin in der Albert-Tankstelle sogar noch um einen Cent billiger.
Der Einkaufswagen eines Paares aus Dippoldiswalde ist wesentlich voller. Neben Wasser und Brot liegen
dort zum Beispiel auch Nudeln, Birnen, Tomaten, Margarine und Mandarinen. Erstaunlich: Für keinen der
Befragten spielte eine Rolle, dass Einkaufen in Tschechien durch die Abwertung der Krone seit Anfang
November billiger geworden ist. Die Krone hat gegenüber damals über sechs Prozent an Wert verloren.
Trotz der Befürchtungen, Importwaren könnten teurer werden, sind die Preise seitdem fast stabil
geblieben.
Im Selbstversuch entpuppen sich tatsächlich erstaunlich viele Waren als günstiger. Im direkten Vergleich
mit dem Real in Bannewitz verliert der tschechische Supermarkt unterm Strich beim Wocheneinkauf
zwar. Aber in bestimmten Warengruppen ist es im Albert eindeutig billiger. Von Backwaren war schon die
Rede. Fast nichts falsch macht man auch bei Obst und Gemüse. Sogar Südfrüchte oder Gemüsesorten,
die im Winter nicht in unserer Region wachsen, wie Tomaten und Gurken, sind deutlich günstiger. Nur bei
Kartoffeln muss man aufpassen.
Besser kommt man in Tschechien auch beim Kauf von Geflügel und Schweinefleisch weg. Auch langlebige
Waren wie Salz, Zucker, Mehl, aber auch Honig lohnen die Fahrt nach Tschechien. Vereinzelt lohnt sich
auch der Griff zu Ketchup, Nudeln, Reis, Sonnenblumenöl und Fleischsalat. Besser kommen in Tschechien
auch Allergiker. So sind glutenfreie Reis- oder Maiswaffeln günstiger, es gibt sogar glutenfreies Bier. Von
Kaffee, Kakao, Süßwaren und süßem Brotaufstrich, Wurst, Rindfleisch und Fisch sollte man dagegen rein
preislich die Finger lassen. Aber auch der Gang ans Kühlregal sollte überwiegend in Sachsen erfolgen.
Dass Drogerie und Haushaltswaren in Deutschland deutlich günstiger sind, hat sich herumgesprochen.
Aber auch hier gibt es Ausnahmen, wie wir bei Spülmittel feststellen konnten–wenn man auf rein
tschechische Ware setzt.
Doch nicht immer geht es beim Einkaufen nur um den Preis. Tomatensoße mit Knoblauch wurde gekauft,
weil es die bei uns nicht gibt. In den Wagen mussten auch die unvermeidlichen Knödel oder der
gewickelte Spaghetti-Käse aus der Slowakei.
Am Ende war der Einkaufswagen voll, Tankstelle (kein Diesel!) und Autowäsche wurden auch noch
angesteuert. Unterm Strich ergab sich für die Fahrt nach Teplice vor allem aufgrund des günstigeren
Benzinpreises eine Ersparnis von 35 Euro bei Gesamtausgaben von 124 Euro.
Sorge um Elbwasser wegen Goldsuche in Tschechien
Samstag, 01.03.2014
Sächsische Zeitung
Die Grünen warnen vor Verseuchung des Trinkwassers bei Havariefällen. Sachsens
Umweltminister soll das Projekt stoppen.
Von Gunnar Saft
Dresden. Die Pläne eines kanadischen
Bergbaukonzerns zum Goldabbau in Tschechien
sorgen auch in Sachsen für immer größere Unruhe.
Die Landtagsfraktion der Grünen hat am Freitag den
sächsischen Umweltminister Frank Kupfer (CDU)
aufgefordert, sich gegen das nahe des tschechischen
Ortes Mokrsko geplante Projekt einzusetzen.
Unmittelbar an der Moldau gelegen und etwa 50
Kilometer südlich von Prag droht nach Angaben der
Fraktion der Bau einer gefährlichen CyanidLaugungsanlage. Dabei wird das abgebaute Gestein
zunächst zermahlen und das darin enthaltene Gold
später mithilfe einer giftigen Cyanid-Lösung
ausgewaschen. Die Abbaureste – die Rede ist von
etwa einer Tonne Gestein auf maximal zwei Gramm
Gold – müssten später als Sondermüll eingelagert
werden. Der Gesteinsabbau selber würde in diesem Gebiet in einem Tagebau erfolgen.
Aus Sicht der Grünen birgt das geplante Abbauverfahren große Risiken. „Eine Havarie wäre ein
ökologischer Albtraum nicht nur für Mokrsko, sondern auch für Sachsen“, warnt die umweltpolitische
Sprecherin Gisela Kallenbach. „In diesem Fall wäre überall die Trinkwasserversorgung in Gefahr.“ Das
verseuchte Wasser könnte über die Moldau und die Elbe auch in den Freistaat gelangen. Kallenbach
verweist auf ein entsprechendes Unglück im rumänischen Baia-Mare. Dort war im Jahr 2000 nach einem
Dammbruch in einer Golderzaufbereitungsanlage die mit Schwermetall versetzte Lauge über mehrere
Flüsse bis in die Theiß und die Donau gelangt. Nach ihren Angaben war dieser Vorfall die größte
Umweltkatastrophe in Osteuropa seit dem Reaktor-Unfall 1986 in Tschernobyl.
Das sächsische Umweltministerium erklärte, man habe Kenntnis von dem geplanten Projekt, sei bisher
aber noch nicht offiziell von der tschechischen Seite dazu kontaktiert worden. Das sei zum jetzigen
Zeitpunkt auch nicht notwendig, da gegenwärtig nur Probebohrungen geplant sind und die Entscheidung
über einen möglichen Goldabbau noch nicht getroffen ist. „Wir haben keinen Grund, daran zu zweifeln,
dass Tschechien hier alle gültigen Regeln einhält“, hieß es. Erst wenn wirklich eine Entscheidung
zugunsten des Abbaus fallen sollte, würden die üblichen Verwaltungsverfahren eingeleitet, um
notwendige Auflagen für das Bergbau-Projekt festzulegen. „Wir gehen davon aus, dass der Freistaat dann
im Rahmen einer grenzüberschreitenden Umweltverträglichkeitsprüfung direkt beteiligt wird.“
In Tschechien selbst gibt es bereits Widerstand. Umweltaktivisten und eine Bürgerinitiative aus der
Region Mokrsko wollen den geplanten Goldabbau verhindern
Tschechien droht Lehrernotstand
Samstag, 01.03.2014
Sächsische Zeitung
Prag. An tschechischen Schulen droht ein massiver Lehrermangel. Rund 7000 Lehrer müssen zum
Jahreswechsel den Schuldienst verlassen, weil sie keine pädagogische Ausbildung vorweisen können. „Die
Zahlen sind schlimmer, als ich erwartet hatte“, sagte Schulminister Marcel Chladek am Freitag der
Agentur CTK. Vor allem in Prag würden gut ausgebildete Pädagogen lieber in die freie Wirtschaft gehen.
In einigen Regionen sind fast 30 Prozent der Lehrer nicht qualifiziert.
In der Vergangenheit hatten tschechische Schulen immer häufiger Ingenieure oder Muttersprachler für
die Fremdsprachfächer eingestellt, sei es aufgrund ihrer besonderen Fachkenntnisse, oder weil es an
Pädagogikabsolventen mangelte. Eine Novelle des Schulgesetzes verschärfte die Anforderungen an die
Pädagogen, ließ aber mehrjährige Übergangsfristen zu. Diese laufen nun aber aus. Das Gehalt an Grundund Mittelschulen in Tschechien liegt einer Studie zufolge nur bei umgerechnet 840 bis 1060 Euro im
Monat. (dpa)
Willkommene Konkurrenz
Samstag, 01.03.2014
Sächsische Zeitung
über das Einkaufen beim Nachbarn
Von Steffen Neumann
Die Zeiten, als Sachsen ihren Großeinkauf ausschließlich in Tschechien
erledigten, sind längst vorbei und kommen auch nicht so schnell wieder. Die
Lebensverhältnisse haben sich angeglichen, daran ändert die Abwertung der
Krone wenig. Doch es lohnt sich, die Preise weiter im Blick zu behalten.
Tschechen machen das schon die ganze Zeit. Sie kaufen in Sachsen gezielt
Waren, die billiger sind. Sie kommen auch wegen der größeren Auswahl.
Inzwischen ist das Angebot aber auch in Tschechien gestiegen.
In Teplice macht in wenigen Tagen das dritte große Einkaufszentrum auf. Und auch die Qualität hat
angezogen. Mehr Konkurrenz war schon immer gut für die Kunden. Was liegt näher, als von diesem
nordböhmisch-sächsischen Großraum zu profitieren? Und für jene, die an der Grenze leben, ist der Weg
nach Teplice oder Decin häufig ohnehin kürzer als der nach Bannewitz oder Heidenau.
Sonntag, 02.03.2014
DNN online
Ausstellung
Vorerst letzte Aschenbrödel-Ausstellung schließt - Besucher strömen
dpa
Foto: dpa
Moritzburg. Zum Abschluss der Ausstellung „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ sind am Sonntag noch
einmal zahlreiche Besucher ins Schloss Moritzburg bei Dresden gekommen. „Die Besucher strömen, es
reißt heute gar nicht ab“, sagte eine Mitarbeiterin. Die Ausstellung war die vierte und vorerst letzte
Ausgabe der Schau zu dem tschechisch-deutschen Kultfilm „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“.
Vor rund einer Woche hatten unbekannte Diebe für Aufregung gesorgt. Sie stahlen eine Kopie des
Ballkleides von Aschenbrödel. Es wurde aber sehr schnell durch eine andere Kopie ersetzt. Das
gestohlene Kleid sei bisher nicht wieder aufgetaucht, sagte die Mitarbeiterin.Der Märchenfilm, der bis
heute jedes Jahr zu Weihnachten von mehreren TV-Sendern gezeigt wird, entstand als Kooperation von
Studios in der damaligen CSSR und DDR. Moritzburg war einer der Drehorte. Das Schloss hatte später die
Filmgeschichte aufgearbeitet und eine Sonderschau mit zahlreichen Originalkostümen und Requisiten
gestaltet. Bisher sahen nach Angaben von Schlösserland Sachsen mehr als 560 000 Besucher die
verschiedenen Ausstellungen. Viele Besucher reisten auch aus anderen Ländern an.
Schwarzenberg verglich Putin mit Hitler
Sonntag, 02.03.2014
Oe24.at
Der Chef des außenpolitischen Ausschusses des tschechischen Abgeordnetenhauses und ehemalige
tschechische Außenminister Karel Schwarzenberg hat den russischen Präsidenten Wladimir Putin mit
Adolf Hitler verglichen. Schwarzenberg reagierte damit auf die Bereitschaft Moskaus zur Entsendung
russischer Soldaten auf die ukrainische Halbinsel Krim.
oe24.at, 02.03.2014
Montag, 03.03.2014
Tschechien online
Sozialdemokrat Rouček: Die Erwartungen in Brüssel sind groß&
Die neue tschechische Dreiparteienkoalition aus Sozialdemokraten, Christdemokraten und der Partei Ano
kann sich im Parlament auf die bequeme Mehrheit von 111 der insgesamt 200 Abgeordneten stützen. Die
Jahre brüchiger Regierungen, gespaltener Parteien und knapper Mehrheitsverhältnisse scheinen der
Vergangenheit anzugehören. Doch wieviel Stabilität darf man sich von der tschechischen Politik nun
tatsächlich erhoffen? Mit welchen Erwartungen blicken die europäischen Partner derzeit von Brüssel nach
Prag? Ein Interview mit Libor Rouček, einem langjährigen EU-Abgeordneten der tschechischen
Sozialdemokraten.
Tschechien Online, 03.03.2014
Mittwoch, 05.03.2014
Pirnaer Rundschau
Mittwoch, 05.03.2014
Pirnaer Wochenkurier
Donnerstag, 06.03.2014
Prager Zeitung
Donnerstag, 06.03.2014
DNN online
Polizeiticker
Dresden: 29-Kilogramm-Feuerwerkskörper wochenlang im Kofferraum
dpa
Dresden. Zollbeamte haben in Klingenthal einen 21-Jährigen gestellt, der im Kofferraum seines Wagens
seit Wochen eine 29 Kilogramm schwere Feuerwerksbatterie herumfuhr. Der Mann sagte, er habe sie
Anfang des Jahres in Tschechien gekauft und sie seitdem einfach noch nicht aus dem Wagen
herausgeholt. Der 60 mal 50 Zentimeter große Sprengkörper verfügt über 300 Schuss, wie der Zoll am
Donnerstag mitteilte.
Gegen den 21-Jährigen wurde ein Strafverfahren wegen Verdachts auf Verstoß gegen das
Sprengstoffgesetz eingeleitet. Die Batterie soll vom Kampfmittelbeseitigungsdienst der Polizei vernichtet
werden.
Montag, 10.03.2014
Tschechien online
EU-Vertrauen in Tschechien auf historischem Tiefstand
Nur ein Drittel der Tschechen vertraut der Union
Prag - Zwei Monate vor den Wahlen ins Europaparlament hat das Vertrauen
der Tschechen in die EU und ihre Institutionen einen historischen Tiefpunkt
erreicht. Das geht aus einer heute veröffentlichten Umfrage des
Meinungsforschungsinstituts STEM (Prag) hervor.
Danach vertraut momentan nur rund ein Drittel der Bevölkerung (34 Prozent) der EU, das ist der tiefste
Stand seit Beginn der Umfrage vor 20 Jahren.
Der für das EP ermittelte Wert ist sogar noch geringer (30 Prozent). Außerdem zeigte sich, dass lediglich
die Hälfte der Wahlberechtigten (51 Prozent) überhaupt wusste, dass Ende Mai die Wahlen ins
Europaparlament stattfinden.
Was die EU-Befürworter betrifft, sind diese besonders in den Reihen der Wähler von Parteien des
konservativen und liberalen Spektrums vertreten, vor allem TOP09, Volkspartei (KDU-ČSL) und ANO.
Aber auch die Anhänger der ODS, deren Gründer und langjähriger Vorsitzender der EU-Skeptiker Václav
Klaus war, zeigen sich eher eurooptimistisch.
Insgesamt vertrauen der EU tendenziell jüngere Menschen mit höherer Schulbildung.
Unter den EU-Skeptikern würde ein Viertel die Union am liebsten abschaffen. Ein weiteres Viertel würde
sie erhalten wollen, aber nur als Wirtschaftsbund und Zone für freien Personenverkehr.
Die Umfrage fand Anfang Februar statt, befragt wurden 1102 volljährige Bürger in allen Teilen des
Landes. (gp)
Tschechien Online, 10.3.2014. Foto: Wikimedia Commons
Montag, 10.03.2014
DNN online
Tschechische Familie verirrt sich in der Sächsischen Schweiz
fs
•
Foto: dpa
Die Eltern hatten die Orientierung im Nationalpark bei Hinterhermsdorf verloren.
Bad Schandau. Eine vierköpfige Familie aus Tschechien hat sich am Sonnabend beim Wandern in der
Sächsischen Schweiz verirrt. Wie die Bundespolizei berichtet, erhielten die Beamten am Abend ein
Mitfahndungsersuchen vom gemeinsamen Zentrum für deutsch-tschechische Polizei- und
Zollzusammenarbeit Petrovice-Schwandorf.
Die Eltern und ihre drei und neun Jahre alten Kinder hatten die Orientierung im Nationalpark bei
Hinterhermsdorf verloren und setzten einen Notruf ab. Bekannt war lediglich, dass sich die Familie auf
einem Weg mit blauer Ausschilderung befand. Ein bereits angeforderter Polizeihubschrauber kam nicht
mehr zum Einsatz. Die Familie war bereits in einer Bushaltestelle bei Hinterhermsdorf gefunden worden.
Die vier Personen wurden noch in der Nacht von den tschechischen Behörden in Hrensko übernommen.
Mittwoch, 12.03.2014
Pirnaer Anzeiger
Mittwoch, 12.03.2014
LRA Pirna
Gute Aussichten für die Förderung der deutsch-tschechischen
Aktivitäten in der EUROREGION ELBE/LABE durch den Freistaat
Sachsen
10 Anträge aus der EUROREGION ELBE/LABE bei der Landesdirektion Sachsen zum ersten
Einreichungstermin
Pressemitteilung der Euroregion Elbe/Labe
Bis zum 28. Februar 2014, dem Einreichungstermin der Förderanträge aus dem Förderbereich der
grenzübergreifenden Zusammenarbeit, sind nach Auskunft von der Landesdirektion in Chemnitz
insgesamt sechs Anträge von Vereinen und vier von Kommunen aus der EUROREGION ELBE/LABE
eingereicht worden. Die Antragsteller, wie zum Beispiel die Stadt Hohnstein mit ihrem geplanten
"Städtepartnerschaftstreffen" mit der tschechischen Partnerstadt Budyně nad Ohří oder der Musikverein
Bannewitz e.V. für das Projekt "Deutsch-tschechisches Probelager", haben gute Aussichten auf die
Förderung von der Sächischen Staatskanzlei.
"Die verfügbare Fördermittel für 2014 sind durch die Antragsstellung im ersten Halbjahr 2014 fast
ausgeschöpft", informiert Frau Buschmann von der Landesdirektion Sachsen in Chemnitz. "Wir hoffen,
dass zusätzlich die beabtragte Mittelübetragung von den nicht verbrauchten Fördermitteln im Jahr 2013
auch noch genehmigt wird".
Im Förderschwerpunkt der grenzübergreifenden Zusammenarbeit werden Projekte unterstützt, die
entsprechend Artikel 12 der Sächsischen Verfassung zum Ziel haben, Kontakte in den Euroregionen
zwischen den Nachbargemeinden und Gebietskörperschaften im Grenzraum zur Republik Polen und der
Tschechischen Republik zu pflegen und zu intensivieren.
Konkrete Fördergegenstände sind:
Informationsveranstaltungen, zum Beispiel Konferenzen, Seminare, Symposien, Workshops
Kultur- und Sportveranstaltungen
Begegnungen von Kinder- und Jugendgruppen, Vereinen und Verbänden
Erfahrungs- und Informationsaustausch von Kommunen und Bildungseinrichtungen
Erstellung und Verbreitung von Informationsmaterial
Die maximale Höhe der Zuwendung pro Projekt beträgt 2.500 EUR. Die Anträge sind spätestens bis zum
28. Februar für Vorhaben, die im ersten Halbjahr und bis spätestens 30. Juni für Vorhaben, die im
zweiten Halbjahr realisiert werden sollen bei der Landesdirektion Sachsen, Referat 39, in Chemnitz
schriftlich und elektronisch zu stellen.
Zuwendungsempfänger können sein:
eingetragene Vereine und Verbände
staatlich anerkannte freie Träger
sächsische Kommunalgemeinschaften der Euroregionen
Gemeinden und Landkreise
gemeinnützige Stiftungen
gemeinnützige Gesellschaften mit beschränkter Haftung (gGmbH)
staatlich anerkannte Religionsgemeinschaften und–Krankenhäuser im Sinne des Gesetzes zur
wirtschaftlichen Sicherung der Krankenhäuser und zur Regelung der Krankenhauspflegesätze.
Bitte beachten Sie, dass die Antragsteller müssen ihren Sitz und Tätigkeitsbereich im Freistaat Sachsen
beziehungsweise bei der Förderung der grenzübergreifenden Zusammenarbeit in dem im Freistaat
Sachsen liegenden Teil der jeweiligen Euroregion haben.
Als weitere Möglichkeit für die Förderung der deutsch-tschechischen Kooperationen kann auch das Büro
des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds in Prag, auch ohne Tschechisch-Kenntnisse, kontaktiert
werden. Die Kontaktdaten sowie Informationen und Modalitäten zur Förderung sind auch im Internet
unter www.fondbudoucnosti.cz/de/ zu finden.
Donnerstag, 13.03.2014
Prager Zeitung
Mittwoch, 19.03.2014
Pirnaer Wochenkurier
Mittwoch, 19.03.2014
Pirnaer Rundschau
Donnerstag, 20.03.2014
DNN online
Szene
Aus Telefonzellen werden in Prag Mini-Büchereien
Prag (dpa) - Was von außen wie eine von Tausenden grau-blauen Telefonzellen in Tschechien aussieht, ist
in Wirklichkeit eine kleine Bücherei. «Die Benutzung ist umsonst», heißt es auf einem Hinweisschild.
Jeder kann hier Bücher ausleihen oder ausgediente Schmöker für andere ablegen. Die Bürgerinitiative
KnihoBudka hat im Laufe des März die ersten sieben «Bücherzellen» in Prag aufgestellt. In Zeiten, in
denen mehr als 95 Prozent aller Tschechen ein Handy haben, bekommen ausgediente Fernsprecher auf
diese Weise eine neue Aufgabe. Zwar gibt es in Tschechien wegen gesetzlicher Vorgaben noch rund 15
000 Telefonkabinen, aber vor etwa 15 Jahren waren es noch doppelt so viele.
Donnerstag, 20.03.2014
Prager Zeitung
Dienstag, 25.03.2014
DNN online
Polizeiticker
Bad Schandau: Polizeihund findet in Zugtoilette Rauschgift und
Visitenkarte des Besitzers
fs
Foto: Polizei
Das sichergestellte Rauschgift aus der Zugtoilette und dem Gepäck des Besitzers.
Bad Schandau. Ein Rauschgiftspürhund hat bei der Kontrolle eines in Bad Schandau haltenden Zuges aus
Tschechien über 20 Gramm Drogen in der Zugtoilette erschnüffelt. Die Beamten der in Pirna ansässigen
Kontrolleinheit Verkehrswege des Hauptzollamtes Dresden fanden am Montag in einer der Toiletten einen
Tabakbeutel mit 8,6 Gramm Amphetaminpaste, 5,8 Gramm Marihuana und eine Visitenkarte des
Besitzers.
Im Gepäck des 31-jährigen Deutschen fanden die Beamten dann noch 1,4 Gramm Crystal in einem
Handschuh, zwei LSD-Trips, eine Ecstasy-Pille und etwa fünf Gramm einer unbestimmten braunen
Substanz. Die Rauschgifte wurden sichergestellt. Wie die Beamten mitteilen, wird bei der unbestimmten
Substanz geprüft, ob es sich um Betäubungs- oder Arzneimittel handelt. Gegen den 31-Jährigen wird
wegen Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz ermittelt. Er konnte seine Reise zunächst fortsetzen.
Donnerstag, 27.03.2014
Sächsische Zeitung
Roma-Ausstellung fällt aus
Warum die Stadt die Schau in Dolni Poustevna vorsichtshalber
abgesagt hat.
Von Steffen Neumann
Dolni Poustevna. Die von dem SPD-Arbeitskreis Euroregion Elbe-Labe initiierte Wanderausstellung über
den Völkermord an den Roma wagt seit Jahren in Deutschland und Tschechien einen anderen Blick auf die
am meisten verfolgte Minderheit Europas. Sie bezieht gerade auch die gegenwärtige Situation der Roma
in Tschechien mit ein, die von Armut und einer wachsenden Spannung mit der Mehrheitsgesellschaft
geprägt ist. Nun hat sie die Gegenwart eingeholt, denn die kleine Stadt Dolni Poustevna (Niedereinsiedel)
hat die ursprünglich für den 12.Mai geplante Veranstaltung abgesagt. Als Begründung gab Bürgermeister
Miroslav Jemelka einen wachsenden Unmut gegen Roma in seiner Stadt an. In den letzten Monaten seien
über 50 sozial schwache Menschen neu zugezogen, was ungefähr gleichbedeutend ist mit Roma, wie
Jemelka sagt. Das fällt in dem Ort mit knapp 2000Einwohnern auf, zumal hier bisher nur vereinzelt Roma
lebten. Außerdem leidet Dolni Poustevna darunter, dass eher Leute wegziehen, als neu ankommen.
Anstieg im Januar normal
Zu allem Unglück stieg die Kriminalität just in der letzten Zeit sprunghaft an, sagt man in Poustevna. Auf
Nachfrage bei der Polizei bestätigt diese für das Gebiet um Velky Senov, zu dem auch Dolni Poustevna
gehört, einen Anstieg. Für das gesamte Gebiet, zu dem sechs Gemeinden gehören, wurden im Januar 18
Straftaten registriert, das sind vier mehr als im Schnitt des Jahres 2013. Allerdings sei ein Anstieg zu
Beginn des Jahres nichts Ungewöhnliches. Vor einem Jahr wurden im Januar sogar 21 Straftaten
registriert, und da waren die Zuzügler noch gar nicht da. „Es handelt sich überwiegend um
Einbruchsdiebstahl in Wochenendhäusern“, so eine Sprecherin. Diese seien im Winter wochenlang
unbewohnt. Einbrüche blieben so oft unbemerkt und würden erst später, häufig im Januar oder Februar
gemeldet. Einen Zusammenhang mit den neuen Einwohnern von Dolni Poustevna wollte die Sprecherin
allerdings nicht herstellen.
Situation muss sich beruhigen
Das machen aber schon andere für sie. Bürgermeister Jemelka nennt alles einen „unglücklichen Zufall“.
Trotzdem zog es der Stadtrat vor, die Ausstellung vorsichtshalber abzusagen. „Zum jetzigen Zeitpunkt
wäre das für alle Beteiligten keine gute Lösung, auch für die Roma nicht“, ist Jemelka überzeugt. „Das
würde die Stimmung nur noch mehr verschlechtern. Die Leute hier sind ohnehin schon schlecht auf die
Zugezogenen zu sprechen, denn sie gehen nicht arbeiten“, erklärt der Bürgermeister weiter. Dass es in so
einer Situation gerade wichtig gewesen wäre, die Ausstellung zu zeigen, kann Jemelka so nicht sehen.
Vielleicht auch, weil in wenigen Monaten neue Kommunalvertretungen gewählt werden. Zumindest
schloss er nicht aus, die Ausstellung zu einem späteren Zeitpunkt zu zeigen, „wenn sich die Situation
beruhigt hat“, wie er sagt.
Stacheldraht und Passkontrolle
Donnerstag, 27.03.2014
Sächsische Zeitung
Die Grenze zur CSSR war zwanzig Jahre scharf bewacht. Forscher Petr Karlicek sagt, wie die
Menschen damit klarkamen.
Von Steffen Neumann
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Dreifacher Stacheldraht, Wachturm und Grenzstreifen. Ein Bild wie von der innerdeutschen Grenze, doch
Christian Sieber nahm es in den 1950er-Jahren in der Oberlausitz an der Grenze zur damaligen
Tschechoslowakei auf. Der Neugersdorfer war zeit seines Lebens ein aufmerksamer Fotochronist. Foto:
Christian Sieber
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Ein bekanntes Bild aus nicht so entfernter Zeit: Für die Pass- und Zollkontrolle bildeten sich an der
sächsisch-tschechischen Grenze Autoschlangen, wie hier in den 1980er-Jahren am Grenzübergang
Petrovice/Bahratal. Mangels Reisefreiheit wurde das jeweils andere Land zum wichtigsten Urlaubsziel.
Doch Petrovice wurde wie die meisten Grenzübergänge erst nach der Niederschlagung des Prager
Frühlings neu eröffnet. Die Transparente beschwören die antiimperialistische Solidarität, Frieden und
Freundschaft. Foto: Kreisarchiv Decin
•
Petr Karlicek, Jahrgang 1980, kommt zwar aus dem Grenzgebiet (Cheb/Eger), war als Kind aber nie
selbst in der DDR. Er promoviert gerade an der Universität Usti nad Labem (Aussig) zum Thema
„Politische Karikatur in der Tschechoslowakei der Jahre 1933-1948“. Er arbeitet im Kreisarchiv in Decin
(Tetschen) und lehrt an der Universität in Usti.Foto: Steffen Neumann
•
Der tschechische Archivar Petr Karlicek hat die Geschichte der tschechisch-sächsischen Grenze zwischen
1945 und 1989 genauer beleuchtet, ein bis heute wenig erforschtes Kapitel. Seine Ergebnisse wurden
nun in einem sächsisch-böhmischen Lesebuch veröffentlicht.
Herr Karlicek, bei Stacheldraht denkt heute jeder an die innerdeutsche Grenze. Doch auch die
sogenannte „Freundschaftsgrenze“ zwischen der DDR und der Tschechoslowakei war lange
Jahre abgeriegelt. Wie sah der Grenzschutz aus?
Ähnlich wie an der Grenze mit dem Westen wurde auch die tschechoslowakisch-ostdeutsche Grenze von
Grenztruppen bewacht. Es verschwanden viele Straßen und Wege, aber auch Zollstationen und
Grenzübergänge. Es war nicht vorgesehen, dass jemand über die Grenze geht. Viele Dörfer in
unmittelbarer Grenznähe wurden aus Sicherheitsgründen geschleift. Es gab einen Grenzstreifen,
Signalanlagen, die Leuchtraketen oder akustischen Alarm auslösten und Stacheldraht. Außerdem halfen
Freiwillige der Hilfswache.
Warum musste diese Grenze so geschützt werden, beide Länder waren doch Bruderstaaten?
In der Tschechoslowakei war nach dem Krieg und der Vertreibung der deutschstämmigen Bevölkerung die
Angst groß vor den Deutschen, auch in der DDR. Ein ganz wichtiger Grund war bis 1961 die
Fluchtmöglichkeit in den Westen über Berlin.
Das heißt, der kleine Grenzverkehr kam nach dem Krieg komplett zum Erliegen?
In der Tat, der Grenzverkehr reduzierte sich auf wenige Hauptübergänge, wie für Bahn und Straße in
Schönberg/Vojtanov, auf der Straße und Fluss in Schmilka/Hrensko sowie die Bahn in Bad
Schandau/Decin.
Trotzdem ließen sich die Menschen nicht abhalten, die Grenze zu überqueren?
Vor allem in den ersten Jahren nach dem Krieg kam es zu vielen illegalen Grenzübertritten und
Schmuggel. Das waren oft vertriebene Sudetendeutsche, die in ihre Häuser und Wohnungen
zurückkehrten, um nötigste Dinge zum Überleben nachzuholen, wie Wintersachen, Decken, aber auch
Grundnahrungsmittel. Als die Grenzanlagen fertig waren, war das aber vorbei.
Was passierte, wenn jemand erwischt wurde? Gab es auch Tote wie an der innerdeutschen
Grenze?
Einzelne Tote gab es vor allem in den ersten Jahren im Bemühen, die Rückkehr von Sudetendeutschen zu
verhindern. Wurden Deutsche erwischt, bekamen sie meist zwei Monate Gefängnis. Auch bei Tschechen
kam es anfangs vor, dass sie für einen Monat hinter Gitter mussten, aber später wurden sie noch am
nächsten Tag den tschechoslowakischen Behörden übergeben.
Ab wann lockerte sich das strenge Grenzregime und was brauchte man, um in die DDR zu
reisen?
Erst 1966 wurden die Grenztruppen von der Grenze zur DDR abgezogen und durch die Grenzpolizei
ersetzt. Der Stacheldraht wurde entfernt, aber im Zusammenhang mit dem Prager Frühling kam es
erneut zu Reisebeschränkungen, diesmal eher auf Initiative der DDR. Zu einem regelrechten Boom kam
es ab 1972, als immer mehr Übergänge eröffnet wurden. Einerseits war der Prager Frühling nun keine
Bedrohung mehr, andererseits sollte eine größere Reisefreiheit als Ventil für Unzufriedenheit mit dem
Sozialismus dienen. Für die Ausreise reichte der Reisepass. Täglich konnten pro Person 100 Kronen
umgetauscht werden, also rund 33 Mark.
Sehr verbreitet war der Einkaufstourismus. Warum kauften Tschechen bei uns und was?
Die DDR-Waren waren zwar auch sozialistisch, aber doch irgendwie exotisch. Außerdem wurden gezielt
Waren gekauft, die es bei uns nicht gab, wie Kinderschuhe, Gardinen oder Toilettenpapier. Beliebt waren
auch Fleisch, Kosmetik, Uhren und optische Geräte. Bestimmte Güter waren aber auch in der DDR
Mangelware, sodass hohe Zölle oder ein komplettes Ausfuhrverbot erhoben wurden. Die Menschen
versuchten die natürlich zu umgehen, der Schmuggel blühte wieder.
Sie haben mit der Prostitution auch ein Phänomen beschrieben, das wir eher in die Zeit nach 1989
verorten würden.
Das begann bereits lange vor 1990, Ende der 1960er-Jahre. Besagte Frauen konzentrierten sich auf die
Grenzübergänge. Regelmäßige Freier waren Lkw-Fahrer aus Jugoslawien, Westdeutschland und
Skandinavien, aber auch Touristen.
Die Geschichte der Grenze zwischen der CSSR und der DDR ist noch weitgehend unerforscht. Werden sie
an dem Thema weiter arbeiten?
Das ist wirklich noch ein weißer Flecken. Ich würde gern dazu ein Buch schreiben.
Das Gespräch führte Steffen Neumann.
Mittwoch, 27.03.2014
Prager Zeitung
Sonntag, 30.03.2014
Deutschladfunk.de
Bohumil HrabalTschechische Großmacht des Erzählens
Von Iris Riedel
Der tschechische Autor Bohumil Hrabal. (picture-alliance / dpa /
CTK / Karel Kestner)
Der tschechische Dichter Bohumil Hrabal wäre in diesem
Jahr 100 Jahre alt geworden. Aufgewachsen ist er in dem
tschechischen Städtchen Nymburk, nordöstlich von Prag
an der Elbe. Dort kann man entlang des Hrabal-Wegs
Schauplätze seines Lebens und seiner Bücher entdecken.
"Ich blickte in den flachen, von Hügeln und Wäldern umsäumten Nymburker Kessel, richtete
sodann den Blick auf unser Städtchen und sah..., dass man nur über Wasserläufe hineingelangte,
es war eigentlich ein Inselstädtchen, unser Nymburk, denn oberhalb der Ansiedlung teilte sich die
Elbe, umfing mit beiden Armen die mauerbewehrten Wälle und vereinigte sich unterhalb des
Städtchens wieder." (aus: "Die Schur")
"Städtchen, in dem die Zeit stehen geblieben ist" nannte der tschechische Schriftsteller Bohumil
Hrabal seine Heimatstadt Nymburk. Und tatsächlich: Langsam schlendert man hier durch die engen
Gassen, hält ein Schwätzchen oder lauscht dem Stadtrundfunk. Nur der Zahn der Zeit hat
unermüdlich weiter an den Fassaden der hübschen Häuschen genagt. Auch das Heimatmuseum
könnte einen neuen Anstrich vertragen. "Bis 28. März geschlossen" verkündet ein Zettel auf der
schweren Holztür.
Dahinter wird geräumt, geplant und geputzt. Kreuz und quer stehen leere Vitrinen und Exponate.
In einer Woche soll die Ausstellung zu Ehren des berühmten Sohnes der Stadt eröffnet werden. Das
Museum besitzt eine Reihe persönlicher Gegenstände des Dichters. Museumsleiter Petr Šorm kann
es kaum erwarten, Hrabals Wohnung und Umfeld wiedererstehen zu lassen.
"Hier entsteht Hrabals Arbeitszimmer. Wir werden auch den Schreibtisch wieder so bestücken, wie
er bei Hrabal ausgesehen hat, mit seiner Schreibmaschine und natürlich Schere und Leim, denn
diese beiden Dinge sind aus seinem Schaffen nicht wegzudenken. Wenn er einen Text geschrieben
hatte, zerschnitt er ihn und begann, die Textteile zu verschieben und neu zu kombinieren, sodass
eine literarische Collage entstand."
Eine Großmacht des Erzählens
An der Wand lehnt Hrabals winziges Klapprad und im Hof steht sein knallroter Ford. Sogar sein
Kachelöfchen hat es ins Museum geschafft. Bohumil Hrabal ist einer der bedeutendsten
tschechischen Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, eine Großmacht des Erzählens, ein Meister der
Kurzgeschichte und inoffizieller Stadtschreiber. Denn fast alle seine Geschichten und Romane
spielen in der Umgebung von Nymburk. Die Stadt weiß, was sie an ihm und den Besuchern hat, die
kommen, um auf seinen Spuren zu wandeln. Die nächste Station auf dem Hrabal-Weg liegt am
anderen Elbufer. Es ist die kleine Brauerei Postřižiny, benannt nach einem seiner Romane. 1920 zog
die Familie auf das Brauereigelände, weil der Vater des kleinen Bohumils hier eine Stelle als
Verwalter antrat.
"Ich stand früh auf und schaute zu, wie
die Kutscher langsam den Pferden die
Geschirre anlegten und dann
gemächlich zu Bierausgabe gingen.
Dort sah ich, wie die
Brauereimitarbeiter die Fässer
herausrollten und die Kutscher sie auf
die schweren Wagen stapelten. … Und
weil Onkel Pepin zu uns kam und
mälzte, lernte ich auch die Malztenne
kennen und dort war es am
schönsten... Die keimende Gerste
duftete und ich konnte mich in sie
hineinlegen und spürte die Wärme der
Gerste..." (aus: "Můj pivovárek")
Die Brauerei in Nymburk (Deutschlandradio/Iris Riedel)
Bohumil Valenta ist heute Brauer in Nymburk. Er führt mich in eine ebenerdige Gewölbehalle mit
grünen gusseisernen Säulen. Zwischen den Säulen sind lange flache Beete aus Gerste angehäuft.
Es riecht feucht und würzig.
"Heute ist die Malztenne fast ein Museum. Das Prinzip des Mälzens ist natürlich noch dasselbe, aber
die modernen Mälzereien machen das viel schneller und in größeren Mengen. Tschechien ist eines
der wenigen Länder, wo traditionelle Mälzereien überlebt haben. Weltweit gibt es noch zwölf
Brauereien, die ihr eigenes Malz herstellen, zehn davon in Tschechien."
Zurück im Hof deutet Brauer Valenta auf eine kleine Messingtafel, die auf Kniehöhe an die
ockerfarbene Brauereiwand geschraubt ist.
"Zu Ehren Hrabals sollte in Prag eine Tafel in den Bürgersteig vor seinem ehemaligen Wohnhaus
eingelassen werden. Aber er hat das abgelehnt. Wenn es unbedingt eine Tafel sein müsste, dann in
der Brauerei in Nymburk auf der Höhe, wohin die Hunde pinkeln."
Die Lebensgeschichte eines Kellners
Wir gehen ins Lager und Valenta zieht aus einem Kasten eine Flasche mit dem Konterfei des
Schriftstellers auf dem Etikett. Das Jubiläumsbier habe er ganz nach Hrabals Geschmack gebraut,
ein helles, hopfiges Lagerbier. Bier ist der goldbraune Faden, der sich durch das Leben von Bohumil
Hrabal zieht. Die Kneipe war sein Nähboden. Dort traf er sich mit Freunden zum Debattieren, dort
hörte er seine Geschichten. So etwa im Hotel Blauer Stern ein paar Dörfer weiter elbabwärts.
Veilchenduft begleitet mich auf dem Weg dorthin. Streckenweise führt er durch Kiefernwälder, in
denen die Sonne Streifen auf den bemoosten sandigen Boden malt und die Nadeln in der
Frühlingshitze knistern.
Im Gastraum des Blauen Sterns hängt der Rauch in Schwaden vor dem laufenden Fernseher. Der
mürrische Kellner nickt in Richtung eines Tisches am Fenster, von wo aus mich sechs ältere Damen
skeptisch beäugen. Er wisse nur, dass Hrabal dort gesessen und gesoffen habe, sagt er und gibt
mir zu verstehen, dass ihn die Legende um diesen Ort nicht die Bohne interessiert. Hrabal, so
erzählen seine Freunde, soll hier eine ganze Nacht gesessen und der Lebensgeschichte des Kellners
Josef Vaníček gelauscht haben. Wieder daheim in seinem Haus im Nachbarort Kersko hat er
innerhalb von 18 Tagen den Roman "Ich habe den englischen König bedient" niedergeschrieben. Es
ist sein wohl bekanntestes Werk, das als Film auch über deutsche Leinwände lief.
Das Hotel Blauer Stern in Nymburk
(Deutschlandradio/Iris Riedel)
"Jeden morgen um sechs waren wir an Ort und Stelle…, der Herr Hotelier erschien... und schritt
unsere Front ab und guckte nach, ob wir saubere Hemdbrüste und Frackkragen hatten und ... ob
keine Knöpfe fehlten und ob die Schuhe geputzt waren, und er bückte sich, um zu schnuppern, ob
wir uns auch die Füße gewaschen hätten, und dann sagte er: "Guten Tag, die Herren, guten Tag,
die Damen!" (aus: "Ich habe den englischen König bedient")
"In den 70er Jahren kam der Kellner Vaníček uns Kindern sehr merkwürdig vor, weil er so
zugeknöpft war. Er hatte eine Weste mit einer Taschenuhr und über die Hand ein Tuch gelegt. Er
war sehr klein und besonders höflich, küsste den Damen die Hand oder verbeugte sich. Das war in
dieser Zeit nicht mehr so üblich."
"Er konnte ziemlich grob sein"
Jana Kubová und ihr Mann betreiben im benachbarten Kersko ihr Waldatelier mit einer Töpferei und
einer Galerie. Hier laufen die Fäden um Hrabal zusammen. Die beiden organisieren das jährliche
Hrabal-Festival und pflegen sein Erbe in Kersko. Zum Beispiel, indem sie die Erinnerungen der
Bewohner der Waldsiedlung sammeln und aufschreiben.
Zu den ehemaligen Weggefährten in Kersko gehört auch Věra Kutifelová. Die füllige, gemütliche
Frau erzählt wie ein Wasserfall. Hrabal erfand für dieses liebenswerte Geschwätz der Leute das
Wort "bafeln".
"Es könnte noch schöner hier sein, wenn nicht die Schafssintflut über mich hereinbräche. Drei
Jahre lang liquidiere ich schon die Schafe, doch jedes Frühjahr habe ich sechs Stück mehr. Mein
Bock Bombo und mein ältestes Mutterschaf Vojanda, die gucken sich bloß an und sind auch schon
verliebt mit allen Folgen..." (aus: "Schneeglöckchenfeste")
Ließ Hrabal den Vater von Věra Kutifelová in "Schneeglöckchenfeste" bafeln. Sie bafelt von den
alten Zeiten, als man in Kersko zusammenhielt. Als man sich abends im "Forsthaus" traf, wo noch
heute Wildbraten mit Hagebuttensoße gereicht wird. Inzwischen ist sie selbst ein Denkmal, denn
sie hat mit Hrabal viel erlebt und berichtet gern darüber:
"Er konnte ziemlich grob sein. Als er älter und kränker wurde, habe ich ihm öfter Kartoffelpuffer
vorbeigebracht. Und er sagte dann: "Stecken sie sich das sonst wo hin. Ich will sterben, lassen sie
mich in Ruhe sterben." Und als mein Mann zwanzig Minuten später vom Bus nach Hause kam, hat
er ihm den leeren Teller mitgegeben."
"...als wäre Hrabal nur kurz weggegangen"
Endpunkt des Hrabal-Wegs ist sein Sommerhaus im Kiefernwald von Kersko. Es ist weiß mit grün
gestrichenen Türen und Fensterläden. Vor meinem inneren Auge sehe ich Hrabal an dem langen
Tisch im Garten sitzen und auf der Schreibmaschine tippen. Gerade so schnell, dass die Sätze
geradewegs aus seinem Kopf auf das Papier fließen. Um seine Beine streichen Dutzende Kätzchen.
Am 3. Februar 1997 stürzte Bohumil Hrabal beim Taubenfüttern aus dem fünften Stock eines
Prager Krankenhauses. Seine geliebten Katzen in Kersko sind nicht mehr da. Aber die Menschen
hier sind noch wie damals, meint Jana Kubová.
"Wenn Sie am Freitagabend in die Kneipe in Kersko gehen, wohin auch Hrabal ging, dann sitzen die
Leute da, am gleichen Tisch und unterhalten sich, gerade so als wäre Hrabal nur kurz
weggegangen."
Bohumil Hrabals Sommerhaus in Kersko
(Deutschlandradio/Iris Riedel)
Pläne für neues Uran-Bergwerk in Tschechien
Montag, 31.03.2014
Sächsische Zeitung
Prag. In Tschechien soll nach dem Willen der staatlichen Fördergesellschaft Diamo ein neues UranBergwerk entstehen.
Ministerpräsident Bohuslav Sobotka signalisierte bei einem Besuch der nach 60 Jahren nahezu
ausgeschöpften Uran-Grube Rozna am Montag Unterstützung für das Projekt. Arbeitsplätze in der
Region müssten erhalten bleiben, sagte der Sozialdemokrat nach Angaben der Agentur CTK.
Bedingung sei eine umweltschonende Förderung.
Die Uranvorräte der Lagerstätte Brzkov bei Jihlava (Iglau) würden den Abbau für weitere 16 Jahre
sichern. Dort fanden in den 1980ern Jahre bereits Probeerkundungen statt. Naturschützer und
Anrainer zeigten sich alarmiert und befürchteten Umweltschäden. (dpa)