3/2006 Dezember 2006 Liebe Leserinnen und Leser, mit riesigen
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3/2006 Dezember 2006 Liebe Leserinnen und Leser, mit riesigen
3/2006 Inhalt: Sozialhilfe die Rechte unserer Kinder Vereinsausflug September 2006 Mein neuer Lebensabschnitt Aus für den Kleiderbasar Dr. Opp – Epilepsien und vieles mehr .... Dezember 2006 Liebe Leserinnen und Leser, mit riesigen Schritten nähert sich das Jahr dem Ende zu, für uns ein Zeichen, dass es Zeit wird für unsere Zeitung, um Ihnen noch einmal das Aktuellste aus unserem Hause zu berichten – und es gibt Einiges, wovon Sie Sich ja nun selbst überzeugen können. Unter anderem erfahren Sie, dass es unseren Kleiderbasar, für den Sie immer so viele Kuchen gespendet haben, nicht mehr gibt und Christina Kuschel hat in diesem Jahr die Schule beendet und ist in eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung gewechselt. Wie es Ihr dabei ergangen ist und wie es ihr heute geht, davon berichtet sie in dieser Zeitung selbst. Seit vielen Jahr ist der jährliche Vereinsausflug ein echtes Highlight in unserem Vereinsgeschehen. Dieses Jahr hat es uns nach Goch– Nierswalde verschlagen. Das war so genial und passend für uns alle, dass wir direkt vor Ort einen neuen Termin für 2007 vereinbart und gebucht haben. Und wir freuen uns schon jetzt auf dieses Wochenende und hoffen, Sie fahren mit uns. Außerdem informieren wir Sie auch in dieser Ausgabe wieder, was sich so alles ändert, wenn Ihr Kind volljährig wird. Wir gehen näher auf die Eingliederungshilfe ein und erläutern Ihnen, unter welchen Umständen Ihr Kind ein Anrecht darauf hat. Am 3.12.2006 hat uns der Nikolaus in unserem Zentrum besucht. Frau Donner hat uns mit ihrem Akkordeon beim singen begleitet und Özgür hat Weihnachtslieder auf ihrer Ukulele gespielt. Sie sehen also, es gibt wieder jede Menge interessante Themen. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim lesen, sowie eine besinnliche Adventszeit, frohe Weihnachten und ein gesundes neues Jahr. Ihr Udo Fischer. 2 Sozialhilfe Mit der ersten Ausgabe unserer Elternzeitung in diesem Jahr haben wir ja begonnen, uns mit rechtlichen Grundlagen auseinanderzusetzen. Nachdem wir Sie über das zusätzliche Betreuungsgeld und die Grundsicherung Ihrer volljährigen Kinder informiert haben, nehmen wir diesmal die Eingliederungshilfe etwas genauer unter die Lupe. Doch zunächst erst einmal etwas allgemeiner: Einführung Mit dem Gesetz zur Einordnung des Sozialhilferechts in das Sozialgesetzbuch vom 27. Dezember 2003 (BGBl. I S. 3022) wird das Sozialhilferecht reformiert und modernisiert und gleichzeitig als Zwölftes Buch (SGB XII) in das Sozialgesetzbuch eingeordnet. Zum gleichen Zeitpunkt treten das Bundessozialhilfegesetz und das Gesetz über eine bedarfsorientierte Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung außer Kraft. Systematik Aufgabe der Sozialhilfe ist es, "den Leistungsberechtigten die Führung eines Lebens zu ermöglichen, das der Würde des Menschen entspricht" (§ 1 Satz 1 SGB XII). Bei nicht ausreichendem Einkommen und Vermögen deckt die Sozialhilfe den soziokulturellen Mindestbedarf, um eine Lebensführung auf gesellschaftlich akzeptablem Niveau zu ermöglichen. Bei Vorliegen anderer Beeinträchtigungen, wie beispielsweise Behinderung oder Pflegebedürftigkeit, werden die erforderlichen Unterstützungsleistungen mit dem Ziel bereit gestellt, dass die betroffenen Personen möglichst unbelastet am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Die bisherige Unterteilung in die zwei Leistungsgruppen "Hilfe zum Lebensunterhalt" und "Hilfe in besonderen Lebenslagen" wurde zugunsten einer Differenzierung in sieben Kapitel, die Leistungen für jeweils näher bestimmte Lebenslagen regeln, aufgehoben. Die Sozialhilfe in der neuen Form umfasst die Bereiche: Hilfe zum Lebensunterhalt (§§ 27 bis 40), Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung (§§ 41 bis 46), Hilfen zur Gesundheit (§§ 47 bis 52), Eingliederungshilfe für behinderte Menschen (§§ 53 bis 60), Hilfe zur Pflege (§§ 61 bis 66), Hilfe zur Überwindung besonderer sozialer Schwierigkeiten (§§ 67 bis 69), Hilfe in anderen Lebenslagen (§§ 70 bis 74) sowie die jeweils gebotene Beratung und Unterstützung. Mit dieser neuen Aufteilung soll das gleichberechtigte Nebeneinander der Hilfearten herausgestellt werden. Sie können die einzelnen §§ auch im Internet unter http://www.masg.rlp.de/Soziales/Sozialhilfe.htm#2 nachlesen. 3 Eingliederungshilfe für behinderte Menschen (§§ 53 - 60 SGB XII) Aufgabe der Eingliederungshilfe ist es, "eine drohende Behinderung zu verhüten oder eine Behinderung oder deren Folgen zu beseitigen oder zu mildern und die behinderten Menschen in die Gesellschaft einzugliedern" (§ 53 Abs. 3 SGB XII). Leistungsberechtigt sind alle Personen, die nicht nur vorübergehend körperlich, geistig oder seelisch wesentlich behindert oder von einer Behinderung bedroht sind. Die Leistungen der Eingliederungshilfe für behinderte Menschen entsprechen im Wesentlichen inhaltsgleich den Regelungen des Bundessozialhilfegesetzes sowie des Neunten Buches Sozialgesetzbuch. Die eingeschränkte Anrechnung von Einkommen und Vermögen bei behinderten Menschen bleibt bestehen. Neben den bisher üblichen Formen der Hilfe wird behinderten Menschen die Teilnahme an dem trägerübergreifenden Persönlichen Budget eröffnet. In der Praxis bedeutet dies (zumindest für den Kreis Recklinghausen !!) folgendes: Gemäß § 53 Abs. 4 SGB XII wird für Ihr volljähriges Kind, um ihm eine Teilnahme am Leben in der Gemeinschaft zu ermöglichen, ein Zeitkontingent von bis zu 104 Stunden/Jahr (Höchstsatz) als Eingliederungshilfe bewilligt. Bitte erkundigen Sie Sich bei dem für Sie zuständigen Sozialamt, wie man es dort handhabt ! Im Rahmen dieses Stundenkontingents kann Ihr Kind an entsprechenden Freizeitaktivitäten, von denen es sonst aufgrund seiner persönlichen Situation ausgeschlossen wäre, stundenweise teilnehmen. Die Teilnahme erfolgt in der Regel mit einer Begleitperson aus der von Ihnen beauftragten Organisation, z.B. der Lebenshilfe, an sportlichen, kulturellen oder anderen gesellschaftspolitisch relevanten Aktivitäten oder zur Einübung lebenspraktischer Verhaltensweisen. Also ein Kinobesuch, ein Fußballspiel live im Stadion oder einfach ein Stadtbummel in einer Nachbarstadt ganz ohne die Eltern, einfach mal „alleine“ losziehen – glauben Sie mir, Ihrem Kind wachsen Flügel und es erlebt einen unglaublichen Entwicklungsschub in Sachen Selbstständigkeit, besonders dann, wenn es auch noch einen Hausschlüssel mitbekommt !! Natürlich spreche ich aus eigener Erfahrung. Wir erleben das seit etwa einem Jahr mit unserem Sohn Florian und freuen uns mit ihm an seiner immer größer werdenden Selbstständigkeit. Also ran an die Anträge und ruhig schon kurz vor dem 18.Geburtstag beginnen, denn Sie wissen ja – unsere Behörden brauchen für die Bearbeitung meist etwas länger. Ihre Ute Fischer. 4 Mein Einstieg ins Berufsleben Mein Name ist Tina Kuschel, ich bin 18 Jahre alt und wohne in Essen. Ich komme seit acht Jahren ins Konduktive Zentrum nach Oberhausen zur Petö-Therapie. Am 14. Juni 2006 war mein letzter Schultag in der Helen-KellerSchule. Danach hatte ich ganz lange Ferien, in denen ich auch in Italien am Meer war. Mein erster Arbeitstag in der Franz-SalesWerkstatt in Essen-Steele war am 30. August 2006. Ich war sehr aufgeregt, was mich alles erwarten würde. Ein wenig kannte ich mich schon in der Werkstatt aus, da ich dort bereits zweimal ein Schulpraktikum gemacht habe. Jetzt war aber doch vieles ganz anders. Gemeinsam mit 30 anderen neuen Beschäftigten begann nun das Eingangsverfahren im Berufsbildungsbereich (BBB). Die Berufsausbildung, die auch für die Gewährung des Kindergeldes als Ausbildung zählt, gliedert sich in folgende Abschnitte: - ein dreimonatiges Eingangsverfahren - drei dreimonatige Praktika in unterschiedlichen Arbeitsbereichen - ein Jahrespraktikum in einem ausgewählten Arbeitsbereich Ich habe gerade das Eingangsverfahren abgeschlossen und bin jetzt für ein Praktikum übernommen worden. Die letzte Zeit hat mir gut gefallen. Mit den meisten Beschäftigten verstehe ich mich gut und ich habe auch schon neue Freundschaften geschlossen. Alle sind sehr hilfsbereit. Besonders gerne habe ich es, wenn Peter mich zur Pflege begleitet und mir in der Kaffeepause beim Essen hilft. Für unsere Gruppe sind drei erwachsene Betreuer zuständig, die uns alles erklären und die wir immer um Rat und Hilfe bitten können. In den ersten Tagen haben wir bei einer Rallye die Werkstatt erkundet. Außerdem haben wir Spaziergänge gemacht um auch die Umgebung kennen zu lernen. Wir haben eine Arbeitsmappe angelegt, in der wir alle wichtigen Informationen über Arbeitszeiten, Urlaubszeiten, Ge- und Verbote usw. abgeheftet haben. Jeder Beschäftigte hat einen eigenen Schrank, in dem er den Ordner und private Dinge aufbewahren kann. Im Eingangsverfahren wird festgestellt welche Fähigkeiten und Interessen jeder Einzelne hat. Ich habe verschiedene Dinge nach Farben sortiert. Die Teile haben unterschiedliche Größen, z.B. Wäscheklammern oder kleine Kabelstücke um die Greiffähigkeiten festzustellen. Außerdem habe ich Papier gerissen und gebastelt. Nachmittags dürfen wir auch manchmal Gesellschaftsspiele machen oder Computerprogramme bearbeiten. 5 Während der Arbeitszeit kommt auch ein Krankengymnast in die Werkstatt, zu dem ich zweimal die Woche gehe. Die Ergotherapeutin Frau Girke hat für mich einen Easy-Walker bestellt. Das ist eine Art Stehständer, mit dem man auch versuchen kann Gehbewegungen zu machen. Ich freue mich schon darauf, wenn ich in der Werkstatt damit üben kann. Mein neuer Tagesablauf folgendermaßen aus: sieht nun Ich werde um 7.15 Uhr mit dem Bus von zwei netten Fahrerinnen abgeholt. Im Eingangsbereich der Werkstatt wartet dann schon Peter auf mich, um mich zum BBB zu begleiten. Nach der morgendlichen Begrüßung fahre ich an meinen Arbeitsplatz und beginne mit meiner Aufgabe. Um 9.30 Uhr ist die Frühstückspause, die unsere Gruppe gemeinsam in der Kantine verbringt. Ich esse dann mein mitgebrachtes Butterbrot und wir können uns unterhalten. Danach fahre ich zur Pflege im Förderbereich. Dann geht die Arbeitsphase weiter. Um 12.00 Uhr gibt es Mittagessen, das mir meistens gut schmeckt. Nach einer halben Stunde geht es wieder an die Arbeit, oder wir haben theoretischen Unterricht. Die Kaffeepause um 14.30 Uhr dürfen wir an unterschiedlichen Orten innerhalb der Werkstatt verbringen. Im Sommer ist es auch sehr schön im Freien. In der Zeit bis zum Feierabend um 16.00 Uhr ( am Freitag schon um 14.00 Uhr) spiele ich gerne mit anderen Mensch ärgere dich nicht. Wenn ich um 16.30 Uhr zu Hause ankomme, bin ich schon etwas müde und geschafft. Trotzdem macht mir die Arbeit viel Spaß und ich möchte nicht mehr zurück in die Schule. Tina Kuschel 6 AUS für unseren legendären Kleiderbasar Tja, traurig aber wahr – den Kleiderbasar in der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule in Gladbeck gibt es nicht mehr. Nach 21 Jahren haben die Veranstalterinnen Frau Hohenberg (rechts) und Frau Altmann auf dem letzten Kleiderbasar am 16.09.2006 das Aus verkündet. Beide Damen waren die Mitbegründer dieser Veranstaltung und anfangs noch zu dritt. Doch nun ist die Luft raus und der Spaß an der Sache ist im Laufe der letzten Jahre immer mehr verloren gegangen. Und daher ziehen Schlussstrich und hören auf. die Beiden einen Wir sind seit Anfang 1997 mit von der Partie und haben also genau zwanzigmal dafür gesorgt, dass das Kuchenbuffet durch seine große Vielfalt und Ihren besonderen Kreationen die Besucher magisch anzog und jedes Mal einen Erlös von ca.500,- € einbrachte, und das zwanzig mal!! Schnell und einfach verdientes Geld – dank Ihnen. Doch damit ist es nun vorbei. Sehr schade !! Also an dieser Stelle nicht wie gewohnt ein neuer Termin, den Sie Sich schon mal vormerken können, sondern nur ein letztes Dankeschön an Sie alle ! Zu dieser „Backgeschichte“ kam es, weil sich damals eine betroffene Mutter mit einer Bekannten über unseren Verein unterhielt. Wer weiß, vielleicht ergibt sich ein solches oder ähnliches Gespräch irgendwann irgendwo mal wieder ?? Bis dahin sind Sie jedoch vor meinen Anrufen hinsichtlich Kuchenspenden sicher – versprochen! Vielen Dank Ihnen Allen, Ihre Ute Fischer. 7 Anfälle, Fernsehen, Computer und Co Dürfen Kinder und Jugendliche mit Epilepsie überhaupt Fernsehen, dürfen sie Gameboy spielen? Kann das Anfälle auslösen, kann das eine Epilepsie verschlimmern? Das werde ich oft gefragt, denn es geht um eine berechtigte Sorge: Zum einen gibt es ja bekanntermaßen Epilepsien, bei denen die Anfälle durch Lichtreize ausgelöst werden können, man nennt das dann fotosensible Epilepsien. Zum anderen setzen wir oft im EEG Lichtblitze ein um epilepsietypische Potenziale im EEG auszulösen und drittens hört man doch schon immer mal von Kindern, die tatsächlich vor dem Computer oder Fernseher einen Anfall hatten. Ich werde versuchen dies im Folgenden zu erklären: Was ist eine fotosensible Epilepsie? Fotosensible Epilepsie heißt, dass Lichtblitze epileptische Anfälle auslösen können. Fotosensibilität ist nur für wenige Arten von Epilepsie typisch. Es gibt sehr viele, sehr unterschiedliche Formen von Epilepsien, die teils miteinander verwandt sind, teils aber auch unterschiedlich. International hat sich die grobe Unterteilung in fokale und generalisierte Epilepsien durchgesetzt. Fokal heißt, dass der Anfallsursprung in einem bestimmten, umgrenzten Hirnareal liegt, generalisiert heißt, dass der Anfall von einem Moment zum nächsten sofort im ganzen Gehirn ist. Dazu kann man noch idiopathische und symptomatische bzw. kryptogene Epilepsien unterscheiden: Idiopathisch heißt, dass wir die Ursache der Epilepsie nicht kennen, aber vermuten, dass sie in einer genetisch verankerten, also angeborenen Neigung zu Anfällen besteht. Dagegen unterstellt der Begriff symptomatische Epilepsie, dass die Anfälle Folge einer Hirnschädigung sind. Fast alle Kinder mit geistiger und körperlicher Behinderung, die Anfälle haben, haben eine symptomatisch fokale Epilepsie, also Anfälle, die in geschädigten Hirnarealen entstehen. Für diese Patienten ist es eher die Ausnahme, dass sie auf Lichtreize mit Anfällen reagieren. Nur ein sehr kleiner Anteil der Epilepsiepatienten reagiert auf Lichtblitze, ist also fotosensibel, dies sind in aller Regel Patienten mit idiopathisch generalisierten Epilepsien. Alle anderen können sich ohne Risiko Lichtreizen aussetzen, z.B. Diskotheken, Strand. 8 Warum blitzt man im EEG? Je nach Fragestellung gehört zu einer EEG-Untersuchung auch, dass man auf Fotosensibilität testet. Dazu führt man eine sog. Fotostimulation durch. Dabei wird der Patient Lichtblitzen von großer Intensität ausgesetzt. Die Lichtblitze folgen zunächst langsam (3x pro Sekunde) und werden dann schneller (bis 30 pro Sekunde) und dann wieder langsamer. Der Patient hat die Augen zunächst durchgehend geschlossen, die geschlossenen Augen lassen noch genügend Licht durch um im Gehirn Antworten auszulösen. Wenn hierbei keine epilepsietypischen Potenziale ausgelöst werden, soll der Patient auch während der Lichtblitze die Augen öffnen. Diese Lichtblitze kommen im Gehirn an und führen zu einer Erregung der zuständigen Hirnareale am Hinterkopf. Je nach genetischer Veranlagung kann sich diese Erregung der Hirnzellen ohne Kontrolle ausbreiten, bei manchen sogar über das ganze Gehirn. Diese unkontrollierten Erregungen können wir dann im EEG sehen. Wenn diese unkontrollierten Impulse sehr stark sind und vor allem, wenn sie nicht aufhören, obwohl die Lampe abgestellt wird, dann wissen wir, dass der Patient fotosensibel ist, also auch ein höheres Risiko hat, bei Flackerlicht einen epileptischen Anfall zu erleiden. Zudem wissen wir dann, dass die Epilepsie des Patienten sehr wahrscheinlich zu der Gruppe der idiopathisch generalisierten Epilepsien gehört. Die Lichtreize im EEG sind sehr stark, stärker als fast alle Lichtreize, denen wir sonst ausgesetzt sind. Wenn ein Patient trotz dieser sehr starken Reize im EEG nicht mit Entladungen reagiert, dann ist es auch sehr unwahrscheinlich, dass Lichtblitze in seinem täglichen Leben Anfälle auslösen. Können Fernsehen, Gameboy oder PC epileptische Anfälle auslösen? Die Lichtstärke, die ein Fernseher oder ein PC-Bildschirm abstrahlen, ist um ein vielfaches kleiner, als die Lichtstärke, mit der wir im EEG auf Lichtreizempfindlichkeit testen. Zudem sind moderne Fernsehgeräte und Monitore so hoch getaktet, dass das Auge zwischen den einzelnen Bildern keine Unterbrechung wahrnehmen kann. Schwierig könnte es höchstens sein, wenn das Fernsehen Aufnahmen zeigt, z.B. von einer Stroboskoplampe. Wenn dann ein fotosensibler Patient in diesem Moment in einem dunklen Raum nahe vor der Mattscheibe sitzt, so könnte theoretisch ein Anfall ausgelöst werden. Zu Beginn der 90er Jahre gab es an einem Nachmittag in Japan eine zunächst ungeklärt enorme Häufung epileptischer Anfälle bei Kindern. Nachforschungen ergaben, dass all diese Kinder eine bestimmte Pokemon-Szene gesehen hatten. Ich habe diesen Filmausschnitt selbst gesehen, er ist beeindruckend: Ein kleines Pokemon, dass sehr ähnlich zu einem Gummibärchen aussieht, fliegt lange durch einen sehr grellen, sehr bunten Tunnel. Das Pokemon bleibt relativ konstant in der Bildmitte, darum herum fliegt der Tunnel vorbei. Da sich in dem Tunnel helle und dunkle Abschnitte abwechseln, resultiert ein „Blitzen“ des Bildschirms. Und diese Blitze können bei entsprechend empfindlichen Patienten dann tatsächlich mal Anfälle auslösen. 9 Die Displays von Gameboy, Nintendo und Co sind in jedem Fall zu klein und zu schwach um Foto-Anfälle auszulösen. Nach meiner Erfahrung sind es meist andere Faktoren, die dazu führen, dass Anfälle just am PC oder Fernseher passieren. Häufigster Grund bei jugendlichen Patienten ist sicherlich, dass der reichliche Fernsehkonsum meist mit anderen Faktoren einhergeht, die Anfälle auslösen können. Allen voran der Schlafmangel. Ich hatte alleine im letzten Jahr 2 Patienten mit erstem Anfall bei einer WLAN-Party. Einer hatte die ganze Nacht am PC gespielt. Schlafentzug ist für fast alle Epilepsiepatienten riskanter als Lichtblitze. Ganz schlimm ist es, wenn auch noch Alkohol- oder gar Drogenkonsum dazukommt: Alkohol selbst dämpft Krampfneigung, es ist aber natürlich nicht verhinderbar, dass irgendwann des Alkoholspiegel abnimmt. Dieser Spiegelabfall führ zu einem sehr kleinen Entzug, der aber bei entsprechender Neigung bereits Anfälle auslösen kann. Natürlich gibt es immer Ausnahmen: Im Mai 2006 wurden 22 Patienten aus Japan veröffentlicht, die Anfälle beim Computerspielen haben, die Hälfte davon hat die Anfälle tatsächlich nur beim PC-Spiel. Was soll man machen, wenn man fotosensibel ist? Sollte man selbst oder das eigene Kind zu der kleinen Gruppe derjenigen gehören, die tatsächlich fotosensibel sind, so muss man bei einigen wenigen, aber tatsächlich gefährlichen Situationen eine Sonnenbrille tragen. Diese Sonnenbrille muss einen Seitenlichtschutz haben. Gefährlich sind: • Baden am Strand, insbesondere die flache Morgen- und Abendsonne führt zu romantischen Lichtspiegelungen, die eine hohe Intensität haben • Fahren in einem Auto bei direktem Sonnenlicht z.B. eine Allee entlang. Immer zwischen 2 Bäumen kann plötzlich Licht durchblitzen und wirken wie eine Photolampe • Diskotheken bedeuten für Menschen mit Fotosensibilität tatsächlich ein Anfallsrisiko – aber vielleicht ja ein Risiko, dass man tragen kann. Kaum je besteht eine ernstliche Verletzungsgefahr. Es gibt Jugendliche, die sagen: „Bevor ich mit Sonnenbrille in die Diskothek gehe, habe ich lieber selten mal einen Anfall. Meine Freunde wissen was ich habe, die reagieren richtig – wo ist das Problem?“ Zusammenfassung In aller Regel wird durch Fernseher, Computer oder Spielekonsolen das Risiko einen epileptischen Anfall zu erleiden nicht erhöht. Wenn Anfälle bei Fernsehen oder Computerspielen auftreten, so haben sie meist andere Gründe (Schlafmangel, Alkohol, andere Drogen…). Nur die wenigen Patienten, bei denen tatsächlich eine Anfallsgefährdung durch Flackerlicht nachgewiesen ist, müssen bestimmte Vorsichtsmaßnahmen treffen. Alle anderen dürfen zumindest aus rein epileptologischer Sicht Fernsehen schauen und am PC spielen so viel und so lange sie wollen. Es ist natürlich dennoch sehr gut, wenn die Eltern und wir etwas gegen unkontrolliertes Spielen und stundenlangen Fernsehkonsum haben, die arme Epilepsie sollten sie nicht als Argument missbrauchen um einem Kind die Schädlichkeit von Fernsehen zu aufzuzeigen. Es ist sogar bewiesen, dass regelmäßiger Sport Epilepsien deutlich verbessern kann. 10 Vereinsausflug 2006 Schon seit vielen Jahren ist der jährliche Vereinsausflug ein fester Bestandteil unseres Vereinsgeschehens. Wo waren wir nicht schon überall? Holland, Leipzig, Hamberg, Gahlen und sogar im Disneyland Paris, um nur einige Ziele zu nennen. In diesem Jahr ging es vom 22.-24. September nach Goch- Nierswalde auf den Reichswaldhof. Der Reichswaldhof liegt fernab der Zivilisation inmitten von Wiesen und Feldern, direkt am Reichswald. Außer Pferde und Ponys gibt es einen Streichelzoo mit Eseln, Schafen, Hängebauchschweinen, Kaninchen, Meerschweinchen und Hühnern, einige Hunde und jede Menge Katzen von ganz klein bis schon recht groß. Am Freitag war Anreisetag und gegen 18.oo Uhr waren wir mit sieben Familien vollzählig. Jeder bekam ein Zimmer zugeteilt und anschließend ging es auch direkt zum ersten gemeinsamen Abendessen. Neben Brot, Butter, Käse und Wurst gab es auch Gnocchi mit Tomatensoße und Salat. Der Tisch musste von uns selbst auf- und abgedeckt werden und wir erhielten einen Aufenthaltsraum, der an diesem Wochenende nur von uns genutzt wurde. So konnten wir auch unsere Bierzapfanlage dort aufbauen und auch stehen lassen. Unsere Kinder bekamen wir eigentlich nur zu den Mahlzeiten und zum schlafen gehen zu Gesicht, sonst waren sie überall auf dem Hof unterwegs. Denn außer den vielen Tieren gab es auch eine Spielscheune, Trampoline, Tischtennisplatten und große Kettcar, mit denen man allein oder zu zweit durch die Gegend fahren konnte. Eine große Anziehungskraft, vor allem bei den Mädchen, hatten natürlich die Pferdeställe und die Reithalle. Am Samstagmorgen trafen wir uns um 8.30 Uhr zum Frühstück und fuhren danach gemeinsam zu einem kurzen Stadtbummel nach Goch. Das Wetter war toll, doch allzu viel Zeit hatten wir nicht, da um 12.30 Uhr bereits das Mittagessen stattfand. Es folgte reiten, grillen, Planwagenfahrt, Lagerfeuer mit Stockbrot backen – doch alles schön der Reihe nach. Im Wochenende inbegriffen waren für die Kinder zweimal 30 Minuten reiten, wovon fast alle auch begeistert Gebrauch machten. So konnten es die meisten auch kaum erwarten, dass es nach dem Essen endlich losging. Die erste Reitstunde fand in der Halle statt und allein schon das Zusehen vermittelte einem die Begeisterung und Glückseligkeit der Kinder. Besonders stolz waren natürlich diejenigen, die schon etwas Erfahrung mitbrachten und ihre Runden selbstständig und ohne Begleiter drehen konnten. 11 Zum Glück gab es Pferde mit verschieden langen Beinen, die einen länger, die anderen kürzer, sodass jeder das passende Pferd finden konnte. Und als es nach einer halben Stunde vorbei war, stiegen die Kinder nur schweren Herzens ab. Da aber noch soviel auf dem Programm stand war der Kummer schnell vergessen. Es standen während des ganzen Nachmittags selbstgebackene Blechkuchen zur freien Verfügung, Kaffee, Tee und Kakao gab es sogar rund um die Uhr. Wir waren sehr erstaunt, als plötzlich ein Grill aufgebaut wurde und Tische, Bänke und Stühle zurechtgerückt wurden, denn uns war es nicht bekannt, dass am Abend gegrillt werden sollte. Um so größer unsere Freude! Es wurde ein Salat- und Beilagenbuffet aufgebaut, das keine Wünsche offen ließ. Und dank des schönen Wetters konnte man auch die halbe Nacht draußen verbringen. Nach dem Grillen war dann eine Planwagenfahrt vorgesehen, die sich leider so sehr hinauszog, dass wir erst losfuhren, als es bereits dunkel war. Wir haben von der Gegend zwar nicht viel gesehen, hatten aber dennoch jede Menge Spaß! Als wir nach ca. 45min wieder auf dem Reichswaldhof ankamen, loderte dort bereits ein großes Feuer auf dem Hof. Zwei große Schüsseln vorbereiteter Teig und jede Menge Stöcke luden ein zum Stockbrot backen. Natürlich waren wir alle längst übermäßig satt, dass hat schon das Grillen geschafft, dazu hätte es das Stockbrot gar nicht mehr gebraucht. Doch Familie Terhoeven- Urselmans meinte es einfach zu gut mit uns. Um 22.oo Uhr gab es frisch gebackenen Zwiebelkuchen und dazu leckeren Federweißen ! Sonntagmorgen, 8.30 Uhr – jetzt erstmal lecker frühstücken ! Wir durften bis zum Nachmittag bleiben und so ergab es sich, dass die reitbegeisterten Kinder, Jugendlichen und auch Erwachsenen Voll auf ihre Kosten kamen, denn sie konnten direkt zweimal reiten. Nach dem Frühstück noch einmal in der Reithalle, wie auch schon am Vortag und am Nachmittag ging es dann sogar raus ins Gelände. Es war ein so tolles Wochenende, wo einfach alles stimmte und Kinder und Erwachsene gleichermaßen zufrieden waren, dass wir direkt für das nächste Jahr wieder ein Wochenende gebucht haben – vielleicht sind dann auch Sie dabei ! 12 Nikolausfeier am 3. Dezember 2006 Drei Tage zu früh, aber welches Kind stört das schon, kam in unser Zentrum wieder der Nikolaus, gemeinsam mit seinen Helfern, dem kleinen und dem großen Knecht Ruprecht. Diese beiden hatten auch wie in allen Jahren zuvor nichts zu tun, denn bei uns gibt es immer nur artige und fleißige Kinder. Zunächst bekam Frau Gather ein Ständchen zu ihrem Geburtstag gesungen und dann brachte uns Frau Donner mit ihren Akkordeonklängen in die richtige Stimmung und so sangen wir aus voller Kehle, bis dann pünktlich um 15.30 Uhr der Nikolaus kam. Er bedankte sich für den netten Empfang und lobte es sehr, dass er bei uns jedes Jahr mit Gesang empfangen wird und nicht, wie vielerorts, mit Weihnachtsliedern von einer CD. Danach machte er dann wieder seine Runde und begrüßte jedes Kind persönlich, unterhielt sich ausgiebig und verteilte im Anschluss gut gefüllte Nikolaustüten und Geschenke. Ein ganz besonderer Programmpunkt war in diesem Jahr Özgür Kihri, die drei Weihnachtslieder auf ihrer Ukulele spielte. Özgür ist die Jüngste von drei Mädchen, die Einzige mit einem Handicap, aber vielleicht die Ehrgeizigste von den Dreien. Nachdem ihre Schwestern Jülide, links (Keyboard) und Cansu, rechts (Gitarre) auch Instrumente spielen, ließ sie es sich nicht nehmen, auch ein Instrument zu lernen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten, gerade mit den Fingern der linken Hand, die ja die Saiten bedienen müssen, hat sie es nie aufgegeben zu üben und jetzt, eineinhalb Jahre später sitzt sie da, selbstbewusst vor uns, ihren Notenständer vor sich und spielt vor immerhin 15 Familien ihre Lieder ! Ich habe mich mit ihrer Mutter unterhalten und dabei erfahren, dass sie nicht nur bei der Musik einen solchen Ehrgeiz an den Tag legt, sondern ganz genau sagt, was sie will, was ihr wichtig ist. Nicht immer ganz leicht für ihre Mutter, die Wünsche auch in die Tat umzusetzen, aber beim Schwimmverein ist es ihr ebenso gelungen. Özgür ist schon seit vier Jahren mit ihren beiden Schwester im Schwimmverein und hat gerade ihr Seepferdchen gemacht ! Liebe Özgür, Respekt vor so einem starken Willen und so viel Ehrgeiz !! Unsere Geburtstags“kinder“ von Dezember 2006 bis März 2007 Dezember Justin Elting Johannes Esper Florian Fischer Felicia Hochhard Benjamin und Florian Schraber Daniel Sunislawski Liza Vllasalija Jens Windau Februar Januar 2007 Felix Bergmann Hanna Brändel Frau Flink Svenja Goluch Philipp Hürtgen Katrin Krischik Frauke Opfermann Johannes Gunkel Simon und Christian Hellmann Merve Hüner Christina Kuschel Jennifer Meinert Anne Wenzel März Janis Bonn Moritz Kalina Marie- Christin Löffler Nils Scholtes Allen Kindern wünschen wir von Herzen einen tollen Geburtstag mit lieben Freunden, vielen Überraschungen, jeder Menge Spaß und einer riesigen Geburtstagstorte ! Euer Team vom Zentrum für konduktive Therapie in Oberhausen !