18. BILANZ Hotel-Rating - Boutique

Transcription

18. BILANZ Hotel-Rating - Boutique
Luxus Hotel-Rating
Hüttenzauber
Das 18. BILANZ-Hotel-Rating zeigt: Herbergen, die legeren Superluxus
bieten und das Lebensgefühl ihrer Destination vermitteln,
stehen besonders hoch im Kurs – ebenso kleinere Häuser, die mit
eigenständigen Konzepten überraschen.
CLAUS SCHW EITZER TEXT
82 BILANZ 15–16/2014
V
ielleicht lässt sich der Trend am
treffendsten anhand des maledivischen Soneva Fushi erklären: Der diesjährige Sieger
unter den weltbesten Ferienhotels wirkt im Vergleich zu seinen glanzvollen Mitbewerbern
One & Only Reethi Rah (8) oder Cheval Blanc
Randheli (13) wie eine Insel massvoller Bescheidenheit. Hier stehen weder das Ego des Architekten
noch der Pseudo-Perfektionismus einer überambitionierten Hotelgruppe im Vordergrund, sondern
entspannter Luxus von jener Klasse, die kein Blendwerk nötig hat.
Dieselben Gäste, die sich in prestigeträchtigeren
Resorts unmöglich benehmen, jagen hier ihre Arroganz zum Teufel und verhalten sich wieder wie normale Menschen. Statt verwöhnte Reisende sich in
ihrem Geld spiegeln zu lassen, bietet ihnen das
«Soneva Fushi» etwas, das sie das Geld vergessen
lässt: das gute Gefühl vom wahrhaft natürlichen
Leben, bei dem man sich selber sein kann und dennoch alles Angenehme jederzeit zur Verfügung hat.
Fast zwanzig Jahre gibt es das Luxuskleinod von
Sonu und Eva Shivdasani schon, und es wirkt heute
frischer und dynamischer als je zuvor. Einst Wegbereiter des tropischen Eco-Chic, tüftelt das englischschwedische Besitzerpaar unermüdlich an der ständigen Verbesserung dieses glücklichen Orts, an dem
es gelassener zugeht als in anderen Spitzenhotels.
Der Service ist trotzdem mehr als überzeugend, weil
die Freundlichkeit und die gute Laune der
Mitarbeiter authentisch und nicht aufgesetzt ist.
Bestes Ferienhotel der Welt:
Soneva Fushi, Malediven
Die Gäste-Bungalows bieten höchste Werte auf der
Fernwehskala – und der Barfuss-Luxus hat Klasse.
Fotos: PR
Das Inselresort gewinnt die Herzen
von Gästen, die dem hochgezüchteten
Hotelgewerbe und dem zur Schau
getragenen Tamtam misstrauen.
Oft kopiert, nie erreicht. Man fragt sich, warum es so
schwierig ist, diesen Typus von Hotel zu kopieren.
Tatsächlich wurde das «Soneva Fushi» hundertfach
nachgeahmt, doch fehlt es allen anderen an gastlicher Substanz, am Gespür für den Standort und an
dem, was man Seele nennt. Keiner dieser Kopien
gelingt die Kombination aus legerer Atmosphäre
und internationalen Höchststandards punkto Komfort, Küche und Spa so souverän wie hier.
«Luxus leger» ist der neue Ultraluxus, wie ein
Blick auf die aktuellen Ranglisten zeigt. Hotels sollen gern sophisticated und einzigartig sein, aber
bitte superentspannt und «laid-back», so die überwiegende Meinung der 85 beurteilenden Reiseprofis
im Rating der BILANZ. Von den wirklichen Weltklassehotels kommt ein gutes Signal: nur keine
selbstverliebte Perfektion, kein künstliches Getue
und keine gnadenlos durchgepaukten CorporateRichtlinien. Smart Casual ist das Gebot der Stunde.
Die Urteile von 120 Schweizer Tophoteliers bestätigen die Tendenz hin zu gekonnter Lässigkeit ebenso
wie sechshundert eigene Hoteltests (siehe «So wurde
bewertet» auf Seite 90).
Leuchtende Beispiele relaxter Refugien, in denen
sich jeder Gast vollkommen entspannt und dabei 15–16/2014 BILANZ 83
Luxus Hotel-Rating
Nach der Wanderung oder der Skiabfahrt
lockt Europas höchstgelegener Aussenpool (35 Grad). 72 Zimmer und drei Restaurants verströmen eine wohltemperierte
Mischung aus Luxus und Behaglichkeit.
Bestes Ferienhotel der Schweiz:
Rifelalp Resort, Zermatt
überaus ernst genommen fühlt, sind
die Southern Ocean Lodge (3) in Australien, Schloss Elmau (4) in Bayern und
Fregate Island Private (6) auf den Seychellen. Auf mühelose Art entzücken
auch die Réserve Ramatuelle (9) bei
Saint-Tropez, das Belmond El Encanto
(10) im kalifornischen Santa Barbara, das
San Pietro di Positano (17) an der Amaliküste und die Casa Que Canta (38) in
Mexiko. All diese Traumhotels haben
Energie, aber nicht durch Kraftmeierei,
sondern durch Leidenschaft und ein feines Gespür für geniale Schlichtheit.
Buddhistische Coolness. Auch in der Karibik kommt Luxus vermehrt ohne Aufhebens, dafür mit einem beherzten gewissen Etwas daher – etwa im Parrot
Cay by Como (19) auf Turks und Caicos,
im Eden Rock (25) auf Saint-Barthélemy
84 BILANZ 15–16/2014
und im Sugar Beach (59) auf St. Lucia.
Ganz besonders überzeugt das Strandresort Carlisle Bay (16) auf Antigua. Das
Team um Gordon Campbell Gray, den
englischen Hausherrn, verströmt eine
fast buddhistische Coolness und arbeitet
auch im grössten Stress mit konzentrierter Energie. «Es gab mal eine Zeit, da
waren mir die Reaktionen von drei
Hotelkritikern wichtig», sagt der Vielgelobte. «Von diesem Leistungs- und
Erwartungsdruck habe ich mich gelöst.
Heute gibt es einige Millionen Kritiker,
jeder hat eine Meinung und braucht nur
‹Senden› zu drücken, um dein Hotel zu
lieben oder zu killen.»
Nur beste Kritiken hat bislang das
neue Apogée Courchevel (12) erhalten.
Während so manche Luxusherberge im
savoyischen Schickeria-Skiort mehr
Protz als Glamour bietet, kaschiert dieser
Senkrechtstarter der Oetker Collection
seine diskrete Grandeur mit alpiner
Schlichtheit und beeindruckt mit vergleichsweise familiärer Ambiance und
grossartigen Mitarbeitern. Neu und interessant sind auch das Castello di Casole
(20) in der Toskana, das Castell Son
Claret (40) auf Mallorca und das Topping Rose House (50) in den Hamptons –
allen dreien ist jeweils ein ganz eigenständiger Stil voller Genuss, Witz und
Präzision gelungen.
Eine weitere Tendenz zeichnet sich ab.
An den entlegensten Plätzen rund um
den Globus lorieren Luxus-Lodges für
zahlungskräftige Freizeit-Abenteurer, die
Lust auf aussergewöhnliche Erfahrungen
in spektakulärer Natur haben, dabei aber
nicht auf Style und Komfort verzichten
wollen. Ungeahnte Erlebnisse weit weg
von allem bieten die südafrikanischen
Fotos: PR
Die Edel-Lodge verfügt über zwei der kostbarsten
touristischen Rohstofe: eine Lage mit Seltenheitswert und absolute Ruhe. Das Haus vermittelt das
Besondere der alpinen Umgebung in jeder Hinsicht.
Safari-Lodges Singita Sabi Sand Reserve (2), Singita Kruger National Park
(23) und Londolozi (39), die chilenischen
Naturrefugien Tierra Patagonia (47) und
Awasi Atacama (68) sowie die australischen Nobelzuluchten Saffire Freycinet
(63) und Bedarra Island Resort (94).
Luxus, kombiniert mit Natur und Lokalkolorit, ist deinitiv angesagt – man
möchte auf der Reise etwas ganz Spezielles erleben, an das man sich noch lange
erinnert. Tolle Neuigkeiten dazu gibt es
beispielsweise im Segera Retreat (35) in
Kenia, im Aman Resort Amankora (55)
in Bhutan und im Amanoi (89) in Vietnam sowie im Ion Luxury Adventure
Hotel (92) beim isländischen hingvellir
National Park.
In der Schweiz halten sich die Tessiner
Dolcefarniente-Klassiker Eden Roc (2)
und Castello del Sole (4) gut im Rennen.
Allerdings, verglichen mit dem Vorjahr,
in umgekehrter Reihenfolge, was vor
allem Daniel Schälli zu verdanken ist,
unserem «Hotelier des Jahres» (siehe
unten). Seinem gut geschulten Team gelingt es, sich intuitiv auf jeden einzelnen
Gast einzustellen. Das klingt einfach, ist
aber sehr schwer in die Praxis umzusetzen, weil zwischen Verwöhnung und Belästigung ein schmaler Grat verläuft.
Immer mehr setzt sich auch in der
einheimischen Ferienhotellerie der Welttrend nach entspanntem Luxus durch.
Aufallend ist die Ballung legerer Top-
hotels in Zermatt. Auf ganz unterschiedliche Weise erstaunen hier das Omnia
(13), das Cervo (17), das Mont Cervin
Palace (20) und – allen voran – das
Riffelalp Resort, das sich nach drei Jahren den Titel als bestes Schweizer
Ferien hotel zurückeroberte.
Ultimatives Alpenerlebnis. Das «Rifelalp
Resort» gehört zu den proiliertesten und
erfolgreichsten Hotels im Land – und ist
ein begehrter, in den Wintermonaten fast
immer ausgebuchter Leuchtturm für
sportliche Genussmenschen aus aller
Welt, die unbedingt hier und nirgendwo
sonst in den Bergen absteigen wollen. Die
Edel-Lodge bietet das ultimative Alpenerlebnis an einer Lage mit Seltenheitswert und den optimalen Mix aus solider
Swissness und mondäner Gelassenheit.
Vollblutgast geber Hans-Jörg Walther hält
das Hotel vorbildlich auf Kurs und sorgt
unermüdlich dafür, dass seine Mitarbeiter grundlegende Dinge verlässlich gut
machen und ehrliche Gastfreundschaft
statt abgehobenen Service bieten.
Unten im Matterhorndorf lässt das
«Omnia» alles Mittelmass der Welt vergessen. Und im «Cervo» holen Daniel
und Seraina Lauber die Sterne vom Himmel. Sie zählen zu den wenigen unabhängigen Traumtänzern im Land, die
ihren Visionen mehr trauen als den Kalkulationen. In den 35 Zimmern und der
neuen «Owners Lodge» indet sich kein
übertriebener Luxus, doch es stimmt
einfach alles, und schon beim Eintreten
spürt der Besucher den Dialog des Hauses mit dessen Umgebung.
Mit einem ganz eigenen Mix aus
schrägem Brit-Chic und alpinem Flair
legt das komplett umgebaute Grand
Bellevue (18) in Gstaad einen kometenhaften Aufstieg hin. Das Credo des jungen Hoteliers und Mitbesitzers Daniel
Koetser: «Man sollte Luxus nicht so ernst
nehmen, sonst wird es für die Gäste wie
für die Mitarbeiter rasch langweilig.»
Deutlich steigern konnten sich auch
das Alpina Gstaad (7) und das Grand
Hotel Park (15) in Gstaad. Es sind Bastionen des guten Geschmacks, geführt von
unbeirrbaren Gastgebern, welche die
überspannten Ambitionen der Besitzer
mit heiterer Professionalität brechen und
auf ihren Bühnen ein Stück zeitgemässer
Lebenskultur inszenieren.
Während manche Engadiner Alpenpaläste auf etwas angestrengte Art klassisch wirken, geht es in den Gstaader
Häusern viel lockerer zu, als es die Preisklasse nahelegen würde. Insbesondere
das Team um Andrea Scherz im Gstaad
Palace (3) verfügt über eine Leichtigkeit,
die den Gast verwöhnt, ihm aber niemals
auch nur das Geringste aufzwingt.
Lässig, aber nie nachlässig ist auch das
Park Weggis (8), dessen Gourmet lokal
unlängst durch ein unprätentiöses Grillrestaurant ersetzt wurde, in dem hoch- Die guten
Geister
Hotelier des Jahres
Empfangschef des Jahres
Daniel Schälli, «Eden Roc», Ascona
Marcel Bernard, «Beau-Rivage Palace»,
Lausanne
Sie verwöhnen die Gäste,
schütteln Kissen, rühren in
Pfannen, servieren das Essen,
dekantieren den Wein und
machen gelegentlich Unmögliches möglich: Im Herzen
jedes guten Hotels stehen die
Menschen, die dort arbeiten.
BILANZ befragte 120 TopHoteliers und 85 Reiseprois,
welche Persönlichkeiten aus
der Schweizer Hotelwelt in
diesem Jahr zu den Besten im
Land gehören.
Der 37-jährige Bündner steht für eine Generation junger Schweizer Hoteldirektoren, bei
denen Lockerheit und Spass im Zentrum
stehen, die aber auch ungeheuer diszipliniert und präzise sind. Seit drei Jahren führt
Schälli das «Eden Roc»
– mit allen Qualitäten,
die einen guten Gastgeber auszeichnen.
Er kann aufmerksam
zuhören, Bedürfnisse
vorausahnen und
gekonnt improvisieren.
Schälli garantiert die verlässliche Umsetzung qualitativer Ziele und gefällt mit
charmanter Souveränität im Umgang mit
Gästen, Mitarbeitenden und Lieferanten.
Inmitten von all dem Hin und Her der Gäste
in der Hotelhalle steht Marcel Bernard und
zieht viele unsichtbare Fäden in einem Spiel
mit eigenen Regeln. Er ist persönlicher
Ansprechpartner der
Gäste, das Universallexikon des Hauses,
aber auch dessen
Firewall. Seine intimen
Kenntnisse über kleine
Pikanterien und extravagante Spleens, über
Tragisches und Tratsch aus den Abgründen
des Allzumenschlichen dringen nie an die
Öfentlichkeit. Auch die Kunst der Ankunft
und der Abreise beherrscht er perfekt.
15–16/2014 BILANZ 85
Luxus Hotel-Rating
Das «Beau-Rivage Palace» und das «Dolder Grand» behaupten sich an der Spitze –
und das «Widder Hotel» nähert sich den Besten im Land.
Rang
Bewertungssäule*
2014 2013
Hotel Ort
A
B
C
D
1
1
Beau-Rivage Palace Lausanne Ouchy
01
04
01
04
Note ø
2
2
The Dolder Grand Zürich
04
01
02
07
3,50
3
6
La Réserve Genève Genf Bellevue
03
03
09
03
4,50
2,50
4
3
Fairmont Le Montreux Palace Montreux
07
02
08
02
4,75
5
7
Widder Hotel Zürich
05
06
04
05
5,00
6
4
Les Trois Rois Basel
06
08
05
03
5,50
7,25
7
5
Baur au Lac Zürich
08
09
03
09
8
9
Four Seasons Hotel des Bergues Genf
02
12
07
10
7,75
9
8
Park Hyatt Zürich Zürich
10
05
11
07
8,25
10
13
Mandarin Oriental Geneva Genf
09
07
16
06
9,50
11
15
Lausanne Palace Lausanne
12
11
10
14
11,75
12
10
Victoria-Jungfrau Interlaken
18
13
06
11
12,00
13
16
Le Mirador Kempinski Mont-Pèlerin
13
14
13
15
13,75
14
12
Trois Couronnes Vevey
22
10
12
13
14,25
15
11
Schweizerhof Bern
14
18
14
12
14,50
Die weltbesten Stadthotels
New York und London stechen mit jeweils dreizehn Hotels unter den 100 Weltbesten heraus. Den neuen Goldstandard setzt das «Mandarin Oriental New York».
Rang
Bewertungssäule*
2014 2013
Hotel Ort
A
B
C
D
1
2
Mandarin Oriental New York New York
04
04
07
01
Note ø
4,00
2
3
The Upper House Hongkong
02
07
03
05
4,25
3
37
The Greenwich Hotel New York
09
01
05
06
5,25
4
1
The Connaught London
07
02
04
09
5,50
5
7
The Peninsula Hong Kong Hongkong
06
12
02
03
5,75
6
11
Belmond Hotel Cipriani Venedig
10
06
03
07
6,50
7
6
Four Seasons Hotel New York New York
03
09
01
14
6,75
8
5
Park Hyatt Tokyo Tokio
01
10
06
17
8,50
9
9
Royal Mansour Marrakesch
14
08
11
10
10,75
10
8
Hotel Bel-Air Los Angeles
16
17
08
04
11,25
Crosby Street Hotel New York
13
13
17
03
11,50
The Mark New York
15
03
13
16
11,75
15
15
08
12,50
11
18
12
4
13
22
Corinthia Hotel London London
12
14
67
Aman Canal Grande Venice Venedig
05
14
18
16
13,25
15
20
Brown’s Hotel London
11
05
25
18
14,75
Die besten Schweizer Dreisterne- und
Unique-Boutique-Stadthotels
Das «Krafft Basel» bleibt ungeschlagen an der Spitze, während das «25hours
Zürich West» auf den zweiten Platz vorprescht.
Rang
Bewertungssäule*
2014 2013
Hotel Ort
A
B
C
D
1
1
Kraft Basel Basel
01
01
04
04
Note ø
2
9
25hours Zürich West Zürich
02
04
03
06
3,75
3
2
Hotel Bad Bubendorf Bubendorf
10
03
02
01
4,00
2,50
4
6
Greulich Zürich
04
06
07
03
5,00
5
4
Der Teufelhof Basel
03
05
01
12
5,25
Sorell Hotel Rigiblick Zürich
08
02
05
09
6,00
Gasthof Hirschen Eglisau
07
10
06
02
6,25
Kartause Ittingen Warth-Weiningen
12
16
08
10
11,50
Wassberg Forch
09
14
11
13
11,75
The Passage Basel
–
13
14
15
14,00
6
7
7
10
8
NEU
9
14
10
NEU
* A = Umfrage Top-Hoteliers; B = BILANZ-Hoteltest; C = Wertungen Fachguides /Testportale; D = Umfrage Reiseprois.
Siehe «So wurde bewertet» auf Seite 90.
Das vollständige Hotel-Rating mit den weiteren Rängen inden Sie unter www.bilanz.ch
86 BILANZ 15–16/2014
wertige
Fleischspezialitäten ohne
kochkünstlerischen Klimbim serviert
werden. Weitere stilvoll entspannte Sehnsuchtsorte sind das Giardino (10) in Ascona, die Villa Honegg (12) auf dem Bürgenstock, das Grand Hotel Kronenhof
(14) in Pontresina, das Ermitage (19) in
Schönried und das Victoria (30) in Glion.
Neue Kettenhotels. Können die Newcomer mit etwas Eigenständigem verblüffen? Wir meinen: Das Chedi Andermatt
(28) ist eine gut geölte Dienstleistungsmaschine mit vielen zeitgeistigen Zugaben, aber ohne Zauber. Das W Verbier
(46) und das «InterContinental Davos»
tragen zwar zu einer frischen Dynamik
in den Bergorten bei, sind aber bei genauerer Betrachtung austauschbare Kettenhotels mit professionellen Teams. Das
«Crans Ambassador» in Crans-Montana
sowie das «Resort Collina d’Oro» und das
Kurhaus Cademario am Luganersee sind
noch nicht ganz in der Spur, haben aber
Potenzial und gehören zu den Hoffnungsträgern.
In der Kategorie der Dreisterne- und
Unique-Boutique-Ferienhotels dreht sich
die Qualitätsspirale dank attraktiven
Neueinsteigern wie dem Spitzhorn (2) in
Saanen oder dem Romantik Hotel
Muottas Muragl (10) im Engadin nach
oben. Bemerkenswert ist die andauernde
Top-Platzierung des Cœur des Alpes (1)
in Zermatt. Das Erfolgsgeheimnis? Chef-Concierge des Jahres
Giuseppe Pesenti,
«Badrutt’s Palace», St. Moritz
Für zwei Gäste, die dieselbe Frage stellen,
gibt es zwei verschiedene Antworten. Was
für den einen genau richtig ist, ist für den
anderen gar nicht gut. «Man muss die Gäste
rasch einschätzen und
intuitiv verstehen
können», umschreibt
Pesenti seine Aufgabe.
Er ist stets auf alles
gefasst. Seine voraussehende Arbeitsweise
und sein gutes Netzwerk geben ihm die Souveränität, sodass er
fast jeden Wunsch erfüllen kann. Er sagt:
«Wichtig ist es, dass man immer den richtigen Türöfner kennt.»
Fotos: PR
Die besten Stadthotels der Schweiz
Eben noch brauste der Verkehr am
Columbus Circle, dann befördert der Lift
die Gäste in die Hotellobby im 35. Stockwerk und – wamm! Der Ausblick auf
Central Park und ungezählte Wolkenkratzer macht den Gast atemlos.
Weltbestes Stadthotel:
Mandarin Oriental, New York
Das Haus gibt dem Reisenden das Gefühl, dass er im
Mittelpunkt des Big Apple angekommen ist. New York
wird hier und von hier aus zum Erlebnis, zugleich
kann man der Hektik stilvoll entliehen.
Hotelkoch des Jahres
Peter Knogl, «Les Trois Rois», Basel
Viele haben den 45-jährigen Bayern unterschätzt wegen seiner Zurückhaltung, seiner
Bescheidenheit und der ganz beiläuigen
Brillanz seiner kulinarischen Darbietungen
im Gourmetrestaurant «Cheval Blanc».
Peter Knogl entzieht
sich jenen Verrenkungen in der Küche und
auf dem Teller, denen
sich viele Spitzenköche
unterwerfen. Seinen
sich selbst erklärenden, mehrheitlich
mediterran inspirierten Gerichten wohnt
bei allem perfektionistischen Streben eine
lässige Heiterkeit inne, die Lust und Laune
bereitet.
Maître d’hôtel des Jahres
Jenifer Strube,
«Giardino», Ascona, und «Giardino
Mountain», Champfèr / St. Moritz
Zum Erfolg des Gourmetlokals «Ecco» in
Ascona (Sommer) und St. Moritz (Winter)
trägt nicht nur Ausnahmekoch Rolf Fliegauf
bei, sondern auch die
Restaurantleiterin
Jenifer Strube aus
Berlin. Sie umsorgt den
Gast auf unscheinbar
eiziente Weise – und
versteht es, jeden Teller
so zu servieren, dass
ein Zauber von ihm auszugehen scheint. Sie
nervt nie mit Endlos-Ansagen, und keiner
aus ihrem Team redet zu viel oder fällt Gästen, die im Gespräch sind, ins Wort.
Sommelier des Jahres
Martin Müller,
«Parkhotel Bellevue & Spa», Adelboden
Wein ist eine Herzenssache des Hoteldirektors Martin Müller und der Weinkeller auch
für jene interessant, die meinen, schon alles
zu kennen. Der Herr über 850 verschiedene
Etiketten ist von seinem Wissen durchdrungen, sodass er
damit nicht blenden
muss. Im Gegenteil,
man bekommt sofort
gute Laune, vor allem
wenn er nicht nur über
die berühmten Gewächse aus dem Burgund
und dem Bordelais ins Schwärmen gerät,
sondern sich mit demselben Engagement für
junge einheimische Winzertalente einsetzt.
15–16/2014 BILANZ 87
Luxus Hotel-Rating
Rang
Bewertungssäule*
Hotel Ort
A
B
C
D
1
5
Rifelalp Resort 2222m Zermatt
03
02
07
02
Note ø
2
3
Eden Roc Ascona
05
04
03
03
3,75
3
2
Gstaad Palace Gstaad
01
01
05
09
4,00
4
1
Castello del Sole Ascona
06
03
04
05
4,50
5
4
Tschuggen Grand Hotel Arosa
11
06
02
07
6,50
6
6
Suvretta House St. Moritz
02
15
09
01
6,75
7
24
The Alpina Gstaad Gstaad
12
05
07
04
7,00
8
13
Park Weggis Weggis
04
08
11
06
7,25
3,50
9
7
Grand Resort Bad Ragaz Bad Ragaz
09
13
01
12
8,75
10
9
Giardino Ascona
15
10
08
08
10,25
10,75
11
12
Badrutt’s Palace St. Moritz
16
11
06
10
12
8
Villa Honegg Ennetbürgen
10
07
16
14
11,75
13
14
The Omnia Mountain Lodge Zermatt
07
09
18
15
12,25
14
11
Grand Hotel Kronenhof Pontresina
08
14
12
18
13,00
15
34
Grand Hotel Park Gstaad
17
12
13
13
13,75
Die weltbesten Ferienhotels
Viele Hotels haben es auf vordere Ränge geschafft, die eher auf Charme und edle
Gelassenheit setzen als auf kühle Perfektion oder grandioses Blendwerk.
Rang
Bewertungssäule*
2014 2013
Hotel Ort
A
B
C
D
Soneva Fushi Malediven
04
03
06
05
Note ø
1
12
2
6
Singita Sabi Sand Reserve Südafrika
03
04
09
03
4,50
4,75
3
4
Southern Ocean Lodge Kangaroo Island / Australien
06
01
04
09
5,00
5,25
4
2
Schloss Elmau Spa & Cultural Hideaway Bayern
08
02
07
04
5
3
Amanpuri Phuket/Thailand
05
09
02
07
5,75
6
17
Fregate Island Private Seychellen
01
07
05
12
6,25
7
1
Huka Lodge Taupo/Neuseeland
09
06
03
08
6,50
8
7
One & Only Reethi Rah Malediven
14
10
01
02
6,75
9
11
La Réserve Ramatuelle Côte d’Azur
11
05
13
06
8,75
10
28
Belmond El Encanto Santa Barbara / Kalifornien
05
08
10
13
9,00
11
9
North Island Seychellen
02
19
15
01
9,25
12
NEU
L’Apogée Courchevel Courchevel
07
15
14
10
11,50
13
NEU
Cheval Blanc Randheli Malediven
13
16
08
11
12,00
Alila Villas Uluwatu Bali
17
13
12
14
14,00
Belmond Splendido Portoino/Ligurien
12
11
17
17
14,25
14
5
15
29
Die besten Schweizer Dreisterne- und
Unique-Boutique-Ferienhotels
Seit Jahren Abonnent auf die Höchstnote und erneut top: das «Cœur des Alpes»
in Zermatt. Das neue «Spitzhorn» in Saanen kam auf Anhieb auf den 2. Rang.
Rang
Bewertungssäule*
2014 2013
Hotel Ort
A
B
C
D
Cœur des Alpes Zermatt
04
01
05
03
Note ø
Spitzhorn Saanen
01
03
06
05
3,75
In Lain Hotel Cadonau Brail im Engadin
06
02
01
07
4,00
1
1
2
NEU
3,25
3
2
4
NEU
Riposo Ascona
02
08
08
01
4,75
5
4
Backstage Hotel Vernissage Zermatt
07
04
04
06
5,25
6
3
Misani Celerina
05
11
02
04
5,50
7
10
Boutique-Hotel Schlüssel Beckenried
16
06
03
02
6,75
8
8
Bellavista Silvaplana-Surlej
03
09
07
09
7,00
9
11
Collinetta Ascona
12
05
12
08
9,25
10
NEU
Romantik Hotel Muottas Muragl Samedan
08
14
11
12
11,25
* A = Umfrage Top-Hoteliers; B = BILANZ-Hoteltest; C = Wertungen Fachguides /Testportale; D = Umfrage Reiseprois.
Siehe «So wurde bewertet» auf Seite 90.
Das vollständige Hotel-Rating mit den weiteren Rängen inden Sie unter www.bilanz.ch
88 BILANZ 15–16/2014
Rebellion gegen Trendiges. Die Entwicklung der Stadthotellerie in den letzten
fünfzehn Jahren ist eine Parabel der
Globalisierung – und des wachsenden
Widerstands gegen die globale Gleichschaltung. Die Abneigung gegen gräulich-bräunlich-grünliche Interior Designs und stereotype Lifestyle-Angebote
führt zu einer Sehnsucht nach einzigartig Neuem wie auch nach charaktervoll
Klassischem.
Diese Tendenz spiegelt sich in den aktuellen Ranglisten. In den Weltmetropolen sind deutlich weniger Filialen der
grossen Luxusmarken vertreten, dafür
mehr unabhängige Boutiquehotels mit
unverwechselbarem Proil sowie charismatische Ableger von kleineren Hotelgruppen, etwa von Mandarin Oriental,
Peninsula, Aman Resorts, Firmdale,
Viceroy und Belmond (zuvor Orient Express Hotels).
Um das Einzigartige und das gewisse
freche Etwas der stilprägenden Boutiquehotels zu verstehen, muss man nur
einen Blick ins Greenwich (3) in Manhattan werfen, das mit selbstbewusstem
Understatement und kaum zu über- Barchef des Jahres
Andy Walch,
«Hotel Schweizerhof Bern», Bern
Der 26-jährige, mehrfach ausgezeichnete
Cocktailmeister und Barchef in der LobbyLounge-Bar vom «Schweizerhof» kommt
ohne die in Grossteilen der Barszene herrschende Wichtigtuerei aus. Auch sein
Umgang mit Gästen
überzeugt: Wer Beratung braucht, erhält
eine nette Rundumbetreuung; wer weiss,
was er will und in
Ruhe gelassen werden möchte, wird zurückhaltend bedient. Im Herbst wird Andy
Walch die Schweiz an der Cocktailmeisterschaft in Kapstadt vertreten.
Fotos: PR
Das «Riffelalp Resort» ist bodenständig und hochexklusiv zugleich – und eroberte
nach drei Jahren die Goldmedaille zurück.
2014 2013
«Wir holen die Menschen einfach so
ab, wie sie sind», sagen die Gastgeber
Leni und homas Müller-Julen. Die
Gäste kommen, weil sie hier eine
menschliche Heimat haben – eine Art
erweitertes Zuhause.
Die besten Ferienhotels der Schweiz
Die Grandhotel-Magie wurde für
die Gegenwart aufdatiert. Von
der Lobby-Lounge (links) bis zu
den frisch renovierten Zimmern
ist alles ganz von heute.
Bestes Stadthotel der Schweiz:
Beau-Rivage Palace, Lausanne
Der Belle-Epoque-Palast überzeugt mit unverwechselbarer Identität. Nach einem Aufenthalt
im «Beau-Rivage Palace» ist jede Nacht in einem
anderen Schweizer Stadthotel schwierig.
Hausdame des Jahres
Elisabeth Dal Ponte,
«Widder Hotel», Zürich
Gut möglich, dass Sie Elisabeth Dal Ponte
und ihren Room Maids gar nie persönlich
begegnen. Schliesslich treten sie ihren Dienst
an, während Sie gerade frühstücken oder in
der Stadt unterwegs
sind. Aber das Ergebnis ihrer Arbeit lässt
sich sehen: Gründlicher geplegte Zimmer
und Bäder, frischere
Wäsche und Blumen
gibt es kaum. Dank
perfekter Logistik und richtigem Timing
gerät das Housekeeping-Team im «Widder
Hotel» selbst beim grössten Gästeansturm
nicht ins Schleudern.
Spa-Leiterin des Jahres
Petula Elzenaar, «The Alpina», Gstaad
Gäste, die blass und erschöpft im «Alpina»
ankommen, können davon ausgehen, strahlend und quicklebendig wieder abzureisen.
Dafür sorgen die diferenzierten Wellbeingund Gesundheitskonzepte im Six Senses
Spa. Und dafür sorgt
Petula Elzenaar, die
selbst das beste Beispiel für die Wirksamkeit der Behandlungen
und Detox-Programme im Alpenpalast ist. Bei der
ebenso umgänglichen wie weltgewandten
Holländerin ist man in allerbesten Händen,
wenn man lustvoll zu neuer Vitalität und
Balance inden will.
Hotelunternehmer des Jahres
Brigitte und Christian
Hoefliger-von Siebenthal,
«Romantik Hotel Hornberg»,
Saanenmöser
«Die Authentizität und die gelebte Gastfreundschaft sind uns das Wichtigste», sagen
Brigitte
und Christian
Hoeliger. Vor elf
Jahren haben
die beiden das
Chalethotel von
Brigittes Eltern
übernommen. Seitdem sind sie, ohne
Mäzene im Rücken, dafür mit Herz und
Verstand, ihrem eigenen Stil gefolgt und
haben bei den zahlreichen Erneuerungen des
Viersternehauses alles richtig gemacht.
15–16/2014 BILANZ 89
Luxus Hotel-Rating
METHODIK
So wurde bewertet
Zur Ermittlung der besten Hotels stützt sich BILANZ auf ein vierteiliges Verfahren ab,
das ein breites Spektrum an Quellen abdeckt.
Das BILANZ-Hotel-Rating
ist der umfassendste Hotelvergleich in der deutschsprachigen Medienwelt.
Es basiert auf folgenden vier
Bewertungssäulen:
A: Umfrage bei Top-Hoteliers.
BILANZ befragte 120 führende
Schweizer Hoteliers, wo sie am
liebsten absteigen – ausser bei
sich selber. Aus den insgesamt
mehr als 4000 schriftlich erhobenen Hotelempfehlungen
wurden Ranglisten in sechs
Kategorien erstellt. Bei der
Benotung der Hotels waren
die Anzahl der Nennungen
und der Wertungsdurchschnitt
ausschlaggebend.
B: BILANZ-Hoteltests. Die
Resultate basieren auf mehr
als 600 Hotelbesuchen in den
vergangenen 24 Monaten. Die
Hotels wurden bewertet nach
je 20 infrastrukturellen Kriterien (Spa- und Business-Einrichtungen, Zimmerkomfort,
Restaurants usw.) und wei-
treffender Detailplege den steilsten
Aufstieg hinlegte. Die Lobby-Lounge mit
prasselndem Kaminfeuer vermittelt dem
Gast das Gefühl elitärer Intimität, der
Innenhof und das Spa mit Pool sind
wunderbare Rückzugsoasen für urbane
Nomaden, während im Restaurant «Locanda Verde» das Gefühl pulsierenden
Lebens entsteht. Die Materialien sind
durchwegs hochwertig, die Kunstwerke
echt – sie stammen teilweise von Robert
De Niro sr., dem Vater des Schauspielers
und heutigen Hotelbesitzers. Zahlreiche
VIPs, die nicht als solche behandelt werden wollen, steigen hier ab. Vom Türste-
chen Kriterien (Servicekultur,
Detailplege, Innovationskraft,
Charakter und Einzigartigkeit
des Hauses usw.).
C: Aktuelle Wertungen der
Fachguides und Testportale.
BILANZ rechnete die Einstufungen von relevanten Reiseund Gastro-Publikationen
sowie die Voten der grossen
Testportale in ein einheitliches
Notensystem um. Zur Eruierung der weltbesten Hotels
ermittelte BILANZ zudem
her bis zum Barmann agiert das Hotelteam ultraprofessionell und mit einer
feinen Distanz. Es ist nicht so erhitzt wie
oft die führenden Luxushotelketten.
Emotionale Verbindung. Von ähnlicher
individueller Klasse sind The Upper
House (2) in Hongkong, das Crosby
Street Hotel (11) in New York, das neue
Ham Yard (21) in London, The Siam (49)
in Bangkok und das Hub Porteño (51) in
Buenos Aires. Jedes dieser Häuser fängt
die ganz speziellen Vibes seiner Umgebung ein und lässt das Lebensgefühl für
die jeweilige Stadt auf ultimative Art
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den Durchschnitt der Ratings
in international massgeblichen Publikationen.
D: Erfahrungen der Reiseprofis
und Tagungsveranstalter. 85
Hotelkenner, Reiseprois und
Tagungsveranstalter wurden
im Mai 2014 zu ihrer Wahrnehmung der führenden
Hotels befragt. Ausschlaggebend war dabei einerseits die
Empfehlungshäuigkeit, andererseits die Beurteilung von
acht qualitativen Kriterien.
spürbar werden, ohne plump beim Zeitgeist anzudocken.
«Heute ist es besonders wichtig, dass
ein Hotel dem Gast hilft, eine emotionale
Verbindung mit der Destination einzugehen», sagt Susanne Hatje, Hoteldirektorin im Mandarin Oriental New York (1).
Das fällt beim neuen Primus unter den
internationalen Stadthotels leicht: Die
Lage am Columbus Circle könnte kaum
zentraler sein, die 244 Zimmer beginnen
in der 36. Etage und überblicken die
meisten anderen Wolkenkratzer und
das nächtliche Beleuchtungstheater. Die
Lobby mit Sicht auf den Central Park ist
der Inbegriff von Bright-Lights-Big-CityGlamour, und vom 23-Meter-Pool schaut
man auf den Hudson. Trotz orientalischem Serviceverständnis und dezentem
asiatischem Dekor gibt das Hotel dem
Reisenden zu jedem Zeitpunkt das Gefühl, dass er im Mittelpunkt des Big
Apple angekommen ist.
Die Erkenntnis, die Destination optimal erlebbar zu machen, ist eigentlich
alt: Bereits vor hundert Jahren verkörperte das Raffles Singapore (28) die
Quintessenz von Singapur besser als
jedes andere Hotel der Stadt. Ähnliches
lässt sich über The Peninsula Hong
Kong (5), Le Meurice (29) in Paris, das
Adlon Kempinski (33) in Berlin und das
Belmond Copacabana Palace (35) in Rio
de Janeiro sagen.
Auch The Connaught (4), das Belmond Hotel Cipriani (6) und das Hotel
Bel-Air (10) bringen den Esprit von London, Venedig und Los Angeles auf eine
Weise zum Ausdruck, dass man als Hotelgast die Stadt eigentlich gar nicht
mehr besuchen muss. So wie man bei
einem Aufenthalt im Park Hyatt Tokyo
(8), im Royal Mansour (9) und im
Address Downtown (16) glaubt, man
habe Tokio, Marrakesch und Dubai bereits hautnah erlebt.
Vermehrt überraschen City-Herbergen mit unvergesslichen Erfahrungen
ausserhalb der Hotels. Wer im Aman
Canal Grande Venice (14) eincheckt, erschliesst sich nicht nur ein stylisches
Zimmer, sondern erhält Zugang zum
Besten, was Venedig zu bieten hat. Da
winken etwa ein Besuch des Dogenpalasts ausserhalb der Öffnungszeiten oder
eine fachkundige Führung zu verborgenen Gärten privater Palazzi. Das bestens
vernetzte Hotelteam öffnet Türen und
vermittelt jedem Gast die passenden lokalen Insider.
Weitere erwähnenswerte Neuzugänge sind das J.K. Place Roma (34),
das Viceroy New York (40), das Mandarin Oriental Pudong (24) in Shanghai,
das Opposite House (65) in Peking und
das Palihouse Santa Monica (92) in
Los Angeles.
Insgesamt wenig Bewegung gab es bei
den Schweizer Stadthotels. Nur das Beste
bietet unverändert das erstplatzierte
Beau-Rivage Palace in Lausanne. Soeben hat der Pariser Innenarchitekt
Pierre-Yves Rochon hundert Zimmer in
cooler Opulenz fertig renoviert, und Ho-
teldirektor François Dussart sorgt zielbewusst für eine entspannte Ambiance im
weitläufigen Belle-Epoque-Palast. Auch
im Dolder Grand (2) und im Fairmont
Le Montreux Palace (4) ist stets das
Commitment der Hoteliers zu spüren.
Während sich das Widder Hotel (5) in
Zürich qualitativ erfreulich entwickelt
und im Spätherbst das vielversprechende
Zweitlokal «AuGust» am Rennweg eröffnet, stellen wir im Baur au Lac (7) geplegte Stagnation fest.
Das Victoria-Jungfrau (12) scheint
auch nach dem Verkauf an die Beteiligungsgesellschaft Aevis mehr mit den
Problemen unternehmerischer Strukturen beschäftigt als mit dem Gast. Es fehlen der Biss und die Handschrift von
einst, und die angekündigten Renovationen lassen auf sich warten.
Genfersee-Hotels im Aufwind. Im deutlichen Aufwärtstrend ist die Genferseeregion. Zu den Durchstartern zählen hier
das Genfer City-Resort La Réserve
Genève (3), das von Verkaufsgerüchten
umwehte Lausanne Palace (11) und das
Mirador Kempinski (13) ob Vevey. Alle
drei Häuser zeigen, dass die Regie eines
passionierten Gastgebers aus einem
guten Hotel ein sehr gutes machen kann.
Um einige Ränge steigern konnten sich
auch das Art Deco Hotel Montana (16)
in Luzern, das Beau-Rivage Neuchâtel
(18) und die Villa Principe Leopoldo (21)
in Lugano. Das ungewöhnlichste Stadthotel der Schweiz, das teilweise auf Pfählen im See stehende Palafitte (24) in
Neuenburg, konnte sein Formtief überwinden und bietet ein unvergleichliches,
an die Malediven erinnerndes Erlebnis
für Menschen, die sich aus dem Alltag
träumen wollen.
Weltweit gross im Kommen sind sogenannte Neighborhood Hotels. Lokal verwurzelte Hotels, die ihr Stadtviertel
massgeblich prägen und Einheimischen
wie Hotelgästen als erweitertes Wohnzimmer dienen. Kein anderes Haus in der
Schweiz verkörpert diesen Trend besser
als das Krafft Basel, das erneut auf dem
ersten Platz der heimischen Dreisterneund Unique-Boutique-Stadthotels landet. Die Gastgeber Franz-Xaver Leonhardt und Andi Steiner verbreiten eine
ruhige Dynamik und lassen alles leicht
wirken, obwohl viel Arbeit hinter ihrem
Hotel steckt. Was leicht aussieht, ist oftmals das Schwierigste.
•
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14.95
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Wallis.
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