Kommentare - Fair Fish
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Stellungnahmen zum Konzept der neuen fair-fish-Fischliste Übersicht über die Stellungnahmen von: • Sara Wehrli, Fachstelle Wildtiere, Schweizer Tierschutz (im folgenden: STS) • Alison Mood, fishcount.org, London (fishcount) • Rainer Froese, Geomar/Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung und FishBase.org • Mariann Breu, WWF Seafood Group, Zürich (WWF) • Henriette Mackensen, Tierschutzakademie, Deutscher Tierschutzbund (DTSchB): bei jedem Punkt mit der Bemerkung «Wir stimmen mit der Bewertung von fair-fish überein.» • ferner zwei Fisch-Einkäufer grosser Detailhandelsketten, die nicht zitiert werden möchten. • schliesslich ein Konsument, der zu allen Punkten jeweils mit «Okay» Stellung nahm • Kommentare: Billo Heinzpeter Studer, fair-fish.net Nicht im Detail äusserten sich: • die Präsidentin von OceanCare: Momentan habe ich leider nicht die Zeit, mich vertieft mit dem Konzept der neuen Fischliste auseinanderzusetzen. Bei OceanCare haben wir ein sehr kleines Team. Gerne versichere ich Euch unsere ideelle Unterstützung für alle fair-fish-Anliegen. • der Präsident des Schweiz Berufsfischerverband (SBFV), «da das Konzept vor allem über Meerfische und Meeresfischerei geht». Schade, denn die Fischliste betrifft durchaus auch die Binnenfischerei, z.B. Stellnetze. 1. Allgemeine Beurteilung Was halten Sie vom methodischen Ansatz der neuen fair-fish-Fischliste? Ist er inhaltlich plausibel? Bringt er Nutzen für interessierte Konsument/innen? Was gefällt Ihnen daran besonders? Was gefällt Ihnen nicht? STS: Grundsätzlich bin ich mit eurer Liste sehr einverstanden und habe nicht viel beizufügen. Tolle Arbeit! Stellungnahme nur für Tierschutz-Aspekte: Ansatz gefällt mir grundsätzlich gut; es gibt aus meiner Sicht auch nichts anzufügen aus methodischer Sicht. Eine plausible und vgl.weise einfache Methode der Berechnung einer „Note“ für die verschiedenen Fangmethoden, wobei Intensität und Dauer des Fischleids eine Rolle spielen. Wichtig und richtig ist sicher auch, dass bei der Suchabfrage jeweils das „worst case“-Szenario ausschlaggebend ist; so ist man auf der sicheren Seite. Mir ist allerdings bei dem Blatt „Suchabfrage KonsumentIn“ nicht ganz klar, wie die Suchabfrage im Einzelnen funktioniert, und ob das nur ein Beispiel ist? (Wie ist die Suchabfrage genau zu lesen…?). Für die Verständlichkeit durch den Konsumenten müsste daran sicher noch gearbeitet werden… siehe verbesserte 2. Version DTschB: Da wir inhaltlich auf gleicher Linie stehen und Ihren Bewertungen folgen konnten, gab es wenig anzumerken. Dennoch wollten wir an der Befragung teilnehmen, da wir die Arbeit von fair-fish mit Interesse verfolgen und wir diese auch unterstützen möchten. Gerne nehmen wir auch an der geplanten Befragung zu Fischen aus Zuchten teil. Grundsätzlich ist der neue Ansatz von fair-fish sehr zu begrüßen. Dem Verbraucher ist es sicherlich von Nutzen aufgeschlüsselt zu bekommen, aus welchem Grund welcher Fisch besser nicht konsumiert werden sollte und welche Fangmethoden als besonders tierschutzwidrig oder nachteilig für das Ökosystem zu betrachten sind. Besonders wünschenswert wäre, wenn der Verbraucher zusätzlich im Internet die Möglichkeit hätte, durch einen Mausklick direkt mehr Hintergrundinformationen zur jeweiligen Fangmethode bzw. zur jeweiligen Fischart oder Fanggebiet zu erhalten. Zur Bewahrung der Transparenz sollte auf diesen Seiten auch ausführlicher begründet sein, was zur Abwertung einer Methode / eines Fanggebietes geführt hat. Es ist so vorgesehen, dass die einer Beurteilung zugrunde liegenden Überlegungen zum Anklicken hinterlegt werden. fishcount: It did not seem to us that the basis for scoring was fully explained - are you going to give references? I hope you will notice improvement in the second round. Dez. 2014 hps Stellungnahmen zur fair-fish-Fischliste – 1. Runde 1/8 Froese: Im Aufbau der Fischliste bitte FishBase nicht erwähnen. Die Beurteilung ist die Ihre, selbst wenn Sie Daten von uns benutzen. In einer ersten Phase werden wir einfach die von FishBase.org veröffentlichten Daten über die betreffende Art zitieren. In einer späteren Phase wollen wir spezifische Bestandesdaten aus den jeweils aktuellsten Quellen zitieren (die Finanzierung hierfür steht noch nicht). WWF: Gewünscht ist ja Input zu den einzelnen Kriterien und insbesondere zur Gewichtung. Aber dies ist eigentlich nur möglich, wenn man weiss wie die Grenzen zwischen den Kategorien verlaufen und aufgrund von welchen Quellen die Einschätzungen zustande kommen. Dies betrifft v.a. die Kriterien zum Oekosystem. Die Überlegungen und ihre Quellen sollen wie gesagt nachvollziehbar gemacht werden. Die Einschätzungen werden freilich immer ein Stück weit arbiträr bleiben, zum einen, weil exakte Daten oft fehlen, zum andern, weil die Kategorisierung der Fangmethoden nicht jedem Einzelfall gerecht werden kann. Grossdetailhandels-Einkäufer: Ich muss Sie mit einer nur punktuellen Stellungnahme vertrösten. Bei zahlreichen der aufgeführten Kriterien sind wir nämlich beim Besten willen nicht in der Lage zu beurteilen, ob Ihre Einschätzungen, Bewertungen und Gewichtungen korrekt sind. Unsere Firma ist keine Umweltorganisation, Tierschutzfachstelle oder Ökobilanzierungsstelle. Zu den einzelnen Kriterien kann ich mich also nicht im Detail äussern. Es ist gut ersichtlich, dass Sie sich sehr viel Gedanken gemacht haben wie eine Fischbewertung anders gemacht werden kann als heutige Bewertungen (WWF, Greenpeace, FOS, etc…). Sie schreiben "Ziel war es, unsere Einkaufsempfehlungen besser in Einklang mit unseren Anliegen zu bringen." Ich habe nicht ganz verstanden welche Ihrer Anliegen in den Fischführern, die heute schon lanciert sind, ungenügend berücksichtigt sind? Ist es hauptsächlich der Aspekt Tierwohl, oder vielmehr die Menge des Fischkonsums der anfragenden Person? Genau: In den bestehenden Fischführern vermissen wir a) das Kriterium Tierschutz und b) die Beschränkung des Fischkonsums als Massnahme zum Wiederaufbau der Fischbestände. 2. Fangmethoden Ist die gewählte Kategorisierung der Fangmethoden für Sie zutreffend? Gibt es weitere Fangmethoden, die separat bewertet werden müssten? STS: Kategorisierung so ok; noch mehr Methoden machen die Sache nur unübersichtlich… Froese: • Ringwaden finde ich eigentlich besser als in Ihrer Beurteilung, weil sie wenig Beifang haben und relativ kurzes Leid zufügen. Schnelles Töten nach Fang sollte durch Technik möglich sein. • Harpunen sehe ich zwiespältig, wegen Missbrauch beim Tauchen und Benutzung beim Walfang. Beide Inputs berücksichtigt in der neuen Version. Froese (Forts.): Ich würde die Fangmethoden eher so einteilen: Umweltbelastung Beifang Gesamturteil geschleppt hoch sehr hoch unakzeptabel stationär gering gering akzeptable geschleppt gering hoch unaktzeptabel stationär gering gering akzeptable Grundberührend Nicht grundberührend In Bezug auf Umweltbelastung und Beifang berücksichtigt; die Belastung der gefangenen Tiere variiert aber unabhängig von dieser Einteilung. Dez. 2014 hps Stellungnahmen zur fair-fish-Fischliste – 1. Runde 2/8 Grossdetailhandels-Einkäufer: Ich habe auf Ihrer homepage gesehen, dass fair-fish eine Petition zur Deklaration von Herkunft und Fangmethode lanciert. Ich erlaube mir, mich auch dazu zu äussern, weil ich vermute, dass die neue Fischliste und Ihre Petition einen Zusammenhang haben. Ich stimme mit Ihnen vollkommen überein, dass die Fangmethode ein zentraler Faktor zur Bewertung des Fische ist. Als Mitglied der WWF Seafood Group deklarieren wir dem WWF gegenüber schon seit 2007 sämtliche nötigen Bewertungsparameter. Dazu gehört selbstverständlich auch die Fangmethode. Ich bezweifle aber stark, ob es ein effektiver Kundennutzen ist, wenn wir neu auch die Fangmethoden deklarieren. Wer von unseren Kunden weiss, was eine "Baumkurre", ein "Dredge" oder eine "Ringwade" ist? Es wird unserer Meinung nach aber zu komplex, wenn der Kunde sich selber einen Reim machen muss was das nun hinsichtlich Kaufempfehlung bedeutet. "Kaufen" oder "besser nicht kaufen" kann er aus der Kombination "Spezie x Fanggebiet x Fangart" nicht rauslesen. Rund 50% der global gehandelten Seafood Menge stammen mittlerweile aus Zucht. Müssten wir dann konsequenterweise bei Zucht die "Produktionsmethode" deklarieren? Die Art der Zuchtanlage? Was kann der Kunde sich dann darunter vorstellen? Unserer Meinung nach kann sich der Kunde an Labels wie MSC, Bio, FOS,… orientieren, eventuell zusätzlich noch an Empfehlungen in Einkaufsratgebern. Wir wollen auf keinen Fall dem Kunden etwas verheimlichen und bieten diese Transparenz auch zwecks Erstellung von Kaufempfehlungen seitens WWF. Wir setzen uns aber dafür ein, dass Informationen auf den Produkten einen klaren Kundennutzen darstellen. Bei der rein technischen Terminologie der diversen Fangmethoden sehen wir aber keinen Kundennutzen. Die an diesen Fragen interessierten Konsument/innen werden sich heute noch nicht viel vorstellen können unter der Bezeichnung einer Fangmethode – weil sie bisher nicht deklariert werden muss und dienliche Infos daher noch kaum greifbar sind. Die reformierte EU-Fischereipolitik bringt nun allerdings eine obligatorische Fang-Deklaration, freilich in einer sehr irreführenden Form, weil sie unter sieben Begriffen sehr belastende mit schonenderen Fangmethoden vermischt. Die Deklaration, welche fair-fish (in Anlehnung an die fakultative erweiterte EU-Deklaration) vorschlägt, wird es den interessierten Konsument/innen erlauben, industrielle von artisanalen und zerstörerische von schonenden Fangmethoden zu unterscheiden und mit ihrem Einkaufsentscheid bestimmte Fangmethoden zu fördern. Die Deklaration der Fangmethode ist besonders wichtig bei Fischen ohne Label, die das Gros des Angebots ausmachen; wir halten sie aber auch innerhalb eines Labels im Sinne der Weiterentwicklung der Richtlinien für sinnvoll, weil sowohl MSC wie FOS problematischere und weniger problematische Fangmethoden zulassen. Die Bindung eines grossen Teils des Schweizer Markts an die Seafood-Beurteilung durch eine einzige Organisation halten wir im übrigen für problematisch, zumal diese Organisation eng mit einem Fisch-Label verbunden ist. Eine gewisse Konkurrenz an Labels und Beurteilungen ist der beste Garant dafür, dass niemand auf Anfangslorbeeren einschläft; denn das Problem ist bei weitem noch nicht gelöst. Tatsächlich beabsichtigen wir, nach Abschluss dieser Arbeiten auch eine Liste von Zuchtfischen zu erstellen, in deren Bewertung auch die Zuchtmethode einbezogen wird. 3. Kriterien Tierwohl: Dauer von Stress und Leiden Halten Sie unsere Gewichtung für zutreffend? Bei welcher Fangmethode würden Sie anders gewichten? STS: Gewichtung Dauer: grundsätzlich ok und leicht verständlich. Zu überlegen wäre höchstens, ob man Stufe 2 (mittel) und Stufe 3 (hoch) nicht auch „hoch“ und „sehr hoch“ nennen könnte. Schliesslich kann eine schmerzvolle Belastung von ¾-Stunden schon sehr massiv sein… Ich frage mich ausserdem, ob es überhaupt eine Belastung im Bereich von Sekunden gibt (vielleicht am ehesten ein gut gesetzter Harpunenschuss)? An der Schleppangel dürfte der Kampf des Tieres bis zum Einholen – je nach Grösse des Fisches – ja auch viele Minuten bis zu einer Stunde oder mehr dauern… Weniger als eine Minute dauert die Gefangenschaft bei Handleinen, Pole & line und (bei kleineren Fischen) Harpune. Den Einwand betr. Schleppangel berücksichtigen wir in der 2. Fassung. fishcount: Gillnets that trap fish by the gills may be as bad as trawling and worse than long line fishing. For long durations at least - being trapped by the gills is more distressing than being caught on a hook.– Also, it seems to me that the capture process for purse seines may not be as bad as trawls because the fish are not chased to exhaustion and may not experience the same degree of compression and decompression. Good point. We made a more differentiate judgement on several fishing methods which meets your objection.. Dez. 2014 hps Stellungnahmen zur fair-fish-Fischliste – 1. Runde 3/8 fishcount: The time taken to die for some species e.g. cod and flatfish such as flounder may be very much longer than for pelagic fish such as tuna. They may therefore be alive while gutted and for a considerable time (possibly over 1 hr) after gutting. This is certainly true. The problem is that we differentiate between fishing methods, regardless of the species concerned. To follow your objection, we should mix method x species which makes it more complicated. Eventually we could take the differences between species into account later in the search process when the species is selected, but probably this will burden the system with too much complexity. Besides that, in most of the cases the methods to catch pelagic fish differ from the ones for ground fish, thus a differentiation is already made alomg this issue. 4. Kriterien Tierwohl: Schwere des Leids Halten Sie unsere Gewichtung für zutreffend? Bei welcher Fangmethode würden Sie anders gewichten? STS: Grundsätzlich ok so. Bei der Harpune weiss ich schlichtweg nicht, wie schnell die Fische tatsächlich tot sind. Viele leben wahrscheinlich noch eine Weile an der Harpune, bis der Schnorcheltaucher sie auf ein Boot bringt, könnte ich mir vorstellen. Ein gut gesetzter Schuss könnte allerdings auch sehr schnell tödlich sein, oder? Und bei der Schleppangel könnte ich mir vorstellen, dass das Leid bis 3 hoch geht, weil der Fisch ja an der Angel kämpft und gedrillt wird und sich nicht mehr frei bewegen kann… (Ich stelle mir den Fang eines Marlins durch Berufs- oder Sportfischer vor, oder auch einen Hai an der Angel… Bei anderen Arten geht es wohl schneller). Mit der Schleppangel sind hier professionelle Troller gemeint; die Hobbyfischerei ist nicht Gegenstand dieser Liste. Bei der Schleppangel unterscheiden wir in der 2. Fassung zwischen kurzer und langer Gefangenschaft, bei der Harpune zwischen der Anwendung auf kleine und grosse Fische. 5. Kriterien Tierwohl: Lebende Fische/Krebse als Köder Halten Sie unsere Gewichtung für zutreffend? Bei welcher Fangmethode würden Sie anders gewichten? STS: Einverstanden mit Gewichtung. fishcount: We think you should distinguish between live bait impaled on hooks (4?) and live bait scatted among schools of fish (3?) - impaled on hooks is even worse. Use of live bait also increases numbers of animals suffering per fish caught for food. I agree that there is a difference, but we do not even KNOW if live bait has been used in an individual case – we just judge IF live bait could be used with a fishing method at all. As long as we do not know (e.g. by certification), all we can do is assume the worst case. 6. Kriterien Tierwohl: Möglichkeit von Betäubung und Tötung nach Fang Halten Sie unsere Gewichtung für zutreffend? Bei welcher Fangmethode würden Sie anders gewichten? STS: Einverstanden mit Gewichtung. fishcount: Re the column "Stunning possible" - we think that what is relevent is whether stunning is actually used rather than whether it is possible. Yes, you are right – but again we do not KNOW it in the individual case as long as stunning is not certified. If we assume the worst case (no stunning at all), this would apply for EACH fishing method as we know that almost nobody is stunning fish, independent of the fishing method. If we want to differentiate between methods, all we can judge is whether a method would ALLOW stunning or not. Remind that the ambition of the whole list is to elbow out fishing methods that will never allow rapid stunning after catch (bottom trawl, longline etc.) Certification of stunning and of duration between catch and stunning will be a posterior task. Dez. 2014 hps Stellungnahmen zur fair-fish-Fischliste – 1. Runde 4/8 Grossdetailhandels-Einkäufer: Auch erstaunt hat mich die Beurteilung beim Kriterium "Betäubung und Tötung jedes Fischs innerhalb kurzer Zeit nach Fang". Ich weiss, das ist ein Uranliegen von fair-fish. In der dargestellten Form empfinde ich aber, dass nicht Fakten, sondern Hypothesen zur Bewertung herangezogen werden. Was macht es für den individuellen Fisch für einen Unterschied, ob eine rasche Betäubung "undenkbar", " nicht unmöglich, aber sehr unüblich" respektive " gut möglich, aber nicht die Regel" ist? Ich glaube auch, dass die Konsumenten sich mit dieser Unterscheidung nicht zufrieden geben würden… Sie wollen doch wissen, wie es effektiv ist, nicht wie es sein könnte. Das gilt auch für die übrigen Nutztiere. Der Kunde akzeptiert nur dann etwas als "tierfreundlicher", wenn die Tiere von A-Z gemäss den Label-Bestimmungen gehalten wurden. Eine rein hypothetisch besser zu machende Tierhaltung bewertet er nicht besser als eine tatsächlich schlechte Tierhaltung. Wir verstehen diesen Einwand gut; wir würden lieber beurteilen, was tatsächlich gemacht wird. Tatsache ist freilich, dass es bis jetzt fast keine Fischereien gibt, welche die Fische gleich nach dem Fang betäuben und töten. Wir müssten in diesem Kriterium also generell die schelchteste Note verteilen – und würden damit gar nichts auslösen. Wenn wir hingegen die Eignung einer Fangmethode beurteilen, die Fische sofort zu betäuben und zu töten, fördern wir die geeigneten Fangmethoden indirekt und schaffen dadurch eine wichtige Voraussetzung dafür, dass eine spätere Kampagne für die tatsächliche Betäubung und Tötung nicht daran scheitert, dass fast alle Fische mit umgeeigneten Methoden gefangen werden – denn die Entwicklung der Fangmethoden geht ja zusehends in diese Richtung. 7. Gesamtbelastung fürs Tier Sind die relevantesten Kriterien berücksichtigt? Halten Sie das Resultat für zutreffend? Bei welcher Fangmethode nicht? STS: Grundsätzlich einverstanden mit Kriterien und Resultaten. Man könnte noch zusätzliche Minus-Punkte für gewisse Fangmethoden verteilen aufgrund von „Kollateralschäden“ im Bereich Tierwohl. Ich denke da v.a. an die Schleppnetze und Longlines. Die Schleppnetze verursachen ja auch Beifang, der dann „sinnlos“ leidet und getötet wird, und aus beschädigten / entsorgten Schleppnetzen können tödliche Treibnetze werden, die tausendfaches Tierleid verursachen, bekanntlich auch für Wale, Delphine, Seelöwen, Seevögel, Schildkröten usw... Und Longlines sind eine grosse Gefahr auch für Seevögel (Albatrosse!), die an den Haken elendig lich zugrunde gehen… Wir hatten diese zusätzliche Bewertung bei der 1. Fassung verworfen, aufgrund dieses Einwands aber nochmals geprüft. In der 2. Fassung ist das Leiden der sterbenden rückgeworfenen Fische in die Schwere des Fischleids einer bestimmten Fangmethode einbezogen. Grossdetailhandels-Einkäufer: Tierwohl ist in der Tat ein wichtiger Faktor. Für unsere Firma ist dies stets ein wichtiges Anliegen und ich denke Sie wissen, dass wir uns diesem Anliegen in keiner Weise verschliessen. Als Konsument denke ich da aber viel eher an Aquakultur als an Wildfangfisch. Ist es nicht so, dass das natürliche oder eben das künstliche Habitat des Fisches entscheidend ist? Schliesslich ist er zeitlebens da drin. Im Fanggerät ist er i.d.R. vergleichsweise kurz. Nicht dass man das vernachlässigen darf; aber ich bin überrascht, dass das Thema Tierwohl nun bei Wildfang aufgegriffen wird und Sie das Thema "Tierwohl in Zuchten" auf später verschieben. Ich denke die sensibilisierten Kunden würden eher das Gegenteil erwarten… Der Verein fair-fish engagiert sich seit seiner Gründung (2000) für das Fischwohl in der Aquakultur. Die Erweiterung unserer Fischliste auf Auqakultur ist in einem zweiten Schritt vorgesehen, weil der Aufwand für uns sonst nicht zu bewältigen wäre. Es ist richtig, dass die Beeinträchtigung des Fischwohls durch die Fischerei nur die letzten Stunden des Lebens betrifft (einmal abgesehen von den Kollateralschäden der industriellen Fischerei). Allein im Interesse hoher Qualität müsste der Handel allerdings auch in der Fischerei an bestmöglicher Reduktion des Fischleids interessiert sein. Zudem interessiert sich eine zunehmende Zahl an Konsument/innen dafür, ob die Fische lange leiden mussten. Dez. 2014 hps Stellungnahmen zur fair-fish-Fischliste – 1. Runde 5/8 8. Kriterien Ökosystem: Wahrscheinlichkeit von Rückwurf Halten Sie unsere Gewichtung für zutreffend? Bei welcher Fangmethode würden Sie anders gewichten? 9. Kriterien Ökosystem: Sterblichkeit des Rückwurfs Halten Sie unsere Gewichtung für zutreffend? Bei welcher Fangmethode würden Sie anders gewichten? WWF: Hier gibt es drei Kategorien 1 bis 3. Doch wo verlaufen die Grenzen zwischen den Kategorien? Wie z.B. kam die 3er Einschätzung für Langleinen zustande? Gilt dies auch für Circle Hooks? Etc. In der 2. Fassung präsentieren wir bei einzelnen Fangmethoden eine Differenzierung der Impacts. Für Langleinen mit Circle hooks, an welchen die Fische max. 60 Minuten gefangen sind, gilt eine günstigere Einschätzung. Grundsätzlich beruht die Beurteilung des Schweregrads nicht auf empirischen Tests, sondern auf einer ordinalen Einschätzung (grösser/kleiner) aufgrund verfügbarer Informationen. Bei Vorliegen härterer Informationen wird jede Beurteilung anzupassen oder ev. weiter zu differenzieren sein. 10. Kriterien Ökosystem: Beeinträchtigung des Lebensraums Halten Sie unsere Gewichtung für zutreffend? Bei welcher Fangmethode würden Sie anders gewichten? WWF: Gemäss eurer Liste hat FOS kein Grundschleppnetz Fischerei? Das scheint aber nicht mehr ganz aktuell zu sein, da FOS auch Scholle und Seezunge zertifiziert (Fangmethode angegeben als bottom trawlers). Anderes Beispiel die Norway Prawns. http://www.friendofthesea.org/fisheries.asp?ID=39 http://www.friendofthesea.org/fisheries.asp?ID=31 Der Einwand wird in der 2. Fassung berücksichtigt, unter gleichzeitiger Differenzierung der Grundschleppnetze. 11. Kriterien Ökosystem: Energiekonsum beim Fang Halten Sie unsere Gewichtung für zutreffend? Bei welcher Fangmethode würden Sie anders gewichten? 12. Gesamtbelastung des Ökosystems Sind die relevantesten Kriterien berücksichtigt? Halten Sie das Resultat für zutreffend? Bei welcher Fangmethode nicht? 13. Belastungen insgesamt Gibt es weitere relevante Kriterien, die mit berücksichtigt werden müssten? Halten Sie das Gesamtbild für zutreffend? Bei welcher Fangmethode nicht? 14. Fischliste aus Sicht der Nutzer: allgemein Was halten Sie vom Ablauf der Suchabfrage allgemein? Was gefällt Ihnen daran? Was gefällt Ihnen nicht? Froese: Bei der Beurteilung von Hering, Sprotte, Makrele, Sardinen könnte einfließen, dass diese Bestände sehr groß sind (selbst wenn überfischt) und Verzehr besser ist als Verwendung im Fischmehl. Diese Differenzierung nehmen wir bei der Beurteilung der einzelnen Arten und Bestände vor. Dez. 2014 hps Stellungnahmen zur fair-fish-Fischliste – 1. Runde 6/8 DTSchB: Die Suchabfrage gefällt uns gut, wenn wie schon oben angemerkt die Möglichkeit vorhanden ist, weitere Hintergrundinformationen zu erhalten und die Bewertung aus Verbrauchersicht nachvollziehen zu können. 15. Fischliste aus Sicht der Nutzer: Gewichtungen Gibt es Gewichtungen, die Sie anders vornehmen würden? Welche? Grossdetailhandels-Einkäufer: Ich habe auch noch nicht wirklich verstanden, in welcher Form die Fischliste den Konsumenten zur Verfügung stehen soll (Druckversion, online, App,…). Ich gehe mal davon aus, dass eine Kalkulation von Kriterien, wie Sie sie vorhaben, nur in einer online- / App-Version funktioniert. Unsere Erfahrung mit Apps ist nicht besonders positiv. Es gibt einfach zu viele davon und ich habe noch nie im Laden jemand gesehen, der mit dem Smartphone vor der Fischtheke steht. Das gilt aber auch für die Printversion und für Web-Sites. Auf letzteren ist der "traffic" vergleichsweise gering, in Relation zum Aufwand so eine Web-Lösung zu pflegen. Ich will Sie keinesfalls davon abhalten, gehe aber davon aus, dass Sie meine ehrliche Rückmeldung wollen und die lautet, dass der grösste Teil unserer Kunden nicht auf ein zusätzliches Fisch-Einkaufsführer-App wartet… Tatsächlich glauben auch wir nicht an eine häufige Verwendung von Apps oder Listen im Portemonnaie-Format vor Fischtheken. Ein Print-Angebot verbietet sich aus Kostengründen und wegen der mangelnden Flexibilität bei Aktualisierungen. Was wir anbieten wollen, ist eine Datenbank auf unserer Website für den Online-Gebrauch zuhause. 16. Weitere Kriterien 16.1. Fischbestand WWF: Überlegungen zum Bestand werden offenbar gemacht, aber es ist nicht klar, was die Quellen sind? Wie wird hier die Auswahl gemacht? Diese Punkt ist ja besonders wichtig, da eine bedrohte Art ja auch mit guter Fangmethode nicht unbedingt eine gute Wahl ist. siehe Abschnitt 1 (Froese) 16.2. Fischereimanagement WWF: Überlegungen zum Management nehmt ihr nicht auf, richtig? Nur indirekt, indem wir in der Fischliste zertifizierten Angeboten den Vorzug geben. 16.3. Labels WWF: • Bio scheint nirgendwo erwähnt zu sein in der Fischliste? Wäre bei Zucht die Empfehlung? • Grundsätzliche Frage: der Umgang mit Labels? Aus der jetzigen Fischliste ist nicht ganz klar, was in diesem Zusammenhang die Aussage sein wird. Wenn der Konsument verwirrt wird und anschliessend das Gefühl hat MSC & Co sei per se schlecht, dann wäre dies aus unser Sicht kontraproduktiv. MSC ist z.B. aus Umweltsicht empfehlenswert, weil hier nebst Bestandeskriterien, Beifang etc. auch Management- Fragen angegangen werden. Die Fangmethode ist ja nur ein Teil des Puzzles bzw. ein Aspekt von einer nachhaltigen Fischerei. Daher müsste die Empfehlung lauten, MSC ja und wer weitere Kriterien berücksichtigen möchten, wie eben Tierschutz, kann zusätzlich auf die Fangmethoden achten. • Wo man unsere Meinung nach wirklich mehr Druck ausüben sollte, sind diejenigen Arten, die nicht zertifiziert, überfischt und schlechte Praktiken aufweisen. Seeteufel wäre z.B. so ein Klassiker. Die Absicht unserer Fischliste ist es, den Konsument/innen folgende Schritte beliebt zu machen: 1. weniger Fisch essen (max. 1x pro Monat); 2. wenn Fisch, dann aus zertifiziertem Fang (MSC, FOS) unter Bevorzugung schonender Fangmethoden. Analog werden wir später bei Zuchtfisch Fische mit Zertifikat (Bio, FOS, ASC) unter Vermeidung von Carnivoren von empfehlen. Dez. 2014 hps Stellungnahmen zur fair-fish-Fischliste – 1. Runde 7/8 16.4. Weniger Fisch konsumieren WWF: Dies wird ja in der Fischliste als Frage Nr 6 aufgeführt. Wird die Empfehlung weniger Fischessen mit den vorangegangen Kriterien verknüpft? Ich würde dies klarer abgrenzen von der vorherigen Analyse, da es sich ja um eine andere Ebene handelt (Wenig Fisch; wenn, dann Fisch aus Fischliste). Genau dies ist die Absicht (siehe 16.3). Die Menge des Fischkonsums (d.h. die bestellte Fangmenge) ist aus unserer Sicht der primäre Faktor der Überfischung; solange die Fangmengen nicht reduziert werden, können Labels wenig zur völligen Erholung der Bestände beitragen. Grossdetailhandels-Einkäufer: Mir ist die Argumentation nicht ganz klar wie sich Bewertung der Fischherkunft / Fangmethode mit der Menge des Fischkonsums zu einer Einkaufsempfehlung kombinieren lassen. Sie sagen: "Bei den Einkaufsempfehlungen von fair-fish wird die Menge des Fischkonsums den Ausschlag geben." Ich meine Ihr Modell könnte dann dazu führen, dass ich mich als Kunde besser oder mindestens gleich gut wie ein "vorsichtiger Fischkonsument" verhalte wenn ich kein ausgesprochener Fischliebhaber bin und mich beim Fischkauf einen Deut um fair-fish- oder andere Kriterien kümmere. Mir graut vor einem Szenario, wenn wir eine auf diese Weise getrimmte Generation von Konsumenten an unseren Fischtheken hätten… Wenn wir das auf uns als Unternehmen übertragen würden, so könnte Ihr Modell ebenfalls kippen oder falsche Signale setzen. Wir können doch nur relevant Einfluss nehmen, wenn wir mit unseren Lieferanten geschäftliche Beziehungen pflegen. Wir können Fischereien nur zu schonenderem Fischfang anhalten, wenn wir ihnen den Fisch dann auch abkaufen. Unser Einfluss würde massiv schwinden, wenn wir nicht mehr ein wichtiger Kunde wären sondern einer, der lediglich 1x pro Monat bei einem Lieferanten Fisch bestellt. Ich denke das selbe gilt auch für unsere Konsumenten. Durch ihr Kaufverhalten bestimmen diese unser Sortiment am massgeblichsten und damit direkt unser Verhalten als Fischanbieter. Wir haben pro Tag 1 Million Kunden in unseren Läden. Man denke da an die Wirkung, wenn man das mal über unseren Kanal oder auch über unsere Landesgrenzen hinaus multipliziert. Ergo ist es meines Erachtens viel wichtiger, den Leuten "guten Fisch" anzubieten als lediglich "wenig Fisch". Die Absicht unserer Fischliste ist es wie gesagt (siehe 16.3), den Konsument/innen folgende Schritte beliebt zu machen: 1. weniger Fisch essen (max. 1x pro Monat); 2. wenn Fisch, dann aus zertifiziertem (MSC, FOS) unter Bevorzugung schonender Fangmethoden. Wenn wir den den Fischbeständen eine vollständige Erholung ermöglichen wollen, müssen wir den Fischfang mengenmässig für einige Jahre um etwa die Hälfte reduzieren. Das heisst: keine industrielle Fischerei mehr (sie liefert rund die Hälfte der Fische). Das heisst: etliche Geschäftsbeziehungen müssen sowieso abgebrochen werden, bei den verbleibenden kann der Handel dann erst recht Einfluss nehmen (kleinere Nachfrage = mehr Gewicht des Käufers). Natürlich ist dieser Mengenschnitt für den Handel zuerst einmal wirtschaftlich uninteressant. Doch so weiterfahren wie bisher hiesse ja nur, die Überfischung fortzusetzen und damit den Schnitt einfach etwas später zu erleiden, dann allerdings mit weniger leicht reversiblen Folgen. Uns graut vor einer Zukunft, in welcher die Konsument/innen noch etwas mehr Fisch essen und sich dabei gut fühlen, weil ja ein Label drauf klebt… 16.5. Fischzucht fishcount: The fish with the highest welfare impact may be farmed carnivorous fish fed on wild-caught fish because - we estimate - each such fish produced typically entails the inhumae capture of 10's or 100's of wild fish. I fully agree – but for the time being, we are just concentrating on a list for WILD fish. Farmed fish will be integrated into this list later. WWF: Bio scheint nirgendwo erwähnt zu sein in der Fischliste? Wäre bei Zucht die Empfehlung? siehe 16.3 16.6. Fairer Handel 16.7. Anderes: Fish sentience fishount: Also FYI - I have been made aware of this debate about fish sentience happening this week: www.animalmosaic.org/sentience/events/debates/default.aspx?page=0&debate=tcm:46-32258 Dez. 2014 hps Stellungnahmen zur fair-fish-Fischliste – 1. Runde 8/8