Trends in der Bodenbearbeitung
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Trends in der Bodenbearbeitung
test & technik Von Roland Hörner, [email protected] Welche Ackerbau-Strategien sind „energiesparend“ und dabei auch nachhaltig? Die DLG prüft Kenngrößen wie den Zugleistungs- und Antriebsleistungsbedarf oder den Kraftstoffverbrauch. Und zwar direkt auf dem Acker. B eim Test von Maschinen und Geräten zu Bodenbearbeitung oder Aussaat muss der Schwerpunkt der Beurteilung im Praxiseinsatz erfolgen. Auch wenn Labormessungen unter meist standardisierten Bedingungen erste Anhaltspunkte liefern können, so zeigt sich vieles häufig erst im praktischen Einsatz und bei den Messungen, die von den DLG-Ingenieuren durchführt werden. Das neue modulare Messsystem, das am DLG-Testzentrum Technik und Betriebsmittel konzeptionell erarbeitet und gebaut wurde, ermöglicht es, verschiedenste Messungen professionell und schnell durchzuführen. Besonders vorteilhaft dabei ist, dass durch den modularen Aufbau verschiedenste Aufgabenstellungen auch kurzfristig angegangen werden können. 20 dlg-test.de 2/2005 • Kraftmessungen direkt am Dreipunkt oder direkt an der Zugdeichsel • Kraftstoffverbrauchsmessungen • Drehmomentmessungen an der Zapfwelle • Geschwindigkeitsmessungen (auf Wunsch mit Schlupfmessung) • Ab 2006 auf Wunsch auch mit DGPS-Standortdaten • Ab 2006 auf Wunsch auch mit Erfassung der hydraulischen Leistung So kann z.B. bei der Bodenbearbeitung gemessen werden, welche Zugkraft erforderlich ist, um einen gewünschten Bearbeitungseffekt zu erreichen. Während auftretende Seitenkräfte meist unerwünscht sind, wird das Zugvermögen des Schleppers erhöt, wenn im Einsatz zumindest ein Teil des Gerätege- wichtes auf der Schlepperhinterachse lastet. Um möglichst auch Lastspitzen erfassen zu können, ist beispielsweise die Messung der Zugkraft an den Ober- und Unterlenkern für Kräfte bis insgesamt 50 Tonnen ausgelegt. Zum Vergleich: Bei einer Probemessung mit 5-Schar-Volldrehpflug in feuchtem Lößlehm mit Senfaufwuchs wurden im Durchschnitt zwei Tonnen Zugkraftbedarf gemessen (siehe Bild S. 21, oben links). Die richtigen Verfahrensglieder erkennen Bei der Optimierung des Technikeinsatzes bis hin zur Zusammenstellung ganzer Verfahrensketten ist der Spritverbrauch eine wichtige Kenngröße. Um auch hier fit für die Zukunft zu sein, haben die Ingenieure der DLG ein neues Kraftstoffmesssystem entwickelt. Angesichts der vielfältigen Möglichkeiten zwischen reiner Mulch- test & technik Kraftmessung am Dreipunkt Geschwindigkeitsmessung Kraftmessung an der Anhängevorrichtung saat, Mischsystemen und konventionell hat die DLG im Sommer 2005 zusammen mit der Firma Amazone einen breit angelegten Test durchgeführt. Insgesamt wurden vier verschiedene Verfahren bzw. Bodenbearbeitungsvarianten gemessen. Zusätzlich wurden die Leistungsdaten der Aussaat erfasst. Bei allen vier Bodenbearbeitungssytemen wurde zunächst die Kompakt-Scheibenegge Catros zur ersten flachen Bearbeitung der Gerstenstoppel eingesetzt. Lässt man Wendevorgänge außer Acht, so ergab sich unter den trockenen Bedingungen bei diesem ersten Arbeitsgang ein Kraftstoffverbrauch von sparsamen 3,6 bis 3,9 Liter/ha bearbeiteter Fläche. Die Arbeitstiefe war auf 6 cm eingestellt. Deutlicher waren die Unterschiede beim zweiten Arbeitsgang – etwa vier Wochen später. In der intensivsten Variante wurde im zwei- ten Arbeitsgang 26 bis 27 cm tief gepflügt und anschließend mit Catros rückverfestigt. Dafür gönnten sich die eingesetzten Messschlepper rund 17 Liter/ha fürs Pflügen und 4,5 Liter/ha für die Rückverfestigung der Krume. Schon günstiger sahen die Verbrauchswerte in der Grubbervariante aus – die Messergebnisse bei der 17 cm tiefen Bearbeitung mit dem Centaur von Amazone weisen hier Werte knapp über 10 Liter/ha aus. Möchte man nochmals runde 2 Liter sparen, so muss flacher gearbeitet werden. Knapp 8 Liter/ha waren das Resultat der Kraftstoffverbrauchsmessungen bei 13 cm Arbeitstiefe. Wer gar „den Mut oder die Chance“ hat und seinen Boden auch bei der zweiten Bearbeitung nur sehr flach anpackt, der wird nochmals mit einer deutlichen Kraftstoffeinsparung belohnt. Im Versuch wurde diese Variante mit dem Catros auf 8 cm Arbeitstiefe bearbeitet. Dafür Kraftstoffverbrauchsmessung wurden dann 4,27 Liter/ha bearbeitete Fläche gemessen. Eingesät wurden alle vier Bearbeitungsvarianten schließlich mit drei verschiedenen Maschinen aus dem Hause Amazone: • Bestellkombination aus Kreiselgrubber und pneumatischer Sämaschine Amazone AD (3 m) • Mulchsaatmaschine Cirrus (3 m) • Einzelkornsämaschine Amazone ED (6 m) Die Unterschiede beim Einsatz auf den vier Bearbeitungsvarianten sind relativ gering ausgefallen – anders als vielleicht zu erwarten. So wurden beim Einsatz der Bestellkombination zwischen 6,1 und 6,9 Liter/ha verbraucht. Die Einsaat mit der Cirrus schlug im Test mit 5,5 bis 6 Liter/ha zu Buche. Vergleichsweise sparsam dagegen die ED – hier lag der niedrigste Verbrauch bei 2,5 Liter/ha – der höchste Wert lag immer noch unter 2,8 Liter/ha. ❚ dlg-test.de 2/2005 21 test & technik Interview: von Roland Hörner, [email protected] Susanne Gäckler, [email protected] Der Anstieg der Energiekosten zwingt viele Landwirte dazu, ihre Bodenbearbeitungs- und Bestellverfahren zu überdenken und neue Wege zu gehen. Wir haben neun Hersteller gefragt, welche Trends sie derzeit erkennen. Die Frage lautete: „Wenn Sie Ihre derzeitige Produktpalette im Bereich Bodenbearbeitung unter der Prämisse „Energie sparen“ betrachten: Zu welchen Systemen und Verfahren geht Ihrer Meinung nach der Trend?“ Die Frage war zugegebenermaßen recht weit gefasst und die Antworten entsprechend vielseitig und teilweise sehr detailliert. Der Grundtenor war: Es geht in Richtung konservierende Bodenbearbeitung. Dies ist allerdings kein Dogma, sondern wird in der Praxis sehr flexibel gehandhabt. Auch der Pflug behält dabei seinen Platz. 22 dlg-test.de 2/2005 Amazone: Der Trend geht dahin, dass Bodenbearbeitung gezielter vorgenommen wird. Wie tief der Boden bearbeitet wird und ob ein zusätzlicher Arbeitsgang notwendig ist, wägt der Praktiker von Fläche zu Fläche ab. Exorbitant gestiegene Preise für Betriebsstoffe und sich verschärfende Richtlinien beim Bodenschutz werden zu einer weiteren Ausdehnung der Mulchsaatflächen führen. Dabei werden viele Betriebe die Ackerbauverfahren nicht komplett umstellen. Es werden vielmehr einzelne Fruchtfolgeglieder in Mulchsaat bestellt. Amazone Dort wo es noch unumgänglich scheint, wird der Praktiker weiter pflügen (z.B. Weizen nach Körnermais, Gerste nach Weizen etc.). Die Fruchtfolgen werden sich ändern, indem mehr Sommerungen, die die Mulchsaat unterstützen, eingeführt werden. Die flache Stoppelbearbeitung hat innerhalb der Mulchsaat einen sehr hohen Stellenwert. Für die erste flache Stoppelbearbeitung haben sich Spezialgeräte durchgesetzt. Der Trendsetter der letzten Jahre, die Kurzscheibenegge, wird auch weiterhin an Attraktivität gewinnen. Durch zusätzliche Ausstattungsergänzungen wird das Ein- test & technik satzfeld breiter (z.B. Zwischenfruchtdrille, Striegel für Saatbettbereitung etc.). Neben dem Bereich Kompakt-Scheibeneggen ist ein deutlicher Trend hin zu mehrbalkigen Grubbern ersichtlich. Die mitteltiefe Mischung von Stroh und Erde als rottefördernde Maßnahme wird mit mehrbalkigen Grubbern durchgeführt. Es wird gezielter der Saathorizont zu den jeweiligen Früchten bearbeitet. Zu Raps tendenziell etwas tiefer, während nach Getreide die Stroheinmischung die Bearbeitungstiefe vorgibt. Zu Sommerungen in der Fruchtfolge wird zum Teil direkt nach der Ernte krumentief gelockert. Der Stoppelaufschlag wird dann im Frühjahr vor der Aussaat beseitigt. Für jeden Arbeitsgang stehen bei Amazone Geräte zur Verfügung wie zum Beispiel Catros und Centaur. Dal-Bo: Generell geht der Trend schon seit einigen Jahren eindeutig zu den rationellen Bestellverfahren ohne Pflug. Durch die nachhaltige Verteuerung der Energiekosten und dem Wegfall der Dieselölbeihilfe ist nochmals eine Beschleunigung erkennbar. Die Systeme und Verfahren für die Bodenbearbeitung und Bestellung werden zweckorientiert den Horsch jährlich wechselnden Bedingungen ohne jegliche Ideologie angepasst. Das heißt, generell Kosten einsparen wo es nur geht und nur so viele Arbeitsgänge für die Bestellung als unbedingt nötig. Der Pflug wird wenn möglich eingespart. Man scheut sich aber auch nicht, selbst nach mehrjähriger pflugloser Bearbeitung den Pflug wieder einzusetzen, wenn man es ackerbaulich für nötig hält. Speziell heuer ist feststellbar, dass „Mulchsaat-Betriebe“ aufgrund von Problemen mit starkem Mäusebesatz und daraus resultierenden Verlusten den Pflug zur Mäusebekämpfung einsetzen. Wir haben das auch an einer verstärkten Nachfrage nach Untergrundpackern festgestellt. Generell reagieren Großbetriebe krasser auf die äußeren Rahmen- bedingungen als der „typische 100 ha-Familien-Betrieb“. Der Verkaufstrend geht bezogen auf unsere Produktpalette bei Gemeinschaften und Großbetrieben klar zu Spezialgeräten wie zum Beispiel aufgesattelten Kurzscheibeneggen und großen Ackerwalzen mit Vorwerkzeugen. Bei den „kleineren“ Betrieben sind Allroundgeräte wie zum Beispiel unser dreibalkiger Scheibengrubber „Triplex“ und schwere Frontpacker mit Crackerboard stark gefragt. Horsch: Wir sehen uns mit Zinkentechnik auf dem richtigen Weg. Zinken sind als Arbeitswerkzeuge im Einsatzspektrum universeller als andere Werkzeuge, sie liefern in verschiedenen Arbeitstiefen optimale Er- Dal-Bo dlg-test.de 2/2005 23 test & technik Köckerling gebnisse. Was für die Stoppelbearbeitung und die Optimierung des Ackerbaus besonders wichtig ist: Zinken mischen hervorragend; Bodenbearbeitung mit Zinken erleichtert die optimale Rückverfestigung und unterstützt die Schaffung von Strukturen, die die Abführung von Niederschlagswasser fördern; es gibt keine Sohlenbildung. Mit Zinkentechnik lässt sich Energie sparen, weil die Zahl der Arbeitsgänge reduziert werden kann; gründliche, optimale Saatbettbereitung in einem einzigen Arbeitsgang ist möglich. Mit dem Markterfolg unnserer Grubber-Baureihen Tiger und Terrano, die durchwegs mit den von Horsch entwickelten TerraGripZinken ausgerüstet sind, sehen wir uns voll bestätigt. Als Reaktion auf die Nachfrage nach diesen Grubbern erweitern wir die Baureihen Tiger AS und Terrano FX um die neuen Modelle 8 AS beziehungsweise 8 FX mit Arbeitsbreiten von jeweils 7,5 m. Für Reihenkulturen sehen wir einen Trend zu reihenabhängiger Bearbeitung. Horsch hat deshalb als neue Maschine den Reihenlockerer Focus CS entwickelt. Mit dem Focus CS wird die Maßgabe „reduzierte Bodenbearbeitung“ auch in den Umfang der bearbeiteten Bodenoberfläche übertragen: Nicht das ganze Feld in voller Breite wird gelockert, sondern nur jene 24 dlg-test.de 2/2005 Streifen, in denen später gesät wird. Für Geschäftsführer Michael Horsch stehen bei der Entwicklung und Bewertung von Verfahren drei Kriterien in der Reihenfolge ihrer Nennung im Vordergrund: Energie einsparen, hohe Erträge gewährleisten, Kosten senken. Köckerling: Als erste Prämisse der Energieeinsparung in der Bodenbearbeitung sollte wann immer möglich der Verzicht auf den Pflug, verbunden mit dem Übergang zur Mulchsaat und – unter günstigen Voraussetzungen – zur Direktsaat stehen. Hierbei sind jedoch bereits bekannte Rahmenbedingungen zu beachten. Kuhn Betrachtet man das Zeitfenster der nächsten fünf bis zehn Jahre, so steht nicht zu erwarten, dass bis dahin Fortschritte in der Genetik der Pflanzen (veränderte Strohrotte, Allelopathie, Resistenzen gegen Krankheiten und Schädlinge) ausreichen werden, die bis heute gültigen Postulate für die Mulchsaat umzuwerfen. Beseitigung von Schadverdichtungen, Einebnung der Oberfläche, Stroheinmischung, Strohverteilung, Erzeugung günstig großer Bodenaggregate und Rückverfestigung werden weiterhin bestimmende Größen für den Erfolg von Bodenbearbeitungsmaßnahmen sein. Unsere Beobachtungen haben gezeigt, dass vierbalkige Grubber mit hinreichend schmalen Scharen in test & technik Kombination mit schleppenden Zustreichern und streifenweise rückverfestigenden Walzen diesen Anforderungen am besten gerecht werden. Scheibengeräte werden der Forderung nach Strohverteilung nicht gerecht und die Kombination Scheibe/Zinken ist wegen der unterschiedlichen Anforderungen an die Arbeitsgeschwindigkeit ein Widerspruch in sich. Energie kann der Anwender von Bodenbearbeitungstechnik derart sparen, dass er Geräte wählt, die ihm bereits nach zwei Überfahrten (einmal flach, einmal tiefer) ein fertiges Saatbett liefern, das den oben genannten Anforderungen entspricht. Kverneland Kuhn: Da es gerade in der Bodenbearbeitung nicht „das“ Verfahren gibt, stehen bei der Wahl der richtigen Bodenbearbeitungsstrategie immer standortspezifische Faktoren mit im Vordergrund. Deshalb muss heute ein Bodenbearbeitungs-Spezialist eine große Bandbreite von in Frage kommenden Maschinen und Systemen anbieten können, zum Beispiel wendende und nicht wendende Bodenbearbeitung, Mulchsaat und konventionelle Saat, flache und tiefe Bearbeitung. Zum Energie sparen gibt es mehrere Ansätze, beispielsweise die vorhandenen Traktoren mit der richtigen Maschinentechnik auszulasten. Die Kombination von mehreren Arbeitsgängen ist ein anderer Ansatz. So kann beispielsweise mit einer Kuhn KreiseleggenDrillkombination HR 6003 CSR mit Zinken auf Griff in einem Arbeitsgang Stoppelbearbeitung, Saatbettbereitung und Aussaat erledigt werden und das bei einer Arbeitsbreite von 6 m. Zu diesen Kombinationsgeräten – zapfwellenangetrieben und nicht zapfwellenangetrieben – geht sicherlich ein Trend. Bei den Pflügen hat Kuhn mit dem L-Körper einen gleichermaßen leistungsfähigen wie leichtzügigen Pflugkörper entwickelt, der bereits seit mehr als vier Jahren große Zustimmung in der Praxis erfährt und in verschiedenen Tests seine Leichtzügigkeit bewiesen hat. Eine weitere wichtige Maßnahme, Energie zu sparen, besteht in der Wahl von Verschleißteilen ausgezeichneter Qualität. Mit einem stumpfen Werkzeug ist die Wirkung der Arbeit niemals so effektiv wie mit hochwertigen Werkzeugen. Deshalb legt Kuhn ganz besonderen Wert auf die Qualität der in der eigenen Fabrik hergestellten Verschleißteile wie Zinken, Schare, Scharspitzen, Schlegel und vieles mehr. Kverneland: Sicher geht der Trend gerade in der Bodenbearbeitung weiter zu pfluglosen Systemen, gerade auch um die Kosten der Arbeitserledigung zu senken. Dabei scheint aber der „Dogmatismus“ aus der Diskussion verschwunden zu sein und die Standort und Fruchtfolge bezogene Beurteilung der Verfahren Bedeutung zu gewinnen. Der Pflug wird nur im Einsatzzeitraum eingeschränkt, um Kosten zu sparen und Schlagkraft zu gewinnen, aber auch trotzdem die Vorteile der wendenden Bearbeitung zu einzelnen Kulturen zu erhalten. Hier setzen wir an, zum Einen mit dem Ecomat, der für die flache, wendende Bearbeitung konzipiert ist, zum Anderen mit der Beratung, Standard-Körperformen einzusetzen, die eine Reduzierung der Pflugtiefe bis auf 15-20 cm zulassen. Also: Pflügen „ja“ aber mit deutlich reduzierter Tiefe! Zu dieser Diskussion passt auch der integrierte Packer, der deutlich leichtzügiger als der schwere Gussringpacker die Saatbettvorbereitung erledigt. Wird der Pflughorizont reduziert, fällt die „Bestellung“ deutlich leichter. Für die Aussaat ist die Frage zu stellen, ob es immer und auf allen Standorten die schwere, gezogene Universaldrille mit vielen Werkzeu- dlg-test.de 2/2005 25 test & technik Lemken gen sein muss. Dort bieten wir Alternativen mit der Zinkensämaschine – dem „Tine seeder“ – eine leichte und kostengünstige Alternative für die Aussaat nach dem Pflug und für die Mulchsaat. Lemken: Es zeigt sich ganz klar, dass bei einer abnehmenden Intensität in der Bodenbearbeitung, wie es bei einem Pflugverzicht der Fall ist, weder Energie noch Zugkraft eingespart werden kann. Auf jeden Fall entscheidet der Betriebsleiter in erster Linie nach Funktion und Arbeitsqualität. Ansonsten wäre nicht zu verstehen, dass Großbetriebe, die von einem zweibalkigen Grubber mit einer Arbeitsbreite von 10 m nur wegen der besseren Mischung von Stroh und Boden auf einen mehrbalkigen Grubber mit nur noch 6 m Arbeitsbreite gehen. Diese Reduzierung der Arbeitsbreite wird durch den höheren Zugkraftbedarf aber nötig. Ein wichtiger positiver Aspekt bleibt beim Umstieg auf das konservierende Bestellverfahren bestehen. Dieser liegt eindeutig in der Einsparung von Arbeitszeit. So können wir zwei unterschiedliche Tendenzen feststellen. Der eine Kreis von Betriebsleitern in Marktfruchtbetrieben reduziert den 26 dlg-test.de 2/2005 Pflugeinsatz so konsequent wie möglich und investiert mehr in eine optimierte Stoppelbearbeitung. Da aber die erste, flache Stoppelbearbeitung mit einer auf dem Betrieb verfügbaren Schlepperleistung weniger Zugkraft benötigt als der zweite tiefe Arbeitsgang, muss oder kann in aller Konsequenz das Gerät für den ersten Arbeitsgang breiter sein als das für den zweiten Arbeitsgang. Dies können wir zum Beispiel mit der Kurzscheibenegge Rubin und dem drei- oder vierbalkigen Grubber Thorit 8, 9 und 10 darstellen. Versucht man, bei optimierter Arbeitsqualität der Geräte, dies mit einem Gerät zu erreichen, ist das energetisch für den flachen ArRabe beitsgang ungünstig, da ein schmales Gerät für die tiefe Bearbeitung ein hohes Eigengewicht für die benötigte Stabilität mit sich bringt und somit mehr Zugkraft erfordert. Zum anderen könnte die Arbeitsbreite erheblich größer sein. So liegt zum Beispiel beim neuen Gigant 12 mit der Kurzscheibenegge Rubin bei einer Arbeitsbreite von 14 m beim Einsatz mit einer Challenger MT 875 der Kraftstoffverbrauch bei nur 6 bis 7 l/ha beim ersten flachen Arbeitsgang. Dabei sind Flächenleistungen von 14 bis 18 ha/h möglich. Bei der tiefen Bearbeitung bis 25 cm oder 30 cm sind auch bei dieser PS-Ausstattung solche Arbeitsbreiten nicht möglich. test & technik Väderstad Die zweite Gruppe der Betriebe verfährt nach einem etwas anderen Prinzip. Hier wird die Stoppelbearbeitung mit weniger Aufwand betrieben und je nach Bedingungen gepflügt oder auch die Mulchsaat angewendet. Dabei handelt es sich häufig um Standorte, die sich einfach pflügen lassen und somit das Risiko im Hinblick auf Ertragsdepressionen, Krankheitsdruck und erforderliche Qualitäten der zu vermarktenden Produkte minimieren. Hier erfolgt dann die Bestellung häufig mit konventionellen Bestellkombinationen bestehend aus Kreiselegge und aufgebauter Drillmaschine. Diese Kombination kann auch nach dem Grubber eingesetzt werden und bietet zudem heute noch ein enormes Einsparpotenzial bei einer angepassten Rotordrehzahl. Rabe: Durch die EU-Agrarreform wird die Mulchsaattechnik weitere Anteile am Bodenbearbeitungs- und Sätechnikmarkt gewinnen, da die Erzeugerpreise weiter sinken werden und die Landwirte deshalb ihre Produktionskosten weiter senken müssen. Die konservierende Bo- denbearbeitung und Direktsaat werden weiter zunehmen. Mulchsaatsysteme werden in den nächsten Jahren etwa 60 % Anteil an den Ackerflächen erreichen. Entsprechend werden die Anteile der konventionell bewirtschafteten Flächen zurückgehen. Auf feuchten und sandigen Böden bleibt der Pflug jedoch eine wichtige Alternative, genauso wie bei engen Fruchtfolgen (z. B. Wintergetreidefruchtfolgen). Die Direktsaat wird leicht zunehmen, aber weiterhin nur einen geringen Anteil an der Ackerfläche einnehmen. Allerdings können auch Direktsaatbetriebe nicht vollständig auf den Pflug verzichten, da der Boden in regelmäßigen Abständen (ca. alle 5 Jahre) ganzflächig und tiefer gelockert werden muss. Deshalb denken wir, dass die landwirtschaftlichen Betriebe vor allem in Geräte zur konservierenden Bodenbearbeitung investieren werden, wobei Grubber aller Art (2- bis 4-balkig) den Hauptanteil ausmachen werden. Die Bodenbearbeitung mit Scheibeneggen wird ebenfalls zunehmen, genauso wie Mulchsaattechnik. Der Anteil von Kurzscheibeneggen wird zurückgehen, da sie nicht so universell einsetzbar sind wie Grubber. Sie sind im Gegensatz zum Grubber nur zur flachen Bodenbearbeitung geeignet. Väderstad: Trends sind meist nur kurzlebig. Es zeichnen sich zwei Forderungen aus der Praxis ab: Zum einen werden Spezialgeräte wie Kurzscheibeneggen verlangt, die ein engeres Einsatzfeld haben, dieses aber sehr gut bewerkstelligen. Durch große Arbeitsbreiten und hohe Fahrgeschwindigkeiten lassen sich die Kosten pro Hektar reduzieren. Der Energiebedarf pro Fläche sinkt also mit größeren Traktoren, wenn diese mit breiten Arbeitsgeräten gekoppelt sind. Ackerbaulich ist es aber notwendig, eine standortangepasste Bearbeitungsintensität zu behalten. Durch moderne Anbaugeräte lässt sich die Anzahl der Überfahrten für ein gutes Saatbett reduzieren, da sehr intensiv gearbeitet wird. Auf der anderen Seite setzen sich mehr und mehr Anbaugeräte durch, die sehr intensiv in den Boden eingreifen. Diese brauchen sehr viel Energie. Aber wenn das Ergebnis der Bearbeitung stimmt, wird der Energiebedarf bisher in Kauf ge❚ nommen. dlg-test.de 2/2005 27