Programmheft - Therapie-Theater
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Programmheft - Therapie-Theater
€ Die Rocky-Holstenhof-Crew: Corinna Niese, Peter Groth, Jürgen Starke, Friedrich Radmacher, Heike Oelte, Udo Reichle-Röber, Dirk Litzenroth, Michael Frädrich, Sabine Cegielna, Anja Jansen, Meike Nachtigall, Nadia Willmann, Kalli Temme, Angelika Sahin, Doris Dobberitz, Andy Pietschmann. Nicht auf dem Bild sind: Jörg Ziegler unser Souffler, Michael Kolbow und Thomas Kock von der Technik, Anke Kramp und Melanie Heckel aus der Gewandmeisterei sowie die Teilnehmer der Requisitenwerkstatt Deniz Giorgi, Frank Amtag und andere... Besonderen Dank an Andreas Jansen vom Tonstudio „reportershop.de“ in den media docks, Lübeck für die Tonaufnahmen. Dank auch an die vielen HelferInnen, URR die Requisiten und Kostüme gefertigt haben und den Backgroundchor. 50 2, Personen, Orte und Handlung sind frei erfunden. Ähnlichkeiten wären zufällig und völlig unbeabsichtigt! Brad Majors und seine Verlobte Janet Weiss kommen bei der Hochzeit ihrer Freunde Monika und Kalli Klaps auf den Gedanken, ihren alten Freund und Lehrer aus der Ergotherapieschule Dr. Scott zu besuchen. Während ihrer Reise zu Dr. Scott haben Brad & Janet eine Reifenpanne. Bei der Suche nach einem Telefon, nimmt das Schicksal seinen Lauf. Eine Kriminologin erläutert uns den Fall. In einem Therapiecentrum mit dem ominösen Namen Holstenhof versuchen sie ihr Glück. Der unterkühlte Empfang durch den undurchsichtigen Hausdiener Riff-Raff läßt nichts gutes ahnen. Als die beiden dann auch noch in eine ver meintl iche Pa rt y der Holstenhofianer geraten, bei der es sich aber tatsächlich um einen sozialtherapeutischen Kongress handelt, sind dem perfiden Treiben des Hausherr en und Psychotherapeuten Bord‘R‘Leihner keine Grenzen mehr gesetzt. Unseren jungen Helden wird von den Zofen und Gespielinnen Bord‘R‘Leihners, Magenta und Columbia sowohl Kleidung als auch Selbstsicherheit abgenommen. Zu allem Übel müssen die beiden dann auch noch als Zeugen eines wahrlich abstrusen Geschehens herhalten. Der Hausherr zeigt ihnen seine neueste ultimative Therapie: Die Schaffung eines völlig neuen Wesens. 1. Spielzeit - 1999: Sketchparade Unsere ersten Schritte auf der Bühne beim Jahresfest des Senioren- und Pflegecentrums Reinfeld und des Therapeutischen Wohnheimes Reinfeld mit gespielten Witzen. 2. Spielzeit - 2000: Dinner for one op platt Boulevardtheater auf Plattdeutsch mit originellen Kostümen und Masken. Erste Engagements in anderen Heimen. Zusätzlich spielten wir beim Jahresfest des Senioren- und Pflegecentrums "Rotkäppchen und der böse Wolf im Therapeutischen Wohnheim" Ein altes Märchen in neuem Gewandt mit Insiderspäßen aus der Therapie. 3. Spielzeit - 2001: Romeo & Julia Indes erwacht der ehemalige Rocker Eddy aus seiner Versteinerung und prescht mit seiner Harley Mofadson auf die Bühne um einen tierischen Rock&Roll abzuziehen. Nach Eddys Er– und Entledigung wird also endlich das Geschöpf Rocky geschaffen, um Bord‘R‘Leihner in jeder Hinsicht dienstbar zu sein. Was Brad & Janet mit Rocky und den anderen alles (v)erleben, soll hier noch nicht verraten werden. Nur soviel: Es ist eine Mischung aus knisternder Erotik, purem Horror und gigantischem Vergnügen! Udo Reichle-Röber Ein integratives Theater-Projekt mit BewohnerInnen des Therapiecentrums Holstenhof und LaiendarstellerInnen aus Reinfeld und Umgebung. Erstmals spielten wir auf größeren Bühnen und in der kulturellen Öffentlichkeit außerhalb von psychiatrischen Einrichtungen, darunter auch in den Reinfelder Lichtspielen. Eine Open-Air-Aufführung fand im Park des Holstenhofes statt. 4. Spielzeit - 2002: Peter Pan Diesmal gab es ein ausdruckzentriertes Schauspiel. Neben BewohnerInnen des Holstenhofes und LaiendarstellerInnen aus Reinfeld und Umgebung spielten junge geistig behinderte Frauen aus Lübeck im Ensemble mit. Es gab verhältnismäßig wenig Text, dafür viel Ausstrahlung durch Körpersprache, Gestik und Mimik im Rahmen prächtigster selbst gemachter Kostüme aus eigener Gewandmeisterei. Höhepunkt waren u.a. die Sing- und Tanzeinlagen selbstgeschriebener Lieder. Familientheater vom Feinsten! 5. Spielzeit - 2003: Die Rocky-Holstenhof-Picture-Show... Liebe LeserInnen, oft werde ich gefragt, ob ein (produktives) Therapie-Theater mit psychisch erkrankten Mitmenschen überhaupt möglich sei. Aufgrund meiner Beobachtungen und Erfahrungen kann ich diese Frage nur bejahen. Im folgenden möchte ich kurz positive Auswirkungen einer Teilnahme am Therapie-Theater benennen (ungeachtet dessen, ob jemand gehandicapt ist oder nicht): Das Therapie-Theater ist besonders geeignet für die soziale Integration gehandicapter Mitmenschen. Durch den Erhalt, die Förderung und den Ausbau sozialer Kompetenzen und A l l t a g s b e w ä l t i g u n g sstrategien werden im Rahmen des Th ea t er s wi ch t ige Gr und la gen geschaffen bzw. gefördert, die auch im alltäglichen Leben von Nutzen sind. Beispiel Pünktlichkeit: Um ein Theaterstück auf die Bühne zu bringen, bedarf es der Pünktlichkeit eines jeden Einzelnen. Dazu zählt z. B. das rechtzeitige Erscheinen zu den Proben oder die Beachtung des Einsatzes / Auftrittes. Diese Ressource ist auch auf den Alltag übertragbar; z. B. rechtzeitiges Erscheinen zu den Therapieangeboten oder der rechtzeitige Arbeitsbeginn in einer der externen Behindertenwerkstätten. Beispiel zwischenmenschliche Interaktion: Beim Therapie-Theater treffen Menschen mit unterschiedlichen Krankheitsbildern aufeinander (z. B. Schizophrene, Depressive oder Borderliner). Aber nicht nur das, auch „ Normalos“ sind mit von der Partie. Da kann es schon mal vorkommen, das Ängste oder Vorurteile im Umgang miteinander auftauchen. Diesbezüglich ist das Theaterspiel besonders geeignet, eben diese Ängste und Vorurteile abzubauen. Denn, das Theater lebt davon, dass man aufeinander eingeht, Rücksicht nimmt, einander hilft und unterstützt, sowie im ständigen Austausch miteinander steht. Auch bietet es einem Jeden die Möglichkeit, persönliche Grenzen zu erfahren und den Umgang damit zu lernen. Theater als Modell einer ressource norie ntierten Arbeit - Dies meint u. a., das jedes Mitglied des Ensembles die Möglichkeit hat, sich in die Gestaltung und Ausführung des jeweiligen Theaterstückes soweit mit einzubringen, wie es seinen eigenen individuellen Fähigkeiten und Ressourcen entspricht. Au ch wer d en die diver sen Arbeitstherapien des Therapiecentrums Holstenhof in das Theaterprojekt mit einbezogen. So baut zum Beispiel die Arbeitstherapie-Holz die Kulissen, die Nähgruppe schneidert die Kostüme oder der Bürodienst erstellt Plakate und Programmhefte. Ich hoffe, ich konnte Ihnen einen kleinen Einblick in das Therapie-Theater verschaffen und Ihnen aufzeigen, wie komplex TherapieTheater ist und welche positiven Auswirkungen die Teilnahme am Projekt haben kann. Michael Kolbow Der legendäre Kultklassiker Rocky-Horror-Picture-Show aus den 70er Jahren wird in der Inszenierung von Udo Reichle-Röber als RockyHolstenhof-Picture-Show auf das f i k t i v e Therapiecentrum H o ls t en h o f adaptiert. Getreu dem Motto: „Was Sie schon immer über den Holstenhof wissen wollten und nie zu fragen wagten...“ Das gesamte Stück sprüht vor A c t i o n , halsbrecherischen Stunts und hintersinnigen Wortspielen. Ein b es o n d er es Vergnügen sind die vielen Anspielungen auf die Psychiatrie im allgemeinen und auf die hiesige Alltagsgestaltung im besonderen. In einigen Textpassagen melden sich Shakespeare und Pan wieder zu Wort, in anderen erkennt sich der/die eine oder andere wieder. Aber auch dümmliche Vorurteile über Therapie und Wahnsinn werden mit bissigem Spott bedacht. Einige der Gesangseinlagen des Kultklassikers werden im PlayBack-Verfahren dargeboten, d.h. die Akteure spielen zu Musik und Gesang vom Plattenteller. A n d e r e Musikstücke bieten wir Ihnen sogar selbst gesungen als Karaokeversion in e i g e n e r Übersetzung an. Die Texte sind, wie gewohnt, selbst geschrieben und halten sich in freier Übersetzung an das Original. Die Kostüme und Requisiten sind ebenfalls, wie bei uns üblich, selbst gemacht und haben die Mühe vieler Hä nde Ar beit a n la ngen Winterabenden gekostet. Mit den Proben haben wir im Oktober 2002 begonnen. Dienstags von 19.00— 21.00 Uhr im Holstenhof. Nach den Sommerferien werden wir mit den Proben für unser neues Projekt beginnen... Udo Reichle-Röber Bord‘R‘Leihner, im Original Frank‘N‘Furter, ist von zweifelhafter Moral und von einer gewissen Überzeugungskraft... Bei uns ist es ein außerirdischer Therapeut in seltsamen Gewandungen und mit seltsamen Gesinnungen, der seine ultimative Therapie anhand eines seiner Geschöpfe vorstellt. Gespielt von Dirk Litzenroth, 32, im wahren Leben Elektroingenieur. Berüchtigt sind seine Textproben in den Zugabteilen auf der Linie Hamburg-Lübeck. Brad Majors, der junge dynamische und vor allem anständige Mann, der im virtuellen Holstenhof Flexibilität gewinnt und seine Unschuld verliert, wird von Michael Frädrich, 39, Bürogruppenleiter in den Stormarner Werkstätten gespielt. Bekannt aus Mundfunk und Gernsehen als Peter Pan und Benvolio Montague in Romeo & Julia. Janet Weiss, seine entzückend mädchenhafte Verlobte, die von verbotenen Früchten nascht und sich wünscht, bei Freunden oder wenigstens normalen Menschen zu sein wird eines besseren belehrt und von Heike Oelte, 38, Hauswirtschaftliche Anleiterin in den Stormarner Werkstätten, verkörpert. Rocky Rocky, das Geschöpf des Meisters entsteht aus einer ganz besonderen Therapie, ist ausgehfertig und weiß nicht wohin. Im Gegensatz zu seiner Protagonistin Meike Nachtigall, 46, die Hauswirtschafterin in den Stormarner Werkstätten ist und in Reinfeld im Betreuten Wohnen lebt. Riff Raff, der devote Diener und spätere Vollstrecker des Hauptbösewichtes wünscht sich nichts mehr, als nach Nimmerland am Niederrhein zurückzukehren. Gespielt von der Orthopädieschumachermeisterin Anja Jansen, 30, aus der Nähe von Bad Oldesloe. Magenta, die Schwester von Riff Raff und ebenfalls Dienerin im Hause Bord‘R‘Leihner wird von der langjährig erfahrenen Darstellerin Sabine Cegilena, 39, gespielt, die im BeWo in Reinfeld lebt und als Hauswirtschafterin in Oldesloe arbeitet. Beliebt ist sie als Julia aus Shakespeares Liebesdrama, Toddel aus Peter Pan und Miss Sophie aus Dinner for one op platt. Columbia, die abgelegte Geliebte Magentas ist eine ehemalige Empfinden und viel Pfeffer im Debütantin Corinna Holstenhof. des Hausherren und Freundin Rockerbraut mit sensiblem Hintern. Dargestellt von der Niese, 21, aus dem echten Eddie, der Rocker, der mit seiner Harley Mofadson ewig tiefgefroren ist, wird von Peter Groth, 50, dem letztjährigen Kapitän Hook gespielt. Er ist ein originaler Holstenhofianer. Dr. Scott, der Ergotherapielehrer, der für das Bundesamt für UFO-Forschung arbeitet, ist unser Bühnenbildner Friedrich Radmacher, 66, ein imperialer und intuitiver Künstler aus dem Holstenhof. Die Kriminologin Kriminologin, die diesen abstrusen und impertinenten Fall aufgedeckt hat, ist die Erzählerin Doris Dobberitz, 45, die in der AWG des Holstenhofes in Reinfeld lebt und gute Geschichten liebt. Inszenierung, Dramaturgie und Regie liegen erneut in den begnadeten Händen von Udo Reichle-Röber, 39, Sozialtherapeut am „echten“Holstenhof. In weiteren Funktionen sind die Bühnentechniker Michael Kolbow und Thomas Kock zu erwähnen, die uns mit Licht, Schall und Requisiten vom feinsten beglücken. Die Gewandmeisterin & Souffleuse Anke Kramp hat mit ihrem Team wieder alles selber genäht und viele Menschen im Holstenhof haben uns mit ihrer Arbeit und ihrer Hilfsbereitschaft unterstützt, so dass Sie in den Genuss unseres Stückes kommen können.