Frauen im Studiengang Sicherheitsmanagement
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Frauen im Studiengang Sicherheitsmanagement
Birgitta Sticher (Oktober 2008) Die Frauen im Studiengang Sicherheitsmanagement (SiMa) Berlin Besser oder anders? Birgitta Sticher 1 Einleitung 3 Sicherheitsmanagement und Genderaspekte 3 Der Arbeitsmarkt braucht die Frauen 5 Frauen auf der Überholspur? 6 Frauen und Männer: Der kleine biologische und der große soziale Unterschied 8 Die Verbreitung des differenztheoretischen Ansatzes 8 Der konstruktivistisch orientierte Ansatz in der Geschlechterforschung 9 Differenztheoretischer und konstruktivistisch orientierter Ansatz im Praxisfeld Sicherheit 12 Frauen im Studiengang Sicherheitsmanagement (SiMa) 15 Der Studiengang: Entstehung, Ziele, Inhalte 15 Die Anzahl von weiblichen und männlichen Studierenden im Studiengang SiMa in Berlin (Stand Juni 2008) 19 Anteil von Frauen in den Studiengängen Sicherheitsmanagement in Altenholz, Bremen und Hamburg 20 Befragung der Studierenden des Studiengangs SiMa in Berlin 20 Die Entwicklung des Online-Fragebogens 21 Die Durchführung der online-Befragung 22 Die Ergebnisse der Online-Befragung 23 A: Wichtige Angaben zu den Studierenden 23 B: Bisheriger beruflicher Werdegang 26 C: Die Entscheidung für das Studium Sicherheitsmanagement 31 D: Einschätzung des bisherigen Studienverlaufs 32 E: Unterschiede zwischen Männern und Frauen im Studium 34 F: Arbeit neben Studium 35 G: Pläne und Wünsche für die berufliche Zukunft 37 H: Tätigkeiten von Frauen und Männern im Sicherheitsbereich 44 1 I: Pläne und Wünsche für die private Zukunft 47 Zusammenfassung der Ergebnisse der Online-Befragung 53 Qualitative Interviews mit ausgewählten Studierenden 56 Die Auswahl der Studierenden 56 Die Durchführung der Leitfaden-Interviews 57 Auswertung der Interviews 58 Der bisherige Werdegang und die Entscheidung für das Studium 59 Die Gestaltung der Studienzeit 65 Die Wahrnehmung von Unterschiede zwischen den Männern und Frauen im Studiengang SiMa 70 Vorstellungen über bzw. Erwartungen an die berufliche Zukunft im Praxisfeld Sicherheit 71 Die Vorstellungen über die private Zukunftsgestaltung 76 Abschließender Vergleich zwischen den jüngeren und älteren Studierenden des Studiengangs Sicherheitsmanagement 78 „Geschlecht“ als wichtige Kategorie für die Studierenden? 79 Ausblick 81 Die Formulierung des Ziels: Geschlechterdemokratie 81 „Sex“ und „Gender“ als Thema des Studiums Sicherheitsmanagement 84 Literaturverzeichnis 85 Der Online-Fragebogen 87 Die leere Auswertungstabelle für die Interviews 92 Einleitung Als Lehrende im Studiengang Sicherheitsmanagement, die durch die Beschäftigung mit dem Thema „Geschlechtsrollen – Geschlechtsidentität“ für die Selbstdarstellung der weiblichen und männlichen Studierenden sensibilisiert ist, fielen mir bei dem ersten Kontakt mit den Studierenden Sicherheitsmanagement zunächst einige Männer auf, die allerdings nicht die Mehrheit der männlichen Studierenden bildeten. Diese Männer waren groß und kräftig, hatten breite Schultern und trugen Tatoos auf den entblößten Körperpartien wie Unterarmen und Waden. Einige junge Frauen hingegen wollten zunächst gar nicht zu meinen Erwartungen passen: Diese Studentinnen waren schlank und zierlich, hatten ein gepflegtes Äußeres und entsprachen eher dem Typ „fleißige Schülerin“. Bezogen auf die Männer war meine Vermutung, dass diese sich durch das Thema Sicherheit aufgrund einer besonderen Passung mit ihrem Männlichkeitsbild angesprochen fühlten – aber was war mit den Frauen? Warum hatten sie sich für diesen Studiengang entschieden? Welche Vorstellung hatten sie von ihrer zukünftigen beruflichen Tätigkeit, welche Einstellungen zu dem Praxisfeld „Sicherheit“? Erwarteten die Frauen, dass es für sie im Praxisfeld Sicherheit positive oder negative Auswirkungen haben würde, eine Frau zu sein? Wie wollten sie Arbeit und Privatleben miteinander verbinden? Diesen Fragen intensiver nachzugehen und mehr Informationen über die Studierenden, speziell die Studentinnen zu erhalten, die sich für diesen Studiengang entschieden haben, war die Motivation, die am Anfang dieser Untersuchung stand. Diese Informationen zu gewinnen, ist selbstverständlich kein Selbstzweck. Zum einen ermöglicht dies, die Lehre besser auf die Studierenden abzustimmen und diese, wie es schon als Allgemeinplatz formuliert wird, „dort abzuholen, wo sie stehen“. Des Weiteren aber kann auch ein Blick nach vorn in das Praxisfeld Sicherheit geworfen werden, um die Frage zu beantworten, was konkret zu tun ist, um dieses Praxisfeld auch für junge Frauen attraktiv zu machen – eine, wie noch zu zeigen sein wird – arbeitsmarktpolitische Notwendigkeit. 2 Sicherheitsmanagement und Genderaspekte Der Ausgangspunkt und die Entwicklung der Fragestellung Ein Blick auf die gesellschaftlichen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland (aber auch in Europa insgesamt) macht heute schon deutlich, dass ein Mangel an gut qualifizierten Arbeitskräften besteht, der aus verschiedenen noch zu benennenden Gründen noch zunehmen wird. Gleichzeitig ist auffällig, dass immer häufiger Frauen und nicht Männer diejenigen sind, die über gute Qualifikationen - sowohl was die kognitiven Leistungen als auch die sozialen Kompetenzen betrifft -.verfügen. Angesichts des in einigen Bereichen bereits vorliegenden und zukünftig noch verstärkt auftretenden Fachkräftemangels braucht der Arbeitsmarkt dringend die gut ausgebildeten, motivierten und ehrgeizigen Arbeitnehmerinnen. Im Wach- und Sicherheitsgewerbe sind bisher viele Personen mit geringer Qualifikation beschäftigt. Ca. 80 Prozent der Beschäftigten sind Männer.Die skizzierte Arbeitsmarktentwicklung wird erst auf dem Hintergrund des sich abzeichnenden Qualitätsentwicklung im Sicherheitsgewerbe zum Problem. Für das gesamte Praxisfeld Sicherheit steigt die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften in dem Maße, wie anspruchsvollere Dienstleistungen in größerem Umfang zu erbringen sind. Peilert und Stober (2008, VII) formulieren für Sicherheitsunternehmen und Verantwortliche der Unternehmenssicherheit das Ziel folgendermaßen: „Sie müssen stets besser qualifiziert sein als diejenigen, welche die Sicherheit bedrohen und verletzen. Wegen dieses notwendigen Wissensvorsprungs der Sicherheitsbranche besitzt das Stichwort Sicherheitsqualifikationen stets eine dynamische Komponente, die sich in der Sicherheitsbildung niederschlagen muss. Dazu bedarf es eines ganzheitlichen Ansatzes, der sämtliche bildungsrelevanten und praxisrelevanten Aspekte der Sicherheits-wissenschaften einbeziehen muss.“ Um diesen Bedarf zu decken, wird sich das bisher männerdominierte Sicherheitsgewerbe für qualifizierte Frauen öffnen bzw. versuchen müssen, diese für sich zu gewinnen. Darüber, wie viele Frauen bereits jetzt in dem Wach- und Sicherheitsgewerbe in Führungspositionen beschäftigt sind, lassen sich keine Zahlen finden. Allerdings ist positiv zu vermerken, dass auf der 40ten Jahresmitgliederversammlung des BDWS erstmals seit der 100jährigen Geschichte des Verbandes eine Frau als Vizepräsidentin des BDWS gewählt wurde. Auch auf der Ebene der Geschäftsführung des BDWS werden neben dem Hauptgeschäftsführer und Geschäftsführer zwei Frauen als Geschäftsführerinnen aufgeführt. Zeichnet sich hier vielleicht schon eine langsame Öffnung des männerdominierten Sicherheitsgewerbes für das weibliche Geschlecht ab? Oder gibt es Barrieren, Hindernisse, die den qualifizierten Frauen in diesen Bereich den Zutritt erschweren? Aufgrund des sich im Sicherheitsbereich abzeichnenden höheren Bedarfs an qualifiziertem Personal haben seit ca. 5 Jahren verschiedene Hochschulen in Deutschland mit der Entwicklung von (Bachelor-)Studiengängen für Sicherheitsmanagement reagiert. So werden in Magdeburg, Altenholz, Berlin, Brandenburg, Bremen und Hamburg Führungskräfte für die Sicherheitsbranche in Studiengängen für die immer komplexeren Aufgaben im Schnittpunkt von Safety und Security ausgebildet. Wie sieht es nun aber in diesen Studiengängen aus? Ist hier 3 das weibliche Geschlecht stärker vertreten? Dieser Frage soll anhand der Zahlen der inhaltlich stark vergleichbaren Studiengänge in Altenholz, Bremen, Hamburg und Berlin nachgegangen werden. Von besonderem Interesse ist aber ein Blick hinter die Zahlen: Was lässt sich über die Frauen und Männer sagen, die sich für den Studiengang Sicherheitsmanagement entschieden haben? Was sind die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den männlichen und weiblichen Studierenden? Durch die Mitwirkung an der Ausbildung der Studierenden in diesem Studiengang konnten bereits vielfältige Eindrücke von den Studierenden gewonnen werden. Durch die Befragung der Studierenden aller drei an der FHVR im Studiengang Sicherheitsmanagement studierenden Jahrgänge sollen nun zuverlässigere Antworten gewonnen werden. Hierbei interessieren sowohl objektive Unterschiede (wie z.B. Alter, Bildungsabschlüsse und berufliche Erfahrungen), aber auch Einstellungen zur verschiedenen privaten und beruflichen Fragen. Obwohl Frauen heute in Deutschland auf dem Papier uneingeschränkt gleichberechtigt, wird dennoch immer wieder von den unsichtbaren Schranken und Barrieren berichtet, die es Frauen erschweren, in den männerdominierten Organisationskulturen Fuß zu fassen. Deshalb ist von Interesse zu erfahren, ob die Studierenden schon im Praxisfeld Sicherheit derartige „Barrieren“ erfahren haben. In diesem Zusammenhang soll aber auch nach den Einstellungen der Studierenden – Männern und Frauen – gefragt werden, die hoffentlich in naher Zukunft als Führungskräfte diesen Bereich entscheidend mitprägen werden. Allerdings sei bereits an dieser Stelle angemerkt, dass zwischen den Einstellungen und den konkreten Handlungen häufig große Unterschiede festzustellen sind. Eine verbale Aufgeschlossenheit kann durchaus mit einer de facto Verhaltensstarre einhergehen, die möglicherweise von tradierten Organisationskulturen im Sicherheitsbereich unterstützt wird. Der Arbeitsmarkt braucht die Frauen Eine Skizzierung der Entwicklungen in der deutschen Gesellschaft soll zeigen, warum die Frauen auf dem Arbeitsmarkt zukünftig dringend benötigt werden – und folglich auch das Sicherheitsgewerbe sich in weit höherem Maße als bisher gerade für den Bereich der qualifizierten Kräfte um die Frauen bemühen muss. Wir haben es mit demographischen, beschäftigungs- und bildungspolitischen Umbrüchen zu tun: Ende 2005 waren 61% der Bevölkerung im Erwerbsalter zwischen 20 und 65. Davon ausgehend, dass aufgrund bestimmter Trends die Gesamtbevölkerung in Deutschland bis 2050 gleich bleiben wird, lautet die Prognose für das Jahr 2050, dass ein Drittel der Bevölkerung älter als 65 Jahre alt sein wird und aller Wahrscheinlichkeit nach nur 50% der Bevölkerung im Erwerbsalter sein werden. Oder kurz: Der prozentuale Anteil der Bevölkerung im Erwerbsalter reduziert sich von 61% auf 52%. Entscheidend ist nun aber, dass die Personen, die in den nächsten Jahren aus dem Erwerbsleben ausscheiden, ein recht hohes Qualifikationsniveau haben, hingegen diejenigen, die nachrücken, weniger gut ausgebildet sind. Dem steht ein sich verändernder Bedarf der deutschen Wirtschaft gegenüber. Aufgrund des Strukturwandels werden immer weniger Personen im industriellen Sektor mit geringer Qualifikation benötigt, sondern zunehmend Personen im wissensintensiven Dienstleistungssektor. Es steigt folglich bei insgesamt abnehmender Zahl von 4 Personen im Erwerbsalter der Bedarf an Personen mit höherer Qualifikation! Auf diesem Hintergrund ist der Blick auf die Unterschiede der Geschlechter hinsichtlich der Bildungsabschlüsse aufschlussreich: Der Anteil der Frauen an der Bildung ist in den zurückliegenden Jahren ständig angestiegen. So machten diese im Jahr 2006 bereits 55% der Abiturienten aus; der Anteil der Männer hingegen nahm ab. Sie befinden sich „in einer Phase der rasanten Bildungsregression“ (Allmendinger, 2008,13) . Ein Blick auf die Einschätzung der kognitiven Kompetenzen von Schülern (PISA 2000/ 2003/2006) bestätigt ebenfalls, dass besonders gute Leistungen deutlich häufiger bei Mädchen anzutreffen sind, bei den schlechten Leistungen hingegen die Jungen die Hauptlast tragen. Allmendinger (2008,15) kommt dann auch zu dem einfachen Schluss: Die Wirtschaft wird alle gut Gebildeten dringend benötigen. Und da gut gebildete Männer rar sein werden, werden die jungen Frauen von heute bald heftig begehrt und umworben sein. Dieser kurze Blick in die Zukunft sollte als Anreiz wirken, die Verantwortlichen im Sicherheitsgewerbe wach zu rütteln, damit sie sich bereits jetzt fragen, wie das Arbeiten in dieser Branche für qualifizierte Frauen attraktiv gestaltet werden kann. Schauen wir uns auf diesem Hintergrund die Situation der Mädchen und jungen Frauen noch etwas genauer an. Frauen auf der Überholspur? Die Überschrift der Zeitschrift „Der Spiegel“ vom 11.06.2007 „Die Alpha-Mädchen – Wie eine neue Generation von Frauen die Männer überholt“, macht überdeutlich, worauf viele Erziehende und Lehrende schon vermehrt in den letzten Jahren aufmerksam gemacht haben: Das ehemals angeblich so „schwache Geschlecht“ ist auf der Überholspur bzw. hat die Jungen und jungen Männer durch viel Einsatz und Fleiß bereits hinsichtlich des erzielten Erfolgs in einigen Bereichen überholt oder ist dabei es zu tun. Bezogen auf den Leistungsbereich lassen sich die wichtigsten Fakten unter Bezugnahme auf die Recherche der Spiegelautorinnen folgendermaßen zusammenfassen: - Es machen mehr Mädchen als Jungen das Abitur und sie erbringen deutlich bessere Leistung als die Jungen. Jungen hingegen stellen die Mehrheit der Sitzenbleiber und Schulabbrecher - Die Studentinnen weisen auch im Studium eine sehr hohe Zielstrebigkeit auf, sie studieren schneller und absolvieren dennoch mehr Auslandsaufenthalte und Praktika als ihre männlichen Kollegen. - Junge Frauen wagen sich vermehrt in Bereiche vor, die ihnen bisher verschlossen waren: z.B. technische Bereich und Ingenieurwissenschaften, Klaus Hurrelmann (in „Der Spiegel“,2007,58) gibt hierfür die folgende Erklärung: Viele Jungen sind noch immer in dem Glauben aufgewachsen, ihre Rolle als Leitwolf sei ihnen genetisch vorbestimmt. Sie geraten dann oft in der Schule ins Hintertreffen. Erst staunen sie über die Mädchen, die an ihnen vorbeiziehen, dann schmollen sie oder werden aggressiv, verschwenden ihre Zeit in Computerspielen. Diese bereits in der 14. Shell-Studie (2002) und 15. Shell-Studie (2006) sich deutlich abzeichnenden Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Jugendlichen setzen sich auch weiter fort. In der 1. World Vision Kinderstudie 2007 von Klaus Hurrelmann und Sabine Andresen (TNS Infratest Sozialforschung) wurden 8-11jährigen Kindern in Deutschland befragt, um ein repräsentatives Bild von deren Lebenssituation, den Wünschen, Interessen und Bedürfnissen der jüngsten 5 Generation in Deutschland zu gewinnen. Wie Hurrelmann zusammenfassend in einem Interview ausführt, kommen schon die 8-11jährigen Mädchen mit ihrer Lebenssituation besser zurecht „Bei ihnen ist alles das, was wir angesprochen haben, was von Bedeutung ist für den weiteren Bildungsweg, im statistischen Durchschnitt besser ausgeprägt. Sie haben ein aktiveres, lebendigeres, vielseitigeres Freizeitverhalten als die Jungen. Hier sieht man auch, dass das dann nicht zwangsläufig nur mit der sozialen Herkunft zu tun hat. Die Mädchen haben auch die anspruchsvolleren Leistungsperspektiven, die höheren Bildungswünsche. Sie können sich deutlich häufiger vorstellen, später einmal das Abitur zu schaffen, auch die, die aus den niedrigeren sozialen Positionen kommen. Das gibt schon zu denken, dass das männliche Geschlecht schon in der Grundschule heute ganz offenbar Schwierigkeiten hat, die eigene Rolle zu finden, die eigene Position aufzubauen.“ Die 17-27Jährigen kommen selbst zu Wort: die BRIGITTE-Studie 2008 Besonders interessant ist die aktuelle repräsentative Untersuchung von 1020 Frauen im Altern von 17 bis 19 und von 27 bis 29, die im Auftrag der Frauenzeitschrift „BRIGITTE“ vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung und dem Sozialforschungsinstitut Infas durchgeführt wurde. Die wissenschaftliche Leiterin der Studie und zugleich Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung, Professorin Jutta Allmendinger, stellt die zentralen Erkenntnisse der Studie „Frauen auf dem Sprung“ in den Heften 8/2008 bis 11/2008 der Zeitschrift „BRIGITTE“ komprimiert dar. Folgende Kernaussagen lassen sich unter Bezugnahme auf diese Quelle aufstellen: - Die jungen Frauen sind sehr selbstbewusst und selbständig. Sie wollen auf eigenen Beinen stehen und keineswegs von Männern abhängig sein. Sie haben sich von dem Gedanken verabschiedet, es allen recht machen zu müssen. - Bezogen auf die Selbsteinschätzung ihrer Fähigkeiten und ihrer sozialen Kompetenzen lassen sich bei den Frauen mit Hauptschulabschluss und den Frauen mit Abitur erstaunlich wenige Unterschiede in der Selbsteinschätzung ihrer Fähigkeiten und ihrer sozialen Kompetenzen feststellen. Der Umschwung hat offenbar die Frauen von den Hauptschülerinnen bis hin zu den Abiturientinnen erfasst; sie alle sind „auf dem Sprung“! - Das Erfolgsrezept der Frauen besteht darin, dass sie sich Ziele setzen, die sie aus eigener Kraft erreichen können und diszipliniert arbeiten, um diese Ziele zu erreichen. Sie sind ehrgeizig und konzentrieren sich auf die Dinge, an denen sie etwas ändern können. - Sie wollen auf jeden Fall einen Job, um auf eigenen Füßen zu stehen und unabhängig – zum Beispiel auch von männlichen Rollenerwartungen – zu sein. - Die Frauen wollen Unabhängigkeit und machen ihr Selbstwertgefühl nicht von den Männern abhängig, aber dennoch wollen zwei von drei Frauen eine feste Beziehung. - Mehr als 90% der jungen Frauen ist Treue wichtig. Doch wenn eine Beziehung nicht läuft, sind die Frauen bereit und fähig, sich von einem Mann zu lösen. Treue heißt also nicht, sich für den Rest des Lebens zu binden, und es ist keine Treue um jeden Preis. 6 - Fast 90% der Frauen wollen mit Kindern leben. Familie zu haben, ist ihnen ganz besonders wichtig. Es geht nicht um Familie oder Arbeit, nicht um das Entweder – Oder, sondern um das UND. - Dafür wünschen sich die meisten an ihrer Seite einen Mann, der dem fürsorglichen Väterrtyp entspricht, der bereit ist, eine aktive Haushalt- und Vaterrolle zu übernehmen – und eben nicht den karriereorientierten Businesstyp. Bezogen auf die Rolle im Beruf ist interessant, dass die Frauen stark zwischen Macht und Verantwortung unterscheiden. - Macht ist für sie negativ besetzt, wird mit Manipulation gleich gesetzt, weil durch Macht Menschen unter Umständen dazu gebracht werden, etwas zu tun, was sie nicht tun wollen. Das ist nicht das, was diese Frauen anstreben. Sie wollen Verantwortung für etwas übernehmen und 36% der befragten Frauen sehen sich zukünftig in Führungspositionen, aber sie bevorzugen dann einen kommunikativen Führungsstil. - Zwei von drei Befragten finden, dass Frauen die besseren Chefinnen sind und es nur eine Frage der Zeit sei, bis sie die Männer im Beruf überholt haben. Dieses Selbstverständnis von Frauen wird deutliche Folgen für die Arbeitswelt haben müssen: Wollen die Unternehmen die wichtige Personalressourcen der Frauen nicht verlieren, dann sind sie (aber natürlich auch der Staat) aufgefordert zu handeln, um den Frauen (aber auch den Männern!) eine akzeptable Balance zwischen Arbeit und Leben anzubieten. Die berufstätigen Frauen wollen eben nicht wie die Männer von heute für ihren Arbeitsgeber ständig verfügbar sein. Sie verlangen flexible Arbeitszeiten, Jobsharing-Modelle und vor allem auch eine bessere Kinderbetreuung. Frauen und Männer: Der kleine biologische und der große soziale Unterschied Bevor die Frauen im Studiengang Sicherheitsmanagement näher „untersucht“ werden, sind einige Grundannahmen zur Geschlechterfrage zu thematisieren. Die Geschlechtszugehörigkeit als wichtiges Thema zu begreifen bzw. das Geschlecht überhaupt erst sichtbar zu machen, basiert auf gewissen theoretischen Annahmen, die deshalb im Folgenden erläutert werden sollen. Die Verbreitung des differenztheoretischen Ansatzes Wenn wir über Männer und Frauen nachdenken, dann fallen uns – auch aufgrund der hohen Präsenz dieses Themas in den Medien - viele Beispiele ein, die die Unterschiede von Männern und Frauen deutlich machen. Hierbei handelt es sich vorrangig um die Schwierigkeiten, die im Miteinander von Männern und Frauen entstehen. Etwas verkürzt dargestellt, haben wir es mit dem „typischen Mann“ zu tun, der einen Mangel an kommunikativer Kompetenz aufweist, sich immer wieder bei Schwierigkeiten in seine Höhle zurückzieht und trotz fester Partnerbeziehung erneute Bestätigung im Feld durch andere Frauen sucht. Ihm zur Seite steht die überaus kommunikationsfreudige und ihn mit ihrer emotionalen Intensität bedrängende und ihn einengende Frau. Diese Unterschiede werden dann bevorzugt auf biologische Grundlagen zurückgeführt, werden als Teil unseres unverrückbaren genetischen Programms aufgefasst. 7 In der wissenschaftlichen Literatur finden wir diese besondere Beschäftigung mit der Differenz von Männern und Frauen auch wieder. Vertreter und Vertreterinnen des sogenannten „differenztheoretischen Ansatzes“ beschreiben geschlechttypische Verhaltensweisen sowie die diesen zugrundeliegenden Einstellungen. Die Forschung findet deutliche Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen bereits in der Kindheit: In den Spielstilen, den Spielinhalten, den kindlichen Aktivitäten und Interessen, dem Sprachverhalten und der Gruppenbildung. Beispielhaft sei Maccoby (2000) angeführt, die zwei Kulturen der Kindheit unterscheidet, die ihren Höhepunkt bei den Kindern im Alter von 8-11 finden. Aber auch über die Kindheit hinaus sind die Differenzen offensichtlich: Jungen und Männer tauchen in der polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) wesentlich häufiger als Frauen und Mädchen als Tatverdächtige auf – nicht nur gegenüber Frauen sondern auch gegenüber Männern. Die meisten Gewalthandlungen finden zwischen Männern statt und folglich finden wir Männer auch in der Rolle des Opfers, auch wenn dies im Bewusstsein der Bevölkerung nicht so präsent ist. Die wesentlich höhere Neigung der Männer zu riskantem Verhalten schlägt sich auch in ihrem Gesundheitsverhalten wieder: exzessives Rauchen und Trinken, Verletzungen durch riskantes Verhalten in der Freizeit etc.. Mädchen und Frauen halten sich hingegen von solchen riskanten Verhaltensweisen eher fern und treten auch mit gewalttätigen Verhalten seltener in Erscheinung. Sie sind auch wesentlich seltener als Männer bewaffnet. Allerdings werden von einigen VertreterInnen der differenztheoretischen Hypothese die Ursachen nicht einseitig in der Biologie gesucht, sondern Sozialisationsprozesse in ihrer Gestaltungskraft hervorgehoben Was diese differenztheoretische Perspektive aber übersieht ist, dass sich die Geschlechter in vielen Punkten nicht voneinander unterscheiden. Auch sind die Unterschiede in der Gruppe der Mädchen/Frauen einerseits und der Jungen/Männer anderseits so erheblich, dass die statistischen Unterschiede wenig über die konkreten Einstellungen und Verhaltensweisen der einzelnen Personen aussagen. Unsere Gesellschaft weist viele verschiedene gelebte Möglichkeiten von Männlichkeit und Weiblichkeit auf, die bei der Betonung der statistischen Differenzen nicht in den Blick kommen. Anderseits korrelieren verschiedene Männlichkeits- und Weiblichkeitsformen durchaus mit bestimmten soziokulturellen Hintergründen. Und eben diese bedeutungsvollen Unterschiede kommen bei der groben Differenzierung in „männlich“ und „weiblich“ nicht zur Sprache. Das Hauptproblem liegt aber darin, dass ein Ist-Zustand durch seine wiederholte Beschreibung quasi ontologisiert, zu einem elementaren Sosein des jeweiligen Geschlechts stilisiert wird. Oder etwas deutlicher formuliert: Es wird die Tatsache vernebelt, dass es sich bei den beschreibbaren Unterschieden um soziale Tatbestände handelt, die in ihrer Entstehung zu begreifen und entsprechend auf veränderbar sind. Der konstruktivistisch orientierte Ansatz in der Geschlechterforschung Deshalb soll im Folgenden der konstruktivistisch orientiert Ansatz näher betrachtet werden, der diese oben genannten Probleme vermeidet. Interessant ist, dass entgegen der Popularität der Betonung der Differenz in den Massenmedien und ihrer biologischen Erklärung diese Variante des differenztheoretischen Ansatzes in den Sozialwissenschaften so gut wie keinerlei Unterstützung findet. Der Grundgedanke der sozialwissenschaftlichen Perspektive lässt sich folgendermaßen zusammenfassen. Es gibt einen biologischen Unterschied, aber dieser ist nur ein Ansatzpunkt für verschiedene Praktiken, durch die die 8 Geschlechtzugehörigkeit sozial erzeugt und immer wieder aufrechterhalten wird. Ein bekannter Soziologe, Erving Goffmann, soll deshalb als Vertreter dieses Ansatzes etwas ausführlicher zu Wort kommen. Hierbei wird auf seine Veröffentlichung „Das Arrangement der Geschlechter“ , die er 1977 verfasst hat, Bezug genommen. Bereits mit der Geburt werden die Kleinkinder, ausgehend von den minimalen biologischen Unterschieden, der einen oder anderen „Geschlechtsklasse“ zugeordnet. Dies ist lediglich der erste Schritt eines fortwährenden Sortierungsvorgangs: „Von Anfang an werden die der männlichen und die der weiblichen Klasse zugeordneten Personen unterschiedlich behandelt, sie machen verschiedene Erfahrungen, dürfen andere Erwartungen stellen und müssen andere erfüllen. Als Folge davon lagert sich eine geschlechtsklassenspezifische Weise der äußeren Erscheinung, des Handelns und Fühlens objektiv über das biologische Muster, die diese ausbaut, missachtet oder durchkreuzt. Jede Gesellschaft bildet auf diese Weise Geschlechtsklassen aus, wenn auch jede auf ihre je eigene Art.“(2001,109) Deutlicher kann der Grundgedanke nicht ausgedrückt werden: Noch bevor ein Kind sich irgendwie verhält, haben die Personen im sozialen Umfeld aufgrund der Zuordnung zu einem bestimmten biologischen Geschlecht (sex) Erwartungen an das Kind als Junge bzw. als Mädchen. Der wichtige Begriff lautet „soziales Geschlecht“ (gender). Das soziale Geschlecht umfasst die Idealbilder von Männlichkeit und Weiblichkeit aber auch die Vorstellungen über die grundsätzliche Natur des Menschen. In Abhängigkeit von diesen Erwartungen, die ihrerseits wieder das Ergebnis einer Lerngeschichte sind, wird auf das vom Kind gezeigte Verhalten reagiert: die Verhaltensweisen, die das Kind zeigt, werden bestätigt oder teilweise bzw. ganz abgelehnt. Und aufgrund der weitgehenden Abhängigkeit des Kindes von den Personen in seiner Umwelt und dessen hohen Orientierungsbedarfs werden diese Erwartungen vom Kind aufgenommen, verarbeitet und verinnerlicht und so zur Leitschnur des eigenen Verhaltens. Um die hohe Bedeutung dieses Prozesses zu unterstreichen, ein weiteres Zitat aus dem Werk von Goffmann: „Insoweit nun das Individuum ein Gefühl dafür, was und wie es ist, durch die Bezugnahme auf seine Geschlechtsklasse entwickelt, und sich selbst hinsichtlich der Idealvorstellungen von Männlichkeit (oder Weiblichkeit) beurteilt, kann von einer Geschlechtsidentität („gender identity“) gesprochen werden. Anscheinend ist diese Quelle zur Selbstidentifikation eine der wichtigsten, die unsere Gesellschaft zur Verfügung stellt, vielleicht noch wichtiger als Alterstufen.“ (2001, 110) Das soziale Geschlecht ist folglich eine für die Ausbildung der Identität, für die Antwort auf die sich lebenslang stellende Frage nach dem „Wer bin ich?“, fundamental. Und wenn das soziale Geschlecht von so entscheidender Bedeutung für die Ausbildung der Selbstidentität ist, hat es zugleich auch eine zentrale Bedeutung für das Miteinander der Individuen in der Gesellschaft – von der dyadischen Beziehung im Nahumfeld bis hin zu den Interaktionen in gesellschaftlichen Institutionen. Die Art und Weise, wie sich das Individuum sich selbst beschreibt und welche Normen es mit seinem Verhalten erfüllen möchte, eröffnet oder verschließt Handlungsfelder und steuert die Art und Weise, wie das Individuum die zahlreichen Situationen gestaltet. Mit dem Begriff „Genderismus“ werden eben diese Verhaltensweisen bezeichnet, die an die Geschlechtsklasse gebunden sind. 9 Welches sind nun bestimmte Erwartungen, die besonders an die Frauen gerichtet sind und welche gesellschaftlichen Konsequenzen ergeben sich hieraus? Für das Amerika der 80ziger Jahre beschriebt Goffmann die Situation so, dass Frauen in vielen Bereichen ein niedriger sozialer Rang zugeordnet wird, sie weniger Macht haben und nur eingeschränkten Zugang zu einigen Bereichen – z.B. religiösen und politischen Ämtern. Auf der anderen Seite aber würden die Frauen im Umgang durch besondere Behandlung in eine bevorzugte Position gebracht, z.B. durch besondere Höflichkeitsrituale, als Frau idealisiert und als Mutter mythologisiert. Besonders für den beruflichen Bereich verweist Goffmann auf eine selektive Arbeitsplatzvergabe: (134) „In Industriegesellschaften neigten die Frauen herkömmlicherweise zu Berufen – oder es wurden ihnen solche Berufe nahegelegt – die denselben Grundtenor aufweisen, der sich im Haushalt eingespielt hat: die Bekleidungsindustrie, Heimarbeit, Reinigungsberufe und persönliche Dienstleistungen wie beispielsweise Unterrichten, gastronomische Berufe, Pflegeberufe oder Tätigkeiten, die mit Nahrungsmitteln zu tun haben.“ (2001, 134) Selbst wenn in einigen klassischen Männerberufen Frauen Zutritt erhalten, sind diese Frauen - so Goffmann - in der Regel jünger und attraktiver als es eine Zufallsstichprobe ergeben würde. Auch in der Arbeitswelt soll das vorherrschende Arrangement der Geschlechter, das den Männern eine mächtigere Position zuordnet, verfestigt werden. Es liegt nahe zu vermuten, dass die Beispiele von Goffmann inzwischen überholt sind, aber auch Connell, einer der bekanntesten gegenwärtigen Männlichkeitsforscher, konstatiert in der derzeitigen westlichen Geschlechterordnung immer noch „die allgegenwärtige Unterordnung von Frauen und die Dominanz von Männern – eine Struktur, welche die Frauenbewegung als ‚Patriachat’ bezeichnet hat.“ (2006,94), eine Struktur, die trotz zahlreicher Ausnahmen aus seiner Sicht Allgemeingültigkeit besitzt. Und gerade für den Bereich der Produktion verweist er auf eine geschlechtliche Arbeitsteilung, die auch enorme wirtschaftliche Konsequenzen hat: Nicht nur, dass Frauen im Durchschnitt schlechter bezahlt werden, sondern dies hat weiterreichende Konsequenzen: „Ein kapitalistisches Wirtschaftssystem, das aufgrund geschlechtlicher Arbeitsteilung funktioniert, bringt zwangsläufig auf einen geschlechts-bezogenen Akkumulationsprozess mit sich. Es ist deshalb kein statistischer Zufall, sondern Teil der sozialen Konstruktion von Männlichkeit, dass Männer und nicht Frauen die großen Firmen leiten und die großen Privatvermögen besitzen. So unplausibel es auch klingen mag, ist diese Akkumulation des Reichtums in einem direkten Zusammenhang mit dem Reproduktionsbereich vermittelt über das gesellschaftliche Geschlechterverhältnis.“ (2006,95) Allerdings – dies führt Connell (2006, 13) ebenfalls an – besagt die Tatsache, dass Männern ca. zwei Drittel des privaten Einkommens in fortgeschrittenen Volkswirtschaften besitzen und die meisten Berufe dominieren keineswegs, dass sie persönlich den Eindruck haben, privilegiert zu sein! Wir haben es sogar mit einem dramatischen Kontrast zwischen der kollektiven Privilegiertheit einerseits und der persönlichen Verunsicherung anderseits zu tun. Wie Kimmel (2004, 349) näher ausführt, ist die kollektive Macht der Männer durchaus mit der Erfahrung von Ohnmacht der einzelnen Männer verbunden. Ganz im Gegenteil sind Männer sehr 10 von der Angst ergriffen, andere könnten über sie Macht ausüben und Kontrolle ergreifen. Sie versuchen männlich zu sein, um die Ängste abzuwehren, andere könnten sie als nicht männlich betrachten. Männer versuchen zu dominieren, um die Angst vor anderen Männern (Homophobie) abzuwehren. Diese subjektive Erfahrung von Männern, sich bedroht und ohnmächtig zu fühlen, stellt durchaus für einige Vertreter des männlichen Geschlechts eine Motivationsquelle dar, sich mit ihrer Situation eingehender zu beschäftigen und am notwendigen Veränderungsprozess mitzuwirken. Differenztheoretischer und konstruktivistisch orientierter Ansatz im Praxisfeld Sicherheit Durch die Beschäftigung mit den Studierenden des Studiengangs Sicherheitsmanagement gerät in Ausschnitten auch die berufliche Realität im Sicherheitsgewerbe in den Blick und die in dieser Berufswelt anzutreffenden „geschlechtsbezogenen Konfigurationspraktiken“. Es ist ein Blick in eine Realität, zu deren Veränderung diese Arbeit ebenfalls durch die Reflektion der Geschlechterverhältnisse beitragen will. Besonders im Bereich der gewerblichen Sicherheit besteht eine starke Ungleichverteilung von Männern und Frauen. Es liegt nahe, dies – zumindest was die operative Ebene betrifft - durch einen „Defizit“ zu erklären: Frauen können etwas nicht, was Männer können. Oder sie bringen bestimmte Voraussetzungen nicht mit, die für die Ausübung dieses Berufes notwendig sind. Für die Ausübung bestimmter Tätigkeiten in diesem Berufsfeld ist es zweifelsohne notwendig, dass die Person eine bestimmte Mindestgröße hat, kräftig und gut trainiert ist, dass sie körperlichen Auseinandersetzungen gewachsen ist, wachsam und reaktionsschnell ist. Aber erfüllen all diese Anforderungen Männer grundsätzlich besser als Frauen? Hier würden die meisten spontan dazu neigen, dieser Frage zuzustimmen. Aber gerade diese spontane Zustimmung würde Goffmann – aus meiner Sicht zu Recht – als ein Beleg davon anführen, dass unsere Vorstellung von der Natur des Menschen sozial bestimmt ist. Seine Aussage ist klar: (142) „Sowohl der Größenunterschied wie auch der Unterschied in der Körperkraft hat eine soziale Dimension. Obwohl Männer insgesamt größer und stärker als Frauen sind, weisen die graphischen Kurven der normalen Verteilung eine beträchtliche Zone der Überschneidung zwischen beiden Geschlechtern auf. …Die selektive Paarbildung stellt sicher, dass Ehemänner und Freunde fast ohne Ausnahme größer als ihre Frauen und Freundinnen sind.“ D.h. konkret, weil die Selektion sozial so betrieben wird, dass wir in der Regel einen größeren Mann mit einer kleineren Frau sehen, kommen wir zu dem Eindruck der Überlegenheit. Es gibt aber hinreichend viele Frauen, die größer und durchaus auch kräftiger sind als Männer. Wenn folglich eine bestimmte Stelle zu besetzen ist, dann kann ohne große Schwierigkeiten auch eine Frau gefunden werden, die diesen Kriterien entspricht. Auch wissen wir, dass Kraft ganz entscheidend von dem entsprechenden Aufbautraining abhängt. Selbst wenn eine zierliche Person regelmäßig trainiert, kann sie erstaunliche Leistung erbringen. Des Weiteren hängt es auch ganz entscheidend von den Einstellungen ab, ob und wie ich die zur Verfügung stehende Kraft einsetze. Auch hier sind die angeblichen biologischen Unterschiede kein Grund für die Arbeitsplatzvergabe. Wir unterliegen dem Fehlurteil, weil immer wieder soziale Situationen geschaffen werden, in denen sich Frauen und 11 Männer die angeblich unterschiedliche ‚Natur’ gegenseitig wirkungsvoll vorexerzieren können. Frauen in Führungspositionen im Praxisfeld Sicherheit? Die häufig angeführten Argumente, Frauen fehlten bestimmte körperliche Merkmale (wie z.B. Körpergröße und Muskelumfang), können aber keineswegs für die Führungsebene Gültigkeit beanspruchen, sondern beziehen sich eher auf den schlecht bezahlten „operativen Bereich“ im Sicherheitsgewerbe. Die Studierenden des Studiengangs Sicherheitsmanagement werden – unabhängig von der Fragwürdigkeit dieser Argumente, die die fehlende Eignung von Frauen begründen sollen - nicht für diesen operativen Bereich, der z.B. Tätigkeiten im Personenschutz, in der Objektbewachung, als „Türsteher“ oder „Einlasskontrolleur“ umfassen, ausgebildet, sondern sollen Managementfunktionen übernehmen. Wirft man einen Blick auf Frauen in Führungspositionen, dann ist Deutschland im europäischen Vergleich mit 27% unter dem Durchschnitt anzutreffen. Leider fehlen für das Praxisfeld Sicherheit – zu dem auch die Unternehmenssicherheit und die kommunale Sicherheit gehört – Angaben über den prozentualen Anteil von Frauen in Führungspositionen. Zahlen lassen sich lediglich für die Frauen finden, die im Polizeivollzugsdienst tätig sind. Allerdings ist auch hier ist der Frauenanteil im gehobenen und höheren Dienst unter 20 Prozent. Umso bedeutungsvoller ist die Frage: Welches sind die Gründe, warum Frauen auf der Führungsebene so selten anzutreffen sind? Die Liste der Artikel und Bücher, die zum Thema „Frauen und Führung“ in den letzten 20 Jahren geschrieben worden sind, ist lang. Die angeführten Gründe, warum Frauen so selten in Führungspositionen vertreten sind, lassen sich grob in solche unterteilen, die bei den Frauen selbst zu verorten sind („innere Barrieren“) und solche, die ihnen quasi von außen entgegengebracht werden („äußere Barrieren“). Zu den inneren Barrieren zählen z.B. · eine mangelnde Karrieremotivation bzw. eine Karriereambivalenz von Frauen; · ihr „Musterschülerinnen-Verhalten“: Sie ziehen ihre Befriedigung zu stark aus dem Lob der Lehrenden, der Anerkennung von wichtigen anderen. Sie stärken ihr Selbstwertgefühl wenig dadurch, dass sie selbst gesteckte Ziele erreichen; · ein wenig hilfreicher Attributionsstil, der darin besteht, dass sie – anders als es normalerweise Männer tun - bei Misserfolgen an sich zweifeln, Erfolge hingegen auf äußere Umstände zurückführen; · die fehlende Bereitschaft, die mikropolitischen Spielregeln beim Kampf um Macht und Einfluss zu beachten. Hierzu zählt auch, in angemessenem Maße Selbstmarketing und Networking zu betreiben. Zu den äußeren Hindernissen zählen z.B. · bewusste und systematische Behinderungen von Frauen durch Männer in der Arbeitswelt; · die fehlenden institutionellen Rahmenbedingungen, die Familienarbeit und Berufstätigkeit miteinander verbinden lassen sowie · die mangelnde Unterstützung für die Übernahme von Führungsrollen in der Partnerschaft und Familie. Auch wenn die Frauen es in der Arbeitswelt weit gebracht haben, berichten viele, die Karriere machen wollen, von der berühmten „gläsernen Decke“, die nicht zu sehen, nur zu spüren ist. Sie müssen sich mehr anstrengen als Männer, um in bestimmte 12 Positionen durchzudringen. Höyng und Lange (2004) analysieren diese unsichtbaren Hindernisse. Die Ursache für die in so vielen beruflichen Feldern anzutreffende Geschlechterhierarchie ist ihrer Meinung nach in der „männerbündischen Arbeitsund Organisationskultur“ zu suchen. Obwohl Männer heute fast durchgängig – zumindest wenn ein höheres Bildungslevel gegeben ist - das Prinzip bejahen, dass Frauen und Männer gleiche Rechte, Chancen und Stellungen haben sollten, verharren sie häufig in Untätigkeit. Die Autoren stellen in ihrer Untersuchung fest, dass die Männer bezogen auf die Organisation, in der sie tätig sind, den Grad der erreichten Gleichstellung erheblich überschätzen. Sie behaupten durchaus mit Berechtigung, dass in ihrer Organisation die Bereitschaft, Frauen auch in Führungspositionen einzustellen, besteht. Was sie nicht wahrnehmen (wollen) ist, dass die Machtträger in der Organisation – und dies sind überwiegend Männer Kriterien der Selektion festgelegt haben, die häufig gerade Frauen ausschließen, die neben dem Beruf noch weitere familiäre Verpflichtungen haben. Eines dieser Kriterien ist z.B. die „allzeitige Verfügbarkeit“. Ein weiteres Kriterium ist das der möglichst hohen Ähnlichkeit mit der bereits bestehenden Gruppe – die sich meistens aus Männern zusammensetzt. Deshalb bleibt es bei der gängigen Praxis: Männer befördern Männern und verändern dies Verhalten nur, wenn das System die Veränderung – die Förderung von Frauen – belohnt. Aus diesen Ausführungen lassen sich zwei Ansatzpunkte für eine Veränderung des Status quo ableiten: Zum einen müssen die Frauen selbst etwas verändern – zum anderen die äußeren Rahmenbedingungen und die in den jeweiligen Systemen (Familie und Arbeitswelt) geltenden Regeln, die die Verteilung von Gratifikationen festlegen, verändert werden. Inwiefern hier durch bestimmte Vorgehensweise – wie z.B. Frauenförderung und Gender Mainstreaming – eine Veränderung – wie von den Autoren vorgeschlagen wird - herbeigeführt werden kann, soll am Ende der Untersuchung angedacht werden. Allerdings sei an dieser Stelle bereits kritisch angemerkt werden, dass es auf keinen Fall um das Bestreben gehen kann, Frauen dazu zu bringen, ihr Glück von dem stetigen Aufstieg auf der Karriereleiter abhängig zu machen. Ganz im Gegenteil kann es eine sehr vernünftige Entscheidung für Frauen und für Männer sein, einem weiteren Aufstieg eine klare Absage zu erteilen, um mehr Ressourcen für andere Lebensbereiche zur Verfügung zu haben. Denn wie Bischoff (2005) in der Auswertung ihrer groß angelegten Untersuchung von 1000 weiblichen und 1000 männlichen Führungskräften zeigt, sprechen die Zahlen eine deutliche Sprache: „Nur mit längerer und nicht mit kürzerer Arbeitszeit gelingt der Aufstieg“ (2005,52). Ist es unter diesen Bedingungen nicht vernünftig die Prioritäten zu verschieben, wie es besonders Frauen aber auch verstärkt Männer tun, um mehr Zeit mit der Familie zu verbringen? Frauen im Studiengang Sicherheitsmanagement (SiMa) Der Studiengang: Entstehung, Ziele, Inhalte Die Personen, die in dieser Arbeit befragt werden, sind Studierende des Studiengangs Sicherheitsmanagement, der im Oktober 2005 an der FHVR Berlin startete. Als handelt sich hierbei um den ersten Bachelorstudiengang Sicherheitsmanagement in Deutschland, dem – wie anschließend noch dargelegt wird – inzwischen einige weitere dieser Art gefolgt sind. Er wurde im Dialog und in Unterstützung von Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Verwaltung und Wissenschaft konzipiert und implementiert. Ziel des Studiengangs ist es, für die 13 Managementfunktionen in den Bereichen gewerbliche, betriebliche und kommunale Sicherheit zu qualifizieren. Die beruflichen Handlungskompetenzen, die im Studiengang vermittelt werden, sollen sowohl wissenschaftlichen als auch den praktischen Anforderungen des Berufsfeldes gerecht werden. Das Studiengangsprofil wird auf der FHVR-Internetseite folgendermaßen dargelegt: Studiengangsprofil Bewerbungsfrist jeweils zum 15. Juli eines Jahres Typ Bachelorstudiengang, Präsenzstudiengang Tätigkeit im gehobenen Management in der gewerblichen, Berufsfeld betrieblichen und kommunalen Sicherheit Interdisziplinäres Angebot im Schnittfeld von Rechts-, Schwerpunkt Wirtschafts- und Sozialwissenschaft sowie Polizei- und Politikwissenschaft Erster berufsqualifizierender Abschluss durch Vermittlung des Verständnisses für die Entstehung von Risiken, des rechtlichen und technischen Rüstzeugs für den Umgang Qualifizierungsziel mit Gefährdungslagen, von Kenntnissen über gesellschaftliche Zusammenhänge im Bereich Sicherheit und Konflikt sowie von betriebswirtschaftlichen Kenntnissen. Zugangsvoraussetzungen Allgemeine Hochschulreife, Fachhochschulreife, § 11 BerlHG Dauer 6 Semester Praktikum 12 Wochen zwischen 4. und 5. Semester Abschluss Bachelor of Arts Akkreditierung Der Studiengang wurde in 2006 erfolgreich akkreditiert. Beginn jeweils zum WS (01.10.) Abbildung 1: Studiengangsprofil SiMa Berlin Das besondere Charakteristikum des Studiengangs ist die Vermittlung von breit angelegten fachlichen Grundlagen aus den Bereichen der Rechts-, der Wirtschaftsund Sozialwissenschaften in den ersten vier Semestern. Im fünften und sechsten Semester erfolgt eine exemplarische Vertiefung in einem sicherheitsrelevanten Themengebiet. Im sechsten Semester erstellen die Studierenden außerdem eine Bachelorarbeit. Im Einzelnen handelt es sich um folgende fachliche Kompetenzen, die im Studiengang in 15 Modulen erworben werden sollen: · „ein vertieftes Verständnis für die Entstehung von Risiken und die Herstellung von Sicherheit in modernen Gesellschaften · die Vertrautheit mit betriebswirtschaftlichem und insbesondere marketing-orientiertem Denken · ein vertieftes Verständnis von Personal- und Organisationsmanagement, · ein sicherer Umgang mit den rechtlichen Rahmenbedingungen und Grundlagen unternehmerischen Handelns · fundierte Kenntnisse zentraler gesellschaftlicher Entwicklungstrends sowie der damit verbundenen sozialen Probleme und Konflikte 14 · · die Befähigung zur Erarbeitung von Sicherheits- und Gefährdungsanalysen sowie zur Planung und Durchführung von Sicherheitseinsätzen grundlegende Kenntnisse im Umgang mit Kriminal- Sicherheits- und Informationstechnik.“ Des Weiteren sollen die Studierenden generell befähigt werden, analytisch und kritisch zu denken. Besonders aufgrund der Anforderungen des Berufsfeldes kommt der Förderung und Entwicklung von persönlichen und sozialen Kompetenzen große Bedeutung zu. Hierzu zählt vor allem die Fähigkeit zur Kommunikation und Konfliktbewältigung in verschiedenen berufsrelevanten Situationen. Die Struktur des Studiengangs Sicherheitsmanagement lässt sich am besten anhand des folgenden Schaubildes veranschaulichen: 15 Abbildung 2: Struktur des Studiengangs SiMa - Module 16 Die Anzahl von weiblichen und männlichen Studierenden im Studiengang SiMa in Berlin (Stand Juni 2008) Werfen wir einen Blick auf die aktuellen Zahlen des Studiengangs Sicherheitsmanagement in Berlin: Insgesamt studieren in diesem Studiengang zum Zeitpunkt der Untersuchung im Juni 2008 113 Studierende. Hiervon sind 44 Studentinnen (ca. 39 %) und 69 Studenten (ca. 61 Prozent) Diese Studierenden verteilen sich folgendermaßen auf die drei Studienjahrgänge: · Im ersten Studienjahrgang (Start Wintersemester 2005/2006) nahmen 23 Frauen und 23 Männer das Studium auf. Davon haben 5 Frauen und 4 Männer das Studium abgebrochen. Aktuell sind 37 Personen im sechsten Semester eingeschrieben: 18 Frauen und 19 Männer, um das Studium voraussichtlich im Oktober 2008 abzuschließen. · Im zweiten Studienjahrgang (Start Wintersemester 2006/2007) ist das Verhältnis von Frauen und Männern nicht so ausgewogen: Derzeit sind von den 33 Studierenden 11 Frauen und 22 Männer. Von den anfänglich 34 Männern haben 12 das Studium abgebrochen, alle Frauen sind weiterhin eingeschrieben. · Das dritte Studienjahrgang (Start Wintersemester 2007/2008) wird von 15 Frauen und 28 Männern besucht. Abbildung 3: Verhältnis von Frauen zu Männern im Studiengang SiMa 2005-2007 Verhältnis Frauen zu Männern Studiengang 5 4 3 2 1 0 Männe D e r Frauenanteil i m Fraue Studiengang SiMa in Berlin an der F H V R 1 2 3 beträgt pro Studienjahr Jahrgang 2005 / 2006 / 2007 zwischen der Hälfte bzw. einem Drittel der Studierenden. Dies ist in Anbetracht der Ist-Situation des geringen Anteils von berufstätigen Frauen in der Sicherheitsbranche überraschend hoch. Umso mehr interessiert es, differenziertere Informationen über die Studentinnen zu erhalten, deren bisherigen Werdegang über ihre Vorstellungen über die berufliche und private Zukunft. Anteil von Frauen in den Studiengängen Sicherheitsmanagement in Altenholz, Bremen und Hamburg Mit steigender Bedeutung des Themas Sicherheit in der Gesellschaft – ob in der Wirtschaft oder in Städten und Gemeinden – steigt der Bedarf an Dienstleistungen, 17 um den Sicherheitsbedarf abzudecken und in der Folge auch die Nachfrage nach qualifiziertem Personal. Dies manifestiert sich unter anderem an dem Anstieg an Bildungsangeboten in diesem Bereich. Im Rahmen dieser Untersuchung interessiert lediglich die Entwicklung in der Hochschullandschaft, speziell die Anzahl der Studentinnen und Studenten von drei weiteren Bachelorstudiengängen Sicherheitsmanagement, die vergleichbare Inhalte vermitteln und nahezu identische Ziele verfolgen: Es handelt sich hierbei um den Studiengang Sicherheitsmanagement an der Fachhochschule Verwaltung und Dienstleistung in Altenholz, dem Studiengang Risiko- und Sicherheitsmanagement an der Hochschule für Öffentliche Verwaltung in Bremen sowie den Studiengang Sicherheitsmanagement an der Hochschule der Polizei in Hamburg. Die Studiengangsleitungen wurden angeschrieben und gebeten, mitzuteilen, wie viele Frauen bzw. Männer bei ihnen eingeschrieben sind FHVD Schleswig-Holstein In Altenholz Bezeich-n B.A. ung Sicherheitsmanagement 2007 Männer 16 Frauen 0 16 Hochschule für Öffentliche Verwaltung (HfOeV) Bremen B.A. Risiko- und Sicherheitsmanagement 2006 2007 10 17 11 13 21 30 Hochschule der Polizei (HdP) Hamburg B.A. Sicherheitsmanagement 2007 17 6 23 Abbildung 4: Anzahl von Frauen und Männern in den Studiengängen Sicherheitsmanagement in Schleswig-Holstein, Bremen und Hamburg Die tabellarisch dargestellten Zahlen machen deutlich, dass an der FHVD in Altenholz keine Frau den Studiengang Sicherheitsmanagement gewählt hat. In Bremen und Hamburg dagegen entspricht das Verhältnis von Frauen zu Männer dem in Berlin: es schwankt zwischen einem Frauenanteil von einem Drittel bis zur Hälfte der Studierenden. Befragung der Studierenden des Studiengangs SiMa in Berlin Um Informationen über die Frauen im Studiengang Sicherheitsmanagement zu erhalten und diese mit den Männern vergleichen zu können, werden zwei Herangehensweisen miteinander verknüpft. In einem ersten Schritt sollen durch einen Online-Fragebogen möglichst viele der 113 Studierenden erreicht werden, um repräsentative Aussagen über die Grundgesamtheit zu gewinnen. Darauf aufbauend sollen in einem zweiten Schritt mit ausgewählten Studierenden Interviews geführt werden, um der differenzierten und zusammenhängenden Schilderung der subjektiven Sichtweisen zu dem identischen Fragekomplex mehr Raum zu geben. Durch diese Verbindung einer Methode der quantitativen Sozialforschung (Online-Fragebogen) und der qualitativen Sozialforschung (Leitfaden-Interview) soll eine möglichst befriedigende Antwort auf die Ausgangsfragestellung(en) gewonnen werden. Anhand der Ergebnisse der OnlineBefragung gewonnenen Daten wird „der Gegenstand“ aus der Vogelperspektive wahrgenommen, aber die individuellen Sichtweisen, die häufig erst ein vertieftes Verständnis ermöglichen, erschließen sich durch die Interviews mit den Studierenden. Auch wenn jede der acht Personen einzigartig ist, ermöglichen die Interviews dennoch Einblicke in Typisches und Verallgemeinerbares hinsichtlich des uns interessierenden „Gegenstandes“. 18 Die Entwicklung des Online-Fragebogens Durch den Fragebogen, der im Anhang abgebildet ist, sollen sowohl objektive Daten als auch subjektive Daten von den Studierenden erhoben werden. Zu den objektiven Daten zählen Angaben zu ihrer Person (Alter, Familienstand, Wohnform etc.), ihrem beruflichen Werdegang und des Umfangs der Arbeit neben dem Studium. Zu den subjektiven Daten hingegen zählen ihre Meinungen und Einstellungen zu verschiedenen Themen wie Bewertung des bisherigen Werdegangs, Gründe für die Studienwahl, Zufriedenheit mit dem Studienverlauf, Wahrnehmung geschlechtsspezifischer Unterschiede im Studium und dem Praxisfeld Sicherheit sowie Pläne und Wünsche für die private und berufliche Zukunft. Einige Fragen zur Gewinnung der subjektiven Angaben über die Pläne und Wünsche für die private und beruflichen Zukunft wurden – nach vorheriger Rücksprache – aus dem Fragebogen der „Brigitte-Studie“ zum Thema „Junge Frauen von morgen“ übernommen, um eine gewisse Vergleichbarkeit mit den in dieser Studie erhobenen Ergebnissen zu ermöglichen.. Im Folgenden wird die Gliederung des Fragebogens zur Übersicht dargestellt: Der vollständige Fragebogen ist im Anhang abgebildet. A: Angaben zur Person · Derzeitiges Studiensemester · Alter · Nationalität · Wohnform · Anzahl der Kinder · Anzahl der Kinder im Haushalt B: Angaben zum bisherigen beruflichen Werdegang · Höchster Bildungsabschluss · Abgeschlossene Berufsausbildung · Dauer der Arbeit im bisherigen Beruf · Einschätzung des bisherigen Werdegangs · Einschätzung der Einflüsse auf den bisherigen Werdegang C: Entscheidung für das Studium Sicherheitsmanagement · Gründe für die Wahl des Studiengangs · Alternativen zum gewählten Studiengang D. Einschätzung des bisherigen Studienverlaufs · Ausmaß der Zufriedenheit mit dem bisherigen Studienverlauf · Gründe für das Ausmaß der Zufriedenheit E. Unterschiede zwischen Frauen und Männern im Studium · Vorhandensein von Unterschieden zwischen Studentinnen und Studenten · Art der wahrgenommenen Unterschiede F. Arbeit neben dem Studium · Umfang der Arbeit neben dem Studium · Gründe für die Arbeit neben dem Studium (Lebensunterhalt, Luxus, wichtige Erfahrungen für zukünftige Berufstätigkeit) 19 G: Pläne und Wünsche für die berufliche Zukunft · Pläne für die Zeit nach dem Studium · Prioritäten im zukünftigen Leben (Geld, Eigenständigkeit, wenig Stress, Verantwortung, sicherer Arbeitsplatz, viel Freizeit, etwas bewegen und bewirken, Spaß, mit Menschen zusammenkommen, gute Aufstiegsmöglichkeiten) · Tätigkeitsschwerpunkte im zukünftigen Beruf · Höhe des gewünschten Einkommens in 10 Jahren · Stellenwert der Arbeit im Vergleich zum Privatleben H: Tätigkeit von Frauen und Männern im Sicherheitsbereich · Unterschiede hinsichtlich der beruflichen Tätigkeiten von Frauen und Männern im Praxisfeld Sicherheit · Gründe für die Unterschiede · Frauen und Führung I. Pläne und Wünsche für die private Zukunft · Vorstellungen über die private Zukunftsgestaltung (Lebensform) · Wichtigkeit der Partnerschaft · Persönliche Präferenzen Die Durchführung der online-Befragung Alle Studierenden des Studiengangs erhielten Mitte April 2008 das folgende Anschreiben per email an ihrer FHVR email-Adresse zugeschickt: Liebe Studierende, derzeit sind insgesamt 113 Studierende im Bachelorstudiengang Sicherheitsmanagement immatrikuliert. Einige von Ihnen – die Studierenden des 1. Jahrgangs – werden dies Jahr ihr Studium beenden. Der Sicherheitsbereich gewinnt in unserer Gesellschaft zunehmend an Bedeutung. Der Bedarf an qualifizierten Kräften wird weiter zunehmen. Die derzeit noch stark männerdominierte Sicherheitsbranche wird vermehrt auf Frauen zurückgreifen müssen, um dieser Nachfrage zu entsprechen. Aus diesem Grund interessieren mich besonders folgende Fragen: · Welche Merkmale weisen die Studierenden auf, die Sicherheitsmanagement studieren? · Gibt es erkennbare Unterschiede zwischen den männlichen und den weiblichen Studierenden in diesem Studiengang, z.B. bezogen auf den bisherigen Lebensverlauf, die Einschätzung des Studiums sowie die Erwartungen an die berufliche und private Zukunft? Um diese Fragen zu beantworten brauche ich Ihre Mitarbeit! Bitte füllen Sie den Fragebogen bis spätestens zum 30.05.2008 aus und schicken ihn zurück! Es ist für mich nicht erkenntlich, wer den Bogen ausgefüllt hat – folglich ist die Anonymität gewährleistet. Ich werde Ihre Antworten dann auswerten und Ihnen das Ergebnis noch dies Semester vorstellen. Vielen Dank für Ihre Mitarbeit! Mit besten Grüßen 20 Birgitta Sticher In diesem Anschreiben war ein Link eingebaut, den sie anklicken mussten, um direkt zum Fragebogen zu gelangen. Nach Ausfüllen des Fragebogens wurde dieser dann automatisch zurückgeschickt. Die Ergebnisse der Online-Befragung Im Folgenden sollen die Ergebnisse des Fragebogens vorgestellt werden. Hierzu wird zunächst jede Frage für alle Befragten und dann nach Frauen und Männer getrennt ausgewertet. Allgemeine Beobachtung: Abnehmende Gesamtzahl der Antworten Es fällt auf, dass die Studierenden, die die Fragen beantworten, von Fragekomplex zu Fragekomplex weniger werden. Starten bei dem Fragekomplex A noch 80 Studierende, so sind es bei B (mit Ausnahme von B5) nur noch 75 Studierende. C und D = 73, E = 72, F nur 68 (mit einem besonderen Einbruch bei F3 = 45 (hier geht es um die offenbar von vielen als problematisch erlebte Frage nach der Arbeit neben dem Studium), G = 68 und ab Frage H pendelt es sich bei 61 Studierenden ein. Ganz zum Ende hin steigt die Anzahl der Antworten aber wieder auf 77 an. Bei den drei Personen, die bereits bei dem Fragekomplex B endgültig ausgeschieden sind, handelt es sich um Männer. A: Wichtige Angaben zu den Studierenden A1: Geschlecht Von den 113 eingeschriebenen Studierenden haben 80 Personen den Fragebogen ausgefüllt, davon sind 34 (42.5%) Frauen und 46 (57,5%) Männer. Diese absolute Zahl täuscht, denn sie muss zu der Anzahl von Frauen und Männern im Studiengang in Bezug gesetzt werden: Von insgesamt 44 Frauen haben 34, von insgesamt 69 Männern haben 46 den Fragebogen ausgefüllt. Das bedeutet, 77% der Frauen des Studiengangs haben den Fragenbogen ausgefüllt und nur 67 % der Männer des Studiengangs. Folglich war die Bereitschaft der Frauen zur Mitwirkung am Forschungsprojekt etwas höher als die der Männer. A2: Semester Die ausgefüllten Fragebögen verteilen sich ungefähr gleichmäßig auf die drei Studienjahrgänge: im 3. Studienjahr (2. Semester) sind es 31 Studierende, im zweiten Studienjahr (4 Semester) 23 Studierende und im 1. Studienjahr (6. Semester) 26 Studierende. Allerdings muss man dies auch ins Verhältnis zu der Anzahl von Studierenden in den jeweiligen Semestern setzten. Das bedeutet: von 37 Studierenden im 2. Semester haben 31 den Fragebogen ausgefüllt, von 33 im 4. Semester 23 und von 42 im 6. Semester nur 26. In Prozenten ausgedrückt haben wir von 84% der Zweitsemester eine Antwort, von 69% der Viertsemester und von 60% der Sechstsemester. Da sich die Letztgenannten während der Zeitspanne, in der die Bögen ausgefüllt werden sollten, in der Endphase ihrer Bachelorarbeit befanden, kann dies eine mögliche Erklärung für die geringere Teilnahme sein. 21 Auswertung nach Frauen und Männern getrennt In der folgenden Tabelle sehen wir die Verteilung der Frauen und Männer(also nach Geschlecht getrennt) über die Semester: Pro Semester haben wir als Minimum pro Zelle Aussagen von 10 Männern und 10 Frauen vorliegen. Aufgrund dieser insgesamt doch recht kleinen Anzahl, wird im Folgenden bei der Beantwortung der Frage nach Unterschieden zwischen Männern und Frauen, überwiegend von Tendenzen gesprochen. Geschlecht Gesamt weiblich männlich Semester 2. Semester 4. Semester 6. Semester Gesamt 13 18 31 10 13 23 11 15 26 34 46 80 Abbildung 5: Anzahl der an der Befragung beteiligten Frauen und Männern im 2., 4. und 6. Studiensemester SiMa A3: Nationalität bei Geburt Ca. 92 Prozent der Studierenden geben an, seit ihrer Geburt über die deutsche Nationalität zu verfügen. Lediglich fünf – allerdings davon vier Männer - haben eine andere Nationalität bei der Geburt. Hierbei handelt es sich um folgende Nationalitäten: deutsch-russisch, deutsch-kanadisch, iranisch, rumänisch und syrisch. Die geringe Zahl der Studierenden mit einer nicht-deutschen Nationalität bei der Geburt spricht dafür, dies Thema nicht weiter zu beachten. A4: Alter Der größte Teil der Studierenden (59%) ist zwischen 20 und 24 Jahren; 37% zwischen 25 und 35 Jahren und 2 Studenten liegen mit 50 und 52 Jahren deutlich über dem Durchschnitt. Auswertung nach Frauen und Männern getrennt Die Auswertung der Daten getrennt nach Frauen und Männern ist sehr aufschlussreich: Sieht man einmal von den in jeder Gruppe vorliegenden „Ausreißern“ ab, d.h. zwei älteren Frauen und zwei älteren Männern, unterscheiden sich die weiblichen von den männlichen Studierenden deutlich in dem Mittelwert (schwarze Linie im Schaubild) der jeweiligen Gruppe: Der Mittelwert der Frauen liegt bei 23 Jahren, der Mittelwert der Männer bei 27 Jahren. D.h. im Durchschnitt ist die Gruppe der Studenten 4 Jahre älter als die der Studentinnen. 22 Geschlech Abbildung 6 6: Altersverteilung der befragten weiblichen und männlichen SiMa-Studierenden 7 D i e s e r Altersunterschied ist – wie sich im Weiteren 8 noch zeigen wird – 5 durchaus auch in der Wahrnehmung der Studierenden von großer Bedeutung. Gerade in der Postadoleszenz machen fünf Jahre einen häufig sehr großen Entwicklungsunterschied aus, sind doch die Lebensjahre gerade in Alte dieser Altersspanne Träger von wichtigen Erfahrungen in allen 4 Lebensbereichen. Auf jeden Fall wird bereits an dieser Stelle deutlich, dass Geschlecht und Alter als zwei Variablen in dieser Gruppe aufs engste miteinander verbunden sind:4 Die Männer sind im Durchschnitt älter als die Frauen. 2 3 A5: Familienstand Der Familienstand der Studierenden lässt sich wie folgt beschreiben: zu ungefähr g l e i c h e n2 Teilen sind die Studierenden ledig (51,9%) oder in Partnerschaft lebend b z w . verheiratet (48,1%). weiblic Auswertung nach männlic Frauen und Männern getrennt Wie das folgende Schaubild zeigt, unterscheidet sich die Gruppe der Männer hier nicht von der der Frauen: Frauen und Männer sind in ungefähr gleichem Umfang entweder ledig oder in Partnerschaft bzw. verheiratet. Prozent Familienstan d ledi in 25 verheirate 20 15 10 5 24 18 1 28 weiblic 23 6 männlic Geschlech A b bi ld u n g 7: Pr oz e nt u al e V er te il u n g des Familienstandes bei befragten weiblichen und männlichen Studierenden SiMa A6: Wohnsituation Hier lassen sich zwei annähernd gleich große Gruppen unterscheiden: 47% der Studierenden leben allein, 53% mit anderen, davon der größte Teil (23% mit Partner/in), 18% in einer Wohngemeinschaft und 13 % mit einem Familienmitglied. 23 Auswertung nach Frauen und Männern getrennt In der Gruppe der Frauen als auch in der Gruppe der Männer leben fast die Hälfte allein: 47% der Frauen und 46% der Männer. Allerdings wohnen mehr Männer (27%) als Frauen (18%) mit einer Partnerin bzw. Partner zusammen und mehr Frauen (24%) als Männer (13%) in einer Wohngemeinschaft. Wohnsituation mit einem Familien-mi allein tglied Geschlecht weiblich in einer W ohnge-m einschaft mit Ihrer Partnerin/ Ihrem Partner Gesamt 4 8 (24%) 6 (18%) 34 (46% der Männer) 6 6 (13%) 12 (27%) 45 37 10 14 18 79 16 (47% der Frauen) männlich Gesamt 21 Abbildung 8: Wohnsituation der befragten weiblichen und männlichen Studierenden SiMa B: Bisheriger beruflicher Werdegang B1: Bildungsabschluss 71% der Studierenden haben die allgemeine Hochschulreife/ Abitur. 27% verfügen über die Fachhochschulreife. Ca. 3% haben den Zugang zum Studium auf anderem Wege erreicht. – Dies deckt sich mit dem für deutsche Hochschulen üblichen Prozentsatz an Personen, die ohne Abitur studieren – anders als dies in anderen Ländern, z.B. Schweden der Fall ist. Auswertung nach Frauen und Männern getrennt Bildungsabschluss Realschulabschluss/ Fachschulreife Fachhochschulreife Abitur Gesamt Geschlecht weiblich männlich Gesamt 2 0 2 6 14 (18% der Frauen) (33% der Männer) 25 28 (76% der Frauen) (67% der Männer) 53 33 42 75 20 Abbildung 9: Anzahl der Bildungsabschlüsse der befragten weiblichen und männlichen Studierenden SiMa Die Gruppenvergleich zwischen den weiblichen und den männlichen Studierenden zeigt Unterschiede: Die Gruppe der Frauen ist stärker bei dem höchsten schulischen Abschluss, dem Abitur vertreten. 76% der Frauen haben Abitur und 67% der Männer. Im Gegensatz dazu haben mehr Männer (33%) als Frauen (18%) die Fachhochschulreife. B2: Berufsausbildung (Haben Sie eine Berufsausbildung abgeschlossen?) 32% der 75 Studierenden, die diese Frage beantwortet haben, verfügen bereits über einen Berufsabschluss. 24 Auswertung nach Frauen und Männern getrennt Der Vergleich der Geschlechter ist nach der festgestellten Altersdifferenz nicht überraschend: Die Gruppe der Männer unterscheidet sich bezogen auf den Berufsabschluss deutlich von den Frauen: 45% der Männer und nur 15% der Frauen verfügen über eine Berufsausbildung. B3: Gelernter Beruf (Wie lautet die genaue Bezeichnung Ihres gelernten Berufs?) 22 Studierende (von 24) geben Auskunft über den von ihnen gelernten Beruf. Hier ist die Fachkraft für Schutz und Sicherheit mit 6 Nennungen am häufigsten vertreten, gefolgt vom Soldaten auf Zeit mit 2 Nennungen. Ansonsten ist das Spektrum breit: Es reicht von der Restaurant- bzw. Hotelfachfrau bis zum Dachdecker und Stuckateur. Auswertung nach Frauen und Männern getrennt Es gibt nur eine Frau, die zuvor Fachkraft für Schutz und Sicherheit gelernt hat, hingegen fünf Männer, die diese berufliche Vorbildung haben. Auch handelt es sich bei denjenigen, die nach einer langjährigen Tätigkeit bei der Bundeswehr mit dem Studium beginnen, ausschließlich um Männer. Handwerkliche Ausbildungen wurden nur von Männern als abgeschlossene Berufsausbildung genannt, der Dienstleistungsbereich (Hotel/ Restaurant) nur von den Frauen. B4: Arbeitsdauer (Wie lange haben Sie in Ihrem gelernten Beruf gearbeitet?) Von den 22 Studierenden haben 16 in diesem Beruf gearbeitet. Die Dauer reicht von wenigen Monaten bis hin zu 15 Jahren. 25 Auswertung nach Frauen und Männern getrennt Geschlech Arbeitsdaue 8 1 5 1 1 8 2 1 1 6 3 4 4 1 7 4 7 7 2 5 2 0 weiblic männlic Abbildung 10: Arbeitsdauer im gelernten Beruf bei befragten weiblichen und männlichen Studierenden SiMa Auch bezogen auf die Dauer des Arbeitens in dem gelernten Beruf zeigt sich die Differenz zwischen der Gruppe der weiblichen und der männlichen Studierenden: Die geringere Anzahl von Frauen, die bereits eine Berufsausbildung haben, arbeiteten im Mittelwert nur ungefähr ein halbes Jahr in diesem Beruf, eine Frau allerdings aber sogar über 8 Jahre lang. Die Männer, die über eine Berufsausbildung verfügen, arbeiteten im Mittelwert über ein Jahr im Beruf, allerdings viele auch deutlich länger, eine Person sogar 15 Jahre. Insgesamt verfügen von den Studierenden mit Berufsabschluss mehr Studenten als Studentinnen über längere Berufserfahrung. B5: Ende Schulabschluss-Anfang Studium (Wie viel Zeit lag zwischen Ihrem letzten Schulabschluss und dem Beginn des Studiums?) 10 Studierende (12,5%) haben direkt nach dem Schulabschluss das Studium aufgenommen. 45 Studierende (56,5%) haben bis zu 2 Jahren nach dem Schulabschluss vor Studienbeginn gearbeitet; 21 Studierende (26,4%) zwischen 3 und 9 Jahren. Auswertung nach Frauen und Männern getrennt Die Antwort auf diese Frage macht den Unterschied zwischen den beiden Gruppen besonders deutlich: Bezog sich die vorausgehende Frage auf die Tätigkeit im 26 gelernten Beruf, so geht es nun um die Zeit, die zwischen dem Schulabschluss und dem Beginn des Studiums lag. Bei den Frauen war dies im Durchschnitt nur etwas mehr als ein Jahr, bei den Männern im Durchschnitt fast viereinhalb Jahre! Jahre vom Ende des Schulabschlusses bis 7 30, 25, 20, 8 15, 2 10, 5, 3 7 5 0, weiblic männlic Geschlech Abbildung 11: Zeit in Jahren zwischen letztem Schulabschluss und Anfang des befragten weiblichen und männlichen Studierenden SiMa Studiums bei B6: Kontinuität des Werdegangs (Wie würden Sei Ihren bisherigen Werdegang vom letzten Schulabschluss bis zum Studienbeginn bezeichnen?) Der größte Teil der Studierenden (51 = 68%) würde seinen bisherigen Werdegang vom letzten Schulabschluss bis zum Studienbeginn als kontinuierlich und unkompliziert („glatt“), beschreiben, der kleinere Anteil (24 = 32%) hingegen als diskontinuierlich und mit Brüchen („auf und ab“). Auswertung nach Frauen und Männern getrennt Sowohl bei den Studenten als auch bei den Studentinnen überwiegt die Einschätzung, dass ihr bisheriger Werdegang eher kontinuierlich als diskontinuierlich war. Allerdings stimmen die Frauen der Aussage des kontinuierlichen Werdegangs mit 73%, die Männer mit 64% zu. B7: Einflüsse/Werdegang (Was war für Sie und Ihren bisherigen Werdegang vor allem bestimmend?) 27 Auf die Frage „Was war für Sie und Ihre bisherigen Werdegang VOR ALLEM bestimmend?“ geben 45% an, dass sie selbst, d.h. ihre Fähigkeiten, Begabung und ihre eigene Anstrengung entscheidend waren. Ebenso groß ist die Anzahl derjenigen, die die Antwort angeben „alle Einflüsse“ zusammen. Auswertung nach Frauen und Männern getrennt Besonders bei dieser Frage ist es interessant zu wissen, ob die Frauen in höherem Maß als die Männer angeben, dass Sie selbst vor allem den bisherigen Werdegang bestimmt haben. Dies würde mit der in der Literatur angegebenen Beschreibung der jungen Frauen von heute übereinstimmen: zielorientiert und selbstbewusst, die Kontrolle über ihren Lebensverlauf übernehmend. Das Ergebnis bestätigt diese Vermutung nicht direkt: zwar ist der Anteil der Frauen, aber auch der Männer, die angeben, dass sie selbst den bisherigen Werdegang bestimmt haben, im Vergleich zu denjenigen, die antworten, dass äußere und/oder unvorhersehbare Einflüsse dafür verantwortlich seien, insgesamt hoch. Allerdings geben 52% der Männer und nur 36% der Frauen an, dass sie selbst den bisherigen Werdegang bestimmt haben. Eine mögliche Erklärung hierfür wäre, dass die Entscheidung nach längerer Berufserfahrung mit dem Studium zu beginnen, die vor allem bei den Männern anzutreffen ist, stärker auf diese selbst zurückzuführen ist, als die der Frauen, von denen viele nahtlos direkt nach dem Schulabschluss mit dem Studium begonnen haben. Es darf auch durchaus kritisch gefragt werden, ob es nicht eher einer realistischen Einschätzung entspricht, die Beteiligung aller Einflüsse zusammen für den bisherigen Werdegang verantwortlich zu machen. Dies geben fast 50% der Frauen und 43 % der Männer an. Prozent Geschlecht 60,0 weiblic männlic 50,0 40,0 30,0 20,0 10,0 0,0 ich äussere unvorhersehbare Einflüss Einflüsse/Werdegan alle Einflüsse Abbildung 12: Einschätzung der befragten weiblichen und männlichen Studierenden SiMa bzgl. der Einflüsse auf ihren bisherigen Werdegang 28 C: Die Entscheidung für das Studium Sicherheitsmanagement Die Studierenden wurden gefragt, warum Sie sich für das Studium Sicherheitsmanagement entschieden hatten und konnten von den vorgegebenen Möglichkeiten mehrere ankreuzen. C1: Studiumsmotivation (Warum haben Sie sich für das Studium des Sicherheitsmanagements entschieden?) 71% der Studierenden haben sich für das Studium entschieden, weil ihnen der Studiengang interessant erschien. An zweiter Stelle (48%) wird genannt, dass sie das Studium gewählt haben, weil sie sich dadurch eine besonders gute Berufschance erhoffen. Als dritthäufigster Grund (20%) wird angegeben, dass sie sich mit diesem Studium für eine bestimmte Position im Sicherheitsbereich qualifizieren wollen. Immerhin haben auch 9 Personen (11%) von anderen den Rat erhalten, dies Studium zu wählen. Auch die freien Antworten bestätigen diese Ergebnisse, dass das Studium aufgrund der Vielfalt der Inhalte für viele sehr interessant erscheint. Aus der Sicht der Studierenden bietet der Studiengang gute Anknüpfungsmöglichkeiten an verschiedene berufliche und akademische Vorbildungen und eröffnet zugleich verschiedene Möglichkeiten der Weiterentwicklung und Weiterqualifikation in der Zukunft. Auswertung nach Frauen und Männern getrennt Vergleicht man die Zustimmung zu den Aussagen miteinander, so ergeben sich auch hier Unterschiedstendenzen: Die weiblichen Studierenden haben das Studium vor allem gewählt, weil sie dies interessant fanden. Die männlichen Studierenden fanden das Studium zwar auch interessant, aber die anderen drei Antwortmöglichkeiten fanden bei ihnen größere Zustimmung als bei den Frauen: Dies trifft vor allem auf die Aussagen zu, dass andere ihnen dazu geraten haben und sie sich für eine bestimmte Position in der Sicherheitsbranche qualifizieren wollen. Folglich ist die Entscheidung für das Studium Sicherheitsmanagement bei den männlichen Studierenden sehr viel ziel- und zukunftsgerichteter als bei den weiblichen Studierenden. C2: Anderes Studienfach (Hätten Sie sich vorstellen können, ein anderes Studienfach zu wählen?“) Auf die Frage „Hätten Sie sich vorstellen können, ein anderes Studienfach zu wählen?“ gibt – in hoher Übereinstimmung mit der vorausgegangenen Fragebeantwortung – der größte Teil der Studierenden (67%) an, dass sie sich auch ein anderes Studienfach hätten vorstellen können. Auswertung nach Frauen und Männern getrennt anderes Studienfach Gesamt nein ja Geschlecht weiblich männlich Gesamt 5 (16%) 27 (84%) 32 24 49 73 19 (46%) 22 (54%) 41 Abbildung 13: Vorhandensein von Vorstellungen über alternative Studienfächer zum Studiengang SiMa bei befragten weiblichen und männlichen Studierenden 29 Hier ist ein signifikanter Gruppenunterschied zu erkennen: Fast die Hälfte der männlichen Studierenden (46%) hätte sich nicht vorstellen können, ein anderes Studienfach zu wählen, bei den Frauen war dies nur bei einer sehr geringen Anzahl (16%) der Fall. Für die Frauen lässt sich also festhalten, dass der größte Teil von ihnen (84%) sich auch hätte vorstellen können, etwas anderes zu studieren. C3:Studienfachwahl (Wenn ja, welches Studienfach bzw. welche Studienfächer?) Die Vielfalt der als Alternative in Betracht gezogenen Fächer überrascht: Am häufigsten (12x) sind sozialwissenschaftliche Fächer (Psychologie, Kommunikationswissenschaften, Sozialpädagogik etc.) angeführt, gefolgt mit 7 Nennung des Studienfachs Wirtschaft (VWL/BWL) und Rechtswissenschaft mit 5 Nennungen und 2 Personen hätten gern eine Ausbildung bei der Polizei begonnen. Zu den von einzelnen angeführten Studienfächer zählen - ohne alle aufzuführen verschiedene Managementstudiengänge, Ingenieurwissenschaft, Sprachen und Design. D: Einschätzung des bisherigen Studienverlaufs D1: Zufriedenheit im Studium (Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem bisherigen Studienverlauf?) Gültig gar nicht wenig einiger maßen ziemlich Fehlend Gesamt Häufigkeit Prozent Gültige Prozente Kumulierte Prozente 2 5 2,5 6,3 2,7 6,8 2,7 9,6 24 30,0 32,9 42,5 35 43,8 47,9 90,4 völlig 7 8,8 9,6 100,0 Gesamt 73 91,3 100,0 System 7 80 8,8 100,0 Abbildung 14: Ausmaß der Zufriedenheit mit Studium SiMa Die Zufriedenheit mit dem Studium ist hoch: fasst man die Kategorie „gar nicht“ und „wenig“ zusammen, dann sind ca. 10% der befragten Personen mit dem Studium nicht zufrieden. Fast 58% hingegen sind ziemlich oder völlig zufrieden mit dem bisherigen Verlauf des Studiums. Die restlichen 32% sind zumindest einigermaßen zufrieden. Auswertung nach Frauen und Männern getrennt Zwar sind sowohl die Frauen als auch die Männer im Durchschnitt „einigermaßen“ bis „ziemlich“ zufrieden mit dem Studium, aber die Tendenz geht bei den Studentinnen eher in Richtung Unzufriedenheit, bei den Männern hingegen eher in Richtung Zufriedenheit. 30 Zufriedenheit im 5 Geschlech Abbil dung 15: Zufriedenheit der befragten weiblichen und männlichen Studierenden SiMA mit dem bisherigen Studienverlauf D2: Gründe für die Zufriedenheit im Studium (Was ist der Grund für das Ausmaß Ihrer Zufriedenheit mit dem Studium?) D i e4 Studierenden konnten angeben, inwieweit ihre Zufriedenheit mit dem Studium a u f die Mitstudierenden, die Studieninhalte, ihre Fähigkeiten, ihre Anstrengung oder durch Geschehnisse im privaten Umfeld zurückzuführen ist. Nimmt man die beiden Kategorien „ziemlich stark“ und „sehr stark“ zusammen und vergleicht anhand der addierten Prozente die Gewichtung der Gründe für die 3 Zufriedenheit mit dem Studium, dann stehen mit fast 60% die Studieninhalte a n erster Stelle. An zweiter Stelle sind die Gründe zu nennen, die mit der Person des Studierenden zu tun haben: die persönlichen Fähigkeiten (55%) und die eigene Anstrengung (46%). Erst dann werden die Mitstudierenden und die Lehrenden als Grund mit jeweils 44% angeführt. Die Geschehnisse im individuellen Umfeld 2 sind auch bedeutungsvoll, jedoch werden sie mit 29% an letzter Stelle angeführt. Auswertung nach Frauen und Männern getrennt Die Ergebnisse der nach1 Geschlecht getrennten Gewichtung der Gründe für die 1 Zufriedenheit sind1 sehr interessant: Studentinnen und Studenten stimmen in der Gewichtung weiblich männlich von zwei Gründen überein: Beide sind mit d e n Studieninhalten und mit den eigenen Fähigkeiten ziemlich zufrieden (Skalenwert 4). Bei den Männern sind die „Mitstudierenden“ und „die Lehrenden“ zwei weitere Gründe für ihre Zufriedenheit (ebenfalls Skalenwert 4). Diese Einschätzung wird von den Frauen nicht in gleichem Maße geteilt. Greifen wir noch einen Unterschied heraus: Im Gegensatz zu den Männern sind die Frauen mit ihren eigenen Anstrengungen im Studium ziemlich zufrieden – die Männer sind diesbezüglich in ihrer Selbsteinschätzung sehr viel uneinheitlicher, d.h. die Einschätzung schwanken zwischen dem Skalenwert 2 und 4. 31 Grund für Zufriedenheit im Studium: Geschlech 5 4 ) 3 2 1 6 1 weiblich männlich Abbildung 16: Ausmaß mit der Zufriedenheit im Studium der befragten weiblichen und männlichen Studierenden aufgrund der eigenen Anstrengung im Studium SiMa E: Unterschiede zwischen Männern und Frauen im Studium E1: geschlechtsspezifische Unterschiede im Studiengang Sicherheitsmanagement (Gibt es aufgrund Ihrer Erfahrung in Ihrem bisherigen Studienverlauf deutlich erkennbare Unterschiede zwischen den männlichen und weiblichen Studierenden?) Fast 57% der inzwischen leider nur noch 72 antwortenden Personen beantworten die Frage mit ja, d.h. aus ihrer Sicht gibt es Unterschiede zwischen den Studentinnen und den Studenten. Auswertung nach Frauen und Männern getrennt Hinsichtlich der Beantwortung der Frage, ob es Unterschieden zwischen Frauen und Männern im Studiengang Sicherheitsmanagement gibt, lassen sich keine deutlichen Unterschiede zwischen den Geschlechtern erkennen. E2: Beispiele für Unterschiede Studienverlauf M/F (Wenn ja, welche?) Den freien Antworten ist zu entnehmen, dass von vielen (Aussagen von 30 Personen) ein Unterschied gesehen wird: Viele Frauen sind noch recht jung und haben das Studium direkt nach dem Abitur aufgenommen. Viele Männer sind älter und blicken bereits auf eine längere Berufserfahrung mit Bezug zum Praxisfeld Sicherheit zurück. Dass dies zu Unterschieden im Studium führt, ist nahe liegend. 32 Dieses Anderssein wird sowohl mit positiven als auch mit negativen Bewertungen verknüpft. Bezogen auf die Auswirkungen auf das Studium lassen sich folgende wiederkehrende Aussagen auflisten: Die jüngeren Studentinnen haben mehr Übung im Lernen. Dies drückt sich in besseren Noten aus. Sie verfügen über die Arbeitshaltung – Fleiß, Disziplin, gutes Auswendiglernen – die zu diesem Ergebnis führen. In den Vorlesungen selbst halten sie sich zurück, sind unkritischer gegenüber den Inhalten. Die „älteren“ Studenten haben eine klarere Vorstellung von dem, was sie anschließend einmal machen wollen, bringen ein wirkliches Interesse und Verständnis mit. Sie zeigen aufgrund der Erfahrung ein höheres Engagement in den Vorlesungen in kritischer Auseinandersetzung mit den Inhalten. Sie sind neidisch auf die guten Noten der Frauen. Auswertung nach Frauen und Männern getrennt Gerade zu diesem Punkt lohnt es sich, die Aussagen über die Bewertung der vorliegenden Unterschiede dahingehend zu überprüfen, ob diese Verhaltensweisen von den Frauen positiv und von den Männern negativ bewertet werden oder ob sich keine eindeutige Zuordnung der Bewertungsqualität zum Geschlecht ergibt. F: Arbeit neben Studium F1: Arbeit neben dem Studium (Arbeiten Sie neben dem Studium?) Gültig Fehlend Häufigkeit Prozent Gültige Prozente Kumulierte Prozente nein ja 15 53 18,8 66,3 22,1 77,9 22,1 100,0 Gesamt 68 85,0 100,0 System 12 80 15,0 100,0 Gesamt Abbildung 17: Anzahl der befragten Studierenden SiMa, die neben dem Studium arbeiten Der größte Teil der Studierenden (78%), die diese Frage beantwortet haben, arbeiten neben dem Studium. Auswertung nach Frauen und Männern getrennt Geschlecht weiblich männlich Arbeit neben Studium Gesamt Nein Ja 3 (10%) 28 (90%) 31 12 (33% 25 (67% 37 Gesamt 15 53 68 Abbildung 18 : Anzahl der befragten weiblichen und männlichen Studierenden SiMa, die nebem dem Studium arbeiten Der Anteil der befragten Frauen, die neben dem Studium arbeiten, liegt bei 90%, der Anteil der befragten Männer nur bei 67%. Dies verwundert zunächst, lässt sich aber – wie in den Interviews später deutlich wird – unter anderem damit erklären, dass 33 einige Männer noch Bezüge von der Bundeswehr erhalten und deshalb es für sie nicht sinnvoll ist, neben dem Studium noch mehr Geld zu verdienen. F2: Arbeitsstunden in der Woche (Wie viele Stunden arbeiten Sie im Durchschnitt in der Woche neben Ihrem Studiums?) Zunächst einmal muss festgehalten werden, dass auf diese Frage nur 32 (von ursprünglich 80) geantwortet haben. Die Vermutung liegt nahe, dass dies dadurch begründet ist, dass dies Thema durchaus einen Konflikt zwischen den Studierenden und den Lehrenden darstellt. Da die Studierenden wissen, das ich als Lehrende es ärgerlich finde, wenn sie ihre Nichtanwesenheit mit der Arbeit begründen, haben sich hier einige wohl der Meinung enthalten. in diesen Kontext passt auf der Kommentar „Geht keinen etwas an!“ Von den 32 Studierenden arbeiten ca. die Hälfte zwischen 15 und 20 Stunden wöchentlich. Die Anzahl der Arbeitsstunden in der Woche schwankt zwischen 4 und 40 Stunden. Bei 40 Stunden Arbeitszeit in der Woche ist kaum noch vorstellbar, wie ein Vollzeitstudium sinnvoll zu bewältigen ist. Bei 20 Stunden bedarf es schon einiger Anstrengung, beides miteinander zu verbinden. Auswertung nach Frauen und Männern Es lässt sich lediglich die Tendenz erkennen, dass der größere Teil der Frauen in der Woche ca. bis zu 15 Stunden arbeiten. Die Anzahl der Arbeitsstunden der 67% der Antwort gebenden und arbeitenden Männer ist breit gestreut; tendenziell arbeiten aber mehr Männer als Frauen mehr als 15 Stunden wöchentlich neben dem Studium. Prozent weiblic männlic 15 10 5 0 0 0 0 0 0 1 1 1 1 1 1 1 1 1 2 2 2 2 3 4 sporadisc Keine Angabe Arbeitsstunde Abbildung 19: Anzahl der von den befragenten weiblichen und männlichen Studierenden SiMa neben dem Studium geleisteten Arbeitsstunden 34 F3: Motivation für Arbeit neben dem Studium (Welche Aussage ist für die Arbeit, die Sie neben Ihrem Studium ausüben, zutreffend?) Die Studierenden sollten sich für eine der Möglichkeiten entscheiden, um damit den wichtigsten Grund deutlich zu machen. Diese Frage wurde im Vergleich zu der nach der Anzahl der neben dem Studium geleisteten Arbeitsstunden wieder von mehreren Studierenden beantwortet (45), die Auswertung gibt allerdings auch in diesem Fall lediglich eine Tendenz an: Die meisten der Antwortgebenden (44%) geben an, dass sie mit der Arbeit ihren Lebensunterhalt verdienen. Allerdings ist der Anteil derjenigen, die arbeiten, um sich einen Luxus zu leisten, mit 33% auch nicht gering. 22% arbeiten, weil ihnen dadurch wichtige Erfahrungen für die zukünftige Berufstätigkeit vermittelt werden. Auswertung nach Frauen und Männern Die Unterschiede zwischen den Frauen und Männern sind hinsichtlich der Gewichtung der Gründe für den Nebenverdienst nicht deutlich erkennbar. Es lässt sich lediglich eine Tendenz erkennen, dass mehr Frauen (25%) als Männern (19%) angeben, dass sie arbeiten, um dadurch Erfahrungen für das Berufsleben zu sammeln. Da wir wissen, dass die meisten Frauen bisher über wenig Erfahrung im Praxisfeld Sicherheit verfügen, ist diese etwas höhere Motivation gut nachvollziehbar. G: Pläne und Wünsche für die berufliche Zukunft G1: Pläne nach Studium (Was möchten Sie nach dem Studium machen?)Von den 59 Studierenden, die diese Frage beantwortet haben, wollen 39% nach Abschluss des Studiums im Bereich der Unternehmenssicherheit arbeiten. An zweiter Stelle steht der Wunsch, sofort weiter zu studieren (22%). An dritter Stelle eine Tätigkeit im Bereich der Sicherheitsdienstleistung. Fasst man die Aussagen in zwei Kategorien zusammen, nämlich den Wunsch, im Sicherheitsbereich zu arbeiten einerseits und den, etwas Anderes zu machen (Studium/ Pause), dann wollen ca. 70 beruflich im Sicherheitsbereich tätig sein und ca. 30% etwas anderes machen. Auswertung nach Frauen und Männern Geschlecht weiblich männlich Pläne Studienabschluss unklar Pause, etwas Neues 2 7 1 0 3 7 8 (30%) 17(57%) 6 14 Zwischensumme Sicherheitsdienstleistung 5 Unternehmenssicherheit 5 kommunale Sicherheit selbstständig machen sofort weiter studieren Zwischensumme Gesamt Gesamt 7 (19%) 4 9 2 19 (53%) 3 24 1 3 4 13 (43%) 30 29 (81%) 36 66 5 35 Abbildung 20: Pläne bzw. Wünsche der befragten weiblichen und männlichen Studierenden für die Zeit nach dem Ende des Studiums SiMa Prozent weiblic männlic 25 20 15 10 5 unkla Sicherheitsdienstleistun selbstständig Pause, etwas Unternehmenssicherhei sofort weiter kommunale Abbildung 21: Schaubild über die Pläne bzw. Wünsche der befragten weiblichen und männlichen Studierenden für die Zeit nach dem Ende des Studiums SiMa Wie auch das Schaubild gut verdeutlicht, zeigen sich hier klare Unterschiede: Über 80% der Studenten wollen nach dem Studium im Praxisfeld Sicherheit arbeiten, davon der größte Teil (53%) im Bereich Unternehmenssicherheit. Bei den Frauen wollen hingegen nur 43% direkt nach dem Studium im Sicherheitsbereich arbeiten. 57% der Studentinnen haben andere Pläne – von diesen 57% wollen 30% weiter studieren. G2: Einschätzung dessen, was den Studierenden im zukünftigen Berufsleben wichtig ist (Inwieweit treffen die Aussagen für Ihr zukünftiges Berufsleben zu?) Die Studierenden sollten bei den 11 folgenden Aussagen jeweils ankreuzen, wie wichtig ihnen der Inhalt der Aussagen bezogen auf ihren zukünftigen Beruf ist. 1. Ich will viel Geld verdienen 2. Ich will eigenständig und kreativ arbeiten 3. Ich will meine Fähigkeiten weiterentwickeln 4. Ich will möglichst wenig Stress haben 5. Ich will Verantwortung für andere Personen tragen 6. Ich will einen sicheren Arbeitsplatz haben 7. Ich will einen Beruf, der das Privatleben und die Freizeit nicht beeinträchtigt 8. Ich will einen Beruf, bei dem ich etwas bewegen und bewirken kann 9. Ich will Tätigkeiten ausüben, die mir Spaß machen 10. Ich will einen Beruf, bei dem ich mit Menschen zusammen treffe 11. Berufsleben(Ich will einen Beruf, der mir gute Aufstiegsmöglichkeiten bietet 36 Eine erste Auswertung soll die folgende Rangliste ermöglichen. Hier sind die die Prozentwerte addiert der Antwortkategorie „wichtig“ und „sehr wichtig“: Dabei ergibt sich folgende Rangliste: Aussagen zum Berufsleben Wichtig und sehr wichtig Spaß 96% Fähigkeiten entwickeln 94% G u t e Aufstiegsmöglichkeiten Mit Menschen zusammentreffen Etwas bewegen und bewirken Sicheren Arbeitsplatz H ö c h s t e Pr ozent zahl bei 49% wichtig und 48% sehr wichtig 71% sehr wichtig 57% wichtig 60% wichtig 85% 84% 56% wichtig 81% 46% sehr wichtig 60% wichtig 52% wichtig 40% wichtig 37% wichtig aber 36% eher nicht wichtig 53% eher nicht wichtig Viel Geld Eigenständig und kreativ Verantwortung für andere Keine Beeinträchtigung von Privatleben 79% 77% 54% 44% Wenig Stress 13% Fassen wir die Ergebnisse zusammen: An oberster Stelle steht der Wunsch, im Berufsleben die eigenen Fähigkeiten weiterzuentwickeln und Tätigkeiten auszuüben, die Spaß machen. An zweiter Stelle sind Wünsche an das zukünftige Berufsleben zu nennen, die nahezu gleichrangig sind: Viel Geld zu verdienen, gute Aufstiegsmöglichkeiten zu haben und einen sicheren Arbeitsplatz zu haben (46% sehr wichtig), aber auch der Wunsch, eigenständig und kreativ zu sein, etwas bewegen und bewirken zu können und mit anderen Menschen zusammen zu arbeiten. Verantwortung für andere zu übernehmen, rückt mit 54% deutlich weiter nach hinten. Ebenfalls ist es den Studierenden nicht so wichtig, dass das Berufsleben ihr Privatleben nicht beeinträchtig. Das Schlusslicht bildet eindeutig - mit nur 13% für „wichtig“ und „sehr wichtig“ und hoher Prozentzahl (53%) an Nennungen bei der Kategorie „eher nicht wichtig“ die Erwartung an das Berufsleben, wenig Stress zu haben. Auswertung nach Frauen und Männern Das folgende Schaubild zeigt, was den Studentinnen und Studenten für das zukünftige Berufsleben wichtig ist. Hierbei sind die Antwortkategorien „wichtig“ und „sehr wichtig“ zusammengefasst. Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern sind nicht weiter zu interpretieren! Die oben angeführte Rangliste kann folglich für beide Geschlechter Gültigkeit beanspruchen. 37 Abbildung 22: Einschätzung der weiblichen und männlichen Studierenden von dem, was für ihr zukünftiges Berufsleben wichtig ist G3: Gewünschte Tätigkeit im Berufsleben (Welche der aufgeführten Tätigkeiten möchten Sie in Ihrem zukünftigen Beruf am liebsten machen?) Wenn man die Rubriken nach den Häufigkeiten des Ankreuzens sortiert, dann ergibt sich folgende Rangliste: Tätigkeiten Rangliste der Häufigkeiten analysieren und beraten eine Organisation leiten und führen 46 43 lehren und ausbilden forschen und entwickeln beraten, verkaufen 25 21 21 organisieren, planen, überwachen von Anlagen, Maschinen, technischen Prozessen Überwachen und kontrollieren werben, Marketing, Akquisition, 16 16 16 38 Public Relation Vorgänge verwalten oder Informationen sammeln, recher-chieren, auswerten - ohne Kunden-kontakt einkaufen, beschaffen, verkaufen fahren, transportieren 10 9 3 Es ergibt sich hieraus eine klare Rangliste: An erster Stelle steht das Ziel, eine anspruchsvolle Tätigkeit auszuüben, die Analyse einerseits, Beratung anderseits umfasst. Eine Organisation zu leiten und zu führen steht an der zweiten Stelle. Mit wesentlich weniger Nennungen (25 bzw. 21) wird angeführt, dass die zukünftige Berufstätigkeit darin bestehen kann, zu lehren und auszubilden, zu forschen und zu recherchieren sowie zu beraten und zu verkaufen. Drei Tätigkeiten werden von 16 Personen genannt und umschreiben durchaus anspruchsvolle Tätigkeiten, die aber nicht unbedingt mit der Führung von Mitarbeitern zusammenhängen: Die geringste Nennung erhalten die einfachen Aufgaben, für deren Durchführung kein Studium notwendig ist. Auswertung nach Frauen und Männern getrennt Greifen wir von den gewünschten Tätigkeiten im späteren Berufsleben nur die heraus, die ganz oben auf der Rangliste stand. „eine Organisation leiten und führen“. Von den 43 Personen haben 59% der Studentinnen und 50% der Studenten angegeben, diese Tätigkeit später ausführen zu wollen. Diese Aussage, bei aller notwenigen Vorsicht bezüglich der Interpretation, lässt sich zumindest als Tendenz interpretieren, dass die Studentinnen ebenso wie die Studenten die Übernahme einer Führungsrolle anstreben. Geschlecht weiblich männlich gewünschte Tätigkeit im Berufsleben(eine Organisation leiten und führen) Keine Angabe eine Organisation leiten und führen Gesamt Gesamt 14 23 37 20 (59%) 23 (50%) 43 34 46 80 Abbildung 23: Anzahl der weiblichen und männlichen Studierenden SiMa, die Leitungsfunktion im Berufsleben übernehmen wollen G4: Erwartete Einkommenshöhe (Wieviel Geld glauben Sie, werden Sie in 10 Jahren im Monat (nach Abzug der Steuer und Sozialabgaben) verdienen?) Diese Frage ist von den Studierenden – wie auch die offenen Antworten deutlich machen – nur mit Schwierigkeiten zu beantworten. Die Streuung der Angaben zur den erwarteten Einkünften ist groß und reicht von 1000 Euro bis 10000 Euro Netto im Monat in 10 Jahren. Die meisten bewegen sich allerdings zwischen 2000 (6x genannt) und 4000 (8x genannt). 39 Auswertung nach Frauen und Männern getrennt Abbildung 24: Die von den befragten weiblichen und männlichen Studierenden SiMa erwartete Einkommenshöhe in 10 Jahren Das Schaubild zeigt die Tendenz deutlich: Die meisten Männer glauben, dass sie in 10 Jahren zwischen 2500 und 6000 Euro verdienen werden. Damit liegen deutlich höher in der Erwartung des zukünftigen Einkommens als die Frauen. G5: Lebensplanung Schwergewicht Beruf (Würden Sie für Ihre Arbeit…?) Die Studierenden sollten angeben, inwieweit sie der Aussage zustimmen, dass sie für ihre Arbeit Folgendes tun würden: · · · · · · · auf eine Partnerschaft verzichten sich von Ihrem Partner/ Partnerin trennen auf Kinder verzichten umziehen Deutschland verlassen ihre Familie vernachlässigen Lebensplanung(Freundschaften vernachlässigen) Über 70% der Befragten lehnen es ab (Addition der Prozente von „stimme überhaupt nicht zu“ und „stimme eher nicht zu“), für die Arbeit sich vom Partner oder von der Partnerin zu trennen, auf Kinder zu verzichten, die Familie zu vernachlässigen oder auf eine Partnerschaft zu verzichten. 40 Für die Arbeit wären über 80% der Personen bereit (Addition der Prozente von „stimme eher zu“ und „stimme voll und ganz zu“), umzuziehen und 68% bereit, Deutschland zu verlassen. Hingegen sind die Studierenden sehr geteilter Meinung, ob sie für die Arbeit bereit wären, Freundschaften zu vernachlässigen. Auswertung nach Frauen und Männern getrennt Wie den beiden Schaubildern entnommen werden kann, die die Zustimmung bzw. Nichtzustimmung zu den oben angeführten Fragen nach dem, was die Studierenden bereit wären, für den Beruf zu tun, verdeutlichen, sind ebenfalls die Unterschiede zwischen den Geschlechtern nicht so deutlich, dass sie interpretiert werden könnten. Abbildung 25: Was die befragten weiblichen und männlichen Studierenden SiMa für ihre Arbeit zu tun bereit wären 41 Abbildung 26: Was die befragten weiblichen und männlichen Studierenden SiMa für ihre Arbeit nicht zu tun bereit sind H: Tätigkeiten von Frauen und Männern im Sicherheitsbereich H1: Einschränkungen von Frauen (Gibt es im Sicherheitsbereich irgendwelche berufliche Tätigkeiten, die Frauen nicht ausüben können?) Von den 61 Studierenden, die diese Frage beantwortet haben, geben 84 % an, dass es im Sicherheitsbereich keine beruflichen Tätigkeiten gibt, die Frauen nicht ausüben können. Auswertung nach Frauen und Männern getrennt Geschlecht weiblich männlich Einschränkungen Frauen Gesamt keine Einschränkung Einschränkung 24 3 (11%) 27 27 7 (20%) 34 Gesamt 51 10 61 42 Abbildung 27: Einschränkungen für Frauen im Sicherheitsbereich aus der Sicht der weiblichen und männlichen Studierenden von SiMa Von den wenigen Studierenden, die angeben, dass es berufliche Tätigkeiten im Sicherheitsbereich gibt, die von den Frauen nicht ausgeübt werden können, neigen die Studenten stärker als die Studentinnen dazu, Einschränkungen für Frauen im Sicherheitsbereich zu sehen. H2: Beispiele für Einschränkungen von Frauen im Sicherheits-bereich (Wenn ja, welche und warum?) Die zehn Aussagen, in denen Einschränkungen für Frauen im Sicherheitsbereich angeführt werden, beziehen sich auf die Ausübung von bestimmten Tätigkeiten: Objektschutz, Wachschutz, Personenschutz, allein Streife laufen, Türsteher in Problembezirken, in Kampf- und Spezialformationen. Als Grund für die Einschränkung wird 5x die körperliche Eignung bzw. körperliche Konstitution genannt. Fast belustigend ist die Äußerung, dass „Wachleute, die sich selber in der Nacht fürchten, nicht für Sicherheit sorgen können.“ Hier drängt sich sofort die Frage auf, ob sich Frauen in der Nacht mehr fürchten als Männer. Einer Person war offenbar wichtig zu betonen, dass hier nicht von geschlechtsspezifischen Unterschieden zu reden ist, sondern dies von Frau zu Frau unterschiedlich ist! H3:Einschränkungen von Männern im Sicherheitsbereich (Gibt es im Sicherheitsbereich irgendwelche berufliche Tätigkeiten, die MÄNNER nicht ausüben können?) Auf die Frage, ob es für Männer im Sicherheitsbereich Einschränkungen gibt, antworten 93% mit nein. Vergleicht man diese Prozentzahl mit derjenigen, die bei derselben Frage bezogen auf Frauen vorlag (84%), so die Aussage deutlich: es liegen offenbar weniger Einschränkungen für Männer hinsichtlich der von ihnen auszuübenden Tätigkeiten vor, als bei Frauen. Allerdings umfasst die Differenz lediglich 9%. Auswertung nach Frauen und Männern getrennt Hier lassen sich zwischen den Frauen und Männern keine Unterschiede erkennen. Geschlecht weiblich männlich Einschränkungen Männer keine Einschränkung Einschränkung Gesamt 24 2 (8%) 26 32 2 (6%) 34 Gesamt 56 4 60 Abbildung 28: Einschränkungen für Männer im Sicherheitsbereich aus der Sicht der befragten weiblichen und männlichen Studierenden SiMa H4: Beispiele für Einschränkungen für die Tätigkeit von Männern im Sicherheitsbereich (Wenn ja, welche und warum?) Welches sind nun die Einschränkungen? Von den 6 Äußerungen nennen 4 den „Body-check“ (oder auch Abtastkontrolle oder Leibesvisitation genannt). Hierbei handelt es sich um eine gesetzlich vorgeschriebene Kontrolle, die nur Frauen bei Frauen durchführen dürfen. Zwei Studierende nennen die Schwierigkeit von Männern, Konflikte zu schlichten bzw. deeskalierend tätig zu sein. 43 H5: Frauen in Führungspositionen (Bitte kreuzen Sie an, inwieweit Sie den folgenden Aussagen zustimmen…) Die Studierenden sollen ankreuzen, übereinstimmen: inwieweit sie mit den folgenden Aussagen 1.Frauen brauchen einen männlichen Förderer, um etwas zu werden Ca. 64% der Antwortenden stimmen dieser Aussage überhaupt nicht zu, d.h. mehrheitlich wird die Meinung vertreten, dass Frauen keinen männlichen Förderer brauchen, um etwas zu werden. 2. Frauen sind für den beruflichen Konkurrenzkampf weniger geeignet als Männer Differenzierter stellt sich die Aussage hinsichtlich der Eignung von Frauen für den beruflichen Konkurrenzkampf dar. Zwar lehnen 40% die Aussage deutlich ab (und weitere 36 % stimmen der Aussage eher nicht zu), dass Frauen für den beruflichen Konkurrenzkampf weniger geeignet sind als Männer, aber ca. 25 % können dieser Aussage doch etwas abgewinnen. 3. Frauen sind bzw. wären die besseren Chefs Fast 30% stimmen der Aussagen, Frauen wären die besseren Chefs, nicht zu, aber doch eine hohe Prozentzahl von 62 sind sich da unsicher und sagen „teils, teils“. 4. Frauen haben keine Chance, eine Führungsposition zu erreichen 53 % der Antwortgebenden stimmen der Aussage, dass Frauen keine Chance hätten, eine Führungsposition zu erreichen, überhaupt nicht zu. Fassen wir die Aussagen in ihrer Tendenz zusammen: Die Mehrheit der 61 Studierenden ist davon überzeugt, dass Frauen ohne männliche Förderer ihren Weg gehen und Erfolg haben werden. Ob nun Frauen aber wirklich genauso geeignet sind für den Konkurrenzkampf wie Männer – diesbezüglich bestehen durchaus einige Zweifel. Die meisten Befragten sind auch, ob Frauen die besseren Chefs sind. Aber Frauen wird durchaus eine Chance eingeräumt, eine Führungsposition zu erlangen. Auch bei diesen Fragen ist es nun besonders interessant zu überprüfen, ob die Einschätzung von Frauen von denen der Männer abweichen oder nicht. Auswertung getrennt nach Frauen und Männern Fast alle Frauen (85%) lehnen es entschieden ab, dass Frauen einen männlichen Förderer brauchen. (Von den Männern lehnen diese Aussage 47% ab) Die Männer lehnen hingegen mit 44% die Behauptung ab, Frauen seien die besseren Chefs – von den Frauen lehnen diese Aussage 11% ab. Frauen (74%) und Männer (67%) sind sich weitgehend einige, dass die Behauptung, Frauen hätten keine Chance, eine Führungsposition zu erreichen, nicht haltbar ist H6: Macht und Einfluss (Um in meinem Berufsleben Macht und Einfluss zu haben, …) Die Studierenden wurden gefragt, inwieweit sie folgenden Aussagen zustimmen, um im Berufsleben Macht und Einfluss zu haben: · Ich muss die richtigen Leute kennen und Beziehungen aufbauen · Ich müsste ich aus der richtigen Familie kommen 44 · Ich brauche angeborene Fähigkeiten und Begabungen · Ich müsste eine Frau bzw. ein Mann sein · Ich muss mich anstrengen und hart arbeiten Zusammengefasst sind die Studierenden mehrheitlich der Meinung, dass die eigene Anstrengung und das harte Arbeiten (93%) sowie das Kennen der richtigen Leute (über 89%) oder – wie wir heute sagen – die Einbindung in das entsprechende Netzwerk entscheidend sind, um im Berufsleben Macht und Einfluss zu haben. Das Geschlecht und die soziale Herkunft sind hingegen von nachgeordneter Wichtigkeit: 77% stimmen dem Satz „Ich müsste eine Frau bzw. ein Mann sein“ überhaupt nicht bzw. eher nicht zu. Die Einschätzung der Bedeutung der Begabung bzw. der Fähigkeiten der Person schwankt sehr stark bei den Studierenden. Auswertung nach Frauen und Männern getrennt: Aufgrund der geringen Anzahl lassen sich auch hier nur vorsichtige Aussagen treffen: Ein markanter Unterschied sei herausgegriffen: Geschlecht weiblich männlich Beziehungen aufbauen 1,00 99,00 Gesamt 18 (53%) 16 34 Gesamt 32 (69%) 14 46 50 30 80 Abbildung 29: Zustimmung der befragten weiblichen und männlichen Studierenden SiMa zur Wichtigkeit von Kontakten und Beziehung für Macht und Einfluss im Berufsleben Fast 70% der Studenten sind der Überzeugung, dass man die richtigen Leute kennen muss, um Macht und Einfluss zu haben. Von den Studentinnen stimmen dieser Aussage nur 53% zu. Dies bestätigt die bereits angeführte Erkenntnis aus Studien zu Frauen und Führungsverhalten, die zu dem Ergebnis kommen, dass vielen Frauen die Bereitschaft fehlt, die mikropolitischen Spielregeln beim Kampf um Macht und Einfluss zu beachten. Die Frauen neigen stärker dazu, sich auf ihre Anstrengung und Fähigkeiten zu verlassen und schätzen die Rolle von externen Faktoren eher geringer als die Männer. I: Pläne und Wünsche für die private Zukunft I1: Private Zukunftsgestaltung (Welche Vorstellung haben Sie bezogen auf Ihre private Zukunftsgestaltung?) Die Mehrzahl der 61 Studierenden – fast 60% möchten eine Familie gründen. Somit ist für das zukünftige Berufsleben die Verbindung von Arbeit und Familie sicher ein wichtiges Thema. Auswertung nach Frauen und Männern getrennt Geschlecht weiblich männlich priv. Zukunftsgestaltung allein leben zusammenleben mit anderer Person zusammenleben mit PartnerIn Familiengründung Gesamt Gesamt 3 2 5 1 1 2 7 (26%) 12 (35%) 19 16 (59%) 27 19 (56%) 34 35 61 45 Abbildung 30: Anzahl der Wahlen der befragten weiblichen und männlichen Studierenden SiMa für private Zukunftsgestaltung Studenten und Studentinnen unterscheiden sich nicht in ihrem Wunsch, eine Familie zu gründen. I2: Partnerschaft und Beruf (Würden Sie für Ihre Partnerschaft…?) Die Studierenden wurden bereits (s. G5) gefragt, wie wichtig ihnen der Beruf sei. Nun steht die Partnerschaft im Mittelpunkt und gefragt wird danach, was sie bereit wären, für die Partnerschaft an Einbußen hinzunehmen. Kurz, es geht um den Stellenwert des Privatlebens! 1. Einkommensverluste hinnehmen Die Mehrheit (48%) ist unentschieden, ob sie für die Partnerschaft Einkommensverluste hinnehmen würden, tendieren aber eher dazu, dies zu tun. 2. ihren Beruf wechseln Über 50% würden für die Partnerschaft den Beruf nicht wechseln, allerdings sind 35% unentschieden. Aber die Tendenz der Aussage ist eindeutig: es wäre zu viel verlangt, für eine Partnerschaft den Beruf zu wechseln. 3. auf beruflichen Aufstieg verzichten Auch bei der Frage, ob man für die Partnerschaft auf den beruflichen Aufstieg verzichten würde, sagen fast 43% teils – teils, aber über 34% würden dies eher nicht tun. Also auch hier ist die Tendenz eindeutig: Der berufliche Aufstieg hat Vorrang vor der Partnerschaft. 4. Deutschland verlassen Ca. 40 % wären bereit, für die Partnerschaft Deutschland zu verlassen, ca. 30% sind unentschieden.. 5. umziehen Wegen der Partnerschaft würden über 65% bereits sein umzuziehen – ganz ablehnen würde dies keiner. 6. aufhören zu arbeiten Auch hier ist die Aussage eindeutig: Fast 40% lehnen es entschieden ab, für die Partnerschaft aufzuhören zu arbeiten. Insgesamt würden dies ca. 70% nicht tun. 7. Freundschaften vernachlässigen Freundschaften haben einen hohen Stellenwert. Diese für die Partnerschaft zu vernachlässigen, lehnen ca. 70% der Antwortenden ab. Fassen wir die Ergebnisse zusammen, dann lässt sich Folgendes sagen: Für die Partnerschaft sind die Befragten mehrheitlich bereit, umzuziehen, Deutschland zu verlassen und auch Einkommensverzichte hinzunehmen. Sie würden es aber mehrheitlich ablehnen, für die Partnerschaft aufzuhören zu arbeiten und Freundschaften zu vernachlässigen. Wenn auch nicht mit der gleichen Eindeutigkeit, 46 aber von der Tendenz her eindeutig ist die Weigerung, für die Partnerschaft den Beruf zu wechseln und auf den beruflichen Aufstieg zu verzichten. Auswertung nach Frauen (weiß) und Männern (schwarz) getrennt Die Beschäftigung mit diesen Aussagen zeigt eine interessante Tendenz: Die Frauen sind weniger bereit als die Männer, für die Partnerschaft etwas aufzugeben: mehr Frauen als Männer würden für die Partnerschaft nicht aufhören zu arbeiten, nicht auf den Aufstieg verzichten und nicht den Beruf wechseln. Abbildung 31: Was die befragten weiblichen (blau) und männlichen (grün) Studierenden SiMa für die Partnerschaft nicht bereit sind zu tun Tendenziell sind die Männer auch eher bereit, für die Partnerschaft etwas aufzugeben: so wären sie in höherem Maße als die Frauen bereit, Einkommensverlust für die Partnerschaft hinzunehmen. 47 Abbildung 32: Was die befragten weiblichen (blau) und männlichen (grün) Studierenden SiMa bereit sind für die Partnerschaft zu tun I3: Zukunftsvorstellungen (Was ist für Sie wichtig?) Diese letzte Frage des Online-Fragebogens wurde von 61 Studierenden beantwortet. Sie sollten angeben, wie wichtig es Ihnen ist · treu zu sein · viel Geld zu verdienen · Karriere zu machen · für eine Sache einzutreten · Kinder zu bekommen · auf eigenen Beinen zu stehen · gesundheitsbewusst zu leben · Verantwortung zu übernehmen · gut auszusehen · Markenkleidung zu tragen · das Studium erfolgreich zu beenden · zu heiraten oder in einer eheähnlichen Beziehung zu leben · besonders, außergewöhnlich zu sein · viel Zeit für Freunde haben · eine sportliche Figur zu haben · guten Sex zu haben · sparsam zu sein · über ein umfangreiches Wissen zu verfügen · für das Alter vorzusorgen · ein abwechslungsreiches Leben zu haben · durchsetzungsfähig zu sein · kritisch zu sein · Macht und Einfluss zu haben 48 · das Leben zu genießen Rangliste der als „sehr wichtig“ bezeichneten Aussagen Studium erfolgreich 64% 1. Rang beenden Treu sein auf eigenen stehen Beinen 56% 48% 2. Rang 3. Rang Bringt man die Prozentwerte, mit der die Kategorie „sehr wichtig“ angegeben wird, in eine Rangreihe, dann steht auf Platz 1 das Ziel, das Studium erfolgreich zu beenden, gefolgt von der Wichtigkeit der Treue. Rang 3 nimmt ein, „auf eigenen Beinen zu sehen“, d.h. unabhängig zu sein. Rangliste der als „ziemlich wichtig bezeichneten Aussagen“ V e r a n t w o r t u n g übernehmen durchsetzungsfähig sein a b we c h s l u n g s r e i c h e s Leben für eine Sache eintreten 69 5. Rang 66 64 5.. Rang 7. Rang 59 8. Rang Bei der Kategorie „ziemlich wichtig“ nehmen die ersten vier Ränge die Aussagen ein, Verantwortung zu übernehmen, durchsetzungsfähig zu sein, ein abwechslungsreiches Leben zu führen und für eine Sache eintreten. Betrachtet man diese vier Aussagen, dann lässt sich ein ausgewogenes Verhältnis von prozsozialen Zielen einerseits und hedonistischen Zielen anderseits erkennen. Rangliste nach Addition der Prozente der „sehr wichtigen“ und „ziemlich wichtigen“ Aussagen Treu sein durchsetzungsfähig sein umfangreiches Wissen auf eigenen Beinen stehen für eine Sache eintreten guten Sex haben für das Alter vorsorgen V e r a n t w o r t u n g übernehmen Studium erfolgreich beenden a b we c h s l u n g s r e i c h e s Leben 92 89 87 84 1. Rang 2. Rang 3. Rang 4. Rang 82 78 75 69 5. Rang 6. Rang 7. Rang 8. Rang 64 9. Rang 64 Von ganz geringer Bedeutung ist es, Markenkleider zu tragen und besonders außergewöhnlich zu sein. Auswertung nach Frauen und Männern getrennt Die Auswertung ergibt, dass die Unterschiede zwischen den Frauen und Männern über fast alle Antworten hinweg minimal sind! Lediglich bei der Wichtigkeit, gesund 49 zu leben, gibt es einen deutlichen Unterschied: Dies ist 52% der Frauen und nur 35% der Männer wichtig. Abbildung 33: Was den weiblichen (blau) und männlichen (grün) Studierenden für die Zukunft wichtig ist Zusammenfassung der Ergebnisse der Online-Befragung Tabellarische Übersicht der Ergebnisse der Online-Befragung Zusammenstellung der Unterschiede zwischen Frauen und Männern im Studiengang Sicherheitsmanagement Berlin (Studienjahrgänge 2005-2008) STUDENTINNEN STUDENTEN 67% der Studenten Prozentualer Anteil der 77% der Studentinnen Befragten an Grundgesamtheit 23 Jahre Alter im Durchschnitt 27 Jahre über 90% deutsch Nationalität ½ wohnt allein, von der anderen Hälfte: Wohnsituation größerer Anteil in größerer Anteil mit Wohngemeinschaft Partnerin Bildungsabschluss 67% Allgemeine Hochschulreife 76% Fachhochschulreife 18% 33% 15% Berufsausbildung 45% große Bandbreite Gelernter Beruf Dienstleistungsbereich Handwerk/ Bundeswehr Fachkraft für Schutz und Sicherheit Arbeit im gelernten Beruf im Durchschnitt Zeit zwischen letzten Schulabschluss und Beginn des Studiums Im Durchschnitt Einschätzung des bisherigen Werdegangs als „kontinuierlich“ Selbstbestimmung des eigenen Werdegangs Gründe für Entscheidung für das Studium 1x ½ Jahr 1 Jahr 5x > 1 Jahr große Streuung 4 ½ Jahre 73% 64% 36% 52% „interessant“ an 1. Stelle Qualifikation für bestimmte Position in Sicherheitsbr. 50 Anderes Studienfach denkbar 54% 84% Zufriedenheit mit Studium „mittel“ bis „hoch“ Gründe „mittel“ bis „hoch“ Studieninhalte eigene Fähigkeiten eigene Anstrengung Mitstudierende/Lehrende Unterschiede zwischen Frauen und Männern im Studiengang ja STUDENTINNEN Arbeit neben dem 90% Studium Arbeitsstunden pro Woche im Durchschnitt 15 Stunden Pläne nach BA-Studium 43% Praxisfeld Sicherheit Wichtig im Berufsleben (Rangliste) 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. STUDENTEN 67% Tendenziell > 15 Stunden >80% Praxisfeld Sicherheit (größte Teil Unternehmenssicherheit) Spaß Fähigkeiten entwickeln gute Aufstiegsmöglichkeiten etwas bewirken sicheren Arbeitsplatz Geld eigenständig und kreativ sein 50% 59% Übernahme einer Führungsaufgabe im Beruf breit gestreut, eher höher Geschätztes Einkommen breit gestreut, eher niedriger (1600 – 2500) (2500 – 6000) in 10 Jahren umziehen Für die Arbeit würde ich Deutschland verlassen von PartnerIn trennen Für die Arbeit würde ich auf Kinder verzichten nicht Familie vernachlässigen 11% Einschränkungen für 20% Frauen im Praxisfeld Sicherheit Einschränkungen für 6% 8% Männer im Praxisfeld Sicherheit Frauen und Führung · „brauchen männlichen Nein: 85% Nein: 11% Förderer“ · „sind die besseren Nein: 11% Nein: 44% Chefs“ · „haben keine Chance, Nein: 74% Nein: 67% Führungsposition zu 51 erreichen Gewinnung von Macht und Einfluss durch „muss die richtigen Leute kennen, um Macht und Einfluss zu gewinnen“ Wichtigkeit der Partnerschaft Wichtig für die Zukunft (Rangliste) Anstrengung und harte Arbeit Ja: 53% Ja: 70% Eher nicht bereit eher bereit · mit der Arbeit aufzuhören · auf Aufstieg zu verzichten · den Beruf zu wechseln STUDENTINNEN STUDENTEN 1. treu sein 2. durchsetzungsfähig sein 3. umfangreiches Wissen 4. auf eigenen Beinen stehen 5. für eine Sache eintreten 6. guten Sex haben 7. für das Alter vorsorgen 8. Verantwortung übernehmen 9. Studium erfolgreich beenden 10. abwechslungsreiches Leben gesund leben 52% viel Geld 35% Die Frauen sind „anders“ als die Männer Was lässt sich zusammenfassend zu den Frauen im Studiengang Sicherheitsmanagement sagen? Sie unterscheiden sich von den Männern, sind „anders“, aber keineswegs in dem Sinne, dass sie dem tradierten Frauenbild entsprechen. Halten wir einige Charakteristika, die in der Tabelle aufgelistet sind, noch einmal fest: Die befragten Studentinnen sind im Durchschnitt 23 Jahre alt und somit ca. 4 Jahre jünger als die Männer. Sie haben überwiegend direkt nach dem Abschluss der allgemeinen Hochschulreife mit dem Studium begonnen. Nur ein geringer Teil von ihnen verfügt über eine Berufsausbildung und von diesen auch nur wenige über eine Berufserfahrung, die länger ist als ein Jahr. Die Mehrzahl der Studentinnen hätte sich durchaus vorstellen können, ein (ganz) anderes Studienfach zu wählen. Gerade aufgrund ihrer vielfältigen Interessen hat ihnen die Breite der Studieninhalte im Studiengang Sicherheitsmanagement gefallen. Die meisten von ihnen sind mit dem bisherigen Verlauf des Studiums zufrieden. Was sie einmal nach dem Bachelorstudium machen wollen, ist vielen Frauen noch nicht klar. Nur weniger als die Hälfte von ihnen will im Praxisfeld Sicherheit arbeiten. Aufgrund der Selbstaussagen der Studentinnen entsteht – ganz in Übereinstimmung mit der BRIGITTE-Studie – ein Bild von selbstbewussten jungen Frauen, die mit ihren Fähigkeiten und Anstrengungen zufrieden sind und die recht optimistisch in die 52 Zukunft schauen. In ihren Zukunftsvorstellungen hat die Berufstätigkeit einen hohen Stellenwert und sie sind keineswegs bereit, der Partnerschaft zuliebe die Berufstätigkeit an Bedeutung verlieren zu lassen. Über die Hälfte der Frauen kann sich vorstellen, einmal eine Führungsrolle zu übernehmen. Sie sind überzeugt, dass ihnen dies aus eigenen Kräften möglich ist und sie keine männlichen Förderer brauchen. Dabei werden von ihnen vielleicht sogar die de facto in der Arbeitswelt bestehenden Barrieren unterschätzt. Von den im Durchschnitt 27jährigen Studenten hat fast die Hälfte bereits eine Berufsausbildung abgeschlossen und war auch schon in diesem Beruf im Durchschnitt mindestens ein Jahr tätig, viele aber deutlich länger. Zwischen dem letzten Schulabschluss und dem Beginn des Studiums liegen bei den meisten mehr als vier Jahre. Zwar ist auch für sie, ebenso wie für die Studentinnen, die Breite der Inhalte, die im Studiengang Sicherheitsmanagement vermittelt wird, ein wichtiger Grund für die Studienwahl. Aber anders als bei den Frauen wollen sie den Bachelorabschluss im Studiengang Sicherheitsmanagement erreichen, um sich für eine Tätigkeit im Praxisfeld Sicherheit zu qualifizieren. Die Mehrheit von ihnen möchte folglich nach Abschluss des Studiums auch in diesem Feld tätig werden, vor allem im Bereich der Unternehmenssicherheit. Die Zufriedenheit mit dem bisherigen Studiengang ist tendenziell bei ihnen höher als bei den Frauen. Hinsichtlich dessen, was ihnen grundsätzlich bezogen auf die zukünftige Berufstätigkeit wichtig ist, unterscheiden sie sich allerdings kaum von den Frauen. Die Hälfte der Studenten strebt eine Führungsposition an. Um diese zu erreichen, setzen sie allerdings nicht nur auf ihre Anstrengung, sondern auch auf die Unterstützung von Personen im beruflichen Feld. Die Berufstätigkeit hat für ihre Zukunftsplanung einen sehr hohen Stellenwert, aber sie sind durchaus bereit, für die Partnerschaft (und Familie) – sogar in höherem Maße als die Frauen – Abstriche zu machen. Qualitative Interviews mit ausgewählten Studierenden Die Auswahl der Studierenden Aufgrund der Ergebnisse der Online-Befragung wurde deutlich, dass sich die Gruppe der männlichen Studierenden von der der weiblichen Studierenden unterscheidet. Allerdings deutet einiges darauf hin, dass nicht das Geschlecht die alleinige Ursache für diese Unterschiede ist, sondern sich die weiblichen und männlichen Studierenden auch hinsichtlich des Alters unterscheiden. Welche Rolle spielt das Lebensalter als Träger wichtiger Erfahrungen für die Entstehung der beobachteten Unterschiede? Um dieser Vermutung näher auf die Spur zu kommen und um mehr über die subjektiven Sichtweisen der Studierenden zu erfahren, wurden acht Studierende ausgewählt – vier Männer und vier Frauen. Sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen sollten jeweils zwei möglichst direkt nach dem Schulabschluss mit dem Studium begonnen haben und zwei erst nach einer Phase der Ausübung von anderen Tätigkeiten oder der Absolvierung einer beruflichen Ausbildung. Folgende Studierende nahmen am Interview teil (die Namen sind frei gewählt) Die vier Studenten: 1. Till, jüngerer Student, 21 Jahre alt und im vierten Semester 2. Leon, jüngerer Student, 25 Jahre alt und im sechsten Semester 3. Clemens, älterer Student, 28 Jahre alt und im vierten Semester 53 4. Erich, älterer Student, 32 Jahre alt und im zweiten Semester Die vier Studentinnen: 1. Bettina, jüngere Studentin, 21 Jahre alt und im zweiten Semester 2. Mareike, jüngere Studentin, 22 Jahre alt und im sechsten Semester 3. Christine, ältere Studentin, 24 Jahre alt und im zweiten Semester 4. Andrea, ältere Studentin, 27 Jahre alt und im sechsten Semester Da die Interviewerin aufgrund der Lehrtätigkeit im Modul 3 „Kommunikation und Konfliktmanagement“ alle Studierenden des Studiengangs persönlich kennt, wurden mehrere Personen, die potentiell als „Prototyp“ in Frage kamen, ausgewählt und per email angeschrieben. Diejenigen, die auf diese email antworteten und mit denen eine kurzfristige Terminabsprache möglich war, wurden dann Interviewpartnerin bzw. – partner. Die Durchführung der Leitfaden-Interviews Die Interviews wurden bewusst in enger Anlehnung an den Aufbau des Online-Fragebogens strukturiert. Die Interviewten, die bis auf eine Ausnahme fast alle an der Online-Befragung teilgenommen hatten, erhielten nun die Möglichkeit, sich ausführlicher zu den Fragestellungen zu äußern. Die angeführten Stichpunkte bildeten den Leitfaden für das Interview und wurden den Studierenden vor Beginn des Interviews gezeigt bzw. als Ausdruck in der Kurzfassung vorgelegt. Die Interviewerin formulierte dann im Gesprächsverlauf die Fragen zu den Themen in der Regel in chronologischer Reihenfolge, sofern der Gesprächsverlauf nicht eine andere Reihenfolge nahelegte. Interview-Leitfaden A: Wichtige Angaben zu Ihrer Person Semester Alter Nationalität Familienstand Wohnform Kinder B: Bisheriger beruflicher Werdegang Von Schulabschluss bis zum Beginn des Studiengang Sima Art des Schulabschlusses Danach was? Berufsausbildung Arbeit im Beruf (Einschätzung des Werdegangs Selbstbestimmung/ Fremdbestimmung?) C: Entscheidung für das Studium Warum? Welche Alternativen? 54 D: Einschätzung des bisherigen Studienverlaufs? Wie zufrieden? Grund für Zufriedenheit bzw. Unzufriedenheit? E: Unterschiede zwischen Männern und Frauen im Studium? Gibt es Unterschiede? Wenn ja, welche? F: Arbeit neben dem Studium? Welche? Wie viele Stunden? Warum? G: Pläne und Wünsche für die berufliche Zukunft? Was möchten Sie nach dem Studium machen? Was ist Ihnen in Ihrem zukünftigen Berufsleben wichtig? Worauf kommt es Ihnen an? Welche Vorstellung haben Sie von Ihrem zukünftigen Berufsleben? Wieviel Geld möchten Sie in 10 Jahren verdienen? Welchen Stellenwert hat für Sie die Arbeit? Wie würden Sie sich die Verbindung von Arbeit und Privatleben vorstellen? H: Tätigkeiten von Frauen und Männern im Sicherheitsbereich? Gibt es irgendwelche Tätigkeiten im Sicherheitsbereich, die Frauen nicht ausüben können? Warum? Gibt es irgendwelche Tätigkeiten im Sicherheitsbereich, die Männer nicht ausüben können? Warum? Wie schätzen Sie die Chancen von Frauen ein, in der Sicherheitsbranche eine Führungsposition zu erreichen und auszuüben? Streben Sie in Ihrem zukünftigen Berufsleben eine Führungsposition an? Wenn ja, wovon hängt es Ihrer Meinung nach ab, ob Sie diese erreichen? I. Pläne und Wünsche für die private Zukunft Wie stellen Sie sich Ihre private Zukunft vor? Allein, mit Partner, Familiengründung…. Was ist für Sie wichtig? Karriere, Gesundheit, Verantwortung, Freizeit, ….. Kurzfassung des Leitfadens für Interviewte: A: Wichtige Angaben zu Ihrer Person B: Bisheriger beruflicher Werdegang C: Entscheidung für das Studium D: Einschätzung des bisherigen Studienverlaufs E: Unterschiede zwischen Männern und Frauen im Studium F: Arbeit neben dem Studium G: Pläne und Wünsche für die berufliche Zukunft H: Tätigkeiten von Frauen und Männern im Sicherheitsbereich 55 I. Pläne und Wünsche für die private Zukunft Die Interviews fanden alle in der Zeit von 11. bis zum 16. Juni statt und dauerten zwischen einer halben und einer Stunde. Die Interviews wurden mit Einverständnis der Studierenden auf Kassette aufgenommen und anschließend transkribiert. Auswertung der Interviews Die Transkripte der acht Interviews wurden in einem nächsten Schritt verdichtet: Ausgehend von dem Interview-Leitfaden wurde eine Tabelle (s. Anhang: Tabelle leer) angelegt und die zentralen Aussagen zu jedem Punkt komprimiert in diese Tabelle für jede Interviewteilnehmerin bzw. jeden Interviewteilnehmer eingetragen, um auf dieser Grundlage die Interviews besser miteinander vergleichen zu können (Mayring, 1993, 82-94) Es sollen im Folgenden die zentralen Aussagen aus der Sicht der Studierenden entlang übergeordneter Themen (Werdegang und Entscheidung für das Studium; Gestaltung der Studienzeit; Vorstellungen über bzw. Erwartungen an die berufliche Zukunft im Praxisfeld Sicherheit und die Vorstellungen über die private Zukunftsgestaltung) dargestellt werden, um anschließend interpretierend – besonders unter Berücksichtung der zentralen Frage nach der Bedeutung der Kategorie Geschlecht - dazu Stellung zu beziehen. Der bisherige Werdegang und die Entscheidung für das Studium Die jüngeren Studierenden von SiMa im Vergleich In einem ersten Schritt werden die Interviews der jüngeren Studierenden, der zwei jüngeren Studenten Till und Leon und der zwei jüngeren Studentinnen Bettina und Mareike miteinander auf Gemeinsamkeiten und Unterschieden hin verglichen. Alle vier sind deutscher Herkunft und haben zunächst die allgemeine Hochschulreife erworben. Bei Studienbeginn waren sie zwischen 19 und 22 Jahren alt. Diese minimale Spannbreite ist nicht durch eine zwischen Abitur und Studienbeginn absolvierte Berufsausbildung bedingt, sondern bei den jungen Männern durch die Ableistung des Wehrdienstes oder des Zivildienstes zu erklären. Till (21 Jahre, 4. Semester) hat den Wehrdienst nicht ableisten müssen und direkt mit 19 das Studium aufgenommen. Er ist hierzu aus einem anderen Bundesland nach Berlin gezogen. Leon (25 Jahre, 6. Semester) hat den Wehrdienst, den er an seinem Heimat- und Wohnort Berlin ableisten konnte, von zunächst 9 Monaten noch freiwillig um 14 Monate verlängert. So war zum einen sein Lebensunterhalt gesichert und es ihm möglich, seinem ihm sehr wichtigen Hobby nachzugehen. Auch blieb ihm durch diese Verlängerung noch Zeit, sich über die Studienwahl klar zu werden. Deshalb begann er das Studium erst mit 22. Bettina (21 Jahre, 2. Semester), die in der Nähe von Berlin aufgewachsen ist und dort Abitur gemacht hat, wollte unbedingt in Berlin studieren und hat die einjährige Wartezeit auf einen Studienplatz mit einem Job als Kellnerin in einem Biorestaurant überbrückt. Mareike (22 Jahre, 6. Semester) startete mit dem Studium ebenso wie Till direkt nach dem Abitur und zog hierfür aus einem anderen Bundesland nach Berlin. 56 Die Entscheidung für das Studium Sicherheitsmanagement Till und Mareike, die beide direkt nach dem Abitur mit dem Studiengang SiMa begonnen haben und hierzu aus einem anderen Bundesland nach Berlin gezogen sind, weisen auch hinsichtlich der Entscheidung für das Studium eine Gemeinsamkeit auf: eine klare Formulierung ihrer inhaltlichen Interessen und der mit dem Studium verfolgten Ziele. Till hat schon in der Schule ein starkes Interesse an den Themenbereichen Wirtschaft und Sicherheit ausgebildet. Inspiriert durch das Vorbild seines Vaters (Kriminalbeamter), bietet ihm der Studiengang Sicherheitsmanagement die Möglichkeit, das Vorbild des Vaters aufzugreifen und zugleich deutlich eigene Akzente zu setzen. Ein weiterer Grund für die Wahl dieses Studiengangs war die Hoffnung auf mit diesem verbundene gute Zukunftsaussichten. Lassen wir ihn selber zu Wort kommen: „Weil mich Sicherheit in einer gewissen Weise im Vorfeld auch immer interessiert hat. Vielleicht auch durch meinen Daddy, weil er bei der Polizei ist und ansonsten weil ich wirklich denke und auch der Überzeugung bin, dass es auch Zukunft hat.“ Als Alternative wären für ihn noch die Studienfächer Betriebswirtschaft oder Internationales Management in Frage gekommen. Mareike hat großes Interesse am Studium Medienmanagement. Da sie aber erkennt, dass dieses Studium sehr überlaufen ist, wählt sie aus pragmatischen Gründen den für sie interessanten Bachelor-Studiengang, auf den sie dann später hofft, ihren Wunschstudiengang aufbauen zu können. Lassen wir auch sie selbst zu Wort kommen: „Habe mich zunächst einmal für Medienmanagement beworben und so was, hab mir aber da schon gedacht, dass es sehr überlaufen ist. Das machen halt ganz viele und es ist so ein Modeberuf und dann bin ich wirklich durch Zufall bei der Frage, was kann man studieren und es war einfach und es hat sich unglaublich interessant angehört. Also es war endlich was Neues und was Anderes. Und ich hab dann überlegt, wenn ich dann noch in die Medien gehe, schadet es halt nicht eine spezifische Richtung zu haben. Sicherheit haben noch nicht so viele und dann habe ich es einfach aus Neugier und Interesse angefangen.“ Leon und Bettina, die nicht nahtlos nach dem Abitur mit dem Studium begonnen haben, verbindet, dass sie unbedingt aus privaten Gründen in Berlin bleiben wollen. Beide wohnen auch zum Zeitpunkt des Interviews nicht allein, wie dies bei Till und Mareike der Fall ist. Leon lebt mit Mutter und Bruder, Bettina mit ihrem Freund zusammen. Leon hatte lange Zeit keine klaren Vorstellungen, was er in seinem Leben beruflich machen möchte. Erst über ein Orientierungsseminar des Beförderungsdienstes der Bundeswehr erhielt er den Hinweis auf SiMa. Er schildert die Entscheidung folgendermaßen: „Und dann haben die so ein bisschen ausgelotet für was man sich denn interessieren könnte, dass man sich darüber dann auch nochmal bewusst wird. Und dann bin ich dann in der FHVR hängen geblieben und fand den neuen Studiengang Sicherheitsmanagement sehr interessant“ 57 Bei Bettina ist es auch fast eher ein Zufall, dass sie beim Studiengang SiMa gelandet ist: „Ich habe mich im Prinzip auch überall beworben, an Berliner Unis, für auch ganz andere Sachen als Sicherheitsmanagement eigentlich. Hat überall auch nicht gleich geklappt. Habe mich auch nur in Berlin beworben, dass war auch ein bisschen naiv von mir und dann hatte ich keinen Studienplatz. Dann hab ich gesagt, gut dann gehst du eben arbeiten und verdienst Geld in einem Biorestaurant, als Kellnerin. Und das war auf Dauer einfach sehr Nerven zerreibend, man wollte ja weiterkommen im Leben und Gott sei Dank hat es dann geklappt mit Sicherheitsmanagement. Ich habe ich dann wieder an vielen Unis und Fachhochschulen beworben, aber auch überall in Deutschland und auf Sicherheitsmanagement bin ich durch Internetrecherche drauf gestoßen und fand’s super interessant, weil man noch nie etwas davon gehört hat und habe halt mit vielen Leuten gesprochen, was die so davon halten und hab mich einfach auf gut Glück beworben. Hatte diesmal auch mehrere Zusagen, diesmal ganz anders und hatte dann die Qual der Wahl zwischen Archivwissenschaft in Potsdam und Sicherheitsmanagement ...“ Die Formulierungen von Leon und Bettina verdeutlichen die Entscheidungs-schwierigkeiten bei der Wahl des Studienfaches. Beide sind beim Studiengang Sicherheitsmanagement – um Leons Worte zu gebrauchen – „hängen geblieben“, zeigen aber durchaus großes Interesse für die Inhalte, vor allem für die sozialwissenschaftlichen Module. Für beide ist allerdings der Studienort Berlin ein besonders wichtiger Grund für die Entscheidung, das Bachelorstudium Sicherheitsmanagement aufzunehmen. Wenn wir die Aussagen zur Studienwahl der jüngeren Studierenden betrachten, dann fällt auf, dass Till als einziger explizit ein Interesse am Thema Sicherheit formuliert. Alle finden die Breite der Inhalte interessant und die Wahl des Studiengangs, wenn auch aus verschiedenen Gründen, funktional: er bietet gute Zukunftschancen, ist mit weiterführenden Studienplänen zu verbinden und ermöglicht den Verbleib im vertrauten Umfeld. Die älteren Studierenden von SiMa im Vergleich Schauen wir uns nun älteren Studierenden, ebenfalls zwei Männer und zwei Frauen, etwas genauer an: Clemens, 28 Jahre und im 4 Semester und Erich, 32 Jahre und im zweiten Semester. Die beiden Frauen sind Christine, 24 Jahre und im zweiten Semester und Andrea, 27 Jahre und im 6. Semester. Die Darstellung des bisherigen beruflichen Werdegangs ist untrennbar mit den Gründen verbunden, auf Grund derer sie sich für das Studium Sicherheitsmanagement entschieden haben. Clemens, der mit Mutter und Bruder in Berlin wohnt, besuchte zunächst die Real-schule und absolvierte nach einem halben Jahr, das er mit Nebenjobs verbrachte, den Zivildienst. Im Anschluss daran begann er eine Ausbildung als Sport- und Fitnesskaufmann und arbeitete in diesem Beruf auch anderthalb Jahre, machte aber sehr negative Erfahrungen mit seinem damaligen alkoholabhängigen Chef. Auch ausgelöst durch diese negativen Erfahrungen entschied er sich dann, doch noch das Fachabitur zu machen. Während der Zeit, in der er sein Fachabitur machte, jobbte er in einer Sicherheitsfirma und gewann Interesse an dieser Tätigkeit. Per Zufall stieß er dann bei der Internetrecherche auf das Studium Sicherheitsmanagement in Berlin und entschied sich dafür – sogar entgegen des 58 Rates des Chefs der Sicherheitsfirma lieber Betriebswirtschaft zu studieren – sich an der FHVR Berlin zu bewerben. „Und im Anschluss daran (an das Fachabi) hab ich dann eben gedacht: okay, jetzt will ich studieren. Was studier ich? Dann bin ich eben auf den Studiengang gekommen. Sicherheitsmanagement. Und ich war halt für die Firma X (Sicherheitsfirma), während der WM 2006 eben tätig und also dadurch, dass ich eben gemerkt habe im Sicherheitsbereich da lässt sich auch viel mit Veranstaltungen und so was verbinden, habe ich gemerkt, dass es eben was für mich wäre. Und ich eben auch nicht der reine BWLer bin, also nicht viel mit Zahlen zu tun haben möchte, sondern auch wie gesagt, das was wir bei Ihnen gelernt haben, diese zwischenmenschlichen Dinge, Psychologie oder sozialträchtige Sachen und ähm, ja da hab ich eben gemerkt, dass es eben ein Job ist mit dem ich mich auf jeden Fall identifizieren könnte.“ Ausschlaggebend für die Studienwahl war die Erfahrung im Praxisfeld Sicherheit. Das spezielle Profil des Studiengangs passte zu der Ablehnung eines mathematischen Schwerpunktes und der höheren Gewichtung sozialwissenschaftlicher Anteile im Bachelorstudium Sicherheitsmanagement – z.B. im Vergleich zu einem Betriebswirtschaftstudium. Erich kommt ursprünglich aus dem süddeutschen Raum. Er entschloss sich nach dem zweimaligen Besuch der 11. Klasse des Gymnasiums, den Wehrdienst anzutreten. Bei den Gebirgsjägern gefiel es ihm so gut, dass er sich für drei weitere Jahre verpflichtete. Bei der Bundeswehr machte er die Ausbildung zum Vermessungsunteroffizier sowie zum Feldwebel und Oberfeldwebel. Insgesamt blickt er auf „zehn aktive Jahre“ bei der Bundeswehr zurück; er war besonders in der Ausbildung von Soldaten des Zeit- und Wehrdienstes tätig und nimmt aus dieser Zeit das Bewusstsein seiner Fähigkeit mit, andere Leute begeistern und Inhalte verständlich vermitteln zu können. Da er den starken Wunsch hatte, weiter voran zu kommen, entschied er sich 2005 bei der Bundeswehr sein Fachabitur zu machen und erreichte den Abschluss mit sehr gutem Erfolg. Die Wahl des Studiengangs Sicherheitsmanagement begründet er mit der Möglichkeit, an den Erfahrungen aus der Bundeswehrzeit anzuknüpfen. In diesem Zusammenhang nennt er vor allem sein Interesse am Thema Sicherheit und die Erfahrung im Umgang mit Menschen in verschiedenen Situationen. Folgende Zitate machen die Vielzahl von Gründen für das Studium besonders deutlich: „Schuster bleib bei deinen Leisten. Warum soll ich mich komplett umstrukturieren? Und es ist dann schwierig, was zu finden wo man nebenbei Spaß hat, denn man hat da naja schon 10 Jahre investiert und ich habe es gemacht, nicht weil ich nicht wusste, was ich machen will, sondern weil ich wusste, was mir Spaß macht „Das, was mich motiviert hat, ich wollte einfach weiter voran kommen. ich war jetzt Unteroffizier, Feldwebel, Oberfeldwebel. D.h. ich war eigentlich immer der Befehlsempfänger, ich hatte zwar auch noch Verantwortung, aber halt nur bis zu einem bestimmten Punkt…. Denn sie sind nicht Offizier, sie haben nicht studiert, kein Abitur und von da bleibt einem nur die Möglichkeit, weiterzukommen. Was hat mich noch interessiert? Alles was mit Sicherheit zutun hat, und dann natürlich auch das, was mit Menschen zu tun hat, dadurch, dass man in der Bundeswehr war, weiß ich ja, dass Sicherheit immer damit zutun hat, dass ich mit anderen Menschen kommunizieren muss“ Auch Erich knüpft an positiven, allerdings langjährigen, Erfahrungen im Praxisfeld Sicherheit an und betont das Interesse an sozialwissenschaftlichen Themen. Obwohl bei seiner damaligen Freundin die Entscheidung für das Studium 59 Sicherheitsmanagement keine Begeisterung auslöste, ließ er sich nicht davon abbringen. Andrea schloss die Schule zunächst mit der 10. Klasse ab, machte eine dreijährige Ausbildung zur Restaurantfachfrau und arbeitete in diesem Beruf fünf Jahre lang. Es wurde ihr klar, dass ihr Leben so nicht weitergehen sollte und sie hatte den starken Wunsch, sich zu verbessern. Zur Überraschung ihres damaligen Chefs kündigte sie und machte das Fachabitur. Bei der Recherche in Internet stieß sie auf den Studiengang SiMa und es war für sie klar, dass dies der Studiengang ihrer Wahl ist. Andere Studiengänge, wie BWL, kamen für sie nur als Notstudiengänge in Frage. Gerade die verschiedenen möglichen Berufsfelder mit Sicherheitsbezug waren für sie sehr ansprechend. „Hm, ja man wurde nicht gefordert, also das war immer dasselbe. Immer derselbe Ablauf und es gab keine Chancen sich weiter zu verbessern und man ist irgendwie stehen geblieben. Und dann habe ich mir gedacht, gut dann mach ich das Fachabi nach. War mir aber im Vornherein oh je, hoffentlich schafft man das und war im Vorneherein ein bisschen am zweifeln. …Ich habe dann wirklich gekündigt, hab dann gesagt so ich fang jetzt mein Fachabi an, weil ich keine andere Chance sehe. Natürlich meinen Chef damals ganz schön vor den Kopf gehauen, weil er damals nicht damit gerechnet hat. Aber ich dachte, wenn nicht jetz,t wann dann und man war ja da auch schon etwas älter und dann habe ich es probiert und habe es erstaunlicherweise auch geschafft, war auch ganz begeistert davon. Und danach war dann klar: Jetzt Studium. Also ich möchte studieren und das möchte ich auf jeden Fall machen und hab mich dann für SIMA beworben und für andere Studiengänge ( Wirtschaft und BWL) … naja das waren immer so die Notfallstudiengänge. Ich wollte unbedingt SIMA studieren.“ Sie zog für die Aufnahme des Studiums aus einem anderen Bundesland nach Berlin. Christine lebt bei ihrem Vater bzw. überwiegend bei ihrem Freund in Berlin. Sie ist die einzige von den vier älteren Studierenden, die direkt das Abitur und dann eine Berufsausbildung gemacht hat. Dass sie die Ausbildung als Fachkraft für Schutz und Sicherheit begann, war eher ein Zufall, da sie zuvor für ihre zunächst gewünschten Ausbildungen als Krankenschwester oder bei der Feuerwehr Absagen erhalten hatte. Obwohl die Stelle als Fachkraft für Schutz und Sicherheit nur für Männer ausgeschrieben war, entschied sie für eine Bewerbung und hatte Erfolg. Allerdings war sie die einzige Frau, die mit dieser Ausbildung begann. Aufgrund ihrer guten Noten wurde die Ausbildung auf 2 ½ Jahre verkürzt. Für sie war schnell klar, dass sie nicht Fachkraft für Schutz- und Sicherheit bleiben, sondern sie auf jeden Fall die Chance nutzen wollte, sich in dem einmal gewählten Bereich weiter zu entwickeln. Während ihrer Ausbildung zur Fachkraft für Schutz- und Sicherheit besuchte sie mit einem ihrer damaligen Dozenten die FHVR und lernte den Studiengang SiMa kennen. Angesprochen durch die vielfältigen Module, die Neuheit des Studiengangs und die damit verbundenen Chancen sowie motiviert durch private Gründe entschied sie sich für den Studiengang und gegen die Alternative eines Berufsakademiestudiums Betriebswirtschaftslehre in Mannheim. „Ursprünglich war halt geplant - ich wollte nach Frankfurt/Main gehen, denn dort ist ja die Hauptniederlassung und Holding meiner Firma, wo ich meine Ausbildung gemacht habe und hatte mich dort informiert, die arbeiten dort mit der BA Mannheim zusammen – mit der Berufsakademie und wollte dort eigentlich studieren und da eigentlich arbeiten bis alles geregelt ist und konnte mich eigentlich eben nicht wirklich damit anfreunden BWL, ich wollte eigentlich nie BWL studieren und habe eigentlich nur überlegt dies für die Firma zu machen um dort vornan zu kommen und 60 nicht auf Fachkraft für Schutz und Sicherheit immer zu bleiben und mich schon weiterzuentwickeln und hatte mich auch da halt beworben gehabt und hab halt noch ein bisschen recherchiert und dann waren wir auch im letzten Lehrjahr mit einem Dozenten von uns hier gewesen und da fand ich, kuck doch hier noch mal, denn das ist doch noch berufsspezifischer und hab mich dann doch auch hier noch mal beworben und hatte dann auch noch hier die Zusage und dachte dann okay, jetzt bleibe ich hier.“ Vergleicht man die Werdegänge der vier Personen, so weisen sie neben aller Verschiedenheit einige Gemeinsamkeit auf:: Alle vier haben sich sehr bewusst – auch gegen Vorbehalte in ihrem Umfeld – für den Studiengang entschieden. Alle hatten den starken Wunsch, sich in ihrem Leben durch ein Studium weiterzuentwickeln und sehen in dem Studium Sicherheitsmanagement die besten Voraussetzungen hierfür gegeben. Das Studium der Betriebswirtschaft wäre eine Alternative gewesen, kam aber aufgrund von persönlichen Neigungen nicht in Frage. Die sozialwissenschaftlichen Module stießen bei den älteren Studierenden wie auch bei den jüngeren Studierenden auf großes Interesse. Alle älteren Studierenden verfügen über eine mindestens fast 3jährige Erfahrung im Berufsleben. Hierzu zählt die negative Erfahrung der Wiederholung von bekannten Abläufen, von Konflikten mit Vorgesetzen, aber auch das Erleben von eigenen Stärken. Alle hätten in dem Tätigkeitsfeld bleiben können, es gab keine objektive Notwendigkeit, das Studium zu beginnen. Zwei der älteren Studierenden knüpfen mit der Wahl des Studienfachs inhaltlich an die vorherige Ausbildung im Praxisfeld Sicherheit an (Erich/ Christine), bei Zweien hingegen ist dies nicht zu erkennen (Clemens/ Andrea). Es scheint eher so, dass für sie mit dem Studium ein neues Gebiet erschlossen werden soll. Nachdem in einem ersten Schritt der Chronologie des Interviews folgend versucht wurde, die Aussagen der acht Studierenden zu ihrem Werdegang, der Berufsbiographie und der Entscheidung für den Studiengang zusammenzustellen, soll nun interpretierend zu dem, was gesagt und zu dem, was nicht gesagt wurde, Stellung bezogen werden. Selbstverständlich ist auch die Zusammenstellung von Aussagen der Studierenden und deren Gegenüberstellung bereits in hohem Maß von der Subjektivität der Person geprägt, die diese Zusammenstellung bewerkstelligt. Trotz des Bemühens um eine möglichst für andere nachvollziehbare Bearbeitung des Materials, ist die Selektivität immer schon gegeben. Aber die Beeinflussung der Aussagen setzt noch viel früher an, greift bereits in den Prozess der Aussagenentstehung ein: Die entscheidend von der Interviewerin geschaffene Gesprächsatmosphäre während des Interviews und deren zahlreichen nonverbalen und verbalen Rückmeldung auf die Äußerungen der interviewten Personen im Gespräch beeinflussen die Aussagenentstehung ganz wesentlich. Im Wissen um diese verzerrenden Aspekte soll nun diese subjektive Wahrnehmung und Bewertung explizit zur Sprache gebracht werden: Die von den Frauen formulierten Interessenschwerpunkte sind, wenn man es genauer betrachtet, klassisch weiblich. Bettina interessiert sich für Archivwissenschaft – und hatte auch Erziehungswissenschaft als Studienfach in der näheren .Auswahl. Mareikes Schwerpunkt liegt auf dem Thema Medien, Andrea hat Restaurantfachfrau gelernt und Christine wollte eigentlich Krankenschwester werden. Diese Ausrichtung lassen sich mit Attributen in Verbindung bringen, die für das kulturell tradierte Weiblichkeitsbild charakteristisch sind: bewahren, erziehen, kommunizieren und andere versorgen bzw. bedienen. Bei Bettina und Mareike 61 stehen diese Interessen weiter im Vordergrund, bei Christine und Andrea hat sich aber offenbar eine Verschiebung ergeben: · Christine hat keine Zusage erhalten, um die Ausbildung als „Krankenschwester“ zu beginnen. Allerdings war sie auch nicht so festgelegt: als ursprüngliche Alternativen kam neben dem Beruf der Krankenschwester auch der Beruf des „Feuerwehrmanns“ in Frage. Dass dies ein Beruf ist, der bisher überwiegend von Männern ausgeübt wird, macht der Begriff Feuerwehrmann deutlich. In der dann absolvierten Ausbildung als Fachkraft für Schutz und Sicherheit war sie die einzige auszubildende Frau. Dies hat hat sie aber nicht abgeschreckt, sondern – wie aus dem weiteren Gesprächsverlauf abgeleitet werden kann – als besondere Herausforderung begriffen · Andrea hatte offenbar aufgrund der im Beruf gewonnenen Erfahrungen den Wunsch, sich nun inhaltlich umzuorientieren. Neben der sich nach mehreren Berufsjahren einstellenden Routine war auch die Arbeitszeit (Wochenenden, Feiertage etc.) den eigenen Bedürfnissen wenig entsprechend. Erstaunlich ist allerdings, dass keine der Frauen anspricht, dass sie irgendwelche Bedenken gehabt hätte, ob mit dem Studiengang Sicherheitsmanagement vielleicht ein Themen- und Berufsfeld berührt sein könnte, dass zu bestimmten gesellschaftlichen Erwartungen, die an Frauen gerichtet werden, in einem Spannungsverhältnis steht oder für sie auch zu besonderen Schwierigkeiten im zukünftigen Berufsfeld führen könnte. Auch spricht keiner der Studentinnen von Vorbehalten, die im privaten Umfeld geäußert wurden, als sie von ihrer Studienwahl berichtet haben. Die Erklärungen hierfür sind aus meiner Sicht folgende: Zum einen sind alle vier Frauen sehr selbstbewusst und haben offenbar in ihrer familiären und schulischen Sozialisation keine bewussten Einschränkungen erlebt, die mit ihrem Geschlecht begründet wurden. .Sollte dies dennoch so gewesen sein, dann dürfte dies eher eine Herausforderung darstellen, zu beweisen, dass diese Einschränkungen unbegründet sind. Wir werden diesen Punkt bei der Auseinandersetzung mit den Vorstellungen der Frauen, die sie von ihrer zukünftigen Tätigkeit als Frau im Praxisfeld Sicherheit haben, noch vertiefen. Bei den Männern – mit Ausnahme von Leon – sind die beruflichen Interessen auch eher klassisch den in unserer Kultur dem Mann zugeschriebenen Tätigkeiten zuzuordnen: wirtschaftliche Prozesse gestalten (Till), körperliche Stärke an den Tag legen, Veranstaltungen managen (Clemens) und für Sicherheit sorgen (Erich). Allerdings sind bei den Studenten stärker als bei den Studentinnen Begründungen für die Wahl des Studienfachs anzutreffen, die sich auf die Sicherheitsthematik beziehen: hier ist zum einen die Kontinuität zu dem bisherigen beruflichen Werdegang zu nennen sowie eigene Erfahrungen in der Sicherheitsbranche oder mit sicherheitsrelevanten Berufen im familiären Umfeld. Von den männlichen Studierenden wurde erstaunlicherweise berichtet, dass sie sich in ihrem beruflichen und privaten Umfeld mit Skepsis oder Vorbehalten den Studiengang betreffend auseinandersetzen mussten. Hierzu zählte z.B. der kritische Hinweis des Chefs einer Sicherheitsfirma, besser Betriebswirtschaft zu studieren oder der Wunsch der Freundin, ein anderes Studienfach (z.B. Psychologie) zu wählen. Der Studiengang Sicherheitsmanagement lässt sich folglich mit dem hegemonialen Männlichkeitsmodell (wie in Anlehnung an Cornell ausgeführt) gut in Verbindung bringen. Interessant ist, dass die Studenten allerdings ebenso wie die Frauen die 62 Breite der Inhalte als Argument für die Wahl des Studiengangs anführen und besonderes Interesse an psychologischen Themen zeigen. Es kann in diesem Zusammenhang die Hypothese aufgestellt werden, dass durch die sozialwissenschaftlichen Module eine von dem klassischen Männlichkeitsbild abweichende Entwicklungsmöglichkeit gesucht oder weiter eine bereits begonnene Entwicklung fortgeführt werden soll.. Die Gestaltung der Studienzeit Unter dieser Überschrift werden die Antworten der Studierenden zu verschiedenen Aspekten zusammengestellt, die einen Einblick in die Gestaltung ihrer Studienzeit vermitteln: die Wohn- und Lebensform soll hier nochmals kurz erwähnt werden, das Ausmaß und die Bedeutung der Arbeit neben dem Studium und die allgemeine Zufriedenheit mit dem bisherigen Studienverlauf. In diesem Zusammenhang ist auch von Interesse, ob die Studierenden Unterschiede zwischen den Geschlechtern im Studiengang wahrnehmen und wenn ja, wie sie diese bewerten. Die Lebensform: Fassen wir hier nochmals kurz zusammen, was in der Kurzvorstellung der Studierenden bereits erwähnt wurde: Vier Studierende leben allein: Till und Mareike, Erich und Andrea. Alle sind zum Studium nach Berlin gezogen und lassen sich entweder durch besondere Zielorientierung, wie bei Till und Mareike und durch eine hohe Betonung der persönlichen Autonomie, wie bei Erich und Andrea, charakterisierten. Von den anderen vier Studierenden, die alle in ihrem gewohnten Berliner bzw. berlinnahen Umfeld geblieben sind, leben zwei mit dem Partner zusammen (Bettina und Christine) und zwei (Leon und Clemens) mit einem Teil der Ursprungsfamilie weiterhin am alten Wohnort. Ausmaß und Bedeutung der Arbeit neben dem Studium Die jüngeren Studierenden von SiMa im Vergleich Alle vier Studierende arbeiten neben dem Studium, allerdings sind hier die Unterschiede zwischen den Männern und den Frauen interessant: die beiden jungen Studentinnen (Bettina und Mareike) arbeiten in nicht sicherheitsrelevanten Bereichen. Im Vordergrund steht die Motivation, Geld zu verdienen, um zu dem von den Eltern gezahlten Lebensunterhalt noch etwas hinzu zu verdienen. Lassen wir zur Veranschaulichung wieder die Studentinnen selbst zu Wort kommen: Bettina: (mit dem Umzug in eigene Wohnung) „… brauch ich auch dringend einen Job …ich brauch das Geld. Hab geguckt, was wird gesucht und mich daraufhin bei allen Filialen, die Zettel draußen hängen haben, beworben und es kam von allen eine Antwort. Und ja dann in dem Laden X (Porzellangeschäft), das war dann für mich die angenehmste Arbeit, als wenn man da so in einem Klamottenladen steht, wo dann Technomusik von morgens bis abends lief, steht …ich war erstmal glücklich, dass ich etwas hatte und es ist nicht etwas, was mich total vom Studium abhält. Also gar nicht ich bin da ganz flexibel, arbeite meist am Wochenende. … im Moment ist es ne gute Sache. Ich lerne auch nen bisschen so was, also wie das so mit der Geschäftsleitung und wie so was abläuft, was ich auch ganz interessant finde.“ 63 Es wird deutlich, dass neben der Notwendigkeit, Geld zu verdienen, die Qualität der Arbeit selbst, besonders hinsichtlich der Vereinbarkeit mit dem Studium, eine Rolle spielt. Wenn die Tätigkeit auch nicht im Sicherheitsbereich ist, so gewinnt sie dennoch wichtige Einblicke in das Arbeitsleben. Mareike: „Also ich habe die ganze Zeit gearbeitet, nur allerdings nie im Sicherheitsbereich. Ich habe gekellnert und dann mach ich ganz viel Event, Hostessenbereich, also diese typischen Studentenjobs. Und jetzt zum Schluss auch schon teilweise in Redaktionen gearbeitet, schon mit dem Hinblick auch die Medienrichtung...“ Erst mit dem Näherrücken ihres eigentlichen Interessenschwerpunktes, Medienmanagement, wird das Praktikum genutzt, um in diesem Feld gezielt Erfahrungen zu sammeln. Die beiden Studenten (Till und Leon) haben sich bewusst Tätigkeiten gesucht, die ihnen einen Einblick in das mögliche zukünftige Berufsfeld vermitteln: Danach gefragt, warum sie neben dem Studium arbeiten, wird die Motivation, Erfahrungen im Praxisfeld zu sammeln, an erster Stelle genannt. Till: .Gemacht habe ich es (Tätigkeit in der privaten Sicherheit, im Veranstaltungsschutz), weil ich erstmal einen gewissen Bezug zur Praxis haben möchte. Ich bin schon noch relativ unbedarft an das Studium rangegangen, also vorher nicht in der Sicherheitsbranche tätig gewesen. Und ich denke mir halt auch, dass es relativ wichtig ist, gewisse Positionen auch mal kennenzulernen. …sich halt auch einen gewissen Überblick sich zu verschaffen, wie arbeitet man, wie kommt man mit den Leuten da klar auch neben dem Beruf, nach den Arbeitszeiten. …auch hilfreich gewesen, wenn man nach dem Event auch mal geschaut hat, was hätte ich anders machen können. Ob bestimmte Maßnahmen nun sein mussten und an anderen Eckpunkten gefehlt haben. Das man dann sich ganz anders Gedanken gemacht hat, als hätte ich ein anderes Studium gewählt, und hätte dann ne Hostessenfunktion übernommen, dann wäre es einem nicht so aufgefallen. …auch für die Hausarbeit gewisse Praxisbezüge schaffen. ich hatte einen anderen Job, wo ich mehr verdient habe. Aber ich habe es dann halt auch aus dem Interesse heraus und den Erfahrungen heraus...“ Hervorzuheben ist, dass Till trotz der Möglichkeit, in einem anderen Job mehr Geld zu verdienen, es vorgezogen hat, (Selbst-)Erfahrungen im Praxisfeld Sicherheit zu gewinnen. Auch schafft er sich durch diese Einblicke das Anschauungsmaterial zu den theoretischen Ausführungen im Studium. Die älteren Studierenden von SiMa im Vergleich Von den vier älteren Studierenden arbeiten drei neben dem Studium. Erich bildet hier eine Ausnahme, da er seinen Lebensunterhalt (90 % der Dienstbezüge) von der Bundeswehr erhält. Würde er neben dem Studium arbeiten, würden ihm diese Einnahmen von dem Geld, das er von der Bundeswehr erhält, abgezogen. Die drei anderen arbeiten alle im Sicherheitsbereich. Für alle drei ist die Arbeit neben dem Studium als Ergänzung der von den Eltern gezahlten Unterstützung wichtig, um sich einen gewissen Lebensstandard zu leisten (Handy, Freizeitgestaltung und Auto). Aber es kommen auch noch wichtige weitere Gründe zur Sprache, vor allem 64 die Notwendigkeit, Erfahrungen im Sicherheitsbereich zu sammeln und diese auf das im Studium Gelernte zu beziehen und umgekehrt. Christine arbeitet in der Firma, in der sie ausgebildet worden ist und erhofft sich, das im Studium Gelernte dort anwenden zu können. „… ich bekomme so ein bisschen Unterstützung von meinen Eltern, aber das ist gerade das, was ich nicht will. Ich will auf meinen eigenen Beinen stehen. Was aber zur Zeit nicht geht. Ich bin als auf die Unterstützung meiner Eltern angewiesen, möchte aber trotzdem ein bisschen eigenes Einkommen haben. Ich lebe vielleicht nicht in Saus und Braus, aber so ein paar Sachen möchte man sich doch leisten. …jetzt habe ich auch wieder gewechselt in meine alte Firma und hoffe, dass ich spezielle Sachen, die ich im Studium lerne, gleich dort anwenden kann bzw. das, was ich in der Praxis jetzt lerne, auch gleich im Studium anwenden kann“. Andrea hat sich für eine Tätigkeit in einer Sicherheitsfirma entschieden, um einen Einblick in die Branche zu erhalten, obwohl sie bei einer Tätigkeit in ihrem gelernten Beruf mehr Geld hätte verdienen können. Andrea über ihre Arbeit 2-3 Mal die Woche im privaten Sicherheitsdienst: „Also ich hab in den ersten Semestern gearbeitet und bin dann aber auch nachts arbeiten gegangen. Weil ich dachte, das Studium geht erst mal vor, … bis ich dann mitgekriegt habe, dass das doch ganz schön schlaucht, wenn man dann nachts arbeiten geht und erst 04.00 Uhr früh zu Hause ist und um 08.00 wieder los muss.. Für mich stand aber immer fest, Studium erste Stelle, Arbeit - zweite Stelle. Aber auch Geld war irgendwo wichtig. …es war interessant und man hat einen kleinen Einblick gekriegt, wie es auch so in der Branche ist, also zumindest auf der Basis. Fand ich interessant und gut für mich selber. … Ich hätte auch Kellnern gehen können. Also das war jetzt nicht das Problem. Aber ich wollte halt wirklich mal wissen, wie ist es. …Und man hat da eben auch mit den Leuten zu tun, wo man dann weiß okay-so. Wo man dann vorher gedacht hat aus der Theorie macht man es lieber so, aber in der Praxis war es dann so. Aber es war schon ganz gut mal zu wissen. Danach hab ich. also bin ein bisschen zurückgetreten. Weil ich dann gemerkt habe, es kommt zum Ende des Studiums hin, man muss vielleicht, ne... is vielleicht noch ‘nen bissel wichtiger. Und jetzt war ich das letzte Semester nicht mehr arbeiten. Weil ich dann auch gesagt habe, jetzt kommt die Bachelorarbeit und man hat noch viele Sachen und die sind mir wichtiger, also mach ich die erst mal so.“ Bei Andrea finden wir – ähnlich wie bei Bettina – die Aussage, dass das Studium an erster Stelle steht. Deshalb hat sich auch zum Ende des Studiums auf die Arbeit bewusst verzichtet. Clemens hat zunächst auch in einer privaten Sicherheitsfirma gearbeitet, dann aber auch andere Jobs angenommen. „Ja genau, also ich bin der Meinung, wenn man speziell in unserem Bereich in der mittleren Managementfunktion später arbeiten will, dann muss man auch wissen, wie die Leute empfinden und was die in den Momenten denken, wenn die jetzt 6 Stunden lang rumstehen…“ Arbeit neben dem Studium erfüllt für Clemens viele Funktionen: Unterstützung der Familie, Gestaltung der eigenen Freizeit und durch die eigene Ausübung von einfachen Tätigkeiten (z.B. als Odner), sich in die Lage der zukünftigen Mitarbeiter hineinversetzen zu können. 65 Mit Ausnahme von Erich arbeiten folglich alle Studierende und die Arbeit erfüllt neben dem Beitrag zum Lebensunterhalt für alle – bis auf die zwei jungen Studentinnen – die wichtige Funktion, das Praxisfeld Sicherheit (speziell das Sicherheitsgewerbe) kennenzulernen und ihnen somit einen praktischen Bezug zu den im Studium erarbeiteten Inhalten zu ermöglichen. Zufriedenheit mit dem bisherigen Studienverlauf Die jüngeren Studierenden von SiMa im Vergleich Bezogen auf die Zufriedenheit mit dem bisherigen Studienverlauf lassen sich zwischen den jungen Männern einerseits und den jungen Frauen anderseits keine Unterschiede erkennen: bei allen ist – zumindest bezogen auf die ersten vier Semester – die Zufriedenheit mit dem Studium sehr hoch. Lediglich Mareike hat eine sehr enttäuschende Erfahrung mit ihrem Vertiefungsgebiet im 5. und 6. Semester gemacht und sich folglich mit den Studieninhalten nicht sehr identifizieren können. Von allen wird vor allem die Breite der Inhalte als positiv hervorgehoben, weil sie so in die verschiedenen Bereiche einen Einblick erhalten haben. Die älteren Studierenden von SiMa im Vergleich Die beiden Studierenden im zweiten Semester (Erich und Christine) sind hoch zufrieden. Die Inhalte sind interessant, aber vor allem betonen beide, dass die Atmosphäre in der Studiengruppe sehr gut ist. Erich hebt noch als Positivum hervor, dass der Studiengang ihm viele Chancen der Mitbestimmung und Mitgestaltung bietet. Christine hatte sich lediglich erhofft, dass sie ihre Vorerfahrungen aus der Ausbildung zur Fachkraft für Schutz und Sicherheit etwas stärker hätte einbringen können, als es bisher der Fall war. Bei den anderen beiden Studierenden (Clemens und Andrea) ist die Zufriedenheit mit dem bisherigen Studienverlauf nicht so eindeutig positiv: Bezogen auf die ersten Semester berichten sie ebenfalls von einer hohen Zufriedenheit, aber bemängelt werden von Clemens Unklarheiten in der Studienordnung und von Andrea zu große Freiräume im Hauptstudium und schlechte Erfahrungen mit einzelnen Dozenten, vor allem im Vertiefungsgebiet. Exkurs: Eine Evaluation des Studiengangs Die Äußerungen der Studierenden zu ihrer Zufriedenheit mit dem bisherigen Studium weisen keine erkennbaren geschlechts- oder alterstypischen Unterschiede auf. Sie sind aber unter dem Gesichtspunkt der Evaluation des Studiengangs und der Herbeiführung eines bestmöglichen Studienerfolgs von hohem Interesse und sollen deshalb als Exkurs Erwähnung finden. Zum einen kann der bisherige Aufbau der ersten vier Semester sowohl die Inhalte als auch die Studienform betreffend als durchweg positiv bewertet werden: Die Breite der Inhalte, die hohe Eigenständigkeit der Studierenden in der Ausarbeitung von Projektthemen in Arbeitsgruppen und der damit verbundene enge Kontakt untereinander werden durchgängig als sehr positiv bewertet. Probleme tauchen hingegen vor allem in den letzten beiden Semestern auf: Die Kontaktstunden gehen deutlich zugunsten des Selbststudiums zurück. Damit wird der Kontakt untereinander geringer und der einzelne ist sehr viel stärker für die eigene Gestaltung der Studienzeit verantwortlich. Die Freiräume während des 66 Semesters sind wesentlich größer als in den ersten vier Semestern, damit die Studierenden sich u.a. auf die Verfertigung ihrer Bachelorarbeit konzentrieren können. Des Weiteren nimmt das Vertiefungsgebiet im fünften und sechsten Semester einen hohen Stellenwert einnimmt. Entstehen im Rahmen des Vertiefungsgebietes Probleme im Miteinander von Dozierenden und Studierenden, was bei den beiden Studentinnen aus dem 6. Semester (Mareike und Andrea) der Fall war, so hat dies einen großen Einfluss auf die Studienzufriedenheit. Welche Konsequenzen diese Rückmeldung für die zukünftige Gestaltung des Studiengangs haben wird, sollte Gegenstand einer gemeinsamen Reflexion von Lehrenden und Studierenden sein. Unabhängig von den Ausführungen der einzelnen Studierenden lässt sich noch ein Faktor nennen, der die Zufriedenheit mit dem Studium sehr stark beeinflusst, allerdings das Ergebnis einer Reihe von Faktoren darstellt, die sich schwer beeinflussen lassen: die im jeweiligen Studiengang bestehende Atmosphäre. Die drei Studienjahrgänge unterscheiden sich sehr stark hinsichtlich der vorherrschenden Gruppenatmosphäre. Im 6. Semester ist die Atmosphäre – so die Einschätzung der Studierenden und Lehrenden - neutral bis gut. Die Studierenden haben sich in kleinere Bezugsgruppen aufgesplittet und es besteht wenig Kontakte über diese Kleingruppengrenzen hinaus. Im 4. Semester ist die Gesamtatmosphäre schlecht. Charakteristisch für dies Semester ist die hohe Anzahl der Studienabbrecher. Die Anzahl der Frauen ist mit ca. 1/3 am geringsten und das Miteinander durch deutliche fast feindselige Abgrenzung von verschiedenen kleinen Gruppen gekennzeichnet. Das 2. Semester hingegen versteht sich als Gesamtgruppe mit gutem Zusammenhalt und hoher Toleranz für die Verschiedenheiten der einzelnen Studierenden. Dies macht sich auch positiv in den einzelnen Lerngruppen und dem Miteinander von Lernenden und Studierenden bemerkbar. Als wichtiger Nebeneffekt sei angeführt, dass in einer derart positiven Gruppenatmosphäre auch die idealen Voraussetzungen geschaffen sind, vorherrschende Vorurteile – auch bezogen auf Geschlechtsrollenstereotype – aufzubrechen und korrigierende Erfahrungen zu machen. Die Wahrnehmung von Unterschiede zwischen den Männern und Frauen im Studiengang SiMa Die jüngeren Studierenden von SiMa im Vergleich Alle sehen Unterschiede zwischen Männern und Frauen im Studium: im Durchschnitt sind die Frauen jünger als die Männer und haben das Studium direkt nach dem Abitur aufgenommen. Neben diesem beschreibenden Unterscheidungsmerkmal werden den Frauen positive Merkmale zugeschrieben: „fleißig“ (Till), „zielstrebig“ und „wenig festgelegt“ (Mareike). Dass die Frauen angeblich weniger festgelegt sind, kann aber auch – und dies tut Leon - negativ bewertet werden. Seiner Meinung nach, haben die Frauen sich nicht so wie die Männer auf das Thema Sicherheit, eingelassen. Aber lassen wir ihn selbst seine Eindrücke wiedergeben: „Also ich habe festgestellt das viele Männer, der Großteil sehr auf dieses Thema Sicherheit abfahren. Die finden das toll, die machen das gerne und die versuchen auch in diesem Bereich Fuß zu fassen. Andere entwickeln sich in eine andere Richtung und sagen okay das war ein Einstieg. Jetzt orientiere ich mich woanders. Aber für viele ist es halt eine Alternative. Bei den Frauen kann ich, bei vielen habe ich 67 das Gefühl, den macht das nicht unbedingt Spaß, ja die sind da nicht so angezogen davon. Also manche nehmen das so hin, machen das zu Ende. …Ich weiß, manche sagen, ich mach das und dann mache ich was anderes, so...Also da haben sie mal reingeguckt, ich weiß nicht aber manche Mädels, das weiß ich ganz klar. Die würden nie im Leben danach was machen, also das sind einige. Also ich weiß nicht... ich habe keine Ahnung. Aber nur von meinem Eindruck her haben die Männer da einen Großteil, finden das sehr interessant und beschäftigen sich da mit unterschiedlichsten Dingen. Jeder auf seinem Gebiet. Bei den Mädels da habe ich so manchmal das Gefühl, naja, dann mach ich das halt eben. Bettina hat zwar die Unterschiede im Alter und der Erfahrung anfänglich wahrgenommen, beschreibt aber, wie diese Unterschiede aufgrund des guten Kontaktes in der Gruppe mit der Zeit in den Hintergrund getreten sind:, Da habe ich halt auch Männer, die so `ne Schränke sind, wie z.B. … oder viele von der Bundeswehr. Aber daran denkt man irgendwie gar nicht mehr. Ist alles eine große Truppe unser Jahrgang, ist total angenehm, auch viele, die gleich nach dem Abi gekommen sind, dadurch hat man viele Gemeinsamkeiten. Man hatte gleich irgendwie ein Bezug zu allen, weiß nicht es war halt anders als erwartet. … Ja, da sieht man halt da die Jüngeren, halt die Leute die gerade so Abi gemacht haben und die die Erfahrener sind. Das finde ich schon das fällt auch auf, auch in der Sitzordnung. Aber wenn man sich auch trifft also abends oder auf einer Party, dann ist es auch ganz gemischt. Das ist dann nicht so, dass nur die Jungen zusammenhängen oder nur die Älteren, sondern schon gemischt. ...das ist wirklich, gerade am Anfang war’s noch nicht so, aber das ist klar mit der Zeit kennt man sich dann ja immer mehr und ich hätte auch gedacht, dass ich mit dem Einen nie etwas zu tun haben will, gerade so wegen dem ersten Eindruck und so, also völlig falsch. Man muss halt jeden erstmal kennenlernen.“ Halten wir also fest: der – bereits in der empirischen Analyse – gezeigte Altersunterschied zwischen den Frauen und den Männern wird von allen beobachtet. Die Zuschreibung von Bewertungen für Männer bzw. Frauen unterscheidet sich nicht in Abhängigkeit vom Geschlecht der interviewten Person. Besonders hervorzuheben ist, dass die Vorurteile, die anfangs bestanden, durch den intensiven Kontakt aufgebrochen worden sind und den Blick für eine differenziertere Betrachtung frei gemacht haben. Die älteren Studierenden von SiMa im Vergleich Spontan wird die Frage nach den Unterschieden zwischen Männern und Frauen im Studiengang SiMa von allen mit „Nein“ beantwortet. Erst bei genauerem Nachdenken treten Unterschiede hervor: Zum einen wird – besonders für die Männer des zweiten Semesters – angeführt, dass viele von ihnen von der Bundeswehr kommen und deutlich älter sind, die Frauen hingegen das Studium direkt nach dem Abitur aufgenommen haben. Auch wird bezogen auf das Lern- und Arbeitsverhalten der Frauen von drei der Studierenden folgende Beschreibung abgegeben: „sind fleißiger“ (Clemens), „sind bei der Arbeit präziser“ (Andrea) und „lernen noch sehr viel auswendig“ (Erich). Haben wir uns bei den jüngeren Studierenden die Einstellungsveränderungen vergegenwärtigt, von denen Bettina berichtet, so gilt Vergleichbares auch für Erich, der mit anderen Erwartungen gegenüber Frauen das Studium begonnen hat: 68 …also man sieht da, dass die Mädchen sich gleichmäßig auf die Gruppen aufteilen. Also es sind eigentlich fast in jeder Gruppe ein Mädchen mit drinne, die auch ihre Meinung mit einbringt. Ähm, auch von...also ich war sehr überrascht, dass wir so viele Frauen im Studiengang überhaupt haben, als ich hier angekommen bin vor 2 Semestern. Ich dachte ich bin bei PUMA oder so, und wollte eigentlich schon wieder aus dem Raum raus. Bis dann eine Frau sagte: Sie sind hier schon richtig. (lachen) Naja ich sag mal das 1/3 unserer Mitkommilitonin Frauen sind... ...das hat Sie überrascht... ..das hat mich überrascht. Dass sich so viele Frauen überhaupt für das Thema Sicherheit interessieren, weil meistens...Also ich hab zwar auch Frauen bei der die sich für den Bereich Sicherheit interessieren. Aber dass es so viele sind im Bereich von Sicherheitsmanagement, das hat mich überrascht. Interpretation der Gestaltung der Studienzeit unter besonderer Berücksichtigung des Genderaspekts Die interviewten Frauen unterscheiden sich von den Männern nicht hinsichtlich der Lebensform und der Studienzufriedenheit. Alle (mit einer begründeten Ausnahme) arbeiten neben dem Studium. Unterschiede lassen sich tendenziell dahingehend finden, dass die Arbeitshaltung im Studium der Frauen stärker durch Fleiß charakterisiert ist; sie achten auch verstärkt darauf, dass der Job das Studium nicht beeinträchtigt. Die Männer hingegen scheinen sich intensiver mit dem Thema Sicherheit auseinanderzusetzen bzw. mit dieser Thematik zu identifizieren. Dies wird u.a. daran deutlich, dass alle interviewten Männer sich einen Job neben dem Studium gesucht haben, der ihnen Erfahrungen im Praxisfeld Sicherheit ermöglicht. Vorstellungen über bzw. Erwartungen an die berufliche Zukunft im Praxisfeld Sicherheit Beleuchten wir nun abschließend die Einstellungen der interviewten Studierenden zum Praxisfeld Sicherheit: Welche Tätigkeit wollen sie einmal ausüben? Erwarten sie aufgrund der Geschlechtszugehörigkeit Schwierigkeiten im Berufsfeld? Da sich in den Interviews herausgestellt hat, dass die Antworten zu diesen Fragen teilweise eng miteinander verknüpft sind, sollen sie zusammen abgehandelt werden. Die jüngeren Studierenden von SiMa im Vergleich Die jüngeren männlichen Studierenden streben eine Tätigkeit im Sicherheitsbereich an. Till will in das mittlere und später (nach dem Masterabschluss) in das höhere Management im Sicherheitsbereich der Wirtschaft. Dieser Wunsch ist bei Till klar ausformuliert: Er hat sich sogar schon über seinen Führungsstil Gedanken gemacht, den er einmal umsetzen möchte. Er strebt einen kooperativen Führungsstil an und wünscht sich guten Kontakt zu den Mitarbeitern. Aufgrund seiner positiv eingeschätzten eigenen kommunikativen Fähigkeit ist er optimistisch, dies Ziel erreichen zu können. Des Weiteren ist es ihm wichtig, viele verschiedene Bereiche kennenzulernen und sich beruflich weiter zu entwickeln. Leon will ebenfalls in den Securitybereich und hat sich schon – er ist ja am Ende des sechsten Semesters – bei der Deutschen Bahn beworben. Auch wenn Leon angibt, eine Führungsrolle einnehmen zu wollen, steht für ihn an erster Stelle, das im 69 Studium Gelernte anzuwenden und seine Arbeit gut zu machen. Für ihn ist besonders wichtig, Kontakt zu anderen Menschen zu haben und sich wohl zu fühlen. Bettina, die allerdings erst im zweiten Semester ist, hat noch keine konkreten Vorstellungen über eine zukünftige berufliche Tätigkeit entwickelt, möchte aber auch im Sicherheitsbereich arbeiten. Sie hat das Vorbild ihrer Mutter, die eine Führungsrolle inne hatte, verinnerlicht. Sie weiß, so wie ihre Mutter es geschafft hat, wird auch sie es schaffen und sieht trotz allgemeiner Schwierigkeiten für Frauen, eine solche Position zu erreichen, die Voraussetzungen gegeben, wenn der Wille, die Angstfreiheit und die entsprechende Anstrengung bestehen Mareike will im Gegensatz zu den Dreien keine Tätigkeit im Sicherheitsbereich ausüben, sondern geht zielstrebig (auch schon mit dem Thema ihrer Bachelorarbeit) auf das bereits vor Beginn des Studiengangs SiMa geplante Studium Medienmanagement zu. Sie fühlt sich momentan noch viel zu jung für eine Führungsaufgabe. Vor ihr liegt - so ihre Hoffnung - noch ein langer Bildungsweg mit interessanten Inhalten, von denen sie sich eine Erweiterung ihres Horizontes erhofft. Grundsätzlich aber ist sie überzeugt, dass Frauen mit dem entsprechenden Selbstbewusstsein und Können durchaus eine Führungsposition erreichen können. Die älteren Studierenden von SiMa im Vergleich Hinsichtlich der Konkretheit der Vorstellungen über die beruflichen Zukunft liegen die vier älteren Studierenden recht weit auseinander. Christine und Erich haben konkrete Vorstellungen entwickelt: Christine möchte auf jeden Fall in der Sicherheitsbranche bleiben und strebt eine Funktion im höheren Management an. Aus diesem Grund würde sie eventuell auch den Master machen. Auch Erich hat konkrete Vorstellungen. Ihn reizt das Thema Risikomanagement bzw. Risikoanalyse und er würde gerne Sicherheitsmitarbeiter in Krisenländern beraten. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass er neben dem Studium aus eigener Initiative Arabisch lernt. Ein Masterstudium würde er auch gerne anhängen, ist aber darauf angewiesen einen Arbeitgeber zu finden, der ihm dieses Masterstudium berufsbegleitend finanziert. Die Frage, ob er eine Führungsposition anstrebt, beantwortet er mit einem entschiedenen JA. Clemens und Andrea sind sehr offen für die sich auftuenden Möglichkeiten: Clemens wehrt sich entschieden gegen einen „10 Jahresplan“. Er möchte einerseits seinen Kindheitstraum verwirklichen und etwas „Ehrenwertes“ machen, anderseits aber gerne auch viel Geld verdienen. Andrea hat bereits viele Bewerbungen geschrieben und nur Absagen erhalten. Sie hat sich nun entschieden, zunächst direkt nach dem Studium für ein Jahr ins Ausland zu gehen, um ihre Englischkenntnisse zu verbessern. Was sie dort tut, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen und ob sie einen Masterstudiengang anschließt, ist ungewiss. Sie sieht viele Möglichkeiten der beruflichen Weiterentwicklung. Wichtig ist ihr, dass sie der zukünftige Job zufrieden macht, ihr Abwechslung verschafft und die Möglichkeit, mit Menschen „wirklich“ in Kontakt zu treten. 70 Auswertung der Pläne für die berufliche Zukunft im Praxisfeld Sicherheit unter Genderaspekten Erstaunlich ist, dass der überwiegende Teil aller Interviewten eine Führungsrolle anstrebt und aus diesem Grunde auch den Masterabschluss machen möchte. Lediglich Leon und Andrea stellen für die zukünftige berufliche Tätigkeit vorrangig andere Kriterien in den Mittelpunkt: sich im Beruf wohl fühlen und „wirklichen“ Kontakt zu anderen Menschen haben. Die Frauen wissen offenbar um die für sie bestehenden größeren Schwierigkeiten eine solche Position einzunehmen, formulieren aber deutlich ihre Entschlossenheit, dieses Ziel erreichen zu wollen. Größere Zurückhaltung von Frauen gegenüber der Übernahme von Führungsverantwortung findet sich zumindest in den Äußerungen von Bettina, Christine und Andrea nicht wieder, die deshalb wiedergegeben werden sollen: Bettina: Ich glaube schon eigentlich nicht nur in der Sicherheitsbranche, denn auch so im Allgemeinen sind in der Führungsetage auch kaum Frauen vertreten, also generell. Ich würde noch nicht mal sagen, dass es was mit Sicherheit zu tun hat, oder dass die Sicherheitsbranche ne absolute Männerdomäne ist. Sondern generell ist es für Frauen schwer. Aber wenn man es will und da selber keine Angst hat und sich davor nicht verschließt und keine Angst hat, dann denke ich mal ist es kein Problem. Wenn man sich anstrengt. Christine: Also ich denke da mal auf jeden Fall, dass es erstmal nicht leicht wird, weil Vorurteile herrschen und so weiter. Aber ich sag mir immer – das ist zwar nur so ein kleiner positiver Aspekt, den ich mir selber setze. Wie gesagt, ich habe mich damals auf eine Managerstelle beworben, ich wurde als Frau genommen und ich habe auch gezeigt, das nehme ich mir mal vom Feedback her heraus, dass Frauen definitiv mal ne´ Chance haben in diesem Beruf und gar nicht so übel sind und ich denke dann mal, das man das auf so ne´ Stelle umlegen kann. Klar gibt es momentan sehr viele Männer, klar, aber wenn man sich da gut reinfriemelt und sich dadurch wirklich einen Namen machen kann oder einen Namen macht, dann hat man auf jeden Fall gute Karten und man darf sich eben nicht unterkriegen lassen. Andrea: Aber das lernt man und da wächst man hinein. Und wenn man, denke ich, sich da Schritt für Schritt damit identifiziert, ist es auch möglich eine gute Führungsperson zu werden. Also ich kann und würde jetzt nicht sagen, dass ich jetzt schon eine Führungsperson bin - auf keinen Fall. Aber als Ziel könnten Sie sich vorstellen, eine Führungsrolle einzunehmen? Ja, könnt ich schon. Beleuchten wir nun diesen interessanten Gesichtspunkt näher: Die Frauen wollen beruflich Karriere machen und betonen, dass es an ihnen liegt, sich auf die erstrebte Position hin zu arbeiten. Bettina verfügt allerdings noch über keine Erfahrung im Sicherheitsbereich. Je mehr Erfahrungen die Studierenden im Sicherheitsgewerbe gewinnen konnten, umso stärker verändert sich die Einschätzung: Die Schwierig-keiten für Frauen im Praxisfeld Sicherheit treten stärker hervor – und diese 71 werden übereinstimmend von den Frauen und Männern gesehen. Es scheint sogar so, dass die Männer diese Schwierigkeiten noch deutlicher als die Frauen zur Sprache bringen. Mareike, jung und selbstbewusst, ist ein gutes Beispiel für die Ernüchterung, die sie als Frau im Rahmen des Praktikums erfahren hat. Sie nennt zwei wichtige Erfahrungen: Erfahrungen mit den Männern im Sicherheitsgewerbe: Also ich glaube es wäre da schon (als Frau) ein bisschen schwieriger, also was man dann während des Praktikums gemerkt hat, gerade als junges Mädchen, was da so ankam, ist es schon so die Belächelte und diese Kleine. Die waren alle total lieb und nett zu mir. …man hat schon gemerkt, ach wie süß du studierst das, also auch ohne das böse zu meinen, aber naja und mit den großen Jungs ob ihr da klarkommt? … und mit der weiblichen Führungskraft: Also sie (die weibliche Führungskraft) kam mir, also ich kannte sie nicht gut. Aber sie kam mir zwischendurch, also es war zu sehr, also es wirkte verbittert und verbissen. Dass sie immer ... Sie hat überhaupt...Also es war Ihr überhaupt nicht möglich mal einen schwachen Moment zu zeigen. Sie musste immer zeigen, ich schaff das , ich brauche niemanden ich kann das alleine und Männer sowieso nicht. Es war ein bisschen schon zu extrem. Fast übertrieben kämpferische Unabhängigkeit. Ja genau. Immer diese Angst, bei Gesprächen mit Männern, da hat man immer gemerkt, dass sie die Angst hatte in eine untere Rolle zu kommen, also Sie musste immer ganz extrem die dominantere Rolle spielen, wenn Sie mit Männern gesprochen hat. Das war schon auffällig. Die Erfahrung, von den Männern belächelt zu werden und eine verbissene, um ihren Führungsanspruch kämpfende weibliche Führungskraft zu erleben, machen für sie die Vorstellung einer Arbeit im Praxisfeld Sicherheit unattraktiv und bestätigen die berufliche Orientierung in Richtung Medienmanagment. Andrea, die im Rahmen ihres Jobs neben dem Studium viel Erfahrung im Sicherheitsgewerbe gewonnen hat, bestätigt diesen Eindruck von Mareike: Also ich finde Frauen wären sicher auch `ne gute Führungskraft. Das Problem ist immer, dass sie nicht ernst genommen werden in der Sicherheitsbranche. Also ich hatte vor `’ner ganzen Weile ein Gespräch mit `’nem Kommilitonen. Der sagte, wenn `ne Frau jetzt in der Sicherheitsbranche eine Führungsposition einnimmt, die würde man nicht für voll nehmen. Ich sage: wieso? Kann doch genauso energisch sein und Anweisung geben wie ein Mann. Ja, aber die würden Sie erst austesten und dann sieht man wie sind die Fähigkeiten, funktioniert das überhaupt. Und ehe man eine Frau dann überhaupt einstellt, das dauert halt länger als bei einem Mann. Das ist halt das Problem. D.h. da wäre Ihre Vermutung, Frauen werden schwerer akzeptiert, haben längere Testungsphasen. Richtig und ich glaube es ist sehr schwerer sein wird, also Frau in der Sicherheitsbranche Fuß zu fassen. Haben Sie noch eine Erklärung, warum das in der Branche schwerer ist? Ich weiß nicht, die nehmen die Frauen irgendwie nicht so ernst. Hab ich so den Eindruck. Man wird auch so ein bisschen belächelt. 72 Alle interviewten Frauen, die Erfahrung im Sicherheitsgewerbe sammeln konnten, beschreiben, dass sie als Frau belächelt und nicht ernstgenommen werden. Aber welche Erklärungen gibt es dafür? Andrea führt eine Reihe von konkreten Situationen im Sicherheitsgewerbe an, in denen es für Frauen schwieriger ist, als für Männer. Exemplarisch soll eine Situation angeführt werden: „..ich noch Situationen am Einlass gehabt. Ich war die einzige Frau, das andere waren alles Männer. Und dann kam jemand und der hat mich komplett angegriffen und ich wusste sofort, ich kann mich nicht wehren. Also was heißt angegriffen, er war kurz davor, er war so wütend und auch richtig bösartig der Mensch. Und dann gingen meine Kollegen dazwischen, aber ich war selber in dem Moment, wo ich sagen könnte, hätte der mit jetzte auf Gutdeutsch ein Rein gehauen, ich hätte mich nicht wehren können.“ Allerdings wird im weiteren Gesprächsverlauf deutlich, dass es auch eine Frage des Trainings bzw. der Ausbildung ist, ob eine Frau sich in einer solchen Situation zur Wehr setzen kann. Aber selbst, wenn sich Frauen auf der operativen Ebene einem Angreifer gegenüber nicht hinreichend zur Wehr setzen können, ist dies lange noch kein Argument für die Nicht-Übernahme von zahlreichen anderen Aufgaben. Es kann einem Mann ebenfalls passieren, dass er auf einen ihm körperlich überlegenen Mann trifft und Unterstützung benötigt, um die Situation zu bewältigen. Hinzu kommt, dass von den weiblichen und männlichen Studierenden zahlreiche Beispiele angeführt werden, die deutlich machen, dass Männer durch ihr aggressives Auftreten in Konfliktsituationen unnötig zur Eskalation der Lage beitragen. Derweil die Frauen über ihre Erfahrungen im Sicherheitsgewerbe berichten, einige Tätigkeiten nicht ausführen zu dürfen (Nachtschicht allein, Einlasskontrolle) und nicht hinreichend ernst genommen zu werden, fehlen bei ihnen jedoch Erklärungen für diese erlebte Diskriminierung.. Anders hingegen bei den beiden älteren Studenten, Clemens und Erich. Sie berichten ebenfalls über die Diskriminierung von Frauen im Sicherheitsgewerbe, führen aber hierfür Erklärungen an. Ausgehend von ihren biographischen Erfahrungen gibt es für sie keinen Grund, das Handlungsfeld von Frauen im Sicherheitsgewerbe einzuschränken – schon gar nicht auf der Führungsebene. Erich: „Also ich denke, ich habe auch gar nicht so ein Problem. ich bin in einer Generation aufgewachsen, wo ich mir nie die Frage gestellt hab, ob es einen Unterschied zwischen Männlein und Weiblein gibt. Sondern für mich war das schon immer so, dass Frauen auf dem gleichen Niveau sind wie ich. Ob das im Kindergarten war, oder in der Schule war, da hat sich das Problem für mich nie gestellt“. Clemens: Also da seh ich überhaupt keinen Unterschied, zwischen Mann oder Frau. Also wie gesagt natürlich dieses Ding, dass Männer mehr mit der rechten und Frauen mehr mit der linken Gehirnhälfte denken, oder umgekehrt-ich weiß nicht genau und Frauen emotionaler sind, und Männer ein bisschen sachlicher. Okay, aber mittlerweile gibt’s da auch solche Unterschiede, mittlerweile sind die Unterschiede jetzt auch nicht mehr so gravierend. 73 Unter Bezugnahme auf die Frauen, die sie in ihrem persönlichen Umfeld erlebt haben, sind sie zu der Überzeugung gekommen, dass in vielen Situationen die Frauen sich sogar als belastungsfähiger erwiesen haben. Clemens: Ja, meine Mutter ist für mich die stärkste Frau. …Ist selber arbeiten gegangen, hat jetzt immer noch einen 10 Stunden Tag. Sie meistert den Haushalt und sie ist die absolute Stärke Die Erklärung für die Ungleichbehandlung von Frauen, die beide geben, lauten: Männer erleben Frauen als Konkurrenz um begehrte Plätze. Eine Frau als Vorgesetzte zu haben, wird als Kränkung erlebt und mit sexistischen Sprüchen abgewehrt. Es die die Angst davor, dass Frauen nun auch noch in diesen Sicherheitsbereich eindringen und die Aufstiegschancen der Männer einschränken. Bedrohung durch Frauen verkehrt sich in feindselige Äußerungen und ausgrenzende Verhaltensweisen. Erich: Also ich denke mal, eine der Grundfehler könnte vielleicht dieser Bevorzugungsfaktor bei Frauen sein. Also das Frauen dann vorgezogen werden, weil sie eine Frau ist. Also… könnte eine Angst sein. Ich denke auch der Faktor, eine Frau hat optische Reize, die sie zur Ihrer Festigung in einer Position nutzen kann, die ein Mann so nicht hat. Das könnte vielleicht eine der Gründe sein, aber für mich persönlich, ich sehe eine Frau jetzt ganz normale Konkurrenz wie jeden Anderen auch. … Diese Grundängste, die in einigen Köpfen herumspucken und natürlich das Eindringen in die männliche Domäne, auch eine dieser Grundängste, die mehr in der älterne Generation vertreten ist als in unserer Generation. Clemens: Wenn das jetzt irgendwelche Leute sind, die sexistische Hintergedanken haben oder Frauen nicht akzeptieren, oder frauenfeindlich sind oder die äh, die die Qualität der Frau also Führungspersönlichkeit nicht anerkennen, dann hat die Frau natürlich ein Problem, sich vielleicht stärker durchzusetzen. Das ist ein gesellschaftliches Problem. Die Vorstellungen über die private Zukunftsgestaltung Die jüngeren Studierenden von SiMa im Vergleich Bezogen auf die private Zukunftsgestaltung überwiegen die Gemeinsamkeiten zwischen den jüngeren Studierenden von SiMa: Zunächst steht bei allen der Beruf im Vordergrund, der auch ein bestimmtes Einkommenslevel garantieren soll. Deshalb sehen sie zunächst für die Berufseinstiegsphase die Notwendigkeit, das Schwergewicht auf den Beruf zu verlagern. Lassen wir Leon zu Wort kommen: Leon: Klar ist für mich, dass ich dann natürlich das Hobby auch einschränken muss und auch die Notwendigkeit darin sehe. Sodass der Beruf einen hohen Stellewert haben wird, auch Nummer 1 sein muss, aber ich nicht dem Trott verfalle, den ganzen Tag nur arbeiten zu wollen, sondern auch irgendwie einen hohen Freizeitbereich beibehalte. Aber alle planen für die Zukunft die Gründung einer Familie (fester Partner und Kind(er)). Allen ist es sehr wichtig, Beruf und Familie in ein ausgewogenes Verhältnis zu bringen. Hier spielt, wie bei Till und Bettina deutlich wird, die Auseinandersetzung 74 mit dem Vorbild der eigenen Eltern eine große Rolle: sei es, dass man nicht die gleichen Fehler machen möchte, wie der eigene Vater („meine Partnerin soll sich nicht allein gelassen fühlen“) oder dass man erfahren hat, dass Beruf und Familie auch für eine Frau in Führungsrolle durchaus miteinander zu verbinden sind, ohne dass die Kinder Schaden nehmen. Insgesamt ensteht aber der Eindruck, dass das Thema noch in großer Ferne liegt und die konkreten Umstände dann entscheidend sind, welche Lösung für die Aufteilung der Familienarbeit mit dem Partner dann gefunden wird. Leon: „Ja, ansonsten Familie klar, hat einen hohen Stellenwert. Aber ich würde meine Arbeit nicht deswegen aufgeben. Ich würde aber auch versuchen, natürlich genug Zeit mit der Familie zu verbringen, also da ein Gleichgewicht zu schaffen, was irgendwie auch möglich sein wird und könnte ... Naja mal gucken wie man das dann alles so hinhaut, wenn man dann eigene Entscheidungen treffen kann, und sich die Zeit relativ frei einteilen könnte, dann würde das gehen. Muss man dann sehen... Also wie gesagt Beides, aber dann halt ausgewogen.“ Bettina: „Aber ich möchte auch alle Fälle Kinder haben und denke dann mal wenn ich im Berufsleben bin, kann ich, wenn ich den Job erstmal habe und dann schwanger bin, kann ich ja mit meinem Freund, dann kann er das Baby ja auch ein Jahr einlegt. Also ich glaube, das wird auch so kommen, je nach dem wer halt mehr Geld nach Hause bringt. „ Die älteren Studierenden von SiMa im Vergleich Wie stellen sich die älteren Studierenden ihre private Zukunft vor? Hier überwiegt auch die Gemeinsamkeit der vier Studierenden: Die Verankerung im Berufsleben ist die gewünschte sichere Basis, die sie zunächst erreichen möchten. Auch hier spielen durchaus – zumindest bei den Männern explizit formuliert – negative Erfahrungen mit intimen Beziehungen eine wichtige Rolle: Wie Clemens formuliert, „ist das Private immer eine wackelige Angelegenheit“. Oder Erich sieht die Einschränkung seines Freiheitsdranges, die mit einer festen Beziehung verbunden ist. Aber trotz dieser klaren Aussagen haben alle den Wunsch, eine Familie zu gründen, Aber auch bei den „älteren“ Studierenden“ liegt die Realisierung dieses Wunsches noch in weiter Ferne und ist von vielen Faktoren abhängig, die in der konkreten Situation abzuwägen sind. Die Vorstellungen über die Gestaltung dieses Familienlebens und die Verbindung mit dem Beruf sind noch vage. Für Clemens hat Familie eine enorme Bedeutung: „Ja, also Familie geht über alles, wenn Sie mich jetzt vor die Wahl stellen, entweder Beruf oder sie, dann natürlich sie.(lacht) das auf jeden Fall, aber wie gesagt es spielen so viele Faktoren eine Rolle“ Erich müsste für die Gründung einer Familie zunächst seinen Freiheitsdrang zähmen und ein finanzielles Polster schaffen. Gefragt, ob er sich auch vorstellen kann, für ein Jahr Elternurlaub zu nehmen, antwortet er: „Ich denke mal so, wie ich mich kenne, wahrscheinlich schon. Aber ich habe mich gedanklich noch nicht damit beschäftigt. Also ich weiß es jetzt von einem Kameraden. Der ist jetzt seit 4 Monaten aus seinem Beruf ausgestiegen und seine Frau arbeitet jetzt wieder. Also ich denke für mich wäre das kein Problem, jetzt vom Gedanken her. Ob ich es machen würde, hängt von der Situation ab. Wie sieht es 75 momentan beruflich aus? Muss man 1 Jahr vielleicht aussetzten und eins nach hinten schieben?“ Christine betont, dass der Wunsch nach Familie dem Karrierewunsch nicht geopfert werden darf, aber keinesfalls will sie ökonomisch von einem Partner abhängig sein. „Ich würde nicht wegen der Karriere auf eine Familie verzichten. Ideal wäre, wenn man das miteinander verbinden könnte. Ich denke, ich hab noch ein bisschen Zeit, aber nicht zu lange Zeit lassen, aber sich darüber jetzt Gedanken darüber zu machen in welcher Reihenfolge ich das jetzt mache, weiß ich jetzt noch nicht. … Aber ganz ehrlich bin ich vom Charakter her nicht so, dass - ich möchte schon mein eigenes Geld verdienen und ich möchte nicht von meinem Partner abhängig sein und darauf warten, bis Haushaltstag ist und wann dann mal Geld reingeflattert kommt.“ Und Andrea macht die Entscheidung über die Familiengründung von den Umständen abhängig, möchte die Arbeit aber auch auf keinen Fall aufgeben. Allerdings ist es für sie vorstellbar, den Umfang der Arbeitszeit zu reduzieren, sollten Kinder da sein. Das kommt drauf an, wenn Kinder da sein sollten, ist es dann halt schwierig. Dann muss man halt sehen, wie man das reduziert vielleicht. Es kommt ja drauf an, was der Partner macht. Das man dann schaut, hm wir gleichen das aus? Vielleicht geht man dann auch Halbzeit arbeiten, man weiß es ja nicht. Also wenn Kinder im Spiel sind, dann ist es schon schwierig. Dann sollte man schon ein bisschen zurückstecken. Aber vorher nur für den Partner nicht unbedingt. Für die jüngeren und älteren Studierenden können wir festhalten: Das Studium und die berufliche Karriere steht eindeutig zunächst an erster Stelle. In weiter Ferne wird dann die Gründung einer Familie angestrebt. Wie genau Beruf und Privatleben zu vereinbaren sind, hängt ganz entscheidend von den konkreten Bedingungen zum gegebenen Zeitpunkt ab. Aber keineswegs ist bei den Frauen der Ausstieg aus dem Beruf angedacht. Wenn, dann kommt nur eine vorübergehende Zeitverschiebung zugunsten der Kinder in Frage – aber dies gilt ebenso für die Männer. Abschließender Vergleich zwischen den jüngeren und älteren Studierenden des Studiengangs Sicherheitsmanagement Zunächst sei festgehalten, dass aufgrund der Interviews keine den Ergebnissen der Online-Untersuchung widersprechenden, aber diese sinnvoll ergänzende Ergebnisse erzielt wurden. Es zeigt sich, dass neben dem Geschlecht das Alter durchaus eine wichtige Bedeutung hat. Gerade die im Beruf gewonnenen Erfahrungen lassen die eigenen Präferenzen für die berufliche Zukunft deutlicher hervortreten. Es werden deshalb die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den jüngeren und den älteren Studierenden nochmals zusammenfassend aufgelistet. · Die jüngeren Studierenden sind bei Studienbeginn zwischen 19 und 22 Jahre, die älteren Studierenden zwischen 23 und 31 Jahre alt. · Die Jüngeren beginnen mit dem Studium fast direkt nach dem Abitur, die Älteren haben zunächst den mittleren Schulabschluss gemacht, dann eine Ausbildung abgeschlossen und anschließend das Fachabitur erworben. · Die Entscheidung für den Studiengang Sicherheitsmanagement war bei den Jüngeren zwar bewusst getroffen, es wäre aber für die Mehrzahl der Interviewten auch ein anderer Studiengang denkbar gewesen; dies gilt besonders für die weiblichen Studierenden. Bei den älteren Studierenden war die Entscheidung eindeutig für diesen Studiengang – teilweise gegen Vorbehalte im eigenen Umfeld – getroffen worden. Bei dem größten Teil der 76 · · · älteren Studierenden liegen Erfahrungen im Praxisfeld Sicherheit vor, die die Wahl des Studiengangs begründen. Alle Studierenden – Frauen und Männer - wünschen sich grundsätzlich, später einmal eine Führungsrolle einzunehmen; aus diesem Grunde planen fast alle – wenn auch mit unterschiedlicher Entschlossenheit – eventuell ein Masterstudium zu absolvieren. Die Studentinnen bringen deutlich Folgendes zum Ausdruck: „Wir wissen, es erwarten uns Hindernisse auf dem Weg zum beruflichen Erfolg. Aber wir lassen uns nicht einschüchtern! Wenn wir als Frauen etwas werden wollen, dann brauchen wir Können, Anstrengung und Entschlossenheit!“ Alle führen an, dass es für Frauen im Sicherheitsgewerbe durchaus größere Schwierigkeiten gibt als für Männer. Die älteren Studierenden schildern diese Einschränkungen für Frauen anhand ganz konkreter Tätigkeiten. Alle sind der Überzeugung, dass Frauen auch Führungsaufgaben im Sicherheitsgewerbe wahrnehmen können, allerdings reflektieren die älteren Studierenden, besonders die Männer, stärker die Widerstände, die bei den männlichen Beschäftigten in der Branche anzutreffen sind. Nach ihrer Zukunftsgestaltung gefragt, hat für alle Studierenden die Verankerung im Beruf Priorität. Die Gründung einer Familie ist von allen angedacht, liegt aber noch in weiterer Ferne. Wie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu gestalten ist, darüber haben sie noch wenig nachgedacht. Grundsätzlich wird ein ausgewogenes Verhältnis zwischen beiden angestrebt – wie dies aber konkret zu gestalten ist, das hängt von vielen Faktoren ab, die dann zum betreffenden Zeitpunkt abgewogen werden müssen. „Geschlecht“ als wichtige Kategorie für die Studierenden? Eine Frau bzw. ein Mann zu sein, ist nicht nur eine biologische Tatsache, sondern bestimmt, wie anfangs angeführt, alle sozialen Bezüge. Viele Wahrnehmungen von Wirklichkeit sind durch die Erfahrungen als Mädchen bzw. als Frau oder als Junge bzw. als Mann bestimmt. Besonders die Wahl eines Studiums und eines möglichen Berufs hängt ganz eng mit der Geschlechtsrollenidentität zusammen. Die Sichtung dieser Interviews legt allerdings folgende Erkenntnis nahe: Dass das soziale Geschlechts von großer Wichtigkeit für die berufliche und private Lebensgestaltung ist, wird den Einzelnen erst zum Gegenstand der Reflektion, wenn sie in ihrer Biographie damit konfrontiert werden, z.B. indem sie erfahren, dass mit dem Geschlecht bestimmte Vor- und Nachteile verbunden sind. Hierzu zählt die Erfahrung, als Frau im Praxisfeld Sicherheit Tätigkeiten nicht ausführen zu dürfen oder sich mehr behaupten zu müssen, besonders wenn eine Führungsrolle angestrebt wird. Die Studentinnen lassen nicht erkennen, dass sie vor Beginn ihres Studiums über mögliche Probleme nachgedacht haben, die mit dem Betreten einer klassisch männlichen Domäne wie dem Sicherheitsbereich verbunden sein könnten. Ganz im Gegenteil entsteht bei den Interviews mit ihnen der Eindruck, dass sie die Gewissheit verspüren, alle Möglichkeiten ergreifen zu können. Schwierigkeiten werden als Herausforderung verstanden, denen sie mit Können und Kompetenz begegnen. Die Erfahrung der Diskriminierung als Frau im Sicherheitsgewerbe ist eher eine Überraschung, die den bisherigen Optimismus annagt und durchaus zu der Entscheidung führt, diesen Bereich den Rücken zu kehren. 77 In der Hochschule spielt diese Erfahrung von Ungleichheit für die Frauen keine entscheidende Rolle – die interindividuellen Unterschiede zwischen den Studierenden stehen deutlicher im Vordergrund als die intergruppalen Unterschiede zwischen Frauen und Männern. Die Arbeitsweise in gemischtgeschlechtlichen Kleingruppen im Studiengang Sicherheitsmanagement trägt dazu bei, bestehende Stereotype in Frage zu stellen. Wenn ein Unterschied zwischen den Geschlechtern im Studiengang wahrgenommen und negativ bewertet wird, dann sind es die Männern, die die Arbeitsweise der Studentinnen kritisieren: die Studentinnen lernen angeblich viel auswendig, sind besonders fleißig, aber beschäftigen sich nicht intensiv mit der Sicherheitsthematik. Die Studenten sind eher ambivalent in ihren Einstellungen zu den Frauen: Grundsätzlich werden die Differenzen zwischen den Geschlechtern als geringfügig betrachtet. Frauen sind sogar mit vielen positiven Attributen belegt: belastbarer, kooperativer und regieren weniger schnell gekränkt auf Frustrationen als die Männer. Aber zugleich geht von den Frauen eine Bedrohung aus: Zum einen ist es im Studium die strebsame Arbeitshaltung der Studentinnen, zum anderen die Gefahr, dass die Frauen im beruflichen Feld bevorzugt werden und ihnen begehrte Plätze wegnehmen. Zu diese „Angst der Männer vor der weiblichen Konkurrenz um knappe Ressourcen“ (Friedel-Howe, 1995, 520), die – wie anfangs dargelegt wurde – durchaus berechtigt ist, kommt noch die Bedrohung durch die „weibliche Emotionalität“ hinzu, die als extrem und unvorhersehbar erlebten emotionalen Ausbrüche von Frauen. Diese in zwei Interviews angesprochenen Befürchtungen aufgrund von Erfahrungen im Berufsfeld bestätigen die Hypothese der Bedrohung der männlichen Identität durch die Konfrontation mit weiblicher Kompetenz und Emotionalität (Friedel-Howe, 1995, 521). Trotz dieses Unbehagens, das gegenüber Frauen im Praxisfeld Sicherheit von den Männern zur Sprache gebracht wird, wehren sie sich aber nicht gegen den Eintritt der Frauen in diese berufliche Sphäre. Um den Anteil von Frauen in diesem Berufsfeld zu steigern, dürfte allerdings diese Haltung des „Sich-nicht-Wehrens“ nicht hinreichend sein, sondern sollte die Einbindung von Frauen auf allen Ebenen bewusst gewünscht und herbeigeführt werden. Einige Themen, bei denen das Geschlecht eine herausragende Rolle spielt, sind für die Studierenden noch zu sehr in weiter Ferne: Welchen Stellenwert soll das Berufsleben einnehmen? Wie wollen sie Arbeit und Privatleben miteinander verbinden? Die Antworten auf diese Fragen sind noch vage, aber alle der Interviewten gewichten den Beruf als Garant für Autonomie und ökonomische Unabhängigkeit sehr hoch. Der Wunsch nach Familiengründung wird zwar auch von allen genannt, aber wie dies konkret gestaltet werden soll, hängt von vielen Umständen ab, die jetzt noch nicht näher spezifiziert werden können. Wichtig ist aber, dass die Verbindung von Beruf UND Familie für beide Geschlechter einen hohen Stellenwert hat und die Vereinbarkeit von beiden Sphären verstärkt eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sein wird. Ausblick Die Formulierung des Ziels: Geschlechterdemokratie Gehen wir nochmals auf die theoretischen Ausführungen zu Beginn dieser Arbeit zurück: Wie in Anlehnung an Goffmann gezeigt wurde, führt der minimale biologische Unterschiede zu einer Differenzierung von Männlichkeit und Weiblichkeit, 78 die durch geschlechtsspezifische Erwartungen an bestimmte Verhaltensweisen immer wieder neu erzeugt und verfestigt werden. Es handelt sich also keinesfalls um naturgegebene Unterschiede aus der sich eine Ungleichbehandlung der Geschlechter ableiten lässt. Folglich lautet auch das Ziel, die binäre Geschlechterkonstruktion aufzulösen. Der biologische Unterschied zwischen Mann und Frau wird dabei nicht geleugnet, sondern der Blick auf die verschiedenen Entwürfe von Weiblichkeit und Männlichkeit gelenkt, die Anerkennung der Diversität von Männern und Frauen gefordert. Innerhalb der Gruppe der Frauen und innerhalb der Gruppe der Männer sind die Unterschiede so groß, dass diesen Rechnung getragen werden muss. Diese Erkenntnis führte und führt zu zahlreichen staatlichen Aktivitäten. Die Politik muss darauf ausgerichtet sein, vorhandene strukturelle Beschränkungen aufzuheben. Es geht um eine Politik, die sich an der Idee der sozialen Gerechtigkeit orientiert, die eine weitgehende egalitäre Partizipation aller anstrebt. D.h. konkret, dass Menschen – also Frauen und Männer – gleichen Zugang zu allen gesellschaftlichen Ressourcen – wie Zeit, Vermögen, Kultur, Gesundheitsvorsorge, Bildung, Arbeit usw. – haben und die fairen Chancen, das gesellschaftliche Miteinander zu gestalten. Das bedeutet ganz konkret, dass das biologische Geschlecht nicht der Grund sein darf, einer Person den Zugang zu einer beruflichen Tätigkeit und der Übernahme von Verantwortung in einem bestimmten Bereich zu verwehren. Es wird die gleiche Verteilung von Zugangschancen und die Beseitigung der strukturellen Behinderungen auf dem Weg zur Zielerreichung für beide Geschlechter angestrebt. Dass die Beseitigung der Zugangschancen für Frauen auch aus Sicht der Arbeitgebenden dringend notwendig ist, zeigten die Ausführungen auf die gegenwärtige Situation zu Beginn dieser Untersuchung. Es wurde festgestellt, dass Mädchen und junge Frauen als Folge der geschlechtsdifferenten Entwicklung einen besseren Qualifizierungsstand aufweisen. Gerade in Anbetracht des zunehmend stärkeren Bedarfs an qualifizierten Arbeitskräften in der Sicherheitsbranche und dem Rückgang an Nachfrage nach Personen, die einfache Tätigkeiten ausführen, können Arbeitgebende auf Frauen als Arbeitskräfte nicht verzichten. Der Luxus, gut ausgebildete Frauen für eine längere Phase nicht am Arbeitsprozess teilhaben zu lassen, ist gar nicht weiter möglich. Aufgrund dieser Entwicklungen des Arbeitsmarktes ist es zwingend notwendig, Barrieren in den Köpfen von Männern und Frauen grundsätzlich – ob bei denjenigen, die in den verschiedenen Berufsfeldern in verschiedenen Positionen bereits tätig sind oder die vor der Entscheidung stehen, sich für ein bestimmtes Tätigkeitsfeld zu entscheiden – zu beseitigen. Ein gesellschaftlich notwendiger Prozess muss durch eine öffentliche Beschäftigung mit der überkommenen binären Geschlechterkonstruktion und durch politische Willensbildungsprozesse begleitet werden. Es soll an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich hervorgehoben werden, dass die angestrebte Geschlechterdemokratie als ein wichtiges Element auf dem Weg zur sozialen Gerechtigkeit keineswegs mit Uniformität gleichzusetzen ist. Connell (2006,251) zitiert in diesem Zusammenhang Michael Walzer, der von „komplexer Gleichheit“ spricht. Angestrebt wird, so Connell, dass den Männern die Vorherrschaft in Staat und Wirtschaft streitig gemacht wird und die Gewalt von Männern gegen Frauen (aber auch die von Frauen gegen Männer – B. Sticher) beendet wird. Angestrebt wird eine sozial gerechte Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern, dies umfasst für Männer und Frauen den gleichen Zugang zu Bildung und 79 Berufsausbildung. Und angestrebt wird ebenfalls, dass die sexuelle Differenz auf der Basis der Gegenseitigkeit gelebt wird. „Wenn man soziale Gerechtigkeit in den Geschlechterbeziehungen so versteht, stellt sie ein verallgemeinerbares Interesse dar, aber keine Forderung nach Uniformität. Komplexe Gleichheit ist genau die erforderliche Grundlage für die Mannigfaltigkeit als Praxis, für eine unbegrenzte Erforschung der menschlichen Möglichkeiten.“ (Connell, 2006, 252) Männlichkeit ist nur zusammen mit Weiblichkeit zu verändern! Beide Geschlechter sind mitbeteiligt an der gesellschaftlichen Organisation der Praxen, in der Differenz als Dominanz konstituiert wird. Vorgeschlagen wird eine praktische Dekonstruktion und Neugestaltung von Geschlecht: Nicht einfach die hegemoniale Männlichkeit abschaffen, weil diese durchaus auch positive Errungenschaften umfasst, sondern neue Arten des Empfindens, Gebrauches und Präsentierens von männlichen und weiblichen Körpern suchen. Dies umfasst z.B. die Pflege von Säuglingen und Kleinkindern durch Männer aber auch den Einsatz von Körperkraft und technischem Know-How durch Frauen. Zwei Begriffe, die in der politischen Debatte bedeutungsvoll sind, müssen näher beleuchtet werden, da sie im öffentlichen Diskurs eine große Rolle spielen: Es handelt sich um den Begriff der Frauenförderung und des Gender Mainstreaming. Was verbirgt sich hinter dem Begriff „Frauenförderung“? Frauenförderung ist das Resultat der Frauenbewegung, der es gelungen ist die Sensibilisierung für die Ungleichbehandlung von Frauen in vielen Bereichen der Gesellschaft voranzutreiben und sich für die Aufhebung der Diskriminierung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts einzusetzen. Damit dies wirkungsvoll geschieht, wurde im öffentlichen Dienst in Deutschland die Frauenförderung gesetzlich verankert. Um die kollektive Förderung von Frauen gegen strukturelle Defizite anzugehen, werden korrigierende Programme eingesetzt. Es wird direkt interveniert, um bestehende Ungleichgewichte zu kompensieren und erkannte Benachteiligungen im Interesse von Frauen zu überwinden. Eine derartige Maßnahme ist die (umstrittene) Quotenregelung mittels derer die den Frauen vorenthaltenen Chancen durch verpflichtende Vorgaben nachgeholt werden. Durch verschiedene gezielte direkte Aktionen soll das Ziel erreicht werden, dass das Geschlecht für die Besetzung von Positionen, für die Gestaltung der Arbeitsbedingungen und für die Entlohnung keine Rolle mehr spielt. Gender Mainstreaming nun ist ein Konzept, das sich im Laufe der 90er Jahre etabliert hat. Es ist im Vergleich zur Frauenförderung das umfassendere Instrument, um geschlechterpolitische Ziele zu erreichen. Es geht darum, Entscheidungs-prozesse in Organisationen zu beeinflussen. Alle Arbeitsbereiche in den Organisationen werden auf die Chancengleichheit hin analysiert (Genderanalyse). Neu ist nun, dass mit der Einführung der Kategorie „Gender“ der Blick ganzheitlich-kritisch auf die Geschlechterverhältnisse gerichtet wird. Es geht nicht mehr primär um Frauen, sondern die Konstruktion von Geschlechterverhältnissen steht im Mittelpunkt! Die Erfahrungen von Frauen und Männern in Organisationen werden analysiert, um die Ursachen aufzudecken, die Frauen und Männer in ihrer Entwicklung einschränken und behindern. Frauen und Männer sollen die gleichen Chancen haben! Ausgehend davon, dass Geschlechterverhältnisse kulturell und sozial bestimmt sind und immer wieder 80 hergestellt werden, sollen die Mechanismen erkannt und unterbrochen werden, die zur fehlenden Chancengleichheit beitragen. Gender Mainstreamng wird von oben nach unten implementiert und von unten nach oben vollzogen. Die zentrale Frage lautet: Welche Differenzen zwischen Männern und Frauen liegen vor, die als ungerecht bzw. ungleich wahrgenommen werden? Was kann getan werden, um hier Veränderung zur Herstellung von Chancengleicheit herbeizuführen? Gerade für das Sicherheitsgewerbe kann die Umsetzung von Gender Mainstreaming eine Chance darstellen. Wie Dörthe Jung verdeutlicht, sind es gerade die (im Sicherheitsgewerbe besonders stark vertretenen) kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU), die hinsichtlich der gelebten betrieblichen Chancengleichheitspolitik traditionell rückständig sind und die strategische Bedeutung der Personalpolitik für die Unternehmensentwicklung noch nicht erkannt haben. Gender Mainstreaming muss in laufende betriebliche Veränderungsprozesse (Change- und Qualitätsmanagement) integriert werden und als Chance erkannt werden, versteckte Potentiale – vor allem von Frauen - zu nutzen. Ein wichtiger Zusammenhang wird von der privaten Wirtschaft oft auch nicht hinreichend registriert: Wenn Frauen im Unternehmen stärker repräsentiert sind, kann auch eine größere Vielzahl von unterschiedlichen Kunden angesprochen oder besser deren Wünschen entsprochen werden! Gender Mainstreaming wird somit auch zu einem Motor erforderlicher Marktanpassung. Wenn nun ein Unternehmen die Chance erkennt, die ungenutzten Beschäftigungs-potentiale (besonders von Frauen) nutzen zu wollen und sich entscheidet, seine Personalstruktur zu optimieren, dann ist eine Analyse und daraus abgeleitete Handlungsstrategie auf allen Ebenen des Unternehmens sinnvoll: Dies beginnt bei der Personalrekrutierung, setzt sich mit der Anpassungsqualifizierung, Kompetenz-erweiterung und Führungskräfteentwicklung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fort und umfasst auch die Gestaltung des betrieblichen Leistungs- und Bewertungs-systems. „Sex“ und „Gender“ als Thema des Studiums Sicherheitsmanagement Welche Konsequenzen nun hat diese Untersuchung auf die Gestaltung der Studienrealität? Zunächst gilt es, eine von den Studierenden als positiv bewertete Praxis fortzuführen: Studentinnen und Studenten arbeiten in kleinen Gruppen selbstverantwortlich an der Beantwortung fachbezogener Fragestellungen zusammen. Die Ergebnisse werden am Ende des Prozesses den Mitstudierenden und Lehrenden präsentiert und bewertet. Der in diesem Zusammenhang stattfindende Austausch ist der beste Weg, die verschiedenen Sichtweisen kennenzulernen und gemeinsam korrigierende Erfahrungen zu machen. In diesen gemischt-geschlechtlichen Arbeitsgruppen können sich die Stärken optimal miteinander verbinden: die Studenten haben die Möglichkeit, ihre Erfahrungen im Praxisfeld Sicherheit bzw. die intensivere Beschäftigung mit der Sicherheitsthematik einzubringen – die Studentinnen hingegen mit ihrer zielstrebigen Arbeitshaltung den gemeinsamen Arbeitsprozess zu optimieren. In den Modulen des Studiums gibt es zahlreiche Anknüpfungsmöglichkeiten, um das Nachdenken über die gesellschaftliche Konstruktion von Geschlechtsrollen zu integrieren und den gemeinsamen Entwicklungsprozess von Frauen und Männern auf dem Weg zu mehr Geschlechterdemokratie voranzutreiben. Dies geschieht 81 bereits jetzt im Rahmen des Moduls Kommunikation- und Konfliktmanagement und im Modul Personalmanagement. Aufgrund der Berichte der Studierenden über ihre Erfahrungen im Praktikum bzw. im Praxisfeld Sicherheit (speziell bezogen auf die Schwierigkeiten von Frauen im Sicherheitsgewerbe) sollten in der Praktikumsnachbereitung diese Erfahrungen zum Ausgangspunkt für eine intensivere Beschäftigung mit der Thematik gewählt werden. Gerade die zukünftigen Führungskräfte für die Geschlechterthematik zu sensibilisieren, stellt die beste Voraussetzung für die Einleitung eines Wandels hin zur Beseitigung von Barrieren dar. Der Einzelne mit seiner Individualität, seinen Entwicklungsmöglichkeiten aber auch vorhandenen Grenzen soll im Mittelpunkt stehen. Die Verwirklichung von Geschlechtergerechtigkeit ist ein Schritt zu größerer Gerechtigkeit insgesamt. Literaturverzeichnis Allmendinger, Jutta (2008): Brigitte-Studie 2008. Frauen auf dem Sprung. 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D: Einschätzung Studienverlaufs? · des bisherigen Wie zufrieden? · Grund für Zufriedenheit bzw. Unzufriedenheit? E: Unterschiede zwischen Männern und Frauen im Studium? · Gibt es Unterschiede? · Wenn ja, welche? F: Arbeit neben dem Studium? · Welche? · Wie viele Stunden? · Warum? G: Pläne und Wünsche für die berufliche Zukunft? · Was möchten Sie nach dem Studium machen? · Was ist Ihnen in Ihrem zukünftigen Berufsleben wichtig? Worauf kommt es Ihnen an? Welche Vorstellung haben Sie von Ihrem zukünftigen Berufsleben? · Wieviel Geld möchten Sie in 10 Jahren verdienen? · Welchen Stellenwert hat für Sie die Arbeit? Wie würden Sie sich die Verbindung von Arbeit und Privatleben vorstellen? H: Tätigkeiten von Frauen und Männern im Sicherheitsbereich? · Gibt es irgendwelche Tätigkeiten im Sicherheitsbereich, die Frauen nicht ausüben können? Warum? · Gibt es irgendwelche Tätigkeiten im Sicherheitsbereich, die Männer nicht ausüben können? Warum? Wie schätzen Sie die Chancen von Frauen ein, in der Sicherheitsbranche eine Führungsposition zu erreichen und auszuüben? · · Streben Sie in Ihrem zukünftigen Berufsleben eine Führungsposition an? 85 · Wenn ja, wovon hängt es Ihrer Meinung nach ab, ob Sie diese erreichen? I. Pläne und Wünsche für die private Zukunft · Wie stellen Sie sich Ihre private Zukunft vor? · Allein, mit Partner, Familiengründung …. · Was ist für Sie wichtig? · K a r r i e r e , Gesundheit, V e r a n t wo r t u n g , Freizeit, ….. 86 87