Frauen im Studiengang Sicherheitsmanagement

Transcription

Frauen im Studiengang Sicherheitsmanagement
Birgitta Sticher (Oktober 2008)
Die Frauen im Studiengang
Sicherheitsmanagement (SiMa) Berlin
Besser oder anders?
Birgitta Sticher
1
Einleitung
3
Sicherheitsmanagement und Genderaspekte
3
Der Arbeitsmarkt braucht die Frauen
5
Frauen auf der Überholspur?
6
Frauen und Männer: Der kleine biologische und der große soziale Unterschied
8
Die Verbreitung des differenztheoretischen Ansatzes
8
Der konstruktivistisch orientierte Ansatz in der Geschlechterforschung
9
Differenztheoretischer und konstruktivistisch orientierter Ansatz im Praxisfeld Sicherheit
12
Frauen im Studiengang Sicherheitsmanagement (SiMa)
15
Der Studiengang: Entstehung, Ziele, Inhalte
15
Die Anzahl von weiblichen und männlichen Studierenden im Studiengang SiMa in Berlin
(Stand Juni 2008)
19
Anteil von Frauen in den Studiengängen Sicherheitsmanagement in Altenholz, Bremen
und Hamburg
20
Befragung der Studierenden des Studiengangs SiMa in Berlin
20
Die Entwicklung des Online-Fragebogens
21
Die Durchführung der online-Befragung
22
Die Ergebnisse der Online-Befragung
23
A: Wichtige Angaben zu den Studierenden
23
B: Bisheriger beruflicher Werdegang
26
C: Die Entscheidung für das Studium Sicherheitsmanagement
31
D: Einschätzung des bisherigen Studienverlaufs
32
E: Unterschiede zwischen Männern und Frauen im Studium
34
F: Arbeit neben Studium
35
G: Pläne und Wünsche für die berufliche Zukunft
37
H: Tätigkeiten von Frauen und Männern im Sicherheitsbereich
44
1
I: Pläne und Wünsche für die private Zukunft
47
Zusammenfassung der Ergebnisse der Online-Befragung
53
Qualitative Interviews mit ausgewählten Studierenden
56
Die Auswahl der Studierenden
56
Die Durchführung der Leitfaden-Interviews
57
Auswertung der Interviews
58
Der bisherige Werdegang und die Entscheidung für das Studium
59
Die Gestaltung der Studienzeit
65
Die Wahrnehmung von Unterschiede zwischen den Männern und Frauen im
Studiengang SiMa
70
Vorstellungen über bzw. Erwartungen an die berufliche Zukunft im Praxisfeld Sicherheit
71
Die Vorstellungen über die private Zukunftsgestaltung
76
Abschließender Vergleich zwischen den jüngeren und älteren Studierenden des
Studiengangs Sicherheitsmanagement
78
„Geschlecht“ als wichtige Kategorie für die Studierenden?
79
Ausblick
81
Die Formulierung des Ziels: Geschlechterdemokratie
81
„Sex“ und „Gender“ als Thema des Studiums Sicherheitsmanagement
84
Literaturverzeichnis
85
Der Online-Fragebogen
87
Die leere Auswertungstabelle für die Interviews
92
Einleitung
Als Lehrende im Studiengang Sicherheitsmanagement, die durch die Beschäftigung
mit dem Thema „Geschlechtsrollen – Geschlechtsidentität“ für die Selbstdarstellung
der weiblichen und männlichen Studierenden sensibilisiert ist, fielen mir bei dem
ersten Kontakt mit den Studierenden Sicherheitsmanagement zunächst einige
Männer auf, die allerdings nicht die Mehrheit der männlichen Studierenden bildeten.
Diese Männer waren groß und kräftig, hatten breite Schultern und trugen Tatoos auf
den entblößten Körperpartien wie Unterarmen und Waden. Einige junge Frauen
hingegen wollten zunächst gar nicht zu meinen Erwartungen passen: Diese
Studentinnen waren schlank und zierlich, hatten ein gepflegtes Äußeres und
entsprachen eher dem Typ „fleißige Schülerin“.
Bezogen auf die Männer war meine Vermutung, dass diese sich durch das Thema
Sicherheit aufgrund einer besonderen Passung mit ihrem Männlichkeitsbild
angesprochen fühlten – aber was war mit den Frauen? Warum hatten sie sich für
diesen Studiengang entschieden? Welche Vorstellung hatten sie von ihrer
zukünftigen beruflichen Tätigkeit, welche Einstellungen zu dem Praxisfeld
„Sicherheit“? Erwarteten die Frauen, dass es für sie im Praxisfeld Sicherheit positive
oder negative Auswirkungen haben würde, eine Frau zu sein? Wie wollten sie Arbeit
und Privatleben miteinander verbinden?
Diesen Fragen intensiver nachzugehen und mehr Informationen über die
Studierenden, speziell die Studentinnen zu erhalten, die sich für diesen Studiengang
entschieden haben, war die Motivation, die am Anfang dieser Untersuchung stand.
Diese Informationen zu gewinnen, ist selbstverständlich kein Selbstzweck. Zum
einen ermöglicht dies, die Lehre besser auf die Studierenden abzustimmen und
diese, wie es schon als Allgemeinplatz formuliert wird, „dort abzuholen, wo sie
stehen“. Des Weiteren aber kann auch ein Blick nach vorn in das Praxisfeld
Sicherheit geworfen werden, um die Frage zu beantworten, was konkret zu tun ist,
um dieses Praxisfeld auch für junge Frauen attraktiv zu machen – eine, wie noch zu
zeigen sein wird – arbeitsmarktpolitische Notwendigkeit.
2
Sicherheitsmanagement und Genderaspekte
Der Ausgangspunkt und die Entwicklung der Fragestellung
Ein Blick auf die gesellschaftlichen Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt in
Deutschland (aber auch in Europa insgesamt) macht heute schon deutlich, dass ein
Mangel an gut qualifizierten Arbeitskräften besteht, der aus verschiedenen noch zu
benennenden Gründen noch zunehmen wird.
Gleichzeitig ist auffällig, dass immer häufiger Frauen und nicht Männer diejenigen
sind, die über gute Qualifikationen - sowohl was die kognitiven Leistungen als auch
die sozialen Kompetenzen betrifft -.verfügen. Angesichts des in einigen Bereichen
bereits vorliegenden und zukünftig noch verstärkt auftretenden Fachkräftemangels
braucht der Arbeitsmarkt dringend die gut ausgebildeten, motivierten und
ehrgeizigen Arbeitnehmerinnen.
Im Wach- und Sicherheitsgewerbe sind bisher viele Personen mit geringer
Qualifikation beschäftigt. Ca. 80 Prozent der Beschäftigten sind Männer.Die
skizzierte Arbeitsmarktentwicklung wird erst auf dem Hintergrund des sich
abzeichnenden Qualitätsentwicklung im Sicherheitsgewerbe zum Problem. Für das
gesamte Praxisfeld Sicherheit steigt die Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften
in dem Maße, wie anspruchsvollere Dienstleistungen in größerem Umfang zu
erbringen
sind.
Peilert
und
Stober
(2008,
VII)
formulieren
für
Sicherheitsunternehmen und Verantwortliche der Unternehmenssicherheit das Ziel
folgendermaßen:
„Sie müssen stets besser qualifiziert sein als diejenigen, welche die Sicherheit
bedrohen und verletzen. Wegen dieses notwendigen Wissensvorsprungs der
Sicherheitsbranche besitzt das Stichwort Sicherheitsqualifikationen stets eine
dynamische Komponente, die sich in der Sicherheitsbildung niederschlagen
muss. Dazu bedarf es eines ganzheitlichen Ansatzes, der sämtliche
bildungsrelevanten
und
praxisrelevanten
Aspekte
der
Sicherheits-wissenschaften einbeziehen muss.“
Um diesen Bedarf zu decken, wird sich das bisher männerdominierte
Sicherheitsgewerbe für qualifizierte Frauen öffnen bzw. versuchen müssen, diese für
sich zu gewinnen. Darüber, wie viele Frauen bereits jetzt in dem Wach- und
Sicherheitsgewerbe in Führungspositionen beschäftigt sind, lassen sich keine Zahlen
finden. Allerdings ist positiv zu vermerken, dass auf der 40ten
Jahresmitgliederversammlung des BDWS erstmals seit der 100jährigen Geschichte
des Verbandes eine Frau als Vizepräsidentin des BDWS gewählt wurde. Auch auf
der Ebene der Geschäftsführung des BDWS werden neben dem
Hauptgeschäftsführer und Geschäftsführer zwei Frauen als Geschäftsführerinnen
aufgeführt. Zeichnet sich hier vielleicht schon eine langsame Öffnung des
männerdominierten Sicherheitsgewerbes für das weibliche Geschlecht ab? Oder gibt
es Barrieren, Hindernisse, die den qualifizierten Frauen in diesen Bereich den Zutritt
erschweren?
Aufgrund des sich im Sicherheitsbereich abzeichnenden höheren Bedarfs an
qualifiziertem Personal haben seit ca. 5 Jahren verschiedene Hochschulen in
Deutschland
mit
der
Entwicklung
von
(Bachelor-)Studiengängen
für
Sicherheitsmanagement reagiert. So werden in Magdeburg, Altenholz, Berlin,
Brandenburg, Bremen und Hamburg Führungskräfte für die Sicherheitsbranche in
Studiengängen für die immer komplexeren Aufgaben im Schnittpunkt von Safety und
Security ausgebildet. Wie sieht es nun aber in diesen Studiengängen aus? Ist hier
3
das weibliche Geschlecht stärker vertreten? Dieser Frage soll anhand der Zahlen der
inhaltlich stark vergleichbaren Studiengänge in Altenholz, Bremen, Hamburg und
Berlin nachgegangen werden.
Von besonderem Interesse ist aber ein Blick hinter die Zahlen: Was lässt sich über
die
Frauen
und
Männer
sagen,
die
sich
für
den
Studiengang
Sicherheitsmanagement entschieden haben? Was sind die Gemeinsamkeiten und
Unterschiede zwischen den männlichen und weiblichen Studierenden? Durch die
Mitwirkung an der Ausbildung der Studierenden in diesem Studiengang konnten
bereits vielfältige Eindrücke von den Studierenden gewonnen werden. Durch die
Befragung der Studierenden aller drei an der FHVR im Studiengang
Sicherheitsmanagement studierenden Jahrgänge sollen nun zuverlässigere
Antworten gewonnen werden. Hierbei interessieren sowohl objektive Unterschiede
(wie z.B. Alter, Bildungsabschlüsse und berufliche Erfahrungen), aber auch
Einstellungen zur verschiedenen privaten und beruflichen Fragen.
Obwohl Frauen heute in Deutschland auf dem Papier uneingeschränkt
gleichberechtigt, wird dennoch immer wieder von den unsichtbaren Schranken und
Barrieren berichtet, die es Frauen erschweren, in den männerdominierten
Organisationskulturen Fuß zu fassen. Deshalb ist von Interesse zu erfahren, ob die
Studierenden schon im Praxisfeld Sicherheit derartige „Barrieren“ erfahren haben. In
diesem Zusammenhang soll aber auch nach den Einstellungen der Studierenden –
Männern und Frauen – gefragt werden, die hoffentlich in naher Zukunft als
Führungskräfte diesen Bereich entscheidend mitprägen werden. Allerdings sei
bereits an dieser Stelle angemerkt, dass zwischen den Einstellungen und den
konkreten Handlungen häufig große Unterschiede festzustellen sind. Eine verbale
Aufgeschlossenheit kann durchaus mit einer de facto Verhaltensstarre einhergehen,
die möglicherweise von tradierten Organisationskulturen im Sicherheitsbereich
unterstützt wird.
Der Arbeitsmarkt braucht die Frauen
Eine Skizzierung der Entwicklungen in der deutschen Gesellschaft soll zeigen,
warum die Frauen auf dem Arbeitsmarkt zukünftig dringend benötigt werden – und
folglich auch das Sicherheitsgewerbe sich in weit höherem Maße als bisher gerade
für den Bereich der qualifizierten Kräfte um die Frauen bemühen muss. Wir haben
es mit demographischen, beschäftigungs- und bildungspolitischen Umbrüchen zu
tun:
Ende 2005 waren 61% der Bevölkerung im Erwerbsalter zwischen 20 und 65. Davon
ausgehend, dass aufgrund bestimmter Trends die Gesamtbevölkerung in
Deutschland bis 2050 gleich bleiben wird, lautet die Prognose für das Jahr 2050,
dass ein Drittel der Bevölkerung älter als 65 Jahre alt sein wird und aller
Wahrscheinlichkeit nach nur 50% der Bevölkerung im Erwerbsalter sein werden.
Oder kurz: Der prozentuale Anteil der Bevölkerung im Erwerbsalter reduziert sich von
61% auf 52%.
Entscheidend ist nun aber, dass die Personen, die in den nächsten Jahren aus dem
Erwerbsleben ausscheiden, ein recht hohes Qualifikationsniveau haben, hingegen
diejenigen, die nachrücken, weniger gut ausgebildet sind. Dem steht ein sich
verändernder Bedarf der deutschen Wirtschaft gegenüber. Aufgrund des
Strukturwandels werden immer weniger Personen im industriellen Sektor mit
geringer Qualifikation benötigt, sondern zunehmend Personen im wissensintensiven
Dienstleistungssektor. Es steigt folglich bei insgesamt abnehmender Zahl von
4
Personen im Erwerbsalter der Bedarf an Personen mit höherer Qualifikation! Auf
diesem Hintergrund ist der Blick auf die Unterschiede der Geschlechter hinsichtlich
der Bildungsabschlüsse aufschlussreich: Der Anteil der Frauen an der Bildung ist in
den zurückliegenden Jahren ständig angestiegen. So machten diese im Jahr 2006
bereits 55% der Abiturienten aus; der Anteil der Männer hingegen nahm ab. Sie
befinden sich „in einer Phase der rasanten Bildungsregression“ (Allmendinger,
2008,13) . Ein Blick auf die Einschätzung der kognitiven Kompetenzen von Schülern
(PISA 2000/ 2003/2006) bestätigt ebenfalls, dass besonders gute Leistungen
deutlich häufiger bei Mädchen anzutreffen sind, bei den schlechten Leistungen
hingegen die Jungen die Hauptlast tragen.
Allmendinger (2008,15) kommt dann auch zu dem einfachen Schluss: Die Wirtschaft
wird alle gut Gebildeten dringend benötigen. Und da gut gebildete Männer rar sein
werden, werden die jungen Frauen von heute bald heftig begehrt und umworben
sein.
Dieser kurze Blick in die Zukunft sollte als Anreiz wirken, die Verantwortlichen im
Sicherheitsgewerbe wach zu rütteln, damit sie sich bereits jetzt fragen, wie das
Arbeiten in dieser Branche für qualifizierte Frauen attraktiv gestaltet werden kann.
Schauen wir uns auf diesem Hintergrund die Situation der Mädchen und jungen
Frauen noch etwas genauer an.
Frauen auf der Überholspur?
Die Überschrift der Zeitschrift „Der Spiegel“ vom 11.06.2007 „Die Alpha-Mädchen –
Wie eine neue Generation von Frauen die Männer überholt“, macht überdeutlich,
worauf viele Erziehende und Lehrende schon vermehrt in den letzten Jahren
aufmerksam gemacht haben: Das ehemals angeblich so „schwache Geschlecht“ ist
auf der Überholspur bzw. hat die Jungen und jungen Männer durch viel Einsatz und
Fleiß bereits hinsichtlich des erzielten Erfolgs in einigen Bereichen überholt oder ist
dabei es zu tun. Bezogen auf den Leistungsbereich lassen sich die wichtigsten
Fakten unter Bezugnahme auf die Recherche der Spiegelautorinnen
folgendermaßen zusammenfassen:
- Es machen mehr Mädchen als Jungen das Abitur und sie erbringen deutlich
bessere Leistung als die Jungen. Jungen hingegen stellen die Mehrheit der
Sitzenbleiber und Schulabbrecher
- Die Studentinnen weisen auch im Studium eine sehr hohe Zielstrebigkeit auf,
sie studieren schneller und absolvieren dennoch mehr Auslandsaufenthalte
und Praktika als ihre männlichen Kollegen.
- Junge Frauen wagen sich vermehrt in Bereiche vor, die ihnen bisher
verschlossen waren: z.B. technische Bereich und Ingenieurwissenschaften,
Klaus Hurrelmann (in „Der Spiegel“,2007,58) gibt hierfür die folgende Erklärung:
Viele Jungen sind noch immer in dem Glauben aufgewachsen, ihre Rolle als Leitwolf
sei ihnen genetisch vorbestimmt. Sie geraten dann oft in der Schule ins Hintertreffen.
Erst staunen sie über die Mädchen, die an ihnen vorbeiziehen, dann schmollen sie
oder werden aggressiv, verschwenden ihre Zeit in Computerspielen.
Diese bereits in der 14. Shell-Studie (2002) und 15. Shell-Studie (2006) sich deutlich
abzeichnenden Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Jugendlichen
setzen sich auch weiter fort. In der 1. World Vision Kinderstudie 2007 von Klaus
Hurrelmann und Sabine Andresen (TNS Infratest Sozialforschung) wurden
8-11jährigen Kindern in Deutschland befragt, um ein repräsentatives Bild von deren
Lebenssituation, den Wünschen, Interessen und Bedürfnissen der jüngsten
5
Generation in Deutschland zu gewinnen. Wie Hurrelmann zusammenfassend in
einem Interview ausführt, kommen schon die 8-11jährigen Mädchen mit ihrer
Lebenssituation besser zurecht
„Bei ihnen ist alles das, was wir angesprochen haben, was von Bedeutung ist
für den weiteren Bildungsweg, im statistischen Durchschnitt besser
ausgeprägt. Sie haben ein aktiveres, lebendigeres, vielseitigeres
Freizeitverhalten als die Jungen. Hier sieht man auch, dass das dann nicht
zwangsläufig nur mit der sozialen Herkunft zu tun hat. Die Mädchen haben
auch
die
anspruchsvolleren
Leistungsperspektiven,
die
höheren
Bildungswünsche. Sie können sich deutlich häufiger vorstellen, später einmal
das Abitur zu schaffen, auch die, die aus den niedrigeren sozialen Positionen
kommen. Das gibt schon zu denken, dass das männliche Geschlecht schon in
der Grundschule heute ganz offenbar Schwierigkeiten hat, die eigene Rolle zu
finden, die eigene Position aufzubauen.“
Die 17-27Jährigen kommen selbst zu Wort: die BRIGITTE-Studie
2008
Besonders interessant ist die aktuelle repräsentative Untersuchung von 1020 Frauen
im Altern von 17 bis 19 und von 27 bis 29, die im Auftrag der Frauenzeitschrift
„BRIGITTE“ vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung und dem
Sozialforschungsinstitut Infas durchgeführt wurde. Die wissenschaftliche Leiterin der
Studie und zugleich Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für
Sozialforschung, Professorin Jutta Allmendinger, stellt die zentralen Erkenntnisse
der Studie „Frauen auf dem Sprung“ in den Heften 8/2008 bis 11/2008 der Zeitschrift
„BRIGITTE“ komprimiert dar. Folgende Kernaussagen lassen sich unter
Bezugnahme auf diese Quelle aufstellen:
- Die jungen Frauen sind sehr selbstbewusst und selbständig. Sie wollen auf
eigenen Beinen stehen und keineswegs von Männern abhängig sein. Sie haben
sich von dem Gedanken verabschiedet, es allen recht machen zu müssen.
- Bezogen auf die Selbsteinschätzung ihrer Fähigkeiten und ihrer sozialen
Kompetenzen lassen sich bei den Frauen mit Hauptschulabschluss und den
Frauen mit Abitur erstaunlich wenige Unterschiede in der Selbsteinschätzung
ihrer Fähigkeiten und ihrer sozialen Kompetenzen feststellen. Der Umschwung
hat offenbar die Frauen von den Hauptschülerinnen bis hin zu den
Abiturientinnen erfasst; sie alle sind „auf dem Sprung“!
- Das Erfolgsrezept der Frauen besteht darin, dass sie sich Ziele setzen, die sie
aus eigener Kraft erreichen können und diszipliniert arbeiten, um diese Ziele zu
erreichen. Sie sind ehrgeizig und konzentrieren sich auf die Dinge, an denen sie
etwas ändern können.
- Sie wollen auf jeden Fall einen Job, um auf eigenen Füßen zu stehen und
unabhängig – zum Beispiel auch von männlichen Rollenerwartungen – zu sein.
- Die Frauen wollen Unabhängigkeit und machen ihr Selbstwertgefühl nicht von
den Männern abhängig, aber dennoch wollen zwei von drei Frauen eine feste
Beziehung.
- Mehr als 90% der jungen Frauen ist Treue wichtig. Doch wenn eine Beziehung
nicht läuft, sind die Frauen bereit und fähig, sich von einem Mann zu lösen. Treue
heißt also nicht, sich für den Rest des Lebens zu binden, und es ist keine Treue
um jeden Preis.
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- Fast 90% der Frauen wollen mit Kindern leben. Familie zu haben, ist ihnen ganz
besonders wichtig. Es geht nicht um Familie oder Arbeit, nicht um das Entweder
– Oder, sondern um das UND.
- Dafür wünschen sich die meisten an ihrer Seite einen Mann, der dem
fürsorglichen Väterrtyp entspricht, der bereit ist, eine aktive Haushalt- und
Vaterrolle zu übernehmen – und eben nicht den karriereorientierten Businesstyp.
Bezogen auf die Rolle im Beruf ist interessant, dass die Frauen stark zwischen
Macht und Verantwortung unterscheiden.
- Macht ist für sie negativ besetzt, wird mit Manipulation gleich gesetzt, weil durch
Macht Menschen unter Umständen dazu gebracht werden, etwas zu tun, was sie
nicht tun wollen. Das ist nicht das, was diese Frauen anstreben. Sie wollen
Verantwortung für etwas übernehmen und 36% der befragten Frauen sehen sich
zukünftig in Führungspositionen, aber sie bevorzugen dann einen
kommunikativen Führungsstil.
- Zwei von drei Befragten finden, dass Frauen die besseren Chefinnen sind und es
nur eine Frage der Zeit sei, bis sie die Männer im Beruf überholt haben.
Dieses Selbstverständnis von Frauen wird deutliche Folgen für die Arbeitswelt haben
müssen:
Wollen die Unternehmen die wichtige Personalressourcen der Frauen nicht verlieren,
dann sind sie (aber natürlich auch der Staat) aufgefordert zu handeln, um den
Frauen (aber auch den Männern!) eine akzeptable Balance zwischen Arbeit und
Leben anzubieten.
Die berufstätigen Frauen wollen eben nicht wie die Männer von heute für ihren
Arbeitsgeber ständig verfügbar sein. Sie verlangen flexible Arbeitszeiten,
Jobsharing-Modelle und vor allem auch eine bessere Kinderbetreuung.
Frauen und Männer: Der kleine biologische und der große soziale
Unterschied
Bevor die Frauen im Studiengang Sicherheitsmanagement näher „untersucht“
werden, sind einige Grundannahmen zur Geschlechterfrage zu thematisieren. Die
Geschlechtszugehörigkeit als wichtiges Thema zu begreifen bzw. das Geschlecht
überhaupt erst sichtbar zu machen, basiert auf gewissen theoretischen Annahmen,
die deshalb im Folgenden erläutert werden sollen.
Die Verbreitung des differenztheoretischen Ansatzes
Wenn wir über Männer und Frauen nachdenken, dann fallen uns – auch aufgrund
der hohen Präsenz dieses Themas in den Medien - viele Beispiele ein, die die
Unterschiede von Männern und Frauen deutlich machen. Hierbei handelt es sich
vorrangig um die Schwierigkeiten, die im Miteinander von Männern und Frauen
entstehen. Etwas verkürzt dargestellt, haben wir es mit dem „typischen Mann“ zu tun,
der einen Mangel an kommunikativer Kompetenz aufweist, sich immer wieder bei
Schwierigkeiten in seine Höhle zurückzieht und trotz fester Partnerbeziehung
erneute Bestätigung im Feld durch andere Frauen sucht. Ihm zur Seite steht die
überaus kommunikationsfreudige und ihn mit ihrer emotionalen Intensität
bedrängende und ihn einengende Frau. Diese Unterschiede werden dann bevorzugt
auf biologische Grundlagen zurückgeführt, werden als Teil unseres unverrückbaren
genetischen Programms aufgefasst.
7
In der wissenschaftlichen Literatur finden wir diese besondere Beschäftigung mit der
Differenz von Männern und Frauen auch wieder. Vertreter und Vertreterinnen des
sogenannten „differenztheoretischen Ansatzes“ beschreiben geschlechttypische
Verhaltensweisen sowie die diesen zugrundeliegenden Einstellungen. Die Forschung
findet deutliche Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen bereits in der Kindheit:
In den Spielstilen, den Spielinhalten, den kindlichen Aktivitäten und Interessen, dem
Sprachverhalten und der Gruppenbildung. Beispielhaft sei Maccoby (2000)
angeführt, die zwei Kulturen der Kindheit unterscheidet, die ihren Höhepunkt bei den
Kindern im Alter von 8-11 finden.
Aber auch über die Kindheit hinaus sind die Differenzen offensichtlich: Jungen und
Männer tauchen in der polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) wesentlich häufiger als
Frauen und Mädchen als Tatverdächtige auf – nicht nur gegenüber Frauen sondern
auch gegenüber Männern. Die meisten Gewalthandlungen finden zwischen Männern
statt und folglich finden wir Männer auch in der Rolle des Opfers, auch wenn dies im
Bewusstsein der Bevölkerung nicht so präsent ist. Die wesentlich höhere Neigung
der Männer zu riskantem Verhalten schlägt sich auch in ihrem Gesundheitsverhalten
wieder: exzessives Rauchen und Trinken, Verletzungen durch riskantes Verhalten in
der Freizeit etc.. Mädchen und Frauen halten sich hingegen von solchen riskanten
Verhaltensweisen eher fern und treten auch mit gewalttätigen Verhalten seltener in
Erscheinung. Sie sind auch wesentlich seltener als Männer bewaffnet.
Allerdings werden von einigen VertreterInnen der differenztheoretischen Hypothese
die Ursachen nicht einseitig in der Biologie gesucht, sondern Sozialisationsprozesse
in ihrer Gestaltungskraft hervorgehoben
Was diese differenztheoretische Perspektive aber übersieht ist, dass sich die
Geschlechter in vielen Punkten nicht voneinander unterscheiden. Auch sind die
Unterschiede in der Gruppe der Mädchen/Frauen einerseits und der Jungen/Männer
anderseits so erheblich, dass die statistischen Unterschiede wenig über die
konkreten Einstellungen und Verhaltensweisen der einzelnen Personen aussagen.
Unsere Gesellschaft weist viele verschiedene gelebte Möglichkeiten von
Männlichkeit und Weiblichkeit auf, die bei der Betonung der statistischen Differenzen
nicht in den Blick kommen. Anderseits korrelieren verschiedene Männlichkeits- und
Weiblichkeitsformen durchaus mit bestimmten soziokulturellen Hintergründen. Und
eben diese bedeutungsvollen Unterschiede kommen bei der groben Differenzierung
in „männlich“ und „weiblich“ nicht zur Sprache.
Das Hauptproblem liegt aber darin, dass ein Ist-Zustand durch seine wiederholte
Beschreibung quasi ontologisiert, zu einem elementaren Sosein des jeweiligen
Geschlechts stilisiert wird. Oder etwas deutlicher formuliert: Es wird die Tatsache
vernebelt, dass es sich bei den beschreibbaren Unterschieden um soziale
Tatbestände handelt, die in ihrer Entstehung zu begreifen und entsprechend auf
veränderbar sind.
Der konstruktivistisch orientierte Ansatz in der Geschlechterforschung
Deshalb soll im Folgenden der konstruktivistisch orientiert Ansatz näher betrachtet
werden, der diese oben genannten Probleme vermeidet. Interessant ist, dass
entgegen der Popularität der Betonung der Differenz in den Massenmedien und ihrer
biologischen Erklärung diese Variante des differenztheoretischen Ansatzes in den
Sozialwissenschaften so gut wie keinerlei Unterstützung findet.
Der Grundgedanke der sozialwissenschaftlichen Perspektive lässt sich
folgendermaßen zusammenfassen. Es gibt einen biologischen Unterschied, aber
dieser ist nur ein Ansatzpunkt für verschiedene Praktiken, durch die die
8
Geschlechtzugehörigkeit sozial erzeugt und immer wieder aufrechterhalten wird. Ein
bekannter Soziologe, Erving Goffmann, soll deshalb als Vertreter dieses Ansatzes
etwas ausführlicher zu Wort kommen. Hierbei wird auf seine Veröffentlichung „Das
Arrangement der Geschlechter“ , die er 1977 verfasst hat, Bezug genommen.
Bereits mit der Geburt werden die Kleinkinder, ausgehend von den minimalen
biologischen Unterschieden, der einen oder anderen „Geschlechtsklasse“
zugeordnet. Dies ist lediglich der erste Schritt eines fortwährenden
Sortierungsvorgangs:
„Von Anfang an werden die der männlichen und die der weiblichen Klasse
zugeordneten Personen unterschiedlich behandelt, sie machen verschiedene
Erfahrungen, dürfen andere Erwartungen stellen und müssen andere erfüllen.
Als Folge davon lagert sich eine geschlechtsklassenspezifische Weise der
äußeren Erscheinung, des Handelns und Fühlens objektiv über das
biologische Muster, die diese ausbaut, missachtet oder durchkreuzt. Jede
Gesellschaft bildet auf diese Weise Geschlechtsklassen aus, wenn auch jede
auf ihre je eigene Art.“(2001,109)
Deutlicher kann der Grundgedanke nicht ausgedrückt werden: Noch bevor ein Kind
sich irgendwie verhält, haben die Personen im sozialen Umfeld aufgrund der
Zuordnung zu einem bestimmten biologischen Geschlecht (sex) Erwartungen an das
Kind als Junge bzw. als Mädchen. Der wichtige Begriff lautet „soziales Geschlecht“
(gender). Das soziale Geschlecht umfasst die Idealbilder von Männlichkeit und
Weiblichkeit aber auch die Vorstellungen über die grundsätzliche Natur des
Menschen. In Abhängigkeit von diesen Erwartungen, die ihrerseits wieder das
Ergebnis einer Lerngeschichte sind, wird auf das vom Kind gezeigte Verhalten
reagiert: die Verhaltensweisen, die das Kind zeigt, werden bestätigt oder teilweise
bzw. ganz abgelehnt. Und aufgrund der weitgehenden Abhängigkeit des Kindes von
den Personen in seiner Umwelt und dessen hohen Orientierungsbedarfs werden
diese Erwartungen vom Kind aufgenommen, verarbeitet und verinnerlicht und so zur
Leitschnur des eigenen Verhaltens. Um die hohe Bedeutung dieses Prozesses zu
unterstreichen, ein weiteres Zitat aus dem Werk von Goffmann:
„Insoweit nun das Individuum ein Gefühl dafür, was und wie es ist, durch die
Bezugnahme auf seine Geschlechtsklasse entwickelt, und sich selbst
hinsichtlich der Idealvorstellungen von Männlichkeit (oder Weiblichkeit)
beurteilt, kann von einer Geschlechtsidentität („gender identity“) gesprochen
werden. Anscheinend ist diese Quelle zur Selbstidentifikation eine der
wichtigsten, die unsere Gesellschaft zur Verfügung stellt, vielleicht noch
wichtiger als Alterstufen.“ (2001, 110)
Das soziale Geschlecht ist folglich eine für die Ausbildung der Identität, für die
Antwort auf die sich lebenslang stellende Frage nach dem „Wer bin ich?“,
fundamental. Und wenn das soziale Geschlecht von so entscheidender Bedeutung
für die Ausbildung der Selbstidentität ist, hat es zugleich auch eine zentrale
Bedeutung für das Miteinander der Individuen in der Gesellschaft – von der
dyadischen Beziehung im Nahumfeld bis hin zu den Interaktionen in
gesellschaftlichen Institutionen. Die Art und Weise, wie sich das Individuum sich
selbst beschreibt und welche Normen es mit seinem Verhalten erfüllen möchte,
eröffnet oder verschließt Handlungsfelder und steuert die Art und Weise, wie das
Individuum die zahlreichen Situationen gestaltet. Mit dem Begriff „Genderismus“
werden eben diese Verhaltensweisen bezeichnet, die an die Geschlechtsklasse
gebunden sind.
9
Welches sind nun bestimmte Erwartungen, die besonders an die Frauen gerichtet
sind und welche gesellschaftlichen Konsequenzen ergeben sich hieraus?
Für das Amerika der 80ziger Jahre beschriebt Goffmann die Situation so, dass
Frauen in vielen Bereichen ein niedriger sozialer Rang zugeordnet wird, sie weniger
Macht haben und nur eingeschränkten Zugang zu einigen Bereichen – z.B.
religiösen und politischen Ämtern. Auf der anderen Seite aber würden die Frauen im
Umgang durch besondere Behandlung in eine bevorzugte Position gebracht, z.B.
durch besondere Höflichkeitsrituale, als Frau idealisiert und als Mutter mythologisiert.
Besonders für den beruflichen Bereich verweist Goffmann auf eine selektive
Arbeitsplatzvergabe: (134)
„In Industriegesellschaften neigten die Frauen herkömmlicherweise zu
Berufen – oder es wurden ihnen solche Berufe nahegelegt – die denselben
Grundtenor aufweisen, der sich im Haushalt eingespielt hat: die
Bekleidungsindustrie, Heimarbeit, Reinigungsberufe und persönliche
Dienstleistungen wie beispielsweise Unterrichten, gastronomische Berufe,
Pflegeberufe oder Tätigkeiten, die mit Nahrungsmitteln zu tun haben.“ (2001,
134)
Selbst wenn in einigen klassischen Männerberufen Frauen Zutritt erhalten, sind
diese Frauen - so Goffmann - in der Regel jünger und attraktiver als es eine
Zufallsstichprobe ergeben würde. Auch in der Arbeitswelt soll das vorherrschende
Arrangement der Geschlechter, das den Männern eine mächtigere Position
zuordnet, verfestigt werden.
Es liegt nahe zu vermuten, dass die Beispiele von Goffmann inzwischen überholt
sind,
aber
auch
Connell,
einer
der
bekanntesten
gegenwärtigen
Männlichkeitsforscher, konstatiert in der derzeitigen westlichen Geschlechterordnung
immer noch „die allgegenwärtige Unterordnung von Frauen und die Dominanz von
Männern – eine Struktur, welche die Frauenbewegung als ‚Patriachat’ bezeichnet
hat.“ (2006,94), eine Struktur, die trotz zahlreicher Ausnahmen aus seiner Sicht
Allgemeingültigkeit besitzt. Und gerade für den Bereich der Produktion verweist er
auf eine geschlechtliche Arbeitsteilung, die auch enorme wirtschaftliche
Konsequenzen hat: Nicht nur, dass Frauen im Durchschnitt schlechter bezahlt
werden, sondern dies hat weiterreichende Konsequenzen:
„Ein kapitalistisches Wirtschaftssystem, das aufgrund geschlechtlicher
Arbeitsteilung
funktioniert,
bringt
zwangsläufig
auf
einen
geschlechts-bezogenen Akkumulationsprozess mit sich. Es ist deshalb kein
statistischer Zufall, sondern Teil der sozialen Konstruktion von Männlichkeit,
dass Männer und nicht Frauen die großen Firmen leiten und die großen
Privatvermögen besitzen. So unplausibel es auch klingen mag, ist diese
Akkumulation des Reichtums in einem direkten Zusammenhang mit dem
Reproduktionsbereich
vermittelt
über
das
gesellschaftliche
Geschlechterverhältnis.“ (2006,95)
Allerdings – dies führt Connell (2006, 13) ebenfalls an – besagt die Tatsache, dass
Männern ca. zwei Drittel des privaten Einkommens in fortgeschrittenen
Volkswirtschaften besitzen und die meisten Berufe dominieren keineswegs, dass sie
persönlich den Eindruck haben, privilegiert zu sein! Wir haben es sogar mit einem
dramatischen Kontrast zwischen der kollektiven Privilegiertheit einerseits und der
persönlichen Verunsicherung anderseits zu tun. Wie Kimmel (2004, 349) näher
ausführt, ist die kollektive Macht der Männer durchaus mit der Erfahrung von
Ohnmacht der einzelnen Männer verbunden. Ganz im Gegenteil sind Männer sehr
10
von der Angst ergriffen, andere könnten über sie Macht ausüben und Kontrolle
ergreifen. Sie versuchen männlich zu sein, um die Ängste abzuwehren, andere
könnten sie als nicht männlich betrachten. Männer versuchen zu dominieren, um die
Angst vor anderen Männern (Homophobie) abzuwehren.
Diese subjektive Erfahrung von Männern, sich bedroht und ohnmächtig zu fühlen,
stellt durchaus für einige Vertreter des männlichen Geschlechts eine
Motivationsquelle dar, sich mit ihrer Situation eingehender zu beschäftigen und am
notwendigen Veränderungsprozess mitzuwirken.
Differenztheoretischer und konstruktivistisch orientierter Ansatz im Praxisfeld
Sicherheit
Durch
die
Beschäftigung
mit
den
Studierenden
des
Studiengangs
Sicherheitsmanagement gerät in Ausschnitten auch die berufliche Realität im
Sicherheitsgewerbe in den Blick und die in dieser Berufswelt anzutreffenden
„geschlechtsbezogenen Konfigurationspraktiken“. Es ist ein Blick in eine Realität, zu
deren Veränderung diese Arbeit ebenfalls durch die Reflektion der
Geschlechterverhältnisse beitragen will.
Besonders im Bereich der gewerblichen Sicherheit besteht eine starke
Ungleichverteilung von Männern und Frauen. Es liegt nahe, dies – zumindest was
die operative Ebene betrifft - durch einen „Defizit“ zu erklären: Frauen können etwas
nicht, was Männer können. Oder sie bringen bestimmte Voraussetzungen nicht mit,
die für die Ausübung dieses Berufes notwendig sind.
Für die Ausübung bestimmter Tätigkeiten in diesem Berufsfeld ist es zweifelsohne
notwendig, dass die Person eine bestimmte Mindestgröße hat, kräftig und gut
trainiert ist, dass sie körperlichen Auseinandersetzungen gewachsen ist, wachsam
und reaktionsschnell ist. Aber erfüllen all diese Anforderungen Männer grundsätzlich
besser als Frauen?
Hier würden die meisten spontan dazu neigen, dieser Frage zuzustimmen. Aber
gerade diese spontane Zustimmung würde Goffmann – aus meiner Sicht zu Recht –
als ein Beleg davon anführen, dass unsere Vorstellung von der Natur des Menschen
sozial bestimmt ist. Seine Aussage ist klar:
(142) „Sowohl der Größenunterschied wie auch der Unterschied in der
Körperkraft hat eine soziale Dimension. Obwohl Männer insgesamt größer
und stärker als Frauen sind, weisen die graphischen Kurven der normalen
Verteilung eine beträchtliche Zone der Überschneidung zwischen beiden
Geschlechtern auf. …Die selektive Paarbildung stellt sicher, dass Ehemänner
und Freunde fast ohne Ausnahme größer als ihre Frauen und Freundinnen
sind.“
D.h. konkret, weil die Selektion sozial so betrieben wird, dass wir in der Regel einen
größeren Mann mit einer kleineren Frau sehen, kommen wir zu dem Eindruck der
Überlegenheit. Es gibt aber hinreichend viele Frauen, die größer und durchaus auch
kräftiger sind als Männer. Wenn folglich eine bestimmte Stelle zu besetzen ist, dann
kann ohne große Schwierigkeiten auch eine Frau gefunden werden, die diesen
Kriterien entspricht. Auch wissen wir, dass Kraft ganz entscheidend von dem
entsprechenden Aufbautraining abhängt. Selbst wenn eine zierliche Person
regelmäßig trainiert, kann sie erstaunliche Leistung erbringen. Des Weiteren hängt
es auch ganz entscheidend von den Einstellungen ab, ob und wie ich die zur
Verfügung stehende Kraft einsetze. Auch hier sind die angeblichen biologischen
Unterschiede kein Grund für die Arbeitsplatzvergabe. Wir unterliegen dem Fehlurteil,
weil immer wieder soziale Situationen geschaffen werden, in denen sich Frauen und
11
Männer die angeblich unterschiedliche ‚Natur’ gegenseitig wirkungsvoll vorexerzieren
können.
Frauen in Führungspositionen im Praxisfeld Sicherheit?
Die häufig angeführten Argumente, Frauen fehlten bestimmte körperliche Merkmale
(wie z.B. Körpergröße und Muskelumfang), können aber keineswegs für die
Führungsebene Gültigkeit beanspruchen, sondern beziehen sich eher auf den
schlecht bezahlten „operativen Bereich“ im Sicherheitsgewerbe. Die Studierenden
des Studiengangs Sicherheitsmanagement werden – unabhängig von der
Fragwürdigkeit dieser Argumente, die die fehlende Eignung von Frauen begründen
sollen - nicht für diesen operativen Bereich, der z.B. Tätigkeiten im Personenschutz,
in der Objektbewachung, als „Türsteher“ oder „Einlasskontrolleur“ umfassen,
ausgebildet, sondern sollen Managementfunktionen übernehmen.
Wirft man einen Blick auf Frauen in Führungspositionen, dann ist Deutschland im
europäischen Vergleich mit 27% unter dem Durchschnitt anzutreffen. Leider fehlen
für das Praxisfeld Sicherheit – zu dem auch die Unternehmenssicherheit und die
kommunale Sicherheit gehört – Angaben über den prozentualen Anteil von Frauen in
Führungspositionen. Zahlen lassen sich lediglich für die Frauen finden, die im
Polizeivollzugsdienst tätig sind. Allerdings ist auch hier ist der Frauenanteil im
gehobenen und höheren Dienst unter 20 Prozent. Umso bedeutungsvoller ist die
Frage: Welches sind die Gründe, warum Frauen auf der Führungsebene so selten
anzutreffen sind?
Die Liste der Artikel und Bücher, die zum Thema „Frauen und Führung“ in den
letzten 20 Jahren geschrieben worden sind, ist lang. Die angeführten Gründe, warum
Frauen so selten in Führungspositionen vertreten sind, lassen sich grob in solche
unterteilen, die bei den Frauen selbst zu verorten sind („innere Barrieren“) und
solche, die ihnen quasi von außen entgegengebracht werden („äußere Barrieren“).
Zu den inneren Barrieren zählen z.B.
· eine mangelnde Karrieremotivation bzw. eine Karriereambivalenz von Frauen;
· ihr „Musterschülerinnen-Verhalten“: Sie ziehen ihre Befriedigung zu stark aus
dem Lob der Lehrenden, der Anerkennung von wichtigen anderen. Sie
stärken ihr Selbstwertgefühl wenig dadurch, dass sie selbst gesteckte Ziele
erreichen;
· ein wenig hilfreicher Attributionsstil, der darin besteht, dass sie – anders als es
normalerweise Männer tun - bei Misserfolgen an sich zweifeln, Erfolge
hingegen auf äußere Umstände zurückführen;
· die fehlende Bereitschaft, die mikropolitischen Spielregeln beim Kampf um
Macht und Einfluss zu beachten. Hierzu zählt auch, in angemessenem Maße
Selbstmarketing und Networking zu betreiben.
Zu den äußeren Hindernissen zählen z.B.
· bewusste und systematische Behinderungen von Frauen durch Männer in der
Arbeitswelt;
· die fehlenden institutionellen Rahmenbedingungen, die Familienarbeit und
Berufstätigkeit miteinander verbinden lassen sowie
· die mangelnde Unterstützung für die Übernahme von Führungsrollen in der
Partnerschaft und Familie.
Auch wenn die Frauen es in der Arbeitswelt weit gebracht haben, berichten viele, die
Karriere machen wollen, von der berühmten „gläsernen Decke“, die nicht zu sehen,
nur zu spüren ist. Sie müssen sich mehr anstrengen als Männer, um in bestimmte
12
Positionen durchzudringen. Höyng und Lange (2004) analysieren diese unsichtbaren
Hindernisse. Die Ursache für die in so vielen beruflichen Feldern anzutreffende
Geschlechterhierarchie ist ihrer Meinung nach in der „männerbündischen Arbeitsund Organisationskultur“ zu suchen. Obwohl Männer heute fast durchgängig –
zumindest wenn ein höheres Bildungslevel gegeben ist - das Prinzip bejahen, dass
Frauen und Männer gleiche Rechte, Chancen und Stellungen haben sollten,
verharren sie häufig in Untätigkeit. Die Autoren stellen in ihrer Untersuchung fest,
dass die Männer bezogen auf die Organisation, in der sie tätig sind, den Grad der
erreichten Gleichstellung erheblich überschätzen. Sie behaupten durchaus mit
Berechtigung, dass in ihrer Organisation die Bereitschaft, Frauen auch in
Führungspositionen einzustellen, besteht. Was sie nicht wahrnehmen (wollen) ist,
dass die Machtträger in der Organisation – und dies sind überwiegend Männer Kriterien der Selektion festgelegt haben, die häufig gerade Frauen ausschließen, die
neben dem Beruf noch weitere familiäre Verpflichtungen haben. Eines dieser
Kriterien ist z.B. die „allzeitige Verfügbarkeit“. Ein weiteres Kriterium ist das der
möglichst hohen Ähnlichkeit mit der bereits bestehenden Gruppe – die sich meistens
aus Männern zusammensetzt. Deshalb bleibt es bei der gängigen Praxis: Männer
befördern Männern und verändern dies Verhalten nur, wenn das System die
Veränderung – die Förderung von Frauen – belohnt.
Aus diesen Ausführungen lassen sich zwei Ansatzpunkte für eine Veränderung des
Status quo ableiten: Zum einen müssen die Frauen selbst etwas verändern – zum
anderen die äußeren Rahmenbedingungen und die in den jeweiligen Systemen
(Familie und Arbeitswelt) geltenden Regeln, die die Verteilung von Gratifikationen
festlegen, verändert werden. Inwiefern hier durch bestimmte Vorgehensweise – wie
z.B. Frauenförderung und Gender Mainstreaming – eine Veränderung – wie von den
Autoren vorgeschlagen wird - herbeigeführt werden kann, soll am Ende der
Untersuchung angedacht werden.
Allerdings sei an dieser Stelle bereits kritisch angemerkt werden, dass es auf keinen
Fall um das Bestreben gehen kann, Frauen dazu zu bringen, ihr Glück von dem
stetigen Aufstieg auf der Karriereleiter abhängig zu machen. Ganz im Gegenteil kann
es eine sehr vernünftige Entscheidung für Frauen und für Männer sein, einem
weiteren Aufstieg eine klare Absage zu erteilen, um mehr Ressourcen für andere
Lebensbereiche zur Verfügung zu haben. Denn wie Bischoff (2005) in der
Auswertung ihrer groß angelegten Untersuchung von 1000 weiblichen und 1000
männlichen Führungskräften zeigt, sprechen die Zahlen eine deutliche Sprache:
„Nur mit längerer und nicht mit kürzerer Arbeitszeit gelingt der Aufstieg“ (2005,52).
Ist es unter diesen Bedingungen nicht vernünftig die Prioritäten zu verschieben, wie
es besonders Frauen aber auch verstärkt Männer tun, um mehr Zeit mit der Familie
zu verbringen?
Frauen im Studiengang Sicherheitsmanagement (SiMa)
Der Studiengang: Entstehung, Ziele, Inhalte
Die Personen, die in dieser Arbeit befragt werden, sind Studierende des
Studiengangs Sicherheitsmanagement, der im Oktober 2005 an der FHVR Berlin
startete. Als handelt sich hierbei um den ersten Bachelorstudiengang
Sicherheitsmanagement in Deutschland, dem – wie anschließend noch dargelegt
wird – inzwischen einige weitere dieser Art gefolgt sind. Er wurde im Dialog und in
Unterstützung von Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Verwaltung und
Wissenschaft konzipiert und implementiert. Ziel des Studiengangs ist es, für die
13
Managementfunktionen in den Bereichen gewerbliche, betriebliche und kommunale
Sicherheit zu qualifizieren. Die beruflichen Handlungskompetenzen, die im
Studiengang vermittelt werden, sollen sowohl wissenschaftlichen als auch den
praktischen Anforderungen des Berufsfeldes gerecht werden.
Das Studiengangsprofil wird auf der FHVR-Internetseite folgendermaßen dargelegt:
Studiengangsprofil
Bewerbungsfrist
jeweils zum 15. Juli eines Jahres
Typ
Bachelorstudiengang, Präsenzstudiengang
Tätigkeit im gehobenen Management in der gewerblichen,
Berufsfeld
betrieblichen und kommunalen Sicherheit
Interdisziplinäres Angebot im Schnittfeld von Rechts-,
Schwerpunkt
Wirtschafts- und Sozialwissenschaft sowie Polizei- und
Politikwissenschaft
Erster berufsqualifizierender Abschluss durch Vermittlung
des Verständnisses für die Entstehung von Risiken, des
rechtlichen und technischen Rüstzeugs für den Umgang
Qualifizierungsziel
mit
Gefährdungslagen,
von
Kenntnissen
über
gesellschaftliche Zusammenhänge im Bereich Sicherheit
und
Konflikt
sowie
von
betriebswirtschaftlichen
Kenntnissen.
Zugangsvoraussetzungen Allgemeine Hochschulreife, Fachhochschulreife, § 11
BerlHG
Dauer
6 Semester
Praktikum
12 Wochen zwischen 4. und 5. Semester
Abschluss
Bachelor of Arts
Akkreditierung
Der Studiengang wurde in 2006 erfolgreich akkreditiert.
Beginn
jeweils zum WS (01.10.)
Abbildung 1: Studiengangsprofil SiMa Berlin
Das besondere Charakteristikum des Studiengangs ist die Vermittlung von breit
angelegten fachlichen Grundlagen aus den Bereichen der Rechts-, der Wirtschaftsund Sozialwissenschaften in den ersten vier Semestern. Im fünften und sechsten
Semester erfolgt eine exemplarische Vertiefung in einem sicherheitsrelevanten
Themengebiet. Im sechsten Semester erstellen die Studierenden außerdem eine
Bachelorarbeit.
Im Einzelnen handelt es sich um folgende fachliche Kompetenzen, die im
Studiengang in 15 Modulen erworben werden sollen:
· „ein vertieftes Verständnis für die Entstehung von Risiken und die Herstellung
von Sicherheit in modernen Gesellschaften
· die
Vertrautheit
mit
betriebswirtschaftlichem
und
insbesondere
marketing-orientiertem Denken
· ein vertieftes Verständnis von Personal- und Organisationsmanagement,
· ein sicherer Umgang mit den rechtlichen Rahmenbedingungen und
Grundlagen unternehmerischen Handelns
· fundierte Kenntnisse zentraler gesellschaftlicher Entwicklungstrends sowie der
damit verbundenen sozialen Probleme und Konflikte
14
·
·
die Befähigung zur Erarbeitung von Sicherheits- und Gefährdungsanalysen
sowie zur Planung und Durchführung von Sicherheitseinsätzen
grundlegende Kenntnisse im Umgang mit Kriminal- Sicherheits- und
Informationstechnik.“
Des Weiteren sollen die Studierenden generell befähigt werden, analytisch und
kritisch zu denken. Besonders aufgrund der Anforderungen des Berufsfeldes kommt
der Förderung und Entwicklung von persönlichen und sozialen Kompetenzen große
Bedeutung zu. Hierzu zählt vor allem die Fähigkeit zur Kommunikation und
Konfliktbewältigung in verschiedenen berufsrelevanten Situationen.
Die Struktur des Studiengangs Sicherheitsmanagement lässt sich am besten anhand
des folgenden Schaubildes veranschaulichen:
15
Abbildung 2: Struktur des Studiengangs SiMa - Module
16
Die Anzahl von weiblichen und männlichen Studierenden im Studiengang SiMa
in Berlin (Stand Juni 2008)
Werfen wir einen Blick auf die aktuellen Zahlen des Studiengangs
Sicherheitsmanagement in Berlin: Insgesamt studieren in diesem Studiengang zum
Zeitpunkt der Untersuchung im Juni 2008 113 Studierende. Hiervon sind 44
Studentinnen (ca. 39 %) und 69 Studenten (ca. 61 Prozent)
Diese Studierenden verteilen sich folgendermaßen auf die drei Studienjahrgänge:
· Im ersten Studienjahrgang (Start Wintersemester 2005/2006) nahmen 23
Frauen und 23 Männer das Studium auf. Davon haben 5 Frauen und 4
Männer das Studium abgebrochen. Aktuell sind 37 Personen im sechsten
Semester eingeschrieben: 18 Frauen und 19 Männer, um das Studium
voraussichtlich im Oktober 2008 abzuschließen.
· Im zweiten Studienjahrgang (Start Wintersemester 2006/2007) ist das
Verhältnis von Frauen und Männern nicht so ausgewogen: Derzeit sind von
den 33 Studierenden 11 Frauen und 22 Männer. Von den anfänglich 34
Männern haben 12 das Studium abgebrochen, alle Frauen sind weiterhin
eingeschrieben.
· Das dritte Studienjahrgang (Start Wintersemester 2007/2008) wird von 15
Frauen und 28 Männern besucht.
Abbildung 3:
Verhältnis von
Frauen zu
Männern im
Studiengang
SiMa
2005-2007
Verhältnis Frauen zu Männern
Studiengang
5
4
3
2
1
0
Männe
D
e
r
Frauenanteil
i m
Fraue
Studiengang
SiMa
in
Berlin an der
F H V R
1
2
3
beträgt pro
Studienjahr
Jahrgang 2005 / 2006 / 2007
zwischen der
Hälfte bzw.
einem Drittel der Studierenden. Dies ist in Anbetracht der Ist-Situation des geringen
Anteils von berufstätigen Frauen in der Sicherheitsbranche überraschend hoch.
Umso mehr interessiert es, differenziertere Informationen über die Studentinnen zu
erhalten, deren bisherigen Werdegang über ihre Vorstellungen über die berufliche
und private Zukunft.
Anteil von Frauen in den Studiengängen Sicherheitsmanagement in Altenholz,
Bremen und Hamburg
Mit steigender Bedeutung des Themas Sicherheit in der Gesellschaft – ob in der
Wirtschaft oder in Städten und Gemeinden – steigt der Bedarf an Dienstleistungen,
17
um den Sicherheitsbedarf abzudecken und in der Folge auch die Nachfrage nach
qualifiziertem Personal. Dies manifestiert sich unter anderem an dem Anstieg an
Bildungsangeboten in diesem Bereich. Im Rahmen dieser Untersuchung interessiert
lediglich die Entwicklung in der Hochschullandschaft, speziell die Anzahl der
Studentinnen und Studenten von drei weiteren Bachelorstudiengängen
Sicherheitsmanagement, die vergleichbare Inhalte vermitteln und nahezu identische
Ziele
verfolgen:
Es
handelt
sich
hierbei
um
den
Studiengang
Sicherheitsmanagement an der Fachhochschule Verwaltung und Dienstleistung in
Altenholz, dem Studiengang Risiko- und Sicherheitsmanagement an der Hochschule
für
Öffentliche
Verwaltung
in
Bremen
sowie
den
Studiengang
Sicherheitsmanagement an der Hochschule der Polizei in Hamburg. Die
Studiengangsleitungen wurden angeschrieben und gebeten, mitzuteilen, wie viele
Frauen bzw. Männer bei ihnen eingeschrieben sind
FHVD
Schleswig-Holstein
In Altenholz
Bezeich-n B.A.
ung
Sicherheitsmanagement
2007
Männer
16
Frauen
0
16
Hochschule für Öffentliche
Verwaltung (HfOeV)
Bremen
B.A. Risiko- und
Sicherheitsmanagement
2006
2007
10
17
11
13
21
30
Hochschule der Polizei
(HdP)
Hamburg
B.A.
Sicherheitsmanagement
2007
17
6
23
Abbildung 4: Anzahl von Frauen und Männern in den Studiengängen Sicherheitsmanagement
in Schleswig-Holstein, Bremen und Hamburg
Die tabellarisch dargestellten Zahlen machen deutlich, dass an der FHVD in
Altenholz keine Frau den Studiengang Sicherheitsmanagement gewählt hat. In
Bremen und Hamburg dagegen entspricht das Verhältnis von Frauen zu Männer
dem in Berlin: es schwankt zwischen einem Frauenanteil von einem Drittel bis zur
Hälfte der Studierenden.
Befragung der Studierenden des Studiengangs SiMa in Berlin
Um Informationen über die Frauen im Studiengang Sicherheitsmanagement zu
erhalten und diese mit den Männern vergleichen zu können, werden zwei
Herangehensweisen miteinander verknüpft. In einem ersten Schritt sollen durch
einen Online-Fragebogen möglichst viele der 113 Studierenden erreicht werden,
um repräsentative Aussagen über die Grundgesamtheit zu gewinnen.
Darauf aufbauend sollen in einem zweiten Schritt mit ausgewählten Studierenden
Interviews geführt werden, um der differenzierten und zusammenhängenden
Schilderung der subjektiven Sichtweisen zu dem identischen Fragekomplex mehr
Raum zu geben. Durch diese Verbindung einer Methode der quantitativen
Sozialforschung (Online-Fragebogen) und der qualitativen Sozialforschung
(Leitfaden-Interview) soll eine möglichst befriedigende Antwort auf die
Ausgangsfragestellung(en) gewonnen werden. Anhand der Ergebnisse der OnlineBefragung gewonnenen Daten wird „der Gegenstand“ aus der Vogelperspektive
wahrgenommen, aber die individuellen Sichtweisen, die häufig erst ein vertieftes
Verständnis ermöglichen, erschließen sich durch die Interviews mit den
Studierenden. Auch wenn jede der acht Personen einzigartig ist, ermöglichen die
Interviews dennoch Einblicke in Typisches und Verallgemeinerbares hinsichtlich des
uns interessierenden „Gegenstandes“.
18
Die Entwicklung des Online-Fragebogens
Durch den Fragebogen, der im Anhang abgebildet ist, sollen sowohl objektive Daten
als auch subjektive Daten von den Studierenden erhoben werden. Zu den objektiven
Daten zählen Angaben zu ihrer Person (Alter, Familienstand, Wohnform etc.), ihrem
beruflichen Werdegang und des Umfangs der Arbeit neben dem Studium. Zu den
subjektiven Daten hingegen zählen ihre Meinungen und Einstellungen zu
verschiedenen Themen wie Bewertung des bisherigen Werdegangs, Gründe für die
Studienwahl,
Zufriedenheit
mit
dem
Studienverlauf,
Wahrnehmung
geschlechtsspezifischer Unterschiede im Studium und dem Praxisfeld Sicherheit
sowie Pläne und Wünsche für die private und berufliche Zukunft. Einige Fragen zur
Gewinnung der subjektiven Angaben über die Pläne und Wünsche für die private
und beruflichen Zukunft wurden – nach vorheriger Rücksprache – aus dem
Fragebogen der „Brigitte-Studie“ zum Thema „Junge Frauen von morgen“
übernommen, um eine gewisse Vergleichbarkeit mit den in dieser Studie erhobenen
Ergebnissen zu ermöglichen..
Im Folgenden wird die Gliederung des Fragebogens zur Übersicht dargestellt: Der
vollständige Fragebogen ist im Anhang abgebildet.
A: Angaben zur Person
· Derzeitiges Studiensemester
· Alter
· Nationalität
· Wohnform
· Anzahl der Kinder
· Anzahl der Kinder im Haushalt
B: Angaben zum bisherigen beruflichen Werdegang
· Höchster Bildungsabschluss
· Abgeschlossene Berufsausbildung
· Dauer der Arbeit im bisherigen Beruf
· Einschätzung des bisherigen Werdegangs
· Einschätzung der Einflüsse auf den bisherigen Werdegang
C: Entscheidung für das Studium Sicherheitsmanagement
· Gründe für die Wahl des Studiengangs
· Alternativen zum gewählten Studiengang
D. Einschätzung des bisherigen Studienverlaufs
· Ausmaß der Zufriedenheit mit dem bisherigen Studienverlauf
· Gründe für das Ausmaß der Zufriedenheit
E. Unterschiede zwischen Frauen und Männern im Studium
· Vorhandensein von Unterschieden zwischen Studentinnen und Studenten
· Art der wahrgenommenen Unterschiede
F. Arbeit neben dem Studium
· Umfang der Arbeit neben dem Studium
· Gründe für die Arbeit neben dem Studium
(Lebensunterhalt, Luxus, wichtige Erfahrungen für zukünftige Berufstätigkeit)
19
G: Pläne und Wünsche für die berufliche Zukunft
· Pläne für die Zeit nach dem Studium
· Prioritäten im zukünftigen Leben (Geld, Eigenständigkeit, wenig Stress,
Verantwortung, sicherer Arbeitsplatz, viel Freizeit, etwas bewegen und
bewirken,
Spaß,
mit
Menschen
zusammenkommen,
gute
Aufstiegsmöglichkeiten)
· Tätigkeitsschwerpunkte im zukünftigen Beruf
· Höhe des gewünschten Einkommens in 10 Jahren
· Stellenwert der Arbeit im Vergleich zum Privatleben
H: Tätigkeit von Frauen und Männern im Sicherheitsbereich
· Unterschiede hinsichtlich der beruflichen Tätigkeiten von Frauen und Männern
im Praxisfeld Sicherheit
· Gründe für die Unterschiede
· Frauen und Führung
I. Pläne und Wünsche für die private Zukunft
· Vorstellungen über die private Zukunftsgestaltung (Lebensform)
· Wichtigkeit der Partnerschaft
· Persönliche Präferenzen
Die Durchführung der online-Befragung
Alle Studierenden des Studiengangs erhielten Mitte April 2008 das folgende
Anschreiben per email an ihrer FHVR email-Adresse zugeschickt:
Liebe Studierende,
derzeit sind insgesamt 113 Studierende im Bachelorstudiengang Sicherheitsmanagement
immatrikuliert. Einige von Ihnen – die Studierenden des 1. Jahrgangs – werden dies Jahr
ihr Studium beenden.
Der Sicherheitsbereich gewinnt in unserer Gesellschaft zunehmend an Bedeutung. Der
Bedarf an qualifizierten Kräften wird weiter zunehmen. Die derzeit noch stark
männerdominierte Sicherheitsbranche wird vermehrt auf Frauen zurückgreifen müssen,
um dieser Nachfrage zu entsprechen. Aus diesem Grund interessieren mich besonders
folgende Fragen:
· Welche Merkmale weisen die Studierenden auf, die Sicherheitsmanagement
studieren?
· Gibt es erkennbare Unterschiede zwischen den männlichen und den weiblichen
Studierenden in diesem Studiengang, z.B. bezogen auf den bisherigen
Lebensverlauf, die Einschätzung des Studiums sowie die Erwartungen an die
berufliche und private Zukunft?
Um diese Fragen zu beantworten brauche ich Ihre Mitarbeit! Bitte füllen Sie den
Fragebogen bis spätestens zum 30.05.2008 aus und schicken ihn zurück! Es ist für mich
nicht erkenntlich, wer den Bogen ausgefüllt hat – folglich ist die Anonymität
gewährleistet.
Ich werde Ihre Antworten dann auswerten und Ihnen das Ergebnis noch dies Semester
vorstellen.
Vielen Dank für Ihre Mitarbeit!
Mit besten Grüßen
20
Birgitta Sticher
In diesem Anschreiben war ein Link eingebaut, den sie anklicken mussten, um direkt
zum Fragebogen zu gelangen. Nach Ausfüllen des Fragebogens wurde dieser dann
automatisch zurückgeschickt.
Die Ergebnisse der Online-Befragung
Im Folgenden sollen die Ergebnisse des Fragebogens vorgestellt werden. Hierzu
wird zunächst jede Frage für alle Befragten und dann nach Frauen und Männer
getrennt ausgewertet.
Allgemeine Beobachtung: Abnehmende Gesamtzahl der Antworten
Es fällt auf, dass die Studierenden, die die Fragen beantworten, von Fragekomplex
zu Fragekomplex weniger werden. Starten bei dem Fragekomplex A noch 80
Studierende, so sind es bei B (mit Ausnahme von B5) nur noch 75 Studierende. C
und D = 73, E = 72, F nur 68 (mit einem besonderen Einbruch bei F3 = 45 (hier geht
es um die offenbar von vielen als problematisch erlebte Frage nach der Arbeit neben
dem Studium), G = 68 und ab Frage H pendelt es sich bei 61 Studierenden ein.
Ganz zum Ende hin steigt die Anzahl der Antworten aber wieder auf 77 an.
Bei den drei Personen, die bereits bei dem Fragekomplex B endgültig
ausgeschieden sind, handelt es sich um Männer.
A: Wichtige Angaben zu den Studierenden
A1: Geschlecht
Von den 113 eingeschriebenen Studierenden haben 80 Personen den Fragebogen
ausgefüllt, davon sind 34 (42.5%) Frauen und 46 (57,5%) Männer. Diese absolute
Zahl täuscht, denn sie muss zu der Anzahl von Frauen und Männern im Studiengang
in Bezug gesetzt werden: Von insgesamt 44 Frauen haben 34, von insgesamt 69
Männern haben 46 den Fragebogen ausgefüllt. Das bedeutet, 77% der Frauen des
Studiengangs haben den Fragenbogen ausgefüllt und nur 67 % der Männer des
Studiengangs. Folglich war die Bereitschaft der Frauen zur Mitwirkung am
Forschungsprojekt etwas höher als die der Männer.
A2: Semester
Die ausgefüllten Fragebögen verteilen sich ungefähr gleichmäßig auf die drei
Studienjahrgänge: im 3. Studienjahr (2. Semester) sind es 31 Studierende, im
zweiten Studienjahr (4 Semester) 23 Studierende und im 1. Studienjahr (6.
Semester) 26 Studierende. Allerdings muss man dies auch ins Verhältnis zu der
Anzahl von Studierenden in den jeweiligen Semestern setzten. Das bedeutet: von 37
Studierenden im 2. Semester haben 31 den Fragebogen ausgefüllt, von 33 im 4.
Semester 23 und von 42 im 6. Semester nur 26. In Prozenten ausgedrückt haben
wir von 84% der Zweitsemester eine Antwort, von 69% der Viertsemester und
von 60% der Sechstsemester. Da sich die Letztgenannten während der
Zeitspanne, in der die Bögen ausgefüllt werden sollten, in der Endphase ihrer
Bachelorarbeit befanden, kann dies eine mögliche Erklärung für die geringere
Teilnahme sein.
21
Auswertung nach Frauen und Männern getrennt
In der folgenden Tabelle sehen wir die Verteilung der Frauen und Männer(also nach
Geschlecht getrennt) über die Semester: Pro Semester haben wir als Minimum pro
Zelle Aussagen von 10 Männern und 10 Frauen vorliegen. Aufgrund dieser
insgesamt doch recht kleinen Anzahl, wird im Folgenden bei der Beantwortung der
Frage nach Unterschieden zwischen Männern und Frauen, überwiegend von
Tendenzen gesprochen.
Geschlecht
Gesamt
weiblich
männlich
Semester
2. Semester
4. Semester
6. Semester
Gesamt
13
18
31
10
13
23
11
15
26
34
46
80
Abbildung 5: Anzahl der an der Befragung beteiligten Frauen und Männern im 2., 4. und 6.
Studiensemester SiMa
A3: Nationalität bei Geburt
Ca. 92 Prozent der Studierenden geben an, seit ihrer Geburt über die deutsche
Nationalität zu verfügen. Lediglich fünf – allerdings davon vier Männer - haben eine
andere Nationalität bei der Geburt. Hierbei handelt es sich um folgende
Nationalitäten: deutsch-russisch, deutsch-kanadisch, iranisch, rumänisch und
syrisch. Die geringe Zahl der Studierenden mit einer nicht-deutschen Nationalität bei
der Geburt spricht dafür, dies Thema nicht weiter zu beachten.
A4: Alter
Der größte Teil der Studierenden (59%) ist zwischen 20 und 24 Jahren; 37%
zwischen 25 und 35 Jahren und 2 Studenten liegen mit 50 und 52 Jahren deutlich
über dem Durchschnitt.
Auswertung nach Frauen und Männern getrennt
Die Auswertung der Daten getrennt nach Frauen und Männern ist sehr
aufschlussreich: Sieht man einmal von den in jeder Gruppe vorliegenden
„Ausreißern“ ab, d.h. zwei älteren Frauen und zwei älteren Männern, unterscheiden
sich die weiblichen von den männlichen Studierenden deutlich in dem Mittelwert
(schwarze Linie im Schaubild) der jeweiligen Gruppe: Der Mittelwert der Frauen liegt
bei 23 Jahren, der Mittelwert der Männer bei 27 Jahren. D.h. im Durchschnitt ist
die Gruppe der Studenten 4 Jahre älter als die der Studentinnen.
22
Geschlech
Abbildung
6
6:
Altersverteilung der befragten weiblichen und männlichen SiMa-Studierenden
7
D i e s e r Altersunterschied ist – wie sich im Weiteren 8 noch zeigen wird –
5
durchaus auch in der Wahrnehmung der Studierenden von großer Bedeutung.
Gerade in der Postadoleszenz machen fünf Jahre einen häufig sehr großen
Entwicklungsunterschied aus, sind doch die Lebensjahre gerade in
Alte
dieser
Altersspanne
Träger
von
wichtigen
Erfahrungen
in
allen
4
Lebensbereichen. Auf jeden Fall wird bereits an dieser Stelle deutlich,
dass Geschlecht und Alter als zwei Variablen in dieser Gruppe aufs engste
miteinander verbunden sind:4 Die Männer sind im Durchschnitt älter als die
Frauen.
2
3
A5:
Familienstand
Der Familienstand der Studierenden lässt sich wie folgt beschreiben: zu ungefähr
g l e i c h e n2 Teilen sind die Studierenden ledig (51,9%) oder in Partnerschaft lebend
b z w . verheiratet
(48,1%).
weiblic
Auswertung nach
männlic
Frauen und
Männern getrennt
Wie das folgende Schaubild zeigt, unterscheidet sich die Gruppe der Männer hier
nicht von der der Frauen: Frauen und Männer sind in ungefähr gleichem Umfang
entweder ledig oder in Partnerschaft bzw. verheiratet.
Prozent
Familienstan
d ledi
in
25
verheirate
20
15
10
5
24
18
1
28
weiblic
23
6
männlic
Geschlech
A
b
bi
ld
u
n
g
7:
Pr
oz
e
nt
u
al
e
V
er
te
il
u
n
g
des Familienstandes bei befragten weiblichen und männlichen Studierenden SiMa
A6: Wohnsituation
Hier lassen sich zwei annähernd gleich große Gruppen unterscheiden: 47% der
Studierenden leben allein, 53% mit anderen, davon der größte Teil (23% mit
Partner/in), 18% in einer Wohngemeinschaft und 13 % mit einem Familienmitglied.
23
Auswertung nach Frauen und Männern getrennt
In der Gruppe der Frauen als auch in der Gruppe der Männer leben fast die Hälfte
allein: 47% der Frauen und 46% der Männer. Allerdings wohnen mehr Männer (27%)
als Frauen (18%) mit einer Partnerin bzw. Partner zusammen und mehr Frauen
(24%) als Männer (13%) in einer Wohngemeinschaft.
Wohnsituation
mit einem
Familien-mi
allein
tglied
Geschlecht
weiblich
in
einer
W ohnge-m
einschaft
mit
Ihrer
Partnerin/
Ihrem Partner
Gesamt
4
8 (24%)
6 (18%)
34
(46%
der
Männer)
6
6 (13%)
12 (27%)
45
37
10
14
18
79
16
(47%
der
Frauen)
männlich
Gesamt
21
Abbildung 8: Wohnsituation der befragten weiblichen und männlichen Studierenden SiMa
B: Bisheriger beruflicher Werdegang
B1: Bildungsabschluss
71% der Studierenden haben die allgemeine Hochschulreife/ Abitur. 27%
verfügen über die Fachhochschulreife. Ca. 3% haben den Zugang zum Studium auf
anderem Wege erreicht. – Dies deckt sich mit dem für deutsche Hochschulen
üblichen Prozentsatz an Personen, die ohne Abitur studieren – anders als dies in
anderen Ländern, z.B. Schweden der Fall ist.
Auswertung nach Frauen und Männern getrennt
Bildungsabschluss
Realschulabschluss/
Fachschulreife
Fachhochschulreife
Abitur
Gesamt
Geschlecht
weiblich
männlich
Gesamt
2
0
2
6
14
(18%
der
Frauen)
(33%
der
Männer)
25
28
(76%
der
Frauen)
(67%
der
Männer)
53
33
42
75
20
Abbildung 9: Anzahl der Bildungsabschlüsse der befragten weiblichen und männlichen
Studierenden SiMa
Die Gruppenvergleich zwischen den weiblichen und den männlichen Studierenden
zeigt Unterschiede: Die Gruppe der Frauen ist stärker bei dem höchsten
schulischen Abschluss, dem Abitur vertreten. 76% der Frauen haben Abitur
und 67% der Männer. Im Gegensatz dazu haben mehr Männer (33%) als Frauen
(18%) die Fachhochschulreife.
B2: Berufsausbildung
(Haben Sie eine Berufsausbildung abgeschlossen?)
32% der 75 Studierenden, die diese Frage beantwortet haben, verfügen bereits über
einen Berufsabschluss.
24
Auswertung nach Frauen und Männern getrennt
Der Vergleich der Geschlechter ist nach der festgestellten Altersdifferenz nicht
überraschend: Die Gruppe der Männer unterscheidet sich bezogen auf den
Berufsabschluss deutlich von den Frauen: 45% der Männer und nur 15% der
Frauen verfügen über eine Berufsausbildung.
B3: Gelernter Beruf
(Wie lautet die genaue Bezeichnung Ihres gelernten Berufs?)
22 Studierende (von 24) geben Auskunft über den von ihnen gelernten Beruf.
Hier ist die Fachkraft für Schutz und Sicherheit mit 6 Nennungen am häufigsten
vertreten, gefolgt vom Soldaten auf Zeit mit 2 Nennungen. Ansonsten ist das
Spektrum breit: Es reicht von der Restaurant- bzw. Hotelfachfrau bis zum
Dachdecker und Stuckateur.
Auswertung nach Frauen und Männern getrennt
Es gibt nur eine Frau, die zuvor Fachkraft für Schutz und Sicherheit gelernt hat,
hingegen fünf Männer, die diese berufliche Vorbildung haben. Auch handelt es sich
bei denjenigen, die nach einer langjährigen Tätigkeit bei der Bundeswehr mit dem
Studium beginnen, ausschließlich um Männer. Handwerkliche Ausbildungen wurden
nur von Männern als abgeschlossene Berufsausbildung genannt, der
Dienstleistungsbereich (Hotel/ Restaurant) nur von den Frauen.
B4: Arbeitsdauer
(Wie lange haben Sie in Ihrem gelernten Beruf gearbeitet?)
Von den 22 Studierenden haben 16 in diesem Beruf gearbeitet. Die Dauer reicht von
wenigen Monaten bis hin zu 15 Jahren.
25
Auswertung nach Frauen und Männern getrennt
Geschlech
Arbeitsdaue
8
1
5
1
1
8
2
1
1
6
3
4
4
1
7
4
7
7
2
5
2
0
weiblic
männlic
Abbildung 10: Arbeitsdauer im gelernten Beruf bei befragten weiblichen und männlichen
Studierenden SiMa
Auch bezogen auf die Dauer des Arbeitens in dem gelernten Beruf zeigt sich die
Differenz zwischen der Gruppe der weiblichen und der männlichen Studierenden:
Die geringere Anzahl von Frauen, die bereits eine Berufsausbildung haben,
arbeiteten im Mittelwert nur ungefähr ein halbes Jahr in diesem Beruf, eine Frau
allerdings aber sogar über 8 Jahre lang. Die Männer, die über eine Berufsausbildung
verfügen, arbeiteten im Mittelwert über ein Jahr im Beruf, allerdings viele auch
deutlich länger, eine Person sogar 15 Jahre. Insgesamt verfügen von den
Studierenden mit Berufsabschluss mehr Studenten als Studentinnen über längere
Berufserfahrung.
B5: Ende Schulabschluss-Anfang Studium
(Wie viel Zeit lag zwischen Ihrem letzten Schulabschluss und dem Beginn des Studiums?)
10 Studierende (12,5%) haben direkt nach dem Schulabschluss das Studium
aufgenommen. 45 Studierende (56,5%) haben bis zu 2 Jahren nach dem
Schulabschluss vor Studienbeginn gearbeitet; 21 Studierende (26,4%) zwischen 3
und 9 Jahren.
Auswertung nach Frauen und Männern getrennt
Die Antwort auf diese Frage macht den Unterschied zwischen den beiden Gruppen
besonders deutlich: Bezog sich die vorausgehende Frage auf die Tätigkeit im
26
gelernten Beruf, so geht es nun um die Zeit, die zwischen dem Schulabschluss und
dem Beginn des Studiums lag. Bei den Frauen war dies im Durchschnitt nur
etwas mehr als ein Jahr, bei den Männern im Durchschnitt fast viereinhalb
Jahre!
Jahre vom Ende des
Schulabschlusses bis
7
30,
25,
20,
8
15,
2
10,
5,
3
7 5
0,
weiblic
männlic
Geschlech
Abbildung 11: Zeit in Jahren zwischen letztem Schulabschluss und Anfang des
befragten weiblichen und männlichen Studierenden SiMa
Studiums bei
B6: Kontinuität des Werdegangs
(Wie würden Sei Ihren bisherigen Werdegang vom letzten Schulabschluss bis zum Studienbeginn bezeichnen?)
Der größte Teil der Studierenden (51 = 68%) würde seinen bisherigen Werdegang
vom letzten Schulabschluss bis zum Studienbeginn als kontinuierlich und
unkompliziert („glatt“), beschreiben, der kleinere Anteil (24 = 32%) hingegen als
diskontinuierlich und mit Brüchen („auf und ab“).
Auswertung nach Frauen und Männern getrennt
Sowohl bei den Studenten als auch bei den Studentinnen überwiegt die
Einschätzung, dass ihr bisheriger Werdegang eher kontinuierlich als diskontinuierlich
war. Allerdings stimmen die Frauen der Aussage des kontinuierlichen
Werdegangs mit 73%, die Männer mit 64% zu.
B7: Einflüsse/Werdegang
(Was war für Sie und Ihren bisherigen Werdegang vor allem bestimmend?)
27
Auf die Frage „Was war für Sie und Ihre bisherigen Werdegang VOR ALLEM
bestimmend?“ geben 45% an, dass sie selbst, d.h. ihre Fähigkeiten, Begabung und
ihre eigene Anstrengung entscheidend waren. Ebenso groß ist die Anzahl
derjenigen, die die Antwort angeben „alle Einflüsse“ zusammen.
Auswertung nach Frauen und Männern getrennt
Besonders bei dieser Frage ist es interessant zu wissen, ob die Frauen in höherem
Maß als die Männer angeben, dass Sie selbst vor allem den bisherigen Werdegang
bestimmt haben. Dies würde mit der in der Literatur angegebenen Beschreibung der
jungen Frauen von heute übereinstimmen: zielorientiert und selbstbewusst, die
Kontrolle über ihren Lebensverlauf übernehmend.
Das Ergebnis bestätigt diese Vermutung nicht direkt: zwar ist der Anteil der Frauen,
aber auch der Männer, die angeben, dass sie selbst den bisherigen Werdegang
bestimmt haben, im Vergleich zu denjenigen, die antworten, dass äußere und/oder
unvorhersehbare Einflüsse dafür verantwortlich seien, insgesamt hoch. Allerdings
geben 52% der Männer und nur 36% der Frauen an, dass sie selbst den
bisherigen Werdegang bestimmt haben. Eine mögliche Erklärung hierfür wäre,
dass die Entscheidung nach längerer Berufserfahrung mit dem Studium zu
beginnen, die vor allem bei den Männern anzutreffen ist, stärker auf diese selbst
zurückzuführen ist, als die der Frauen, von denen viele nahtlos direkt nach dem
Schulabschluss mit dem Studium begonnen haben.
Es darf auch durchaus kritisch gefragt werden, ob es nicht eher einer realistischen
Einschätzung entspricht, die Beteiligung aller Einflüsse zusammen für den
bisherigen Werdegang verantwortlich zu machen. Dies geben fast 50% der Frauen
und 43 % der Männer an.
Prozent
Geschlecht
60,0
weiblic
männlic
50,0
40,0
30,0
20,0
10,0
0,0
ich
äussere
unvorhersehbare
Einflüss
Einflüsse/Werdegan
alle Einflüsse
Abbildung 12: Einschätzung der befragten weiblichen und männlichen Studierenden SiMa bzgl.
der Einflüsse auf ihren bisherigen Werdegang
28
C: Die Entscheidung für das Studium Sicherheitsmanagement
Die Studierenden wurden gefragt, warum Sie sich für das Studium
Sicherheitsmanagement entschieden hatten und konnten von den vorgegebenen
Möglichkeiten mehrere ankreuzen.
C1: Studiumsmotivation
(Warum haben Sie sich für das Studium des Sicherheitsmanagements entschieden?)
71% der Studierenden haben sich für das Studium entschieden, weil ihnen der
Studiengang interessant erschien. An zweiter Stelle (48%) wird genannt, dass sie
das Studium gewählt haben, weil sie sich dadurch eine besonders gute
Berufschance erhoffen. Als dritthäufigster Grund (20%) wird angegeben, dass sie
sich mit diesem Studium für eine bestimmte Position im Sicherheitsbereich
qualifizieren wollen. Immerhin haben auch 9 Personen (11%) von anderen den Rat
erhalten, dies Studium zu wählen.
Auch die freien Antworten bestätigen diese Ergebnisse, dass das Studium aufgrund
der Vielfalt der Inhalte für viele sehr interessant erscheint. Aus der Sicht der
Studierenden bietet der Studiengang gute Anknüpfungsmöglichkeiten an
verschiedene berufliche und akademische Vorbildungen und eröffnet zugleich
verschiedene Möglichkeiten der Weiterentwicklung und Weiterqualifikation in der
Zukunft.
Auswertung nach Frauen und Männern getrennt
Vergleicht man die Zustimmung zu den Aussagen miteinander, so ergeben sich auch
hier Unterschiedstendenzen: Die weiblichen Studierenden haben das Studium vor
allem gewählt, weil sie dies interessant fanden. Die männlichen Studierenden fanden
das Studium zwar auch interessant, aber die anderen drei Antwortmöglichkeiten
fanden bei ihnen größere Zustimmung als bei den Frauen: Dies trifft vor allem auf
die Aussagen zu, dass andere ihnen dazu geraten haben und sie sich für eine
bestimmte Position in der Sicherheitsbranche qualifizieren wollen. Folglich ist die
Entscheidung für das Studium Sicherheitsmanagement bei den männlichen
Studierenden sehr viel ziel- und zukunftsgerichteter als bei den weiblichen
Studierenden.
C2: Anderes Studienfach
(Hätten Sie sich vorstellen können, ein anderes Studienfach zu wählen?“)
Auf die Frage „Hätten Sie sich vorstellen können, ein anderes Studienfach zu
wählen?“ gibt – in hoher Übereinstimmung mit der vorausgegangenen
Fragebeantwortung – der größte Teil der Studierenden (67%) an, dass sie sich auch
ein anderes Studienfach hätten vorstellen können.
Auswertung nach Frauen und Männern getrennt
anderes Studienfach
Gesamt
nein
ja
Geschlecht
weiblich
männlich
Gesamt
5 (16%)
27 (84%)
32
24
49
73
19 (46%)
22 (54%)
41
Abbildung 13: Vorhandensein von Vorstellungen über alternative Studienfächer zum
Studiengang SiMa bei befragten weiblichen und männlichen Studierenden
29
Hier ist ein signifikanter Gruppenunterschied zu erkennen: Fast die Hälfte der
männlichen Studierenden (46%) hätte sich nicht vorstellen können, ein
anderes Studienfach zu wählen, bei den Frauen war dies nur bei einer sehr
geringen Anzahl (16%) der Fall. Für die Frauen lässt sich also festhalten, dass der
größte Teil von ihnen (84%) sich auch hätte vorstellen können, etwas anderes zu
studieren.
C3:Studienfachwahl
(Wenn ja, welches Studienfach bzw. welche Studienfächer?)
Die Vielfalt der als Alternative in Betracht gezogenen Fächer überrascht: Am
häufigsten
(12x)
sind
sozialwissenschaftliche
Fächer
(Psychologie,
Kommunikationswissenschaften, Sozialpädagogik etc.) angeführt, gefolgt mit 7
Nennung des Studienfachs Wirtschaft (VWL/BWL) und Rechtswissenschaft mit 5
Nennungen und 2 Personen hätten gern eine Ausbildung bei der Polizei begonnen.
Zu den von einzelnen angeführten Studienfächer zählen - ohne alle aufzuführen verschiedene Managementstudiengänge, Ingenieurwissenschaft, Sprachen und
Design.
D: Einschätzung des bisherigen Studienverlaufs
D1: Zufriedenheit im Studium
(Wie zufrieden sind Sie mit Ihrem bisherigen Studienverlauf?)
Gültig
gar nicht
wenig
einiger
maßen
ziemlich
Fehlend
Gesamt
Häufigkeit
Prozent
Gültige
Prozente
Kumulierte
Prozente
2
5
2,5
6,3
2,7
6,8
2,7
9,6
24
30,0
32,9
42,5
35
43,8
47,9
90,4
völlig
7
8,8
9,6
100,0
Gesamt
73
91,3
100,0
System
7
80
8,8
100,0
Abbildung 14: Ausmaß der Zufriedenheit mit Studium SiMa
Die Zufriedenheit mit dem Studium ist hoch: fasst man die Kategorie „gar nicht“ und
„wenig“ zusammen, dann sind ca. 10% der befragten Personen mit dem Studium
nicht zufrieden. Fast 58% hingegen sind ziemlich oder völlig zufrieden mit dem
bisherigen Verlauf des Studiums. Die restlichen 32% sind zumindest
einigermaßen zufrieden.
Auswertung nach Frauen und Männern getrennt
Zwar sind sowohl die Frauen als auch die Männer im Durchschnitt „einigermaßen“
bis „ziemlich“ zufrieden mit dem Studium, aber die Tendenz geht bei den
Studentinnen eher in Richtung Unzufriedenheit, bei den Männern hingegen
eher in Richtung Zufriedenheit.
30
Zufriedenheit im
5
Geschlech
Abbil
dung
15: Zufriedenheit der befragten weiblichen und männlichen
Studierenden SiMA mit dem bisherigen Studienverlauf
D2: Gründe für die Zufriedenheit im Studium
(Was ist der Grund für das Ausmaß Ihrer Zufriedenheit mit dem Studium?)
D i e4 Studierenden konnten angeben, inwieweit ihre Zufriedenheit mit dem Studium
a u f die Mitstudierenden, die Studieninhalte, ihre Fähigkeiten, ihre Anstrengung
oder durch Geschehnisse im privaten Umfeld zurückzuführen ist.
Nimmt man die beiden Kategorien „ziemlich stark“ und „sehr stark“ zusammen und
vergleicht anhand der addierten Prozente die Gewichtung der Gründe für die
3 Zufriedenheit mit dem Studium, dann stehen mit fast 60% die Studieninhalte
a n erster Stelle. An zweiter Stelle sind die Gründe zu nennen, die mit der Person
des Studierenden zu tun haben: die persönlichen Fähigkeiten (55%) und die eigene
Anstrengung (46%). Erst dann werden die Mitstudierenden und die Lehrenden als
Grund mit jeweils 44% angeführt. Die Geschehnisse im individuellen Umfeld
2
sind auch bedeutungsvoll, jedoch werden sie mit 29% an letzter Stelle angeführt.
Auswertung nach Frauen und Männern getrennt
Die Ergebnisse der nach1 Geschlecht getrennten Gewichtung der Gründe für die
1
Zufriedenheit sind1 sehr interessant:
Studentinnen
und
Studenten stimmen in
der
Gewichtung
weiblich
männlich
von zwei Gründen
überein: Beide sind mit
d
e
n
Studieninhalten und mit den eigenen Fähigkeiten ziemlich zufrieden (Skalenwert 4).
Bei den Männern sind die „Mitstudierenden“ und „die Lehrenden“ zwei weitere
Gründe für ihre Zufriedenheit (ebenfalls Skalenwert 4). Diese Einschätzung wird von
den Frauen nicht in gleichem Maße geteilt.
Greifen wir noch einen Unterschied heraus: Im Gegensatz zu den Männern sind
die Frauen mit ihren eigenen Anstrengungen im Studium ziemlich zufrieden –
die Männer sind diesbezüglich in ihrer Selbsteinschätzung sehr viel uneinheitlicher,
d.h. die Einschätzung schwanken zwischen dem Skalenwert 2 und 4.
31
Grund für Zufriedenheit im
Studium:
Geschlech
5
4
)
3
2
1
6
1
weiblich
männlich
Abbildung 16: Ausmaß mit der Zufriedenheit im Studium der befragten weiblichen und
männlichen Studierenden aufgrund der eigenen Anstrengung im Studium SiMa
E: Unterschiede zwischen Männern und Frauen im Studium
E1: geschlechtsspezifische Unterschiede im Studiengang
Sicherheitsmanagement
(Gibt es aufgrund Ihrer Erfahrung in Ihrem bisherigen Studienverlauf deutlich erkennbare Unterschiede zwischen
den männlichen und weiblichen Studierenden?)
Fast 57% der inzwischen leider nur noch 72 antwortenden Personen beantworten
die Frage mit ja, d.h. aus ihrer Sicht gibt es Unterschiede zwischen den
Studentinnen und den Studenten.
Auswertung nach Frauen und Männern getrennt
Hinsichtlich der Beantwortung der Frage, ob es Unterschieden zwischen Frauen und
Männern im Studiengang Sicherheitsmanagement gibt, lassen sich keine deutlichen
Unterschiede zwischen den Geschlechtern erkennen.
E2: Beispiele für Unterschiede Studienverlauf M/F
(Wenn ja, welche?)
Den freien Antworten ist zu entnehmen, dass von vielen (Aussagen von 30
Personen) ein Unterschied gesehen wird: Viele Frauen sind noch recht jung und
haben das Studium direkt nach dem Abitur aufgenommen. Viele Männer sind älter
und blicken bereits auf eine längere Berufserfahrung mit Bezug zum Praxisfeld
Sicherheit zurück. Dass dies zu Unterschieden im Studium führt, ist nahe liegend.
32
Dieses Anderssein wird sowohl mit positiven als auch mit negativen Bewertungen
verknüpft. Bezogen auf die Auswirkungen auf das Studium lassen sich folgende
wiederkehrende Aussagen auflisten:
Die jüngeren Studentinnen haben mehr Übung im Lernen. Dies drückt sich in
besseren Noten aus.
Sie verfügen über die Arbeitshaltung – Fleiß, Disziplin, gutes Auswendiglernen
– die zu diesem Ergebnis führen.
In den Vorlesungen selbst halten sie sich zurück, sind unkritischer gegenüber
den Inhalten.
Die „älteren“ Studenten haben eine klarere Vorstellung von dem, was sie
anschließend einmal machen wollen, bringen ein wirkliches Interesse und
Verständnis mit.
Sie zeigen aufgrund der Erfahrung ein höheres Engagement in den
Vorlesungen in kritischer Auseinandersetzung mit den Inhalten.
Sie sind neidisch auf die guten Noten der Frauen.
Auswertung nach Frauen und Männern getrennt
Gerade zu diesem Punkt lohnt es sich, die Aussagen über die Bewertung der
vorliegenden Unterschiede dahingehend zu überprüfen, ob diese Verhaltensweisen
von den Frauen positiv und von den Männern negativ bewertet werden oder ob sich
keine eindeutige Zuordnung der Bewertungsqualität zum Geschlecht ergibt.
F: Arbeit neben Studium
F1: Arbeit neben dem Studium
(Arbeiten Sie neben dem Studium?)
Gültig
Fehlend
Häufigkeit
Prozent
Gültige
Prozente
Kumulierte
Prozente
nein
ja
15
53
18,8
66,3
22,1
77,9
22,1
100,0
Gesamt
68
85,0
100,0
System
12
80
15,0
100,0
Gesamt
Abbildung 17: Anzahl der befragten Studierenden SiMa, die neben dem Studium arbeiten
Der größte Teil der Studierenden (78%), die diese Frage beantwortet haben,
arbeiten neben dem Studium.
Auswertung nach Frauen und Männern getrennt
Geschlecht
weiblich
männlich
Arbeit neben
Studium
Gesamt
Nein
Ja
3 (10%)
28 (90%)
31
12 (33%
25 (67%
37
Gesamt
15
53
68
Abbildung 18 : Anzahl der befragten weiblichen und männlichen Studierenden SiMa, die nebem
dem Studium arbeiten
Der Anteil der befragten Frauen, die neben dem Studium arbeiten, liegt bei 90%, der
Anteil der befragten Männer nur bei 67%. Dies verwundert zunächst, lässt sich aber
– wie in den Interviews später deutlich wird – unter anderem damit erklären, dass
33
einige Männer noch Bezüge von der Bundeswehr erhalten und deshalb es für sie
nicht sinnvoll ist, neben dem Studium noch mehr Geld zu verdienen.
F2: Arbeitsstunden in der Woche
(Wie viele Stunden arbeiten Sie im Durchschnitt in der Woche neben Ihrem Studiums?)
Zunächst einmal muss festgehalten werden, dass auf diese Frage nur 32 (von
ursprünglich 80) geantwortet haben. Die Vermutung liegt nahe, dass dies dadurch
begründet ist, dass dies Thema durchaus einen Konflikt zwischen den Studierenden
und den Lehrenden darstellt. Da die Studierenden wissen, das ich als Lehrende es
ärgerlich finde, wenn sie ihre Nichtanwesenheit mit der Arbeit begründen, haben sich
hier einige wohl der Meinung enthalten. in diesen Kontext passt auf der Kommentar
„Geht keinen etwas an!“
Von den 32 Studierenden arbeiten ca. die Hälfte zwischen 15 und 20 Stunden
wöchentlich. Die Anzahl der Arbeitsstunden in der Woche schwankt zwischen 4 und
40 Stunden. Bei 40 Stunden Arbeitszeit in der Woche ist kaum noch vorstellbar, wie
ein Vollzeitstudium sinnvoll zu bewältigen ist. Bei 20 Stunden bedarf es schon einiger
Anstrengung, beides miteinander zu verbinden.
Auswertung nach Frauen und Männern
Es lässt sich lediglich die Tendenz erkennen, dass der größere Teil der Frauen in
der Woche ca. bis zu 15 Stunden arbeiten. Die Anzahl der Arbeitsstunden der 67%
der Antwort gebenden und arbeitenden Männer ist breit gestreut; tendenziell arbeiten
aber mehr Männer als Frauen mehr als 15 Stunden wöchentlich neben dem
Studium.
Prozent
weiblic
männlic
15
10
5
0
0 0 0 0 0 1 1 1 1 1 1
1 1 1 2 2 2 2 3 4
sporadisc
Keine Angabe
Arbeitsstunde
Abbildung 19: Anzahl der von den befragenten weiblichen und männlichen Studierenden SiMa
neben dem Studium geleisteten Arbeitsstunden
34
F3: Motivation für Arbeit neben dem Studium
(Welche Aussage ist für die Arbeit, die Sie neben Ihrem Studium ausüben, zutreffend?)
Die Studierenden sollten sich für eine der Möglichkeiten entscheiden, um damit den
wichtigsten Grund deutlich zu machen.
Diese Frage wurde im Vergleich zu der nach der Anzahl der neben dem Studium
geleisteten Arbeitsstunden wieder von mehreren Studierenden beantwortet (45), die
Auswertung gibt allerdings auch in diesem Fall lediglich eine Tendenz an: Die
meisten der Antwortgebenden (44%) geben an, dass sie mit der Arbeit ihren
Lebensunterhalt verdienen. Allerdings ist der Anteil derjenigen, die arbeiten, um sich
einen Luxus zu leisten, mit 33% auch nicht gering. 22% arbeiten, weil ihnen dadurch
wichtige Erfahrungen für die zukünftige Berufstätigkeit vermittelt werden.
Auswertung nach Frauen und Männern
Die Unterschiede zwischen den Frauen und Männern sind hinsichtlich der
Gewichtung der Gründe für den Nebenverdienst nicht deutlich erkennbar. Es lässt
sich lediglich eine Tendenz erkennen, dass mehr Frauen (25%) als Männern (19%)
angeben, dass sie arbeiten, um dadurch Erfahrungen für das Berufsleben zu
sammeln. Da wir wissen, dass die meisten Frauen bisher über wenig Erfahrung im
Praxisfeld Sicherheit verfügen, ist diese etwas höhere Motivation gut
nachvollziehbar.
G: Pläne und Wünsche für die berufliche Zukunft
G1: Pläne nach Studium
(Was möchten Sie nach dem Studium machen?)Von
den 59 Studierenden, die diese Frage
beantwortet haben, wollen 39% nach Abschluss des Studiums im Bereich der
Unternehmenssicherheit arbeiten. An zweiter Stelle steht der Wunsch, sofort weiter
zu studieren (22%). An dritter Stelle eine Tätigkeit im Bereich der
Sicherheitsdienstleistung. Fasst man die Aussagen in zwei Kategorien zusammen,
nämlich den Wunsch, im Sicherheitsbereich zu arbeiten einerseits und den, etwas
Anderes zu machen (Studium/ Pause), dann wollen ca. 70 beruflich im
Sicherheitsbereich tätig sein und ca. 30% etwas anderes machen.
Auswertung nach Frauen und Männern
Geschlecht
weiblich
männlich
Pläne
Studienabschluss
unklar
Pause, etwas Neues
2
7
1
0
3
7
8 (30%)
17(57%)
6
14
Zwischensumme
Sicherheitsdienstleistung
5
Unternehmenssicherheit
5
kommunale Sicherheit
selbstständig machen
sofort weiter studieren
Zwischensumme
Gesamt
Gesamt
7 (19%)
4
9
2
19 (53%)
3
24
1
3
4
13 (43%)
30
29 (81%)
36
66
5
35
Abbildung 20: Pläne bzw. Wünsche der befragten weiblichen und männlichen Studierenden für
die Zeit nach dem Ende des Studiums SiMa
Prozent
weiblic
männlic
25
20
15
10
5
unkla
Sicherheitsdienstleistun
selbstständig
Pause, etwas
Unternehmenssicherhei
sofort weiter
kommunale
Abbildung 21: Schaubild über die Pläne bzw. Wünsche der befragten weiblichen und
männlichen Studierenden für die Zeit nach dem Ende des Studiums SiMa
Wie auch das Schaubild gut verdeutlicht, zeigen sich hier klare Unterschiede: Über
80% der Studenten wollen nach dem Studium im Praxisfeld Sicherheit arbeiten,
davon der größte Teil (53%) im Bereich Unternehmenssicherheit. Bei den Frauen
wollen hingegen nur 43% direkt nach dem Studium im Sicherheitsbereich
arbeiten. 57% der Studentinnen haben andere Pläne – von diesen 57% wollen 30%
weiter studieren.
G2: Einschätzung dessen, was den Studierenden im zukünftigen
Berufsleben wichtig ist
(Inwieweit treffen die Aussagen für Ihr zukünftiges Berufsleben zu?)
Die Studierenden sollten bei den 11 folgenden Aussagen jeweils ankreuzen, wie
wichtig ihnen der Inhalt der Aussagen bezogen auf ihren zukünftigen Beruf ist.
1. Ich will viel Geld verdienen
2. Ich will eigenständig und kreativ arbeiten
3. Ich will meine Fähigkeiten weiterentwickeln
4. Ich will möglichst wenig Stress haben
5. Ich will Verantwortung für andere Personen tragen
6. Ich will einen sicheren Arbeitsplatz haben
7. Ich will einen Beruf, der das Privatleben und die Freizeit nicht beeinträchtigt
8. Ich will einen Beruf, bei dem ich etwas bewegen und bewirken kann
9. Ich will Tätigkeiten ausüben, die mir Spaß machen
10. Ich will einen Beruf, bei dem ich mit Menschen zusammen treffe
11. Berufsleben(Ich will einen Beruf, der mir gute Aufstiegsmöglichkeiten bietet
36
Eine erste Auswertung soll die folgende Rangliste ermöglichen. Hier sind die die
Prozentwerte addiert der Antwortkategorie „wichtig“ und „sehr wichtig“: Dabei ergibt
sich folgende Rangliste:
Aussagen zum Berufsleben
Wichtig
und
sehr wichtig
Spaß
96%
Fähigkeiten entwickeln
94%
G
u
t
e
Aufstiegsmöglichkeiten
Mit
Menschen
zusammentreffen
Etwas
bewegen
und
bewirken
Sicheren Arbeitsplatz
H ö c h s t e
Pr ozent zahl
bei
49% wichtig
und 48% sehr
wichtig
71%
sehr
wichtig
57% wichtig
60% wichtig
85%
84%
56% wichtig
81%
46%
sehr
wichtig
60% wichtig
52% wichtig
40% wichtig
37% wichtig
aber
36%
eher
nicht
wichtig
53%
eher
nicht wichtig
Viel Geld
Eigenständig und kreativ
Verantwortung für andere
Keine Beeinträchtigung von
Privatleben
79%
77%
54%
44%
Wenig Stress
13%
Fassen wir die Ergebnisse zusammen: An oberster Stelle steht der Wunsch, im
Berufsleben die eigenen Fähigkeiten weiterzuentwickeln und Tätigkeiten auszuüben,
die Spaß machen.
An zweiter Stelle sind Wünsche an das zukünftige Berufsleben zu nennen, die
nahezu gleichrangig sind:
Viel Geld zu verdienen, gute Aufstiegsmöglichkeiten zu haben und einen sicheren
Arbeitsplatz zu haben (46% sehr wichtig), aber auch der Wunsch, eigenständig und
kreativ zu sein, etwas bewegen und bewirken zu können und mit anderen Menschen
zusammen zu arbeiten.
Verantwortung für andere zu übernehmen, rückt mit 54% deutlich weiter nach hinten.
Ebenfalls ist es den Studierenden nicht so wichtig, dass das Berufsleben ihr
Privatleben nicht beeinträchtig.
Das Schlusslicht bildet eindeutig - mit nur 13% für „wichtig“ und „sehr wichtig“ und
hoher Prozentzahl (53%) an Nennungen bei der Kategorie „eher nicht wichtig“ die
Erwartung an das Berufsleben, wenig Stress zu haben.
Auswertung nach Frauen und Männern
Das folgende Schaubild zeigt, was den Studentinnen und Studenten für das
zukünftige Berufsleben wichtig ist. Hierbei sind die Antwortkategorien „wichtig“ und
„sehr wichtig“ zusammengefasst. Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern
sind nicht weiter zu interpretieren! Die oben angeführte Rangliste kann folglich für
beide Geschlechter Gültigkeit beanspruchen.
37
Abbildung 22: Einschätzung der weiblichen und männlichen Studierenden von dem, was für ihr
zukünftiges Berufsleben wichtig ist
G3: Gewünschte Tätigkeit im Berufsleben
(Welche der aufgeführten Tätigkeiten möchten Sie in Ihrem zukünftigen Beruf am liebsten machen?)
Wenn man die Rubriken nach den Häufigkeiten des Ankreuzens sortiert, dann ergibt
sich folgende Rangliste:
Tätigkeiten
Rangliste der Häufigkeiten
analysieren und beraten
eine Organisation leiten und führen
46
43
lehren und ausbilden
forschen und entwickeln
beraten, verkaufen
25
21
21
organisieren, planen, überwachen
von
Anlagen,
Maschinen,
technischen Prozessen
Überwachen und kontrollieren
werben, Marketing, Akquisition,
16
16
16
38
Public Relation
Vorgänge
verwalten
oder
Informationen
sammeln,
recher-chieren, auswerten - ohne
Kunden-kontakt
einkaufen, beschaffen, verkaufen
fahren, transportieren
10
9
3
Es ergibt sich hieraus eine klare Rangliste: An erster Stelle steht das Ziel, eine
anspruchsvolle Tätigkeit auszuüben, die Analyse einerseits, Beratung anderseits
umfasst. Eine Organisation zu leiten und zu führen steht an der zweiten Stelle.
Mit wesentlich weniger Nennungen (25 bzw. 21) wird angeführt, dass die zukünftige
Berufstätigkeit darin bestehen kann, zu lehren und auszubilden, zu forschen und zu
recherchieren sowie zu beraten und zu verkaufen.
Drei Tätigkeiten werden von 16 Personen genannt und umschreiben durchaus
anspruchsvolle Tätigkeiten, die aber nicht unbedingt mit der Führung von
Mitarbeitern zusammenhängen:
Die geringste Nennung erhalten die einfachen Aufgaben, für deren Durchführung
kein Studium notwendig ist.
Auswertung nach Frauen und Männern getrennt
Greifen wir von den gewünschten Tätigkeiten im späteren Berufsleben nur die
heraus, die ganz oben auf der Rangliste stand. „eine Organisation leiten und führen“.
Von den 43 Personen haben 59% der Studentinnen und 50% der Studenten
angegeben, diese Tätigkeit später ausführen zu wollen. Diese Aussage, bei aller
notwenigen Vorsicht bezüglich der Interpretation, lässt sich zumindest als Tendenz
interpretieren, dass die Studentinnen ebenso wie die Studenten die Übernahme
einer Führungsrolle anstreben.
Geschlecht
weiblich
männlich
gewünschte Tätigkeit
im Berufsleben(eine
Organisation leiten und
führen)
Keine Angabe
eine Organisation
leiten und führen
Gesamt
Gesamt
14
23
37
20 (59%)
23 (50%)
43
34
46
80
Abbildung 23: Anzahl der weiblichen und männlichen Studierenden SiMa, die Leitungsfunktion
im Berufsleben übernehmen wollen
G4: Erwartete Einkommenshöhe
(Wieviel Geld glauben Sie, werden Sie in 10 Jahren im Monat (nach Abzug der Steuer und
Sozialabgaben) verdienen?)
Diese Frage ist von den Studierenden – wie auch die offenen Antworten deutlich
machen – nur mit Schwierigkeiten zu beantworten. Die Streuung der Angaben zur
den erwarteten Einkünften ist groß und reicht von 1000 Euro bis 10000 Euro Netto
im Monat in 10 Jahren. Die meisten bewegen sich allerdings zwischen 2000 (6x
genannt) und 4000 (8x genannt).
39
Auswertung nach Frauen und Männern getrennt
Abbildung 24: Die von den befragten weiblichen und männlichen Studierenden SiMa erwartete
Einkommenshöhe in 10 Jahren
Das Schaubild zeigt die Tendenz deutlich: Die meisten Männer glauben, dass sie
in 10 Jahren zwischen 2500 und 6000 Euro verdienen werden. Damit liegen
deutlich höher in der Erwartung des zukünftigen Einkommens als die Frauen.
G5: Lebensplanung Schwergewicht Beruf
(Würden Sie für Ihre Arbeit…?)
Die Studierenden sollten angeben, inwieweit sie der Aussage zustimmen, dass sie
für ihre Arbeit Folgendes tun würden:
·
·
·
·
·
·
·
auf eine Partnerschaft verzichten
sich von Ihrem Partner/ Partnerin trennen
auf Kinder verzichten
umziehen
Deutschland verlassen
ihre Familie vernachlässigen
Lebensplanung(Freundschaften vernachlässigen)
Über 70% der Befragten lehnen es ab (Addition der Prozente von „stimme überhaupt
nicht zu“ und „stimme eher nicht zu“), für die Arbeit sich vom Partner oder von der
Partnerin zu trennen, auf Kinder zu verzichten, die Familie zu vernachlässigen oder
auf eine Partnerschaft zu verzichten.
40
Für die Arbeit wären über 80% der Personen bereit (Addition der Prozente von
„stimme eher zu“ und „stimme voll und ganz zu“), umzuziehen und 68% bereit,
Deutschland zu verlassen.
Hingegen sind die Studierenden sehr geteilter Meinung, ob sie für die Arbeit bereit
wären, Freundschaften zu vernachlässigen.
Auswertung nach Frauen und Männern getrennt
Wie den beiden Schaubildern entnommen werden kann, die die Zustimmung bzw.
Nichtzustimmung zu den oben angeführten Fragen nach dem, was die Studierenden
bereit wären, für den Beruf zu tun, verdeutlichen, sind ebenfalls die Unterschiede
zwischen den Geschlechtern nicht so deutlich, dass sie interpretiert werden könnten.
Abbildung 25: Was die befragten weiblichen und männlichen Studierenden SiMa für ihre Arbeit
zu tun bereit wären
41
Abbildung 26: Was die befragten weiblichen und männlichen Studierenden SiMa für ihre Arbeit
nicht zu tun bereit sind
H: Tätigkeiten von Frauen und Männern im Sicherheitsbereich
H1: Einschränkungen von Frauen
(Gibt es im Sicherheitsbereich irgendwelche berufliche Tätigkeiten, die Frauen nicht ausüben können?)
Von den 61 Studierenden, die diese Frage beantwortet haben, geben 84 % an, dass
es im Sicherheitsbereich keine beruflichen Tätigkeiten gibt, die Frauen nicht ausüben
können.
Auswertung nach Frauen und Männern getrennt
Geschlecht
weiblich
männlich
Einschränkungen
Frauen
Gesamt
keine Einschränkung
Einschränkung
24
3 (11%)
27
27
7 (20%)
34
Gesamt
51
10
61
42
Abbildung 27: Einschränkungen für Frauen im Sicherheitsbereich aus der Sicht der weiblichen
und männlichen Studierenden von SiMa
Von den wenigen Studierenden, die angeben, dass es berufliche Tätigkeiten im
Sicherheitsbereich gibt, die von den Frauen nicht ausgeübt werden können, neigen
die Studenten stärker als die Studentinnen dazu, Einschränkungen für Frauen im
Sicherheitsbereich zu sehen.
H2: Beispiele für Einschränkungen von Frauen im
Sicherheits-bereich
(Wenn ja, welche und warum?)
Die zehn Aussagen, in denen Einschränkungen für Frauen im Sicherheitsbereich
angeführt werden, beziehen sich auf die Ausübung von bestimmten Tätigkeiten:
Objektschutz, Wachschutz, Personenschutz, allein Streife laufen, Türsteher in
Problembezirken, in Kampf- und Spezialformationen. Als Grund für die
Einschränkung wird 5x die körperliche Eignung bzw. körperliche Konstitution
genannt. Fast belustigend ist die Äußerung, dass „Wachleute, die sich selber in der
Nacht fürchten, nicht für Sicherheit sorgen können.“ Hier drängt sich sofort die Frage
auf, ob sich Frauen in der Nacht mehr fürchten als Männer.
Einer Person war offenbar wichtig zu betonen, dass hier nicht von
geschlechtsspezifischen Unterschieden zu reden ist, sondern dies von Frau zu Frau
unterschiedlich ist!
H3:Einschränkungen von Männern im Sicherheitsbereich
(Gibt es im Sicherheitsbereich irgendwelche berufliche Tätigkeiten, die MÄNNER nicht ausüben können?)
Auf die Frage, ob es für Männer im Sicherheitsbereich Einschränkungen gibt,
antworten 93% mit nein. Vergleicht man diese Prozentzahl mit derjenigen, die bei
derselben Frage bezogen auf Frauen vorlag (84%), so die Aussage deutlich: es
liegen offenbar weniger Einschränkungen für Männer hinsichtlich der von ihnen
auszuübenden Tätigkeiten vor, als bei Frauen. Allerdings umfasst die Differenz
lediglich 9%.
Auswertung nach Frauen und Männern getrennt
Hier lassen sich zwischen den Frauen und Männern keine Unterschiede erkennen.
Geschlecht
weiblich
männlich
Einschränkungen
Männer
keine Einschränkung
Einschränkung
Gesamt
24
2 (8%)
26
32
2 (6%)
34
Gesamt
56
4
60
Abbildung 28: Einschränkungen für Männer im Sicherheitsbereich aus der Sicht der befragten
weiblichen und männlichen Studierenden SiMa
H4: Beispiele für Einschränkungen für die Tätigkeit von Männern im
Sicherheitsbereich
(Wenn ja, welche und warum?)
Welches sind nun die Einschränkungen? Von den 6 Äußerungen nennen 4 den
„Body-check“ (oder auch Abtastkontrolle oder Leibesvisitation genannt). Hierbei
handelt es sich um eine gesetzlich vorgeschriebene Kontrolle, die nur Frauen bei
Frauen durchführen dürfen.
Zwei Studierende nennen die Schwierigkeit von Männern, Konflikte zu schlichten
bzw. deeskalierend tätig zu sein.
43
H5: Frauen in Führungspositionen
(Bitte kreuzen Sie an, inwieweit Sie den folgenden Aussagen zustimmen…)
Die Studierenden sollen ankreuzen,
übereinstimmen:
inwieweit
sie mit
den folgenden Aussagen
1.Frauen brauchen einen männlichen Förderer, um etwas zu werden
Ca. 64% der Antwortenden stimmen dieser Aussage überhaupt nicht zu, d.h.
mehrheitlich wird die Meinung vertreten, dass Frauen keinen männlichen Förderer
brauchen, um etwas zu werden.
2. Frauen sind für den beruflichen Konkurrenzkampf weniger geeignet als Männer
Differenzierter stellt sich die Aussage hinsichtlich der Eignung von Frauen für den
beruflichen Konkurrenzkampf dar. Zwar lehnen 40% die Aussage deutlich ab (und
weitere 36 % stimmen der Aussage eher nicht zu), dass Frauen für den beruflichen
Konkurrenzkampf weniger geeignet sind als Männer, aber ca. 25 % können dieser
Aussage doch etwas abgewinnen.
3. Frauen sind bzw. wären die besseren Chefs
Fast 30% stimmen der Aussagen, Frauen wären die besseren Chefs, nicht zu, aber
doch eine hohe Prozentzahl von 62 sind sich da unsicher und sagen „teils, teils“.
4. Frauen haben keine Chance, eine Führungsposition zu erreichen
53 % der Antwortgebenden stimmen der Aussage, dass Frauen keine Chance
hätten, eine Führungsposition zu erreichen, überhaupt nicht zu.
Fassen wir die Aussagen in ihrer Tendenz zusammen: Die Mehrheit der 61
Studierenden ist davon überzeugt, dass Frauen ohne männliche Förderer ihren Weg
gehen und Erfolg haben werden. Ob nun Frauen aber wirklich genauso geeignet
sind für den Konkurrenzkampf wie Männer – diesbezüglich bestehen durchaus
einige Zweifel. Die meisten Befragten sind auch, ob Frauen die besseren Chefs sind.
Aber Frauen wird durchaus eine Chance eingeräumt, eine Führungsposition zu
erlangen.
Auch bei diesen Fragen ist es nun besonders interessant zu überprüfen, ob die
Einschätzung von Frauen von denen der Männer abweichen oder nicht.
Auswertung getrennt nach Frauen und Männern
Fast alle Frauen (85%) lehnen es entschieden ab, dass Frauen einen männlichen
Förderer brauchen. (Von den Männern lehnen diese Aussage 47% ab)
Die Männer lehnen hingegen mit 44% die Behauptung ab, Frauen seien die
besseren Chefs – von den Frauen lehnen diese Aussage 11% ab.
Frauen (74%) und Männer (67%) sind sich weitgehend einige, dass die Behauptung,
Frauen hätten keine Chance, eine Führungsposition zu erreichen, nicht haltbar ist
H6: Macht und Einfluss
(Um in meinem Berufsleben Macht und Einfluss zu haben, …)
Die Studierenden wurden gefragt, inwieweit sie folgenden Aussagen zustimmen, um
im Berufsleben Macht und Einfluss zu haben:
· Ich muss die richtigen Leute kennen und Beziehungen aufbauen
· Ich müsste ich aus der richtigen Familie kommen
44
· Ich brauche angeborene Fähigkeiten und Begabungen
· Ich müsste eine Frau bzw. ein Mann sein
· Ich muss mich anstrengen und hart arbeiten
Zusammengefasst sind die Studierenden mehrheitlich der Meinung, dass die eigene
Anstrengung und das harte Arbeiten (93%) sowie das Kennen der richtigen Leute
(über 89%) oder – wie wir heute sagen – die Einbindung in das entsprechende
Netzwerk entscheidend sind, um im Berufsleben Macht und Einfluss zu haben. Das
Geschlecht und die soziale Herkunft sind hingegen von nachgeordneter Wichtigkeit:
77% stimmen dem Satz „Ich müsste eine Frau bzw. ein Mann sein“ überhaupt nicht
bzw. eher nicht zu. Die Einschätzung der Bedeutung der Begabung bzw. der
Fähigkeiten der Person schwankt sehr stark bei den Studierenden.
Auswertung nach Frauen und Männern getrennt:
Aufgrund der geringen Anzahl lassen sich auch hier nur vorsichtige Aussagen
treffen: Ein markanter Unterschied sei herausgegriffen:
Geschlecht
weiblich
männlich
Beziehungen aufbauen
1,00
99,00
Gesamt
18 (53%)
16
34
Gesamt
32 (69%)
14
46
50
30
80
Abbildung 29: Zustimmung der befragten weiblichen und männlichen Studierenden SiMa zur
Wichtigkeit von Kontakten und Beziehung für Macht und Einfluss im Berufsleben
Fast 70% der Studenten sind der Überzeugung, dass man die richtigen Leute
kennen muss, um Macht und Einfluss zu haben. Von den Studentinnen
stimmen dieser Aussage nur 53% zu. Dies bestätigt die bereits angeführte
Erkenntnis aus Studien zu Frauen und Führungsverhalten, die zu dem Ergebnis
kommen, dass vielen Frauen die Bereitschaft fehlt, die mikropolitischen Spielregeln
beim Kampf um Macht und Einfluss zu beachten.
Die Frauen neigen stärker dazu, sich auf ihre Anstrengung und Fähigkeiten zu
verlassen und schätzen die Rolle von externen Faktoren eher geringer als die
Männer.
I: Pläne und Wünsche für die private Zukunft
I1: Private Zukunftsgestaltung
(Welche Vorstellung haben Sie bezogen auf Ihre private Zukunftsgestaltung?)
Die Mehrzahl der 61 Studierenden – fast 60% möchten eine Familie gründen. Somit
ist für das zukünftige Berufsleben die Verbindung von Arbeit und Familie sicher ein
wichtiges Thema.
Auswertung nach Frauen und Männern getrennt
Geschlecht
weiblich
männlich
priv.
Zukunftsgestaltung
allein leben
zusammenleben mit
anderer Person
zusammenleben mit
PartnerIn
Familiengründung
Gesamt
Gesamt
3
2
5
1
1
2
7 (26%)
12 (35%)
19
16 (59%)
27
19 (56%)
34
35
61
45
Abbildung 30: Anzahl der Wahlen der befragten weiblichen und männlichen Studierenden SiMa
für private Zukunftsgestaltung
Studenten und Studentinnen unterscheiden sich nicht in ihrem Wunsch, eine Familie
zu gründen.
I2: Partnerschaft und Beruf
(Würden Sie für Ihre Partnerschaft…?)
Die Studierenden wurden bereits (s. G5) gefragt, wie wichtig ihnen der Beruf sei.
Nun steht die Partnerschaft im Mittelpunkt und gefragt wird danach, was sie bereit
wären, für die Partnerschaft an Einbußen hinzunehmen. Kurz, es geht um den
Stellenwert des Privatlebens!
1. Einkommensverluste hinnehmen
Die Mehrheit (48%) ist unentschieden, ob sie für die Partnerschaft
Einkommensverluste hinnehmen würden, tendieren aber eher dazu, dies zu tun.
2. ihren Beruf wechseln
Über 50% würden für die Partnerschaft den Beruf nicht wechseln, allerdings sind
35% unentschieden. Aber die Tendenz der Aussage ist eindeutig: es wäre zu viel
verlangt, für eine Partnerschaft den Beruf zu wechseln.
3. auf beruflichen Aufstieg verzichten
Auch bei der Frage, ob man für die Partnerschaft auf den beruflichen Aufstieg
verzichten würde, sagen fast 43% teils – teils, aber über 34% würden dies eher nicht
tun. Also auch hier ist die Tendenz eindeutig: Der berufliche Aufstieg hat Vorrang vor
der Partnerschaft.
4. Deutschland verlassen
Ca. 40 % wären bereit, für die Partnerschaft Deutschland zu verlassen, ca. 30% sind
unentschieden..
5. umziehen
Wegen der Partnerschaft würden über 65% bereits sein umzuziehen – ganz
ablehnen würde dies keiner.
6. aufhören zu arbeiten
Auch hier ist die Aussage eindeutig: Fast 40% lehnen es entschieden ab, für die
Partnerschaft aufzuhören zu arbeiten. Insgesamt würden dies ca. 70% nicht tun.
7. Freundschaften vernachlässigen
Freundschaften haben einen hohen Stellenwert. Diese für die Partnerschaft zu
vernachlässigen, lehnen ca. 70% der Antwortenden ab.
Fassen wir die Ergebnisse zusammen, dann lässt sich Folgendes sagen: Für die
Partnerschaft sind die Befragten mehrheitlich bereit, umzuziehen, Deutschland zu
verlassen und auch Einkommensverzichte hinzunehmen. Sie würden es aber
mehrheitlich ablehnen, für die Partnerschaft aufzuhören zu arbeiten und
Freundschaften zu vernachlässigen. Wenn auch nicht mit der gleichen Eindeutigkeit,
46
aber von der Tendenz her eindeutig ist die Weigerung, für die Partnerschaft den
Beruf zu wechseln und auf den beruflichen Aufstieg zu verzichten.
Auswertung nach Frauen (weiß) und Männern (schwarz) getrennt
Die Beschäftigung mit diesen Aussagen zeigt eine interessante Tendenz: Die Frauen
sind weniger bereit als die Männer, für die Partnerschaft etwas aufzugeben: mehr
Frauen als Männer würden für die Partnerschaft nicht aufhören zu arbeiten, nicht auf
den Aufstieg verzichten und nicht den Beruf wechseln.
Abbildung 31: Was die befragten weiblichen (blau) und männlichen (grün) Studierenden SiMa
für die Partnerschaft nicht bereit sind zu tun
Tendenziell sind die Männer auch eher bereit, für die Partnerschaft etwas
aufzugeben: so wären sie in höherem Maße als die Frauen bereit,
Einkommensverlust für die Partnerschaft hinzunehmen.
47
Abbildung 32: Was die befragten weiblichen (blau) und männlichen (grün) Studierenden
SiMa bereit sind für die Partnerschaft zu tun
I3: Zukunftsvorstellungen
(Was ist für Sie wichtig?)
Diese letzte Frage des Online-Fragebogens wurde von 61 Studierenden beantwortet.
Sie sollten angeben, wie wichtig es Ihnen ist
· treu zu sein
· viel Geld zu verdienen
· Karriere zu machen
· für eine Sache einzutreten
· Kinder zu bekommen
· auf eigenen Beinen zu stehen
· gesundheitsbewusst zu leben
· Verantwortung zu übernehmen
· gut auszusehen
· Markenkleidung zu tragen
· das Studium erfolgreich zu beenden
· zu heiraten oder in einer eheähnlichen Beziehung zu leben
· besonders, außergewöhnlich zu sein
· viel Zeit für Freunde haben
· eine sportliche Figur zu haben
· guten Sex zu haben
· sparsam zu sein
· über ein umfangreiches Wissen zu verfügen
· für das Alter vorzusorgen
· ein abwechslungsreiches Leben zu haben
· durchsetzungsfähig zu sein
· kritisch zu sein
· Macht und Einfluss zu haben
48
·
das Leben zu genießen
Rangliste der als „sehr wichtig“ bezeichneten Aussagen
Studium
erfolgreich 64%
1. Rang
beenden
Treu sein
auf
eigenen
stehen
Beinen
56%
48%
2. Rang
3. Rang
Bringt man die Prozentwerte, mit der die Kategorie „sehr wichtig“ angegeben wird, in
eine Rangreihe, dann steht auf Platz 1 das Ziel, das Studium erfolgreich zu beenden,
gefolgt von der Wichtigkeit der Treue. Rang 3 nimmt ein, „auf eigenen Beinen zu
sehen“, d.h. unabhängig zu sein.
Rangliste der als „ziemlich wichtig bezeichneten Aussagen“
V e r a n t w o r t u n g
übernehmen
durchsetzungsfähig sein
a b we c h s l u n g s r e i c h e s
Leben
für eine Sache eintreten
69
5. Rang
66
64
5.. Rang
7. Rang
59
8. Rang
Bei der Kategorie „ziemlich wichtig“ nehmen die ersten vier Ränge die Aussagen ein,
Verantwortung
zu
übernehmen,
durchsetzungsfähig
zu
sein,
ein
abwechslungsreiches Leben zu führen und für eine Sache eintreten. Betrachtet man
diese vier Aussagen, dann lässt sich ein ausgewogenes Verhältnis von prozsozialen
Zielen einerseits und hedonistischen Zielen anderseits erkennen.
Rangliste nach Addition der Prozente der „sehr wichtigen“ und „ziemlich
wichtigen“ Aussagen
Treu sein
durchsetzungsfähig sein
umfangreiches Wissen
auf
eigenen
Beinen
stehen
für eine Sache eintreten
guten Sex haben
für das Alter vorsorgen
V e r a n t w o r t u n g
übernehmen
Studium
erfolgreich
beenden
a b we c h s l u n g s r e i c h e s
Leben
92
89
87
84
1. Rang
2. Rang
3. Rang
4. Rang
82
78
75
69
5. Rang
6. Rang
7. Rang
8. Rang
64
9. Rang
64
Von ganz geringer Bedeutung ist es, Markenkleider zu tragen und besonders
außergewöhnlich zu sein.
Auswertung nach Frauen und Männern getrennt
Die Auswertung ergibt, dass die Unterschiede zwischen den Frauen und Männern
über fast alle Antworten hinweg minimal sind! Lediglich bei der Wichtigkeit, gesund
49
zu leben, gibt es einen deutlichen Unterschied: Dies ist 52% der Frauen und nur
35% der Männer wichtig.
Abbildung 33: Was den weiblichen (blau) und männlichen (grün) Studierenden für die Zukunft
wichtig ist
Zusammenfassung der Ergebnisse der Online-Befragung
Tabellarische Übersicht der Ergebnisse der Online-Befragung
Zusammenstellung der Unterschiede zwischen Frauen und Männern im
Studiengang Sicherheitsmanagement Berlin
(Studienjahrgänge 2005-2008)
STUDENTINNEN
STUDENTEN
67%
der Studenten
Prozentualer Anteil der
77% der Studentinnen
Befragten an
Grundgesamtheit
23 Jahre
Alter im Durchschnitt
27 Jahre
über 90% deutsch
Nationalität
½ wohnt allein, von der anderen Hälfte:
Wohnsituation
größerer Anteil in
größerer Anteil mit
Wohngemeinschaft
Partnerin
Bildungsabschluss
67%
Allgemeine Hochschulreife 76%
Fachhochschulreife
18%
33%
15%
Berufsausbildung
45%
große Bandbreite
Gelernter Beruf
Dienstleistungsbereich
Handwerk/
Bundeswehr
Fachkraft für Schutz und
Sicherheit
Arbeit im gelernten Beruf
im Durchschnitt
Zeit zwischen letzten
Schulabschluss und
Beginn des Studiums
Im Durchschnitt
Einschätzung des
bisherigen Werdegangs
als „kontinuierlich“
Selbstbestimmung des
eigenen Werdegangs
Gründe für Entscheidung
für das Studium
1x
½ Jahr
1 Jahr
5x
> 1 Jahr
große Streuung
4 ½ Jahre
73%
64%
36%
52%
„interessant“ an 1. Stelle
Qualifikation für
bestimmte
Position in Sicherheitsbr.
50
Anderes Studienfach
denkbar
54%
84%
Zufriedenheit mit Studium „mittel“ bis „hoch“
Gründe
„mittel“ bis „hoch“
Studieninhalte
eigene Fähigkeiten
eigene Anstrengung
Mitstudierende/Lehrende
Unterschiede zwischen
Frauen und Männern im
Studiengang
ja
STUDENTINNEN
Arbeit neben dem
90%
Studium
Arbeitsstunden pro Woche im Durchschnitt 15
Stunden
Pläne nach BA-Studium 43% Praxisfeld Sicherheit
Wichtig im Berufsleben
(Rangliste)
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
STUDENTEN
67%
Tendenziell > 15 Stunden
>80% Praxisfeld
Sicherheit (größte Teil
Unternehmenssicherheit)
Spaß
Fähigkeiten entwickeln
gute Aufstiegsmöglichkeiten
etwas bewirken
sicheren Arbeitsplatz
Geld
eigenständig und kreativ sein
50%
59%
Übernahme einer
Führungsaufgabe im
Beruf
breit gestreut, eher höher
Geschätztes Einkommen breit gestreut, eher
niedriger
(1600
–
2500)
(2500 – 6000)
in 10 Jahren
umziehen
Für die Arbeit würde ich
Deutschland verlassen
von PartnerIn trennen
Für die Arbeit würde ich
auf Kinder verzichten
nicht
Familie vernachlässigen
11%
Einschränkungen für
20%
Frauen im Praxisfeld
Sicherheit
Einschränkungen für
6%
8%
Männer im Praxisfeld
Sicherheit
Frauen und Führung
· „brauchen männlichen Nein: 85%
Nein: 11%
Förderer“
· „sind die besseren
Nein: 11%
Nein: 44%
Chefs“
· „haben keine Chance, Nein: 74%
Nein: 67%
Führungsposition zu
51
erreichen
Gewinnung von Macht
und Einfluss durch
„muss die richtigen Leute
kennen, um Macht und
Einfluss zu gewinnen“
Wichtigkeit der
Partnerschaft
Wichtig für die Zukunft
(Rangliste)
Anstrengung und harte Arbeit
Ja: 53%
Ja: 70%
Eher nicht bereit
eher bereit
· mit der Arbeit aufzuhören
· auf Aufstieg zu verzichten
· den Beruf zu wechseln
STUDENTINNEN
STUDENTEN
1. treu sein
2. durchsetzungsfähig sein
3. umfangreiches Wissen
4. auf eigenen Beinen stehen
5. für eine Sache eintreten
6. guten Sex haben
7. für das Alter vorsorgen
8. Verantwortung übernehmen
9. Studium erfolgreich beenden
10. abwechslungsreiches Leben
gesund leben
52%
viel Geld
35%
Die Frauen sind „anders“ als die Männer
Was lässt sich zusammenfassend zu den Frauen im Studiengang
Sicherheitsmanagement sagen? Sie unterscheiden sich von den Männern, sind
„anders“, aber keineswegs in dem Sinne, dass sie dem tradierten Frauenbild
entsprechen. Halten wir einige Charakteristika, die in der Tabelle aufgelistet sind,
noch einmal fest:
Die befragten Studentinnen sind im Durchschnitt 23 Jahre alt und somit ca. 4 Jahre
jünger als die Männer. Sie haben überwiegend direkt nach dem Abschluss der
allgemeinen Hochschulreife mit dem Studium begonnen. Nur ein geringer Teil von
ihnen verfügt über eine Berufsausbildung und von diesen auch nur wenige über eine
Berufserfahrung, die länger ist als ein Jahr. Die Mehrzahl der Studentinnen hätte
sich durchaus vorstellen können, ein (ganz) anderes Studienfach zu wählen. Gerade
aufgrund ihrer vielfältigen Interessen hat ihnen die Breite der Studieninhalte im
Studiengang Sicherheitsmanagement gefallen. Die meisten von ihnen sind mit dem
bisherigen Verlauf des Studiums zufrieden. Was sie einmal nach dem
Bachelorstudium machen wollen, ist vielen Frauen noch nicht klar. Nur weniger als
die Hälfte von ihnen will im Praxisfeld Sicherheit arbeiten.
Aufgrund der Selbstaussagen der Studentinnen entsteht – ganz in Übereinstimmung
mit der BRIGITTE-Studie – ein Bild von selbstbewussten jungen Frauen, die mit
ihren Fähigkeiten und Anstrengungen zufrieden sind und die recht optimistisch in die
52
Zukunft schauen. In ihren Zukunftsvorstellungen hat die Berufstätigkeit einen hohen
Stellenwert und sie sind keineswegs bereit, der Partnerschaft zuliebe die
Berufstätigkeit an Bedeutung verlieren zu lassen. Über die Hälfte der Frauen kann
sich vorstellen, einmal eine Führungsrolle zu übernehmen. Sie sind überzeugt, dass
ihnen dies aus eigenen Kräften möglich ist und sie keine männlichen Förderer
brauchen. Dabei werden von ihnen vielleicht sogar die de facto in der Arbeitswelt
bestehenden Barrieren unterschätzt.
Von den im Durchschnitt 27jährigen Studenten hat fast die Hälfte bereits eine
Berufsausbildung abgeschlossen und war auch schon in diesem Beruf im
Durchschnitt mindestens ein Jahr tätig, viele aber deutlich länger. Zwischen dem
letzten Schulabschluss und dem Beginn des Studiums liegen bei den meisten mehr
als vier Jahre. Zwar ist auch für sie, ebenso wie für die Studentinnen, die Breite der
Inhalte, die im Studiengang Sicherheitsmanagement vermittelt wird, ein wichtiger
Grund für die Studienwahl. Aber anders als bei den Frauen wollen sie den
Bachelorabschluss im Studiengang Sicherheitsmanagement erreichen, um sich für
eine Tätigkeit im Praxisfeld Sicherheit zu qualifizieren. Die Mehrheit von ihnen
möchte folglich nach Abschluss des Studiums auch in diesem Feld tätig werden, vor
allem im Bereich der Unternehmenssicherheit. Die Zufriedenheit mit dem bisherigen
Studiengang ist tendenziell bei ihnen höher als bei den Frauen. Hinsichtlich dessen,
was ihnen grundsätzlich bezogen auf die zukünftige Berufstätigkeit wichtig ist,
unterscheiden sie sich allerdings kaum von den Frauen. Die Hälfte der Studenten
strebt eine Führungsposition an. Um diese zu erreichen, setzen sie allerdings nicht
nur auf ihre Anstrengung, sondern auch auf die Unterstützung von Personen im
beruflichen Feld. Die Berufstätigkeit hat für ihre Zukunftsplanung einen sehr hohen
Stellenwert, aber sie sind durchaus bereit, für die Partnerschaft (und Familie) – sogar
in höherem Maße als die Frauen – Abstriche zu machen.
Qualitative Interviews mit ausgewählten Studierenden
Die Auswahl der Studierenden
Aufgrund der Ergebnisse der Online-Befragung wurde deutlich, dass sich die Gruppe
der männlichen Studierenden von der der weiblichen Studierenden unterscheidet.
Allerdings deutet einiges darauf hin, dass nicht das Geschlecht die alleinige Ursache
für diese Unterschiede ist, sondern sich die weiblichen und männlichen Studierenden
auch hinsichtlich des Alters unterscheiden. Welche Rolle spielt das Lebensalter als
Träger wichtiger Erfahrungen für die Entstehung der beobachteten Unterschiede?
Um dieser Vermutung näher auf die Spur zu kommen und um mehr über die
subjektiven Sichtweisen der Studierenden zu erfahren, wurden acht Studierende
ausgewählt – vier Männer und vier Frauen. Sowohl bei den Männern als auch bei
den Frauen sollten jeweils zwei möglichst direkt nach dem Schulabschluss mit dem
Studium begonnen haben und zwei erst nach einer Phase der Ausübung von
anderen Tätigkeiten oder der Absolvierung einer beruflichen Ausbildung.
Folgende Studierende nahmen am Interview teil (die Namen sind frei gewählt)
Die vier Studenten:
1. Till, jüngerer Student, 21 Jahre alt und im vierten Semester
2. Leon, jüngerer Student, 25 Jahre alt und im sechsten Semester
3. Clemens, älterer Student, 28 Jahre alt und im vierten Semester
53
4. Erich, älterer Student, 32 Jahre alt und im zweiten Semester
Die vier Studentinnen:
1. Bettina, jüngere Studentin, 21 Jahre alt und im zweiten Semester
2. Mareike, jüngere Studentin, 22 Jahre alt und im sechsten Semester
3. Christine, ältere Studentin, 24 Jahre alt und im zweiten Semester
4. Andrea, ältere Studentin, 27 Jahre alt und im sechsten Semester
Da die Interviewerin aufgrund der Lehrtätigkeit im Modul 3 „Kommunikation und
Konfliktmanagement“ alle Studierenden des Studiengangs persönlich kennt, wurden
mehrere Personen, die potentiell als „Prototyp“ in Frage kamen, ausgewählt und per
email angeschrieben. Diejenigen, die auf diese email antworteten und mit denen
eine kurzfristige Terminabsprache möglich war, wurden dann Interviewpartnerin bzw.
– partner.
Die Durchführung der Leitfaden-Interviews
Die Interviews wurden bewusst in enger Anlehnung an den Aufbau des
Online-Fragebogens strukturiert. Die Interviewten, die bis auf eine Ausnahme fast
alle an der Online-Befragung teilgenommen hatten, erhielten nun die Möglichkeit,
sich ausführlicher zu den Fragestellungen zu äußern. Die angeführten Stichpunkte
bildeten den Leitfaden für das Interview und wurden den Studierenden vor Beginn
des Interviews gezeigt bzw. als Ausdruck in der Kurzfassung vorgelegt. Die
Interviewerin formulierte dann im Gesprächsverlauf die Fragen zu den Themen in
der Regel in chronologischer Reihenfolge, sofern der Gesprächsverlauf nicht eine
andere Reihenfolge nahelegte.
Interview-Leitfaden
A: Wichtige Angaben zu Ihrer Person
Semester
Alter
Nationalität
Familienstand
Wohnform
Kinder
B: Bisheriger beruflicher Werdegang
Von Schulabschluss bis zum Beginn des Studiengang Sima
Art des Schulabschlusses
Danach was?
Berufsausbildung
Arbeit im Beruf
(Einschätzung des Werdegangs
Selbstbestimmung/ Fremdbestimmung?)
C: Entscheidung für das Studium
Warum?
Welche Alternativen?
54
D: Einschätzung des bisherigen Studienverlaufs?
Wie zufrieden?
Grund für Zufriedenheit bzw. Unzufriedenheit?
E: Unterschiede zwischen Männern und Frauen im Studium?
Gibt es Unterschiede?
Wenn ja, welche?
F: Arbeit neben dem Studium?
Welche?
Wie viele Stunden?
Warum?
G: Pläne und Wünsche für die berufliche Zukunft?
Was möchten Sie nach dem Studium machen?
Was ist Ihnen in Ihrem zukünftigen Berufsleben wichtig? Worauf kommt
es Ihnen an? Welche Vorstellung haben Sie von Ihrem zukünftigen
Berufsleben?
Wieviel Geld möchten Sie in 10 Jahren verdienen?
Welchen Stellenwert hat für Sie die Arbeit? Wie würden Sie sich die
Verbindung von Arbeit und Privatleben vorstellen?
H: Tätigkeiten von Frauen und Männern im Sicherheitsbereich?
Gibt es irgendwelche Tätigkeiten im Sicherheitsbereich, die Frauen
nicht ausüben können? Warum?
Gibt es irgendwelche Tätigkeiten im Sicherheitsbereich, die Männer
nicht ausüben können? Warum?
Wie schätzen Sie die Chancen von Frauen ein, in der
Sicherheitsbranche eine Führungsposition zu erreichen und
auszuüben?
Streben Sie in Ihrem zukünftigen Berufsleben eine Führungsposition
an?
Wenn ja, wovon hängt es Ihrer Meinung nach ab, ob Sie diese
erreichen?
I. Pläne und Wünsche für die private Zukunft
Wie stellen Sie sich Ihre private Zukunft vor?
Allein, mit Partner, Familiengründung….
Was ist für Sie wichtig?
Karriere, Gesundheit, Verantwortung, Freizeit, …..
Kurzfassung des Leitfadens für Interviewte:
A: Wichtige Angaben zu Ihrer Person
B: Bisheriger beruflicher Werdegang
C: Entscheidung für das Studium
D: Einschätzung des bisherigen Studienverlaufs
E: Unterschiede zwischen Männern und Frauen im Studium
F: Arbeit neben dem Studium
G: Pläne und Wünsche für die berufliche Zukunft
H: Tätigkeiten von Frauen und Männern im Sicherheitsbereich
55
I. Pläne und Wünsche für die private Zukunft
Die Interviews fanden alle in der Zeit von 11. bis zum 16. Juni statt und dauerten
zwischen einer halben und einer Stunde. Die Interviews wurden mit Einverständnis
der Studierenden auf Kassette aufgenommen und anschließend transkribiert.
Auswertung der Interviews
Die Transkripte der acht Interviews wurden in einem nächsten Schritt verdichtet:
Ausgehend von dem Interview-Leitfaden wurde eine Tabelle (s. Anhang: Tabelle
leer) angelegt und die zentralen Aussagen zu jedem Punkt komprimiert in diese
Tabelle für jede Interviewteilnehmerin bzw. jeden Interviewteilnehmer eingetragen,
um auf dieser Grundlage die Interviews besser miteinander vergleichen zu können
(Mayring, 1993, 82-94) Es sollen im Folgenden die zentralen Aussagen aus der Sicht
der Studierenden entlang übergeordneter Themen (Werdegang und Entscheidung
für das Studium; Gestaltung der Studienzeit; Vorstellungen über bzw. Erwartungen
an die berufliche Zukunft im Praxisfeld Sicherheit und die Vorstellungen über die
private Zukunftsgestaltung) dargestellt werden, um anschließend interpretierend –
besonders unter Berücksichtung der zentralen Frage nach der Bedeutung der
Kategorie Geschlecht - dazu Stellung zu beziehen.
Der bisherige Werdegang und die Entscheidung für das Studium
Die jüngeren Studierenden von SiMa im Vergleich
In einem ersten Schritt werden die Interviews der jüngeren Studierenden, der zwei
jüngeren Studenten Till und Leon und der zwei jüngeren Studentinnen Bettina und
Mareike miteinander auf Gemeinsamkeiten und Unterschieden hin verglichen.
Alle vier sind deutscher Herkunft und haben zunächst die allgemeine Hochschulreife
erworben. Bei Studienbeginn waren sie zwischen 19 und 22 Jahren alt. Diese
minimale Spannbreite ist nicht durch eine zwischen Abitur und Studienbeginn
absolvierte Berufsausbildung bedingt, sondern bei den jungen Männern durch die
Ableistung des Wehrdienstes oder des Zivildienstes zu erklären.
Till (21 Jahre, 4. Semester) hat den Wehrdienst nicht ableisten müssen und direkt
mit 19 das Studium aufgenommen. Er ist hierzu aus einem anderen Bundesland
nach Berlin gezogen.
Leon (25 Jahre, 6. Semester) hat den Wehrdienst, den er an seinem Heimat- und
Wohnort Berlin ableisten konnte, von zunächst 9 Monaten noch freiwillig um 14
Monate verlängert. So war zum einen sein Lebensunterhalt gesichert und es ihm
möglich, seinem ihm sehr wichtigen Hobby nachzugehen. Auch blieb ihm durch
diese Verlängerung noch Zeit, sich über die Studienwahl klar zu werden. Deshalb
begann er das Studium erst mit 22.
Bettina (21 Jahre, 2. Semester), die in der Nähe von Berlin aufgewachsen ist und
dort Abitur gemacht hat, wollte unbedingt in Berlin studieren und hat die einjährige
Wartezeit auf einen Studienplatz mit einem Job als Kellnerin in einem Biorestaurant
überbrückt.
Mareike (22 Jahre, 6. Semester) startete mit dem Studium ebenso wie Till direkt
nach dem Abitur und zog hierfür aus einem anderen Bundesland nach Berlin.
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Die Entscheidung für das Studium Sicherheitsmanagement
Till und Mareike, die beide direkt nach dem Abitur mit dem Studiengang SiMa
begonnen haben und hierzu aus einem anderen Bundesland nach Berlin gezogen
sind, weisen auch hinsichtlich der Entscheidung für das Studium eine
Gemeinsamkeit auf: eine klare Formulierung ihrer inhaltlichen Interessen und der mit
dem Studium verfolgten Ziele.
Till hat schon in der Schule ein starkes Interesse an den Themenbereichen
Wirtschaft und Sicherheit ausgebildet. Inspiriert durch das Vorbild seines Vaters
(Kriminalbeamter), bietet ihm der Studiengang Sicherheitsmanagement die
Möglichkeit, das Vorbild des Vaters aufzugreifen und zugleich deutlich eigene
Akzente zu setzen. Ein weiterer Grund für die Wahl dieses Studiengangs war die
Hoffnung auf mit diesem verbundene gute Zukunftsaussichten. Lassen wir ihn selber
zu Wort kommen:
„Weil mich Sicherheit in einer gewissen Weise im Vorfeld auch immer interessiert hat.
Vielleicht auch durch meinen Daddy, weil er bei der Polizei ist und ansonsten weil ich
wirklich denke und auch der Überzeugung bin, dass es auch Zukunft hat.“
Als Alternative wären für ihn noch die Studienfächer Betriebswirtschaft oder
Internationales Management in Frage gekommen.
Mareike hat großes Interesse am Studium Medienmanagement. Da sie aber
erkennt, dass dieses Studium sehr überlaufen ist, wählt sie aus pragmatischen
Gründen den für sie interessanten Bachelor-Studiengang, auf den sie dann später
hofft, ihren Wunschstudiengang aufbauen zu können. Lassen wir auch sie selbst zu
Wort kommen:
„Habe mich zunächst einmal für Medienmanagement beworben und so was, hab mir
aber da schon gedacht, dass es sehr überlaufen ist. Das machen halt ganz viele und
es ist so ein Modeberuf und dann bin ich wirklich durch Zufall bei der Frage, was
kann man studieren und es war einfach und es hat sich unglaublich interessant
angehört. Also es war endlich was Neues und was Anderes. Und ich hab dann
überlegt, wenn ich dann noch in die Medien gehe, schadet es halt nicht eine
spezifische Richtung zu haben. Sicherheit haben noch nicht so viele und dann habe
ich es einfach aus Neugier und Interesse angefangen.“
Leon und Bettina, die nicht nahtlos nach dem Abitur mit dem Studium begonnen
haben, verbindet, dass sie unbedingt aus privaten Gründen in Berlin bleiben wollen.
Beide wohnen auch zum Zeitpunkt des Interviews nicht allein, wie dies bei Till und
Mareike der Fall ist. Leon lebt mit Mutter und Bruder, Bettina mit ihrem Freund
zusammen.
Leon hatte lange Zeit keine klaren Vorstellungen, was er in seinem Leben beruflich
machen möchte. Erst über ein Orientierungsseminar des Beförderungsdienstes der
Bundeswehr erhielt er den Hinweis auf SiMa. Er schildert die Entscheidung
folgendermaßen:
„Und dann haben die so ein bisschen ausgelotet für was man sich denn interessieren
könnte, dass man sich darüber dann auch nochmal bewusst wird. Und dann bin ich
dann in der FHVR hängen geblieben und fand den neuen Studiengang
Sicherheitsmanagement sehr interessant“
57
Bei Bettina ist es auch fast eher ein Zufall, dass sie beim Studiengang SiMa
gelandet ist:
„Ich habe mich im Prinzip auch überall beworben, an Berliner Unis, für auch ganz
andere Sachen als Sicherheitsmanagement eigentlich. Hat überall auch nicht gleich
geklappt. Habe mich auch nur in Berlin beworben, dass war auch ein bisschen naiv
von mir und dann hatte ich keinen Studienplatz. Dann hab ich gesagt, gut dann gehst
du eben arbeiten und verdienst Geld in einem Biorestaurant, als Kellnerin. Und das
war auf Dauer einfach sehr Nerven zerreibend, man wollte ja weiterkommen im
Leben und Gott sei Dank hat es dann geklappt mit Sicherheitsmanagement. Ich habe
ich dann wieder an vielen Unis und Fachhochschulen beworben, aber auch überall in
Deutschland und auf Sicherheitsmanagement bin ich durch Internetrecherche drauf
gestoßen und fand’s super interessant, weil man noch nie etwas davon gehört hat
und habe halt mit vielen Leuten gesprochen, was die so davon halten und hab mich
einfach auf gut Glück beworben. Hatte diesmal auch mehrere Zusagen, diesmal ganz
anders und hatte dann die Qual der Wahl zwischen Archivwissenschaft in Potsdam
und Sicherheitsmanagement ...“
Die
Formulierungen
von
Leon
und
Bettina
verdeutlichen
die
Entscheidungs-schwierigkeiten bei der Wahl des Studienfaches. Beide sind beim
Studiengang Sicherheitsmanagement – um Leons Worte zu gebrauchen – „hängen
geblieben“, zeigen aber durchaus großes Interesse für die Inhalte, vor allem für die
sozialwissenschaftlichen Module. Für beide ist allerdings der Studienort Berlin ein
besonders wichtiger Grund für die Entscheidung, das Bachelorstudium
Sicherheitsmanagement aufzunehmen.
Wenn wir die Aussagen zur Studienwahl der jüngeren Studierenden betrachten,
dann fällt auf, dass Till als einziger explizit ein Interesse am Thema Sicherheit
formuliert. Alle finden die Breite der Inhalte interessant und die Wahl des
Studiengangs, wenn auch aus verschiedenen Gründen, funktional: er bietet gute
Zukunftschancen, ist mit weiterführenden Studienplänen zu verbinden und
ermöglicht den Verbleib im vertrauten Umfeld.
Die älteren Studierenden von SiMa im Vergleich
Schauen wir uns nun älteren Studierenden, ebenfalls zwei Männer und zwei Frauen,
etwas genauer an: Clemens, 28 Jahre und im 4 Semester und Erich, 32 Jahre und
im zweiten Semester. Die beiden Frauen sind Christine, 24 Jahre und im zweiten
Semester und Andrea, 27 Jahre und im 6. Semester. Die Darstellung des bisherigen
beruflichen Werdegangs ist untrennbar mit den Gründen verbunden, auf Grund derer
sie sich für das Studium Sicherheitsmanagement entschieden haben.
Clemens, der mit Mutter und Bruder in Berlin wohnt, besuchte zunächst die
Real-schule und absolvierte nach einem halben Jahr, das er mit Nebenjobs
verbrachte, den Zivildienst. Im Anschluss daran begann er eine Ausbildung als
Sport- und Fitnesskaufmann und arbeitete in diesem Beruf auch anderthalb Jahre,
machte aber sehr negative Erfahrungen mit seinem damaligen alkoholabhängigen
Chef. Auch ausgelöst durch diese negativen Erfahrungen entschied er sich dann,
doch noch das Fachabitur zu machen. Während der Zeit, in der er sein Fachabitur
machte, jobbte er in einer Sicherheitsfirma und gewann Interesse an dieser Tätigkeit.
Per Zufall stieß er dann bei der Internetrecherche auf das Studium
Sicherheitsmanagement in Berlin und entschied sich dafür – sogar entgegen des
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Rates des Chefs der Sicherheitsfirma lieber Betriebswirtschaft zu studieren – sich an
der FHVR Berlin zu bewerben.
„Und im Anschluss daran (an das Fachabi) hab ich dann eben gedacht: okay, jetzt
will ich studieren. Was studier ich? Dann bin ich eben auf den Studiengang
gekommen. Sicherheitsmanagement. Und ich war halt für die Firma X
(Sicherheitsfirma), während der WM 2006 eben tätig und also dadurch, dass ich
eben gemerkt habe im Sicherheitsbereich da lässt sich auch viel mit Veranstaltungen
und so was verbinden, habe ich gemerkt, dass es eben was für mich wäre. Und ich
eben auch nicht der reine BWLer bin, also nicht viel mit Zahlen zu tun haben möchte,
sondern auch wie gesagt, das was wir bei Ihnen gelernt haben, diese
zwischenmenschlichen Dinge, Psychologie oder sozialträchtige Sachen und ähm, ja
da hab ich eben gemerkt, dass es eben ein Job ist mit dem ich mich auf jeden Fall
identifizieren könnte.“
Ausschlaggebend für die Studienwahl war die Erfahrung im Praxisfeld Sicherheit.
Das spezielle Profil des Studiengangs passte zu der Ablehnung eines
mathematischen
Schwerpunktes
und
der
höheren
Gewichtung
sozialwissenschaftlicher Anteile im Bachelorstudium Sicherheitsmanagement – z.B.
im Vergleich zu einem Betriebswirtschaftstudium.
Erich kommt ursprünglich aus dem süddeutschen Raum. Er entschloss sich nach
dem zweimaligen Besuch der 11. Klasse des Gymnasiums, den Wehrdienst
anzutreten. Bei den Gebirgsjägern gefiel es ihm so gut, dass er sich für drei weitere
Jahre verpflichtete. Bei der Bundeswehr machte er die Ausbildung zum
Vermessungsunteroffizier sowie zum Feldwebel und Oberfeldwebel. Insgesamt blickt
er auf „zehn aktive Jahre“ bei der Bundeswehr zurück; er war besonders in der
Ausbildung von Soldaten des Zeit- und Wehrdienstes tätig und nimmt aus dieser Zeit
das Bewusstsein seiner Fähigkeit mit, andere Leute begeistern und Inhalte
verständlich vermitteln zu können. Da er den starken Wunsch hatte, weiter voran zu
kommen, entschied er sich 2005 bei der Bundeswehr sein Fachabitur zu machen
und erreichte den Abschluss mit sehr gutem Erfolg. Die Wahl des Studiengangs
Sicherheitsmanagement begründet er mit der Möglichkeit, an den Erfahrungen aus
der Bundeswehrzeit anzuknüpfen. In diesem Zusammenhang nennt er vor allem sein
Interesse am Thema Sicherheit und die Erfahrung im Umgang mit Menschen in
verschiedenen Situationen.
Folgende Zitate machen die Vielzahl von Gründen für das Studium besonders
deutlich:
„Schuster bleib bei deinen Leisten. Warum soll ich mich komplett umstrukturieren?
Und es ist dann schwierig, was zu finden wo man nebenbei Spaß hat, denn man hat
da naja schon 10 Jahre investiert und ich habe es gemacht, nicht weil ich nicht
wusste, was ich machen will, sondern weil ich wusste, was mir Spaß macht
„Das, was mich motiviert hat, ich wollte einfach weiter voran kommen. ich war jetzt
Unteroffizier, Feldwebel, Oberfeldwebel. D.h. ich war eigentlich immer der
Befehlsempfänger, ich hatte zwar auch noch Verantwortung, aber halt nur bis zu
einem bestimmten Punkt…. Denn sie sind nicht Offizier, sie haben nicht studiert, kein
Abitur und von da bleibt einem nur die Möglichkeit, weiterzukommen.
Was hat mich noch interessiert? Alles was mit Sicherheit zutun hat, und dann
natürlich auch das, was mit Menschen zu tun hat, dadurch, dass man in der
Bundeswehr war, weiß ich ja, dass Sicherheit immer damit zutun hat, dass ich mit
anderen Menschen kommunizieren muss“
Auch Erich knüpft an positiven, allerdings langjährigen, Erfahrungen im Praxisfeld
Sicherheit an und betont das Interesse an sozialwissenschaftlichen Themen. Obwohl
bei seiner damaligen Freundin die Entscheidung für das Studium
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Sicherheitsmanagement keine Begeisterung auslöste, ließ er sich nicht davon
abbringen.
Andrea schloss die Schule zunächst mit der 10. Klasse ab, machte eine dreijährige
Ausbildung zur Restaurantfachfrau und arbeitete in diesem Beruf fünf Jahre lang. Es
wurde ihr klar, dass ihr Leben so nicht weitergehen sollte und sie hatte den starken
Wunsch, sich zu verbessern. Zur Überraschung ihres damaligen Chefs kündigte sie
und machte das Fachabitur. Bei der Recherche in Internet stieß sie auf den
Studiengang SiMa und es war für sie klar, dass dies der Studiengang ihrer Wahl ist.
Andere Studiengänge, wie BWL, kamen für sie nur als Notstudiengänge in Frage.
Gerade die verschiedenen möglichen Berufsfelder mit Sicherheitsbezug waren für
sie sehr ansprechend.
„Hm, ja man wurde nicht gefordert, also das war immer dasselbe. Immer derselbe
Ablauf und es gab keine Chancen sich weiter zu verbessern und man ist irgendwie
stehen geblieben. Und dann habe ich mir gedacht, gut dann mach ich das Fachabi
nach. War mir aber im Vornherein oh je, hoffentlich schafft man das und war im
Vorneherein ein bisschen am zweifeln. …Ich habe dann wirklich gekündigt, hab dann
gesagt so ich fang jetzt mein Fachabi an, weil ich keine andere Chance sehe.
Natürlich meinen Chef damals ganz schön vor den Kopf gehauen, weil er damals
nicht damit gerechnet hat. Aber ich dachte, wenn nicht jetz,t wann dann und man war
ja da auch schon etwas älter und dann habe ich es probiert und habe es
erstaunlicherweise auch geschafft, war auch ganz begeistert davon. Und danach war
dann klar: Jetzt Studium. Also ich möchte studieren und das möchte ich auf jeden
Fall machen und hab mich dann für SIMA beworben und für andere Studiengänge (
Wirtschaft und BWL) … naja das waren immer so die Notfallstudiengänge. Ich wollte
unbedingt SIMA studieren.“
Sie zog für die Aufnahme des Studiums aus einem anderen Bundesland nach Berlin.
Christine lebt bei ihrem Vater bzw. überwiegend bei ihrem Freund in Berlin. Sie ist
die einzige von den vier älteren Studierenden, die direkt das Abitur und dann eine
Berufsausbildung gemacht hat. Dass sie die Ausbildung als Fachkraft für Schutz und
Sicherheit begann, war eher ein Zufall, da sie zuvor für ihre zunächst gewünschten
Ausbildungen als Krankenschwester oder bei der Feuerwehr Absagen erhalten
hatte. Obwohl die Stelle als Fachkraft für Schutz und Sicherheit nur für Männer
ausgeschrieben war, entschied sie für eine Bewerbung und hatte Erfolg. Allerdings
war sie die einzige Frau, die mit dieser Ausbildung begann. Aufgrund ihrer guten
Noten wurde die Ausbildung auf 2 ½ Jahre verkürzt. Für sie war schnell klar, dass
sie nicht Fachkraft für Schutz- und Sicherheit bleiben, sondern sie auf jeden Fall die
Chance nutzen wollte, sich in dem einmal gewählten Bereich weiter zu entwickeln.
Während ihrer Ausbildung zur Fachkraft für Schutz- und Sicherheit besuchte sie mit
einem ihrer damaligen Dozenten die FHVR und lernte den Studiengang SiMa
kennen. Angesprochen durch die vielfältigen Module, die Neuheit des Studiengangs
und die damit verbundenen Chancen sowie motiviert durch private Gründe entschied
sie sich für den Studiengang und gegen die Alternative eines
Berufsakademiestudiums Betriebswirtschaftslehre in Mannheim.
„Ursprünglich war halt geplant - ich wollte nach Frankfurt/Main gehen, denn dort ist
ja die Hauptniederlassung und Holding meiner Firma, wo ich meine Ausbildung
gemacht habe und hatte mich dort informiert, die arbeiten dort mit der BA Mannheim
zusammen – mit der Berufsakademie und wollte dort eigentlich studieren und da
eigentlich arbeiten bis alles geregelt ist und konnte mich eigentlich eben nicht
wirklich damit anfreunden BWL, ich wollte eigentlich nie BWL studieren und habe
eigentlich nur überlegt dies für die Firma zu machen um dort vornan zu kommen und
60
nicht auf Fachkraft für Schutz und Sicherheit immer zu bleiben und mich schon
weiterzuentwickeln und hatte mich auch da halt beworben gehabt und hab halt noch
ein bisschen recherchiert und dann waren wir auch im letzten Lehrjahr mit einem
Dozenten von uns hier gewesen und da fand ich, kuck doch hier noch mal, denn das
ist doch noch berufsspezifischer und hab mich dann doch auch hier noch mal
beworben und hatte dann auch noch hier die Zusage und dachte dann okay, jetzt
bleibe ich hier.“
Vergleicht man die Werdegänge der vier Personen, so weisen sie neben aller
Verschiedenheit einige Gemeinsamkeit auf:: Alle vier haben sich sehr bewusst –
auch gegen Vorbehalte in ihrem Umfeld – für den Studiengang entschieden. Alle
hatten den starken Wunsch, sich in ihrem Leben durch ein Studium
weiterzuentwickeln und sehen in dem Studium Sicherheitsmanagement die besten
Voraussetzungen hierfür gegeben. Das Studium der Betriebswirtschaft wäre eine
Alternative gewesen, kam aber aufgrund von persönlichen Neigungen nicht in Frage.
Die sozialwissenschaftlichen Module stießen bei den älteren Studierenden wie auch
bei den jüngeren Studierenden auf großes Interesse.
Alle älteren Studierenden verfügen über eine mindestens fast 3jährige Erfahrung im
Berufsleben. Hierzu zählt die negative Erfahrung der Wiederholung von bekannten
Abläufen, von Konflikten mit Vorgesetzen, aber auch das Erleben von eigenen
Stärken. Alle hätten in dem Tätigkeitsfeld bleiben können, es gab keine objektive
Notwendigkeit, das Studium zu beginnen. Zwei der älteren Studierenden knüpfen mit
der Wahl des Studienfachs inhaltlich an die vorherige Ausbildung im Praxisfeld
Sicherheit an (Erich/ Christine), bei Zweien hingegen ist dies nicht zu erkennen
(Clemens/ Andrea). Es scheint eher so, dass für sie mit dem Studium ein neues
Gebiet erschlossen werden soll.
Nachdem in einem ersten Schritt der Chronologie des Interviews folgend versucht
wurde, die Aussagen der acht Studierenden zu ihrem Werdegang, der
Berufsbiographie und der Entscheidung für den Studiengang zusammenzustellen,
soll nun interpretierend zu dem, was gesagt und zu dem, was nicht gesagt wurde,
Stellung bezogen werden. Selbstverständlich ist auch die Zusammenstellung von
Aussagen der Studierenden und deren Gegenüberstellung bereits in hohem Maß
von der Subjektivität der Person geprägt, die diese Zusammenstellung
bewerkstelligt. Trotz des Bemühens um eine möglichst für andere nachvollziehbare
Bearbeitung des Materials, ist die Selektivität immer schon gegeben. Aber die
Beeinflussung der Aussagen setzt noch viel früher an, greift bereits in den Prozess
der Aussagenentstehung ein: Die entscheidend von der Interviewerin geschaffene
Gesprächsatmosphäre während des Interviews und deren zahlreichen nonverbalen
und verbalen Rückmeldung auf die Äußerungen der interviewten Personen im
Gespräch beeinflussen die Aussagenentstehung ganz wesentlich.
Im Wissen um diese verzerrenden Aspekte soll nun diese subjektive Wahrnehmung
und Bewertung explizit zur Sprache gebracht werden:
Die von den Frauen formulierten Interessenschwerpunkte sind, wenn man es
genauer betrachtet, klassisch
weiblich. Bettina
interessiert sich
für
Archivwissenschaft – und hatte auch Erziehungswissenschaft als Studienfach in der
näheren .Auswahl. Mareikes Schwerpunkt liegt auf dem Thema Medien, Andrea hat
Restaurantfachfrau gelernt und Christine wollte eigentlich Krankenschwester werden.
Diese Ausrichtung lassen sich mit Attributen in Verbindung bringen, die für das
kulturell tradierte Weiblichkeitsbild charakteristisch sind: bewahren, erziehen,
kommunizieren und andere versorgen bzw. bedienen. Bei Bettina und Mareike
61
stehen diese Interessen weiter im Vordergrund, bei Christine und Andrea hat sich
aber offenbar eine Verschiebung ergeben:
· Christine hat keine Zusage erhalten, um die Ausbildung als
„Krankenschwester“ zu beginnen. Allerdings war sie auch nicht so festgelegt:
als ursprüngliche Alternativen kam neben dem Beruf der Krankenschwester
auch der Beruf des „Feuerwehrmanns“ in Frage. Dass dies ein Beruf ist, der
bisher überwiegend von Männern ausgeübt wird, macht der Begriff
Feuerwehrmann deutlich. In der dann absolvierten Ausbildung als Fachkraft
für Schutz und Sicherheit war sie die einzige auszubildende Frau. Dies hat hat
sie aber nicht abgeschreckt, sondern – wie aus dem weiteren
Gesprächsverlauf abgeleitet werden kann – als besondere Herausforderung
begriffen
· Andrea hatte offenbar aufgrund der im Beruf gewonnenen Erfahrungen den
Wunsch, sich nun inhaltlich umzuorientieren. Neben der sich nach mehreren
Berufsjahren einstellenden Routine war auch die Arbeitszeit (Wochenenden,
Feiertage etc.) den eigenen Bedürfnissen wenig entsprechend.
Erstaunlich ist allerdings, dass keine der Frauen anspricht, dass sie irgendwelche
Bedenken gehabt hätte, ob mit dem Studiengang Sicherheitsmanagement vielleicht
ein Themen- und Berufsfeld berührt sein könnte, dass zu bestimmten
gesellschaftlichen Erwartungen, die an Frauen gerichtet werden, in einem
Spannungsverhältnis steht oder für sie auch zu besonderen Schwierigkeiten im
zukünftigen Berufsfeld führen könnte. Auch spricht keiner der Studentinnen von
Vorbehalten, die im privaten Umfeld geäußert wurden, als sie von ihrer Studienwahl
berichtet haben. Die Erklärungen hierfür sind aus meiner Sicht folgende: Zum einen
sind alle vier Frauen sehr selbstbewusst und haben offenbar in ihrer familiären und
schulischen Sozialisation keine bewussten Einschränkungen erlebt, die mit ihrem
Geschlecht begründet wurden. .Sollte dies dennoch so gewesen sein, dann dürfte
dies eher eine Herausforderung darstellen, zu beweisen, dass diese
Einschränkungen unbegründet sind. Wir werden diesen Punkt bei der
Auseinandersetzung mit den Vorstellungen der Frauen, die sie von ihrer zukünftigen
Tätigkeit als Frau im Praxisfeld Sicherheit haben, noch vertiefen.
Bei den Männern – mit Ausnahme von Leon – sind die beruflichen Interessen auch
eher klassisch den in unserer Kultur dem Mann zugeschriebenen Tätigkeiten
zuzuordnen: wirtschaftliche Prozesse gestalten (Till), körperliche Stärke an den Tag
legen, Veranstaltungen managen (Clemens) und für Sicherheit sorgen (Erich).
Allerdings sind bei den Studenten stärker als bei den Studentinnen Begründungen
für die Wahl des Studienfachs anzutreffen, die sich auf die Sicherheitsthematik
beziehen: hier ist zum einen die Kontinuität zu dem bisherigen beruflichen
Werdegang zu nennen sowie eigene Erfahrungen in der Sicherheitsbranche oder mit
sicherheitsrelevanten Berufen im familiären Umfeld. Von den männlichen
Studierenden wurde erstaunlicherweise berichtet, dass sie sich in ihrem beruflichen
und privaten Umfeld mit Skepsis oder Vorbehalten den Studiengang betreffend
auseinandersetzen mussten. Hierzu zählte z.B. der kritische Hinweis des Chefs einer
Sicherheitsfirma, besser Betriebswirtschaft zu studieren oder der Wunsch der
Freundin, ein anderes Studienfach (z.B. Psychologie) zu wählen. Der Studiengang
Sicherheitsmanagement
lässt
sich
folglich
mit
dem
hegemonialen
Männlichkeitsmodell (wie in Anlehnung an Cornell ausgeführt) gut in Verbindung
bringen. Interessant ist, dass die Studenten allerdings ebenso wie die Frauen die
62
Breite der Inhalte als Argument für die Wahl des Studiengangs anführen und
besonderes Interesse an psychologischen Themen zeigen. Es kann in diesem
Zusammenhang die Hypothese aufgestellt werden, dass durch die
sozialwissenschaftlichen Module eine von dem klassischen Männlichkeitsbild
abweichende Entwicklungsmöglichkeit gesucht oder weiter eine bereits begonnene
Entwicklung fortgeführt werden soll..
Die Gestaltung der Studienzeit
Unter dieser Überschrift werden die Antworten der Studierenden zu verschiedenen
Aspekten zusammengestellt, die einen Einblick in die Gestaltung ihrer Studienzeit
vermitteln: die Wohn- und Lebensform soll hier nochmals kurz erwähnt werden, das
Ausmaß und die Bedeutung der Arbeit neben dem Studium und die allgemeine
Zufriedenheit mit dem bisherigen Studienverlauf. In diesem Zusammenhang ist auch
von Interesse, ob die Studierenden Unterschiede zwischen den Geschlechtern im
Studiengang wahrnehmen und wenn ja, wie sie diese bewerten.
Die Lebensform:
Fassen wir hier nochmals kurz zusammen, was in der Kurzvorstellung der
Studierenden bereits erwähnt wurde:
Vier Studierende leben allein: Till und Mareike, Erich und Andrea. Alle sind zum
Studium nach Berlin gezogen und lassen sich entweder durch besondere
Zielorientierung, wie bei Till und Mareike und durch eine hohe Betonung der
persönlichen Autonomie, wie bei Erich und Andrea, charakterisierten.
Von den anderen vier Studierenden, die alle in ihrem gewohnten Berliner bzw.
berlinnahen Umfeld geblieben sind, leben zwei mit dem Partner zusammen (Bettina
und Christine) und zwei (Leon und Clemens) mit einem Teil der Ursprungsfamilie
weiterhin am alten Wohnort.
Ausmaß und Bedeutung der Arbeit neben dem Studium
Die jüngeren Studierenden von SiMa im Vergleich
Alle vier Studierende arbeiten neben dem Studium, allerdings sind hier die
Unterschiede zwischen den Männern und den Frauen interessant: die beiden jungen
Studentinnen (Bettina und Mareike) arbeiten in nicht sicherheitsrelevanten
Bereichen. Im Vordergrund steht die Motivation, Geld zu verdienen, um zu dem von
den Eltern gezahlten Lebensunterhalt noch etwas hinzu zu verdienen.
Lassen wir zur Veranschaulichung wieder die Studentinnen selbst zu Wort kommen:
Bettina:
(mit dem Umzug in eigene Wohnung) „… brauch ich auch dringend einen Job …ich
brauch das Geld. Hab geguckt, was wird gesucht und mich daraufhin bei allen
Filialen, die Zettel draußen hängen haben, beworben und es kam von allen eine
Antwort. Und ja dann in dem Laden X (Porzellangeschäft), das war dann für mich die
angenehmste Arbeit, als wenn man da so in einem Klamottenladen steht, wo dann
Technomusik von morgens bis abends lief, steht …ich war erstmal glücklich, dass ich
etwas hatte und es ist nicht etwas, was mich total vom Studium abhält. Also gar nicht
ich bin da ganz flexibel, arbeite meist am Wochenende. … im Moment ist es ne gute
Sache. Ich lerne auch nen bisschen so was, also wie das so mit der Geschäftsleitung
und wie so was abläuft, was ich auch ganz interessant finde.“
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Es wird deutlich, dass neben der Notwendigkeit, Geld zu verdienen, die Qualität der
Arbeit selbst, besonders hinsichtlich der Vereinbarkeit mit dem Studium, eine Rolle
spielt. Wenn die Tätigkeit auch nicht im Sicherheitsbereich ist, so gewinnt sie
dennoch wichtige Einblicke in das Arbeitsleben.
Mareike:
„Also ich habe die ganze Zeit gearbeitet, nur allerdings nie im Sicherheitsbereich. Ich
habe gekellnert und dann mach ich ganz viel Event, Hostessenbereich, also diese
typischen Studentenjobs. Und jetzt zum Schluss auch schon teilweise in Redaktionen
gearbeitet, schon mit dem Hinblick auch die Medienrichtung...“
Erst mit dem Näherrücken ihres eigentlichen Interessenschwerpunktes,
Medienmanagement, wird das Praktikum genutzt, um in diesem Feld gezielt
Erfahrungen zu sammeln.
Die beiden Studenten (Till und Leon) haben sich bewusst Tätigkeiten gesucht, die
ihnen einen Einblick in das mögliche zukünftige Berufsfeld vermitteln: Danach
gefragt, warum sie neben dem Studium arbeiten, wird die Motivation, Erfahrungen im
Praxisfeld zu sammeln, an erster Stelle genannt.
Till:
.Gemacht habe ich es (Tätigkeit in der privaten Sicherheit, im Veranstaltungsschutz),
weil ich erstmal einen gewissen Bezug zur Praxis haben möchte. Ich bin schon noch
relativ unbedarft an das Studium rangegangen, also vorher nicht in der
Sicherheitsbranche tätig gewesen. Und ich denke mir halt auch, dass es relativ
wichtig ist, gewisse Positionen auch mal kennenzulernen. …sich halt auch einen
gewissen Überblick sich zu verschaffen, wie arbeitet man, wie kommt man mit den
Leuten da klar auch neben dem Beruf, nach den Arbeitszeiten.
…auch hilfreich gewesen, wenn man nach dem Event auch mal geschaut hat, was
hätte ich anders machen können. Ob bestimmte Maßnahmen nun sein mussten und
an anderen Eckpunkten gefehlt haben. Das man dann sich ganz anders Gedanken
gemacht hat, als hätte ich ein anderes Studium gewählt, und hätte dann ne
Hostessenfunktion übernommen, dann wäre es einem nicht so aufgefallen.
…auch für die Hausarbeit gewisse Praxisbezüge schaffen.
ich hatte einen anderen Job, wo ich mehr verdient habe. Aber ich habe es dann halt
auch aus dem Interesse heraus und den Erfahrungen heraus...“
Hervorzuheben ist, dass Till trotz der Möglichkeit, in einem anderen Job mehr Geld
zu verdienen, es vorgezogen hat, (Selbst-)Erfahrungen im Praxisfeld Sicherheit zu
gewinnen. Auch schafft er sich durch diese Einblicke das Anschauungsmaterial zu
den theoretischen Ausführungen im Studium.
Die älteren Studierenden von SiMa im Vergleich
Von den vier älteren Studierenden arbeiten drei neben dem Studium. Erich bildet
hier eine Ausnahme, da er seinen Lebensunterhalt (90 % der Dienstbezüge) von der
Bundeswehr erhält. Würde er neben dem Studium arbeiten, würden ihm diese
Einnahmen von dem Geld, das er von der Bundeswehr erhält, abgezogen.
Die drei anderen arbeiten alle im Sicherheitsbereich. Für alle drei ist die Arbeit neben
dem Studium als Ergänzung der von den Eltern gezahlten Unterstützung wichtig, um
sich einen gewissen Lebensstandard zu leisten (Handy, Freizeitgestaltung und
Auto). Aber es kommen auch noch wichtige weitere Gründe zur Sprache, vor allem
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die Notwendigkeit, Erfahrungen im Sicherheitsbereich zu sammeln und diese auf das
im Studium Gelernte zu beziehen und umgekehrt.
Christine arbeitet in der Firma, in der sie ausgebildet worden ist und erhofft sich,
das im Studium Gelernte dort anwenden zu können.
„… ich bekomme so ein bisschen Unterstützung von meinen Eltern, aber das ist
gerade das, was ich nicht will. Ich will auf meinen eigenen Beinen stehen. Was aber
zur Zeit nicht geht. Ich bin als auf die Unterstützung meiner Eltern angewiesen,
möchte aber trotzdem ein bisschen eigenes Einkommen haben. Ich lebe vielleicht
nicht in Saus und Braus, aber so ein paar Sachen möchte man sich doch leisten.
…jetzt habe ich auch wieder gewechselt in meine alte Firma und hoffe, dass ich
spezielle Sachen, die ich im Studium lerne, gleich dort anwenden kann bzw. das,
was ich in der Praxis jetzt lerne, auch gleich im Studium anwenden kann“.
Andrea hat sich für eine Tätigkeit in einer Sicherheitsfirma entschieden, um einen
Einblick in die Branche zu erhalten, obwohl sie bei einer Tätigkeit in ihrem gelernten
Beruf mehr Geld hätte verdienen können.
Andrea über ihre Arbeit 2-3 Mal die Woche im privaten Sicherheitsdienst: „Also ich
hab in den ersten Semestern gearbeitet und bin dann aber auch nachts arbeiten
gegangen. Weil ich dachte, das Studium geht erst mal vor, … bis ich dann
mitgekriegt habe, dass das doch ganz schön schlaucht, wenn man dann nachts
arbeiten geht und erst 04.00 Uhr früh zu Hause ist und um 08.00 wieder los muss..
Für mich stand aber immer fest, Studium erste Stelle, Arbeit - zweite Stelle. Aber
auch Geld war irgendwo wichtig.
…es war interessant und man hat einen kleinen Einblick gekriegt, wie es auch so in
der Branche ist, also zumindest auf der Basis. Fand ich interessant und gut für mich
selber.
… Ich hätte auch Kellnern gehen können. Also das war jetzt nicht das Problem. Aber
ich wollte halt wirklich mal wissen, wie ist es. …Und man hat da eben auch mit den
Leuten zu tun, wo man dann weiß okay-so. Wo man dann vorher gedacht hat aus der
Theorie macht man es lieber so, aber in der Praxis war es dann so. Aber es war
schon ganz gut mal zu wissen.
Danach hab ich. also bin ein bisschen zurückgetreten. Weil ich dann gemerkt habe,
es kommt zum Ende des Studiums hin, man muss vielleicht, ne... is vielleicht noch
‘nen bissel wichtiger. Und jetzt war ich das letzte Semester nicht mehr arbeiten. Weil
ich dann auch gesagt habe, jetzt kommt die Bachelorarbeit und man hat noch viele
Sachen und die sind mir wichtiger, also mach ich die erst mal so.“
Bei Andrea finden wir – ähnlich wie bei Bettina – die Aussage, dass das Studium an
erster Stelle steht. Deshalb hat sich auch zum Ende des Studiums auf die Arbeit
bewusst verzichtet.
Clemens hat zunächst auch in einer privaten Sicherheitsfirma gearbeitet, dann aber
auch andere Jobs angenommen.
„Ja genau, also ich bin der Meinung, wenn man speziell in unserem Bereich in der
mittleren Managementfunktion später arbeiten will, dann muss man auch wissen, wie
die Leute empfinden und was die in den Momenten denken, wenn die jetzt 6 Stunden
lang rumstehen…“
Arbeit neben dem Studium erfüllt für Clemens viele Funktionen: Unterstützung der
Familie, Gestaltung der eigenen Freizeit und durch die eigene Ausübung von
einfachen Tätigkeiten (z.B. als Odner), sich in die Lage der zukünftigen Mitarbeiter
hineinversetzen zu können.
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Mit Ausnahme von Erich arbeiten folglich alle Studierende und die Arbeit erfüllt
neben dem Beitrag zum Lebensunterhalt für alle – bis auf die zwei jungen
Studentinnen – die wichtige Funktion, das Praxisfeld Sicherheit (speziell das
Sicherheitsgewerbe) kennenzulernen und ihnen somit einen praktischen Bezug zu
den im Studium erarbeiteten Inhalten zu ermöglichen.
Zufriedenheit mit dem bisherigen Studienverlauf
Die jüngeren Studierenden von SiMa im Vergleich
Bezogen auf die Zufriedenheit mit dem bisherigen Studienverlauf lassen sich
zwischen den jungen Männern einerseits und den jungen Frauen anderseits keine
Unterschiede erkennen: bei allen ist – zumindest bezogen auf die ersten vier
Semester – die Zufriedenheit mit dem Studium sehr hoch. Lediglich Mareike hat eine
sehr enttäuschende Erfahrung mit ihrem Vertiefungsgebiet im 5. und 6. Semester
gemacht und sich folglich mit den Studieninhalten nicht sehr identifizieren können.
Von allen wird vor allem die Breite der Inhalte als positiv hervorgehoben, weil sie so
in die verschiedenen Bereiche einen Einblick erhalten haben.
Die älteren Studierenden von SiMa im Vergleich
Die beiden Studierenden im zweiten Semester (Erich und Christine) sind hoch
zufrieden. Die Inhalte sind interessant, aber vor allem betonen beide, dass die
Atmosphäre in der Studiengruppe sehr gut ist. Erich hebt noch als Positivum hervor,
dass der Studiengang ihm viele Chancen der Mitbestimmung und Mitgestaltung
bietet. Christine hatte sich lediglich erhofft, dass sie ihre Vorerfahrungen aus der
Ausbildung zur Fachkraft für Schutz und Sicherheit etwas stärker hätte einbringen
können, als es bisher der Fall war.
Bei den anderen beiden Studierenden (Clemens und Andrea) ist die Zufriedenheit
mit dem bisherigen Studienverlauf nicht so eindeutig positiv: Bezogen auf die ersten
Semester berichten sie ebenfalls von einer hohen Zufriedenheit, aber bemängelt
werden von Clemens Unklarheiten in der Studienordnung und von Andrea zu große
Freiräume im Hauptstudium und schlechte Erfahrungen mit einzelnen Dozenten, vor
allem im Vertiefungsgebiet.
Exkurs: Eine Evaluation des Studiengangs
Die Äußerungen der Studierenden zu ihrer Zufriedenheit mit dem bisherigen Studium
weisen keine erkennbaren geschlechts- oder alterstypischen Unterschiede auf. Sie
sind aber unter dem Gesichtspunkt der Evaluation des Studiengangs und der
Herbeiführung eines bestmöglichen Studienerfolgs von hohem Interesse und sollen
deshalb als Exkurs Erwähnung finden. Zum einen kann der bisherige Aufbau der
ersten vier Semester sowohl die Inhalte als auch die Studienform betreffend als
durchweg positiv bewertet werden: Die Breite der Inhalte, die hohe Eigenständigkeit
der Studierenden in der Ausarbeitung von Projektthemen in Arbeitsgruppen und der
damit verbundene enge Kontakt untereinander werden durchgängig als sehr positiv
bewertet.
Probleme tauchen hingegen vor allem in den letzten beiden Semestern auf: Die
Kontaktstunden gehen deutlich zugunsten des Selbststudiums zurück. Damit wird
der Kontakt untereinander geringer und der einzelne ist sehr viel stärker für die
eigene Gestaltung der Studienzeit verantwortlich. Die Freiräume während des
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Semesters sind wesentlich größer als in den ersten vier Semestern, damit die
Studierenden sich u.a. auf die Verfertigung ihrer Bachelorarbeit konzentrieren
können. Des Weiteren nimmt das Vertiefungsgebiet im fünften und sechsten
Semester einen hohen Stellenwert einnimmt. Entstehen im Rahmen des
Vertiefungsgebietes Probleme im Miteinander von Dozierenden und Studierenden,
was bei den beiden Studentinnen aus dem 6. Semester (Mareike und Andrea) der
Fall war, so hat dies einen großen Einfluss auf die Studienzufriedenheit. Welche
Konsequenzen diese Rückmeldung für die zukünftige Gestaltung des Studiengangs
haben wird, sollte Gegenstand einer gemeinsamen Reflexion von Lehrenden und
Studierenden sein.
Unabhängig von den Ausführungen der einzelnen Studierenden lässt sich noch ein
Faktor nennen, der die Zufriedenheit mit dem Studium sehr stark beeinflusst,
allerdings das Ergebnis einer Reihe von Faktoren darstellt, die sich schwer
beeinflussen lassen: die im jeweiligen Studiengang bestehende Atmosphäre. Die
drei Studienjahrgänge unterscheiden sich sehr stark hinsichtlich der
vorherrschenden Gruppenatmosphäre. Im 6. Semester ist die Atmosphäre – so die
Einschätzung der Studierenden und Lehrenden - neutral bis gut. Die Studierenden
haben sich in kleinere Bezugsgruppen aufgesplittet und es besteht wenig Kontakte
über diese Kleingruppengrenzen hinaus. Im 4. Semester ist die Gesamtatmosphäre
schlecht. Charakteristisch für dies Semester ist die hohe Anzahl der
Studienabbrecher. Die Anzahl der Frauen ist mit ca. 1/3 am geringsten und das
Miteinander durch deutliche fast feindselige Abgrenzung von verschiedenen kleinen
Gruppen gekennzeichnet. Das 2. Semester hingegen versteht sich als
Gesamtgruppe mit gutem Zusammenhalt und hoher Toleranz für die
Verschiedenheiten der einzelnen Studierenden. Dies macht sich auch positiv in den
einzelnen Lerngruppen und dem Miteinander von Lernenden und Studierenden
bemerkbar. Als wichtiger Nebeneffekt sei angeführt, dass in einer derart positiven
Gruppenatmosphäre auch die idealen Voraussetzungen geschaffen sind,
vorherrschende Vorurteile – auch bezogen auf Geschlechtsrollenstereotype –
aufzubrechen und korrigierende Erfahrungen zu machen.
Die Wahrnehmung von Unterschiede zwischen den Männern und Frauen im
Studiengang SiMa
Die jüngeren Studierenden von SiMa im Vergleich
Alle sehen Unterschiede zwischen Männern und Frauen im Studium: im Durchschnitt
sind die Frauen jünger als die Männer und haben das Studium direkt nach dem
Abitur aufgenommen. Neben diesem beschreibenden Unterscheidungsmerkmal
werden den Frauen positive Merkmale zugeschrieben: „fleißig“ (Till), „zielstrebig“ und
„wenig festgelegt“ (Mareike). Dass die Frauen angeblich weniger festgelegt sind,
kann aber auch – und dies tut Leon - negativ bewertet werden. Seiner Meinung
nach, haben die Frauen sich nicht so wie die Männer auf das Thema Sicherheit,
eingelassen. Aber lassen wir ihn selbst seine Eindrücke wiedergeben:
„Also ich habe festgestellt das viele Männer, der Großteil sehr auf dieses Thema
Sicherheit abfahren. Die finden das toll, die machen das gerne und die versuchen
auch in diesem Bereich Fuß zu fassen. Andere entwickeln sich in eine andere
Richtung und sagen okay das war ein Einstieg. Jetzt orientiere ich mich woanders.
Aber für viele ist es halt eine Alternative. Bei den Frauen kann ich, bei vielen habe ich
67
das Gefühl, den macht das nicht unbedingt Spaß, ja die sind da nicht so angezogen
davon. Also manche nehmen das so hin, machen das zu Ende. …Ich weiß, manche
sagen, ich mach das und dann mache ich was anderes, so...Also da haben sie mal
reingeguckt, ich weiß nicht aber manche Mädels, das weiß ich ganz klar. Die würden
nie im Leben danach was machen, also das sind einige. Also ich weiß nicht... ich
habe keine Ahnung. Aber nur von meinem Eindruck her haben die Männer da einen
Großteil, finden das sehr interessant und beschäftigen sich da mit
unterschiedlichsten Dingen. Jeder auf seinem Gebiet. Bei den Mädels da habe ich so
manchmal das Gefühl, naja, dann mach ich das halt eben.
Bettina hat zwar die Unterschiede im Alter und der Erfahrung anfänglich
wahrgenommen, beschreibt aber, wie diese Unterschiede aufgrund des guten
Kontaktes in der Gruppe mit der Zeit in den Hintergrund getreten sind:,
Da habe ich halt auch Männer, die so `ne Schränke sind, wie z.B. … oder viele von
der Bundeswehr. Aber daran denkt man irgendwie gar nicht mehr. Ist alles eine
große Truppe unser Jahrgang, ist total angenehm, auch viele, die gleich nach dem
Abi gekommen sind, dadurch hat man viele Gemeinsamkeiten. Man hatte gleich
irgendwie ein Bezug zu allen, weiß nicht es war halt anders als erwartet. …
Ja, da sieht man halt da die Jüngeren, halt die Leute die gerade so Abi gemacht
haben und die die Erfahrener sind. Das finde ich schon das fällt auch auf, auch in der
Sitzordnung. Aber wenn man sich auch trifft also abends oder auf einer Party, dann
ist es auch ganz gemischt. Das ist dann nicht so, dass nur die Jungen
zusammenhängen oder nur die Älteren, sondern schon gemischt.
...das ist wirklich, gerade am Anfang war’s noch nicht so, aber das ist klar mit der Zeit
kennt man sich dann ja immer mehr und ich hätte auch gedacht, dass ich mit dem
Einen nie etwas zu tun haben will, gerade so wegen dem ersten Eindruck und so,
also völlig falsch. Man muss halt jeden erstmal kennenlernen.“
Halten wir also fest: der – bereits in der empirischen Analyse – gezeigte
Altersunterschied zwischen den Frauen und den Männern wird von allen beobachtet.
Die Zuschreibung von Bewertungen für Männer bzw. Frauen unterscheidet sich
nicht in Abhängigkeit vom Geschlecht der interviewten Person. Besonders
hervorzuheben ist, dass die Vorurteile, die anfangs bestanden, durch den intensiven
Kontakt aufgebrochen worden sind und den Blick für eine differenziertere
Betrachtung frei gemacht haben.
Die älteren Studierenden von SiMa im Vergleich
Spontan wird die Frage nach den Unterschieden zwischen Männern und Frauen im
Studiengang SiMa von allen mit „Nein“ beantwortet. Erst bei genauerem
Nachdenken treten Unterschiede hervor: Zum einen wird – besonders für die Männer
des zweiten Semesters – angeführt, dass viele von ihnen von der Bundeswehr
kommen und deutlich älter sind, die Frauen hingegen das Studium direkt nach dem
Abitur aufgenommen haben. Auch wird bezogen auf das Lern- und Arbeitsverhalten
der Frauen von drei der Studierenden folgende Beschreibung abgegeben: „sind
fleißiger“ (Clemens), „sind bei der Arbeit präziser“ (Andrea) und „lernen noch sehr
viel auswendig“ (Erich).
Haben wir uns bei den jüngeren Studierenden die Einstellungsveränderungen
vergegenwärtigt, von denen Bettina berichtet, so gilt Vergleichbares auch für Erich,
der mit anderen Erwartungen gegenüber Frauen das Studium begonnen hat:
68
…also man sieht da, dass die Mädchen sich gleichmäßig auf die Gruppen aufteilen.
Also es sind eigentlich fast in jeder Gruppe ein Mädchen mit drinne, die auch ihre
Meinung mit einbringt. Ähm, auch von...also ich war sehr überrascht, dass wir so
viele Frauen im Studiengang überhaupt haben, als ich hier angekommen bin vor 2
Semestern. Ich dachte ich bin bei PUMA oder so, und wollte eigentlich schon wieder
aus dem Raum raus. Bis dann eine Frau sagte: Sie sind hier schon richtig. (lachen)
Naja ich sag mal das 1/3 unserer Mitkommilitonin Frauen sind...
...das hat Sie überrascht...
..das hat mich überrascht. Dass sich so viele Frauen überhaupt für das Thema
Sicherheit interessieren, weil meistens...Also ich hab zwar auch Frauen bei der die
sich für den Bereich Sicherheit interessieren. Aber dass es so viele sind im Bereich
von Sicherheitsmanagement, das hat mich überrascht.
Interpretation der Gestaltung der Studienzeit unter besonderer
Berücksichtigung des Genderaspekts
Die interviewten Frauen unterscheiden sich von den Männern nicht hinsichtlich der
Lebensform und der Studienzufriedenheit. Alle (mit einer begründeten Ausnahme)
arbeiten neben dem Studium.
Unterschiede lassen sich tendenziell dahingehend finden, dass die Arbeitshaltung im
Studium der Frauen stärker durch Fleiß charakterisiert ist; sie achten auch verstärkt
darauf, dass der Job das Studium nicht beeinträchtigt. Die Männer hingegen
scheinen sich intensiver mit dem Thema Sicherheit auseinanderzusetzen bzw. mit
dieser Thematik zu identifizieren. Dies wird u.a. daran deutlich, dass alle interviewten
Männer sich einen Job neben dem Studium gesucht haben, der ihnen Erfahrungen
im Praxisfeld Sicherheit ermöglicht.
Vorstellungen über bzw. Erwartungen an die berufliche Zukunft im Praxisfeld
Sicherheit
Beleuchten wir nun abschließend die Einstellungen der interviewten Studierenden
zum Praxisfeld Sicherheit: Welche Tätigkeit wollen sie einmal ausüben? Erwarten sie
aufgrund der Geschlechtszugehörigkeit Schwierigkeiten im Berufsfeld?
Da sich in den Interviews herausgestellt hat, dass die Antworten zu diesen Fragen
teilweise eng miteinander verknüpft sind, sollen sie zusammen abgehandelt werden.
Die jüngeren Studierenden von SiMa im Vergleich
Die jüngeren männlichen Studierenden streben eine Tätigkeit im Sicherheitsbereich
an.
Till will in das mittlere und später (nach dem Masterabschluss) in das höhere
Management im Sicherheitsbereich der Wirtschaft. Dieser Wunsch ist bei Till klar
ausformuliert: Er hat sich sogar schon über seinen Führungsstil Gedanken gemacht,
den er einmal umsetzen möchte. Er strebt einen kooperativen Führungsstil an und
wünscht sich guten Kontakt zu den Mitarbeitern. Aufgrund seiner positiv
eingeschätzten eigenen kommunikativen Fähigkeit ist er optimistisch, dies Ziel
erreichen zu können. Des Weiteren ist es ihm wichtig, viele verschiedene Bereiche
kennenzulernen und sich beruflich weiter zu entwickeln.
Leon will ebenfalls in den Securitybereich und hat sich schon – er ist ja am Ende des
sechsten Semesters – bei der Deutschen Bahn beworben. Auch wenn Leon angibt,
eine Führungsrolle einnehmen zu wollen, steht für ihn an erster Stelle, das im
69
Studium Gelernte anzuwenden und seine Arbeit gut zu machen. Für ihn ist
besonders wichtig, Kontakt zu anderen Menschen zu haben und sich wohl zu fühlen.
Bettina, die allerdings erst im zweiten Semester ist, hat noch keine konkreten
Vorstellungen über eine zukünftige berufliche Tätigkeit entwickelt, möchte aber auch
im Sicherheitsbereich arbeiten. Sie hat das Vorbild ihrer Mutter, die eine
Führungsrolle inne hatte, verinnerlicht. Sie weiß, so wie ihre Mutter es geschafft hat,
wird auch sie es schaffen und sieht trotz allgemeiner Schwierigkeiten für Frauen,
eine solche Position zu erreichen, die Voraussetzungen gegeben, wenn der Wille,
die Angstfreiheit und die entsprechende Anstrengung bestehen
Mareike will im Gegensatz zu den Dreien keine Tätigkeit im Sicherheitsbereich
ausüben, sondern geht zielstrebig (auch schon mit dem Thema ihrer Bachelorarbeit)
auf das bereits vor Beginn des Studiengangs SiMa geplante Studium
Medienmanagement zu. Sie fühlt sich momentan noch viel zu jung für eine
Führungsaufgabe. Vor ihr liegt - so ihre Hoffnung - noch ein langer Bildungsweg mit
interessanten Inhalten, von denen sie sich eine Erweiterung ihres Horizontes erhofft.
Grundsätzlich aber ist sie überzeugt, dass Frauen mit dem entsprechenden
Selbstbewusstsein und Können durchaus eine Führungsposition erreichen können.
Die älteren Studierenden von SiMa im Vergleich
Hinsichtlich der Konkretheit der Vorstellungen über die beruflichen Zukunft liegen die
vier älteren Studierenden recht weit auseinander. Christine und Erich haben
konkrete Vorstellungen entwickelt:
Christine möchte auf jeden Fall in der Sicherheitsbranche bleiben und strebt eine
Funktion im höheren Management an. Aus diesem Grund würde sie eventuell auch
den Master machen.
Auch Erich hat konkrete Vorstellungen. Ihn reizt das Thema Risikomanagement
bzw. Risikoanalyse und er würde gerne Sicherheitsmitarbeiter in Krisenländern
beraten. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass er neben dem Studium
aus eigener Initiative Arabisch lernt. Ein Masterstudium würde er auch gerne
anhängen, ist aber darauf angewiesen einen Arbeitgeber zu finden, der ihm dieses
Masterstudium berufsbegleitend finanziert. Die Frage, ob er eine Führungsposition
anstrebt, beantwortet er mit einem entschiedenen JA.
Clemens und Andrea sind sehr offen für die sich auftuenden Möglichkeiten:
Clemens wehrt sich entschieden gegen einen „10 Jahresplan“. Er möchte einerseits
seinen Kindheitstraum verwirklichen und etwas „Ehrenwertes“ machen, anderseits
aber gerne auch viel Geld verdienen.
Andrea hat bereits viele Bewerbungen geschrieben und nur Absagen erhalten. Sie
hat sich nun entschieden, zunächst direkt nach dem Studium für ein Jahr ins
Ausland zu gehen, um ihre Englischkenntnisse zu verbessern. Was sie dort tut, um
ihren Lebensunterhalt zu verdienen und ob sie einen Masterstudiengang anschließt,
ist ungewiss. Sie sieht viele Möglichkeiten der beruflichen Weiterentwicklung.
Wichtig ist ihr, dass sie der zukünftige Job zufrieden macht, ihr Abwechslung
verschafft und die Möglichkeit, mit Menschen „wirklich“ in Kontakt zu treten.
70
Auswertung der Pläne für die berufliche Zukunft im Praxisfeld
Sicherheit unter Genderaspekten
Erstaunlich ist, dass der überwiegende Teil aller Interviewten eine Führungsrolle
anstrebt und aus diesem Grunde auch den Masterabschluss machen möchte.
Lediglich Leon und Andrea stellen für die zukünftige berufliche Tätigkeit vorrangig
andere Kriterien in den Mittelpunkt: sich im Beruf wohl fühlen und „wirklichen“
Kontakt zu anderen Menschen haben.
Die Frauen wissen offenbar um die für sie bestehenden größeren Schwierigkeiten
eine solche Position einzunehmen, formulieren aber deutlich ihre Entschlossenheit,
dieses Ziel erreichen zu wollen. Größere Zurückhaltung von Frauen gegenüber der
Übernahme von Führungsverantwortung findet sich zumindest in den Äußerungen
von Bettina, Christine und Andrea nicht wieder, die deshalb wiedergegeben werden
sollen:
Bettina:
Ich glaube schon eigentlich nicht nur in der Sicherheitsbranche, denn auch so im
Allgemeinen sind in der Führungsetage auch kaum Frauen vertreten, also generell.
Ich würde noch nicht mal sagen, dass es was mit Sicherheit zu tun hat, oder dass
die Sicherheitsbranche ne absolute Männerdomäne ist. Sondern generell ist es für
Frauen schwer. Aber wenn man es will und da selber keine Angst hat und sich davor
nicht verschließt und keine Angst hat, dann denke ich mal ist es kein Problem. Wenn
man sich anstrengt.
Christine:
Also ich denke da mal auf jeden Fall, dass es erstmal nicht leicht wird, weil
Vorurteile herrschen und so weiter. Aber ich sag mir immer – das ist zwar nur so ein
kleiner positiver Aspekt, den ich mir selber setze. Wie gesagt, ich habe mich damals
auf eine Managerstelle beworben, ich wurde als Frau genommen und ich habe auch
gezeigt, das nehme ich mir mal vom Feedback her heraus, dass Frauen definitiv mal
ne´ Chance haben in diesem Beruf und gar nicht so übel sind und ich denke dann
mal, das man das auf so ne´ Stelle umlegen kann. Klar gibt es momentan sehr viele
Männer, klar, aber wenn man sich da gut reinfriemelt und sich dadurch wirklich
einen Namen machen kann oder einen Namen macht, dann hat man auf jeden Fall
gute Karten und man darf sich eben nicht unterkriegen lassen.
Andrea:
Aber das lernt man und da wächst man hinein. Und wenn man, denke ich, sich da
Schritt für Schritt damit identifiziert, ist es auch möglich eine gute Führungsperson zu
werden. Also ich kann und würde jetzt nicht sagen, dass ich jetzt schon eine
Führungsperson bin - auf keinen Fall.
Aber als Ziel könnten Sie sich vorstellen, eine Führungsrolle einzunehmen?
Ja, könnt ich schon.
Beleuchten wir nun diesen interessanten Gesichtspunkt näher: Die Frauen wollen
beruflich Karriere machen und betonen, dass es an ihnen liegt, sich auf die erstrebte
Position hin zu arbeiten. Bettina verfügt allerdings noch über keine Erfahrung im
Sicherheitsbereich. Je mehr Erfahrungen die Studierenden im Sicherheitsgewerbe
gewinnen konnten, umso stärker verändert sich die Einschätzung: Die
Schwierig-keiten für Frauen im Praxisfeld Sicherheit treten stärker hervor – und diese
71
werden übereinstimmend von den Frauen und Männern gesehen. Es scheint sogar
so, dass die Männer diese Schwierigkeiten noch deutlicher als die Frauen zur
Sprache bringen.
Mareike, jung und selbstbewusst, ist ein gutes Beispiel für die Ernüchterung, die sie
als Frau im Rahmen des Praktikums erfahren hat. Sie nennt zwei wichtige
Erfahrungen:
Erfahrungen mit den Männern im Sicherheitsgewerbe:
Also ich glaube es wäre da schon (als Frau) ein bisschen schwieriger, also was man
dann während des Praktikums gemerkt hat, gerade als junges Mädchen, was da so
ankam, ist es schon so die Belächelte und diese Kleine. Die waren alle total lieb und
nett zu mir. …man hat schon gemerkt, ach wie süß du studierst das, also auch ohne
das böse zu meinen, aber naja und mit den großen Jungs ob ihr da klarkommt? …
und mit der weiblichen Führungskraft:
Also sie (die weibliche Führungskraft) kam mir, also ich kannte sie nicht gut. Aber sie
kam mir zwischendurch, also es war zu sehr, also es wirkte verbittert und verbissen.
Dass sie immer ... Sie hat überhaupt...Also es war Ihr überhaupt nicht möglich mal
einen schwachen Moment zu zeigen. Sie musste immer zeigen, ich schaff das , ich
brauche niemanden ich kann das alleine und Männer sowieso nicht. Es war ein
bisschen schon zu extrem.
Fast übertrieben kämpferische Unabhängigkeit.
Ja genau. Immer diese Angst, bei Gesprächen mit Männern, da hat man immer
gemerkt, dass sie die Angst hatte in eine untere Rolle zu kommen, also Sie musste
immer ganz extrem die dominantere Rolle spielen, wenn Sie mit Männern
gesprochen hat. Das war schon auffällig.
Die Erfahrung, von den Männern belächelt zu werden und eine verbissene, um ihren
Führungsanspruch kämpfende weibliche Führungskraft zu erleben, machen für sie
die Vorstellung einer Arbeit im Praxisfeld Sicherheit unattraktiv und bestätigen die
berufliche Orientierung in Richtung Medienmanagment.
Andrea, die im Rahmen ihres Jobs neben dem Studium viel Erfahrung im
Sicherheitsgewerbe gewonnen hat, bestätigt diesen Eindruck von Mareike:
Also ich finde Frauen wären sicher auch `ne gute Führungskraft. Das Problem ist
immer, dass sie nicht ernst genommen werden in der Sicherheitsbranche. Also ich
hatte vor `’ner ganzen Weile ein Gespräch mit `’nem Kommilitonen. Der sagte, wenn
`ne Frau jetzt in der Sicherheitsbranche eine Führungsposition einnimmt, die würde
man nicht für voll nehmen. Ich sage: wieso? Kann doch genauso energisch sein und
Anweisung geben wie ein Mann. Ja, aber die würden Sie erst austesten und dann
sieht man wie sind die Fähigkeiten, funktioniert das überhaupt. Und ehe man eine
Frau dann überhaupt einstellt, das dauert halt länger als bei einem Mann. Das ist halt
das Problem.
D.h. da wäre Ihre Vermutung, Frauen werden schwerer akzeptiert, haben längere
Testungsphasen.
Richtig und ich glaube es ist sehr schwerer sein wird, also Frau in der
Sicherheitsbranche Fuß zu fassen.
Haben Sie noch eine Erklärung, warum das in der Branche schwerer ist?
Ich weiß nicht, die nehmen die Frauen irgendwie nicht so ernst. Hab ich so den
Eindruck. Man wird auch so ein bisschen belächelt.
72
Alle interviewten Frauen, die Erfahrung im Sicherheitsgewerbe sammeln konnten,
beschreiben, dass sie als Frau belächelt und nicht ernstgenommen werden. Aber
welche Erklärungen gibt es dafür?
Andrea führt eine Reihe von konkreten Situationen im Sicherheitsgewerbe an, in
denen es für Frauen schwieriger ist, als für Männer. Exemplarisch soll eine Situation
angeführt werden:
„..ich noch Situationen am Einlass gehabt. Ich war die einzige Frau, das andere
waren alles Männer. Und dann kam jemand und der hat mich komplett angegriffen
und ich wusste sofort, ich kann mich nicht wehren. Also was heißt angegriffen, er war
kurz davor, er war so wütend und auch richtig bösartig der Mensch.
Und dann gingen meine Kollegen dazwischen, aber ich war selber in dem Moment,
wo ich sagen könnte, hätte der mit jetzte auf Gutdeutsch ein Rein gehauen, ich hätte
mich nicht wehren können.“
Allerdings wird im weiteren Gesprächsverlauf deutlich, dass es auch eine Frage des
Trainings bzw. der Ausbildung ist, ob eine Frau sich in einer solchen Situation zur
Wehr setzen kann.
Aber selbst, wenn sich Frauen auf der operativen Ebene einem Angreifer gegenüber
nicht hinreichend zur Wehr setzen können, ist dies lange noch kein Argument für die
Nicht-Übernahme von zahlreichen anderen Aufgaben. Es kann einem Mann
ebenfalls passieren, dass er auf einen ihm körperlich überlegenen Mann trifft und
Unterstützung benötigt, um die Situation zu bewältigen. Hinzu kommt, dass von den
weiblichen und männlichen Studierenden zahlreiche Beispiele angeführt werden, die
deutlich machen, dass Männer durch ihr aggressives Auftreten in Konfliktsituationen
unnötig zur Eskalation der Lage beitragen.
Derweil die Frauen über ihre Erfahrungen im Sicherheitsgewerbe berichten, einige
Tätigkeiten nicht ausführen zu dürfen (Nachtschicht allein, Einlasskontrolle) und nicht
hinreichend ernst genommen zu werden, fehlen bei ihnen jedoch Erklärungen für
diese erlebte Diskriminierung..
Anders hingegen bei den beiden älteren Studenten, Clemens und Erich. Sie
berichten ebenfalls über die Diskriminierung von Frauen im Sicherheitsgewerbe,
führen aber hierfür Erklärungen an. Ausgehend von ihren biographischen
Erfahrungen gibt es für sie keinen Grund, das Handlungsfeld von Frauen im
Sicherheitsgewerbe einzuschränken – schon gar nicht auf der Führungsebene.
Erich:
„Also ich denke, ich habe auch gar nicht so ein Problem. ich bin in einer Generation
aufgewachsen, wo ich mir nie die Frage gestellt hab, ob es einen Unterschied
zwischen Männlein und Weiblein gibt. Sondern für mich war das schon immer so,
dass Frauen auf dem gleichen Niveau sind wie ich. Ob das im Kindergarten war, oder
in der Schule war, da hat sich das Problem für mich nie gestellt“.
Clemens:
Also da seh ich überhaupt keinen Unterschied, zwischen Mann oder Frau. Also wie
gesagt natürlich dieses Ding, dass Männer mehr mit der rechten und Frauen mehr
mit der linken Gehirnhälfte denken, oder umgekehrt-ich weiß nicht genau und Frauen
emotionaler sind, und Männer ein bisschen sachlicher. Okay, aber mittlerweile gibt’s
da auch solche Unterschiede, mittlerweile sind die Unterschiede jetzt auch nicht mehr
so gravierend.
73
Unter Bezugnahme auf die Frauen, die sie in ihrem persönlichen Umfeld erlebt
haben, sind sie zu der Überzeugung gekommen, dass in vielen Situationen die
Frauen sich sogar als belastungsfähiger erwiesen haben.
Clemens:
Ja, meine Mutter ist für mich die stärkste Frau. …Ist selber arbeiten gegangen, hat
jetzt immer noch einen 10 Stunden Tag. Sie meistert den Haushalt und sie ist die
absolute Stärke
Die Erklärung für die Ungleichbehandlung von Frauen, die beide geben, lauten:
Männer erleben Frauen als Konkurrenz um begehrte Plätze. Eine Frau als
Vorgesetzte zu haben, wird als Kränkung erlebt und mit sexistischen Sprüchen
abgewehrt. Es die die Angst davor, dass Frauen nun auch noch in diesen
Sicherheitsbereich eindringen und die Aufstiegschancen der Männer einschränken.
Bedrohung durch Frauen verkehrt sich in feindselige Äußerungen und ausgrenzende
Verhaltensweisen.
Erich:
Also ich denke mal, eine der Grundfehler könnte vielleicht dieser Bevorzugungsfaktor
bei Frauen sein. Also das Frauen dann vorgezogen werden, weil sie eine Frau ist.
Also… könnte eine Angst sein. Ich denke auch der Faktor, eine Frau hat optische
Reize, die sie zur Ihrer Festigung in einer Position nutzen kann, die ein Mann so nicht
hat. Das könnte vielleicht eine der Gründe sein, aber für mich persönlich, ich sehe
eine Frau jetzt ganz normale Konkurrenz wie jeden Anderen auch.
… Diese Grundängste, die in einigen Köpfen herumspucken und natürlich das
Eindringen in die männliche Domäne, auch eine dieser Grundängste, die mehr in der
älterne Generation vertreten ist als in unserer Generation.
Clemens:
Wenn das jetzt irgendwelche Leute sind, die sexistische Hintergedanken haben oder
Frauen nicht akzeptieren, oder frauenfeindlich sind oder die äh, die die Qualität der
Frau also Führungspersönlichkeit nicht anerkennen, dann hat die Frau natürlich ein
Problem, sich vielleicht stärker durchzusetzen. Das ist ein gesellschaftliches Problem.
Die Vorstellungen über die private Zukunftsgestaltung
Die jüngeren Studierenden von SiMa im Vergleich
Bezogen auf die private Zukunftsgestaltung überwiegen die Gemeinsamkeiten
zwischen den jüngeren Studierenden von SiMa: Zunächst steht bei allen der Beruf
im Vordergrund, der auch ein bestimmtes Einkommenslevel garantieren soll.
Deshalb sehen sie zunächst für die Berufseinstiegsphase die Notwendigkeit, das
Schwergewicht auf den Beruf zu verlagern. Lassen wir Leon zu Wort kommen:
Leon:
Klar ist für mich, dass ich dann natürlich das Hobby auch einschränken muss und
auch die Notwendigkeit darin sehe. Sodass der Beruf einen hohen Stellewert haben
wird, auch Nummer 1 sein muss, aber ich nicht dem Trott verfalle, den ganzen Tag
nur arbeiten zu wollen, sondern auch irgendwie einen hohen Freizeitbereich
beibehalte.
Aber alle planen für die Zukunft die Gründung einer Familie (fester Partner und
Kind(er)). Allen ist es sehr wichtig, Beruf und Familie in ein ausgewogenes Verhältnis
zu bringen. Hier spielt, wie bei Till und Bettina deutlich wird, die Auseinandersetzung
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mit dem Vorbild der eigenen Eltern eine große Rolle: sei es, dass man nicht die
gleichen Fehler machen möchte, wie der eigene Vater („meine Partnerin soll sich
nicht allein gelassen fühlen“) oder dass man erfahren hat, dass Beruf und Familie
auch für eine Frau in Führungsrolle durchaus miteinander zu verbinden sind, ohne
dass die Kinder Schaden nehmen. Insgesamt ensteht aber der Eindruck, dass das
Thema noch in großer Ferne liegt und die konkreten Umstände dann entscheidend
sind, welche Lösung für die Aufteilung der Familienarbeit mit dem Partner dann
gefunden wird.
Leon:
„Ja, ansonsten Familie klar, hat einen hohen Stellenwert. Aber ich würde meine
Arbeit nicht deswegen aufgeben. Ich würde aber auch versuchen, natürlich genug
Zeit mit der Familie zu verbringen, also da ein Gleichgewicht zu schaffen, was
irgendwie auch möglich sein wird und könnte ... Naja mal gucken wie man das dann
alles so hinhaut, wenn man dann eigene Entscheidungen treffen kann, und sich die
Zeit relativ frei einteilen könnte, dann würde das gehen. Muss man dann sehen...
Also wie gesagt Beides, aber dann halt ausgewogen.“
Bettina:
„Aber ich möchte auch alle Fälle Kinder haben und denke dann mal wenn ich im
Berufsleben bin, kann ich, wenn ich den Job erstmal habe und dann schwanger bin,
kann ich ja mit meinem Freund, dann kann er das Baby ja auch ein Jahr einlegt. Also
ich glaube, das wird auch so kommen, je nach dem wer halt mehr Geld nach Hause
bringt. „
Die älteren Studierenden von SiMa im Vergleich
Wie stellen sich die älteren Studierenden ihre private Zukunft vor? Hier überwiegt
auch die Gemeinsamkeit der vier Studierenden: Die Verankerung im Berufsleben ist
die gewünschte sichere Basis, die sie zunächst erreichen möchten. Auch hier
spielen durchaus – zumindest bei den Männern explizit formuliert – negative
Erfahrungen mit intimen Beziehungen eine wichtige Rolle: Wie Clemens formuliert,
„ist das Private immer eine wackelige Angelegenheit“. Oder Erich sieht die
Einschränkung seines Freiheitsdranges, die mit einer festen Beziehung verbunden
ist.
Aber trotz dieser klaren Aussagen haben alle den Wunsch, eine Familie zu gründen,
Aber auch bei den „älteren“ Studierenden“ liegt die Realisierung dieses Wunsches
noch in weiter Ferne und ist von vielen Faktoren abhängig, die in der konkreten
Situation abzuwägen sind. Die Vorstellungen über die Gestaltung dieses
Familienlebens und die Verbindung mit dem Beruf sind noch vage. Für Clemens hat
Familie eine enorme Bedeutung:
„Ja, also Familie geht über alles, wenn Sie mich jetzt vor die Wahl stellen, entweder
Beruf oder sie, dann natürlich sie.(lacht) das auf jeden Fall, aber wie gesagt es
spielen so viele Faktoren eine Rolle“
Erich müsste für die Gründung einer Familie zunächst seinen Freiheitsdrang
zähmen und ein finanzielles Polster schaffen. Gefragt, ob er sich auch vorstellen
kann, für ein Jahr Elternurlaub zu nehmen, antwortet er:
„Ich denke mal so, wie ich mich kenne, wahrscheinlich schon. Aber ich habe mich
gedanklich noch nicht damit beschäftigt. Also ich weiß es jetzt von einem
Kameraden. Der ist jetzt seit 4 Monaten aus seinem Beruf ausgestiegen und seine
Frau arbeitet jetzt wieder. Also ich denke für mich wäre das kein Problem, jetzt vom
Gedanken her. Ob ich es machen würde, hängt von der Situation ab. Wie sieht es
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momentan beruflich aus? Muss man 1 Jahr vielleicht aussetzten und eins nach hinten
schieben?“
Christine betont, dass der Wunsch nach Familie dem Karrierewunsch nicht geopfert
werden darf, aber keinesfalls will sie ökonomisch von einem Partner abhängig sein.
„Ich würde nicht wegen der Karriere auf eine Familie verzichten. Ideal wäre, wenn
man das miteinander verbinden könnte. Ich denke, ich hab noch ein bisschen Zeit,
aber nicht zu lange Zeit lassen, aber sich darüber jetzt Gedanken darüber zu
machen in welcher Reihenfolge ich das jetzt mache, weiß ich jetzt noch nicht.
… Aber ganz ehrlich bin ich vom Charakter her nicht so, dass - ich möchte schon
mein eigenes Geld verdienen und ich möchte nicht von meinem Partner abhängig
sein und darauf warten, bis Haushaltstag ist und wann dann mal Geld reingeflattert
kommt.“
Und Andrea macht die Entscheidung über die Familiengründung von den
Umständen abhängig, möchte die Arbeit aber auch auf keinen Fall aufgeben.
Allerdings ist es für sie vorstellbar, den Umfang der Arbeitszeit zu reduzieren, sollten
Kinder da sein.
Das kommt drauf an, wenn Kinder da sein sollten, ist es dann halt schwierig. Dann
muss man halt sehen, wie man das reduziert vielleicht. Es kommt ja drauf an, was
der Partner macht. Das man dann schaut, hm wir gleichen das aus? Vielleicht geht
man dann auch Halbzeit arbeiten, man weiß es ja nicht. Also wenn Kinder im Spiel
sind, dann ist es schon schwierig. Dann sollte man schon ein bisschen
zurückstecken. Aber vorher nur für den Partner nicht unbedingt.
Für die jüngeren und älteren Studierenden können wir festhalten: Das Studium und
die berufliche Karriere steht eindeutig zunächst an erster Stelle. In weiter Ferne wird
dann die Gründung einer Familie angestrebt. Wie genau Beruf und Privatleben zu
vereinbaren sind, hängt ganz entscheidend von den konkreten Bedingungen zum
gegebenen Zeitpunkt ab. Aber keineswegs ist bei den Frauen der Ausstieg aus dem
Beruf angedacht. Wenn, dann kommt nur eine vorübergehende Zeitverschiebung
zugunsten der Kinder in Frage – aber dies gilt ebenso für die Männer.
Abschließender Vergleich zwischen den jüngeren und älteren Studierenden
des Studiengangs Sicherheitsmanagement
Zunächst sei festgehalten, dass aufgrund der Interviews keine den Ergebnissen der
Online-Untersuchung widersprechenden, aber diese sinnvoll ergänzende Ergebnisse
erzielt wurden. Es zeigt sich, dass neben dem Geschlecht das Alter durchaus eine
wichtige Bedeutung hat. Gerade die im Beruf gewonnenen Erfahrungen lassen die
eigenen Präferenzen für die berufliche Zukunft deutlicher hervortreten. Es werden
deshalb die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den jüngeren und den
älteren Studierenden nochmals zusammenfassend aufgelistet.
· Die jüngeren Studierenden sind bei Studienbeginn zwischen 19 und 22 Jahre,
die älteren Studierenden zwischen 23 und 31 Jahre alt.
· Die Jüngeren beginnen mit dem Studium fast direkt nach dem Abitur, die
Älteren haben zunächst den mittleren Schulabschluss gemacht, dann eine
Ausbildung abgeschlossen und anschließend das Fachabitur erworben.
· Die Entscheidung für den Studiengang Sicherheitsmanagement war bei den
Jüngeren zwar bewusst getroffen, es wäre aber für die Mehrzahl der
Interviewten auch ein anderer Studiengang denkbar gewesen; dies gilt
besonders für die weiblichen Studierenden. Bei den älteren Studierenden war
die Entscheidung eindeutig für diesen Studiengang – teilweise gegen
Vorbehalte im eigenen Umfeld – getroffen worden. Bei dem größten Teil der
76
·
·
·
älteren Studierenden liegen Erfahrungen im Praxisfeld Sicherheit vor, die die
Wahl des Studiengangs begründen.
Alle Studierenden – Frauen und Männer - wünschen sich grundsätzlich,
später einmal eine Führungsrolle einzunehmen; aus diesem Grunde planen
fast alle – wenn auch mit unterschiedlicher Entschlossenheit – eventuell ein
Masterstudium zu absolvieren. Die Studentinnen bringen deutlich Folgendes
zum Ausdruck: „Wir wissen, es erwarten uns Hindernisse auf dem Weg zum
beruflichen Erfolg. Aber wir lassen uns nicht einschüchtern! Wenn wir als
Frauen etwas werden wollen, dann brauchen wir Können, Anstrengung und
Entschlossenheit!“
Alle führen an, dass es für Frauen im Sicherheitsgewerbe durchaus größere
Schwierigkeiten gibt als für Männer. Die älteren Studierenden schildern diese
Einschränkungen für Frauen anhand ganz konkreter Tätigkeiten. Alle sind der
Überzeugung, dass Frauen auch Führungsaufgaben im Sicherheitsgewerbe
wahrnehmen können, allerdings reflektieren die älteren Studierenden,
besonders die Männer, stärker die Widerstände, die bei den männlichen
Beschäftigten in der Branche anzutreffen sind.
Nach ihrer Zukunftsgestaltung gefragt, hat für alle Studierenden die
Verankerung im Beruf Priorität. Die Gründung einer Familie ist von allen
angedacht, liegt aber noch in weiterer Ferne. Wie die Vereinbarkeit von
Familie und Beruf zu gestalten ist, darüber haben sie noch wenig
nachgedacht. Grundsätzlich wird ein ausgewogenes Verhältnis zwischen
beiden angestrebt – wie dies aber konkret zu gestalten ist, das hängt von
vielen Faktoren ab, die dann zum betreffenden Zeitpunkt abgewogen werden
müssen.
„Geschlecht“ als wichtige Kategorie für die Studierenden?
Eine Frau bzw. ein Mann zu sein, ist nicht nur eine biologische Tatsache, sondern
bestimmt, wie anfangs angeführt, alle sozialen Bezüge. Viele Wahrnehmungen von
Wirklichkeit sind durch die Erfahrungen als Mädchen bzw. als Frau oder als Junge
bzw. als Mann bestimmt. Besonders die Wahl eines Studiums und eines möglichen
Berufs hängt ganz eng mit der Geschlechtsrollenidentität zusammen. Die Sichtung
dieser Interviews legt allerdings folgende Erkenntnis nahe: Dass das soziale
Geschlechts von großer Wichtigkeit für die berufliche und private Lebensgestaltung
ist, wird den Einzelnen erst zum Gegenstand der Reflektion, wenn sie in ihrer
Biographie damit konfrontiert werden, z.B. indem sie erfahren, dass mit dem
Geschlecht bestimmte Vor- und Nachteile verbunden sind. Hierzu zählt die
Erfahrung, als Frau im Praxisfeld Sicherheit Tätigkeiten nicht ausführen zu dürfen
oder sich mehr behaupten zu müssen, besonders wenn eine Führungsrolle
angestrebt wird. Die Studentinnen lassen nicht erkennen, dass sie vor Beginn ihres
Studiums über mögliche Probleme nachgedacht haben, die mit dem Betreten einer
klassisch männlichen Domäne wie dem Sicherheitsbereich verbunden sein könnten.
Ganz im Gegenteil entsteht bei den Interviews mit ihnen der Eindruck, dass sie die
Gewissheit verspüren, alle Möglichkeiten ergreifen zu können. Schwierigkeiten
werden als Herausforderung verstanden, denen sie mit Können und Kompetenz
begegnen. Die Erfahrung der Diskriminierung als Frau im Sicherheitsgewerbe ist
eher eine Überraschung, die den bisherigen Optimismus annagt und durchaus zu
der Entscheidung führt, diesen Bereich den Rücken zu kehren.
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In der Hochschule spielt diese Erfahrung von Ungleichheit für die Frauen keine
entscheidende Rolle – die interindividuellen Unterschiede zwischen den
Studierenden stehen deutlicher im Vordergrund als die intergruppalen Unterschiede
zwischen Frauen und Männern. Die Arbeitsweise in gemischtgeschlechtlichen
Kleingruppen im Studiengang Sicherheitsmanagement trägt dazu bei, bestehende
Stereotype in Frage zu stellen. Wenn ein Unterschied zwischen den Geschlechtern
im Studiengang wahrgenommen und negativ bewertet wird, dann sind es die
Männern, die die Arbeitsweise der Studentinnen kritisieren: die Studentinnen lernen
angeblich viel auswendig, sind besonders fleißig, aber beschäftigen sich nicht
intensiv mit der Sicherheitsthematik.
Die Studenten sind eher ambivalent in ihren Einstellungen zu den Frauen:
Grundsätzlich werden die Differenzen zwischen den Geschlechtern als geringfügig
betrachtet. Frauen sind sogar mit vielen positiven Attributen belegt: belastbarer,
kooperativer und regieren weniger schnell gekränkt auf Frustrationen als die Männer.
Aber zugleich geht von den Frauen eine Bedrohung aus: Zum einen ist es im
Studium die strebsame Arbeitshaltung der Studentinnen, zum anderen die Gefahr,
dass die Frauen im beruflichen Feld bevorzugt werden und ihnen begehrte Plätze
wegnehmen. Zu diese „Angst der Männer vor der weiblichen Konkurrenz um knappe
Ressourcen“ (Friedel-Howe, 1995, 520), die – wie anfangs dargelegt wurde –
durchaus berechtigt ist, kommt noch die Bedrohung durch die „weibliche
Emotionalität“ hinzu, die als extrem und unvorhersehbar erlebten emotionalen
Ausbrüche von Frauen. Diese in zwei Interviews angesprochenen Befürchtungen
aufgrund von Erfahrungen im Berufsfeld bestätigen die Hypothese der Bedrohung
der männlichen Identität durch die Konfrontation mit weiblicher Kompetenz und
Emotionalität (Friedel-Howe, 1995, 521).
Trotz dieses Unbehagens, das gegenüber Frauen im Praxisfeld Sicherheit von den
Männern zur Sprache gebracht wird, wehren sie sich aber nicht gegen den Eintritt
der Frauen in diese berufliche Sphäre. Um den Anteil von Frauen in diesem
Berufsfeld zu steigern, dürfte allerdings diese Haltung des „Sich-nicht-Wehrens“
nicht hinreichend sein, sondern sollte die Einbindung von Frauen auf allen Ebenen
bewusst gewünscht und herbeigeführt werden.
Einige Themen, bei denen das Geschlecht eine herausragende Rolle spielt, sind für
die Studierenden noch zu sehr in weiter Ferne: Welchen Stellenwert soll das
Berufsleben einnehmen? Wie wollen sie Arbeit und Privatleben miteinander
verbinden? Die Antworten auf diese Fragen sind noch vage, aber alle der
Interviewten gewichten den Beruf als Garant für Autonomie und ökonomische
Unabhängigkeit sehr hoch. Der Wunsch nach Familiengründung wird zwar auch von
allen genannt, aber wie dies konkret gestaltet werden soll, hängt von vielen
Umständen ab, die jetzt noch nicht näher spezifiziert werden können. Wichtig ist
aber, dass die Verbindung von Beruf UND Familie für beide Geschlechter einen
hohen Stellenwert hat und die Vereinbarkeit von beiden Sphären verstärkt eine
gesamtgesellschaftliche Aufgabe sein wird.
Ausblick
Die Formulierung des Ziels: Geschlechterdemokratie
Gehen wir nochmals auf die theoretischen Ausführungen zu Beginn dieser Arbeit
zurück: Wie in Anlehnung an Goffmann gezeigt wurde, führt der minimale
biologische Unterschiede zu einer Differenzierung von Männlichkeit und Weiblichkeit,
78
die durch geschlechtsspezifische Erwartungen an bestimmte Verhaltensweisen
immer wieder neu erzeugt und verfestigt werden. Es handelt sich also keinesfalls um
naturgegebene Unterschiede aus der sich eine Ungleichbehandlung der
Geschlechter ableiten lässt. Folglich lautet auch das Ziel, die binäre
Geschlechterkonstruktion aufzulösen. Der biologische Unterschied zwischen Mann
und Frau wird dabei nicht geleugnet, sondern der Blick auf die verschiedenen
Entwürfe von Weiblichkeit und Männlichkeit gelenkt, die Anerkennung der Diversität
von Männern und Frauen gefordert. Innerhalb der Gruppe der Frauen und innerhalb
der Gruppe der Männer sind die Unterschiede so groß, dass diesen Rechnung
getragen werden muss. Diese Erkenntnis führte und führt zu zahlreichen staatlichen
Aktivitäten. Die Politik muss darauf ausgerichtet sein, vorhandene strukturelle
Beschränkungen aufzuheben. Es geht um eine Politik, die sich an der Idee der
sozialen Gerechtigkeit orientiert, die eine weitgehende egalitäre Partizipation aller
anstrebt. D.h. konkret, dass Menschen – also Frauen und Männer – gleichen Zugang
zu allen gesellschaftlichen Ressourcen – wie Zeit, Vermögen, Kultur,
Gesundheitsvorsorge, Bildung, Arbeit usw. – haben und die fairen Chancen, das
gesellschaftliche Miteinander zu gestalten. Das bedeutet ganz konkret, dass das
biologische Geschlecht nicht der Grund sein darf, einer Person den Zugang zu einer
beruflichen Tätigkeit und der Übernahme von Verantwortung in einem bestimmten
Bereich zu verwehren. Es wird die gleiche Verteilung von Zugangschancen und die
Beseitigung der strukturellen Behinderungen auf dem Weg zur Zielerreichung für
beide Geschlechter angestrebt.
Dass die Beseitigung der Zugangschancen für Frauen auch aus Sicht der
Arbeitgebenden dringend notwendig ist, zeigten die Ausführungen auf die
gegenwärtige Situation zu Beginn dieser Untersuchung. Es wurde festgestellt, dass
Mädchen und junge Frauen als Folge der geschlechtsdifferenten Entwicklung einen
besseren Qualifizierungsstand aufweisen. Gerade in Anbetracht des zunehmend
stärkeren Bedarfs an qualifizierten Arbeitskräften in der Sicherheitsbranche und dem
Rückgang an Nachfrage nach Personen, die einfache Tätigkeiten ausführen, können
Arbeitgebende auf Frauen als Arbeitskräfte nicht verzichten. Der Luxus, gut
ausgebildete Frauen für eine längere Phase nicht am Arbeitsprozess teilhaben zu
lassen, ist gar nicht weiter möglich. Aufgrund dieser Entwicklungen des
Arbeitsmarktes ist es zwingend notwendig, Barrieren in den Köpfen von Männern
und Frauen grundsätzlich – ob bei denjenigen, die in den verschiedenen
Berufsfeldern in verschiedenen Positionen bereits tätig sind oder die vor der
Entscheidung stehen, sich für ein bestimmtes Tätigkeitsfeld zu entscheiden – zu
beseitigen. Ein gesellschaftlich notwendiger Prozess muss durch eine öffentliche
Beschäftigung mit der überkommenen binären Geschlechterkonstruktion und durch
politische Willensbildungsprozesse begleitet werden.
Es soll an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich hervorgehoben werden, dass die
angestrebte Geschlechterdemokratie als ein wichtiges Element auf dem Weg zur
sozialen Gerechtigkeit keineswegs mit Uniformität gleichzusetzen ist. Connell
(2006,251) zitiert in diesem Zusammenhang Michael Walzer, der von „komplexer
Gleichheit“ spricht. Angestrebt wird, so Connell, dass den Männern die Vorherrschaft
in Staat und Wirtschaft streitig gemacht wird und die Gewalt von Männern gegen
Frauen (aber auch die von Frauen gegen Männer – B. Sticher) beendet wird.
Angestrebt wird eine sozial gerechte Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern,
dies umfasst für Männer und Frauen den gleichen Zugang zu Bildung und
79
Berufsausbildung. Und angestrebt wird ebenfalls, dass die sexuelle Differenz auf der
Basis der Gegenseitigkeit gelebt wird.
„Wenn man soziale Gerechtigkeit in den Geschlechterbeziehungen so
versteht, stellt sie ein verallgemeinerbares Interesse dar, aber keine
Forderung nach Uniformität. Komplexe Gleichheit ist genau die erforderliche
Grundlage für die Mannigfaltigkeit als Praxis, für eine unbegrenzte
Erforschung der menschlichen Möglichkeiten.“ (Connell, 2006, 252)
Männlichkeit ist nur zusammen mit Weiblichkeit zu verändern! Beide Geschlechter
sind mitbeteiligt an der gesellschaftlichen Organisation der Praxen, in der Differenz
als Dominanz konstituiert wird.
Vorgeschlagen wird eine praktische Dekonstruktion und Neugestaltung von
Geschlecht: Nicht einfach die hegemoniale Männlichkeit abschaffen, weil diese
durchaus auch positive Errungenschaften umfasst, sondern neue Arten des
Empfindens, Gebrauches und Präsentierens von männlichen und weiblichen
Körpern suchen. Dies umfasst z.B. die Pflege von Säuglingen und Kleinkindern
durch Männer aber auch den Einsatz von Körperkraft und technischem Know-How
durch Frauen.
Zwei Begriffe, die in der politischen Debatte bedeutungsvoll sind, müssen näher
beleuchtet werden, da sie im öffentlichen Diskurs eine große Rolle spielen: Es
handelt sich um den Begriff der Frauenförderung und des Gender Mainstreaming.
Was verbirgt sich hinter dem Begriff „Frauenförderung“? Frauenförderung ist das
Resultat der Frauenbewegung, der es gelungen ist die Sensibilisierung für die
Ungleichbehandlung von Frauen in vielen Bereichen der Gesellschaft voranzutreiben
und sich für die Aufhebung der Diskriminierung von Frauen aufgrund ihres
Geschlechts einzusetzen. Damit dies wirkungsvoll geschieht, wurde im öffentlichen
Dienst in Deutschland die Frauenförderung gesetzlich verankert. Um die kollektive
Förderung von Frauen gegen strukturelle Defizite anzugehen, werden korrigierende
Programme eingesetzt. Es wird direkt interveniert, um bestehende Ungleichgewichte
zu kompensieren und erkannte Benachteiligungen im Interesse von Frauen zu
überwinden. Eine derartige Maßnahme ist die (umstrittene) Quotenregelung mittels
derer die den Frauen vorenthaltenen Chancen durch verpflichtende Vorgaben
nachgeholt werden. Durch verschiedene gezielte direkte Aktionen soll das Ziel
erreicht werden, dass das Geschlecht für die Besetzung von Positionen, für die
Gestaltung der Arbeitsbedingungen und für die Entlohnung keine Rolle mehr spielt.
Gender Mainstreaming nun ist ein Konzept, das sich im Laufe der 90er Jahre
etabliert hat. Es ist im Vergleich zur Frauenförderung das umfassendere Instrument,
um
geschlechterpolitische
Ziele
zu
erreichen.
Es
geht
darum,
Entscheidungs-prozesse in Organisationen zu beeinflussen. Alle Arbeitsbereiche in
den Organisationen werden auf die Chancengleichheit hin analysiert
(Genderanalyse). Neu ist nun, dass mit der Einführung der Kategorie „Gender“ der
Blick ganzheitlich-kritisch auf die Geschlechterverhältnisse gerichtet wird. Es geht
nicht
mehr
primär
um
Frauen,
sondern
die
Konstruktion
von
Geschlechterverhältnissen steht im Mittelpunkt! Die Erfahrungen von Frauen und
Männern in Organisationen werden analysiert, um die Ursachen aufzudecken, die
Frauen und Männer in ihrer Entwicklung einschränken und behindern. Frauen und
Männer sollen die gleichen Chancen haben! Ausgehend davon, dass
Geschlechterverhältnisse kulturell und sozial bestimmt sind und immer wieder
80
hergestellt werden, sollen die Mechanismen erkannt und unterbrochen werden, die
zur fehlenden Chancengleichheit beitragen. Gender Mainstreamng wird von oben
nach unten implementiert und von unten nach oben vollzogen. Die zentrale Frage
lautet: Welche Differenzen zwischen Männern und Frauen liegen vor, die als
ungerecht bzw. ungleich wahrgenommen werden? Was kann getan werden, um hier
Veränderung zur Herstellung von Chancengleicheit herbeizuführen?
Gerade für das Sicherheitsgewerbe kann die Umsetzung von Gender Mainstreaming
eine Chance darstellen. Wie Dörthe Jung verdeutlicht, sind es gerade die (im
Sicherheitsgewerbe besonders stark vertretenen) kleinen und mittelständischen
Unternehmen
(KMU),
die
hinsichtlich
der
gelebten
betrieblichen
Chancengleichheitspolitik traditionell rückständig sind und die strategische
Bedeutung der Personalpolitik für die Unternehmensentwicklung noch nicht erkannt
haben. Gender Mainstreaming muss in laufende betriebliche Veränderungsprozesse
(Change- und Qualitätsmanagement) integriert werden und als Chance erkannt
werden, versteckte Potentiale – vor allem von Frauen - zu nutzen. Ein wichtiger
Zusammenhang wird von der privaten Wirtschaft oft auch nicht hinreichend
registriert: Wenn Frauen im Unternehmen stärker repräsentiert sind, kann auch eine
größere Vielzahl von unterschiedlichen Kunden angesprochen oder besser deren
Wünschen entsprochen werden! Gender Mainstreaming wird somit auch zu einem
Motor erforderlicher Marktanpassung.
Wenn nun ein Unternehmen die Chance erkennt, die ungenutzten
Beschäftigungs-potentiale (besonders von Frauen) nutzen zu wollen und sich
entscheidet, seine Personalstruktur zu optimieren, dann ist eine Analyse und daraus
abgeleitete Handlungsstrategie auf allen Ebenen des Unternehmens sinnvoll: Dies
beginnt bei der Personalrekrutierung, setzt sich mit der Anpassungsqualifizierung,
Kompetenz-erweiterung und Führungskräfteentwicklung der Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter fort und umfasst auch die Gestaltung des betrieblichen Leistungs- und
Bewertungs-systems.
„Sex“ und „Gender“ als Thema des Studiums Sicherheitsmanagement
Welche Konsequenzen nun hat diese Untersuchung auf die Gestaltung der
Studienrealität?
Zunächst gilt es, eine von den Studierenden als positiv bewertete Praxis
fortzuführen: Studentinnen und Studenten arbeiten in kleinen Gruppen
selbstverantwortlich an der Beantwortung fachbezogener Fragestellungen
zusammen. Die Ergebnisse werden am Ende des Prozesses den Mitstudierenden
und Lehrenden präsentiert und bewertet. Der in diesem Zusammenhang
stattfindende Austausch ist der beste Weg, die verschiedenen Sichtweisen
kennenzulernen und gemeinsam korrigierende Erfahrungen zu machen. In diesen
gemischt-geschlechtlichen Arbeitsgruppen können sich die Stärken optimal
miteinander verbinden: die Studenten haben die Möglichkeit, ihre Erfahrungen im
Praxisfeld Sicherheit bzw. die intensivere Beschäftigung mit der Sicherheitsthematik
einzubringen – die Studentinnen hingegen mit ihrer zielstrebigen Arbeitshaltung den
gemeinsamen Arbeitsprozess zu optimieren.
In den Modulen des Studiums gibt es zahlreiche Anknüpfungsmöglichkeiten, um das
Nachdenken über die gesellschaftliche Konstruktion von Geschlechtsrollen zu
integrieren und den gemeinsamen Entwicklungsprozess von Frauen und Männern
auf dem Weg zu mehr Geschlechterdemokratie voranzutreiben. Dies geschieht
81
bereits jetzt im Rahmen des Moduls Kommunikation- und Konfliktmanagement und
im Modul Personalmanagement. Aufgrund der Berichte der Studierenden über ihre
Erfahrungen im Praktikum bzw. im Praxisfeld Sicherheit (speziell bezogen auf die
Schwierigkeiten
von
Frauen
im
Sicherheitsgewerbe)
sollten
in
der
Praktikumsnachbereitung diese Erfahrungen zum Ausgangspunkt für eine
intensivere Beschäftigung mit der Thematik gewählt werden.
Gerade die zukünftigen Führungskräfte für die Geschlechterthematik zu
sensibilisieren, stellt die beste Voraussetzung für die Einleitung eines Wandels hin
zur Beseitigung von Barrieren dar. Der Einzelne mit seiner Individualität, seinen
Entwicklungsmöglichkeiten aber auch vorhandenen Grenzen soll im Mittelpunkt
stehen. Die Verwirklichung von Geschlechtergerechtigkeit ist ein Schritt zu größerer
Gerechtigkeit insgesamt.
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Der Online-Fragebogen
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Von Schulabschluss bis zum
Beginn des Studiengang Sima
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Art des Schulabschlusses
Danach was?
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Einschätzung des Werdegangs
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S el b s t be s t i m m un g/
Fremdbestimmung
Berufsausbildung
Arbeit im Beruf
C: Entscheidung für das Studium
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Warum?
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Welche Alternativen?
D:
Einschätzung
Studienverlaufs?
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des
bisherigen
Wie zufrieden?
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Grund für Zufriedenheit bzw.
Unzufriedenheit?
E: Unterschiede zwischen Männern und
Frauen im Studium?
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Gibt es Unterschiede?
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Wenn ja, welche?
F: Arbeit neben dem Studium?
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Welche?
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Wie viele Stunden?
·
Warum?
G: Pläne und Wünsche für die berufliche
Zukunft?
·
Was möchten Sie nach dem
Studium machen?
·
Was
ist
Ihnen
in
Ihrem
zukünftigen Berufsleben wichtig?
Worauf kommt es Ihnen an?
Welche Vorstellung haben Sie
von
Ihrem
zukünftigen
Berufsleben?
·
Wieviel Geld möchten Sie in 10
Jahren verdienen?
·
Welchen Stellenwert hat für Sie
die Arbeit? Wie würden Sie
sich die Verbindung von Arbeit
und Privatleben vorstellen?
H: Tätigkeiten von Frauen und Männern
im Sicherheitsbereich?
·
Gibt es irgendwelche Tätigkeiten
im Sicherheitsbereich, die Frauen
nicht ausüben können? Warum?
·
Gibt es irgendwelche Tätigkeiten
im
Sicherheitsbereich,
die
Männer nicht ausüben können?
Warum?
Wie schätzen Sie die Chancen
von
Frauen
ein,
in
der
Sicherheitsbranche
eine
Führungsposition zu erreichen
und auszuüben?
·
·
Streben Sie in Ihrem zukünftigen
Berufsleben
eine
Führungsposition an?
85
·
Wenn ja, wovon hängt es Ihrer
Meinung nach ab, ob Sie diese
erreichen?
I. Pläne und Wünsche für die private
Zukunft
·
Wie stellen Sie sich Ihre private
Zukunft vor?
·
Allein, mit Partner,
Familiengründung
….
·
Was ist für Sie wichtig?
·
K a r r i e r e ,
Gesundheit,
V e r a n t wo r t u n g ,
Freizeit, …..
86
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