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Kempen Aktuell
Fahren wir
bald wieder
mit „KK“ am Auto?
Die Sehnsucht nach dem eigenen Kfz-Kennzeichen
war in Kempen nie erloschen. In einem
zweiten Anlauf könnte jetzt das traditionelle
KK-Schild wieder auf die StraSSe kommen.
Am 18. Dezember entscheidet der Kreistag
über eine Wiederzulassung. Und die Chancen
für die Wiederauferstehung des „Königreichs
Kempen“ stehen durchaus nicht schlecht.
Bald wieder der Normalfall:
KK-Nummernschilder vor der Kempener Burg?
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D
ie wirklich wichtigen Dinge werden natürlich im Internet verhandelt. Und da tobt jetzt ein Streit, der weit über die Grenzen
der Thomasstadt hinausgreift. „Habt ihr etwa Langeweile und
keine wirklichen Probleme in Kempen?“, wollte da ein „NichtKempener“ voller Unverständnis wissen. Der Konter aus Kempen kam sofort:
Der Mann müsse ja wohl noch mehr Langeweile und noch weniger Probleme
haben, wenn ihn „das kratzt“. Und sofort sprang dem Kempener doch tatsächlich ein Unterstützer aus der Nachbarschaft zur Seite: Es sei doch schön,
wenn „eine Stadt so gut funktioniert, dass sie tatsächlich keine anderen Probleme hat“. Richtig: Es geht um das Kfz-Kennzeichen „KK“, das im Jahre 1974
zum letzten Male ausgegeben worden war, anschließend für vier Jahrzehnte
dem ungeliebten „VIE“ weichen musste und nun im Begriffe ist, eine wunderbare Wiederauferstehung zu feiern.
In Moers ist das MO-Schild schon 35000
mal ausgegeben worden
Das „KK“ für den vormaligen Kreis Kempen-Krefeld oder auch das
„Königreich Kempen“ ging damals in den frühen Siebzigern im Zuge der
kommunalen Neugliederung gemeinsam mit dem Kreissitz an Viersen
verloren. Und vielleicht schmerzte der Verlust des Identifikation stiftenden
Nummernschildes die Kempener Seele am Ende mehr als der Wegzug so
vieler zugegeben wichtiger zentraler Verwaltungseinrichtungen. So blieb
die Erinnerung an das „eigene“ Kennzeichen all die vielen Jahre bis heute
lebendig. Nicht wenige Kempener und auch die Stadtverwaltung rüsten
ihre Fahrzeuge noch immer mit „VIE – KK“-Kennzeichen aus. Aber
solche halben Sachen könnten bald wieder der Vergangenheit angehören:
Wenn alles wie geplant läuft – und darauf deutet im Moment auch alles
hin -, dann wird der Kreistag am 18. Dezember beschließen, künftig
wieder KK-Kennzeichen auszugeben.
Möglich macht das eine Entscheidung des Bundesverkehrsministerium
vom Jahr 2012. Damit wurde Städten und Kreisen die Ausgabe solcher
Nostalgie-Nummernschilder erlaubt. Allein in NRW sind mittlerweile 17
dieser traditionellen Kennzeichen wieder auf der Straße. Am erfolgreichsten war bisher das Kennzeichen „MO“ für Moers: In nur anderthalb Jahren wurde das MO-Schild im Kreis Wesel fast 35000 mal ausgegeben.
Da Moers selbst nur etwa 100000 Einwohner hat, eine sensationelle Resonanz.
„KK ist für viele Kempener
eine Herzensangelegenheit“
Es war wohl nicht zuletzt dieser Erfolg, der die KK-Fraktion jetzt zu einem
neuerlichen Anlauf ermutigte. Denn ein erster Vorstoß in Sachen „KK“
war vor zwei Jahren im Kreistag noch gescheitert. Diesmal aber soll es
anders laufen. Auf Antrag der FDP steht „KK“ am 30. Oktober auf der
Tagesordnung der Kreistagssitzung. Es gilt als sicher, dass der Antrag zur
weiteren Beratung in den Fachausschuss überwiesen wird. Schon Ende
September hatte der Kempener Stadtrat mit überwältigender Mehrheit in
einer von der CDU-Fraktion eingebrachten Resolution an den Landrat die
Wiederzulassung gefordert. „Das KK-Kennzeichen ist für viele Kempener
eine Herzensangelegenheit“, hatte CDU-Fraktionschef Wilfried Bogedain
erklärt und ein „geschlossenes Votum in Richtung Viersen“ gefordert, Das
bekam er dann auch, bei nur vier Gegenstimmen. Und anders als vor zwei
Jahren steht wohl auch die Kreis-CDU hinter der KK-Initiative. Wilfried
Bogedain ist sich da sicher: „Wir wissen, dass wir die Kreis-CDU im Rücken haben. Ich gehe davon aus, dass wir Erfolg haben.“ CDU und FDP
allein bringen es im Kreistag auf 36 von 64 Sitzen, aber Kempen-Freunde
sollte es eigentlich in allen Fraktionen geben.
Aber wie geht es jetzt erst einmal mit dem Antrag auf Wiederzulassung
im Kreistag weiter? Wenn der Fachausschuss für Verbraucherschutz den
Antrag am 10. Dezember beraten hat, steht er am Tag darauf, 11. Dezember, auf der Tagesordnung des Kreisausschusses. Mit dessen Empfehlung
geht er dann am 18. Dezember in den Kreistag, der an diesem Tag die
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endgültige Entscheidung treffen muss. Wenn alles wie geplant läuft, ein etwas
zu frühes Weihnachtsgeschenk für die Kempener also. Aber wer glaubt, er
könne dann am Freitag, 19. Dezember, auf der Zulassungsstelle an der Heinrich-Horten-Straße in Kempen schon sein neues KK-Schild abholen, der hat
seine Rechnung ohne die deutsche Bürokratie gemacht: Nach dem Kreistagsbeschluss muss das Landesverkehrsministerium die Sache noch genehmigen.
Das ist eine Formsache, dauert aber nach den Erfahrungen in Moers und
anderswo etwa drei Monate. Etwa Mitte März sollte es dann aber tatsächlich
so weit sein. Wer allerdings nicht warten will und sein Wunschkennzeichen, z.
B. „KK-KK 1“, reservieren will, der kann das auf der Homepage des Kreises
möglicherweise schon vorher tun. Sobald das Kraftfahr-Bundesamt die neuen
Kennzeichen zugeteilt hat, wird der Kreis die Seite für KK freischalten.
Wegweiser zur Zulassungsstelle an
der Heinrich-Horten-Straße in Kempen.
„Aber was kostet das denn alles wieder!“ hören wir jetzt schon die Bedenkenträger rufen. Um es ganz klar zu sagen: Der öffentlichen Hand entstehen
durch eine Wiederzulassung der KK-Kennzeichen keine Kosten. Im Gegenteil, die Kreiskasse könnte unter Umständen durchaus zusätzliche Einnahmen
erzielen. Sollte es bei einem Erfolg der KK-Initiative anfangs in der Kempener Zulassungsstelle zu einem Ansturm kommen, wird die Kreisverwaltung
hier mit Personal aus der Viersener Zulassungsstelle zeitweise Unterstützung
geben. Etwas teurer aber könnte es schon für diejenigen Bürger werden, die
ihr Kempen-Bekenntnis ans Auto schrauben wollen: Eine Ummeldung oder
Anmeldung kostet derzeit 26,90 Euro. Dafür erhält man ein normales Kennzeichen zugewiesen. Die Kreisverwaltung hat noch nicht entschieden, ob die
künftigen KK-Kennzeichen unter die Kategorie „Wunschkennzeichen“ fallen. Für solche „Wunschkennzeichen“, die beispielsweise die Initiale des Halter-Namens enthalten, erhebt der Kreis eine Gebühr von 12,80 Euro. Da die
Nachbarkreise in der Regel ihre Nostalgie-Schilder als Wunschkennzeichen
behandeln, sollte damit gerechnet werden, dass das auch im Kreis Viersen so
gehandhabt wird. Also: Für ein KK-Kennzeichen wird man wahrscheinlich
39,70 Euro zuzüglich der Kosten des Schildes bezahlen müssen. Dafür hat
man aber die anderen Sonderwünsche für Buchstaben- oder Zahlenkombinationen inklusive.
Die Hülser wollen es, aber
sie bekommen es wohl nicht
Wer aber darf überhaupt ein KK-Schild beantragen? Natürlich jeder im
Kreis, also auch ein Grefrather, ein Lobbericher oder - wenn es den dort denn
überhaupt gibt – ein Viersener. Aber die Sehnsucht nach KK macht vor den
Kreisgrenzen nicht halt. In Hüls, viele Jahrzehnte Teil des Kreises KempenKrefeld oder der Stadt Kempen, regt sich auch schon der Separatismus. Die
Junge Union verlangt hier ebenfalls das KK-Kennzeichen. Aber für Hüls
ist seit nunmehr 40 Jahren Krefeld zuständig. Und dass sich in Krefeld eine
Mehrheit für ein KK-Schild findet, damit rechnen wohl auch die größten Optimisten nicht. Warten wir also erst einmal die Entscheidung am 18. Dezember im Kreistag zu Viersen ab. 
Text: Sergej Paromkin / Fotos: Uli Geub
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Für den Kreis entstehen keine Kosten,
für den Bürger kostet es etwas mehr
Der Kreis Kempen-Krefeld
Am 5. April 1816, also vor fast 200 Jahren, wurde Kempen Kreissitz.
Neben Kempen gehörten 13 Städte und Gemeinden zum Kreis: Amern,
Boisheim, Dülken, Grefrath, Hüls, Lobberich, Oedt, Süchteln, St.
Hubert, St. Tönis, Tönisberg, Vorst und Waldniel. Willich und Anrath
gehörten 1816 zum Kreis Krefeld, Schiefbahn und Neersen zum
damaligen Kreis Gladbach.
Im Jahr 1929 wurde der Kreis Kempen-Krefeld gebildet, dem damals
die Gemeinden Leuth und Hinsbeck aus dem Kreis Geldern, Willich
und Anrath aus dem Kreis Krefeld und Schiefbahn und Neersen aus
dem Kreis Gladbach angegliedert wurden. Im Zuge der 1. kommunalen
Neugliederung im Jahr 1970 kamen die heutigen Städte und Gemeinden
Kempen, Nettetal, Willich, Tönisvorst, Grefrath, Brüggen, Viersen und
Schwalmtal zum Kreis Kempen-Krefeld. Im Zuge der 2. kommunalen
Neugliederung 1975 ging der Kreis Kempen-Krefeld im neuen Kreis
Viersen auf, Osterath, Lank und Hüls gingen verloren, der neue Kreissitz
wurde Viersen.
Von 1929 bis zum Jahr 1970 bestand der Kreis Kempen-Krefeld aus
32 Städten, Gemeinden und Ämtern. Es waren im einzelnen die fünf
damaligen Städte Kempen, Kaldenkirchen, Dülken, Lobberich und
Süchteln. Hinzu kamen 21 Amtsfreie Gemeinden: Amern, Anrath,
Boisheim, Bracht, Breyell, Brüggen, Grefrath, Hinsbeck, Hüls,
Leuth, Neersen, Oedt, Osterath, St. Hubert, St. Tönis, Schiefbahn,
Schmalbroich, Tönisberg, Vorst, Waldniel und Willich. Und schließlich
das Amt Lank mit den sechs Gemeinden Lank-Latum, Ilvenich, LangstKierst, Nierst, Ossum-Bösinghoven und Strümp.