Artikel Landshuter Zeitung vom 7.9.2015.
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Artikel Landshuter Zeitung vom 7.9.2015.
2015-09-07 Montag, 7. September 2015 LANDKREIS LANDSHUT 17 Aus einer Baracke wird eine tolle Schule in Simbabwe Förderer der Nabushome School: Wie aus einem Urlaubstrip eine Hilfsorganisation wurde Strahlende Kinderaugen sind der Dank für die „Friends of Germany“ und ihre Erfolgsgeschichte im kleinen Dorf in Simbabwe. Von Bepp Helmrich O h u / A h r a i n . Eigentlich sollte es vor gut 20 Jahren ein Urlaub in Südafrika werden. Wegen der unsicheren Lage ganz im Süden des Kontinents wurde umgebucht – Simbabwe war das neue Ziel. Paul und Inge Ziehl und ihre Reisefreunde wussten da noch nicht, dass sich dadurch ihr Leben und das von afrikanischen Kindern verändern würde. Bei einem Trip ins Landesinnere gab es dann die erste Begegnung – mit nachhaltiger Wirkung: Daraus entstand der Verein „Förderer der Nabushome School e.V.“ und eine neue Zukunft für Kinder, Lehrer und Eltern an der Schule in Simbabwe. Durch Zufall: Die kleine Reisegruppe befand sich auf einer Village-Tour durch den Nationalpark. „Unser Fahrer fragte so nebenbei, ob wir nicht auch mal eine typische Schule in Simbabwe sehen wollten“, erinnert sich Paul Ziehl und schon ging es ab vom Touristen-Weg durch die Büsche auf eine Lichtung – und zur Nabushome-Schule. Der erste Eindruck: Die Schule war mehr eine baufällige Baracke, der Boden aus Lehm und die Kinder lernten aus alten, zerrissenen Büchern. Kein Trinkwasser und schon gar nicht welches zum Händewaschen oder Duschen. Paul Ziehl erinnert sich: „Die Kinder haben sich auf dem Schulweg in einem nahegelegen Fluss so weit es ging sauber gemacht – und von geregelten Mahlzeiten keine Spur.“ Der zweite Blick ging hin zu den Schülern und Lehrern – und der verblüffte die „Touris“ geradezu. Die Umstände waren alles andere als gut und trotzdem sprühten die Kinder und Lehrer geradezu vor Lebensfreude. „Das war für uns alle ein unglaubliches Erlebnis“, sagt Paul Ziehl. Nach der Rückkehr ins Hotel war man sich einig, bestätigt Gattin Inge Ziehl: „Wir können das nicht so stehenlassen. Wir müssen diesen Kindern helfen.“ Den Worten folgten Taten: Zwischenzeitlich gibt es fünf Schulgebäude für 350 Kinder, die aus zehn umliegenden Dörfern täglich zur Sauberkeit wird an der Schule großgeschrieben: Selbst vor dem Essen werden noch Teller und Tassen abgespült. Sie sind die Macher im Förderverein: Stefan Ziehl (zweiter Vorsitzender, von links hinten), Tony Kemp (Schriftführer), Paul Ziehl (Vorsitzender), Andreas Retzer (Kassenprüfer), Barbara Ziehl (Homepage, vorne von links), Inge Ziehl (Kassenwart) und Christa Retzer (Kassenprüferin). Mit Kassian und Rebecca Retzer steht schon der Nachwuchs bereit. Nabushome School kommen. Die meisten sind zwei, drei Stunden zu Fuß unterwegs, bevor sie an der Schule sind. Dort werden sie aktuell von zehn Lehrern unterrichtet, die in kleinen Häuschen auf dem Camp wohnen. „Die Kinder nehmen all das in Kauf, weil sie lernen wollen“, erklärt Paul Ziehl. Zwei Brunnen, einer mit ElektroPumpe und einer mit einem Schwengel (60 und 80 Meter tief), Im Jahr der Unabhängigkeit wurde die Schule gegründet. Den Unterricht gab es in einer alten Baracke. Heute stehen durch den Förderer-Einsatz fünf Schulgebäude auf dem Camp. liefern Wasser, die Schule wurde mit Strom versorgt, ein Duschhäuschen und eine Toilettenanlage erstellt (vor kurzem war Baubeginn einer weiteren Anlage) und der Kauf von Schulmöbeln, Schreibmaterial und Schulbüchern getätigt. Für Kinder und Lehrer gibt es an jedem Schultag kostenloses warmes Mittagessen, die Schule wird mit wichtigen Medikamenten versorgt, es wurden 350 Paar Schuhe und Besprechung aktueller Themen mit Schulleiter James Daka (v.l.), Paul Ziehl, Inge Ziehl und Mitgliedern des Elternbeirats. Handtücher an alle Schüler verteilt und alle erhielten einen Trainingsanzug als Winterkleidung – zuletzt auch die 54 Schulanfänger, und darüber freut sich Paul Ziehl riesig: „Wir haben einen Spendenaufruf gestartet und unsere Mitglieder haben toll mitgemacht.“ Das Engagement der „Freunde aus Deutschland“ zeigt auch vor Ort Wirkung. Viele Väter und Mütter sind freiwillig beim Projekt dabei und packen mit an. Die Ziegel für die Schulgebäude werden in den umliegenden Dörfern gebrannt, für die Frauen wurde ein Nähprojekt für die Schuluniformen installiert und ganz neu gibt es auf dem Schulcamp einen eingezäunten Schulgarten. In diesem werden Mais, Spinat, Kürbisse, Zwiebeln, Tomaten und heimisches Gemüse angebaut. „Hilfe durch Selbsthilfe, das ist eines der Ziele unseres Fördervereins“, stellt Paul Ziehl fest und erklärt weiter: „Dadurch können die Kosten für das Schulessen minimiert werden. Die eingesparten Gelder sind für andere wichtige Dinge frei.“ Herausforderungen gibt es immer wieder und manches Mal ist schnelle Hilfe angesagt. Zum Beispiel, als Lehrerin Veronica Nyoni mit einem komplizierten Beinbruch ins 300 Kilometer entfernte Krankenhaus in Bulawayo musste. Der angelegte Gipsverband brachte keine Heilung, ein Spezialist musste her – blieb nur noch die Kostenfrage zu klären. Paul Ziehl handelte schnell: „Noch am selben Tag wurde das Geld überwiesen. Jetzt kann Veronica wieder lachen und unterrichten.“ Es sind solche Momente, die glücklich machen – beide Seiten, wie Inge Ziehl ausführt: „Wir waren schon einige Male an der Schule und erleben die Freude der Kinder und der vielen freiwilligen Helfer durch ihre ehrliche, freundliche und aufgeschlossene Art.“ Und deshalb blicken beide auch gerne auf die Anfänge zurück. Nach der Rückkehr aus Simbabwe (1994) gab es den Start mit Spenden aus dem Familien-, Kollegen- und Freundeskreis, nur fünf Jahre später wurde der Verein „Förderer der Nabushome School e.V.“ gegründet. Hinter so viel Energie und Finanzkraft für das Gesamtprojekt steckt ein griffiges Konzept. „Wir schicken nicht nur Geld los, weil es gespendet wurde“, so Paul Ziehl weiter. Das Geld bleibt beim Verein, der „Macher“ steht in ständigem Kontakt zu Schulleiter und Headmaster James Daka. Die Pläne werden mit der Schule abgestimmt, die anfallenden Kosten überprüft und nach Fertigstellung mit Belegen abgerechnet. Und über alles werden die Mitglieder per Rundbrief informiert. Dafür zeichnen Paul Ziehl (Vorsitzender), Stefan Ziehl (Stellvertreter), Antony Kemp (Schriftführer), Inge Ziehl (Kassenwart), Andreas und Christa Retzer (Kassenprüfer) und Barbara Ziehl (Homepage-Beauftragte) verantwortlich. Mit zwischenzeitlich mehr als 130 Förderern, deren 15 davon den Weg der Besten der PrimarySchool Nabushome (erste bis neunte Klasse) an die Secondary-School (Abschluss vergleichbar mit unserer mittleren Reife) in Nechilibi als Paten begleiten und dafür die Kosten für die weiteren vier Jahre übernehmen. Dazu gab es bereits viele Spendenaktionen: Die Grundschule in Adlkofen ist mit dabei, der St. Erhard-Kindergarten in Ahrain ebenso und in Karlsfeld gibt es am 12. September ein Benefiz-Turnier der Nachwuchsfußballer. Viele Geburtstagskinder verzichteten schon auf Geschenke und spendeten für die „Förderer der Nabushome School e.V.“ - und für eine bessere Zukunft der Mädels und Jungs an der Schule in Simbabwe. ■ Infos Der Verein hat den Status der Gemeinnützigkeit und stellt SpendenQuittungen aus. Informationen, um Förderer zu werden, gibt es von Paul Ziehl unter der Nummer 08703-485 oder per E-Mail [email protected]. Die Homepage erreicht man unter www.foerdererder-nabushome-school.de. Spenden kann man auf das Vereinskonto Förderer der Nabushome School e.V., Commerzbank München. IBAN: DE14700800000400483800, BIC: DRESDEFF700. Mais und Gemüse werden im umzäunten Schulgarten angebaut. Das Mittagessen schmeckt dann um ein gutes Stück besser.