Interview
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Interview
Paul Heyse, Schriftsteller Z uerst: Danke. Danke, liebe Leserinnen und Leser für die vielen positiven Reaktionen auf denneuen„MeinSonntag“.FürIhreAnregungen, für Ihre Gedanken – und für das Teilen Ihrer Geheimnisse, was die beste „Indianer mit Schlag“Quelle betrifft. Sie erinnern sich? Vorige Woche habe ich unter der Rubrik „Heute gönne ich mir einen süßen Sündenfall“ gejammert, dass es diese alte Wiener Mehlspeis’ kaum noch wo gibt. Jetzt weiß ich: Es gibt sie doch noch – und bin nun im Besitz der besten Konditor-Adressen, von Gmunden bis in die Wiener Vorstadt. Ich darf mich aber auch im Namen von Daria, unserem Redaktionsbeagle bedanken: Mittlerweile wird sie fast überall als KURIER-Hündin erkannt (und angesprochen) – auf der Mariahilfer Straße wollten ein paar Fans sogar ein Autogramm haben. Ihre Besitzerin Birgit Braunrath fürchtet nun, dass Daria womöglich hochschnäuzig wird und meidet ab sofort belebte Einkaufsstraßen. Schön, vielfältig und oft auch sehr, sehr lustig sind die Reaktionen auf die Ehekolumne „Paaradox“. Viele Menschen schreiben uns, dass sie das Gefühl haben, wir wären heimlich bei ihnen daheim gewesen, weil es bei ihnenganzähnlichzugeht.Waszeigt:Wirsindnichtalleine mit unseren ehelichen Alltags„problemen“. Bleibt also nur, Ihnen einen gemütlichen Lese-Sonntag zu wünschen–mitGeschichtenüberMenschenaufderSuche nach der perfekten Liebe, über Drachensteigen, Ordnungmachen und Marathon-Fernsehen. Viel Spaß! [email protected] A n moderner Architektur hat Österreich ja relativ wenig Vorzeigbares. Aber es gibt einen Ort oder besser gesagt, ein stilles Örtchen, da toben sich die Damen und Herrn Innenarchitekten hemmungslos aus: Je stylisher ein Restaurant, desto schwieriger ist es VON MARTINA meist, am Klo den Wasserhahn aufzuSALOMON drehen. Aufdrehen? Das war gestern. Jetzt gilt es herauszufinden, wo der Sensor ist, der den Hahn zum Sprudeln bringt. Oder muss man aufs Metall tippen? Verstohlen beobachtet man die Nachbarin am Waschbecken, die ebenfalls hektisch vor der Armatur herumwachelt. Manchmal kommt das Wasser dann überraschend als kleine Fontäne aus einem lustigen Gitter. Davor ist noch das Rätsel zu lösen, welches nun die richtige Toilette ist. Wenn Sie Glück haben, weisen Hinweise wie „Paul“ und „Lieschen“ oder Farbleitsysteme (eh klar, dierosaTür)denrichtigenWeg.WennSiePechhaben,müssen Sie erst länger die beiden Schilder-Männchen an den Türen studieren. An welchem zeichnet sich ein Penis ab? Zimmer mit Durchblick In Hotelzimmern wiederum ist der letzte Schrei eine Nasszelle mit Glasfront direkt hinter dem Kopfende des Doppelbettes. Ideal für voyeuristische Blicke des Zimmergenossen. Bis Sie endlich zufällig den Schalter gefunden haben, der aus der durchsichtigen Scheibe ein Milchglas macht, sind Sie meist schon wieder am Abreisen. (Aber es ist nicht sicher, ob Sie es bis dahin geschafft haben, die Klimaanlage abzudrehen, die aus moderaten mitteleuropäischen 21 Grad frostige 17 macht.) DaherverwundertauchdieneuesteMeldungübereinschickes Hotel in Manhattan nicht: Aus dem 18. Stock hat man dort einen tollen Ausblick – und von außen indezente Einblicke – angeblich bis hinein in die Toiletten. Die Glasfront ist nämlich in beide Richtungen transparent. Möglicherweise nur ein PR-Gag. Aber verdammt nah an der Realität. [email protected] ······························································································································· Herausgeber und Medieninhaber: KURIER Zeitungsverlag und Druckerei Ges.m.b.H., Lindengasse 52, 1072 Wien Chefredakteur: Dr. Helmut Brandstätter Redaktion MeinSonntag: Gabriele Kuhn (Leitung), Ute Brühl, Maria Gurmann, Susanne Mauthner, Jasmin Schakfeh Konzept: Gabriele Kuhn, Martina Salomon Grafisches Konzept: Andrea Gludovatz Geschäftsführer: Mag.Thomas Kralinger, Dkfm. Mark Mickasch Verleger: Mediaprint Zeitungsund Zeitschriftenverlag GesmbH & Co. KG, Muthgasse 2, 1190 Wien Hersteller: Mediaprint Zeitungsdruckerei, 1230 Wien, Kontakt: [email protected] 3 KURIER MeinSonntag ZUSAMMENLEBEN Warten auf Mr.&Mrs.Right Absolute Beginners. 34 Jahre alt, aber ungeküsst – warum manche Menschen in unserer vernetzten Welt noch nie eine Beziehung hatten. TEXT: LAILA DANESHMANDI E in Leben ohne Liebe und ohne Sex. Für die meisten Menschen kaum vorstellbar, für andere bittere Realität. Sprach man früher bei den weiblichen Vertretern dieser Spezies von alten Jungfern, nennen sich die unfreiwillig Unberührten heute „Absolute Beginners“ (ABs). Nach einem David-Bowie-Song, in dem es heißt „I’ve nothing much to offer, there’s nothing much to take, I’m an absolute beginner“ (Ich habe nicht viel zu bieten, es gibt nicht viel zu nehmen, ich bin ein absoluter Anfänger). Maja Roedenbeck befasst sich in ihrem Buch „Und wer küsst mich?“ mit dieser Szene und erklärt im KURIER-Interview, an welchen Hürden Absolute Beginners scheitern. KURIER: Wer sind Absolute Beginners? Wie kann man sie beschreiben? Maja Roedenbeck: Sie sind schüchtern. Absolute Beginners sind Beobachter, die bei Partys still in der Ecke sitzen. Die Tatsache, dass sie noch nie eine Beziehung oder Sex hatten, heißt aber nicht, dass sie unattraktiv sind. Sie sind nur oft unmodisch, geben aber zu, dass sie sich nicht sehr dafür interessieren, sich herauszuputzen. Woranliegtes,dassABsalleinesind? Das Leben fliegt an ihnen vorbei – Schule, Studium, Job und dann denken sich viele, die Beziehung kommt schon irgendwann. Plötzlich ist man 30 und es war noch immer niemand da. Viele sind dann in einem ZwiespaltzwischenBeziehungswunsch und Beziehungsangst und senden unbewusst Signale aus, dass sie es lieber sein lassen. Sie hören lieber Lösungsvorschläge aus der eigenenCommunityalsgutgemeinte Ratschläge von Außenstehenden. Viele lehnen eine Therapie abundsagen:Diekannmirauch keinen Partner backen. Dabei erkennen sie nicht, dass eine Therapie ihnen hilft, mit sich selbst besser klarzukommen. Nicht jeder braucht einen Therapeuten, aber es hilft enorm, jemanden zu haben, mit dem man darüber reden kann. Wir leben im Internet-Zeitalter, in demsichjederständigmitderAußenwelt vernetzt – warum fällt es Menschen heute noch schwer, Kontakte zu knüpfen? ABs haben eine unbewusste Bindungsangst. Sie sehnen sich nach Nähe, wollen sich aber nicht verändern und bleiben lieber für sich. Viele haben auch die Einstellung: Wenn ich schon so lange auf jemanden gewartet habe, dann muss ich auch mit der perfekten Liebe belohnt werden. Wenn ich mich schon öffne und verändere, dann für den Richtigen. Dass jederimLaufeseinesLebensmitFehlschlägen und negativen Erfahrungen konfrontiert ist, wollen sie nicht hören. Sie empfinden es auch als totales Scheitern, wenn sie sich auf jemanden einlassen und es dann nicht perfekt ist. Das macht sie wieder mutlos und sie fallen zurück in die Abwärtsspirale. Aber gerade im Internet gibt es doch vieleMöglichkeiten,jemandenkennenzulernen? Meist sind es die Männer, die schon einiges probiert haben: Sie waren bei Singlebörsen angemeldet und haben beim Speeddating teilgenommen – doch oft läuft es auf eine selbsterfüllende Prophezeiung hinaus: Sie denken, es wird sowieso wieder nicht klappen und so ist es dann auch. Was fehlt ABs am meisten – Sex oder Liebe? Das ist für jeden Buchtipp: „Und wer küsst mich?“ von Maja Roedenbeck. Erschienen im Ch. Links Verlag, 15,40 Euro anders.Diemeistenwünschensichjemanden, der nach der Arbeit zu Hause auf sie wartet. Wenn jemand einen starken körperlichen Trieb hat, dann leidetermehrdarunter,dasserdiesen nichtauslebenkann.EinABhatzumir gesagt:Ichkannnichteinmaldastun, was jeder Affe kann. In unserem Alltag sind wir ständig mit Sexualität und Pornografie konfrontiert. Wie geht jemand damit um, der noch immer darauf wartet? Gerade Frauen blenden solche Dinge aus. Sie sehen sich lieber romantische Komödien an und lesen Liebesromane, in denen alles gut ausgeht. Von den extremen Dingen wollen sie gar nichts wissen. Manche Männer gehen hingegen ins Bordell – aber das ist kein Ersatz für Liebe und Geborgenheit. Für sie ist das auch nur eine Notlösung, die sie manchmal sogar als eigenes Scheitern sehen, niemanden auf normalem Weg gefunden zu haben. Denn sie sind noch immer nicht Teil der Liebeswelt. Fühlt man sich als AB auch gesellschaftlich als Außenseiter? Ja. Ein Mann hat sogar gemeint, er fühlt sich von der Evolution aussortiert. ABs wollen auch nicht mit anderen Singles in einen Topf geworfen werden, die gerne alleine sind – denn sie sind es ja nicht freiwillig. Was sind die wichtigsten Tipps, die Sie den Betroffenen weitergeben können? Allem voran steht das Reden mit anderen.BeimAustauschinderCommunity sehen ABs, dass sie damit nicht alleine sind. Das nimmt ihnen vielDruck.AußerdembrauchtesMut zum Ausprobieren – und zum Scheitern. Man muss sich vor Augen führen: Auch normale Menschen habenunschöneErfahrungen.Eshilft außerdem,sichdurchMassagenoder Tanzkurse an Körperkontakt zu gewöhnen. ············································································································································································································································ ALLEIN MIT MAMA „Ich bin schüchtern und dachte, das wird schon“ Martin(Namegeändert)ist40Jahrealt, Computertechniker und hatte noch nie eine Freundin. Die einzige Frau in seinem Leben ist seine pflegebedürftigeMutter,mitdererzusammenlebt. „Verliebt war ich seit der Pubertät immer mal wieder. Allerdings immer nur einseitig“, erzählt er im eMail-Interview mit dem KURIER – ein persönliches Gespräch war ihm zu intim. Sich selbst bezeichnet Martin als Einzelgänger mit wenigen Freunden. Schon in der Schule gehörte er zu jenen, die nicht zu Partys eingeladen wurden, „ich war eher ein Stubenhocker“. Lernte er doch einmal ein Mädchen näher kennen, meldete sich sei- ne „negative innere Stimme“, die sagte: „Die macht sich hinter deinem Rücken über dich lustig.“ Also lenkte er sichmitMusikab,schauteTVundvergrub sich später hinter seinem Computer. „Ich habe mich einfach nicht getraut, Mädchen anzusprechen und dachte, das wird schon noch. Meist träumte ich so vor mich hin.“ Auch vorsichtige Kontaktversuche über Singlebörsenbliebenbishererfolglos. Heute,mit40,fühltMartinsichdank seiner Mutter zwar nicht einsam, aber erempfindetseinLebenalslangweilig. Von seinem Leben als „Absoluter Beginner“ weiß kaum jemand. „Wenn ich andere Liebespaare sehe, überkommt mich ein Gefühl der Traurigkeit und derGedanke,inmeinemLebenvielverpasst zu haben. Liebesfilme schaue ich mir gar nicht mehr an.“ Was ihm hilft, ist der Austausch mit anderen„AbsolutenBeginnern“inInternet-Foren. „Da weiß ich, dass ich mit meinem Problem nicht alleine bin.“ Martin wünscht sich eine Partnerin, die mit ihm auf einer Wellenlänge ist, „einen Menschen für mich“. Auf seiner Suche hätte er am liebsten jemanden, der ihn an der Hand nimmt, mit ihm ausgeht und praktische Tipps gibt. ´ INTERNET www.abtreff.de ´ Viele Absolute Beginner haben die Einstellung: Wenn ich schon so lange auf die Liebe gewartet habe, dann muss es auch gleich der Richtige sein Sie Vergangenen Sonntag war ich gut aufgelegt – nach Vergleich aller Wochenhoroskope in allen Zeitungen des Inund Auslands. Ich las, dass die vor mir liegenden Tage formidabel sein würden. Vor allem die Liebe(ichbinSternzeichenSchütze,derManndadrüben istesauch)betreffend.Demnachwürdemichderwohltuende Einfluss einer milden Venus einlullen. Noch Dienstags versicherte mir Frau Regine Binder, KURIER-Astrologin:„DerLiebeshimmelistblau,keineStörunginSicht.“ Das schien allerdings nicht für den Schützen nebenan zu gelten. Bei dem stand dieser Tage wohl gerade der Saturn im Quadrat zu seiner Intelligenz. Das wiederum führte dazu, dass die Woche bei mir doch nicht so eine gute Woche geworden ist. Und zwar ab Dienstagabend. DafragtemichHerzkönig,wodennseineBankomatkarte sei. Nun, ich bin schon erwachsen und habe eine eigene Taschengeldkontokarte, folglich: keine Ahnung. Eine fieberhafte Suche – Fuck!, Was mache ich jetzt?, Das gibt’s ja nicht! – begann. Die ganze Familie war auf den Beinen, sogar der Hund wurde mit einem Suchs Karti animiert. Wir überlegten die Anmietung eines Fahndungshubschraubers. Nach zwei Stunden hatte ich die Idee, noch einmal in seinem Börserl nachzusehen – und oha: Das Karti steckte gut eingewickelt in der Rechnung einer Pizzeria,nebenVisitenkartenvonMenschen,dievordrei, vier Jahren zur letzten Ruhe gebettet worden sind. ❤ PAARADOX SZENEN EINER REDAKTIONSEHE Wer suchet, der findet nicht VON GABRIELE KUHN & MICHAEL HUFNAGL Kramerei Phase 1: Sie kramt während des Gehens in ihrer Sinnlos Da wurde ich laut: „Das ist die vierte sinnlose Suche in zwei Wochen – erst deine Sportjacke (fand sich bei den Sportjacken), dann der Pass (fand sich bei den Pässen),danndieHaube(fandsichbei–ja,genau...)und jetzt die depperte Karte. Wie wär’s mit Denken? Oder einer Brille?“ Ab diesem Zeitpunkt verlief die Woche durchwachsen – vermutlich hatte ich einen überraschenden Marstransit und er was mit Neptun. Der lässt immer alles verschwinden und keiner ist daran schuld. [email protected] Er Ja, es kommt vor, dass ich gelegentlich etwas nicht finde. Zum Beispiel die Butter, die sich im Kühlschrank hinter ca. zwölf Bechern selbst gemachten DinkelpopsJoghurts versteckt. Oder die Zeitung, die im Papiermist liegt, wo sie ga!ran!tiert! niemand hinbefördert hat. Aber dass ich mich als sporadisch Suchender just vor meiner Frau rechtfertigen muss, fällt wohl in die Kategorie „Ganz schlechter Witz“. Erst unlängst ereignete sich Folgendes: Wir bummelten an einem sonnigen Tag durch die Stadt, als die Liebste meinte, telefonieren zu müssen. Sofort begann das obligatorische Vier-Phasen-Ritual. Paperboy bringt’s auf Ihr Smartphone! Seite fotografieren! Die Gratis-App „kooaba Shortcut“ gibt’s im App-Store Noch mehr Kolumnen und Videos von Hufnagl & Kuhn KURIER.at/paaradox Handtasche und findet das Handy nicht. Phase 2: Sie bleibt abrupt stehen, kramt und findet das Handy nicht. Phase 3: Sie stellt die Handtasche auf eine Fläche (diesfalls ein Mauervorsprung), kramt und findet das Handy nicht. Phase 4: Sie leert die Handtasche Stück für Stück (sagenhaft,wasdazumVorscheinkommt)undfindetdas Handy nicht. Stattdessen hat sie eine Idee. Sie muss es im Kaffeehaus, wo wir zuvor waren, liegen gelassen haben. Was tut der Kavalier (nachdem er das auf, eh klar, stumm geschaltete Gerät angerufen hat)? Richtig: Er läuft. Aber leider war der Sprint in der Mittagssonne vergeblich.AuchderOberbestätigt:KeinHandyda.Ichjoggezurück, um meiner Frau die Hiobsbotschaft zu übermitteln und...werdemitdenWortenempfangen:„Sorry,aberich hab’s eh schon gefunden. Es war in einem Seitenfach.“ Oh ja, das Leben ist ein Seitenfach. Und die (stets übergroße) weibliche Handtasche, in der sich alles befindet, dasniegefundenwerdenwill,zähltsicherzudengrößten Rätseln seit dem Bau der Pyramiden. Das Gute an dem Schaufenster-Bummel war: Ich weiß jetzt, was ich meiner Frau zu Weihnachten schenke. Und vor allem: Wo ich es verstecke. [email protected] ··································································································································································································································· · ·················································································································································································································································································· · ······························································································································ Rätselrallye am falschen Örtchen ···················································································································································································································································································· MEINE GÜTE! DER SONNTAG IM ALLTAG 23. SEPTEMBER 2012 OLLY/FOTOLIA „Die Arbeit läuft nicht davon, während du dem Kind den Regenbogen zeigst. Aber der Regenbogen wartet nicht.“ 23. SEPTEMBER 2012 · ································································································································································································································· · EDITORIAL ··················································································································································································································································· · ················································································································································································································································· · MeinSonntag KURIER ························································································································································································································································································································································································· 2