Didaktische Tipps
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DIDAKTISCHMETHODISCHE TIPPS FABIENNE Didaktische Tipps Die Dokumentation „Fabienne – Schwanger mit 14“ greift exemplarisch die Geschichte einer sehr jungen Schwangeren und jungen Mutter auf. Die Rezeption des Films und die Beschäftigung mit den Materialien zum Film wecken bei Jugendlichen das Bewusstsein, ungewollte Schwangerschaften zu verhindern und über ihre Vorstellungen zu Liebe, Sexualität und Partnerschaft nachzudenken. Sie erlangen Anreize und Wissen in folgenden Bereichen: • Situation und Problematik junger Mütter in Deutschland; • Unterscheidung zwischen Formen der Liebe: Romantische Liebe, Fürsorgende Liebe; • Beschäftigung mit unterschiedlichen Rollenkonzepten: vom Kind zur Mutter- bzw. Vaterrolle; • Beschäftigung mit dem Thema Identitätsbildung; • Beschäftigung mit den Motivationen eines Mädchens, ein Kind auszutragen, sich die Rolle als Mutter zuzutrauen; • Beschäftigung mit den Auswirkungen (früher) Mutterschaft auf das Leben dieser Frauen. Naheliegende Themen wie Verhütung, selbstbestimmte Sexualität, Schwangerschaftskonfliktberatung, Informationen zu den Themen Schwangerschaftsabbruch und die rechtliche Situation bei Abtreibungen sowie umfangreiche Arbeitsmaterialien für die Schüler zu diesen Themen, finden Sie auf der Matthias-Film-DVDRom „Vierzehn – Erwachsen in neun Monaten“ der gleichen Regisseurin. Das schlanke Konzept der vorliegenden Dokumentation – Beschränkung auf ein Einzelschicksal – und die Kürze des Films legen es nahe, den Film im Rahmen der Sexualerziehung in der Sekundarstufe I zu zeigen und zum Ausgangspunkt für Themen wie Verhinderung ungewollter Schwangerschaften zu machen, um Schülern die Relevanz von Verhütung auch in ihrer Altersgruppe zu verdeutlichen. Die Schüler lernen in Fabienne eine ungefähr Gleichaltrige kennen, die mit größter Offenheit über sich, ihre Sexualität und frühzeitige Schwangerschaft Auskunft gibt. Besonders der Aspekt, dass Fabienne ursprünglich keinen Sex vor der Ehe wollte, dann aber, nachdem sie sich verliebt hat, bald ihre Meinung ändert, kann als Ausgangspunkt für Diskussionen genommen werden. Fabienne wirkt äußerlich sehr selbstbewusst und älter als sie eigentlich ist. Mit großer Entschlossenheit setzt sie ihr Vorhaben, das Baby zu bekommen auch gegen den Willen ihrer Familie und ihres Freundes um. In einigen Einstellungen fängt die Kamera jedoch ein kindliches Gesicht der jungen Mutter ein; Momente, in denen das Mädchen verunsichert, traurig oder enttäuscht wirkt. Die Jugendlichen im Film werden nicht verurteilt oder als Vorbild herausgestellt. Das sollte auch im Unterrichtsgespräch nicht passieren. Auch wenn die Zahlen zu Teenager-Schwangerschaften dafür sprechen, eher mit benachteiligten Jugendlichen präventiv zu arbeiten, sollte nicht vergessen werden: alle Jugendlichen haben Fragen und Unsicherheiten zum Thema und benötigen Anregungen und Aufklärung zur Entwicklung einer verantwortungsbewussten Familienplanung und selbstbestimmten Sexualität. DVD educativ ® · © MATTHIAS-FILM gGmbH 2015 · www.matthias-film.de 1 DIDAKTISCHMETHODISCHE TIPPS FABIENNE Methodische Tipps Vor der gemeinsamen Rezeption des Films sollte ein Austausch über das Vorwissen und die Annahmen der Schüler über junge Mütter stattfinden. Welches Wissen, welche Klischees, Vorurteile kursieren? Mögliche Fragen für ein gemeinsames Brainstorming: • Was wisst ihr über junge Mütter, Teenager-Schwangerschaften? • Was habt ihr durch die Medien bislang zu diesem Thema erfahren? • Welche eigenen Erfahrungen habt ihr mit minderjährigen Eltern? • Wie würdest du dich entscheiden, wenn du jetzt Mutter/Vater werden würdest. Für oder gegen ein Kind? Es bietet sich an, das Brainstorming zu dokumentieren. Es ist für alle Beteiligten spannend nach der Rezeption des Films und der Beschäftigung mit dem Thema „Junge Mütter“ abzugleichen, ob sich Einstellungen geändert haben. Es erscheint sinnvoll nach der Rezeption des Films in einer offenen Runde mit Statements zum Film und Verständnisfragen zu beginnen: was bewegt die Jugendlichen, was haben sie nicht verstanden, vermisst? Was möchten sie loswerden? Im Rahmen der offenen Runde kann auch Arbeitsblatt 1, Fragen zum Inhalt, eingesetzt werden. Übungen zum Perspektivwechsel In zwischenmenschlichen Beziehungen gilt: es gibt immer mindestens zwei Sichtweisen eines Sachverhalts. Durch das Einnehmen unterschiedlicher Perspektiven üben die Jugendlichen Toleranz zu entwickeln und sich in andere Menschen einzufühlen. Hier bietet sich das Thema „Abtreibung“ an. Die Schüler können angeregt werden, die Perspektive der Eltern von Fabienne, die sich eher für eine Abtreibung aussprechen, einzunehmen und sich in diese hinein zu versetzen. Charakterisierung Die Schüler beschreiben Fabienne oder Alexander im Hinblick auf ihr Aussehen, ihre Lebensumstände, ihre Verhaltensweisen, ihre charakterlichen Eigenschaften und ihre Wertvorstellungen. Bildbeschreibung Einzelne Szenenbilder – zum Beispiel Bild 10, Alexander und Fabienne sitzen gemeinsam auf der Couch, Bildunterschrift: Alexander: „Jetzt muss man schon zusammen denken.“ – werden von den Schülern beschrieben, um den Widerspruch zwischen der Körperhaltung und der Aussage, die die Bildunterschrift macht, herauszuarbeiten. Welche Körperhaltung nehmen die Personen im Bild ein, wie stehen sie zueinander; wie interpretieren die Schüler den Gesichtsausdruck der Personen im Bild... DVD educativ ® · © MATTHIAS-FILM gGmbH 2015 · www.matthias-film.de 2 FABIENNE INFOS ZUM FILM UND DEN MATERIALIEN Fabienne – Schwanger mit 14 Film von Cornelia Grünberg Deutschland 2014, 23 Minuten, Farbe FSK: Lehrmittel Regie: Cornelia Grünberg Produktion: Kinderfilm Produzentin: Ingelore König Kamera: Heiko Merten Schnitt: Martin Hoffmann Ton: Jacob Ilgner, Bilge Bingül Musik: Carlo Inderhees, Saint Lu Einsatzbereiche Eignung: Sekundarstufe 1, ab 13 Jahren Fächerbezug: Ethik, Sozialkunde, Deutsch, Religion, Fächerübergreifender Projektunterricht Stichwörter: Jugendschwangerschaft, Junge Mütter, Abtreibung, Liebe, Partnerschaft, Sexualität, Geschlechterrollen, Familie, Erziehung, Trennung Angebote der DVD educativ DVD-Video-Ebene: Film in 6 Kapiteln, 10 Szenenbilder DVD-Rom-Ebene: Infos zum Film und den Materialien, Didaktisch-Methodische Tipps, 1 Themenblatt, 3 Infoblätter, 4 Arbeitsblätter, 10 Szenenbilder, Making of, Medien- und Linktipps Autorin: Gabriele Blome Redaktion: Maike Siebold Producer: Christian Egbers Schlussredaktion: Maike Siebold Inhalt/Infos zum Film Fabienne ist 14 als sie den deutlich älteren Alexander kennen lernt, sich in ihn verliebt und – schwanger wird. Ihre Familie und ihr Freund überreden das Mädchen zunächst abzutreiben. Fabienne entscheidet sich jedoch gegen die Abtreibung. Sie will das Kind behalten. Ihr Freund Alexander akzeptiert ihre Entscheidung und die beiden leben nach der Geburt ihres Sohnes zusammen. Cornelia Grünberg dokumentiert die Schwangerschaft der 14-jährigen Schülerin, die Reaktionen ihrer älteren Schwester, Freundinnen und Mitschüler. Sie begleitet Fabienne und ihren Partner in der Zeit rund um die Geburt des Babys und in den ersten Monaten als Eltern: wie meistern die beiden ihre neue Rolle, als für das DVD educativ ® · © MATTHIAS-FILM gGmbh 2015 · www.matthias-film.de 1 FABIENNE INFOS ZUM FILM UND DEN MATERIALIEN Wohlergehen ihres kleinen Sohnes Verantwortliche? Was macht der Balanceakt zwischen Mutter, Hausfrau und Schülerin bzw. Vater, Ernährer und jugendlichem Draufgänger mit der Liebesbeziehung der beiden? Das Filmmaterial zu „Fabienne“ entstand im Zuge von Dreharbeiten zum ersten Teil der dreiteiligen Langzeitdokumentation 14 / 18 / 28, in der Cornelia Grünberg vier schwangere junge Mädchen in ihrem Alltag begleitet. Während „Vierzehn“ die Zeit um Schwangerschaft, Geburt und die ersten Monate mit Baby dokumentiert, erzählt „Achtzehn“ aus der Zeit, in der die Kinder der jungen Frauen zwischen zwei und vier Jahre alt sind, während ihre Mütter sich darauf freuen, endlich volljährig zu werden. „Achtundzwanzig“, wird die Frauen und ihre Kinder noch einmal porträtieren, wenn die Kinder der Vier so alt sind, wie ihre Mütter, als diese ihre Kinder bekamen. Inhalt des Films in Filmkapiteln Kapitel 1, Ein gewaltbereites Mädchen (Dauer (4:24 Min.) Fabienne beschreibt sich in der Zeit vor ihrer Schwangerschaft als aggressives und gewaltbereites Mädchen, das die Mutter belog, sich für älter ausgab, um in Clubs zu kommen. In dieser Zeit lernt sie den deutlich älteren Alexander kennen, verliebt sich in ihn. Fabienne wollte, bevor sie Alexander begegnete, keinen Sex vor der Ehe, lässt sich aber von ihrem Freund umstimmen. Sie berichtet, dass sie sich, nachdem sie mit Alexander Sex hatte, ihrem Freund enger verbunden fühlte. Kapitel 2, Schwanger mit 14 (3:04) Fabiennes erwachsene Schwester berichtet, wie sie die Schwangerschaft ihrer kleinen Schwester bemerkte. Fabienne erzählt, was passierte: Das Kondom sei gerissen und sie habe zu ihrem Freund gesagt: „Wegen dem einen Mal! Ich werde bestimmt nicht schwanger.“ Fabiennes Schwester befürchtet aufgrund der Schwangerschaft der kleinen Schwester als „asozial“ abgestempelt zu werden. Ihre Familie und ihr Freund versuchten anfangs Fabienne zu überzeugen, das Kind abzutreiben. Fabienne: „Das war ein ganz schlimmes Gefühl. Weil, eigentlich freust du dich, aber die alle, die nehmen dir die Freude weg.“ Sie gibt zunächst dem Druck nach und macht einen Termin für die Abtreibung, entscheidet sich aber dann dagegen. Kapitel 3, Reaktionen Gleichaltriger (2:47) In der Schule erfährt Fabienne durch die Schwangerschaft wider erwarten Anerkennung und Aufmerksamkeit. Für das Mädchen, dass früher eher negativ auffiel, eine neue und bestätigende Erfahrung. Eine Freundin erklärt, dass sie, wäre sie schwanger, sich eher für eine Abtreibung entschieden hätte, weil sie glaubt, für ein Kind zu jung zu sein. Im Eiskaffee unterhalten sich Fabienne und eine ebenfalls schwangere Freundin über ihren Wunsch, gleichzeitig ein Kind zu bekommen. Fabienne hebt hervor, wie sehr sie sich auf ihr Kind freut. Kapitel 4, Fabiennes familiäre Situation (3:11) Fabiennes Eltern trennten sich als das Mädchen ungefähr 11 Jahre alt war. Fabiennes Schwester erzählt wie sehr ihre Schwester unter dem ständigen Streit in der Zeit vor der Trennung litt. Fabienne blieb zunächst beim Vater, während Mutter und große Schwester auszogen. Nach einem Jahr zieht auch sie zur Mutter. Der Vater arbeitete auf Montage, sodass das Mädchen viel allein war. Fabienne erzählt von ihrem Traum von einer Großfamilie mit vielen Kindern. Mit ihrer ebenfalls schwangeren Freundin diskutiert sie das Thema Stillen in der Öffentlichkeit. Kapitel 5, Die Zeit um die Geburt (2:36) Fabienne muss die letzten Wochen vor der Geburt in einer Klinik verbringen. Ihr Kind – das wird in dieser Dokumentation nicht erwähnt – kommt mit einem operablen Geburtsfehler zur Welt. Fabienne langweilt sich, ist enttäuscht, weil keine ihrer Schulfreundinnen sie besucht. Fabienne berichtet nach dem Kaiserschnitt ihrem Freund von der Operation. Sie hat das Geschehen als äußerst unangenehm erlebt. Alexanders Kommentar: „Aber so schlimm war es auch nicht.“ Alexander, der seinen eigenen Vater kaum kannte, ist stolz auf seinen Sohn. Er nimmt sich vor, für ihn da zu sein, aus dem Gefühl heraus ihm das zu geben, was er selber nie hatte. DVD educativ ® · © MATTHIAS-FILM gGmbh 2015 · www.matthias-film.de 2 FABIENNE INFOS ZUM FILM UND DEN MATERIALIEN Kapitel 6, Alltag mit Baby (6:23) Fabienne wickelt ihr Baby, versorgt es, füttert es. Sie berichtet, wie sich ihr Leben verändert hat, seitdem ihr Sohn da ist: „Viel mehr Sorge hat man jetzt.(...) Die ganze Zeit habe ich Angst um ihn, ich kann ihn einfach nicht aus den Augen lassen.“ Die Kamera begleitet sie dabei, als sie in einem Babyausstattungsladen selbstbewusst eine Babytrage aussucht. Alexander und Fabienne erzählen, wie sich ihr Leben als junge Eltern geändert hat. Sie heben hervor, dass sie lernen müssen, zusammen zu denken. Während Alexander arbeiten geht, versorgt Fabienne das Kind und den Haushalt. Abends besucht sie eine Abendschule. Sie muss sich ihre Kräfte einteilen. Darüber gibt es häufig Diskussionen zwischen den beiden. Die Kamera begleitet Fabienne dabei, wie sie einen riesigen Wäscheberg zusammenlegt. Fabienne und Alexander bekräftigen: „Wir lassen nichts schleifen. Wir kriegen alles hin.“ Im Abspann erfährt der Zuschauer, dass sich die beiden getrennt haben. Überblick über die Materialien Die Arbeitsblätter sind für verschiedene Schulstufen bzw. heterogene Lerngruppen konzipiert. Sie enthalten mehrere Aufgaben auf unterschiedlichen Niveaus. Weitere ausführliche Arbeitsmaterialien unter anderem zu den Themen Verhütung, Schwangerschaftskonfliktberatung oder Abtreibung befinden sich auf der DVD-ROM „Vierzehn – Erwachsen in neun Monaten“. Infos zum Film und den Materialien Didaktisch-methodische Tipps Themenblätter 1 Junge Mütter Infoblätter 1 Junge Mütter 2 Fabiennes Persönlichkeit 3 Die Elternrolle Arbeitsblätter 1 Fabienne – Schwanger mit 14: Fragen zum Inhalt 2 Fabienne – auf dem Weg zu sich selbst 3 Fabienne und Alexander 4 Gewissensentscheidung Szenenbilder 1 Fabienne hat einen viel älteren Freund 2 Fabienne und Alexander DVD educativ ® · © MATTHIAS-FILM gGmbh 2015 · www.matthias-film.de 3 FABIENNE INFOS ZUM FILM UND DEN MATERIALIEN 3 Fabienne wollte eigentlich keinen Sex vor der Ehe 4 Alex befürwortete zuerst die Abtreibung 5 Fabienne hatte schon einen Termin für die Abtreibung 6 „Ich könnt' das nicht mit einem Kind.“ 7 Glückliche Kindheit bis zur Trennung der Eltern 8 Schwanger mit 14 9 Fabienne: „Viel mehr Sorge hat man jetzt.“ 10 Alex: „Jetzt muss man schon zusammen denken.“ Making of Medien- und Linktipps DVD educativ ® · © MATTHIAS-FILM gGmbH 2015 · www.matthias-film.de 4 FABIENNE MAKING OF Fabienne – Schwanger mit 14 Film von Cornelia Grünberg Deutschland 2014, 23 Minuten, Farbe FSK: Lehrmittel Regie: Cornelia Grünberg Produktion: Kinderfilm Produzentin: Ingelore König Kamera: Heiko Merten Schnitt: Martin Hoffmann Ton: Jacob Ilgner, Bilge Bingül Musik: Carlo Inderhees, Saint Lu Das dokumentarische Material zu „Fabienne – Schwanger mit 14“ entstand im Rahmen einer Langzeitdokumentation der Regisseurin Cornelia Grünberg. In ihren Dokumentationen „Vierzehn – Erwachsen in neun Monaten“ und „Achtzehn – Wagnis Leben“ begleitete Grünberg vier Mädchen, die im Alter von vierzehn Jahren schwanger wurden, durch Schwangerschaft, Geburt und die ersten Jahre als sehr junge Mütter. Fabienne ist eine von ihnen. Folgen soll die Dokumentation „Achtundzwanzig“, wenn die Kinder der Vier im selben Alter sind wie die Mütter, als diese ihre Kinder bekamen. Dokumentiert wird in „Fabienne – Schwanger mit 14“ die Geschichte der durch die Trennung der Eltern stark belasteten Fabienne, die in der Schule aggressiv und gewaltbereit auftritt, sich bereits mit 13 erfolgreich für 16 ausgibt, ihre Mutter austrickst und mit einem um einiges älteren Mann eine Beziehung eingeht. Durch einen Verhütungsfehler wird sie schwanger. Fabienne entscheidet sich, trotz Widerständen ihrer Familie und des Vaters des Kindes, das Baby zu bekommen. Die Familie akzeptiert ihre Entscheidung, ebenso wie der ambivalente Vater. Die Schwangerschaft ändert Fabiennes Status in der Schule, in der sie nun Anerkennung und Anteilnahme findet. Der Kurzfilm zeigt Fabienne zwar im Krankenhaus, lässt aber die Geburt aus. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Dokumentation von Alexander und Fabienne in ihrer Rolle als junge Eltern. Regisseurin Grünberg beschneidet Fabiennes Geschichte, anders als in „Vierzehn“, wesentlich: sie verzichtet auf die Geschehnisse rund um die Schwangerschaftskomplikation (Fabienne musste sich ein zweites Mal entscheiden, die Schwangerschaft nicht abzubrechen), und sie lässt den Geburtsfehler und die daran anschließende, für die junge Mutter extrem belastende Zeit, mit mehreren Operationen des Babys, außen vor. DVD educativ ® · © MATTHIAS-FILM gGmbh 2015 · www.matthias-film.de 1 FABIENNE MAKING OF Cornelia Grünberg: Regie- und Drehbuchstudium an der DFFB Berlin, seit 1995 freie Regisseurin und Autorin für Kino und Fernsehen, seit 2002 freie Dozentin für Camera Acting und Filmgeschichte an der Filmschauspielschule Berlin, seit 2008 Dozentin am Filminstitut der Bauhaus-Universität Weimar, seit 2012 Dozentin für Schauspiel in Zürich. Ausgewählte Filme: VIERZEHN - Erwachsen in 9 Monaten (2012); Krimi.de – Katzenauge, MDR / Kika (2007); Schloss Einstein (4 Folgen), ARD / Kika (2006); Unsere zehn Gebote (Mehrteiler), MDR / Kika (2005); Schule am See, ARD (2001); Zwei in einem Boot (1999); First Kiss (1999); Zeit des Schweigens (1997); Hold me, love me, ARD (1996); Paul Vier (1994) DVD educativ ® · © MATTHIAS-FILM gGmbh 2015 · www.matthias-film.de 2 FABIENNE MEDIEN- UND LINKTIPPS Links www.familienplanung.de http://www.schwanger-unter-20.de/ http://www.profamilia.de/jugendliche/ungewollt-schwanger.html www.profamilia.de Motherhood in Childhood - Facing the challenge of adolescent pregnancy; UNFPA, the United Nations Population Fund 2013 http://www.unfpa.org/webdav/site/global/shared/swp2013/EN-SWOP2013-final.pdf Leistungsstark, aber unglücklich? UNICEF-Bericht zur Lage der Kinder in Industrieländern 2013; http://www.unicef.de/blob/18782/7417138f1edd5058dce29dde29d01c8b/unicef-bericht-2013zusammenfassung-data.pdf http://www.profamilia.de/fileadmin/publikationen/Fachpublikationen/fakten_Hintergruende_Jugendschwanger schaften1.pdf http://de.wikipedia.org/wiki/Mutterschaft_Minderjähriger www.sg-mv.de Website zur Langzeitdokumentation und den Filmen „Vierzehn“ und „Achtzehn“: http://www.18derfilm.de/ http://methodenpool.uni-koeln.de/techniken/unterricht.html Website des Wiener Museums für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch: http://de.muvs.org „Der Frühling“, 1873, von Pierre Auguste Cot: wikipedia.org/wiki/Liebe Guido Reni, Caritas, 1604/07, Allegorie der fürsorgenden Liebe, zum Beispiel die mütterlich-familiäre Liebe: wikipedia.org/wiki/Liebe www.familienhandbuch.de/rechtsfragen/ehe-und-familienrecht/die-verschiedenen-arten-der-elterlichen-sorge http://de.wikipedia.org/wiki/Schwangerschaftsabbruch#Fristenl.C3.B6sung_mit_Beratungspflicht_und_Indikati onen Literatur Wolfgang Mattes: Methoden für den Unterricht. 75 kompakte Übersichten für Lehrende und Lernende. Paderborn, 2002 Statistisches Bundesamt: Statistik der schwerbehinderten Menschen, 2011 Monika Hünert: Teenagerschwangerschaften in Deutschland. Stellungnahme der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. BZGA, 2007 Karin Block, Silja Matthiesen: Teenagerschwangerschaften in Deutschland. Studie für pro familia von 2006. In: BZGA; Forum Sexualaufklärung und Familienplanung Junge Mütter in der Kinder- und Jugendhilfe: sanktioniert, moralisiert, vergessen oder unterstützt? In: Spieß, Anke: Frühe Mutterschaft. Die Bandbreite der Perspektiven und Aufgaben angesichts einer ungewöhnlichen Lebenssituation. Soziale Arbeit aktuell, Band 15. Baltmannsweiler 2010, S. 47-75 DVD educativ ® · © MATTHIAS-FILM gGmbh 2015 · www.matthias-film.de 1 FABIENNE ARBEITSBLATT 1 Fabienne – schwanger mit 14 Fragen zum Inhalt – kreuze die richtige(n) Antwort(en) an 1. Der Film über Fabienne ist a) eine Dokumentation b) ein Dokudrama c) ein Spielfilm 2. Fabienne beschreibt sich in der Zeit vor der Schwangerschaft als: a) aggressiv und gewalttätig b) traurig und unglücklich c) ruhig und verantwortungsvoll 3. Alexander, Fabiennes Freund, ist: a) jünger b) ähnlich alt c) deutlich älter als Fabienne 4. Als die 14-Jährige schwanger wird ist ihre Familie dafür, dass sie: a) das Kind bekommt b) das Kind abtreibt c) das Kind zu Pflegeeltern gibt 5. Fabienne vermisst in ihrem Alltag mit Baby Zeit: a) zum Shoppen b) mal gar nichts zu tun c) mit ihrem Freund Alexander 6. Fabienne fühlt im Zusammenhang mit Valentin vor allem: a) Sorge und Angst um ihn b) Panik, dass er schreit c) Zärtlichkeit und Glück 7. Alexander hatte zu seinem eigenen Vater: a) ein gutes Verhältnis b) ein schlechtes Verhältnis c) kaum Kontakt 8. Fabienne kümmert sich als Valentin da ist um: a) das Baby b) den Haushalt c) ihre Schule 9. Fabienne und Alexander: a) sind bis heute ein Paar b) haben ein 2tes Kind bekommen c) haben sich getrennt DVD educativ ® · © MATTHIAS-FILM gGmbH 2015 · www.matthias-film.de 1 FABIENNE ARBEITSBLATT 2 Fabienne – auf dem Weg zu sich selbst Wenn wir jung sind, besonders in der Pubertät, bildet sich allmählich unsere Identität heraus: unsere einzigartige Persönlichkeitsstruktur. Aber der Weg zur Persönlichkeit verläuft nicht schnurgerade, sondern eher in Suchbewegungen. Manchmal teilt sich der Weg und wir wissen nicht, wohin wir abbiegen sollen. Oder wir laufen im Kreis, landen in der Sackgasse und merken, „so komme ich nicht weiter“, „so will ich nicht sein“. Diese Verwirrung dauert ziemlich lange an. Sie gehört dazu, wenn wir eine eigene Identität herausbilden und langsam erwachsen werden. Fabienne befindet sich noch mitten auf dem Weg, als sie sich in Alexander verliebt, plötzlich schwanger wird und sich die Ereignisse in ihrem Leben überschlagen. Diskutiert die Fragen in Kleingruppen und bildet Hypothesen, wieso sich die Dinge so und nicht anders in Fabiennes Leben entwickelten. Als Grundlage kann euch dabei Infoblatt 2 helfen. 1. Eigentlich wollte Fabienne erst Sex haben, nachdem sie geheiratet hat. Sie betont, wie wichtig ihr das war, bevor sie Alexander kennen lernte. Doch kaum hat sie sich in den jungen Mann verliebt, ändert sie ihre Meinung. Wie erklärt ihr euch das? 2. Als beim Sex, in einer für Fabienne noch fast gänzlich unbekannten sehr intimen Situation, das Kondom reißt, reagiert das Mädchen aus heutiger Sicht verantwortungslos. Sie beruhigt sich und Alexander: „Wegen dem einen Mal! Ich werde bestimmt nicht schwanger.“ Fabienne wirkt in der Dokumentation nicht naiv oder unwissend. Wir interpretiert ihr ihr Verhalten? 3. Als Fabiennes Schwangerschaft bekannt wird, reden ihr alle zu, das Kind abzutreiben: ihr Eltern, ihre Schwester, sogar ihr Freund, der zukünftige Vater des Babys. Zuerst gibt Fabienne nach und macht einen Termin für einen Schwangerschaftsabbruch, dann besinnt sie sich und entscheidet: „Ich will das Kind behalten.“ Was sagt diese Entscheidung über ihre Persönlichkeit aus? 4. Mit 13 hat sich Fabienne nach ihren eigenen Aussagen noch auf dem Schulhof geprügelt, ein Jahr später wickelt sie vorsichtig ihr Baby und ist sehr fürsorglich. Sie zeigt ein hohes Maß an Verantwortung für ihr Kind. Was ist da passiert? Wie erklärt ihr euch diese Wandlung? Könnte man sagen: Fabienne ist im „Turbogang“ erwachsen geworden? 5. Als sich Fabiennes Eltern trennten, brach für das Mädchen eine Welt zusammen. Ihre Sehnsucht nach einer Großfamilie, die sie in der Dokumentation äußert, spricht Bände. Wäre es denkbar, dass Fabienne durch ihre Schwangerschaft, indem sie eine eigene Familie gründet, versucht diesen Bruch in ihrem Leben wieder zu kitten? 6. Überlegt: Gab es auch in eurem Leben Entscheidungen, die ihr aus heutiger Sicht anders treffen würdet? Ein Beispiel: viele kleine Jungen antworten, wenn man sie fragt, was sie später mal werden wollen: Feuerwehrmann oder Polizist. Ein 14-Jähriger beantwortet diese Frage ganz anders. 7. Was bedeutet der Prozess der Identitätsbildung für ein Gefühl wie Liebe zu einem bestimmten Menschen? Wie wahrscheinlich ist es, dass zwei sehr junge Menschen, die sich heute ineinander verlieben, ein Leben lang zusammen bleiben? Wundert es euch, dass sich Fabienne und Alexander getrennt haben? DVD educativ ® · © MATTHIAS-FILM gGmbH 2015 · www.matthias-film.de 1 FABIENNE ARBEITSBLATT 3 Fabienne und Alexander Bildet Kleingruppen. Schaut noch einmal Filmkapitel 6 an und beantwortet mit Hilfe von Infoblatt 3 die folgenden Fragen: 1. Alexander und Fabienne erzählen, wie sich ihr Leben als junge Eltern geändert hat. Sie heben hervor, dass sie lernen müssen, für den anderen mitzudenken. Könnt ihr euch vorstellen, was das konkret bedeutet? Findet Beispiele für Situationen, in denen es wichtig ist, füreinander mitzudenken. 2. Während Alexander arbeiten geht, versorgt Fabienne das Kind und den Haushalt. Abends besucht sie eine Abendschule. Sie muss sich ihre Kräfte einteilen, benötigt Pausen auch am Tag. Darüber gibt es häufig Diskussionen zwischen den beiden. Warum streiten Fabienne und Alexander über liegen gebliebene Wäscheberge? Könnten sich hinter diesen Streits Probleme mit der Elternrolle verbergen? Benennt mögliche Stressfaktoren der Elternrolle zwischen den beiden. 3. Fabienne und Alexander bekräftigen: „Wir lassen nichts schleifen. Wir kriegen alles hin.“ Von außen betrachtet stimmt das auch: Alexander hat einen Job, Fabienne ist eine fürsorgliche Mutter und schafft sogar gleichzeitig die Schule. Aber welcher Teil ihrer Beziehung kommt in ihrer Schilderung nicht vor? Im Abspann erfahren wir, dass sich die beiden getrennt haben. Woran glaubst du, ist die Beziehung gescheitert? DVD educativ ® · © MATTHIAS-FILM gGmbH 2015 · www.matthias-film.de 1 FABIENNE ARBEITSBLATT 3 1 4. Alexander erzählt in der Dokumentation über sein Verhältnis zu seinem Vater, dass er kaum Kontakt 1 zu ihm hatte. In einem jüngeren Interview berichtet Fabienne, dass sich Valentins Vater nach der Trennung fast zwei Jahre lang nicht um seinen Sohn gekümmert hat. Was glaubt ihr, ist geschehen? Was könnte Alexanders Verhalten wiederum für Valentin bedeuten, wenn der später einmal Kinder haben wird? 5. Nach der Trennung von Alexander ist Fabienne – wie die meisten jungen Mütter – allein erziehend. Sie zieht zurück zu ihrer Mutter, die sie unterstützt. Was bedeutet dieser Schritt für Fabienne und ihr Leben als junge Mutter? Die Regisseurin, Cornelia Grünberg, begleitete Fabienne und drei weitere junge Mütter über viele Jahre DVD educativ ® · © MATTHIAS-FILM gGmbH 2015 · www.matthias-film.de 2 FABIENNE ARBEITSBLATT 4 Gewissensentscheidung Fabienne ist ungefähr so alt wie du, als sie bemerkt, dass sie schwanger ist. Sie ist gezwungen, eine sehr weit reichende Entscheidung zu treffen. Soll sie das Baby bekommen oder es abtreiben? Ihre Familie und ihr Freund haben eine Meinung und reden mit ihr darüber. Fabienne berichtet: „Das ist ein unbeschreibliches Gefühl, weil eigentlich freust du dich, aber die alle, die nehmen dir die Freude weg. Das ist ganz schlimm. Die Leute haben mir eingeredet: Mach’s weg, mach’s weg, mach’s weg.“ Sie hat schon einen Termin für die Abtreibung, entscheidet sich dann aber doch noch dagegen: „Da habe ich erst realisiert, dass ich gerade einen Termin gemacht habe, mein Kind herzugeben.“ Beantwortet die folgenden Fragen. Recherchiert mit Hilfe von Infoblatt 1 und auf: www.profamilia.de/erwachsene/ungewollt-schwanger.html 1. Ist es leicht, sich für oder gegen ein Baby zu entscheiden? 2. Wer muss mit der Entscheidung klar kommen? 3. Ist es richtig, wenn sich Eltern oder Freunde in diese Entscheidung einmischen, am Ende sogar Druck machen? 4. Fabienne ist gerade 14 und bevor sie schwanger wurde, war sie aggressiv und gewaltbereit. Darf so ein Mädchen allein entscheiden, ein Baby zu bekommen? 5. Fabienne setzt sich ziemlich tough über den Wunsch des Vaters, der für eine Abtreibung war, hinweg. Geht das rechtlich überhaupt? 6. Fabiennes Freundin ist sich sicher: Wenn sie schwanger wäre, würde sie das Kind abtreiben, weil sie sich für ein Kind noch zu jung fühlt. Was denkst du, meint die Freundin mit „zu jung“? Zu jung, um einem Baby die Windeln zu wechseln, oder etwas anderes? 7. Die Regisseurin des Films, Cornelia Grünberg, sagt in einem Interview: „Wichtig war mir, den Zuschauer in einen Gefühlszustand zu bringen, in dem er merkt, dass es nicht angebracht ist, zu verurteilen, sondern das Leben und die Situation der Protagonistinnen zu respektieren (...). Und das war auch meine Grundhaltung von Anfang an.“ Hat die Regisseurin mit ihrer Haltung Recht oder nicht? Dürfen wir über Mädchen, die sehr jung ein Kind bekommen, urteilen oder nicht? Begründe deine Meinung. DVD educativ ® · © MATTHIAS-FILM gGmbH 2015 · www.matthias-film.de 1 FABIENNE INFOBLATT 1 Junge Mütter „Schwanger mit 14 – wie unverantwortlich“, „Wenn Kinder Kinder kriegen“: Wenn Mädchen unter 18 Jahren ein Kind bekommen, dann sind Vorurteile schnell bei der Hand: Die jungen Frauen werden abgestempelt und ihre Familien am Rand der Gesellschaft vermutet. Wie viel ist dran an den Vorurteilen? Fabienne zeigt, dass sie Verantwortung übernehmen kann für ihr Kind. Trotzdem: eine unbeschwerte Jugend haben junge Mütter nicht. Stattdessen eine volle „Packung Leben“, haufenweise Probleme und Konflikte, die sie teilweise überfordern und sie im „Turbogang“ erwachsen machen, gerade weil sie ihre Kinder lieben und sich um sie kümmern wollen. Junge Mütter: Die Jugend überspringen Minderjährige Mütter sind selbst noch (mehr oder weniger) Kinder und müssen gleichzeitig für ihr kleines Kind sorgen. Sie haben kaum Zeit für sich oder Treffen mit Gleichaltrigen, die obendrein mit ganz anderen Themen beschäftigt sind. Die jungen Mütter gehen oft noch zur Schule und sind gezwungen Muttersein und Schulalltag gleichzeitig zu schultern. Schule und Muttersein unter einen Hut zu bekommen, das schaffen viele nur mit Hilfe ihrer Eltern, bei denen sie aus finanziellen Gründen und weil sie sich die alleinige Verantwortung für ihr Kind nicht zutrauen, oft auch wohnen. In einer Zeit, in der sich andere Jugendliche von ihren Eltern lösten, sind die jugendlichen Mütter gezwungen, weiter abhängig von den Eltern zu bleiben oder sie werden sogar noch abhängiger als vorher. Das größte Problem minderjähriger Mutterschaft liegt, so glauben Wissenschaftler in der "noch nicht abgeschlossenen Reifeentwicklung" der Mädchen. Diese müssten für einen anderen Menschen die Verantwortung übernehmen, obwohl sie gerade erst lernten, Verantwortung für sich selbst zu tragen. Einige junge Mütter fühlen sich von der Fülle an Herausforderungen, die sie gleichzeitig bewältigen müssen, überfordert. Andere erleben ihre Situation eher als persönlichen Entwicklungsschub. Die Pädagogin und Philosophin Dr. Claudia Wallner wehrt sich in einer Publikation gegen Dramatisierung und Moralisierung von junger Mutterschaft: „Kein Gedanke wird daran verschwendet, warum Mädchen schwanger werden, ob die frühe Mutterschaft nicht auch eine stabilisierende Wirkung im Leben von Mädchen haben könnte, ob sie es 1 bei allen Unwägbarkeiten nicht auch schaffen könnten und was sie dafür brauchen.“ Beziehung und Liebe Die überwiegende Mehrzahl der minderjährigen Mütter lebt mit ihrem Kind allein. Die Beziehung hält den Herausforderungen der Elternschaft meist nicht stand. Viele junge Väter verlieren den Kontakt zu ihren Kindern, auch wenn die Mütter den Umgang des Vaters mit dem gemeinsamen Kind befürworten. Ein junger Vater berichtet: „Ich war ab und zu bei der pro familia-Beratung in Augsburg dabei, da sieht man, dass viele alleinerziehend sind. Weil viele Jungs abspringen. Ich finde das Scheiße. Wenn es mit dem Partner nicht mehr klappt, kann man sich so einigen, dass man sich zumindest unterstützen kann mit dem Kind. Das müsste schon unter einen Hut zu kriegen sein. Meiner Meinung nach braucht ein Kind auf jeden Fall eine männliche Bezugsperson.“ Franz, 23, lebt mit seiner Frau Daniela, 20, und dem gemeinsamen Sohn Brian, zwei Jahre 1 Junge Mütter in der Kinder- und Jugendhilfe: sanktioniert, moralisiert, vergessen oder unterstützt? In: Spieß, Anke: Frühe Mutterschaft. Die Bandbreite der Perspektiven und Aufgaben angesichts einer ungewöhnlichen Lebenssituation. Soziale Arbeit aktuell, Band 15. Baltmannsweiler 2010, S. 47-75 DVD educativ ® · © MATTHIAS-FILM gGmbH 2015 · www.matthias-film.de 1 FABIENNE INFOBLATT 1 Mutter-Kind-Einrichtungen Fabienne wird von ihrer Familie unterstützt. Wenn junge Mütter keine Hilfe von den Eltern erhalten, oder wenn ihre eigene Kindheit belastet war, springt die Kinder- und Jugendhilfe ein: In Deutschland gibt es über 300 Mutter-Kind-Einrichtungen mit ca. 4.000 Plätzen, die jugendliche Mütter und ihre Kinder aufnehmen. Die jungen Frauen werden in diesen Einrichtungen psychosozial betreut. Das bedeutet: die Betreuerinnen helfen ihnen, die Bedürfnisse ihrer Kinder kennen zu lernen und den anstrengenden Alltag mit Kind zu bewältigen. Die Frauen/Mädchen gewöhnen sich an einen regelmäßigen Tagesablauf, lernen einen Haushalt zu führen, erhalten Wissen über Ernährung, Dinge, die in einem Haushalt mit Baby nötig sind. Auch die Zuwendung zum Kind wird begleitet und, wenn nötig, angeleitet; das Wohlergehen der Kinder steht im Mittelpunkt. Viele dieser jungen Mütter haben als Kinder wenig Bindung zu ihren Eltern erlebt. Häufig liefen sie so nebenher, spielten Gewalt oder Alkohol eine Rolle. Mit ihnen ging niemand regelmäßig nach draußen, las ihnen vor, oder berührte sie zärtlich. Die Überlebensstrategien, die die jungen Mütter in ihren Ursprungsfamilien entwickelten, müssen sie hinterfragen, um die Entwicklung ihrer eigenen Kinder nicht zu gefährden. Bei diesen Prozessen unterstützt sie die Mutter-Kind-Einrichtung und bereitet sie darauf vor, mit ihrem Kind allein zu leben. „Ich kann nicht gut für meinen Sohn sorgen, wenn ich mich nicht um mich kümmern kann.“ Minderjährige Mutter in einem Mutter-Kind-Heim DVD educativ ® · © MATTHIAS-FILM gGmbH 2015 · www.matthias-film.de 2 FABIENNE INFOBLATT 2 Fabiennes Persönlichkeit Trotz erheblichem Druck von außen entscheidet sich die schwangere 14-jährige Fabienne gegen eine Abtreibung. Sie will ihr Kind bekommen. Was sind ihre Beweggründe? Fabienne verändert sich durch ihre Schwangerschaft extrem – vom aggressiven, raufenden Schulmädchen zu einer verantwortungsvollen und fürsorglichen Mutter. Eine spannende Entwicklung, deren Hintergründe hier beleuchtet werden sollen. Trennung der Eltern Fabiennes große Schwester beschreibt in der Dokumentation, wie sehr die damals ungefähr 11 Jahre alte Fabienne unter der Trennung der Eltern litt. Vorher versuchte das Mädchen Streits zwischen den Eltern zu schlichten, weinte häufig. Nach der Trennung ziehen Fabiennes große Schwester und die Mutter aus und Fabienne bleibt, weil sie eine besonders enge Beziehung zum Vater hat, zunächst beim ihm. Doch der Vater arbeitet sehr viel, das Mädchen ist weitgehend auf sich allein gestellt und damit überfordert. Fabienne entbehrt die Mutter als Identifikationsfigur, Freund, Helfer und ausgleichendes Element. Nach einem Jahr zieht Fabienne zur Mutter. Die Sehnsucht nach einer „heilen“, ganzen Familie bleibt. Im Interview sagt sie über ihre familiäre Situation: „Wir waren eigentlich immer zu viert. Deshalb wollte ich immer eine Großfamilie für meine Kinder ...“ Ein aggressives, gewaltbereites Mädchen In der Schule fällt Fabienne nach der Trennung der Eltern durch aggressives Verhalten auf. Viele Kinder sind nach der Trennung ihrer Eltern aggressiv, gewalttätig und zerstörerisch, während andere mit Rückzug, Depressivität, Verlust an Interessen und Apathie reagieren. Fabienne sagt: „Es gab eine Zeit, da haben die in der Schule mich Mann genannt. Ich war voll schlimm.“ Sie beschreibt sich als aggressives und gewalttätiges Mädchen, das sich prügelte. Mit 13 beginnt sie sich für älter auszugeben, belügt die Mutter, verbringt immer mehr Zeit mit Älteren. Beziehung zu einem älteren Mann In dieser Zeit trifft sie den deutlich älteren Alexander und verliebt sich in ihn. Fabienne erzählt, dass sie früher keinen Sex vor der Ehe wollte, sich diese Überzeugung aber durch die Beziehung mit Alexander änderte. Fabiennes Schritt ist in Beziehungen zwischen sehr jungen Mädchen und deutlich älteren Partnern nicht ungewöhnlich. „Nein“ zu sagen ist, wenn der Partner aufgrund seines Alters und seiner Erfahrung dominant ist, nicht einfach. Ist ein Mädchen noch sehr jung, fällt es schwerer, die eigene Meinung zu vertreten und durchzusetzen. In solchen Beziehungen wird oft schlechter verhütet, weil die Mädchen sich nicht trauen auf eine sichere Verhütung oder generell auf Verhütung zu bestehen. Manchmal kommt es auch zum Sex, obwohl ein Mädchen das nicht will. Sie traut sich nicht „Nein“ zu sagen, weil sie den Jungen liebt und Angst hat, dass er sie verlassen könnte. Fabienne betont, dass sie ihre Entscheidung, so früh mit Alexander zu schlafen, nicht bereut hat. Schwanger mit 14 Wird ein Kondom nicht richtig aufgesetzt, kann es platzen. Beim Sex zwischen Fabienne und Alexander kommt es zu einer solchen Verhütungspanne. Fabienne sucht keinen Frauenarzt auf, um sich die „Pille danach“ verschreiben zu lassen. Sie berät sich auch nicht mit ihrer Mutter, sondern reagiert leichtfertig: „Das eine Mal – ich werde bestimmt nicht schwanger.“ Im Gespräch mit ihren Freundinnen erwähnt sie, dass sie sich immer vorgenommen hatte, gleichzeitig mit ihrer Freundin ein Baby zu bekommen. Die Freundin war bereits vor Fabienne schwanger. Der Film lässt offen, ob Fabienne es stillschweigend in Kauf nahm schwanger zu werden, um zur gleichen Zeit wie ihre Freundin ein Kind zu bekommen. DVD educativ ® · © MATTHIAS-FILM gGmbh 2015 · www.matthias-film.de 1 FABIENNE INFOBLATT 2 Die Entscheidung, das Kind zu bekommen Sowohl Fabiennes Familie als auch Alexander sind dagegen, dass Fabienne das Baby bekommt. Zunächst gibt das Mädchen dem Druck nach, macht einen Termin für eine Abtreibung: „Und dann hat mich meine Kraft verlassen und ich habe den Termin gemacht. Dann habe ich erst überlegt: ich habe gerade einen Termin gemacht, dass ich mein Kind hergebe.“ Sie sagt den Termin wieder ab, gegen den Willen von Freund und Familie. Diese akzeptieren ihren Schritt und unterstützen sie. Entwicklungsschub durch Schwangerschaft und Mutterrolle Durch ihre Schwangerschaft ist Fabienne im Turbogang zu einer jungen Frau geworden. Die Verantwortung, die sie für ihr Kind trägt, scheint eine stabilisierende Wirkung auf ihr Leben zu haben. In der Schule steht sie nun nicht mehr als aggressives Mannweib im Mittelpunkt, sondern erntet Anerkennung und Aufmerksamkeit durch ihre Schwangerschaft. Nachdem Sohn Valentin auf die Welt gekommen ist, zeigen die Bilder der Dokumentation, wie sie ihren Sohn liebevoll versorgt: Fabienne ist eine fürsorgliche junge Mutter, die es schafft Kind, Haushalt und Abendschule zu bewältigen. Der neuen Situation mit viel mehr Sorge um ihr Kind ist sie sich bewusst und richtet ihr Leben neu aus. Nachdem sie die Schule abgeschlossen hat, sucht sie sich ein Praktikum. Viele jugendliche Mütter schaffen das nicht. Sie brechen die Schule ab und haben dadurch im späteren Leben sehr beschränkte berufliche Perspektiven. Die Beziehung zu Alexander hält jedoch nicht. Fabienne ist, wie die allermeisten jungen Mütter, allein erziehend. Alexander verliert nach der Trennung, anders als am Ende der Dokumentation beschrieben, bald darauf für lange Zeit den Kontakt zu seinem Sohn. DVD educativ ® · © MATTHIAS-FILM gGmbh 2015 · www.matthias-film.de 2 FABIENNE INFOBLATT 3 Die Elternrolle „Der Frühling“, 1873, von Pierre Auguste Cot: Guido Reni, Caritas, 1604/07, Allegorie der wikipedia.org/wiki/Liebe fürsorgenden Liebe, zum Beispiel die mütterlich-familiäre Liebe: wikipedia.org/wiki/Liebe Von der Liebesbeziehung zur Elternbeziehung Die beiden oben stehenden Gemälde stehen symbolisch für zwei Aspekte der Liebe: • links: die (romantische) Liebe zwischen Frau und Mann und • rechts: die (fürsorgende) Liebe zwischen Eltern und ihren schutzbedürftigen Kindern. DVD educativ ® · © MATTHIAS-FILM gGmbh 2015 · www.matthias-film.de 1 FABIENNE INFOBLATT 3 Fabiennes Leben hat sich radikal geändert, seitdem Valentin auf der Welt ist. Einfach mal ausgehen, Party machen, sorglos in den Tag hinein zu leben, das geht nicht. Fabienne sagt: „Ich mache mir ständig Sorgen.“ Sie realisiert, dass sie durch ihre Fürsorge und Liebe an Leichtigkeit dem Leben gegenüber verloren hat. Die Verpflichtung, sich um ein Kind zu kümmern, verändert auch die Beziehung zwischen Fabienne und Alexander. Im Mittelpunkt steht nicht mehr die Liebe zwischen dem Mädchen und dem jungen Mann, sondern das Baby und die Notwendigkeit, es zu versorgen und die Familie zu finanzieren. Nicht gerade romantisch. Ein Kind aufzuziehen heißt, für einen schutzbefohlenen Menschen die Verantwortung zu übernehmen. Dazu gehört auch die Bereitschaft, sich selbst zu hinterfragen, hinter die eigenen Interessen zurückzutreten, mit Kompromissen zu leben und Konflikte möglichst positiv zu lösen. Im Abspann der Dokumentation erfahren wir, dass sich Fabienne und Alexander als Paar getrennt haben. Die Liebesbeziehung der allermeisten jugendlichen Eltern zerbricht an der fordernden Situation als junge Mutter und junger Vater. Biologische Reife – Emotionale Reife Babys finden viele Mädchen „süß“. Einige sehnen sich schon sehr früh nach einem eigenen Baby. Aber was heißt es tatsächlich für ein kleines hilfloses Wesen Tag und Nacht da zu sein, oder besser gesagt: da sein zu müssen? Das können sich viele Jugendliche nicht recht vorstellen. Auch wenn unser Körper schon früh in der Lage ist, ein Kind zu empfangen oder zu zeugen, bedeutet das nicht automatisch, dass wir schon so selbständig und verantwortungsvoll sind, uns ständig um einen Säugling zu kümmern. Wir müssen unterscheiden: • Biologische Reife – mein Körper kann ein Kind empfangen/zeugen • Emotionale Reife – ich bin in der Lage, die Verantwortung für einen Säugling, der komplett auf mich angewiesen ist, zu übernehmen: Tag und Nacht, auch am Wochenende Wenn ein Mädchen ein Kind bekommt, dann vollzieht sich ein Rollentausch: aus dem Fürsorge und Liebe empfangenden Kind wird eine Mutter, die ihrerseits für ihr Kind sorgt und ihrem Kind Liebe schenkt. Geprägt wird dieser Rollentausch – besonders für Teenager – durch einen Verlust ihrer Freiheit: Freiheit, die sie gerade erst begannen einzufordern und von den Eltern – oft von Konflikten begleitet – meist nur zögerlich zugestanden bekamen. DVD educativ ® · © MATTHIAS-FILM gGmbh 2015 · www.matthias-film.de 2 FABIENNE THEMENBLATT 1 Junge Mütter Jugendschwangerschaften in Deutschland Im internationalen Vergleich sind Jugendschwangerschaften in Deutschland auf einem sehr niedrigen und sinkenden Niveau. In 2008 bekamen 5.613 Mädchen unter 18 Jahren ein Baby. Davon waren 674 Mädchen unter 15, also in etwa so alt wie Fabienne, als diese ihr Kind bekam. Verglichen mit anderen Industriestaaten sind Teenagerschwangerschaften in Deutschland seltener als in den meisten anderen Industrieländern (Platz 8 von 29): Es gibt weniger als zehn Geburten pro 100.000 Mädchen zwischen 15 und 19 Jahren. Das ist auch deutlich weniger als zu Beginn der 2000er Jahre. Die überwiegende Mehrheit der Schwangerschaften Minderjähriger ist ungeplant. In einer pro familia-Studie aus dem Jahr 2006 gaben 92 Prozent der befragten Mädchen und Frauen bis 19 Jahre an, die Schwangerschaft nicht geplant zu haben. Bei der Entstehung von Teenagerschwangerschaften spielen psychosoziale Voraussetzungen, sozioökonomische Faktoren, Bildungspotentiale sowie das Wissen über Art und Handhabe von Verhütungsmitteln eine entscheidende Rolle. Unter den jugendlichen Schwangeren sind viele Mädchen mit geringem Bildungsniveau. Eine große Zahl von ihnen stammt aus armen, benachteiligten Familien, in denen ihnen Lebensperspektiven fehlen. „Junge Frauen mit höherer Bildung und beruflicher Perspektive entscheiden sich eher für einen Schwangerschaftsabbruch. Mädchen mit eingeschränkten Berufs- und Lebensperspektiven ‚wählen’ 1 dagegen das Austragen einer Schwangerschaft in jungen Jahren.“ Wissenschaftler betrachten frühe Mutterschaft nicht als Ursache, sondern Folge psychosozialer Probleme. Die Entscheidung für ein Kind kann als Ausdruck für den Wunsch nach einer festen Bindung stehen. Das Mädchen sehnt sich nach einer „heilen Familie“ als Ort der Zuflucht und Sicherheit. Ein weiterer Gesichtspunkt kann der Wunsch nach Eigenständigkeit und Distanz zur Herkunftsfamilie sein oder das Gegenteil, die Orientierung an traditionellen Leitbildern von Familie und Mutterschaft. Frühe Mutterschaft kann sich durch Schulprobleme und aus einem Mangel an beruflichen Perspektiven als „Lösung“ anbieten oder gar Ausdruck von Schulverweigerung sein. Die Psychologin Dr. Ines Scheibe, Leiterin der Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle des Humanistischen Verbands Deutschland, Berlin Prenzlauerberg erklärt, dass einige Jugendliche in der Beratung angeben, sie wollten das Kind bekommen, weil sie nicht mehr in die Schule gehen wollten. Junge Mütter: Die Jugend überspringen Minderjährige Mütter sind selbst noch (mehr oder weniger) Kind und müssen gleichzeitig für ihr kleines Kind sorgen. Sie haben kaum Zeit für sich oder Treffen mit Gleichaltrigen, die obendrein mit ganz anderen Themen beschäftigt sind. Die jungen Mütter gehen oft noch zur Schule und sind gezwungen Muttersein und Schulalltag gleichzeitig zu schultern. Schule und Muttersein unter einen Hut zu bekommen, das schaffen viele nur mit Hilfe ihrer Eltern, bei denen sie aus finanziellen Gründen und weil sie sich die alleinige Verantwortung für ihr Kind nicht zutrauen, oft auch wohnen. In einer Zeit, in der sich andere Jugendliche von ihren Eltern emanzipieren, sind die jugendlichen Mütter gezwungen, weiter abhängig von den Eltern zu bleiben oder sie werden sogar noch abhängiger als vorher. Wolfgang Hantel-Quitmann, Professor für Klinische Psychologie und Familienpsychologie an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg, sieht zwei Risikofaktoren für minderjährige Mütter: Der größte Risikofaktor sei die "noch nicht abgeschlossene Reifeentwicklung" der jungen Mädchen. Diese müssten für einen anderen Menschen die Verantwortung 1 Teenagerschwangerschaften in Deutschland, Stellungnahme der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. BZGA 2007, Monika Hünert DVD educativ ® · © MATTHIAS-FILM gGmbh 2015 · www.matthias-film.de 1 FABIENNE THEMENBLATT 1 übernehmen, obwohl sie gerade erst lernen, Verantwortung für sich selbst zu tragen. Außerdem begeben sich die jungen Mütter in die Abhängigkeit der eigenen Familie, von der sie sich gerade lösen wollen. Hantel2 Quitmann: "Sie wollen Autonomie und bekommen mehr Abhängigkeit als zuvor." Während sich einige Frauen von der Fülle an Herausforderungen, die sie als junge Mütter gleichzeitig bewältigen müssen überfordert fühlen, erleben andere ihre Situation eher als persönlichen Entwicklungsschub. Die Pädagogin und Philosophin Dr. Claudia Wallner wendet sich in einer Publikation gegen Dramatisierung und Moralisierung von junger Mutterschaft: „Kein Gedanke wird daran verschwendet, warum Mädchen schwanger werden, ob die frühe Mutterschaft nicht auch stabilisierende Wirkung im Leben von Mädchen haben könnte, 3 ob sie es bei allen Unwägbarkeiten nicht auch schaffen könnten und was sie dafür brauchen.“ Junge Mütter sind allein erziehend und haben herabgesetzte berufliche Perspektiven Die überwiegende Mehrzahl der minderjährigen Mütter lebt nach Aussagen von Beraterinnen mit ihrem Kind allein. Die Beziehung hält den Herausforderungen der Elternschaft meist nicht stand. Viele junge Väter verlieren den Kontakt zu ihren Kindern, auch wenn die Mütter den Umgang des Vaters mit dem gemeinsamen Kind befürworten. Die Mädchen haben oft keinen Schulabschluss, sind nicht in ein Berufsleben integriert. Eine Ausbildung ist in Deutschland, bis auf seltene Ausnahmen, Vollzeit. Das Betreuungsangebot für unter dreijährige Kinder ist in vielen Regionen nicht ausgebaut. Im ländlichen Raum stellt sich zusätzlich die Frage nach der Bewältigung der Wege. Dies bedeutet deutlich herabgesetzte berufliche Entwicklungschancen. Im gesamten Bundesgebiet leiden junge Mütter an einem Mangel an Schul- und Ausbildungsabschlüssen, wodurch ihre Erwerbstätigkeitschancen eingeschränkt sind. Im schlimmsten Fall führt sehr frühe Mutterschaft zu einer Sozialhilfekarriere und Verarmung. Die jungen Frauen landen in einer instabilen Lebenslage und sozialer Isolation. Sie bleiben gesellschaftlich ausgeschlossen. Mutter-Kind-Einrichtungen Fabienne findet Unterstützung innerhalb ihrer Familie, ihr Freund übernimmt mit ihr die Verantwortung für das gemeinsame Kind. Wenn junge Mütter keine ausreichende Hilfe in ihren Herkunftsfamilien oder vom Vater des Kindes erhalten, wenn ihre eigene Kindheit belastet war, stellt die Kinder- und Jugendhilfe eine Alternative dar: In Deutschland gibt es über 300 Mutter-Kind-Einrichungen mit ca. 4.000 Plätzen, die jugendliche Mütter und ihre Kinder aufnehmen. Die jungen Frauen werden in diesen Einrichtungen psychosozial betreut. Die Betreuerinnen helfen ihnen, die Bedürfnisse ihrer Kinder kennen zu lernen und den anstrengenden Alltag mit Kind zu bewältigen. Die Frauen werden an einen regelmäßigen Tagesablauf gewöhnt, lernen einen Haushalt zu führen, erhalten Wissen über Ernährung, Dinge, die in einem Haushalt mit Baby nötig sind. Auch die Zuwendung zum Kind wird begleitet und, wenn nötig, angeleitet; das Wohlergehen der Kinder wird kontrolliert. Viele junge Mütter haben als Kinder wenig Bindung zu ihren Eltern erlebt. Häufig liefen sie so nebenher, spielten Gewalt und Alkohol eine Rolle. Mit ihnen ging niemand regelmäßig nach draußen, las ihnen vor, oder berührte sie zärtlich. Die Überlebensstrategien, die die jungen Mütter in ihren Ursprungsfamilien entwickelten, müssen sie hinterfragen, um die Entwicklung ihrer eigenen Kinder nicht zu gefährden. Bei diesen Prozessen unterstützt sie die Mutter-Kind-Einrichtung und bereitet sie darauf vor, mit ihrem Kind allein zu leben. 2 http://www.zdf.de/sonntags/Mutterglück-in-jungen-Jahren-5218192.html 3 Junge Mütter in der Kinder- und Jugendhilfe: sanktioniert, moralisiert, vergessen oder unterstützt? In: Spieß, Anke: Frühe Mutterschaft. Die Bandbreite der Perspektiven und Aufgaben angesichts einer ungewöhnlichen Lebenssituation. Soziale Arbeit aktuell, Band 15. Baltmannsweiler 2010, S. 47-75 DVD educativ ® · © MATTHIAS-FILM gGmbh 2015 · www.matthias-film.de 2 FABIENNE THEMENBLATT 1 „Ich kann nicht gut für meinen Sohn sorgen, wenn ich mich nicht um mich kümmern kann. „ Minderjährige Mutter in einem Mutter-Kind-Heim DVD educativ ® · © MATTHIAS-FILM gGmbh 2015 · www.matthias-film.de 3