1 Thai-impressionen - HS-OWL

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1 Thai-impressionen - HS-OWL
Tourismus in Stadt und Land
Der Tourismus in Thailand ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. Den
größten Anteil am Tourismus haben Besucher aus asiatischen Staaten,
der Anteil von Touristen aus westlichen Industrienationen (Europa,
Nordamerika) beträgt etwa 35-40%. Die Reiseanalyse 20091 macht
deutlich, dass 2008 6% der Deutschen eine Fernreise unternahmen und
der %-Anteil damit gegenüber dem Vorjahr leicht gesunken ist. Auch
der Reisemarkt Asiens wird mit der Wirtschaftskrise zu kämpfen haben,
wenngleich die Reiseausgaben – ist man erst einmal ankommen, vergleichsweise niedrig liegen.
Der Tourismus hat seinen starken Zuwachs durch Soldaten der USamerikanischen Streitkräfte erfahren, die in den 1970er Jahren hier vom
Vietnamkrieg Erholung und Unterhaltung suchten. Dies war auch der
Beginn des Sextourismus in Thailand, der seit den 1980er Jahren wieder
rückläufig ist (heute noch vor allem in Pattaya vorhanden). Aber noch
immer fallen in den bekannteren touristischen Zentren Paare auf, wo
eine junge Thailändern einen oftmals älteren Mann aus Europa oder
Amerika „begleiten“. Die einzige Freiheit dieser Frauen besteht darin,
dass sie ihr eigenes Geld verdienen, und dass sie gewohnt sind für sich
selbst sorgen zu müssen, wenn sie – obwohl oft früh verheiratet von den
Männern verlassen– sich so ihre Würde erhalten können, in dem sie
geschickt so viel Geld wie möglich von ihren „Freiern“ abtrotzen. Denn
meist zerplatz ihr Traum von der Heirat eines „Farangs“ schon bald
wieder, oft wenn der Winter in Europa und Amerika zu Ende geht.
Tourismus ist in Thailand ein ungebrochener Wachstumsmarkt. 2005
reisten 13,38 Millionen internationale Gäste nach Thailand (+ 14,84%
gegenüber 2004), wobei die durchschnittliche Aufenthaltsdauer 8,1 Tage beträgt (WIKIPEDIA 20092); Deutsche halten sich im Ausland ca. 13
Tage auf (RA 20081). Neuere Zahlen zeigen ein sog. „negatives Wachstum“ in den letzten 6 Monaten des Jahres 2008 an, dass in Asien -3%
beträgt, wo man bislang zweistellige Wachstumsraten gewohnt war. Die
UNWTO erwartet, dass der internationale Tourismus in 2009 einen
Rückgang von zwischen 0% bis 2% erleben wird (Tourism Insider
20093).
Hauptziel der Touristen sind die Küsten, Bangkok und der bergige
Nordwesten des Landes. Das war auch auch in unserer Gruppe so. Allerdings konnten wir – durch die enge Anbindung an die Chulalongkorn
Universität Bangkoks – einen Blick hinter die Kulissen werfen. Schönes, Faszinierendes und Überraschendes vermischt sich mit Erschreckendem, Schockierendem und Unbekanntem, das schreibt auch ROSCHI
(20084) über ihre Studienreise.
Weiße, menschenleere Palmenstrände erwarten uns nicht, aber das berühmte Thai-Lächeln.
„Pattaya
Wer die Einsamkeit sucht ist auf dem falschen Pfad, denn gerade rund
um Pattaya trifft sich die große Menge zum Feiern und Sonnenbaden.
Die Wettläufe um die innovativste Bar, den höchsten Hotelkomplex und
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FUR 2009: Reiseanalyse, Kiel.
WIKIPEDIA 2009: Länderinformationen Thailand.
TOURISM INSIDER 2009: Internationaler Tourismus von nachlassender Weltwirtschaft bedroht http://www.unwto.org/
UNWTOBarometer09.pdf, Kalenderwoche 12/09
ROSCHI, MANUELA 2008: Bangkok und Golf von Siam – Tourismus Studenten zu Besuch im Land des Lächelns
Hochschule Luzern.
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das schrillste Restaurant haben längst begonnen und so wird bei –5 Grad
ein Drink serviert oder direkt vor den eigenen Augen in exklusivem
Ambiente ein frisches Haute Cuisine Menu zubereitet. Natürlich bietet
Pattaya auch viele andere Freizeitmöglichkeiten. Parks, Wassersport und
Shopping sowie käufliche Frauen. Sextourismus ist präsent.
Pattaya ist jedoch bestrebt als wachsende Metropole eine Destination für
jedermann zu schaffen und setzt auf Multioptionalität ... In der Region
ist das Gewerbe bekannt und man lebt damit, muss damit leben, ist es
nicht zuletzt einer der wichtigen Einnahmequellen für Viele, Frauen wie
Männer“ (ROSCHI 2008; leicht verändert).
Tourismus hinterlässt Spuren. Allerdings nicht allein, und vor allem der
Umgang mit Abfällen, Müll und Abwasser ist oftmals noch ungeklärt.
Wie damit umgegangen werden kann, um das Ziel eines nachhaltigen
Tourismus – das auch Thailand anstrebt – zu erreichen, bedarf noch
vieler Anstrengungen für eine angemessene Verwertung oder Entsorgung. Das Wissen ist vorhanden, die Umsetzung allerdings schwer.
Doch der Wille zählt.
Nationalparks, Wildparks, geschützte Biotope, Naturreservate und Meeresparks gibt es zahlreich in Thailand. Wir sehen nur einen sehr sehr
kleinen Ausschnitt der insgesamt 138 geschützten Gebiete (Gesamtfläche > 60.000 km² Landfläche (11,7%) und > 6.000 km² Wasserfläche).
Ebenso wie bei uns sind diese Parks beliebte Ausflugsziele der heimischen Bevölkerung und von Touristen. Die Verwaltung dieser Gebiete
obliegt der Forst, der neben der Managementaufgabe auch die Aufgabe
der Umweltbildung übernimmt. Auch hier wird versucht der dort lebenden Bevölkerung durch die Besucher weitere Verdienstmöglichkeiten zu
erschließen, durch kleine Restaurants, Getränkeshops, durch die Möglichkeit Gäste zu führen, durch die Gelegenheit Kunsthandwerk anzubieten oder den Transport der Besucher zu übernehmen. Das sind gute
Ansätze. Wir hatten Gelegenheit das Wiederansiedlungsprojekt von
Mangroven zu besuchen. Die Kenntnis der Tier- und Pflanzenwelt unseres Führers hat uns tief beeindruckt. Ihm stand nur ein abgegriffenes
Vogelbestimmungsbuch in englischer Sprache zur Verfügung. Aber was
wir auch fragten, er konnte es beantworten. Und er hat uns gern und
engagiert seine Welt gezeigt, sich bemüht mit seinen wenigen englischen Worten verständlich zu machen.
Noch gibt es wenige englisch sprachige Informationen in den von uns
besuchten Zentren der Nationalparks, aber es gibt diese Zentren, die
Ausstellungen zeigen, Regionales anbieten und die Führungen und Exkursionen organisieren. Die Bedingungen sind gut, das touristische Angebot weiter zu qualifizieren. Allerdings wird es eines konsequenten
Umwelt- und Naturmanagements bedürfen, sollen die Schutzziele nachhaltig gesichert werden und die Gebiete nicht zu touristischen Hot Spots
verkommen. Hier sehen wir eine gute Möglichkeit eines Transfers von
know how, denn Erfahrungen mit Besucherlenkung, spannenden Exkursionsangeboten und der Ausbildung von Rangern oder Naturführern.
Auch das Konzept einer Gebietszonierung bietet sich in vielen Räumen
an, besonders dort, wo die Besucher heute schon zahlreich sind.
Was wir aber auch mit Bewunderung gesehen haben, ist die Anbindung
der Schulen an ihre „Nationalparks“. Die Schüler lernen praktisch vor
Ort, sie käschern selbst, schauen durch Lupen und staunen über das
Gewimmel im Wasser. Der Lotoseffekt ist für sie nicht fremd, denn das
Wasser ist bedeckt mit blühenden und schon verblühten Pflanzen. Mit
bloßem Auge entdecken wir große Wasserschnecken und erschrecken
uns vor dem plötzlich aufspringenden Schlammspringer. Die Vögel über
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uns können wir in ihrer Buntheit mit und ohne Fernglas nicht bestimmen.
Dass die Preise in den touristischen Zentren schnell doppelt so hoch wie
in den weniger touristischen Gebieten Thailands sind und die „Farangs“
(Langnasen) hier oder da übers Ohr gehauen werden, gehört auch zu
einem Urlaub in Thailand, denn Feilschen will gelernt sein, insbesondere dann, wenn die meisten Besucher die Sprache nicht sprechen. Das ist
aber nicht weiter schlimm für das Budget eines Durchschnittstouristen,
denn das Preisniveau ist so oder so viel niedriger als es die meisten gewohnt sind und so wird ein Urlaub noch immer zum Schnäppchen (vgl.
auch ROSCHI 2008). Aber nicht jedes Schnäppchen sollte „mitgenommen“ werden, es gibt auch – so sollten doch viele Urlauber bedenken –
eine moralische Grenze des Handelns, denn die Thais, die an ihren Straßenständen Waren feil bieten, die Essen und Getränke verkaufen, die
mit einigen Gegenständen und Ort zu Ort ziehen, haben keine Sozialversicherung, keine Rente und keine Krankenversicherung. Sie müssen
oftmals von der Hand in den Mund leben und so kann ein wenig Großzügigkeit nicht schaden.
Jeden Tag eine gute Tat, kann ein hilfreicher Vorsatz dafür sein. Immer
mal wieder einem Bettler Geld zustecken, einem Kind etwas abkaufen,
was man definitiv nicht braucht, kann eine Familie über den Tag helfen.
„Thailand zeigt, dass sich Umweltschutz und die Wahrung des kulturellen Erbes gut mit einer erfolgreichen Tourismuswirtschaft vereinbaren
lassen“, so die Information des THAILÄNDISCHES FREMDENVER5
KEHRSAMTES 2008 . Dazu tragen die nachhaltigen Royal Projekte seiner
Majestät König Bhumibol bei, ebenso wie die Green Leaf Foundation
(GLF), die Umweltstandards und Energieeffizienzmodelle für die Hotellerie entwickelt haben. Checklisten für einen umweltbewussten Hotelbetrieb, wie etwa für einen wasser- und energiesparender Betrieb, ökologische Müllentsorgung, Nutzung umweltfreundlicher Produkte, Lärmschutz, Kooperation mit lokalen Gemeindevertretern und Organisationen sowie Recycling, stehen zur Verfügung. Die Einhaltung dieser Kriterien wird mit bis zu fünf „Grean Leafs" zertifiziert. Diese landesweit
anerkannte Auszeichnung wurde mittlerweile 101 Hotels in Thailand
zuerkannt, allerdings sind wir bei unseren Buchungen nicht auf dieses
Gütesiegel gestoßen, vielleicht auch eine Frage unseres Budgets 6.
Die 9 Thai Royal Projects, die das Königshaus zum nachhaltigen Tourismus ins Leben gerufen hat, wollen zusätzlich zur Armutsbekämpfung
beitragen, Kultur erhalten und Arbeitsplätze schaffen.
Dazu zählt auch das „Doi Tung Development Project", das im Jahr 1988
von der verstorbenen Königinmutter initiiert wurde, um Menschen im
Goldenen Dreieck Auswege aus der Abhängigkeit von Opiumanbau und
-konsum aufzuzeigen und alternative Einkommensquellen zu erschließen. Im „Thai Elephant Conservation Centre" in Lampang, eine Stunde
von Chiang Mai entfernt, befindet sich das einzige Elefantenkrankenhaus der Welt unter königlicher Schirmherrschaft. Das Zentrum ist
gleichzeitig Forschungseinrichtung und bietet kranken und herrenlosen
Tieren ein Zuhause. Die zentrumseigene Papierfabrik verarbeitet Dung
zu Papier, und für Besucher wird ein Training zum Elefantenführer angeboten. Das „Bangsai Arts and Crafts Centre" in Ayutthaya steht unter
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THAILÄNDISCHES FREMDENVERKEHRSAMT 2008: Nachhaltiger Tourismus in Thailand TouristikPresse, Das Medienportal für
Reise und Touristik, 18.04.2008
Ausgezeichnete Hotels: Anantara Resort + Spa Golden Triangle, Banyan Tree Resort Phuket, Evason Hua Hin + Six
Senses Spa, Panviman Ko Chang Resort und das Sofitel Silom Bangkok (greenleafthai.org).
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der Schirmherrschaft von Königin Sirikit und bietet Bäuerinnen und
Bauern die Möglichkeit, sich durch eine Ausbildung im traditionellen
Kunsthandwerk eine zweite Erwerbsquelle aufzubauen. Das alles ist zu
erleben, auch durch spezielle Besucherprogramme, wie Gertrud und
Gerd selbst erfahren konnten.
Das Beeindruckendste
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Der historische Gang durch die Entwicklung Thailands, die vor allem
unmittelbar mit den Auseinandersetzungen mit den Khmer verbunden
ist, zeigt eine beeindruckende Baukunst in ihrer epochalen Entwicklung.
Kann wirklich von einer sog. „Weiterentwicklung“ ausgegangen werden, wenn man in Bangkok, in Ayutthaya, in Sukhothai, in Chiang Mai
und abschließend in Kambodschas Angkor? Die Weltenschlange Naga7
umspannt die Tempelanlagen. 560000 Tempel soll es allein in Thailand
geben, wer mag die alle zählen, zumal auch heute noch immer neue
hinzukommen. Das Selbstverständliche des Lebens mit und im Buddhismus und in der Moderne beschreibt die Fähigkeit vieler Thailänder
für uns Unmögliches gut miteinander verbinden zu können. Unfassbar
und nahezu unbeschreibbar bleiben die Dimensionen der Tempelanlagen
vor allem in Angkor. Hunderte Meter reliefierter Tempel sind abzuschreiten, will man eines der Bauwerke herum schreiten. Jeder Herrscher baut sich eine neue Stadt, ein neues Heiligtum, einen neuen Lebensmittelpunkt auf dem Weg zur Unsterblichkeit. Nur mit einer modernen Landwirtschaft, beruhend auf einem ausgeklügelten System der
Wasserhaltung zur Bewässerung, werden drei Reisernten möglich, die
es gestatten Macht, Vorherrschaft und Unterdrückung anderer Völker
über Jahrhunderte zu sichern. Erst als die Ressourcen sich erschöpfen,
das Baumaterial zu weit entfernt liegt, der Transport zu beschwerlich
wird und andere Stämme und Völker aufsteigen, geht die Khmer-Kultur
unter. Es bleiben ihre Ruinen – voller entrückter Schönheit.
Und es bleibt das Wissen um Wachsen und Vergehen, das Dasein bestimmend. Und die Idee das Leben beeinflussen zu können: einmal oder
mehrmals im Leben eine Kuh kaufen und ihr das Leben schenken, Singvögel in die Freiheit entlassen und in Tempelnähe Fische füttern hilft ein
langes Leben leben zu können. Warum auch nicht?
Mönche sind keine Bettler: Das Geben ist eine Ehre und die rituellen
Gaben werden gern gegeben, denn es ist eine Ehre die Mönche zu beschenken. Beide Seiten tun Gutes. Die einen die Geben, sammeln Punkte für eine neue Wiedergeburt und die diejenigen die Nehmen sammeln
ebenfalls Punkte, denn sie tun ja auch etwas für die anderen. Wachsen
und Werden als Einheit.
Ein moderner Blick auf Thailand darf sich durch die golden glänzende
Tempelpracht nicht verführen lassen. Tritt man heraus aus den umfriedeten weißen Mauern der Tempel, stürzt der städtische Alltag laut und
vereinnahmend auf den Besucher ein. Wolkenkratzer, Hochhausarchitektur, breite Verkehrstrassen voller Autos, Motorräder, Tuck Tucks
lassen diejenigen, die zu Fuß in der Stadt unterwegs sind, möglichst
rasch flüchten – in eine Mall, in ein Cafe, weg von der Straße, auch um
„Naga (nāga, Schlange) bezeichnet in der indischen Mythologie ein Schlangenwesen oder eine Schlangengottheit. (...) In
der Thailändischen Mythologie sind die unzähligen horizontalen Ebenen des mythischen Berges Meru, der Achse des Universums, die Wohnstatt von himmlischen, irdischen und unterirdischen Wesen. Dort hausen in unterirdischen Ebenen neben den Yakshas, den dämonischen Wächtern, auch Nagas, die nicht nur als Schlangen, sondern sogar als Drachen bezeichnet werden. In unserer Welt sollen sie auf dem Grunde von Flüssen, Seen und Meeren großartige Paläste bewohnen,
reich geschmückt mit Perlen und Edelsteinen. Sie werden auch als Beschützer geistiger Schätze angesehen“ (WIKIPEDIA
03/2009).
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dem ohrenbetörenden Lärm und der ausweglosen Hitze zu entgehen.
Und dennoch: viele Menschen müssen auf der Straße Leben, ihren
Marktstand betreuen, ihre Garküche von Ort zu Ort schieben oder ein
paar Waren einfach auf dem Bürgersteig ausbreiten. Und obwohl gerade
Bangkok für europäische Besucher fast lebensfeindlich wirkt, pulsiert
das Leben auch auf den Straßen. Kaum aber wird gestoßen, geschubst
oder gedrängelt. Mit großem Geschick und viel Respekt leben die unterschiedlichsten Menschengruppen mit- und nebeneinander.
Die königlichen Projekte: Die ganze, große Familie ist eingebunden.
Alle sozialen, gesundheitlichen, ökologischen, kulturhistorischen und
viele andere Themen werden bedacht und mit königlichen Projekten
unterstützt.
Das Projekt, das wir besuchen können, befasst sich mit „soil and water
treatment“, denn ist das Wasser vollständig dem Boden vollständig entzogen, verbäckt dieser nahezu zu betonähnlichem „Zement“ und ist
kaum wieder zu reaktivieren. Mit Hacke, Händen und Schaufel muss er
dann kleingeschlagen und vorsichtig bewässert werden.
Mit einfachsten, auf dem Land tatsächlich ohne großen maschinelle
Aufwand durchführbare Methoden und Maßnahmen zur Sicherung und
Revitalisierung tropischer Böden. Wie schwer es ist, verkrustete, entwässerte, degradierte Böden wieder „wachsen zu lassen“, zeigen einfachste Modelle und beeindrucken erschreckend. In 15 Jahren der Bodenrevitalisierung entsteht nur 20cm wachstumsfähiger Oberboden. Im
Wald baut sich im Jahr 1cm Boden auf. Bildungskurse für Bauern, für
Waldarbeiter zeigen die Konsequenzen falscher Bewirtschaftung auf
und vermitteln einfache Möglichkeiten, dem entgegen zu treten. Modelle ersetzen Bilder und Texte, Beispiele überzeugen leichter.
Das Schönste
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Bunt und miteinander.
Landschaften, erhaben, scheinbar unberührt.
Früchte, Früchte, Früchte, in allen Farben. Die Finger der Prinzessin
sind süße Bananen. Und die liebste Antwort der Thais auf die Frage wie
die Pflanzen heißen: das kann man essen!
Und immer und überall gibt es etwas zu essen, Verhungern ausgeschlossen. Die Nudelsuppe für 20 Baht ist für fast jeden erschwinglich, auch
bei einem Mindestlohn von 800 Baht/Monat.
Der blaue Affenkrieger bewacht einen goldenen Chedi. Für jeden Tag
an dem Du geboren bist, steht ein persönlicher Buddha mit seinen besonderen Eigenschaften zur Verfügung. Mittwochs sogar zwei, denn
dann braucht man für die Nacht noch einen ganz besonderen Schutz.
Das kann ja nichts schaden.
Irgendwo ankommen, da sein, Fragen nach Informationen, nach Hinweisen, nach Unterstützung. Und Zeit ist vorhanden, die Gäste zu empfangen, zu betreuen, für die da zu sein.
Smoothies trinken, je nach dem welchen Farbtag wir haben, denn jeder
Tag hat traditionell seine eigene Farbe, die zu tragen sich empfiehlt8.
In Thailand wird jedem Wochentag eine bestimmte Farbe zugeordnet. Diese Farbe repräsentiert wiederum einen bestimmten Schutzgott. Zusätzlich wird jedem Wochentag eine bestimmte Buddha Statue zugeordnet. Gerade ist die Farbe Rose in
Thailand sehr beliebt, da König Bhumibol beim Verlassen des Krankhauses einen rosa Blazer trug.
Wochentag
Gottheit
Farbe
Wochentag Gottheit
Farbe
Sonntag
Surya
Rot
Donnerstag Brihaspati
Orange
Montag
Chandra
Gelb
Freitag
Shukra
Hellblau
Dienstag
Mangala
Rose
Samstag
Shani
Violett
Mittwoch
Buddha
Grün
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Neu und fremd
Nachts, 50. Etage, kühlender Wind auf der Dachterrasse eines Hotels
weht. Wir halten einen Sundowner in der Hand und blicken auf ein nicht
endendes Lichtermeer in weiß, rot, blau und gelb. Die kleine Mondsichel ist an diesem nachthellen Himmel kaum mehr zu finden und auch
die Sterne glühen nur beschämt. Wir treten an ein niedriges Geländer
und blicken hinunter. Spielzeugautos fahren in sechser Reihen die Straßen unbeirrt auf und ab. Wir sehen rot, rosa und gelb, auch weiße Autos
sind dazwischen. Die rollenden Garküchen sind so klein geworden, dass
sie kaum mehr erkennbar sind. Mopeds sind nicht mehr zu hören. Es
schwankt leicht, ist es das Gebäude oder sind wir es, ob all der überwältigenden Eindrücke. Ein Ende der Stadt, dunkle Landschaft ist auch von
hier nicht auszumachen. Landschaftsplanung ohne Landschaft – wie
kann das sein?
Die Begegnung mit der Königin: Eine ganz private Begegnung – natürlich nur aus der Ferne. Ein Spaziergang am Strand beschert uns eine
vollkommen neue Erfahrung. Gerade sind wir noch am Spülsaum entlang gegangen, haben nach Winkerkrabben, Muscheln und Schnecken
geschaut, hin und wieder das türkis-blaue warme Meer um die Füße
streichen lassen, da beginnen wir uns zu wundern. Was machen die
schwarzen Nina-Krieger mit ihren schnellen Schlauchbooten am Strand,
wieso reitet die Polizei mit kleinen schnellen Pferdchen dort entlang.
Unsere dem Thai mächtige Leiterin Elisabeth kennt keine Furcht und
fragt. Die erste Antwort überrascht uns in zweierlei Hinsicht und lautet:
Touristinnen fangen, sei die neue Aufgabe. Zu Hause in Deutschland
hätte kein Polizist eine so leichtherzige spaßige Antwort auf den Lippen
gehabt, aber dann im Ernst „kann sein, dass die Königin kommt“, lautet
die wage Auskunft. Wir gehen noch ein Stückchen weiter und brauchen
eine Erfrischung. Gerade haben wir uns gesetzt, als alles Formation
annimmt. Alle, die noch am Strand waren, werden weggescheucht, die
Surfer aus dem Wasser geholt und einige aufgeregte westliche Gäste,
die sich ganz wichtig fühlen, können nicht mehr zu ihrem Badetuch
laufen. Auf diesem Strandabschnitt herrscht Leere und alles wartet auf
den großen Auftritt. In etwa 1km Abstand am Stand und im Meer, begleitet von schnellen Booten und großen Kriegsschiffen, kommt ein
königlicher Tross im legeren Strandoutfit. Mit bunten Sandeimerchen
ausgestattet folgen viele BegleiterInnen. Gestützt auf zwei umsichtige
Begleiter ist es tatsächlich die Königin9, wie Elisabeth nach dem Blick
durchs Fernglas, der uns dann schnell verweigert wird, feststellt. Die
Königin schreitet am Strand entlang, sogar ohne Schuhe, genau wie wir.
Hin und wieder wird was gesammelt am Strand, ein Wattwurf, eine
Muschel? Mit der Königin bewegt sich synchron das Wachpersonal,
weitere Meter werden „freigeräumt“, denn keiner darf den Weg Ihrer
Hoheit kreuzen. Im Wasser sichern in voller Montur Taucher die Sicherheit Ihrer Hoheit. Sogar die Krabben und Fischlein müssen weg,
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Königin Sirikit von Thailand lernt 1949 Bhumibol Adulyadej, den späteren König Rama
IX., kennen, der dort nach einem schweren Autounfall im Krankenhaus behandelt wird
und den sie sehr oft besucht. Eine Liebesgeschichte beginnt und hält bis heute. Ihre Hand
haltend, noch nach 60 Jahren, begehen sie gemeinsam das Thronjubiläum. Als Bhumibol
Adulyadej 1956 für mehrere Monate in ein buddhistisches Kloster einzog, wie es für
jeden männlichen Familienangehörigen in Thailand üblich ist, führte Königin Sirikit die
Geschäfte des Königshauses. Beide erwerben die tiefe Zuneigung der thailändischen
Bevölkerung.
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dafür sorgen zwei Personen, die rückwärts gehend vor der Königin den
Strand auch unter Wasser sauber rechen. Am Ende nimmt sie sitzend
einen Erfrischung entgegen, wir schon die zweite. Mindestens so aufgeregt wie die Thailänder selbst, betrachten wir „Westler“ das ungewohnte
Schauspiel und lernen respektvolles Warten, bis das „normale Leben“
weitergehen kann.
Schwer zu verstehen
Das Land des Lächelns: Thailand gilt als eines der freundlichsten Länder, in die der Fremde reisen kann. Der Tourist, auch wenn er nur wenig
weiß, wird umsorgt, aufmerksam werden seine Wünsche erfüllt, trägt er
sie ebenso freundlich vor. Dieses Freundliche bleibt im Zusammenleben
lang erhalten, auch wenn Situationen schwieriger werden, ist es für den
Fremden schwer zu durchschauen, ob und wann Grenzen erreicht oder
überschritten werden. Die Geschichte, aber auch aktuelle politische
Auseinandersetzungen zeigen, es gibt praktisch nur zwei Wege des Umgangs. Lange Zeit wird das Freundliche versucht, das dann aber unmittelbar in rohe, heftige und gewalttätige Auseinandersetzung umschlägt.
Den Stolz zu verletzen, kann ein Auslöser sein, politisch unterschiedliche Überzeugungen können dazu führen. Oft kann dann nur noch der
König schlichtend eingreifen, von allen Seiten geachtet und respektiert
hat er die Möglichkeit deskalierend zu wirken.
Wasser in Bangkok: In einem heißen Land wie Thailand ist Wasser
überlebenswichtig. Unberechenbar wie viele Eiswürfel jeden Tag allein
in Drinks, Cocktails und zum Kühlen von Speisen gebraucht werden.
Und dennoch ist der Versuch, den sorglosen Umgang mit Wasser zu
regulieren, in dem der Wasserverbrauch bezahlt werden muss, gescheitert. Die Bevölkerung hat sich massiv geweigert und so musste das Gesetz wieder zurückgenommen werden. Auch Abwasser zu entsorgen
kostet nichts und wie und wohin es abgeführt wird, ist und nicht ganz
klar geworden. Fest steht, dass es Klärmöglichkeiten gibt, zumindest
vereinzelt. Ob diese allerdings auf dem derzeitig höchsten Stand der
Technik sind, war nicht zu erfragen. Insbesondere die Wasserqualität
der Khlongs dürfte sehr unterschiedlich sein. Zum einen richt es faulig,
denn dort läuft alles Abwasser hinein. Wohnen und arbeiten viele Menschen an einem solchen Khlong und das Gewässer steht fast, ist die
Qualität sehr schlecht. Und dennoch müssen Menschen es für das Alltägliche nutzen. Wohnen außerhalb Bangkoks weniger Menschen an den
Kanälen, waschen sie sich darin, nutzen es zum Kochen und Putzen,
denn es exisitert keine zentrale Wasserversorgung. Regenwasser wird in
großen Tontöpfen aufgefangen und als Trinkwasser verwendet. Bangkok selbst verfügt über eine zentrale Wasserversorgung, wodurch die
gesundheitliche Qualität gesichert wird.
Die dreifache Mülltrennung: Auf fällt außerdem wie sauber die Straßen
Bangkoks und Thailands überhaupt sind. Vor ca. 2-4 Jahren hat der
König diese Sauberkeit einfach „verfügt“ und seither wird gefegt –
manchmal auch nur mit einer Pappe als Kehrschaufel und einem Besen
mit nur wenigen Borsten. Und dann wollten wir gern noch wissen, wie
der Müll der Megacity entsorgt wird. Der tägliche Müll wird abgeholt
und deponiert. Zuvor aber findet per Hand eine Mülltrennung statt: Die
erste durch das Hauspersonal, was alles Brauchbare aussortiert und weiter nutzt oder verkauft, die zweite durch die Straße, die den raus gestellten Müll weiter untersucht und trennt, die dritte durch die Müllmänner,
die diese Tüten beim Abholen öffnen und weiter in verschiedene Fraktionen trennen – Plastik, Glas, Papier u.a.m. Eine Mülltrennung vorab ist
bislang unbekannt.
Wildes Wachstum der Städte: Jeder, dem ein Grundstück gehört, darf
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darauf bauen! Zwar gibt es – nach amerikanischem Vorbild einen Strukturplan für Bangkok, vermutlich auch für andere größere Städte – aber
darüber hinaus existieren so gut wie keine Vorgaben. Inzwischen bemühen sich die Städtebauer in Bangkoks Verwaltung weitere thematische
Pläne zu entwickeln und zu verankert (beispielsweise Verkehr, Grünstruktur, etc.), da aber oftmals unklar ist, wer Eigentümer der Flächen
ist, verbleiben zumindest für das öffentliche Grün oft nur Restflächen.
Die gewählte Darstellung des Bangkoker Grüns auf der Karte durch
große Punkte „überzeichnet“ die vorhandenen Grünflächen. Aber
braucht man Grün in einem so heißen Klima, wo man sich doch eher in
klimatisierten Räumen bewegt. Ja, dass es notwenig ist für die Verbesserung der Luftqualität und zur Kühlung der Stadt ist bekannt. Eine der
kreativen Lösungen ist es z.B. Bushaltestellen mit Topfpflanzen zu „begrünen“ und auch die Ständer der Hochstraßen und Schienenwege mit
Kletterpflanzen grün zu bewachsen.
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