Pressemappe - Drei Cartes blanches
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Pressemappe - Drei Cartes blanches
Medieninformation Drei Cartes blanches Die amerikanische Schmuckdesignerin Betony Vernon (*1968), der britische Designer Mark Woods (*1961) und die slowenische Designerin Nika Zupanc (*1974) erhielten je eine Carte blanche, um in der Ausstellung NIRVANA einen Raum zu gestalten. Siehe dazu auch die Interviews mit den drei Designern im Ausstellungskatalog NIRVANA, S. 69 (f) / S. 215 (e). Betony Vernon, Schmuckdesignerin (*1968, USA): Le Temple, 2014 In Virginia an der Ostküste der USA aufgewachsen, wanderte Betony Vernon im Alter von zwanzig Jahren nach Italien aus. Seither pendelt sie zwischen Mailand und Paris hin und her. Nach ihrem Studium der Bildenden Künste besuchte sie Kurse in Goldschmiedehandwerk und studierte gleichzeitig Kunstgeschichte. 1992 brachte sie ihre erste Kollektion mit dem Namen «Sado-Chic» heraus. Diese Luxus-Sextoys, die sie als «Schmuckwerkzeuge» bezeichnet, sollen für eine Luststeigerung sorgen, den sexuellen Akt ästhetisieren und sie fordern gleichzeitig dazu auf, neue Spielarten der Liebe zu erforschen. Zunächst verkaufte sie ihren Schmuck weltweit an die grössten Marken; heute werden ihre Objekte in Paris, Mailand oder New York ausgestellt und sie arbeitet mit namhaften zeitgenössischen Modeschöpfern und Künstlern zusammen wie beispielsweise Gianfranco Ferré, Alexander Wang oder Missoni. Ihr humorvoller, in mehrere Sprachen übersetzte Ratgeber «The Boudoir Bible. The Uninhibited Sex Guide for Today» (2013) wurde zum Bestseller. Die erotischen Schmuckstücke von Betony Vernon sind keinesfalls einzig einem intimen Rahmen vorbehalten. Vielmehr sind es gleichermassen Kunstgegenstände wie auch Spielzeuge und können auch in der Öffentlichkeit getragen werden. Betony Vernon interessiert sich nicht für den kommerziellen Bereich der Sexspielzeuge und betont auch, dass sie keine Sextoys für den Erotikmarkt produziere. Der eigens für die Ausstellung gestaltete Raum «Le Temple» soll sich in einen rituellen Ort verwandeln, wo sich die Besucher in der Inszenierung eines Lustkultes wiederfinden. Die Marmorplatten vor den Fenstern erinnern an mittelalterliche Kirchen und betonen die Noblesse des Materials. Das Werk «Origin Chair», eine «funktionale» Skulptur aus weissem Marmor, steht in der Raummitte und Schmuckstücke aus der Serie «Paradise Found» und «Jewel Tools» sind auf «Altären» ausgelegt. Zudem sind die eiförmigen Lichtwerke von Weihrauchfässern inspiriert, wie sie bei spirituell-religiösen Praktiken verwendet werden. MEDIENBILDER Die unten abgebildeten Bilder stehen entweder als hochaufgelöste jpg-Dateien auf www.gewerbemuseum.ch / Medien zum Download bereit oder können bei der Medienstelle bestellt werden. Betony Vernon: The Origin Chair 1/8, 2012, Marmor, 56 x 105 x 112 cm Foto: Ale Mosso Betony Vernon: «Le Temple», 2014, Ausstellungsansicht im mudac Foto: Olga Cafiero Betony Vernon: Soul-Less Shoes, 2005, Silber, 25 x 9 x 16 cm Foto: Michael James O‘Brien Betony Vernon: Minerva (Unikat), 2006, Silber 20 x 25 x 20 cm Foto: Ale Mosso Betony Vernon: Soul-Less Shoes, 2005, Silber 25 x 9 x 16 cm Foto: Michael James O‘Brien 2 Mark Woods, Designer (*1961, GB): The Completion of the Erotic Task, 2014 Mark Woods, 1961 in Surrey (GB) geboren, lebt und arbeitet in London und Cumbria (GB). Nach einer Ausbildung zum Schiffsingenieur widmete er sich in den 1980er-Jahren der Herstellung von Schmuck. Als Inspiration für seine Kreationen, die sich durch handwerkliche Kunst, formale Schönheit und hochwertige Materialien auszeichnen, dienen vor allem Sextoys. Fern jeglicher Funktionalität werden seine Kreationen jedoch zu rätselhaften Skulpturen, zu Fetischen unserer Zeit. Die Palette an Materialien, die das künstlerische Vokabular Woods bilden, entspricht einem sehr persönlichen Code: Das Silber nimmt auf die Silberschmiedetradition der Familie und ein konformistisches Universum Bezug; das Leder erinnert an Haute Couture, Fetisch und Grenzüberschreitung; die Spitze verrät eine Form von Erotisierung, während der Gebrauch exotischer Holzarten auf Reichtum und Autorität verweist. Marc Woods präsentiert seinen Schmuck häufig in Schatullen oder Schmuckkästchen, was auf die Tradition der Reliquienschreine verweist. Die Objekte spielen mit den durch Material und Form evozierten Bedeutungen und ironisieren die Stimulationen einer Gesellschaft, welche von Glamour besessen ist und sich ständig auf der Suche nach immer neuen und extremeren Vergnügungen befindet. Für die Ausstellung hat Mark Woods eine neue Version seiner Installation «The Unchanging Nature of the Fetish Object» entworfen, die 2013 an der Biennale in Venedig zu sehen war. Sie lädt die Zuschauer ein, in die Haut eines Voyeurs zu schlüpfen. Durch das Guckloch in Form eines Schliessmuskels entdeckt er erotische Gegenstände, die sich unendlich spiegeln und damit ein vielfältiges Lektürefeld eröffnen, in dem die evozierten Lüste verzehnfacht werden. Wie in einer Peepshow werfen die Betrachter einen Blick auf die Objekte der Begierde, die sie nicht berühren dürfen. Und schliesslich, wenn sie die Installation aus grossen Drehspiegeln eingehender betrachten, sehen sie ihr eigenes Auge in die Spiegel blicken. MEDIENBILDER Die unten abgebildeten Bilder stehen entweder als hochaufgelöste jpg-Dateien auf www.gewerbemuseum.ch / Medien zum Download bereit oder können bei der Medienstelle bestellt werden. Mark Woods: Brownie Box Fetish, 2014, Leder, Edelmetall, echtes Haar, 68 x 27 x 6,5 cm Foto: Paul Tucker Mark Woods: «The Completion of the Erotic Task», 2014, Ausstellungsansicht im mudac Foto: Olga Cafiero Mark Woods: And in Her Reflection, She saw The Thing That She would become, 2013, Versilbertes Rhodium, Holz, Leder, Plastik, Wachs, künstliche Fingernägel 23 x 20 x 16 cm, Foto: Paul Tucker Mark Woods: Blonde Bomb-shell, 2014, Versilbertes Rhodium, Harz, echtes Haar 68 x 27 x 6,5 cm, Foto: Paul Tucker Mark Woods: War Heart Fetish (Hung out to Dry), 2014, Leder, Edelmetall, Plastik, Wachs 26,5 x 9,5 x 6,5 cm, Foto: Paul Tucker Mark Woods: The Word made Flesh, 2013, Versilbertes Rhodium, Harz, Spitze, Wildleder 17 x 5 cm, Foto: Paul Tucker Mark Woods: Big Baby, 2014, Leder, Kupfer, Baumwolle, Filz, Tierhaare, echtes Haar, 39,5x17,5 cm, Foto: Paul Tucker Mark Woods: Flesh Gordon, 1999, Silber, Gold, synthet. Rubin, 7 x 5 x 3 cm, Foto: Paul Tucker 3 Nika Zupanc, Designerin (*1974, Sl): Till Death Do Us Part, 2014 Nika Zupanc lebt und arbeitet in Ljubljana (Slowenien), wo sie 2000 ihren Master in Industriedesign an der Akademie für Bildende Künste und Design absolviert hat. Nika Zupanc ist für ihr eigenes Label «La Femme et la Maison» tätig und arbeitet gleichzeitig mit zeitgenössischen Designern wie Moooi, Moroso und Rossna Orlandi zusammen. Ihre Werke werden in renommierten Zeitschriften wie z. B. Wallpaper, New York Times, AD, ELLE, Design Week oder Desire vorgestellt. An der Möbelmesse in Mailand fiel sie mit ihrer Kollektion «I Will Buy Flowers Myself» (2009) und «Gone with the Wind» (2010) auf. Ihre Arbeit zeichnet sich durch eine ausgefallene Art des Mobiliars aus, für das die gängigen Codes in Bezug auf Form, Material, Funktion oder Narration verkehrt werden. Sie spielt mit Tabus, schafft ironischen Hintersinn und setzt laszive Details ein. Mit der Herstellung rundlicher Gegenstände in genau bestimmten Farbcodes (wie etwa schwarz oder rosa/fleischfarben) beispielsweise eignet sich Nika Zupanc die frivole Welt der Unterwäsche und das Universum des Boudoir an. Sie begreift ihre Objekte als Neuinterpretation der modernen Kultur, treibt ihr Spiel mit Klischees, ohne jedoch ihre Grundprinzipien aus den Augen zu verlieren: die Andersheit, die Intuition und das Eklektische. In den von der Designerin eigens für ihren Ausstellungsraum ausgewählten Objekten lassen sich auf den ersten Blick keinerlei erotische Konnotationen finden. Sie will den erzählerischen Charakter ihrer Arbeiten betonen und erkundet das Thema Erotik durch eine neue Kollektion von Ledergürteln und Kopfkissen, die ihre Inspiration in BondagePraktiken finden. Nika Zupanc überträgt ihre eigene Arbeitsphilosophie der Selbstdisziplin auf die neue Serie von Ledergürteln, die das Objekt anbinden und «disziplinieren» sollen. Der Titel «Till Death Do Us Part» (Bis dass der Tod uns scheidet) verleiht den ausgestellten Werke eine neue Dimension, indem sie die Schönheit und den Schmerz der Liebe unter dem Blickwinkel der Selbstdisziplin veranschaulicht. Diese Geste erinnert daran, dass jede Beziehung ihrer Natur nach besitzergreifend ist – und gerade das Spiel zwischen der Ausstellung und ihrem Titel sorgt für einen Touch Erotik. MEDIENBILDER Die unten abgebildeten Bilder stehen entweder als hochaufgelöste jpg-Dateien auf www.gewerbemuseum.ch / Medien zum Download bereit oder können bei der Medienstelle bestellt werden. Nika Zupanc : «Till death do us part (Homework Table & Chair)», 2009–2011 Table: Holz, Papier, Aluminium, Kupfer Format: 140 x 85 x 75 cm Chair: Holz, Leder, Kupfer, Aluminium, Schaumstoff, 40 x 47 x 78 cm Foto: Dragan Arrigler Nika Zupanc: «Till death do us part (Black Cherry Lamps)», 2009–2011 Mundgeblasenes Glas, Metall, Kunststoff 82 x 36 x 85 cm Foto: Dragan Arrigler Nika Zupanc: «Till death do us part», 2014, Ausstellungsansicht im mudac Foto: Olga Cafiero Nika Zupanc: «Till death do us part», 2014, Ausstellungsansicht im mudac Foto: Olga Cafiero