Tourisme Orne Normandie

Viel los am See!
S Ü D K U R I E R N R . 114 | B S
S A M S TA G , 18 . M A I 2 013
Freizeit- und Ferientipps
rund um den Bodensee
Reise&Freizeit
Die aktuelle Ausgabe
ist in Ihrem SÜDKURIER
Service-Center erhältlich.
Gebührenfrei anrufen
unter 0800 880 8000
Die Ferienzeitung. Entdecke Deine Heimat.
Der Mont St. Michel
und die drei C
Die Normandie ist auch
Heimat von Camembert,
Cidre und Calvados
VON DIETER WACKER
................................................
D
er Berg ruft: Über drei Millionen Besucher zieht es pro
Jahr auf den berühmten
Mont Saint-Michel. Das
Wahrzeichen der Normandie ist nach
dem Pariser Eiffelturm das beliebteste
Ziel in Frankreich. An diesem frühen
Morgen ist es relativ ruhig in den engen,
mittelalterlichen Gassen auf der Felseninsel. Viele Souvenirläden und die
Restaurants haben noch geschlossen.
Das Leben am „heiligen Berg“ kommt
erst langsam in Schwung. Unterwegs
sind bereits überwiegend japanische
Touristen. Zeit ist für sie schließlich
knapp – auch im Urlaub.
Der frische Atlantikwind frisst sich
durch die Kleidung. Fremdenführerin
Cécile hat ein probates Mittel gegen die
morgendliche Kühle: 450 Stufen führen
80 Meter hinauf zum Kloster. Oben angekommen ist nichts mehr von Kälte zu
spüren. Der Schweiß rinnt und die
Schenkel zwicken. Vielleicht auch deshalb findet nur ein Drittel aller Besucher den Weg auf die Spitze des Berges.
Dabei hat eigentlich niemand den
Mont Saint-Michel richtig erlebt, wenn
er nicht im Kloster war. Schließlich werden hier seit Jahrhunderten die Wallfahrer aus aller Herren Länder empfangen. In der Abtei warten auf den Besucher reiche romanische und gotische
Schätze. Seit 1979 ist die Insel mit ihren
aktuell 40 ständigen Bewohnern
UNESCO-Weltkulturerbe. Im einstigen
Benediktiner-Kloster residiert heute
die Ordensgemeinschaft Jerusalems.
Der 1879 errichtete Damm, der das
Festland mit dem Mont Saint-Michel
verbindet, ist ein Auslaufmodell. Die Insel ist künftig über eine im Bau befindliche Stelzenbrücke erreichbar. Der
Damm wird 2014 abgetragen, um einer
zunehmenden Versandung der Bucht
entgegenzuwirken. Das Wasser des Atlantiks mit dem gewaltigen Gezeitenunterschied von über 13 Metern kann
dann den Berg wieder komplett umspülen. Die Parkplätze sind bereits auf das
Festland verlegt. Zu Fuß oder mit dem
Shuttlebus geht es zum Felsen.
Vom Mont Saint-Michel reicht der
Blick weit in die Normandie hinein. Die
Region ist ein Stück Frankreich der besonderen Art. Weites, flaches Land
wechselt sich ab mit kilometerlangen
Stränden, sanften Hügelketten, steiler
Küste und grünen Wiesen. Romantische Dörfer, quirlige Städte, schicke,
nostalgisch angehauchte Seebäder und
betriebsame Häfen bieten Abwechslung. Die Normandie ist eine Landschaft voller Kultur und ein Ort leiblicher Genüsse. Für letztere stehen nicht
nur sternedekorierte Feinschmeckertempel, sondern vor allem Produkte,
die weltweit begehrt sind: Camembert,
Cidre und Calvados – sie bilden gemeinsam das hohe C der Normandie.
Wer die Ferme de la Novère der Familie Mercier in der Nähe des gepflegten
Thermalbades Bagnoles de l’Orne im
Südwesten der Normandie besuchen
will, der muss suchen. Schmale Sträßchen winden sich durch Weideland, auf
Mont Saint-Michel:
Wahrzeichen und
Touristenattraktion
der Normandie.
BI L DER : WACKER
Jérôme Dupont
testet Geruch und
Farbe des
frisch gebrannten
Calvados.
denen die Kühe grasen, die Milch für
den bekanntesten Käse Frankreichs liefern: den Camembert. Seit gut einem
Jahr erst betreiben die Merciers ihre Käserei. 30 Jahre hatten sie zuvor nur
Milch produziert. Auf den Wiesen stehen 90 Kühe, die täglich 1200 Liter Milch
geben. Das reicht für jeweils 150 Camemberts. „Die Milch in der Normandie ist sehr proteinreich und das wirkt
sich auf Geschmack und Qualität des
Käses aus“, führt Chefin Francine Mercier in die Camembert-Geheimnisse
ein. Der Familienbetrieb stellt höchst
aromatischen Bio-Käse her, der auf der
Zunge fast zerschmilzt. Käsehändler
und Restaurants sind ganz scharf auf
die Produkte der Merciers, schätzen sie
doch die hohe handwerkliche Qualität.
Die weitere Spurensuche in Sachen
Camembert führt in das kleine Dörfchen, das den Namen des großen Käses
trägt. Der Legende nach soll dort die
Bäuerin Marie Fontaine Harel die cremige Leckerei „erfunden“ haben. Das
Rezept für die Herstellung soll ihr ein
vor der Revolution geflohener Priester
verraten haben, der aus der Region Brie
stammte und bei Marie Unterschlupf
fand. Das Haus, in dem die Bäuerin
wohnte, gibt es noch – besichtigt werden kann es nicht. Dafür erfährt der Besucher alles über den berühmten Käse
im örtlichen Museum „Maison du Camembert“. Auch, dass Kaiser Napoleon
III den Camembert auf seine Speisekarte setzen ließ und ihn so hoffähig gemacht hat. Übrigens ist der Camembert
nicht der einzige bekannte Käse aus der
Normandie: Livarot und Pont l’Évêque,
die jeweils aus den gleichnamigen
Städtchen stammen, sind bei Käseliebhabern höchst begehrt.
Das Grand Hotel in Cabourg könnte
auch an der Côte d’Azur stehen. Mit seiner weißen, aus der Belle Époque stammenden Fassade, thront es majestätisch über Promenade und Strand. Cabourg hat mit seinen Villen und dem
Casino den zeitlosen Charme französischer Seebäder, so wie man sie aus Filmen und Büchern kennt. Der Schriftsteller Marcel Proust setzte mit seinem
Roman „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ Cabourg und dem Grand
Hotel ein Denkmal. Richtig Leben
kommt sonntags in die Stadt. Dann ist
Markttag und die Tische der Händler
sind prall gefüllt mit Leckereien.
Etwas im Landesinneren versteckt
sich Beuvron-en-Auge. Eines der
schönsten Dörfer Frankreichs. Restaurierte Fachwerkhäuser aus dem 15. bis
17. Jahrhundert lassen bei den Besuchern die Kameras klicken. Durch das
schmucke Örtchen führt die „Route du
Cidre“, die Apfelweinstraße. An der liegt
die Domaine der Familie Dupont. Auf
30 Hektar stehen 6000 Apfelbäume. 500
Tonnen Äpfel werden jedes Jahr gekeltert und zu Cidre, dem normannischen
Apfelwein, vergoren. 150 000 Flaschen
Cidre füllen die Duponts pro Jahr ab.
Ein Teil des Cidres wandert in die
Brennblase. Am Ende eines aufwändigen Destilliervorgangs läuft der berühmte Calvados fast wie Öl in die Behälter. Der Apfelbrand reift viele Jahre
in Eichenholzfässern, bis er bernsteinfarben in Flaschen abgefüllt wird. 70
Prozent des Calvados werden exportiert, wie Juniorchef Jérôme Dupont berichtet. Bis in die USA und nach Asien
geht der Brand, der nach einem ausgiebigen Menü den Magen aufräumt.
Beim Thema Essen dürfen in der Normandie nicht die Stichworte Fisch,
Krusten- und Schalentiere, aber auch
das leckere Fleisch der Salzlämmer von
den meeresnahen Weiden fehlen. Eine
große Delikatesse: Die Jakobsmuscheln. Wer sie frisch genießen möchte,
dem sei ein Abstecher ins Hafenstädtchen Port-en-Bessin mit seiner Fischauktionshalle empfohlen. In den netten
Lokalen rund um den Hafen steht allerlei Meeresgetier auf den Speisekarten.
An der Küste reihen sich historisch interessante Städte wie Granville und hübsche Urlaubsorte wie Le Havre de la
Vanlée,
Regneville-sur-Mer
oder
Agnon-Coutainville aneinander. Die
Landungsstrände der alliierten Streitkräfte im Zweiten Weltkrieg sind ein
wichtiger Teil der jüngeren Geschichte
der Normandie, die vom Touristen
nicht ausgeblendet werden sollte.
Normandie
Ärmelkanal
Guernsey Cherbourg
Jersey
St. Malo
Paris
Caen
Beuvronen-Auge
Camembert
Mont-SaintMichel
Fra n kreic h
Rennes
Normannische
CamembertProduzentinnen:
Francine Mercier
(links) und ihre
Tochter Agathe.
Ihr Biokäse, den sie
seit etwa einem
Jahr produzieren,
ist sehr begehrt.
➤ Region
Die „Basse Normandie“ genannte
Region im Nordwesten Frankreichs
umfasst die drei Départements Calvados (14), Manche (50) und Orne (61).
➤ Anreise
Zug: ab Singen z.B. über Straßburg und
Paris nach Caen in neun Stunden.
Flugzeug: Air France, Lufthansa, Swiss
täglich mehrfach ab Stuttgart/Zürich
nach Paris. Mit Mietwagen in die
Normandie (ca. 250 km).
➤ Übernachten
Hotel-Restaurant O Gayot, Bagnoles de
l’Orne, DZ ab 73 5. Hotel Le Gué du
Holme, St-Quentin-sur-le-Homme (Nähe
Mont Saint-Michel), DZ ab 100 5. La
Ferme des Mares, Saint-Germain-sur-Ay,
DZ ab 85 5. Le Pavé d’Hôtes, Beuvron
en Auge, angeschlossenen SterneRestaurant Le Pavé d’Auge. Alle Hotels
haben ausgezeichnete Küchen.
➤ Im Internet:
www.normandie-tourisme.fr
www.reisen-normandie.com
www.calvados-tourisme.com/de
www.manche-tourismus.com
www.calvados-dupont.com
www.fermeduchampsecret.com