Sucht-Jahresbericht-2015 - Caritas Iserlohn, Hemer, Menden

Transcription

Sucht-Jahresbericht-2015 - Caritas Iserlohn, Hemer, Menden
B
Jahresbericht
2015
INHALTSVERZEICHNIS
1.
Einleitung
2.
Zielsetzung/Konzeption
3.
Strukturdaten
4.
Klientenstruktur/Statistische Daten und Auswertung
4.1
4.2
4.3
4.4
4.5
4.6
4.7
4.8
4.9
4.10
4.11
4.12
5.
Kooperation und Vernetzung
5.1
5.2
5.3
6.
CHAMÄLEON - Kinder aus sucht- und seelisch belasteten Familien
Glücksspielsucht
Online-Beratung
Medienabhängigkeit / Internetsucht
Cari-Point – Selbsthilfegruppe
Qualitätssicherung
8.1
8.2
8.3
9.
Fortbildungen
Informationsveranstaltungen
Schwerpunktthemen 2015
7.1
7.2
7.3
7.4
7.5
8.
Intern / Caritas-Netzwerk
Extern / Kooperationen
Arbeitskreise
Bildungsmaßnahmen/Öffentlichkeitsarbeit
6.1
6.2
7.
Einmalkontakte
Längerfristige Betreuungen
Nationalität
Vermittlung/Zugangswege
Altersstruktur
Familienstand
Wohnsituation
Schulabschluss/Erwerbsstatus/Arbeitslosigkeit
Suchtproblematik bei Beginn der Betreuung
Psychiatrische Zusatzdiagnosen
Maßnahmen während der Betreuungen
Betreuungsbeendigungen
Qualitätssicherungssystem EFQM
PATFAK Light / Computergestützte Dokumentation und Auswertung
Unabhängige Beschwerdestelle im Märkischen Kreis
Resümee/Ausblick
10. Dank
Bild Vorderseite: Fotolia
-2-
1.
Einleitung
„In den letzten 25 Jahren gehörte mein Glas Wein zum Feierabend einfach dazu, ich fand
das völlig normal, bis es im Laufe der Jahre immer mehr wurde. Aus dem Glas wurden
schließlich zwei Flaschen. Als ich eines Morgens mit Restalkohol meinen Führerschein
verlor, wurde mir klar, dass ich ein Problem habe.“
Herr H. (54 Jahre)
Nach aktuellen Schätzungen der Diözesan-Caritasverbände in NRW
gibt es in Nordrhein-Westfalen etwa 550 000 behandlungsbedürftige Alkoholkranke und etwa 1,6 Millionen Mitbetroffene. Die Zahl
der behandlungsbedürftigen Medikamentenabhängigen liegt bei
etwa 350 000 Menschen. Zu den ca. 40 000 Glücksspielabhängigen
kommen Menschen hinzu, die von weiteren nichtstoffgebundenen
Süchten abhängig sind, wie z.B. der Arbeits-, Internet-, Kaufsucht
oder mit Essstörungen. Die Psychosoziale Suchtberatung des
Caritasverbandes Iserlohn, Hemer, Menden, Balve e. V. ist Teil des
Hilfesystems für Suchtkranke im Märkischen Kreis, das den
individuellen somatischen, psychischen und sozialen Folgen der
Abhängigkeitserkrankung mit ihren unterschiedlichen Indikationen
und
Problemstellungen
angemessene
Beratungsund
Behandlungsmöglichkeiten entgegenstellt.
Wie in den Vorjahren befand sich auch im letzten Jahr der
durchschnittliche Suchtmittelkonsum in Deutschland auf einem
sehr hohen Niveau. Gemäß Drogen- und Suchtbericht 2015 stellt
Alkohol bis heute ein Kernproblem in der deutschen Suchtpolitik
dar. Etwa 9,5 Millionen Bundesbürger trinken Alkohol in gesundheitlich riskanter Menge. Etwa 1,77 Millionen gelten als alkoholabhängig, rund 74.000 sterben jedes Jahr an den Folgen. Rein
statistisch trinkt jeder Deutsche im Schnitt 9,5 Liter Reinalkohol
pro Jahr. Das entspricht einer Badewanne voll Bier, Wein und
Spirituosen. Damit liegt Deutschland laut der Untersuchung
beim Alkoholkonsum auf Platz 5 der 34 Mitgliedstaaten der
Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung (OECD). Nur in Luxemburg, Frankreich,
Österreich und Estland wird nach DHS-Angaben mehr
getrunken. Obwohl in Deutschland der durchschnittliche tägliche
Alkoholkonsum rückläufig ist –wächst gleichzeitig aber die Zahl der
Abhängigen. Trotz dieser alarmierenden Zahlen wird die
Gefährlichkeit von Alkohol nach Einschätzung der DHS bis heute
unterschätzt und verharmlost.
Auch im vergangenen Jahr fanden viele Hilfesuchende den Weg in
unsere Suchtberatungsstelle, die mit einer hohen Anzahl an
kurzfristigen Beratungen und längerfristigen Betreuungen wieder
sehr gut ausgelastet war (Kap. 4.2).
-3-
21. Mai 2015, 11:27 Uhr
Drogenbericht 2015
Zehntausende Deutsche sterben durch Rauchen
Der Konsum illegaler Drogen in Deutschland steigt - doch noch viel mehr Menschen
geraten wegen Alkohol und Tabak in eine lebensbedrohliche Lage. Hoffnung macht eine
positive Entwicklung bei Kindern und Jugendlichen.
Verhängnisvoller Genuß: Zweithäufigster Anlass für einen Klinikaufenthalt 2013 waren
psychische Störungen durch Alkohol
Zehntausende Tote durch Rauchen, Hunderttausende Klinikaufenthalte wegen Alkohol und mehr Missbrauch
künstlicher illegaler Drogen - das sind Kernaussagen des neuen Drogen- und Suchtberichts 2015.
Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler (CSU) stellte die Ergebnisse am Donnerstag in Berlin vor. Der Bericht
fasst die wesentlichen Trends zusammen und stellt zugleich die Drogenpolitik der Bundesregierung dar.
Ein Kernproblem bleibt der Alkoholmissbrauch. Laut Darstellung des Statistischen Bundesamts vom Februar, die
auch der Drogenbericht nennt, waren der zweithäufigste Anlass für einen Klinikaufenthalt 2013 psychische
Störungen durch Alkohol (338.204 Fälle) inklusive akutem Alkoholmissbrauch. An erster Stelle lag die
Herzinsuffizienz.
Knapp jeder vierte erwachsene Deutsche (24,5 Prozent) greift regelmäßig zur Zigarette. Tabakkonsum bleibe
deshalb laut Bundesregierung das "größte vermeidbare Gesundheitsrisiko", dem jährlich bis zu 110.000 Menschen
zum Opfer fielen.
Zumindest bei Kindern und Jugendlichen beobachtete die Bundesdrogenbeauftragte eine positive Entwicklung:
"Erstmals lag 2014 die Raucherquote bei Kindern und Jugendlichen unter zehn Prozent und auch die Zahl der
Krankenhauseinweisungen aufgrund von Alkoholvergiftungen ging zurück", sagte Mortler. Allerdings habe sich der
Trend zum Nichtrauchen bei Erwachsenen nicht in gleichem Maße fortgesetzt.
Sorgen bereite Mortler eine wachsende Nachfrage nach E-Zigaretten. Fast jeder fünfte Jugendliche habe zudem
schon E-Shishas probiert. Das angekündigte Verbot für Minderjährige komme 2016.
"Joint nicht schönreden"
Die Zahl der Drogentoten sei im Vorjahr moderat angestiegen, berichtete die Politikerin. Bei einigen illegalen
Substanzen gebe es negative Entwicklungen. So nehme die Verbreitung von Crystal Meth zu. Auch der Konsum von
Amphetaminen sei zuletzt wieder angestiegen.
Bereits im April hatte eine vergleichbare offizielle Studie gezeigt, dass immer mehr Menschen in Deutschland zu
hochgefährlichen künstlichen Drogen wie Crystal Meth oder Legal Highs greifen.
Angesichts der Debatte um eine Cannabis-Freigabe warnte Mortler erneut davor, die Droge zu verharmlosen. Rund
600.000 vorwiegend junge Menschen haben laut dem Bericht Probleme mit Cannabis. Cannabiskonsum sei bei den
unter 25-Jährigen der Hauptgrund für eine Suchtbehandlung. Mortler sagte, zwischen 2007 und 2013 sei die Zahl
der Betroffenen um 31 Prozent gestiegen.
"Cannabis ist eine ernsthafte Gesundheitsgefahr gerade für Jugendliche", mahnte sie, "deshalb müssen wir alles
vermeiden, was den Eindruck erweckt, es sei ein harmloses Genussmittel." Sie wandte sich gegen Forderungen wie
jüngst von der FDP nach Freigabe von Cannabis jenseits medizinischer Zwecke.
Die Nachfrage nach Beratung und Behandlung aufgrund von Cannabiskonsum steige. Zuletzt hatte der gemeinsame
Vorstoß des CDU-Bundestagsabgeordneten Joachim Pfeiffer und des Grünen-Politikers Dieter Janecek für eine
Cannabisfreigabe für Wirbel gesorgt. Mortler lehnt einen solchen Schritt entschieden ab.
Auch die Gewerkschaft der Polizei (GdP) warnte vor zunehmenden Legalisierungstendenzen in der Drogenpolitik.
Der GdP-Bundesvorsitzende Oliver Malchow erklärte, es müsse "endlich Schluss damit sein, den Joint
schönzureden". Eine Freigabe sogenannter weicher Drogen sei "das absolut falsche Signal". Gerade bei
Jugendlichen könne der Konsum von Cannabis zu erheblichen Gesundheitsproblemen und sozialen Konflikten
führen.
nik/dpa/AFP
-4-
Im Berichtsjahr konnten wir unser Gruppenangebot der
Nachsorgebehandlung im Rahmen des Kooperationsverbundes
„Ambulante Rehabilitation Sucht Märkischer Kreis“ (ARS-MK)
fortführen.
Im vergangenen Jahr nahm die Zahl unserer lebensälteren Klienten
vergleichsweise stark zu (Kap. 4.5). Mit dem Thema Sucht im
Alter beschäftigten wir uns auch im Rahmen der gleichnamigen
kreisweiten Kampagne, zu der die Gesundheitskonferenz des
Märkische Kreis aufgerufen hatte. Wir informierten in zwei
Vortragsveranstaltungen die Pflegeschwestern unserer Sozialstationen und gingen dabei speziell auf die Problematik in der
Krankenpflege ein (Kap. 6.2).
Wie in den vergangenen Jahren konnte unser Kinderprojekt
CHAMÄLEON -teilweise aus Spenden finanziert- fortgesetzt
werden und sich auch in Hemer und Menden weiter etablieren
(Kap. 7.1).
Die Quote der Glücksspieler bei Automatenspielen und Sportwetten
steigt seit Jahren stetig an. Einer Studie der Bunderegierung
zufolge finden sich aber gerade unter dieser Gruppe besonders
häufig sogenannte Problemspieler, die als spielsüchtig gelten
müssen oder durch das regelmäßige Glücksspiel massive
Schwierigkeiten im Alltag haben. Mittlerweile mehren sich Klienten,
die Glücksspiel im Internet betreiben. Entsprechend wurde im
Berichtsjahr auch dem Thema Glücksspielsucht in unserer Suchtberatung eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt (Kap. 7.2).
-5-
2.
Zielsetzung/Konzeption
Seit 1993 leistet die Psychosoziale Suchtberatung des
Caritasverbandes Iserlohn, Hemer, Menden, Balve e. V. im Verbund
der Iserlohner Beratungsstellen ihren Dienst im Suchthilfesystem
des Märkischen Kreises mit den Schwerpunkten Alkohol und
Glücksspielsucht wie auch in der Beratung bei weiteren legalen
stoffgebundenen (Medikamente) und nicht substanzbezogenen
Süchten (z.B. pathologisches Kaufen) und komplettiert das
Beratungsangebot Iserlohns. In den von uns erbrachten
Dienstleistungen steht der Mensch mit seiner seelischen, sozialen,
geistigen und körperlichen Gesundheit im Mittelpunkt.
Die Angebote der Beratungsstelle richten sich an Konsumenten,
Angehörige und Interessierte, die umfassende Beratung,
Begleitung und Unterstützung suchen und eine Veränderung ihrer
aktuellen Lebenssituation anstreben. Im Rahmen ihrer auf den
individuellen Einzelfall ausgerichteten Tätigkeiten übernimmt die
Suchtberatungsstelle folgende Aufgaben:
Umfassende Information und Beratung
Einbeziehung von Selbsthilfeaktivitäten und ihre Vermittlung
Einbeziehung von Angehörigen und weiteren Bezugspersonen
Begleitende Hilfen im sozialen Umfeld
Vorbereitung und Vermittlung in Entgiftungs- und
Entwöhnungsmaßnahmen
Durchführung einer Nachsorgebehandlung
Kriseninterventionen
Prävention
Das Thema Glücksspiel nimmt einen besonderen Schwerpunkt in
unserer Arbeit ein. Das Angebot in diesem Bereich wird ergänzt
durch eine angeleitete Gruppe für pathologische Glücksspieler und
deren Angehörige (s. Kap. 7.2).
Die Suchtberatung unterstützt die um Rat suchenden Menschen in
ihrer Motivation zur möglichst abstinenten Lebensführung und
fördert ihre Veränderungsbereitschaft. Unser Angebot trägt dazu
bei, deren gesundheitliche, psychische und soziale Lebenssituation
schrittweise zu stabilisieren und nachhaltig zu verbessern.
In unserer Arbeit orientieren wir uns an der Rahmenkonzeption für
ambulante Beratungs- und Behandlungsstellen der Suchthilfe der
Caritas und ihrer Fachverbände in NRW.
Die chronische Krankheit Sucht erfolgreich zu behandeln bedeutet
in der Regel, das manifeste Stadium der Sucht zu überwinden und
den Widerausbruch zu verhindern. Dabei beraten wir vorrangig
-6-
nach
dem
integrativen
und
systemischen
und
verhaltenstherapeutischen Ansatz. Da eine sinnvolle Beratung und
Betreuung nur Erfolg versprechend ist, wenn die Befriedigung der
Grundbedürfnisse weitestgehend sichergestellt ist, berücksichtigen
wir in unseren Gesprächen auch die Bereiche der allgemeinen
Sozialberatung, wie Wohnen, Arbeit, soziale Beziehungen und die
finanzielle Situation.
Die Angebote der Beratungsstelle orientieren sich am individuellen
Hilfebedarf und an den persönlichen Fähigkeiten und Ressourcen
der Betroffenen, wobei der Blick nicht nur auf die suchtgefährdeten
und suchtkranken Menschen, sondern auch auf die mit betroffenen
Menschen im sozialen Umfeld gerichtet ist.
Die jeweils konkreten Ziele werden zusammen mit dem
Hilfesuchenden im Rahmen der Beratung erarbeitet. Diese Ziele
können sehr unterschiedlich sein: Angefangen bei der Sicherung
des Überlebens über die Reduzierung der Trinkmenge bis zur
dauerhaften Abstinenz. Diese Ziele sind nicht statisch sondern in
Absprache,
entsprechend
der
jeweiligen
Lebenssituation,
veränderbar.
-7-
3.
Strukturdaten
Die Suchtberatung arbeitet mit zwei Fachkräften und einer
Verwaltungskraft und ist zuständig für die Versorgung der ca.
93.000 Iserlohner Bürger. Durch die Lage im innerstädtischen
Bereich in unmittelbarer Nähe der Iserlohner Fußgängerzone ist
eine verkehrsgünstige Erreichbarkeit, insbesondere mit dem
öffentlichen Nahverkehr gegeben.
Der Beratungsstelle stehen zwei Büros und ein Gruppenraum zur
Verfügung. Sie ist mit einem Faxgerät und einer Telefonanlage mit
Anrufbeantwortern ausgestattet. Während der Öffnungszeiten sind
wir telefonisch erreichbar. In der Regel erfolgen Beratungsgespräche nach Terminvereinbarung. Für Berufstätige werden auch
Termine nach 17.00 Uhr angeboten.
Zeitliche Erreichbarkeit :
montags und dienstags
mittwochs
donnerstags
freitags
8:00
8:00
8:00
8:00
–
–
–
–
16:30
18:30
17:00
14:00
Uhr
Uhr
Uhr
Uhr
Offene Angebote:
Offene Sprechstunde
montags (wöchentlich)
13:30 – 16:00 Uhr
Außensprechstunde: Wohnungslosenhilfe Iserlohn
dienstags (monatlich)
11:00 – 12:00 Uhr
Außensprechstunde: Werkstatt im Hinterhof
mittwochs (monatlich)
13:30 – 14:30 Uhr
Gruppenangebot:
Angeleitete Selbsthilfegruppe Glücksspiel
mittwochs (zweiwöchentlich)
17:30 – 19:00 Uhr
Nachsorgegruppe
montags (wöchentlich)
17:30 – 19:30 Uhr
Die Suchtberatung verfügt über zwei im Netzwerk verbundene
Computerarbeitsplätze. Die Klientenerfassung und –verwaltung
erfolgt mit dem Programm PATFAK Light (s. Kap. 8.2).
-8-
4.
Statistische Daten und Auswertung
Im Jahr 2015 nahmen insgesamt 508 Hilfesuchende Kontakt zu
unserer Beratungsstelle auf. In 318 Fällen handelte es sich dabei
um Einmalkontakte, bei 190 Klienten kam es zu längerfristigen
Betreuungen.
4.1
Einmalkontakte
„Unser 24-jähriger Sohn ist seit ein paar Jahren glücksspielabhängiger Automatenspieler.
Wir haben ihn vor einem Jahr aus unserem Haus geschmissen, weil er zum wiederholten
Male Geld und Wertgegenstände geklaut hat. Wir fühlten uns in unserem eigenen Haus
nicht sicher. Wir sind Selbstständig und arbeiten sehr hart für unser Geld. Unser Sohn hat
erst Fachabitur gemacht und dann eine Ausbildung zum Bankkaufmann. Bis vor 2 Jahren
lief alles gut, dann veränderte sich unser Sohn zunehmend. Er log, betrog und stahl, seit
einem Jahr hat er jetzt eine eigene Wohnung, die jetzt wegen Mietschulden gekündigt
wurde. Jetzt wollte er zurück zu uns, eine Behandlung wegen seiner Spielsucht lehnt er
kategorisch ab. Wir wollen nur wissen, ob es wirklich richtig ist, dass wir ihn jetzt nicht
wieder zu Hause aufnehmen. Es fällt uns unendlich schwer, aber ohne Krankheitseinsicht
sehen wir einfach keine Möglichkeit mehr, ihm zu helfen.“
Ehepaar U. (beide Anfang 50)
Im Jahr 2015 fanden 318 Einmalkontakte statt (157 Männer und
161 Frauen). Dabei kam es jeweils zu einem telefonischen oder
persönlichen Gesprächstermin im Berichtsjahr. Bei den Einmalkontakten hatten 189 Personen eine eigene Suchtproblematik,
weitere 123 Personen kamen aus dem familiären Umfeld von
suchterkrankten Personen und 6 aus dem sonstigen Umfeld.
Einmalkontakte
6
Eigene Problematik
123
Personen im sozialen Umfeld
Sonstige
189
Personen im sozialen Umfeld sind häufig professionelle Helfer aus
dem
ambulant
betreuten
Wohnen
(ABW),
aber
auch
Berufsbetreuer, Freunde, Nachbarn oder Arbeitskollegen. Auffällig
ist, dass überwiegend weibliche Angehörige um Hilfe im Umgang
mit einem suchterkranken Angehörigen baten.
-9-
4.2.
Längerfristige Betreuungen
Fallbeispiel: Herr A (35 Jahre):
“Ich habe schon mein Leben lang mit dem Saufen zu tun. Mein Vater war auch
Alkoholiker. Er war auf Montage und meistens nicht da. Wenn es Geld gab, versoff er es
in der Kneipe und kam dann betrunken nach Hause. Häufig schlug er uns und meine
Mutter. Nicht selten haben wir gehungert und es fehlte an den einfachsten Sachen, wie
z. B. Klopapier. Später haben sich meine Eltern dann getrennt, von da an hatte ich gar
keinen Kontakt mehr zu meinem Vater. Ich weiß nur dass er irgendwann obdachlos
gewesen sein soll und sich wohl tot gesoffen hat.
Lügen und verheimlichen gehörte in meinem Alltag dazu. In der Schule durfte niemand
etwas mitbekommen. Ich habe mir geschworen, niemals so zu werden wie mein Alter,
aber irgendwie ist es dann doch anders gekommen. Mit 12 Jahren habe ich dann das
erste Mal Alkohol probiert. Ich spürte die entspannende und auch euphorisierende
Wirkung von Alkohol, von da an trank ich regelmäßig mit meinen Freunden. Mit 16 Jahren
kam dann das Kiffen dazu und ich später zog ich sporadisch Amphetamine. Ich glaubte
immer alles im Griff zu haben.
Als ich dann mit 18 Jahren meine Freundin kennenlernte, schraubte ich meinen Konsum
runter, illegale Drogen nahm ich überhaupt nicht mehr. Als sie mit 20 Jahren schwanger
wurde, heirateten wir. Jetzt hatte ich eine eigene richtige kleine Familie! Ich bekam einen
Job in einer Gießerei und konnte meine Familie ernähren. Das Feierabendbier gehörte
selbstverständlich dazu, am Wochenende konsumierte ich mit ein paar Freunden auch mal
mehr. Irgendwie lief in den nächsten Jahren alles gut, bis zu dem Tag, als ich meine Frau
mit meinem besten Freund in unserem Ehebett erwischte. Da brach für mich eine Welt
zusammen. Ich nahm ein paar Sachen, einen Schlafsack und kehrte nicht mehr nach
Hause zurück. Ich betrank mich tagelang bis zur Besinnungslosigkeit. Ich hob soviel Geld
von meinem Konto ab, wie ich bekommen konnte. Sollte sie doch sehen wo sie blieb. Mir
war eigentlich alles egal. Ich verlor meinen Job, weil ich einfach nicht mehr hinging,
wozu? Es war doch sowieso alles vorbei. Mein Leben war ein einziger Scherbenhaufen. Ich
lebte bei wechselnden Saufkumpanen, war obdachlos, hatte keine Familie mehr und war
völlig allein. Alkohol bestimmte mein Leben. Inzwischen benötigte ich schon morgens
meinen Schnaps um meinen körperlichen Entzug kontrollieren zu können.
Irgendwann trank ich mich ins Koma und wachte in der Hans-Prinzhorn-Klinik wieder auf.
Ich hatte Glück und die behandelnde Ärztin führte ein Gespräch mit mir, sie wollte wissen,
wie es zu meiner jetzigen Situation gekommen sei. Hier hörte mir zum ersten Mal jemand
zu und ich merkte, dass es so nicht weiter gehen konnte. Sie bot mir eine qualifizierte
Entgiftung für 3 Wochen an und eine Vermittlung in eine Langzeitentwöhnungsbehandlung. Da der Sozialdienst in der Hans-Prinzhorn-Klinik überlastet war, legte man
mir einen Besuch in der Suchtberatung in Iserlohn nahe. Die dortige Mitarbeiterin Frau
von Holten vermittelte mich dann in eine Langzeittherapie. Insgesamt durfte ich 5
Wochen in der Hans-Prinzhorn-Klinik bleiben, damit meine Therapie nahtlos beginnen
konnte. Während der Therapie in Dortmund suchte ich mir eine neue Wohnung in Iserlohn
und beantragte ALG II. Nach der Therapie vermittelte mich Frau von Holten noch ins
ambulant betreute Wohnen und zeitgleich besuchte ich regelmäßig die Nachsorgegruppe
der Suchtberatung.
Ich bin jetzt seit einigen Monaten trocken. Rückblickend hätte ich nie gedacht, dass mir in
meinem Leben so was passiert. Für mich waren Obdachlose immer Leute die selber
Schuld waren an ihrer Misere, weil sie nicht arbeiten wollten. Dass ich selber da mal rein
gerate hätte ich nicht gedacht. In der Therapie habe ich gelernt über Probleme zu reden,
das möchte ich auch jetzt weiter machen. Aus der Zeit der Obdachlosigkeit habe ich noch
viele Schulden und meine Ex-Frau verweigert mir zur Zeit noch den Kontakt zu meiner
Tochter. Hier muss ich vermutlich einen Rechtsanwalt einschalten. Ein Job ist auch noch
nicht in Aussicht, eine Lücke von zwei Jahren im Lebenslauf macht sich nicht so gut. Die
Leute fragen halt, was man in dieser Zeit gemacht hat, wenn man dann ehrlich ist, hat
man meistens sowieso keine Chance mehr. Trotz der vielen Probleme, hoffe ich trotzdem,
dass ich abstinent bleibe. Deshalb ist mir der regelmäßige längerfristige Kontakt zur
Suchtberatung wichtig.“
- 10 -
Geschlechterverteilung
männlich
weiblich
128
62
In 190 Fällen kam es zu längerfristigen Betreuungen (128
Männer und 62 Frauen). Bei diesen Kontakten fanden jeweils
mindestens zwei Gesprächstermine im Berichtsjahr statt. Die
Aufteilung in 67% Männer- und 33% Frauenanteil ist im Vergleich
zu den Vorjahren fast unverändert.
- 11 -
4.3
Nationalität
In 2015 waren 177 der langfristig betreuten Personen deutsche
Staatsangehörige,
7
Personen
hatten
die
polnische
Staatsbürgerschaft.
Bei
6
Personen
lag
eine
andere
Staatsbürgerschaft vor.
Staatszugehörigkeit
177
26
7
1
Deutschland
Migranten
Frankreich
Libanon
Portugal
Bosnien-Herzegowina
USA
Polen
12 1 1
Die Anzahl der Migranten mit deutscher Staatsangehörigkeit lag bei
26 Personen.
Die Kommunikation mit fremdsprachigen
Klienten
verlief
größtenteils zufrieden stellend, da diese über ausreichende
Deutschkenntnisse verfügten oder im Einzelfall in Begleitung von
Personen waren, die übersetzten.
- 12 -
4.4
Vermittlung / Zugangswege
Die Motivation, unsere Beratungsstelle zu kontaktieren ging bei 70
Personen aus Eigeninitiative hervor, 25 kamen auf Anraten und
Drängen von Familienangehörigen. 11 Personen wurden durch
Angebote des ambulant betreuten Wohnens zu uns vermittelt. Die
Zahl der vom Arbeitgeber vermittelten Klienten blieb im Jahr 2015
mit 5 Klienten nahezu gleich.
Vermittlung durch ...
70
70
60
50
40
30
25
18
20
10
9
3 5
7
9
4
12
11
5 4
2 1 2 3
0
ohne Vermittlung
Familie/Freunde
Selbsthilfegruppe
Arbeitgeber/Schule
Agentur für Arbeit/Jobcenter
Justizbehörde/Bewährungshilfe/JVA
Kosten-/Leistungsträger
Arzt/Psychotherapeut
Krankenhaus
stat. / teilstat. Suchteinrichtung
andere Beratungsdienste
Suchtberatung/Fachambulanz
Betreute Wohnangebote
stat. /teilstat. Einr. der Sozialtherapie
niedrigschwellige Angebote
Jugendamt/Jugendhilfe
Sonstige
Im Jahr 2015 wurden 9 Klienten betreut, die direkt von der
Agentur für Arbeit oder dem Jobcenter an uns übermittelt wurden
(s. Kap. 4.8) Diese hatten jedoch zu Beginn der Beratung keine
Eingliederungsvereinbarung unterzeichnet. Somit handelte es sich
hierbei um ein freiwillig wahrgenommenes Angebot ohne
entsprechende Auflagen.
- 13 -
4.5
Altersstruktur
Altersstruktur
8
über 60
weiblich
5
männlich
20
51 - 60
25
18
41 - 50
11
31 - 40
50
25
4
21 - 30
17
1
unter 21
0
6
10
20
30
40
50
60
Der Hauptanteil der Ratsuchenden kam auch in diesem Jahr sowohl
bei Männern (79) wie auch bei Frauen (41) aus der Altersgruppe
der 41 - 60jährigen. Im Vergleich zu den Vorjahren ist hier der
Anteil der Männer und Frauen annähernd gleich geblieben.
Die Zahl der Ratsuchenden im Alter von 31 - 40 Jahren blieb mit
36 Personen im Vergleich zu den Vorjahren ebenfalls gleich.
Der Anteil der über 60-jährigen Klienten war mit 13 Personen im
Vergleich zum Vorjahr vergleichsweise stark vertreten. In diesem
Jahr haben erneut in dieser Altersgruppe mehr Frauen als Männer
unser Hilfsangebot wahrgenommen. Der Anteil der über 63jährigen Klienten war mit 6 Personen im Vergleich zum Vorjahr
gleich.
Die Anzahl von 28 Personen in der Altersgruppe der bis 30-jährigen lässt sich unter anderem durch den hohen Anteil von
Glücksspielabhängigen erklären, deren Suchtproblematik im
Vergleich zum Alkohol in der Regel sehr viel früher auffällig wird (s.
Kap. 7.2).Hier zeigen sich auch die ersten jungen Menschen mit
ausgeprägten Problemen beim Computergebrauch (Spielen, Chatten und Surfen im Internet, s. Kap. 7.4). Aber auch die Klienten
mit Alkoholproblemen werden mittlerweile beispielsweise durch
wiederholte Straftaten oder Krankenhauseinlieferungen mit
Alkoholvergiftungen früher auffällig und finden mittlerweile darüber
den Weg in unsere Beratungsstelle.
- 14 -
4.6
Familienstand
Familienstand
40
10
ledig
verheiratet
verheiratet, getrennt lebend
geschieden
verwittwet
19
78
43
„Meine Kinder sind erwachsen und haben nach der Trennung von meiner Frau vor einigen
Jahren den Kontakt zu mir abgebrochen. Ich lebe jetzt alleine in meinem Haus. Bis vor
zwei Jahren habe ich 41 Jahre immer nur gearbeitet, durch Krankheit bin ich arbeitslos
geworden. Ich habe keine Freunde und auch keine Hobbys. Wenn ich trinke, brauche ich
die Stille und die Einsamkeit nicht mehr aushalten, dann vergehen die Tage schneller. “
Herr W. (57 Jahre)
Im vergangenen Jahr gaben 59 betreute Personen als Familienstand geschieden oder getrennt lebend an. 78 Ratsuchende waren
nicht verheiratet.
Die Gruppe
43 Personen.
der
verheirateten
Betroffenen
bestand
aus
Auffällig ist, dass mit 52 % ein Großteil unserer Hilfesuchenden
(98 Personen) allein lebend ist. In diesem Trend zeigt sich ein
Spiegelbild unserer Gesellschaft, immer weniger Betroffene
verfügen über einen starken familiären Rückhalt, der sie in
Krisensituationen auffangen kann. Einen Schwerpunkt in der
Beratung nimmt demzufolge die Aufrechterhaltung und Schaffung
von sozialen Netzwerken unserer Klienten ein.
48 % unserer Kunden (92 Personen) leben noch in einer festen
Beziehung. In diesen Fällen wurde auch die eventuelle CoAbhängigkeit von den Angehörigen thematisiert und weiterführende
Hilfe empfohlen und angeboten.
- 15 -
4.7
Wohnsituation
Von 190 Klienten wohnten 149 (95 männliche und 54 weibliche)
Personen selbständig, allein oder mit Partner. 8 Personen gaben als
Adresse Freunde oder Verwandte an, in einer ambulanten oder
stationären betreuten Wohnform lebten 29 Personen. 3 Personen
lebten in einem Wohnheim, 1 Person war zum Zeitpunkt der
Beratung in einer Notunterkunft untergebracht.
Wohnsituation
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
männlich
95
weiblich
54
22
7
selbständiges
Wohnen
7
1
mit anderen
Personen
3
0
Ambulant betreute
Wohnformen
- 16 -
Wohnheim
1
0
Notunterkunft
4.8
Schulabschluss / Erwerbsstatus / Arbeitslosigkeit
Ein hoher Anteil von 81 Personen hatte den Hauptschulabschluss,
13 den Sonderschulabschluss, 44 Personen den Realschulabschluss, 34 Abitur. 18 Betreute verließen die Schule ohne
Abschluss.
Höchster Schulabschluss
18
13
Hauptschulabschluss
Realschulabschluss
(Fach)Abitur
34
Sonderschulabschluss
ohne Schulabschluss
81
44
Arbeitslosigkeit war wie in den Vorjahren ein zentrales Problem,
von dem 44 % unserer Kunden (84) betroffen waren. In dieser
Zahl sind EU-Rentner und Grundsicherungsempfänger (10 %)
oder andere nicht erwerbstätige Personengruppen noch nicht
berücksichtigt.
Erwerbsstatus
67
70
60
54
50
40
30
10
17
18
20
5
6
6
6
2
0
- 17 -
8
Arbeiter/Angestellte/Beamte/in
Selbständige/r
Auszubildende/r
Schüler/Student/in
Hausfrau/mann
Erwerbsunfähigkeitsrente
Rentner/in
Arbeitslos ALG II
Arbeitslos ALG I
Grundsicherung SGB XII
Von den 84 arbeitslos gemeldeten Klienten bezogen 67 Personen
ALG II. 17 Personen bezogen Arbeitslosengeld I. Der hohe Anteil
der ALG-II-Empfänger in unserer Jahresstatistik zeigt deutlich,
dass Sucht ein großes Vermittlungshemmnis darstellt und zu
längerfristiger Arbeitslosigkeit führt.
Trotz der wirtschaftlich stabilen Lage in 2015 erhöhte sich das
Angebot an Arbeitsplätzen für unsere langzeitarbeitslosen
Betreuten nicht. Die Zahl der arbeitslosen KlientInnen ist 2015
sogar leicht angestiegen. Leider kommen aber immer noch die
meisten unserer Klienten nicht mehr aus der Armutsspirale heraus.
Der Aufschwung kommt bei unseren ALG II-Empfängern nicht an.
Fehlende
Ausbildungsmöglichkeiten
für
über
25-jährige
Suchtmittelabhängige
und
fast
keine
Umschulungsund
Qualifizierungsmaßnahmen für unsere KlientInnen führen zu
Perspektivlosigkeit
und
verschlechtern
den
psychischen
Gesundheitszustand unserer Klienten nachhaltig.
26. Oktober 2015, 09:37 Uhr
Teure Verwaltung
Weniger arbeitslose Hartz-IV-Empfänger bekommen Weiterbildung
Weil Geld für entsprechende Kurse fehlt, können laut einem Bericht immer weniger arbeitslose Hartz-IVEmpfänger Weiterbildungen absolvieren. Offenbar wird stattdessen in die Verwaltung der Jobcenter
investiert.
Die Regierung spart bei Weiterbildungskursen für Hartz-IV-Empfänger ohne Job. Die Zahl der Teilnehmer an
Qualifizierungsmaßnahmen sei wegen Geldmangel in den vergangenen fünf Jahren um ein Drittel zurückgegangen,
berichtete die "Saarbrücker Zeitung". Sie beruft sich dabei auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage
der Linksfraktion im Bundestag. Demnach ist die Zahl der arbeitslosen Hartz-IV-Empfänger, die von staatlichen
Qualifizierungsmaßnahmen profitieren, seit 2010 um rund 76.000 auf knapp 150.000 Personen zurückgegangen.
Die Ausgaben der Jobcenter zur Förderung der beruflichen Weiterbildung seien zugleich von 923 Millionen auf 681
Millionen Euro gesunken. Die Arbeitsmarktexpertin der Linken, Sabine Zimmermann, sprach von einem
"Kahlschlag" in der Arbeitsmarktpolitik. "Statt an der Zukunft der Erwerbslosen zu sparen, brauchen wir mehr Geld
für gute Arbeitsförderung", sagte Zimmermann.
Laut dem Bericht schrumpft das Budget der Jobcenter für Fortbildungsmaßnahmen vor allem deshalb, weil es vom
Bund kein zusätzliches Geld gibt, zugleich aber die Verwaltungskosten einen immer größeren Teil der Etats
verschlingen. Allein 2014 schichteten Jobcenter demnach 522 Millionen Euro aus dem Etat für Arbeitsmarktpolitik in
den Verwaltungsetat um.
mmq/dpa
In diesem Zusammenhang weisen wir auf die Forderung der Freien
Wohlfahrtspflege hin, einen „Dritten Arbeitsmarkt“ einzurichten um
unseren
langzeitarbeitslosen
Klienten
eine
sinnvolle
und
stabilisierende
Beschäftigungsmöglichkeit
und
damit
eine
Zukunftsperspektive vermitteln zu können. Wir halten diese
Forderung für sinnvoll und möchten sie an dieser Stelle unbedingt
unterstützen.
- 18 -
„Als ich vor einigen Jahren noch einen 1-€-Job in der Stadtreinigung hatte, war es für
mich kein Problem, abstinent zu bleiben. Die Maßnahme wurde insgesamt vier Mal
verlängert, so dass ich insgesamt zwei Jahre beschäftigt war. In dieser ganzen Zeit fühlte
ich mich gebraucht und wertgeschätzt. Ich habe mich mit meinen Kollegen gut
verstanden und hatte eine Tagesstruktur. Das war die beste Zeit in meinem Leben!
Seither bin ich wieder auf der Arbeitssuche, aber mit 50 stellt einen sowieso keiner mehr
ein. Das Jobcenter sagt mir, dass es so gut wie keine 1,50-€-Maßnahmen mehr gibt und
wenn höchstens für 3 Monate. Das bringt ja dann für mich auch nichts mehr! Ich würde
auch umsonst arbeiten, aber auch das geht wohl nicht, wegen der Versicherung. Seit
einiger Zeit trinke ich wieder!“
Herr K. (51 Jahre)
In den letzten Jahren fällt bei unseren Klienten ein immer stärker
zunehmender Anteil erwerbsunfähiger Personen (26) auf, die
Grundsicherung (8) nach dem SGB XII und / oder eine
Erwerbsunfähigkeitsrente (16) erhalten. Hierbei handelt es sich
um Menschen, welche längerfristig nicht mehr in der Lage sind, für
mindestens
3
Stunden
pro
Tag
einer
Erwerbstätigkeit
nachzugehen. Ein Teil der langzeitarbeitslosen Menschen sind
psychisch und physisch so schwer erkrankt, dass sie von dem
medizinischen Dienst des Jobcenters in die Grundsicherung
überführt werden. Leistungen nach dem SGB XII werden erst
gezahlt, wenn der eigene Lebensunterhalt nicht aus einer
ausreichenden Erwerbsunfähigkeitsrente bestritten werden kann,
weil der Empfänger zu geringe Beiträge oder zu kurze
Beitragszeiten bei der Deutschen Rentenversicherung vorweisen
kann, oder weil ein Antrag auf eine Erwerbsunfähigkeitsrente
abgelehnt
wurde.
Die
Grundsicherung
und
auch
die
Erwerbsunfähigkeitsrente werden in der Regel erst einmal für zwei
Jahre gezahlt. Danach wird durch eine erneute medizinische
Überprüfung festgestellt, ob sich der gesundheitliche Zustand
wieder verbessert hat und der Betroffene wieder dem Arbeitsmarkt
zur Verfügung stehen kann. In diesem Fall erhält er dann wieder
Leistungen vom Jobcenter.
- 19 -
20. Dezember 2015, 10:39 Uhr
Jobmarkt
Immer mehr Ältere sind auf Hartz IV angewiesen
Die Arbeitslosigkeit ist auf einem Rekordtief. Doch viele Ältere haben davon selbst in Zeiten des
Aufschwungs nichts. Immer mehr von ihnen sind auf Hartz IV angewiesen.
Trotz deutlich gesunkener Arbeitslosigkeit sind immer mehr ältere Menschen ohne Arbeit auf Hartz IV angewiesen.
So stieg die Zahl der 55-Jährigen und Älteren mit Hartz IV von rund 257.000 im Jahresdurchschnitt 2010
kontinuierlich um 24 Prozent auf 318.000 im vergangenen Jahr. Das geht aus einer Antwort der Bundesagentur für
Arbeit auf eine entsprechende Anfrage der stellvertretenden Linken-Fraktionsvize Sabine Zimmermann hervor.
Im laufenden Jahr setzten sich die Entwicklung fort. Im November 2015 stieg die Zahl der älteren arbeitslosen
Hartz-IV-Bezieher im Vergleich zum Vorjahr von rund 315.000 auf 321.000.
Nicht in den Zahlen enthalten sind rund 163.000 Hartz-IV-Bezieher über 58 Jahre, denen ein Jahr lang keine Arbeit
angeboten wurde. Diese werden nicht mehr als arbeitslos gezählt. Insgesamt ging die Zahl der Erwerbslosen im
Hartz-IV-Bereich seit 2010 um gut neun Prozent auf rund 1,97 Millionen im vergangenen Jahr zurück.
Zimmermann sagte, ältere Erwerbslose und ältere Arbeitnehmer seien nach wie vor die großen Verlierer am
Arbeitsmarkt. "Selbst in Zeiten des konjunkturellen Aufschwungs haben sich die Chancen für ältere
Langzeiterwerbslose nicht verbessert, sondern weiter verschlechtert", sagte die arbeitsmarktpolitische
Fraktionssprecherin.
Bei den Arbeitgebern habe kein Umdenken stattgefunden, auch Älteren verstärkt eine Chance zu geben. Der
Bundesregierung warf Zimmermann vor, die Beschäftigungssituation von Älteren schönzureden.
Programmiert sei eine deutliche Zunahme von Altersarmut. "Immer mehr der Älteren im Hartz-IV-Bezug konnten
nämlich keine Rentenansprüche erwerben, die über dem Hartz-IV-Niveau liegen", erläuterte Zimmermann. Im
Rentenalter seien die Betroffenen dann auf Grundsicherung im Alter angewiesen.
Zimmermann forderte, für ältere Erwerbslose mehr zu tun. Wer als Hartz-IV-Bezieher über 58 Jahren ein Jahr ohne
jedes Jobangebot bleibe, dürfe nicht mehr aus der Arbeitslosenstatistik gestrichen werden. Schluss sein müsse
auch mit der Zwangsverrentung von Hartz-IV-Beziehern. Denn heute werden Hartz-IV-Beziehende ab 63
verpflichtet, einen Rentenantrag zu stellen.
asc/dpa
- 20 -
4.9
Suchtproblematik bei Beginn der Betreuung
Von den 190 Personen, die sich 2015 längerfristig in unserer
Betreuung befanden, lag bei 150 der deutliche Schwerpunkt in
einer
Alkoholproblematik,
gefolgt
von
der
Gruppe
der
Pathologischen Glücksspieler (s. Kap. 7.2) mit 23 Personen, 1
Person wandte sich mit der Diagnose Medikamentenabhängigkeit,
2 Personen mit einer Cannabisabhängigkeit und 2 Person mit
Essstörungen an unsere Beratungsstelle. Mit 12 Personen ist die
Zahl der zusätzlich betreuten Angehörigen im Vergleich zum
Vorjahr gleichbleibend.
Primärsymptome
150
Angehörige
Alkohol
Medikamente
Essstörungen
Glücksspiel
Cannabis
12
2 1
2
23
Von den in 2015 Betreuten gaben 110 Personen an, täglich zu
rauchen, somit wiesen 58 % unserer Klienten eine zusätzliche
Tabakabhängigkeit auf. 11 Klienten konsumierten zusätzlich
regelmäßig Cannabisprodukte. 5 Personen nahmen neben Alkohol
auch episodisch oder regelmäßig andere Substanzen zu sich.
Hilfesuchende, die ein Suchtproblem mit vorrangig illegalen Drogen
hatten, verwiesen wir in der Regel an die Anonyme
Drogenberatung e.V. in Iserlohn (DROBS).
- 21 -
4.10
Psychiatrische Zusatzdiagnosen
„Ich habe in meinem Leben viel erreicht. Ich war beruflich im oberen Management tätig,
war international unterwegs, spreche 5 Sprachen fließend, darunter Chinesisch und in den
letzten 20 Jahren war die Welt mein zu Hause. Doch dann starb meine 23-jährige Tochter
bei einem Unfall, das hat mich völlig aus der Bahn gehauen. Meine Ehe zerbrach, unsere
Immobilien wurden verkauft und mir wurde zunehmend alles egal. Wofür lohnte es sich
jetzt noch 60 Stunden in der Woche zu arbeiten. Erst versuchte ich normal
weiterzuarbeiten, zum Vergessen konsumierte ich am Abend Wein. Schnell wurden daraus
2 Flaschen pro Tag. Irgendwann ging dann auf der Arbeit gar nichts mehr und ich wurde
gefeuert. Von da an lebte ich von meinem Ersparten und trank täglich bereits am
Vormittag Wein. Eines Tages knüpfte ich mir einen Strick. Ich wollte nicht mehr leben.
Zum Glück hielt dieser aber nicht, so dass ich mir bei dem Sturz einen Wirbel anbrach.
Ich hatte so starke Schmerzen, dass ich meinen Bruder anrief, er alarmierte den
Krankenwagen, der mich in ein normales Krankenhaus einlieferte. Dort wurde mir die
Suchtberatung empfohlen, die mich im Beratungsprozess dann schließlich in die HansPrinzhorn-Klinik vermittelte. Dort wurden die Diagnosen Depression und narzisstische
Persönlichkeitsstörung gestellt. Seither bekomme ich Medikamente und bin regelmäßig in
der Suchtberatung. Langfristig möchte ich noch eine ganztägig ambulante
Langzeitentwöhnungsbehandlung beantragen und eine ambulante Psychotherapie
machen, um den Tod meiner Tochter zu verarbeiten.“
Herr L. (53 Jahre)
Bei unseren Betreuten werden seit einigen Jahren immer häufiger
zusätzliche psychische Erkrankungen (Komorbiditäten) diagnostiziert, welche mit der Suchterkrankung zusätzlich deutlich werden
und oftmals fachärztlich behandelt müssen. Der Anteil der Klienten
mit mindestens einer weiteren psychischen Erkrankung lag
2015 bei 64 % und ist damit im Vergleich zum Vorjahr noch
einmal angestiegen! Seit einigen Jahren spiegelt sich damit der
Trend einer deutlichen Zunahme psychischer Erkrankungen in
unserer Gesellschaft auch in unserer Beratungsstelle wieder.
- 22 -
Bei dem o. g. Personenkreis ist anzumerken, dass es sich hier um
Menschen handelt, deren Heilungsweg im Vergleich zu
suchtbelasteten
Menschen
ohne
Zusatzdiagnosen
häufig
komplizierter ist. Klienten mit Zusatzdiagnosen benötigen eine
besonders engmaschige und zeitaufwendigere Betreuung, ihre
Behandlung erfordert eine gute Kooperation und Vernetzung mit
dem Hilfesystem in Iserlohn (s. Kap. 5). Therapieerfolge können
hier oftmals nur in längeren Zeitabschnitten erwartet werden.
Doppeldiagnosen
2
5
7
Depressionen
Schizophrenie
Angststörungen
Persönlichkeitsstörungen
PTBS
bipolare Störung
Impulskontrollstörung
Sonstige
9
5
12
2
89
Im Jahr 2015 litten 122 Klienten unter einer psychischen
Erkrankung. Davon waren 89 Personen an Depressionen
erkrankt. 12 Klienten litten unter Angststörungen und 9
Personen
litten
unter
einer
posttraumatischen
Belastungsstörung (PTBS). Weitere 2 Klienten hatten eine
Schizophrenie entwickelt und 2 Personen litten unter einer
bipolaren
Störung.
5
Personen
hatten
eine
Impulskontrollstörung. Bei 5 Personen lag im Jahr 2015 eine
Persönlichkeitsstörung vor und bei 7 Personen wurden sonstige
psychische Störungen diagnostiziert.
„Von meinem alkoholabhängigen Vater und dessen Freunden wurde ich schon als Kind
regelmäßig sexuell missbraucht. Mit 16 J. lernte ich meinen Ex-Partner kennen und wurde
schwanger. Die Schwangerschaft war die Möglichkeit für mich, von zu Hause raus zu
kommen und eine eigene Familie zu gründen. Doch mein Freund schlug mich schon
während der Schwangerschaft. Nach der Geburt des Kindes setzte sich die Gewalt fort,
auch sexuell. Ich entwickelte Schlaflosigkeit, Ängste, Depressionen und fand schließlich
Zuflucht im Frauenhaus. Doch Aufgrund der psychischen Symptome fühlte ich mich mit
meiner Tochter total überfordert, so dass ich schließlich einwilligte sie erst in eine
Pflegefamilie zu geben und später zur Adoption frei zu geben. Um den Schmerz über den
Verlust meiner Tochter und die Erinnerungen an meine traumatischen Erlebnisse zu
betäuben, begann ich regelmäßig Alkohol zu trinken. Es folgten zahlreiche Aufenthalte in
der Psychiatrie, einige Therapieversuche, doch immer wenn ich längerfristig abstinent bin,
stellen sich Schlaflosigkeit, Ängste, Panikattacken und die Erinnerungen an die
traumatischen Erlebnisse mit den dazugehörigen Gefühlen wieder ein. Ich halte das dann
nicht mehr aus und trinke Alkohol oder beginne mich zu ritzen. Zusätzlich habe ich jetzt
auch starke körperliche Schmerzen ohne erkennbare Ursache entwickelt, so dass ich vor
kurzem als Erwerbsunfähig eingestuft wurde. Ich erhalte jetzt Grundsicherung, da ich
- 23 -
mich bisher noch nie in der Lage sah, einer Erwerbstätigkeit nachzugehen. Ich habe ein
paar Mal einen 1,50-€-Job vom Arbeitsamt angefangen, musste ihn aber jedes Mal
abbrechen, weil ich einfach durch meine Traumatisierung nicht leistungsfähig bin. Die
Suchtberatung nutze ich, um entlastende Gespräche führen zu können.“
Frau M. (48 Jahre)
Von den 122 Klienten mit einer psychischen Erkrankung haben
62 Personen (51 %) noch eine zweite, dritte oder vierte
Zusatzdiagnose erhalten (Mehrfachdiagnose).
Davon wiesen 16 Personen neben ihrer Doppeldiagnose als
weitere psychische Erkrankung die Diagnose Depression auf.
13 Patienten litten zusätzlich zu ihrer ersten Störung auch noch an
einer Angststörung. 14 Personen wiesen als zweite Diagnose
noch eine Persönlichkeitsstörung auf und 8 Personen litten
weiter
auch
noch
unter
einer
Posttraumatischen
Belastungsstörung (PTBS). 1 Person wies zusätzlich noch eine
Impulskontrollstörung auf, 10 Personen litten zusätzlich noch unter
sonstigen Störungen.
Mehrfachdiagnosen
6
16
8
Depressionen
Angststörungen
Persönlichkeitsstörungen
PTBS
Sonstige
13
14
“Einer Doppelproblematik geht insbesondere bei schweren
Störungen meist eine langjährige und individuelle spezifische
Entwicklung voraus, die sich anamnestisch wie aktuell durch das
Auftreten von Symptomen mit wechselnder Ausprägung und
chronischem
Verlauf
charakterisiert.
In
einem
Behandlungszeitraum, der sich oft über mehrere Jahre und häufig
auch stationäre Aufenthalte hinziehen wird, ist langfristig eher eine
Stabilisierung
des
Zustandsbildes
im
Sinne
einer
Schadensbegrenzung als Heilung anzustreben. Als Erfolg einer über
Krisenintervention hinausgehenden Erstbehandlung gilt bereits die
Bereitschaft der PatientInnen, sich in einer weiterführenden
Rehabilitationseinrichtung behandeln zu lassen. In der Literatur
- 24 -
wird hervorgehoben, dass DDP (Doppeldiagnosepatienten) ein
niederschwelliger Zugang zu Behandlungseinrichtungen anzubieten
sei. Nur unter konsequenter therapeutischer Behandlung der
Doppelproblematik, insbesondere der Wechselwirkungen zwischen
Sucht und der anderen psychischen Störung (z. B. Verringerung,
evtl. Abstinenz von Cannabiskonsum, weil dieser psychotische
Symptome fördert) wird eine Zustandsverbesserung erreicht.
Therapeutische Ziele sind als vorläufig zu betrachten und den
Erfordernissen
wechselnder
Psychopathologie
sowie
den
individuellen Ressourcen und Bedürfnissen anzupassen“, erklärt in
diesem Zusammenhang Prof. Dr. phil. Franz Moggi im
Suchtmagazin 01/2013.
Für unsere Arbeit in der Suchtberatung bedeutet das konkret nicht
nur, dass mehr als jeder zweite Klient einen erhöhten
Behandlungs- und Beratungsbedarf aufweist, sondern auch, dass
sich der Umgang mit diesen schwer belasteten Menschen als
schwieriger und komplizierter erweist. Im Fokus der Beratung steht
in diesen Fällen daher nicht unbedingt die Suchtmittelabstinenz,
sondern eher die Stabilisierung der gesamten Lebenssituation,
wobei bereits kleine Veränderungen als Erfolge angesehen werden
müssen.
Bei dem Verdacht auf zusätzliche psychische Erkrankungen
motivierten wir zur Aufnahme einer begleitenden psychologisch /
psychiatrischen Behandlung, sofern diese nicht bereits schon
vorher erfolgt war. Problematisch gestalten sich die Wartezeiten bei
ortsansässigen
Psychologen
und
bei
den
psychiatrischen
Fachärzten. Wie im gesamten Märkischen Kreis sind auch in
Iserlohn die Wartezeiten für eine psychologische Psychotherapie
von 6 – 12 Monaten keine Seltenheit. Viele Praxen in Iserlohn
führen nicht einmal mehr Wartelisten, weil selbst diese völlig
überlaufen sind und die Psychologen die Wartezeiten ethisch nicht
mehr vertreten können. Bei den psychiatrischen Fachärzten ist die
Lage ähnlich dramatisch, auch hier sind Wartezeiten von 3 – 6
Monaten zu erwarten. Für Menschen mit psychischen Problemen
und Erkrankungen sind diese Wartezeiten aus unserer Sicht eine
Zumutung. Leider ist dieses Phänomen kein Einzelfall, sondern
bundesweit, insbesondere in den Ballungsgebieten, inzwischen
trauriger Alltag.
Um diese Wartezeiten nach einer erfolgten stationären Langzeitentwöhnungsbehandlung zu überbrücken, haben wir in den letzten
Jahren unsere Klienten motiviert, sich bereits vor Beginn einer
Alkoholentwöhnungsbehandlung auf die Warteliste bei einem
Facharzt und eventuell auch auf die Warteliste bei einem
psychologischen Psychotherapeuten setzen zu lassen.
- 25 -
27.10.2015
Krankenkassen-Report
Psychische Erkrankungen nehmen rasant zu
Seit 1997 hat sich die Anzahl von Fehltagen am Arbeitsplatz, die auf Diagnosen wie Depression
zurückzuführen sind, verdreifacht. Das ist das Ergebnis des Psycho-Reports einer Krankenkasse. Warum
Frauen fast doppelt so oft aufgrund psychischer Erkrankungen krankgeschrieben sind wie Männer, hat
einen klaren Grund.
Von Stefan Maas
Im Ranking der häufigsten Leiden stehen psychische Erkrankungen mittlerweile auf Platz zwei - nach
Rückenschmerzen. (dpa / picture alliance / Julian Stratenschulte)
Jeder 20. Arbeitnehmer war im vergangenen Jahr wegen eines psychischen Leidens krankgeschrieben, heißt es im
Psychoreport, den die Krankenkasse DAK heute vorgestellt hat. Rechnet man die kasseneigenen Daten ihrer
Versicherten auf alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer hoch, so waren rund 1,9 Millionen Menschen betroffen.
Seit 1997 habe sich die Anzahl von Fehltagen, die auf Diagnosen wie Depression oder Anpassungsstörungen
zurückzuführen sind – also krankhafte Reaktionen auf belastende Erfahrungen – verdreifacht, sagt Susanne
Hildebrandt vom IGES Institut, das die Studie erstellt hat.
"Die psychischen Erkrankungen haben sich von Platz vier auf Platz zwei nach oben gearbeitet und gewinnen nach
und nach immer mehr Bedeutung im Arbeitsunfähigkeitsgeschehen."
Spitzenreiter sind nach wie vor Rückenschmerzen und Muskel-Skelett-Erkrankungen. Depressionen waren - je 100
Versicherte - der Grund für 112 Fehltage, 42 Tage gingen auf das Konto von Anpassungsstörungen. Auffällig dabei,
sagt Hildebrandt:
"Diesen sehr starken Anstieg, den wir bei den AU-Zahlen sehen, den sehen wir beim Vorkommen der Erkrankung in
der Bevölkerung eindeutig nicht. Es gibt kein entsprechendes Mehr an Erkrankungen in der Bevölkerung, wie wir
das in den Arbeitsunfähigkeitszahlen sehen."
Männer suchen bei psychischen Problemen seltener Hilfe als Frauen
Frauen sind fast doppelt so oft aufgrund von psychischen Erkrankungen krankgeschrieben wie Männer. Der Grund,
erläutert Hans-Peter Unger, Chefarzt am Zentrum für seelische Gesundheit der Asklepsios-Klinik in HamburgHarburg:
"Dass Männer nach wie vor psychische Symptome oder Erkrankungen mehr als Schwäche erleben als Frauen und
deshalb auch ein schlechteres Hilfesuchverhalten haben im Gesundheitssystem als Frauen."
Der starke Anstieg der psychischen Erkrankungen als Grund für eine Arbeitsunfähigkeit sei nicht allein mit
veränderten Bedingungen in der Arbeitswelt zu erklären, sagt Unger, auch wenn bestimmte Branchen wie etwa der
medizinische Bereich oder die öffentliche Verwaltung besonders betroffen seien. Die Praxis zeige, dass das Private
eine ebenso große Rolle spiele. Hinzu kommt, erklärt Susanne Hildebrant:
"Eine größere Aufgeschlossenheit bei den Patienten, in der Bevölkerung und auch bei den Ärzten, so dass hier im
Grund genommen inzwischen auch das teilweise auf dem Krankenschein steht, was da hätte vor Jahren auch
schon draufstehen können."
Oft hätten Ärzte früher eher die körperlichen Symptome diagnostiziert, die in der Folge psychischer Krankheiten
entstanden seien. Stark rückläufig ist hingegen ein Phänomen, das in den vergangenen Jahren eine sehr
prominente Rolle in der öffentlichen Debatte gespielt hat: Burn-out. Auf sein Konto gehen – pro 100 Versicherte –
rund fünf Krankentage. Dass diese Diagnose zeitweise massiv angestiegen sei, gehe angesichts der niedrigen
Fallzahlen auf einen statistischen Effekt zurück, erklärt Hildebrandt:
"Da hat sich ein Spaßvogel erlaubt, mal den prozentualen Anstieg auszurechnen. Da kommen sie auf eine
Steigerung von 1.000 Prozent. Das ist natürlich eine tolle Schlagzeile."
Seit 2011 habe sich die Diagnose fast halbiert. Inzwischen sei Burn-out eher zur Beschreibung eines
Risikozustandes geworden, erklärt Unger. Von chronischem Stress verursachte Krankheiten würden heute als
Depression oder Anpassungsstörungen erkannt.
Im Beratungs- und Vermittlungsprozess wählen wir gemeinsam mit
den Hilfesuchenden eine passende Rehabilitationsklinik für
Suchterkrankte aus, die den besonderen Bedürfnissen gerecht
wird. Inzwischen haben sich eine Reihe von Kliniken auf die
Behandlung von Doppeldiagnosen spezialisiert.
- 26 -
4.11
Maßnahmen während der Betreuungen
Wie bereits in Kap. 4.1 erwähnt, kam es in 2015 zu 190
längerfristigen Betreuungen (mindestens zwei Beratungskontakte). Auch im vergangenen Jahr war unser Bestreben, neben
den Symptomträgern auch das soziale Umfeld in die Beratung mit
ein zu beziehen. Die Entscheidung hierüber lag aber vorrangig bei
den Auftrag gebenden Personen und orientierte sich am
Beratungsverlauf. Weiterhin fanden 318 Einmalkontakte statt.
In den Beratungen wurde schwerpunktmäßig auf suchtbezogene
Anfragen eingegangen. Hier wurden zum Beispiel Auskünfte über
die Modalitäten zur Entgiftungs- und Entwöhnungsbehandlung
erfragt. In vielen Fällen konnten wir Informationen über weitere
Angebote im Suchthilfesystem der Stadt Iserlohn geben und erste
Kontakte herstellen. Zur Ergänzung unserer Beratung erwiesen sich
unsere Broschüren zu suchtbezogenen Themen als hilfreich.
Im Jahr 2015 führten wir 1097 Einzelberatungen mit Betroffenen
durch. Zusätzlich führten wir 146 Angehörigengespräche und in
weiteren 112 Fällen kam es zu gemeinsamen Gesprächen mit dem
Betroffenen und einer Bezugsperson (zumeist Lebenspartner). Bei
81 Beratungskontakten kamen Personen aus dem weiteren
sozialen Umfeld der Betroffenen hinzu, zumeist professionelle
Helfer von Anbietern des ambulant betreuten Wohnens (ABW).
Zum weiteren sozialen Umfeld zählen auch Ärzte, Betreuer,
Bewährungshelfer,
Lehrer,
Arbeitgeber,
Mitarbeiter
des
Psychosozialen Fachdienstes, Vertreter anderer Behörden und
Institutionen und Kollegen der stationären und teilstationären
Therapie- sowie soziotherapeutischen Einrichtungen.
Im
Rahmen
unseres
angeleiteten
Gruppenangebotes
für
pathologische Glücksspieler und Angehörige kam es im Berichtsjahr
zu 158 Kontakten mit insgesamt 14 Personen (Näheres hierzu im
Kapitel 7.2).
Am Nachsorgeangebot im Rahmen der „ambulanten Rehabilitation
Sucht im Märkischen Kreis“ nahmen 16 Personen teil, hier kam es
zu 239 Kontakten.
Die in Kap. 4.2 beschriebene gute Verknüpfung und Integration
unserer Klienten im Suchthilfesystem wird durch die nachfolgenden Zahlen unterlegt:
55 Klientinnen und Klienten besuchten im Berichtsjahr eine
Selbsthilfegruppe; 87 Personen konnten wir in Entgiftungen,
Krankenhäuser und Kliniken, 74 Personen in stationäre
Entwöhnungsbehandlungen und 23 Personen in ambulante
- 27 -
Rehabilitation vermitteln.
betreutes Wohnen.
34
Personen
erhielten
ambulant
Weitere Maßnahmen während der Betreuungen waren zum Beispiel
Kriseninterventionen, sowie Hilfen und Unterstützungen in den
Bereichen Arbeit und Ausbildung, Finanzen, Wohnen, Behörden.
- 28 -
4.12
Betreuungsbeendigungen
Im Jahr 2015 wurden 89 Betreuungen beendet. Davon konnte bei
22 Klienten die Betreuung planmäßig gemäß der Beratungsabsprachen zum Abschluss gebracht werden. 31 Betreuungen
gingen über in Angebote von stationären (z.B. Entwöhnungseinrichtungen, Betreute Wohnformen) oder ambulanten Einrichtungen (z.B. ambulante Rehabilitation, Suchtambulanz der HansPrinzhorn-Klinik), andere Fachdienste oder Beratungs- bzw.
Behandlungsangebote. In 33 Fällen kam es zum Betreuungsabbruch durch die Klienten, bei 1 Person wurde das
Betreuungsverhältnis vorzeitig, aber im gegenseitigen Einverständnis, beendet, bei 1 Person beendeten wir die Betreuung
disziplinarisch und 1 Person ist leider verstorben.
Symptomatik bei Beendigung
verschlechtert
11%
unverändert
21%
abstinent
46%
gebessert
22%
Bei Beendigung der Betreuung lebten 41 Personen abstinent, bei
19 hatte sich die Suchtproblematik deutlich verbessert, 19 wiesen
bei Beendigung keine nennenswerten Veränderungen in ihrem
Suchtverhalten auf und bei 10 Klienten kam es zu einer Verschlechterung der Problematik.
Bei insgesamt 68 % der beendeten Fälle konnte somit eine
positive Veränderung der Symptomatik verzeichnet werden.
Dieses gute Ergebnis darf nicht darüber hinweg täuschen, dass
unter anderem durch die in den Kapiteln 4.6, 4.7, 4.8 und 4.10
beschriebenen
erschwerten
sozialen
und
persönlichen
Lebensumstände eine zufriedene abstinente Lebensführung für
unsere Klienten immer mehr erschwert wird.
- 29 -
5.
Kooperation und Vernetzung
Die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen e. V. (DHS) hebt die effiziente und hoch entwickelte Vernetzung innerhalb des suchtspezifischen Behandlungssystems als besonders wichtig hervor.
Wir können sowohl auf unser internes gut ausgebautes Netz wie
auch auf externe Hilfsangebote zurückgreifen.
Wie bisher bestimmte die Individualität des Einzelfalls die Arbeit
und somit die Kooperation mit diesen weiteren Bausteinen in der
sozialpsychiatrischen und weitergehenden Versorgung Suchtkranker.
5.1
Intern / Caritas - Netzwerk
Die
konstruktive
Zusammenarbeit
mit
den
Abteilungen
Migrationsdienst und der Familienberatung konnten wir in
2015 fortsetzen. Weitervermittelt und –empfohlen haben wir auch
die Beratung durch unsere Sozialstation/Ambulante Pflege. Bei
Bedarf vermittelten wir Eltern an unser Familienzentrum Am
Dördelweg 35 in Iserlohn.
Die Angebote unserer CariTasche im Rahmen der Iserlohner Tafel
und unserer Familien-Boutique CariChic wurden dankbar von
unseren bedürftigen Klienten angenommen.
Die Kooperation mit der Schuldnerberatung unseres Caritasverbandes ermöglichte im Jahr 2015 eine umfassende Hilfestellung bei
zusätzlich belastenden und Sucht fördernden Faktoren im Bereich
der Überschuldung. Dies führte zur Entlastung unserer
Ratsuchenden und ermöglichte die Konzentration auf das
Suchtproblem. In Zusammenarbeit mit der Familienberatung
unseres Caritasverbandes begleiteten wir 2015 ein therapeutisches
Gruppenangebot für Kinder aus suchtbelasteten Familien (s. Kap.
7.1).
Im Februar 2014 startete das neue Projekt „QuartiersSozialarbeit/-Lotsenarbeit für Erwachsene in der Südlichen
Innenstadt/Obere
Mühle/Fritz-Kühn-Platz“.
Träger
des
mittlerweile fest installierten Angebotes sind der Caritasverband
und die DROBS (Anonyme Drogenberatung e. V.). Kooperationspartner ist die Stadt Iserlohn. Wir bedanken uns für die gute
Zusammenarbeit und freuen uns sehr, dass durch dieses Angebot
nun dauerhaft Personen erreicht werden können, die bisher keinen
adäquaten Zugang zu unseren Hilfsangeboten gefunden haben.
- 30 -
5.2.
Extern / Kooperationen
Die bereits bestehende Zusammenarbeit mit anderen Hilfeanbietern im Bereich der Suchtkrankenhilfe des Raumes Iserlohn
konnten wir im Jahr 2015 weiter aufrechterhalten.
Im
Jahr
2015
boten
wir
alle
vier
Wochen
in
der
Wohnungslosenhilfe der Diakonie Mark-Ruhr e. V. und in der
Werkstatt im Hinterhof der AWO Hagen in Iserlohn eine
offene Sprechstunde an. Die wohnungslosen und / oder sozial
schwachen Kunden erhielten in den Sprechstunden die Möglichkeit,
erst einmal unverbindlich Kontakt zu uns aufzunehmen. Eventueller
Schwellenangst möchten wir so begegnen und auch Menschen
erreichen, die sonst Aufgrund ihrer multiplen Probleme nicht in der
Lage sind zu uns zu kommen. Seit Jahren findet mit beiden
Einrichtungen
eine
besonders
enge
und
erfolgreiche
Zusammenarbeit statt, für die wir uns an dieser Stelle herzlich
bedanken möchten.
Hervorzuheben ist ebenfalls die Zusammenarbeit mit der Suchtambulanz und der Entgiftungsstation der Hans-Prinzhorn-Klinik
(Hemer), dem Suchtbehandlungszentrum des Evangelischen
Krankenhauses Elsey und dem Karl-Otto-Stoffer-Haus.
Außerdem fand eine Kooperation mit der stationären Entwöhnungsstation (Dortmund) und der ganztägig ambulanten und ambulanten
Entwöhnungsstation (Iserlohn) des LWL-Rehabilitationszentrums Ruhrgebiet - FörderTurm statt. Wir kooperierten mit dem
Sozialpsychiatrischen Dienst des Märkischen Kreises und den
Sozialen Diensten der umliegenden Krankenhäuser, insbesondere
dem St. Elisabeth Hospital, dem Evangelischen Krankenhaus
Bethanien und dem Marienhospital. Gemeinsam betreute
Kunden konnten beraten und begleitet werden.
Eine weitergehende Versorgung unserer Kunden konnten wir
weiterhin sicherstellen durch die Empfehlung von und Vermittlung
in die Angebote des Psychosozialen Fachdienstes des
Sozialamts und dem Sozialen Dienst der Stadt Iserlohn.
Seit
einigen
Jahren
sind
wir
Kooperationsmitglied
im
Therapieverbund
(ARS-MK).
Neben
unserer
bisherigen
Beratungsarbeit bieten wir ein Angebot für die ambulante
medizinische Rehabilitation von alkohol-, medikamenten- und
drogenabhängigen Menschen im Märkischen Kreis an. Durch diese
bisher einzigartige Kooperation ist eine Versorgungslücke für
diejenigen suchterkrankten Patienten geschlossen worden, die auf
ein stabileres soziales Umfeld zurückgreifen können und deren
psychische Belastbarkeit die Teilnahme an einem Therapieangebot
im ambulanten Rahmen zulässt. Durch den ambulanten Rahmen
kann das vertraute Umfeld erhalten bleiben, eine Berufstätigkeit
- 31 -
fortgeführt werden und die Familie bei Bedarf umfassend in den
Therapieprozess mit einbezogen werden. Nähere Informationen zu
unserem Angebot erhalten Sie unter www.ars-mk.de. Für die enge
Zusammenarbeit möchten wir uns bei allen Kooperationspartnern
bedanken.
Wie im vergangenen Jahr arbeiteten wir verstärkt mit
Einrichtungen des ambulant betreuten Wohnens aus Iserlohn
zusammen, wobei besonders das Netzwerk Diakonie und der
LWL Wohnverbund Hemer und INTEGRA e. V. hervorzuheben
ist. Zur Unterstützung und möglichst effektiven Hilfeplanerstellung
nahmen im Bedarfsfall die Betreuer an den Gesprächen teil und es
wurden gemeinsame Strategien mit und für den Betroffenen
erarbeitet.
Wie im letzten Jahr verlief auch die Zusammenarbeit mit der
DROBS (Anonyme Drogenberatung e. V.) in Iserlohn sehr gut.
Im Rahmen der gemeinsamen Durchführung der Iserlohner
Nachsorgegruppe ARS-MK und der gemeinsamen Präsentation auf
dem Iserlohner Gesundheitstag 2015 (s. Kap. 6.2) konnte sich
auch im vergangenen Jahr die vorbildliche Vernetzung weiter
festigen.
- 32 -
5.3
Arbeitskreise
Weitere wichtige Vernetzungs- und Kooperationsmöglichkeiten
ergaben sich durch unsere Teilnahme an verschiedenen lokalen,
regionalen und überregionalen Arbeitskreisen.
Die Suchtberatungsstelle des Caritasverbandes Iserlohn e.V. ist in
folgenden Arbeitskreisen vertreten:
Verbund der Psychosozialen Beratungs- und Behandlungsstellen der Erzdiözese Paderborn
PSAG: Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft Nördlicher Märkischer Kreis
Arbeitskreis Sucht Nördlicher Märkischer Kreis
AK Glücksspielsucht, Ost-Westfalen-Lippe
AK Frauen und Sucht (HA, WIT, UN, MK)
Arbeitskreis „Männer und Sucht“ (LWL)
Qualitätszirkel EFQM für NRW
Teilnahme am Netzwerktreffen Frauen + Sucht NRW
In diesen Kreisen und Gremien findet eine intensive Vernetzung der
Suchtarbeit statt. Der gegenseitige Informations- und Erfahrungsaustausch führt zu einer Erweiterung der fachlichen Kompetenz der
Mitarbeiter der Beratungsstelle. Hier besteht die Möglichkeit der
politischen Einflussnahme auf lokaler und regionaler Ebene und die
Abstimmung der Angebote im Suchtsektor. Nicht abgedeckter
Bedarf wird eruiert und gegebenenfalls ergänzt.
- 33 -
6.
Bildungsmaßnahmen/Öffentlichkeitsarbeit
6.1
Fort- und Weiterbildungen
Die Mitarbeiter nahmen an Seminaren, Infoveranstaltungen,
Fachtagungen und Fortbildungen zu folgenden Themen teil:
Fachtagung „Persönlichkeitsstörung und Abhängigkeit – ihre
therapeutischen Besonderheiten im Therapiealltag
SGB II – Aufrechnung und Rückforderung
Fachtagung „Tierliebe – Menschenliebe“
Motivational Interviewing bei pathologisch Glücksspielenden
Rückfallprophylaxe und Rückfallmanagement mit pathologisch Glücksspielenden
ETAPPE - Angehörigenarbeit bei einer Störung durch
Glücksspielen
Die Welt der Onlineglücksspiele
Geschlechterrollen in Ehrenkulturen
Die Suchtberatungsstelle verfügt über eine fundierte Sammlung
von Fachliteratur, die fortlaufend auf den aktuellen Stand gebracht
wird.
- 34 -
6.2.
Öffentlichkeitsarbeit/Informationsveranstaltungen
Als Mitarbeiter der Suchtberatung des Caritasverbandes standen
wir auch in 2015 bei Fragestellungen zu Suchterkrankungen und
Auswirkungen in den entsprechenden Lebensbereichen den
Kollegen der weiteren Fachbereiche unseres Verbandes zur
Verfügung.
In der lokalen Presse informierten wir über die Gefahren der
Glücksspielsucht.
Außerdem präsentierten wir uns gemeinsam mit der Drobs mit
einem Informationsstand auf dem Iserlohner Gesundheitstag.
- 35 -
Im vergangenen Jahr nahm die Zahl unserer lebensälteren Klienten
vergleichsweise stark zu (Kap. 4.5). Mit dem Thema Sucht im
Alter beschäftigten wir uns auch im Rahmen der gleichnamigen
kreisweiten Kampagne, zu der die Gesundheitskonferenz des
Märkischen Kreises aufgerufen hatte. Wir informierten in zwei
Vortragsveranstaltungen die Pflegeschwestern unserer Sozialstationen und gingen dabei speziell auf die Problematik in der
Krankenpflege ein.
Darüber hinaus stellten wir auch im Jahr 2015 in Gremien und
Arbeitskreisen unsere Arbeit dar und berichteten über lokale und
regionale suchtbezogene Veränderungen und Planungen.
- 36 -
Bei der Vorbereitung und Durchführung einer Informationsveranstaltung des Arbeitskreises Sucht Nördlicher Märkischer Kreis zum
Thema
Familie und Suchtbelastung
Eine generationsübergreifende Betrachtung
am 05.11.2015 im Rathaus Iserlohn
Caritasverbandes Iserlohn e.V. im
Sucht federführend mit. Der
Selbsthilfegruppen, Beratungs- und
nördlichen Märkischen Kreis.
wirkte die Suchtberatung des
Rahmen des Arbeitskreises
Arbeitskreis Sucht vertritt
Behandlungseinrichtungen im
Als Vortragende konnte der Arbeitskreis Sucht Frau Annett Hagen
von der Fachklinik Spielwigge für diesen Abend gewinnen. Sie ist
Familientherapeutin und ist seit Jahren auf das Thema
„Suchtbelastung in Familien“ spezialisiert. Knapp 60 interessierte
Zuhörer verfolgten ihren lebendigen und praxisnahen Fachvortrag,
bei dem es wie immer noch Raum für Fragen und ausgiebige
Diskussionen gab. Die Sprecher des Arbeitskreises, Sylvia Schulte
und Kurt Rothenpieler, waren mit dem Verlauf der Veranstaltung
sehr zufrieden. Die Veranstaltung war mit einer breit gefächerten
Zuhörerschaft aus Angehörigen und Betroffenen, Selbsthilfegruppen, professionellen Helfern und anderen Interessierten gut
besucht.
- 37 -
7.
Schwerpunktthemen 2015
7.1
CHAMÄLEON - Kinder
belasteten Familien
aus
sucht-
und
seelisch
„Wenn Vati trank, wurde er jedes Mal zu einem anderen Menschen. Es spielten sich zu
Hause Dinge ab, für die ich ihn regelmäßig hasste. Von meiner Mutti fühlte ich mich
damals verlassen. Meine Mutti ließ ihren Frust und ihre Verzweiflung teilweise an mir und
meiner Schwester aus, das belastete mich zusätzlich. Irgendwann habe ich mir aus
Verzweiflung gewünscht, dass mein Vati einfach nicht mehr nach Hause kommt, dass er
einen Unfall hat oder so… Darüber war ich total erschrocken, denn nüchtern war er der
liebste Vati der Welt“
Kerstin, 17 Jahre
Die Atmosphäre in sucht- und seelisch belasteten Familien ist
oftmals geprägt von emotionaler Unsicherheit, Instabilität und
Angst. Erfahrungen von massiver Aggression, Verwahrlosung,
sexuellen Missbrauchs bis hin zur physischen Lebensbedrohung
sind nicht selten Teil des Familienalltags. Die Kinder aus solchen
Familien sind oft "auffällig unauffällig". Sie sind ihren Eltern loyal
verbunden und finden sich im Zwiespalt zwischen der "familiären"
und der "äußeren" Welt, den Bedürfnissen ihrer Eltern und ihren
eigenen. Sie fühlen sich verantwortlich für die Familie. Gleichzeitig
versuchen sie ihr Leid und ihre Belastungen so gut es geht zu
verstecken. Nach außen hin müssen die Kinder die Problematik
eines oder beider Elternteile als Familiengeheimnis wahren. Ein
großer Teil der betroffenen Kinder leidet unter Ängsten,
Depressionen und schizophrenen Störungen. Die sich daraus
ergebenden Auswirkungen werden zumeist erst später im Versuch
einer selbständigen Lebensgestaltung offenbar.
Die in diesen Familien aufwachsenden Kinder sind durch vielfältige
soziale und psychische Probleme besonders belastet und haben ein
besonders hohes Risiko, selbst sucht- oder seelisch krank zu
werden. Kinder aus Sucht belasteten Familien weisen ein bis
zu sechsfach erhöhtes Risiko auf, selbst suchtkrank zu
werden (s. NRW-Landesprogramm gegen Sucht).
Mehr als 30 % der Kinder aus suchtbelasteten Familien werden
selbst suchtkrank – meistens sehr früh in ihrem Leben. Etwa 70 %
der Menschen mit Suchtproblemen stammen aus suchtbelasteten
Familien. Kinder aus seelisch belasteten Familien tragen ein
Risiko von 40 bis 70 %, selbst psychisch zu erkranken.
In Deutschland haben 2,65 Millionen Kinder und Jugendliche
unter 18 Jahren mindestens einen alkoholkranken Elternteil (DHS
2006). Heruntergerechnet auf die Zahlen des nördlichen
Märkischen Kreises haben wir es mit einer potentiellen Zahl von
ca. 6.500 Kindern zu tun.
Es wird geschätzt, dass etwa 2 - 3 Millionen Kinder in psychisch
belasteten Familien aufwachsen. Demnach sind in Iserlohn, Hemer,
- 38 -
Menden und Balve mehrere Tausend Kinder betroffen!
Erfahrungsgemäß liegt die Dunkelziffer sicherlich viel höher.
Seit 2007 besteht nun schon die Kindergruppe CHAMÄLEON.
Dieses Angebot für Kinder aus suchtbelasteten Familien wurde
gemeinsam mit der Suchtberatung und der Familien- und
Erziehungsberatungsstelle unseres Caritasverbandes entwickelt und
umgesetzt. Der Gruppenname CHAMÄLEON spiegelt in sehr
passender Weise die Situation und Eigenschaften der Kinder aus
suchtbelasteten Familien wider. Zum einen müssen sie sich oftmals
den schwierigen und belastenden Situationen in ihrer Familie
anpassen, sich manchmal vielleicht sogar unsichtbar machen, und
zum anderen tragen diese Kinder viele wunderbare Fähigkeiten und
Ressourcen in sich, von denen hoffentlich durch die Arbeit der
Gruppe immer mehr zum Vorschein kommen werden.
Aufbauend auf den Erfahrungen mit unserer CHAMÄLEON-Gruppe
in Iserlohn für Kinder aus suchtbelasteten Familien und einer
Gruppe in Hemer für Kinder, deren Eltern psychisch erkrankt sind,
hatte der Caritasverband Iserlohn im September 2011 eine
Kindergruppe in Menden ins Leben gerufen, die dort dieses
Angebot in einer Gruppe zusammenfasst. Wie in Iserlohn und
Hemer hat auch diese Gruppe das Chamäleon als Gruppensymbol.
Die Gruppe ist mittlerweile gut in Menden etabliert.
Primäres Ziel der CHAMÄLEON-Gruppen ist, die Kinder in ihrer
Bedürftigkeit wahrzunehmen, sie in ihren Kompetenzen zu
unterstützen und vorhandene Ressourcen zu aktivieren und den
Kindern zu ermöglichen, diese anzuwenden. Weitere wichtige Ziele
sind:
o
o
o
o
Persönlichkeitsstärkung
Ressourcenfindung und -aktivierung
Entlastung der Kinder von Schuld – und Schamgefühlen
Entwicklung und Stärkung von Selbstwertgefühl
Selbstbewusstsein
- 39 -
und
o Erlernen von Wahrnehmung, Ausdruck und Annahme eigener
Gefühle
o Wahrnehmung und Formulierung eigener Bedürfnisse
o Erleben von Zuverlässigkeit , Klarheit, Grenzen, Struktur und
Sicherheit in der Gruppe und durch die Gruppenleitung
o Über Familiensituationen reden lernen
o Auflösung der Tabuthemen Sucht oder psychische Erkrankung
o Suchtprävention
„Mein Vater und ich sind morgens immer beide blau aus dem Haus gegangen. Ich,
blaugeschlagen in die Schule, er blau zur Arbeit“
Stefan, 13 Jahre
Auch im vergangenen Jahr wurde in den Gruppen inhaltlich
hauptsächlich an akuten Themen der Kinder und ihrer Eltern
gearbeitet. Weiterhin wurden in den Gruppen Aktionen und
Gesprächsrunden zu folgenden Themen angeboten:
Gefühle: Wahrnehmung der eigenen Emotionen, Fremdwahrnehmung und Lösungsmöglichkeiten bei unangenehmen
Gefühlen, wie z.B. Wut.
Kommunikation und Konflikte: Ausdrucksmöglichkeiten
und Konfliktstrategien entwickeln, die ohne Gewalteinwirkung
ablaufen können. Erstellung eines Notfallplans in kritischen,
häuslichen Alltagssituationen.
Neben diesen inhaltlichen Auseinandersetzungen benötigen die
Kinder für eine gute Entwicklung vor allem schöne Erlebnisse als
Gegengewicht zu den problematischen Familienverhältnissen.
Dementsprechend liegt ein weiterer Schwerpunkt in der Arbeit bei
gemeinsamen Unternehmungen, die den Kindern Spaß machen.
Hier fanden im vergangenen Jahr Malaktionen, Kinobesuche,
Minigolf, regelmäßige Ausflüge in die Natur und ein Besuch im
Sauerlandpark statt. Im Sommer stand auch einfach einmal ein
gemeinsamer Besuch in der Eisdiele auf dem Programm. Daneben
bildet nach wie vor die Begleitung und Unterstützung der
Gruppenmitglieder bei der Integration in soziale Aktivitäten
einen besonderen Schwerpunkt. Die Kinder und Jugendlichen sollen
so einen Ausweg aus der sozialen Isolation bekommen. Ferner soll
die Teilnahme an außerhäuslichen Aktivitäten den Kindern und
Jugendlichen die Möglichkeit geben, aktiv Freundschaften zu
knüpfen und positive erlangte soziale Kompetenzen aus der Gruppe
weiterzuführen und zu vertiefen.
- 40 -
(Rückmeldungen von Kindern aus der Chamäleon-Gruppe zu der Frage, was ihnen an der
Gruppe gefällt)
Für die Entwicklung und Festigung von tragfähigen Beziehungen
zwischen den Gruppenleitern und jedem einzelnen Kind sowie
zwischen den Kindern untereinander muss nach wie vor viel Zeit
investiert werden.
Leider musste Elke Huth nach vielen Jahren aus persönlichen
Gründen im Sommer 2015 die Leitung der Iserlohner Gruppe
aufgeben. Sie hatte die CHAMÄLEON-Gruppe von Beginn an
aufgebaut, mitgeleitet und durch ihre souveräne und einfühlsame
Art bereichert und geprägt. Wir danken ihr hier noch einmal recht
herzlich für ihre Arbeit und ihr Engagement. Neben Nella Giordano,
die der Gruppe weiterhin erhalten bleibt, konnten wir
glücklicherweise Tim Schwarzpaul als zweiten Gruppenleiter
gewinnen, der bereits seit zwei Jahren in der Mendener Gruppe
Barbara Pollok zur Seite steht.
Die CHAMÄLEON-Gruppen werden u. a. durch Spenden finanziert.
Auch im vergangenen Jahr wurde unser Projekt erfreulicherweise
durch große und kleine Spenden von Iserlohner Bürgern,
Unternehmen und Vereinen gefördert. Auf diesem Wege möchten
wir uns dafür noch einmal recht herzlich bedanken.
- 41 -
7.2
Glücksspielsucht
„Erst verspielte ich meine Ersparnisse, dann folgten Kredite und vor ungefähr 2 Jahren
begann ich ein Krimineller zu werden. Ich begann bei meiner Arbeit Geld zu veruntreuen.
Ich rannte weiter und weiter und weiter, je klarer es wurde, dass alles ein böses Ende
nimmt umso exzessiver wurde mein Spiel …. Am Ende habe ich es nicht mal mehr richtig
vertuscht und trotz des Wissens, ich fliege bald auf, ging es immer weiter. Mein echtes
Leben stellte ich immer mehr ein, habe keine Kredite mehr bedient, keine Post mehr
geöffnet. Eigentlich war alles nur noch quälend.
Ich belog meine Freundin von vorne bis hinten, um meine finanzielle Situation zu
vertuschen. Wollte mit ihr aufrichtig ein neues Leben beginnen und glaubte oder eher
hoffte bis zum Ende, dass ich das irgendwie schaffe. Das der erlösende große Gewinn
kommen würde. …
Vergangenen Freitag ist alles aufgeflogen. Ich wurde von meinem Arbeitgeber zur Rede
gestellt und habe alles gestanden. Habe meine Arbeit verloren und mir droht Gefängnis.
Meine Freundin hat mich verlassen. Sie glaubt mir kein Wort mehr und bei den vielen
Lügen ist das auch verständlich. Selbst als ich ihr komplett die Wahrheit sagen wollte,
habe ich wieder gelogen. Das Lügen hat schon so lange eine Rolle gespielt, dass es zum
Teil meiner selbst geworden ist.
Ich will ab jetzt die Wahrheit sagen und mit das Schlimmste neben dem ganzen
materiellen Schaden ist, dass ich die Menschen die ich am meisten Liebe so sehr verletzt
habe.“
Herr P., 35 Jahre
Glücksspielsucht ist eine schwerwiegende Suchterkrankung, die
gravierende Folgen haben kann, wenn sie nicht frühzeitig behandelt
wird. Nicht selten führt Glücksspielsucht zu massiven finanziellen
Problemen der Betroffenen und belastet die Beziehungen zum
Partner und zur Familie schwer. Selbst Jugendliche nehmen mehr
und mehr an Glücksspielen teil.
Experten gehen davon aus, dass in Nordrhein-Westfalen etwa
40.000 behandlungsbedürftige Glücksspieler leben. Unsere
Suchtberatung bietet bereits seit Jahren Einzel-, Paar- und
Familienberatungen
für
Iserlohner
Bürger
mit
einer
Glücksspielproblematik an. Im Jahr 2015 wurden 23 betroffene
Personen intensiver durch unsere Beratungsstelle beraten und
betreut (s. Kap. 4.8).
Die angeleitete Selbsthilfegruppe Glücksspiel wurde im
Berichtsjahr von insgesamt 14 Betroffenen und Angehörigen
besucht. Dieses Angebot ist offen für Hilfesuchende aus dem
gesamten nördlichen Märkischen Kreis.
Auf dem Glücksspielmarkt lassen sich vier Spielarten unterscheiden: klassische Casinospiele, Spielautomaten, Lotterien und
Wetten. Die Höhe der Gewinnauszahlungen kann stark variieren.
Fernsehlotterien schütten nur etwa 30 Prozent der Spieleinsätze als
Gewinne aus. Das Zahlenlotto "6 aus 49" des Deutschen Lotto- und
Totoblocks etwa 50 Prozent, Online-Sportwettenanbieter über 90
Prozent.
- 42 -
Den größten Marktanteil haben die Spielautomaten, 2012 waren es
41 Prozent. Die Umsätze mit Spielautomaten sind in den
vergangenen Jahren nochmals stark angestiegen. Gerade in diesem
Glücksspielbereich befinden sich allerdings die meisten „Problemspieler“.
Der Markt der Sportwetten wächst seit 2009 kontinuierlich und hat
bereits einen Anteil von rund einer Milliarde Euro Brutto-Spielertrag
(Gesamtmarkt 10,7). Mehr als 900 Millionen Euro davon wurden
auf dem unregulierten Markt erwirtschaftet, von Sportwettenanbieter, die mit EU-Lizenzen in Deutschland Sportwetten
offerieren (Zahlen: Quelle Goldmedia, lizensiert für stern TV).
Rechtlich bewegen sich die Wettshops in einer Grauzone: Das
Bundesverfassungsgericht hat das Sportwetten-monopol 2006 für
verfassungswidrig erklärt. Seitdem gibt es Streit darüber, ob
Sportwetten nur von den staatlichen Lotteriegesellschaften
angeboten werden dürfen oder auch von privaten Unternehmen.
Entsprechend sind die Wettshops mit EU-Lizenzen in Deutschland
bis heute nur geduldet. Dass die Anzahl privater Wettbüros in
Deutschland begrenzt werden soll, dient vor allem der
Suchtprävention, die aus unserer Sicht unbedingt weiter ausgebaut
werden muss. Der Gesetzgeber hat zwar die Möglichkeit einer
kontrollierten Zulassung privater Sportwettunternehmer. Die
Lizenzvergabe zieht sich jedoch hin. Die Vergabe sollte durch den
Glücksspielstaatsvertrag geregelt werden. Sie wurde allerdings im
Herbst 2015 durch das hessische Verwaltungsgericht für nichtig
erklärt. Die Kasseler Richter haben in einem nicht anfechtbaren
Urteil das Vergabeverfahren für Sportwettenanbieter endgültig
gestoppt. Die Richter kritisieren: Die geplante Lizenzvergabe an
nur 20 Anbieter sei fehlerhaft und intransparent. Das Gericht hatte
zudem die Einrichtung des Glücksspielkollegiums als zentrale
Instanz der Glücksspielregulierung in Deutschland bemängelt.
Dessen
weitreichende
Befugnisse
widersprächen
der
bundesstaatlichen Ordnung des Grundgesetzes und seien weder
verfassungskonform noch demokratisch legitimiert. Nun muss die
Politik daraus Konsequenzen ziehen und nun erneut Wege für eine
verfassungs- und europarechtskonforme Glücksspielregulierung
suchen.
Die Erfahrung aus den letzten Jahren zeigt, dass die gesetzlichen
Regelungen auf dem Glücksspielmarkt meistens zu Gunsten der
Glücksspielbranche novelliert wurden. So durften beispielsweise in
der Vergangenheit immer mehr und schnellere Geldspielautomaten
aufgestellt werden, was zu Folge hatte, dass Umsätze und Gewinne
vor allem für die Betreiber in die Höhe schossen. Und durch die
Vergnügungssteuer verdient der Staat entsprechend mit. Die
Suchtgefahr nimmt mit diesen neuen und schnelleren Geräten und
ihren erhöhten Gewinn- und Verlustchancen allerdings auch zu.
- 43 -
Diese Entwicklungen erwecken zusehends den Eindruck, dass es
auch bei der Umsetzung des nun neu zu konzipierenden
Glücksspielstaatsvertrages
vorrangig
um
die
finanzielle
Bereicherung der Anbieter und des Staates und nicht um den
Schutz der Spieler geht.
Auch wenn durch die Veränderungen in der neuen Spielverordnung der Jugend- und Spielerschutz bei Geldspielgeräten
insbesondere durch eine Begrenzung der Spielanreize und
Verlustmöglichkeiten weiter verbessert werden soll, scheinen die
Behörden bei der Überprüfung der Vorgaben vollkommen
überfordert zu sein. So bewegen sich laut einer Feldstudie des
Arbeitskreises gegen Spielsucht e. V. allein in NRW etwa 10.000
Glücksspieler
permanent
im
illegalen
oder
grauen
Glücksspielmarkt. Demnach kann in jeder fünften Spielstätte an
illegalen Geräten gezockt werden. Darunter seien verbotene
Online-Spielterminals oder aus Ost-Europa reimportierte, nicht
zugelassene
Casino-Automaten,
die
sehr
hohe
Gewinne
versprechen. Aufgrund ihres hohen Gefährdungspotenzials sind
solche Geräte in Deutschland verboten. Jürgen Trümper vom
Arbeitskreis gegen Glücksspielsucht e. V. beklagt: "Die
Gefährdungslage für Falschparker, ein Knöllchen an der
Windschutzscheibe vorzufinden, scheint ungleich höher als die für
Betriebe aufgrund ihrer rechtswidrigen Spielangebote zur
Rechenschaft gezogen zu werden". Die wenigen OrdnungsamtMitarbeiter stünden dabei oft als Einzelkämpfer einer wachsenden
Zahl verbotener Spielstätten gegenüber. Trümper problematisiert
in seiner Untersuchung auch die bislang offene Rechtslage bei
Sportwetten. Solange Sportwettenanbieter ohne Konzession auf
dem Markt angesichts laufender Gerichtsverfahren geduldet
werden, könne aus seiner Sicht ein grauer Markt blühen, in dem
auch klar illegale Angebote nicht geahndet werden. Dazu gehörten
etwa verbotene Live-Wetten auf Ereignisse wie gelbe Karten oder
Fouls. Zudem seien bei vielen Sportwettenangeboten weitere
Glücksspielangebote mit hohem Suchtpotenzial nur einen MausKlick entfernt, kritisierte Trümper.
- 44 -
Die Kommunen vor Ort haben scheinbar nur sehr eingeschränkte
Möglichkeiten, gegen Spielhallen und Wettbüros vorzugehen. Die
Stadt Hagen erhebt seit dem 1. August 2014 als erste Kommune in
NRW eine Wettbüro-Steuer. 120 000 Euro, so die Hoffnung, soll
die Sonderabgabe jährlich in die Stadtkasse spülen. Nebenher wolle
man die zunehmende Spielsucht bekämpfen – so heißt es offiziell.
Nach einem großen Aufbegehren der Gewerbetreibenden und
Anwohner über die Ansiedlung überproportional vieler Wettbüros in
der Friedrichstraße im Jahr 2012 wird schon seit längerem auch in
Iserlohn
über
entsprechende
regulierende
Maßnahmen
nachgedacht. So wurde beispielsweise im Jahr 2014 ein
Steuerungskonzept „Vergnügungsstätten“ beschlossen. Endgültige
Entscheidungen stehen bis heute allerdings noch aus.
- 45 -
24.06.2015
Innenstadt
Ende der Glückssträhne in Sicht
Einigen Spielhallen in der Innenstadt droht wegen des sogenannten Glücksspielstaatsvertrages das Aus.Foto: Josef Wronski
Der Glücksspielstaatsvertrag und ein Gerichtsurteil könnten bald für Änderungen
in der „Zocker“-Landschaft sorgen. Dies dürfte auch für die Stadt Folgen haben
Sie gelten manchen als die „Schmuddelkinder“ in den Fußgängerzonen, obgleich sie juristisch gesehen Gewerbebetriebe sind
wie andere auch: Wettbüros und Spielhallen. Nun könnte bald Bewegung in die Iserlohner „Zocker“-Landschaft kommen.
Grund sind die Vorgaben des Glücksspielstaatsvertrages und ein aktuelles Gerichtsurteil vor dem Gelsenkirchener
Verwaltungsgericht.
Stadt Iserlohn will Wettbürosteuer prüfen
Vor letzterem wurde jetzt die in vielen Städten im Ruhrgebiet erhobene Wettbürosteuer für rechtens erklärt. Vorausgegangen
war eine Klage von 22 Wettbürobetreibern aus Dortmund und Herne gegen die Abgabe. Die Steuer betrifft allerdings nur jene
Betriebe, in denen Sport live übertragen wird.
Wie berichtet, wird auch in Hagen die Steuer erhoben – ein Urteil des zuständigen Verwaltungsgerichts Arnsberg steht hier
allerdings noch aus. Da die Bewertung jedoch ähnlich ausfallen dürfte, will man in Iserlohn nun ebenfalls die Einführung der
Steuer prüfen, wie Stadt-Pressesprecherin Christine Schulte-Hofmann auf Nachfrage der Heimatzeitung erklärte.
Aktuell gibt es laut Angaben der Verwaltung nur fünf Wettbüros im Stadtgebiet. Mögliche Neuansiedlungen könnten mittels
des 2014 beschlossenen Steuerungskonzepts „Vergnügungsstätten“ verhindert werden, Altbetriebe genießen Bestandsschutz.
So sind größere Einnahmen hier durch die Steuer kaum zu erwarten. Anders ist es bei den 21 Iserlohner Spielhallen, die
jährlich allein rund eine Million Euro an Vergnügungssteuer abführen. Hinzu kommen noch die Gewerbesteuerabgaben.
Zumindest einigen dieser Betriebe dürfte bald das Aus drohen – oder zumindest ein Zwangsumzug. Grund ist der sogenannte
Glückspielstaatsvertrag, der 2012 die Verbreitung von Spielhallen eindämmen sollte. Den Betrieben, die vor diesem Zeitpunkt
bereits bestanden haben, wurde eine Übergangsfrist bis 2017 eingeräumt. Gemäß der Vorgaben dürften dann Spielhallen nur
in einem Abstand von 350 Metern untereinander oder zu Schulen angesiedelt sein. In manchen Bereichen der Innenstadt –
etwa der Friedrichstraße – könnte es also bald für einige der Spielhallen „Rien ne va plus“ heißen.
Zahlreiche Städte und Kommunen haben bereits begonnen, die Betreiber schriftlich zu informieren – so auch Iserlohn.
Maßgeblich dafür, wer den Standort räumen muss, könnte beispielsweise die Dauer des Bestandes einer Spielhalle sein –
„genau weiß das aber keiner“, sagt Stefan Bartels, Justiziar der Stadt Iserlohn.
Aktuell gibt es im Innenstadtbereich fünf Spielhallen, die den Mindestabstand von 350 Metern untereinander unterschreiten.
„Denkbar ist auch, das alle weichen müssen.“ Man warte in dieser Sache auf eine klärende Handreichung vom zuständigen
NRW-Innenministerium. Sicher sei nur der politische Willen, Spielhallen möglichst aus den Innenstädten zu verbannen.
Drei Spielhallenbetreibern seien in dieser Sache bereits Verfügungen zugestellt worden. Ein Inhaber hat seinen Betrieb bereits
geschlossen, zwei haben vor dem Verwaltungsgericht geklagt – Ausgang offen. Stefan Bartels rechnet mit weiteren Verfahren:
„Schließlich wird mit diesen Betrieben eine Menge Geld verdient.“
Tim Gelewski
Erschreckend sind die Ergebnisse des Drogen- und Suchtberichtes
aus dem Jahr 2012, nach denen immer mehr Jugendliche dem
Geldautomatenspiel verfallen und sich so der Gefahr der
Glücksspielsucht ausliefern. Demnach haben rund 25 Prozent aller
16- und 17-jährigen in 2012 an einem Geldspielautomaten
gespielt. 2009 waren es noch 15 Prozent der Jugendlichen in dieser
- 46 -
Altersgruppe, die wir bisher noch viel zu wenig erreichen. Eine
weitere Gefahr droht Jugendlichen durch die oben genannten
privaten Wettbüros, in denen Alterskontrollen oftmals sehr locker
oder überhaupt nicht durchgeführt werden. Der Leiter des
Arbeitsbereichs „Glücksspiele“ der Universität Hamburg, Ingo
Fiedler, berichtet in der Sendung STERN TV vom 06. November
2013, dass die Teilnahmequote an Sportwetten unter Jugendlichen
doppelt so hoch ist, wie unter Erwachsenen. Er sagt: "Wenn junge
Leute schon mit 13, 14 oder 15 Jahren an Glücksspiele
herankommen und auch noch Erfolgserlebnisse erzielen, dann ist
die Gefährdung für eine spätere Problementwicklung groß."
Vor diesem Hintergrund sind auch die Werbemaßnahmen der
Geldspielautomatenwirtschaft sehr kritisch zu betrachten, die dem
Konsumenten scheinbaren Schutz, Sicherheit und Legalität Ihres
Angebotes vorgaukeln.
Nach der jüngsten Gesetzgebung mit der neuen Spielverordnung
und dem neu zu überarbeitenden Glücksspielstaatsvertrag bleibt
abzuwarten,
wie
sich
der
immer
stärker
ausbreitende
Glücksspielmarkt, mit einer stetigen Zunahme der Angebote auf
dem Wett- und Glücksspielautomatenmarkt und entsprechender
Angebote im Internet, entwickeln wird. Wir sehen der Zukunft mit
großer Sorge entgegen und teilen die Einschätzung renommierter
Einrichtungen, wie dem Fachverband Glücksspielsucht e. V. und der
Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e. V. (DHS), die generell vor
einer Ausweitung des Glücksspielangebotes warnen und sich für
einen kleinen, regulierten Glücksspielmarkt aussprechen.
In diesem Zusammenhang muss angemerkt werden, dass bis heute
ein Beschluss des Rates der Stadt Iserlohn aussteht, aufgrund der
vermehrten Vergnügungssteuereinnahmen eine halben Stelle zur
Bekämpfung der Glücksspielsucht einzurichten. Der Beschluss
wurde vom Sozialausschuss im Mai 2009 aufgrund der finanziell
angespannten Situation vertagt.
- 47 -
7.3
Online-Beratung
Seit einigen Jahren bieten wir mit Unterstützung des Deutschen
Caritasverbandes unseren Kunden in Iserlohn die Möglichkeit der
Online-Beratung.
Die Online-Beratung ist anonym, kostenlos und vertraulich
gestaltet. Die Interessenten melden sich unter einem frei
erfundenen Namen an, wählen ein Passwort und gelangen
automatisch in das eigene Postfach. Von dort aus können Anfragen
an die Suchtberatung gesendet werden. Der Kunde entscheidet, ob
und wann die Beratung beendet wird und ob der Zugang gelöscht
wird.
In der Regel wird jede Anfrage innerhalb von 48 Stunden
bearbeitet. Sollte diese einmal nicht möglich sein, etwa weil der
zuständige Berater krankheitsbedingt fehlt, erhalten die Kunden
eine entsprechende Benachrichtigung.
Ziel der Online-Beratung ist es, den ersten Schritt zur Kontaktaufnahme mit dem Suchthilfesystem zu erleichtern. Im Vordergrund
steht zunächst einmal der Aufbau eines Vertrauensverhältnisses
zwischen Klient und Berater. Wenn sich herausstellt, dass eine
Online-Beratung nicht ausreichend ist, schlagen wir den Klienten
die Fortsetzung der Beratung im direkten Gespräch in unserer
Suchtberatungsstelle vor.
- 48 -
7.4
Medienabhängigkeit / Internetsucht
Laut Drogen- und Suchtbericht 2015 des Bundesgesundheitsministeriums leben in Deutschland rund 560.000 Menschen, die
vom Internet abhängig sind. Die Betroffenen sind im Durchschnitt
täglich 6,5 Stunden im Internet. Ca. 3 Mio. Menschen zwischen 14
und 64 Jahren zeigen laut Studie eine „problematische
Internetnutzung“, sie sind täglich bis zu 3 Stunden im Internet.
Auffällig ist, dass vor allem junge Leute internetsüchtig sind, in der
Gruppe der 14- bis 16-Jährigen sind das laut Bericht 4 Prozent.
Erhebliche Unterschiede gibt es, wenn es allein um die Spiele geht,
die online oder offline genutzt werden: Hier sind mit deutlicher
Mehrheit die Jungen von Abhängigkeit betroffen. Nach einer Studie
des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen weisen
von rund 11.000 befragten Neuntklässlern im Durchschnittsalter
von 15 Jahren rund zwei Prozent der Jungen Symptome von
Abhängigkeit auf und nur 0,3 Prozent der Mädchen. Der Anteil der
Jungen an den Betroffenen beträgt damit etwa 90 Prozent.
Dabei spielt offenbar das Bildungsniveau der Jugendlichen eine
entscheidende Rolle. So sind Hauptschüler am stärksten gefährdet:
Unter ihnen finden sich der Studie zufolge 2,6 Prozent
Computerspiel-Abhängige. Bei den Realschülern sind es mit 1,3
Prozent Abhängigen nur halb so viele – und unter Gymnasiasten
beträgt der Anteil der Betroffenen rund 0,6 Prozent. Ob die
Jugendlichen aus Familien mit Zuwanderungsgeschichte stammen
oder nicht, spielt eher eine untergeordnete Rolle.
- 49 -
Unserer Erfahrung nach vernachlässigen süchtige Internet-Nutzer
ihre realen sozialen Kontakte, gehen nicht mehr zur Schule oder
zur Arbeit und verwahrlosen auch körperlich, da das Körpergefühl
und somit auch das Hunger- und Durstgefühl ausgeschaltet wird.
In der Regel verschiebt sich auch der Tag- und Nachtrhythmus, da
auch das Schlafbedürfnis zugunsten der Internet-Nutzung nicht
mehr von Bedeutung ist. Online-Süchtige leben in einer virtuellen
Welt, in der sie Anerkennung finden, die ihnen im echten Leben
häufig verwehrt wird. Sie verlieren die Kontrolle über die Zeit am
PC und leiden unter Entzugserscheinungen, wie erhöhter
Reizbarkeit, schlechter Laune, Angstzuständen, feuchten Händen
und innerer Unruhe. Manchmal treten auch aggressive Handlungen
gegen sich selber oder gegenüber der Umwelt auf, welche bis hin
zum Suizid reichen können. Die Folgen ähneln einer Alkohol- oder
Drogenabhängigkeit.
Bis heute liegt noch keine international gültige Krankheitsdefinition
vor, ab wann jemand Online-süchtig ist, allerdings scheint unter
den bisher an der Erforschung beteiligten Wissenschaftlern
weitgehende Einigkeit darin zu bestehen, dass die Kriterien für
stoffungebundene Abhängigkeit, die sich ihrerseits an den Kriterien
für stoffgebundene Abhängigkeitserkrankungen orientieren, auch
auf die Internetabhängigkeit anwendbar sind.
Somit müssen zur Diagnosestellung die ersten fünf Kriterien, die
sich ausschließlich auf die primäre Symptomatik des übermäßigen
Internetkonsums beziehen, allesamt erfüllt sein, zusätzlich
mindestens eines der letzten drei Kriterien, die eher sekundäre
negative Folgen der Nutzung beschreiben (Young (1996)
modifiziert von Beard (2001)):
1.
2.
3.
4.
5.
Ständige gedankliche Beschäftigung mit dem Internet Gedanken
an
vorherige
Online-Aktivitäten
oder
Antizipation (Vorwegnahme oder Erwartung eines
zukünftigen Verhaltens und Erlebens) zukünftiger
Online-Aktivitäten
Zwangsläufige Ausdehnung der im Internet verbrachten
Zeiträume, um noch eine Befriedigung zu erlangen.
Erfolglose
Versuche,
den
Internetgebrauch
zu
kontrollieren, einzuschränken oder zu stoppen.
Ruhelosigkeit, Launenhaftigkeit, Depressivität oder
Reizbarkeit, wenn versucht wird, den Internetgebrauch
zu reduzieren oder zu stoppen.
Längere Aufenthaltszeiten im Internet als ursprünglich
beabsichtigt.
- 50 -
Zumindest eines der folgenden Kriterien (6-8) muss zusätzlich
vorliegen:
6.
7.
8.
Aufs Spiel Setzen oder Riskieren einer engen Beziehung,
einer Arbeitsstelle oder eines beruflichen Angebots
wegen des Internets.
Belügen von Familienmitgliedern, Therapeuten oder
anderen, um das Ausmaß und die Verstrickung mit dem
Internet zu verbergen.
Internetgebrauch als ein Weg, Problemen auszuweichen
oder dysphorische Stimmungen zu erleichtern (wie
Gefühle von Hilflosigkeit, Schuld, Angst, Depression).
Um die Kostenträger, wie Krankenkassen und Rentenversicherungsträger, zu einer Finanzierung der Behandlung zu
verpflichten und die Grundlage für zukünftige therapeutische
Einrichtungen und einheitliche Behandlungsrichtlinien zu schaffen,
fordern wir die internationale Anerkennung der Diagnose
„pathologische Internet- und Mediennutzung“ im DSM IV und im
ICD-10.
Die Frage der Mediengefährdung und Mediensucht ist ein deutliches
Schnittstellenthema von Kinder- und Jugendhilfe einerseits und
Suchthilfe / Suchtprävention andererseits. Nach Aussage der Freien
Wohlfahrtspflege NRW haben weder die Beratungsstellen der
Suchthilfe noch die der Jugendhilfe bislang einen expliziten
landespolitischen Auftrag, sich dieser neuen Klientengruppe zu
öffnen. Zunehmende Fallzahlen und bestehende begrenzte
Personalressourcen in der Sucht- und Jugendhilfe erlauben keine
Ausweitung der Klientengruppen ohne vernünftige und realistische
Erweiterung der personellen Besetzung. Um ein fachliches und
hilfreiches Angebot für betroffene Klienten schaffen zu können ist
es
demnach
notwendig,
dass
die
Suchthilfeträger
und
Jugendhilfeträger vor Ort in kooperativer Weise die Hilfsangebote
entwickeln und aufeinander abstimmen.
Wir erhielten auch 2015 Anfragen von besorgten Eltern und
Lehrern, die mit jungen Menschen konfrontiert waren, welche zum
Teil exzessive „Internetnutzung“ betrieben und haben diese
Hilfesuchenden
im
Rahmen
unserer
derzeit
bestehenden
Möglichkeiten beraten und begleitet. In der Regel ging es um junge
Männer im Alter von 17 bis 21 Jahren, welche abhängig OnlineSpiele konsumierten, noch zu Hause bei den Eltern lebten und zum
Teil auch noch schulpflichtig waren. Die Beratung der Angehörigen
gestaltet sich durch die oftmals fehlende Krankheitseinsicht der
Betroffenen schwierig. In diesen Fällen können wir die Eltern dann
nur über ihr eigenes co-abhängiges Verhalten aufklären und sie
ermutigen, negative Konsequenzen von dem Süchtigen nicht fern
- 51 -
zu halten und ihm die Verantwortung für sein süchtiges Verhalten
zu übertragen. Notfalls kann dieses auch bedeuten, den jungen
Erwachsenen „vor die Tür“ zu setzen oder bei minderjährigen das
Jugendamt einzuschalten und eine „Familienhilfe“ zu beantragen.
Ein weiteres Problem stellen die fehlenden, auf Internetsucht
spezialisierten, stationären und ambulanten Behandlungsangebote
dar. Bei Minderjährigen gibt es zwar für die Eltern theoretisch die
Möglichkeit, den Süchtigen gegen seinen Willen in eine
psychiatrische Fachklinik einweisen zu lassen, aber praktisch
lehnen die Kinder- und Jugendpsychiatrien die Behandlung der
jungen Menschen ab, da sie keine Möglichkeit sehen, ohne
Krankheitseinsicht des Süchtigen eine erfolgreiche Therapie
durchzuführen. Oftmals halten sie auch keine spezialisierten
Angebote vor. Durch die fehlende Anerkennung der Diagnose im
ICD-10 sind die Krankenkassen nicht verpflichtet die Kosten für
eine solche Behandlung zu übernehmen und die Kliniken können
entsprechende Therapieangebote nicht abrechnen.
Im Rahmen unserer Möglichkeiten bemühen wir uns, mit
Einrichtungen der Jugendhilfe zu kooperieren. Aufgrund der
umfangreichen und speziellen Anforderungen, die durch die
Internetsucht an das bestehende Suchthilfesystem gestellt werden,
müssen jedoch zusätzliche Lösungen und Angebote geschaffen
werden, die nur im gemeinsamen Zusammenspiel und der
Vernetzung von Sucht- und Jugendhilfe greifen können.
Vor diesem Hintergrund haben wir bereits vor einigen Jahren vor
Ort begonnen, uns mit der Familien- und Erziehungsberatung in
unserem Hause zu vernetzen. Es fanden gemeinsame Teams statt
um Informationen auszutauschen und neue Ideen im Umgang mit
medienabhängigen Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu
entwickeln. Die Treffen erwiesen sich als fruchtbar und hilfreich und
werden fortgesetzt.
- 52 -
7.5
Cari-Point Selbsthilfegruppe
In diesem Jahr konnte Cari-Point ihr fünf-jähriges Bestehen feiern!
Auf Initiative eines weiteren Gründungsmitgliedes
erhielt der
Mitbegründer Peter Wolf von der Diözese in Paderborn eine
Ehrenurkunde für seine engagierte ehrenamtliche Tätigkeit als
Gruppenleiter! Die Auszeichnung wurde vom Geschäftsführer des
Caritasverbandes Herrn Ebbing überreicht.
Im Jahr 2015 traf sich Cari-Point regelmäßig am Mittwochabend in
den Räumen der Caritas.
Teilnehmen kann jeder, der selbst von einer Suchterkrankung
betroffen ist, oder einen suchtkranken Angehörigen hat. In der
Gruppe treffen sich Menschen mit verschiedenen Suchterkrankungen (Alkohol, Medikamente, Drogen)
Die Teilnahme kann anonym erfolgen und ist kostenlos.
Selbstverständlich gilt in der Gruppe eine gegenseitige
Schweigepflicht, wonach keine Informationen von Teilnehmern aus
der Gruppe an andere Personen weitergegeben werden dürfen.
Geredet werden kann über „alles“, aber keiner „muss“ etwas
sagen. Jeder ist willkommen erst einmal nur zuzuhören. Mit dem
Schildern eines Problems – ob in der Partnerschaft, am
Arbeitsplatz, mit der Arbeitsagentur, mit Tod und Trauer – gibt
jeder Mensch nicht nur ein Stück davon ab, zumeist erfährt er
auch, dass es anderen Süchtigen und Angehörigen ganz ähnlich
ging oder geht, und dass sie diese Phasen auch durchgemacht
- 53 -
haben. So profitiert jeder vom Austausch, selbst wenn er nur
zuhört.
Cari-Point ist bereits offiziell als Selbsthilfegruppe eingetragen und
anerkannt. Das wiederum sichert die finanzielle Unterstützung
durch die Krankenkassen. Auch die Aufnahme in den
Selbsthilfegruppen-Führer für den Märkischen Kreis ist erfolgt.
Die Gruppe trifft sich mittwochs in der Zeit von 17:30 – 19:15 Uhr
im Tagungsraum des Caritasverbandes.
Wir freuen uns sehr über diese seit Bestehen unserer
Suchtberatung einmalige Entwicklung, danken für das uns
entgegen gebrachte Vertrauen und stehen der Gruppe Cari-Point
natürlich gern auch in Zukunft mit Rat und Tat zur Seite.
- 54 -
8.
Qualitätssicherung
8.1
Qualitätsmanagementsystem (EFQM)
Unsere Beratungsstelle hat sich für die Einführung des EFQMModells (European Foundation for Quality Management) entschieden. EFQM ist besonders für kleinere Beratungsstellen ein
sinnvoller Weg, um mit begrenzten personellen und zeitlichen
Ressourcen den Einstieg in einen Qualitätsmanagementprozess zu
gewährleisten. Es ermöglicht die erfolgreiche Sicherung und
Weiterentwicklung der Qualität der eigenen Arbeit und stellt ein
vom Land anerkanntes System dar.
Das Herzstück des EFQM-Modells besteht aus einer Selbstbewertung der Einrichtung, die alle zwei Jahre durchgeführt wird.
Anhand der späteren gemeinsamen Auswertung werden die
Bereiche deutlich, in denen die Einrichtung bereits jetzt schon eine
gute Arbeit leistet oder wo zukünftig etwas verändert oder ergänzt
werden sollte.
Gemeinsam mit der Suchtkrankenhilfe Menden fanden bisher
wiederholt Selbstbewertungen statt. Neben der Überprüfung der
bereits erreichten Ziele aus der ersten Selbstbewertung wurden
wichtige Veränderungsprojekte und -prozesse für die nächsten
Jahre entwickelt und in 2015 kontinuierlich vorangetrieben. Für
2016 ist die weitere gemeinsame Entwicklung und Verschriftlichung
von Prozessabläufen in den Suchtberatungen geplant.
Im Rahmen des Qualitätsmanagements unserer Suchtberatung
beteiligen wir uns seit 2010 an einer externen und unabhängigen
Beschwerdestelle, welche eine sehr sinnvolle und hilfreiche
Ergänzung unseres Beschwerdemanagements darstellt (s. Kap.
8.3).
Insgesamt hat sich der Prozess des Qualitätsmanagement als eine
gute Möglichkeit herausgestellt unseren bereits vorhandenen hohen
Qualitätsstandard in der Beratung abzubilden, zu bestätigen und
durch sinnvolle Veränderungen weiterzuentwickeln.
- 55 -
8.2
PATFAK Light / Computergestützte Dokumentation
und Auswertung
Um Qualitätsstandards zu installieren und zu messen, haben wir
zum Beginn des Jahres 2009 auf das Programmsystem PATFAK
light von der Firma Redline Data umgestellt. Mit diesem Programm
ist es uns möglich, den bereits 2007 eingeführten „neuen
deutschen Kerndatensatz“ (KDS) für die Landessuchthilfestatistik
NRW zu erfassen und entsprechende neue Anforderungen zu
erfüllen, die an die in den Suchtberatungsstellen genutzten
Dokumentationsprogramme gestellt werden. Mittlerweile hat sich
das System sehr gut bewährt. Es bietet für die erweiterte
Dokumentation
und
die
neu
strukturierten
statistischen
Auswertungen vielfältige Möglichkeiten, um Vergleiche zu ziehen
und Tendenzen und Entwicklungen zu erkennen.
Das Programm ermöglicht uns die Teilnahme an der
Jahresauswertung der Deutschen Suchthilfestatistik des Instituts
für
Therapieforschung
in
München
(IFT)
und
an
der
Landessuchthilfestatistik Nordrhein-Westfalen. Es bildet außerdem
die Grundlage der jährlichen statistischen Auswertungen für das
Land, den Märkischen Kreis und die Stadt Iserlohn.
An dieser Stelle möchten wir noch einmal darauf hinweisen, wie
zufrieden wir mit PATFAK light und seinen vielfältigen
Möglichkeiten sind und unsere tägliche Dokumentation damit
erleichtert wird.
- 56 -
8.3
Unabhängige Beschwerdestelle des Märkischen
Kreises
Unsere
Suchtberatung
beteiligt
sich
im
Rahmen
ihres
Qualitätsmanagements (s. Kap. 8.1) an der unabhängigen
Beschwerdestelle für Menschen mit seelischen Störungen und
Suchterkrankungen im Märkischen Kreis.
Die Beschwerdestelle ist eine der ersten in NRW, in der betroffene
Bürgerinnen und Bürger gleichberechtigt mit professionellen
Helfern Beschwerden bearbeiten. Bei den Kunden handelt es sich z.
B. um Bewohner des ambulant und stationär betreuten Wohnens,
um Patienten der Kliniken, um Teilnehmer an Freizeit- und
Kontaktangeboten, Ratsuchende beim Sozialpsychiatrischen Dienst
oder den Suchtberatungsstellen sowie Beschäftigte in Werkstätten
für Menschen mit psychischen Behinderungen.
Jede Bürgerin und jeder Bürger kann sich mit einer Beschwerde gleich welcher Art - bei Schwierigkeiten mit den kooperierenden
Einrichtungen an die Beschwerdestelle wenden. Dieses ist
telefonisch, per Post, per E-Mail sowie persönlich in den
wöchentlichen Sprechstunden möglich. Die jeweils zuständigen
Mitglieder der Beschwerdestelle nehmen zunächst Kontakt zum
Beschwerdeführer auf und klären weitere Details. Danach wird das
Gespräch mit der Einrichtung gesucht, in der die Probleme
auftreten.
Die weitere Vorgehensweise richtet sich nach dem jeweiligen
Einzelfall. Ziel ist es, die Beschwerde zu klären und zwischen
Kunden und psychosozialer Einrichtung zu vermitteln. Sollten sich
gleichlautende Beschwerden häufen, ist es im Sinne des
Qualitätsmanagements wichtig, die betroffene Einrichtung bei einer
grundsätzlichen Klärung zu unterstützen und für die Zukunft
Abhilfe zu schaffen. Die Beschwerdestelle arbeitet kostenlos. Die
Mitglieder der Beschwerdestelle unterliegen der Schweigepflicht.
- 57 -
9.
Résumé/Ausblick
Das Angebot der Suchtberatungsstelle des Caritasverbandes
Iserlohn, Hemer, Menden, Balve e. V. ist ein wichtiges Element in
der Kette der Hilfsanbieter im Bereich der Suchtkrankenhilfe. Als
fest integrierter Bestandteil wurde es auch im Jahr 2015 vielfach
von den Bürgern der Stadt Iserlohn wahrgenommen. Mit einer
positiven Veränderung der Symptomatik in 68 % der beendeten
Betreuungen können wir auch in 2015 auf ein erfolgreiches
Berichtsjahr zurückblicken.
Bedingt durch die fortschreitend hohen Klientenzahlen und
Beratungskontakte gelangt unsere Suchtberatungsstelle seit Jahren
an die Grenzen ihrer zeitlichen und persönlichen Ressourcen und
Möglichkeiten. Um den vielen Klienten und Anfragen gerecht
werden zu können, werden wir auch weiterhin unsere offene
Sprechstunde anbieten. Sie ermöglicht es uns auch in Zukunft,
trotz hoher Nachfrage für unsere Kunden zeitnahe Hilfe und eine
regelmäßige Erreichbarkeit sicher zu stellen.
Wie in den letzten Jahren sticht bei der Auswertung unserer Daten
besonders die hohe Zahl der Arbeitslosengeld-II-Empfänger
mit einer Suchtproblematik ins Auge. Dies ist zum einen auf die
schwierige Arbeitsmarktlage speziell für langzeitarbeitslose
Menschen zurückzuführen, zum anderen muss allerdings mit
Besorgnis betrachtet werden, dass sich das Fehlen von Arbeit,
Beschäftigung und Tagesstruktur als Sucht fördernde Komponente
herausstellt. Im Rahmen unserer Hilfe wird die Beschäftigung mit
der entstehenden Armut durch die Folgen der Arbeitsmarkt- und
Sozialreformen der letzten Jahre leider auch in den folgenden
Jahren weiterhin ein zentrales Thema bleiben. Um den betroffenen
Menschen eine Zukunftsperspektive vermitteln zu können,
wünschen wir uns unter Anderem die Einrichtung eines „Dritten
Arbeitsmarktes“, der auch von der Freien Wohlfahrtspflege als
sinnvoll und notwendig erachtet wird und erhoffen uns für die
Zukunft entsprechende politische Weichenstellungen.
Die Begleitung und Beratung der hohen Anzahl von Patienten mit
Doppel- oder Mehrfachdiagnosen wird auch in Zukunft eine enorme
Herausforderung für uns darstellen und einen großen Anteil unserer
Arbeit ausmachen. Viel zu wenig ambulante Psychotherapieplätze,
zu wenig psychiatrische Fachärzte und fehlende integrative
Behandlungsprogramme im ambulanten Rahmen werden unsere
Arbeit auch in Zukunft zusätzlich erschweren. Wir fordern daher die
Einrichtung von ausreichenden ambulanten Psychotherapieplätzen,
insbesondere für die Gruppe der Patienten mit Doppel- und
Mehrfachdiagnosen!
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In unserer Arbeit hat sich sowohl die interne Kooperation mit
dem gut ausgebauten Netz unseres Caritasverbandes als auch die
externe Zusammenarbeit mit den Hilfsangeboten in Iserlohn und
Umgebung bewährt.
Die besorgniserregende Entwicklung auf dem Glücksspielmarkt und
die vergleichsweise hohe Nachfrage unseres Beratungsangebotes
für Glücksspieler bestätigt uns in der Schwerpunktsetzung unseres
Angebotes und bestärkt uns darin, auch in Zukunft die angeleitete
Selbsthilfegruppe für Glücksspieler weiter anzubieten.
Auch die therapeutisch geleitete Nachsorgebehandlung in
Kooperation mit dem Therapieverbund ARS-MK werden wir 2016
in Iserlohn fortführen.
Wir freuen uns, auch weiterhin die Selbsthilfegruppe Cari-Point
in unserem Haus beheimatet zu wissen und wünschen ihr auch für
das kommende Jahr regen Zulauf und eine gute und erfolgreiche
Arbeit.
Unsere CHAMÄLEON-Gruppenangebote können erfreulicherweise
sowohl in Menden und Hemer als auch in Iserlohn weiter
fortgeführt werden. Um den Fortbestand dieser wichtigen
therapeutischen Angebote für Kinder aus sucht- und seelisch
belasteten Familien sicher stellen zu können, werden wir allerdings
auch in Zukunft auf zahlreiche große und kleine Spenden
angewiesen sein.
Hinsichtlich der pathologischen Internet- und Mediennutzung
müssen in Zukunft neue Zugangswege und Hilfsangebote für die
jungen Menschen gefunden und installiert werden. Dies wird leider
nicht im Rahmen unseres bisherigen Angebotes finanzierbar und
durchführbar sein können. Um auf dem aktuellen Stand der
Entwicklung zu bleiben, werden auch im Jahr 2016 weitere
Informations- und Kooperationstreffen mit der Familien- und
Erziehungsberatung in unserem Hause stattfinden, damit wir die
betroffenen Eltern und Kindern in Iserlohn zumindest im für uns
durchführbaren Rahmen unterstützen können.
Im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise werden aus unserer
Sicht in naher Zukunft neue Herausforderungen auf das deutsche
Suchthilfesystem zukommen. Bereits im Oktober 2015 berichtet
Frau Renée Buck, Abteilungsleiterin des Kieler Gesundheitsministeriums, in einem Interview mit DIE WELT über den
zunehmenden Alkoholkonsum von Flüchtlingen in Deutschland und
prognostiziert „Alkohol wird bei den Flüchtlingen eine Rolle
spielen“.
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Um adäquat auf die bevorstehenden Probleme reagieren zu
können, halten wir einen regelmäßigen Austausch mit den
beteiligten Institutionen in Iserlohn und ein abgestimmtes
Vorgehen für unbedingt notwendig.
Die Teilnahme an Arbeitskreisen und Gremien ist auch weiterhin
notwendig und vorgesehen, um die wichtigen Vernetzungs- und
Kooperationsmöglichkeiten auf lokaler, regionaler und überregionaler Ebene nutzen zu können.
Auch für das Jahr 2016 haben wir uns vorgenommen, die bereits
hohen Qualitätsstandards unserer Beratungsstelle zu halten und
mit Hilfe des bestehenden Qualitätsmanagementsystems weiter
auszubauen.
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10.
Dank
An dieser Stelle bedanken wir uns bei allen, die uns bei unserer
Arbeit in der Beratung von Hilfe suchenden Abhängigkeitskranken
und deren Angehörigen unterstützt haben:
den mit uns in Kontakt stehenden Einrichtungen, Institutionen,
Ämtern, Krankenhäusern, Therapieeinrichtungen, Beratungsstellen, und (Selbsthilfe-) Gruppen
den Kooperationspartnern des ARS-MK
den Kollegen und Mitarbeitern des Caritasverbandes Iserlohn
e.V.
Wir wünschen uns weiterhin eine gute und fruchtbare Zusammenarbeit, so dass wir auch weiterhin die Menschen, die uns um Hilfe
bitten, kompetent beraten und begleiten können und damit
unseren gesellschaftlichen Auftrag nach besten Wissen und
Gewissen erfüllen können.
Iserlohn, Februar 2016
Uta von Holten
Thomas Kreklau
Dipl. Soz. arb / Dipl. Soz. päd.
Suchttherapeutin (VDR)
Systemische Familientherapeutin (DGSF)
Dipl. Soz. arb.
Suchttherapeut
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Psychosoziale Suchtberatung
Karlstr. 15
58636 Iserlohn
Telefon
02371/8186 20
02371/8186 19
Telefax
02371/8186 81
[email protected]
[email protected]
www.caritas-iserlohn.de
www.suchtberatung-iserlohn.de
www.caritas-chamäleon.de
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