Endoprothetik
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Endoprothetik
Endoprothetik Ein Leitfaden für den Praktiker herausgegeben von Manfred G. Krukemeyer Gunnar Möllenhoff 3., aktualisierte und erweiterte Auflage DE GRUYTER Bereitgestellt von | De Gruyter / TCS Angemeldet | 212.87.45.97 Heruntergeladen am | 19.12.12 14:58 Herausgeber Dr. med. Manfred Georg Krukemeyer Paracelsus-Kliniken Sedanstraße 109 49076 Osnabrück Prof. Dr. med. Gunnar Möllenhoff Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie Zentrum für Endoprothetik Raphaelsklinik Münster GmbH Loerstraße 23 48143 Münster Das Werk enthält 178 Abbildungen und 52 Tabellen. ISBN 978-3-11-028261-0 e-ISBN 978-3-11-028699-1 Library of Congress Cataloging-in-Publication Data A CIP catalog record for this book has been applied for at the Library of Congress. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. ” 2013 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Der Verlag hat für die Wiedergabe aller in diesem Buch enthaltenen Informationen (Programme, Verfahren, Mengen, Dosierungen, Applikationen etc.) mit Autoren bzw. Herausgebern große Mühe darauf verwandt, diese Angaben genau entsprechend dem Wissensstand bei Fertigstellung des Werkes abzudru- cken. Trotz sorgfältiger Manuskriptherstellung und Korrektur des Satzes können Fehler nicht ganz ausgeschlossen werden. Autoren bzw. Herausgeber und Verlag übernehmen infolgedessen keine Verantwortung und keine daraus folgende oder sonstige Haftung, die auf irgendeine Art aus der Benutzung der in dem Werk enthaltenen Informationen oder Teilen davon entsteht. Die Wiedergabe der Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen und dergleichen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass solche Namen ohne weiteres von jedermann benutzt werden dürfen. Vielmehr handelt es sich häufig um gesetzlich geschützte, eingetragene Warenzeichen, auch wenn sie nicht eigens als solche gekennzeichnet sind. Satz: Meta Systems GmbH, Wustermark Druck: Hubert & Co., Göttingen Gedruckt auf säurefreiem Papier 앪 Printed in Germany www.degruyter.com Bereitgestellt von | De Gruyter / TCS Angemeldet | 212.87.45.97 Heruntergeladen am | 19.12.12 14:58 Vorwort zur 3. Auflage Wir freuen uns, dem interessierten Leser die nunmehr 3. Auflage des Buches Endoprothetik vorlegen zu können. Nach dem großen Erfolg der 1. Auflage musste schnell eine 2., unveränderte Auflage nachgelegt werden. Die nun vorliegende 3. Auflage wurde komplett überarbeitet und erweitert. Die Medizin und somit auch die Endoprothetik verzeichnen eine rasante Entwicklung. Durch die Überalterung der Gesellschaft entsteht ein zunehmender Markt in der Endoprothetik. Dem sich schnell entwickelnden und gewaltig wachsenden Bedarf an Endoprothesen und an Chirurgen, die Endoprothesen implantieren können, müssen sich auch die Ausbildung und die Informationen über neueste Erkenntnisse zeitnah anschließen. Nur wenige Jahre nach der 1. Auflage ist es für uns eine große Anerkennung, eine 3. Auflage vorlegen zu können. Durch die unzähligen Zuschriften von ärztlichen Kollegen wurden in der 3. Auflage viele neue Aspekte mit eingearbeitet und Korrekturen, wo nötig, durchgeführt. Fünf wichtige neue Kapitel haben wir aufgenommen. Im allgemeinen Teil sind dies die Epidemiologie von degenerativen Erkrankungen und die Abrechnung von Endoprothesen nach dem DRG-Sys- tem. Im speziellen Teil wurden die Kapitel Tumorendoprothetik, minimalinvasive Techniken sowie Navigation eingefügt. In den meisten internationalen medizinischen Zeitschriften und Journalen sind hervorragende Studien erschienen, die das enorme Potential der Endoprothetik belegen. Auch hier haben wir uns darauf konzentriert, dem Leser das Wichtigste vorzustellen, was ihm ermöglicht, sich schnell und prägnant zu informieren. Die ärztlichen Kolleginnen und Kollegen, die sich mit dem hochinteressanten Thema Endoprothetik befassen, werden feststellen, welch mannigfaltiges Therapiefeld sich ihnen eröffnet. Das Buch soll auch hier klare Wege aufzeigen, einen Leitfaden geben und nicht zuletzt auch ein Nachschlagewerk sein, um unser aller Ziel zu erreichen: die beste Diagnostik und Therapie für den kranken Menschen. Allen Leserinnen und Lesern wünschen wir eine erfolgreiche Lektüre. Wir danken dem de Gruyter-Verlag und unserer langjährigen Lektorin Frau Dr. A. Kronenberg für die meisterhafte Bewältigung aller anstehenden Probleme und die erfolgreiche Verwirklichung dieses Projekts. Münster, im Herbst 2012 Manfred G. Krukemeyer Gunnar Möllenhoff Bereitgestellt von | De Gruyter / TCS Angemeldet | 212.87.45.97 Heruntergeladen am | 19.12.12 14:59 Autorenverzeichnis Herausgeber Dr. med. Manfred Georg Krukemeyer Paracelsus-Kliniken Sedanstraße 109 49076 Osnabrück Prof. Dr. med. Gunnar Möllenhoff Chefarzt der Abteilung Unfall- und orthopädische Chirurgie Raphaelsklinik Münster GmbH Loerstraße 23 48143 Münster Autoren Prof. Dr. med. habil. Peter Aldinger Orthopädische Klinik Paulinenhilfe Diakonie Klinikum Stuttgart Rosenbergstraße 38 70176 Stuttgart Dr. med. Martin Ellenrieder Orthopädische Klinik und Poliklinik Universitätsklinikum Rostock Doberaner Straße 142 18055 Rostock Dr. med. Lars Frommelt Klinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene Endo-Klinik Hamburg GmbH Holstenstraße 2 22767 Hamburg Prof. Dr. med. Georg Gosheger Tumororthopädie und Revisionsendoprothetik Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie Universitätsklinikum Münster Albert-Schweitzer-Campus 1 48149 Münster Prof. Dr. med. Dipl. oec. Bernhard Greitemann Rehaklinikum Bad Rothenfelde Klinik Münsterland Auf der Stöwwe 11 49214 Bad Rothenfelde Prof. Dr. med. Jendrik Hardes Tumororthopädie und Revisionsendoprothetik Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie Universitätsklinikum Münster Albert-Schweitzer-Campus 1 48149 Münster Dr. med. Joachim Herre Orthopädische Klinik Paulinenhilfe Diakonie Klinikum Stuttgart Rosenbergstraße 38 70176 Stuttgart Dr. med. Steffen Höll Tumororthopädie und Revisionsendoprothetik Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie Universitätsklinikum Münster Albert-Schweitzer-Campus 1 48149 Münster Priv.-Doz. Dr. med. Robert Hube Orthopädische Chirurgie München Steinerstraße 6 81369 München Priv.-Doz. Dr. med. habil. Michael John Zentrum für Unfallchirurgie und Orthopädie Klinik für Orthopädie Klinikum Magdeburg gemeinnützige GmbH Birkenallee 34 39130 Magdeburg Bereitgestellt von | De Gruyter / TCS Angemeldet | 212.87.45.97 Heruntergeladen am | 19.12.12 14:59 VIII Autorenverzeichnis Prof. Dr. Hartmuth Kiefer Klinik für Unfall- und Orthopädische Chirurgie, Hand- und Wiederherstellungschirurgie Gelenkzentrum Lukas-Krankenhaus Bünde Akademisches Lehrkrankenhaus der MH Hannover Hindenburgstraße 56 32257 Bünde Prof. em. Dr. med. Hans-Wolfram Neumann Universitätsklinikum A.ö.R. Orthopädische Universitätsklinik Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Leipziger Straße 44 39112 Magdeburg Dr. med. Markus Nottrott Tumororthopädie und Revisionsendoprothetik Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie Universitätsklinikum Münster Albert-Schweitzer-Campus 1 48149 Münster Prof. Dr. med. Olaf Kilian Zentralklinik Bad Berka GmbH Robert-Koch-Allee 9 99437 Bad Berka Prof. Dr. med. habil. Dr.-Ing. Wolfgang Plitz Hofbrunnstraße 4 81479 München Prof. Dr. Veit Krenn Zentrum für Histologie, Zytologie und Molekulare Diagnostik Trier Max-Planck-Str. 18⫺20 54296 Trier Dr. med. Sebastian Lieske Zentrum für Unfallchirurgie und Orthopädie Klinik für Orthopädie Klinikum Magdeburg gemeinnützige GmbH Birkenallee 34 39130 Magdeburg Priv.-Doz. Dr. med. Björn Marquardt Orthopädische Praxis/Praxisklinik Von-Vincke-Straße 14 48143 Münster Dr. med. Christian Merle Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie Universitätsklinik Heidelberg Schlierbacher Landstraße 200a 69118 Heidelberg Prof. Dr. med. Wolfram Mittelmeier Direktor der Orthopädischen Klinik und Poliklinik Universitätsklinikum Rostock Doberaner Straße 142 18055 Rostock Dipl.Kfm (FH) Marc-André Pogonke Paracelsus-Kliniken Sedanstraße 109 49076 Osnabrück Dr. med. Katja Schenk Universitätsklinikum Magdeburg A.ö.R. Orthopädische Universitätsklinik Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg Leipziger Straße 44 39112 Magdeburg Dr. med. Iris Schleicher Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH, Standort Gießen Rudolf-Buchheim-Straße 7 35385 Gießen Univ.-Prof. Prof. h.c. Dr. med. Dr. med. vet. Dr. h.c. Reinhard Schnettler Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH, Standort Gießen Rudolf-Buchheim-Straße 7 35385 Gießen Bereitgestellt von | De Gruyter / TCS Angemeldet | 212.87.45.97 Heruntergeladen am | 19.12.12 14:59 Autorenverzeichnis Dr. med. Dominik Schorn Abt. für Unfall- und orthopädische Chirurgie Raphaelsklinik GmbH Loerstraße 23 48143 Münster Christina Skripitz Institut für medizinische Mikrobiologie, Virologie und Hygiene Universität Rostock Schillingallee 70 18057 Rostock Priv.-Doz. Dr. med. Ralf Skripitz Orthopädische Klinik und Poliklinik Universitätsklinikum Rostock Doberaner Straße 142 18055 Rostock IX Priv.-Doz. Dr. med. Arne Streitbürger Tumororthopädie und Revisionsendoprothetik Klinik für Allgemeine Orthopädie und Tumororthopädie Universitätsklinikum Münster Albert-Schweitzer-Campus 1 48149 Münster Prof. Dr. med. Siegfried Weyerer Zentralinstitut für Seelische Gesundheit J5 68159 Mannheim Dr. med. Kai-Axel Witt Orthopädische Praxis/Praxisklinik Von-Vincke-Straße 14 48143 Münster Prof. Dr. med. Jörn Steinbeck Orthopädische Praxis/Praxisklinik Von-Vincke-Straße 14 48143 Münster Bereitgestellt von | De Gruyter / TCS Angemeldet | 212.87.45.97 Heruntergeladen am | 19.12.12 14:59 Inhalt Autorenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . Abkürzungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . VII XV 3.4 3.5 Allgemeiner Teil 1 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 2 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.6 2.6.1 2.6.2 2.7 2.8 3.6 Epidemiologie degenerativer Gelenkerkrankungen S. Weyerer Klassifikation und Beschreibung . . Prävalenz, Inzidenz und Mortalität Risikofaktoren und Prävention . . . Verlauf, Prognose und Folgen . . . Medizinische Therapie und Versorgungssituation . . . . . . . . . . . . 3.7 3.8 . . . . . 3 . 5 . 8 . 11 4 Pathologie und histopathologische Diagnostik nach Implantation von Endoprothesen V. Krenn 4.1 4.2 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . Periprothetische Partikelerkrankung und Infektion . . . . . . . . . . . . . Histopathologische Diagnostik . . . . Periprothetische Membran und Neogelenkkapsel als Basis für die histopathologische Diagnostik . . . . Konsensus-Klassifikation des Endoprothesen-Versagens . . . . . . . . . . Histologische Charakterisierung des Abriebmaterials . . . . . . . . . . . . Fibrinoide Nekrosen . . . . . . . . . Hypersensitivitätsreaktionen . . . . . Periprothetische Membran vom infektiösen Typ (Typ II) . . . . . . . . Periprothetische Membran vom abriebinduzierten und infektiösen Typ (Mischtyp, Typ III) . . . . . . . . . . Periprothetische Membran vom indifferenten Typ (nicht abriebinduziert, nicht infektiös, Typ IV) . . Reproduzierbarkeit der Typisierung . Prothesenstandzeit und periprothetische Membrantypen . . . . . . . . . . Mikrobiologischer Befund und periprothetische Membrantypen . . . Periprothetische Membran vom Indifferenztyp (Typ IV) . . . . . . . . . . 13 DRG-Fallpauschalen in der Endoprothetik M.-A. Pogonke Kalkulation . . . . . . . . . . . . . Die Ermittlung einer DRG . . . . Wie ist das Definitionshandbuch zu lesen? . . . . . . . . . . . . . . . . . Nebendiagnosen bei der DRGErmittlung . . . . . . . . . . . . . . Entwicklung der DRGs in der Endoprothetik . . . . . . . . . . . . Die DRG-Abrechnung . . . . . . . DRG-Fallpauschalen . . . . . . . . Zusatzentgelte . . . . . . . . . . . . Die Kostenverteilung im G-DRGReport-Browser . . . . . . . . . . . Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.9 . . 19 . . 19 . . 20 . . 23 . . . . . . . . 25 27 27 28 . . 29 . . 31 4.3 4.3.1 4.3.2 4.3.3 4.3.4 4.3.5 4.4 4.5 4.6 3 3.1 3.2 3.3 Materialien und Implantate W. Plitz Historisches . . . . . . . . . . . . . . . 33 Lasttragende Materialien für die Endoprothetik . . . . . . . . . . . . . . 34 Tribologisch beanspruchbare Materialien, Partikelexpression, Beschichtungen . . . . . . . . . . . . . 35 Materialien zur Verbesserung des Anwachsverhaltens . . . . . . . . . . . Knochenzemente und Zementiertechniken . . . . . . . . . . . . . . . . . Verwendung der Materialien, wann und wo? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Belastungen des Hüftgelenks in vivo, Rotationsstabilität . . . . . . . . . . . . Individualprothesen, Robotereinsatz und Navigation . . . . . . . . . . . . . Zusammenfassung und Ausblick . . . . 4.7 4.7.1 4.7.2 4.8 Bereitgestellt von | De Gruyter / TCS Angemeldet | 212.87.45.97 Heruntergeladen am | 19.12.12 14:59 39 40 41 42 43 45 . 47 . 48 . 48 . 49 . 49 . 51 . 52 . 53 . 53 . 54 . 54 . 55 . 55 . 55 . 56 XII Inhalt 4.9 4.9.1 Arthrofibrose . . . . . . . . . . . . . . Typisierung und Graduierung der Arthrofibrose . . . . . . . . . . . . . . Histopathologische prädiktive Arthrofibrose-Diagnostik? . . . . . . . Ossäre Pathologien . . . . . . . . . . . Relevanz der histopathologischen Konsensus-Klassifikation für Orthopäden und Unfallchirurgen . . . Zusammenfassung und Ratschläge für die Zusammenarbeit von Pathologen, Orthopäden/Unfallchirurgen . . . . . . 4.9.2 4.10 4.11 4.12 57 57 58 58 59 Schulterendoprothetik D. Schorn, B. Marquardt, K.-A. Witt, J. Steinbeck 5.1 5.2 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . Geschichte und Entwicklung der Schulterendoprothetik . . . . . . . . . Anatomie . . . . . . . . . . . . . . . . Biomechanik und Prothesendesign . . Humeruskopfprothese . . . . . . . . . Glenoidersatz . . . . . . . . . . . . . Oberflächenersatz . . . . . . . . . . . Inverse Schulterprothese . . . . . . . Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . Indikationen und Kontraindikationen Primäre Omarthrose . . . . . . . . . Humeruskopfnekrose . . . . . . . . . Rheumatoide Arthritis . . . . . . . . Instabilitätsarthrose . . . . . . . . . . Posttraumatische Omarthrose . . . . Defektarthropathie . . . . . . . . . . Kontraindikationen . . . . . . . . . . Operationstechnik . . . . . . . . . . . Operationsplanung . . . . . . . . . . Schultertotalendoprothese . . . . . . Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . Komplikationen . . . . . . . . . . . . Postoperative Rehabilitation . . . . . Ökonomische Aspekte . . . . . . . . Diagnosis Related Groups in der Schulterendoprothetik . . . . . . . . . Implantatkosten . . . . . . . . . . . . 60 6.6.4 6.7 6.8 6.9 6.10 6.11 5.3 5.4 5.4.1 5.4.2 5.4.3 5.4.4 5.4.5 5.5 5.5.1 5.5.2 5.5.3 5.5.4 5.5.5 5.5.6 5.5.7 5.6 5.6.1 5.6.2 5.7 5.8 5.9 5.10 5.10.1 5.10.2 6 6.1 6.2 . 67 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6.5 6.5.1 6.5.2 6.6 6.6.1 6.6.2 6.6.3 Spezieller Teil 5 6.3 6.4 67 72 72 72 75 77 82 84 85 85 86 87 87 88 89 90 90 90 90 93 94 95 96 . 96 . 97 6.12 7 Endoprothetik des Kniegelenkes C. Merle, J. Herre, P. R. Aldinger 7.1 7.2 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . Anatomische und biomechanische Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . . Gonarthrose . . . . . . . . . . . . . . Epidemiologie . . . . . . . . . . . . . . Ätiologie und Klassifikation . . . . . . Klinik . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bildgebende Diagnostik . . . . . . . . . Indikationen und Kontraindikationen . Operationsziele . . . . . . . . . . . . . Risiko- und Erfolgsfaktoren . . . . . . Präoperative Maßnahmen . . . . . . . Operationsplanung . . . . . . . . . . . Patientenaufklärung . . . . . . . . . . Anästhesieverfahren . . . . . . . . . . . Perioperative Maßnahmen . . . . . . . Postoperative Maßnahmen . . . . . . . Allgemeine postoperative Maßnahmen Postoperative Schmerztherapie . . . . . Medikamentöse Thromboseprophylaxe Prothesendesign . . . . . . . . . . . . . Unikondylärer Gelenkersatz (Schlittenprothese) . . . . . . . . . . . . Ungekoppelter bikondylärer Oberflächenersatz . . . . . . . . . . . . Teilgekoppelte Prothesen . . . . . . . . Achsgeführte Prothesen . . . . . . . . . Modulare Revisionsimplantate/ Tumorprothesen . . . . . . . . . . . . . 7.3 7.3.1 7.3.2 7.3.3 7.3.4 7.4 7.5 7.6 7.7 7.7.1 7.7.2 7.7.3 7.8 7.9 7.9.1 7.9.2 7.9.3 7.10 7.10.1 7.10.2 Die primäre Endoprothetik des Hüftgelenkes I. Schleicher, O. Kilian, R. Schnettler Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . 99 Anatomie des Hüftgelenkes . . . . . . . 99 Implantatwerkstoffe . . . . . . . . . . . Zementierte versus zementfreie Implantation . . . . . . . . . . . . . . . Zementierte Implantate . . . . . . . . . Polyethylenpfanne . . . . . . . . . . . . Der zementierte Schaft . . . . . . . . . Zementfreie Implantate . . . . . . . . . Schraub- und Press-fit-Pfannen . . . . Die bipolare Prothese (Duokopfprothese) . . . . . . . . . . . Die epiphysäre Verankerung (Oberflächenersatz) . . . . . . . . . . . Die metaphysäre Schaftverankerung . Operative Zugangswege . . . . . . . . . Prophylaxe heterotoper Ossifikationen Thromboseprophylaxe . . . . . . . . . Autologe Transfusionen . . . . . . . . . DRG-Codierung der Hüftgelenksendoprothetik (Version 2012) . . . . . . Rehabilitation nach Implantation einer Hüftgelenksendoprothese . . . . . . . . 7.10.3 7.10.4 7.10.5 Bereitgestellt von | De Gruyter / TCS Angemeldet | 212.87.45.97 Heruntergeladen am | 19.12.12 14:59 101 102 103 103 104 105 105 107 108 110 114 115 116 120 121 124 129 129 131 131 132 134 135 135 136 136 136 137 138 138 139 139 139 139 141 141 142 147 149 150 151 Inhalt 7.10.6 7.11 7.11.1 7.12 7.12.1 7.12.2 7.13 7.14 7.14.1 7.14.2 7.15 8 8.1 8.2 8.3 8.4 8.4.1 8.4.2 8.4.3 8.4.4 8.5 8.5.1 8.5.2 8.6 8.7 8.7.1 8.7.2 8.7.3 8.7.4 8.8 8.9 8.9.1 8.9.2 8.9.3 8.9.4 8.9.5 8.9.6 8.9.7 8.10 8.10.1 8.10.2 8.10.3 8.11 Patellofemorale Prothesen . . . . . . . Operationstechnik . . . . . . . . . . . . Alternative operative Vorgehensweisen Komplikationen . . . . . . . . . . . . . Allgemeine Komplikationen . . . . . . Spezielle Komplikationen . . . . . . . . Rehabilitation . . . . . . . . . . . . . . Ökonomische Aspekte . . . . . . . . . Diagnosis Related Groups in der Knieendoprothetik . . . . . . . . . . . Implantatkosten . . . . . . . . . . . . . Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . 152 153 153 155 155 155 159 160 160 161 161 Sprunggelenksendoprothetik S. Lieske, K. Schenk, M. John, H.-W. Neumann Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . Historie . . . . . . . . . . . . . . . . . Implantate . . . . . . . . . . . . . . . . Indikation/Kontraindikation . . . . . . Patientenselektion . . . . . . . . . . . . Knöcherne Situation . . . . . . . . . . Ligamentäre Situation . . . . . . . . . Allgemeine Kontraindikationen . . . . Alternative Operationen am oberen Sprunggelenk . . . . . . . . . . . . . . Alternativoperationen vor Sprunggelenksendoprothesenimplantation . . Alternativen zur Totalendoprothese . . OP-Technik . . . . . . . . . . . . . . . Zusatzeingriffe . . . . . . . . . . . . . . Tibiotalare Fehlstellungen (Varus/ Valgus) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Subtalare Fehlstellungen (Varus/ Valgus) . . . . . . . . . . . . . . . . . . Spitzfußdeformität . . . . . . . . . . . Arthrosen der Nachbargelenke . . . . . Radiologische Diagnostik . . . . . . . . Komplikationen . . . . . . . . . . . . Impingement . . . . . . . . . . . . . . . Fehldimensionierung der Prothesenteile Frakturen . . . . . . . . . . . . . . . . Aseptische Lockerung . . . . . . . . . . Infektionen . . . . . . . . . . . . . . . . Behandlung von prothesenassoziierten Infektionen des oberen Sprunggelenks Postoperative Bewegungseinschränkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . Nachbehandlung . . . . . . . . . . . . . In der Klinik . . . . . . . . . . . . . . . Ambulant . . . . . . . . . . . . . . . . Rehabilitationsmaßnahmen . . . . . . . DRG . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163 164 165 165 170 170 171 171 173 173 175 176 179 179 182 183 184 185 188 188 189 190 191 191 9 Tumorendoprothetik M. Nottrott, A. Streitbürger, S. Höll, G. Gosheger, J. Hardes 9.1 9.2 9.3 9.3.1 9.4 9.5 9.6 9.6.1 9.6.2 9.7 Indikationen . . . . . . . . . . . . . . Präoperative Planung . . . . . . . . . Aktuelle Tumorendoprothesensysteme Weichteilrekonstruktion . . . . . . . . Postoperatives Management . . . . . Funktion . . . . . . . . . . . . . . . . Sonderprothesen . . . . . . . . . . . . Wachstumsprothesen . . . . . . . . . Stumpfaufbauplastik . . . . . . . . . Komplikationen . . . . . . . . . . . . 10 Minimalinvasive Hüftendoprothetik R. Hube 10.1 10.2 10.3 10.4 10.5 10.6 Allgemeines . . . . . . . . . . . . Patientenselektion . . . . . . . . . Der posterolaterale Zugang . . . . Der anterolaterale Zugang . . . . Der anteriore Zugang . . . . . . . Auswirkung der Zugänge auf die Implantatwahl . . . . . . . . . . . Marketing oder Benefit? . . . . . Zusammenfassung . . . . . . . . . 10.7 10.8 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203 204 204 209 211 213 218 218 218 219 . . . . . 223 226 227 229 233 . . . 233 . . . 234 . . . 235 11 Navigation in der Endoprothetik H. Kiefer 11.1 11.2 11.3 11.3.1 11.3.2 11.3.3 11.4 11.4.1 11.4.2 11.4.3 11.5 Einführung . . . . . . . . . . . . . . . Navigationstechnologie . . . . . . . . Navigation in der Knieendoprothetik Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . Operativer Ablauf . . . . . . . . . . . Besondere Aspekte . . . . . . . . . . Navigation in der Hüftendoprothetik Grundlagen . . . . . . . . . . . . . . Operativer Ablauf . . . . . . . . . . . Besondere Aspekte . . . . . . . . . . Ausblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 241 242 244 244 247 256 257 257 259 268 269 12 Die periprothetische Infektion L. Frommelt 12.1 12.2 Einleitung oder: Worum geht es? . . . . Pathogenese der periprothetischen Infektion oder: Wie kommt es dazu? . Was macht ein Bakterium zum Erreger einer Infektionskrankheit? ⫺ Die Tricks der Bakterien . . . . . . . . . . . . . . Adhäsine . . . . . . . . . . . . . . . . . 273 192 194 194 196 198 199 200 XIII 12.3 12.3.1 Bereitgestellt von | De Gruyter / TCS Angemeldet | 212.87.45.97 Heruntergeladen am | 19.12.12 14:59 273 276 277 XIV Inhalt 12.3.2 12.3.3 12.3.4 Toxine . . . . . . . . . . . . . . . . . . Invasine . . . . . . . . . . . . . . . . . Was bedeuten die Tricks der Bakterien bei der periprothetischen Infektion? . . Klinische Symptome und Diagnostik der periprothetischen Infektion . . . . Klinik . . . . . . . . . . . . . . . . . . Laborparameter . . . . . . . . . . . . . Zytologie . . . . . . . . . . . . . . . . . Mikrobiologie . . . . . . . . . . . . . . Bildgebende Diagnostik . . . . . . . . . Therapie der periprothetischen Infektion: Revision und Antibiotika . . Antibiotika allein: Besserung der Symptome ⫺ Suppression, keine Heilung Antibiotika, Revision und Prothesenerhalt: Die Ausnahme . . . . . . . . . . Antibiotika, Revision und Explantation der Prothese . . . . . . . . . . . . . . . Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . 12.4 12.4.1 12.4.2 12.4.3 12.4.4 12.4.5 12.5 12.5.1 12.5.2 12.5.3 12.6 13 Komplikationen in der Endoprothetik und deren Management R. Skripitz, M. Ellenrieder, C. Skripitz, W. Mittelmeier 13.1 Einleitung und allgemeine Komplikationen . . . . . . . . . . . . . Thrombose . . . . . . . . . . . . . . . . Embolie . . . . . . . . . . . . . . . . . Spezielle endoprothesenbezogene Komplikationen . . . . . . . . . . . . . Aseptische Endoprothesenlockerung . . Diagnostik und Therapie der aseptischen Endoprothesenlockerung . . . . . . . . Materialverschleiß . . . . . . . . . . . . Luxation . . . . . . . . . . . . . . . . . 13.1.1 13.1.2 13.2 13.2.1 13.2.2 13.3 13.4 13.5 13.6 13.7 13.8 13.8.1 13.8.2 13.8.3 13.9 Periprothetische Infektion . . . . . . . Allergie . . . . . . . . . . . . . . . . . Periprothetische Frakturen . . . . . . . Spezielle Komplikationen nach Region Schulter . . . . . . . . . . . . . . . . . Knie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Hüfte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . 14 Rehabilitation nach Endoprothetik B. Greitemann 281 14.1 282 14.1.1 Rehaaufbau ⫺ Rehakonzept ⫺ Kostenträger ⫺ Rehagrundlagen . . . Grundlagen des Rehabilitationszuganges . . . . . . . . . . . . . . . . Rehabilitationsteam . . . . . . . . . . Rehabilitationsspezifische Diagnostik Allgemeine und spezielle Anamnese . Bildgebende Verfahren . . . . . . . . Spezielle Rehamaßnahmen . . . . . . Hüfte . . . . . . . . . . . . . . . . . . Knie . . . . . . . . . . . . . . . . . . Sprunggelenk . . . . . . . . . . . . . Behandlungsstrategien . . . . . . . . Medikamentöse Therapie . . . . . . . Qualitätssicherung . . . . . . . . . . . Nachsorge . . . . . . . . . . . . . . . Datenlage . . . . . . . . . . . . . . . 277 278 278 278 278 279 279 279 281 282 283 284 287 287 288 289 289 295 300 303 14.2 14.3 14.3.1 14.3.2 14.4 14.4.1 14.4.2 14.4.3 14.5 14.5.1 14.6 14.7 14.8 305 308 309 313 313 314 319 319 . 323 . . . . . . . . . . . . . . 324 328 329 329 331 332 332 341 345 345 345 347 347 348 Anhang Informationen zu den einzelnen Gelenkprothesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 351 Register . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 357 Bereitgestellt von | De Gruyter / TCS Angemeldet | 212.87.45.97 Heruntergeladen am | 19.12.12 14:59 Abkürzungsverzeichnis a.p. AAOS ADL AE AHB ASIS BFW BHR BMI BMP BSG BW BWR CAS CCD CCL CFK COPD CPM CRP CT d DLC DmpT DRG DSA DSP EAP EFORT EK EPRD FBL FDA FFP HA HE (-Färbung) HIT HKB HO HPF anterior-posterior American Academy of Orthopaedic Surgeons activity of daily life Arbeitsgemeinschaft Endoprothetik Anschlussheilbehandlung anteriore Spina iliaca superior Basisfallwert Birmingham Hip Resurfacing Body-Mass-Index bone morphogenic proteins Blutsenkungsgeschwindigkeit body weight Bewertungsrelation computer assisted surgery Collum-Centrum-Diaphysenwinkel complication and comorbidity level kohlenstoffverstärkte Kunststoffe chronic obstructive pulmonary disease continuous passive motion C-reaktives Protein Computertomographie dies, Tag diamond like carbon N,N-Dimethyl-p-toluidin diagnosis related groups digitale Subtraktionsangiographie Druckscheibenprothese erweiterte ambulante Rehabilitation European Federation of National Associations of Orthopaedics and Traumatology Erythrozytenkonzentrat Endoprothesenregister Deutschland funktionelle Bewegungslehre Federal Food and Drug Administration fresh frozen plasma Hydroxylapatit Hämatoxylin-Eosin (-Färbung) heparininduzierte Thrombozytopenie hinteres Kreuzband heterotope Ossifikation high power field Bereitgestellt von | De Gruyter / TCS Angemeldet | 212.87.45.97 Heruntergeladen am | 19.12.12 14:59 XVI Abkürzungsverzeichnis ICC ICF IL-6, IL-10 InEK IRO KBE KHEntgG KHK KLG LE LISS LPS M. MDC MIS MOM MRSA MRSE MRT MSTS MVWD NMH NPV NRS NSAR OATS OCM OPS OSG p.a. p.o. PACS PAS-Färbung PAVK PCA PCCL PCT PDGF PDK PE PET PET PIR PMMA PNF PPV PVNS RKI ROM intraclass correlation coefficient International Classification of Functioning, Disability and Health Interleukin-6/-10 Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus GmbH Innenrotation Kolonie bildende Einheiten Krankenhausentgeltgesetz koronare Herzkrankheit Klinische Leistungsgruppen Lungenembolie less invasive stabilization system Lipopolysaccharide Musculus, Muskel major diagnosis category minimal invasive surgery Metal on Metal methillinresistenter Staphylococcus aureus methillinresistenter Staphylococcus epidermidis Magnetresonanztomographie Musculoskeletal Tumor Society mittlere Verweildauer niedermolekulares Heparin negative predictive value numerische Rating-Skala nichtsteroidale Antirheumatika osteochondrale autologe Transplantation Orthopädische Chirurgie München Operationen- und Prozedurenschlüssel oberes Sprunggelenk posterior-anterior postoperativ digitale Bildverarbeitung Färbung mit Periodsäure-Schiff-Reagens periphere arterielle Verschlusskrankheit patient controlled anaesthesia patient clinical complexity level Procalcitonin platelet derived growth factor Periduralkatheter Polyethylen Polyethylenterephthalat Positronenemissionstomographie postisometrische Relaxation Polymethylmethacrylat propriozeptive neuromuskuläre Fazilitation positive predictive value pigmentierte villomoduläre Synovitis Robert Koch-Institut Range of Motion Bereitgestellt von | De Gruyter / TCS Angemeldet | 212.87.45.97 Heruntergeladen am | 19.12.12 14:59 Abkürzungsverzeichnis SCV TEP TGF TNFα TVT UHMWPE VAS VKB VRE WHO WOMAC X-PE small colony variants Totalendoprothese transforming growth factor Tumornekrosefaktor α tiefe (Bein-)Venenthrombose ultrahochmolekulares Niederdruckpolyethylen visuelle Analogskala vorderes Kreuzband vancomycinresistente Enterokokken World Health Organization Western Ontario and MacMasters Universities Osteoarthritis Index quervernetztes Polyethylen Bereitgestellt von | De Gruyter / TCS Angemeldet | 212.87.45.97 Heruntergeladen am | 19.12.12 14:59 XVII 11 Navigation in der Endoprothetik H. Kiefer 11.1 Einführung Computerassistierte Operationen werden in der Gelenkendoprothetik seit Mitte der 1990er-Jahre mit dem Ziel eingesetzt, die Genauigkeit der Implantation und damit die Versorgungsergebnisse für die Patienten zu verbessern. Der Begriff Genauigkeit verfolgt dabei grundsätzlich eine verbesserte Positionierung und Auswahl gelenkendoprothetischer Komponenten durch den Operateur. Die einfachste Form der Computerunterstützung sind die heute etablierten Verfahren zur präoperativen Planung. Die aufwendigste Form war der Einsatz von Operationsrobotern Ende der 1990erJahre, die auf Basis eines CT-Datensatzes eine präoperativ festgelegte Implantatposition für zementfreie Hüftschäfte und später auch Knieendoprothesen im Knochen ausfrästen. Dem Vorteil eines besseren und präoperativ genau geplanten Implantatsitzes standen lange Fräszeiten und Fixierungen der zu bearbeitenden Knochen als Nachteile gegenüber. Die Durchführung heute üblicher muskelschonender Zugänge war nicht möglich. Auch intraoperative Änderungen der Implantatposition ließen sich nur durch Umstieg auf eine konventionelle Implantationstechnik erreichen. Es folgten sogenannte navigierte Operationen, bei denen es dem Operateur ermöglicht wurde, mit oder auch ohne direkte Kopplung an präoperative Planungsdaten eine intraoperativ „gesteuerte“ Vorbereitung der Implantatlager und Implantatposition vorzunehmen. Die ersten Systeme setzen dabei wiederum auf präoperative CT-Datensätze und Planungsverfahren auf, bei denen die Knochenpositionen intraoperativ gematcht wurden, um die Position der Instrumente und Implantate mit dem für die Navigation obligatorischen Kamerasystem zu ermitteln. Diesen sehr aufwendigen Systemen folgten sogenannte kinematische Systeme, bei denen Knochenpositionen durch Bewegen des Beines und Abtasten von knöchernen Landmarken durch das Kamerasystem erfasst wurden. Diese Technik mit InfrarotKamerasystemen und Infrarotsendern oder -reflektoren an den Operationsinstrumenten hat sich in den letzten zehn Jahren in der Knieund Hüftendoprothetik etabliert. Metaanalysen verschiedener Studien zeigen, dass sich durch Navigation Fehlpositionierungen im Sinne von Positionierungausreißern reduzieren lassen. Das gilt in der Knieendoprothetik für die Achslage der femoralen und tibialen Komponente und bei der Hüftendoprothetik für die Pfannenposition. Dazu kommen navigierte Verfahren Computerassistierte Operationen zur Verbesserung der Versorgungsergebnisse Einfachste Form: Verfahren zur präoperativen Planung Aufwendigste Form: Operationsroboter 왘 mehr Nachteile als Vorteile Navigierte Operationen: intraoperativ gesteuerte Vorbereitung von Implantatlager und Implantatposition Technik mit InfrarotKamerasystem und Infrarotsendern oder -reflektoren an Operationsinstrumenten Weniger Fehlpositionierungen durch Navigation Navigierte Verfahren für verschiedene Aufgaben Bereitgestellt von | De Gruyter / TCS Angemeldet | 212.87.45.97 Heruntergeladen am | 19.12.12 15:00 242 11 Navigation in der Endoprothetik in Knie- und Hüftendoprothetik Nachteil: hoher apparativer Aufwand zur Weichteilbalancierung in der Knieendoprothetik, die Optimierung von Offset, Beinlänge und Bewegungsumfang in der Hüftendoprothetik sowie Navigationsalgorithmen und Workflows für endoprothetische Revisionseingriffe. Dem potentiellen Nutzen der Navigation steht der apparative Aufwand entgegen. Erst ein routinierter Umgang mit dem Navigationssystem führt zu einer zeitneutralen bzw. verkürzten und vereinfachten Operation in der Knieendoprothetik und je nach gewähltem Workflow zu einer maximal zeitneutralen Implantation einer primären Hüftendoprothese. In unserer Klinik werden navigierte Endoprothesen als Routineeingriff seit dem Jahr 2000 mit einem Anteil von praktisch 100 % in der primären Knieendoprothetik und etwa 80 % in der elektiven Hüftendoprothetik implantiert. Der Einsatz der Navigationstechnologie, der operative Ablauf und unsere Erfahrungen werden im Folgenden beschrieben. 11.2 Navigationstechnologie Kinematisches System: relevante Informationen in Echtzeit auf Bildschirm 왘 Implantationsinstrumente mit Sendern 왘 Aufnahme mit videooptischem InfrarotStereokamerasystem 왘 Sender am Knochen Verschiedene Navigationssysteme auf dem Markt Bei einem CT-freien Navigationssystem, auch als kinematisches System (Abb. 11.1) bezeichnet, erhält der Operateur relevante Informationen in Echtzeit auf dem Bildschirm, auf dem schematische Abbildungen der knöchernen Strukturen angezeigt werden. Implantationsinstrumente werden dazu während der Operation mit Sendern versehen, welche die notwendigen intraoperativen Aufnahmen mittels Infrarottechnologie erfassen. Dabei nimmt ein videooptisches InfrarotStereokamerasystem die Position der sich im Aufnahmebereich befindlichen Sender auf. Mithilfe der Navigationssoftware werden anschließend die Lage und Position der Sender zueinander und dadurch die Lage und Position der Instrumente relativ zum Patienten berechnet. Hierzu werden Sender am Knochen befestigt und während des operativen Ablaufs definierte anatomische Landmarken mit sogenannten Pointern abgegriffen. Navigationssysteme werden von verschiedenen Herstellern angeboten. Bei der Hüft- und Knieendoprothetik sind dabei die zu ver- Tab. 11.1: Anbieterübersicht zur navigierten Hüft- und Knieendoprothesenimplantation Anbieter Navigationssystem Aesculap Brainlab Biomet Johnson & Johnson DePuy Medtronic Smith&Nephew Stryker Zimmer “ OrthoPilot VectorVision“ Link VectorVision“ Link VectorVision“ Link StealthStation“ VectorVision“ Link Stryker“ System, Stryker“ eNlite ORTHOsoft“ Sesamoid Internet www.orthopilot.de www.brainlab.com www.biomet.de www.jnj.de www.depuy.de www.medtronic.com www.smith-nephew.de www.stryker.de www.zimmergermany.de Bereitgestellt von | De Gruyter / TCS Angemeldet | 212.87.45.97 Heruntergeladen am | 19.12.12 15:00 11.2 Navigationstechnologie (a) (b) (c) Abb. 11.1: (a) Kinematisches Navigationssystem Orthopilot, (b) Orthopilot-Kamera, (c) Interaktion Navigation/Instrument/Patient wendenden Endoprothesenmodelle zu beachten. Tab. 11.1 enthält eine Zusammenstellung verschiedener Anbieter für die Hüft- und Knieendoprothetik mit Systemnamen und Weblinks ohne den Anspruch auf Vollständigkeit. Viele Anbieter bieten dabei zusätzliche Module für navigierte orthopädische Eingriffe an. Bereitgestellt von | De Gruyter / TCS Angemeldet | 212.87.45.97 Heruntergeladen am | 19.12.12 15:00 243 244 11 Navigation in der Endoprothetik 11.3 Navigation in der Knieendoprothetik 11.3.1 Grundlagen Ziel der Knienavigation: reproduzierbar präzise Implantation einer Knieendoprothese Berücksichtigung der patientenindividuellen Anatomie mithilfe knöcherner Landmarken und kinematischer Daten Beeinflussung des Zusammenspiels von Femur und Tibia durch verschiedene Faktoren Overstuffing kann zu anterioren Knieschmerzen führen. Notching kann Sollbruchstelle am femoralen Knochen erzeugen. Rotationsposition der Implantate beeinflusst Lauf der Patella. Erklärtes Ziel der Knienavigation ist eine reproduzierbar präzise Implantation einer Knieendoprothese in Bezug auf eine 0∞ mechanische Achse unter Berücksichtigung von Implantatgröße, der Achsverhältnisse in Frontal- und Seitansicht sowie der Rotation und Bandspannung in Streckung und Beugung. Dies führt zu einer bestmöglichen und gleichmäßigen Lastverteilung über das gesamte Implantat, wodurch eine gesteigerte Funktionsdauer des Implantats als übergeordnetes Ziel erwartet wird. Eine besondere Berücksichtigung findet seit Beginn der Navigation die patientenindividuelle Anatomie durch die Aufnahme einzelner oder mehrerer knöcherner Landmarken und die Aufnahme kinematischer Daten von Hüfte, Knie- und Sprunggelenk des zu operierenden Patienten. Eine schräg eingebrachte Tibia- oder auch Femurkomponente oder beides in Frontalsicht kann zu einer Fehlbelastung, d. h. einer erhöhten einseitigen Artikulationsbelastung, mit erhöhtem Risiko von Materialverschleiß und somit in der Folge zu einer vorzeitigen Revision z. B. durch Prothesenlockerung führen. Schräg positionierte Komponenten in Seitansicht können eine Bewegungseinschränkung (mit Streck- bzw. Beugedefizit) zur Folge haben. Das Zusammenspiel von Femur und Tibia wird zum einen durch die Bandspannung der medialen und lateralen Seitenbänder und zum anderen durch die richtige Wahl der Implantatgröße, der Implantatposition und der Rotationsposition der Implantatkomponenten beeinflusst. Bei diesem Zusammenspiel sind auch Einflüsse auf das patellofemorale Gleitlager zu berücksichtigen. Bei einer zu weit anterioren Position der femoralen Komponente, bei der das anteriore Schild oberhalb des Knochens steht, spricht man von einem sogenannten „overstuffing“. Dies kann in einzelnen Fällen zu einem erhöhtem Patelladruck führen, der sich bei Patienten in einem nicht näher definierten anterioren Knieschmerz äußert. Kommt die Femurkomponente dagegen zu weit dorsal zu liegen, was sich durch ein Einsägen im anterioren Bereich der Kortikalis zeigt, so spricht man von einem sogenannten „notching“. In Extremfällen kann ein solches „notching“ eine Sollbruchstelle am femoralen Knochen erzeugen. Bei einem postoperativen Sturzereignis kann es bei Patienten genau an dieser Stelle zu einer Femurfraktur kommen. Die Rotationsposition der Implantate beeinflusst den Lauf der Patella. Beschrieben sind frühe Revisionen von Knieendoprothesen aufgrund von fehlrotierten Implantatkomponenten mit auftretenden Patellaproblemen, die sich in einer teilweisen oder kompletten Subluxation der Patella äußern können. Bewegungseinschränkungen, offensichtliche Achsabweichungen oder deutliche Instabilitäten im Bewegungsablauf oder patellare Probleme sind gegenüber dem Patienten nur noch schwer vertretbar. Schon vor Einführung der navigierten Implantationstechnik wurde in mehreren Bereitgestellt von | De Gruyter / TCS Angemeldet | 212.87.45.97 Heruntergeladen am | 19.12.12 15:00 11.3 Navigation in der Knieendoprothetik 245 Grundlagenarbeiten eine sogenannte „safe zone“ von ( 3∞ um die 0∞ mechanische Achse definiert, in welcher Revisionsraten deutlich geringer ausfielen als bei Implantationen außerhalb dieser Zone. Mithilfe eines Navigationssystems erhält man während der Implantation einer Knieendoprothese je nach gewählter Applikation und aufgenommener Daten folgende zusätzliche Informationen: Geringere Revisionsrate durch safe zone von ( 3° um die 0° mechanische Achse 쐌 Angabe in Grad über Varus- bzw. Valgus-Orientierung zur jeweiligen mechanischen Achse ⫺ Femur oder Tibia ⫺ in Frontalansicht 쐌 Angabe in Grad über den anterioren bzw. dorsalen Slope zu den mechanischen Achsen in Sagittalansicht 쐌 Resektionshöhen in mm zu den aufgenommenen Referenzpunkten 쐌 Größenvorschläge auf Basis der aufgenommenen Daten 쐌 Messung und Anzeige sowohl der intraoperativ gemessenen als auch der verbleibenden Streck- und Beugespalte in mm in einer Planungssimulation 쐌 bei den meisten Systemen in Tibia-first-Technik mit „soft tissue management“ die Möglichkeit der Simulation aller Femurschnitte inklusive der Positionierung der femoralen Komponente in sowohl anterior-posteriorer Dimension als auch in Bezug auf interne bzw. externe Rotation Zusätzliche Informationen während Implantation einer Knieendoprothese mithilfe des Navigationssystems Die intraoperative Orientierung für die Bestimmung der Rotationsposition der Komponenten stellt eine weitere Herausforderung dar, weshalb die meisten Navigationssysteme mehrere Möglichkeiten bieten, die Rotation zu bestimmen, z. B. Aufnahme der Epikondylen, der Whiteside-Linie und der dorsalen Kondylenlinie. Die Datenanzeige findet während der Knochenbearbeitung mit Sägen und vor Implantation der endgültigen Implantatkomponenten statt. So erfolgt stufenweise eine patientenindividuelle Implantatlagervorbereitung und Implantation. Die Navigation ist besonders bei Die meisten Navigationssysteme können Rotation bestimmen. Stufenweise patientenindividuelle Implantatlagervorbereitung und Implantation 50 navigiert manuell 45 40 35 30 [%] 25 20 15 10 5 0 –10 –8 –6 –4 –2 0 2 4 6 8 Abb. 11.2: Mechanische Tragachse postoperativ. Verteilung der Einzelwerte um die ideale 0∞-Achse (Kiefer et al. 2001) Bereitgestellt von | De Gruyter / TCS Angemeldet | 212.87.45.97 Heruntergeladen am | 19.12.12 15:00 246 11 Navigation in der Endoprothetik (a) (b) Abb. 11.3: (a) Alignment (Mittelwerte und Standardabweichung); (b) Anzahl der Kniegelenke mit Achsabweichung über 3∞ Hilfestellung bei minimalinvasiven Zugängen Reduzierung von Ausreißern außerhalb der safe zone Bisher kein Nachweis für langfristig höhere Überlebensrate durch navigierte Implantation kleineren, minimalinvasiven Schnittführungen und eingeschränkten Sichtverhältnissen eine gute Hilfestellung und unterstützt den Operateur bei der sicheren Platzierung und Ausrichtung der Implantate. Frühe Arbeiten bzw. Studien zeigten bereits einen deutlich signifikanten Unterschied der Navigation zur konventionellen Technik, nämlich die Reduzierung der Ausreißer außerhalb der definierten safe zone von (3∞ Varus/Valgus (Abb. 11.2). Ein Beweis für die plausibel erscheinende Konsequenz, nach erreichter optimaler Ausrichtung mit bestmöglicher Lastverteilung, geringem Abriebrisiko und somit einer Reduktion der aseptischen Lockerungen auch langfristig eine signifikant höhere Überlebensrate durch die navigierte Implantation zu erreichen, konnte bisher noch Bereitgestellt von | De Gruyter / TCS Angemeldet | 212.87.45.97 Heruntergeladen am | 19.12.12 15:00 11.3 Navigation in der Knieendoprothetik nicht erbracht werden. Die eingangs erwähnten beispielhaften Metaanalysen zeigen, dass das Risiko einer Fehlausrichtung > (3∞ Varus/ Valgus, das mit dem Risiko von Frühlockerungen des Implantats korreliert, bei Navigation signifikant niedriger ist. Abb. 11.3a und b geben in Form von Forrest-Plots einen guten Überblick über verfügbare Literaturstellen, die allesamt pro Navigation votieren. 247 Fehlausrichtungsrisiko durch Navigation signifikant niedriger 11.3.2 Operativer Ablauf Umfang vorherrschender OP-Techniken/Software-Applikationen. Navigationssysteme im Bereich der Knieendoprothetik bieten heutzutage eine Vielfalt an verschiedenen Applikationen, die den Arzt unterstützen, die für den Patienten bestmögliche Implantatposition zu realisieren. Diese reichen von Applikationen der reinen Achsnavigation in „Femur-first“-Technik über die Achsnavigation in „Tibiafirst“-Technik bis hin zu „Tibia-first“-Technik mit Berücksichtigung der Weichteile ⫺ sogenanntes „soft tissue management“ ⫺ und Simulation der Ergebnisse in einem Planungsbildschirm für Präparation und Positionierung der Femurkomponente. Navigationssysteme in der Knieendoprothetik mit vielen verschiedenen Applikationen Vorbereitung einer navigierten Knie-OP. Die Vorbereitung und Lagerung des Patienten unterscheidet sich im Wesentlichen nicht von der konventionellen Technik. Bei der Arretierung von seitlichen Stützen sollte eine gewisse Bewegungsfreiheit im Bereich der Hüfte gegeben sein, um die mechanische Achse zu bestimmen. Die Sterilabdeckung ist nahezu identisch. Vorbereitung und Lagerung wie bei konventioneller Technik Technologische Aspekte. Alle gängigen Navigationssysteme arbeiten mit Infrarot-Kamerasystemen, welche die Bewegung von drei verschiedenen Sendern aufnehmen. Dabei lassen sich aktive und passive Infrarot-Kamerasysteme mit aktiven oder passiven Sendern (a) (b) Abb. 11.4: (a) Femur Senderbefestigung, (b) Tibia Senderbefestigung Bereitgestellt von | De Gruyter / TCS Angemeldet | 212.87.45.97 Heruntergeladen am | 19.12.12 15:00 248 11 Navigation in der Endoprothetik Feste Fixierung der Sander an Femur und Tibia Nach Lockerung der Sender kein Verlass mehr auf Messwerte Bestimmung des kinematischen Hüftzentrums zur Erfassung der mechanischen Achse Berechnung des Kniezentrums über Landmarken oder Erfassung des kinematischen Kniezentrums (a) Sender unterscheiden. Aktive Sender senden Infrarotlicht aus und benötigen deshalb eine Stromversorgung per Kabel oder Batterien. Passive Sender reflektieren das von der Kamera ausgesendete Infrarotlicht und können auf diese Weise von der Kamera geortet werden. Unabhängig von der Technologie bedarf es einer festen Fixierung der Sender an Femur (Abb. 11.4a) und Tibia (Abb. 11.4b). Man findet verschiedene Befestigungsmöglichkeiten, die von der K-Drahtüber Ein- bzw. Mehr-Pin-Fixierung bis hin zur Verankerung mit bikortikalen Schrauben reicht. Ausgesprochen wichtig für die Präzision der Navigation und somit für das Ergebnis ist, dass sich die Sender während der gesamten OP nicht verbiegen oder gar lockern. Sollte dies geschehen, ist es abhängig vom Zeitpunkt der Operation, ob man die Messungen mit neu fixierten Sendern wiederholen kann oder ob es notwendig ist, auf die manuelle Technik umzusteigen. Auf die Werte nach Lockerung einer oder mehrerer Sender kann man sich nicht mehr verlassen. Erfassung der mechanischen Achse. Die Erfassung der mechanischen Achse erfolgt bei allen Navigationssystemen, auch wenn dies über unterschiedliche Algorithmen und anatomische Landmarken erfolgen kann. Für die Bestimmung der mechanischen Achse wird dabei über verschiedene Algorithmen und durch Bewegen des Femurs das kinematische Hüftzentrum bzw. das Zentrum des femoralen Hüftkopfes bestimmt (Abb. 11.5). Für die Berechnung des Kniezentrums können beispielsweise als knöcherne Landmarken die mediale und laterale dorsale Kondyle sowie der anteriore Kortikalispunkt herangezogen werden. Alternativ oder ergänzend kann die Berechnung über die Erfassung des kinematischen Kniezentrums erfolgen, welches z. B. durch Beuge-, Streck- und Rotationsbewegung des Beines und somit durch die Ver- (b) Abb. 11.5: (a, b) Registrierung des Hüftgelenkszentrums Bereitgestellt von | De Gruyter / TCS Angemeldet | 212.87.45.97 Heruntergeladen am | 19.12.12 15:00 11.3 Navigation in der Knieendoprothetik (a) 249 (b) Abb. 11.6: (a) Theoretisches Kniezentrum auf der femoralen Seite; (b) Registrierung des Kniegelenkszentrums (Picard et al. 2007) (a) (b) Abb. 11.7: (a) Zentrumsbestimmung der proximalen Tibia; (b) Registrierung des ventralen Sprunggelenkpunktes folgung der Bewegung des Femur- zum Tibiasender berechnet werden kann (Abb. 11.6). Zur Bestimmung der mechanischen Tibia-Achse wird in der Regel eine Punktaufnahme im Zentrum des Tibiaplateaus durchgeführt und am distalen Ende der Tibia beispielsweise über die Aufnahme der prominentesten Malleolenpunkte medial und lateral sowie der Aufnahme eines anterioren Punktes das Zentrum des Sprunggelenkes bestimmt (Abb. 11.7). Einige Systeme bieten auch hier die Möglichkeit, ähnlich wie oben bereits für das Kniezentrum beschrieben, für das Sprunggelenk ein kinematisches Zentrum durch die Aufnahme der Streck- und Beuge- Bestimmung der mechanischen Tibia-Achse Erfassung des kinematischen Sprunggelenkzentrums Bereitgestellt von | De Gruyter / TCS Angemeldet | 212.87.45.97 Heruntergeladen am | 19.12.12 15:00 250 11 Navigation in der Endoprothetik (a) (b) Abb. 11.8: (a, b) Bestimmung des Sprunggelenkzentrums Abb. 11.9: Darstellung der mechanischen Beinachse Darstellung der vorliegenden Beinachse bewegung eines nichtinvasiven Senders auf dem Fußrücken in Relation zum Tibiasender zu erfassen (Abb. 11.8). Nach Bestimmen des Sprunggelenkszentrums ist die Erfassung der mechanischen Tibia-Achse abgeschlossen und das Navigationssystem kann dem Arzt Informationen über die vorliegende Beinachse des Patienten darstellen (Abb. 11.9). Ermittelt werden die Gradangaben als Unterschied der mechanischen Femur- zur mechanischen TibiaAchse. Somit können eine Valgus- oder Varus-Beinstellung quantifiBereitgestellt von | De Gruyter / TCS Angemeldet | 212.87.45.97 Heruntergeladen am | 19.12.12 15:00 11.3 Navigation in der Knieendoprothetik ziert sowie evtl. vorliegende Streck- oder Beugedefizite durch Gradangaben verifiziert werden. Aufnahme anatomischer Landmarken. Weitere anatomische Landmarken werden für die exakte Größenbestimmung der Femurkomponente oder auch zur Anzeige der Schnitthöhen beim Ausrichten der Sägeblöcke benötigt (Abb. 11.10). Über die Aufnahme von Referenzpunkten bzw. Referenzebenen kann sowohl für den Tibiaschnitt als auch für die distale Femurresektion die exakte Schnitthöhe zu diesen Punkten angezeigt werden (Abb. 11.11). In welcher Reihenfolge proximaler Tibiaschnitt und distaler Femurschnitt durchgeführt werden, hängt ⫺ wie oben beschrieben ⫺ von der Präferenz der verwendeten OP-Technik ab. Dabei haben beide Techniken (Femur- oder Tibia-first) ihre Vor- und Nachteile. (a) Weitere anatomische Landmarken als Referenzpunkte (b) Abb. 11.10: (a, b) Optimierung des ventralen Kortex (a) (b) Abb. 11.11: (a, b) Palpation tibialer Referenzpunkte Bereitgestellt von | De Gruyter / TCS Angemeldet | 212.87.45.97 Heruntergeladen am | 19.12.12 15:00 251 252 11 Navigation in der Endoprothetik Durchführung der Resektionen. Für die Ausrichtung der Sägeschablonen bei beiden Schnitten gilt: Sie kann nun exakt in Frontal- und Sagittalansicht und unter Kontrolle der Schnitthöhe zu den zuvor aufgenommenen Referenzen erfolgen (Abb. 11.12). Die Schnitte können dann wie gewünscht ausgeführt werden. (a) Exakte Ausrichtung der Sägeschablonen Bandinstabilität Hauptgrund für Frührevisionen Tibia-first-Technik: Bestimmung der Bandspannung über Einbringen eines Spreizers zwischen Tibia und Femur 왘 Messung in Streckung (b) Abb. 11.12: (a) Ausrichtung Tibiasägeblock; (b) Resektion Tibiaplateau (Magin MN 2010) Messung der Bandspannung. Im Jahr 2001 berichten Fehring et al. nach einer genauen Analyse von 440 revidierten Patienten nach TKA von einer Frührevisionsrate von 50 % innerhalb von fünf Jahren nach Erst-OP. Mit 27 % war Instabilität der Hauptgrund für diese Revisionen. Ebenso zeigten Sharkey et al. bei einer 55 % Frührevisionsrate innerhalb der ersten zwei Jahre nach Erst-OP, dass für 21 % der Revisionsfälle ebenfalls Instabilität verantwortlich war. Vor diesem Hintergrund kommt der Messung der Bandspannung, dem sogenannten „gap management“ oder auch „soft tissue management“, eine besondere Bedeutung zu. Bei der Tibia-first-Technik, die oft auch als Gap-balancing-Technik bezeichnet wird, besteht je nach verfügbarer Software die Möglichkeit, die Bandspannung über Einbringen eines Spreizers zwischen Tibia und Femur zu bestimmen (Abb. 11.13). Dabei ist der Spreizer in Kontakt mit der Resektionsfläche der Tibia und den distalen bzw. den dorsalen Kondylen bei der Beugespaltmessung. Für die Messung ist es wichtig, dass medial und lateral jeweils mit gleicher Kraft aufgespreizt wird. Um dies sicherzustellen, wurden kraftdefinierte Spreizer entwickelt. Kommt es beim Aufspreizen in Streckung zu einer Achsabweichung von 3∞ Varus oder Valgus oder mehr, so ist oft ein stufenweises Release angezeigt. Nach jedem durchgeführten ReleaseSchritt sollte eine erneute Messung des Streckspaltes erfolgen, um den erzielten Fortschritt in Bezug auf die Achsabweichung zu kontrollieren. Bereitgestellt von | De Gruyter / TCS Angemeldet | 212.87.45.97 Heruntergeladen am | 19.12.12 15:00 11.3 Navigation in der Knieendoprothetik (a) 253 (b) Abb. 11.13: (a, b) Messung der Gelenkspalte in Streckung (a) (b) Abb. 11.14: (a, b) Messung der Gelenkspalte in Beugung Danach erfolgt die Messung in Beugung (Abb. 11.14). In 90∞ Flexion wird erneut der Spreizer eingebracht und mit möglichst gleicher Kraft medial und lateral bzw. über einen kraftdefinierten Spreizer aufgespreizt. Die gemessenen Spaltwerte in Beugung können a./p.Positionierung, Rotation und Größe der femoralen Komponente sowie die Höhe des PE-Inlays beeinflussen. Die Wirksamkeit des soft tissue management mit der Hilfe eines Navigationssystems konnte bereits in einzelnen Studien gezeigt werden. Lampe et al. sagen, dass Navigationssysteme demnach eine präzise Positionierung des Implantats und Balancierung der Weichteile in minimalinvasiver Technik erlauben, ohne die Komplikationsrate zu erhöhen. Seon et al. berichten davon, dass Navigation mit soft 왘 Messung in Beugung Soft tissue management für WeichteilBalancierung Bereitgestellt von | De Gruyter / TCS Angemeldet | 212.87.45.97 Heruntergeladen am | 19.12.12 15:00 254 11 Navigation in der Endoprothetik tissue management zu gut balancierten Knien mit überlegener anterior-posteriorer Laxizität führt. Planung der anstehenden Schnitte am Femur Die femorale Planung. Nach erfolgter Tibiaresektion und gemessenen Spalten in Streckung und Beugung bieten die meisten der verfügbaren Navigationssysteme die Möglichkeit, die anstehenden Schnitte am Femur zu planen und das Ergebnis dieser Planung zu simulieren (Abb. 11.15). Folgende Parameter können dabei in der femoralen Planung eingestellt werden: 쐌 쐌 쐌 쐌 쐌 쐌 쐌 Varus-/Valgus-Orientierung distale Schnitthöhe Größe der Femurkomponente Höhe des Polyethyleninlays a./p.-Positionierung der Femurkomponente Rotationsposition der Komponente bei manchen Systemen sogar den Slope/die Extensions-/Flexionsposition der Femurkomponente in Sagittalansicht Nach erfolgter Planung von Femurposition und aller femoralen Schnitte schließt sich die Ausrichtung des distalen Sägeblocks an. Abb. 11.15: Femorale Planung Aufnahme der Echtschnittwerte zur Kontrolle Verifizierung der Ergebnisse und Plausibilitätskontrolle. Nach jedem Schnitt bietet die Mehrheit der Navigationssysteme zur Kontrolle die Aufnahme der Echtschnittwerte, um eine Kontrolle der geplanten Bereitgestellt von | De Gruyter / TCS Angemeldet | 212.87.45.97 Heruntergeladen am | 19.12.12 15:00 11.3 Navigation in der Knieendoprothetik (a) 255 (b) Abb. 11.16: (a, b) Überprüfung der Tibiaresektion Werte von der Sägelehrenposition durchzuführen (Abb. 11.16). Daraufhin kann jederzeit nachkorrigiert werden. Zu mehreren Zeitpunkten im Ablauf des Navigationsworkflows können Plausibilitätskontrollen erfolgen, zum einen durch Messungen und den Vergleich zu präoperativen Röntgenbildern, zum anderen durch den Einsatz manueller Überprüfungsinstrumente. Bedeutend erscheint auch die Abgrenzung zu Robotersystemen. Der Arzt bleibt in letzter Instanz Entscheider und führt auch die Schnitte selbst aus, d. h., er behält immer die Kontrolle während des gesamten OP-Ablaufs. Implantation und Erfolgskontrolle. Nach erfolgter Präparation von Femur und Tibia für die Implantate, die in der Regel mit manuellen Instrumenten durchgeführt wird, kann zunächst eine Überprüfung mit Probekomponenten und schließlich auch mit dem Endimplantat erfolgen. Die Erfolgskontrolle erfolgt über die Anzeige der mechanischen Achse am Bildschirm. Diese Aufnahme kann direkt zur aufgenommenen mechanischen Achse zu Anfang des Eingriffs in Beziehung gesetzt werden (Abb. 11.17). Plausibilitätskontrollen im Navigationsworkflow Arzt behält Kontrolle während gesamter OP Implantation mit manuellen Instrumenten Erfolgskontrolle über Anzeige der mechanischen Achse Abb. 11.17: Mechanische Achse Bereitgestellt von | De Gruyter / TCS Angemeldet | 212.87.45.97 Heruntergeladen am | 19.12.12 15:00 256 11 Navigation in der Endoprothetik 11.3.3 Besondere Aspekte Navigation immer wichtiger bei Knierevisionseingriffen (a) Aufgrund der stetig steigenden Anzahl an Revisionseingriffen fällt heute und in Zukunft der Navigation in diesem Bereich der Knieendoprothetik eine immer wichtigere und bedeutendere Rolle zu. Hier kann die Navigation einen sehr wichtigen zusätzlichen Beitrag leisten. Navigierte Knierevisionseingriffe befinden sich noch am Anfang der Entwicklung und werden sicherlich an Bedeutung zunehmen. (b) Abb. 11.18: (a, b) Aufnahme der Femurdiaphyse Abb. 11.19: Femorale Planung Bereitgestellt von | De Gruyter / TCS Angemeldet | 212.87.45.97 Heruntergeladen am | 19.12.12 15:00 11.4 Navigation in der Hüftendoprothetik 257 Die Gründe für hohe Versagensraten sind vielschichtig, doch häufige Ursachen sind: 쐌 Verschiebung, v. a. Proximalisierung der Gelenklinie mit resultierender Patella baja 쐌 fehlerhafte Achsausrichtung 쐌 Fehlrotation der Implantate 쐌 schlechte Balance von Streck- zu Beugespalt Gründe für hohe Versagensrate der Knieprothesen Besonderheiten bei der Revisions-Software sind vor allem die Möglichkeit der Gelenklinienplanung und noch viel mehr deren präzise Umsetzung, aber auch die Präparation der Verlängerungsschäfte unter Navigationskontrolle parallel zur mechanischen Achse bzw. gemäß den vorhandenen Offset-Varianten des jeweils verwendeten Implantatsystems (Abb. 11.18 und 11.19). Besonderheiten der Revisions-Software 11.4 Navigation in der Hüftendoprothetik 11.4.1 Grundlagen Die navigierte Implantation eines künstlichen Hüftgelenks verfolgt das Ziel, dem Operateur während der Operation verlässliche Orientierungspunkte bei der Ausrichtung der Hüftpfanne, des Prothesenschafts und der Abstimmung der Pfannen und Schaftposition zueinander unter Berücksichtigung der anatomischen und patientenspezifischen Situation zu vermitteln. Bei der Ausrichtung der Hüftpfanne kann eine zu steil oder zu flach implantierte Komponente zu einer erhöhten Artikulationsbelastung oder Bewegungseinschränkung mit Implantatimpingement oder gar zu einer Gelenkluxation führen. Gleiches gilt für die Pfannenanteversionsstellung im Falle einer zu starken Anteversion oder gar Retroversionsstellung. Das Zusammenspiel von Schaft und Pfannenkomponente bestimmt den freien Bewegungsumfang des Hüftgelenks. Schafttorsion und Pfannenanteversion stehen dabei in einem funktionellen Zusammenhang. Eine Reduktion des femoralen Offsets wirkt sich deutlich auf die Gelenkstabilität und den Bewegungsumfang aus, eine daraus resultierende deutliche Erhöhung der Beinlänge ist gegenüber dem Patienten heutzutage nur noch schwer vertretbar. Bezüglich der Pfannenstellung wurde in einer klassischen Arbeit zum Einfluss von Pfannenstellung und Dislokationsverhalten ebenfalls eine „safe zone“ definiert, wenn die Pfanne innerhalb einer radiologische Pfanneninklination von 40∞ ( 10∞ und einer Pfannenanteversion von 15∞ ( 10∞ liegt. Bezüglich des optimalen Bewegungsumfanges besteht eine Beziehung der Summenwerte der Pfannenanteversion und der femoralen Antetorsion des Prothesenschaftes, die von Widmer mit einem Wert von 37,3∞ ⫽ Pfannenanteversion ⫹ 0,7 ⫻ Schaftantetorsion berechnet wurden. Die Anteversions- und Antetorsionswerte sind für den Operateur intraoperativ keinesfalls einfach zu ermitteln und lassen Ziel der navigierten Hüftimplantation: verlässliche Orientierungspunkte für die Ausrichtung Komplikationen bei der Ausrichtung der Hüftpfanne und des Schaftes Safe zone: radiologische Pfanneninklination 40° ( 10°, Pfannenanteversion 15° ( 10° Summenwert von Anteversion und Antetorsion wichtig für optimalen Bewegungsumfang Bereitgestellt von | De Gruyter / TCS Angemeldet | 212.87.45.97 Heruntergeladen am | 19.12.12 15:00 258 11 Navigation in der Endoprothetik Intraoperative Orientierung zur Pfannenposition über anatomische Landmarken Ziel: Vermeidung von frühen Gelenkinstabilitäten Durch muskelschonende Zugänge Erhöhung der muskulären Gelenkstabilisierung Navigation: 왘 reproduzierbare Pfannenposition 왘 keine verbesserten Langzeitergebnisse Durch Navigation intensivere Auseinandersetzung mit Implantatversorgung Intraoperative Daten zur Pfannen- und Schaftpositionierung über Navigationssoftware sich auch präoperativ bei der Planung oder postoperativ aus Standardröntgenaufnahmen ableiten. Die intraoperative Orientierung zur Pfannenposition erfolgt an der anatomischen Landmarke des Acetabulums und der Verwendung von mechanischen Zielgeräten, deren Einsatz zwar Routine ist, deren Genauigkeit durch die Variabilität der Patientenposition jedoch eingeschränkt ist. Besonders die intraoperative Beurteilung und Quantifizierung der femoralen Torsionsstellung ist selbst für den erfahrenen Operateur eine Herausforderung. Ein künstliches Hüftgelenk bietet deshalb eine große Variabilität von Implantationspositionen, die im Zusammenspiel leider nicht immer einfach zu beurteilen sind. Da der künstliche Hüftgelenksersatz zudem eine hohe Erfolgsquote aufweist, sind Fälle mit frühen Gelenkinstabilitäten ein Ärgernis, wenn sich dies durch eine andere Implantatposition hätte verhindern lassen. Zu bemerken ist auch, dass operative Zugänge von anterolateral und direkt anterior grundsätzlich muskelschonender durchführbar sind und deshalb die muskuläre Gelenkstabilisierung erhöhen. Beim muskelschonenden hinteren Zugang hat sich durch rekonstruktive Techniken mit Kapselnaht das Disluxationsrisiko ebenfalls vermindert. Auch die Verwendung größerer Prothesenköpfe, 36 mm statt 28 mm oder 32 mm, hat dazu beigetragen. Letzteres darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass größere Köpfe die Randbelastungen der Pfannenkomponente erhöhen, und deshalb die Grundlagen für eine gute Pfannenpositionierung gültig bleiben. Gandhi zeigte in einer Metaanalyse, dass eine navigierte Implantation zu einer reproduzierbareren Pfannenposition führt. Leider gibt es keine Arbeiten, die verbesserte Langzeitergebnisse nachweisen. Nur wenige Arbeiten beschäftigen sich mit der Navigation von Schaft und Pfannenkomponente und konnten reproduzierbare Beinlängeneinstellung oder Offsetrekonstruktion nachweisen. Wenn man sich für den Einsatz eines Navigationssystems entscheidet, wird man feststellen, dass die Auseinandersetzung mit der individuellen und patientenspezifischen Implantatversorgung deutlich intensiver erfolgt, als wenn man sich nur auf das operative Gefühl und seine Erfahrung verlässt (Abb. 11.20). Auch die Ausbildung der endoprothetischen Implantation stellt sich für den Operateur anders dar. Auf dem Bildschirm des Navigationssystems erhält der Operateur abhängig von der gewählten Navigationssoftware intraoperative Daten zur Pfannen- und Schaftpositionierung: 쐌 쐌 쐌 쐌 쐌 쐌 Pfanneninklination Pfannenanteversion Veränderung der Beinlänge Veränderung des Offsets Bewegungsumfang Schaftantetorsion Die Datenanzeige findet während der Knochenbearbeitung mit Acetabulumfräsern oder Schaftraspeln und vor Implantation der endgülBereitgestellt von | De Gruyter / TCS Angemeldet | 212.87.45.97 Heruntergeladen am | 19.12.12 15:00 11.4 Navigation in der Hüftendoprothetik 259 40 35 Anteversion 30 25 20 15 10 5 0 30 35 40 45 50 Inklination 55 60 geschätzt 65 navigiert Anteversion (a) 25 20 15 10 5 0 30 35 40 45 50 55 Inklination Ultraschall Registrierung Pointer Registrierung (b) Abb. 11.20: (a) Pfannenpositionierung mit und ohne Navigation (Lazovic 2006); (b) Pfannenpositionierung navigiert mit Pointer und Ultraschallreferenzierung (Kiefer 2007) tigen Implantatkomponenten statt. So erfolgt stufenweise eine patientenindividuelle Implantatlagervorbereitung und Implantation. Die Navigation ist besonders bei kleineren, minimalinvasiven Schnittführungen und eingeschränkten Sichtverhältnissen eine gute Hilfestellung und unterstützt den Operateur bei der sicheren Platzierung und Ausrichtung der Implantate. Stufenweise patientenindividuelle Implantatlagervorbereitung und Implantation Hilfe bei minimalinvasivem Vorgehen 11.4.2 Operativer Ablauf Pfannennavigation. Die navigierte Implantation der Pfannenkomponente ist die am häufigsten angewandte Technik, die je nach Navigationssoftware mit weiteren Parametern zur Schaftimplantation kombiniert werden kann. Damit das Navigationssystem die Lage des Beckens erkennt, ist eine stabile Befestigung eines Referenzsenders an der Spina iliaca anterior superior über die gesamte Dauer der Navigation notwendig. Dies erfolgt an der ipsilateralen Seite des zu operierenden Hüftgelenks durch eine ca. 1 cm lange Stichinzision rund 5 cm posterior von der ipsilateralen anterioren Spina iliaca superior Navigierte Implantation der Pfannenkomponente am häufigsten Befestigung eines Referenzsenders an Spina iliaca anterior superior Bereitgestellt von | De Gruyter / TCS Angemeldet | 212.87.45.97 Heruntergeladen am | 19.12.12 15:00 260 11 Navigation in der Endoprothetik (a) (b) (c) Abb. 11.21: (a) Patientenlagerung in Rückenlage mit Aufstellung des Navigationssystems. (b, c) Perkutane Befestigung einer Schraube an der ipsilateralen ASIS für den Beckensender Patientenposition in Rückenlage Genaue Berechnung von Inklinations- und Anteversionswinkel der (ASIS). In diese wird eine der passenden Halteschrauben eingedreht, auf die dann der Beckenreferenzsender aufgesteckt wird. Der Sender ist in Richtung der Kameraposition hin auszurichten (Abb. 11.21). Alle folgenden Abbildungen sind für eine Patientenposition in Rückenlage gezeigt. Auf Besonderheiten der Seitenlagerung wird in Kap. 11.4.3 hingewiesen. Voraussetzung für eine genaue Berechnung von Inklinations- und Anteversionswinkel der Pfanne ist eine exakte Registrierung knöcherner Landmarken am Becken. Bei der Pfannennavigation bildet Bereitgestellt von | De Gruyter / TCS Angemeldet | 212.87.45.97 Heruntergeladen am | 19.12.12 15:00 11.4 Navigation in der Hüftendoprothetik (a) (b) (c) (d) 261 Abb. 11.22: (a, c) Perkutane Ertastung der anterioren Spina iliaca superior und der Beckensymphyse und Referenzierung mit einem Pointer. (b, d) Korrespondierende Bilder auf dem Bildschirm des Navigationsworkflows die Beckeneingangsebene die Referenzebene für den Inklinationsund Anteversionswinkel der Pfanne. Die Registrierung der Beckeneingangsebene erfolgt perkutan durch Palpation der beiden anterioren Spinae iliacae superior und der Symphyse mit einem Pointer (Abb. 11.22a, c). Um dies zu ermöglichen, muss die Dicke der OPAbdeckung der Spinae iliacae und der Symphyse gleichmäßig sein. Außerdem sollte der Operateur subkutane Fettschichten über den Landmarken während der Palpation zur Seite schieben. Es hat sich bewährt, die Fettschichten an den Spinae iliacae von lateral nach medial zu schieben und den knöchernen Vorsprung zwischen zwei Finger zu nehmen. An der Symphyse sollten die Fettschichten von kaudal nach kranial verschoben werden. Die Registrierungsreihenfolge wird vom Navigationssystem im Workflow am Bildschirm angezeigt (Abb. 11.22b, d). Pfanne über exakte Registrierung knöcherner Landmarken am Becken Bereitgestellt von | De Gruyter / TCS Angemeldet | 212.87.45.97 Heruntergeladen am | 19.12.12 15:00 262 11 Navigation in der Endoprothetik Bestimmung des Pfanneninklinationswinkels Der Pfanneninklinationswinkel ergibt sich aus der Geraden, die durch die Palpation der beiden anterioren Spinae iliacae superior definiert wird. Er ändert sich mit Verschiebung der Landmarken nach kranial oder kaudal. Die Palpation der ASIS muss deshalb symmetrisch erfolgen (z. B. beide Punkte von kranial nach kaudal). Die Genauigkeit der Registrierung und des Inklinationswertes ergibt sich aus der Abweichung der palpierten ASIS-Position. Genauigkeit Inklination: ( 10 mm ⫽ ( 1,5∞ ( 20 mm ⫽ ( 3,0∞ Bestimmung des Anteversionswinkels Der Anteversionswinkel ist von der Kippung der Ebene abhängig, die sich aus der Palpation aller drei Landmarken ergibt. Dabei hat die Höhe des Symphysenpunktes den größten Einfluss auf den Anteversionswinkel. Mit wachsendem Abstand zwischen palpiertem Punkt und knöcherner Ebene (entspricht der Dicke der Gewebeschicht) wird der am Navigationssystem angezeigte Anteversionswinkel kleiner. Genauigkeit Anteversion: ⫹ 10 mm ⫽ ⫺ 4,0∞ ⫹ 30 mm ⫽ ⫺ 12,0∞ Genauere Anzeige für Pfanneninklination, kleinere Anzeige für Anteversion Beckenregistrierung mit Ultraschallsonde möglich Referenzierung der Acetabulumposition z. B. über navigierte Probepfanne Palpation knöcherner Punkte im Acetabulum Das bedeutet für die Praxis eine „genauere“ Anzeige für die Pfanneninklination und eine in der Regel kleinere Anzeige für die Anteversion durch die unterschiedliche Weichteilbedeckung über der Symphyse. Da der Operateur die Entscheidung zur Auswahl der Anteversionsstellung der Pfanne trifft, kann er den Wert bei der Pfannenimplantation festlegen und dadurch auf die individuelle Situation des Patienten eingehen. Grundsätzlich ist es auch möglich, eine Beckenregistrierung mit einer Ultraschallsonde durchzuführen. Diese Methode ist noch neu; sie zeigt eine genauere Ermittlung der Anteversionsstellung. Die Inklinationswerte wurden nicht signifikant verbessert, was für eine sehr gute Genauigkeit der oben beschrieben Pointer-Registrierung spricht. Nach Referenzierung des Beckens wird auch die Position des Acetabulums referenziert. Die Methoden dazu sind von dem verwendeten Navigationssystem abhängig. Die gebräuchlichste Referenzierung erfolgt durch eine navigierte Probepfanne, mit der der Operateur die anatomische Situation überprüft und über die das Navigationssystem einen ersten Wert für das Hüftgelenkszentrum erhält sowie gleichzeitig die Inklinations- und Anteversionsstellung der Probepfanne anzeigt (Abb. 11.23a). Bei diesen Werten ist zu berücksichtigen, dass zu diesem Zeitpunkt das Pfannenlager noch nicht aufgefräst ist. Zusätzlich ist es möglich, knöcherne Punkte im Acetabulum mit einem Pointer zu palpieren, z. B. die tiefste Stelle der Fossa acetabuli, um die Frästiefe anzuzeigen oder zu begrenzen, oder Punkte am Pfannenrand, um dem Navigationssystem patientenindividuelle Informationen zur acetabulären Anatomie einzugeben. Bereitgestellt von | De Gruyter / TCS Angemeldet | 212.87.45.97 Heruntergeladen am | 19.12.12 15:00 11.4 Navigation in der Hüftendoprothetik (a) 263 (b) (c) Abb. 11.23: (a) Einsetzen einer navigierten Probepfanne zur Ermittlung des Gelenkzentrums und Kontrolle der anatomischen Ausrichtung des Acetabulums. (b) Navigiertes Auffräsen des Acetabulums. (c) Beispiel für den Navigationsbildschirm während des navigierten Auffräsens Danach beginnt die navigierte Vorbereitung des Acetabulums mit Fräsen. Auf dem Monitor werden dabei die Winkel für Inklination und Anteversion relativ zur Beckeneingangsebene angezeigt (Abb. 11.23b, c). Die Winkelangaben sind bei diesem Operationsschritt für die Orientierung der Fräsrichtung und Kontrolle der Navigationsdaten hilfreich. In dem gezeigten Bildschirmbeispiel (Abb. 23c) erhält der Operateur eine zusätzliche Information zur Frästiefe (rote Skala) sowie die dreidimensionale Verschiebung des Hüftzentrums nach kranial, medial sowie anterior/posterior in Millimeter-Werten. Zwei auf dem Bildschirm grau hinterlegte Werte spiegeln die mit der Probepfanne aufgenommene acetabuläre Ausgangssituation für die Inklination und Anteversion wider. Gemäß der präoperativen Planung kann so das neue Pfannenzentrum vorbereitet werden. Die sichere Verankerung des Pfannenimplantats bleibt wie bei der konventionellen OP-Technik auch beim navigationsgestützten Vorge- Navigierte Vorbereitung des Acetabulums mit Fräsen Vorbereitung des neuen Pfannenzentrums gemäß präoperativer Planung Bereitgestellt von | De Gruyter / TCS Angemeldet | 212.87.45.97 Heruntergeladen am | 19.12.12 15:00 264 11 Navigation in der Endoprothetik (a) (b) Abb. 11.24: (a) Navigiertes Einsetzen der acetabulären Pfannenkomponente. (b) Bildschirmanzeigen von Pfanneninklination und Pfannenanteversion Oberstes Ziel: sichere Verankerung des Pfannenimplantats Navigationssystem zeigt und speichert endgültige Inklinationsund Anteversionswerte Implantation in üblicher Reihenfolge Schaftnavigation mit oder ohne Referenzsender am Femur Befestigung eines Referenzsenders am Femur Femur- und Beckenreferenz erlauben sehr genaue Ermittlung aller hüftendoprothetischen Parameter hen das oberste Ziel. Daher ist auf die systemspezifischen Merkmale des Pfannenimplantates bei der Präparation des Implantatlagers zu achten. Beim Einsetzen des endgültige Pfannenimplantats zeigt das Navigationssystem wiederum die endgültigen Inklinations- und Anteversionswerte und speichert in einer vom Navigationssystem abhängigen Form die während der Implantatlagervorbereitung und Pfannenimplantation erzeugten Daten (Abb. 11.24). Diese können für die Operations- und Versorgungsdokumentation verwendet werden. Es erfolgt die Implantation des Prothesenschaftes. Dieses Vorgehen entspricht der üblichen Implantationsreihenfolge einer Hüftendoprothese. Hinweise zu Verfahren, bei denen der Prothesenschaft zuerst implantiert wird, finden sich in Kap. 11.4.3. Schaftnavigation. Zur Navigation der Schaftkomponente gibt es Workflows mit und ohne Befestigung von Sendern am Femur. Dies spielt in sofern eine wichtige Rolle, da ohne Senderreferenz eine geringere Anzahl an Daten erfasst werden kann, die fehlende Senderreferenz aber den operativen Ablauf vereinfacht. Die Befestigung eines Referenzsenders am Femur lässt sich gelenknah i. d. R. schwieriger durchführen als distal im Bereich der Femurkondylen. Die distale Referenz ist durch den größeren Abstand zum Hüftgelenk ungenauer und wird nicht von jedem Navigationssystem unterstützt. Wird ein femoraler Sender angebracht, so muss dies zu Beginn der Operation geschehen, also vor der eingangs beschriebenen navigierten Implantation der Pfannenkomponente. Eine Femur- und eine Beckenreferenz erlauben eine sehr genaue Ermittlung aller hüftendoprothetischen Parameter, wie Offset, Beinlänge, Schaftantetorsion und Bewegungsumfang (Abb. 11.25). Das neue Hüftzentrum und die rotatorische Ausrichtung des Femurs werBereitgestellt von | De Gruyter / TCS Angemeldet | 212.87.45.97 Heruntergeladen am | 19.12.12 15:00 11.4 Navigation in der Hüftendoprothetik (a) 265 (b) Abb. 11.25: Beckensender und gelenknahe femorale Senderreferenz schematisch (a) und in situ (b) den sowohl durch die Implantation der Pfanne als auch durch den Schaft beeinflusst. Offset und Beinlänge können dabei als absolute oder relative Werte im Sinne von Abweichungen durch die Implantation eines künstlichen Hüftgelenkes angezeigt werden. Daten zum Bewegungsumfang können durch eine Simulation des Navigationssystems und durch Anzeige realer Bewegungen erfolgen. Durch pathologische Veränderungen des Hüftgelenks muss der Operateur jedoch entscheiden, welche Werte er erreichen möchte und inwieweit das verwendete Implantatsystem die Realisation der Hüftgelenkrekonstruktion ermöglicht. Bei Referenzierung von Becken und Femur erhält der Operateur während der femoralen Vorbereitung eine absolute Wertangabe zur natürlichen und durch das Implantat bewirkten (bzw. vorher durch die Raspel vorbereiteten) Antetorsion der Femurkomponente. Diesen i. d. R. auf der dorsalen Kniekondylenlinie referenzierten Wert kann der Operateur schon bei Markraumeröffnung durch einen Kastenmeißel erhalten und in Folge während der femoralen Vorbereitung mit navigierten Raspeln verändern oder beibehalten. Welchen Wert man für die femorale Antetorsion durch das Implantat realisieren kann, hängt auch vom femoralen Implantat ab. Ein Oberflächenersatz erlaubt z. B. keine Änderungen; ein Geradschaft kann die rotatorische Position durch anatomische Gegebenheiten einschränken oder zu einer relativen Retrotorsion führen. Ein über den Schenkelhals eingesetzter Kurzschaft oder ein anatomisch geformter Standardschaft stellen im Gelenk eine in der Regel positive Antetorsion ein, die den natürlichen Gegebenheiten ebenfalls sehr nahe kommt. Schaftsysteme mit modularen Halsadaptern erlauben Durch Referenzierung absolute Wertangabe zur Antetorsion der Femurkomponente Femorales Implantat gibt vor, welche femorale Antetorsion erreicht werden kann Bereitgestellt von | De Gruyter / TCS Angemeldet | 212.87.45.97 Heruntergeladen am | 19.12.12 15:00 266 11 Navigation in der Endoprothetik (a) (b) (c) (d) Abb. 11.26: Schaftnavigation: Ausgangsstellung (a), Anzeige femorale Antetorsion vor Raspelbearbeitung (b), Simulation nach Raspelbearbeitung (c) und Ergebnis nach Implantation (d) Vom Navigationssystem berechnete und simulierte Werte Navigation von Offset und Beinlänge auch ohne femoralen Sender möglich 왘 Vorteil für minimalinvasive Zugänge eine grundsätzlich freiere Auswahl und Einstellung des femoralen Gelenkzentrums. Nach Einsetzen der Schaftraspeln erhält der Operateur auf dem Bildschirm eine reale Angabe der femoralen Torsion und simulierte Daten des Bewegungsumfanges, der maximalen Flexion und Veränderung der Beinlänge und Offsets bei allen verfügbaren Kopfgrößen. Nach Implantation der Schaftkomponente können diese Werte vor der endgültigen Implantation der Kopfkomponenten erneut abgerufen werden (Abb. 11.26). Ohne Implantation einer femoralen Senderreferenz besteht ebenfalls die Möglichkeit, den femoralen Offset und die Beinlänge einer Hüftendoprothesenversorgung zu navigieren. Dies ist bei minimalinvasiven Operationszugängen von Vorteil. Dazu erfolgt die Registrierung der Femurreferenz durch das gleichzeitige Aufnehmen eines PaBereitgestellt von | De Gruyter / TCS Angemeldet | 212.87.45.97 Heruntergeladen am | 19.12.12 15:00 11.4 Navigation in der Hüftendoprothetik 267 (a) (b) (c) Abb. 11.27: Schaftnavigation ohne femorale Senderreferenz: Femurreferenzierung an Trochanter major und Patella (a, b), Anzeige von Beinlänge und Offset in Abhängigkeit der verwendeten Schaftgrößen und Kopfkomponenten (c) tella- und eines Trochanterpunktes (Abb. 11.27). Das Bein ist in 90∞ Flexion zu bringen. Beide Punkte sollten jeweils im Vorfeld markiert werden, da sie in der Navigationsabfolge erneut palpiert werden müssen. Der Punkt am Trochanter major ist die Referenz für die Werte des Offsets. Optimalerweise muss der Trochanter major an seinem lateralsten Punkt palpiert werden ⫺ angezeigt durch die rote Schraffierung am Bildschirm. Als mögliche Markierung kann ggf. eine Kortikalisschraube oder eine tiefer gehende Einkerbung an der Knochenoberfläche verwendet werden. Über den palpierten Punkt an der Patella wird die Beinlänge referenziert. Der optimale Punkt liegt in der Regel auf der Patella mittig zwischen dem unteren und dem mittleren Drittel und kann z. B. mit einem sterilen Stift gekennzeichnet werden. Nach Implantation der Pfannenkomponente (vgl. Kap. 11.4.2) wird der Femur mit Raspeln vorbereitet. Das Navigationssystem erkennt die Raspelposition über den am Handgriff angesetzten Infrarotsender. Zur Ermittlung der Beinlänge und des femoralen Offsets werden die zu Beginn der Operation eingelesenen und markierten Punkte an der Patella und dem Trochanter major erneut nacheinan- 왘 Referenzierung über Patella- und Trochanterpunkt Erkennung der Raspelposition über Infrarotsender im Instrumentenhandgriff Bereitgestellt von | De Gruyter / TCS Angemeldet | 212.87.45.97 Heruntergeladen am | 19.12.12 15:00 268 11 Navigation in der Endoprothetik Patellapunkt referenziert Beinlänge Trochanterpunkt referenziert Offset der eingelesen. Dabei wird zuerst die Patella in 90∞ Flexion und danach der Trochanterpunkt aufgenommen. Der patellare Punkt referenziert die Beinlänge, der Trochanterpunkt den Offset. Auf dem Bildschirm kann der Operateur die Auswahl der Schaftgröße bzw. der Raspelgröße sowie der Kopfdurchmesser und Halslängen vornehmen. Die Auswirkungen auf Beinlänge und Offset werden entsprechend den Kopfhalslängen dargestellt. 11.4.3 Besondere Aspekte Navigierter hüftendoprothetischer Eingriff auch in Seitenlage möglich Beckenverkippung beeinflusst Pfannenposition Beckenverkippung variiert postoperativ deutlich Stem-first-Methode: Schaftimplantation vor Pfannenimplantation Grundsätzlich lässt sich ein navigierter hüftendoprothetischer Eingriff auch in Seitenlage des Patienten durchführen. Besonders in Seitenlage ist die Orientierung bei der Pfannenpositionierung erschwert. Bei Seitlagerung wird das Navigationssystem kopfseitig aufgestellt. Eine Schwierigkeit ist die Palpation der kontralateralen anterioren Spina iliaca superior, da diese durch Weichteile, OP-Abdeckung und Lagerungspolster schwerer zugänglich ist als in Rückenlage des Patienten. Ein weiterer Gesichtspunkt der Hüftnavigation ist die sogenannte Beckenverkippung, welche die röntgenologische Beurteilung und reale Pfannenposition prä- und postoperativ beeinflusst. Eine Beckenverkippung von ( 20∞ kompensiert die Anteversion und reduziert die Inklination der Pfanne in Beugung und erhöht die Anteversion und Inklination in Streckung (Abb. 11.28). Rousseau konnte bei 328 Patienten mit unilateraler Hüftendoprothese zeigen, dass die Beckenverkippung postoperativ deutlich variiert. Richtung und Ausmaß dieser Variation ist dabei nicht vorhersehbar. Deshalb muss die Pfannenposition in einem engen Zielbereich einer safe zone liegen, um funktionelle Verkippungen des Beckens auszugleichen. Ergänzend zu den beschriebenen Beispielen und Abläufen einer navigierten Implantation einer Hüftendoprothese ist die sogenannte „Stem-first“-Methode zu nennen, bei der die Schaftimplantation vor der Pfannenimplantation erfolgt. Grundsätzlich bieten einige Navigationssysteme diese Implantationsvariante an, um die Pfannenanteversion auf die femorale Schafttorsion in einer kombinierten Ante- Abb. 11.28: Radiologische Pfannenposition am Beckenmodell mit ⫺20∞/0∞/⫹20∞ Beckenverkippung Bereitgestellt von | De Gruyter / TCS Angemeldet | 212.87.45.97 Heruntergeladen am | 19.12.12 15:00 Literatur 269 versionsstellung zu implantieren. Dabei soll die abschließende Implantation der Pfannenkomponente eingeschränkte Positionierungsmöglichkeiten der Schaftrotation ausgleichen. 11.5 Ausblick Die Nutzung eines Navigationssystems für die Implantation von Hüft- und Knieprothesen verbessert die Reproduzierbarkeit der Ergebnisse und die Qualität der Operation. Ein Einfluss auf die funktionellen Ergebnisse und die Standzeit der Implantate ist jedoch noch nicht nachgewiesen. Im klinischen Einsatz ist die Navigation mit Kosten und zusätzlichem Aufwand verbunden. Was spricht also für die Anwendung der Navigationstechnologie? Es ist zu fordern, dass ein Operateur das Ziel einer zuverlässigen und reproduzierbaren Implantation einer Hüft- oder Knieendoprothese erreicht. Es liegt in der Verantwortung des Arztes, das Versorgungsziel vorab zu definieren und intraoperativ so gut wie möglich zu erreichen, auch wenn eine Operationsplanung einmal ungenau sein sollte. Orthopädische Chirurgie ist in diesem Sinne keine „ärztliche Kunst“, sondern eine Technik mit hohem Anspruch an Sicherheit und Effektivität. Die Navigation ergibt eine viel genauere, quantitative Darstellung der Anatomie und Physiologie des operierten Gelenkes. Implantatpositionen an der Hüfte und ligamentäre Balance am Knie können so präzise eingestellt werden, dass Instabilitäten häufig vermieden werden. Die intraoperative und individuelle Vermessung der Kinematik und der Anatomie des Gelenks und des zugehörigen WeichteilApparates erlaubt eine ganz individuelle Anpassung der prothetischen Rekonstruktion an den Patienten. Man verabschiedet sich damit von einer identischen Rekonstruktion „für alle“, die insbesondere für Patienten mit einer ungewöhnlichen Anatomie, weit entfernt vom Durchschnitt, zu Schwierigkeiten führen kann. Schließlich bietet die Navigation eine wichtige Rolle beim Erlernen und Perfektionieren des Gelenkersatzes für jüngere, aber auch für erfahrenere Operateure. Die sofortige Rückmeldung des Navigationssystems hilft einem jungen Chirurgen, die Funktion des Gelenks und den Einfluss eines konkreten Operationsschritts zu verstehen. Die Navigation wird dadurch zu einem echten Instrument der Qualitätssicherung. Die präzisen, navigierten Messungen können dem Vergleich von neuen Techniken gegenüber Standardverfahren dienen. Navigation ist deshalb nicht nur ein Instrument der Messung, sondern auch ein Instrument der Forschung, welches das Potential hat, zum Schlüssel für zukünftige Fortschritte in der Gelenkendoprothetik zu werden. Navigationssystem: 왘 verbesserte Reproduzierbarkeit, Qualität 왘 kein Nachweis für Einfluss auf Funktion, Standzeit 왘 teuer, aufwendig Navigation: 왘 viel genauere, quantitative Darstellung der Gelenkanatomie, -physiologie 왘 intraoperative und individuelle Vermessung erlaubt individuelle Anpassung 왘 hilft Operateuren beim Erlernen und Perfektionieren des Gelenkersatzes 왘 Instrument der Qualitätssicherung und Forschung Literatur Brin YS, Nikolaou VS, Joseph L, Zukor DJ, Antoniou J. Imageless computer assisted versus conventional total knee replacement. A Bayesian metaBereitgestellt von | De Gruyter / TCS Angemeldet | 212.87.45.97 Heruntergeladen am | 19.12.12 15:00 270 11 Navigation in der Endoprothetik analysis of 23 comparative studies. Int Orthop 2011;35(3):331⫺9. Epub 8.4.2010. Fehring TK, Odum S, Griffin WL, Mason JB, Nadaud M. Early failures in total knee arthroplasty. Clin Orthop Relat Res 2001;392:315⫺8. Gandhi R, Marchie A, Farrokhyar F, Mahomed N. 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