Hundebandwurm: Parasitologe packt das Problem an der Wurzel

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Hundebandwurm: Parasitologe packt das Problem an der Wurzel
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Hundebandwurm: Parasitologe packt das Problem an
der Wurzel
Todbringender Schmarotzer: Weltweit sind mehr als eine Million Menschen von der
Hundebandwurm-Erkrankung betroffen, viele sterben an den Folgen. Die meisten davon in
Asien und Afrika. Dabei lasse sich der Parasit wahrscheinlich durch einfache
Vorsichtsmaßnahmen besiegen, so die These von Parasitologe Dr. Thomas Romig von der
Universität Hohenheim. Details soll ein neues Forschungsprojekt klären, bei dem Dr. Romig
die einzelnen Arten des Hundebandwurms nach Gefährlichkeit, Häufigkeit und
Verbreitungsmuster klassifiziert. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert das
Forschungsprojekt CESSARI mit 270.000 Euro. Damit gehört es zu den Schwergewichten der
Forschung an der Universität Hohenheim.
An zwölf Standorten untersucht Dr. Romig die lokale Bevölkerung auf die zystische Echinokokkose. Mit mobilen
Ultraschall-Geräten spürt der Parasitologe die gefährlichen Wucherungen auf. © Universität Hohenheim
Das Unheil beginnt im Schlachthaus. Immer wieder entdecken dort Metzger seltsame Zysten in
den Innereien geschlachteter Schafe. Dass Menschen sie nicht essen sollten, wissen sie.
Deshalb schneiden sie die Wucherungen heraus und entsorgen sie. In den meisten
Industrieländern hat sich das Problem dadurch erledigt. Nicht aber in weiten Teilen Afrikas, wo
die Schlachthygiene zu wünschen übrig lässt. Herumstreunende Hunde kommen dort ganz
einfach an Schlachtabfälle heran – und fressen die Zysten.
„In den Zysten schlummern die Larven des Hundebandwurms", erklärt Dr. Thomas Romig vom
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Fachgebiet Parasitologie an der Universität Hohenheim. „Im Hundekörper finden sie ideale
Bedingungen, wachsen aus und legen massenhaft Eier." Für Menschen ist der
Hundebandwurm lebensbedrohlich. Jährlich sterben tausende Menschen auf der ganzen Welt
an den Folgen. Über den Kot scheiden Hunde die Wurmeier aus. „Weil die Tiere auch ihren
Analbereich mit der Zunge säubern, verteilen sie die Wurmeier in ihrem Fell. Es reicht also,
einen Hund zu streicheln, um sich den Parasiten einzufangen", klärt Dr. Romig auf. Die Folge:
lebensgefährliche Zysten an inneren Organen. Zystische Echinokokkose nennen Fachleute die
Krankheit.
Viele Hundebandwurm-Arten sind noch nicht untersucht
Die Zysten wachsen oft über viele Jahre hinweg und können riesengroß werden. © Universität Hohenheim
„Es gibt mindestens fünf Arten und zahlreiche Stämme des Hundebandwurms", sagt Dr.
Romig. Sie seien unterschiedlich gefährlich für den Menschen und viele bisher noch gar nicht
wissenschaftlich untersucht worden. Auch sei nicht klar, welche Art in welcher Gegend
vorkomme und welche Schlachttiere sie befalle. Mit dieser Ungewissheit will der Parasitologe
aufräumen. Zusammen mit Partnern in Uganda, Kenia und dem Sudan untersucht Dr. Romig
an zwölf verschiedenen Orten die Bevölkerung auf die zystische Echinokokkose.
Außerdem inspiziert er Schlachthöfe und schneidet Zysten aus den befallenen Organen heraus.
In Alkohol eingelegte Proben nimmt er mit ins Labor. Nach molekularbiologischer
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Untersuchung erkennt der Forscher, welche Wurmart welche Zyste verursacht. „Dadurch
bekomme ich eine ungefähre Vorstellung davon, wie häufig ein Erreger vorkommt und in
welchen Gegenden er besonders verbreitet ist. Daraus ergeben sich Rückschlüsse auf die
Gefährdung des Menschen." Denn jede Zyste befällt andere Organe und wächst unterschiedlich
schnell.
Voruntersuchungen haben bereits gezeigt: Die Zysten, die Ärzte bei Operationen entfernt
haben, werden überwiegend durch ein und dieselbe Hundebandwurm-Art ausgelöst. Auch den
Ursprung der Krankheit hat der Forscher auf diesem Weg in Erfahrung gebracht: Es sind die
Zysten in Schaforganen. Weitgehende Entwarnung gibt Dr. Romig bei Kamelen: „Es hat sich
gezeigt, dass die Wurmart, die Kamele befällt, für den Menschen weit weniger gefährlich ist."
Weil die nomadischen Hirtenvölker mit ihren Wachhunden am stärksten unter der zystischen
Echinokokkose leiden, geht der Experte von der Universität Hohenheim davon aus, dass
Insekten, Wildtiere und verunreinigtes Wasser als Übertragungswege kaum eine Rolle spielen.
Vorsorge: Mehr Hygiene und eine Altersbeschränkung für
Schlachtvieh
Die Forschungsarbeit des Parasitologen legt die Grundlage dafür, dass
Bekämpfungsmaßnahmen entwickelt werden können. „Es gibt bereits Ansätze Schafe dagegen
zu impfen", erzählt Dr. Romig. Das funktioniere aber nur bei wenigen Arten und helfe den
betroffenen Hirtenvölkern überhaupt nicht. Der Impfstoff ist für sie viel zu teuer. Der
Wissenschaftler will das Problem an der Wurzel packen: „Es würde schon viel helfen, wenn die
Schlachter Hygienestandards einhalten und alte Schafe aus den Herden entfernt würden", sagt
er. „Es hat sich nämlich gezeigt, dass vor allem alte Schafe unter Zysten leiden." Fein raus sind
die Hunde: Für sie ist der Hundebandwurm keine Bedrohung. Der Parasit fühlt sich in ihnen
zwar wohl, bildet aber keine Zysten.
Forschungsprojekt CESSARI
Das Akronym CESSARI steht für „Cystic Echinococcosis in Sub-Saharian Africa Research
Initiative". Es ist die Fortsetzung eines großangelegten Forschungsprojekts, das bereits
2009 begonnen hat. Das Forschungsprojekt ist im Februar 2012 angelaufen und auf
weitere drei Jahre angelegt. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert CESSARI in
Hohenheim mit 270.000 Euro. Ziel ist neben neuen Erkenntnissen über die zystische
Echinokokkose auch ein Technologietransfer nach Afrika und die Fortbildung afrikanischer
Ärzte und Wissenschaftler.
Schwergewichte der Forschung
Rund 28 Millionen Euro an Drittmitteln akquirierten Wissenschaftler der Universität
Hohenheim im vergangenen Jahr für Forschung und Lehre. In loser Folge präsentiert die
Reihe „Schwergewichte der Forschung“ herausragende Forschungsprojekte mit einem
Drittmittelvolumen von mindestens 250.000 Euro bei den Experimental- bzw. 125.000
Euro bei den Buchwissenschaften.
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Pressemitteilung
16.11.2012
Quelle: Universität Hohenheim (12.11.2012)
Weitere Informationen
Prof. Dr. Ute Mackenstedt
Universität Hohenheim
Fachgebiet Parasitologie
Tel.: 0711/ 459 222 75
E-Mail: Mackenstedt(at)uni-hohenheim.de
Dr. Thomas Romig
Universität Hohenheim
Fachgebiet Parasitologie
Tel.: 0711/ 459 230 76
E-Mail: Thomas.Romig(at)uni-hohenheim.de
Universität Hohenheim
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