Medieninformation - Deutsches Panzermuseum Munster
Transcription
Medieninformation - Deutsches Panzermuseum Munster
Kontakt Medieninformation Julia Engau Kommunikation Hans-Krüger-Straße 33 29633 Munster Deutsches Panzermuseum Munster Technik | Kultur | Gesellschaft Telefon: 05192 / 899 151 Entstehung und Entwicklung Das Deutsche Panzermuseum Munster (DPM) existiert seit 1983 und hat in den letzten Jahren eine Besucherzahl, die stabil um die 85.000 liegt. Trotz dieser Daten ruft die Erwähnung des E-Mail: [email protected] Internet: www.deutschespanzermuseum.de Namens in Gesprächen immer noch häufig Verblüffung und Überraschung hervor – oft gefolgt von Skepsis und Zweifeln ob der behandelten Thematik. Daher soll der folgende Artikel einen Einblick in Entstehung, Probleme, Potentiale und Zukunftspläne des Hauses geben. Das Museum ist aus einer ursprünglich nicht-öffentlichen Sammlung der Bundeswehr hervorgegangen. Bereits in den späten 1950ern wurden den Truppenschulen in Munster von ehemaligen Angehörigen der Wehrmacht diverse Uniformen und Orden übergeben, die in einem Raum gesammelt wurden und für Soldaten zu besichtigen waren. In den 1960ern wurden der Panzertruppenschule dann von den NATOVerbündeten auch alte Panzer geschenkt. Diese beiden Sammlungen bildeten Panzermuseums. Der den Nukleus des späteren Sammlungsbetrieb wurde aufrechterhalten und so wurden zusätzlich zu den alten Wehrmachtsfahrzeugen nun auch außer Dienst gestellte Fahrzeuge der Bundeswehr gesammelt. Das Deutsches Panzermuseum Munster | Hans-Krüger-Str. 33 | 29633 Munster | www.deutsches-panzermuseum.de -1- Bundesverteidigungsministerium verfügte daher 1972, dass diese Sammlung offiziell als Lehrsammlung etabliert wurde. Dies bedeutete, dass den Soldaten der Panzertruppe anhand der Objekte die Entwicklung ihrer eigenen Truppengattung vermittelt werden sollte – übrigens ein Auftrag, der bis heute erfüllt wird. Dieser Strukturierung und Schritt vor ermöglichte allem eine eine straffere Intensivierung der Sammlungstätigkeit. Die wachsende Lehrsammlung zog nun auch zunehmend öffentliches Interesse auf sich. Obwohl die Bundeswehr anfangs noch in der Lage war, gelegentlich zivile Besucher durch die Sammlung zu führen, wurde der Aufwand bald zu groß. Daher entwickelte sich die Idee, mit Unterstützung eines Fördervereines und mit Hilfe der Stadt Munster die Lehrsammlung als Museum der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Der Kommandeur der Panzertruppenschule und die Stadt Munster formulierten daher einen Antrag an das Verteidigungsministerium, dem 1982 zugestimmt wurde. Mit Unterstützung durch die Stadt Munster, den Landkreis Personalleistungen Soltau-Fallingbostel, verschiedener Sach- Dienststellen und der Bundeswehr und Spendenmitteln der Bundesrepublik und des Fördervereins wurden zwei Ausstellungshallen mit einer Fläche von jeweils 500 Quadratmetern und ein Eingangsgebäude errichtet. Am 22.09.1983 wurde das Museum eröffnet und seitdem kontinuierlich erweitert. Das Museum ruht bis heute auf den drei genannten Säulen Lehrsammlung, Stadt Munster und Förderverein. Die Lehrsammlung blieb bei der räumlichen Überführung in das Museum als organisatorische Institution erhalten und hat auch weiterhin die Objekte in ihrem Besitz – diese bilden lediglich den Großteil der Exponate im Museum. Dadurch kann die Lehrsammlung ihren Auftrag weiter erfüllen. Gleichzeitig Deutsches Panzermuseum Munster | Hans Krüger Straße 33 | 29633 Munster | www.deutsches-panzermuseum.de -2- gestatten es die so gestalteten Besitzverhältnisse, dass die Exponate in einem möglichst betriebsfähigen Zustand bleiben können. In zivilen Museen müssen Kriegswaffen aufgrund des Kriegswaffenkontrollgesetzes demilitarisiert, also unbrauchbar gemacht werden. Die Bundeswehr hingegen darf Kriegswaffen besitzen, so dass die Vereinnahmung der Fahrzeuge und Waffen durch die Bundeswehr aus konservatorischer Sicht ein großer Gewinn ist. Die Stadt Munster organisiert den Museumsbetrieb und die touristischen Belange, während der Förderverein (zur Zeit ca. 400 Mitglieder) durch Mitgliedsbeiträge, Kritik und Anregungen die Fortentwicklung des Museums vorantreibt. Als vierte und unverzichtbare Gruppe sind die sogenannten „Hobbykommandanten“ hinzugekommen. Dies sind ehrenamtliche Mitarbeiter, welche die technische Wartung und (falls notwendig) die Instandsetzung der Fahrzeuge übernehmen. Lehrsammlung und Panzermuseum müssen in dieser Konstellation aus organisatorischen Gründen großen Wert auf ihre jeweilige Selbstständigkeit legen. Die im Folgenden gemachten Ausführungen gelten also nur für die zivile Seite, also das Panzermuseum selbst. Die Vermittlungsarbeit der Lehrsammlung folgt anderen Zielen und nutzt daher andere Vorgehensweisen und Inhalte. Nichtsdestoweniger findet eine enge Absprache statt, so dass beide Partner produktiv kooperieren. In den Jahren 1983-2008 wurde die Entwicklung des Museums historisch und museumspädagogisch nicht im Haus wissenschaftlich fundiert und begleitet. Seit September 2008 gibt es im DPM einen Wissenschaftlichen Leiter, der den Transformationsprozess des Museums von einer Techniksammlung hin zu einem Museum nach ICOM Standards gestaltet. Deutsches Panzermuseum Munster | Hans Krüger Straße 33 | 29633 Munster | www.deutsches-panzermuseum.de -3- Spezifische Probleme und Defizite Ein Haus wie das Panzermuseum steht vor einer ganzen Reihe von Problemen, hat aber auch spezifische Potentiale. Ein zentrales Problem Militärgeschichte im Geschichtsschreibung der Außenwahrnehmung deutschen zweiter Raum Klasse immer gilt. ist, dass noch Obwohl als die akademische „Militärgeschichte in Erweiterung“ seit knapp 20 Jahren von modernen Methoden und Perspektiven geprägt ist und sich als eine kritische und umfassende Kultur- und Sozialgeschichte der organisierten Gewalt versteht, dringt diese Neuorientierung kaum nach außen. Militärgeschichte ist für viele Menschen (auch innerhalb der Geschichtswissenschaft!) mit Waffenfetischismus, Heroisierung, Kartenstudium und Zinnfiguren konnotiert. Ein Haus wie das Panzermuseum Ausrichtung hat daher prinzipiell durch einen seine militärhistorische schwierigen Stand. Dieser Umstand wird durch die Fokussierung auf eine technische Objektgruppe noch verschärft. Das erwartete Klischee des Waffenfetischismus scheint eingelöst zu werden, denn wenn die kritische Methode der modernen Militärgeschichte nicht bekannt ist, erwarten die Besucher fast zwangsläufig eine Ausstellung, die lediglich Exponate aneinanderreiht und technische Daten referiert – und diese Objekte im schlimmsten Fall auch noch glorifiziert. Kritikpunkte, die häufig an schon an zivil orientierte Technikmuseen gerichtet werden, verschärfen sich also in einem Haus mit militärtechnischer Fokussierung noch einmal exponentiell. Die Objekte Herausforderung. sind auch Das museumspädagogisch Panzermuseum eine stellt Tötungsinstrumente aus und darf diese Tatsache auch nicht beschönigen. Ein derart ernstes Thema bietet genügend Deutsches Panzermuseum Munster | Hans Krüger Straße 33 | 29633 Munster | www.deutsches-panzermuseum.de -4- Ansätze, eine kritische Bildungsarbeit zu ermöglichen, aber die zweite Facette des Museumswesens, nämlich die Unterhaltung während des Besuches, wird dadurch drastisch erschwert. Das Panzermuseum ist und bleibt aber ein Museum, kein Mahnmal und keine Gedenkstätte. Wie aber soll Unterhaltung in einem Haus voller Tötungsmaschinerie stattfinden? Die Situation entspricht kommunizierenden Röhren: Entweder wird die kritische Kontextualisierung verstärkt, dann sinkt der reine Unterhaltungswert des Besuches. Oder man reduziert die Kontextualisierung und konzentriert sich auf sterile Technikfaszination – dann jedoch sinkt der Bildungswert drastisch. Die Objekte stellen auch physisch ein Problem dar. Das Museum zeigt 150 Großgeräte, also Panzer, Geschütze, Fahrzeuge und dergleichen auf ca. 10.000m2. Diese großen Objekte haben eine enorm dichte technische Aura, welche die Wahrnehmung und die Denkstrukturen von Besuchern dominiert und kanalisiert. Es fällt schwer, sich von dieser Perspektive ausschließlich freizumachen rein und technisch die Exponate wahrzunehmen. nicht Diese Konstellation, die sich auch bei ziviler Großtechnik in Museen oft finden lässt, wird im Panzermuseum doppelt verschärft. Erstens greift die Faszination, die ausgestellten Waffen prinzipiell inhärent ist. Zweitens hängen an Panzern noch einmal eine ganze Reihe von hartnäckigen Mythen, die zwar im Regelfall völlig unhaltbar sind, aber eine große Faszination bieten. Der Panzer an sich wird durch die Jahrzehnte seiner Existenz von Laien immer wieder als Superwaffe und Wunderkonstruktion aufgeladen, was eine kritische Distanz natürlich erschwert. Eng damit zusammen hängt auch das Problem, dass das Panzermuseum von vielen Besuchern als Wehrmachtsmuseum Deutsches Panzermuseum Munster | Hans Krüger Straße 33 | 29633 Munster | www.deutsches-panzermuseum.de -5- wahrgenommen wird. Zwar stellen Objekte dieser Phase quantitativ nur ca. ein Viertel der Ausstellung dar – in der Besuchsmotivation spielen diese Fahrzeuge aber eine ganz zentrale Rolle. Dies hängt mit einer populären Erinnerungskultur zusammen, welche die Panzerwaffe ob ihrer scheinbar „technischen Projektionsfläche für Natur“ auch Faszination dann und noch als Bewunderung akzeptabel erscheinen lässt, wenn man die Verbrechen der Wehrmacht in toto nicht mehr leugnet. Die Panzer der Wehrmacht gelten immer noch als „Wundertruppe“, die einen überragenden Sieg nach dem anderen errungen hat und letztlich nur durch Materialunterlegenheit verloren hat. Ein kausaler Konnex zum Vernichtungskrieg wird entweder nicht gesehen oder aktiv verneint. Dies wird ungewollt durch die Tatsache erleichtert, dass die Exponate im Museum in einem sehr klinischen Umfeld und ad usum Delphini präsentiert werden. Im Gegensatz dazu ist der Kalte Krieg als historische Epoche in den Köpfen der Besucher praktisch nicht existent. Das Museum zerfällt daher in der Wahrnehmung geradezu in zwei getrennte Teile: Ein historisches Museum, das „richtige“ Geschichte vermittelt und bis 1945 reicht. Danach rückt die eigene Erfahrung in den Vordergrund – Fahrzeuge werden oft identifiziert als „der Bock, auf dem ich gesessen habe“ oder „den Papa gefahren hat“. Zusammenhänge von Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Militär im Zeichen der Bipolarität rücken dadurch noch viel mehr in den Hintergrund, als dies im Betrachtungszeitraum bis 1945 schon der Fall war. Während der Weltkrieg Rahmennarrativ zumindest bildet, das noch zu ein faszinierendes wenigstens punktueller Beschäftigung mit diesen Themen anregt, ist der Kalte Krieg dazu scheinbar nicht geeignet. Hier findet eine Enthistorisierung statt. Besonders auffällig ist dabei die völlige Deutsches Panzermuseum Munster | Hans Krüger Straße 33 | 29633 Munster | www.deutsches-panzermuseum.de -6- Unkenntnis gerade junger Menschen über 40 Jahre ostdeutscher Militärgeschichte. Diesen Problemen stehen natürlich auch Potentiale gegenüber. Die Faszination für Technik, Waffen und Panzer ist natürlich auch ein Instrument, das genutzt werden kann und muss. Sie muss als Ausgangspunkt und Motor benutzt werden, um die Besucher in das Museum zu locken und dann überraschend mit kritischem Kontext zu den Exponaten zu versorgen. Die Panzer sind in diesem Szenario selbstlaufende Besuchermagnete durch ihre scheinbar „rein technische“ Faszination, werden aber zu Vermittlern multiperspektivischer Bildung. So kann ein inhärenter Nachteil wenigstens als Vorteil genutzt werden. Ein damit verbundener großer Vorteil ist, dass diese Besuchermagnete auch langfristig funktionieren werden: Die Mit-Trägerschaft der Bundeswehr und die Orientierung der Sammlung stellen sicher, dass das Panzermuseum stets ein Unikum bleiben wird; eine konkurrierende Institution ist strukturell nicht vorstellbar. Ein wirkliches Alleinstellungsmerkmal ist museal und touristisch ein kaum zu überschätzender Faktor. Gerade für den Faktor Tourismus ist die Lage im Dreieck Bremen, Hamburg, Hannover inklusive Autobahnanbindung und die Integration in den Tourismusbetrieb der Lüneburger Heide sehr gewinnbringend. Ein zumindest langfristig wirkender Vorteil ist die zunehmende Akzeptanz der modernen Militärgeschichte in der Öffentlichkeit. Auch wenn das altmodische Klischee dominiert, so dringt die Militärgeschichte neuer Art doch immer mehr in den akademischen Mainstream und über mediale Kanäle langsam auch in das öffentliche Bewusstsein vor. Mit zunehmender Relevanz dieses Feldes als Forschungsgebiet und als populäres Interessenthema gewinnt auch das Panzermuseum als das „Haus mit den Originalen“ an Deutsches Panzermuseum Munster | Hans Krüger Straße 33 | 29633 Munster | www.deutsches-panzermuseum.de -7- Bedeutung. Dies hängt auch mit der Tatsache zusammen, dass der Einsatz in Afghanistan Krieg und Kriegführung wieder mehr in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses rücken – und dies durchaus kritisch. Hier kann das Panzermuseum eine wichtige Vermittlerrolle wahrnehmen, wenn es sich seiner Aufgaben bezüglich militärhistorischer Herkunftsvergewisserung und Identitätsstiftung kritisch stellt. Hierbei profitiert das Panzermuseum von seinen engen Kontakten zum Militärhistorischen Museum der Bundeswehr in Dresden, zum Militärgeschichtlichen Forschungsamt Potsdam und zu anderen Häusern. Maßnahmen und Pläne Leitlinie der musealen Vermittlung im Panzermuseum ist die Kontextualisierung. Die Panzer erzeugen ohnehin eine technische Aura; technische Daten sind darüber hinaus der Exponatsbeschilderung zu entnehmen. Das bedeutet, dass die Technikgeschichte in Führungen, Multimediaguides und Vertiefungsbereichen nur noch selten und nie um ihrer selbst willen angesprochen wird. Die Vermittlungsarbeit konzentriert sich stattdessen darauf, die Exponate in historische Zusammenhänge zu stellen. Dabei wird auf Sozial- und Kulturgeschichte, Wirtschafts- und Politikgeschichte, Erlebnisund Alltagsgeschichte zurückgegriffen. werden die Durch Panzer sowie diese zu Erinnerungskultur breite Kontextualisierung Bestandteilen einer größeren Geschichtserzählung. Sie sind daher nicht mehr nur ein steriles 3D-Panzerquartett, sondern Zeugen eines historischen Sachverhaltes. Ein konkretes Beispiel sei gegeben: Eine Gruppe Jagdpanzer des Zweiten Führungsstopp dar. Es Weltkrieges stellt einen handelt sich dabei um gepanzerte Fahrzeuge, die keinen Turm haben, sondern eine fest im Deutsches Panzermuseum Munster | Hans Krüger Straße 33 | 29633 Munster | www.deutsches-panzermuseum.de -8- Fahrzeug verbaute Kanone. Die Entwicklung dieser Fahrzeuge wurde in Führungen bisher technisch referiert und mit taktischen Zwängen begründet. In der neuen, kontextualisierenden Sichtweise rückt die Tatsache in den Mittelpunkt, dass solche Fahrzeuge vor allem einfacher und billiger zu produzieren sind als Kampfpanzer mit (sehr komplexen) Turmkonstruktionen. Von dort aus wird der Bogen gespannt zur Ausbeutung der eroberten Gebiete und zur Zwangs- und Sklavenarbeit des NS-Regimes, die für die Kriegswirtschaft eine zentrale Rolle spielt, gleichzeitig wird die starke Akteursrolle der Privatwirtschaft im NS-Staat thematisiert. Der Panzer wird hier als Ermöglicher und Nutznießer der Vernichtung durch Arbeit beschrieben. Um den Bezug zum konkreten Objekt nicht zu verlieren, wird abschließend auf die Gummiumantelung der Laufrollen hingewiesen und erwähnt, dass Auschwitz III (Monowitz) zur Erzeugung des Gummiersatzstoffes Buna errichtet wurde. So wird in einem kurzen Vortrag (ca. 3min) vom Objekt „Jagdpanzer“ ein Bogen zur NS-Wirtschaftsgeschichte, zur Vernichtung durch Arbeit und zum ökonomischen Charakter des Panzers geschlagen. Das Beispiel demontiert auch gleich die Idee, dass Panzerwaffe und Vernichtungskrieg zu trennen sei. Es ist ein Merkmal der Besucher, dass sie eine große Menge von Mythen und Halbwissen mitbringen – das liegt daran, dass nicht- wissenschaftliche Militärgeschichtsschreibung sehr beliebt ist, diese aber im Regelfall unkritisch und/oder glorifizierend und/oder veraltet ist. Das Panzermuseum nutzt diese Tatsache und demontiert in der Vermittlung ganz gezielt diese Mythen, um die Besucher so zum Nachdenken und Nachfragen zu reizen. Typische Themen wären bspw. „Das Deutsche Kaiserreich hat aus Ignoranz/Technophobie keine Panzer Deutsches Panzermuseum Munster | Hans Krüger Straße 33 | 29633 Munster | www.deutsches-panzermuseum.de -9- gebaut“, „Die Wehrmacht war eine moderne Armee“, „Die Waffen des Warschauer Paktes haben nichts getaugt“ und „Der Kalte Krieg war eine Periode des Friedens“. Natürlich gibt es neben der Mythendekonstruktion aber auch konstruktive Leitlinien. Das Panzermuseum beschäftigt sich mit dem maschinisierten Krieg und hat von dort ausgehend einige Leitthemen festgelegt: Industrialisierung, Rationalisierung und Modernisierung in all ihren Facetten sind Voraussetzungen, Begleiterscheinungen und Folgen des Prozesses der Maschinisierung des Krieges. Alle vier wiederum stehen in Wechselwirkung mit Kultur und Gesellschaft, wo Phänomene wie Vermassung und Egalisierung betrachtet werden müssen, um den Prozess der „Vergesellschaftung der Gewalt“ in den Blick zu bekommen. Wichtig ist dabei der Blick über den nationalen Tellerrand: Die Geschichte des Panzers kann nur als internationale Geschichte verstanden werden. Mittelfristig soll neben diesen oft eher abstrakten Perspektiven die Erlebniswelt der Menschen noch stärker in den Mittelpunkt rücken. Eine Erlebnisgeschichte, sowohl aus Opfer- wie auch aus Täterperspektive, die Leid, Tod, Verwundung, Verlust, Angst etc. thematisiert, fehlt noch fast gänzlich. Sie wird aber eine zentrale Rolle einnehmen. Diese neuen Perspektiven finden im Museum und seinem Umfeld viel Unterstützung, treffen aber auch auf viel Widerstand. Konkret setzt das Panzermuseum diese Ansätze auf verschiedenen Ebenen um: Erstens stehen seit 2009 kostenfrei Multimediaguides zur Verfügung, die eine allgemeine, multiperspektivische Führung bereithalten und in Zukunft um Spezialführungen erweitert werden. (Erste Erweiterung Ende 2011: „Frauen in Krieg und Militär“). Zweitens setzen seit 2011 die Führungen im Museum die oben skizzierten Ansätze um. Und drittens findet langfristig ein museumspädagogischer Deutsches Panzermuseum Munster | Hans Krüger Straße 33 | 29633 Munster | www.deutsches-panzermuseum.de - 10 - Ausbau der Dauerausstellung statt, so dass auch Besucher ohne Guides oder Führungen eine kohärente Vermittlung der Inhalte erfahren können, die den aktuellen Standards der Museumspädagogik entspricht. Dies ist das langfristige Hauptprojekt der nächsten Jahre. Gleichzeitig fährt das Panzermuseum seit 2009 eine sehr offene Informationspolitik. Über eine erneuerte Homepage mit Blog, einen Facebook-Account und einen Youtube-Channel kommuniziert konkreten das Museum Entwicklungen alle nach konzeptionellen außen, um und seinen Transformationsprozess transparent und glaubhaft zu machen. Dabei werden Probleme und Defizite offen angesprochen, um klarzumachen, dass die Transformation keine Tabus kennt, aber nun mal eine bestimmte Zeit in Anspruch nimmt, so dass nicht alles auf einmal gemacht werden kann. Durch diese Transparenz will sich das Museum speziell für besonders kritische Gruppen empfehlen und die Diskussion mit diesen suchen. Die aktive Außenkommunikation soll auch die Professionalisierung des Museums dokumentieren. Durch die Wahrnehmung von Militärgeschichte als „Geschichte zweiter Klasse“ wird auch die Qualität der Museumsarbeit im Panzermuseum häufig vorab in Zweifel gezogen. Die Öffentlichmachung von Konzeptionen und Diskussionen soll derlei Kritik entkräften. Dieser Ansatz wird unterstützt durch Kooperationen, die das Panzermuseum mit Universitäten, Museen und Schulen durchführt, sowie durch einen regen studentischen Praktikantenbetrieb. Insgesamt steht das Panzermuseum noch ganz am Anfang eines langen Weges und hat noch viele Probleme zu lösen – es hat aber auch viele spezifische Potentiale und die Möglichkeit, ein vollwertiges und einzigartiges Museum zu werden. Deutsches Panzermuseum Munster | Hans Krüger Straße 33 | 29633 Munster | www.deutsches-panzermuseum.de - 11 - Der Text wurde veröffentlicht im Mitteilungsblatt Museumsverband Niedersachsen Bremen Nr. 72, September 2011, S. 44-50. Deutsches Panzermuseum Munster | Hans Krüger Straße 33 | 29633 Munster | www.deutsches-panzermuseum.de - 12 -