Layout bablandfrau - Bauernblatt Schleswig

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Layout bablandfrau - Bauernblatt Schleswig
Landfrau
■ BAUERNBLATT l 23. August 2014
Persönliche Ansprache besser als Flyer
Wechsel in die LandFrauenvereine ist kein Naturgesetz
Imken Krohn aus Krokau fühlt sich
der Landjugend eng verbunden.
Bevor sie 2008 ehrenamtlich im Laju-Landesvorstand
mitmischte,
war sie schon mehrere Jahre als
Vorsitzende der Ortsgruppe Selenter See im Kreisverband Plön aktiv.
Mittlerweile ist sie 27 Jahre alt und
aus dem „Landjugendalter“ heraus. Doch was kommt jetzt? Darüber machte sie sich während eines
Workshops des Deutschen LandFrauenverbandes (dlv) Gedanken.
Das Bauernblatt sprach mit ihr
über den Workshop und ihre Zukunftspläne.
„In der Landjugend habe ich
Freunde fürs Leben gefunden. Wir
kommen heute noch zusammen
und das wird auch in 30 Jahren so
sein. Die Landjugend bleibt“, bilanziert die Studentin der Agrarwissenschaften, die gerade an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel an
ihrer Masterarbeit schreibt. Vor zwei
Jahren gab sie ihr Ehrenamt als Vorsitzende der Ortsgruppe Selenter
See auf. „Ich stehe dem Vorstand bei
Bedarf weiterhin zur Seite, aber ich
fand es wichtig, zum richtigen Zeitpunkt loszulassen und die Verantwortung in jüngere Hände zu legen“, betont sie. Nach dem Rücktritt
stellte sich für die engagierte junge
Frau plötzlich die Frage, was sie mit
der neu gewonnenen freien Zeit
sinnvoll anfangen könnte. „Deshalb
machte ich im vergangenen Jahr
meinen Jagdschein und in diesem
Jahr den Segelschein“, erzählt sie.
Als sie von einem Modellseminar
des dlv in Berlin erfuhr, das sich ausdrücklich an junge Frauen im ländlichen Raum und ehemalige Landjugendfrauen richtete, meldete sie
sich spontan an. Aus ganz Deutschland kamen die 20 Teilnehmerinnen
an der Andreas-Hermes-Akademie
in Berlin zusammen. Sie tagten zum
Thema „Das war erst der Anfang …
weiterhin mitmachen“.
„Neue Mitglieder zu gewinnen, ist
eine der größten Herausforderungen für unsere LandFrauenvereine“,
weiß Brigitte Scherb, Präsidentin des
dlv. Die Praxis in den Ortsvereinen
zeige, dass ein Wechsel der ausscheidenden Landjugendfrauen zu den
LandFrauen keine Selbstverständlichkeit sei, so Scherb. Oftmals ständen Frauen, die aus der Landjugend
ausscheiden, an einer beruflichen
und persönlichen Weggabelung.
Ob bei der Landjugend oder den LandFrauen: Für Imken Krohn gibt es gute
Gründe, sich ehrenamtlich zu engagieren. Das sind Spaß, Anerkennung,
Gemeinschaft und das sichere Gefühl, etwas bewegen zu können.
Foto: Silke Bromm-Krieger
Der nötige Freiraum für ein anschließendes Ehrenamt sei gering. Schnell
gehe so der Kontakt zu den Frauen
verloren, dabei wären sie als neue
Mitglieder ein großer Gewinn.
Vor diesem Hintergrund wollte
der Deutsche LandFrauenverband
im Rahmen des Workshops genauer
wissen, was passieren muss, damit
junge Frauen gern zu den LandFrauen wechseln.
Imken Krohn berichtet, dass sowohl ihre Großmutter als auch ihre
Mutter begeisterte LandFrauen sind.
Einmal selbst bei den LandFrauen
reinzuschnuppern, darauf kam die
Landwirtstochter bisher aber noch
nicht. „Die Frauen sind alle so alt wie
meine Mutter oder älter. Unsere Lebenswelten und Interessen liegen
einfach zu weit auseinander“, gibt
sie zu bedenken.
Im Workshop fand sie es deshalb
spannend, eine 22 Jahre alte LandFrau kennenzulernen, die eine spezielle Gruppe von jungen LandFrauen
gründete und darüber einen Vortrag
hielt. „Anschließend haben wir Vorurteile und Klischees herausgearbeitet, die die Arbeit der LandFrauen
immer wieder begleiten. Außerdem
dachten wir darüber nach, was wir
uns von den LandFrauen wünschen,
damit sie attraktiv für uns sind.“
Ein Punkt: Junge Frauen wollen in
den Ortsvereinen offen empfangen
Seminar am 7. Oktober in Rendsburg
„Nachwuchs gesucht!“
Wie motiviere ich LandFrauen zur
Übernahme eines Ehrenamtes? –
Zu diesem Workshop lädt der
LandFrauenverband SchleswigHolstein am Dienstag, 7. Oktober,
in Rendsburg in der Landwirtschaftskammer ein.
Am Vormittag wird es beim Erfahrungsaustausch darum gehen,
welche Gründe es für ehrenamtliches Engagement gibt und warum es mitunter schwierig ist,
Nachwuchs für die Vorstandsarbeit zu finden. Moderiert wird dieser Austausch von Ulrike Michaelis
und Dr. Gaby Brüssow-Harfmann,
Hauptgeschäftsführerin
beziehungsweise Bildungsreferentin
des LandFrauenverbandes.
Am Nachmittag folgt ein Praxisteil
mit Katinka Springborn, Coach
und Schauspielerin aus Hamburg.
Sie wird zeigen, welche guten Gelegenheiten es gibt, mögliche
Kandidatinnen anzusprechen und
und sie für ein Amt zu motivieren.
Weitere Infos und Anmeldung unter www.landfrauen-sh.de oder in
der Geschäftsstelle (siehe „Kurz &
bündig“).
bb
und ernst genommen werden. Sie
möchten von Anfang an die Chance
haben, sich mit frischen Ideen einzubringen. Diese sollten nicht abgeblockt werden. „Wenn es heißt: Dat
hebbt wie schon immer so mokt und
dat bliev auch so“, sei das kontraproduktiv, meint Imken Krohn und setzt
hinzu: „Man muss sich als neues Mitglied wohlfühlen können und akzeptiert werden.“ Ebenso fände sie
es toll, wenn die Themen der LandFrauen jünger werden. „Ein Kochkurs für exotische Gerichte oder Ausflüge zu moderneren Zielen würden
gut
ankommen.“
Außerdem
wünscht sie sich „Vorträge von qualifizierten Referenten mit aktuellen
Themen, die für ein jüngeres Publikum im Alter von Mitte 20 bis Anfang 30 interessant sind“.
Eine Sache stellt sie ebenfalls als
entscheidend heraus: „Im Workshop waren wir der Meinung, dass
die direkte Ansprache bei einer
Mitgliederwerbung am wirkungsvollsten ist. Ein persönlicher Kontakt mit einer LandFrau ist besser
als ein Flyer.“
Um bei den LandFrauen mitzumischen, wäre es ihr ebenfalls wichtig,
dort Gleichaltrige zum Erfahrungsaustausch und Netzwerken zu finden, die sich im selben Lebensabschnitt befinden. „Daneben noch
eine ältere Mentorin zu haben, wäre
natürlich schön“, so Imken Krohn.
Allerdings hat sich durch den
Workshop ihr Blick auf die LandFrauen geändert. „Ich habe eigene Klischees abgebaut und mir wurde bewusst, wie viele tiefgründige Themen die LandFrauen anpacken.“
Ob sie sich eine Mitgliedschaft vorstellen kann? Imken Krohn ist ehrlich: „Im Moment sind die LandFrauen bei mir nicht angesagt. Ich werde
in nächster Zeit viel um die Ohren
haben, denn ich beginne an der
DLG-Akademie ein Trainee-Programm für den Managementnachwuchs in der Agrarbranche. Ich will
mich dadurch auf eine Führungsposition im Agribusiness vorbereiten.“
Für die Zukunft möchte die angehende Agraringenieurin ein Engagement bei den LandFrauen jedoch
nicht völlig ausschließen, wenn es in
ihre Lebensplanung passt. Auf jeden
Fall will sie weiterhin ehrenamtlich
aktiv bleiben. „Ich kann mir auch
vorstellen, in die Politik zu gehen.
Mal schauen, wohin der Wind mich
trägt.“
Silke Bromm-Krieger
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