Vogelparadies Garten

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Vogelparadies Garten
ZIERGARTEN & L EBEN
Der Stieglitz ernährt sich
von Wildblumensamen
und hat eine besondere
Vorliebe für Disteln
Vogelparadies
Garten
Eine bunte Vogelvielfalt im Garten – das ist der Wunsch vieler
Gartenbesitzer. Durch das Anbringen von Nistkästen oder
Futterhäuschen können Sie Vögel in den Garten locken. Zum Überleben brauchen die kleinen Gäste jedoch mehr. Richtige Pflege und
Gestaltung machen auch Ihren Garten zum Vogelparadies.
V
ögel erfreuen unser
Herz mit ihrem morgendlichen Gesang. Mit Begeisterung
beobachten
unsere Kinder die emsigen
Vogeleltern, die ihren
Nachwuchs tagaus, tagein mit Raupen und anderen Insekten aus dem
Garten füttern. Im Garten angebrachte Nist-
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05/2007
GARTEN
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HAUS
kästen oder ein Futterhäuschen im Winter sind
beliebte Vogelschutzmaßnahmen. Sie sind
aber nur dann sinnvoll, wenn der gesamte Garten vogelfreundlich gestaltet ist. Vögel brauchen naturnahe Gärten mit vielfältigen Strukturen und einem reichen Nahrungsangebot.
Ein reich gedeckter Tisch
Körnerfresser wie Grünling, Goldammer oder
Stieglitz fressen Samen von heimischen Wildkräutern und -blumen. Beliebte Vogelblu-
Fotos: Roland/www.bird.at (4). Baldrian/“die umweltberatung“ (2), www. vivara.at (2)
Eine willkommene Trink- und Bademöglichkeit
zu jeder Jahreszeit ist eine Vogeltränke
men sind beispielsweise Johanniskraut, Karde und Nachtkerze, aber auch Brennnesseln,
verschiedene Disteln und Wegeriche sind ein
Leckerbissen für Vögel.
Gruppieren Sie die Pflanzen in einem Wildblumenbeet, legen Sie eine Wildblumenwiese an oder lassen Sie die Wildkräuter in einem
wilden Eck oder in einem Heckensaum wachsen. Heimische Wildblumen und Gehölze locken zudem eine Vielzahl von Insekten an.
Diese sind die Nahrungsgrundlage für insektenfressende Arten wie Meisen, Zaunkönig
oder dem seltenen Gartenrotschwanz. Verzichten Sie in Ihrem Garten zum Schutz der Vögel möglichst auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel. Diese schädigen die Kleintiere und damit indirekt auch die Vogelwelt.
Nahrung für Vogelbabys
Zur Zeit der Jungenaufzucht im Frühling stellen die meisten Vögel ihre Ernährung auf eiweißreiche Insektennahrung um. Ein Blaumeisenpärchen fliegt bis zu 1.000 Mal pro Tag
mit Insekten zur Fütterung ans Nest und hilft
dadurch mit, das biologische Gleichgewicht
im Garten zu erhalten.
Winterfutter
Im Winter finden unsere Gartenvögel auf
beerentragenden heimischen Gehölzen, auf
samenreichen Wildblumen und auf schneefreien Stellen unter dichten Hecken und Stauden natürliche Nahrung. Schneiden Sie beerentragende Hecken daher erst im Spätwinter zurück, setzen Sie aber allfällige Schnittarbeiten unbedingt vor der Brutzeit um.
Auch Fruchtstände und hohle Blumenstängel
mit darin überwinternden Insekten sind ein
wertvolles Winterfutter und sollten erst im
Frühling entfernt werden.
In strengen Wintern kann eine Futterstelle
mit Nüssen, Samen, getrockneten Beeren
oder fettgetränkten Getreideflocken hilfreich
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sein. Wichtig ist, nur geschlossene Futterbehälter wie z. B. Silofutterhäuser zu verwenden. In diesen Behältern wird das Futter nicht
mit Kot verschmutzt. Das schützt die Vögel
vor tödlichen Infektionen durch Salmonellen.
Hecken zum Verstecken
Dichte Sträucher und Hecken bieten sichere
Versteckmöglichkeiten, Brutplätze sowie ein
reiches Nahrungsangebot. Besonders beliebt
sind Dornensträucher oder früchtetragende
Gehölze. Geben Sie bei Ihrer Gartengestaltung unbedingt heimischen Gehölzen den
Vorzug. Unsere Vogelwelt hat sich in einer
langen Entwicklungsgeschichte an diese
Pflanzen und die darauf lebenden Insekten
angepasst und benötigt sie zum Überleben.
Viele Vogelarten brauchen im Garten Totholz.
Zaunkönig, Rotkehlchen oder Heckenbraunelle sind dankbar für einen Reisighaufen, in dem
sie nach Nahrung suchen oder sogar brüten
können. In alten Bäumen mit Astlöchern oder
hohlen Stämmen finden viele Vögel ideale
Nistplätze. Baumläufer, Kleiber und Spechte
halten in den Rindenritzen nach Larven von
Holzkäfern und anderen Insekten Ausschau.
Ein Zuhause für Vogelbabys
Freibrütende Vogelarten wie Heckenbraunelle, Goldammer oder Zilpzalp finden in einem
Garten mit dichten Büschen meist einen geeigneten Platz für ihr Nest. Sie können diese Vogelarten unterstützen, indem Sie neben den
Büschen einen Saum mit Wildkräutern wachsen lassen, damit in Bodennähe brütende Arten gute Verstecke finden. Bei Gehölzen mit
wenig verzweigter Wuchsform kann durch einen Quirlschnitt, also die Kürzung aufrecht
wachsender Triebe, eine stabile Nestunterlage
geschaffen werden.
Kletterpflanzen sind beliebte, katzensichere
Brutplätze. Efeu lockt zur Blütezeit Insekten an
und bietet im Frühjahr Früchte als Futter.
Nisthilfen
Höhlenbrüter wie Meisen, Kleiber und Star
brüten in alten Bäumen mit Nisthöhlen. Diesen Arten können Sie helfen, indem Sie im
Herbst oder Spätwinter Nistkästen anbringen. Geeignet sind selbst hergestellte
Nistkästen aus unbehandeltem Holz oder
handelsübliche Modelle aus Holzbeton.
Bei Höhlenbrütern entscheidet die Größe des
Einflugloches darüber, welche Vogelart den
Nistkasten besiedelt. Bringen Sie Nistkästen
mit unterschiedlich großen Fluglöchern an.
Kleinere Meisen wie Blau- oder Tannenmeise
benötigen ein Flugloch von 27 mm, größere
Meisen eines von 32 mm. Für Star, Wendehals
und Kleiber sollte das Flugloch 45 mm groß
sein. Der Nistkasten wird in mindestens 2 m
Höhe am Baumstamm befestigt, der Standort
Grünspecht
sollte halbschattig sein und
das Flugloch nach Osten oder
Südosten, jedoch nie in die
Hauptwindrichtung zeigen.
Auch jenen Vogelarten, die
gerne an Gebäuden brüten,
wie Hausrotschwanz, Grauschnäpper, Haussperling oder
Mauersegler, kann man mit geeigneten Nistkästen helfen. Öffnen Sie die Nistkästen während der
Brutzeit nie, um die Vögel nicht zu
stören! Im Spätherbst müssen die Nistkästen mit heißem Wasser und einer Bürste
gereinigt werden, um Parasiten und Krankheitserreger zu entfernen.
Schwalben benötigen für ihren Nestbau
Lehmlacken. Diese Vögel unterstützen Sie am
besten, indem Sie offene Bodenstellen freihalten oder künstliche Schwalbennester aus Holzbeton anbringen. Ein Brett unter dem Nest
verhindert die Verschmutzung der Wand.
Badespaß für Rotkehlchen und Co
Eine Vogeltränke im Garten lockt selbst seltene und scheue Vögel an und ist zu jeder Jahreszeit eine willkommene Trink- und Bademöglichkeit. Teiche mit unterschiedlichen
Flachwasserzonen oder abgestufte Vogeltränken mit variierenden Wassertiefen berücksichtigen die jeweiligen Ansprüche von
kleinen und großen Vögeln.
Achtung! Nasse Vögel sind eine leichte Beute
für Katzen. Das Vogelbad sollte deshalb 2 bis
3 m vom nächsten Gebüsch und nach Möglichkeit etwas erhöht angebracht werden.
Hintergrundinfo
Typische Vogelgehölze
!
D o r n s t r ä u c h e r : Apfel-Rose, Hecken-Rose,
Gewöhnlich-Berberitze, Schlehe, Weißdorn
B e e r e n t r a g e n d e G e h ö l z e : Schwarzer Holler,
Gewöhnlich-Schneeball, Pfaffenkapperl,
Dirndlstrauch, Blut-Hartriegel und Liguster
N a h r u n g s r e i c h e B ä u m e : Eibe, Sal-Weide,
Vogelbeere, Vogel-Kirsche, Eiche, Wild-Birne, Holz-Apfel und „heimische“ Obstbäume
Dieser Buchfink freut sich über eine Pfütze
oder eine Wasserstelle im Garten
Der Höhlenbrüter Kleiber mauert Höhlen von
Spechten mit Lehm auf seine Körpermaße zu
Ein seltener Gast
Der insektenfressende Garten-Rotschwanz
fällt durch die stark orangerot gefärbte Brust
des Männchens auf. Er brütet am liebsten in
den Astlöchern von alten Bäumen. Durch die
Anwendungen von Insektiziden und die vermehrte Schlägerung von alten Obstbäumen
zählt der Garten-Rotschwanz zu den stark gefährdeten Vogelarten. Als Zugvogel verbringt
er den Winter in Afrika und kehrt erst im April
zu uns zurück. Zu diesem Zeitpunkt sind jedoch die meisten Bruthöhlen bereits besetzt.
Engagierte Gartenbesitzer können den Garten-Rotschwanz fördern, indem sie Mitte April
Nistkästen anbringen. Besonders geeignet
sind Nistkästen mit zwei hochovalen Fluglöchern, die 75 mm hoch und 32 mm breit sind.
Heimische Gehölze wie dieser Holler bieten
nicht nur für die Amsel jede Menge Nahrung
Mag. Bernadette Pokorny,
„die umweltberatung“ Wien
@
Info
Weitere Informationen und Infoblätter können Sie bei „die umweltberatung“ unter Tel. 01/803 32 32 bestellen
bzw. finden Sie auf www.umweltberatung.at.
Das Rotkehlchen eröffnet frühmorgens das Vogelkonzert und sucht Futter in Holzhaufen
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