Vögeln ein bisschen Naturraum zurückgeben - Vogelzucht

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Vögeln ein bisschen Naturraum zurückgeben - Vogelzucht
Vögeln ein bisschen Naturraum zurückgebenWie gestalte ich meinen Garten vogelfreundlich?
Wir Menschen haben uns alle ein Stück "Natur" genommen- als eigenen
Wohnraum. Viele Menschen haben sowohl ein eigenes Haus, als auch einen
Garten- gerade dieser bietet und eine wundervolle Möglichkeit, durch die
Beachtung einiger Tipps bezüglich seiner Gestaltung, der Natur (Vögeln,
Insekten) etwas zurückzugeben. Viele Gärten sind zwar hübsch anzuschauen,
doch im Grunde ein recht karger, beinahe toter Ort- in dem nichts mehr lebt,
außer ein paar exotische Pflanzen und eine Fläche kurzgeschorener Grashalme.
Wir können unseren Garten für Vögel und Insekten (wichtig hier vor allem die
mittlerweile bedrohten Bienen und Schmetterlinge!) zu einem Raum gestalten,
in dem sie gleichermaßen Nahrungsquellen und Heimat finden- und trotzdem
bleibt er auch uns erhalten- und sogar viel schöner, weil "lebendiger"! Ein paar
der nachfolgenden Tipps lassen sich übrigens sogar auf einem Balkon
realisieren.
Was muß man denn beachten, wenn mein Garten vogel- und
insektenfreundlich werden soll?
 Schneiden Sie den Rasen nicht ständig allzu kurz- Vögel finden dann
hier keine Nahrung, Insekten keine Zuflucht. Im Hochsommer schaden
Sie außerdem ihrem Rasen mit ständigem Kurzmähen- er wird gelb und
anschließend braun: sieht das etwa schön aus?
 Lassen Sie etwas Laub im Herbst liegen- dies schützt nicht nur Ihre
Pflanzen vor Frost, sondern darunter befinden sich oft Würmer und
Insekten- die wiederum vielen Vögeln (Weichfressern) als Nahrung
dienen können (vor allem wichtig, wenn es kalt wird). Ähnlich gut ist
übrigens der Einsatz von Rindenmulch im Frühjahr: dieser leistet nicht
nur Dienste bei der guten Zurückhaltung meist "unerwünschter
Gartenkräuter" - sondern bietet Insekten Unterschlupf und Vögeln damit
eine Nahrungsquelle (im Frühjahr wiederum wichtig zur Jungenaufzucht!)
 Pflanzen Sie besser einheimische Sträucher und Obstbäumchen, als
teure und empfindliche exotische Pflanzen. Wacholder, Eberesche,
Hagebutte, Schlehe, Weißdorn, Sanddorn, Liguster, Schneeball,
Pfaffenhütchen oder Kreuzdorn sind für Vögel wertvolle
Nahrungsquellen und bieten außerdem Schutz. Obstbäume blühen
wunderschön und ernähren Wildbienen und zahlreiche Schmetterlingefür Vögel sind sie ebenfalls Nahrungsquelle und werden bei
entsprechender Größe und höherem Alter von vielen Arten als idealer
Ort zum Nestbau oder für die Höhlenbrut bevorzugt. Auch wir haben
außerdem etwas von den reifen Früchten!
 Falls Sie über einen geeigneten Ort auf ihrem Grundstück verfügen:
legen Sie einen Komposthaufen an. Hier können Sie organische Abfälle
(auch Baum- und Rasenschnitt) entsorgen- die zerfallen und zu
wertvoller Erde werden. Hier gibt es zahlreiche Kleintiere, die bei diesem
Prozess helfen. Diese sind wiederum eine Nahrungsquelle für Vögel.
Verschwiegen werden soll aber nicht, dass ein Komposthaufen auch
gern einmal von wild lebenden Ratten aufgesucht wird- wenn Sie außer
einem Vogelfreund auch ein Hundefreund sind: einige Hunderassen wie
z.B. Dackel oder Jack Russel- Terrier bekommen Probleme mit den
unerwünschten Schadnagern schnell in den Griff. ;-)
 Verzichten Sie in Ihrem Garten auf die "chemische Keule"! Dieses
schadet Insekten (vor allem auch sehr wichtigen Insekten wie Bienen
und Schmetterlingen) und Vögeln. Pestizide sind schlimme, oft tödliche
Giftstoffe, vergessen Sie das nicht. Ein Garten, der "gesund und
lebendig" ist- in dem bekommen die Vögel und auch Insekten wie
Marienkäfer Probleme mit Blattläusen meist in den Griff. Zur Not gibt es
auch immer noch natürliche Methoden, wie z.B. das Übergießen der zu
schützenden Pflanzen mit einem Brennnesselsud.
 Pflanzen Sie Hecken. Sie bieten zahlreichen Tieren ein wichtigen
Lebensraum
 Machen Sie ihren Garten "vogelsicher" - es gibt im Handel für wenig
Geld gelb-rote Greifvogelsilhouetten oder Streifenaufkleber. Damit
werden Vögel ihre Glasscheiben meiden- und verletzen sich nicht durch
Aufprälle. Wenn Sie Hunde mögen- Hundegrundstücke werden von
Katzen gemieden, die mittlerweile in unseren Breiten wohl zu dem
ärgsten Fressfeind von Vögeln geworden sind.
 Beschneiden Sie Stauden und Sträucher nicht vor, sondern lieber direkt
nach dem Winter- hierin finden die Vögel in der für sie schwierigsten
Jahreszeit Insekten
 Sägen Sie nicht jeden toten Ast gleich ab- diese werden gern von
Singvögeln aufgesucht, vor allem bei erhöhter Lage werden sie oft zum
"Gesangs- Podest". Lassen Sie beim Baum- und Strauchschnitt
Astgabeln stehen- sie bieten oft gute Nestbaumöglichkeiten.
Verschließen Sie keine Baumhöhlen- sie sind wichtig für die
Höhlenbrüter unter den Vögeln.
 Bieten Sie Nisthilfen an: Höhlen- oder halboffene Nistkästen sind eine
wichtige Hilfe für unsere gefiederten Nachbarn, denn in unserer
künstlichen, dem Menschen angepassten Umwelt gibt es zu wenige
natürliche Nistmöglichkeiten. Solche Bruthilfen gibt es im Handel zu
erwerben- natürlich können Sie sich auch selbst handwerklich betätigen;
es gibt im Internet zahlreiche Bauanleitungen. Dies kann eine schöne
Beschäftigung sein- mit einem wertvollen Ziel. Brutkästen sind im Herbst
zu kontrollieren und von Dreck und alten Nestern zu reinigen.
 Bieten Sie zudem "Insektenhotels" an - diese gibt es im Handel. Auch
kann man mit einfachen Mitteln Insektenunterkünfte selbst bauen
(Kinder helfen bei solchen Bastelprojekten sehr gerne mit!). Sie bieten
Insekten wichtigen Unterschlupf; ein Teil dieser Insekten ist wiederum
eine Nahrungsquelle für unsere Vögel.
 Begrünen Sie Mauern mit Kletterpflanzen. Diese bieten Vögeln sowohl
Nistplätze, als auch Nahrung. Falls Sie Angst um ihr Mauerwerk haben:
es gibt auch viele Kletterpflanzen, die ihr Mauerwerk nicht beschädigen!
Ein Gärtner berät Sie dabei gern.
 Legen Sie eine Wildblumenwiese an. Es gibt heutzutage fertige
Samenmischungen für wenig Geld (Wildblumen-, Vogel-,
Schmetterlingswiese). Wenn Sie Angst vor unkontrollierter Ausbreitung
haben: solche Wiesen lassen sich auch in kleinem Rahmen in
Blumenkästen, ausrangierten Kunststoff- oder Blechwannen anlegen.
Das nützt nicht nur Insekten und Vögeln- es ist auch wunderschön
anzusehen. Auch eine gute Möglichkeit für den Balkon übrigens.
 Legen Sie einen richtig großen, gut bepflanzten und vogelgeeigneten
Gartenteich an (zumindest eine flache Stelle)- hier finden Vögel Trinkund Bademöglichkeiten. Vorsicht übrigens mit anwesenden Kinderndann bitte unbedingt kindersicher (mit festem Abdeckgitter!); denn
Wasser zieht Kinder "magisch" an- und ist bei kleinen Kindern schon bei
niedrigstem Wasserstand eine tödliche Gefahr! Ein zu kleiner Teich ist
wiederum eher schädlich- hier können sich zu schnell Krankheitskeime
vermehren!
 Vorhandene Regenwasser- Sammelbehälter sind zu sichern! Sie können
sowohl für Kinder, als auch für viele Tiere zu einer Todesfalle werden.
 Schaffen Sie eine "Sandbademöglichkeit". Hier können Vögel ihr
Gefieder reinigen.
 Stellen Sie einen Futterspender / ein Futterhäuschen auf. Bitte so
aufstellen, dass das Futter nicht vom Regen nass werden kann, fernab
von Glasscheiben und am besten in der Nähe von schützendem
Strauchwerk. Ein Futterhäuschen muss regelmäßig gereinigt werden;
verwenden Sie dabei Handschuhe und reinigen Sie mit
Desinfektionsmitteln aus dem Fachhandel (gegen Salmonellen,
Kokzidien, Würmer, Trichomonaden)- oder zumindest gründlich mit
heißem Wasser. Bei einem Futterspender sind nur die Anflugstangen
von Zeit zu Zeit zu kontrollieren und ggf. zu reinigen. Bieten Sie bitte
keine Vogeltränken oder -bäder an: diese sind ein Infektionsherd für
Krankheiten! Geben Sie bitte den Wildvögeln nur für sie geeignetes
Vogelfutter- kein Brot oder sonstige menschliche Speisen, denn das
schadet den Vögeln meist sehr.
Viel Spaß mit ihrem "Vogelgarten", Sie werden staunen, wie Ihr Garten zum Leben erwacht! Wir
versprechen Ihnen, dass Sie in ihrem eigenen Garten jede Menge zu beobachten haben- dass ist
weitaus spannender, als nur empfindliche exotische Blumen und eine karge Rasenfläche (woran
Sie sich schnell satt sehen). Außerdem haben Sie für die Natur und Umwelt richtig etwas
geleistet! Sie werden sich sicher anschließend in Ihrem Garten wohl fühlen, die Gartenvögel
sorgen für "Entspannungsmusik"- die Sie sich verdient haben!
Verfasser: Marc Dönnebrink für den Vogelzucht- und -schutzverein Ahaus 1957 e.V.
(als Quellen hierfür dienten: www.helles-koepfchen.de, www.nabu.de, eigene Erfahrungen)