Testbericht aus der image hifi 6/2013

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Testbericht aus der image hifi 6/2013
Raumakustik-Tuning Acoustic System Phase Correctors
Autor: Uwe Kirbach Fotografie: Rolf Winter
Raumreinigung
Kleine, hohle Ahornblöcke mit
Löchern und Kupferdraht, was kann
das sein? Akustik-Elemente von
Franck Tchang, dem Erfinder der
Acoustic System Resonators? Ein
Bericht über die erstaunlichsten
Hörerfahrungen und ein ebenso erstaunliches Produkt.
Stellen Sie sich vor, Sie besuchen eine HiFi-Messe, sagen wir
mal in München, und gehen durch eine große Halle. Es ist, ja,
hallig, ein Durcheinander von Stimmen und Geräuschen, und
aus einem Eck fängt immer wieder irgendein Computerspiel aus
einer Heimvideo-Anlage zu dröhnen an. Direkt gegenüber ein
kleiner Stand, abgegrenzt von drei Wänden, oben und vorne offen. Der Aussteller Thomas Fast ist von dem alle paar Minuten
einsetzenden Lärm genervt, der wieder und wieder zu der
ganzen Geräuschkulisse hinzukommt. Dann nimmt er vier kleine Ahornblöcke in die Hand, will sie offenbar demonstrieren.
Doch bevor Sie die unscheinbaren quadratischen Dinger in Augenschein nehmen können, stellt er sie auf den Boden. Sie sind
für einen Moment ein bisschen überfordert in diesem Messetrubel, fragen sich, warum er die Teile jetzt auf den Boden stellt,
statt sie zu zeigen, drei vor die Wände, eines in die offene Seite.
Und stürzen von diesem kurzen Augenblick der Wirrnis in eine
Art klangliche Wunderwelt.
Denn während Thomas Fast weiterspricht, ist Erstaunliches
mit seiner Stimme passiert, etwas, auf das Sie nicht gefasst waren: Plötzlich wirkt seine Stimme näher, sie scheint besser aus
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Mitspieler
Plattenspieler: Brinkmann Oasis, TW-Acustic Raven Black Night Tonarme: Brinkmann 10.5, TW-Acustic Raven 10.5 Tonabnehmer: Brinkmann Pi, Kondo IO-M Phonoübertrager: Kondo KSL-SF-Z Phonostufe: Tron Seven Phono CD-Spieler: Spectral SDR4000SL D/A-Wandler: Eximus DP1 Vorverstärker: Spectral DMC30SS,
Tron Seven Line, Thöress Full Function Preamplifier Endverstärker: Rike Audio
Edzard, Tron Telstar, Spectral DMA-260, Thöress 300B Lautsprecher: Harbeth
M40.1 Kabel: Audioplan MusiCable und PowerCord, Silent Wire Imperial, Tron,
Harmonix Golden Performance Zubehör: Audioplan: Powerstar S III, Finefilter S,
Powerplant 100 S, 1500 U; Thixar Gerätebasen, Acoustic System Resonatoren und
Phase Correctors, Harmonix RFA-7800 Room Tuning L’Art du Son CD-Reiniger/Conditioner + Record Cleaning Fluid, Stylast
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6/2013 image-hifi.com PDF
Raumakustik-Tuning Acoustic System Phase Correctors
dem umgebenden Geräusch-Tohuwabohu herausgehoben, dieses wirkt zugleich leicht gedämpft. Die ganze akustische Situation wirkt angenehmer,
wie beruhigt. Sie denken, vielleicht hat
er seine Stimme verändert, er nimmt
auf Ihre Bitte die Klötzchen wieder
vom Boden auf. Alles wieder wie vorher, jetzt kommt Ihnen die akustische
Umgebung etwas nervig-aggressiv
vor. Sie bitten ihn, die vier Ahornquader erneut wie eben zu platzieren.
Wieder der genau gleiche beruhigende
Effekt: Als hätte sich über die Außenwelt eine leichte akustische Decke
gelegt und Sie seien mit Ihrem Gesprächspartner in eine nähere, akustisch intimere Situation versetzt worden. Es ist im Wortsinn eine verrückte
Situation, eine, die gegenüber vorher
akustisch woanders hingerückt wurde. Von einer faszinierenden Erfahrung zu sprechen, wäre wirklich untertrieben. Hätten Sie dasselbe so
erlebt wie ich angesichts dieser nur
fünf mal fünf Zentimeter großen und
sechzehn Millimeter starken Quader
aus gewachstem Ahorn, Sie wären sicher genauso perplex gewesen.
Es widerspricht völlig unserer Alltagserfahrung, dass derart kleine Teile
ein akustisches Setting so deutlich und
wiederholbar zum Positiven verändern können. Meinem Hörsinn kann
ich jedoch trauen, und da ich gar nicht
wusste, was mich in der beschriebenen
Situation erwartete, konnte kein Zweifel darüber bestehen, dass es sich hier
um ein außergewöhnliches Produkt
handelte, das für eine so außergewöhnliche Hörerfahrung sorgte.
„Phase Correctors“ heißen die Ahornklötzchen, sie stammen aus der Werk-
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statt von Franck Tchang, dem Mann, der auch hinter den „Resonators“, den längst berühmten Klangschälchen aus Bronze, Gold,
Silber oder Platin seiner Firma Acoustic System steckt. Die Resonators verwende ich schon seit Jahren, habe sie schätzen gelernt
als sehr wirkungsvolle, bei falscher Anwendung aber auch klanglich nicht ungefährliche Werkzeuge. Falsch eingesetzt können sie
Musik im Hörraum statt freier, transparenter, dynamischer und
klangfarbenstärker auch wie klanglich etwas verbogen wirken
lassen. Ganz anders die ungleich preisgünstigeren Phase Correctors, die ich, je nach gelungenem Einsatz, mehr oder etwas weniger verblüffend wirksam erlebt habe.
Lassen Sie sich gleich die nächste verblüffende Erfahrung schildern, wieder eine, die mich unvorbereitet getroffen hat, obwohl
ich die Wirkung der Phase Correctors ja schon kennengelernt
hatte: Diesmal befinden wir uns im Hörraum von image hifi, die
sonst installierten Room Tuning Disks von Harmonix waren abgenommen, um allein die Wirkung der kleinen Ahornteile beobachten zu können. Ich hörte mir einige sehr unterschiedliche
Platten an und positionierte die Phase Correctors danach gemäß
der Anleitung. Also den ersten zwischen die Lautsprecher mit ein
paar Zentimetern Abstand von der Rückwand auf den Boden gestellt, der kleine Punkt aus echtem Türkis zeigt dabei auf den
Hörer.
Dann in Verlängerung der einander zugewandten Lautsprecher-Seitenwände wieder je einen an die Rückwand, und zwar
so, dass sich die flachen Seiten mit dem Türkis gegenüberstehen.
Nun noch einen an die Wand hinter den Hörplatz. Es war ruhig
im Hörraum, niemand befand sich außer mir darin, doch noch
während ich nach der Positionierung des vierten Phase Correctors zurück zur Anlage ging, um die letzte Platte erneut zu spielen, bemerkte ich eine Änderung im Raum. Nicht wirklich stark,
aber doch deutlich genug, um eine unzweifelhafte Veränderung
zu hören, die ich gar nicht erwartet und auf die ich mich deswegen überhaupt nicht konzentriert hatte: Mit einem Mal wirkte
der Raum noch ruhiger, was sich beispielsweise so auswirkte, als
würden meine Schritte auf dem Nadelfilzboden etwas gedämpfter klingen und vor diesem ruhigeren Hintergrund etwas differenzierter zu hören sein. Erstaunlich. Hier, in dieser stillen Umgebung war die Wirkung sicher nicht so stark wie in der lauten
Messehalle. Dennoch hatte ich den Effekt der Phase Correctors
zum zweiten Mal deutlich wahrgenommen, ohne dass ich auf irgendetwas geachtet oder mit etwas gerechnet hatte. Und, wohlgemerkt, zum zweiten Mal ohne Musik.
Raumakustik-Tuning Acoustic System Phase Correctors
Was war da jeweils passiert? Franck
Tchang erklärt die Wirkungsweise so:
In jedem Raum bilden sich durch die
Bewegung der Luftmoleküle Bereiche
mit stärkerer und geringerer Energiedichte. Ganz der herkömmlichen Lehre folgend befinden sich akustische
Knotenpunkte in der Nähe der Grenzflächen, also am Boden und in Wandund Deckennähe. Wenn die bewegten
Moleküle nach dem Auftreffen auf
den Wänden von diesen reflektiert
werden, bewegen sie sich nicht nur in
den Raum – und damit zum Teil auf
den Hörer – zurück. Sie tun dies nach
Franck Tchangs Erklärung wegen der
um 180 Grad gedrehten Richtung
auch mit umgedrehter Phase und vermischen sich so mit den nächsten ankommenden Klangwellen. Genau diesen, von unserem Hörsinn als
Verunklarung wahrgenommenen Effekt, sollen die Phase Correctors verringern.
Ob und wie sehr sie sich auf die Wiedergabe von Musik im Raum auswirken, wollte ich zunächst mit einer LP
testen, die ich sehr gut kenne, John
Coltranes Giant Steps (Atlantic SD1311). Doch um das wahrzunehmen,
was mich jetzt erwartete, hätte ich
kein mir vertrautes Album gebraucht:
Das Drumsolo zu Beginn von „Countdown“ gab einen deutlicheren Blick
auf Art Taylors Schlagzeug frei, John
Coltranes bald links einsetzendes Saxofon wirkte näher, etwas größer, vor
allem aber unverstellter, als hätte man
zu stark dämpfende Materialien weggenommen oder als würde man ein
Stück näher an den Lautsprechern sitzen. Dass Tommy Flanagan hinter
Coltrane an den Tasten begleitete, war
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schon vorher zu hören, aber jetzt erklang sein Piano differenzierter, eigenständiger und wurde weniger vom Soloinstrument
verdeckt. Und dazu wirkte alles etwas lauter, gerade am Ende waren etwa die Luftgeräusche aus Coltranes Saxofon eindeutig besser zu hören. Insgesamt liessen einen die Phase Correctors näher
an die Musik heranrücken und besser in sie einsteigen. Um das
einmal ein wenig in eine HiFi-Systematik einzuordnen, ich spreche hier von einer Verbesserung, die einen bei einem Verstärker
oder Plattenspieler ein paar Tausend Euro kosten kann.
Um es den kleinen Holzquadern etwas schwerer zu machen,
nahm ich danach eine LP, mit der ich noch nicht so vertraut war,
und die in ihrem recht zweidimensionalen Mix-Gebäude wenig
audiophile Freuden machte. Was aber nach der Installation der
Phase Correctors mit dem aktuellen Album Tales Of A Grasswidow (City Slang Slang50050LP) der CocoRosie-Schwestern
passierte, war nicht weniger als phänomenal: Nun ist nicht nur
sehr viel klarer zu hören, dass Biancas raue und immer etwas näselnde Stimme in „After The Afterlife“ aus verschiedenen Gesangsspuren zusammengesetzt ist, sie erklingt jetzt auch ganz
frei und offen im Raum, größer und wie von allen Störungen befreit. Wunderbar, wie nun alle einzelnen instrumentalen Stimmen im Raum verteilt sind, wie vor allem die perkussiven Elemente dynamischer klingen und die Trash-Sounds jetzt erst
ihren eigenen Charme entfalten und nicht mehr nur schrottig
klingen. Und auch in „Tears For Animals“ entfalten gleich die
ersten Klänge eine vorher so nicht dagewesene Raumwirkung,
ebenso wie Antony „Do You have love for human kind?“ kräftiger singt und damit seiner Interpretation erst den richtigen Ausdruck verleiht. Genauso Biancas Stimme, die nun kerniger, knarziger, charakteristischer und dazu wieder weiter vorne erklingt.
Es ist einfach alles derart deutlich besser, dass es leicht fällt zu sagen, ohne Phase Correctors hat diese LP eher angestrengt, mit
ihrer Hilfe vermittelt sie dagegen auch klanglich richtig Spaß!
Wie machen Franck Tchangs Phase Correctors das, was so gut
gelingt? Zusammengefasst sagt er, dass durch das rückwärtige
Loch der kleinen Teile die bewegten Luftmoleküle in eine akustische Kammer eintreten. Zwei winzige Löcher auf der Ober- und
Unterseite sollen für eine Dekompression des Hohlraumes sorgen. Besonders die tieferfrequenten Reflexionen der Grenzflächen sollen so ausgelöscht werden. Für unsere Vorstellungskraft ist eine solche Erklärung ziemlich anti-intuitiv – wir
können uns vor allem nur schwer vorstellen, wie so kleine Teile
eine so große Wirkungskraft haben sollen. Nach jahrelanger Be-
schäftigung mit alternativen Raumakustik-„Werkzeugen“ halte ich es für
entscheidend, die Thematik nicht vom
Raum und der Wirkung her zu denken, die die besonderen kleinen Teile
von Acoustic System (oder auch von
Harmonix) auf ihn haben könnten.
Sondern von unserem Wahrnehmungsapparat her, von einem akustischen Verarbeitungszentrum in unseren Hirnen, das über die ganze
Geschichte der Evolution hinweg gelernt hat, aus einem umfassenden
akustischen „Angebot“ der umgebenden Kulisse ganz bestimmte Ausschnitte bevorzugt wahrzunehmen.
Sinnvollerweise sind das beispielsweise die Signale, die als Erste eintreffen
und jene, die ein besonders deutliches
Bild vermitteln. So ist es wohl möglich, dass unser Hörapparat sich automatisch, also ohne bewusste Steuerung, einen eigenen, selektiven
Hörraum schafft, einen, der sich mit
besonderen Hilfsmitteln punktuell
stark verbessern lässt, ohne dass der
gesamte reale Raum umfassend verändert werden muss.
Übrigens sind keineswegs alle Aspekte von Franck Tchangs Entwicklungen
völlig eigentümlich und neu. Die Architekten unter unseren Lesern werden die kleinen, sehr präzise gebohrten Löcher der Phase Correctors (und
auch der „Sugar Cubes“ von Acoustic
System) von speziellen Akustikmatten
oder -paneelen her kennen. Franck
Tchang ist es aber gelungen, weit über
die Grenzen der üblichen Anwendungen hinaus zu denken. Und vor allem,
physikalische Grundsätze der Akustik
zu verbinden mit der Wahrnehmungspsychologie, offenbar großteils
Geheimnis: Die grundsätzliche Funktionsweise der hohlen
Ahornblöcke mit den kleinen Löchern scheint nachvollziehbar,
Details wie der mittige Kupferstab bleiben mysteriös
intuitiv und mittels Versuch und Irrtum. Da ihm dies alles sozusagen als Einzelkämpfer gelungen ist, mit der kreativen Hilfe seiner Erfahrungen als Musiker, scheue ich mich nicht, ihn als einen
der ganz wenigen wirklich genialen Entwickler zu bezeichnen.
Die Phase Correctors gehören zu seinen wirkungsvollsten und
faszinierendsten Produkten. Probieren Sie sie einfach einmal
aus. Nicht nur, falls Sie geneigt sind, ein schnelles Urteil darüber
abzugeben.
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Acoustic System Phase Correctors
Aufbau: Ahornquader mit Einlass- und Druckausgleichslöchern und Hohlraum
Maße (B/H/T): 5,0/5,0/1,6 cm Preis: 4er Set 360 Euro
Kontakt: Fastaudio, Brählesgasse 21, 70372 Stuttgart, Telefon 0711/4808888,
www.fastaudio.com
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