Tropen-Reisemedizin - Tropen- und Reisemedizin am Bellevue
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Tropen-Reisemedizin SGIM Update 2015 Bernhard R. Beck Tropen- und Reisemedizin am Bellevue, Zürich Konsiliararzt Tropenmedizin UniSpital Zürich Wissenschaftlicher Mitarbeiter ISPMZ, Universität Zürich Schweiz. Tropen- & Public Health-Institut, Basel V 27.09.2015 Was wissen wir mehr seit 1 Jahr? • EBOLA: Epidemien können ausbrechen unter schlechten sozioökonomischen Verhältnissen • MERS: Auch Industriestaaten sind nicht von Kamelen sicher • IMPFUNGEN: – – – – Nordkorea hat die beste Impfung gegen alles Die Schweizer sind renitent, aber leider nicht resistent Immer kürzer und schneller (Tollwut/Jap Enz) Gelbfieber: Impfung schützt lebenslang (oder doch nicht?) und Ärger der Vorschriften B. R. Beck Bellevue, Zürich Was wissen wir mehr seit 1 Jahr? • MALARIA – Weniger Fälle im Osten Indonesiens – Besorgniserregende Resistenzen in Gebieten von Kambodscha/Thailand • VIREN Viren und Vektoren halten sich nicht an Grenzvorschriften – Chikungunya auch in den Amerikas – Zika-Virus auch in Brasilien (und bald in den Amerikas? B. R. Beck Bellevue, Zürich Informationsquellen Quelle Informatonen www.safetravel.ch Aktuelle Informationen Reisemedizin (Beratung), gratis, werbefrei) www.cdc.gov US-Amerikan. Information (Reisen, Krankheiten) www.who.int/ith WHO (Reiseinfo) www.promedmail.org Meldungen über Ausbrüche, Infektion in der ganzen Welt (auch Pflanzen und Tiere) www.healthmap.org/promed/ Karten mit Ausbrüchen www.rki.de Deutsche Informationen über Infektionskrankheiten www.istm.org Internationale Society of Travel Medicine (Liste der Travel-Kliniken der Welt) www.who.int/csr WHO (Ausbrüche verifiziert) www.fevertravel.ch Differentialdiagnose von Fiebererkrankungen bei Reisenden www.swisstph.ch Diagnostikzentrum des «Tropeninstitutes» www.osir.ch Private Vereinigung von Ärzten mit Reiseinfo www.bag.admin.ch B. R. Beck Bellevue, Zürich Quelle www.bag.admin.ch Themen Krankheiten und Medizin Infektionskrankheiten Impfungen Reisemedizin B. R. Beck Bellevue, Zürich Accessed 25.9.2015 Impfempfehlungen (BAG-Bulletin) B. R. Beck Bellevue, Zürich BAG Bulletin 22/2015 Unterlagen zum Abgeben • Merkblätter auf www.safetravel.ch B. R. Beck Bellevue, Zürich Merkblatt via Safetravel Dokumentation B. R. Beck Bellevue, Zürich 13.4.2014 Brasilien Inkl. Amazonas 4 Wochen 10.06.2014 ☑ Veraxis 78634_AS Wenigrix 38zsh73gmi3 JaNaipur HB-897JZ Nixrix 20998mi3 Tobloron garnix B. R. Beck Bellevue, Zürich Chronophagus multiplex Dokumentation Offizielle Vorschrift für Indien: - , T1 Die Gelbfieberimpfung darf nur durch vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) autorisierte Impfzentren oder FachärztInnen durchgeführt werden. Eine Dosis schützt, ausser bei Immunschwäche, lebenslang. Die länderspezifischen Einreisebedingungen weichen ggf. davon ab, sie müssen unbedingt berücksichtigt werden. + empfohlen (siehe auch bei Bemerkungen) (+) Geringes/ potentielles Risiko: Impfung nur empfohlen für Personen, die anschliessend einen Grenzübertritt in ein Land mit Transitbestimmung (T) planen und bei erhöhter Exposition für Gelbfieber (z.B. Langzeitaufenthalt, Unmöglichkeit einen wirksamen Mückenschutz vorzunehmen). Die Abwägung für eine Impfung sollte das Expositionsrisiko, Einreisebestimmungen und individuelle Risikofaktoren (z.B Alter, Immunschwache) einschliessen. – nicht empfohlen, kein Gelbfieberrisiko Länder mit einem + oder (+) zahlen zu den Endemieländern obl obligatorisch, ausser fur Flughafentransite obl* obligatorisch, auch für Flughafentransite T1 obligatorisch bei Einreise innerhalb von 6 Tagen aus Endemiegebiet (ausser für Flughafentransite). T2 obligatorisch bei Einreise innerhalb von 6 Tagen aus Endemiegebiet (auch für Flughafentransite). Gelbfieber / Indien Für eine Indienreise a. b. c. muss möglicherweise gegen Gelbfieber geimpft werden [T1 oder T2] kann möglicherweise gegen Gelbfieber geimpft werden [(+)] ist eine Gelbfieberimpfung nicht notwendig [und kein T] B. R. Beck Bellevue, Zürich Gelbfieberimpfung • • • Äusserst wenig Durchbrüche nach mind. 1 Impfung (600’000’000 Impfdosen, 12 Fälle: 0.02 / Mio. Impfungen) Lebenslanger Schutz anzunehmen Ausnahme: • Problem: Wissenschaft ≠ Gesetz – Immunmodulierte / Immunsupprimierte – Kinder unter 12 Monate B. R. Beck Bellevue, Zürich Gelbfiebergebiete B. R. Beck Bellevue, Zürich Nach WHO 2014 Vorgehen • Bei Reisen in Gelbfiebergebiete ohne Impfvorschrift (Empfehlung): – Impfung (dokumentiert) schützt lebenslang (?) – Bei Reisen in ein Gebiet mit hoher Übertragungswahrscheinlichkeit oder persönlichen Risikofaktoren ist eine weitere Impfung empfohlen B. R. Beck Bellevue, Zürich Vorgehen • Bei Impfvorschrift muss ein Schutz oder eine aktuelle Bestätigung vorliegen – Zertifikat weiterhin nur 10 Jahre gültig • Lebendimpfstoff: Impf-Abstände beachten B. R. Beck Bellevue, Zürich Wer «impft gelb» Gelbfieberimpfung: nur durch autorisierte Stellen (Impfzentren, Fachärztinnen/-ärzte) gemäss «Intern. Health Regulations 2005» Bei Kontraindikationen gegen Impfung (Immunsuppression, Alter etc.) stellt die autorisierte Impfstelle eine «Exemption» aus. Kann bei Impfobligatorium durch Grenzbehörden beachtet werden, muss aber nicht. B. R. Beck Bellevue, Zürich Malaria: Änderungen 2015 • Gebiete für med. Prophylaxe geändert • Generikum Atovaquon/Proguanil • Einsatz Mefloquin: – Notfallmedikament 3.Linie – Prophylaxe selektierte Fälle B. R. Beck Bellevue, Zürich Schon ertragen (Afrikaner) Kinder Ökonomie / Zuverlässigkeit Malariaprophylaxe allgemein • In allen Malariagebieten Mückenschutz nachts Kleider/Insektizide Repellents Schlafraumschutz B. R. Beck Bellevue, Zürich Notfallselbsttherapie 1. 2. 3. 4. 5. Bei axillär gemessenem (plötzlich auftretendem oder rasch ansteigendem) Fieber > 37,5°C (oral, tympanal oder rektal gemessen: > 38° C) sollte ein Arzt aufgesucht werden, um mittels einer Blutuntersuchung eine Malaria auszuschliessen. Ein funktionierendes Thermometer ist in den Tropen unverzichtbar. Falls ärztlicher Rat nicht innerhalb von 24 h eingeholt werden kann, und die Reisenden seit mindestens 6 Tagen im Endemiegebiet sind, soll das Fieber gesenkt werden, und anschliessend das Malaria-Medikament mit genügend Flüssigkeit eingenommen werden. Nach der Einnahme des Medikaments soll in jedem Fall noch im Aufenthaltsland ein Arzt konsultiert werden. B. R. Beck Bellevue, Zürich Schwierig, schwierig Atovaquon/Proguanil (Malarone®, Atovaquon plus Spirig HC®) Wirksamkeit > 95% (P.f.; P.vivax) Kausale Prophylaxe (P.f.) Einnahmedauer 1-2 Tage vor bis 7 Tage (?) nach Reise Derzeit bekanntes Nebenwirkungsprofil günstig Sicherheit: Atovaquon und Proguanil: bekannte und erprobte Einzelsubstanzen B. R. Beck Bellevue, Zürich Kosten GI-Nebenwirkungen, Kopfschmerz, Aphten, Haarausfall (vor allen nach langer Einnahme) Punktmutationen im Zytochrom b Gen bezüglich Atovaquone: Resistenzentwicklung! Tägliche Einnahme Einnahme mit/nach Mahlzeit Tipp: Eher nicht für Langzeiteinnahme Doxycyclin (Doxysol®* Supracyclin®*, Doxy-Basan®**, Doxyclin®**) Sicherheit Wirksamkeit (84-98%) Keine Resistenz bekannt Kosten Wirksam gegen andere Erreger Leptospirose, Rickettsiose, Borreliose Photosensitivität (1,4-16%) Genitalmykosen Nicht bei Kindern < 8J, schwangeren und stillenden Frauen GI-NW (doxy. hyclat.) Interaktionen (Antikoagulantien Sulfonylhst., Antiepileptika, Antazida, Pille) Resistenz-Entwicklung der Bakterien Tägliche Einnahme Monohydrat*-Präparate mit weniger GI-NW als Hyclat**. B. R. Beck Bellevue, Zürich Mefloquin (Lariam®, Mephaquin®) Wirksamkeit (>90%) Sicherheit: Erfahrung bei > 20 Mio. Reisenden Einnahmemodus (wöchentl.) Kosten Keine tox. Akkumulierung Kinder und Erwachsene (1.) 2.&3. Trimenon Neuropsychologische Nebenwirkungen Einschränkende NW 11-17% (2-25%); Schwer 1:13‘600,0.7%. Malariadurchbrüche (2 x P. falc. am STI) und P.f.-Resistenz Interaktionen (Anti-koagulant. Antidiabetika, ?Kardio-activa) Public opinion (Lariam® ↓) Tipp: 2-3 Wochen vorher beginnen B. R. Beck Bellevue, Zürich Medikamentöse Prophylaxe Empfehlungen der Expertenkomitee für Reisemedizin Atovaquone/Proguanil (Malarone®) „Häsch Gäld“ Doxycyclin (z.B. Supracyclin®) Mefloquin Mephaquin®, Lariam® Chloroquin/Proguanil (z.B. Savarine®) „Da schellts di“ B. R. Beck Bellevue, Zürich „Spinnsch“ „Veraltete Ghäimtipp“ Polio 2015 Polio Typ 1 Afghanistan Pakistan Circulating vaccine derrived poliovirus cVDPV B. R. Beck Bellevue, Zürich Nigeria Madagaskar Nigeria Ukraine Südsudan* Kamerun* Niger* Tschad* Somalia* * Vor 1-2 Jahren WHO, 22.9.2015 Umsetzung in die reisemed. Empfehlungen • Polioimpfung grosszügig indizieren • nach Afrika sowie in den Nahen Osten und Südzentralasien Für Reisende (insb. Afghanistan / Pakistan) bei Aufenthalten von mehr als 4 Wochen kurzfristig vor Abreise Polio boostern B. R. Beck Bellevue, Zürich «Poliofrei» 1. 2. 3. Meldung aller Fälle von akuter schlaffer Lähmung bei Personen unter 15 Jahren. (1 bis 2% der Polioinfektionen bewirken klinische Symptome) Zwei virologische Stuhluntersuchungen im Abstand von mindestens 24 bis 48 Stunden bei all diesen Fällen innerhalb von 14 Tagen. (technisch anspruchsvoll) Keine Isolierung von Polio-Wildviren während dreier Jahre. (Aber keine aktive Suche wie Stichproben vorgesehen) B. R. Beck Bellevue, Zürich Tollwut ✞ Tödlicher Irrtum • Nicht besprochen ergo «kein Risiko» • Impfung schützt B. R. Beck Bellevue, Zürich Tollwut Die Reisenden müssen wissen, dass • es Tollwut gibt • jedes Säugetier Tollwut übertragen kann mittels Kratzer und Speichel • eine gründliche Wundreinigung wichtig ist • immer sofortige Impfungen (postexpositionell) notwendig sind Richtige Information kann das Leben retten B. R. Beck Bellevue, Zürich B. R. Beck Bellevue, Zürich Präexpositionelle Impfung • Regionalisiertes Risiko: – Reisen in Hochrisikogebiete wie Zentral-Südasien (wie Indien, Nepal) bei Aufenthalt von länger 4 Wochen – Andere Gebiete: Aufenthalt länger als 3-6 Mo • Individuell • Verfügbarkeit des Impfstoffes – Kinder bis 8 Jahre grosszügig impfen – Exposition: Höhlen, Tierkontakt, Biken B. R. Beck Bellevue, Zürich Präexpositionelle Impfung • Besteht aus – 3 Impfungen vor Abreise (0 – 7 – 21 Tage, neu auch 0 – 3 – 7 d) – Bei erneutem oder anhaltendem Risiko 4. Impfung nach frühestens 1 Jahr – Präexp. Impftiterbestimmung für das Vorgehen nach Biss irrelevant • Nach möglichem Kontakt immer impfen! B. R. Beck Bellevue, Zürich Behandlung nach Exposition Tier beobachten: 10 Tage (???) Ohne Impfungen vorher Mit präexpositioneller Impfung Wunde reinigen mit Wasser/Seife und Desinfektion mit Iod-Povidon Wunde reinigen mit Wasser/Seife und Desinfektion mit Iod-Povidon So schnell möglich am gleichen oder nächsten Tag So schnell wie möglich innert Tagen Human IG: ---- 20mg/kg 4 Aktivimpfungen (-5): 0-3-7-14(-28) 2 Aktivimpfungen, Intervall 3 Tage Wenn möglich Impfspiegel Tag 21 Wenn möglich Impfspiegel Tag 14 B. R. Beck Bellevue, Zürich www.who.int / www.cdc.gov / www.bag.admin.ch Tollwut / Impfung – Humane Fälle in einem Land sind Indikator für die Virenlast und/oder Effizienz des Gesundheitssystems – Info über Tollwut an alle Reisende – Präexpositionelle Impfung als «Trainingsimpfung» bei erhöhtem Risiko – Kurzimpfschema neu 0,3,7 Tage als präexpositionelle Impfung Diese Reisenden vermehrt auf die Boostermöglichkeit nach 1 Jahr aufmerksam machen – Immer nach Exposition nachimpfen B. R. Beck Bellevue, Zürich Jap. Enzephalitis B. R. Beck Bellevue, Zürich Jap. Enzephalitis • • • • • • • Selten (10 Fälle bei Touristen pro Jahr?) Impfung nur bei langen Reisen in ländliche Gebiete Impfungen 0 + 28 Tage, Schutz ab Tag 35 Kurzimpfschema: Tag 0 + 7, Schutz ab Tag 12-14 3. Impfung nach 15 Monaten, dann 4 Jahre Schutz Früher mit and. Impfstoff geimpfte müssen nur 1x geboostert werden Offiziell erst ab 18 Jahren zugelassen. Off-label: – Kinder ab 3j -17j: gleiche Dosis – Kinder 2 Mo- 3j: ½ Dosis B. R. Beck Bellevue, Zürich FSME-Gebiete mit Impfempfehlung (ehemals Endemiegebiete) BAG 2013 Die Faustregeln beim Impfen • • • Für den „sicheren“ Erstschutz benötigt man eine dokumentierte Grundimpfung, also – 3x Diphtherie-Tetanus – 1x Hepatitis A (volle Dosis!) oder 2x ½ Dosis wie bei Hep A/B – 2 (- 3x) Hepatitis B Jede Impfung zählt (keine Maximalabstände, nur Minimalabstände) Verschiedene Impfungen können am gleichen Termin durchgeführt werden • Lebendimpfstoffe am gleichen Tag impfen oder 1 Monat trennen • Wirkungseintritt beachten B. R. Beck Bellevue, Zürich Wirkungseintritt • • • • • • Auffrischimpfung: innert 3-5 Tagen Hepatitis A: innert 10 Tagen (bei Einzelimpfstoff; bei A/B nach erst 2. Dosis) Hepatitis B: nach 5 Wochen (2 Dosen, Abstand 4 Wo); 4 Wochen (3 Dosen: 0,7,21 Tage) MMR: 6-8 Wochen (2 Dosen, 4 Wo) Gelbfieber: 10 Tage Abd. Typhus 7-10 Tage nach letzter Kapsel (0,2,4 Tage) B. R. Beck Bellevue, Zürich Untersuchungen nach Ferien • Kurzaufenthalt ohne Symptome • • – Nur nach Exposition bezüglich Bilharziose) sinnvoll (Schistosomen-Serologie) Langzeitaufenthalt (> 6 Monate) ohne Symptome – Klinischer Untersuch, Blutbild (mit Eos), Urinstatus und Stuhl auf Parasiten Mit Symptomen: je nachdem B. R. Beck Bellevue, Zürich Überflüssiges • Malariauntersuchung ohne Fieber • Wurmuntersuchungen nach 2 Wochen Kenia B. R. Beck Bellevue, Zürich Präpatenz & Lebenserwartung verschiedener Würmer Art Madenwurm Askaris Ankylostoma Trichuris Strongyloides Schistosomiasis Filariasis B. R. Beck Bellevue, Zürich Präpatenzzeit 20-40 Tage 60-70 Tage 20-35 Tage 60 Tage 30 Tage 30-40 Tage 150-400 Tage *Autoinfektion möglich Lebenszeit Wochen* 1 Jahre 6 Jahre 5-10 Jahre > 30 Jahre * 4-30 Jahre 10-18 Jahre Überflüssiges • Malariauntersuchung ohne Fieber • Wurmuntersuchungen nach 2 Wochen Kenia • Wurmkuren nach Kurzaufenthalt • Tollwutuntersuchung nach Biss B. R. Beck Bellevue, Zürich Reisender mit Fieber (32j. Keine Vorerkrankung) • Pat meldet sich, gestern von 3• wöchigem Kolumbien-Aufenthalt zurück Fieber und Durchfall seit 48 h krampfartige Schmerzen Durchfall wässrig B. R. Beck Bellevue, Zürich Reisender mit Fieber • Guter AZ, T 37.9, BD 116/96 P 110 • Allg. Status ausser leichtem • Sonnenbrand (Erythem auf brauner Haut) BMI 27 normal Darmgeräusche etwas quant. vermehrt, qual. normal. B. R. Beck Bellevue, Zürich Labor • CRP 155 mg/l • Lc 12 G/l, 37 Stabk, Tc 194 G/l, Hb 179 • g/l, Hk 0.516 ALAT 43 U/l (<44), g-GT 151 U/l (<73) B. R. Beck Bellevue, Zürich Erweitertes Labor • Malaria RDT: neg • Dengue Ag/Ak RDT: neg • Chikungunya IgM RDT: neg Stuhl: Lc ++ B. R. Beck Bellevue, Zürich DD • Febrile Durchfallerkrankung mit Krämpfen – Shigellen /EIEC – Campylobacter – Amöben B. R. Beck Bellevue, Zürich Prozedere • PCR Stuhl (Gastropanel) • Ciprofloxacin 500 mg BID x 5/7 B. R. Beck Bellevue, Zürich Der entscheidende Befund B. R. Beck Bellevue, Zürich Reisedurchfall Je länger die Reise, desto häufiger Durchfall B. R. Beck Bellevue, Zürich Pitzurra et al. BMC Infectious Diseases 2010, 10:231 Reisedurchfall: Wo ist es gefährlich? Inzidenz erste 2 Wochen: B. R. Beck Bellevue, Zürich < 10% 10 – 20 % Pitzurra et al. BMC Infectious Diseases 2010, 10:231 > 20% 4 6 Akuter Durchfall: Inkubationszeiten 12 24 36 48 72 h 5 14 18 21 Tage Staph. Aureus (Toxin) EPEC/ETEC Salmonellen Clostridium perfringens Vibrio cholerae Shigellen Rotavirus ├-----Amöben -------┤ B. R. Beck Bellevue, Zürich Campylobacter Cryptosporidien Cyclospora Aeromonas ├---------- Giardia lamblia -------┤ Reisedurchfall: Wie behandeln? • Chinolone – Zunehmende Resistenz B. R. Beck Bellevue, Zürich Fluorochinolon & Azithromycin resistente Campylobacter-Stämme bei US Soldaten in Thailand 90 % resistente Keime 80 70 60 50 40 30 20 10 0 87 B. R. Beck Bellevue, Zürich 88 89 90 91 92 93 94 95 (Hoge, 1998) Reisedurchfall: Wie behandeln? • Chinolone – Zunehmende Resistenz bezüglich E. coli auch in Indien • Azithromycin im «off-label» Gebrauch • Ampicillin/Doxicycline/Cotrimoxazol – Wirksam gegen Salmonellen, Shigellen, Campylobacter (aber nicht [mehr] gegen ColiStämme) Ouyang-Latimer, B. R. Beck Bellevue, Zürich Amicr Agents Chemoth, Feb. 2011, p. 874–878 Reisedurchfall: Wie behandeln? • Für Asien/Kinder – Azithromycin Erwachsene: 500 g täglich x 3 Tage alternativ: 500 mg Tag 1, dann 250 mg täglich Tag 2-5 • Für Afrika/Südamerika – Chinolon (z.B. Levofloxacin 500 mg x 3-5 Tage) B. R. Beck Bellevue, Zürich Reisedurchfall: Komplikationen • IBS (Irritable Bowel Syndrome) Gehäuft nach Reisedurchfall – vor allem nach Dysenterie – Nach mehreren Durchfall-Attacken – Aber auch bei schweren Schicksalsschlägen vor der Reise – Durchfallepisoden vor der Reise B. R. Beck Bellevue, Zürich Pitzurra et al. J Trav Med 2011 Zu Eosinophilen (EOS) Ἠώς • Granula rot mit Eosin-Färbung • Aus Knochenmark im Blut zirkulierend • Migration zu Entzündungsherden (oder Wurminfektionen) • Antwort auf Chemokine (CCL11=Eotaxin-1; CCL24=Eotaxin-2; CCL5=Rantes) oder Leukotriene (LTB4, MCP1/4) • Reifung und Differenzierung beeinflusst durch IL-3, IL-5 & GM-CSF B. R. Beck Bellevue, Zürich Zu Eosinophilen (2) • Degranulation nach Immunstimulus Freigabe von Cytotoxinen (MBP, ECP, EPO, EDN) Gewebeschaden) • Bis 5% aller zirkulierenden Leukozyten • 90% im Gewebe (T½: 1 Woche) • T ½ im Blut zirka 1 Tag (Weg vom Knochenmark ins Gewebe) B. R. Beck Bellevue, Zürich Eosinophile Granulozyten aus der Sicht des Parasitologen • Aufgabe: «Verteidigung» gegen Organismen und • • Substanzen, welche nicht phagozytiert werden können Schlüsselzellen bei allergischen Reaktionen Granula enthalten zytotoxische und proinflammatorische Substanzen • Durch IgG/IgE-Bindung an Fc-Rezeptoren an Oberfläche wird Degranulation stimuliert. • Erhöhte EOS-Zahl bei Helmintheninfektionen B. R. Beck Bellevue, Zürich Eosinophile im Gewebe • Friend or Foe? beides • Behandlung mit anti-IL 5 (Reslizumab1 / Mepolizumab2) beeinflusst die Entzündung und limitiert den Gewebsschaden Friend bei der Parasitenabwehr Foe bei der Präsenz und Aktivität im Gewebe 1 Cinquil / 2 Bosatria: Therapieoption für Hypereosinophilie, eosinophiles Asthma, eosinophile Gastritis und eosinophile Ösophagitis Curr Opin Mol Ther. 2009 Jun;11(3):329-36. Reslizumab, a humanized anti-IL-5 mAb for the treatment of eosinophil-mediated inflammatory conditions B. R. Beck Bellevue, Zürich Einteilung nach Schweregrad Zur Beurteilung des Ausmasses der Eosinophilie ● mild (600–1600 Eosinophile/μl) ● moderat (1500–5000 Eosinophile/ μl) ● schwer (>5000 Eosinophile/ μl) B. R. Beck Bellevue, Zürich Wissenschaft ? • Wenig qualitativ gute Übersichten. Meist • Fallarbeiten. Differenzierung des Blutbildes oft nicht durchgeführt – Praxis: «Moderne» Apparate geben keine Auskunft über EOS – Spitalgebundene Fälle stellen nur die Spitze dar B. R. Beck Bellevue, Zürich Was ich hier nicht bespeche • Primäre: • Sekundäre, nicht-parasitärer Ätiologie: • Idiopathische: B. R. Beck Bellevue, Zürich – Leukämien / Lymphome – – – – Urticaria / Asthma / Allergien Aspergillose / Coccidiomykose Vaskulitiden Medikamentenreaktionen / Toxine – Hypereosinophilie Eosinophilie – Differentialdiagnose und Abklärung Praxis 2009; 98: 797–806 EOS bei welchen Parasiten? • Prinzipiell nur mehrzellige Parasiten (Helminthen)* – Amöben/Giardiasis ↛ Eosinophilie – Leishmanien/Tryps/Malaria ↛ Eosinophilie • Hoher Gewebskontakt • «Gewöhungseffekt» – Rein intestinale Helminthen Enterobius ↛ Eosinophilie B. R. Beck Bellevue, Zürich * Es gibt Ausnahmen Welche Differenzialdiagnose • Basierend auf der Epidemiologie • • • • (Verbreitung der Parasiten) Basierend auf dem Organbefall / Symptomen Basierend auf dem Übertragungsweg Basierend auf Inkubationszeit Basierend auf Eosinophilie-Ausmass B. R. Beck Bellevue, Zürich NAME OF DISEASE Intestinal nematode infections Ascariasis Hookworm disease Strongyloidiasis Tissue nematode infections Lymphatic filariasis River blindness (onchocerciasis) African eye worm (loiasis) Mansonellosis Dracunculiasis (Guinea worm) Trichinellosis Infections due to nonhuman nematodes Cutaneous larva migrans Visceral larva migrans Eosinophilic meningitis Tremadode infections Schistosomiasis japonica Schistosomiasis mansoni Schistosomiasis haematobium Fasciolopsiasis Fascioliasis hepatica Fascioliasis gigantica COESTODE Clonorchiasisinfections Echinoccocosis APPROXIMATE GEOGRAPHIC DISTRIBUTION Cosmopolitan Tropics and subtropics worldwide Cosmopolitan Tropics worldwide Tropics of South and Central America, Africa, Yemen West and Central Africa West Indies, Central America, Northern South America, West and Central Africa Tropical Africa north of equator, Pakistan, India worldwide wherever undercooked pork or game meat consumed Tropics and subtropics worldwide Cosmopolitan Southeast Asia and Pacific Islands China, Taiwan, Philippines, Sulawesi (Indonesia) Africa, Madagascar, Arabia, Brazil, Suriname, Venezuela Africa, Madagascar, Mauritius, Middle East India, Southeast Asia, China South America, Caribbean, Europe, Australia, Middle East, Asia Africa, Western Pacific, Hawaii Far East, Southeast Asia Cosmopolitan Welche Differenzialdiagnose • Basierend auf der Epidemiologie • • • • (Verbreitung der Parasiten) Basierend auf dem Organbefall / Symptomen Basierend auf dem Übertragungsweg Basierend auf Inkubationszeit Basierend auf Eosinophilie-Ausmass B. R. Beck Bellevue, Zürich Organe / Symptome (Beispiele Organ Parasit And.Erklärung Haut Onchozerkose Strongylodose Larva migrans cutanea «Swimmers itch» (Schistosomiasis) Skabies Urticaria Pemphigoid Gastrointestinal Askaris Hakenwurm Strongyloidose Capillariasis (philippinensis) Anisakiasis Fasciolpsis Schistosomiasis Eosinophile Gastritis Morbus Crohn Kolitis ulzerosa Kollagen-Kolitis ZNS Coccidiomykose Maligne Tumoren Angiostrongyloidasis Zystizerkose Coenurose Baylisascaridiasis Ektopische Parasiten Eosinophilie beim Tropenrückkehrer Mässige Eosinophilie • Hakenwurm-Infestationen • Echinokokkose • Schistosomose • Strongyloidiose • Filariose • Kutane Larva Migrans • Paragonimiase, Opistorchiase B. R. Beck Bellevue, Zürich Eosinophilie beim Tropenrückkehrer Ausgeprägte Eosinophilie (Rücksprache mit Tropenmediziner) • • • • • • Wurmpassage: Strongyloidose, Ankylostomose, Ascaris Schistosomiase, Fascioliasis (invasives Stadium) Filariose (Primäres Stadium, Lungenpassage) Viszerale Larva migrans Gnathostomose Trichinellose B. R. Beck Bellevue, Zürich Welche Differenzialdiagnose • Basierend auf der Epidemiologie • • • • (Verbreitung der Parasiten) Basierend auf dem Organbefall / Symptomen Basierend auf dem Übertragungsweg Basierend auf Inkubationszeit Basierend auf Eosinophilie-Ausmass B. R. Beck Bellevue, Zürich Von Süss- und Meerwasserfischen übertragene Helminthiasen Süsswasserfische Nematoden Gnathostoma sp. Capillaria philipp. Meerwasserfische Anisakis simpl Pseudoterranova decipiens Eustrongyloides spp. Zestoden Diphyllobothrium Diphyllobothrium latum latum Trematoden Clonorchis sinensis Opisthorchis spp. Heterophydae spp. Echinostomidae spp. B. R. Beck Bellevue, Zürich Chappuis & Loutan, Rev Med Suisse, 2006 Welche Differenzialdiagnose • Basierend auf der Epidemiologie • • • • (Verbreitung der Parasiten) Basierend auf dem Organbefall / Symptomen Basierend auf dem Übertragungsweg Basierend auf Inkubationszeit Basierend auf Eosinophilie-Ausmass B. R. Beck Bellevue, Zürich Auftreten von Symptomen, Eosinophilie und Präpatenz Wurm Erste Eosinophilie Präpatenz Symptome Maximum Ascaris 1-14 Tage 20 Tage 8-10 Wochen Trichuris Wochen 25 Tage 8-9 Wochen Strongyloides 4-5 Wo. 40 Tage 4-5 Wo. Autoinfektion Wochen Jahre Nach Jahren B. R. Beck Bellevue, Zürich Präpatenz und Lebensdauer verschiedener Würmer Spezies Oxyuren Ascaris Ankylostom Trichuris Strongyloides. Bilharziose Filarien B. R. Beck Bellevue, Zürich Präpatenz 20-40 Tage 60-70 Tage 20-35 Tage 60 Tage 30 Tage 30-40 Tage 150-400 Tage *Autoinfektion möglich Lebensdauer Wochen 1 Jahr 6 Jahre 5-10 Jahre > 30 Jahre* 4-30 Jahre 10-18 Jahre Welche Differenzialdiagnose • Basierend auf der Epidemiologie • • • • (Verbreitung der Parasiten) Basierend auf dem Organbefall / Symptomen Basierend auf dem Übertragungsweg Basierend auf Inkubationszeit Basierend auf Eosinophilie-Ausmass B. R. Beck Bellevue, Zürich Eosinophilie Parasit Trichinellen Ascaris Trichuris Strongyloides Diphyllobothrium Schistosomen Fasciola B. R. Beck Bellevue, Zürich Tag max. EosZahl 15 20 25 40 & + 40 60 90 % Eos. / Lc 50 25 15 5-30 30 30 80 Eosinophilie bei «Touristen» • Meist ein Problem bei Personen mit Migrationshintergrund oder bei Expatriates / Langzeitaufenthalter • SELTEN nach Ferienaufenthalt B. R. Beck Bellevue, Zürich Die Werkzeuge • • • • • • Klinische Untersuchung Grosses Blutbild, Leberwert Blutchemie nach spezieller Indikation Stuhl / Urin- Untersuchungen Serologische Untersuchungen Bildgebende Methoden B. R. Beck Bellevue, Zürich Wann soll serologisch gesucht werden? Vorteile • Nachweis von tissulären Parasiten • • • – Kein Nachweis von Eiern möglich – Z.B. Echinokokkose, Toxocara Nachweis während der Präpatenzperiode Serologie sensitiver als Eiernachweis – Strongyloides, Bilharziose Das Resultat wird kaum durch die B. R. Beck Infektionsdichte beeinflusst Bellevue, Zürich Kreuzreaktionen Helminthen-Serol. Antigen Sm1 Sm2 Fh Infekt Schistosomiasis Fasciolosis Echinococcosis Strongyloidosis Filariosis Toxocarosis Trichinellosis B. R. Beck Bellevue, Zürich Eg Sr Av Tc Ts Kreuzreaktionen Helminthen-Serol. Antigen Sm1 Sm2 Fh Infekt Schistosomiasis Fasciolosis Echinococcosis Strongyloidosis Filariosis Toxocarosis Trichinellosis B. R. Beck Bellevue, Zürich Eg Sr Av Tc Ts Was soll bei einer Eosinophilie gesucht werden? • Helminthensuchtest «Tropen» • Stuhluntersuchungen je nach Präpatenz • Weitere Abklärungen nach spezieller Klinik – Konsil Tropenmedizin Neurologische Beschwerden: Gnathostomen, Angiostrongylus, Toxocara, Zystizerkose Juckreiz nach Afrika: Filarien Gallenkoliken: Fasciola, Clonorchis B. R. Beck Bellevue, Zürich • • • Take home message An die Parasitologie nicht erst zum Schluss denken Serologie kann nützlich sein bei Gewebsparasiten und solchen, die schwer nachweisbar sind Labors – Institut für Parasitologie UniBe (www.ipa.vetsuisse.unibe.ch) – SwissTPH (www.swisstph.ch/de/dienstleistungen) – Parasitologie DZP UniZH (www.paras.uzh.ch/diagnostics.html) B. R. Beck Bellevue, Zürich