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Erfahrungsbericht Granada Wintersemester 2014/2015 Paul Schuhmann Mit diesem Bericht versuche ich Eindrücke, Erfahrungen und Empfehlungen meines Semesters in Granada zusammen zu fassen und zu beschreiben, vielleicht wird das zukünftigen Studierenden auf der Suche nach dem andalusischen Abenteuer helfen. An dieser Stelle möchte ich auch gleich entgegen dem einschlägigen Ruf feststellen, dass ein Erasmus-Aufenthalt viel mehr sein kann als eine endlose Party, man selbst hat die Wahl. Die Vorbereitungen begannen so ca. 9 Monate vor Abreise. Da ich bereits über sehr gute Spanischkenntnisse verfügte und unbedingt die Inhalte der angebotenen Seminare verstehen wollte, fiel meine Wahl auf Granada. Ich denke ein Mindestlevel von A2 sollte vorhanden sein, da die Sprache eine Tür bzw. eine Barriere sein kann, um die Kultur zu begreifen und Kontakte zu schließen. Da alle angebotenen Seminare auf Spanisch waren, stelle ich mir es sehr frustrierend vor täglich mit dem eigenen Unverständnis konfrontiert zu werden... Vielleicht stimmt das aber auch nicht ganz, da man ja eine Sprache umso schneller lernt, je mehr man von ihr umgeben ist. Wie dem auch sei, ich flog damals direkt von Berlin nach Granada, weil ich glücklicherweise eine billige Verbindung gefunden hatte. Billiger wird es meist, wenn man nach Málaga fliegt um von dort mit dem Bus weiter nach Granada zu fahren. Am Besten nimmt man einen Bus vom Flughafen zur Estación Central, von dort fährt nämlich jede Stunde ein Bus nach Granada. Wer wie ich gerne alles doppelt prüft, checkt am Besten die Internetseiten der Bus-Anbieter: www.alsa.es oder www.tgcomes.es . In den ersten Tagen konnte ich dank Kontakten von Kontakten bei Freunden unterkommen. Wer nicht unter solch glücklichen Umständen ankommt, sollte nach Hostels (unzählige in Granada) oder einer Couch bei Couchsurf schauen www.couchsurfing.com. Zwei besonders schöne Hostels (meiner Meinung nach) sind dabei das Makuto (www.makutohostel.com) und das Hostal Oasis (www.oasisgranada.com). Da Granada eine sehr beliebte Stadt für Erasmus-Studierende ist, hat sich dort bereits ein breiter Wohnungsmarkt für Langzeit-Touristen etabliert. Überall in der Stadt findet man Anzeigen mit Telefonnummern an die Wände geklebt, meist sind es „Erasmus-Flats“, dazwischen aber auch WG-Anzeigen. Auch im Internet gibt es natürlich vielzählige Anzeigen und Angebote eine Wohnung zu suchen (www.pisocompartido.com / www.loquo.es / www.milanuncios.com). Nicht immer leicht da den Überblick zu behalten, andererseits hat man die Sicherheit definitiv ein Zimmer zu finden. Wie immer gilt, je näher am Stadtkern umso teurer. Auch von ausländischen Studierenden wird gerne mal mehr verlangt. Es reicht also von 175 Euro im Monat im entfernten Stadtteil Cartuja, bis zu 400 Euro im Centro, von einer kleinen spanischen WG bis zu einer achtköpfigen Internationalen WG, es ist alles dabei und in letzterer bin ich gelandet. Entgegen meiner Vorsätze mit SpanierInnen leben zu wollen, dem großartigen Gefühl folgend, dass ich schon beim ersten Betreten der Wohnung hatte. Letztendlich ist wohl die Art der Menschen, mit denen man wohnt, ausschlaggebend und nicht deren Nationalität. Wer jedoch das vorrangige Ziel hat seine Spanischkenntnisse intensiv zu verbessern, sollte sich wahrscheinlich doch eine spanischsprachige WG suchen. Die Fakultät für Soziale Arbeit befindet sich sehr zentral gleich neben dem wunderschönen Gelände des Monasterio San Jeronimo. Die Seminare sind dort im Vergleich zu einer deutschen 1 Hochschule anders konzipiert. In einem zweiwöchigen Rhythmus wechseln sich hier „Práctica“Stunden mit „Teoría“-Stunden ab. In den praktischen Einheiten werden meist Aufgaben gestellt, die in Gruppenarbeiten gelöst und daraufhin abgegeben werden sollen. Was sich anhört wie Hausaufgaben, fühlt sich auch tatsächlich so an und auch insgesamt habe ich mich mehr in meine Schulzeit zurückversetzt gefühlt, anstatt dem selbstbestimmten Arbeiten als Student nachzugehen. Das ist auch die einzige große Enttäuschung meines Spanienaufenthalts: das Bildungssystem. Wenn man ein relativ freies Studium gewöhnt ist, bei der man nach Interessen wählen kann und Kritik immer erwünscht ist, fühlt man sich im Alltag der Facultad de Trabajo Social, strukturiert durch Klassen und Anwesenheitspflicht, schnell eingeengt. Gelernt wird um die finalen Prüfungen zu bestehen, Arbeiten immer auf dem möglichst schnellsten und einfachsten Weg gelöst. So erschien mir das Studium der Sozialen Arbeit, bis auf einzelne Ausnahmen, leider sehr oberflächlich, dabei weitaus aufwändiger. Es ist auf jeden Fall empfehlenswert, als Erasmus-StudentIn gleich zu Beginn ein persönliches Gespräch mit dem/der ProfessorIn zu suchen und sich vorzustellen, ich wurde immer mit großer Rücksichtnahme und Freundlichkeit behandelt. Granada selbst ist eine herrliche Kleinstadt, ein Labyrinth wunderschöner Gassen und Straßen, mit einer vielfältigen kulturellen Szene, geprägt durch die vielen Studierenden. Es ist ein ganz besonderes Gefühl sich in dieser Stadt zu verlieren, während sich am Horizont die Sierra Nevada und die Alhambra entfalten. Es ist beeindruckend wie viel Geschichte in diesem Städtchen und überhaupt in ganz Andalusien verborgen liegt. Anstatt touristischer Tipps, die sicherlich schon gefühlte tausendmal abgedruckt wurden, möchte ich hier noch auf ein paar persönliche Empfehlungen eingehen. Ein sehr interessanter Ort ist beispielsweise das besetzte Gelände des „Quince Gatos“, nach einem Imagewechsel mittlerweile unter dem Namen „Csoa La Redonda“ bekannt (http://www.csoalaredonda.org/). Ein Projekt, das viele verschiedene „Talleres“ anbietet, wie beispielsweise Zirkus oder Siebdruck. Donnerstags gibt es zudem immer (gegen eine kleine Spende) ein veganes Mittagessen, sehr zu empfehlen! Auch die Bar „Entresuelo“ konnte immer wieder mit großartiger Musik, Soliparties und Kinoabenden überzeugen (http://entresuelogranada.blogspot.de/). In der Konzerthalle „Sala el Tren“, im „Quilombo“ oder im „Pata Palo“ sollte man auch mal vorbeischauen. Ein weiterer Tipp ist das „Gato Gordo“ im Realejo, ein bewohntes Haus, das von Zeit zu Zeit Microteatro-Abende anbietet. In jedem Zimmer findet man ein neues Theaterstück oder Livemusik, fantastisch! (http://gatogordo.crepali.es/) Und zu guter Letzt empfehle ich allen Menschen, die von Supermärkten oder dem touristischen Zentrum genervt sind oder einfach mal wieder Lust haben auf ein chaotisches Marktambiente, den Obst/Gemüse/Kleider-Markt in Almanjáyar/Cartuja. Etwas außerhalb, dafür unglaublich billig und authentisch. Jeden Sonntag in der Straße „Calle Casería de Aguirre“. Da das Viertel Almanjáyar allerdings für seine Probleme bekannt ist, sollte man sich möglichst unauffällig bewegen und schön auf die Wertsachen achten… Ein Erasmus-Semester in Granada ist ein wunderbares Abenteuer. Ein Abenteuer zusammengesetzt aus bereichernden Begegnungen, dem schönen Spanisch, der südlichen Sonne, der schneebedeckten Sierra, dem nahen Meer, den leckersten Oliven, dem leckersten Rotwein, den langen Tapas-Nächten, den Gitarrenklängen und dem umwerfenden Flamenco-Tanz. Ich denke gerne zurück an diese Zeit, freue mich schon darauf, die vielen gewonnenen Freunde wieder zu sehen und wünsche allen, die sich entschieden haben hier eine Zeit zu leben eine unvergessliche Zeit. 2